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Die Angst vor dem Reden

Kommunizieren ist etwas elementares. Kannst du nicht Kommunizieren, bleibst du alleine, und um das zu verhindern, kommuniziert dein Körper immer und ohne das du etwas dagegen tun kannst. Doch diese Art sich mitzuteilen ist oft nicht genug und trotzdem fühlst du dich alleine und oft missverstanden. Du sucht nach anderen Wegen dich mitzuteilen und so gibt es die Sprache. Reden, Schreiben, Hören. Das sprachliche Ausdrücken erleichtert so vieles in deinem Leben, dass du dir wahrscheinlich nur sehr schwer vorstellen kannst, darauf verzichten zu müssen.
Doch was passiert, wenn du nicht in der Lage dazu bist? Ich weiss es nicht. Aber ich kann euch sagen, dass man nicht gänzlich der sprachlichen Kommunikation entzogen sein zu müssen, um sich alleine zu fühlen, missverstanden und hilflos. Die Angst sich zu blamieren allein kann dich stoppen zu Reden. Du versuchst dich dazu zu zwingen und dich gegen dich selbst durchzusetzen. Das wichtigste dabei ist, dass du gefördert wirst. Das du weisst, das keiner dich auslachen wird, wenn du vor der Klasse stehst und etwas vortragen sollst, dass man dir zuhört, wenn du etwas zusagen hast und das du Freunde und Verwandte hast, die dich so lieben wie du bist und die dir das auch so sagen. Ein Glück, welches mir gewährt ist und doch vielen anderen vielleicht nicht.
Du fühlst dich stark, je öfter du es schaffst wirklich das zu sagen, was du auch Denkst und Fühlst.Trotzdem fühlt es sich komisch an und das Gefühl etwas getan zu haben, dass du nicht hättest tun sollen erreicht dich schneller als du denkst. Also redest du wieder weniger und versuchst deine Worte auf die Schrift zu übertragen. Nieder zu schreiben, was dich bewegt.
Das Hilflose am Schreiben ist allerdings, dass alles ungewiss bleibt. Du verfasst, schreibst um, formulierst es neu und immernoch kannst du nicht ausdrücken, was dich bewegt. Du schwebst in einer Dynastie aus verworrenen Gedanken, klaren Wünschen und den Worten, die dich betrügen und immer dann im Stich lassen, wenn du sie am nötigsten brauchst. Sie verwehren dir die Möglichkeit dich mitzuteilen und du bist am zweifeln, ob du es je richtig machen wirst, ob du je in der Lage sein wirst, den Menschen mitzuteilen.
Du machst den Fehler und erzählst deinen Freunden du schriebst und plötzlich ist da noch dieser Druck. Der Druck, der dir schier die Luft zum Atmen nimmt und an dem du zu ersticken drohst. Doch jedes Mal wenn du zur Feder greifst, weisst du schon, dass du es wieder nicht beschreiben kannst, was dich bewegt und du eigentlich mitteilen möchtest. Dann ist da dieses Loch, dass dich nicht mehr los lässt und du stehst wieder am Anfang. Klare Gedanken lassen sich nicht beschreiben und du bewunderst die Autoren, die sich in deinem Herzen festnisten und dir die Illusion geben, all das zu schreiben wäre ein Kinderspiel. Dass man nur einmal zum Stift greifen muss und schon ist ein neues Leben erschaffen, dass sich auf in unschuldige Herzen schleicht und nicht mehr geht. Lesen ist eine Sucht. Eine Sucht, erschaffen um zu Befriedigen, Lernen, Trost zu spenden und so viele unausdrückbare Gefühle zu erwecken; um das Leben zu bereichern. Und nach jedem gelesenem Buch trauere ich den Worten hinterher, die sich mir entschleichen und verhindern, dass ich meine Gedanken ordnen kann. Ich schwebe in einem Dunst aus Gefühlen, die ich nicht zuordnen kann und ich wüsche mir, sie zu klären und verständlich zu machen.
Irgendwann hat man dann das Gefühl, man habe alles geschrieben. Erklärt, dass alle verstehen was dich bewegt und verlangt, nur um zu erkennen, dass auch dieses Mal deine Worte ungewiss sind und nicht das wiedergeben, was du eigentlich sagen wolltest. Jeder, der deine Worte liest, sieht etwas anderes in ihnen und lassen so deine Fantasie erleuchten.
Ich habe gelernt, dass es vielleicht genau dieses Gefühl braucht, damit der Nebel der Angst sich Ausdrücken verschwindet und du frei schreiben kannst. Dass der Gedanke der Vielfältigkeit dich erstrahlen lässt, da du erkennst, dass jeder Mensch anders ist und deine Worte anders wahrnimmt. Vielleicht geht es nicht nur mir so. Vielleicht werde ich in der Lage sein, meine Geschichte zu erzählen wenn ich mir vor Augen führe, dass nicht nur ich, sondern auch jeder andere, der diese Seiten zur Hand nimmt, in irgendeiner Weise sich Hilflos oder Alleine fühlt, da jeder Mensch anders ist und man niemals immer und überall das gleiche fühlt. Und trotzdem weiss ich schon jetzt, dass ich mit meiner Geschichte nicht die Einzige sein werde und dass viele sie schon in der einen oder anderen Weise erlebt haben, denn das ist das Schicksal von der einzigartigen und wohlbekannten Geschichte, die sich nur „das Leben einer jungen Frau“ schimpft und erzählt, wie sich ihre wohlbehütete Kindheit in ein ebenso wohlbehütetes und meist sehr glückliche Erwachsenleben entwickelte, nur dass sie nun deutlich mehr versteht.

 

Wann begann, was nie verging und doch verblasst?

Alles begann drei Tage vor Ende des zweiten Monats im Jahre 1996. Naja, genau genommen begann es neun Monate zuvor, als meine Mutter mit mir schwanger wurde und mich durch die Gegend tragen musste. Als mein Vater und meine drei Brüder erfuhren, dass es noch ein Kindlein geben würde.

 

+++wird weitergeführt+++

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.12.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese Sammlung an Erinnerungen widme ich meine meinen Eltern und Brüdern und natürlich auch meinen Freunden, die immer für mich da waren, wenn ich mich verloren gefühlt habe. Ich danke euch allen!

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