„Mobbing heißt so lange drangsalieren und bedrängen, bis der andere sich gedrängt fühlt, seinen Platz zu räumen – notgedrungen.“
Mit diesem Zitat von Prof. Dr. med. Gerhard Uhlenbruck beginne ich meine neues Buch.
1.Kapitel Coco
Jetzt steht sie vor dem Spiegel im Badezimmer und betrachtet sich selbst. Eigentlich ist sie recht hübsch. Sie hat blonde, lange Haare, bernsteinfarbene Augen und ist auch ziemlich schlank. Sie besitzt zwar nicht immer die neuesten Markenklamotten aber sieht trotzdem jeden Tag wie ein normales Mädchen aus. Sie schminkt sich auch jeden Tag, zwar nicht soviel wie die anderen Mädchen, aber dennoch ging sie nie ungeschminkt aus dem Haus. Sie geht in die 5. Klasse und ist ziemlich braun gebrannt da sie oft in die Sonne ging. Doch trotzdem wird sie von ihren Mitschülern tagtäglich fertig gemacht. Sie selber kennt den Grund nicht genau, denn sie ist immer nett zu allen gewesen. Wahrscheinlich kennen ihre Mitschüler den Grund auch nicht, sie brauchen einfach nur ein Opfer, dass sie fertig machen können. „Coco, werd endlich fertig, sonst kommst du zu spät zur Schule“, rief ihre Mutter hinauf.
2.Kapitel Schulalltag
In der Schule angekommen läuft sie mit schnellen Schritten und gesenktem Blick in Richtung Klassenzimmer. Sie merkt auf dem Schulgang regelrecht, wie sie von ihren Mitschülern angestarrt wird. Oder bildet sie sich das nur ein? Am liebsten würde sie nie wieder zur Schule gehen, sie würde viel lieber sterben anstatt von ihren Mitschülern weiter fertig gemacht zu werden. Kurz vor dem Klassenzimmer stoppt Coco allerdings. Sie blickt auf und merkt wie die Angst in ihr hochkommt. Zu gerne würde sie jetzt aufs Mädchenklo fliehen und zu weinen beginnen aber dann kommt ihre Klassenlehrerin „Frau Mayer“. Als Coco sie bemerkt geht das verängstigte Mädchen zügig ins Klassenzimmer und setzt sich still schweigen auf ihren Sitzplatz. Sie sitzt in der 1. Reihe, so muss sie nicht in die böse blickenden Gesichter ihrer Mitschüler hineinschauen. Ihre Klasse besteht aus 13 Mädchen und 7 Jungs, insgesamt waren sie 20 Schüler. Doch leider hatte sie keine Freunde in dieser Klasse, überhaupt hatte sie keine Freunde. Sie war ein eher schüchternes Mädchen, dass nicht viel spricht. Ihre Leistungen in der Schule waren eher mittelmäßig. Wie sollte sie auch gut in der Schule sein, wenn ihre Mitschüler sie dauernd ärgern. Coco blickt auf die Tafel. Im Moment hatten sie Geschichte. Die Lehrerin schreibt irgendetwas über den 2. Weltkrieg an die Tafel. Plötzlich fliegt auf Coco's Tisch ein Zettel. Sie entfaltet ihn langsam. Auf dem Zettel steht: „ Na Opfer! Wieder in der Schule? Wieso stirbst du nicht einfach!?! Es wäre besser für uns alle!“ Coco blickt sich um, als sie in das hämisch grinsende Gesicht von Sebastian blickt, wird ihr klar, dass der Zettel von ihm stammt. Ihre Hände begannen zu zittern und sie muss sich ziemlich zusammen reißen, dass sie nicht anfängt zu weinen. Ja, solche Sprüche und Zettel waren Alltag. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn sie tot wäre. So denken zumindest die anderen. Was sie denkt interessiert keinen, wenn sie mal was sagen wollte hieß es „Mädchen red nicht“. Deshalb redet sie auch nicht soviel. Nur wenn man sie etwas frägt. Coco schaut gelangweilt auf die weiße Uhr im Klassenzimmer. Tik Tak Tik Tak Tik Tak, dann gongt es zur zweiten Stunde. Jetzt hatten sie Mathematik allerdings bei einem anderen Lehrer. Als die Lehrerin das Klassenzimmer verließ, ging es los. Sebastian kam auf sie zu und nahm ihr das Federmäppchen weg. Er fand so was lustig, ganz im Gegenteil zu Coco. Er warf es in der Klasse hin und her. Schließlich ging es auf und alle Stifte fielen hinaus. Coco konnte in diesem Moment ihre Tränen nicht zurück halten und fing an zu weinen, sie kniete sich hin und hob ihre Sachen vom Boden auf, während ihre Klasse lauthals zu lachen begann. Schließlich setzten sich alle wieder auf den Platz, den ihr Mathematiklehrer betrat den Raum. „In der heutigen Stunde, lernen wir die Brüche kennen...“, sagte der Lehrer und drehte sich um, um etwas an die Tafel zu schreiben. Genau in diesem Moment, als der Lehrer der Klasse den Rücken zu wand, wurde Coco mit Papierkugeln und alten abgekauten Stiften beworfen. Sie ignorierte dies, doch innerlich weinte sie vor sich hin und wünschte sich ganz weit Weg. Diese Aktion bemerkte der Lehrer natürlich nicht und so ging dies die ganze Stunde weiter, drehte sich der Lehrer weg, wurde Coco beworfen. Endlich, es klingelte zu Pause. Coco wollte gerade den Klassenraum verlassen, als Max ihr ein Bein stellte und sie hinfiel. Dies blieb natürlich nicht ohne Gelächter aus. „Aua!“, schrie sie. Doch ihren Mitschülern war egal, ob sie Schmerzen hatte. Die Pause verbrachte Coco im Mädchenklo, fernab von allen Schülern. Dort hatte sie als einziges ihre ruhe. Sie verkroch sich in einer Kabine und schloss diese zu. Ihr Pausenbrot hatte sie heute vergessen, aber sie hatte heute ausnahmsweise keinen Hunger. Also saß sie auf dem Klodeckel und weinte leise in sich hinein und hoffte das der Tag bald zu Ende ging. Als es zur dritten Stunde läutete ging sie, als ob nichts gewesen wäre, zurück ins Klassenzimmer. Nun hatten sie Erdkunde, wieder bei Fr. Mayer. Die Stunde schien gar kein Ende zu nehmen. Aber plötzlich fühlte Coco, dass die ganze Klasse sie wieder anstarrte. Sie versuchte zu überlegen warum, als ihr ein Zettel auf ihrem Rücken auffiel. Sie nahm ihn ab und laß ihn durch: „Ich bin ein Opfer, tötet mich. Ich bin zu dumm für die Menschheit“. Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie wollte keine Schwäche zeigen. Deshalb wischte sie ihre Tränen weg und schmiss den Zettel in den Papierkorb. In der Zwischenstunde zur vierten Schulstunde hörte Coco die anderen Mädchen über sie lästern. Mittlerweile war sie diese Tuschelleien gewohnt aber es tat immer noch weh. Schließlich hatten sie nun Englisch. Dies ist Coco's Lieblingsfach. Sie hat sich schon immer für andere Sprachen interessiert. In Englisch ist sie auch recht gut. In diesem Fach hatten sie eine hübsche braun haarige Lehrerin „Frau Blümelhuber“. Diese Stunde schauten sie einen Film an über die irische Geschichte. Also holten zwei Schüler den Filmwagen und Fr. Blümelhüber verdunkelte das Klassenzimmer. Es war nicht ganz dunkel, hier und das fiel noch ein Strahl Licht durch die Rollläden der Fenster. In der Klasse ist es mittlerweile still geworden nur hier und da hörte man abermals einzelne Lacher. Coco fuhr mit ihrer Hand durch die Haare, als sie auf etwas klebriges stoß. Sie konnte schon ahnen was es war. Kaugummi! Dies war Zuviel für dieses zarte Mädchen. Sie liebte ihre Haare. Doch nun klebte ein hässlicher, klebriger Kaugummi drinnen. Der wahrscheinlich nicht so leicht raus zu bekommen war. Coco stand auf, drehte sich zur Klasse und fing an zu weinen. Daraufhin bekam sie kein Mitleid, sondern nur Gelächter. Sie stürmte aus dem Klassenzimmer. Sie rannte den langen, weißen Gang entlang bis zum Mädchenklo. Sie stürzte durch die Tür und schloss diese von innen ab.
3.Kapitel Das Leid hat ein Ende
Sogleich brach sie weinend auf den Fliesenboden zusammen. Die Tränen hörten gar nicht mehr auf zu fließen. All ihr Leid weinte sie sich aus der Seele. Der Boden war bereits nass, als sich in dem Mädchen auf einmal eine unbändige Wut auf staute. Die Tränen flossen aber unaufhaltsam weiter. Dann stand Coco auf und blickte in einen Spiegel. Was sie dort sah, machte sie nur noch wütender. Sie wusste nicht woher die Wut kam, aber sie war da. Sie war wütend, dass sie sich nie gegen ihre Mitschüler gewehrt hat. Die Wut wurde immer größer und größer. Aber dann hielt sie es nicht mehr aus und schlug mit einem lauten Schrei in den Spiegel. Dieser zersprang sofort in tausend Teile. Coco war erschrocken über das was sie gerade getan hatte. Sie ließ sich wieder auf den mit Scherben übersäten Boden gleiten. Sie dachte über den Zettel von heute früh nach, auf dem stand, dass es besser wäre, wenn sie tot wäre. Durch ihre verweinten Augen erkannte sie eine große Scherbe von dem zerbrochenen Spiegel. Sie hob diese auf. Ohne zu zögern ließ Coco die Scherbe ihren Arm hinab gleiten. Es begann sofort zu bluten. Auf dem vorher weißen Boden war nun eine rote Blutlache. Das Blut hörte gar nicht mehr auf zu fließen. Schließlich wurden ihre Arme und Beine taub und sie wurde ohnmächtig. Ihr letzter Satz, bevor sie die Augen für immer schloss, war: „Hoffentlich seit ihr jetzt glücklich, denn ich bin es jetzt. Ohne euch! Ich werde mit den Engeln fliegen...“
Eine viertel Stunde später entdeckte eine Lehrerin die tote Coco. Sie rief sofort den Krankenwagen, doch es war zu spät. Sie war tot. Der Rektor rief am selben Tag noch die Eltern an und teilte ihnen die schlechte Nachricht mit.
4.Kapitel Die Beerdigung
Eine Woche später war die Beerdigung. Zu dieser kamen lediglich ihre Familie, Verwandte und Coco's Klassenlehrerin. Freunde hatte Coco ja keine und ihren Mitschülern war sie auch egal. Diese waren jedoch auch nicht traurig, dass Coco tot war. Sie waren stolz auf sich, dass sie Coco aus der Klasse vertrieben haben. Am Tage der Beerdigung hat es geregnet. Der Pfarrer sagte ein paar Worte über das verstorbene Mädchen und dann wurde sie begraben. Ihre Eltern konnten ihre Trauer nicht zurück halten und sie begannen zu weinen. Die Klassenlehrerin war schockiert, dass sie nicht mit bekam wie sehr sie in der Klasse gemobbt wurde. Sie gab sich die schuld. Doch, jetzt war es zu spät um Coco zurück zu holen. Sie war tot und hoffentlich war sie nun glücklicher als hier auf der Erde.
Danke fürs Lesen.
Tag der Veröffentlichung: 02.06.2010
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