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Ein Ferrari und ein Macho




Vor drei Stunden war noch alles gut. Wenn man nicht schon fast sagen könnte, perfekt. Ich saß im Esszimmer unserer 836m2 großen Villa und schlürfte genüsslich meinen frisch gepressten (und gesiebten, versteht sich!) Orangensaft mit einem Schuss Maracuja, als mein Vater seine Zeitung sinken ließ und mich liebevoll ansah.
„Heute ist ein besonderer Tag, Carly. Zu diesem Anlass möchte ich dir etwas Kleines zukommen lassen.“ Er nickte dem Hausmädchen zu, das sofort ein rundes, abgedecktes Silbertablett zu mir trug. Was würde mein Dad mir zu meinem 18. Geburtstag wohl schenken? Vielleicht die wunderschönen roten Pumps von Gucci? Oder die heiß ersehnte Prada-Tasche, die Katy Perry höchstpersönlich designt hatte? Aufgeregt wartete ich darauf, dass das Hausmädchen das Tablett endlich vor mir abstellen und den Deckel heben würde. Sie ließ sich Zeit und mein Dad hatte offenbar Freude daran, dabei zuzusehen, wie ich immer ungeduldiger auf meinem Stuhl herumrutschte.
Dann hob sich der Deckel und Tadaa – das Erste, was ich erblickte war ein plüschiges rosa Schweinchen. Entgeistert schaute ich von dem Schwein zu meinem Vater und zurück. Amüsiert folgte er meinem Blick und lachte dann über meine offensichtliche Enttäuschung. Ich hätte schon fast gesagt: „Danke Papa, das ist echt ein süßes Schweinchen!“, da erklärte er: „Carly, schau mal, da hängt was dran!“
Verwirrt nahm ich das rosa Ding hoch und tatsächlich! Auf der Rückseite war etwas Kühles befestigt. Ich drehte es um und fand einen Schlüssel.
Jetzt war ich noch zehn Mal verwirrter.
„Komm mal mit“, ermunterte er mich und fasste mich am Arm. Gemeinsam liefen wir durchs Foyer nach draußen auf den Innenhof. Neben unserem großen Springbrunnen waren einige Autos geparkt: Die von unseren Bediensteten, zwei Limousinen, ein paar Autos von meinem Vater und ein roter Ferrari, den ich nicht kannte.
Momentchen mal…!
Meine Augen wurden riesig groß und ich starrte das Schwein… nein, den Schlüssel in meiner Hand an. Konnte das…?
„Dad?“, fragte ich mich zittriger Stimme und schaute ihn an. Er nickte nur und grinste.
„Das ist jetzt deiner. Das heißt, natürlich nur, wenn du ihn willst.“
„Ob ich ihn will?“, kreischte ich. Was war das denn für eine überflüssige Frage, natürlich wollte ich! Überglücklich fiel ich meinem Dad um den Hals und hüpfte auf und ab. Das war seit Jahren das beste Geburtstagsgeschenk, das ich je bekommen hatte (Mal abgesehen von dem Appartment auf den Malediven letztes Jahr und dem Privatkonzert von Lady Gaga zu meinem sechzehnten Geburtstag)!
„Mach mal den Kofferraum auf“, riet er mir und zwinkerte.
Ich rannte auf meinen elf-Zentimeter-Jimmy-Choo-Pumps über den Kiesweg (Jap, darin brauchte man viel Übung, sonst brach man sich alles)auf das Auto zu und fand im winzigen Stauraum unter der Heckklappe zwei Umschläge. In dem einen befand sich ein 10.000¤-Gutschein für Gucci und in dem anderen dieselbe Summe für Prada, meine beiden Lieblingsläden.
Quietschend fiel ich meinem lachenden Dad um den Hals.
„Macht es dir was aus, wenn ich ihn sofort ausprobiere? Ich wollte mich sowieso mit Macy in der Stadt treffen“, fragte ich aufgeregt.
„Mach das. Gib nicht gleich alles auf einmal aus“, sagte er noch, obwohl er wusste, dass ich das wahrscheinlich sowieso machen würde.
Ich küsste meinen Vater auf die Wange und er umarmte mich, dann stieg ich in mein neues, wundervolles Auto und fuhr los.
Ja, ich gebe zu, dass ich meinen Führerschein erst seit drei Wochen habe und ich den Prüfer bestechen musste (hat mich echt viel gekostet!!), um an meinen Lappen zu kommen, aber wen störte das schon!
Ich fand, dass ich großartig fuhr. Mit geöffnetem Fenster und lauter Musik von Katy Perry genoss ich das großartige Gefühl der Geschwindigkeiten. Rote Ampeln störten mich dabei nicht im Geringsten – sollten die anderen doch vorsichtig sein!
Ich rief Macy, meine beste Freundin, an und sagte ihr, dass ich in zehn Minuten in der Stadt sein würde. Auf einmal erschien auf der Spur neben mir ein knallgelber Lamborhini und ließ den Motor ein bisschen aufröhren. Ich schaute, was für ein Spinner sich da wichtigmachen wollte, und erkannte einen offensichtlich muskulösen, braungebrannten und braunhaarigen Typen mit Sonnenbrille, der mich provokant anlächelte. Ich fuhr ein bisschen schneller (40 Km/h über dem Tempolimit, aber was soll’s! Auch Polizisten lassen sich bestechen), um den Kerl abzuhängen, doch er blieb neben mir, fuhr sogar ein bisschen schneller als ich. Na dem würde ich es aber zeigen! Was dachte er eigentlich, wer er war!
„Du, ich muss auflegen. Hier ist so ein Psycho, der denkt, dass sein Auto besser wäre, als meins. Wir sehen uns gleich, Süße!“ Damit legte ich auf und warf das Handy neben mich auf den Beifahrersitz. Ich schaute den immer noch grinsenden Macho neben mir finster an, dann beschleunigte ich. Damit hatte er offenbar nicht gerechnet, denn für einen Moment hing er zurück. Doch dann setzte er nach und nahm die Herausforderung an. Auch er drückte das Gaspedal weiter runter. Mist, er schaffte es sogar, mich zu überholen! Ich konnte das nicht zulassen und gab noch mehr Gas. Inzwischen war ich auf 130 Km/h in einer Tempo-50-Zone. Zum Glück war die Straße eher leer, so hatte ich mehr Platz zum Beschleunigen. Aus einer Seitenstraße bog dann aber doch so ein schäbiger Kleinwagen auf unsere Straße und er ordnete sich ausgerechnet in meine Spur ein. Mir blieb nichts anderes übrig, als weiter zu beschleunigen, was mein rotes Schätzchen auch gern tat. Ich schaffte es, ein gutes Stück zwischen mich und den Macho zu bringen, dann wechselte ich auf seine Spur und überholte den klapprigen Golf. Ein Seitenblick zeigte mir, dass darin ein sehr alter Mann saß und lauthals schimpfte. Er schüttelte den hochroten Kopf und drohte mir mit der Faust, aber ich lachte nur. Als ich den Kopf wieder nach vorne drehte und in den Rückspiegel schaute, sah ich, dass der Lamborghini schon wieder fast hinter mir war und gab verbissen noch mehr Gas. Dann grinste ich. Wenn ich nicht sofort wieder auf die rechte Spur wechselte, blieb dem Macho hinter mir auch nichts anderes übrig, als langsam hinter mir zu fahren. Ich wollte meinen Plan gerade umsetzen und ein bisschen mittig fahren, so dass ich beide Spuren blockierte, da sah ich noch mal in den Rückspiegel.
Der wütende Mann in dem Golf hatte ebenfalls angefangen, zu beschleunigen und bedrängte somit den Lamborghini, der mit Affenzahn immer näher kam.
In einer Schrecksekunde sah ich in meinem Kopf die Szene vor mir, die sich gleich abspielen würde, doch ich war nicht geistesgegenwärtig genug, um zu reagieren. Vor Schreck latschte ich sogar noch auf die Bremse. Das alles führte dazu, dass der Macho mir hinten reinrauschte. Es gab einen Riesenknall und dann drehte sich alles. Mein Auto flog durch die Luft, der Sicherheitsgurt schnitt in meinen Hals und ich stieß mir mehrfach den Kopf. Ich wusste nicht mehr, wo unten und wo oben war, und hörte so ein abartiges Knacken.
Nach einer gefühlten Ewigkeit und einem letzten ohrenbetäubenden Knall kam mein Auto auf dem Dach auf und schlitterte noch etliche Meter, bis es endlich zum Stillstand kam.
Mein Kopf war so angeschlagen, dass ich für den Moment nichts denken konnte, als Der schöne Ferrari!

, und nur verschwommen sah. Ich hörte auch nicht allzuviel, konnte die Geräusche zumindest nicht zuordnen.
Irgendwann wurde meine Tür aufgerissen und Hände zerrten mich irgendwie aus dem Auto. An den Rändern meines Sehfelds wurde es langsam schwarz.
„Hallo, können Sie mich hören?“, rief jemand mehrmals, aber es hörte sich an, wie aus sehr weiter Ferne. Mein Bild verschwamm immer wieder, aber ich konnte den Kerl als den Macho aus dem anderen Auto identifizieren. Seine Sonnenbrille war verschwunden, genauso wie das dumme Grinsen. Dafür hatte er ein paar Kratzer und Blut im Gesicht. Wie ich wohl aussah?
„Sie müssen jetzt bei mir bleiben, ja? Alles wir wieder gut, wir kriegen das schon hin!“, redete er auf mich ein, doch meine Augen wurden schwer.
„Nicht einschlafen, hören Sie?“, sagte der Kerl noch eindringlicher, doch mein Kopf rutschte schon zur Seite. Das letzte, was ich sah, war das rosa Schweinchen, das mich irgendwie blöd angrinste…

Gestorben


Das Erste was ich wahrnahm, als ich aufwachte, war ein umwerfender Duft. Er roch ein bisschen süß, hatte aber auch eine herbe Note. Die Augen noch geschlossen, versuchte ich mich daran zu erinnern, wann ich mich ins Bett gelegt hatte, doch ich konnte es nicht. Also schlug ich die Augen auf. Mein Kopf war auf einen ultraweichen Kissenturm gebettet und ich lag unter einer beigen Decke aus Seide. Die Wäsche kannte ich gar nicht, hatte ich sie zu Geburtstag bekommen? Und seit wann war mein Bett so klein?
Stirnrunzelnd drehte ich mich auf die andere Seite und erschrak zu Tode.
Da saß ein Typ neben mir auf dem Bett an die Wand gelehnt und spielte mit seinem Handy. Durch den Schrei, den ich ausstieß, bemerkte er, dass ich wach war. Eigentlich wollte ich nur ein Stück vor ihm zurückweichen, doch mit einem Satz stand ich am anderen Ende des Raumes. Wie war ich denn dort hingekommen?! Und vor allem, WO war ich?
Mit schreckgeweiteten Augen starrte ich den Kerl an, bis er breit anfing zu grinsen und sich auf die Bettkante setzte. Mit einem Schlag wusste ich, wer er war. Der Macho mit dem gelben Lamborhini. Er wollte ein Rennen mit mir und meinem neuen Ferarri… und dann hatte ich einen Unfall.
Oh Gott! Warum war ich nicht im Krankenhaus?! Ich hatte mir doch alles gebrochen!
Prüfend bewegte ich mich, hatte aber keine Schmerzen. Auch meinem Kopf ging es gut. Der Macho räusperte sich, und mir wurde wieder bewusst, dass er auch im Raum war.
Wütend funkelte ich ihn an. Ich wollte ihm etwas an den Kopf werfen (natürlich nur wörtlich. Obwohl…) und stemmte meine Hand in die Hüfte, wie ich es immer tat, wenn ich wütend war. Mh, mein Oberteil fühlte sich merkwürdig warm und… fleischig an.
Zweifelnd sah ich an mir herunter und sog im nächsten Moment geräuschvoll die Luft ein. Was zur Hölle…?!
„Wieso bin ich nackt?!“, schrie ich den Fremden an und machte drohend zwei Schritte auf ihn zu. Er grinst nur noch mehr.
„Du bist ja gar nicht nackt, du hast immer noch deine Unterwäsche an“, erwiderte er frech. Boah…! Was bildete der sich eigentlich ein?
„Das war keine Antwort“, zischte ich und ich schwöre, könnten Blicke töten, wäre dieser Macho jetzt mausetot!
„Ich bin schon tot“, meinte er. Hä? Hatte er gerade etwa…
„Ja, ich habe deine Gedanken gelesen. Ist nicht so schwer, so emotional unstabil, wie du gerade bist“, meinte er schulterzuckend.
Emotional unstabil? Also wirklich! „Du hast mich gerade fast tot gefahren und jetzt beleidigst du mich auch noch? Was fällt dir eigentlich ein? Wo bin ich hier überhaupt? Und… was meinst du mit `ich bin schon tot‘?“
„Und auf welche Frage soll ich jetzt zuerst antworten?“
Als ich ihn mit meinem Todesblick anfunkelte, hob er entschuldigend die Hände. „Ok, ist ja gut! Du bist hier bei mir zu Hause. Das mit dem Unfall war keine Absicht. Ich meinte es genauso, wie ich es gesagt habe. Und ich muss dich leider korrigieren: ich habe dich nicht nur fast tot gefahren, sondern ganz.“
Verwirrt musste ich erstmal jede seiner Antworten der richtigen Frage zuordnen und das brauchte seine Zeit. Aber dann tauchten in meinem Kopf noch mehr Fragen auf.
Die Wichtigste war aber zunächst: „Hast du mich ausgezogen?!“
„Ich hab auch nicht geguckt“, meinte er und zwinkerte mir zu, während sein Blick an mir herunterglitt. Na toll, das war mir wirklich wichtig! Schließlich stand ich hier vor ihm, nur in meiner Unterwäsche, und jetzt nutzte er die Gelegenheit umso mehr.
„Dein Kleid war total blutig und dreckig und eigentlich wollte ich dir Sachen von mir geben, aber ich wollte nicht, dass du sie vollschwitzt und dann dachte ich mir, du kannst genauso gut in deiner Unterwäsche schlafen.“
Die Luft blieb mir weg bei so viel Dreistigkeit. Noch NIE in meinem ganzen Leben hatte jemand so mit mir geredet! Ich bekam immer das, was ich wollte! Ich musste die Sache anders angehen.
Prompt ersetze ich meinen Killer-Blick durch ein Lächeln.
„Ach, wenn das so ist, ist das schon okay.“ Dann schritt ich langsam auf ihn zu und sah ihm dabei in die grünen Augen. Sie bildeten einen merkwürdigen Kontrast zu seinen dunkelbraunen Haaren, die er kurz trug und ein bisschen verwuschelt. Wie ich vermutet hatte, war er sehr muskulös und sein brauner Teint verstärkte diesen Eindruck noch.
Abwartend schaute auch er mich unablässig an, bis ich schließlich vor ihm stand.
„Wie gut, dass du mich mitgenommen hast“, hauchte ich und setze mich rittlinks auf seinen Schoß. Die Arme schlang ich um seinen Hals. Immer noch Blickkontakt haltend, kam ich ihm ganz nahe, sodass ich seinen süßen Atem auf meinem Gesicht spürte und sah, wie sich seine Lippen langsam öffnen.
Ich merkte, dass es ihm gefiel, auch wenn er überrascht war. Ich beugte mich das letzte Stück vor, bis nur noch ein Blatt Papier zwischen unsere Lippen gepasst hätten. Dann legte ich meine Hände sanft auf seine Schultern und drückte ihn zurück, damit wir auf dem Bett landeten. Er kam meiner Aufforderung nach und schließlich lag und saß ich halb auf ihm.
Eigentlich hatte ich einen Plan gehabt. Ich wollte ihn fast küssen, ihm dann aber richtig eine scheuern, sodass er morgen Abend noch einen Handabdruck im Gesicht hatte. Und dann würde ich Antworten verlangen! Wenn ich ihn so unter meiner Kontrolle hatte, dann hatte er ja praktisch gar keine andere Chance, als sich das dumme Macho-Grinsen aus dem Gesicht zu streichen und mich endlich ernst zu nehmen!
Doch urplötzlich überkam mich dieser unbändige Drang, ihn zu küssen, in seinen Haaren zu wühlen und noch ganz andere Dinge mit ihm anzustellen. Überrascht keuchte ich auf und schaute ihn verwirrt an. Was war das für ein Gefühl?
Also ich meine, natürlich kannte ich das Gefühl, mit jemandem Sex haben zu wollen, aber ich kannte es nicht so intensiv

! Er legte seine Hände auf meine Hüften und drückte mich ein bisschen an ihn heran. Zwischen meinen Schenkeln, in seiner Mitte, konnte ich etwas unverkennbar Hartes spüren. Ohne es zu wollen, stöhnte ich auf und warf meinen Kopf in den Nacken. Das konnte doch nicht wahr sein! Wie hatte dieser Macho das hinbekommen??
Ich konnte nicht anders, stütze meine Hände neben seinem Kopf ab und beugte mich zu ihm herunter.
Ich wollte ihn gerade (wenn auch eigentlich gegen meinen Willen) stürmisch und leidenschaftlich küssen, da schob er mich mit unerwarteter Kraft von sich herunter.
Jetzt war er es, der mit einem Mal vor dem Bett stand. Mir klappte der Kiefer auf und ich starrte ihn an.
Ich meine, hallo?!?! Hatte er mir gerade ernsthaft einen Korb gegeben? Das war mir noch nie passiert! Jeder einzelne Kerl an meiner High School riss sich darum, auch nur ein Mal mit mir auszugehen!
„Keine Sorge, ich habe dir keinen Korb gegeben“, sagte er und grinste mich an. Der sollte sich mal wieder einkriegen, die ganze Zeit grinste der! Arsch!
„Ich wollte bloß nicht, dass du etwas gegen deinen Willen tust“, fügte er noch hinzu. Ooh, was für ein Gentleman!
„Damit du das besser verstehst: Du befindest dich jetzt noch im Übergang. Deshalb kann ich auch noch deine Gedanken lesen. Und ich kann deine Gefühle beeinflussen…“
HA! Ich hab’s doch gewusst, dass ich von alleine auf diesen Arsch nie so scharf gewesen wäre! Für einen kurzen Moment hatte ich die Hoffnung an mich schon verloren.
„Und dann habe ich in deinem Kopf gesehen, was du vorhattest, und dachte, ich schlage dich mit deinen eigenen Waffen“, schloss er.
Was laberte der eigentlich die ganze Zeit von Gedanken lesen? Und Gefühle kontrollieren? War er vielleicht verrückt?
„Ich kann es dir gerne noch einmal demonstrieren“, sagte er und hatte mich im nächsten Moment schon unter sich auf das Bett geworfen. Mit seinem Mund fuhr er meinen Bauch entlang abwärts und hinterließ eine Gänsehaut. Das Verlange nach ihm überkam mich erneut so heftig, dass mir die Luft wegblieb.
Nur einen Wimpernschlag später saß er an die Wand gelehnt, als wäre nichts passiert und hinterließ mich heftig atmend.
Ich war schon wieder auf ihn reingefallen! Ich wurde wirklich, wirklich wütend. Also setzte ich mich auf und versuchte, ihn mit meinem Blick zu töten.
Erst sah er mich noch belustigt an, doch dann zuckte er auf einmal zusammen. Als er sich jedoch auf dem Bett wälzte, abwechselnd lachte und bettelte, dass ich aufhören sollte, wunderte ich mich doch ein bisschen.
„Womit?“, fragte ich verwirrt. Erleichtert schnaufte er und stütze sich auf seine Ellenbogen, damit er mich ansehen konnte.
„Na, mich zu kitzeln natürlich.“
Das war der Punkt, an dem ich ihn einfach nicht mehr ernst nehmen konnte. Ich brach in schallendes Gelächter aus.
„Du bist gut“, lachte ich. „Sind wir hier in der Psychiatrie, oder so?“
Ärgerlich sah er mich an.
„Ich wüsste nicht, seit wann Vampire eine Therapie brauchen.“
Das brachte mich noch mehr zum Lachen und ich kugelte mich auf dem Bett, wie er kurz vorher. Als mir die Tränen schon das Gesicht herunterliefen und ich fast einen Bauchkrampf bekommen hätte, beruhigte ich mich wieder.
Der Macho knurrte. Eindeutig verrückt. Doch dann wurde er ganz still und schien nachzudenken. Gespannt beobachtete ich ihn. Ich hatte noch nie so einen psychisch Gestörten von Nahem gesehen (ich mein das jetzt nicht böse, ich find’s eigentlich ganz interessant!). Leider konnte ich ihn auch überhaupt nicht einschätzen. Bestimmt war er aus dieser Anstalt ausgebrochen. Kein Wunder, dass er mich fast totgefahren hätte, der war ja anscheinend ziemlich gefährlich. Was für ein kranker Pfleger hatte mich in ein Zimmer mit diesem Kerl gesteckt? Und wieso war ich überhaupt in der Psychiatrie?
Der Macho unterbrach meinen Gedankengang, indem er mir die Hand hinhielt. Verwirrt blickte ich ihn an. Was erwartete er von mir? Sollte ich ihm die Hand küssen? Ich wollte lieber nichts falsch machen, ich hatte ein bisschen Angst, dass er mich dann schlagen würde, oder so.
Genervt seufzte mein Gegenüber, weil ich nicht reagierte und sagte: „Hi, ich bin Jared Weston und du? Lass uns noch mal von vorne anfangen.“
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, also spielte ich sein Spielchen einfach mit und ergriff seine Hand. „Ich bin Carly Harcourt.“
Immerhin wusste ich jetzt, wie er hieß!
„Okay Carly, ich kann verstehen, dass du noch ein bisschen verwirrt bist. Du hattest gerade erst einen schweren Autounfall und bist gestorben…“
Moment mal, warum redete der jetzt mit mir so, als wäre ich die Verrückte?!
„Ich bin gestorben? Was laberst du da, hast du noch alle Latten am Zaun?“
Er verdrehte nur die Augen.
„Ja, du bist gestorben. Jetzt hör mir doch erstmal zu Ende zu! Deine Verletzungen waren sehr schlimm und du hattest auch innere Blutungen. Ich habe dich mitgenommen und gesagt, dass ich dich ins Krankenhaus bringe…“
„…Was du nicht hast“, sagte ich und endete in Gedanken: sondern ins Irrenhaus. Na vielen Dank.
Nach einem bösen Blick von ihm verfiel ich aber wieder in Stillschweigen.
„Nein, habe ich nicht. Du bist jetzt bei mir. Ich habe dein Blut transformiert und dir welches von mir gegeben, was man halt alles so machen muss, und jetzt bist du fast fertig verwandelt.“
Verständnislos schaute ich ihn an. Ich gab mir schon gar keine Mühe mehr, mich über das zu wundern, was er da von sich gab. Vielleicht war das alles ja auch nur ein böser Traum?
„Ich habe dich gerettet, du kannst noch weiterleben“, sagte er, als wolle er mir damit auf die Sprünge helfen.
„Aber gerade hast du doch noch gesagt, dass ich tot bin! Ich glaube du musst lernen, dich zu entscheiden, was du erzählst, wenn du willst, dass man dir hilft.“
„Dass man mir hilft? Ich habe dir geholfen. Ich meine, klar hast du jetzt ein paar Unterschiede zu deinem menschlichen Leben, aber du hast echt viele Vorteile!“
Zu meinem menschlichen Leben? Ich kam mir wirklich blöd vor. Wieder antwortete er auf meine Gedanken. Vielleicht bildete ich mir das ja auch nur ein.
„Du bist jetzt kein Mensch mehr. Ich habe dich zu einem Vampir gemacht, genau wie ich einer bin.“
Mit großen Augen sah ich ihn an. Meine Güte. Dem hatten sie aber auch mächtig ins Gehirn geschissen! Der arme Mann!

So... Oder so ähnlich


Macho / Jared seufzte, weil ich ihm offensichtlich immer noch keinen Glauben schenkte. Dann stand er auf und lief zum Fenster. Einen Moment schaute er hinaus und stand mit dem Rücken zu mir.
Diesen Moment nutzte ich aus, visierte die Tür an, und rannte so schnell ich konnte darauf zu.
Schneller, als ich gucken konnte, war ich schon bei ihr und riss sie auf.
Unterschwellig war mir dabei auch bewusst, dass ich nur Unterwäsche trug, aber das war mir für den Moment echt egal. Ich wollte nur weg von diesem Psychopathen. Mit seinem Vampir-Gelaber hatte er mir wirklich ein bisschen Angst eingejagt.
Im ersten Moment war ich geblendet von dem hellen Licht auf dem Flur, dass von den hell gestrichenen Wänden noch reflektiert wurde. Dann lief ich einfach drauf los. Oben auf dem Flur befanden sich viele Zimmer. Eine schwarze Wendeltreppe führte direkt in das schwarz-weiß gekachelte Foyer. Ein großer, schwarzer Kronleuchter hing von der Decke. Ohne recht wahrzunehmen, wie schnell ich war, sauste ich die Treppe herunter und lief in den erstbesten Raum, den ich finden konnte. Er stellte sich als Küche heraus. Leider war hier niemand. Also drehte ich um und wollte wieder losrennen, da prallte ich heftigst gegen etwas – oder besser gesagt, jemanden.
Ich konnte einen Schrei nicht unterdrücken, doch mein Gegenüber lachte.
Zunächst dachte ich, der Macho / Psychopath / Jared war mir gefolgt, doch als ich einen Schritt zurücktrat, erkannte ich einen anderen jungen Mann. Er war etwas kleiner, als Jared und trug ein weißes Poloshirt. Endlich, ein Pfleger! Erleichtert fiel ich ihm um den Hals.
„Sie sind meine Rettung!“, rief ich. „Da oben ist so ein Verrückter, der glaubt, dass er und ich Vampire wären. Wie können Sie so jemanden nur auf die Menschheit loslassen? Das ist wirklich verantwortungslos, er hat mich angefahren! Und jetzt stellen Sie ihn bitte ruhig oder geben sie ihm eine Flasche Blut, oder irgendetwas, was ihn beruhigt!“
Ich merkte erst jetzt, dass sich die Anspannung von mir löste.
der Pfleger sah mich ziemlich amüsiert an. „Wie heißt du?“
„Carly“, antwortete ich schnell.
Er taxierte mich mit seinem Blick von oben bis unten und auch, wenn er wirklich gut aussah und ich mich um Himmels Willen nicht verstecken musste, fühlte ich mich schon ein bisschen merkwürdig. Schließlich war er ein Pfleger…
Aber wenn ich es mir mal so recht überlegte, war er ein ziemlich heißer Pfleger. Breitschultrig, blonde Haare und blaue Augen. Auch er war braungebrannt und hatte einen drei-Tage-Bart.
„Ich bin Joshua“, murmelte er, während er mir ziemlich nahe kam.
Mit einem Mal hatte ich ein sehr unanständiges Bild von ihm und mir auf der Anrichte der Küche, in der wir uns noch immer befanden, in meinem Kopf. Ich wusste nicht, woher es kam, es war ganz unbeabsichtigt einfach aufgetaucht.
Ich sah ihm in die Augen und versuchte wirklich, das Bild auszublenden, aber es gelang mir nicht. Fast augenblicklich drängte der Pfleger mich gegen die Anrichte und berührte meinen Hals mit seinem Mund. Was war nur los mit mir?
Da räusperte sich jemand neben uns. Erschrocken wich ich von Joshua weg und schaute den Macho an, der In der Küchentür lehnte.
„Das ist er“, stammelte ich und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Der ist verrückt.“
Joshua nickte und ging auf den Psychopathen zu. „Tut mir leid, aber ich muss Sie jetzt ruhig stellen. Die Dame hier hat sich über Sie beschwert. Erzählen Sie etwa schon wieder ihre Vampir-Geschichten?“
Als der Pfleger bei Jared angekommen war, hielt er ihm die Hand hin, und ich dachte zuerst, er wollte seinen Arm haben, um ihn eine Spritze zu geben. Doch dann schlugen die beiden brüderlich ein und fingen an, sich schlapp zu lachen.
Oh nein. Heute war wirklich mein Pechtag! Ich war umgeben von Verrückten!
Ich versuchte zu flüchten, doch der einzige Ausweg war durch die Küchentür und die beiden versperrten sie mir prompt.
„Nicht so schnell, kleines Fräulein!“

Ich war wirklich noch nie ein Freund von Fesselspielen. Das hat immer so was Unterdrückendes an sich. Noch schlimmer war es aber, dass ich jetzt gefesselt und provisorisch geknebelt in einem Stuhl saß, dem gegenüber die beiden Psychos Platz genommen haben. Wenigstens hatte ich jetzt ein weites Tshirt an.
Wütend starrte ich die beiden an. Wie konnten sie mich nur fesseln! Okay, sie hätten keine andere Wahl gehabt, nach dem Theater, das ich veranstaltet habe. Aber schließlich muss man sich wehren! Ich habe das komplette Repertoire aus dem Selbstverteidigungskurs aufgefahren: treten, kreischen, beißen, kratzen, spucken, Augen eindrücken…. Nichts hat geholfen!
Dann kam Psycho 1 / Jared mit einer Riesenspritze an und ab da wusste ich nichts mehr. Bis ich auf diesem wirklich sehr unbequemen Stuhl aufgewacht bin. Mein rechtes Bein war eingeschlafen, meine Wange juckte und ich musste mal aufs Klo. Na toll.
Wenn ich ganz viel Glück hatte, saugten mich die beiden gleich noch aus, weil sie mir die ganze Zeit erzählten, dass sie Vampire seien. Wohl zu viel Twilight geguckt!
Aber das Beste kam noch. Sie waren davon überzeugt, dass ich auch ein Vampir war. Ich wusste wirklich nicht, wie ich das verstehen sollte. Als Kompliment ganz bestimmt nicht. Naja, irgendwer würde mich schon retten… Schließlich war ich eine Harcourt!
Genervt seufzten die beiden und guckten ziemlich ratlos aus der Wäsche.
„Carly“, versuchte es Psycho 2 noch mal, der deutlich mehr Geduld zu haben schien, als Psycho 1. „Du kannst für’s Erste nicht zurück in dein altes Leben. Du musst dich erst ans Vampir-Sein gewöhnen, schließlich willst du ja niemanden verletzten.“
Doch, eigentlich schon! Euch beide nämlich!!
Psycho 1, der sich ja schon als eher ungeduldig herausgestellt hatte, rastete jetzt völlig aus. Mit einem Mal stand er direkt vor mir und stützte sich mit seinen beiden Händen links und rechts auf den Stuhllehnen ab.
„Jared, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist…“, hörte ich Psycho 2 aus dem Hintergrund, doch vor Angst starrte ich diesem Jared nur ins Gesicht.
Die Pupillen in seinen schönen grünen Augen – Nein! Nur grünen Augen meine ich – wurden größer, als hätte er Drogen genommen. Dann öffnete er den Mund. Sein Atem war immer noch so süß wie vorhin im Bett, doch seine Zähne veränderten sich. Vor meinen Augen wurden sie länger und spitzer. War das möglich?
Bestimmt war das irgendein superteurer Mechanismus den man sich ins Gebiss einbauen konnte…
Erzürnt schlug Jared auf die Stuhllehne.
„Was sollen wir denn noch tun, damit du uns glaubst? Du bist ein verdammter Vampir! Du bist im Auto gestorben! Hör auf zu denken, dass wir gestört sind!“
Oha, da war jemand aber wirklich leicht reizbar… Probleme mit seiner Mutter vielleicht? Ich nahm mir vor, ihn bei Gelegenheit zu fragen.
Da hellte sich das Gesicht vom Macho auf.
„Aha! Ich weiß was. Wieso sind wir da nicht gleich drauf gekommen? Wir geben ihr einfach Blut!“ Triumphierend wandte er sich zu Joshua um, der sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug.
„Man sind wir dumm!“, rief er.
Aha. Auch schon gemerkt.
Psycho 1/Macho mit Mutterkomplex warf mir einen wütenden Blick zu, verschwand dann aber aus der Tür. Fünf Sekunden später erschien er wieder, die Hände vollgepackt mit… Blutbeuteln????
Meine Augen weiteten sich. Nein, das konnten sie einfach nicht tun! So krank konnten die nicht sein. Hysterisch schüttelte ich den Kopf und versuchte, mich trotz des Knebels zu verständigen.
Psycho 2 hatte ein Einsehen und entfernte das Stück Stoff aus meinem Mund.
„Seid ihr völligst benebelt?! Ich werde niemals dieses Zeug…“ Weiter kam ich nicht.
Ein Geruch traf mich, der mir alle Sinne raubte. Ein riesiges Verlangen brodelte in mir, in meinem Herz und in meiner Kehle. Mein Kiefer schmerzte und mir traten die Tränen in die Augen und trotzdem musste ich einfach zu der Quelle dieses Geruchs. Ich musste mein Verlangen stillen, alles andere war jetzt unwichtig. Ich begann mich heftig gegen die Fesseln zu wehren.
„Äh-Äh“, machte Psycho 1 und schüttelte grinsend den Kopf. „Du kommst da nicht raus, das ist Silber.“
Wieso grinste der denn jetzt schon wieder? Ich dachte, das Grinsen wäre ihm vielleicht vorerst vergangen.
Ich war wirklich nicht stark genug, um mich zu befreien, also konzentrierte ich mich darauf, die Quelle des Geruchs mit den Augen auszumachen. Alles suchte ich ab, doch benebelt, wie ich war, fand ich nichts. Dann stellte sich Jared vor mich und wedelte grinsend mit einem Päckchen. Einem der Blutbeutel. Er war offen… Und die rote Flüssigkeit lief ganz langsam an einer Seite herab.
In mir zog sich alles zusammen. Das konnte doch nicht wahr sein! Nein, es war ganz sicher nicht das Blut, das mich so verrückt machte. Es mussten irgendwelche Gase sein, das kannte man ja. Bei einem der Batman-Filme gab es doch auch so ein Gas, das die Wahrnehmung der Leute beeinflusste…
„Ach komm schon, ehrlich jetzt? Du glaubst es uns immer noch nicht?“, fragte Jared mit einer Mischung aus überlegenem Grinsen und schmollend vorgeschobener Unterlippe. Man, sah das bescheuert aus. Er hielt den Beutel noch näher vor mein Gesicht und da konnte ich es wirklich nicht mehr leugnen: Der Geruch ging von dem Beutel aus. Ich hatte ein Verlangen nach Blut.
„Jetzt quäl sie doch nicht so“, sagte Josh/ Psycho 2, nahm Jared den Beutel ab und setzte ihn mir an den Mund. Dann flößte er mir die Flüssigkeit ein.
Er war ein bisschen bitter und dickflüssig und außerdem kalt, doch trotzdem war es wie Balsam für meine Kehle. Sie hörte auf zu schmerzen, ebenso, wie der Kiefer. Für einige Momente schluckte ich selig, ohne an irgendetwas anderes zu denken. Viel zu schnell versiegte der Strom.
„Mehr“, verlangte ich mit rauer Stimme und außer Atem.
Die beiden Psychos wechselten einen vielsagenden Blick.
„Wieso willst du Blut trinken? Was bist du?“, fragte Jared abwartend.
„Durstig“, antwortete ich mit bösem Blick.
„Du kannst gerne ein Glas Wasser haben“, sagte er liebenswürdig.
„Ich will mehr davon

“, schnauzte ich ihn an und deutete mit dem Kopf auf die Blutbeutel, die er immer noch mit sich herumtrug.
„Wieso?“
„Ich bin kein scheiß Vampir, okay?“, fuhr ich ihn an. „Das kann nicht sein, weil… mein Herz schlägt noch!“
„Wie schon gesagt, du bist noch nicht komplett verwandelt. Bis zu vollständig entwickelt bist, dauert es noch ungefähr eine Woche. Erst dann hört dein Herz auf zu schlagen.“
Ungläubig sah ich von ihm zu Joshua. Er nickte bestätigend.
„Beweist es mir“, forderte ich.
„Haben wir dir nicht schon genug Beweise geliefert?“, fragte Psycho 1 gelangweilt. „Wir haben irgendwann auch noch mal was anderes zu tun, als einen undankbaren Jungvampir davon zu überzeugen, dass er kein Mensch mehr ist.“
„Na gut“, sagte Joshua jedoch. Er schien eindeutig der Vernünftigere von beiden zu sein. Vielleicht war er doch nicht so sehr psycho. Nur ein kleines bisschen.
„Jeder Vampir kann etwas besonders gut. Jared kann Gedanken lesen, ich kann deine Gedanken mit Bildern kontrollieren. Ich beweise es dir.“
Vor meinem Inneren Auge erschien tatsächlich ein Bild, ohne, dass ich es wollte. Es war ein einfacher Käsekuchen. Das Bild wechselte nach zwei Sekunden. Dieses Mal zeigte es Präsident Obama. Dann erschien ich, nur in Unterwäsche bekleidet in der Küche. Es war die Szene von vorhin.
„Ouh, entschuldige, da ist es wohl etwas mit mir durchgegangen“, sagte Joshua grinsend.
Okay, ich nehme alles zurück. Doch nicht vernünftig, sondern genauso psycho.
„Und?“, fragte Psycho 1 gereizt.
„Und?“, äffte ich ihn nach. „Schön, dann könnt ihr diese Sachen halt. Kann ich wenigstens auch was Tolles?“
„Ich glaube schon“, antwortete Jared mit interessiertem Blick. Hey, auf einmal gar nicht mehr genervt?
Sofort guckte er mich wieder böse an.
„Aber wir warten besser, bis du vollständig entwickelt bist“, schloss er.
„Hey, das ist unfair! Wenn ich schon ein Vampir sein soll, dann will ich auch wissen, was ich gut kann!“
Psycho 1 verdrehte die Augen. „Mir wird das hier alles zu nervig. Bis später.“ Dann rauschte er einfach ab. Ich war jetzt alleine mit Psycho 2 / Joshua.
„Glaubst du uns denn nun wenigstens?“
„Mal schauen“, antwortete ich ausweichend. Insgeheim hatte ich eine scheiß Angst davor, dass das, was sie sagten, wahr sein könnte. Wie lange müsste ich dann hierbleiben? Einen Monat? Ein Jahr? Mein Vater musste denken, dass ich gestorben war! Oh Gott, mein armer Vater!
Ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Augen mit Tränen füllten.
„Was hast du denn?“, fragte Joshua auf ein Mal ganz sanft.
„Nichts, ich bin nur müde“, schniefte ich.
„Na komm, ich bring dich mal in dein Zimmer.“ Wow, ich hatte sogar schon mein eigenes Reich!
Er band mich los und hob mich auf seine Arme. Zu meinem Erschrecken raste er in Blitzgeschwindigkeit los – so schnell war doch kein Mensch! – und brachte mich die Treppen hoch. Ich schloss lieber die Augen, weil ich Angst hatte, dass wir im nächsten Moment irgendwo gegen liefen. Schließlich standen wir vor einer Tür, die er vorsichtig öffnete.
Das Zimmer dahinter war wirklich wunderschön. An Geld schien es ihnen nicht zu mangeln. Die Wände waren cremefarben und es gab ein riesiges Himmelbett. Rechts stand sogar ein Schminktisch!
„Wessen Zimmer ist das?“, fragte ich staunend, als ich feststellte, dass es sogar einen begehbaren Kleiderschrank gab, der allerdings leer war.
„Das ist unser Gästezimmer. Ab und zu kommt es schon mal vor, dass wir Damenbesuch erhalten und der für mehrere Tage bleibt“, sagte er und zwinkerte.
Was ich davon halten sollte, wusste ich nun wirklich nicht.
Also zuckte ich mit den Achseln und legte mich in das große Bett. Die Bettdecke war schön kuschelig.
Joshua zog die Vorhänge hinter sich zu und schloss leise die Tür. Im nächsten Moment war ich auch schon eingeschlafen.

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Texte: geistiges Eigentum von Stefanie M.
Bildmaterialien: Google
Tag der Veröffentlichung: 14.07.2012

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