Cover

Schnell schleiche ich durch das Wohnzimmer. Schaut eh keiner zu mir? Nein. Glück gehabt. Hier liegt es, das leckere Käsebrot. Vorsichtig packe ich es mit den Zähnen und schlinge es so schnell es geht hinunter. Das hat gut geschmeckt. Viel besser als das ecklige Futter, das ich sonst bekomme. Vielleicht liegt da ja noch etwas? So leise es geht, stelle ich meine Pfoten auf den Tisch und luge über die Kante. Mmmh, da sind viele kleine, leckere Bröseln. Rasch lecke ich sie alle auf. Ich bin gerade dabei ein besonders großes Stück Brösel zu genießen, als ich die Fußschritte von meinem Frauchen höre. Jetzt aber schnell. Schnell lecke ich auch noch den Rest auf und versteck mich dann unter dem Tisch. Da kann mich sicher niemand finden. Zur Sicherheit versuche ich mich trotzdem so klein wie möglich zu machen. Ich drücke mich also auf den Boden und ziehe den Schwanz ein. Ja, so bin ich ideal versteckt.

Jetzt dreht sich der Schlüssel im Schloss. Gleich findet mein Frauchen heraus, was ich wieder gemacht habe. Aber vielleicht fällt es ihr ja gar nicht auf? SO groß war das Brot dann auch wieder nicht. Jetzt zieht sie sich ihr Überfell wieder aus und die Türe zum Wohnzimmer öffnet sich. Gespannt drücke ich mich noch weiter an den Boden. Mein Frauchen geht erst in die Küche und kommt dann zum Sofa und setzt sich hin. Langsam beginne ich vor Anspannung zu zittern. Frauchen greift zum leeren Teller und schaut verdutzt auf. Mist und Hundekot, jetzt hat sie's bemerkt. Oh, jetzt ist sie sauer. Suchend blickt sie sich im Zimmer um, bis ihre Augen auf einmal auf meine treffen. Erwischt. Nervös ziehe ich meine Lippe hoch und zeige meine Zähne. Vielleicht ist sie ja beeindruckt und schimpft dann nicht. Geduckt und mit aufgestelltem Fell laufe ich auf sie zu. "Pfui!" Och, keine Chance. Jetzt muss ich schon wieder auf meinen Platz gehen. Einmal versuch ich es noch, aber Frauchen kennt keine Gnaden, wenns um ihr Käsebrot geht. Mit eingezogenem Schwanz trotte ich zu meinem Platz und lege mich hin. Vielleicht ist Frauchen ja jetzt zufrieden, lieb grinse ich sie wieder an und zeige dabei natürlich meine scharfen Beißerchen her. Frauchen schaut böse zurück und ignoriert mich dann. Frustriert schließe ich meine Augen und schlaf eine Runde. Frauchen ist viel zu streng!
Aber später wenn wir hinaus gehen spazieren, ist sicher wieder alles gut. Von vielen tanzenden Käsebroten träumend, vergeht die Zeit wie im Flug.

"GASSI!". Das ist mein Kommando! Die Käsebrote vergessen, springe ich auf. Gäääähn. Strecken muss ich mich aber schon noch kurz. So, fertig. Schwanzwedelnd laufe ich auf Frauchen zu und lass mir das Geschirr anlegen. Ein bisschen puste ich mich dabei auf, dann ist es nacher lockerer. Fertig, Luft wieder hinausgelassen. Perfekt. Ich wedle immer schneller mit dem Schwanz und hüpfe aufgeregt hin und her. Jetzt gehts raus! Wenn ich mein Frauchen jetzt vor all den anderen Leuten und Hunden beschütze, ist sie sicher wieder glücklich.
Endlich ist Frauchen auch fertig. Sobald die Türe aufgeht, ziehe ich los. Frauchen soll sich beeilen. Die Wiese wartet. Ich muss Pipi. Schnell will ich die Treppe hinunter stürmen, aber Frauchen zieht mich wieder an der Leine zurück. Unfair. Soll sie die Türe doch offenlassen. Wir kommen doch eh gleich wieder.

Jetzt aber los. Mit meiner ganzen Kraft laufe ich los und ziehe Frauchen mit mir. Schimpfend zieht sie mich wieder zurück. Pff. Ich will jetzt raus, ob Frauchen will oder nicht. Resolut ziehe ich sie hinaus. Draußen hält Frauchen mich wieder zurück und im Schneckentempo gelangen wir endlich zur Wiese. Wird ja langsam Zeit. Erleichtert leere ich beim erst besten grünen Fleck meine Blase. So weiter gehts. Schnuppernd halte ich meine Schnauze in den Wind. Da hat ein anderes Weibchen her gemacht, das ist mein Revier! So schnell ich kann, renne ich dorthin. Frauchen hinterher. So, markiert. Jetzt muss ich mir aber noch einen guten Platz zum Kacken suchen. Das ist schwierig. Hier ist überall das Gras zu hoch und nass. Dort hinten im Maisfeld wärs schön. Nachdem Frauchen mich zum dritten Mal aus dem hohen Feld wieder hinausgehoben hatte, trample ich einfach am Rand mir einen Platz frei. So als erstes fünf mal in die eine Richtung, dann ein paar mal im Kreis drehen, drei mal die andere Richtung platt treten und fertig. So jetzt bin ich bereit.....Fertig. Nun muss ich noch ein bisschen Erde draufschmeißen, macht nichts wenn ich nicht treffe. Es ist lustig, Auf der Straße wisch ich mir dann schnell den Hintern ab. Also erst hinsetzten und sich dann mit den Vorderpfoten über den Boden ziehen. Klappt immer.
Oh. Ein Hund! Ich sehe einen Hund! Der braucht gar nicht erst herzukommen. Grrrr. Mein Frauchen. Laut belle ich. Der soll gleich wieder verschwinden und sein Herrchen auch gleich. Jetzt bleibt der auch noch stehen und bellt zurück. Was der sich traut. Na warte, dem zeig ichs. Laut knurrend versuche ich nach vor zu laufen, doch ein kurzer Ruck hält mich zurück. Doofe Leine. Böse belle ich weiter. Das ist so unfair. Ich bin der Chef hier. Wieso darf der andere Hund bellen und ich nicht? Dabei ist der nicht mal groß oder schön. Nein er ist winzig klein, hässlich und stinkt. Der sollte sich sofort unterwerfen. Das jämmerliche Ding. Knurrend versuche ich mich aus dem Geschirr zu winden, doch Frauchen packt mich und hebt mich hoch. Beleidigt knurre ich noch einmal und lasse mich weitertragen. Der ist es eh nicht wert geschimpft zu bekommen. Kleiner Loser. Hmpf. Ein paar Meter weiter setzt mich Frauchen wieder ab.

Ein kleines Stückchen gehe ich brav neben Frauchen her. Man muss ja auch manchmal folgen, sonst bekommt man keine Leckerlies. So gehe ich eine Zeit neben ihr her und wedle mit dem Schwanz. Es ist ja auch ein schöner Tag. Huch. Erschrocken knurre ich auf. Den Geruch kenn ich. Mein Fell stellt sich auf und ich ziehe meinen Schwanz ein. Das ist Exfrauchen. Böses Frauchen. Ich knurre agressiver. Da ist sie und sie stinkt. Stinkt erbärmlich nach Rauch und Alkohol. Ich ducke mich. Ein bisschen Angst habe ich schon. Ich drücke mich an Jetzt-Frauchen. Wir werden uns gegenseitig beschützen. Exfrauchen kommt näher. Meine Augen treffen auf ihre. Ich zeige ihr meine scharfen Zähne. Sie soll wissen wie gefährlich ich bin. Exfrauchen schreit und hebt ihren Fuß. Sie will mich hauen. Aua. Geschockt jaule ich auf. Erinnerungen stürmen auf mich ein. Ich zittere:

*Exfrauchen und Exherrchen geben mir nichts zu essen und trinken.

Ich sitze als kleiner Welpe in einer Ecke und winsle. Ich habe unabsichtlich in die Wohnung gemacht, ich musste schon so dringend. Eine Fuß knallt in meine Seite. Es tut so weh.

Exfrauchen geht mit mir spazieren und zieht mich zu einem riesigen Hund. Sie lässt mich los. Der Hund stürmt auf mich zu und beißt mich. Exfrauchen haut auf meine Schnauze und schimpft. Der Tierarzt sticht mir in die Seite. Exfrauchen zwängt eklige Dinger in meinen Mund.

Exherrchen stinkt nach Alkohol. Der Geruch tut in meiner Nase weh. Exherrchen haut mich ganz oft. Er ist wütend. Ich wimmere und verkriech mich in einer Ecke.

Exherrchen und Exfrauchen schreien ganz laut miteinander. Ich habe Angst.

Exfrauchen bindet mich an eine Stange. Ganz eng dran. Sie legt irgendein Papier zu mir und geht weg. Ich bin alleine und einsam. Mein Rudel hat mich verlassen. Ich jaule und belle. Sie kommt nicht zurück. Es ist kalt und ich habe Hunger.

Eine Frau kommt auf mich zu und bindet mich los. Ich knurre sie an, vielleicht will sie mir wehtun? Doch die Frau hält mir einfach die Hand zum schnuppern hin und gibt mir ein Leckerlie. Mein Erstes seit ich noch bei Mama war. Die Frau stinkt nicht nach Alkohol. Ich lass mich von ihr führen. Sie bringt mich zu einem Ort, wo ganz viele Hunde sind. Ich bekomm was zu essen und kann endlich schlafen.

Ich sitze in einem Zwinger. Ich bin ganz allein. Ich hab kein Rudel. Ich bin so einsam.*

Ein weiterer harter Schlag in die Seite reißt mich aus meinen Erinnerungen. Frauchen hebt mich hoch und vertreibt Exfrauchen. Sie streichelt mich und sagt liebe Worte zu mir. Frauchen hat mich befreit vom Käfig. Sie hat mir ein Rudel gegeben. Ein nettes Rudel. Keiner kann mir zusammen mit meiner Familie was antun. Wir beschützen uns.

Als wir schon lange wieder zurück zu Hause sind und am Sofa sitzen, streichelt mich Frauchen immer noch. Genüßlich drehe ich mich auf den Rücken und lasse mich am Bauch streicheln. He, was soll das? Nicht aufhören! Ich lecke ihre Hand ab und stupse sie an. Ich muss ihr zeigen wie lieb ich sie hab. Sie lacht und streichelt mich fester. Ja, das tut gut. Ich springe hoch und versuche ihr Gesicht abzulecken. Lachend fällt sie nach hinten. Wieder mit dem Schwanz wedelnd, versuche ich an ihre Ohren zu kommen, bis sie sich wieder aufsetzt und meinen Kopf zur Seite schiebt. Ich grabe ein bisschen am Sofa herum, da ich so froh bin Frauchen zu haben. Frauchen spielt noch ein bisschen mit mir und legt sich dann schlafen. Es ist schon spät. Ich darf ausnahmsweise zu ihr ins Bett. Ich rolle mich bei ihren Füßen ein und schon bald hat auch mich der Schlaf geholt. Es war ein anstrengender Tag.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /