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Schatten…..gesichtslose Kreaturen, die nach mir greifen wollen. Schwarze verschwommene Schemen die mich mit ihren rot glühenden Augen durchbohren. Erschrocken schreie ich auf….doch kein Laut dringt aus meinem Mund. Ich versuche zu rennen, doch meine Füße wollen sich keinen Millimeter bewegen, es ist als wären sie festgewachsen. Panisch muss ich beobachten wie sie näher kommen, um mich zu holen. Der erste ist schon so nah, dass man sich denken müsste nähere Konturen zu erkennen, doch nichts! Nur pechschwarze Schemen. Ich fange an zu zittern, gleich hätten sie mich. Mit einem Mal gewinne ich die Kontrolle über meinen Körper zurück und fange an zu rennen, schneller als ich je gerannt bin. Es bringt nichts. Egal was ich mache sie kommen immer näher. Der Erste hat mich erreicht, es ist zu spät. Langsam verschwinde ich in dem schwarzen Nebel….
…..und wache laut schreiend auf. Verwirrt blicke ich mich um, wie war ich ihnen entkommen? Um mich herum ist es pechschwarz. Undurchdringliche Dunkelheit. Bin ich etwa doch gefangen genommen worden, oder bin ich gar tot? Nein, das kann nicht sein. Langsam heben sich die Konturen meines Kleiderschranks aus der Finsternis. Also bin ich in meinem Zimmer. Nur schwer beruhigt sich mein keuchender Atem und ich finde wieder in die Realität zurück. „Alles, okay. Nur ein Alptraum“, versuche ich mich selbst zu beruhigen. Der Gleiche, der mich seit zwei Monaten, seit dem Tag an dem ich zusehen musste wie meine Schwester ermordet wurde, jede Nacht wieder verfolgt. Doch egal was ich mir einzureden versuche, die Angst ist noch lange nicht verschwunden. Die Dunkelheit in meinem Zimmer scheint mich zu erdrücken und wieder und wieder tauchen die schrecklichen, glühendroten Augen in meinem Kopf auf. Unwillkürlich verkrieche ich mich unter der Bettdecke, versuche meine Furcht auszusperren. Doch es hilft nicht. Bei jedem klitzekleinen Geräusch, sei es der Baum, der vor meinem Fenster im Wind knarrte oder der Regen der gegen das Dach tropfte, zucke ich zusammen und die Angst kehrt wieder. Ich weiß, egal was ich versuchen würde, einschlafen würde ich heute nicht mehr können. Ich fürchte mich viel zu sehr davor meine Augen zu schließen. Ich wickle mich tief in meine Decke hinein und stehe vorsichtig auf. Immer darauf bedacht kein Geräusch zu machen. Ich weiß, dass ist lächerlich zumal keiner außer mir zuhause ist, doch ich traue mich nicht auch nur einen Mucks von mir zu geben. Mit wackligen Knien taste ich mich zur Tür vor. Der Weg kommt mir so unendlich lang vor, dabei sind es nur ein paar Schritte. Aber mir kommt es vor als wären es hundert. Bei jedem Schritt den ich mache, scheinen mich die rotglühenden Augen aus der Dunkelheit heraus zu beobachten. Beinahe erleichtert umfasse ich endlich das kalte Metall der Türklinke, sie kommt mir in diesem Moment vor wie mein Rettungsanker in der Not. Sorgsam drücke ich die Tür auf, und schleiche auf Zehenspitzen in den Gang hinaus. Erschrocken zucke ich zusammen als hinter mir ein leises Knallen ertönt. Mein Herz beginnt wie wild zu rasen und meine Hände beginnen zu schwitzen. Langsam, unendlich langsam drehe ich mich um. Auf alles gefasst, sehe ich auf die Tür. Die Tür, wie dumm kann ich sein, natürlich macht sie ein Geräusch wenn sie zufällt. Ein kleiner hysterischer Kicher entweicht mir. Er hallt unnatürlich laut in der Finsternis, das einzige Geräusch das die Stille durchbricht. Kurz schrecke ich mich und lausche, doch es war still. Totenstill. Die Stille ist unheimlich. Leise versuche ich so schnell wie möglich aus dem Haus zu kommen. Vorsichtig tapse ich die Treppen ins Wohnzimmer hinunter, um von dort zur Haustür zu gelangen. Jedesmal wenn eine Treppe knarrt, fahre ich zusammen und sehe mich verängstigt um. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl beobachtet zu werden. Als ich endlich die Tür ins Freie aufstoße, zittern meine Knie wie verrückt und mein Pyjama ist schweißnass. Endlich….draußen. Tief sauge ich die kalte Nachtluft in mich auf. Der Vollmond scheint halb verdeckt durch die Regenwolken in den Garten herab und erhellt die Umgebung. Beinahe mystisch leuchtet er in einem warmen orangeton und bringt mich dazu ihn zu beobachten. Ich liebe den Vollmond, seine Aura. Als er wieder von Wolken verdeckt wird, schreite ich nun wieder auf festeren Beinen zum See in unseren Garten hinab. Die kühle Luft macht mich sofort ruhiger und langsam schaffe ich es die Schrecken der bisherigen Nacht zu vergessen. Der feine Nieselregen scheint den ganzen Horror wegzuwaschen. Den Wind, der an meiner Haut vorbeistreift und das nasse Gras unter meinen nackten Füßen genießend, erscheint der Traum gleich viel lächerlicher und unwirklicher. Ich setze mich ans Seeufer und lausche den sanft plätschernden Wellen, dem Brausen des Windes und dem auf dem Wasser tropfenden Regen. Ich liebe es hier draußen zu sein, man kann seine ganzen Sorgen und Probleme vergessen, wenn auch nur für eine kurze Zeit. Immer wieder atme ich die nasse Luft ein, genieße den Geruch von einer Regennacht. Die Wolken jagen am Himmel vorbei und geben immer wieder den Mond frei. Das Mondeslicht tanzt auf dem See und zaubert wunderschöne, verspielte Muster darauf. In diesem Moment kann ich mir gar nicht vorstellen, wegen einem lächerlichen Alptraums so in Panik geraten zu sein. Ich komme mir fast blöd vor, dennoch weiß ich, dass das alles nur Trug ist. Sobald ich wieder im Bett liegen würde und die ersten Schatten auftauchen, die Dunkelheit mich erdrückt, würde der Horror wiederkommen und mich zittern lassen. Lange sitze ich so da, der Regen hatte schon lange aufgehört und der Wind war verstummt. Erst als die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont klettern und die Umgebung in einen sanften Goldton tauchen, rappele ich mich auf und trotte zurück zum Haus. Im Wissen das die nächste Nacht ähnlich verlaufen würde, die Schatten mich noch tagelang verfolgen und wach halten werden.

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Tag der Veröffentlichung: 08.10.2010

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