Cover

Prolog




Dies ist eine Geschichte, wo Schatten und Licht nah beieinander liegen. Kaum zu unterscheiden. Nicht alles ist gut, wo das Licht hin scheint, und nicht alles ist böse, wo Schatten liegt. Ich musste es selber erfahren. Deswegen erzähle ich euch Dieses hier. Ich habe auch gelernt, dass man nicht immer den Leuten, die man zu kennen glaubt, trauen sollte. Ich musste es auf eine schmerzliche Weise erfahren.
Eine Geschichte von Vampiren zwischen Liebe und Hass, Vertrauen und Misstrauen, Leben und Tod.



Ewige Nacht




Es war Nacht. Dennoch hörte ich wie Raben in den Bäumen sich unterhielten. Schlaftrunken steckte ich meinem Kopf unter mein Kissen und zog mir meine Bettdecke über dem Kopf. Na ja wobei ich sie ja eher über das Kissen zog. Die Raben hörten nicht auf. Genervt schaute ich unterm Kissen und unter der Decke hervor, und schielte auf meinen Wecker. Oh, na toll, dachte ich als ich sah das wir erst halb zwei Uhr morgens hatten. Vor etwa einer Stunde hatte ich mich hingelegt. Doch die Raben in dem Baum, der vor meinem Fenster war, ließen mich nicht schlafen. Ich setzte mich auf und knipste die kleine Lampe auf meinen Nachttisch an. Mit verschlafenen Augen blinzelte ich ein paar Mal, bevor ich mein Handy nahm. Verdutzt sah ich dass ich drei Anrufe in Abwesenheit hatte. Die Nummer war nicht angezeigt. Der letzte Anruf kam um viertel nach eins. Wer ruft mich um die Zeit an? fragte ich mich. Hmm eigentlich musste ich ja noch für die morgendliche Prüfung lernen. Langsam stand ich auf und ging zu meinen Vollbeladenen Schreibtisch. Machte mir etwas Platz, legte das Buch und einen Block auf den Platz, dann setzte ich mich. Na toll, jetzt hab ich mein Notebook im Gemeinschaftsraum vergessen, fluchte ich, stand auf und machte mich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum. Der Flur lag so gut wie im Dunklen. Nur an vereinzelten Stellen brannte ein kleines Licht.

>> Hey. Was machst du denn noch hier? <<, fragte mich Virginie, ein Mädchen aus meiner Klasse.

Sie sah wie immer schön aus. Trotz in ihrem Pyjama, was eigentlich keiner war. Sie trug eine kurze Short, die Rosa-Lila kariert war, und dazu ein kurzes Top, das Spaghettiträger hatte, in Weiß. Ihr Mahagonifarbendes Haar hatte sie zu einen kunstvollen Zopf zurückgebunden. Normalerweise ging es ihr bis zur Taille, jetzt aber geht es ihr nur bis zur Schulter. Ihre Haarfarbe passte perfekt zu ihren Smaragdaugen.

>> Ich habe mein Notebook im Gemeinschaftsraum vergessen und wollte es holen<<, gab ich zur Antwort.

>> Aber was machst du hier? <<, fragte ich etwas verlegen.

Virginie sah mich an. In ihren Augen lag etwas Geheimnisvolles. Wäre das hier kein Mädcheninternat, hätte sie bestimmt alle Jungs den Kopf verdreht. Sie war wirklich eine Schönheit. Das sagte ich, obwohl ich nicht auf Mädchen stand, da war ich mir sicher, auch wenn ich noch nie einen festen Freund hatte. Ja, ich war siebzehn, und hatte noch keinen Freund gehabt. Tragisch, aber Wahr.

>> Was ich hier mache? Nun, eigentlich wollte ich mich grad raus schleichen, aber da du mich gesehen hast, muss ich wohl mein Date absagen <<, kam es spitz von ihr.

>> Oh nein, du musst deswegen nicht absagen. Ich hab dich einfach gar nicht gesehen <<, sagte ich schnell.

Sie sah mir lange in die Augen, ohne irgendeine Reaktion. Plötzlich sah ich ein erglühen in ihren Augen, und sie grinste schief.

>> Hmm, hört sich eigentlich nicht schlecht an, aber ich hab eine bessere Idee. <<

Ich sah sie schockiert an. Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl. Hallo, es war Virginie, sie hatte meistens keine guten Ideen.

>> Aber du solltest dich umziehen. So kannst du unmöglich mit. Du darfst vorher auch dein Notebook holen. Ich muss mich ja auch noch umziehen <<, sagte sie ignorant.

>> Umziehen? Mit? Wohin? <<, stammelte ich.

>> Ja, du kommst jetzt einfach mit mir. So kannst du mich nicht verpfeifen, da du ja dann selbst mit drin hängst. In einer halben Stunde treffen wir uns wieder hier <<, sagte sie und machte auf Absatz kehrt.

Na toll, jetzt sollte ich auch noch mit ihr mitgehen. Zwar wusste ich dass es falsch war, aber eine andere Möglichkeit gab es nicht. Ich gestehe, ich bin zu feige um ihr zu widersprechen. Schnell holte ich mein Notebook und machte mich wieder auf den Weg in mein Zimmer. Irgendwie war ich froh dass ich keine Zimmergenossin hatte, aber es war auch einsam im Zimmer. Es war begrenzt eingeräumt. Es gab zwei Schränke die dreitürig waren, zwei dieser normalen Jugendbette, jedes hatte ein Nachttisch, und es gab ein kleines Badezimmer mit Toilette, Waschbecken wo drüber ein Spiegelschrank hing, und eine kleine Dusche mit so einem billigen Duschvorhang. Es gab nur ein Fenster in diesem Zimmer, wo irgendwelche Vorhänge vor hingen, das Badezimmer hatte keines. Ich ging zu meinen Schrank und zog mir einen weißen Pulli und eine schwarze Hose aus dem Schrank. Schnell schlüpfte ich in die Anziehsachen, kämmte mir die Haare und band sie zu. Ich sah auf die Uhr und machte mich schnell auf den Weg, da ich nur noch fünf Minuten Zeit hatte. Virginie stand schon da und wartete auf mich. Als sie mich sah zog sie eine ihrer perfekt geformten Augenbrauen hoch.

>> Sorry für die Verspätung <<, sagte ich außer Atem.

>> Ja, schon okay. Aber du solltest dir wohl eher mal Gedanken über dein Style machen <<, sagte sie giftig.

Ich schaute verlegen auf den Boden. Sie hatte ja schon irgendwie Recht, sie sah immer perfekt aus. Neben ihr kam sich, glaub ich, jeder doof vor.

>> Na ja, wie auch immer. Wir sollten jetzt los <<, sagte sie und ging.

Ich trottete ihr wie eine Dumme hinterher. So kam ich mir auch vor. Wo wir draußen waren, merkte ich dass nur daran als ich Wind auf mir spürte. Ich sah mich um. Alles lag im dunklen, nirgends brannte ein Licht. Auch war Niemand unterwegs, diesmal hörte ich auch keine Raben. Virginie ging einfach immer weiter und ich folgte ihr wie ein kleines Schoßhündchen. Als wir an der Straße ankamen, stand da eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben, so dass man nix sehen konnte. Virginie ging zum Auto, klopfte an die Scheibe. Die Tür wurde von innen geöffnet, bevor sie einstieg, drehte sie sich zu mir um und sah mich an.

>> Komm <<, befahl sie und stieg ein.

Zögernd stieg ich auch ein. Drinnen saßen außer Virginie und mir, vier Jungs. Virginie saß bei einen auf dem Schoß. Er hatte dunkelbraunes Haar und hellbraune Augen, die mich irgendwie an die eines Rehs erinnern. Neben mir saß einer, der blonde Haare und grüne Augen hatte, auf der anderen Seite von mir saß einer wo man die Haare und Augen nicht sehen konnte, da er seine Mütze tief ins Gesicht gezogen hatte. Der vierte und letzte hatte pechschwarze Haare und so dunkle Augen das sie schwarz aussahen. Alle vier waren, wie sie auf den ersten Blick aussahen, groß und gut gebaut.

>> Wer ist das? <<, fragte der blonde Junge.

>> Ach das ist nur eine die mich erwischt hatte, als ich mich wegschleichen wollte. Und bevor sie mich verpfeift, hab ich sie einfach mitgenommen. Weil wie heißt es so schön? „Mit gegangen, mit gefangen“ <<, sagte sie, bevor sie den braun haarigen küsste.

Ich fühlte mich richtig unwohl. Am liebsten wäre ich rausgesprungen und weggelaufen. Aber ich wusste, dass es nichts bringen würde. So saß ich da einfach rum, und schwieg. Mich würde eh keiner von denen ansprechen, da war ich mir sicher. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass wir losgefahren sind. Wo wir hin fuhren wusste ich auch nicht, da ich eh nichts sehen konnte, auch wenn ich es versuchte. Nicht dass ich es probiert hätte. Doch es war mir schon unangenehm genug, dass ich zwischen zwei Jungs saß, da musste ich nicht auch noch an ihnen vorbeischauen, was nachher so aussah, als würde ich sie ansehen. Als die Limousine anhielt, stieg der blonde als erstes aus, dann der Rest, nur ich saß noch im Inneren.

>> Man, brauchst du immer eine extra Einladung? <<, fragte mich Virginie und hielt mir eine Hand hin.

Schüchtern nahm ich sie und stieg aus. Dann sah ich dass wir an einen Strand waren, wo ein Lagerfeuer brannte, Musik lief und noch mehr Leute waren. Am liebsten wäre ich jetzt in meinem Zimmer, oder wäre im Erdboden versunken.

>> Okay, pass auf. Blamier mich einfach nicht, dass hier sind Freunde von mir, und wie du bemerkt hast, bin ich mit einen davon zusammen. Wenn du nix dummes anstellst, bring ich dich mit einen zusammen. Tu einfach so, als würdest du dazugehören <<, sagte sie und ging zu den anderen.

Sie nicht blamiere? So machen als würde ich dazugehören? Mich verkuppeln?, ging es mir durch den Kopf. Langsam machte ich mich in Richtung der anderen. Mein Magen verkrümmte sich immer mehr, so näher ich kam. Von weitem hörte ich, wie sie lachten, sich unterhielten, einfach Spaß hatten. Hey, dann wird es vielleicht gar nicht so schlimm, dachte ich und ging immer weiter. Als ich bei ihnen ankam, verstummten alle und sahen mich an.

>> Hallo <<, sagte ich leise, wobei die, die weiter weg standen, mich bestimmt nicht gehört hatten.

Ich sah hilfesuchend zu Virginie, die nur mit den Schultern zuckte, und wieder wegschaute. Okay, hätte ich das gewusst, wäre ich wirklich zuhause geblieben.

>> Virginie. Wer ist das? <<, hörte ich jemanden fragen, als ich mich schon umgedreht hatte, um wieder zu gehen.

>> Ach, ist nur so eine, die mich erwischt hatte, als ich mich wegschleichen wollte. Hab sie einfach mitgenommen, so dass sie mich nicht verpfeifen kann <<, sagte sie im kühlen Ton.

>> Aha. Und wie heißt sie? <<, fragte wieder die männliche Stimme.

Ich konnte mich nicht umdrehen. Irgendwie hatte ich Angst. Wieso weiß ich selber nicht. Da würde doch kein Monster oder so stehen. Höchstens nur ein Junge. Dann drehte ich mich doch um. Ja, es war ein Junge. Ein ziemlich großer und breiter Junge. Sein Gesicht sah finster aus. Okay, es war kein Monster, dennoch war er furchteinflößend. Am liebsten hätte ich mich wieder umgedreht und wäre davon gelaufen. Ich sah wieder zur Virginie. Sie streckte ihr Kinn nach vorne und straffte ihren ganzen Körper an. Wollte sie wirklich diesen furchteinflößenden Jungen protzen? , fragte ich mich. Als er wieder fragte, spürte ich etwas Seltsames. Etwas was von ihm ausging.

>> Das ist… <<, setzte Virginie an, doch sprach nicht zu Ende.

Okay, wusste sie meinen Namen nicht, oder was hatte sie?

>> Ich warte, Virginie! <<, sprach der Junge, und da sah ich ihn das erste Mal richtig an.

Er war groß und breit gebaut, was ich ja schon bemerkte, seine Haare waren fast in der gleichen Farbe von Virginie, nur bei ihm sah das so aus, als hätte er hellere Strähnen drin, seine Augen waren heller als die von Virginie, eher Jadegrün, und er sah gut aus. Verdammt gut. Sein Teint war wie von der Sonne geküsst. Das Feuer ließ seine Haut bronzefarben erscheinen. Als ich ihn so ansah, bemerkte ich, dass er oben nix anhatte. Ich spürte wie die Farbe mir ins Gesicht schoss und mir warm wurde. Ich senkte schnell meinen Kopf und blickte auf den Sand. Virginie atmete tief ein, als sie bemerkte, wie ich auf ihn reagierte.

>> Das ist Zoraya. Eine Mitschülerin von mir, aber keine Freundin. Sie ist ein Mauerblümchen <<, sagte sie und sah mich an.

Unsere Blicke trafen sich, und ich spürte ihren giftigen Blick tief in mir drin. Sie hatte Recht. Ich war ein Mauerblümchen. Die in den Pausen immer alleine saß. Auch so war ich immer alleine.

>> Und das ist mein… <<, setzte Virginie an, wurde aber unterbrochen.

>> Bruder <<, beendete er den Satz.

>> Ich bin Virginie’s Bruder, Damien. Schön dich kennen zu lernen, Zoraya <<, sprach er und reichte mir die Hand.

>> Gleichfalls <<, murmelte ich als ich seine Hand nahm.

Ich spürte Virginie’s Blick in meinem Rücken, und die Wärme die von Damien ausging. Mein Herz raste wie wild, mein Gehirn lief auf Hochtouren, mein Körper wurde schwach und vor meinen Augen alles schwarz. Bevor ich fallen konnte, fing Damien mich auf. Als ich langsam meine Augen öffnete, sah ich ihn direkt in die Augen. Sie lächelten, was mich darauf hinwies das er lächelte. Man, mein Gehirn war wohl abgestürzt.

>> Alles in Ordnung? <<, fragte er.

Sag einfach nur ja, nix weiter. Nur dieses eine Wort, redete ich zu mir selbst.
>> Hmm, glaube ja. So was passiert mir schon mal Öfters. Alles wird dunkel und ich kipp um. Glaub mein Hirn hat schon irgendwelche Schäden, wer weiß wo ich über gegen knalle <<, sagte ich.
Oh man, war ich bescheuert. Hatte ich mir nicht selber gesagt ich solle nur „Ja“ sagen? Ich hatte anscheinend wirklich ein Schaden.

>> Oh <<, sagte er.

Damien half mir langsam auf, dann reichte er mir was zu trinken und befahl mir, ich solle mich setzen. Virginie sah uns aus ihren Smaragdaugen an. Ihr Blick war eine Mischung aus Traurigkeit, Bosheit und Liebe, nur wusste ich nicht wem von uns beiden dieser Blick geschenkt war. Ich beschloss das er Damien gewidmet ist, wieso auch sollte sie mich so ansehen.

>> Du bist also keine Freundin von Virginie? <<, fragte er.

>> Wie sie schon sagte, ich bin nur eine Mitschülerin, die sie getroffen hat, als sie abhauen wollte. Sie hat die Wahrheit gesagt, falls du das nicht glauben solltest <<, erzählte ich leise

>> Hmm, ich glaub nicht, dass sie die ganze Wahrheit gesagt hat. <<

>>Wieso? Ich habe es doch grade bestätigt. <<

>> Ja hast du. Du hast aber nicht alles bestätigt. Wie zum Beispiel, das du ein Mauerblümchen bist. <<

Ich saß da und schwieg. Wollte eigentlich sagen, dass sie Recht hat, dass ich ein Mauerblümchen bin. Doch ich konnte nix sagen. Als ich in die Flammen sah, fiel mir etwas ein. Ich sprang auf, entschuldigte mich und lief zum Wasser. Kurz bevor ich reinlief blieb ich stehen. Meine Augen brannten und Tränen liefen mir übers Gesicht. Wie konnte ich das vergessen? Es war fast alles Gleich. Ich sah zum Meer und schloss meine Augen.


Hey Zoraya, komm rüber. Am Feuer ist es warm <<, rief Jay.

Ich drehte mich zu ihm um, und sah in sein lächelndes Gesicht. Sein strohblondes Haar war vom Wind zerzaust, paar einzelne Strähnen verirrten sich. Er rief mich nochmals, bevor ich zu ihm hinlief. Auch wenn wir nicht zusammen waren, liebte ich ihn. Ob er mich aber liebte wusste ich nicht. Ich habe mir immer gewünscht er wäre mein erster und letzter Freund.

>> Hey meine kleine Träumerin <<, sagte er als ich ankam und mich in den Arm nahm.

Ich atmete ganz tief seinen Duft ein, wollte ihn tief in mir spüren. Als wir uns setzten, saßen wir nah beieinander, so dass sich unsere Arme bei der kleinsten Berührung trafen. Ja, ich liebte ihn. Wir unterhielten uns, hatten miteinander Spaß und tranken immer das Gleiche. Der Abend wurde immer später, und wir hatten immer mehr Spaß.

>> Zoraya? <<, fragte er leise.

>> Ja? <<

>> Ich muss dir etwas sagen, aber ich weiß nicht wie. Ich trau mich nicht wirklich. <<

>> Hey Jay, so kenn ich dich gar nicht. Du sagst doch immer gleich das was du denkst. Also sag es einfach so wie es in deinen Kopf ist. <<

Lange sagte keiner mehr was von uns. Auch wenn ich wirklich wissen wollte, was er mir zu sagen hat, so drängte ich ihn nicht. Ich wusste, dass es sich lohnt zu warten. Und auf Jay würde ich immer warten.

>> Ich…ich liebe dich, Zoraya <<, sagte Jay leise
.
Bevor ich etwas antworten konnte, hörte ich einen Schuss. Aus Reflex versuchte ich mich zu schützen, zu verstecken oder sonst was. Alle liefen in Panik durcheinander. Ich hab gewusst, dass es irgendwann passieren wird. Irgendetwas hat mich am Kopf getroffen und ich fiel zum Boden und alles andere um mich herum wurde schwarz. Ich weiß nicht wie lange ich dort lag, aber einige hatten sich wieder beruhigt.

>> Zo…ra…ya <<, hörte ich Jay keuchend.

Schnell sah ich mich um, und sah ihn auf dem Boden liegend. Ich ging zu ihm.

>> Jay… Alles wird wieder in Ordnung <<, sagte ich.

Als ich meine Hand zu ihn strecken wollte, sah ich das ganze Blut im welchen er lag. Aus einem Impuls heraus wusste ich dass es sein Blut war. Genau so wie ich wusste wer es war.

>> Ich liebe dich Zoraya <<, keuchte er.

Ich spürte wie sein Körper immer schlaffer und bleicher wurde. Hat denn keiner einen Krankenwagen gerufen?

>> Ich liebe dich auch, Jay <<, sagte ich unter Tränen.

Jay lächelte mich an, und schloss seine Augen. Als er sie schloss, wusste ich dass er sie nie wieder öffnen würde. Ich hatte Jay verloren, für immer. Weinend stand ich auf und lief. Ich wusste nicht wohin, aber meine Beine würden mich zum Ziel bringen, dass taten sie auch. Vor mir stand mein Stiefbruder.

>> Was ist los? <<, fragte er.

>> Tu nicht so als wüsstest du nicht was passiert ist. Ich weiß genau dass du es warst. Du kannst es einfach nicht akzeptieren, wenn sich jemand für mich interessiert. Du bist krank! <<, schrie ich ihn an.

Er sah mich an, und ich rechnete jeden Augenblick damit, dass ich mir eine von ihm fange. Statt er mich schlägt nahm er mich in den Arm.

>> Meine Zoraya, meine kleine süße Zoraya. Ich will nur das Beste für dich <<, sagte er im ruhigen Ton.

>> Das Beste? <<

>> Ja. <<

Ich stieß ihn von mir weg. Auch wenn meine Augen schmerzten, sah ich ihn wütend an.
>> Und was ist das Beste? <<, schrie ich.

>> Du weißt ganz genau, was das Beste für dich ist <<, sagt er und kam auf mich zu.

Ich hatte Angst. Spürte wie meine Beine gleich nachgaben. Dann packte er mich fest an den Armen, zog mich zu sich und küsste mich. Ich ekelte mich, versuchte mich zu befreien, doch sein Griff war zu fest. Wieso hatte mein Vater nur seine Mutter geheiratet? Er drückte mich gegen eine Wand, so fest dass ich mit meinen Hinterkopf gegen die Wand knallte. Mit einer Hand, fuhr er mir unter mein Oberteil, über meine Brust. Mein Ekel wurde immer größer.

>> Lass uns etwas spielen, Prinzessin <<, sagte er und band mir etwas um mein Handgelenk.

Ich wollte schreien, doch es kam nix. Konnte mich nicht bewegen. Ich schloss meine Augen und betete. Ich war nie gläubig, doch jetzt hoffte ich auf ein Wunder. Doch jedes hoffen war umsonst. Ich spürte wie er mir mein Oberteil zerriss, dann meinen Rock hochschob und meine Panty runter. Er küsste mich wieder, ich spürte einen schrecklichen Schmerz und ich wusste was ich machen musste. Ich versuchte den Schmerz zu ignorieren, überprüfte immer wieder die Knoten der Bänder. Versuchte eine Schwachstelle zu finden. Als ich eine fand, probierte ich immer wieder mit meine Hand zu befreien. Als ich es schaffte, probierte ich es auch bei der anderen Hand. Ich konnte froh darüber sein das er ein Idiot beim knoten war. Wo ich auch endlich die zweite Hand befreit hatte, hob ich mein Knie und traf meinen Stiefbruder. Er ließ von mir ab und taumelte paar Schritte nach hinten. Ich zog schnell meine Panty hoch und meinen Rock runter und rannte weg. Ich hörte wie er mir hinterher rannte und schrie. Ich rannte in einen Wald und stolperte, mit voller Wucht wurde ich auf den Rücken gedreht, mit geweiteten Augen sah ich Jones an.

>> Ah, du magst es also auf die harte Tour <<, knurrte er, riss meine Panty wieder runter, öffnete seine Hose und drang tief und fest in mich ein.

Ich wollte nur noch vor lauten Schmerz schreien, doch ich blieb stumm.
Voller Panik und Schmerz suchte ich nach einem Gegenstand den ich benutzen konnte. Meine Hand traf auf einen Stein. Schnell umklammerte ich ihn und schlug Jones damit auf den Kopf. Er schrie auf, kippte nach hinten auf den Boden und hielt sich den Kopf. Jetzt war ich über ihn. Ich schlug immer wieder mit den Stein auf ihn ein. Erst nach ein paar Hieben merkte ich dass er ruhig war. Ich sah ihn an, sein ganzes Gesicht war voller Blut, seine Brust bewegte sich nicht mehr. Ich wusste dass ich ihn getötet habe. Noch immer saß ich auf seinem Bauch und hielt den Stein fest, als ich schrie. Ich schrie vor Schmerz, Hass und Trauer. Tränen liefen über meine Wangen. Ich stand auf, nahm mein Handy und rief die Polizei, dann ließ ich mich gegen einen Baum gelehnt nieder und wartet. Als die Polizei ankam, erzählte ich ihnen was alles passierte, dann wurde ein schnell Check an mir durchgeführt von einem Sanitäter, und dann sah ich meinen Vater. Seine Augen waren rot, sein ganzer Körper war am zittern und sein Blick auf die Leiche von Jones gerichtet. Neben ihm stand seine Frau, ihr Blick war auf mich gerichtet voller Hass und Abneigung. Sie mochte mich nicht…

>> Hey alles okay? <<, hörte ich Damien’s Stimme nah an meinem Ohr.

Ich blinzelte und sah ihn an, dann nickte ich.

>> Ja, alles okay <<, sagte ich noch ein Mal zur Bestätigung.

>> Ihr müsst jetzt gleich los, Virginie wartet schon. Aber wenn du möchtest kannst du ruhig öfters mitkommen. Ich würde dich gerne besser und näher kennenlernen <<, sagte er.

>> Oh danke <<, sagte ich nur, und machte mich auf dem Weg zur Virginie.

>> Können wir endlich? <<, fragte Virginie genervt.

>> Ja. <<

Wir beide stiegen in die Limousine ein und fuhren los. Auf den Weg sprach keine von uns mit der anderen. Als die Limousine anhielt, stieg Virginie aus, drehte sich zu mir um und sah mich mit einem fragenden Blick an.

>> Mein Bruder scheint dich zu mögen <<, sagte sie und hielt mir wieder ihre Hand an.

>> Wieso? <<, fragte ich und nahm ihre Hand an.

>> Nun er hat dich eingeladen, bombardiert mich, seit wir weg sind, mit SMSen zu, hat dich nie aus den Augen gelassen und er hat mit dir geredet. <<

>> Oh, ist es schlimm wenn er mit mir redet? <<

>> Zoraya, mein Bruder hat seine letzte Freundin durch einen tödlichen Autounfall, den er verursacht hat, verloren. Das ist jetzt ein Jahr lang her. Okay, sie waren vier Jahre zusammen, aber trotzdem. Seitdem hat er mit keinen anderem Weib geredet oder der Gleichen. Du solltest dich wohl eher glücklich schätzen. Nur ich rate dir, verletze ihn nicht. <<

>> Das hatte ich auch nicht vor. Aber Virginie, wie alt ist er überhaupt? <<

>> Neunzehn. Wird aber nächsten Monat zwanzig. <<

Bevor ich noch was sagen konnte, ging Virginie. Ich seufzte und sah auf meine Uhr. Jetzt brauche ich auch nicht mehr schlafen gehen, dachte ich und machte mich auf den Weg ins Gebäude. Überall herrschte Ruhe. Leise schlich ich mich in mein Zimmer. Was mache ich jetzt? Für schlafen ist es zu spät, überlegte ich und entschied mich dafür zu duschen. Unter der heißen Dusche ließ ich mir noch einmal alles durch den Kopf gehen. Virginie’s Bruder Damien hatte also anscheinend Interesse an mir, aber wie sollte ich damit umgehen? Er hatte vor einem Jahr seine langjährige Freundin verloren, wie sollte ich damit umgehen? Doch das schlimmste war, wie würde er mit mir umgehen? Konnte ich überhaupt eine Beziehung führen? Hatte Jones mich nicht psychisch und physisch kaputt gemacht? Wie würde Damien darauf reagieren wenn er erfahren würde, was mir vor knapp einem Jahr passiert ist? Als ich mich an Jones erinnerte, fühlte ich mich wieder dreckig. Mit vollem Ekel wusch ich mich, versuchte den Dreck von mir zu kratzen. Als ich anfing zu bluten hörte ich auf, ließ mich auf den Boden sinken und fing an zu weinen. Ich weiß nicht wie lange ich da saß und weinte.

>> Alles in Ordnung? <<, hörte ich Virginie fragen.

Ich blickte auf und sah in ihr perfekt geschminktes Gesicht. Man sah ihr nichts von ihrer schlaflosen Nacht an.

>> Nein <<, schluchzte ich.

>> Hmm… Geht es um deine Vergangenheit? Um das was dein Stiefbruder gemacht hat? <<

>> Ja. Aber woher weißt du das? <<

Virginie schwieg, reichte mir ein Handtuch, stellte die Dusche ab und ging in mein Zimmer. Langsam erhob ich mich und folgte ihr. Oh wie toll, ich bin Virginie’s privates Schoßhündchen, dachte ich. Als ich in meinem Zimmer stand sah ich wie sie in meinen Schrank rumwühlte.

>> Du solltest mal dringend einkaufen gehen. Ich weiß, dass deine Familie Geld hat, also kannst du das schon mal nicht als Ausrede benutzen. Du brauchst dich auch nicht zu verstecken, du hast einen schönen Körper. Und mein Bruder mag dich wirklich. Er hat schon angerufen und gefragt ob ich deine Nummer habe, als ich verneinte, bat er mich, dich zu fragen, ob du ihm deine Nummer gibst. Wenn du ihn aber nicht deine Nummer geben möchtest, dann soll ich dir seine geben. Damit du ihn jederzeit anrufen kannst, wenn es dir schlecht geht. Und um ehrlich zu sein, würde ich denken, dass du ihn dann jeden Tag anrufen würdest, weil es dir ja anscheinend fast immer schlecht geht. <<

Virginie plauderte einfach drauf los, ohne auf einem Kommentar zu warten, dabei wartete ich immer noch auf eine Antwort von ihr.

>> Ach, du wartest noch auf eine Antwort, nicht wahr? <<, fragte sie.

Als ich nickte, lächelte sie mich an. Anscheinend war sie doch nicht so mies wie ich dachte. Bis jetzt machte sie einen guten Eindruck.

>> Nun, es stand in fast jeder Zeitung, in den Nachrichten kam es auch. Und da du eine Zeitlang nicht in der Schule warst, sondern in Betreuung und zuhause, habe ich einfach eins und eins zusammen gezählt. Und falls du fragen solltest, ja, Damien weiß auch darüber Bescheid. Ich habe mir mal die Freiheit genommen und es ihm gesagt, als er vor knapp einer halben Stunde bei mir anrief. Was ja auch der Grund ist, warum ich hier bin. <<

>> Danke <<, sagte ich leise, nahm die Anziehsachen, die sie mir hingehalten hatte und ging wieder zurück ins Badezimmer.

Gedanken verloren zog ich mich an, kämmte mir die Haare und band sie zusammen. Erst als ich in den Spiegel schaute, sah ich was Virginie mir gegeben hatte. Sowas hätte ich nie zur Schule angezogen. Warum auch? Schließlich gab es hier ja auch keine Jungs, noch nicht einmal männliche Lehrkräfte, und seit dem Vorfall ziehe ich sowas eh nicht mehr an. Als ich mich im Spiegel betrachtete merkte ich nicht das Virginie zu mir kam.

>> Okay, so weit so gut. Das Outfit ist in Ordnung, nur dein Haar nicht. Wir müssen damit mal was anstellen. So kannst du unmöglich raus <<, beklagte sie sich.

>> Raus? Wohin? Wir haben doch gleich Unterricht. Oder soll ich schwänzen? <<, fragte ich verwirrt.

>> Oh man, Schätzchen. Hast du gestern nicht zu gehört? Der Unterricht fällt heute aus. Ja, du gehst heute aus. Mein Bruder holt dich in einer Stunde hier ab. So hab ich endlich Ruhe und kann noch was schlafen. <<

Oh, wurde gestern wirklich gesagt das heute frei ist? Anscheinend war ich mal wieder zu sehr mit anderen Sachen beschäftigt, um auf die wirklich wichtigen Sachen zu achten. Während Virginie meine Haare machte, und mir Make-up ins Gesicht schmierte, dachte ich über Damien nach. Wie konnte es sein, dass sich jemand wie er, sich für mich interessiert? Ich war doch nur so ein Durchschnittsmädchen, wie jedes andere auch. Wäre Virginie nicht seine Schwester, hätte ich geglaubt, dass sie mal ein Paar waren. Auch wenn sie einen Altersunterschied von drei Jahren haben, sieht man ihnen an, dass sie Geschwister sind. Ich fragte, mich alles Mögliche, was mit Damien zu tun hatte. Wie zum Beispiel, geht er noch zur Schule? Was macht er beruflich? Hat er wirkliches Interesse an mir? Wie groß ist er wohl? Nur solche kranke Fragen stellte ich mir. Ich bekam nicht mit wie Virginie von mir weg trat, und irgendwas sagte. Ich war zu sehr mit mir selbst und mit meinen Gedanken beschäftig. Als es an meine Tür klopfte, und ein Mädchen hereinschaute, und sowas sagte wie: „Zoraya, da ist jemand für“, wurde ich aus meiner Trance gerufen und blinzelte. Virginie sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

>> Und wie gefällst du dir? <<, fragte sie nach paar Minuten des Schweigens.

Erst da sah ich in den Spiegel, und erschrak. Virginie hatte mein widerspenstiges Haar irgendwie gebändigt und daraus eine tadellose Frisur gemacht. Meine Augenlider hatte sie mit pastellfarbigen Lidschatten geschminkt, mit schwarzen Kajal meine Augen umrahmt und mit schwarzer Mascara meine Wimper in Form gebracht. Zum Schluss gab sie mir ein Lipgloss im natürlichen Ton auf die Lippen.

>> Oh mein Gott, Virginie. Was hast du gemacht? Wie sehe ich aus? <<, sagte ich geschockt.

>> Erstens: Virginie, reicht vollkommend aus. Zweitens: Jetzt siehst du wieder wie ein Mensch aus. Und drittens: Mein Bruder warte auf dich. <<

Sie gab mir noch eine leichte Jacke und eine Handtasche, wo schon alles Mögliche sein Platz drin gefunden hatte, ehe sie mich aus meinem Zimmer schob. Draußen stand Damien vor seinem schwarzen Nissan, um ihn herum schwirrten Mädchen wie Fliegen. Auf den Weg zu ihm, hörte ich vereinzelte Sätze. „Schau dir den an…“ „So ein Gutaussehender Typ, was will er bloß von…“ „Ach, ich wünschte er würde mich abholen…“ Überall hörte ich solche Sachen. Mein Magen rebellierte immer mehr so näher ich zu ihm kam.

>> Hey, Kleine <<, sagte er mit einem schiefen Lächeln, als ich vor ihm stand.

Ja, ich war wirklich klein. Ich musste hoch schauen um ihn ins Gesicht zu sehen, noch höher als ich es bei Jones oder Jay musste. Und er war schon groß.

>> Hallo <<, flüsterte ich.

Damien lächelte noch immer als er mir die Tür aufhielt und schloss als ich drinnen saß. Er lächelte auch noch als er einstieg, sich anschnallte und losfuhr.

>> Okay, was willst du machen? <<, fragte er, als wir an einer roten Ampel standen, und so das Schweigen zwischen uns brach.

>> Weiß nicht <<, sagte ich leise.

>> Hmm, worauf hast du denn Lust? <<

>> Weiß nicht. <<

Ich war in seiner Gegenwart nicht in der Lage zu sprechen. Ich hatte eigentlich nur das Bedürfnis mit ihm alleine zu sein, und das war ich jetzt auch. Nur jetzt, wo ich es bin, trau ich mich nicht etwas zu sagen, und wenn doch, dann nur so komische zusammen gestammelte Sätze, wenn überhaupt. Es war mir eigentlich egal, wohin wir fahren, was wir machen, oder was wir machen würden, die Hauptsache war, ich bin mit ihm alleine. Auch wenn ich ihn erst seit einen Tag kenne, ist es so, als ob wir uns schon ewig kennen. Zwischen uns ist so eine Vertrautheit, die ich noch nicht einmal bei Jay verspürt habe.

>> Nun, da du ja nicht weißt was du machen möchtest, schlage ich etwas vor. Und wenn es dir nicht gefällt kannst du was anderes vorschlagen. Was hältst du davon? <<, fragte Damien.

>> Okay <<, war ich gesprächig.

>> Wie wäre es mit… Schlittschuhlaufen? Hab gehört hier solle es eine Eishalle geben. Ist bestimmt witzig. <<

>> Klingt toll. <<

Ohne dass einer noch etwas sagte, fuhr Damien Richtung Eishalle. Ich kannte den Weg. Vor langer Zeit, wie es mir scheint, war ich hier mit Jay. Wir hatten sehr viel Spaß. Da ich überhaupt kein Schlittschuh laufen konnte, hatte Jay noch mehr Spaß. Ich trottete Damien hinterher, als wir ankamen und Richtung Eingang gingen. Geistesabwesend wie ich bin, bekam ich mal wieder nichts mit, auch nicht dann als Damien mich fragte welche Größe ich brauche. Erst als er mich an stupst, und wieder fragt welche Größe, werde ich aus meiner Trance wach. Er reichte mir meine Schlittschuhe und ging voraus. Lass die Vergangenheit ruhen, sagte ich zu mir selbst und folgte Damien. Er stand auf, als ich mich setzen wollte und marschierte zur Eisfläche. Toll, er ignorierte mich jetzt, da er wohl dachte ich hätte ihn ignoriert. Aber das hatte ich nicht, ich wusste einfach nur nicht wie ich mit ihm umgehen sollte. Ich mühte mich damit ab, die Schuhe zuzumachen, dass ich mal wieder nicht bemerkte das Damien vor mir stand.

>> Wenn du keine Lust hast hier zu sein, dann hättest du was sagen können. Ich kann dich auch wieder zurückbringen, wenn du das möchtest <<, sagte er und klang dabei traurig.

>> Doch, es gefällt mir. Ich musste nur grade an etwas denken <<, entschuldigte ich mich, gleichzeitig versuchte weiter diese Dinger zuzubekommen.

Als Damien sich vor mich hinkniete, bekam ich zunächst einen Schock, doch als er mir half die Schuhe zuzubinden, war ich froh aber irgendwie auch traurig. Hallo, was geht denn jetzt ab? Wieso war ich traurig, als er mir nur die Schlittschuhe zuband? Dachte ich echt er würde mich küssen? Oder mir einen Antrag machen? Ich kannte ihn doch erst einen Tag.

>> Danke <<, murmelte ich, und wollte ihn anschauen, doch Damien war schon wieder verschwunden.

Mit meinen Blick suchte ich die Eisfläche ab, doch fand ihn nicht. Langsam versuchte ich aufzustehen, was nach einigen anfänglichen Versuchen klappte, und watete wie eine Verrückte zur Bahn. Vorsichtig betrat ich das Eis, wo drüber ich ja froh war, dass es geklappt hat, suchte immer noch nach Damien und war erleichtert ihn auf der anderen Seite zu sehen. Jetzt musste ich nur noch überlegen wie ich zu ihm kam, ohne mir etwas zu brechen. Wie ein kleines Kind zog ich mich am Rand entlang, in der Hoffnung dass ich mich nicht komplett blamiere.

>> Eislaufen geht anders. Was du machst ist wohl eher, ziehen als laufen <<, kam es von hinten.

Erschrocken fiel ich nach hinten, doch bevor ich auf das Eis aufschlug, fing Damien mich auf. Mal wieder. Noch immer mit Schreckgeweiteten Augen sah ich Damien an. Sein Blick war so weich, dass ich mich hätte darin zu verlieren können.

>> Äh, ich kann das nicht wirklich. Das erste und letzte Mal war ich mit Jay hier, und wir saßen mehr als liefen <<, entschuldigte ich mich.

>> Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Kamira konnte es auch nicht, bis ich es ihr beigebracht habe. <<

>> Kamira? <<

>> Meine Ex-Freundin. <<

In seinen Augen lag so eine Traurigkeit, dass ich wusste ohne zu fragen, warum sie sich getrennt haben. Kamira war die Freundin die er durch einen Autounfall verloren hatte, den er verursacht hat.

>> Sie ist tot, nicht wahr <<, sagte ich ohne nachzudenken. Es war auch keine Frage sondern eine Feststellung.

Mit einen aufblitzen in seinen Augen sah er mich an, und ich dachte, gleich würde ich sterben.

>> Ja <<, sagte er mit belegter Stimme.

>> Das tut mir leid. Wir haben etwas gemeinsam. <<

>> Ach ja? Und was? <<

Seine Stimme war jetzt nicht mehr die liebevolle Stimme die ich kannte. Jetzt passte sie eher zu seinem Erscheinungsbild.

>> Ja. Wir sind beide Schuld am Tod der Person die wir liebten <<, flüsterte ich und spürte wie die Tränen mir die in die Augen schossen und mir der Schmerz die Kehle zuschnürte.

>> Tut mir leid. Wir sollten gehen. <<

Damien half mir von der Eisbahn, aus den Schuhen und in meine Jacke, ehe er sich selbst die Schuhe auszog und seine Jacke an. Dann gingen wir die Schuhe wegbringen und zurück zum Auto. Wieder hielt er mir die Tür auf und schloss sie sobald ich drin saß. Aber diesmal lächelte er nicht die ganze Zeit über. Jetzt war sein Gesicht von Schmerz, Wut und Hass gezeichnet, und ich wusste es war meine Schuld. Ohne dass einer von uns etwas sagte, fuhren wir Richtung Internat. Damien öffnete mir die Tür als wir da waren, sah mich an und ging wieder zur Fahrerseite.

>> Es tut mir leid dass ich deine Zeit in Anspruch genommen habe, alte Wunden aufgerissen habe und dich kennenlernen wollte. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal wieder, wenn nicht, dann alles Gute für dein Leben, mögest du irgendwann mal einen finden der dich aufrichtig liebt <<, sprach er, stieg ein und fuhr los.

Mit Tränen in den Augen rannte ich in mein Zimmer, knallte die Tür hinter mir zu, warf mich auf mein Bett und weinte los. Wie konnte das nur passieren? Hätte ich doch bloß nichts gesagt, dann wäre das alles nicht geschehen. Immer wieder mach ich alles falsch, alles kaputt. Wäre ich doch nur nicht am leben. Wer würde mich schon vermissen? Mein Vater? Bestimmt nicht. In seinen Augen bin ich doch an allem Schuld. Ich war die Böse und Jones der Liebe. Klar, als hätte ich mich ihn an den Hals geworfen. Bevor Jones und seine Mutter Stacia da waren, konnte ich mit meinen Vater über alles reden. Doch als er Stacia geheiratet hat, hatte er sich von heut auf morgen geändert, und ich war das Böse. Stacia mochte mich von Anfang an nicht, sie hat sich keine Gelegenheit entgehen lassen um mich zu schikanieren. Also würde sie mich definitiv auch nicht vermissen. Jones? Er kann mich ja wohl nicht vermissen, da er tot ist. Ich war die Mörderin und durfte auch nicht auf die Beerdigung, was ich nicht schlimm fand. Die Polizei hat es damals als Notwehr bezeichnet, was auch stimmte. Jones war selbst schuld. Schon immer hat er jede Gelegenheit genutzt um mich zu berühren, oder aus versehen ins Badezimmer platzen, wenn ich in der Wanne oder unter der Dusche war. Dann diese ständigen Fotos die er gemacht hat, wo ich ja nicht dran denken möchte was er damit gemacht hat. Alleine schon der Gedanke ekelt mich an. Meine leibliche Mutter? Ob sie mich vermissen würde? Ich weiß es nicht, da ich sie nicht kenne. Mein Vater sagte mir einmal, dass sie bei meiner Geburt starb. Dann hieß es auf einmal sie sei abgehauen. Es gab auch die Version, dass sie in einer Anstalt säße da sie mit ihrem Leben, besonders mit mir, nicht klar käme. Und die neuste Version ist, dass meine Mutter mich nicht wollte, und deswegen zur Adoption frei gab, und mein Vater gar nicht mein Vater ist. Also im Großen und Ganzen, ich weiß nicht wo meine Mutter ist, und ob mein Vater wirklich mein Vater ist. Es ist mir egal. Seit knapp einem Jahr bin ich Einzelgängerin, und es gefällt mir. Anscheinend war ich eingeschlafen, denn als ich auf die Uhr schaute hatten wir halb sieben abends. Mit Rotunterlaufenden Augen stand ich auf, ging ins Bad und sah mich im Spiegel an. Die ganze Mühe die Virginie sich gegeben hatte, war umsonst. Mit meinem derzeitigen Aussehen hätte ich auch in einen Horrorfilm mitspielen können. Ich ließ Wasser ins Waschbecken laufen und schminkte mich ab, was noch übrig geblieben war. Dann machte ich die Dusche an, zog mich aus und stellte mich drunter. Das warme Wasser fühlte sich gut auf meiner Haut an. Es fühlte sich so an, als würde es mein Schmerz lindern, und das war gut. Ich stellte das Wasser ab, wickelte mich in mein Handtuch und ging wieder in mein Zimmer. Erschrocken blieb ich stehen. Auf meinem Bett saß Virginie, was mich schon nicht mehr störte, auch wenn es jetzt erst das zweite Mal war. Was mich so erschrak war, dass Damien an meinem Fenster stand. Sein Blick war auf mich gerichtet, doch seine Augen sahen noch immer traurig aus. Verlegen sah ich beide an.

>> Oh, da bist du ja. Ich glaub ihr zwei solltet mal miteinander reden <<, sagte Virginie zur Begrüßung.

>> Sollten wir das? <<, kam es gereizt von Damien.

Ich sah von einen zum anderen. Wusste nicht was ich sagen sollte, fühlte mich nur unwohl. Ob es wegen Damien war, wusste ich nicht.

>> Ja, solltet ihr <<, grummelte Virginie.

>> Ich glaube, ihr geht besser wieder. Virginie, was zwischen Damien und mir passiert ist, ist nicht redenswert. Wir kennen uns ja noch nicht einmal, also gibt es da nichts zu reden <<, sagte ich im desinteressierten Ton.

>> Ja aber, ich finde ihr müsst euer Gefühle wegen miteinander reden. <<

>> Wieso? Ich habe keine Gefühle deines Bruders gegenüber. Und ich denke bei ihm ist es auch so. <<

>> Ja. Keine Gefühle <<, sagte Damien und verließ das Zimmer.

Virginie sah Damien hinterher, dann sah sie mich mit funkelndem Blick an.

>> Was? <<, fragte ich unschuldig.

>> Was? Du fragst tatsächlich, was? Bekommst du eigentlich noch was mit? Bist du immer so geistesabwesend? Merkst du eigentlich noch was? Weißt du eigentlich warum Damien hier war? <<, schrie sie mich an.

>> Na schönen Dank auch. Nein, woher sollte ich auch wissen was dein Bruder in meinem Zimmer zu suchen hat? Ich kann auch nicht alles wissen. <<

Virginie nahm ihr Handy, machte irgendwas, legte es auf mein Bett und ging.
>> Wenn du fertig bist, bring es wieder <<, sagte sie bevor sie mein Zimmer verließ und verschwand.

Ich schüttelte den Kopf, ging zu meinem Bett, setzte mich hin und nahm das Handy. Virginie hatte ihren SMS Verlauf geöffnet, so dass ich ihre SMSen lesen konnte, die sie mit Damien geschrieben hatte. Ich öffnete die erste.
Ich sag’s dir. Das was du vorhast klappt eh nicht.
Ich scrollte runter und fand eine SMS kurz bevor er mich abgesetzt hatte und wegfuhr.

Hey, Virginie. Glaub hab Mist gebaut. Wollte eigentlich einen schönen Tag mit Zoraya verbringen, und hab alles in den Sand gesetzt, was man nur in den Sand setzen kann. Glaub sie ist sauer auf mich. Aber hey, nur so zur Verteidigung, sie hat gesagt das Kamira tot ist. Ja, weiß sie ist es auch. Na ja, glaub das war es dann. Kannst dich ja melden. Bye Little Sis



Er hatte also ein schlechtes Gewissen? Toll, und ich dumme Pute mach mal wieder alles kaputt. Ich legte das Handy weg, und sah die ganze Zeit darauf. Dann nahm ich es doch noch einmal, suchte die Nummer von Damien raus, schrieb sie auf und legte das Handy wieder weg. Ich stand auf, ging zum Kleiderschrank, zog mal wieder irgendwas raus und zog mich an. Nahm wieder das Handy und verließ das Zimmer. Auf der Suche nach Virginie’s Zimmer, war ich wieder in Gedanken. Ich wusste das ich mich entschuldigen musste, nur wusste ich noch nicht wie. Aber irgendwie werde ich es schon schaffen. Als ich endlich das Zimmer von Virginie gefunden habe, klopfte ich an und betrat das Zimmer. Virginie saß mit diesem Typ aus der Limousine auf ihrem Bett und knutschten rum. Als ich mich räusperte, erschrak sie und sah mich an. Ich legte ihr Handy auf den kleinen Tisch, entschuldigte mich und ging eilig wieder in mein Zimmer. Mein Gott, ist das peinlich. In meinem Zimmer angekommen ließ ich mich auf mein Bett fallen, nahm mein Handy und den Zettel mit der Nummer. Hmm, anrufen oder schreiben? Ich wählte die Nummer und drücke auf anrufen.

>> Ja? <<, kam es vergnügt von der anderen Leitung.

>> Damien? <<, fragte ich schüchtern.

>> Ja. <<

>> Ich bin es, Zoraya. Ich habe deine Nummer von Virginie. Ich rufe auch nur an, um mich zu entschuldigen. Tut mir Leid was ich gesagt habe. Habe wohl mal wieder nicht nachgedacht. Nur ich… ich… ach keine Ahnung. Na ja, wollte mich ja auch nur entschuldigen, und dass habe ich ja jetzt. Also bis dann mal. <<

Ohne dass er noch etwas sagen konnte legte ich auf. Und jetzt wo ich darüber nachdenke, fällt mir auf das ich bei ihm im Hintergrund eine weibliche Stimme gehört habe. Auf einmal überkam mich ein Gefühl der Eifersucht. Also war ich ihm doch egal? Ich schloss meine Augen und versuchte die Tränen zurückzuhalten die drohten rauszukommen. Kurz bevor ich wieder einschlief piepte mein Handy. Mit halb verschlossenen Augen sah ich nach wer mir geschrieben hatte. Als da nur eine Nummer stand, dachte ich schon es wäre Damien, und freute mich. Doch als ich die SMS lass bekam ich einen Schock.

Hey, auch wenn wir uns nicht kennen, wollte ich dich nur vorwarnen. Wenn du Damien noch einmal verletzt, dann mach dich bereit zu sterben. Und ich sag es dir, den Tot so einfach zu überwinden ist nicht leicht. Ich weiß wovon ich rede. MFG K.



Verdutzt las ich die SMS mehrmals durch. Immer wieder blieb ich bei dem letzten beiden Sätzen hängen. Ich stellte meine Nummer aus und rief die Nummer an, von der die SMS kam.

>> Ja? Hallo? <<, meldete sich eine weibliche Nummer.

>> Hallo? Wer ist da? <<, fragte ich.

>> Ähm, Sie haben doch hier angerufen also müssten Sie doch wissen wer dran ist. Aber hier ist Kamira. <<

>> Oh, ich glaube ich habe mich verwählt. Entschuldigung für die Störung <<, sagte ich hastig und wollte schon auf legen, als ich die Stimme von Damien im Hintergrund hörte, der fragte wer dran sei.

>> Hmm, ich glaube jemand der sich verwählt hat <<, sagte Kamira in einen spitzen Ton.

Meine Finger gehorchten mir nicht, und so hielt ich noch immer das Handy fest umklammert, als Damien jetzt am anderen Ende der Leitung war, und nachfragte wer da sei. Im Stillen betete ich, das jetzt keiner in mein Zimmer platzt und mein Name rief. Als ich weiter nichts sagte, hörte ich jetzt nur von der anderen Seite ein Tuten. Damien hatte aufgelegt. Was mich aber mehr verstörte, war die Tatsache, dass ich zuvor mit seiner Totgeglaubten Freundin Kamira sprach. Ich saß immer noch total verstört auf meinem Bett als Virginie in mein Zimmer kam. Perplex starrte sie mich an. Ich musste ja auch ein tolles Bild abgeben. Wie ich wie eine Gestörte auf dem Bett saß, und das Handy anstarre als ob da gleich etwas rausgesprungen kommt und mich töten will.

>> Hey, Zora. Alles okay bei dir? <<, fragte sie zögernd.

>> Ja. Nein. Kamira <<, stammelte ich.

>> Kamira? Oh, oh. Oh mein Gott. Soll ich Damien anrufen? <<

>> Er ist bei ihr. Oder sie bei ihm. <<

>> Shit. Also stimmt es doch, was er gesagt hat. <<

Ich sah Virginie an. Jetzt war sie die Verrückte. Sie lief in meinem Zimmer auf und ab, und faselte irgendwas von Vampire. Ja klar, Vampire. Was kommt als nächstes? Werwölfe? Hexen? Hybriden? Geister? Engel? Dämonen? Oder doch Zombies?

>> Ruf Damien an <<, zischte Virginie.

Ohne nachzufragen rief ich ihn an. Nach mehrmaligen klingen ging er ran. Er war etwas außer Atem. Oh na toll, anscheinend störte ich grade. Virginie beauftragte mich Damien das zu sagen was sie mir sagte. Sehr verwirrend. Wieso telefonierte sie nicht selbst mit ihm?

>> Hey, ich soll dir von Virginie sagen, dass ich es weiß. Und sie versteht nicht wieso du wieder mit dieser Vampirschlampe rummachst. Sie war doch auch damals schuld das du den Unfall gebaut hast, nur damit sie vollwertig wird <<, wiederholte ich Virginie.

>> Du kannst meiner Schwester sagen, dass….Kamira warte…..dass sie sich da besser raushalten sollte, sonst passiert ihr noch etwas. Und Zoraya, du solltest dich da auch besser raushalten. Warte, Kamira möchte mit euch reden. <<

Ich machte den Lautsprecher an und sah Virginie an. Ihr Gesichtsausdruck wurde ernst. Man konnte sehen dass sie Angst um ihren Bruder hatte. Nicht nur sie, auch ich hatte Angst um ihn, auch wenn wir uns noch nicht lange kennen, so hab ich doch Gefühle für ihn, und dass mehr als nur freundschaftliche.

>> Hallo, ihr zwei Süßen <<, meldete sich endlich Kamira.

>> Hallo <<, zischten Virginie und ich gleichzeitig.

>> Oh nicht so freundlich. Ich denke ja mal, ihr habt den Lautsprecher an, genauso wie ich. Wir wollen ja keine Geheimnisse vor Damien haben, nicht wahr? Also es ist so, lasst mich in Ruhe und ich werde euch in Ruhe lassen. Verletzt ihr Damien werde ich euch verletzen. Aber wenn Damien Zoraya verletzt, werde ich genüsslich zusehen. Aber wenn er Virginie verletzt, werde ich einschreiten. Da sie seine Schwester ist, und er es vielleicht später bereuen wird. Ich verbiete euch nicht ihn zu sehen, genau so wenig wie ich ihm verbiete euch zu sehen. Ich denke ihr habt das in eure Köpfe bekommen und verstanden. Wenn nicht, dann werde ich wohl mal nachhelfen müssen. <<

Virginie und ich sahen uns nur stumm an. Keiner von uns war in der Lage etwas zu sagen. Das war fast schon eine Morddrohung.

>> Ich möchte Damien sprechen <<, presste Virginie aus zusammen gebissenen Zähnen hervor.

>> Was? <<, meldet sich Damien.

>> Hast du den Lautsprecher aus? <<, fragte Virginie.

>> Ja. Was möchtest du? <<

Damien hörte sich nicht gut an, eher so als hätte er Schmerzen. Am liebsten würde ich zu ihm rennen, in den Arm nehmen und ihm sagen was ich für ihn empfinde. Doch konnte ich das nicht.

>> Damien, wieso bist du auf einmal wieder bei ihr? Ich wusste, dass du wusstest, dass sie noch lebt, na ja mehr oder weniger, doch dass du zurück zu ihr gehst hätte ich nicht gedacht. Nicht nachdem du mir mal gesagt hast, dass du nie wieder zu ihr gehst, nicht nachdem du alles über sie erfahren hast. Nicht nachdem sie dich betrogen hat, dich nur benutzt hat. Sie hat dich doch all die Jahre nur verarscht. Das weißt du. Erinnere dich <<, flehte Virginie Damien an.

>> Nein, das war einmal. Jetzt wo mein Herz auf seltsamerweise ein zweites Mal gebrochen wurde, da ist sie da um mich zu heilen. Das hat sie selber gesagt. Und ich vertraue ihr, ich habe ihr immer vertraut <<, sagte er wie in Trance.

Nein, das war nicht Damien. Nicht der Damien den ich erst vor, ich sah auf die Uhr, drei Tagen kennengelernt habe. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Bevor irgendwer noch etwas sagen konnte, legte Damien auf. Virginie warf mein Handy gegen die Wand und es zerbrach in mehrere Teile. Man, hat die eine Kraft. Noch immer benommen saß ich auf meinem Bett, unfähig etwas zu sagen. Nur stumm in Gedanken kann ich schreien. Virginie brach auf dem Boden zusammen und weinte. Ihre Tränen vermischten sich mit dem Teppich und hinterließen dunkle Flecken. Schwach stand ich auf, ging zu ihr, nahm sie in den Arm und weinte mit ihr.
Ich weiß nicht wie, aber als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich in meinem Bett, neben mir lag Virginie. Anscheinend waren wir beide eingeschlafen. Ha, Überraschung, wer hätte das gedacht, dass ich einschlafe. Was ich nicht verstehen kann ist, wie kamen wir verdammt noch mal ins Bett? Kam etwa einer in mein Zimmer und legte uns ins Bett? Ich schüttelte den Kopf und sah Virginie an. Sie schlief noch, und ich wollte sie in Ruhe lassen. Für sie war es viel schwerer als für mich. Es war ihr Bruder, der in den Fängen einer Vampirschlampe war. So wie Virginie es ausdrückte. Ich ging ins Badezimmer putzte mir die Zähne, kämmte mir die Haare und band sie zusammen. Dann ging ich wieder in mein Zimmer und setzte mich an mein Notebook. Gedankenverloren surfte ich im Internet, merkte nicht wie die Zeit verging. Irgendwann, ich weiß nur nicht wann, hörte ich wieder einen Raben, was mich wieder aufmerksam machte auf mein Umfeld. Ich sah erst zur Uhr, mittlerweile war es schon halb vier mittags, dann sah ich zu Virginie, sie lag immer noch so wie heute Morgen. Besorgt stand ich auf, ging zu ihr und beobachtete sie. Sie atmete, zwar schwach, aber sie atmete, also war sie okay. Moment mal, Mensch an Hirn, bist du noch da? Ihre Atmung ist schwach, also war sie wohl nicht in Ordnung, ihre Haut war auch sehr bleich. Ich machte mir Sorgen und rief einen Krankenwagen. Nach etwa einer halben Stunde kamen die Sanitäter, untersuchten sie vor Ort, legten sie auf die Trage und sausten wieder davon. Ein Arzt der neben mir noch stand, wollte wissen was wir die Nacht gemacht haben. Also erzählte ich, dass wir auf dem Boden saßen, geweint hatten wegen ihren Bruder, und, weiß der Himmel warum, wir in meinem Bett lagen und anscheinend schliefen. Ich wusste ja selber immer noch nicht wie wir ins Bett kamen.

>> Ihre Freundin hat einen hohen Blutverlust erlitten. Hätten Sie nicht bemerkt, dass etwas nicht stimmt, wäre sie an ihren Verletzungen gestorben. Wir werden sie jetzt ins Krankenhaus bringen und dort verpflegen. Machen Sie sich keine Sorgen, Sie haben richtig gehandelt <<, sagte der Arzt und ging.

Hmm, früher dachte ich immer dass man gefragt wird, ob mit einem alles in Ordnung wäre, aber anscheinend ist das nicht mehr so. Mache ich mir grade wirklich eher darüber Gedanken, dass ich nicht gefragt wurde wie es mir geht, anstatt mir Sorgen um Virginie zu machen? Ich sah zu meinem Bett, jetzt sah ich das Blut, welches meine Matratze durchweicht hat und auf den Boden tropft. Aber darüber musste ich mir keine Sorgen machen, ich würde heute Abend in mein Zimmer kommen und alles ist wieder sauber. Das Einzige worüber ich mir Sorgen machen muss, ist um Virginie. Sollte ich Damien davon erzählen? Ich beschloss ihn eine SMS zu schicken, in der drin stand dass wir uns treffen müssen, da es um seine Schwester ging. Nach einiger Zeit kam seine Antwort, dass er mich in einer Stunde abholt. Okay, ich wusste das es falsch war, alleine mit ihm zu sein, aber, Herrgott, es ging um seine Schwester. Ich zog mir schnell was an, überprüfte mein Äußeres und war einigermaßen zufrieden. Ich stand draußen und wartete auf ihn. Konnte ich froh sein, das wir Wochenende hatten, noch mehr Fehlstunden kann ich mir nicht leisten. Genau wir ich darüber froh war, das gestern die Schule auch ausfiel, da ich doch nicht mehr gelernt hatte für die Prüfung. Ich sah wie Damien angefahren kam, und erschrak als aus dem Auto eine Schönheit ausstieg. Sie war etwa eins fünfundsiebzig groß, hatte rotbraunes Haar, was sie offen trug und ihr bis zur Taille ging, ihre Augen konnte ich nicht sehen, da sie mit einer Sonnenbrille verdeckt waren. Sie trug ein Knielanges Kleid in dunkelblau und dazu die passenden Schuhe. Auch wenn es mir keiner gesagt hat, so wusste ich das, dass Kamira war. Damien stieg aus dem Auto aus und winkte mich zu sich. Vorsichtig ging ich an Kamira vorbei, doch sie ignorierte mich, was mich nicht störte. Als ich bei Damien ankam, setzte er sich wieder ins Auto und wartete bis ich auch einstieg. Ich war noch nicht angeschnallt, da fuhr er schon los. Himmel, will er mich umbringen? Er fuhr wie ein Irrer, als er anhielt, ausstieg, sah ich mich um und sah das wir am Strand waren. Damien ging zum Wasser hin, setzte sich und sah zum Meer raus. Ich folgte ihm und setzte mich zu ihm, darauf bedacht dass wir uns nicht berühren.

>> Warum wolltest du dich mit mir treffen? <<, fragte er ohne umschweif.

>> Es ist wegen Virginie, deiner Schwester <<, sagte ich kleinlaut.

>> Was ist mit ihr? <<

Man hörte Angst und Sorge aus seiner Stimme, und da wusste ich dass er sich doch noch Sorgen um sie machte.
>> Sie liegt im Krankenhaus. Irgendwas ist die Nacht passiert. Sie hat schwere Verletzungen und hat sehr viel Blut verloren. Ich weiß noch nicht einmal wie wir ins Bett gekommen sind. Ich weiß nur noch, dass wir auf dem Boden saßen und geweint haben. Virginie hat um dich geweint, sie hatte Angst dich zu verlieren, und jetzt liegt sie im Krankenhaus und muss, sehr wahrscheinlich, um ihr Leben kämpfen, während du dich mit deiner Vampirschlampe vergnügst. Und es tut mir nicht leid, das ich euch gestern gestört habe, wobei auch immer, ich will es gar nicht wissen. Aber Virginie tut mir leid, weil sie so einen Bruder wie dich hat <<, schrie ich ihn an und wollte gehen, als er mich festhielt.

>> Du hast keine Ahnung. Aber Virginie ist mir nicht egal, ich versuche sie zu beschützen. Was gestern Nacht passiert ist, habe ich nicht gewusst. Und ich danke dir das du es mir gesagt hast, du brauchst dich jetzt nicht mehr um sie kümmern. <<

>> Wie meinst du das? <<

>> Ich werde sie mitnehmen zu mir und Kamira. Da wird es ihr besser gehen, und wenn es dann soweit ist, kannst du sie gerne wiedersehen. <<

Ich sah ihn perplex an. Hat er grade wirklich gesagt, dass er seine Schwester zu dieser Irren mitnehmen will? Ja, okay ich kenne diese Kamira nicht, aber hallo? Sie ist ein Vampir.

>> Deine Schwester scheint Kamira nicht zu mögen. Und dann möchtest du sie mit zu ihr nehmen? <<, fragte ich noch immer verwirrt.

>> Ja. <<

>> Wenn du mich fragst, was du ja nicht tust, glaube ich nicht, das Virginie das tolerieren wird, wenn sie wieder wach ist. Ich glaube auch, dass diese Kamira dahinter steckt. <<

>> Nein! <<, schrie Damien und ich schrak soweit zurück das ich über etwas flog, auf den Boden auf knallte, meinen Kopf auf etwas hartem aufschlug und dann alles um mich herum schwarz wurde.
Ich fiel in ein tiefes schwarze Loch, bis nichts als schwärze um mich herum war. Es war wie eine ewige Nacht. Ich wusste es war meine ewige Nacht. Ich schloss meine Augen und gab mich meiner ewigen Nacht hin.

(Un-)sterblich




>> Zoraya? Wach auf, Zoraya! <<
Nein, ich will nicht. Diese vertraute Stimme, ruft nach mir. Will meine Augen öffnen, will es aber auch nicht. Lasst mich in Ruhe! Wieso lassen sie mich nicht in Ruhe? Mmh, es ist so warm.
>> Zoraya! Bitte, wach auf! <<
Nein, lass mich.
>> Du gehörst nicht hier hin. Wach auf! <<
Ich gehöre hier nicht hin? Es ist so warm. Ich möchte aber hier bleiben. Bitte lasst mich in Ruhe. Ich spüre wie mich eine Hand berührt, an mir rüttelt.
>> Zoraya! Bitte! Öffne deine Augen! <<
Jay? Bist du das? Ich versuche zu sprechen, aber es kommt nichts. Meine Stimme bleibt stumm. Mit aller Kraft versuche ich gegen meinen Willen meine Augen zu öffnen. Es ist hell, meine Augen brennen. Schließe sie wieder nur um sie wieder zu öffnen. Dann sehe ich ihn, sehe ihn genau in seine stahlblauen Augen. Ja, es waren diese Augen die ich so sehr liebte.
>> Jay <<, krächzte ich.
Meine Stimme war noch nicht die Alte, ich spüre wie mir mein ganzer Hals weh tut.
>> Zoraya, was machst du nur immer wieder für Sachen? Du weißt das ich mir Sorgen um dich mache <<, er lächelt mich sanft an.
Ja, ich war wieder zuhause. Bei ihm. Oh, wie sehr habe ich ihn vermisst. Ohne nachzudenken nahm ich Jay in den Arm und küsste ihn. Doch als Jay sich meiner Berührung entzog, sah ich ihn traurig an.
>> Was ist? <<, fragte ich sanft.
>> Zo, du darfst nicht hier sein. Das darf nicht sein. Du musst gehen. Weiterleben. Egal was du siehst, geh nicht dorthin. Geh deinen eigenen Weg, du musst dich beeilen. Sonst bleibst du auf Ewig hier.<<
Ich sah ihn perplex an. Ich wusste nicht wovon er redet, aber ich spürte dass er Recht hatte. Ich durfte nicht hier sein. Ich stand auf.
>> Bevor ich gehe, muss ich eines wissen <<, sagte ich und sah ihn fest in die Augen.
>> Ja, alles was du wissen willst. <<
>> Wie lange lag ich hier? Ist das etwa das Jenseits? Bin ich so gut wie tot? <<
Ich wusste das es so oder so mehr Fragen werden, und auch wenn ich noch so viel zu sagen habe, weiß ich dass ich keine Zeit habe.
>> Ich weiß nicht, wie lange du hier lagst. Ich habe dich, glaub ich, vor zwei Tagen gefunden. Hier ist die Zeit etwas anders. Nein, es ist nicht das Jenseits, es ist eher ein Zwischending. Hier landen die, die nicht abschließen können. Ja, aber du hast noch die Chance zu gehen. Deswegen beeil dich. Ich zeige dir den Weg. <<
>> Nein! Ich will nicht gehen. Ich will bei dir bleiben, bitte. Bitte verlass mich nicht wieder. Ein zweites Mal verkrafte ich das nicht… <<
Da merkte ich diesen Stoß in mir, wieder und immer wieder. Bevor ich noch etwas sagen konnte, sah ich wie Jay und alles um mich herum verschwammen. Nein, lasst mich hier. Ich will nicht zurück!
>> Kleine mach schon. Gib nicht auf! <<
Wer ist da? Jay? Damien? Bei Damien’s Namen spüre ich einen tiefen Schmerz. Es fühlt sich an, als würde mein Herz zerbrechen. Dann wieder ein Stoß und ich öffne meine Augen. Alles was ich sehen kann ist weiß. Über mir steht ein Mann, er hat komische Dinger in der Hand, einen weißen Kittel an und überall im Raum piepst es. Und ich weiß wo ich bin, was mit mir passiert ist. Ich liege in einem Krankenhaus und die Ärzte mussten mich wiederbeleben. Wieso hatten sie es nur getan? Wieso haben sie mich nicht einfach dagelassen, wo ich war? Dort hätte ich glücklich werden können. Ich drehte meinen Kopf von den Ärzten weg, die irgendwas vor sich hin labberten. Ich spürte wie mir eine Träne über den Nasenrücken rinn, als ich meinen Kopf zur Seite gedreht hatte. Ich versank in Selbstmitleid. Wieso bin ich nicht einfach bei Jay geblieben? Wäre es nicht so viel einfacher gewesen?
>> Zoraya! <<, hörte ich eine vertraute Stimme, doch es war mir egal.
Ich will einfach alleine sein. Dann spürte ich eine herzliche Umarmung. Mein Blick wanderte zu der Person die mich so in den Arm genommen hatte, und verlor noch eine Träne.
>> Virginie <<, hauchte ich.
>> Ja! Ja, ich bin’s. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Als ich gesehen hatte das sie dich hierher brachten, bin ich fast gestorben und das war jetzt fast ein Monat her, und grade wo du gestorben bist, bin auch ich gestorben. Bitte mach so was nie wieder. <<
Bedank dich bei deinem Bruder, wollte ich schon fast sagen. Aber ich nahm Virginie nur in den Arm und war froh dass es ihr gut ging. Dann ging die Tür auf, und Damien kam rein. Unwillkürlich zuckte ich zusammen, Virginie bekam es mit und drehte sich um. Ihre Augen waren schock geweitet.
>> Bitte nicht, Damien <<, flüsterte sie, und noch mehr Tränen rannen ihre Wangen herunter.
Ich sah beide nur stumm an. Ich wusste nicht was passiert war und was nicht. Ich wusste nur noch das Damien schuld hatte, an dem was mir passiert ist.
>> Ich wollte nur sehen wie es dir geht. Wie ich sehe geht es dir wieder was besser. Und ich wollte mich bei euch beiden verabschieden. Ich weiß nicht wann oder ob wir uns wiedersehen <<, sagte Damien reichte mir einen Strauß Rosen und verließ wieder das Zimmer.
Virginie schluchzte noch leise vor sich hin, als ich versuchte zu verstehen was passiert ist. Ich kann mich nur noch an den Sturz erinnern. Ich weiß auch noch, dass ich mich mit Damien unterhalten hatte, aber wo drüber weiß ich nicht.
>> Er ist weg, Zoraya. Mein Bruder hat mich alleine gelassen. Wen hab ich jetzt noch? <<, schluchzte sie weiter.
>> Was ist mit deinen Eltern? <<, fragte ich noch immer benommen.
>> Sie sind schon lange tot. Damien hat sich immer um mich gekümmert. Oh, Zoraya, was mach ich jetzt? Ich bin doch noch nicht volljährig, ich will nicht weg von hier. <<
>> Es wird alles gut. <<
Ich tätschelte ihr den Kopf, und wünschte ich würde recht behalten. Wenn ich hier schon fast einen Monat hier liege, dann…
>> Welcher Tag ist heute? <<, fragte ich Virginie.
>> Wir haben heute den Zweiten Mai. Wieso? <<, sie schaute mich mit ihren Rotunterlaufenden Augen an.
>> Den Zweiten Mai, hmm? <<
Virginie sah mich noch immer an. Langsam wurde ihr Blick besorgter.
>> Soll ich einen Arzt rufen? Geht es dir nicht gut? <<, fragte sie ernsthaft besorgt.
>> Nein. Doch mir geht es gut. Ich habe heute Geburtstag. Weißt du was das heißt? <<
>> Das ich kein Geschenk für dich habe? <<
>> Nein, du Dummerchen. Es heißt dass ich volljährig bin. Ich brauch nicht mehr zur Schule, kann arbeiten, eine eigene Wohnung haben. Frei sein. <<
Virginie sah bedrückt aus, versuchte aber zu lächeln, was sehr schwach aussah.
>> Das freut mich für dich <<, sagte sie leise.
>> Hey schmoll nicht so rum. Ich nehme dich nämlich mit. Wir werden weg von hier gehen. Ich geh einfach zu meinen Vater, hol mir Geld und dann können wir abhauen. Egal wohin, einfach weg von hier. Und was hältst du davon? <<
>> Hört sich gut an, nur da ist ein kleines Problem. Dein Vater ist vor einer Woche mit seiner Frau umgekommen. Also kannst du nicht zu ihm, aber du bist die alleinige Erbin. <<
>> Oh, ja wenn es so ist. <<
Virginie sah mich an als wäre ich nicht bei mir selbst. Ich hatte gerade erfahren dass ich so gesehen jetzt komplett alleine auf der Welt war, und mich interessiert das nicht. Warum sollte es mich auch interessieren? Mein Vater hatte mich abgeschoben, als ich meinen Stiefbruder getötet hatte. Okay vielleicht denkt er ja es wieder gut gemacht zu haben, indem ich das alles erbe. Aber ich weiß ja noch nicht einmal was ich alles geerbt habe. Schulterzuckend sah ich Virginie an, die mich kopfschüttelnd ansah. Als ein Arzt reinkam, fragte ich ihn wenn ich das Krankenhaus verlassen dürfte. Er sah mich verdattert an, und meinte ich wäre erst vor kurzem wiederbelebt wurden, was ich mit ein Achselzucken abtat. Nach langem hin und her mit dem Chefarzt durfte ich auf eigener Gefahr hin das Krankenhaus verlassen. Virginie und ich erledigten alle möglichen Sachen, die man als Erbin erledigen musste, also zum Notar und all das Zeugs. Ich war froh dass ich meinen Führerschein schon mit siebzehn gemacht hatte, so dass wir uns in mein geerbten 3er BMW setzen konnten und irgendwohin fahren konnten. Ich wusste auch dass ich dieses Auto verkaufen werde, sobald wir gefunden haben wo wir blieben. Ich war noch nie ein Fan von BMW gewesen und das wird sich jetzt auch nicht ändern. Wir fuhren ziellos durch die Gegend, abends schliefen wir in irgendwelchen Hotels, die in der Nähe waren. Noch mussten wir uns ja keine Sorgen machen wegen dem Geld. Mein Erbe bezog sich auf Millionen, das Haus, und mehrere Ferienhütten. Ich beauftragte ein Makler all die Sachen zu verkaufen, möbliert oder nicht. Das Geld solle er mir dann überweisen. Es war mir egal für wie viel die Häuser wegkamen, die Hauptsache war die, dass sie wegkamen. Nach einer Woche sinnlosen rumfahren, suchten wir uns eine dauerhafte Bleibe. Nach langem hin und her fanden wir ein kleines Häuschen, was uns beiden gefiel und Platz genug für uns beide hatte. Ohne langes überlegen kaufte ich es. Dann fuhren wir die Einrichtung, Farbe, Tapete und so weiter kaufen. Virginie und ich hatten Spaß dabei alles zu streichen und zu tapezieren, was sich als schwierig herausstellte. Ich war eben mit meinen eins fünfundsechzig nicht groß. Virginie strich ihr Zimmer in einen hellen Fliederton mit dunkleren Akzenten. Mein Zimmer war schlicht gehalten. Es war Weiß mit verschiedenen roten Strichen. Das Wohnzimmer war in einen hellen Braun Ton mit Weiß gehalten, genau wie die Möbel. Die Küche war Cremefarbe und das Badezimmer war, wie ein Badezimmer ebenso ist. Gefliest und hell. Als wir damit fertig waren, fingen wir an die Möbelstücke auszupacken und zusammenzubauen. Ich wusste gar nicht wie schwer so etwas sein kann.
>> Okay, ich gebe auf <<, jammerte Virginie.
>> Ich auch. Nur wie werden wir hiermit fertig? <<, fragte ich und machte eine ausweichende Bewegung so dass ich alles mit einschloss.
>> Hmm, wieso arrangieren wir nicht einfach ein paar Leute, die das machen würden. Für ein bisschen Geld? <<
Die Idee ist eigentlich nicht schlecht. Ich dachte noch einen Moment darüber nach, ehe ich nickte. Zusammen machten wir uns auf den Weg Leute zu finden die uns helfen würden. Wir hatten Glück. Wir haben sechs junge Männer gefunden die sofort zu gesagt haben. Die Jungs bauten alles auf, und wir waren beeindruckt wie einfach das bei ihnen aussah. Also Virginie und ich waren definitiv nicht für Möbelstücke aufzubauen zu gebrauchen. Wir bedanken uns bei jedem von ihnen und gaben ihnen Geld. Als sie weg waren, ließen wir uns auf das Sofa fallen und genießten das Gefühl unabhängig zu sein. Ich hoffte ich konnte Virginie von ihrem Bruder ablenken. Doch es hielt nicht lange.
>> Ich vermisse Damien <<, fing sie zu schluchzen an.
>> Ja, ich weiß. Ich vermisse ihn auch <<, gab ich zu.
Dabei sah ich seinen Rosenstrauß an, den er mir geschenkt hatte. Nur war er jetzt vertrocknet, trotzdem lag er auf einem Sideboard im Wohnzimmer.
>> Die Rosen waren schön. Sie haben mich an deine Haarfarbe erinnert <<, sagte Virginie als sie meinen Blick folgte.
>> Meinst du? <<
>> Ja, deine Haare haben die Farbe von dunkelroten Rosen, und deine Augen sind so hell dass sie silbrig erscheinen. <<
>> Meine Augen sind grau. <<
Lange saßen wir da und schwiegen. Gedankenverloren betrachtete ich noch immer den Strauß bis mir auffällt, dass dort eine kleine Karte dran befestigt war. Ich stand auf und ging zum Sideboard, wo der Strauß drauf lag, dort nahm ich die Karte und drehte sie zwischen meinen Fingern. Ich sah zur Virginie, aber sie ist auf der Couch eingeschlafen. Ich nahm eine Decke, deckte sie zu, ging in die Küche, nahm mir dort ein Glas und schenkte mir Eistee ein. Dann setzte ich mich auf einen der Stühle und öffnete die Karte.
Damit du mich nicht vergisst, denn ich werde dich nie vergessen. Du wurdest an dem einen Abend zu meinem Leben. Zoraya, ich werde dich immer lieben, selbst dann wenn einer von uns nicht mehr lebt. Ich liebe dich.
Damien
P.S.: Alles Gute zum Geburtstag.
Mir liefen die Tränen als ich diese Zeilen las. Ich wusste was er mit dem Satz „selbst dann wenn einer von uns nicht mehr lebt“, meint. Er wurde anscheinend auch zu einem Vampir, deswegen sagte Virginie „Damien, bitte nicht“, sie wollte es nicht wahr haben. Ich sah auf mein Handy, nichts, weder eine SMS noch ein Anruf. Da dachte ich auf einmal, an die mysteriösen Anrufe. Wieso hatten sie da aufgehört, als ich Damien kennenlernte. Was war mit den Raben passiert? Ich betrachtet Virginie durch unsere offene Küche. Ich hatte auf einmal das Gefühl als ob sie mir etwas verheimlichen würde. Nur wusste ich nicht, ob es was Gutes oder was Schlechtes war. Oder ob ich es überhaupt wissen wollte. Eine innere Stimme in mir sagte mir, ich will es nicht wissen, doch mein Verstand sagte was anderes. Aus dem Grund nahm ich mir vor sie später einmal danach zu fragen. Da es schon spät war, beschloss ich schlafen zu gehen. Ich ging in mein Zimmer, zog mich um, machte das Licht aus und legte mich hin. Schnell fiel ich in einen unruhigen Schlaf.


>> Wo bin ich? <<
>

Damien




Ich saß noch immer in meiner einsamen Ecke, und bemerkte nicht dass ich schon länger hier saß, erst als ich sah wie Zafina auf mich zukam, sah ich zu der großen Uhr. Hey, ich hatte nur noch zwei Stunden zu überwältigen, dann war ich ein Vollgewandelter Vampir.
>> Zoraya, du bist einer der letzten zwanzig der Überlebenden. Achtzig Prozent haben die Wandlung nicht überlebt. Du kannst froh sein. Die letzten zwei Stunden sind eigentlich nur dafür da, dass sich der Körper sich seiner neuen Sinne aneignet. Wie du siehst brauchst du keine Angst mehr zu haben. Das brennen deines Körpers müsste auch vorbei sein. Du kannst gerne mitkommen zu den anderen. <<
Achtzig Prozent waren gestorben? Ich spürte wie mein Herz sich zusammen zog, und mit schwindelig wurde. Ich schüttelte meinen Kopf und stand auf. Ich wusste nicht so recht ob ich wirklich mitgehen sollte. Aber dennoch tat ich es.
>> Du wirst überrascht sein, aber Damien’s Vater wird kommen und euch gratulieren. Virginie wird auch kommen, es ist ihre Pflicht jedem Mädchen eine Blume zu überreichen und jeder Junge bekommt ein Kuss. Damien kam in letzter Zeit nicht mehr dazu, obwohl es seine Pflicht ist. Sein Vater will Damien unter die Haube bekommen, wenn du verstehst. Aber hey, da du da bist, wird er vielleicht doch kommen <<, redete Zafina drauf los.
>> Kamira? Was ist mit ihr? Kommt sie auch? <<, fragte ich mit einem Kloß im Hals.
>> Sie darf seit der letzten Versammlung nicht mehr kommen. Es weiß keiner warum. <<
Ich nickte und wir gingen schweigend nebeneinander her. Die anderen hatten sich alle auf einem großen Platz versammelt, und warteten auf den Anführer der Vampire. Doch ich würde auf seinen Erben warten. Als alle still wurden und sich setzten, tat ich es ihnen gleich. Ich sah wie mehrere Vampire in die Mitte traten, alle in schwarzen lange Umhänge gehüllt. Nur einer hatte einen weißen an, was mich darauf schließen ließ, dass das der Anführer war.
>> Ihr jungen Vampire, heute ist die Zeit gekommen in der ihr ausgereift seid. Ihr seid die letzten von eurer Gruppe, die einzigen die die Wandlung überlebt haben. Ihr könnt stolz auf euch sein <<, sagte der in Weiß und legte seine Kutte ab.
Ich erschrak. Er sah fast wie Damien aus, nur was älter. Sein Haar war ein Farbton zwischen Virginie und Damien, seine Augen glichen dem einen Reh. Ich sah wie gespannt ihm zu, wie er jeden einzelnen von uns die Hand reichte, als er bei mir ankam, hielt er inne.
>> Kind, wie heißt du? <<, fragte er sanft.
Erst da merkte ich, dass ich die Luft anhielt und atmete erst einmal tief ein und aus.
>> Meine Name ist Zoraya <<, sagte ich piepsig.
Er drehte sich um, als eine kleine zierliche Person nickte sah er mich wieder an.
>> Nun, Zoraya. Ich habe viel über dich gehört. Dein Blut ist stark <<, er reichte mir die Hand.
Er ging wieder zurück auf seinen Platz und die kleine zierliche Person, die sich als Virginie entpuppt hat, reichte ihre Blumen weiter und verteilte Küsse. Als sie bei mir ankam, fiel sie mir um den Hals.
>> Man Zo, du hast mich vielleicht erschreckt. Ich dachte, ich hätte dich verloren. Ich hab dir doch gesagt du sollst sowas nie wieder machen. Kannst du denn nicht einmal auf mich hören? <<, sie sah mich mit feuchten Augen an.
>> Es tut mir leid. Ich war so durcheinander, wegen deinem Bruder, ich wusste nicht was ich machen sollte <<, entschuldigte ich mich.
>> Und deswegen willst du dich gleich umbringen? Man was hättest du gemacht, wenn er nicht sein Blut mit dir geteilt hätte? Mädchen, du wärst jetzt tot. <<
Ich sah Virginie schuldbewusst an. Ich wusste dass es falsch war, doch ich wusste wirklich nicht weiter. Ihr Vater räusperte sich, was ein Zeichen dafür war, das wir unser Gespräch auf später schieben sollten. Virginie nickte und gesellte sich wieder zu den anderen.
>> Nun, ihr jungen Vampire, jetzt gehört ihr zu uns. Jeder von euch wird einem älteren Vampir zugeteilt, der euch lehren wird, wie ihr jetzt mit eurem neuen Leben zu Recht kommt. Ich werde jetzt jeden einzelnen Namen aufrufen, bitte kommt dann nach vorne, dort erhaltet ihr euren Mentor. Also fangen wir an <<, sagte der Älteste und fing an die Namen auf zu rufen.
Da ich die letzte in der Reihe war, machte ich mir Gedanken um Damien. Wie es ihm wohl geht? Vermisst er mich? Damien, der Sohn des Ältesten, der Erbe. Irgendwie wurde mir schwummrig bei dem Gedanken, dass er sich in mich verliebt hat. Ich dachte an Kamira, wie sie nach meinem Leben trachtet, nur weil Damien sich für mich interessiert. Man, manche Frauen waren echt eifersüchtig und nachtragend.
>> Jesse! <<, hörte ich den Ältesten aufrufen und sah mich um.
Oh, gleich war ich an der Reihe.
>> Sofi! <<
Okay, jetzt war ich an der Reihe. Ich machte mich bereit um nach Vorne zu gehen.
>> Oh, wie hübsch. Eine kleine Willkommensparty, und ich wurde nicht eingeladen? Wie schade aber auch. Na gut, es sei euch noch mal verziehen, wenn ich die Partnerschaft für Zoraya übernehmen darf <<, hörte ich die fiese Stimme von Kamira.
>> Nein! <<, zischte Virginie.
Der Älteste sah Kamira an. In seinen Augen lag etwas Tieferes als Hass. Ich wusste nicht was geschehen war, wieso Kamira nicht auf die Veranstaltungen kommen darf, aber ich war froh dass sie von niemanden erwünscht war.
>> Kamira, du weißt das du keine Partnerschaften mehr bekommen wirst. Nicht nachdem deine letzten drei Schützlinge verstorben sind. Du bist kein Mentor mehr. Du bist aus diesem Kreis verstoßen, deswegen muss ich dich jetzt bitten zu gehen <<, sagte der Älteste streng.
Ich hätte auf ihn gehört, aber hallo, wir reden hier von Kamira. Sie folgte keine Regeln außer ihren eigenen. Und eine Regel davon kannte ich. Regel Nummer eins: Zoraya töten. Was ja nicht offensichtlich war.
>> Wenn das so ist, so werde ich sie direkt hier vernichten. Hat ja sicherlich niemand etwas dagegen <<, knurrte sie und schleuderte einen Ball aus Blitzen auf mich.
Ich wartete auf den Schmerz, aber nichts passierte. Mit zusammen gekniffenen Augen stand ich da, und hörte wie alle um mich herum die Luft einzogen. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte auf einen breiten Rücken. Ich konnte nicht dran vorbeischauen oder sonst was. Ich stand einfach dahinter und war froh noch am Leben zu sein.
>> Wieso? Sag mir wieso! <<, schrie Kamira.
>> Weil sie anders ist als du. Sie hat auch jetzt noch ein Herz, obwohl sie ein Vampir ist. Wenn du genau hinhörst, dann hörst du es schlagen. Und weil, ich sie liebe <<, hörte ich Damien sagen.
Alle hielten den Atem an. Mir wurde wieder ganz schwummrig, schaffte es aber noch stehen zu bleiben.
>> Du wirst sehen was du davon hast <<, sagte Kamira und verschwand.
Jetzt wo sie weg war, gaben meine Beine nach und ich fiel um. Damien fing mich, wieder einmal, rechtzeitig auch und hielt mich fest. Schwach lächelte ich ihn an.
>> Vater, wenn du erlaubst, so werde ich der Mentor von Zoraya <<, sagte Damien mit vollen Respekt in der Stimme, und ich wusste das er ihn auch hatte.
>> Hmm… Nun gut. Wie du möchtest, mein Sohn. Es ist entschieden. Damien ist der Mentor von Zoraya <<, sagte er und hielt die Hände nach oben, so als würde er uns segnen wollen.
Damien sah mir fest in die Augen, und eine Traurigkeit lag in ihnen die ich nicht verstand. Ich verstand noch nicht einmal, was mit mir los war. Ich meine, waren Vampire nicht stark? Dann war ich aber das komplette Gegenteil. Selbst jetzt, da ich jetzt wohl einer war, kippte ich immer noch um. Und was meinte Damien damit, Sie hat auch jetzt noch ein Herz, obwohl sie ein Vampir ist, ist das etwa nicht normal? Ich musste wohl doch noch so einiges lehren, jetzt in meinem neuen Leben.
>> Zoraya, wieso hast du nur geglaubt, dass ich dich benutzt habe? Ich liebe dich wirklich. Du bist einfach mein Leben <<, sagte Damien und gab mir einen Kuss.
>> Ähm, Leute. Könnt ihr nicht warten bis ihr alleine seid? Die anderen schauen schon <<, fragte Virginie und unterbrach so unseren Kuss.
Damien half mir auf und hielt mich fest. So als hätte er Angst mich zu verlieren.
>> Das habe ich auch, meine Liebste <<, sagte er.
Ich sah ihn perplex an. Wie konnte er das wissen, was ich mich fragte? Okay, es war ja nicht das erste Mal, aber ich konnte es immer noch nicht verstehen. Ich nahm mir fest vor, Damien später danach zu fragen. Damien entschuldigte sich bei mir, und ging dann zu seinem Vater. Ich konnte nicht verstehen was sie sagte, nur ihrer ständigen Blicke auf mich, machten mich nervös. Verunsichert ging ich zur Virginie, die mit dem mysteriösen Kerl sprach. Da fiel mir ein, er wollte mir doch seinen Namen verraten, wenn ich überlebe.
>> Hey <<, sagte ich als ich bei ihnen ankam.
Virginie lächelte mich an, während der Kerl nur nickte und ging. Ich wollte ihm schon hinterher rufen, dass er mir etwas versprochen hatte, doch ich blieb still. Ich brauchte nicht noch mehr Aufmerksamkeit. Es reichte mir schon wenn ich sie von Damien und seinem Vater hatte.
>> Damien dein Mentor. Ob das gut geht? Nicht das ihr nur im Bett liegt und kuschelt <<, überlegte Virginie.
>> Ich glaube, es wird schon gehen. Es wird zwar vielleicht schwer, aber es klappt. Aber sag mal, wie heißt der Kerl, der hier grade war, eigentlich? Er hatte mich gerettet, als ich hier ankam. <<
Virginie sah überlegend durch die Gegend. Okay, entweder wollte sie mir keine Antwort geben, oder sie wusste seinen Namen auch nicht.
>> Das musst du ihn selber fragen <<, sagte sie schwach und wandte sich ab.
Ich seufzte und suchte diesen verdammten Kerl. Ich meiner der muss doch hier irgendwo sein. Der kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.
>> Wen suchst du, Geliebte? <<, fragte Damien mich dicht am Ohr.
>> Oh, diesen einen Kerl. Er hatte mich bei meiner Ankunft vor Kamira beschützt. Ich wollte mich bedanken <<, sagte ich leise.
>> Hmm, wie heißt er? Vielleicht kann ich dir dann helfen ihn zu finden. <<
>> Das ist ja auch so ein Problem. Ich kenne seinen Namen nicht. Das Einzige was ich weiß, ist, dass er Virginie Goldkehlchen nennt. <<
Frustriert sah ich mich um. Damien’s Augen weiteten sich, doch dann verengten sie sich wieder.
>> Komm, lass uns gehen. Du brauchst dich nicht bei ihm zu bedanken. Es ist seine Pflicht, Vampire die in der Wandlung sind zu beschützen. Wie du siehst hat er nur seine Pflicht erledigt << sagte er, nahm meine Hand und ging Richtung seines Vaters.
Bedankte man sich hier etwa nicht? Waren Vampire wirklich so kaltherzig? Ich konnte das alles einfach nicht verstehen. Ich war ja schon froh, jetzt mit Damien auf ewig verbunden zu sein, aber ich wollte nicht so kaltherzig werden, wie die hier anscheinend sind. Wenn ich die hier schon kaltherzig bezeichnete, wie sollte ich dann Kamira bezeichnen? Sie war einfach nur das reinste Grauen.
>> Zoraya, du bist jetzt der Schützling von Damien. Du bist seine Geliebte. Sowohl als Individuum auch als Vampir. Jetzt frage ich mich, ob du bald mehr sein wirst, als nur die Geliebte. Es war immer mein Wunsch, dass Damien eine Frau fürs Leben findet, und wie es den Anschein nimmt, bist du seine Auserwählte. Es wäre mir eine Ehre, dich in unsere Familie willkommen zu heißen <<, sagte sein Vater als wir bei ihm waren.
>> Oh, was soll ich dazu sagen, mein Herr Anführer? <<, bekam ich unter Schock raus.
>> Mein Kind, nenn mich ruhig Darius. <<
>> Vater, ich glaube, es ist noch zu früh um damit anzufangen. Zoraya muss erst einmal ihr neues Leben verstehen und kennen lernen. Wir haben jetzt alle Zeit der Welt. Ich werde auf sie aufpassen, damit ihr nichts geschieht <<, sagte Damien und verneigte sich.
Darius nickte und wandte sich ab und verließ den Platz.
Damien nahm wieder meine Hand und ging mit mir in die Entgegengesetzte Richtung. Wir gingen auf ein helles Licht zu, welches mir in den Augen schmerzte. Damien hielt meine Hand fester, und zog mich mit in das Licht. Ich kniff meine Augen zusammen, als ich sie wieder öffnete, sah ich mich um. Wir standen in meinem Zimmer. Es war noch immer so, wie ich es das letzte Mal gesehen habe. Als es an der Tür klopfte, erschrak ich mich. Damien bat die Person herein, welche Virginie war. Moment mal, wie kommt sie hier hin? Ich hatte sie doch noch gesehen, als wir vor dem Licht standen, sie stand doch auf der ganz anderen Seite. Ich merkte wie es sich in meinem Kopf drehte, und hoffte dass ich nicht schon wieder umfallen würde. So langsam war es echt nervig.
>> Na, da seid ihr ja endlich. Vater hatte mir gesagt, dass ihr vielleicht irgendwann mal heiraten wollt. Stimmt das, oder ist es wieder Wunschdenken? <<, prasselte es aus ihr heraus.
>> Es kommt auf Zoraya an. Es liegt an ihr, wenn sie sich dazu bereit fühlt. Ich werde warten <<, sagte Damien ganz Gentlemanlike.
Ich sah Damien an, er lächelte nur und zuckte mit den Schultern. Heiraten? Ich? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich kam ja so grade eben selbst klar. Wie soll das werden wenn ich verheiratet bin? Und Kinder? Hmm, können Vampire eigentlich Kinder bekommen? Plötzlich fühlte ich mich schwach. Ich löste mich aus der Umarmung von Damien und setzte mich auf mein Bett. Irgendwie wurde mir das alles auf einmal zu viel. Ich verstand die Welt nicht mehr.
>> Alles in Ordnung? <<, fragte Damien besorgt.
>> Ja, denke schon. Ich glaube, ich bin nur ein bisschen erschöpft. Ich muss jetzt schließlich erst mal so einiges verarbeiten <<, sagte ich leicht lächelnd.
>> Vielleicht solltest du dich erst einmal etwas ausruhen. Soll ich hier bleiben? <<
>> Nein <<, sagte ich etwas zu schnell.
>> Ich meine, nein. Ich glaube, ich möchte jetzt erst einmal alleine sein. Sei nicht sauer, aber ich glaube es ist erst mal besser so. Wenn ich etwas brauche oder so, sag ich dir Bescheid. <<
Damien sah mich verletzt an, sagte aber nichts. Virginie und er verließen mein Zimmer und ich legte mich hin.
Wie soll ich, dass alles nur verstehen? Es gibt so vieles was ich nicht weiß, und vieles was ich wissen möchte. Ich möchte mich noch immer bedanken, wieso verrät mir denn keiner seinen Namen?
Ich drehte mich zur Seite und schlief recht schnell ein.

>> Sag, wer bist du? <<
>> Ach, mein kleines süßes Goldkehlchen. Du bist noch so jung, so unerfahren. <<
Ich sah Virginie und diesen Kerl. Virginie saß mit angezogenen Beinen auf dem Boden, während er vor ihr stand und auf das Meer hinausschaute. Er sah traurig aus. Erst als ich sie beobachte, bemerkte ich, dass ich eine außerkörperliche Reise machte.
>> Wieso nennst du mich andauernd Goldkehlchen? <<
>> Nun, weil du mein Goldkehlchen bist. Es wurde mir vor über fünfhundert Jahren gesagt, dass ich ein Mädchen treffen werde, welches reinblütig ist, und mein Goldkehlchen sein wird. Virginie spürst du das nicht? Das was zwischen uns ist? Du weißt wer ich bin. <<
>> Nein, ich spüre rein gar nichts, außer eines. <<
>> Sag, was ist es? <<
Ich weiß nicht was Virginie spürte, aber ich sah zwischen ihnen einen Goldschimmernden Faden. Er verband beide miteinander. Meinte er das?
>> Ich fühle dir gegenüber eine Anziehung, aber ich möchte sie nicht fühlen. <<
>> Mein kleines süßes Goldkehlchen, du kannst da nichts dran ändern. Wir sind für einander bestimmt. <<
>> Nein! Ich will nicht den Bruder von dieser Vampirschlampe bestimmt sein. <<
Moment mal. Stopp. Pause. Wie war das? Bruder von dieser Vampirschlampe? Kamira war die Vampirschlampe. Soll das etwa heißen, dieser Kerl ist der Bruder von Kamira? Und Virginie war für ihn bestimmt? Das kann einfach nicht wahr sein.
>> Es tut mir in der Seele weh. Ich bin nicht stolz auf meine Schwester Kamira, aber ich kann es nicht ändern. Du hast gesehen, was passiert ist, als wir das erste Mal aufeinander getroffen sind. Wir können es nicht ändern, wir sind für einander bestimmt. <<
>> Gut, wenn es so ist, dann leugne ich es! <<
Virginie schrie ihn an und hatte dabei Tränen in den Augen. Ich merkte dass sie es nicht wahr haben wollte. Sie wollte nicht mit dem Bruder der Vampirschlampe zusammen sein. Ich konnte es verstehen.
>> Gut, dann leugne es. Aber du weißt, was dann passieren wird? <<
>> Nein. <<
>> Mein Goldkehlchen. Mein kleines süßes Goldkehlchen, so jung und so unerfahren. Einer von uns wird dann langsam vergehen, nicht mehr da sein, nur noch ein Schatten seines Selbst sein. <<
>> Wenn es so ist, dann will ich dass du verschwindest! <<
>> So wird es sein. Solange du es leugnest, werde ich immer weiter verschwinden. Bis ich eines Tages für immer weg bin, und nur noch in deinem Herzen existiere. Das kannst du nicht verhindern, wir werden immer verbunden sein. <<
Ich merkte wie mir Tränen in die Augen stiegen. War das der Grund warum er plötzlich verschwand? Virginie sah in mit Tränen in den Augen an.
>> Goldkehlchen, versprich mir nur, wenn der Tag gekommen ist, wo ich auf ewig verschwinde, du das Letzte sein wird, was ich sehe. Auch wenn du es nicht wahr haben möchtest, so muss ich es dir doch sagen. Du bist die Einzige für mich. Ich habe dich schon geliebt, als mir gesagt wurde, dass ich auf die Tochter des Anführers bestimmt wurde. Mein kleines süßes Goldkehlchen, so jung und so unerfahren. <<
>> Okay, ich verspreche es dir. Aber jetzt verschwinde ich habe genug von dir! <<
>> Ich liebe dich wirklich, Goldkehlchen. <<
Er verschwand. Als er weg war schrie Virginie auf, und der Goldschimmernde Faden zerbrach und ein neuer erschien. Er war Blutrot. Virginie’s Augen veränderten sich. Ihr süßer unschuldiger Blick war einen eiskalten Blick gewichen. Es war der Blick den ich bei ihr kannte. Der süße unschuldige Blick hatte sie nur einmal, wo ich mich dran erinnern konnte. Sie hatte ihn als sie mit dem Bruder von Kamira sprach, kurz nachdem ich gewandelt war. Traurig sah ich zu ihr runter.
>> Das ist nicht fair. Wieso verschwindet er, obwohl er mich doch liebt? Solange Kamira lebt, werde ich es leugnen. Bitte halte durch, mein Liebster. <<
Oh, sieh einer an. Sie liebte ihn also doch.
>> Ich werde Kamira töten, damit ich bei dir sein kann mein liebster S… <<


Nein, nein, nein, wieso musste ich jetzt wach werden, fluchte ich. Virginie liebte also den Bruder von Kamira, oder war für ihm bestimmt, oder was auch immer. Aber sie wollte erst Kamira töten, um mit ihm zusammen zu sein. Wusste Damien davon?
>> Nein, Liebste. Ich wusste nichts davon <<, erschrak mich Damien.
>> Man, wieso hörst du eigentlich immer meine Gedanken? Das ist erschreckend<<, seufzte ich.
>> Das kannst du auch. Wir sind für einander bestimmt, da kann man so etwas. Ich frage mich aber grade, wie du die Vergangenheit von Virginie sehen konntest. Das können nur wenige. <<
>> Oh, wenn das so ist, dann bin ich also der Freak unter Vampiren. Ich kann deine Gedanken auch hören? Dann denkst du wohl anscheinend nie. <<
Jetzt wo ich es aussprach, klang das fast richtig. Wenn es stimmte was Damien gesagt hat, dann habe ich vielleicht ja Recht, da ich ihn nie gehört habe.
>> Ich muss dich leider enttäuschen. Ich denke sehr viel. Nur du weißt eben noch nicht wie das funktioniert. Aber mit der Zeit lernst du das. <<
>> Hey, Moment mal. Du bist mein Mentor, du sollst mir helfen <<, klagte ich.
Damien lachte. Es war das Schönste was ich je gehört hatte. In seinem lachen konnte ich mich verlieren.
>>Hey, warum lachst du? <<, fragte Virginie als sie reinkam.
>> Wegen Zoraya. Sie nennt sich ein Freak unter Vampire, und sie ist der Meinung, ich denke fast nie <<, sagte Damien und lachte weiter.
Das er mein Mentor ist, und mir helfen sollte, ließ er gekonnt aus. Virginie sah erst Damien an dann mich, dann fiel sie in das Lachen mit ein.
>> Na schönen Dank auch <<, jammerte ich, wobei ich mir selbst das lachen verkneifen musste.
Ich meine, hey, die Vorstellung das Jemand nicht denkt, ist ja auch zum lachen. Jeder Mensch, oder im diesen Fall, Vampir, denkt. Es ist fast schon unmöglich nicht zu denken. Ich selber denke doch fast nur. Nur ich verstand immer noch nicht, wieso er meine und ich seine Gedanken lesen konnte. Liegt es vielleicht daran, dass wir unser Blut getauscht haben? Es machte mir aber den Anschein, als könnte Virginie und S… auch ihre Gedanken tauschen beziehungsweise lesen. Aber, so wie ich es ja weiß, kam es nie zu einem Bluttausch. Virginie hatte ihn ja weggeschickt und somit verleugnet sie ihn. Irgendwann wird er dann verschwunden sein, es sei Virginie schafft es vorher noch Kamira zu töten, was wohl nicht so einfach ist.
>> Okay, jetzt reicht es. Wir haben genug gelacht. Wir sollten uns jetzt um wichtigere Sachen kümmern <<, sagte Virginie und unterbrach so die Lachorgie.
>> Und was für wichtige Sachen meinst du? <<, fragte Damien.
>> Nun, du hast jetzt eine Aufgabe. Du solltest eigentlich Zoraya helfen, sich in ihr neues Leben einzuleben, und nicht über sie lachen. <<
>> Eigentlich waren wir ja auch dabei. Wir hatten mit den Gedankentausch angefangen, da kam es ja raus, dass sie glaubt dass ich nicht denke. <<
Virginie sah mich fragend an, als ich nickte, nickte auch sie und verließ das Zimmer wieder.
>> Also, wir können unsere Gedanken austauschen. Seid unser Bluttausch hat es angefangen, doch jetzt da du auch ein Vampir bist, sollte es bei dir ausgereifter sein. Eigentlich müsstest du meine Gedanken hören können, aber nur wenn ich sie freigebe. Da du dir nie Gedanken darum gemacht hast, kann eigentlich jeder deine hören. Bevor wir anfangen dich darin zu unterrichten, dass du sie hörst, sollten wir dich darin unterrichten, sie zu verschlüsseln. Es ist besser wenn deine Gedanken geheim sind. Du solltest nicht alles preisgeben. <<
>> Okay. Wenn du das sagst, dann machen wir das. <<
Damien lernte mich das verschlüsseln von Gedanken, und das lesen von Gedanken. Ich wusste gar nicht dass es so anstrengend sein kann. Mir dröhnte schon nach der Hälfte der Schädel, doch Damien störte das nicht weiter. Er versuchte nur immer mehr in mich hinein zu bekommen. Als ich schließlich kapitulierte, sah er mich fragend an, hörte dennoch nicht auf. Erst als ich fast vor Erschöpfung einschlief, meinte er wir können Morgen weiter machen, und ich solle mich jetzt ausruhen. Na vielen Dank auch. Erschöpft wie ich jetzt war, legte ich mich hin und schlief schnell ein. Als ich wieder Raben hörte wurde ich wach. Man, das kann doch nicht wahr sein. Können diese Viecher nicht mal ruhig sein? Ich sah mich müde um, und bemerkte einen Schatten im Garten unter einem Kirschbaum.
>> Hallo? Wer ist da? <<, fragte ich als ich das Fenster geöffnet hatte und meinen Kopf rausstreckte. Doch es blieb stumm. Das Einzige was ich hörte war das krächzen der Raben. Als ich zum Himmel aufschaute, sah ich, dass mehrere Raben über dem Baum kreisten. Der Schatten der am Ende des Baumes stand sah mich an. In der Dunkelheit konnte ich nichts erkennen, erst als ein Auto vorbeifuhr, erkannte man etwas. Es waren diese Augen. Ich kannte diese Augen. Es gab nur Einen der Augen von einem so giftigengrün hatte.
>> Hey, dich kenn ich doch <<, schrie ich fast.
>> Willst du nicht reinkommen? Es regnet doch, und außerdem ist ein Gewitter in Anmarsch. Ich glaub nicht dass man da unter einem Baum stehen sollte. Warte, ich komm runter und mach dir die Tür auf. <<
Als ich mich vom Fenster wegdrehte und zur Tür laufen wollte, hörte ich einen dumpfen Aufprall, so als hätte Jemand zu fest auf den Boden getreten. Als ich mich umdrehte stand er am Fenster und schüttelte seine Haare aus.
>> Willst du mir jetzt deinen Namen verraten? <<, fragte ich leise.
>> Versprochen hatte ich es ja. Du wurdest zu früh wach, sonst wüsstest du ihn jetzt, nicht war Traumseher? <<, konterte er.
>> Traumseher? Gibst du eigentlich jeden den du triffst einen Kosenamen? Reicht es nicht wenn du Virginie als dein kleines süßes Goldkehlchen bezeichnest? <<
Er sah mich finster an. Unwillkürlich ging ich ein paar Schritte zurück. Irgendwie machte er mir Angst, vielleicht lag es ja daran das er der Bruder von Kamira war. Oder vielleicht auch weil ich ihn nicht kannte. Was ich aber wusste war, ich sollte ihn nicht zum Feind machen.
>> Wieso weichst du vor mir zurück? Vor mir brauchst du keine Angst haben. In meinen jetzigen Zustand, kann ich niemanden mehr verletzen. Ich kann noch nicht einmal mehr das Blut aus einem Menschen trinken. Ich werde bald vollständig verschwunden sein… Das ist auch einer der Gründe wieso ich hier bin. Ich wollte dich bitten Virginie zu sagen, dass ich sie bis in meinen Tod geliebt habe. Auch wenn sie es nicht wahr haben möchte, aber es war so. Es sollte auch so sein. Es war meine Entscheidung, es hätte auch sie treffen können. Doch ich habe es freiwillig gemacht, aus Liebe zur ihr. Sie ist einfach mein kleines süßes Goldkehlchen. Der andere Grund warum ich hier bin, ist, weil ich mich entschuldigen wollte, dafür dass meine Raben dich immer wecken oder dir Angst eingejagt haben. <<
Ich sah ihn fragend an.
>> Du willst wirklich mein Namen wissen, hm? <<
>> Ja, es wäre nett wenn ich den Namen wissen würde. Du hast mir immerhin das Leben gerettet. Wenn ich Damien oder Virginie frage, sagen sie nur Musst du ihn selber nachfragen. Und um ehrlich zu sein, kotzt es mich echt langsam an. Ja, ich bin verdammt neugierig, aber ich habe auch oft Angst. Also bitte, sagst du mir jetzt deinen Namen? <<
>> Mein Name ist Shadowraven <<, sagte er und sprang aus dem Fenster und verschwand in der Dunkelheit.
Shadowraven, hm? Das erklärt ja so einiges. Ich dachte noch einmal über unserem Gespräch nach, ehe ich zur Virginie ging, und ihr alles erzählte.
>> Okay, dann ist es wohl soweit <<, sagte sie, stand auf und rief nach Damien.
Als er da war, sagte sie ihm was ich ihr erzählt hatte. Damien sah mich an, und meinte ich solle zur Zafina gehen, er holt mich später wieder ab. Ich verstand die Welt nicht mehr. Wollten sie etwa Kamira töten? War diese Verbundenheit wirklich so stark?


>> Da bist du ja <<, begrüßte mich Zafina als ich bei ihr vor der Tür stand.
>> Damien hatte mich angerufen, und mir gesagt dass du kommen würdest. Es muss schwer sein für dich, jetzt da ihr euch gefunden habt, und jetzt auf eine ungewisse Zeit getrennt sein werdet. Aber komm erst einmal rein. <<
Ich folgte ihr durch den langen Flur. Irgendwie kam mir das Haus bekannt vor, ich wusste nur nicht woher. Als wir im Foyer standen, kam ein junger Mann und nahm meine Taschen ab. Damien meinte ich solle alles einpacken. Wenn er nur meine Anziehsachen gemeint hätte, wäre ich ja froh gewesen, aber nein er meinte wirklich alles. So stand draußen ein Transporter mit all meinen Sachen.
>> Miguel, bring die Sachen bitte in das vorbereitete Zimmer. Und draußen wartet ein Transporter, er muss leer geräumt werden <<, sagte Zafina und sah den Boten an.
>> Sehr wohl, meine Lady <<, sagte er und verschwand.
Ungläubig starrte ich Miguel hinterher.
>> Komm, ich werde dich meinen Freund und seine Schwester vorstellen. Wir drei wohnen gemeinsam hier. Mein Freund arbeitet als Anwalt und seine Schwester geht noch zur Schule. Aber keine normale Schule. Und ich, tja ich bin einfach immer zuhause da meine Eltern reich sind. Kurz: Ich muss nicht arbeiten <<, lächelte sie mich an und zwinkert mir zu.
Gemeinsam gingen wir ins Wohnzimmer, wo zwei Leute saßen und sich unterhielten. Zafina räusperte sich und die beiden standen auf und drehten sich in unsere Richtung. Das Mädchen war ein Stück kleiner als ich. Ihre Haare waren fast Weiß und hatten blaue Strähnchen. Sie hatte sie hochgesteckt, nur einzelne geflochtene Strähnen fielen an ihrer Seite runter, und unter dem Haarband, welches sie um hatte. Ihre Augen hatten die Farbe von Eisblau, welche gut zu ihr passten, sie waren leicht Mandelförmig. Der Junge (oder doch Mann?), war das komplette Gegenteil. Seine Haare waren tiefschwarz und kurz. Sie standen in allen Himmelsrichtungen ab, seine Augen waren dunkelbraun.
>> Zoraya, das sind Dark und Light. Dark ist mein Freund, und Light seine Schwester. Leute, dass ist Zoraya die Freundin von Damien. Also seid nett <<, sagte Zafina, und sah dabei Light an. Welche nur ein kleines lächeln hervorbrachte und verschwand. Und wenn ich sage sie verschwand, dann verschwand sie wirklich. Wo sie vorher gestanden hatte, war jetzt nur noch eine silberige Rauchwolke zu sehen. Sie hatte sich wirklich in Luft aufgelöst.
>> Freut mich dich kennen zu lernen. Zafina hatte mir schon viel von dir erzählt. Ich muss mich, glaub ich, für meine kleine Schwester entschuldigen. Sie hat derzeit einen Hass auf alle neuen gewandelten Vampire. Sie selber hatte sich zwar auch gewandelt, nur nicht zum Vampir. Sie wurde eine Hexe. Ich weiß, es hört sich komisch an, aber da unsere Mutter eine Hexe war und unser Vater ein Vampir, ist es gar nicht so abwegig wie es sich anhört. <<
Ich sah Dark an. Jetzt hatte ich in fast fünf Minuten die halbe Lebensgeschichte von den Geschwistern erfahren. Ich meine, es ist ja zwar nett, dass er sich für Light entschuldigt, aber ich wollte gar keine Entschuldigung.
Zafina begleitete mich zu meinem Zimmer. Diese Villa war einfach unglaublich. Ich weiß zwar nicht viele Zimmer sie hatte, aber es waren bestimmt viele. Wir kamen an mindestens vier vorbei, bevor wir bei meinem ankamen. Zafina lächelte mich an, und meinte ich solle mich etwas ausruhen und wir sehen uns dann zum Abendessen. Als sie verschwand, ging ich in mein Zimmer und sah mich um. All meine Sachen waren schon eingeräumt. Ich öffnete alle Schränke, und war erstaunt als ich einen kleinen Kühlschrank entdeckt habe. Ich fragte mich was da drin sein mag. Als ich ihn öffnete seufzte ich. Blut, natürlich. Was sonst? Er war voller Blut in Plastikflaschen. Als ich ihn zumachte und mich umdrehte erschrak ich.
>> Wundert es dich? <<, fragte Light die auf meinem Bett saß.
Okay ich muss mich erst noch dran gewöhnen, dass sie anscheinend überall auftauchen konnte, wo sie wollte.
>> Hat dir Mister Perfect denn rein gar nichts erzählt? Da du jetzt ein Vampir bist, brauchst du Blut um zu überleben. Du kannst zwar auch natürlich normale Nahrung zu dir nehmen, aber das sättigt dich nicht. Und außerdem verspürst du kein Verlangen danach. Dass du nicht mehr wirklich alterst weißt du, oder? Okay, älter wirst du schon, aber nicht so wie Menschen. Du bist jetzt wie alt? Achtzehn? Dann siehst du in zweihundert Jahren aus wie zwanzig. Also ein Jahr, sind hundert Jahre für dich. Kurz: Du alterst alle hundert Jahre. <<, sagte sie mit einem giftigen Unterton.
>> Okay, Light. Du magst mich vielleicht nicht mögen, da ich frisch gewandelt bin, aber dafür kann ich nichts. Meinst du ich wollte das? Meinst du nicht, ich würde gerne mein altes Leben zurück haben? Du magst vielleicht gerne ein Vampir sein, ich aber nicht. Und glaube mir, wenn ich es ändern könnte, dann würde ich es. <<
Es stimmte. Ich wollte nie ein Vampir sein. Vielleicht hatte ich ja auch nur Angst vor dem Unbekannten was jetzt vor mir lag. Aber ich wollte wirklich nie so werden. Ich wollte einfach nur ganz normal leben und alt werden, aber wie es aussieht bleibt mir das jetzt verwehrt.
>> Du wolltest nie zu dem werden, was du jetzt bist? Und was ist mit Damien? Meinst du, er würde mit dir zusammen sein wenn du sterblich, menschlich wärst? Glaubst du das wirklich? Meinst du nicht, dass er wusste was passieren würde? Befürchtest du nicht, dass er das alles geplant hat? Das er das Blut mit dir aus Absicht getauscht hat? Nur um dich dann zu wandeln? Wie naiv bist du? <<
Ich sah Light geschockt an. Wie konnte sie das alles nur sagen? Sie wusste es doch gar nicht. Oder? War es nicht die Eifersucht die aus ihr sprach? Irgendwie hatte ich Angst. Angst davor dass sie Recht haben könnte.
>> Wieso sagst du so etwas? <<, fragte ich und spürte dabei wie mir Tränen in die Augen schossen. Mein Herz schlug wie wild.
>> Zoraya, alles im Leben hat seinen Grund. Und Damien ist der Grund dafür, dass du jetzt ein Vampir bist. Ohne Damien wäre das nicht passiert. Denk doch einfach mal ein bisschen logisch. <<
Wie Recht sie doch hatte. Wenn ich ihn nie kennen gelernt hätte, wäre ich jetzt noch ein Mensch. Oder schon tot. Wie oft hatte er mir schon das Leben gerettet? Hatte er mir nicht gesagt, er hat immer auf mich aufgepasst? Konnte ich Light trauen? Mir drehte sich alles. Als es an der Tür klopfte, war ich erleichtert das Zafina reinkam.
>> Ich wollte nur sagen dass das Essen gleich angereicht wird. Wenn ihr also bitte kommen würdet <<, ihr Blick huschte von mir zu Light. Mir fiel auf das sie Light immer mit einem böswilligen Blick bedachte. Light stand auf und verließ das Zimmer.
>> Glaub nicht alles was Light sagt. Sie ist einfach nur… verzweifelt. Es gibt da noch etwas was ich dir nicht gesagt habe <<, Zafina schaute mich nicht an, ihr Blick wanderte überall hin nur nicht zu mir. Ich machte mich schon auf alles gefasst.
>> Light war mit Damien zusammen. Es ist schon lange her. Er war damals mit Kamira zusammen, als er Light kennen und lieben lernte. Es war ein gefährliches Spiel, das wusste sie. Wie wir alles wissen, sollte man sich nicht mit Kamira anlegen. So haben sie sich immer mal wieder heimlich getroffen. Sie liebte ihn wie kein anderen zuvor. Als er ihr sagte, dass er sich von Kamira getrennt hatte, hatte sie gehofft es war wegen ihr. Doch ihr Traum zerplatzte wie eine Seifenblase, als er sich auch von ihr trennte. Sie fragte ihn nach dem warum, als er ihr sagte dass er die Frau gefunden hat, die für ihn bestimmt ist, fing sie an ihn zu hassen. Als sie sah, wie er dich immer wieder beschützt hat, ohne dein Wissen, fing sie auch an dich zu hassen. Aber als sie erfuhr dass du jetzt auch zu einem Vampir wurdest, wollte sie dir die Augen öffnen, und dir sagen was Damien für ein Kerl ist. Nur vergisst sie leider dabei, bei der Wahrheit zu bleiben. Deswegen glaub ihr nicht alles. Und jetzt, lass uns essen gehen. <<
Ich war zwar auf alles gefasst, aber nicht auf das. Light war mit Damien zusammen. Es gab wirklich vieles was ich nicht wusste. Wenn ich wüsste wie ich ihm Gedanken schicken könnte, dann würde ich ihn danach fragen. Und ihn fragen wieso er mir das nicht gesagt hatte. Er wusste doch, dass Light hier wohnt. Genau wie Virginie es wusste, ich hab ihren merkwürdigen Blick gesehen, als er Zafina anrief. Es war ein Blick der sagte: Bist du dir sicher? Und er war sich sicher. Ich verstand, wieder einmal, nichts. Noch geschockt von dem Gesagten, folgte ich Zafina ins Esszimmer. Light unterhielt sich mit ihrem Bruder, der sie nur verständnislos ansah. Anscheinend sagte sie ihm, dass sie mit mir geredet hatte und was ich gesagt habe. Ja, wieso sollte man das auch verstehen? Wer würde schon auf ein unsterbliches Leben verzichten wollen? Keiner, außer mir. Wir setzten uns, dann wurde das Essen angerichtet. Na ja Essen konnte man es nicht nennen. Light war die Einzige die was zum essen hatte. Wir anderen hatten jeder eine Kristallkaraffe die mit Blut gefüllt war und ein Kristallkelch. Oh, tolles Abendessen. Ich schenkte mir etwas Blut in meinem Kelch. Nach leichtem zögern nahm ich einen Schluck, und musst zu meinem entsetzen feststellen das es ganz gut schmeckte. Dark nickte mir zu und trank auch einen Schluck, ehe er sich mit Zafina unterhielt. Ich hörte von draußen einen Raben, was mich an Shadowraven erinnerte.
>> Wie es scheint, bekommen wir Besuch <<, sagte Dark und stand auf. Er ging Richtung Wohnzimmer. Ich hörte wie er eine Tür, womöglich eine Balkontür, öffnete und jemand hereinließ. Ich war nicht sehr erschrocken, als er mit Shadowraven wiederkam. Er machte einen ganz normalen Eindruck. Nicht mehr so schwach, oder wie man es nennen sollte.
>> Guten Abend, die Damen. Verzeihung, für die Späte und Unerwartete Störung <<, begrüßte er uns und setzte sich auf einen freien Platz.
Rasch kam ein Bote und stellte ihm auch eine Kristallkaraffe und ein Kristallkelch hin. Er schüttete sich etwas Blut ein und trank genüsslich. Er konnte zwar nicht mehr das Blut aus Menschen saugen, aber er konnte es dennoch aus einem Kelch trinken.
>> Sag, Shadow. Was führt dich hierher? <<, fragte Zafina freundlich, aber mit bissigen Unterton.
>> Nun, liebe Zafina. Wie es aussieht, geht es meiner geliebten Schwester zurzeit nicht gut. Ich spüre wie sie von Stunde zur Stunde schwächer wird. Was mich daraus schließt, das mein kleines süßes Goldkehlchen und ihr Bruder es fast geschafft haben. Ganz zum Ärger von gewissen Leuten <<, er sah dabei Zafina fest in die Augen.
Was hatte das jetzt schon wieder alles zu bedeuten? Sind denn hier überall irgendwelche Machenschaften? Wen kann ich denn jetzt wirklich trauen, und wem nicht? Ich trank noch einen kräftigen Schluck und lehnte mich zurück. Light beobachtete Shadow die ganze Zeit über. In ihren Augen lag etwas Geheimnisvolles, so als wüsste sie über irgendetwas bescheid.
>> Ah, wenn das so ist, dann kommen Damien und Virginie bald zurück? Wie schön. << Ich spürte dass es geheuchelt war. Aber ich wusste nicht wieso Zafina es heucheln sollte. Sie war doch die ganze Zeit über nett zu mir, nicht wie Light. Da verstand ich allmählich was hier abgeht. Nicht Zafina war die Liebe, sondern Light. Doch wusste ich nur noch nicht, ob ich ihr wirklich trauen konnte. Diese Vertrauenssache sollte ich besser mal schnell auf den Grund gehen. Ich wusste dass ich Shadow trauen konnte, doch bei dem Rest war ich mir nicht sicher. Vielleicht sollte ich ihn später mal danach fragen.
>> Ja, Zafina. Wenn es wirklich stimmt, was ich fühle, und ich kann meinen Gefühlen trauen, werden sie Morgen wiederkommen. Wie du sicherlich weißt, habe ich eine bestimmte Gabe. Auch wenn ich hier sitze, so bin ich doch überall. Ich kann sehen wie sie gegen Kamira kämpfen <<, sagte Shadow und trank einen weiteren Schluck.
>> Ja, ich weiß. Du hast den Schatten, die Raben und deine Verbindungen zu Kamira und Virginie. <<
Mir fiel auf, dass sie jedes Mal wenn sie den Namen von Virginie aussprach, ihn fast ausspuckte, was sie einen finsteren Blick jedes Mal von Shadow einbrachte. Oh, anscheinend war da jemand eifersüchtig. Wollte sie etwa etwas von Shadow? Ich sah zu Dark, doch anscheinend interessierte es ihn nicht. Er saß einfach nur da und lauschte, wie ich, einfach dem Gespräch zu. Light bedacht Shadow weiterhin mit diesem Blick, was ihn nicht störte.
>> Herr Shadowraven, Ihr Zimmer ist hergerichtet <<, sagte ein Bote und stand da so ziemlich verloren herum.
>> Oh, wie schön. Dann werde ich jetzt mein Zimmer beziehen. Wir sehen uns, Dark. Meine Damen… Zafina. <<
Shadow stand auf und verließ den Raum. Auch ich stand auf und wollte gehen, als ich grade zu Tür raus bin, hörte ich noch wie Zafina etwas sagte, was sich anhörte wie Was denkt er, wer er ist? Langsam ging ich die Treppe hoch und schlenderte über den Flur. Was hat das alles bloß zu bedeuten? Ich hoffe Damien kommt bald wieder. Ich muss ihn so einiges fragen. Hoffentlich geht es ihnen gut. Wenn Shadow die Wahrheit gesagt hat, dann würden sie Morgen wieder kommen. Ich wünsche es mir. Meine Gedanken kreisten immer wieder um das Gleiche. Es gab nur ein Wort für das Alles. Damien.
>> Es geht ihnen gut <<, hörte ich Shadow hinter mir und erschrak, doch als ich mich umdrehte, sah ich dass er nicht mich gemeint hatte. Er sprach mit Light die in seinen Armen lag und schluchzte. Was sollte das jetzt werden? Was war mit dieser Verbundenheit? Waren er und Virginie nicht für einander bestimmt gewesen? Okay, vielleicht ist es auch ganz anders wie es aussieht. Immerhin hält er sie nur im Arm und tröstet sie und… Moment! Er hält sie im Arm, tröstet sie und küsst sie! Ich räusperte mich. Sie erschraken und sahen mich an.
>> Oh, Verzeihung <<, sagte ich etwas gereizt.
>> Nicht schlimm. Es ist anders wie es aussieht <<, sagte Shadow und sah dabei mir, mit seinen giftigen Augen, fest in die Augen.
>> Ach, wie ist es denn dann, wenn es nicht so ist, wie es aussah? Und es sah verdammt danach aus. <<
Light sah auf den Boden, als sie das Wort ergriff.
>> Shadow und ich, wir sind kein Paar. Wir verstehen uns ziemlich gut, und ja, wir haben uns schon öfters geküsst und wir haben schon öfters miteinander geschlafen. Aber zusammen sind wir nicht. Virginie bekommt es nicht mit, da sie ihn verleugnet. Würdest du jemand anderes küssen, so würde Damien einen tiefen Schmerz empfinden, auch wenn er nicht hier ist. Also siehst du? Wir verletzen keinen. Auch wenn du vielleicht denken magst, er ist tabu für mich, so liegst du falsch. Er ist es erst dann, wenn Virginie zu ihm steht. <<
>> Ich verstehe es nicht. Damien hat mir so vieles noch nicht gesagt oder mir beigebracht. Shadow ich verstehe dich nicht. Du liebst dein kleines süßes Goldkehlchen, aber machst so gesehen mit einer anderen rum. Wieso hast du nie mit ihr geredet? Weißt du eigentlich, wie sie sich gefühlt hat, als du damals gegangen bist? Sie hatte geschrieen. Ich habe gesehen wir ihr mit einem Goldschimmernden Faden verbunden wart, als du gingst wurde er Blutrot. Sie sagte, solange Kamira lebt wird sie dich leugnen. Sie nannte dich Liebster, und sie fand es auch nicht fair, als du gingst. Sie schwor sich Kamira zu töten, damit sie bei dir sein kann. Sie liebte dich vom ersten Augenblick an. Und du betrügst sie? Weißt du eigentlich, dass ihr süßer kleiner unschuldiger Blick verschwand, als du gingst? Er wich einem eiskalten Blick. Nur wenn sie mit dir redet, kommt er wieder ich habe es beobachtet. <<
Shadow sah zu Boden. Ich wusste dass es hart war, was ich gesagt habe, aber er musste es wissen. Virginie liebte ihn, und er liebte sie. Also wo war bitteschön das Problem? Außer jetzt Kamira, gab es doch keines. Und wenn Shadow Recht hatte, dann würde Virginie und Damien morgen wiederkommen. Was will er denn dann machen? Ich glaube nicht, dass die beiden es dann sofort beenden könnten. Und würde er es ihr sagen? Als ich Shadow danach fragen wollte, hörte ich Damien in meinem Kopf. Liebste, es ist ihr beider Sache. Sie müssen es selbst klären. Raven muss selbst erfahren, was er angerichtet hat. Virginie wird in schon die richtige Meinung sagen. Vertrau mir! Shadow und Light sahen mich skeptisch mit einem leichten schiefen Grinsen an. Ich meine, ich musste ja auch ein komisches Bild abgeben, wie ich da stand mit offenen Mund und fragenden Blick. Eigentlich wollte ich ihn ja auch nur fragen, ob er es ihr sagen wollte, aber Damien hat mich daran gehindert. Ich schüttelte nur den Kopf und ging in mein Zimmer. Ich zog mich um, legte mich auf mein Bett und krabbelte unter meine Decke. Als ich grade anfangen wollte ein Buch zu lesen, klopfte es an der Tür. Ehe ich etwas sagen konnte, kam Shadow rein.
>> Ich weiß dass du jetzt ein schlechtes Bild von mir hast. Aber, wieso sollte ich all die Jahre, die Virginie mich geleugnet hat, einsam verbringen? Light ist, oder war, nur eine Art von Zeitvertreib. Das weiß sie. Sie weiß, sobald Virginie zu mir steht, werde ich sie verlassen, wobei man es so nicht nennen kann. Wir waren wirklich nie zusammen, nie ein Paar <<, sagte er mit gedämpfter Stimme.
>> War sie wirklich mit Damien zusammen? <<, fragte ich.
>> Oh, hat das etwa die liebe Zafina erzählt? Aber nein, waren sie nicht. Light ist wie eine Schwester für Damien. Sie ist eine Heilerin und eine Hexe. Sie hat ihn schon öfters geholfen, dich zu beschützen. Sie hasst dich auch nicht. Sie kann es einfach nur nicht fassen, das du auf Zafina hörst. Und um ehrlich zu sein, ich kann es auch nicht fassen. <<
>> Aber Damien hat mich zu ihr geschickt. Glaubst du nicht er würde es merken, wenn sie nichts Gutes im Schilde führt? <<
Shadow sah mich an. Seine Augen verengten sich als er sich anscheinend noch mal alles durch den Kopf gehen ließ. Er sagte kein Wort. Als er am Fenster stand und raus sah, erinnerte mich das ein bisschen an Virginie. Es fehlt nur die Rose, dachte ich und kurz danach hielt er eine rote Rose, wie die von Virginie, in der rechten Hand. In seiner linken hielt er eine weiße Lilie. Shadow betrachtete beide Blumen.
>> Kennst du eigentlich ihre wahre Bedeutung? <<, fragte er mich, und drehte dabei die Rose mit den Fingern.
>> Nein <<, antwortete ich leise, woher sollte ich sie auch kennen? Ich befasse mich nicht mit Blumen.
>> Wahre, leidenschaftliche und ewige Liebe. Sie bedeutet das, was ich für Virginie empfinde. Und diese weiße Lilie hier <<, er hielt sie hoch und drehte sie auch zwischen den Fingern.
>> Sie bedeutet: Glaube, Reinheit, Süße und das, was Kamira ist: Tod. Du siehst, jede einzelne Blume/Pflanze hat ihre eigene Bedeutung. <<
Bitte was? Kamira ist tot? Das heißt ja dann, dass sie es geschafft haben, war mein einziger Gedanke und sah Shadow fest in die Augen. Suchte irgendeine Reaktion in ihnen. Irgendetwas musste da ja sein, denn immerhin war seine Schwester grade gestorben. Doch außer ein aufblitzen war nichts zu sehen. Shadow legte die Lilie auf die Fensterbank, verabschiedete sich und verschwand. Ich sah die Todesblume an und fragte mich, wieso er sie hier gelassen hatte. Doch irgendwie war es mir auch egal, dass einzige was für mich jetzt zählte war das Damien so schnell wie möglich wieder bei mir ist. Ich nahm mir wieder das Buch und fing an zu lesen. Als meine Augen immer schwerer wurden legte ich es weg, macht das Licht aus und schloss meine Augen.

Ich träumte von Damien.
Er saß auf einem Stein am Meer und betrachtete die Wellen und den Sonnenuntergang. Auf seinen Knien hatte er einen Zeichenblock und neben ihm lagen Kohlestifte. Leise näherte ich mich, wobei es eigentlich egal gewesen wäre, wie ich mich genähert hätte. Es war wieder ein Vergangensheitstraum. Als ich hinter im stand, sah ich ihm über die Schulter, und sah was er zeichnete.
Es war ein perfektes Schwarz-Weiß Bild von dem Sonnenuntergang und den Wellen. Nur was mich irritierte war, dass in der Mitte dieses Bildes Kamira stand. Ihr langes Haar wehte im Wind, genau wie ihr Kleid, welches ihre nackten Knöchel freilegte. Mit ihrer rechten Hand versuchte sie ihr verwehtes Haar fest zu halten. Ihr Blick war auf Damien gerichtet, und in ihren Augen lag so eine Leidenschaft, dass es mich verletzte.
>> Du lebst in der Vergangenheit<<“, hörte ich die Stimme von Shadow.
>> Sie ist nicht mehr die, die sie einmal war. Das weißt du. Sie hatte sich verändert als du Zoraya das erste Mal gesehen hast. Du hast es selbst gespürt. Du weißt auch wer für dich bestimmt ist, genau wie du weißt, dass du dich beeilen musst, bevor es zu spät ist. <<
>> Ach Raven, was weißt du schon? Du wirst von deiner ewigen Liebe verleugnet und amüsierst dich mit Anderen. Aber deine Zeit ist auch bald um, wenn ich mich nicht irre, nicht wahr? <<
Ich erschrak als ich die Stimme von Damien hörte. Sie war so ganz anders als die, die ich kannte. Etwas in ihr jagte mir Angst ein.
>> Da magst du vielleicht Recht haben, aber du weißt dass du es ändern kannst. Du bist der Erbe, du hast die Macht diesen ganzen „wir sind füreinander bestimmt“ Scheiß für immer zu beenden. Wenn du das machst, dann kannst du bei Kamira bleiben und ich komme von Virginie los, und du wirst mich nie wiedersehen. Aber wenn du das machen solltest, musst du dir über Eines bewusst sein. Du wirst Zoraya vergessen. Sie niemals wieder sehen. Du würdest für ihren Tod verantwortlich sein. Denn sobald du diese Jahrhundertalte Generation oder Tradition, nenn es wie du willst, beendest, dann wird sie sterben. Ohne das irgendwer weiß warum. Sie wird im Nichts verschwinden. Ein Schatten ihres Selbst. Wenn du das alles auf dich nehmen kannst, wenn du diese Last tragen kannst, dann beende es. <<
Damien wollte nie zu mir? Ich spürte wie mein Herz sich verkrampfte. Ein schrecklicher Schmerz breitete sich aus, und mir wurde schwindelig. Obwohl es ein Traum war, musste ich mich setzen. Als ich auf einem Stein saß, brachen die Tränen aus. Mit aller Kraft versuchte ich wach zu werden. Alles war vergebens.
>> Du verstehst es nicht, Raven. Ich versuche mit meiner Vergangenheit abzuschließen <<, hörte ich wie Damien sprach.
>> Ah, du willst also damit abschließen? Und wieso hab ich euch beide dann vor, lass mich nicht lügen, etwa einer halben Stunde gehört? Wenn ich mit jemanden abschließen möchte, dann hab ich auch keinen Sex mehr mit der Person. Ich habe es nur dann, wenn ich nicht abschließen möchte. Damien, belüg mich nicht. Belüg dich selber nicht. Ich weiß dass du von Kamira nie los kommen wirst, solange sie lebt. <<
Shadow’s Stimme war viel kräftiger als die von Damien. Was er sagte hörte sich für mich verletzend an. Wenn es stimmte, dann wusste ich nicht was ich machen sollte. Ich wusste nur dass ich Damien danach fragen sollte. Doch würde er mir die Wahrheit sagen? Und wieder war ich bei dieser Vertrauenssache. Wem konnte ich jetzt noch wirklich trauen? Diese Frage werde ich mir wohl noch öfter stellen müssen, jetzt in meinem neuen Leben. Das Beste wird wohl sein, wenn ich niemanden mehr traue, dachte ich bevor wieder alles schwarz wurde.

Ich blinzelte noch verschlafen, als ich etwas neben mir spürte. Ich sah neben mich und sah einen Strauß weißer Callas mit einer die Lila war. Verdutzt sah ich mich im Zimmer um, doch es war niemand zu sehen, nur ein kleiner Zettel lag neben dem Strauß.

„Sie stehen für Bewunderung, Reinheit, Schönheit und Unsterblichkeit. Das was du bist und das was ich für dich empfinde. Ich weiß dass du durch Träume in die Vergangenheit sehen kannst, deswegen ist auch die Lila Calla dabei. Es geht da aber eher um die Farbe. Ich denke ja mal, dass du weißt wofür Lila steht. Wenn nicht dann frag mich.“
Shadowraven

P.S.: Ich sehe durch Träume die Zukunft… Ist nicht gerade leicht.



Ich las den Brief mehrmals durch. Wusste er etwa wie ich in der Zukunft handeln werde? Wie es mit mir und Damien weiterging? Ich musste mit Shadowraven reden. Ich hörte Raben, musste an früher denken, wo ich Raben in der Nacht immer hörte. Ich ging zum Fenster und sah wie Shadow von mehreren Raben umzingelt ist. Hat er auch mit den Raben zu tun, die ich hörte? Oder mit den Anrufen?, fragte ich mich und machte mich auf den Weg zu Shadow.


Mondschein




>> Du möchtest also wissen, ob ich dich durch meine Raben beobachtet habe, oder ob ich dich angerufen habe. Versteh ich das jetzt richtig? <<, fragte Shadow.

>> Ja <<, antwortete ich leise. Ich kam mir so dumm vor, ihn das überhaupt zu fragen. Wie sollte ich ihn dann den Rest fragen?

>> Sagen wir mal so, ich habe nicht dich beobachtet. Ich habe Virginie beobachtet. Meine Raben waren nur zufällig immer an deinem Fenster, und wie ich schon sagte, tut es mir leid, dass sie dich so manche Nächte wach gehalten haben. Und diese mysteriösen Anrufe die du erwähntest, sie kamen nicht von mir. Ich weiß nicht wer es war, oder was er wollte. Ich kann dir da nicht weiterhelfen. <<

Shadow sah mir fest in die Augen. Irgendetwas lag in ihnen, was mich erstarren ließ. Als er auf mich zu kam, wich ich immer weiter zurück.

>> Was ist los? Wieso weichst du vor mir zurück? Wolltest du nicht die Wahrheit erfahren? Wem du trauen kannst und wem nicht? <<, fragte er leise und bewegte sich wie eine Raubkatze auf mich zu.

>> Doch wollte ich. Aber woher weißt du das? << Meine Stimme brach.

Ich habe keinen davon erzählt. Mit niemanden darüber gesprochen. Er konnte es nicht wissen.

>> Weißt du, es gibt noch vieles was du nicht weißt <<, seine Stimme war leise und bedrohlich.

>> Nicht alles ist Gut wo Licht ist, und nicht alles ist Böse wo Schatten ist. Es gibt viele Wahrheiten zu finden. Wer ist Damien wirklich? Wer ist Virginie? Was ist mit Light? Was hat Zafina vor? Was hat es mit Dark auf sich? Und was ist mit mir? So viele Fragen, doch will man die Antworten? Die Wahrheit? Zoraya, sag willst du wirklich die reine Wahrheit erfahren? Willst du nicht lieber, so weiterleben wie bisher? Nicht jeder ist das was er vorgibt zu sein. Ich weiß es. <<

Ich sah Shadow fest in die Augen. Irgendetwas in mir schrie, ich solle verschwinden, doch mein Verstand sagte mir, ich solle bleiben. Ich war hin und hergerissen. Wusste nicht was ich machen oder sagen sollte. Wusste nicht was er meinte. Ja, ich wollte die Wahrheit wissen.

>> Wenn du es weißt, dann sag es mir. Sag mir, was das alles soll! <<, schrie ich ihn an.

>> Okay, ich werde dir nur eine Frage beantworten. Du kannst wählen welche. Egal mit wem sie zu tun hat. Frag mich, wer Damien wirklich ist. Oder Virginie, Light, Dark oder Zafina. Egal welche. Aber denk dran: nur eine. <<

Sein Blick war fest auf meinen gerichtet. Noch immer lag etwas Bedrohliches in seiner Stimme, doch auch in seinem Blick.

>> Wer bist du? <<

>> Hmm, seltsam… ich gewähre dir eine Frage, und du vergeudest sie an mich? Weil du wissen möchtest, wer ich bin? Du enttäuschst mich, Zo. Was soll Damien denken, wenn er das hört? Die einzige Frage die du hast, geht um mich und nicht um Damien. <<

Sein Blick war amüsiert. Ich seufzte. Mir war klar, dass jeder andere, eine andere Frage gestellt hätte. Doch ich musste wissen, ob er genau so war wie seine verstorbene Schwester Kamira. Moment, was war wegen Virginie? Was sollte aus ihr werden, wenn er auch so ist wie Kamira? Würde sie es verkraften? Starb nicht ein Teil von ihr, wenn er starb?

>> Ich bleibe bei der Frage. Also, wer bist du? << wiederholte ich.

>> Ich bin Shadowraven, Sohn von Leena, eine der ältesten, und von Draco, Meister der Schwertkunst. Ich wurde vor achthundert Jahren geboren, und seit sechshundert Jahren bin ich auf Virginie bestimmt. Meine Eltern sind seit vierhundert Jahren verstorben. Meine Mutter starb durch die Hand meiner Schwester, kurz danach verstarb mein Vater. So ist das bei uns Vampiren. Wenn wir mehrere Jahre zusammen sind, werden wir auch fast zeitgleich sterben. Eigentlich bin ich der Nachfolger meiner Mutter, aber ich habe es abgelehnt. Kamira konnte es nicht werden, da sie die Mörderin war. Sie wurde eine ausgestoßene und ich wurde ein abtrünniger. Jetzt weißt du wer ich bin <<, sagte Shadow und sah in den wolkenverhangenen Himmel.

Als ich mir noch mal alles durch den Kopf gehen ließ, fiel mir ein, warum ich eigentlich mit ihm reden wollte.

>> Ich hatte wieder ein Traum <<, sagte ich völlig zusammenlos.

>> Er war von dir und Damien. Ihr habt euch über die Vergangenheit unterhalten. Wollte er wirklich bei Kamira bleiben? Wollte er nie zu mir? Bitte, ich muss es wissen. <<

>>Sorry, so läuft es nicht. Ich habe dir gesagt, du darfst mir eine Frage stellen, und du bekommst nur eine Antwort. Du durftest alles fragen, aber wenn du dich für die Frage entscheidest, wer ich bin, dann kann ich nix dafür. Vielleicht solltest du Damien fragen.<<

Ohne noch etwas zu sagen verschwand er.
Jetzt, da er weg war, stand ich alleine im Garten unter den Bäumen. Es wehte ein leichter Wind, der mir meine Haare ins Gesicht wehte. Noch immer hörte ich seine Worte in mir. Als ich zum Himmel schaute, zogen Wolken auf und es fielen kalte Tropfen herab. Langsam ging ich zurück in mein Zimmer. Mit den Gedanken noch immer bei dem gesagten. Vielleicht hatte Shadow recht, und ich sollte Damien fragen. In meiner Magengegend wurde es mir flau. Selber wusste ich nicht wieso. Es wäre doch nur ein Gespräch mit Damien. Er war doch mein Freund. Ich konnte ihm doch trauen. Oder etwa nicht? In meinem Zimmer angekommen, setzte ich mich auf mein Bett. Es würde nicht mehr lange dauern, und die Sonne würde aufgehen. Dann wird Damien wieder bei mir sein. Die Callas die ich von Shadow bekommen hatte, standen jetzt in einer Kristallvase auf der Fensterbank. Ich fragte mich schon gar nicht, wer sie dahin gestellt hatte. Es klopfte leise an der Tür. Light kam leise herein.

>> Hmm, hier sind aber starke Schwingungen. Du bist mir doch nicht mehr böse, oder? <<, fragte sie in einen ruhigen Ton, und setzte sich auf einen Stuhl.

>> Wieso sollte ich? Wenn jemand sauer sein sollte, dann Virginie. Immerhin hat sie all die Jahre auf den richtigen Moment gewartet, und Shadow… nun, das weißt du ja <<, sagte ich, und sah immer noch zum Fenster raus.

In Gedanken zählte ich die Stunden bis ich Damien wieder sah.

>> Weißt du, du bist echt `ne Nummer für sich. Dich kümmern eher die Probleme der Anderen, als deine eigenen. Du weißt nicht, ob du Damien trauen kannst, oder überhaupt irgendwen. Wenn ich dir ein Rat geben darf, dann kannst du uns allen trauen, außer Zafina. Sie ist eine falsche Schlange. Ich weiß selber nicht, wie dein Märchenprinz auf die Idee kam, dass du ihr trauen kannst. Ich meine, wenn sie schon die beste Freundin von Kamira war, dann ist es eigentlich offensichtlich, dass man ihr nicht trauen kann. <<

Light stand auf, sah mich noch einmal an, verschwand und ließ mich mit noch mehr Fragen sitzen. So langsam ging es mir auf die Nerven. Nie konnte einer in meiner Umgebung mal in klaren Sätzen sprechen. Seufzend ließ ich mich nach hinten fallen und schloss meine Augen.

>> Morgen meine Geliebte <<, hörte ich Damien’s Stimmen und spürte seine Lippen auf meiner Wange.

>> Mmmh… morgen <<, murmelte ich und drehte mich zu ihm.

Langsam öffnete ich meine Augen. Blinzelnd sah ich in Damien’s Jadegrüne Augen. Betrachtete ihn von oben bis unten. Ja, er war es wirklich. Freudestrahlend nahm ich ihn in den Arm. Ich war so froh dass er wieder da war. Wieder bei mir.

>> Hey, ich freu mich ja auch dich zu sehen, nur wenn du so weiter drückst, bekomme ich überhaupt keine Luft mehr, meine Schönste. <<

Damien lächelte mich an. In seinen Augen lag so viel Liebe, Geborgenheit und Verständnis. Wie konnte ich nur jemals an ihm zweifeln? Ich löste unsere Umarmung, schob ihn von mir weg und sah ihn wieder tief in die Augen.

>> Ich… ich muss dir was sagen <<, quickte ich.

>> Ja, ich weiß. Virginie hat mir alles gesagt, sie weiß es von Shadow. Die beiden sprechen sich genau jetzt im Augenblick aus. Ich muss dir auch einiges erklären <<, sagte er mit festen Blick auf mich gerichtet.

Oh, na toll. Kann Shadow auch gar nichts für sich behalten?

>> Ich wusste nicht, dass Zafina mit Kamira befreundet war. Wenn ich es gewusst hätte, dann hätte ich dich nie zu ihr gelassen. Ich kann froh sein, dass Shadow hier war. <<

>> Ja. Aber auch Light hatte mich vor ihr gewarnt. Sie war auch für mich da, nicht nur Shadow. Nein, durch ihn habe ich nur noch mehr Fragen. Ich habe wieder die Vergangenheit durch einen Traum gesehen, diesmal ging es um dich. <<

Ich sah ihn an, beobachtete jede Bewegung von ihm. Ich merkte dass sich sein Blick änderte, als ich Light’s Namen erwählte.

>> Erzähl es mir, meine Liebste <<, der Klang seiner Stimme war wie immer.

>> Du saßt an einem Strand und hast gezeichnet. Es war der Sonnenuntergang, doch in der Mitte stand Kamira. Shadow kam zu dir und meinte zu dir, dass du nie von ihr loskommen würdest, nicht solange sie lebt. Du wolltest immer bei ihr sein. Wolltest nie zu mir. Die war egal was mit mir passieren würde, du wolltest nur Kamira. <<

Ich hatte Tränen in den Augen als ich ihn das erzählte und noch einmal alle Bilder vor Augen hatte.
>> Das war einmal. Aber jetzt bin ich ja bei dir. Und ich liebe nur dich. <<
Damien legte seine Lippen auf meine. Wir verfielen in einen leidenschaftlichen Kuss.

Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich mich geschockt um. Es war wieder dunkel, doch deswegen war ich nicht geschockt. Es lag eher daran, dass es ein fremdes Zimmer ist. Es war ein fremdes Bett, auf welchem ich lag. Nichts kam mir bekannt oder vertraut vor. Nicht einmal Damien war zu sehen. Auf einmal wurde alles noch dunkler.

>> Ausgeschlafen? <<, hörte ich eine Stimme, als ich mich aufsetzte.

>> Ja. Doch wo bin ich? <<, fragte ich in die neue Dunkelheit.

Man denkt zwar, Vampire können perfekt in der Dunkelheit sehen, das stimmte auch. Nur war das hier eine eigenartige Dunkelheit. Ich sah nichts. Und das machte mir Angst.

>> Gut, dann ist es Zeit für dich aufzustehen. Die anderen warten schon auf dich. <<

Ich hörte wie die Person verschwand, und mit ihr diese fürchterliche Dunkelheit. Jetzt sah ich wieder alles, doch es war mir noch immer nicht vertraut. Als ich aufstand sah ich an mir herunter. Ich hatte ein weißes Sommerkleid an, vor mir standen ein Paar weiße Sommerschuhe. Ich zog die Schuhe an und verließ das Zimmer. Wie von selbst trugen mich meine Beine den langen Flur entlang.

>> Hey, da bist du ja. Wie kannst du nur den heutigen Tag verschlafen? Du weißt doch, wie wichtig er ist <<, hörte ich Virginie und drehte mich zu ihr um.

Fragend sah ich sie an, doch sie lächelte nur und machte ein Zeichen das ich ihr folgen sollte. Ich folgte ihr und fragte mich, was hier los sei und wo ich bin. Wir betraten einen großen Garten der richtig hübsch geschmückt war. Nur leider verstand ich nicht warum. Ich sah Damien. Er unterhielt sich mit seinem Vater, neben ihnen stand Shadow. Ich ging zu ihnen.

>> Da bist du ja endlich. Wir haben auf dich gewartet <<, sagte Damien, und begrüßte mich mit einem Kuss.

>> Ja. Aber was ist hier eigentlich los? Und wo sind wir? <<, mir war bestimmt schon ein Fragezeichen ins Gesicht tätowiert.

Darius sah mich fragend an, genau wie Damien. Nur Shadow sah mich mit einem schiefen Grinsen an.

>> Sehr witzig, Liebste. Du weißt doch, heute ist der Tag an dem Moonlight jemanden bestimmt wird <<, sagte Damien mit einem verwirrten Grinsen.

>> Moonlight? <<

Unsere Tochter, hörte ich Damien’s Stimme in meinem Kopf. Perplex sah ich alle an. Tochter? Ich? Dann sah ich sie. Sie hatte die Augen von… Oh Moment mal… Sie war die Tochter von mir und Damien… Wieso hatte sie dann die Augen von Shadowraven? Genau so giftgrün. Aber sie hatte meine Haarfarbe, das Dunkelrote einer Rose, es ging ihr bis zur Hüfte, trotz den leichten Locken die sie hatte. Sie war größer als ich. Sie sah einfach perfekt aus. Und das sollte meine Tochter sein? Ich war überwältig von ihr.

>> Mutter, da bist du ja. Ich dachte schon, du würdest nicht mehr kommen <<, ihre Stimme klang wie die einer Nachtigall.

>> Ja, wie könnte ich denn auch das große Ereignis verpassen wollen, welches dir bevorsteht? <<

Ich nahm Moonlight in den Arm, atmete ihren Duft ein. Wollte sie nie mehr loslassen. Sie war meine Tochter. Sie roch nach Mitternachtsregen und nach Callas. Sie löste sich aus meiner Umarmung und ging. Als ich mich umsah, sah ich dass alle verschwunden waren. Wollte schreien, doch blieb ich stumm. Ich brach zusammen, Tränen rannen mir über den Wangen…



>> Zoraya… <<

Ich hörte Damien. Spürte wie er mich rüttelte. Ich öffnete meine Augen, und blickte direkt in seine.

>> Wo ist Moonlight? <<, fragte ich und suchte im ganzem Zimmer nach ihr.

>> Moonlight? Hier sind nur wir beide. Doch, Liebste, wer ist Moonlight? <<

Verständnislos sah ich ihn an. Wie konnte er nur unsere Tochter vergessen? Da wo sie doch gerade erst ein Tag weg war. Doch dann dämmerte es mir. Es war ein Traum. Ein Traum von der Zukunft.

>> Ich hatte wieder ein Traum <<, sagte ich mit belegter Stimme.

>> Von der Vergangenheit? <<

>> Nein, von der Zukunft. Doch ich glaube, Shadow hat ihn mir geschickt. <<

Dann erzählte ich Damien von meinem Traum. Beschrieb Moonlight genau. Nur die Augen beschrieb ich etwas anders. Wie konnte ich ihn sagen, dass sie die gleichen Augen wie Shadow hatte? Ich musste nur meine Augen schließen, dann sah ich sie wieder vor mir. Es war ein Bild welches ich nie wieder vergessen würde.

>> Wir werden also eine Tochter haben <<, Damien klang glücklich.

>> Ja. <<

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Wusste nur, dass ich Shadow aussuchen musste. Ich musste wissen, in welch entfernter Zukunft es lag. Wollte wissen, wann ich Moonlight das erste Mal auf dem Arm hielt. Ich musste alles wissen, und nur Shadow konnte mir da weiterhelfen. Ich stand auf und zog mich an. Als Damien mich an sah, erzählte ich ihm von meinem Vorhaben. Ohne Einwände ließ er mich gehen. Da ich nicht wusste wo sein Zimmer war, lief ich so ziemlich Planlos durch den Flur.

>> Wen suchst du? <<, hörte ich Light fragen.

>> Shadow <<, sagte ich knapp.

Light zeigte mir wo sein Zimmer war und ging dann wieder. Ohne anzuklopfen platzte ich ins Zimmer. Und ich bereute es. Das Bild welches sich mir bot, wollte ich nie sehen, doch jetzt werde ich es nie vergessen.

>> Oh, sorry <<, sagte ich und machte die Tür schnell wieder zu.

Oh Gott, oh Gott. Noch total geschockt lief ich in den Garten und ließ mich dort auf eine Bank am Teich fallen. Oh mein Gott, war das peinlich. Gedankenverloren sah ich wie die Sonnenstrahlen auf dem Wasser tanzten. Wie konnte Moonlight die Augen von Shadow haben? Die Frage stellte ich mir jedes Mal. Jetzt da wo ich zurück denke, fällt mir auf, dass sie nichts mit Damien gemein hatte. Was hatte das zu bedeuten? Ich verstand die Welt nicht mehr.

>> Das liegt daran, dass Damien nur glaubt, dass es seine Tochter ist. Aber wir beide kennen die Wahrheit <<, hörte ich Shadow hinter mir.

Ich drehte ich um, sah ihn an. Oh na toll, er hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht sich Obenrum etwas anzuziehen, sodass die Sonne seine Haut schimmern ließ. Aber um ehrlich zu sein, er sah doch schon ziemlich gut aus. Moment, ich war mit Damien zusammen und er mit Virginie. Ich könnte keinen von beiden verletzen.

>> Was meinst du damit? <<, fragte ich ihn, nachdem ich ihn mir genau angeschaut habe.

>> Man, Zo, jetzt denk einfach mal ein bisschen nach. Du hast sie doch gesehen. <<

>> Nein. Das kann nicht wahr sein. Willst du damit sagen, dass du der Vater bist? Aber wie? Wann? Wo? <<

Na super tolle Fragen. Hallo? Erde an Gehirn? Lebst du noch? Oder bist du immer noch im Urlaub? So verballert wie ich es bin, sollte verboten werden. Klar, natürlich meinte er das damit.

>> Du solltest etwas netter zu dir selbst sein. Ja, ich kann deine Gedanken lesen. Wieso? Nun, wenn dem nicht so wäre, dann hätte ich dir auch nicht den Traum zukommen lassen können. Sagt man das so? Hört sich komisch an. Hmm, nun ist ja auch egal. Aber ja, genau das wollte ich damit sagen. Und zu dem Wie Wann Wo, ganz einfach. Wie? Mmh, reicht wenn ich sage, dass es gut war? Wann? Nun, unsere Partner waren nicht da, hatten was mit Daddy zu klären. Dir ging es nicht besonders gut, und ich war für dich da. Wo? Mmh… mal in deinem Bett, mal im meinem Bett… <<

>> Stopp! Das reicht! Du lügst! <<, schrie ich ihn an.

Ehe er noch etwas sagen konnte, ging ich. Ging in Richtung Wald, der am Grundstück angrenzte. Es wurde wieder dunkel, doch es war mir egal. Ich spürte wie er mir hinter her kam, deswegen ging ich schneller.

>> Zo, warte. Ich muss dir einiges erklären. Wenn dein toller Freund es schon nicht macht, muss ich es machen <<, rief Shadow, doch ich reagierte nicht. Ich wollte nur so schnell wie möglich weg von ihm. Weit weg. Doch wie das Schicksal schon mal ist, also nie auf meiner Seite, war ich in eine Sackgasse gelaufen. Vor mir war nur noch ein Abgrund. Ich drehte mich um und sah Shadow direkt in die Augen.

>> Dann erklär es mir <<, fauchte ich ihn an.

>> Wie du weißt, bin ich auf Virginie bestimmt, doch es war nicht immer so. Vor langer Zeit, da war ich für zwei bestimmt und ich musste mich entscheiden. Ich habe mich für Virginie entschieden. Weil ich wusste, dass ich die Andere nie bekommen werde. Ich habe keine Chance gegen Damien. Zo, du warst die Andere. Ich wusste, dass du dich in Damien verlieben würdest, wusste dass ihr ein Bluttausch haben würdet. Ich wusste alles. <<

>> Das meintest du damit, dass es nicht immer leicht ist, die Zukunft zu träumen. <<

>> Ja. Ich weiß noch mehr. Aber es unterliegt mir, es zu sagen. Ich habe meine Vorschriften. Ich darf dir nicht alles sagen. Du musst auch selber was erfahren, erleben. Es bricht mir manchmal fast das Herz, zu wissen was passiert, aber es nicht sagen zu dürfen. Aber eines darf ich dir mit Gewissheit sagen. Damien liebt dich aufrichtig, obwohl er bald erfahren wird, dass du nicht immer treu warst. Er wird merken, das Moonlight nicht von ihm ist. Doch er wird dich nie darauf ansprechen. Er wird es einfach so hinnehmen. <<

>> Oh man, Shadow. Rede doch einmal wie ein Normaler. Erst heißt es bei dir so, und dann, dann heißt es wieder so. es ergibt nie wirklich bei dir Sinn. Langsam glaube ich, dass du nur alle in deinem Umfeld verarschen tust. <<

>> Nein! <<

Als Shadow mich so anschrie, trat ich einen Schritt zurück. Sah ihn an. Wusste dass etwas nicht mit ihm stimmte. Seine Augen schimmerten in einem Grün, welches ich nicht zu benennen vermochte. Sein ganzer Körper zitterte. Es war ein Bild, welches ich nie vergessen würde.

>> Ich verarsche niemanden. Was kann ich dafür, wenn es nun einmal so ist? Die Regeln mache nicht ich, Z. Wenn du glaubst, dass das Leben fair ist, dann hast du dich getäuscht. <<

Jetzt klang seine Stimme wieder was ruhiger, doch noch immer schimmerten seine Augen und sein ganzer Leib zitterte noch. Als er auf mich zu kam, wich ich noch einen Schritt zurück. Spürte den Abhang unter meinen Füßen. Wenn ich fallen würde, dann werde ich nicht schreien, dachte ich.

>> Du weichst vor mir zurück <<, es war keine Frage, sondern eher eine Feststellung.

>> Ja <<, sagte ich dennoch. Ich meine, hallo? Es war zwar Shadow, und laut den Anderen brauchte ich keine Angst vor ihm zu haben, aber er machte mir Angst. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.

>> Du brauchst keine Angst vor mir haben. Ich bin nicht so wie meine Schwester. Ich meine, klar, auch ich trinke gerne Blut. Welcher Vampir tat es nicht? <<

>> Oh, lass mich nicht lügen… ich trinke es nicht gerne. Und schon gar nicht aus einem Menschen. <<

Hmm, ich war bestimmt einer der komischsten Vampire die es gab. Ich hatte zwar noch nie von einem Mensch getrunken, werde es auch nie.

>> Mmh, ok. Nun ja, wie dem jetzt auch sei. Lass mir dir einiges erklären. Ich trinke gerne Blut, bevorzugt das von jungen unschuldigen Frauen. Aber am liebsten trinke ich das Blut von jungen unschuldigen Vamps. Ich will doch mal hoffen dass du weißt was Vamps sind? <<

Ich schüttelte mit dem Kopf. Ja, ich weiß, ich bin nicht gerade die Hellste. Aber hey, was kann ich dafür, wenn mein Hirn entweder im Urlaub ist oder ständig außer Betrieb ist? Ich hatte doch eh schon einen totalen Schaden.

>> Ok. Es sind weibliche Vampire. Aber egal jetzt. Ich meine ich hätte ja auch sagen können, dass ich das Blut von dir bevorzuge. Ich würde es wirklich mal gerne kosten. Aber leider bleibt mir das ja versagt. Damien hat wirklich Glück. Aber nie hält etwas ewig. <<

Ich sah Shadow verwirrt an. Klar er war im Vorteil. Während ich von der Vergangenheit träume, träumt er von der Zukunft. Vielleicht träumt er ja heute, was ich morgen machen werde. Mir gingen zu viele Sachen durch den Kopf, so dass ich nicht bemerkte wie er sich mir genähert hat. Als er mich am Arm berührte zuckte ich zusammen und hob mein Kopf. Ich sah in diese giftgrünen Augen, die mir Angst einjagten und mir dennoch so vertraut waren. Sein Arm strich meinen. Seine vollen, geheimnisvollen Lippen waren zu einen leichten Lächeln verzogen. Irgendetwas in mir wollte die Lippen berühren, sie spüren. Als hätte er meine Gedanken gelesen, was mich nicht wundern würde, kam er noch näher und seine Lippen waren kaum noch von meinen entfernt.

>> Shadow <<, hauchte ich. Zu mehr war ich nicht imstande.

>> Sssch… es sind nur wir zwei hier. Hier im Mondschein. Keiner wird etwas erfahren <<, seine Stimme klang verlockend.

Moment! Es war eine Lüge. Das alles war eine Lüge. Der Traum, das Gesagte einfach alles. Damien würde es spüren. Das haben sie mir gesagt. Wollte weiter zurückweichen, doch es ging nicht, da hinter mir der Abgrund war. Shadow hielt mich an den Armen fest, kam näher. Ich riss mich los, sprang. Rechnete mit dem Aufprall, mit dem Wasser, doch nichts davon geschah. Spürte Wind, zwei Arme, sonst nichts. Öffnete meine Augen und blickte in zwei wundervolle eisblaue Augen. Ich kannte diese Augen.

>> Glaub ja nicht das ich das gerne mache. Und man, wie viel wiegst du? <<

>> Light… <<

Light zog mich den Abhang hoch. Ihre Stirn war in Falten gelegt, doch man sah nichts von körperlicher Anstrengung. Nein, es war mehr eine geistliche Anstrengung. Ich wusste ja, dass sie eine Hexe war, aber ich kannte ihre Macht nicht. Als ich wieder festen Boden unter meinen Füßen spürte, atmete ich tief durch. Doch irgendetwas war anders, falsch. Ich sah mich um. Alles war in einem hellen Licht getaucht, es machte den Wald freundlicher. Ich suchte Shadow, doch er war nirgends zu sehen.

>> Light… <<

>> Sag nix. Ich muss Damien eine Botschaft schicken, damit er weiß, dass ich dich gefunden habe. Wir alle haben nach dir gesucht. Hätte ich gewusst, dass du dich mit Raven triffst, dann hätte ich sofort gewusst wo du bist und hätte es denn anderen sagen können. Du darfst Raven nicht trauen. <<

Light sah mir fest in die Augen. Ein weißer Schleier hatte sich über ihren Blick gelegt, der ihre Augen jetzt Weiß erscheinen ließ. Ich hatte so viele Fragen, doch geduldig setzte ich mich auf einen der Felsen und wartete. Der weiße Schleier verschwand.

>> Liebste, << hörte ich Damien.

Als ich meinen Blick hob, sah ich ihn. Er kam geschmeidig wie eine Katze auf mich zu. Langsam erhob ich mich und ließ mich in seine Arme fallen. Virginie stand weiter abseits. Auch Dark war da und legte seinen Arm um seine Schwester.

>> Damien… <<, hauchte ich. Doch Damien schüttelte nur mit dem Kopf und wies mich an von hier zu verschwinden.

Ich folgte Damien. Noch immer war der Wald in diesem hellen Licht getaucht. Ich staunte nicht schlecht, als wir durch eine Art Lichtschranke gegangen waren, und der Wald wieder dunkel war. Als ich mich umdrehte, sah ich dass der Wald hinter uns, noch immer hell war. Virginie folgte uns, hinter ihr war Dark. Von Light war keine Spur. Und da wusste ich, dass sie immer noch ihre Macht einsetzte, um uns zu decken. Damien sah mich mit einem seltsamen Blick an.

>> Was wolltest du hier? <<, fragte er ohne den Blick von mir zu wenden.

>> Ich… ich weiß es nicht <<, log ich. Ich weiß nicht warum, aber ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Damien wandte sich von mir ab. Er wusste es, dachte ich. Er wusste dass ich ihn anlog.

>> Sie hat sich mit Raven getroffen <<, hörte ich Light’s Stimme.

Ich senkte den Blick, spürte die Blicke der anderen auf mir. Wieso tat sie das?

>> Warum? <<, fragte Virginie, im ihren Blick lag Misstrauen.

Ich konnte es verstehen. Wieso sollte ich mich auch mit dem Freund meiner besten Freundin draußen im Wald treffen? Ich sah Damien an, auch er sah misstrauisch aus.

>> Wegen dem Traum <<, sagte ich leise.

>> Ich wollte ihn fragen, ob er ihn mir gesandt hat. Und ich wollte wissen wer er wirklich ist. <<

>> Und jetzt weißt du es? <<, fragte Virginie mit einem bissigen Unterton.

Sie war wirklich misstrauisch. Dabei wusste sie doch, dass ich nichts von Shadow wollte. Oder etwa nicht? Ich liebte doch nur Damien. Er war mein Leben. Nein. Er IST mein Leben.

>> Ja. Er hatte mir den Traum gesandt. Virginie, du musst wissen, dass ich es unbedingt wissen musste. In diesem Traum hatten Damien und ich eine Tochter. Da ist es doch nur logisch, dass ich es wissen musste <<, versuchte ich zu erklären.

>> Okay. So weit so gut. Aber weißt du jetzt wer er wirklich ist? <<, fragte Light.

Ihre Stimme klang geschwächt und Dark stützte sie noch immer. Er liebte seine Schwester anscheinend sehr. Er wich ihr nicht von der Seite. Bewegte sie sich, bewegte auch er sich. Er war wie ihr Schatten.

>> Ja, er hatte es mir gesagt. Er sagte mir dass er ein Abtrünniger sei. <<

>> Oh, dann weißt du ja wirklich Bescheid über Shadowraven. Ich würde sagen, gar nicht. Du kennst ihn nicht <<, sprach Dark, wobei er den vollen Namen von Shadow fast ausspuckte.

Perplex sah ich ihn an. Klar verstand ich nichts mehr. Es war eben alles sehr verwirrend. Aber hallo? So war mein Leben. Einfach nur verwirrend. Ich kam ja selber manchmal schon nicht mehr klar.

>> Raven… er ist nicht das was er vorgibt zu sein. Er ist nicht auf unsere Seite, aber auch nicht auf der anderen Seite. Man weiß nie, zu wem er hält. Er lebt nach seinen eigenen Regeln <<, sagte Virginie und ihre Stimme klang wieder normal.

>> Dennoch liebe ich ihn. <<

Das wird ja immer schöner. Und wieder überlegte ich, wem ich trauen kann und wem nicht. Anscheinend werde ich diese Frage auch nicht mehr los. Hmm, ich glaub es wäre besser gewesen, wenn ich menschlich geblieben wäre, dachte ich.

>> Denk sowas nicht, meine Liebste. Du kannst uns, hier, alle trauen. Auch Raven kann man trauen, nur du solltest ihn nicht alles anvertrauen. Es gibt manche Dinge, die man besser für sich behält. <<

Damien nahm mich in den Arm. Es tat gut, es ließ mich meine Sorgen etwas vergessen. Doch wusste ich dass es nicht unvermeidlich war, dass ich wieder auf Shadow traf. Der Gedanke daran, ließ mich leicht zusammen zucken, was Damien sofort bemerkte. Ich lächelte ihn nur an, was wohl doch eher irgendeine Grimasse war, als ich bemerkte wie er mich ansah.
Als wir wieder in der Villa waren und ich auf meinem Bett lag, musste ich wieder an Moonlight denken und daran was Shadow sagte. Auch wenn ich sie schon von dem Augenblick an liebte als ich wusste das sie meine Tochter war und ich sie sah, so wusste ich auch das es nie geschehen durfte. Nicht wenn Damien nicht der Vater war. Für mich gab es doch nur Damien.

Ich war erschöpft, wollte nur noch schlafen, doch hatte ich Angst das Shadow mir wieder einen Traum zukommen ließ.
Es klopfte an der Tür und ehe ich etwas erwidern konnte, kam Virginie und Light ins Zimmer.

>> Ok, du kannst vielleicht Damien und so täuschen aber nicht uns <<, sagte Light und setzte sich auf einen Stuhl.

Virginie stand stumm und reglos am Fenster. Immer mit dem Blick nach draußen, so als würde sie etwas suchen. Oder Jemanden.

>> Was meinst du? <<, fragte ich erschöpft.

>> Ganz einfach. Du verheimlichst irgendetwas, aber ich weiß nicht so genau was, aber es hat etwas mit Raven zu tun. Sonst wärst du nicht so… wie nennt man das? Durcheinander was ihn betrifft <<, sagte Light und sah mir eindringlich in die Augen.

Ok, Light war gut darin Leute zu durchschauen, aber nicht gut genug.

>> Was willst du hören? <<, fragte ich.

>> Verdammte Scheiße! Die Wahrheit! Was ist da zwischen euch? <<, schrie mich Virginie an.

Ich zuckte zusammen. Noch nie hatte sie mich so angeschrien. Sie war meine beste Freundin und ich vertraute ihr nicht. Genauso wie ich keinen vertraute, da ich diese Vertrauenssache ja noch nicht geklärt hatte.

>> Er… er hatte mich damals vor Kamira beschützt, das habe ich dir doch schon gesagt <<, stammelte ich vor mich hin.

>> Das meinte ich ja auch nicht. <<

>> Er hatte mir einen Traum aus der Zukunft geschickt. Ich hatte eine Tochter. Ihr Name war Moonlight, sie hatte die gleiche Haarfarbe wie ich. Ihre Augen waren anders, deswegen wollte ich ihn aufsuchen und ihn fragen. Wir sind spazieren gegangen und durch einen dummen Zufall bin ich dann den Abhang runter gestürzt. <<

Es war zwar nicht ganz die Wahrheit, aber trotzdem hoffte ich dass sie es glaubten und nicht so eine super-tolle Fähigkeit hatten und Lügen durchschauen konnten.

>> Wie anders waren ihre Augen? Waren sie vielleicht eine Mischung aus deinen und aus denen von Damien? Oder was meinst du mit anders? <<, fragte Light die, woher auch immer, einen Schokoriegel aß.

>> Ich... ich… ich weiß es nicht mehr <<, log ich.

>> Ich bin erschöpft. Würdet ihr mich jetzt alleine lassen, damit ich mich ausruhen kann? <<

>> Glauben tue ich es dir zwar nicht aber ok <<, sagte Virginie.

>> Ich kenne da jemanden, den ich dir mal vorstellen muss. Und glaub mir, da kommst du nicht weit mit deinen Lügen. Nacht <<, kam es von Light.

Innerlich zuckte ich zusammen. Ich wusste ja das Light eine richtige Zicke sein konnte, doch wusste ich nicht wie ich das jetzt auffassen sollte. Was meinte sie damit, als sie sagte –da kommst du nicht weit mit deinen Lügen-? Spürte sie etwa dass ich zum Teil log? Mein Kopf schwirrte und mir wurde schummrig. Ich deckte mich zu, legte mich auf die Seite und schief fast ein. Doch als ich Raben hörte setzte ich mich wieder auf.

Ich lauschte auf die Raben und war am überlegen ob ich zum Fenster ging, doch als mich eine Welle der Müdigkeit traf, fiel ich zurück auf die Kissen und schlief schnell ein.
Vergessen waren die Raben.
Vergessen war Shadowraven. Vergessen waren all meine Sorgen.

Mein Traum war eigentlich nicht sonderlich schlimm. Ich träumte nicht von der Vergangenheit und auch nicht, dank Shadow, von der Zukunft. Es war alles einfach nur schwarz, so als würde ich in einen schwarzen Raum stehen.

Als Sonnenstrahlen auf meiner Haut tanzten, quälte ich mich aus dem Bett wobei mir auffiel das Damien nirgends zu sehen war. Wo war er nur hin? Träge wie ich nun mal morgens bin, schleppte ich mich ins Bad um mich fertig zu machen. Auch hier war keine Spur von Damien.

Fertig geduscht und so, ging ich runter, in der Hoffnung ihn dort zu finden. Auf den Weg nach unten fragte ich mich, wieso wir eigentlich noch immer bei Zafina wohnten. Sie war doch die beste Freundin der toten Kamira. Ich verstand echt die Logik der Anderen echt nicht. Ok, bei Dark konnte ich es auf eine Art verstehen, er war ja immerhin mit ihr zusammen. Aber ob sie bestimmt für einander waren wusste ich nicht.

Unten angekommen, sah ich mich im Wohnzimmer um. Hier war niemand, aber die Terrassentür stand offen, also ging ich raus in den Garten. Dort waren alle. Damien unterhielt sich mit Virginie. Dark saß im Schatten und beobachtete Zafina. Light unterhielt sich mit jemanden den ich nicht kannte, der aber nur ein Mädchen, welches ich auch nicht kannte, beobachtete. Irgendwie fühlte ich mich unwohl und wollte schon wieder gehen, doch als mich Damien bemerkte rief er nach mir. Alle drehten sich zu mir. Das war es wohl mit der Flucht. Light war die erste die auf mich zukam.

>> Morgen Prinzessin, ich hoffe du hast gut geschlafen. Du warst gestern ja so erschöpft. Darf ich dir jemanden vorstellen? <<, fragte sie im zuckersüßen Ton.

Doch ohne auf eine Antwort von mir zu warten, nahm sie meine Hand und ging jetzt in die Richtung zu dem Kerl mit dem sie sich unterhalten hatte. Er stand jetzt direkt neben dem Mädchen, welches am Brunnen saß. Sie war hübsch, hatte mittellange blonde Haare und eine tolle Figur. Ihre Augen konnte ich nicht sehen, da sie eine verdunkelte Sonnenbrille trug.

>> Zoraya, das sind Fey und ihr Bruder Kizashi. Das ist Zoraya <<, stellte uns Light vor.

Ich spürte wie die anderen näher kamen und mein Herz raste. War es etwa das was Light gestern meinte? Das sie jemanden kannte, der Lügen durchschaut? Oh bitte nicht…
Fey nahm ihre Sonnenbrille ab und ich erschrak fast. Solche Augen hatte ich noch nie gesehen. Sie sah so aus als wäre sie blind. Als ich merkte wie sie mir ihre Hand hinhielt, nahm ich sie widerwillig.

>> Hallo Zoraya, freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Fey <<, begrüßte sie mich.

>> Danke. Ebenso. Darf ich dich etwas fragen? <<

>> Ja. <<

Ich schluckte und atmete hörbar ein.

>> Deine Augen. Bist du… <<, weiter konnte ich nicht sprechen. Meine Hand wurde von ihrer losgerissen. Ich sah denjenigen an, der es war. Und wieder erschrak ich fast. Aber es war diesmal nicht so wie bei Fey. Sondern schlimmer…

>> Frag nie wieder nach den Augen meiner Schwester, sonst werde ich dich ohne mit der Wimper zu zucken töten. Und es ist mir egal, ob dein Lover dabei ist oder nicht <<, blaffte mich Kizashi an.

Schnell entzog ich meine Hand.

>> Kizashi! Ist schon in Ordnung. Sie wollte doch nicht unhöflich sein. Es ist halt nur seltsam, wenn man auf so einen Vampir wie mich trifft. Ja, Zoraya, um deine nicht ganz ausgesprochenen Frage zu antworten, ja ich bin blind. Es tut mir leid, wie Kiza sich benimmt <<, sagte sie und verneigte sich vor mir.

Ich lächelte sie nur an und wandte mich ab. Damien folgte mir.

>> Wenn ich ihn töten soll, dann sag es nur <<, grinste er.

>> Nein, schon in Ordnung. <<

Ich war zu sehr in Gedanken. Immer wieder hoffte ich, dass es nicht Kizashi sei, der mich beim lügen erwischen sollte. Jetzt gab es schon zwei vor denen ich Angst hatte.

Angst



>> Was ist Kizashi für ein Vampir? <<, fragte ich Damien als wir in der Küche waren.

>> Ein ganz Normaler, denke ich. Wieso, fragst du, meine Liebste? <<

Damien sah mich lächelnd an. Doch irgendetwas war anders als sonst. Das Lächeln was er mir schenkte, erreichte seine Augen nicht. Oder bildete ich mir das nur ein?

>> Seine Augen… sie waren so anders <<, flüsterte ich.

>> Hmm, seine Augen sind doch gar nicht „anders“. Sie sind doch azurblau. Was soll daran anders sein? <<, fragte Damien verblüfft.

>> Sie waren so leer. So kalt. Ich habe darin kein Leben gesehen. <<

Damien sah aus dem Fenster zu den Anderen. Fragend sah ich ihn an. Was passierte hier? Wieso war alles auf einmal anders? Gehörte das zum Vampirismus dazu? Wenn ja, dann will ich keiner mehr sein. Ewiges Leben hin oder her. Ich meine, ich wollte ja nie ein Vampir werden, oder sein. Wenn ich gewusst hätte, bevor ich mir selbst das Leben nahm, was Damien mit mir gemacht hat, dann hätte ich mich nie umgebracht und hätte auch nicht versucht zu sterben.

>> Wie sollten wieder zu den Anderen <<, meinte Damien.

>> Warte. <<

Jetzt oder nie. Ich musste ihm die Wahrheit sagen, bevor er es von jemand Anderem erfuhr. Ich musste ihm sagen, was es sich mit Moonlight auf sich hat.
Er drehte sich zu mir um. Seine Augen sahen traurig aus, so als würde er wissen was ich ihm jetzt sagen würde.

>> Ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Es geht um Moonlight <<, platzte ich heraus.

>> Es ist sicherlich wichtig, aber es muss jetzt warten. Virginie meinte, wir sollten doch jetzt bitte raus kommen. Du musst sie verstehen, sie möchte doch einfach nur wissen, was zwischen dir und Raven ist <<, sagte er geistesabwesend.

Wie bitte? Was zwischen mir und Raven ist? Das ist nix(!), hätte ich am liebsten geschrien, doch es wäre eine halbe Lüge gewesen. Noch war nix zwischen uns, aber wenn der Traum Recht behält, so wird dann irgendwann etwas sein.

>> Liebste, kommst du? <<, fragte Damien im liebevollem Ton.

>> Sie hat Angst <<, hörten wir die Stimme von Fey.

Sie stand an der Küchentür gelehnt. Mit ihren blinden Augen starrte sie mich an, was mir ziemlich unangenehm war. Wo ihre Pupille sein sollte, war nix außer Weiß, nur ein kleiner grauer Fleck war an ihrer Stelle. Und dennoch sah sie dass ich Angst hatte. Ich weiß nicht wieso, aber ich wusste dass irgendwie ihr Bruder mit Schuld an ihre Blindheit hatte.

>> Dami, deine Schwester möchte das du zu ihr kommst. Sie möchte mit dir und mit Kiza sprechen, bevor er in Zorayas Innere schaut <<, sagte sie und sah noch immer mich an.

Dami? Noch nie hatte ich Jemanden getroffen der Damien so nannte. Anscheinend kannten sie sich schon was länger. Und was meinte sie damit, als sie sagte, dass Kizashi in mein Inneres sehen wollte?

Damien nickte Fey zu, was ich irgendwie als ziemlich dämlich fand. Ich meine, hallo, sie war blind. Dann drehte er sich wieder zu mir und gab mir ein Kuss auf die Stirn ehe er nach draußen verschwand.
Fragend sah ich Fey an. Auf leisen Sohlen kam sie auf mich zu. Doch sie wollte gar nicht zu mir, wie ich bemerkte. Sie ging an den Kühlschrank und holte sich einen dieser ekeligen Blutbeutel raus, goss das Blut in ein Glas und trank.
Sie hatte ein weißes Kleid an, welches ihr bis knapp unter die Knie ging, dazu trug sie feine weiße Riemchensandalen. Sie erinnerte mich leicht an eine Elfe. Jede ihrer Bewegungen war voller Eleganz. Würde ich nicht wissen was ihr Handicap ist, würde ich es nicht glauben, wenn man mir es erzählen würde.

>> Du beobachtest mich <<, stellte sie fest.

Ohne etwas zu sagen, stand ich einfach nur da und sah sie weiter an. Ich fragte mich, wie sie das alles meistern konnte? Wie sie sich so bewegen konnte?

>> Ich war nicht immer blind. Vor langer Zeit, da gab es einen Unfall welcher mir mein Augenlicht nahm. Seit diesem Tag, hat sich alles verändert. Kizashi hat sich verändert. <<

>> War er schuld? <<, fragte ich ohne Umschweif.

>> Nein, obwohl er das Gegenteil behaupten würde. Er konnte nichts dafür. Was geschehen ist, ist geschehen. An diesem Tag, zerbrach seine Seele. <<

Ich hörte ihr aufmerksam zu und fragte mich was wohl passiert war. Was konnte so schlimm sein, das eine Seele zerbrach?
Ich hörte Fey leise schluchzen.

>> Hey <<, sagte ich leise, beruhigend und wollte auf sie zu gehen.

>> Nein. Schon in Ordnung. Ich werde jetzt wieder gehen. Du solltest nicht zu lange warten, Kiza kann sehr schnell ausrasten wenn man ihn zu lange warten lässt <<, mit diesen Worten verließ sie die Küche.

Oh, na toll. Zögernd stand ich noch immer in der Küche und überlegte was ich machen sollte. Ich hatte Angst. Wollte nicht, dass Alle erfahren würden was ich zu verbergen hatte. Da traf es mich wie ein Blitz.
Schnell rannte ich hoch und zog mir sportliche Sachen an, dann schrieb ich noch schnell einen Zettel für Damien und dann rannte ich aus der Villa. Weg. Einfach nur weg. Ich wusste selber nicht wohin, doch das war mir egal. Erst hörte ich noch die Stimme von Damien in meinem Kopf die mir sagte „Geh nicht fort“, doch dann verstummte alles und mein Kopf war leer. Frei von Stimmen.

Ich rannte immer weiter. Der kalte Wind, der aufkam, traf mich wie tausend kleine Nadelstiche, doch das ignorierte ich. Meine Augen brannten, von den Tränen die ich versuchte wegzublinzeln, doch das war vergebens. Meine Sicht verschwamm. Doch das Alles ignorierte ich und rannte weiter.

Der Wind und das Laufen nahmen mit die Luft zum atmen. Schluchzend ließ ich mich auf die Knie fallen. Eisige Tränen rangen mir die Wangen runter und aus meiner Kehle stahl sich immer mal wieder ein Schluchzer. Ich spürte eisige Regentropfen auf mir. Weinend sah ich in den Himmel und flüsterte ein kleines leises „Warum?“
Meine Tränen vermischten sich mit den Regen. Ich ließ meinen Kopf wieder sinken und starrte auf meine Hände. Tränen fielen auf den Boden.

>> Warum? Warum? Warum? <<, flüsterte ich immer wieder wie ein Mantra.

Ich hörte wie der Wind flüsterte „Es gibt einen Ausweg“.
Wollte schon fragen „Welchen“, doch konnte ich es nicht.
Ich saß einfach auf dem Boden, starrte meine Hände an und weinte. Merkte nicht, wie kein Regen mehr auf mich fiel.

>> Wenn du nicht schon tot wärst, würdest du dir hier den Tod holen <<, hörte ich wie, eine mir vertraute Stimme, zuflüsterte.

Ich hob meinen Blick und sah in diese, mir verhassten, giftgrünen Augen.
Lächelnd hielt er mir seine Hand hin, doch ich ignorierte sie. Ignorierte ihn.

>> Zoraya, du kannst nicht vor dem abhauen was passieren wird. Auch wenn du jetzt glauben magst, dass du vor ihnen fliehen kannst, wirst du eines Tages feststellen dass es kein Entkommen gibt. Du bist mit Damien verbunden, so wie ich mit Virginie <<, sagte Shadow und kniete sich neben mich.

>> Lass mich in Ruhe. Du bist an Allem Schuld <<, zischte ich ihn an.

Shadow stand auf und hielt mir wieder seine Hand hin, doch dieses Mal schlug ich sie weg, sprang auf und lief davon.

>> Du kannst weder vor der Zukunft noch vor der Vergangenheit fliehen! <<, hörte ich wie
er mir hinterher rief.

Aber ich kann sie ändern, dachte ich und lief schneller.
Ja, ich konnte die Zukunft ändern. Ich musste nur einfach nicht mehr existieren. Wenn ich nicht mehr bin, dann kann auch kein Kind geboren werden. Niemand würde die Wahrheit erfahren. Ich musste einfach nur mein Leben beenden.

>> Aber wie? <<, fragte ich mich.

Wie sollte ich mein ewiges Dasein beenden? Langsam fing ich an zu straucheln. Meine Kräfte versagten. Erschöpft fiel ich auf die Knie.

>> Sterben kann so einfach sein <<, hörte ich eine weibliche Stimme.

„Verschwinde und lass mich in Ruhe“, wollte ich schreien, doch ich blieb stumm.
Langsam hob ich meinen Kopf und sah in zwei, mir vollkommen, fremde Augen. Sie waren in einem eigenartigen Violett. Noch nie habe ich eine solche Augenfarbe gesehen. Ich musterte diese Person misstrauisch.

Sie hatte eine schwarze Röhrenjeans an dazu trug sie schwarz-rote Mid Cut’s. Obenrum trug sie, trotz des Regens, eine schwarze, offene Lederjacke unter welcher ein rot-schwarz-gestreiftes Oberteil zu sehen war. Ihre Haare waren offen und gingen ihr bis zur Hüfte. Sie waren schwarz mit weißen Strähnen durchzogen. Irgendwie erinnerte sie mich an einen Rebell.

>> Hast du mich jetzt lang genug angestarrt? <<, fragte sie bissig.

>> Entschuldige, aber wenn es dir nicht passt, kannst du ja gehen. Immerhin hab ich dich nicht darum gebeten, mit mir zu reden oder mich zu beachten. Also wieso gehst du nicht einfach wieder und lässt mich in Ruhe <<, sagte ich in einen genauso bissigen Ton.

>> Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden. Ich dachte du wolltest sterben und bräuchtest Hilfe. Ich meine, so als Vampir kann man sich nicht mal eben so das Leben nehmen. <<

>> Woher weißt du das ich ein Vampir bin und mir das Leben nehmen will? <<

>> Oh bitte, du jammerst so laut rum, das sogar die Toten dich hören. <<

Skeptisch sah ich sie an. In ihrem Gesicht war keine einzige Regung zu sehen, was mich an Kizashi erinnerte.

>> Du erinnerst mich an Jemanden. Wie ist deine Name? Und wie willst du mir helfen? <<, fragte ich ängstlich.

Die Violettäugige sah mich an und fing an zu lachen. Ihr Lachen hörte sich eisig an, was es auch war. All meine Haare stellten sich auf.

>> Ich erinner dich an Jemanden? Wie witzig. Das höre ich zum ersten Mal. Wie ich dir helfen will? Ganz einfach, ich könnte dich hier und jetzt töten. Du wärst dann deine Probleme alle los. Und dein Freund, Damien, würde nie die Wahrheit erfahren. War nicht genau das, dein Plan, Zoraya? <<, fragte sie immer noch lachend.

Woher wusste sie das Alles? Wer war sie? Die schwarzhaarige kam immer näher auf mich zu.

>> Leenalee! Lass sie in Ruhe! Sie weiß nicht was sie sich da wünscht <<, schrie die Stimme von Raven.

Leenalee drehte ihren Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam. Ihre Augen flammten auf, als sie Raven entdeckte. Noch nie hatte ich so viel Hass in Augen gesehen, so wie bei ihr. Sie hasste Raven anscheinend sehr. Wieso das wusste ich nicht, wollte auch nicht fragen. Mein Blick wanderte zur Raven. Unser Blick traf sich. Seine Augen flammten voller Begehren auf, während meine einfach nur voller Abneigung waren.

>> Shadowraven Daemon, lass mich. Sie will doch sterben. Wieso sollte ich ihr dann nicht helfen? Hast nicht du mir gesagt, dass sie die Wahrheit nicht wahr haben möchte? Das sie lieber bei ihrem ach so tollen Damien Luck sein will? Doch vielleicht sollte ich euch beide töten, dann seid ihr beiden auf Ewig zusammen. Ist es nicht das, was du willst? Doch was soll dann aus deiner Virginie werden? Wird sie nicht sterben? Oh, ich vergaß… Du wirst doch sterben, oder hat sich dort etwas verändert? <<, sagte sie gefährlich leise, wobei sie jeden einzelnen Namen wie Gift ausspuckte.

Shadow grinste Leenalee nur spöttisch an. Hallo? Ging es dem noch ganz gut? Ich meine, merkte er denn nicht wie gefährlich sie ist?

>> Die kleine Leena, immer noch so schön wie gefährlich. Jetzt weiß ich auch, was Kizashi so an dir anziehend findet. Du bist eine richtige Wildkatze. <<

Shadow sah ihr tief in die Augen. Leena erwiderte seinem Blick, was mir ein Stich der Eifersucht versetzte. Doch woher kannte sie Kizashi? Was meinte Shadowraven damit, als er sagte, Kizashi findet sie anziehend? So viele Fragen schwirrten mir im Kopf rum das mir schwindelig wurde. Ich war froh dass ich schon auf dem Boden saß, so würde der Fall nicht ganz so weh tun.

>> Was hast du gesagt? <<, zischte Leena.

>> Nur, das ich jetzt weiß, wieso Kiza dich anziehend findet. Oder meintest du das mit der Wildkatze? <<, seine Stimme klang amüsiert.

>> Lass Shi aus dem Spiel! Du hast doch gar keine Ahnung. Was weißt du schon, über Shi und mich? Rein gar nichts! Du solltest dich lieber um deine Probleme kümmern. Und jetzt… VERSCHWINDE! <<

Leenalee wurde immer lauter und aggressiver was Shadowraven immer mehr amüsierte und zum Lachen brachte. Man, der Kerl war echt nicht ganz dicht. Manchmal glaubte ich, er sei Todessehnsüchtig. Gespannt und voller Angst verfolgte ich dieses Schauspiel weiter.

>> Du hast recht. Ich weiß nicht viel über euch, doch weiß ich wo er ist. Weißt du es auch? Sogar Zoraya weiß es. Sie hatte schon die Ehre ihn kennen zu lernen. Er ist einer der Gründe wieso sie abgehauen ist. Auch seine Schwester ist da. Kennst du sie noch? Ihr Name ist Fey. Hattet ihr drei da nicht so ein kleines Dilemma? <<, er klang immer provozierender, was Leena immer mehr in Rage brachte. Ich rechnete schon fest damit dass sie sich auf ihn stürzte und ihn umbrachte. Doch bis jetzt sahen sie sich nur tödlich an.

>> Es ist mir egal, wo er ist! Ich will ihn nie wieder sehen! <<, schrie sie, trotzdem lagen in ihren Augen Trauer und Schmerz. Sie liebte Kizashi, dessen wurde ich mir bewusst als ich ihren Ausdruck in den Augen sah. Doch weshalb wollte sie ihn nicht sehen? Was war zwischen ihnen vorgefallen? Fragend sah ich Shadow an, sein Blick weichte dem meinem aus. Was für ein Arsch, dachte ich und schaute selber trotzig wie ein kleines Kind weg.

>> Nein! Hör auf! <<, schrie plötzlich Raven auf.

Fragend und perplex schaute ich zu ihm. Raven kniete auf dem Boden und hielt sich den Kopf. Seine Augen waren geschlossen, dennoch konnte man die Tränen sehen, die sich davonschlichen. Etwas verletzte ihn. Wollte schon aufspringen und ihm in die Arme nehmen, als ich aber den Blick von Leenalee sah, blieb ich bewegungslos. Ihr Blick war voller Genugtuung.

>> Was ist los, Shadow? Gefällt dir nicht das, was du siehst? Hast du etwa vergessen das, dass die Realität ist? Ist es nicht der Schmerz, wofür du lebst? Jetzt erleidest du selbst den Schmerz, den du anderen zugefügt hast. All die Qualen die deine Opfer erlitten, erleidest jetzt du. Es wird mir eine Freude sein, zu sehen wie du daran krepierst. <<

Ihre Stimme war schärfer und eisiger als der Wind, der aufkam. Shadow krümmte sich schon vor Schmerzen. Ich hielt es nicht länger aus, ihn so leiden zu sehen und schrie. Der Wind wurde immer stärker und kälter, auch wurde es immer schwärzer.

>> Nalee! <<, schrie eine Stimme, die ich als die von Kizashi erkannte.

Leenalee versteifte sich als sie die Stimme wahrnahm und Kizashi direkt neben sich erblickte.

>> Er hat genug gelitten <<, sagte Kiza und wollte seine Hand auf ihrem Arm legen, Leena entzog aber ihrem Arm und sprang zur Seite weg.

>> Nein! <<, schrie sie und um uns wurde es immer kälter. War das Leena oder doch etwas anderes? Als ich Dark und Light erblickte, wusste ich das es die beiden waren, die diese Kälte und Schwärze verursachten. Sie waren hier mit Kizashi um ihm zu helfen. Um Shadowraven zu helfen. Oder doch etwa mir? Doch war ich in Gefahr? Mich hatte Leenalee doch gar nicht angegriffen. Es war Shadow der bewegungslos auf dem Boden lag. Nur das Zittern seines Körpers zeigte das er noch lebte. Ich beobachte jeden einzelnen. Erst Dark und Light, wie sie da standen. Darks Augen so schwarz das sie jedes Licht was in ihnen fiel verschluckte. Lights Augen hingegen, waren so weiß dass jede noch so dunkle Dunkelheit vor ihnen wich. Dann schweifte mein Blick zur Kizashi und Leenalee. Beide standen sich Kampfbereit gegenüber. Kizashis Blick so fest auf Leena gerichtet das es schon weh tat. Leena dagegen sah ihn voller Hass und zur gleich voller Sehnsucht an. Sie zogen sich an doch aber gleichzeitig wieder ab. Zur Letzt sah ich zur Shadow. Er lag immer noch bewusstlos auf dem Boden, doch sein zittern hatte nach gelassen, was mich schon befürchten ließ, das er tot sei. Aber als er seine Augen öffnete und mich mit diesen eigenartigen Augen an sah, fiel mir ein Stein vom Herzen. Auf seinen Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab und um mich herum wurde alles schwarz.

Ich hörte nur noch einen Schrei, ehe ich das Bewusstsein verlor…


Impressum

Texte: fallenseraphim
Tag der Veröffentlichung: 23.05.2012

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