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Prolog


Was ist, wenn alles woran sie glaubte doch nur auf diese Erinnerung vor zweieinhalb Jahren beruht? Was ist, wenn er schlicht und einfach niemanden lieben kann? Was ist, wenn sie gerade dabei ist den größten Fehler ihres Lebens zu machen?
Sie stoppte und der Regen peitschte nun nicht mehr brutal auf ihr Gesicht.
Nein, dachte sie. Wie auch immer die Geschichte zwischen ihnen beiden ausging, es war auf keinen Fall ein Fehler, ihm eine zweite Chance zu geben.
Es war soviel passiert zwischen ihnen beiden... So unglaublich viel! Das konnte durch nichts und niemanden rückgängig gemacht werden. Niemals.


Kapitel 1


Sie hätte sich unmöglich länger von ihm fernhalten können! Zumindest nicht ohne Höllenqualen zu erleiden.
Also fasste sie spontan ohne irgendeinen Plan zu haben was sie sagen bzw. tun sollte, den Entschluss, zum Schulfest zu ihm zu gehen.
Himmel, wie er sich verändert hatte in den letzten zwei Jahren!
Er war nicht mehr der kleine Junge, der nur eine Freundin wollte. Und sie war auch nicht mehr das kleine Mädchen, das verzweifelt Aufmerksamkeit suchte. Sie waren beiden um einiges reifen geworden, ein kleines Stück erwachsen.
Und sofor kamen natürlich die Erinnerungen in ihr hoch: Wie sie sich das erste Mal in die Augen gesehen hatten, wie sie sich jeden Tag in der Pause getroffen hatten, wie er Schluss gemacht hatte, wie sie ein Jahr kein Wort mit einander sprachen, wie er sie schließlich nach dem Geburtstag einer Freundin nach einer zweiten Chance fragte (was sie auf Grund ihres Stolzes ablehnte) und wie ein weiteres Jahr in Schweigen verging...All das kochte in ihren beiden Köpfen auf.
Das Mädchen dachte, das dieses gemeinsame Lachen, diese ungezwungene Unterhaltung einmalig sei.
Doch es kam alles ganz anders...


Kapitel 2


Jetzt trafen sie sich wieder jeden Tag in der großen Pause.
Und es dauerte auch nicht lange - 18 Tage um genau zu sein - da wurden diese zwei jungen Menschen wieder ein Paar.
Ein Mal pro Woche - meist montags - ging das Mädchen zu dem Jungen nach Hause.
Mit jedem Treffen verliebten sich die beiden mehr in einander. Wer hätte das gedacht?
Es kam der Tag - inzwischen waren die beiden bereits über drei Monate zusammen - da lagen die zwei auf einer Matraze im Gartenhaus des Jungen.
Lachend sind sie darauf gefallen und nun ruhte der Kopf und der angewinkelte linke Arm des Mädchens auf der Brust des Jungen. Dieser strich zärtlich über das lange, dunkelblonde Haar des Mädchens.
Irgendwann rutschte sie von seiner Brust an seine linke Seite.
Sie spürte seinen Blick und sah hinauf. Seine Augen - die die Farbe eines lichtdurchfluteten Sees hatte - sahen sie sanft an.
Sie küsste sich.
Er drehte sie auf den Rücken und legte sich sanft auf sie.
Anfangs war der Kuss sehr verhalten uns sanft.
Doch je länger er andauerte, desto inniger wurde er.
Zwischen den beiden entbrannte eine Leidenschaft, die beide noch nie zuvor gespürt hatten.
"Ich liebe dich!" hauchte er schwer atmend.
"Ich dich auch!" erwiderte sie und küsste ihn.
"Du musst jetzt gehen. Ich muss packen - wir fahren doch heute noch nach Belgien...!"
"Dann geh' ich mal..."
Die beiden erhoben sich.
Mit einem sanften, drängenden, sehnsüchtigen Zungenkuss verabschiedeten sie sich von einander.

Kapitel 3


Drei Tage später war folgender Arktikel in der Zeitung zu lesen:

Vier-köpfige Familie auf der Fahrt in den Urlaub verunglückt - 15-Jähriger Jungen überlebt als einziger schwer verletzt

Selbstverständlich rannte das Mädchen sofort los ins Krankenhaus, zu ihrem Liebsten. Sie wusste das er es war, sie spürte es.
Der sterile Geruch des Krankenhauses schlug ihr so plötzlich entgegegen. Am Empfang erfragte sie seine Zimmernummer - und tatsächlich war er hier eingeliefert worden.
Leise klopfte sie an die Tür. Keine Antwort - kein gutes Zeichen.
Doch als sie das Krankenzimmer betrat, keuchte sie auf: Ihr Geliebter, der Junge, den sie vor ein paar Tagen noch so leidenschaftlich geküsst hat, der ihr selbst so viel Liebe geschenkt hat, lag nun da mit tausenden Nadeln im Arm und dieser Maschine, die bei jedem Herzschlag piepste, was total nervtötend war.
Sie war fassungslos.
Doch sie lächelte leicht während sie sich verstohlen die Tränen aus den Augenwinkeln wischte. Er sah aus wie ein Engel - ihr Engel, ihr ganz persönlicher Engel.
Jetzt schlug er die Augen auf.
Schnell eilte die zu seinem Bett und setzte sich auf die Bettkante.
"Ich liebe dich" brachte er hervor.
"Ich weiß"
"Wir sind echt ganz schön blöd - wir lieben uns zwei Jahre, dann kommen wir endlich zusammen, und jetzt muss ich sterben"
Sie lächelten beide während ihnen die Tränen über die Wangen rannen.
"Ich will nur, dass du mich nie vergisst. Und auch nicht das, was zwischen uns passiert ist." fuhr er fort.
Sein Atem rasselte.
"Niemals" sagte sie mit tränenerstickter Stimme.
"Ich musste dir das einfach noch sagen - nur deshalb habe ich wahrscheinlich überlebt. Du musst aber trotzdem wieder glücklich werden! Verliebe dich! Heiate irgendwann! Ich bin immer bei dir, ich lass dich nicht allein! In deinem Herzen werde ich immer bei dir sein. Und jetzt küss mich bitte - ein letztes Mal. Bitte."
Sie beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn mit all der Liebe, die sie geben konnte. Oh, wie sehr sie ihn liebte.
"Ich habe dich jede Sekunde geliebt, seit wir uns das erste Mal gesehen haben. Das darfst du auch nie vergessen. Ich habe dich immer geliebt, ich liebe dich und ich werde dich immer lieben!"
Noch ein letztes Mal zog er ihr Gesicht zu sich hinunter. Ihre Lippen lagen bewegungslos auf einander. Und noch während dieses Kusses erklang aus der Herz-Maschine ein durchgängiger Piep-Ton.
Er war tot.
Die Tränen brachen hemmungslos aus ihr hervor und sie brach über dem leblosen Körper ihrer großen Liebe zusammen.
Sie hatte nie einen Jungen so geliebt wie ihn - nie zuvor und auch niemals danach.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.07.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Ihn <3

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