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Ich starre aus dem Fenster. Gedanken kreisen in meinem Kopf herum. Ich beobachte die einzelnen Autos, wie sie vorbei fahren. Die meisten Autos sind schwarz oder silber lackiert. Nur selten kommt ein andersfarbiges vorbei. Sie fahren einfach an meinem Fenster vorbei. Sie beachten mich nicht. Wieso sollten sie auch. Sie beachten nur die Straße. Alles andere ist ihnen gleich. In der Ferne sehe ich den Morgentau glitzern. Er spiegelt sich auf den Blättern und dem Gras wieder. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Es wird ein bewölkter Tag, wahrscheinlich beginnt es bald zu regnen. Ich mag Regen, andere mögen ihn nicht. Sie wollen lieber Sonne. Ich mag auch Sonne aber Regen hat irgendetwas beruhigendes. Eigentlich sollten wir froh sein, dass es Regen gibt. Immer nur Sonne wäre ziemlich heiß. Dann würden die Menschen wieder herumnörgeln, dass sie Regen wollen. Wenn es dann aber regnet, wollen sie wieder die Sonne. Wir Menschen sind nie zufrieden mit dem was wir haben. Wir wollen immer noch mehr, immer mehr. Wir sollten einfach mal glücklich sein mit dem was wir haben. Doch das sind wir nicht. Ich schaue weiter aus dem Fenster. Ich befinde mich im 2. Stock eines Hauses. Kein Hochhaus. Ein normales Einfamilienhaus. Hier wohne ich mit meinen Eltern, aber diese schlafen noch. Wieso sollten sie auch wach sein so wie ich?! Ich schaue auf meinen Wecker, 5:00 Uhr morgens. Ich bin etwas müde. Ich war die ganze Nacht wach, habe nachgedacht. Konnte mich nicht von meinen Gedanken lösen. Doch nun bin ich aufgestanden um vor meinem Fenster nach zu denken. Ich weiß nicht, ob dies einen Unterschied gibt, ob ich auf meinem Bett liege oder an meinem Fenster stehe. Vielleicht kann man im Stehen besser denken, wen interessiert das schon...
Ich überlege mir, was wäre, wenn ich der glitzernde Morgentau auf den Blättern wäre. Eine seltsame Vorstellung. Ich würde einfach nur auf einem Blatt liegen und irgendwann würde ich hinunter tropfen und weg wäre ich. Ich würde nie wieder kommen. Würde alleine im Boden verschwinden. Man würde mich nicht vermissen, warum denn auch? Ich bin Morgentau, besitze keine Familie und Freunde. Niemand der an mich denkt. Eine Träne läuft meiner Wange hinunter. Tränen sind dem Morgentau ziemlich ähnlich. Sie verschwinden auch einfach, alleine. Tropfen einfach auf dem Boden und weg sind sie. Doch Tränen sind immer da. Der Morgentau ist nur am Morgen da. Gibt es Abendtau? Ich glaube nicht. Gedanken über Gedanken sind in meinem Kopf. Ich betrachte noch ein letztes Mal den Tau auf den Blättern und die Straße. Dann gehe ich wieder zurück ins Bett. Und lege mich schlafen. Ich träume mich weg von dem Morgentau, den Autos, den Gedanken und weg von mir. In ein anderes Leben. Dort wo Morgentau ewig hält. Und keine Tränen fließen. Ein trostloses Leben.

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Tag der Veröffentlichung: 02.06.2010

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