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Prolog



„Was soll das heißen, du gehst? Willst du in den Urlaub, zu deiner Mutter - wohin gehst du?“, schrie Milena, als sie ihren Freund Fynn mit gepackten Koffern auf der Veranda entdeckte. „Ich gehe nicht weg, ich verlasse dich. Ich halte es hier einfach nicht mehr aus mit dir, den Hunden, dem ganzen Stress!“, knallte der ihr entgegen und klang dabei noch nicht einmal traurig! Mit diesen Worten verließ Fynn die Veranda und lies die völlig verdutze Milena zurück.
Was soll ich jetzt nur tun?, ging es Milena durch den Kopf. Sie war allein, abgesehen von Chester und Cooper, ihren beiden treuen Hunden. Cooper rieb den Kopf mit den für Basets typischen langen Ohren an ihrem Bein. Als sein Beagle-Freund Chester auch noch begann, immer und immer wieder um Milena herum zu laufen, hätte sie beinah wieder gelacht.

Kapitel 1



Milena rannte durch das Wohnzimmer und lies sich heulend in den Sitz Sack fallen. „Was für ein Arschloch! Lässt mich einfach alleine mit den Hunden und gerade jetzt, wo wir uns etwas aufbauen wollten und auch das noch das Geld dazu hatten. Da haut der einfach ab!“ Milena war so verzweifelt, dass sie ihre Mutter anrief. Das kam nur in äußerst seltenen Fällen vor, denn Milena hielt eigentlich nicht viel von dem Leben ihrer Mutter. Aber jetzt - „Mama, bist du das?“ schluchzte Milena. Da sie seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr telefoniert hatten, war ihr die Stimme ihrer Mutter schon fast entfallen. „Ja mein Schatz. Was ist denn in dich gefahren, dass du deine alte Mutter wieder anrufst?“, sagte die Stimme am anderen Ende halb erfreut und halb besorgt. „Kannst du nächste Woche vielleicht herkommen? Ich fühle mich so alleine und ich glaube da kannst gerade nur du was dran ändern!“ kam es von Milena wieder.

Das Schweigen in der Leitung war kein sehr gutes Zeichen, dass wusste Milena zu gut. Als sie es das letzte Mal gehört hatte, bedeutete es, dass ihr Onkel Heino gestorben war. Ob es diesmal auch so ist? , fragte sich Milena verzweifelt. Endlich wurde das Schweigen gebrochen. „Du bist meine Tochter und für dich habe ich fast immer Zeit. Aber jetzt will dich noch jemand sprechen.“ Damit legte sie den Hörer zur Seite und jemand räusperte sich. „ Mia? Kleines, was ist denn los?“ Es war ihr Vater. „Fynn hatte wohl so viel Stress, dass er es nicht mehr mit mir ausgehalten hat. Er hat die Villa verlassen und ist mit der MS Milchen wieder auf die See raus, nach all dem was wir durchgemacht haben!“ Milena konnte sich nicht mehr zurückhalten und sagte ihrem Vater alles.

„Das wird schon wieder. Darf ich denn mit deiner Mutter mit oder muss ich auf das Haus achten, damit niemand ihre Schallplatten klaut?“, fragte ihr Vater scherzhaft. „Ja, wenn du willst, kannst du mit. Über dich würde ich mich fast noch mehr freuen als über Mama, Papa!“

Es ging Milena den Umständen entsprechend wieder besser, aber als sie das Telefon-Display anschaute bekam sie einen Schreck. „Papa, ich leg jetzt auf. Die Hunde müssen raus und wir telefonieren schon viel zu lange!“ Mit diesen Worten legte sie auf und rief die Hunde zum Spazieren gehen. Es ging wie meist an den Koppeln der Villa entlang, dann zu Milenas Boot - der SJ Angel-Eye, die sie zum letzten Geburtstag von ihrem Steinreichen Onkel bekommen hatte. Es folgte ein Abstecher zu Stallion, Bagster, Shine und Reĝino, ihren vier Pferden und dann ging es auf direktem Wege am Strand entlang zurück.

Kapitel 2



„Mia, Mialein? Bist du zuhause oder willst du uns ärgern. Wie früher, als du nicht zur Schule wolltest!“, rief jemand am Montagmorgen um halb acht. „Mutter, wie kannst du nur so früh kommen? Du bist echt verrückt. Keiner außer dir kommt auf die Idee, dass ich da schon wach bin!“, begrüßte Milena ihre Mutter, als sie im Morgenmantel die Treppen der Villa runterrutschte „Hallo, ich freue mich auch dich zu sehen, mein Schatz!“ meinte ihre Mutter trocken und umarmte ihr Baby, wie sie immer zu sagen pflegte. „Hallo Papa! Ich hoffe, dass du eine schöne Fahrt hattest und dich gut ausgeruht hast, denn ich will dir jemand vorstellen! Cooper, Chester! Kommt mal her, das sind meine Eltern. Benehmt euch also, wir haben hohen Besuch!“ Milena hatte noch nicht einmal fertig gesprochen, da kamen die beiden Welpen schon aus ihrem Zimmer gestürmt und sprangen erfreut über den Besuch an den Gästen hoch und schlecken sie ab. „Aus, alle beide!“, sagte Milena streng. Wie vom Blitz gerührt erstarrten wie Welpen und setzten sich artig hin. „So ist fein, ihr Beiden“, lobte Milena ihre Hunde und warf jedem ein Leckerli hin. „Die hast du anscheinend sehr gut im Griff, das gefällt mir sehr gut!“, bemerkte Milenas Mutter und schaute auf die beiden Hunde, die mittlerweile bettelten. „Die sind echt nett! Welcher der beiden ist denn Cooper?“, fragte Milenas Vater. „Das ist der Baset, also der mit den langen Ohren!“, erkläre Mia ihren Eltern. „Ich mach mir mal einen Kaffee. Wer möchte noch einen?“ Als ihre Eltern nickten, lief sie in die Küche und machte Kaffee. Denn ein Morgen ohne Kaffee wäre gar nicht gut!

Nach dem Frühstück begleiten ihre Eltern sie zur SJ Angle-Eye, um sich dort voneinander zu trennen. Mia ging zu den Pferden und ihre Eltern nahmen Chester und Cooper mit auf einen Trip nach Fehmarn, der Insel, die nicht allzu weit von Milenas Wahl-Heimatstadt Heiligenhafen entfernt war.
Als Milena bei den Pferden ankam, sah sie etwas womit sie nie im Leben gerechnet hätte. Reĝino hatte ihr Fohlen bekommen! Der Tierarzt hatte angekündigt, dass die Geburt frühestens in einem Monat stattfinden würde. „Hallo mein Kleiner oder besser meine Kleine! Du bist ja eine Überraschung! Na komm mal her Reĝino, schließlich ist es dein Fohlen!“ Reĝino nickte mit dem Kopf während sich Milena ganz dem Fohlen zu wand. „Wie nennen wir dich denn?“, überlegte Milena. Dann fiel es ihr wie Schuppen vor die Augen. „Na hallo, das wäre doch eine Idee! Ich nenne dich Amira, das Wort für Prinzessin.“ Amira schien ganz zufrieden mit ihrem neuen Namen, denn als ihre Mutter über die Koppel trabte, schwebte sie elegant nebenher. Milena staunte, dass Amira schon so gut laufen konnte. Sie begann, Pferdeäpfel in eine rostige Schubkarre zu laden. Dann reinigte sie den Stall und als sie sich schließlich den Schweiß von der Stirn wischte, war es schon Mittag. Da kam ihr eine Idee, die sie für genial hielt. Genial und verrückt. Ich könnte doch anfangen, Pferde zu züchten. Jetzt, wo das mit Fynn nicht mehr ist, habe ich ja auch mehr Zeit!

Milena lief zum Stall, um dort das Paddock sauber zu machen. Die Sonne brannte ihr auf der Haut. Gleichzeitig wurden ihr auch die Hürden ihres Vorhabens bewusst. „Wenn ich das durchziehen will, brauche ich Mitarbeiter, die mir wenigstens einen Teil von dem hier abnehmen!“, sagte sie halblaut zu sich selbst. „Aber zuerst muss ich Mama und Papa Bescheid sagen. Die töten mich sonst!“ Gerade in diesem Moment kamen ihre Eltern den sanften Hügel hinauf, auf dem die Ställe standen. „Mama, Papa - “, begann sie und erzählte ihnen von ihren Plänen. „Und ich bin verrückt, ja?“, entgegnete ihre Mutter nur trocken, während Papa sofort tausend Fragen stellte. Milena meinte nur: „Papa, ich habe doch diese dämlichen Wirtschaftswissenschaften zu Ende studiert!“ Papa hielt den Mund. Milena hatte eigentlich nicht studieren wollen, aber er hatte sie schließlich doch zu etwas gedrängt, was „dir mal was im Leben bringt“. Wenigstens haben sie nicht widersprochen, dachte Milena. Dann präsentierte sie ihren Eltern Amira. „Sie ist die Erste aus der Zucht Marina HH!“

Nun begann für Milena eine Zeit des unendlichen Stresses und sie begann, ansatzweise zu verstehen warum Fynn Schluss gemacht hatte. Momentan hatte sie einfach keine Zeit für eine Beziehung. Manchmal hätte sie am liebsten alles in die Luft gesprengt – Steuer, Grundstückspreise, Tierärzte… Außerdem stand die Geburt von Shines Fohlen kurz bevor. Milena war heilfroh, als die zarte Michelle eines Tages vor ihrer Tür stand und mit roten Wangen um einen Job bat. Im Gegensatz zu Milena war Michelle klein und hatte mausgraue Augen. Aber sie war zäh und ausdauernd, Milena brauchte sich keine Sorgen mehr um die Stallarbeit machen. Manchmal reichte die Zeit kaum für einen Besuch bei ihren Pferden. Aber dann, an einem schönen sonnigen Julimorgen stand Milena vor ihrem Küchentisch (der ihr als Schreibtisch diente) und wusste – „Ich hab es geschafft!“, rief sie Chester und Cooper freudestrahlend zu. Ein neuer Stall bot Platz für über zwanzig Pferde und als Milena an diesem Morgen zufrieden einen Rundgang über das ganze Gelände machte, fand sie auf der Koppel eine weitere Überraschung. „Shine!“, rief sie und lief hinüber zu der Holsteinerstute, hinter welcher sich ein auf ungelenken Beinen stehendes Dunkelfuchsfohlenversteckte. Milena strich der Stute glücklich über den Hals, eine schönere Überraschung hätte ihr niemand machen können.

Kapitel 3



Milena arbeitete in der neuen Reithalle an Amiras Ausbildung. Sie hatte bei der Stute eine ungeheure Springveranlagung festgestellt. Sie hatte Amira die erforderlichen Dressurgrundlagen beigebracht, aber für eine weitere Ausbildung fehlten ihr die Kenntnisse. Obendrein war Milena nicht klar, wie sie die laufenden Ausgaben decken sollte. Fohlen hin oder her, sie mussten gefüttert werden. Die Boxen wollten täglich gesäubert und Michelle auch bezahlt werden. Sie nahm zwar nur einen kleinen Lohn, aber trotzdem wusste Milena, dass die Reserven bald alle sein würden. Das anfängliche Glück verflüchtigte sich immer mehr und bescherte Milena mehr und mehr schlafende Nächte. Eines Abends saß sie mit einem dicken Ordner an der Koppel und starrte auf die Pferde. Eigentlich sollte sie sich über die Luftsprünge des kleinen Míkul freuen. Das bedeutete so viel wie kleiner Prinz und passte damit perfekt zu Amira. Leider konnte sich Milena kaum freuen. Sie war mit Amira zu einigen Wettbewerben gefahren, aber die Einnahmen deckten kaum die Startgelder.

Milena strich sich gedankenverloren eine Strähne aus dem Gesicht und bemerkte den dunklen Schatten nicht, der sich an den Zaun lehnte. „Ich würde ihnen einen Decksprung gratis anbieten, wenn sie mir garantieren, dass ich das Fohlen bekomme“, sagte plötzlich eine tiefe Stimme und Milena fuhr auf. Hastig sprang sie auf und stieß dabei den Ordner vom Schoß. Dabei flatterten einige Zettel und Quittungen auf die trockene Erde. „Wer sind sie und was gibt ihnen das Recht, meine Zettelwirtschaft so durcheinander zu bringen“, keifte sie. Ihr Gegenüber lachte gutmütig. „Ich bin der Manager von Amelie Kronfelder. Mein Name ist Frieder Hein.“ Milena klappte die Kinnlade runter. Amelie Kronfelder und ihre Stute Fairytale waren die Stars der deutschen Olympiaabordnung! Und ihr Manager stand vor ihr und bettelte förmlich um ein Fohlen von einem ihrer Pferde? „Wo sind die Kameras?“, fragte sie perplex. Frieder Hein lachte wieder. „Ich ziehe diskrete Arbeit vor. Aus geheimer Quelle habe ich von dem großen Potenzial ihrer Zucht erfahren.“ Milena lachte trocken. „Zucht? Meine zwei Spaßfohlen kann man wohl kaum Zucht nennen. Ihre Mütter und die beiden Hengste lassen wohl kaum Zeit für eine erfolgreiche Zucht. Vergessen wir nicht die Hypotheken, Tierarztkosten und die Tatsache, dass der Tag immer nur vierundzwanzig Stunden hat. Mir fehlen die Kenntnisse, um Amira weiter auszubilden und sogar mit Michelle zusammen schaffe ich die Arbeit kaum. Das Budget ist sowieso bis aufs Maximale ausgereizt…“ Mitten im Satz hielt Milena inne. Da stand der Manager einer Olympiareiterin vor ihr und sie heulte rum! Doch Frieder Hein schien von besonders ruhiger Natur. „Ich schicke ihnen morgen einen Finanzberater vorbei und einen der Praktikanten. Von denen haben wir sowieso viel zu viele“, erklärte er, als ob es das Natürlichste der Welt wäre. „Wie soll ich das bezahlen?“, fragte Milena müde. Frieder Hein schlug ihr auf die Schulter, dass Milena zusammenzuckte. „Das geht alles aufs Haus“, lachte er. Milena sah ihn ungläubig an. „Wo ist das ‚aber‘?“, wollte sie wissen. Frieder Hein lachte und lachte und konnte gar nicht mehr aufhören. Dazwischen tröpfelten Worte aus seinem Mund: „Sie … sie lassen ihr Pferd Reĝino von… von Songbird decken… und, und ziehen das Kleine als Nachfolger für… für Amigo.“ Amigo war Amelie Kronfelders Ersatzpferd und der Senior des Olympiateams.

Der Vertrag, den Frieder Hein Milena später vorlegt, war furchtbar einfach. Reĝino wurde von Songbird, einem Hengst mit prachtvoller Abstammung gedeckt und eine Woche später kam der Ausbilder an. Der Finanzberater hatte sich in Milenas Küche hinter den Ordnern verschanzt. Milena kam gerade von einem kurzen Ausritt mit Stallion zurück, als sie den großen Typen entdeckte, der sich angeregt mit Michelle unterhielt. Sie räusperte sich. „Hallo? Ich will ja nicht stören, aber …“ Michelle errötete und eilte zu Milena, um ihr Stallion abzunehmen. Milena stieg ab, reichte Michelle die Zügel und marschierte auf den großen Typen zu. Bisher hatte Milena immer nur sein breites Kreuz bewundern dürfen, aber als sie durch den Hof rief, drehte er sich um. Er hatte weiches, dunkelbraunes Haar und einen undurchdringlichen, dunkelblauen Blick. „Ähm, ich bin Milena. Mir gehört das Ganze hier! Und sie sind…?“, fragte sie. Dabei wusste sie genau, wer der Mann war. „Oh, tut mir leid. Ich bin der Ausbilder, den Herr Frieder hergeschickt hat. Mein Name ist Ruben Lenter! Schön sie kennen zu lernen.“ Er reichte Milena die Hand. „Mir wäre das ‚du‘ übrigens lieber. Geht das in Ordnung?“ fragte er dann noch etwas verlegen. „Okay, wie gesagt ich bin Mia. Was hast du denn mit Amira vor?“, hakte Mia nach. „Also ich wollte sie erstmal mit Cavalletis bekannt machen. Danach versuchen wir es mit kleinen Hindernissen. Später werde ich sie zum besten Springpferd Deutschlands machen!“ erklärte Ruben ihr selbstsicher und sehr fachmännisch. „Da wäre ich mir aber nicht so sicher. Ihre Abstammung verspricht nicht gerade ein einsichtiges Pferd“, widersprach Mia Ruben lachend. Sie sah auf ihre Armbanduhr und bekam einen Schreck. Ihre Eltern kamen in zehn Minuten von ihrem Ausflug mit den Hunden wieder und Mia hatte ihnen versprochen, dass sie Cooper und Chester gleich wieder mitnehmen würde, damit ihre Eltern noch mal für fünf Tage Urlaub auf Sylt machen konnten. „Also ich muss los, meine Hunde abholen. Danach können wir ja weiter reden!“, sagte sie. Ruben nickte nur und ging los, um Amira zu holen. Milena schnappte sich ihr Fahrrad und fuhr zum Yachthafen, wo ihre Eltern jede Minuten anlegen müssten. Was auch der Fall war, denn gerade als Milena ankam, stürmten Cooper und Chester vom Boot und rannten ihr Frauchen fast um. Ihre Mutter winkte noch einmal und rief etwas Unverständliches durch den Seewind. Dann legten sie wieder ab.

Kapitel 4



Milena schrak aus einem wunderschönen Traum, als ihr Wecker sie mit lautem Scheppern an die Uhrzeit erinnerte. Sieben Uhr. So früh stand sie seit etwa zwei Jahren auf, als ihr diese verrückte Idee mit der Pferdezucht gekommen war. Sie hatte Aufbauphase und Krise überwunden und mit dem Verkauf von Bagster waren die größten Schulden beglichen worden. Wenn sie gewusst hätte, was für super Pferde sie im Stall stehen hatte! Da waren Reĝino und ihre Tochter Amira, welche sich inzwischen zu einem mehr als brauchbaren Springpferd mauserte. Dann Milenas Reitpferd Stallion, welcher gerade von Ruben, dem Ausbilder, auf aktuelle Turnierstandards trainiert wurde und zum Schluss die Stute Shine und ihr inzwischen einjähriges Fohlen Míkul. Phil, der Finanzberater hatte Milena geraten, den kleinen Hengst zu Körungen zu schicken. Diesem Vorschlag war Milena nachgekommen und so war sie vor ein paar Wochen bei der Junghengstkörung in der nächstgrößeren Stadt gewesen. Míkul hatte ein überraschend gutes Ergebnis erzielt, was Milena sehr freute. Denn so konnte sie den kleinen Prinzen in Notzeiten als ausgezeichneten Holsteiner-Zuchthengst verkaufen. Obwohl sie sich wahrscheinlich lieber von ihrem Boot trennen würde als von dem aufgeweckten Junghengst. Milena lächelte und schlurfte nach unten in die Küche. Der Tisch lag wie immer voll von Bürokratie. Sie hatte es einfach noch nicht geschafft, eines der freien Zimmer in ein Büro umzuwandeln. Es duftete nach heißem Kaffee und frischen Brötchen. Michelle brachte immer Brötchen mit, wenn sie morgens zur Arbeit kam. Und Ruben wohnte ja sowieso praktisch schon in einem der Gästezimmer in Milenas großer Villa.

„Guten Morgen, ihr Süßen!“, begrüßte Milena ihre beiden Hunde, die sich vor dem Ofen räkelten. Sie schnappte sich ein Brötchen und lief aus dem Haus. Als sie im Stall der Jungpferde ankam, rannte ihr ein unbekanntes Fohlen entgegen. Milena schätzte sein Alter auf wenige Stunden. An der Fellfarbe erkannte sie, dass aus dem kleinen Wonneproppen später mal ein stattlicher Schimmelhengst werden würde. „Hallo Mia! Das Wunschfohlen ist da. Er schimmelt natürlich später noch!“ Ruben versuchte, das Fohlen zurück in den Stall zu seiner Mutter Reĝino zu bringen. „Ach Ruben, so dumm bin ich auch wieder nicht“, meinte Milena und strich mit der Hand über das weiche Fohlenfell. Dabei übersah sie, dass auch Ruben seine Hand auf den wuscheligen Mähnenkamm gelegt hatte und strich aus Versehen darüber. Ruben und Milena zuckten zusammen. Milena nahm die Hand schnell weg und sagte verlegen: „Ich nenne ihn Pascal.“ Ruben blickte auf Pascal, nickte Milena zum Abschied zu und lief mit ihm auf die Weide um seine Gänge zu prüfen. Außerdem stand eine Trainingseinheit mit Amira an. Mia schnappte sich Míkul und joggte einmal um das Gesamte Anwesen herum.

Milena schaffte nicht die ganze Runde. Auf der Hälfte entdeckte sie ein Plakat. „Turnier für Jungpferde“, las sie Míkul vor und zückte sofort ihr Handy. Mit ein paar Klicks wählte sie Rubens Nummer. „Ruben? Hier ist Mia! Glaubst du das Amira für eine Jungpferd-Schau bereit ist? Ich stehe hier grad vor so einem Plakat!“ Am anderen Ende der Leitung blieb es still. Dann meldete sich Ruben zu Wort. „Zweifelst du an meiner Fähigkeit oder warum fragst du? Sie ist bereiter als bereit! Wann ist denn dieses Turnier?“, fragte er. Milena meinte, eine Spur Aufregung in seiner Stimme zu hören. „Es ist schon übermorgen. Das heißt, alles was warten kann muss warten. Ab jetzt heißt es – Amira, Amira!“, meinte Milena, während Ruben am anderen Ende gähnte. „Warum benutzt du zweimal ‚Amira‘? Hab ich mich verhört oder haben wir ein neues Pferd?“, fragte er. Milena lachte. Wusste er denn nicht mehr, das Amira ‚Prinzessin‘ bedeutete? Sie fragte ihn und er bejahte ihre Frage.


Kapitel 5


Milena, Michelle und Ruben standen am Hänger und schauten zu, wie ein wunderschönes Jungpferd ausgeladen wurde. Es war ein Rappe mit elegantem Gang, einer wallenden Mähne, rehbraunen Augen, langen Wimpern und einem roten Halfter. Amira, Milenas Fohlen, das heute sein erstes Turnier machen würde. „Mensch Ruben, glaubst du echt, dass sie es schafft? Ich bin mir gar nicht mehr so sicher!“, fiepte Milena vor Aufregung zitternd. Ruben saß ganz gelassen auf seinem Tribünenplatz „ Mach dir doch nicht in die Hose! Das wird schon schief gehen!“ Er grinste. „Wir können ja wetten. Wenn sie gewinnt, bekomm ich einen Kuss von dir. Wenn nicht, miste ich freiwillig zwei Wochen lang den Stall aus und spendiere dir und Michelle einen Urlaub in der Karibik!“ Milena klappte die Kinnlade runter. Doch dann siegte ihr Kampfgeist und die Aufregung und sie besiegelten die Wette mit Handschlag. Milena nahm neben Ruben Platz und die Show begann.

„Ich halt das nicht mehr aus!“, gestand Milena eine dreiviertel Stunde später, als der größte Teil von Amiras Konkurrenz den Platz schon wieder verlassen hatte. Damit sie sich ein wenig beruhigte, nahm Ruben ihre Hand und hielt sie fest. Amira betrat soeben den Platz, aus den Lautsprechern tönte es „Nun sehen sie Amira von Milena Stein und drei, zwei, eins, los!“ Amira musste ihre Gänge am Führzügel zeigen und ihre Sprungkenntnisse beweisen, indem sie so schnell es ging von alleine über kleiner Hindernisse wie Hecken, Büsche oder Strohballen springen. Die Stute bewältigte es mit Bravur. Nach Amira folgten nur noch zwei untalentierte Araber und ein überzüchteter Oldenburger.

Dann kam das heiß ersehnte Ergebnis. Im Stadion wurde es leise. Die Lautsprecher knacksten und dann ratterte ein Sprecher monoton die Plätze herunter. Amira war nicht dabei, bemerkte Mia und hoffte auf einen zweiten Platz. Die Top 3 überließ der gelangweilte Herr einer übermotovierten jungen Dame. „Auf Platz 3: Orchidee von Jan Schmidt. Den zweiten Platz belegte Rubbish von Felicia Sommer.“ Milena stieß Ruben an und flüsterte entsetzt: „Das war dieses überdrehte Tierchen, das als letztes gegangen ist!“ Ruben lachte und flüsterte zurück: „Es macht seinem Namen alle Ehre!“ Dann lauschten sie wieder der Ansagerin. „… und der erste Platz geht an ... Amira und Milena Stein ! Herzlichen Glückwunsch! Das Preisgeld, die Urkunde und ihr Fohlen können sie am vereinbarten Treffpunkt abholen!“ Milena konnte es nicht fassen. Sie sprang auf und jubelte. Sie war so glücklich, dass sie Ruben die Arme um den Hals warf und ihn vor Freude anstrahlte. Ruben freute sich ebenso wie Milena. Schließlich hatte er Amira trainiert und vorbereitet. „Ich habe gewonnen!“, triumphierte Ruben. „Bekomme ich jetzt meine Belohnung?“ Milena sah das Blitzen in seinen Augen, aber sie selbst verließ plötzlich der Mut. Sie sah sich verstohlen nach Michelle um, aber die war schon Amira abholen gegangen. „Nicht hier“, sagte sie schüchtern zu Ruben.

Kapitel 6


„So war das nicht ausgemacht“, maulte Ruben. Milena warf ihm einen kurzen Blick zu. „Ach komm schon – die Wette war doch eh nur Spaß! Ich mein, du hättest mir und Michelle doch nie einen Urlaub in der Karibik spendiert!“ Es schmerzte sie irgendwie, Rubens enttäuschten Blick zu sehen. Mehr oder weniger überrascht stellte sie fest, dass sie dieses Gefühl das letzte Mal im Zusammenhang mit Fynn gespürt hatte. „aber du kannst uns ja zum eis einladen sobald wir hier fertig sind!“ sagte Milena

Anders


Es wird von Milena eventuel weiter Bücher geben, aber das ist noch nicht sicher !
ich danke allen die geholfen haben , insbesondere Fenja und dem Pferd Fanny , durch die ich auf die Idee kam !

Impressum

Texte: clearwen und falkenpfote
Bildmaterialien: Orginalbild: Falkenpfote Bearbeitet von: clearwen
Lektorat: Clearwen
Tag der Veröffentlichung: 20.04.2012

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