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Heute würde sie die Schafe nach Hause in den Stall treiben. Es wurde langsam Zeit. Der würzige Duft sonnengewärmter Nadelhölzer war im angrenzenden Wald dem Modergeruch des Herbstes zum Opfer gefallen. Dichte Nebelbänke machten ihr morgens und abends zu schaffen.

Aber heute Mittag schien warm die Sonne. Im Gras sitzend, nahm sie ihr Mahl ein. Es war ein Stück Brot, selbstgebacken und kräftig, dazu ein ordentliches Stück Schafskäse. Der Vater hatte ihr heute Morgen ein kleines Fläschchen Wein zugesteckt, gegen die Kälte. Sie nahm zwei kräftige Schlucke um den Durst zu stillen und verschloss die Flasche wieder sorgfältig. Heute Abend würde sie ihr noch gute Dienste leisten, wenn die Schafe herumtrödelten. Sie wollten noch nicht in den Stall. In jedem Jahr war das so, egal wie lange mit dem Abtrieb gewartet wurde.

Vom Essen und dem Wein müde geworden, bettete Annemie den Kopf auf ihre Jacke und schlief bald ein.

Im Traum strich etwas zart wie eine Daunenfeder über ihr Gesicht. Automatisch machte sie leichte Abwehrbewegungen. Doch die sanfte Berührung war wohltuend und so seufzte sie und lächelte im Schlaf. Zärtlich strich jetzt eine Hand an ihrem Hals entlang und verharrte dann unschlüssig. Dann verspürte sie eine leichte Berührung an ihrem Ausschnitt. Als die Hand weiter auf die Wanderschaft ging, verzog sie unwillig die Augenbrauen. Ihr Bewusstsein löste sich von dem Traum und kehrte langsam in die Realität zurück.
Die Augen aufschlagend, entdeckte sie die Rose, mit der sie jemand geschmückt hatte und im Wald verhallten eilige Schritte.

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Tag der Veröffentlichung: 03.07.2009

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