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Prolog



Man denkt es gibt uns nicht, seien ein Mythos, ein Volksaberglaube.
Aber es gibt UNS!
Mehr als man glaubt.
Wir leben versteckt, versteckt unter euch,
euch Sterblichen.
Wir kommen nicht nur nachts, auch am Tag sind wir da.
Man erkennt uns nicht, wir unterscheiden uns nicht von euch.
Wir sind immer da, in der Nacht und am Tag.
Es gibt genau wie bei euch „Gute“ und „Böse“.
Ich zähle dann wohl zu den „Bösen“.
Aber das ist mir egal, ich lebe um zu töten.
Meine Augen sind in der Nacht Blutrot, gefärbt durch euer Blut.
Im Gegensatz zu den anderen, suche ich mir meine Opfer aus.
Ich liebe es, wie sie schreien.
Schreie, um das Leben, gegen den Tod.
Jeden Abend töte ich einen von euch, jeder könnte
der Nächste sein.
Habt ihr Angst?
Das solltet ihr auch.
Ich töte euch, eure Schreie verhallen im Nichts.
Niemand hört euch, eure Leichen verschwinden, ihr verschwindet.
Es ist so als hätte es euch nie gegeben, keiner wird euch vermissen.
Ich wirke anziehend auf euch.
Alles an mir wirkt einladend.
Ich bin Lucifer Natas, ein Vampir, der unter euch lebt.
Ich will nicht viel, ich will nur euer
Blut.



Bei Tag und bei Nacht



Es ist wieder nachts. Wie jede Nacht um Mitternacht, sitze ich auf dem Hochhaus, wo ich lebe. Ich sehe die Menschen, die unter mir laufen. Sie haben keine Angst, wie töricht von ihnen. Der helle Vollmond scheint mir ins Gesicht. Ich seufzte und ließ mich nach hinten fallen. Ein Blick von mir auf meine Armbanduhr, ließ mich erraten das es nicht mehr lange dauert. ‚Ah, gleich kommt sie. Jung und zart. Wie ich es mag’, ging es mir durch meinem Kopf. Ihr Name ist, Chantal Dioz. Sie kommt gleich aus dem Lokal wo sie arbeitet. Es kümmert mich nicht, wenn ich ein Leben beende. Schnell sprang ich vom Hochhaus, keiner sah es. Meine Haut hatte einen leichten Silberschimmer im Mondlicht, meine Haare glänzten. Sie sind tiefschwarz, so wie die Nächte. Ich hörte sie schon, ihr Herzschlag klang wie eine Melodie für mich. Ich ging in ihre Richtung. Ihr langes braunes Haar fiel elegant von ihren Schultern. Sie roch nach Qualm und Bier, unter diesen Gestank roch ich sie. Süß, wie der beste und teuerste Champagner. Ich zog eine Zigarette aus der Jackentasche, Feuer hatte ich natürlich keins dabei. Ich verfolgte nur meinen Plan.
„Entschuldigung, haben Sie vielleicht Feuer?“, fragte ich.
Meine Stimme klang verführerisch und bestimmend zugleich. Ich wusste das sie welches hatte, ich beobachte sie schon länger.
„Ähm, ja natürlich. Sie brauchen mich nicht zu Siezen“, ihre Stimme hat sie genau wie ihr Blick verraten.
Sie gab mir das Feuer. Ich machte meine Zigarette an.
„Danke. Wie heißt du?“, ich reichte ihr das Feuerzeug.
„Chan… tal. Meine Name ist Chantal.“
‚Dummes kleines Ding. Wie unschuldig du doch bist’, dachte ich. Ich bat ihr an sie nach Hause zubringen, natürlich nahm sie an, wie dumm von ihr. Sie fragte mich nach meinem Namen, aber ich verriet ihn nicht. Mein Name ist für meine Opfer geheim. Keiner weiß wie ich heiße. Wir gingen durch einen Wald, wie praktisch. Ich sah zu ihr, sie lächelte mich an.
„Komm mit. Ich möchte dir etwas zeigen“.
Ich zog sie an der Hand mit, erwidern konnte sie nichts. Wir blieben auf einer Lichtung stehen, hier war nichts. Nur der Mond, der die Lichtung erhellte war zu sehen. Ich lauschte auf die Geräusche, aber außer ihr Herzschlag und der Fledermäuse war nichts zuhören. Gut für mich, schlecht für sie.
„Dieser Ort ist so wunderschön, ich habe ihn noch nie gesehen“, sagte Chantal.
Ich drehte mich zu ihr, lächelte schief und ging auf sie zu. Sie bewegte sich nicht, als hätte es was gebracht. Das Mondlicht fiel auf mein Gesicht, meine Augen glühten. Jetzt sah sie die blutroten Augen, sie wich zurück.
„Hast du Angst?“, fragte ich mit verstohlener Stimme.
Sie nickte.
Ich lächelte noch immer. Schritt für Schritt ging ich auf sie zu.
„Hab keine Angst, ich tu dir nicht weh. Es geht ganz schnell“, meine Stimme klang friedlich.
Sie versuchte wegzulaufen, aber bevor sie richtig laufen konnte, hatte ich sie schon im Arm.
„Ist das nicht das was du willst?“, fragte ich.
Sie schüttelte ihren Kopf.
Ich lachte ein kehliges Lachen, dann biss ich zu. Ihre Schreie verhallten im Nichts, dann wurde ihr Körper leblos und ihre Seele stieg in den Himmel. Seufzen ließ ich ihren Körper los und ließ mich in das Kniehohe Gras fallen. Über mir waren Millionen von Sternen und eine Seele die ihren Platz suchte. ‚Ob meine Seele auch irgendwo ist?’, fragte ich mich. Auch wenn es so sein sollte, ist es mir egal, ich bin hier unten. Die Leiche von Chantal ließ ich verschwinden, keiner wird sie finden. Ich ging nach Hause, ich musste mich noch waschen und umziehen, nachher musste ich wieder in die Uni. Ich studierte, wieder einmal. Dieses Mal war es Mythologie, ein bescheuertes Fach, für jemanden wie mich. Ich hatte schon Medizin, Philosophie, Pathologie und andere Fächer studiert. Nie sprach mich eins richtig an. Ich musste lächeln, wenn ich an mein jetziges Studium dachte. Neben mir saß ein Mädchen, ihr Haar war lang und bronzefarbend. Ihre Augen waren von einen leichten bernsteinton mit leichtem Goldschimmer, ihr Duft war schrecklich und faszinierend zugleich. Ich verstand sie nicht, sie hatte Angst vor Vampiren, studiert aber Mythologie, wo man dieses und andere Themen durchnimmt. Als Dr. prof. Munoz wieder einmal den Projektor anschaltete musste ich grinsen. Wieder waren dort minderwertige Zeichnungen von Vampiren zusehen. Nie sah so ein Vampir aus, wie sie hier vorgestellt wurden. Lange Reiszähne oder Fangzähne, dunkle blutrote Augen (was fast stimmte), lange Knochenartige Klauen, nie stimmt etwas. Ich sah nicht so aus. Meine Augen waren nur nachts blutrot, tagsüber waren sie eisblau. Durch meine schwarzen Haare erstrahlten sie noch heller als sie schon waren. Dr. prof. Munoz erzählte wieder irgendwas über Graf Dracula, er sei ja für alles verantwortlich. Er ist schuld das es Vampire gibt. ‚Wie dumm doch diese Sterblichen sind. Wenn die wüssten wer wirklich schuld ist, wären sie eines Stückchens schlauer, was aber auch nichts bringen würde. Sterben müssen sie trotzdem’, ging es mir durch den Kopf. Das Mädchen neben mir versuchte Munoz zufolgen, alles was er sagte schrieb sie in ihr Heft. Als Munoz erzählte, dass die Vampire einen Feind hatten, sah sie auf.
„Ähm, `tschuldigung. Was hatte er jetzt gesagt? Also wer die Feinde waren?“, fragte mich das Mädchen.
Ich schaute sie an, ihre Augen sahen mich fragend an. Als ein leichter Windhauch kam, roch ich ihr Blut. Ein Teil von mir wollte es, der andere wich von dem Aroma zurück.
„Lykaner… Es waren die Lykaner“, meine Antwort kam genervt rüber.
Sie schaute mich immer noch fragend an. Was wollte sie denn noch? Ich hatte ihr doch ihre verfluchte Antwort gegeben.
„Ähm, wie wird das geschrieben? Ich habe das noch nie gehört“, sie sah irgendwie verlegen aus.
‚Wie dumm kann man sein? Studiert Mythologie, weiß aber nicht wie Lykaner geschrieben wird’, ich schüttelte unmerklich den Kopf.
„L…Y…K…A…N…E…R…“, ich buchstabierte es in Zeitlupe.
Ich hoffe mal dass sie weiß wie die Buchstaben geschrieben werden.
Sie nickte mir dankend zu und schrieb weiter. ‚Jetzt hat sie eine Menge verpasst’, dachte ich und grinste in mich hinein. Es schellte, endlich, wäre ich nicht schon kalt, wäre ich vor Langeweile erloschen. Dr. prof. Munoz sagte noch etwas wie: „Morgen schreiben wir ein Examen über die Vampire“.
‚Na toll. Ein Examen. Das wird ja immer langweiliger’, dachte ich. Ich nahm meine Tasche und ging raus. Klar kannte ich mich im Thema „Vampire“ bestens aus, was schon mal für manches Aufsehen erregt hat. Immer wieder konnte ich mich rausreden. Meistens sagte ich, dass ich einfach nur meine „Hausaufgaben“ gemacht habe, und sie haben mir dummerweise immer geglaubt. Wie naiv doch die Menschen sind. Lustlos ging ich zu meinem Nissan Skyline GT R. Er war eis/metallicblau, seine Scheiben waren dunkelschwarz getönt. Für einen Student war er eigentlich zu kostspielig. Er war getunet. Am anderen Ende des Parkplatzes stand ein nichtswürdiger weißer Tigra. Das Mädchen aus meinem Kurs ging schnurstracks auf ihn zu. War ja klar, ein minderwertiger Mensch besitzt ein minderwertiges Auto.
„Tiara! Tiara, warte auf mich“, rief ein anderes Mädchen.
Sie hatte ich schon öfters gesehen, ihr Name war, glaub ich, Cindy. Wer war „Tiara“? Ich sah wie Cindy zu dem Mädchen aus meinem Kurs ging. Aha, das war also Tiara, der dumme Mensch der was studiert wovor er angst hatte, der nicht weiß wie Lykaner geschrieben wird. Das dumme Geschöpf hatte also einen Name, die Welt freut sich. Ich stieg in mein Auto und ließ es an, wieder starrten die anderen blöd. ‚Haben sie noch nie ein Auto gesehen?’, dachte ich hasserfüllt. Ich hasste die Menschen jeden Tag mehr. Aus dem Augenwinkel sah ich das übergroße Plakat wo drauf stand „Halloween-Party in der Sporthalle neben der Universität“, bleibt denn nie jemanden etwas erspart? Eine Halloween-Party, genau das was ich jetzt nicht gebrauchen kann. Hoffentlich kommt Munoz nicht auf die „prachtvolle“ Idee dass wir dahin müssen. Zu Hause ließ ich mich auf meine Couch nieder, mein Telefon blinkte. Lustlos hörte ich die Nachrichten ab, es waren wieder einmal die „Anderen“. Hatte ich denn wirklich keine Ruhe vor ihnen? Eine Nachricht ließ mich erstarren, sie war von meinem „Cousin“, er wollte heute Abend vorbei kommen. Er war anders als ich. Er liebte die Menschen, auf einer Art die ich nicht verstehen konnte. Er trank nicht ihr Blut, nein, er versuchte sie zu beschützen, vor denen die versuchten sie zu erledigen. Vor solchen wie mich. Ich stand auf und sah mir meine Post an, es war wie immer nur Werbung und von der Uni. Als ich den Brief öffnete, erstarrte ich schon wieder. Er war von Munoz, wie ich befürchtet hatte, mussten wir zur Party. Jeder würde morgen einen Zettel bekommen wo drauf stand, was man sein sollte. Ich ließ den Brief fallen als es klingelte. Ich wusste schon wer es war. Als ich die Tür geöffnet hatte, stand er da. Er hatte sich nicht verändert, was ja typisch ist. Sein platinblondes Haar hatte er immer noch so kurz, das es von weitem so aussah als hätte er eine Glatze, seine Augen waren grün, fast smaragdgrün.
„Hey, Luzi. Willst du mich nicht rein bitten?“, fragte er.
„Wenn ich die Wahl hätte würde ich dich nicht reinlassen. Aber du würdest durchs Fenster kommen. Also was für eine Wahl bleibt mir? Und nenn mich nie wieder Luzi. Mein Name ist Luzifer“, sagte ich mit giftiger Stimme.
Er grinste mich nur dumm an, und ging an mir vorbei. Widerwillig schloss ich die Tür. Als ich ins Wohnzimmer kam, saß Corin schon auf der Couch. Er blätterte in eines dieser absurden Prospekte rum.
„Also, Corin. Was willst du? Gibt es einen besonderen Grund, warum du mich besuchst?“, meine Stimme war immer noch giftig.
Anstatt mir eine Antwort zugegeben hielt er ein Zeitungsartikel hoch. Ich las was drin stand. ‚Verflucht! Sie haben also doch die Leiche gefunden. Ich hasse diese Köter von der Polizei’, dachte ich nur.
„Was willst du mir mit diesen Artikel sagen?“, fragte ich.
„Warst du das? Diese ganzen Zeichen deuten auf dich hin“, er legte sein Kopf schief.
„Und wenn es so ist? Was willst du tun? Mich töten?“
„Nein. Aber du weißt das ich ein ‚Wächter’ bin. Ich kann nicht einfach wegsehen. Ich will nur wissen, warum du das machst.“
Wächter, was für ein süßer Name, für ein Vampir.
„Weil ich ihr Blut liebe, und ihre Schreie“, meine Antwort hatte ihn sichtlich bestürzt.
Er stand auf und ging zum Fenster. Ich weiß nicht was er sah, aber er schien sich darüber zufreuen.
„Wie lange willst du da bleiben?“, fragte ich etwas irritiert.
„Eine Woche, oder vielleicht auch zwei“, er sah mich an.
„Aber“, ermahnte er mich.
„in dieser Zeit, wirst du keine Menschen töten. Ich möchte nicht gegen dich kämpfen, Luzifer.“
Ich sah in an, dass er es ernst meint.
„Ich weiß nicht ob ich mich daran halten kann. Aber, ich versuche es zu versprechen. Was wirst du eigentlich machen, wenn ich in der Uni bin?“, sagte ich.
„Ich werde hier sein, und mal aufräumen. Hier sieht es aus als hätte hier eine Bombe eingeschlagen.“
Er sah sich um, ich tat es ihn gleich. Ok, hier war wirklich nicht aufgeräumt, aber was soll es? Ich wohne hier alleine, wenn nicht gerade Corin vorbeikommt. Da fiel mir ein, dass wenn er zu Besuch kommt, bleibt er. Für immer. Das war auch einer der Gründe warum ich aus meiner alten Heimat weggezogen bin. Er verfolgte mich, dass wurde mir jetzt klar. Er wollte mich verändern, wollte mich zum Tierbluttrinker machen.
„Sei ehrlich, Corin. Du willst wieder zu mir ziehen, um mich umzustimmen“, sagte ich kühl.
„Luzifer, du bist der einzige aus deiner, nein, unserer Familie, der Menschenblut trinkt. Kommst du dir nicht komisch vor?“, seine Stimme klang bedrückt, wie immer wenn wir über das Thema sprachen.
Es stimmte, ich war anders als meine Familie. Alle waren Tierbluttrinker, nur ich nicht. Ich war der Einzelgänger der Familie Natas. Ein Freak, wie meine kleine Schwester, Sal, es nannte. Freak, das passte zu mir. Ich stach schon immer heraus, schon als Mensch war ich anders. Ich zog mich immer zurück, besonders von der Familie. Meine Vorlieben konnte nie jemand verstehen, genauso wie jetzt. Ich liebte das Menschenblut, Tierblut hingegen hasste ich. Es schmeckte nach Dreck und nach etwas undefinierbaren. Menschenblut hingegen schmeckte immer anders. Das Blut eines Rauchers, schmeckt arm an Sauerstoff, des eines Trinkers bitter. Jedes Blut schmeckt anders. Mal schmeckt es süß, bitter, grotesk, fahl, alt und nach vielen mehr. Ich ging die ganzen „Geschmacksrichtungen“ durch, bis mir auffiel das ich Durst hatte.
„Was soll ich eigentlich machen, wenn ich Durst bekomme, Herr Beschützer?“, fragte ich bitter.
„Nun, Herr Verbrecher. Ich würde sagen, dass du dann wohl oder übel Tierblut trinken musst“, seine Antwort hat mich nicht überrascht.
„Ich würde eher sterben als dieses verfluchte Tierblut zu trinken. Es ist einfach widerwillig, abartig und noch mehr.“
„Dann musst du wohl verdursten.“
‚Ha, ich hintergehe ihn einfach’, schoss es mir in den Kopf.
Ich schaute ihn an, sagte ihn, ich gehe auf Kreatur jagt. Er sah mich forschend an, konnte aber zu meiner Zufriedenheit nichts bemerken, und ließ mich gehen. Na toll, dieses Mal war es kein absichtliches Opfer, ich musste mir irgendeins suchen. Am besten schnell bevor ich ganz den Verstand verliere. Ich sah ein Mädchen was sehr interessant roch, ich ging schneller. Als ich sie gesehen habe, erkannte ich sie. Es war Cindy. Konnte ich eine Studentin töten? Warum eigentlich nicht, sie ist doch auch nur ein dummer Mensch. Ich ging zu ihr. Sie sah mich an und lächelte.
„Hallo Luzifer, so heißt du doch, oder?“, begrüßte sie mich.
Ich nickte nur.
Ihre Augen waren groß und braun, ihr Haar hatte sie kurz geschnitten. Sie hatte es perfekt hoch gegelt. Ich sah sie an und grinste schief. Das hilft immer, perfekt für mich, beschissen für sie.
„Darf ich fragen, ob du mit mir spazieren gehst?“, was für eine dumme Frage, von mir.
Sie nickte.
Wir gingen durch den Park, dann durch einen Wald. Er war düster. ‚Es wird ja immer besser, für mich. Dumm für dich, Cindy, dass du dich darauf eingelassen hast’, dachte ich und grinste schelmisch.
Sie hatte Angst vor der Finsternis, und klammerte sich an meinen Arm. Natürlich störte es mich nicht, es wurde halt immer besser. Der Wald war verlassen, kein Lebewesen lief rum, noch nicht einmal Tiere habe ich gehört oder gerochen. Er war tot. Als wir tiefer drin waren, drehte ich mich zu ihr. Sie sah mich schüchtern an. Ich wollte gar nicht wissen was jetzt in ihrem Kopf vorgeht. Sehr wahrscheinlich dachte sie, ich würde sie küssen, wie dumm. Ich beugte mich immer näher an sie heran, bis ich ihren Atem spürte. Dann legte ich meine kalten Lippen an ihren Hals und biss zu. Sie schrie nicht, sie ließ es einfach so über sich ergehen. Auch ihre Seele stieg in den Himmel auf. Ich suchte verzweifelt ein Tier was ich töten konnte, da Corin es sonst gerochen hätte. Nach knapp einer Stunde fand ich ein Reh. Ich ging zurück, wie nicht anders zu erwarten roch Corin an mir. Ich sah ihn entsetzt an.
„Nur reine Gewohnheit. Ich vertraue dir schon, nur es ist das du dir so manches einfallen würdest, um mich zu täuschen“, sagte er.
Na toll, ich hatte vergessen das er die beste Spürnase in der Familie hatte. ‚Hoffentlich riecht er nichts’, ging es mir sofort durch den Kopf. Er sah mich erstaunt und verärgert zugleich an. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, wenn er bemerkt hat, dass ich ihn verarscht habe.
„Ich bin erstaunt. Du hast dich also wirklich dran gehalten. Wie war es? Wirklich so schlimm, wie du immer sagtest?“, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf.
‚Es war besser als ich dachte’, fügte ich zu meiner stummen Antwort hinzu. Es wurde morgens. Ich zog mich um und wollte mich gerade auf dem Weg machen, als Corin meinte er komme mit. Wir fuhren zusammen zur Uni. Ich parkte wo ich immer parkte, am anderen Ende stand Tiara. Anscheinend versuchte sie jemanden anzurufen, ich hörte wie sie auf eine Mailbox sprach.
„Cindy, warum gehst du nicht ran? Melde dich! Ist dir irgendwas passiert? Ich muss dir etwas Wichtiges sagen, es geht um das worüber wir am Telefon gesprochen haben!“
Sie klingt wirklich selbstquälerisch. Corin bemerkte wie ich sie ansah.
„Gefällt sie dir?“, fragte er und stieß mir in die Rippen.
Ich sah ihn finster an und schüttelte nur den Kopf. Ich ging in den Hörsaal und setzte mich auf meinen Platz. Meine Bücher lagen schon vor mir aufm Tisch, als Tiara sich setzte. Sie sah mich an, und ich spürte wie es ihr eiskalt den Rücken runter lief. Ich sah sie fragend an, doch sie schüttelte den Kopf und sah weg. Fragend sah ich sie noch immer an, sie sah mich nicht noch mal an. ‚Was sollte denn das jetzt? Drehen die Menschen jetzt vollständig durch?’, fragte ich mich. Dann sah ich Corin neben mir sitzen, er trank Blut aus einem Plastikbecher. Wütend sah ich ihn an und nahm den Becher weg. Ich hätte ja nichts dagegen, wenn er nicht einen durchsichtigen genommen hätte. Auch wenn ich Menschen jage, so möchte ich nicht ihnen hinterherlaufen. Dr. prof. Munoz betrat den Saal, und reichte einen Stapel von Briefen rum. Auf jeden stand ein Zuname, als ich meinen in der Hand hatte, sah ich den Familiennamen von der nächsten Person. ‚Rhapsodos, was für ein komischer Nachname’, dachte ich. Dann sah ich das Tiara den Umschlag mit dem Nachname nahm. Wir sollten den Umschlag öffnen, darin stand das was wir zu spielen haben, auf der Halloween-Party. Ich las das Wort, und steckte die Karte sofort wieder ein. Corin sah mich neugierig an, doch ich ignorierte ihn einfach und folgte den folgenden Unterricht. Wieder ging es um Bestien. Tiara schrieb wieder alles mir, aber ich sah dass sie nur die Hälfte schrieb. Meistens nur das was eher stimmte als das was komplett aus den Verrücktheiten der Menschheit entstand. Verwundert über meine Entdeckung kratzte ich mich am Kopf. Ich hörte ihren Herzschlag, er ging sehr ungleichmäßig. Mal schneller mal langsamer. Sobald Munoz das Wort Vampire erwähnte ging er langsamer. Was für eine seltsame Reaktion, oder nicht? Geht der Herzschlag nicht normalerweise schneller, wenn man den Namen der gefährlichsten Kreatur hört? Ihrer anscheinend nicht. Vielleicht weil sie dachte es gibt keine Vampire? Oder hatte sie ein Herzfehler? Wie abstoßend. Genervt und gelangweilt hörte ich dem Professor zu. Als endlich Schluss war, stand ich auf. Ich sah wie Tiara schnell den Saal verließ, was ich auch verstehen kann. Wer möchte schon zwei Sitze weiter sitzen, wenn dort Blut getrunken wird? Aufm Parkplatz sah ich sie, ich entschloss mich dazu, mich bei ihr für Corin zu entschuldigen, auch wenn es nicht ganz meiner Sitte war. Ich ging zu ihr.
„Sorry für meinen Cousin. Aber er neigt schon mal dazu, andere angst ein zujagen. Es war nicht wirklich Blut, es war äh… Himbeersirup. Ja, es war Sirup“, sagte ich mildernd.
Sie sah mich verwirrt an. Ich hatte mich noch nie mit jemand unterhalten, außer im Saal.
„Nein ist schon gut. Ich habe es gar nicht gesehen oder bemerkt. Aber trotzdem danke, dass du mich vorgewarnt hast“, sagte sie und stieg in ihr Auto ein.
Ich kam mir vor wie ein Trottel, da will man schon „menschlich“ sein, und dann so was. Wütend über Tiaras Reaktion ging ich zu meinem Auto. Corin sah mich an. Ich sagte nichts und stieg ins Auto ein, ohne zu warten das Corin einsteigt machte ich das Auto an und fuhr schon rückwärts aus der Parklücke. Als er einstieg fuhr ich mit erhöhter Geschwindigkeit vom Platz. Fast wäre ich mit den Tigra zusammengestoßen, aber Tiara konnte früh genug bremsen. Ich sah sie nur wütend an, und fuhr davon. Zu Hause schmiss ich meine Sachen in die Ecke. Corin sah mich verwundert an.
„Was glotzt du so doof? Außerdem, was sollte das mit dem Blut?“, schrie ich ihn an.
„Ich hatte halt Durst. Und was sollte das mit diesem Mädchen? Warum hast du dich für mich entschuldigt? Sie wollte keine Entschuldigung“, gab er patzig zurück.
Ich sah ihn misstrauisch an. Wusste nicht was ich sagen sollte.
„Ich kann Gedanken lesen, aber mit Einschränkungen“, gab er auf meine nicht gestellte Frage zur Antwort.
„Einschränkungen? Gedanken lesen?“
„Ja, die Gedanken der Vampire kann ich nicht lesen. Nur die der Menschen.“
Ach so das erklärt so einiges. War er nicht schon genug oder besten ausgestattet? Er hatte einen super Instinkt, und jetzt auch noch die Sache mit dem Gedanken lesen. Was konnte ich schon? Menschen jagen, töten, um den Verstand bringen, nichts was wirklich von Belang ist. Nicht für einen Vampir, jeder Vampir konnte das.
„Ich gehe jagen. Ich hab Durst“, sagte ich und wollte schon gehen.
„Warte, ich komme mit“, sagte Corin.
Na super, wird der Tag nicht besser? Jetzt musste ich auch noch auf eine wirkliche Tier jagt gehen. Wir gingen in den Wald und suchten uns ein Tier, wie delikates. Ich trank widerwillig das verkorkste Blut, es schmeckte abscheulich. Angewidert ging ich wieder nach Hause. Ich setzte mich an mein Vaio und surfte etwas im Internet rum. Unbewusst gab ich Tiara Rhapsodos in der Suchmaschine ein. Als ich schauen wollte was er gefunden hatte, sah ich dass es keinen Eintrag mit diesem Namen gab. Wütend über mich selber, da ich das eingegeben habe, schaltete ich das Notebook aus. Ich ließ mich in mein überdimensionales Bett fallen. Ich brauchte es eigentlich nicht, ich schlafe nie. Ich habe es mir nur gekauft, weil sonst der Raum so leer stand, außer ein Schrank wäre sonst nichts hier drin gewesen. Der Satin schmiegte sich an meinen Körper. Er war genauso kalt wie ich, aber ich wusste dass er gleich wärmer würde, nicht so wie ich. Ich würde immer kalt sein, ohne Herz und Seele. Corin kam nach Hause, er war aber nicht alleine, oder er führte auf einmal Selbstgespräche.
„Bist du jetzt komplett durchgedreht, Corin?“, fragte ich.
„Nein, bin ich nicht. Ich habe nur Besuch mitgebracht“, gab er zur Antwort.
‚Besuch? Ich könnte ihn umbringen’, schoss es mir sofort durch den Kopf. Ich stand wütend auf und ging ins Wohnzimmer. Ich erschrak als ich den „Besuch“ sah. Es war Tiara.
„Was soll das? Warum ist sie hier? Habe ich dir erlaubt Besuch mit zubringen?“, ich versuchte nicht zu schreien. Meine Stimme klang feindselig, feindseliger hätte sie nicht klingen können.
„Ich habe sie zufällig getroffen, und wir haben uns unterhalten. Dann hat es angefangen zu regnen. Und bevor sie krank wird hab ich sie mitgebracht“, antwortete Corin.
‚Natürlich… Zufällig getroffen, am besten noch reinzufällig’, dachte ich nur. Ich sah sie an, ihre Kleider waren klatschnass. Es regnete anscheinend stark. Ich sah zum Fenster raus, es goss wie aus Eimern. Dann dachte ich nach.
„Sie hat ein Auto. Sie kann nach Hause fahren. Ich will sie nicht hier haben“, sagte ich böswillig.
„Mein Auto ist kaputt gegangen. Meinst du sonst wäre ich hier? Hier bei dir, da wo ich bei netterer Gesellschaft sein könnte? Ich wäre auch lieber woanders, und nicht hier. Bei jemanden der alles als sein Feind ansieht, jemanden der ein heftiges Problem hat!“, sagte sie im entsprechenden Ton.
„Dann ruf dir ein Taxi und hau doch ab. Ich will dass du in zwei Minuten meine Wohnung verlassen hast. Und zur deiner Information, ich habe kein Problem. Und wenn ich eines habe, dann bist du zurzeit mein Problem.“
Corin sah von einem zum anderen. Ich werde mich später um ihn kümmern, das ließ mein Blick ihn schon erraten.
„Ähm, Luzifer. Sie hat auch kein Handy dabei, und Geld auch nicht. Sie hat nur ihren Wohnungsschlüssel dabei. Und ihren Hund“, mischte sich Corin ein.
Jetzt roch ich es. Ein stinkendes Tier. Ich sah den Hund an, und mir wurde schwummrig. Das war seltsam, so was durfte ich eigentlich gar nicht empfinden. Ich setzte mich auf meine weiße Ledercouch, und legte meinen Kopf in meine Hände. Ich dachte nach.
„Na gut! Sie kann von meinem Telefon aus ein Taxi rufen, und du, Corin, gibst ihr Geld für das Taxi“, ich sprach mit benommener Stimme.
„Ach, und noch etwas. Schmeiß das Vieh auf den Balkon. Ich will es nicht in meiner Wohnung!“
Corin nahm den Hund und setzte ihn auf den Balkon. Als er wieder kam, bat er Tiara sich hinzusetzen. Dann gab er ihr das Telefon.
„Ich habe gar keine Nummer von einem Taxiunternehmen“, sagte sie leise.
Das wird ja immer schöner.
„Macht nichts. Ich habe auch derzeit gar kein Geld hier“, sagte Corin.
Noch schöner.
„Luzifer, kann sie nicht die Nacht hier verbringen? Ihr müsst doch eh beide zu der gleichen Uni, du könntest sie dann mitnehmen“, Corin sah mich an.
Das ist ja mal besonders toll. Bin ich etwa ein Hotel? Ich fluchte leise vor mich hin, als ich hörte wie Corin sagte: „Du kannst ruhig hierbleiben. Er beruhigt sich gleich wieder, er ist immer so… so aufbrausend. Im Grunde ist er ein ganz lieber Typ.“
Ich sah auf. Erst jetzt bemerkte ich das Tiara ihren Hund auf dem Arm hatte und zu Tür gegangen war. Wann hat sie das alles gemacht? Tierblut machte mich anfällig.
„Ok, du kannst hier schlafen. Aber der Köter bleibt draußen auf dem Balkon. Ich will nicht das meine ganze Wohnung danach stinkt“, sagte ich mit verhasster Stimme.
Ich wusste dass es falsch war. Aber mir blieb keine andere Wahl, da ich ihr definitiv kein Geld geben wollte.
„Danke. Wo soll ich dann schlafen?“, fragte sie.
„Hier! Im…“, Corin unterbrach mich.
„Er wollte sagen, hier im Schlafzimmer.“
Ich sah in mit hasserfüllten Augen an. Er wird es bereuen. Zum ersten das er sie überhaupt hierher gebracht hat, zum zweiten das er sagt sie schläft im Schlafzimmer. Corin sah mich an, er lächelte. Er fragte mich, ob ich wolle das er neben mir schläft, oder ob ich lieber eine Couch für mich haben wollte. Ich sah ihn an, und verstand nicht was er von mir wollte. Wenn ich doch für mich alleine eine Couch hätte, wieso sie dann nicht? Wollte er mich wirklich noch mehr reizen? Dann sagte er, er würde so fürchterlich schnarchen, dass sie bestimmt kein Auge zu bekommen würde, und ich hätte ja so einen festen Schlaf, ich würde das nicht mitbekommen. Er forderte mich auf ihr das Zimmer zu zeigen. Ich schnaubte und stand auf.
„Folg mir, wenn du schlafen möchtest. Oder bleib auf deinen Arsch sitzen und schlaf im sitzen“, sagte ich verächtlich zu ihr.
Sie stand auf und folgte mir. Ich brachte sie ins Zimmer, sah sie an und verdrehte die Augen. Na toll, jetzt musste ich ihr auch noch was zum anziehen geben, wenn ich nicht wollte das mein Bett nass wird. Ich gab ihr eine Hose und ein T-Shirt. Ich nahm mein Buch und ging zurück ins Wohnzimmer, wo Corin mich breit angrinste.
„Was soll das? Drehst du jetzt komplett durch? Ich will hier keinen Menschen haben“, sagte ich leise.
„Ach, Luzifer. Du stellst dich vielleicht an. Was ist daran so schlimm, wenn sie hier für eine Nacht schläft?“
„Was daran so schlimm ist, willst du wissen? Ganz einfach, meine Wohnung riecht morgen nach hier, mein Schlafzimmer riecht nach ihr. Und dann ihr Hund. Er stinkt bis zum Himmel, ich will hier keine Tiere haben. Sie sind ekelhaft und stinken.“
„Du übertreibst. So schlimm ist das gar nicht, man gewöhnt sich an den Geruch“, sagte er beschwichtigend.
„Ich werde mich nicht daran gewöhnen. Oh man, mein Auto wird ja dann auch nach ihr riechen“, sagte ich in monotoner Stimme.
Ich ging in meine Küche, auch wenn ich nichts zum essen oder zum trinken brauchte, hatte ich ein Kasten Wasser hier stehen. Es war noch nicht einmal eine Flasche raus. Im Kühlschrank hatte ich nichts. ‚Na toll, jetzt muss ich auch noch was zum essen kaufen. Ich denke mal das sie was essen will, bevor wir zur Uni fahren’, meine Gedanken waren perplex. Ich schaute auf die Küchenuhr, wir hatten drei Uhr morgens. Jetzt würde ich nichts bekommen. Alles in der Küche war neu, nicht gebraucht. Warum sollte auch ein Vampir kochen? Geschweige etwas im Kühlschrank haben? Seufzen ging ich wieder ins Wohnzimmer. Corin sah mich an, als ich mich auf der Couch niederließ. Ich sah ihn an.
„Ich muss was einkaufen, für deinen Besuch. Ich hab nichts da, oder meinst du sie gibt sich mit ein Glas Mineralwasser zufrieden?“, antwortete ich auf seine nicht gestellte Frage.
Er sah mich perplex an. Er verstand grad gar nichts mehr. Über sein verwirrtes Gesicht musste ich lachen. Ich lachte etwas zu laut, denn ich hatte die Schlafzimmertür gehört. Mein Lachen erstickte als ich Tiara in der Wohnzimmertür stehen sah.
„’tschuldige, aber wo ist das Bad?“, fragte sie.
Ihre Stimme klang träge und müde zugleich. Ich zeigte ihr die Richtung in der das Bad lag. Sie nickte mir dankend zu, und ging in die Richtung.
„Du kannst ruhig etwas freundlicher zu ihr sein. Sie vermisst ihre Freundin Cindy. Sie ist verschwunden, als sie nach Hause gehen wollte. Du weißt zufällig nicht wo sie ist?“, fragte Corin mich.
„Sehe ich etwa aus wie ein Orakel? Ein Prophet? Oder dergleichen?“
„Nein, ich frage nur. Du bist der einzige von uns, der Menschen aufspüren kann. Du hast dafür eine besondere Gabe.“
Ich sah aus dem Fenster. Ich konnte wirklich Menschen aufspüren, in der Regel brauchte ich nur einen persönlichen Gegenstand der Person. Aber ich wusste ja wo sie ist. Ich sah auf, Tiara stand wieder in der Tür. Ihren Gesicht nach zu urteilen, hat sie das Gespräch mitbekommen. Ich sah sie an, mein Blick versuchte sich in sie reinzubohren. Sie wich meinem Blick aus.
„Was hast du?“, fragte Corin sie.
Sie sah mich noch immer an.
„Ich frage mich, was du damit meintest, als du gesagt hattest, `Du bist der einzige von uns, der Menschen aufspüren kann. Du hast dafür eine besondere Gabe. Ich versteh das nicht so richtig“, gab sie zu antwort.
Ich sah Corin an. Ich war gespannt wie er das erklären will. Er konnte ja schlecht die Wahrheit sagen. Das würde uns alle in Gefahr bringen, das wusste er. Er sah mich fragend an.
„Vergiss es. Du hast es gesagt und du kannst auch antworten. Ich hallte mich daraus“, zischte ich und stand auf.
„Ähm, nun ja. Es gibt halt Menschen die eine spezielle Mentalität haben, und er hat eine. Er kann durch persönliche Gegenstände, Menschen aufspüren. Er hat schon öfters vermisste Personen gefunden.“
Ich sah ihn wütend an, dann sie. Ihr Blick sah mich flehend an. Ich schüttelte den Kopf.
„Ich kann sie nicht suchen. Ich habe mir geschworen, nie wieder einen Menschen zu suchen. Ich bin dadurch genug in Schwierigkeiten geraten. Ich verlange nicht dass du das verstehst. Nur akzeptiere meine Entscheidung. Geh einfach wieder schlafen, wir müssen morgen früh raus“, gab ich zu.
Sie sah mich immer noch flehend an, aber sie ging wieder ins Schlafzimmer. Ich fragte mich was sie jetzt dachte.
„Was denkt sie jetzt? Immer noch das ich ein Problem habe?“, fragte ich Corin.
„Nein, sie fragt sich warum du es dir geschworen hast, nie wieder Leute zu suchen. Sie versteht es nicht. Sie ist der Meinung du könntest der Polizei helfen. Aber wieso fragst du mich eigentlich?“
„Es interessiert mich eben. Du kannst immerhin Gedanken lesen. Was kann ich schon? Menschen aufspüren, was jeder von uns kann.“
Ich ließ mich in die weichen schwarzen Kissen der Couch sinken. Meine Arme verschränkte ich vor der Brust, das war meine Haltung wenn ich nicht weiter über ein Thema reden möchte. Corin wusste das, er stand auf und ging auf den Balkon. Um sechs Uhr morgens, ging ich in die Stadt. Ich wusste nicht was sie isst, deshalb habe ich einfach nur zwei Brötchen und ein Croissant geholt, etwas für darauf und Butter. Ich hoffte doch mal dass es ihr genügt. Ich wollte jetzt nicht meinen Kühlschrank auffüllen. Ich kam wieder zu Hause an. Tiara saß neben Corin auf der Couch, ich brachte die Menschennahrung in die Küche. Als ich mich umdrehte stand Corin mit Tiara vor mir, er lächelte mich an.
„Da! Ess’ was. Wenn du fertig bist fahren wir los“, ich zeigte auf die Nahrung, und ging wieder.
Corin folgte mir.
„Sie hat ihre Unterlagen nicht dabei. Sie wollte dich eigentlich fragen, ob ihr erst zu ihr fahren könnt. Damit sie ihre Sachen holen kann, und den Hund verbringen kann“, sagte er.
„Wieso fragt sie dann nicht?“
„Weil ich gesagt habe, dass ich dich frage. Weil du sonst wieder an die Decke gehst.“
Seine Antwort klang einleuchtend. Ich würde an die Decke gehen, sogar wortwörtlich. Jetzt musste ich also das Getier von meinem Balkon auch noch in meinem Auto herum kutschieren. ‚Der Tag fängt ja schon mal gut an’, dachte ich. Ich sah wie Tiara im Wohnzimmer stand. Ich fragte sie, ob sie fertig wäre. Sie nickte.
„Ok, nehm’ das Vieh und komm. Ich fahr dich eben nach hause, danach fahren wir zur Uni“, murmelte ich.
Sie nahm ihren Hund und folgte mir. Corin kam auch wieder mit. Wir fuhren zu ihr. Sie wohnte in eines dieser Apartments, die überteuert waren. Ich fragte mich wie sie das bezahlen kann. Sie ist doch nur eine Studentin, oder nicht? Tiara brachte den Köter weg und holte ihre Sachen. Wie ich diese Menschen doch hasste, immer brauchten sie solange. Nach einer Weile kam sie wieder. Sie hatte sich umgezogen. Ihre Hose war jetzt lilienweiß, und nicht mehr schwarz. Und ihr Oberteil betonte ihr Oberkörper, es war auch weiß. Nicht wie das andere, es war dunkelblau und hing einfach nur an ihr runter. Ihr bronzefarbenes Haar hatte sie zusammengebunden. Sie stieg wieder ein. Ich fuhr, wie immer, viel zu schnell. Im Rückspiegel sah ich, wie Tiara sich instinktiv am Gurt fest hielt, als würde das etwas bringen. Ich fuhr viel zu explosiv auf den Parkplatz der Uni. Die anderen Studenten sprangen auf die Seite, damit ich sie nicht erwische. ‚Ihr dummen Vergänglichen, wenn ich euch beseitigen wollte, dann würde ich das tun. Ob mit oder ohne Auto’, dachte ich nur. Als ich zu meinem alltäglichen Stellplatz fuhr, sah ich dass ein anderes Auto dort stand. Instinktiv trat ich auf die Bremsen, die protestiert haben. Corin und Tiara wurden nach vorne gedrückt und wieder in die Sitze. Ich knurrte, wobei ich aufpassen musste, dass es sich menschenwürdig anhörte.
„Was soll das? Willst du uns umbringen?“, schrie Tiara fast.
„Halt den Mund!“, knurrte ich aggressiv.
Ich stieg aus dem Auto und ging zu den anderen, was auf meinem Platz stand. Ich hoffte dass der Besitzer noch im Auto saß, anderseits hoffte ich es nicht. Ich wusste nicht ob ich mich beherrschen konnte. ‚Wenn nicht, dann würde ich ihn wohl am schlimmsten umbringen’, dachte ich und grinste sadistisch. Dieser Gedanke gefiel mir. Ich sah schon die Schlagzeilen in der Zeitung Student tötete anderen Student, weil er auf seinen Parkplatz stand! Der Gedanke gefiel mir immer besser. Als ich bei dem Auto ankam, stieg gerade der Besitzer aus. Es war ein Mädchen. Ihre Haare gingen ihr bis zur Schulter, sie waren schwarz mit roten Strähnen. Ihre Augen waren von einer dunklen Sonnenbrille verdeckt. Sie sah mich an, was ihr Blick sagen wollte, konnte ich nicht deuten.
„Ich glaube du stehst auf meinem Parkplatz“, sagte ich mit fieser Stimme.
„Hmm, ich sehe hier aber kein Namensschild. Also tut mir leid, aber hier gibt es ja noch mehrere. Also wieso suchst du dir keinen aus, und verschwindest?“, gab sie bissig zurück.
Ich knurrte wieder. Aber bevor ich etwas machen konnte, hupte Corin. Ich sah zu ihm, er winkte mich zu sich. Widerwillig ging ich wieder zum Auto und stieg ein. Der Motor lief noch, also fuhr ich direkt in eine andere Parklücke. Tiara stieg als erste aus, sie knallte die Tür etwas zu heftig, nach meinen Geschmack, zu. Ich sah Corin an.
„Beherrsch dich Luzifer. Es gibt hier mehrere Parkplätze. Wieso hast du so einen Aufstand gemacht?“, er sah mich vorwurfsvoll an.
„Ganz einfach! Es ist mein Parkplatz, und sie wird dafür bluten, das schwöre ich dir“, sagte ich immer noch knurrend, aber dieses Mal war es ein richtiges Knurren.
Er wich zurück und starrte mich entsetzt an. Ich wusste was er sagen wollte, aber darauf hatte ich jetzt keinen Bock, also stieg ich einfach aus. Corin lief mir hinter her, aber ich ignorierte ihn einfach. Blendete ihn einfach aus. Jetzt wusste ich wer mein neustes Opfer war. Ich setzte mich auf meinem Platz. Tiara beachtete mich nicht, was gut war.
„Ich fahre nicht wieder mit dir zurück. Ich möchte nämlich noch nicht sterben, also ich hatte nicht den Wunsch dazu“, sagte sie reserviert.
„Das ist mir egal. Außerdem vollendet ein Großteil der Menschheit, obwohl sie es sich nicht ersehnt haben. Also versuch gar nicht erst dir nicht zu wünschen nicht zu erlöschen. Bevor du dich versiehst bist du entseelt!“, sagte ich wütend.
Ich merkte das sie mich jetzt an sah, ihr Blick versuchte sich in mich hineinzubohren. Ich starrte sie nur wütend an, dann sah sie weg. Corin bemerkte anscheinend meine Wut, mein Hass, gegen die Menschheit. Durch jeden weiteren Fehler den sie mir gegenüber machten, umso mehr verstärkter sich mein Hass auf sie. Das war eigentlich nicht schwer, ich hasste sie schon immer, schon zu Lebzeiten. Ich war in Gedanken versunken, so dass ich nicht mitbekommen habe wie Corin sich mit Tiara unterhalten hat. Ich folgte den Unterricht nicht wirklich, so bekam ich auch nicht mit das er schon zu Ende war. Erst als Corin mich anstupste, kam ich aus meiner Trance. Ich schaute mich um, der Saal war Menschenleer. Wie toll, das passte ja. Er war wirklich Menschenleer, nur zwei Vampire saßen hier.
„Luzifer, was meintest du eigentlich mit das sie bluten wird?“, fragte Corin.
„Auch wenn ich es dir versprochen habe. Ich kann mich nicht dran halten. Ich werde sie töten. Seh’ mich entweder als Feind oder nicht“, ich sah in fest in die Augen.
„Ok, Luzifer. Ich kann es nicht einfach so geschehen lassen. Ich werde versuchen dich auf zuhalten.“
„Hah, ich freue mich schon drauf!“
„Ich werde nicht gegen dich kämpfen. Du bist mein Cousin.“
Ich seufzte, klar wollte er nicht gegen mich kämpfen. Enttäuscht stand ich auf.
„Wenn du wissen möchtest, wann ich es tue, sag mir bescheid. Obwohl ich kann es dir jetzt schon sagen. Ich mach es heute Abend um Mitternacht. Aber wo, das werde ich dir nicht verraten“, ich lächelte in fies an.
Er nickte mir zu.
Ich ging, ich wusste dass er mir nicht folgen würde, zumindest nicht heute. Ich stieg in mein Auto. Ich sah das der Wagen, der mir meinen Parkplatz geklaut hatte, noch immer da stand. Also war sie noch hier. Wie praktisch. Ich stieg wieder aus meinem Auto, und versteckte mich in dem Gebüsch was da stand. Ich wartete und wartete. Endlich kam sie. Sie sah erleichtert aus, als sie niemanden sah. Irgendwie sehr komisch, oder verdächtig. Ich verfolgte sie, als sie davon fuhr. Den ganzen Abend beobachtete ich sie, bis es Mitternacht wurde. Ich überlegte, ob ich sie irgendwie rauslocken sollte oder einfach in ihre Wohnung einbrechen sollte. Ich entschied mich dafür einfach in ihre Wohnung zu platzen. Ich ging in das Treppenhaus und verfolgte ihren Geruch. Vor ihrer Tür blieb ich stehen und lauschte, es war aber kein anderer da, außer ihr. Ich klopfte an die Tür, ich hörte ihre Schritte. Sie machte die Tür auf. Sie erschrak als sie mich sah.
„Hast du jemand anderes erwartet? Es tut mir leid, wenn ich nicht ganz dem entspreche, dem du erwartest“, sagte ich und ging einfach in ihre Wohnung.
„Was willst du hier? Etwa eine Szene machen, nur weil ich auf deinem Parkplatz stand?“, sagte sie spitz.
Ich schmunzelte. Ich sah, nein, ich hörte, wie ihr Herz schneller schlug. Wie entzückend. Sie kam auf mich zu, ihr Herz schlug immer ruheloser, man hatte das Gefühl es springt ihr gleich raus.
„Du bist wirklich hübsch“, hauchte sie.
Ich legte meinen Kopf schief. Sie kam näher und wollte mich küssen. Wie ekelig. Ich nahm sie in den Arm, sie drückte sich an mich. Es war eine verrückte Empfindung. Im Fenster sah ich Corin, er sah erschrocken aus. Ich grinste in mich hinein und biss mein Opfer in den Hals. Ihr Körper wurde leblos, doch ihre Seele stieg nicht in die Ewigkeiten. Fragend sah ich ihren Körper an. Ich verstand das einfach nicht, normalerweise steigt jede Seele gen Himmel. Ich sah zu Corin, aber er war nicht mehr zusehen. Ich ließ ihren Körper endlich mal fallen, mit einem dumpfen Geräusch landete er auf’m Boden. Ich ging zu ihrem Sideboard, was im Wohnzimmer stand. Ihr Portemonnaie lag dort. Ich nahm es in die Hand und öffnete es. Ihr Ausweis fiel mir in die Hand. Sie war für die Polizei beschäftigt. Ich ließ mich auf die Couch fallen. Auf dem Tisch vor mir lag eine dicke Mappe voller Akten. Ich nahm sie in die Hand und begann zu lesen.
Fall 1: Die 22jährige Chantal Dioz ist seit dem 13.Oktober dieses Jahres als vermisst gemeldet. Durch die von der Polizei eingesetzten Hunde, konnte die Leiche der Vermissten gefunden werden. Sie lag an einem abgelegenen Ort. Ihr lebloser Körper war bis auf den letzten Tropfen Blut leer. Die Polizei geht von Mord aus. Es ist nur noch nicht geklärt, ob es ein Tier oder ein Mensch war. Die Tote war an der staatlichen Universität am studieren. Nachts um ihr Studium zu finanzieren jobbte sie in einem Nachtlokal. Auf den Weg nach Hause ist sie verschwunden.
Fall 2: Die 20jährige Cindy McLean ist seid dem 15. Oktober dieses Jahres spurlos verschwunden. Laut ihrer Freundin, Tiara Rhapsodos, war sie auf den Weg nach Hause. Es wurde bis jetzt noch keine Leiche gefunden oder einen Anhaltspunkt. Sie studierte, wie das andere Opfer, an der stattlichen Universität. Wie es scheint, hat sich jemand zum Ziel gesetzt, Studentinnen der Universität zu ermorden.
Hmm, die Polizei sucht also nach jemanden. Nach mir. Dumm nur, das sie mich nicht bekommen. Als ich die Mappe wieder zumachen wollte, fiel mir ein klein gefalteter Zettel in die Hände. Ich las ihn.
Frau Stanley, ich bitte Sie, das Sie sich um diese beiden Fälle kümmern. Sie sind einer der besten im Aufspüren von verdeckten Tätern. Ich bitte Sie, sich in der Universität umzuhören. Vielleicht finden sie dort etwas Verdächtigtes. Oder jemand Verdächtigen. Bitte teilen Sie mir mit, sobald Sie etwas rausgefunden haben.
Mit freundlichen Grüßen
G.
‚Aha, deswegen war sie also an der Uni. Tja, tut mir leid Süße, das du nichts rausgefunden hast’, dachte ich und stand auf. Ich musste irgendwie meine Spuren verschwinden lassen, und das würde nur dann zu hundert Prozent klappen, wenn ich diese Wohnung in Brand setze. Ich legte alle Blätter in Flammen die ich gefunden habe, auch paar Stoffe legte ich in das Feuer. Als letztes steckte ich Mrs. Stanley in Brand. Zufrieden mit meiner Arbeit verließ ich die Wohnung. Der ganze Qualm und die Hitze machten mir nichts aus, denn wer tot ist, den kann nichts mehr töten. Ich stieg in mein Auto und fuhr davon. Mir war klar das, dass es morgen in der Zeitung stehen würde. Ich sehr wahrscheinlich der Tatverdächtigte, da ich mich ja mit ihr auf dem Parkplatz angelegt hatte. Aber es war mir egal, ich wusste schon wie ich mich da wieder rausreden kann. Nach einer Ewigkeit, so kam es mir vor, kam ich endlich zu Hause an. Als ich mein Auto parken wollte, sah ich einen weißen Tigra. ‚Nein, oder?’, lief es mir sofort durch den Kopf. Wenn es wirklich der Tigra war, dann wusste ich, wer da ist. Was wollte sie denn hier, ich dachte ich wäre sie so gesehen los. Ich ging zögernd die Treppen hoch. Ich wohnte im letzten Stock, also im neunten. Es gab zwar ein Aufzug, aber damit fuhr ich nie. Man könnte sagen ich hatte Angst. Ja, Angst vor einen Aufzug, wie deprimierend. Es war eigentlich nicht wegen dem Aufzug, sondern eher wegen der Enge. Ich hatte Platzangst, schon immer gehabt. Ich dachte zwar, dass es vorbei wäre wenn ich das bin, was ich jetzt bin, aber da hatte ich mich wohl getäuscht. Wenn das jemand erfahren würde, würde er mich auslachen. Ich schüttelte mich angewidert. Das war lächerlich. Ein Vampir der Angst hatte vor einen Lift. Was sollte schon passieren? Wenn er abstürzt, dann stürzt er ab, aber ich lebe noch. Naja mehr oder weniger. Als ich im zweiten Stock ankam, ging ich doch zum Aufzug. Ich drückte den Knopf und wartete. Als er kam stieg ich ein, und drückte auf neun. Die Türen schlossen sich, und in mir breitete sich ein seltsames Gefühl aus. Langsam und rütteln fuhr der Fahrstuhl hoch. Es lief eine ruhige Melodie. Typisch, immer diese Fahrstuhlmusik. Endlich kam ich im neunten Stock an. Ich holte mein Schlüssel aus der Hosentasche und schloss meine Wohnungstür auf. Es kam mir laute Musik und Gerede entgegen.
„Corin!“, rief ich.
Es kam keine Antwort. Widerwillig ging ich Richtung Wohnzimmer. Es wurden immer mehr Stimmen. Ich schaute was los war. Jetzt sah ich es. Corin hatte anscheinend beschlossen eine Fete zuschmeißen. In meiner Wohnung. Er sah mich noch nicht, deswegen ging ich zu ihm, und packte ihn von hinten in den Nacken, und zog ihn in die Küche. In der Küche, drückte ich ihn an die Wand. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Jetzt sah er mich.
„Corin! Was soll der Scheiß? Wieso schmeißt du in meiner Wohnung eine Party? Und wer sind diese ganze Leute?“, fragte ich scharf.
„Hey, Luzifer! Beruhig dich erst mal wieder. Das sind Freunde von mir. Ja, falls du fragen solltest, Tiara ist auch hier. Ich hatte sie eingeladen, zur Entschuldigung für dein benehmen. Also bitte Luzifer, schmeiß dich einfach unters Volk und hab Spaß. Es wird aber keiner getötet. Immerhin hast du schon gegessen.“
Ich sah ihn verärgert an. Ich wusste einfach nicht was das sollte. Sollte das die Rache sein, weil ich vor seinen Augen einen Menschen getötet habe? Er ging wieder aus der Küche. Als er in der Tür stand sagte er zu mir, ich solle mir das Blut aus’m Gesicht waschen, und was Sauberes anziehen. Ich sei voller Blut. Ich schüttelte meinen Kopf und sah an mir runter. Tatsächlich war ich voller Blut. Aber wen sollte das schon stören? Ich ging in mein Schlafzimmer. Als ich es betrat, traf mich fast der Blitz. Da waren irgendwelche Begrenzte sehr beschäftigt. Ich ging einfach zu meinen Schrank und nahm mir Anziehsachen raus, dann ging ich in mein Bad. Als ich die Badezimmertür hinter mir zuschloss, fing ich an zulachen. Diese widerlichen Kurzlebigen. Ich ging unter die Dusche. Das Wasser war leicht rötlich. Der Geruch von dem Blut stieg mir in die Nase, aber es ließ mich kühl. Ich zog mich an, sah in den Spiegel. ‚Was soll ich jetzt mit meinen Augen machen?’, ging es mir durch den Kopf. Meine Augen leuchteten blutrot. Ich konnte unmöglich so unter die Geschöpfe gehen. Oder etwa doch? Ich könnte einfach sagen das sind Kontaktlinsen. Ich hatte meine schwarze Hose mit den Nieten und Gürteln an, dazu eine rot-schwarzgestreifte Jacke. Darunter hatte ich nichts, nur mein nackter Oberkörper. Meine Haare waren wieder hochgegelt. Zufrieden mit dem was ich sah, ging ich ins Wohnzimmer. Ich sah wie Tiara auf mich zukam.
„Hey, Luzi. Wo warst du? Ich hatte dich schon vermisst, dachte du wärst auch ein Opfer von diesem Kranken geworden.“
Ich sah sie an. Ihre Augen glühten. Nicht vor Hass, sondern von etwas anderen.
„Äh… ich war weg. Also ich musste etwas erledigen. Ach Tia, tu mir bitte einen Gefallen, ja? Nenn mich nie wieder Luzi. Mein Name ist Luzifer“, ich sah ihr fest in die Augen.
Sie lächelte mich an. Ich konnte nicht anders als zurück zugrinsen.
„Ok, Luzifer. Hmm, aber wieso Tia?“
„Nun, da du mich ja Luzi genannt hast, dachte ich mir, ich nenn dich jetzt einfach mal Tia.“
„Hmm, meine Mutter hatte mich immer so genannt. Seit sie tot ist, hat mich keiner mehr so genannt. Danke.“
Ihr ‚Danke’ war nicht feindselig, nicht so wie ich es erwartet hätte. Sie sah jetzt traurig aus, aber im gleichen Augenblick lächelte sie wieder.
„Du darfst mich ruhig, wenn du willst, Tia nennen. Ich glaub es tut mir ganz gut“, ihre Stimme klang ohne Wehklagen.
„Und jetzt, Luzi……….fer, lass uns etwas zum trinken holen. Du hast noch gar nicht die Bowle probiert.“
Sie zog mich an der Hand mit. Ihre Hand war warm, fast so warm wie ein Sommersonnenstrahl. Wir kamen an einer improvisierten Bar an. Dort standen Unmengen von Alkoholflaschen, Bowlenschüsseln, kleine Snacks und noch andere diversen Sachen. Ein paar Sterbliche spielten irgendwelche Spiele, eines davon vor Twister. Corin spielte mit ihnen. War er wirklich mein Cousin? Er war so menschlich. Tiara zog mich zu sich. Ich schaute auf die Bar.
„Und Luzifer, was möchtest du? Also ich persönlich mag diese hier am liebsten, besonders die Früchte. Die kribbeln so schön auf der Zunge“, sie blickte mich an.
„Häh, ja, dann nehmen wir doch die einfach.“
Sie schöpfte eine Kelle raus, und gab es in mein Glas. Mit extra vielen Früchten. Ihres war mit weniger Früchten beglückt. Ich seufzte, sie sah mich an.
„Was ist?“, fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf.
Wir gingen zur Couch. Ich hoffte dass keiner dort Flecken hinterlässt. Ich wollte mir nicht schon wieder eine neue kaufen. Die letzte die ich hatte war voller Blut. Ich sah wie, Corin sich mit einem Mädchen unterhielt. Sie mochten sich anscheinend, er gab ihr ein Küsschen auf die Wange. ‚Wie ekelig’, dachte ich. Tia folgte meinen Blick, ihr ist wohl anscheinend nicht entgangen das mein Blick angewidert war.
„Was ist daran so schlimm? Er hat ihr doch nur ein Küsschen gegeben. Magst du so etwas nicht?“, fragte sie mich.
„Nein das ist es nicht. Nur kennt er sie? Kennt sie ihn? Mögen sie sich?“
Beinahe hätte ich gesagt, ‚Nein, das ist es nicht, es ist nur so. Reintheoretisch ist sie unsere Nahrung, wie all diese Sterblichen, dich eingeschlossen’, aber ich konnte es gerade noch runterschlucken.
„Ist das wirklich so? Hmm, also hast du nichts gegen küssen?“, fragte sie.
„Nein“, war meine Antwort, und in Gedanken fügte ich noch hinzu, nicht mit einem Vamp.
Ja, einem Vamp. Ich war in meinem Leben bis jetzt nur ein einziges Mal verliebt. Aber diese Beziehung die wir führten, hielt nicht lange. Nur bis wir im Bett gelandet sind, und ich sie getötet hatte. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen, ihr Blut war meine Droge. Immer wenn ich es roch, hatte ich so ein Kribbeln im Bauch. Seit diesem Vorfall tötete ich die Menschen, und habe mir geschworen mich nie wieder zu verlieben. Bis jetzt hielt ich mich auch daran. Es war jetzt über zweihundert Jahre her. Ich war und bleib ein Einzelgänger. Ich war mal so wie Corin und wie der Rest meiner Familie. Ich war ein Tierblut Trinker. Auch wenn ich es nicht lange war, nur eine Woche, war ich es. Angewidert schüttelte ich mich. Tia sah mich fragend an.
„Es ist nichts. Ich frage mich aber gerade, wie du schmeckst“, sagte ich zu ihr.
Sie sah mir fragend ihn die Augen, anscheinend hat sie nicht begriffen wie und was ich meine.
„Deine Augen! Sie sind ja rot! Sind das Kontaktlinsen?“, fragte Tia.
Ich sah schnell weg, und nickte heftig.
Mist, meine Augen waren immer noch rot. Es wurde doch schon bald Morgen. Normalerweise müssten sie jetzt einen Lilastich haben. Ich sprang auf und hastete zum Bad. Es war frei. Ich ging zu Spiegel und sah dass meine Augen noch immer so blutrot waren. Irgendwas stimmte nicht. Ich schrieb Corin eine SMS, das er hier hin kommen sollte, es wäre wichtig. Als Corin an der Tür klopfte, machte ich sie auf und zog ihn rein.
„Corin! Meine Augen… sie sind immer noch so rot! Was soll ich tun? Wie kommt das?“
Ich wusste dass ich mit Corin darüber reden konnte. Er war älter als ich. Er kannte sich mit ein paar Dingen besser aus als ich.
„Nun, Luzifer“, gab er zur Antwort.
„Dein letztes Opfer, war nicht wirklich ein Mensch. Sie war ein Vamp. Und da du ihr Blut getrunken hast, ist ein Teil ihrer Macht auf dich übergegangen. Und da sie ein Vamp war, war ihr Blut stärker als das eines Menschen. Es wird so ca. eine Woche dauern, da werden deine Augen lila, bis deine normale Augenfarbe allerdings erscheint weiß ich nicht.“
Ich ließ mich langsam an der Wand runter gleiten. Corin sah mich bemitleidend an. Er wusste wie ich mich grade fühlte, er hatte es schon hinter sich. Er hatte ein verseuchtes Tier gebissen. Hah, verseuchtest Tier hört sich komisch an. Naja im Grunde war es ein Tier das von einen anderen Vampir gebissen wurde, er hatte es nicht getötet, nur etwas Speichel von sich in die Wunde geträufelt. So war es ein verseuchtes Tier, und Corin trank sein Blut. Ich schickte Corin wieder weg, er sollte ja nicht seine Party verpassen. Ich stand auf und wollte wieder zurück gehen. Als ich die Tür öffnete stand Tiara vor mir. In den Händen hielt sie die Gläser mit unseren Getränken.
„Du hast noch gar nicht getrunken“, sagte sie mit vorwurfsvoller Stimme.
„Ja tut mir leid“, sagte ich und nahm mein Glas und trank es leer.
„Wow, mit einem Schluck, samt Früchte. Nicht schlecht, habe ich noch nie gesehen.“
„Ja, ich trink wohl zu schnell.“
Ich merkte dass mein Magen, dieses Gesöff nicht mochte. Meine Augen brannten, ich rieb sie mir und schaute in den Wandspiegel hinter Tia. Sie wurden heller. Sollte etwa Alkohol gegen mein Problem helfen? Wenn das so ist, dann trink ich noch mehr. Dann muss ich nur die Revolution meines Magens überstehen. Ich ging zur Bar, und nahm mir irgendein alkoholisches Getränk. Wieder trank ich es sofort leer. Tia beobachtete mich, sie lächelte.
„Hey, willst du dich jetzt besaufen?“, fragte sie mit gespieltem Vorwurf.
Ich schüttelte den Kopf.
„Luzifer, deine Augen sind heller geworden. Sie sind zartlila. Wusste gar nicht das lila dir steht.“
Ich sah sie an. Sie grinste mich verlegen an. ‚Na toll… Wie es aussieht, ist ein Mensch in mich verliebt’, dachte ich. Ich setzte mich auf den Balkon, die frische Luft tat gut. Ich sah die bunten Lichter, hörte die Menschen, die um mich herum waren und die von den Straßen. Mein Blick ging nach oben, dort waren sie. Die Sterne, ich mochte sie. Sie waren so unendlich, so frei und faszinierend. Mir legte jemand seine Hände auf die Schultern. Ich blickte nicht auf, konnte mir schon denken wer es war.
„Es tut mir leid, Luzifer. Ich war nicht immer gerecht zu dir. Ich kann mir vorstellen, dass es hart war, als du deine Freundin durch einen Unfall verloren hast. Aber man muss lernen loszulassen.“
Ich drehte mich um, blickte Tia direkt in ihre Bernstein Augen. Sie hatten jetzt mehr Goldschimmer.
„Corin hatte mir heute irgendwann mal erzählt, das du deine Freundin verloren hast, und deswegen so drauf bist. Du kannst es nicht vergessen. Denkst es sei deine Schuld, du hättest versagt. Aber du konntest sie nicht beschützen, du trägst keine Schuld daran. Auch wenn du dabei warst, wärst du nicht weggelaufen, hätte der Bär dich auch getötet. Ich weiß, du wolltest Hilfe holen, als du wieder kamst war sie schon tot.“
„Ach was weiß du schon?! Du denkst doch nur an dich. Denkst wenn du ein auf Mitleid tust, hast du bessere Chancen. Aber vergiss es! Ich brauch kein Mitleid. Und deines schon gar nicht!“, schrie ich sie an.
Sie trat ein Schritt zurück. Ich sprang auf und verließ den Balkon, danach die Wohnung. ‚Pah, Freundin durch einen Unfall verloren. Ok es war ein Unfall, aber es war definitiv kein Bär. Ich war es’, dachte ich wütend. Ich stieg in mein Auto und fuhr zu schnell davon. Ich wollte weg, wollte nicht weiter in einer Welt leben, die auf Lügen aufgebaut war. Ich entschloss mich nach Hause zufahren. Da, wo ich sein konnte wie ich bin. Das sein konnte was ich bin. Ich holte mein Handy aus der Tasche und rief Sal an. Sie ging nicht ran.
„Hey Sal, ich bin’s, Luzifer. Sag den anderen dass ich wiederkomme. Ich kann nicht länger in einer Trugwelt leben. Hab dich lieb“, sprach ich ihr auf die Mailbox, und fuhr weiter in Richtung Norden.
Alles wollte ich hinter mir lassen. Ich drehte meine Anlage weiter auf und lauschte den Klängen der Mondschein Sonate.


Die Flucht



Ich fuhr immer weiter. Eigentlich wollte ich keine Pausen machen, aber da ich öfter mal tanken musste, bleib es nicht aus. Fünfzig Kilometer vor der Stadt wo ich hin wollte, musste ich wieder tanken. ‚Ob Sal, den Eltern Bescheid gesagt hat?’, fragte ich mich. Ich hatte noch keine Antwort von ihnen erhalten. Aber ich wusste dass sie noch da leben, versteckt im Wald. Keiner wusste das sie dort leben, da sie ja auch nicht in die Stadt mussten, konnten sie dort für immer leben, das heißt wenn die dummen Sterblichen nicht auf die Idee kommen, den Wald abzureißen. Ich sah mich um, die Straße war wie verlassen. Ich kam mir eher vor wie in der Pampa. Ich stieg wieder in mein Auto, als ich mit allem fertig war, und fuhr los. Ich sah schon das Haus meiner Eltern, meine Zuflucht. Ungefähr zwanzig Meter davor, musste ich mein Auto parken. Man durfte nicht vor dem Haus parken. Meine Mutter war dort sehr konservativ. Sie liebte Blumen, den Duft. Ich ging zum Haus, es sah irgendwie anders aus. Sie hatten anscheinend die Fassade verändert. Anstatt braun war es jetzt weiß. Ich klopfte gar nicht an, sondern ging einfach rein. Aus dem Wohnzimmer ertönte eine Melodie.
„Luzifer?“, fragte jemand.
Es war meine Mutter.
„Ja, ich bin’s“, war meine Antwort.
Sie kam zu mir. Hinter ihr war mein Vater mit meinem Bruder. Ich sah sie einen nach den anderen an, dann lächelte ich. Ihre Gesichter sahen verdutzt aus, als sie mich sahen.
„Willkommen zu Hause“, sagte mein Bruder und reichte mir die Hand.
Ich nahm sie und nickte ihn zu.
Ich hatte vergessen dass mein Bruder muskulös ist. Ich konnte mich fast hinter ihn verstecken. Ich blickte mich suchend um.
„Wen suchst du?“, fragte meine Mutter.
„Sal. Ist sie nicht da?“
„Nein, sie ist mit ein paar Freundinnen ausgegangen. So viel ich weiß sind sie unten am Strand.“
Ich sah fragend meine Mutter an. Sie war am Strand? Mein Vater bemerkte meine neue Augenfarbe. Sie waren immer noch zartlila. Wie deprimierend.
„Was ist mit deinen Augen passiert? Hast du infiziertes Blut getrunken?“, fragte er.
Jetzt sahen auch meine Mutter und mein Bruder mich an.
Ich nickte nur.
„Ich werde dann mal zum Strand gehen“, sagte ich ausweichend.
Ich wollte nicht weiter über meine Augen reden. Ich wusste dass sie mich noch mehr ausgefragt hätten, wenn ich bleiben würde. Ich ging zur Tür, als mein Bruder mich aufhielt.
„Es war ein Vampir, oder? Du hast ein Vampir gebissen und sein Blut getrunken“, es war keine Frage, er stellte es fast.
Ich drehte mich um und sah dass nur noch er da stand. Unsere Eltern waren wieder gegangen.
„Nein, Mick. Es war kein Vampir. Es war ein Vamp. Ich habe einen Vamp getötet. Aber woher weißt du das? Hat dich Corin angerufen?“
„Nein, Corin hat nicht angerufen. Ich habe es gesehen.“
Na toll, mein Bruder sah wie ich einen Vamp ermorde. Ich sah ihn fragend an, er wusste was ich fragen wollte.
„Nein, ich habe es nicht den Eltern gesagt“, sagte Mick.
‚Gut’, dachte ich. Wieder drehte ich mich um zum gehen. Dieses Mal wurde ich nicht aufgehalten. Ich war schon fast am Strand, da hörte ich eine alte vertraute Stimme. Sal.
„Luzifer! Luzifer, hier bin ich“, schrie sie.
Grinsend ging ich in ihre Richtung. Sie saß da mit zwei Freundinnen, die aussahen wie dumme Menschen. Als sie mich sah, kam sie auf mich zugerannt und nahm mich in den Arm.
„Luzifer! Es ist schön dass du wieder da bist“, trällerte sie mir ins Ohr.
„Ich bin nicht wieder da. Ich mache nur etwas Urlaub. Ich habe zurzeit Semesterferien“, sagte ich scheinheilig.
Sie sah mich verdutzt an.
„Du studierst? Was denn?“, fragte sie.
„Mythologie. Es ist sehr interessant und faszinierend zugleich.“
„Hmm, ok. Wie geht es Corin? Ist er auch da?“
Ich knurrte.
„Ach so, ich verstehe. Ihr habt Streit.“
Ich nickte nur, sah sie fragend an, danach ihre Freundinnen.
„Ah, wie dumm von mir“, schoss sie los.
„Das sind meine Freundinnen. Das ist Michellé und das ist Susanne.“
Dann wandte sie sich zu den beiden Mädchen.
„Das ist mein anderer großer Bruder Luzifer. Er studiert.“
Die beiden sahen mich an und nickten. Ich tat es ihnen gleichen. Sal sah meine Augen.
„Er trägt mal wieder Kontaktlinsen. Das macht er öfters“, sagte sie leise zu Michellé und Susanne.
Ich grinste und ließ mich neben Sal zu Boden. Sie unterhielten sich über die Jungs ihrer Schule. Bei uns in der Familie war Sal die einzige, die kein Vampir sein wollte. Sie versuchte immer menschlicher zu sein. Sie ging in die Schule, versuchte nachts zu schlafen, und hat sogar schon versucht menschliches Essen zu essen. Sie hat noch nie einen Menschen getötet oder gebissen. Ich bewunderte sie, sie war auf einer Art die Stärkste von uns. Sie hatte eine Reine Weste. Es hat natürlich nicht mit dem Essen geklappt, sie brauchte Blut um zu überleben. Soviel ich wusste aß sie in der Schule, dieses ekelige Cafeteriaessen. Abends trank sie dann Blut. Ich schüttelte angewidert meinen Kopf. Sal und ihre Freundinnen sahen mich verdutzt an.
„Ah, ich dachte gerade an etwas. Es ist aber nicht weiter von Belang“, redete ich mich raus.
Sie unterhielten sich weiter. So wie ich es verstanden habe, ist diese Michellé in einen Jungen aus ihrer Klasse verliebt. Aber er beachtet sie nicht. Sie hat zwar seine Handynummer, traut sich aber nicht ihn anzurufen. Wie dumm doch die Menschen sein können.
„Geh doch einfach mal in die Offensive“, sagte Susanne.
„Ich weiß aber nicht was ich machen soll. Er ist immer mit seinen Freunden unterwegs“, beklagte sich Michellé.
„Sag ihn doch einfach mal, wie es um deine Sinnesempfindungen steht“, meinte Sal.
„Hmm, ich kann doch schlecht zu ihn gehen, und sagen ‚Hey, Mike. Hör mal. Ich bin unwiderruflich in dich verliebt. Und es wäre schön wenn du genauso für mich empfinden würdest’. Das geht doch nicht.“
Ich schaute von einer zu anderen. Was doch die Weiber für Probleme haben. Und dazu auch noch meine kleine Schwester.
„Geh einfach zu ihn hin, und sag was Sache ist. Entweder er erwidert deine Gefühle, oder lässt dich einfach stehen. Wenn er das zweite macht, ist er nicht der Richtige für dich. Du kannst nur entweder gewinnen oder verlieren. Was Schlimmeres kann gar nicht passieren. Immerhin hängt dein Leben nicht von ihm ab“, mischte ich mich in die Beratung ein.
Sie sahen mich an, als wäre ich verrückt geworden. Doch dann grinsten sie.
„Ja, Luzifer hat Recht“, sagte schließlich Sal.
„Ok, gleich morgen werde ich es ihn sagen. Danke Luzifer.“
„Wieso morgen? Wenn du doch seine Nummer hast, dann ruf ihn an und treffe dich mit ihm.“
„Meinst du wirklich, Sal?“
„Ja.“
Michellé zog ihr Handy aus der Hosentasche, und rief Mike an. So wie es sich anhörte, sagte er zu. Ich stand auf und wünschte den Mädels noch viel Spaß. Und Michellé wünschte ich viel Glück. Natürlich war das alles nur geheuchelt, ich würde nie jemanden Glück wünschen. Ich ging zurück zum Haus meiner Eltern. Meine Mutter saß im Wohnzimmer und sah fern. Ich setzte mich neben ihr.
„Was ist los Luzifer?“, fragte sie.
„Nichts. Ich frage mich nur, wie Sal, so leben kann. So menschlich.“
„Nun, sie ist nicht Stolz darauf, ein Vampir zu sein. Wir im Gegensatz, sind Stolz darauf, das zu sein was wir sind. Sie will lieber sterblich sein.“
„Sterblich… Wohl normalsterblich. Ich kann mir gar kein anders Leben mehr vorstellen. Ich weiß, ich war früher auch mal ein Mensch. Aber diese Zeit ist schon lange vorbei. Ich kann mich nur an ein paar Sachen erinnern.“
Meine Mutter sah mich forschend an.
„Du hast Streit mit Corin, oder? Er war vor einen Monat hier, er hatte nach dir gefragt. Wenn ich gewusst hätte, dass er dich wieder nervt, dann hätte ich ihn nicht gesagt wo du lebst. Was hat er dieses Mal gemacht?“
„Ja, wir haben mal wieder Streit. Ach, er hatte einfach eine Party in meiner Wohnung geschmissen. Es wäre ja nicht so schlimm gewesen, aber es waren alles nur Menschen. Die sich bei mir wie zu Hause gefühlt haben. Sie haben meine Wohnung komplett umgestaltet. Aus meinem Wohnzimmer wurde eine Tanzfläche mit einer Bar. Es roch überall nach Alkohol, und so.“
„Ach, Luzifer. Nimm es ihn nicht so böse. Du weißt das er immer versucht es allen Recht zumachen. Natürlich geht das nicht. Es wird immer einen geben der mit seinem Handeln nicht zu recht kommt.“
Ich schaute aus dem Fenster. Obwohl es stark bewölkt war, sah man die Sonne. Mein Vater kam zu uns ins Wohnzimmer. Sein Blick war streng.
„Luzifer, du sollst dich bei Corin melden. Er sagte mir dass du einfach abgehauen bist. Stimmt das?“, fragte er streng.
„Ich bin nicht direkt abgehauen. Ich habe immerhin Semesterferien, also dachte ich mir, ich komme euch mal besuchen. War das falsch?“
„Ich wollte nicht wissen, ob du Ferien hast. Sondern ob du einfach so abgehauen bist. Nein, wenn du Ferien hast, kannst du uns besuchen kommen. Aber du hättest doch vorher anrufen können.“
„Das habe ich doch. Ich habe Sal auf die Mailbox gesprochen. Hat sie es euch nicht gesagt?“
„Nein, das hatte sie nicht.“
Ich stand auf und wollte gehen, doch mein Vater hielt mich auf.
„Wo willst du hin?“, fragte er.
„Ich wollte zu Sal gehen, und fragen warum sie es euch nicht gesagt hat.“
Ich wandte mich ab und ging in Sals Zimmer. Ich schaute mich im Zimmer um, hier hingen überall irgendwelche Bilder von Leuten, die anscheinend Berühmt waren. Sals Zimmer sah aus, wie das eines menschlichen Teenagers. Eine Wand war eine Fotowand. Auf den Fotos waren meisten Sal und ihre Freundinnen. Eines fand ich sehr interessant, es war Sal mit einem Jungen. Anscheinend waren oder sind sie zusammen. Nach einer Weile kam endlich mal Sal. Ich drehte mich zu ihr um.
„Wieso hast du unseren Eltern nicht gesagt, dass ich vorbeikomme?“, fragte ich.
„Oh, das hatte ich wohl anscheinend vergessen. Tut mir leid. Aber macht doch nichts, jetzt bist du ja hier, und sie wissen es“, gab sie zurück.
‚Na toll, meine kleine Schwester, dreht durch’, dachte ich.
„Ach so, wer ist das eigentlich?“, fragte ich, und zeigte auf das Bild mit Sal und den Typen.
„Das? Das ist mein Exfreund. Wir waren letztes Jahr zusammen, aber er hat letzten Monat Schluss gemacht. Wegen einer anderen.“
„Aha, du warst also mit einem Menschen zusammen. Wie ekelig.“
„Luzifer, so schlimm sind die Menschen gar nicht, wie du sie hinstellst. Sie sind eigentlich sogar ganz nett.“
„Nett? Nicht schlimm? Du weißt schon, dass sie uns töten, besonders dann wenn sie erfahren wer oder was wir sind. Und wie würden deine Freunde reagieren, wenn sie erfahren was du wirklich bist? Ein Blutsauger. Ein Vampir. Eine Bestie. Genau das bist du, nein, das sind wir.“
„Nein! Nein, ich bin keine Bestie. Ich bin ein Mensch“, schrie sie auf.
Ich wusste dass sie diese Wörter hasste. Aber sie konnte nicht leugnen was sie ist. Wir waren Bestien, Vampire, elende Blutsauger.
„Luzifer“, sie sah mich wütend an.
„Bitte verschwinde aus mein Zimmer. Ich möchte nicht, das hier ein blutrünstiger Vampir ist, wenn meine Freundinnen kommen.“
Ich sah sie verwundert an. Ein blutrünstiger Vampir? Ha, das ich nicht lache. Ich tat ihr aber den Gefallen, und verlies das Zimmer. Ich selber hatte hier kein Zimmer mehr. Also wo sollte ich jetzt hingehen? Ich entschied mich dazu, nach Mick zugehen. Auch wenn er immer jemanden in den Ohren lag. Er war mein nerviger älterer Bruder. Ich kam in sein Zimmer. Er spielte irgendein Spiel auf seiner Spielekonsole. Er sah auf als er mich bemerkte.
„Hey Luzifer, na was machst du so?“, fragte er.
„Nun, was sollte ich schon machen? Außer hier rumlaufen und den Instinkt haben, ich sei hier unerwünscht“, gab ich leicht gereizt zu Antwort.
„Hmm, du bist hier nicht unerwünscht. Es ist nur so, du bist ein Sadist. Du folterst Menschen, und tötest sie. Du bist irgendwie…“
„Anders“, beendete ich den Satz.
„Ja, anders. Du bist das komplette Gegenteil von uns.“
Ja und, ich war anders. Ich war Stolz darauf, entgegengesetzt zu sein. Wollte nie so ein Spießer wie der Rest meiner Familie werden. Ein Menschenfreund. Selbst der Gedanke daran, ich könnte so werden, löste in mir Wut und Hass aus. Ich beschloss auf die Jagd zugehen, als es dunkel wurde. Meine Eltern waren davon nicht begeistert. Aber was hätten sie tun sollen? Schließlich konnten sie mich nicht aufhalten. Als ich auf der Jagd war, bemerkte ich, dass ich verfolgt wurde. Ich ging etwas langsamer als üblich. Ich spürte dass es kein Mensch war, auch kein Vampir. Es blieb nur noch eine Möglichkeit. Ein Werwolf. Wieder so ein dämliches Tier. Oder Mensch? Werwölfe sind genauso verflucht wie alle Kreaturen auf der Erde. Im Wald lief ich los. Als ich auf einer kleinen Lichtung ankam, blieb ich stehen.
„Was willst du?“, fragte ich den Schatten hinter mir.
„Was ich will?“, fragte er sarkastisch zurück.
‚Ein tolles Wortspiel’, dachte ich.
„Ja. Danach habe ich ja wohl gefragt. Wenn du mich töten möchtest, dann solltest du es jetzt tun.“
„Dich töten? Habe ich denn dazu einen Grund? Ich beobachte dich schon seitdem du hier bist. Und ich habe gesehen, dass du bis jetzt noch keinen Menschen getötet hast. Du bist einer von den Natas, nicht wahr?“
„Ja ich bin einer der Natas. Aber sei dir gesagt sein, ich bin nicht wie der Rest meiner verkommenen Familie. Ich bin wohl der Außenseiter der Familie.“
„Wie soll ich das verstehen?“
Er blickte Gedankenverloren in den Himmel. Anscheinend überlegte er wie ich das meinte.
„Ich bin anders. Bin kein Menschenfreund. Außer wenn du, das was ich mache oder bin, als Menschenfreund bezeichnen kannst. Ich jage Menschen, töte sie und trinke ihr Blut.“
„Ich habe nie daran gedacht, dass du ein Menschenfreund bist. Wohl eher das Gegenteil. Ich habe es dir angesehen, oder besser gesagt, es gerochen. Das Blut von Menschen klebt an dir.“
Er grinste und kam ein Schritt auf mich zu. Aus Reflex wich ich zurück.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Ich will dich nicht töten. Wir haben eine Abmachung mit deiner Familie getroffen“, sagte er.
Ich drehte mich um. Er stand mir zwei Schritte gegenüber. Sein Aussehen nach zu urteilen, war er gerade erst mal sechzehn. Sein Schneeblondes Haar war mittellang, was seine braunen Augen noch dunkler erscheinen ließ.
„Ha, ich habe keine Angst. Du bist noch nicht einmal ein Gegner für mich. Und außerdem kämpfe ich eh in der Regel nicht gegen mutierte Hunde. Und auch nicht für sie. Aber wie meintest du das, als du sagtest, das ihr eine Abmachung mit meiner Familie habt?“, fragte ich.
„Nun, wir haben abgemacht, dass keiner von uns euch angreift. Und andersrum das Gleiche. Wir haben gesagt, dass wir versuchen werden zusammen zu leben, miteinander auskommen. Deswegen greifen wir euch nicht an. Natürlich gibt es unter uns welche, die sich dagegen sträuben, aber Anmachung ist Abmachung.“
„Interessant“, sagte ich und wandte mich ab.
„Wohin willst du? Weiter auf Jagd?“, fragte er.
„Ich wüsste nicht, was es dich angehen würde“, gab ich zur Antwort, und verschwand.
Ich kam wieder bei meinen Eltern an. Sal war wieder mit ihren Freundinnen unterwegs. Ich fragte meine Eltern nach der Abmachung und sie erzählten mir die ganze Geschichte.
Vor hundert Jahren trafen meine Eltern auf den Anführer der Werwölfe, die hier leben. Er wollte gegen sie kämpfen. Meine Eltern aber nicht gegen ihn. Nach einer Weile sagte dann der Anführer, dass er seinem Rudel sagen würde, dass sie die Vampire nicht angreifen sollen. Da sie anders sind als die andern Vampire die sie kennengelernt haben. Meine Eltern versprachen dass sie es auch den anderen Vampiren ihrer Familie sagen werden. Und so kam es zu dieser Abmachung. Seit hundert Jahren leben sie miteinander in Frieden. Keiner greift den anderen an. Nur die anderen Vampire die auf der Durchreise sind, sind die Feinde der Werwölfe. Ich bin kein Feind, deswegen hat der junge Werwolf mich nicht angegriffen.
Ich fragte meine Eltern, ob ich nicht so gesehen trotzdem ein Feind bin, da ich anders als meine Familie bin. Ich jagte Menschen, sie nicht. Meine Eltern sahen mich an, doch ihre Antwort war nein. Ich gehöre zu Familie Natas und so bin ich kein Feind. Ich stand auf und ging zum Fenster.
„Wenn ich kein Feind bin, was bin ich denn dann für sie? Ein Freund?“, fragte ich mit schweigsamer Stimme.
„Hmm, das wissen wir nicht. Wir wissen dass wir ihre Freunde sind. Aber ob du auch ein Freund bist oder nicht, das musst du selbst heraus finden“, antwortet meine Mutter.
„Meinst du nicht Syria, das er auch als Freund akzeptiert wurde? Er gehört schließlich zu unserer Familie“, sagte Vater.
„Ach Valnar, ich weiß es nicht. Er sollte das für sich selber herausfinden.“
„Ja da hast du vielleicht Recht.“
„Also Luzifer, finde selbst heraus, ob du Freund oder Feind bist. Du kannst es selbst beurteilen. Entscheide dich aber Richtig."
Ich sah meinem Vater an. Was meinte er jetzt bitte mit Entscheide dich aber Richtig? Wollte sie etwa dass ich zu einem Tierfreund werde? Wenn ja, das konnte sie wieder ganz schnell vergessen. Ich würde nie so wie sie werden. Ich hasste es, wie sie leben. Hasste auf einer seltsamen Art sie. Aber es war meine Familie, ich gehörte zu ihnen, egal was passiert. Ich ging raus auf die Terrasse, ließ mich nieder auf einen der Gartenstühle und sah in das Himmelsreich. Gedankenverloren betrachtete ich die Sternenbilder. ‚Ob dort wohl die ganzen Seelen der Menschen sind, die ich getötet habe?’, fragte ich mich. Was wohl passiert wenn einer dieser Sterne erlischt? Ah dort, dort steigt wieder eine verlorene Seele gen Himmel. Ein Mensch ist gestorben. Vielleicht wurde er auch ermordet, ich weiß es nicht. Jede Nacht wenn ich in die Sterne sehe, seh’ ich die Seelen der Menschen, die verstorben sind. Meine Mutter nannte mich deswegen immer der Seelenseher. Ich fand diesen Namen schon immer schrecklich, und es hat sich bis heute nicht geändert. Sollte das eine meiner Fähigkeiten sein? Seelen zu sehen? Wer wollte schon sehen, wie viele Menschen erloschen? Ich töte sie zwar, aber ich wollte nie erfahren, nie sehen, wie viele starben. Im Hintergrund hörte ich Stimmen.
„Luzifer! Komm sofort bitte mal rein“, schrie Vater.
‚Was hatte ich jetzt schon wieder angestellt?’, schoss es mir durch den Kopf. Ich stand gemütlich auf und ging Richtung Balkontür. Als ich das Wohnzimmer betrat, zog ich scharf die Luft ein. Neben meiner Mutter stand Corin.Ich sah ihn wütend an, wollte schon knurren, als mich Sal aufhielt.
„Luzifer, nicht. Er ist nicht alleine. Er hat sie mitgebracht“, flüsterte sie mir ins Ohr.
‚Sie?’, fragte ich mich in meinen Gedanken. Bevor ich richtig fragen konnte, stand sie schon neben Mick. Ihre Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten. Sie trug ein weißes Kleid mit einer schwarzen Verzierung, es ging ihr bis zu den Knien. Ich sah sie unverwandt an. Ihr Blick kreuzte den meinem. Ihre bernsteinfarbenen Augen erleuchteten noch heller als ich sie in Erinnerung hatte. Sie tat mir irgendwie leid, wenn sie wüsste wo sie ist, wäre sie schreiend weggelaufen. Dieser Gedanke gefiel mir, ich musste grinsen. Tiara hatte das Grinsen anscheinend falsch verstanden, denn nun grinste sie auch.
„Hallo Luzifer“, begrüßte mich Corin.
Wieder sah ich ihn bösartig an. Was wollte er hier? Und überhaupt, was sollte das? Er kam hierhin, mit ihr. Ich merkte dass mir anders wurde, so als ob ich gleich zusammenbreche, aber das war unmöglich.
„Hallo Corin. Was verschafft uns die Ehre, dass du uns besuchen kommst? Und wie ich sehe, bist du nicht alleine. Wie kommt es dazu?“, fragte ich giftig.
Mein Tonfall ließ die anderen aufhorchen. Sie wussten, wenn ich so redete war ich nicht sonderlich gut drauf. Man musste nur einen klitzekleinen Fehler machen, und schon würde ich ausrasten. Ich war zwar nie wirklich gut drauf, aber dieses Mal, war ich richtig überreizt, finster. Tiara sah mich an.
„Ich wollte nur wissen wo du bist. Du bist auf einmal verschwunden, ohne etwas zu sagen. Wir haben uns Sorgen gemacht. Hast dich noch nicht einmal gemeldet. Wir wussten nicht ob es dir gut geht. Da wo doch so ein Verrückter in der Stadt rum läuft, und Menschen umbringt“, sagte Tiara mit selbstbewusster Stimme.
„Ah, ich wusste gar nicht, dass ich euch Bescheid sagen muss, wenn ich mal für ein paar Tage weg wollte. Besser gesagt wenn ich mal meine Eltern besuchen wollte. Ich bin keinen von euch verpflichtet. Und Tiara, ich wüsste nicht was es dich überhaupt angeht. Wir sind weder verwandt noch befreundet“, sagte ich eisig.
Tiara sah mich erschrocken an. Anscheinend war das etwas zu heftig ausgedrückt.
„Luzifer! Wie kannst du nur so gemein sein? Sie hatte sich Sorgen um dich gemacht“, belehrte mich meine Mutter.
„Nein, Frau Natas. Ist schon ok. Luzifer kann mich aus irgendeinem sonderlichen Grund nicht leiden. Es war mein Fehler“, entschuldigte sich Tiara.
Sie verlies das Zimmer.
„Luzifer, wieso bist du so gemein zu ihr? Hat sie dir irgendetwas getan?“, fragte mich Vater.
„Nein“, war meine knappe Antwort.
„Nein Luzifer mag sie nicht, weil ihr Duft ihn verwirrt“, sagte Corin.
Alle sahen ihn an, danach mich. Ich sah Corin nur wütend an.
„Stimmt das, Luzifer?“, fragte Sal.
„Luzifer wird durch einen Menschen verwirrt“, lachte Mick.
Auch Syria und Valnar lachten.
„Ha, sehr witzig. Nur leider muss ich euch enttäuschen. Ihr Blut, Duft, nennt es wie ihr wollt, verwirrt mich nicht. Es ekelt mich an, es brennt, es ist widerlich.“
„Wenn das so ist, weshalb verabscheust du sie dann?“
„Ganz einfach. Mögt ihr ein Geruch der euch in der Nase brennt?“
„Nein“, kam es von allen.
„Na sieht ihr. Ich mag sie einfach nicht, und ich werde sie nie mögen.“
Ich ging aus dem Wohnzimmer. Im Flur stand Tiara, sie sah aus dem Fenster. Ihr Blick sah traurig aus, so als ob sie jemanden vermisst.
„Tia, du bist noch hier?“, fragte ich mit leichter Stimme.
Sie drehte sich zu mir um. In ihren Augen waren Tränen. Hatte sie geweint?
„Ja. Ich wollte fragen ob hier irgendjemand, eine Telefonnummer von einem Taxiunternehmen hat. Damit ich wieder fahren kann. Ich bin ja ohne Auto hier, da Corin gefahren ist.“
„Wohin musst du? Bis nach Hause? Wenn ja, das wird teuer. Wir sind bis zu hundert Kilometer entfernt. Wenn nicht sogar mehr. Da wäre es einfacher nach Hause zufliegen. Ich könnte dir die Telefonnummer der Fluggesellschaft geben, damit du dir erst mal ein Flugticket reservieren kannst. Beziehungsweise schauen kannst, ob überhaupt noch ein freier Platz ist. Immerhin sind bald die Ferien zu ende.“
„Hmm“, sie sah wieder zum Fenster raus.
„Könnest du mir die Nummer der Fluggesellschaft geben?“
Ich nickte und ging zum Telefonbuch. Ich suchte die Nummer raus und gab sie ihr.
„Du kannst ruhig das Festnetz nehmen. Ich denke mal das du kein Vertraghandy hast.“
„Danke“, sie sah schüchtern zu Boden.
Sie telefonierte. So wie es sich anhörte war kein freier Platz mehr vorhanden, erst wieder Mitte nächste Woche. Da wäre es aber zu spät, das Semester fängt nächste Woche wieder an. Als sie auflegte seufzte sie.
„Nichts mehr frei?“, fragte ich, obwohl ich alles mitbekommen habe.
„Nein.“
„Hmm, ich könnte Corin fragen, ob er dich wieder zurück fährt. Er würde das bestimmt gerne machen.“
„Nein, soviel ich weiß wollte er für eine Weile hier bleiben. Oder seine Eltern besuchen. So genau weiß ich es nicht mehr.“
„Ok. Ich frag mal eben Sal oder Mick, ob sie dich wieder fahren könnten. Wenn sie auch nein sagen, frag ich einfach Syria oder Valnar.“
„Danke. Aber kommst du nicht mehr zurück? Schmeißt du dein Studium?“
Ich gab ihr keine Antwort. Ich ging ins Wohnzimmer und fragte Sal ob sie Tiara nach Hause fahren könnte. Sie sagte nein, genauso wie Mick. Dann musste ich also doch meine Eltern fragen. Syria sah mich fragend an, als ich fragte, ob sie Tiara fahren könnte. Aber auch sie schüttelte mit dem Kopf. Valnar sah mich an, und bevor ich fragen konnte, sagte er mir, ich müsste doch auch wieder zu Uni, also könnte ich sie mitnehmen. Aber ich sollte aufpassen dass meine Tarnung nicht auffliegt. Mit gesenktem Kopf ging ich wieder nach Tiara.
„Hmm, so wie es aus sieht, haben sie alle keine Zeit. Also würde ich sagen, du gehst jetzt erst mal duschen. Danach besprechen wir alles weitere“, sagte ich zu ihr.
Sie sah mich an und nickte. Ich zeigte ihr das Badezimmer und alles andere was sie brauchte. Dann ging ich zurück ins Wohnzimmer.
„So, da ihr ja keine Zeit habt um sie nach Hause zufahren, bitte ich euch, oder irgendjemanden, etwas für sie zu kochen. Sie muss ja schließlich etwas essen. Und dann hab ich da noch eine Frage. Wo soll sie heute schlafen?“
„Ok, ich geh etwas kochen. Und schlafen kann sie bei Sal. Wir sagen einfach, das sie bei einer ihrer Freundinnen schläft“, sagte Syria.
Irgendwie schienen alle damit einverstanden zu sein. Keiner merkte dass es mir gegen den Strich ging, dass ein Mensch hier ist. Syria ging, wenn man es gehen nennen konnte, es sah mehr so aus als ob sie schwebte, in die Küche. Nach einer Weile kam Tiara runter ins Wohnzimmer. Ihre Haare hatte sie jetzt wieder offen, irgendwie gefiel es mir so besser. Sie hatte eine Jogginghose an und ein Trägertop. Irgendwie sah sie in fast allem, was ich an ihr gesehen habe, gut aus. Ich erschrak, als ich meine Gedanken verstand. Wieso fand ich dass sie gut aussieht? Sie war doch nur ein dämlicher Mensch. Syria kam ins Wohnzimmer und bat Tiara mit in die Küche zu kommen. Tiara folgte ihr. Mir war klar dass sie sich wunderte weil wir nicht mitkamen. Nur Sal ging mit in die Küche. Wie widerlich, sie wollte doch wohl jetzt nicht auch was essen? Als Tiara und Sal wieder kamen, lachten sie. Sie verstanden sich anscheinend gut. Es wurde dunkel und Sal verschwand. Wie unauffällig.
„Ich zeig dir eben wo du die Nacht schlafen kannst. Morgen früh wecke ich dich dann“, sagte ich zu Tiara.
Sie folgte mir. Ich zeigte ihr das Zimmer. Obwohl wir kein Bett brauchten hatten wir in jedem Schlafraum welche stehen. Meine Eltern teilten sich ein Bett, wie es eigentlich auch so ist, bei Ehepaaren.
„Nacht, schlaf gut“, sagte ich zu ihr und wandte mich ab.
„Luzifer?“
„Ja?“
„Wo schläfst du?“
„Ähm… Im Wohnzimmer. Ich hab hier kein Zimmer mehr.“
„Ach so. Ist die Couch den nicht unbequem? Also ich meine, die sieht so zu klein für dich aus. Du könntest hier schlafen. Das Bett ist mir ohnehin schon zu groß.“
„Nein, ist schon in Ordnung. Ich geh eh noch nicht schlafen.“
Sie sah auf die Uhr. Mein Blick folgte ihren. Es war halb eins nachts.
„Es ist schon sehr spät. Du solltest jetzt besser schlafen. Ich werde dich sehr früh wecken.“
„Was machst du jetzt, wenn du noch nicht schlafen gehst?“
„Ich werde etwas spazieren gehen. Das mach ich öfters, da bekomm ich einen freien Kopf. Und jetzt schlaf.“
„Gute Nacht Luzifer“, sagte sie und gähnte.
Ich nickte ihr zu und ging.
Ich wusste das sie noch mehr Fragen hatte, aber hätte ich auf jede eine passende Antwort. Ich ging raus, ich wollte eigentlich nicht spazieren, wollte etwas anderes. Ich hätte ihr aber schlecht die Wahrheit sagen können. Ich machte mich auf die Suche nach einem passenden Opfer. Nach zwei Stunden kam ich wieder. Ich sah mich um. In Sals Zimmer brannte Licht. War sie etwa noch immer wach? Ich ging ins Haus, meine Eltern sahen mich wie immer an. Irgendwie fand ich ihren Gesichtsausdruck witzig, sie sahen aus, als ob sie einen Geist gesehen hätten.
„Was ist los? Wieso brennt in Sals Zimmer Licht?“, fragte ich.
„Äh… Was?“, fragte meine Mutter etwas Geistesabwesend.
„Warum im Zimmer von Sal Licht brennt?“, fragte ich noch mal.
„Da brennt Licht?“, fragte Valnar.
„Ja tut es. Sonst würde ich ja wohl nicht fragen.“
„Hmm, keine Ahnung.“
„Vielleicht ist sie ja noch wach. Oder wieder.“
„Oh man, ihr seit ja gerade keine große Hilfe. Ich geh besser selber nachsehen. Macht ihr weiter damit, was auch immer ihr gemacht habt.“
Ich wandte mich ab und ging. Als ich oben ankam, hörte ich wie Tia am telefonieren war. Brannte deswegen bei ihr Licht? Ohne groß zu überlegen ging ich einfach ins Zimmer. Tia saß im Schneidersitz auf’m Bett und sah raus. Das Handy lag neben ihr. Anscheinend hatte sie aufgehört zu telefonieren.
„Tia? Ist alles ok? Ich sah das Licht von draußen brennen“, sagte ich mit leiser Stimme.
Sie rührte sich kein Stück. Langsam ging ich auf sie zu, bei ihr angekommen, berührte ich sie leicht an der Schulter. Sie zuckte zusammen. Leicht benommen sah sie mich an.
„Luzifer?“, fragte sie, mit verschleierter Stimme.
„Ja, ich bin’s. Ist alles ok bei dir?“
„J… ja… alles ok.“
Ich sah ihr in die Augen. Sie waren von irgendeinem Gefühl belegt. Sie leuchteten nicht mehr so wie vorher. Ich setzte mich neben ihr. Sie war leicht am zittern
„Ist wirklich alles in Ordnung? Du bist am zittern. Ist dir etwa kalt? Soll ich die Heizung anmachen?“
„Nein, nein. Es ist wirklich alles in Ordnung. Mir ist nicht kalt, ich habe nur etwas Schlechtes geträumt. Das gibt sich gleich wieder.“
„Aber warum bist du noch wach? Warst du so lange spazieren?“
„Ja, ich gehe öfters lange spazieren. Wie gesagt ich bekomm dabei einen freien Kopf.“
Sie sah wieder auf dem Fenster. Irgendetwas stimmte hier nicht. Meine Eltern waren neben der Spur und Tia auch. Ob es Mick auch war? Ich stand auf und ging zu Mick. Er saß wieder auf’m Boden und spielte auf seiner Konsole. Er sah ganz normal aus.
„Mick?“, fragte ich.
„Ja?“
„Du bist also normal. Gut. Da bleibt nur noch die Frage, was mit den anderen ist.“
„Äh, Luzifer, wovon redest du da?“
Ich erzählte ihm, dass Syria und Valnar irgendwie wie benommen auf der Couch saßen und zum Fernseher starrten. Tiara auf’m Bett und am zittern war, zuvor aber noch am telefonieren war.
„Hmm, vielleicht hat sie einen schockierenden Anruf bekommen. Mam und Dad sitzen öfter so auf der Couch“, sagte er.
Ok, das würde vermutlich alles erklären. Ich war am überlegen ob ich wieder nach Tiara sehen sollte, entschied aber das ich sie besser jetzt alleine lassen sollte. So ging ich runter zum Auto, prüfte ob alles ok ist, und sah nach dem Tank. Ich müsste morgen tanken, damit wir nach Hause kommen. Ich könnte morgen oder jetzt tanken fahren. Wenn ich es jetzt machen würde, wären wieder ein paar Minuten vergangen. Ich stieg ins Auto und ließ den Motor an. Bevor ich los fuhr, sah ich noch einmal zum Zimmerfenster. Das Licht war jetzt wieder aus. ‚Hmm, naja vielleicht erzählt sie mir ja morgen was los war’, dachte ich und fuhr davon. Auf den Weg zur Tankstelle, sah ich auf die Uhr. Es war jetzt sechs Uhr morgens, also könnte ich, wenn ich wieder da bin, Tiara wecken. Wir sollten besser so früh wie möglich los fahren, da die Straßen später überfüllt wären. Ich war mit dem tanken fertig und fuhr wieder zurück. Zu Hause brannte kein Licht. Wieso auch? Wir sind Vampire, wir brauchen kein Licht. Ich kam ins Haus, meine Mutter kam zu mir und fragte mich, ob ich Tiara jetzt wecken wolle. Wenn ja, dann würde sie jetzt was zum essen für sie machen. Ich sagte zu ihr, sie brauche nichts zu machen, ich würde das schon übernehmen. Sie und Vater könnten essen gehen. Dankend ging sie mit Vater. Leise ging ich ins Zimmer.
„Tia… Tia…“, sagte ich leise und stupste sie an.
„Mmhmm…“, kam nur von ihr.
Ich musste leicht grinsen. So ein Geräusch hatte ich noch nie von einem Menschen gehört. Und ich kenne, kannte, viele Menschen.
„Du musst aufstehen“, flüsterte ich.
„Mmhmm… Noch fünf Minuten“, nuschelte sie ins Kopfkissen.
Ich stand seufzend auf und ging zur Tür. Ich musste mir also etwas anderes einfallen lassen, damit sie aufstand. Ich ging in die Küche, machte Kaffee und belegte einen Teller mit Käse und Aufschnitt. In ein kleines Körbchen legte ich die Brötchen und die Croissants, die ich geholt hatte. ‚Na toll. Jetzt bekommt sie auch noch Frühstück ans Bett. Wie tief kann ich eigentlich noch sinken?’, war mein Gedanke als ich wieder die Treppen hoch ging. Im Zimmer angekommen, stellte ich das Tablett auf das kleine Nachttischen ab.
„Tia, ihr hast du etwas zum essen, und eine Tasse Kaffee. Würdest du dann bitte jetzt endlich mal aufstehen?“
Sie sah mich mit ihren Bernstein Augen an. Jetzt funkelten sie wieder, und der Goldschimmer war auch wieder da.
„Danke, aber ich wäre jetzt auch aufgestanden.“
Sie lächelte mich verlegend an.
„Ähm, ja ist ja jetzt auch egal. Nachdem essen, könntest du ja dann mal duschen und deine Sachen packen. Wir haben nicht so viel Zeit. Eigentlich wollte ich so in zwei Stunden losfahren.“
Sie sah auf die.
„Du willst um neun Uhr fahren?“, fragte sie erschrocken.
„Ja, oder ist das ein Problem für dich? Du weißt schon das wir am einunddreißigen Oktober zur Halloween-Party da sein müssen“, erinnerte ich sie.
„Uh, die Party“, stieß sie hervor.
„Ich habe noch gar kein Kostüm, und… Oh mein Gott, wir haben keine Zeit mehr. Wo soll ich jetzt ein Kostüm herbekommen?“
Sie ließ sich nach hinten fallen. Ich zog eine Augenbraue hoch, und sah sie an.
„Was bist du? Also als was musst du dich verkleiden?“, fragte ich skeptisch.
„Als Vamp… Ich glaube, Herr Munoz mag mich nicht sonderlich“, beklagte sie sich.
Ich fing an zu lachen. Konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen.
„Was? Was ist daran so witzig?“, schnaubte sie.
„Haha, das du glaubst das er dich nicht mag. Ist dir das wirklich so wichtig, ob dich jemand mag oder nicht? Aber ehrlich, ich kann mir dich als Vamp gar nicht vorstellen.“
Ich lachte wieder. Tiara sah mich wütend an.
„Du bist… so… so… unmenschlich. So gemein. Als was musst du dich verkleiden?“
„Keine Ahnung, hab ich vergessen.“
Ich wusste noch ganz genau, was ich sein sollte. Ein Vampir. Wie sollte sich ein Vampir, als ein Vampir verkleiden?
„Hmm, wegen deinem Kostüm Problem, könnten wir eventuell etwas machen“, sagte ich.
„Und was?“, sie klang nicht wirklich begeistert.
Ich stand auf und holte mein Handy aus der Tasche, dann rief ich Sal an, und fragte sie ob sie noch die Kleider hatte. Sie wusste welche ich meine, ich brauchte es nicht weiter zu erklären. Sie sagte mir wo sie die Kleider hin getan hat. Ich legte auf und ging zum Kleiderschrank. Ich suchte einen Koffer raus. Als ich ihn fand legte ich ihn aufs Bett und öffnete ihn.
„Hier, das sind Kleider von Sal. Sie hatte sie alle nur einmal an, sie musste sich öfters als Vamp verkleiden. Deliah hat sie genäht“, sagte ich und zeigte auf die Kleider.
„Deliah?“, fragte Tiara.
„Ja, das war mal eine Freundin der Familie.“
Ihr ist wohl der Ton in meiner Stimme aufgefallen, aber sie fragte nicht weiter nach.
Sie sah sich alle Kleider an. Eines sah sie besonders oft an. Es war ein rotes Minikleid, am Ende hatte es schwarze Fäden aus durchsichtigem Stoff.
„Das ist schön. Besonders wie es von oben immer dunkler wird. Unten sieht es fast wie Blut aus. Meinst du, es ist in Ordnung wenn ich mir das ausleihe?“, fragte sie schüchtern.
„Ja. Sie hat gesagt du darfst sie, von ihr aus, alle behalten. Sie hat auch noch die passenden Schuhe dazu. Ihr habt die gleiche Kleidergröße, und da denkt sie, ihr habt auch die gleiche Schuh Größe.“
„Oh, echt? Welche Schuhgröße hat sie denn?“
„Keine Ahnung. Musst du einfach die Schuhe anprobieren.“
Ich ging wieder zum Schrank und holte den Koffer mit den Schuhen raus. Sie sah sich die Schuhe und ihre Größen an, dann nickte sie. Gut, sie hatten also die gleichen Größen sowie in Anziehsachen und in Schuhen. Ich nahm die beiden Koffer und brachte sie runter ins Auto. In der Zeit ging Tiara duschen und packte ihre Sachen. Als wir endlich fertig waren, konnten wir losfahren. Tiara stieg ins Auto und schnallte sich an, als ich einstieg sah sie mich an.
„Wo sind eigentlich deine Eltern? Oder dein Bruder? Oder Corin?“, fragte sie.
„Sie, sie sind spazieren. Glaub ich“, gab ich zur Antwort.
Um zehn vor zehn fuhren wir dann doch mal los. Aus den Boxen der Anlage kam Claire de Lune von Debussy. Ich wollte die Anlage leiser machen, doch Tiara hielt meine Hand feste.
„Nein, lass nur. Ich mag Klassik. Besonders Claire de Lune und die Mondschein Sonate. Ich weiß nicht, die sind so…“
„So beruhigend“, beendete ich ihren Satz.
Sie lächelte mir zu und sah ausm Fenster. Ich fuhr etwas, wie immer, zu schnell. Tiara bemerkte es nicht, sie war eingeschlafen. Ich fuhr die ganze Nacht durch. Als es wieder heller wurde, wurde Tiara wach.
„Bist du etwa die ganze Zeit gefahren?“, fragte sie noch etwas schlafgetrunken.
„Nein, ich habe ein paar Stunden geschlafen. Habe auf einem Parkplatz gehalten“, log ich.
„Brauchst dir keine Sorgen um mein Wohlbefinden machen. Wir sind gleich da. Ich lass dich bei dir raus.“
„Oh, ok danke.“
Sie sah sich um, offenbar merkte se erst jetzt das wir schon in der Stadt waren. Bei ihr zuhause stiegen wir aus.
„Soll ich dir helfen, bei den Sachen hoch tragen?“, fragte ich
„Das wäre lieb. Keine Sorge der Hund ist nicht da, er ist bei einer Freundin meines Bruders.“
Sie lächelte. Sie hatte also noch einen Bruder. Ich trug ihr die Koffer hoch und verabschiedete mich.
„Luzifer“, rief sie mir nach.
Ich drehte mich zu ihr um.
„Danke noch mal. Du hättest mich nicht fahren brauchen. Ich wäre bestimmt auch so irgendwie nach Hause gekommen. Und danke, für die Sachen, und das du sie hoch getragen hast.“
Ich schüttelte den Kopf und ging. Sie rief noch irgendetwas, was sich anhörte wie; Ich denke wir sehen uns auf der Party.
Ich kam endlich zuhause an. Wie ich feststellte, hatte Corin meine Wohnung wieder aufgeräumt. Es roch zwar hier immer noch nach Alkohol, aber es war aufgeräumt. Mit gerümpfter Nase öffnete ich alle Fenster. ‚Hoffentlich geht dieser ekelige Geruch wieder raus’, dachte ich mit angeekelter Miene. Ich ließ mich auf meine weiße Ledercouch fallen, und schaltete die Anlage ein. Ich überlegte was ich anziehen sollte, zur Halloween-Party. Es waren noch zwei Tage bis dahin, also musste ich schneller überlegen. Ich stand auf und ging ins Schlafzimmer. Aufm Bett lag ein Zettel. Er war von Corin.
Hey Luzi, du brauchst doch noch ein Kostüm für die Party. Ich habe mir mal die Freiheit genommen und dir eins besorgt. Es ist im Schrank. Du wirst es schon finden. Viel Spaß, Corin
Er hatte mir ein Kostüm besorgt? Ich öffnete den Schrank. Dort hingen ein schwarzer langer Umhang, eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd an einem Kleiderbügel. Der Umhang ging ja noch, genau wie die Hose. Aber das Hemd? Nie und nimmer. Ich nahm das Hemd und schmiss es weg. Ich würde wohl eher einen Pulli dazu anziehen. Unten aufm Boden des Schrankes, standen schwarze Schuhe. ‚Ach du Schande. Solche Schuhe würde noch nicht einmal mein Urururgroßvater anziehen. Wo hatte er nur diesen seltsamen Geschmack her?’, urteilte ich. Aber um eine Sache musste sich ja, Gott sei dank, niemand kümmern. Um die roten Augen. Auch wenn die Party früher anfängt, könnte ich mit roten Augen auftauchen. Ich müsste nur vorher etwas trinken gehen. Ich ging in meinem kleinen geheimen Raum. Dort hingen mehrere Fotos von Personen, die meine Opfer waren, oder werden. Ich sah auf die Uhr, es war kurz vor elf. So suchte ich mir ein Opfer aus, welches um elf hier in der Nähe sein wird. Recht schnell fand ich eines. Dieses Mal war es eine junge verheiratete Frau. Es war mir egal, auch wenn sie schwanger wäre. Ich musste nun mal töten um zu überleben. Taten die Menschen das nicht auch? Sie töten doch auch um zu überleben. Auch wenn es nur Tiere waren, sie taten es. Und abstreiten konnten sie es auch nicht. Ich ging runter und wartete auf, Selina DaSilva. Mein nächstes Opfer. Nach dem Studium würde ich wieder die Stadt verlassen. Ich weiß nur noch nicht wohin ich dann gehe. Vielleicht zurück nach Hause, irgendwo dort in die Nähe meiner Eltern. Es gab Momente da fühlte ich mich einsam. Besonders seitdem Deliah fort ist. Ihr Name löste in mir einen vergessenen Schmerz aus. Wie lange hatte ich sie damals gesucht? Fünfzig Jahre? Oder waren es schon mehr gewesen? In der ersten Zeit, wo sie fort gegangen ist, sah ich sie immer wenn ich meine Augen schloss. Ihr rotes langes Haar, mit den schwarzen Strähnen, ihre eisblauen Augen am Tag und ihre karmesinrote Augen in der Nacht. Ihre Stimme klang wie, die eines Silberglockenspiel. Ich schüttelte meinen Kopf, um wieder klar denken zu können. Ich blickte die Straße runter, da kam sie. Sie ging an mir vorbei, ich blickte ihr tief in die Augen, mit gesenktem Kopf. Ich wusste dass sie mir jetzt folgen würde. So ging ich Richtung Wald. Selina folgte mir, auf Schritt und Tritt. Schnell drehte ich mich um und biss zu. Dieses Mal beschloss ich die Leiche zu verbrennen. Aber nicht hier, das würden alle mitbekommen. So trug ich sie heimlich zu meinem Auto, legte sie hinten auf die Rückbank, stieg ein und fuhr los. Weit draußen aufm Land hielt ich. Hier würde das dauern bis es jemand bemerkt. Ich nahm die Leiche und legte sie auf den Boden. Dann ging ich wieder zum Auto und holte ein Feuerzeug und ein kleines Tuch, was in einer entzündlichen Flüssigkeit getränkt war. Ich legte vertrocknete Blätter und trockene Äste und Stöcke auf sie und zündete sie mit dem Tuch an. Ich sah wieder zum Himmel auf. Zum ersten Mal sah ich eine flammende Seele. Ich beobachtete sie noch eine Weile, bis sie ihren Platz gefunden hat, dann stieg ich wieder in und fuhr nach Hause. Ich tat nichts, saß einfach nur auf der Couch und lauschte der Musik. Es wurde morgen. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Musik aufgehört hatte. Wie lange lief sie schon nicht mehr? Ich war so in Gedanken versunken, dass ich es gar nicht mitbekam. In letzter Zeit war unergründlich alles seltsam. Ich war seltsam geworden. ‚Wäre Corin doch nie aufgetaucht’, ging es mir sofort durch den Kopf. Jedes mal wenn er auftauchte, veränderte sich mein Leben, so wie jetzt. Ich wusste nicht wo dran es lag, vielleicht an, dass ich jedes mal wenn er bei mir war, dass ich Tierblut trinken musste? Nein, daran konnte es nicht liegen. Vor langer Zeit, da trank ich selber Tierblut, und meine Familie Menschenblut. Aber dann kam der Hass auf die Menschheit. Sie hatten mir damals alles genommen was mir heilig war. Sie nahmen mir Deliah. Die einzige die ich je geliebt habe. Sie gab mir alles, aber ich konnte ihr nie etwas zurück geben. Ich konnte sie noch nicht einmal beschützen. Damals hatte ich für die Polizei gearbeitet, ihnen geholfen vermisste Menschen zu finden. Ein Fall, er war im achtzehntenjahrhundert, wurden mehrere Frauen ermordet. Der schlimmste Monat in diesem Jahr war der sechste. Dort wurden in der zweiten Woche, zwanzig Frauen vermisst. Ich musste sie alle aufspüren. Was ich zu diesen Zeitpunkt nicht wusste, war, das Deliah etwas mit dieser Sache zutun hatte. Sie war die Mörderin der Frauen. Ich sah sie, als sie eine junge Frau das Blut aussaugte.
„Was tust du da, Deliah?“, fragte ich.
Sie sah mich nur mit ihren karmesinroten Augen an, und lächelte.
„Wo nach sieht es denn aus, Luzifer?“, gab sie bissig zurück.
„Nein, du kannst nicht die Mörderin sein.“
„Wieso nicht?“
„Ich habe alles bearbeitet. Du passt nicht in das Schema, welches ich aufgebaut habe. Die Polizei sucht nach einem Mann, Mitte dreißig.“
„Gut für mich, Pech für sie.“
Sie lachte. Doch ihr Lachen erstickte wieder recht schnell. Als ich bemerkte warum, sah ich zweidutzend Polizisten, die ihre Waffen auf Deliah richteten.
„Luzifer! Sag ihnen, das ich keine Mörderin bin“, schrie sie,
„Stimmt das, Herr Natas?“, fragte mich der Oberkommissar.
Ich konnte nicht antworten.
„Herr Natas! Stimmt das? Kennen Sie diese Frau?“, schrie er jetzt.
„I…ich, weiß nicht. Ich kenne sie“, gab ich endlich zur Antwort.
„Wer ist sie?“, wurde ich gefragt.
„Los Luzifer, sag Ihnen wer ich bin. Sag Ihnen, dass ich deine Freundin bin“, sagte Deliah.
„Ja, sie ist meine Freundin. Ihr Name ist Deliah. Deliah Saint. Aber sie ist keine Mörderin“, sagte ich mit schwacher Stimme.
Mir war klar dass es niemand glauben würde, vor ihr lag schließlich eine Leiche.
„Herr Natas, Sie wissen das wir das nicht glauben können. Alle Indizien sind gegen Ihre Freundin. Vor ihr liegt eine weibliche Leiche, sie sieht genau so aus wie die anderen“, sagte einer der Beamten.
„Nein!!!“, schrie ich.
Danach hörte man nur noch Schüsse. Ich lief weg. Oben aufm Berg, wo ich stand, sah ich in den Himmel. Ich sah mehrere Seelen gen Himmel aufsteigen. ‚Deliah’, war mein Gedanke und lief zurück. Als ich dort ankam, sah ich dass überall Blut lag. Deliah sah ich nicht, sie war weg. Ich folgte ihren Duft. Nach drei Stunden fand ich sie. Sie war tot. Ihr lebloser Körper trieb auf einen kleinen See, der sich durch ihr Blut rot färbte. Langsam ging ich zu ihr. In ihren Körper steckten magische Pfeile, die jeden Vampir umbrachten. ‚Ein Jäger’, schoss es mir sofort durch den Kopf. Hier war irgendwo ein Vampirjäger. Ich wusste was ich tun wollte, aber hatte ich dazu die Kraft? Ohne zu wissen, was ich wirklich tat, folgte ich den Geruch des Jägers. Nach einer Nacht, fand ich ihn. Er war alleine, ‚Was ein Glück’, dachte ich grimmig. Ich schlich mich langsam und vorsichtig an. Als ich hinter ihm stand, brach ich ihn sein Genick und dann trank ich sein Blut, bis auf den letzten Tropfen. Da merkte ich, dass Menschenblut besser schmeckte als Tierblut. So fing ich an Menschen zu jagen und zu töten. Meine Familie ist zu dieser Zeit auf Tierblut umgestiegen. Ich jagte nicht nur die Menschen, ich folterte sie auch. Ihre Schreie waren wie Melodie in meinen Ohren. Ich stand auf und schüttelte mich. Wie konnte mich diese Geschichte, diese Vergangenheit, wieder einholen? Ich sah trübsinnig auf die Uhr. Wir hatten jetzt schon den einunddreißigen Oktober. Wo war der dreißige hin? Ich musste mich beeilen, wenn ich mit roten Augen zur Party wollte. Ich ging auf die Jagd. Mein Opfer suchte ich mir erst auf der Straße aus. Ich hatte jetzt keine Zeit mehr um auf ein ausgewähltes Opfer zu warten. Fieberhaft trank ich das Blut und suchte mir noch eins. Um neunzehn Uhr sollte die Party anfangen, wir mussten aber schon um sechzehn Uhr da sein. Schnell lief ich nach Hause, um mich umzuziehen. Die Uhr zeigte schon halb sechs an. Ein schneller Blick in den Spiegel, ließ mich zufrieden wirken. Meine Augen waren Blutrot, meine Haut kalkweiß und kalt. Wie die eines Vampirs. Zufrieden ging ich zum Auto. Meine Haare hatte ich wie immer hochgegelt. Eigentlich war ich ganz zufrieden mit meinem Äußeren, wenn da nicht nur diese Qual wäre. Ich weiß, auch wenn ich genug getrunken habe, wird es für mich gleich schwer. Paar von diesen Leuten die gleich da sein werden, waren auf meiner Opferliste. Und dann war da auch noch Tiara. Langsam ließ ich den Motor an und fuhr los.


Impressum

Texte: fallenseraphim
Tag der Veröffentlichung: 11.07.2012

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