Valery: Ich schlief tief und fest; träumte nicht einmal.
Geweckt wurde ich irgendwann von den ersten Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen und mich auf meiner weißen Haut kitzelten. Ich bewegte mich langsam und begann mich zu recken. Schlafen war schon eine tolle Angelegenheit - besonders nach so einer Nacht. Ich schlug die Augen auf. Ich sah Edward direkt neben mir liegen, der noch tief und fest schlief.
Edward: Meine Träume waren düster gewesen, aber sie verblassten bereits, als ich die Augen aufschlug. Vergessen waren sie dann, als ich in Valerys funkelnde Augen blickte. Hey! Sie hatte mich bestimmt angestarrt! Ich legte eine Hand auf ihre nackte Hüfte und drehte sie etwas ungestüm auf den Rücken. Diese Frau machte mich wahnsinnig!
Valery: Ich lächelte ihn an. "Guten Morgen, Sonnenschein", sagte ich und lachte leise, weil dieser Ausdruck eigentlich gar nicht zu ihm passte - zumindest in diesem Moment starrte er etwas grimmig drein; vielleicht hatte er wieder schlecht geträumt. Es machte mir nichts aus, wenn er nicht allzu zaghaft mit ihr umging - Sex war schließlich totlangweilig, wenn alles immer nur mit leisen Kosenamen wie "Hasi-Schnauzi-Pupsi" oder "Sahnetörtchen" oder äußerster Vorsicht von statten lief. Ich war schließlich keine Puppe aus Porzellan und würde mir somit auch nichts brechen. Ich grinste ihn. an. "Hast du etwa noch nicht genug?!"
Edward: Ich grinste zurück und küsste sie stürmisch auf ihren äußert hübschen Mund. "Von dir krieg ich nie genug."
Darauf folgte ein sehr wilder Zweikampf, bei dem als Opfer zwei Kissen und ein zerrissenes Laken zu beklagen waren.
Ich knurrte Valery gespielt böse an. "Jedes Mal wenn du hier bist, ist danach irgendetwas von meiner Einrichtung zerdeppert. Dafür müsste ich dich eigentlich bestrafen." Leider war ich eine ganz kleine Sekunde zu spät, um nach ihr zu greifen und ich entwich nur knapp der teuren Massiergeltube, die fast meinen Kopf erwischt hätte. "Hey! Ist schon gut, ich ergebe mich ja." Übertrieben ehrfurchtsvoll verneigte ich mich und hob die Hände, um die böse Göttin zu beschwichtigen.
Valery: Ich grinste ihn an. "Natürlich bin ich die Stärkere von uns beiden", sagte ich lachend, "und ich bin wirklich froh, dass du das einsiehst!" Als er sich wieder erhob, sah er noch immer gespielt ehrfürchtig aus und ich musste noch lauter lachen, weil es so lächerlich aussah. Im Grunde waren wir uns ebenbürtig und ich hätte mir keinen besseren Freund als ihn vorstellen können. "Als ob dich es stören würde, wenn irgendwas hier kaputt geht. Bei der ganzen Kohle, die du unter deinem Bett in deinem Sparschwein seit Jahrhunderten hortest, macht dir ein neues Laken doch wohl nichts aus. Außerdem muss ich mich noch revanchieren - schließlich hast du erst letzte Woche beim Sex in der Küche mein teures Marmoramaturenbrett auf brutale Art... zerstört." Ich wollte eigentlich "kaputtgerammelt" sagen, aber wir waren schließlich keine Kaninchen, auch wenn wir uns so benahmen. ;)
Edward: Ich kratze meinen Dreitagebart. "Hm", machte ich, "das war so...ein Versehen...und ich hab dir doch ein neues gekauft." Ich versuchte ein unschuldiges Gesicht zu machen. "Oh Hasi", schnurrte ich grinsend und piekste sie in den Bauch.
Valery: Ich lächelte und fasste mir ans Herz, das er mit diesem liebevollen Kosenamen natürlich kilometertief berührt hatte. "Ja, Schatzi-Mausi-Stinki-Pupsi?" Ich piekste ihn zurück und ich spürte wie er unter meiner Zeigefinger erzitterte... Mein lieber Edward war nämlich verdammt kitzelig und das nutzte ich natürlich voll aus.
Deshalb warf ich mich sogleich auch voll auf ihn und hatte ihn fest in meiner Gewalt - ich war immer schneller als er. Aber das kam beim Dasein als Vampir mit dem Alter und ich hatte ein paar Jährchen mehr als er auf dem Buckel - und sah natürlich trotzdem jünger aus als er. Das war mir auch sehr wichtig gewesen, als ich ihn vor 200 Jahren auf dieser netten kleinen Veranstaltung angequatscht hatte. Oh, was hatte er gut ausgesehen in seinem Frack. Ich kam für einen Moment ins Schwärmen und für sowas hatte er einen Riecher. Es dauerte keine Sekunde und ich lag unter ihm.
Ich machte gespielt ganz große Augen - meistens konnte er diesem Blick nicht widerstehen. "Schatzi? Mausi? Stinki? Puuuupsi?" Ich grinste ihn an und hatte das Bedürfnis, so etwas wie "Kissenschlacht!" ganz laut zu rufen.
Edward: Ich hasste es kitzelig zu sein und ich hasste es, dass sie schneller war als ich. Aber immer dann sagte ich mir, dass ich ein Mann sei, deshalb natürlich mehr Muckis besitze - für die ich während meines Menschdaseins auch eine menge getan hatte - und unübertroffen im Waffenumgang bin.
Ha! Frauen hab ja bloß den Tittenbonus...diese reizenden (meist) runden, straffen, anziehenden - Stopp! Lass dich nicht in ihren Bann ziehen. Konzentration bitte!
Aber jetzt hatte ich sie. In ihrem Gesicht sah ich, dass ihre Gedanken abschweiften und schwupps lag sie wieder unter mir. Ich seufzte. Da war er, dieser -Hab mich lieb, ich bin unschuldig und hilflos- Blick, dem ich meistens zähneknirschend widerlag; der diesmal aber wurde er durch die schrecklichen Kosenamen abgefangen wurde. Ich widerstand, was meinem Ego sehr gut tat und stand auf. Jetzt brauchte ich einen guten Schluck brennenden Männertrunks, um meinen kleinen Triumph zu feiern.
Valery: Ich sah ihm grinsend nach. "Oooh Eddy", sagte ich, als er den Türrahmen erreicht hatte und wusste, dass er sich über diesen süßen Spitznamen ärgerte. "Du bist so ein Feigling. Gehst ja nur, weil du Angst hast zu verlieren." Ich liebte diese kleinen Spielchen und Herausforderungen. Es war immer so witzig, wie die Rollen zwischen uns wechselten und wer dann und wann die Oberhand gewann. "Oder, du bist schlaff, das könnte natürlich auch sein. Aber wenn du jetzt schon in die Küche gehst, bringst du mir einen kleinen Drink mit?" Obwohl, eigentlich hasste ich das kalte Blut, das er immer im Kühlschrank rum liegen hatte. Ich wartete gespannt auf seine Reaktion.
Edward: Gerade als ich einen Schritt aus der Tür setzten wollte, hörte ich ihn: "Oooh Eddy"! Wie sie mich immer stichelte und ärgerte, bis einer weinte... Aber ich schluckte meiner Ärger hinunter, fuhr mir durch die Haare und streckte meine muskulöse Brust raus. "Ja, Cherie? Einen Drink willst du? Frisch?"
Valery: Mich ärgerte ja schon ein bisschen, dass er nicht auf meine Stichelei nicht ansprang. Eddy, Eddy, Eddy. Dann würde Tante Vally wohl zu härteren Methoden greifen müssen. Ich sprang blitzschnell auf und schnappte mir ein Kissen. Keine Sekunde später stand ich direkt vor ihm. "Kissenschlaaaaaaacht!", rief ich laut und ballerte ihm das Kissen direkt auf den Kopf, sodass die Federn nur so flogen.
Edward: Ich stöhnte laut und schon verirrte sich ein Federknäul in meinem Mund. Ich prustete sie aus und knurrrte sie wütend an. Das darf ja wohl nicht wahrsein! Mein schlimmster Albtraum wurde war: Sie wollte eine Kissenschlacht anzetteln. Ok, sie hatte schon angefangen.
Nein, heulte ich innerlich auf, da war das nächste Kissen kaputt. Mein Kampfgeist erwachte! Beschützer der weichen Plüschkissen schreitet zur Tat und wirf sich Miss Kissenschlacht über die Schulter, hält sie im eisernen Griff und schnallt sie an den extra stabilen Handschellen fest. So! Kleiner Teufel vorerst gebändigt. Drink, ich komme!
Valery: Ehe ich mich versah, hing ich in irgendwelchen Porno-Handschellen, von denen ich mich fragte, für welche versauten Rollenspiele er sowas in der Schublade hatte. Okay, ich war also gefangen und ergab mich für den ersten Moment. Er verließ selbstsicher grinsend das Zimmer - aber natürlich würde mein Ego seinem Ego diesen Triumph nicht gönnen und Eddylein schien vergessen zu haben, dass ich wohl ein Vampir war. Also -zick- und -zack- meine Arme waren schnell wieder frei, nur leider hingen zwei riesen Bretter an meinen Handgelenken und ich kam mir vor, wie ein Billigmobile, als ich meine Arme anhob und sah, wie sie hin und her baumelten. Aber da ich ja immer noch ein Vampir war und da diese Geschöpfe mit übersinnlichen Kräften gesegnet sind (Gott sei Dank^^), entledigte ich mich dieses Problems recht schnell. Solche von Menschenhand gefertigten Sachen hielten wirklich nicht sehr lange.
Ich folgte Edward in die Küche, wo er wohlwissend schon einen Drink für mich bereit gestellt hatte und schwang mich auf einen Barhocker. "Okay, Eddylein, schieß los, was bedrückt dich?", fragte ich und stützte den Kopf in meine Hand, wobei ich mir irgendwie wie eine verruchte Tekenlady vorkam.
Edward: Es krachte laut und ich knirschte mit den Zähnen. Das hieß wohl Handschellen zerstört, Bett zerstört. Sie bekam auch echt alles kaputt. Darauf kippte ich mir das erste Glas hinunter. Ich schloss kurz die Augen, um mir vorzustellen, wie ich das Blut aus einem Menschen saugte; das verbesserte meiner Meinung nach den Geschmack erheblich. Kurz darauf hörte ich Valery bereits die Treppen hinunterkommen. Sie lächelte, als sie sah, dass ich ihr bereits einen Drink eingeschüttet hatte und schwang sich in einer eleganten Bewegung auf den Barhocker.
Ich warf ihr einen bösen Blick zu, als mich wieder mit diesem...diesem blöden Namen ansprach und fragte: "Wieso meinst du das mich was bedrückt?"
Valery: Ich schlug ein Bein über das andere - meine Lieblingssitzhaltung. "Hey, Babe, wir sind schon seit ungefähr 200 Jahren befreundet und haben ungefähr 10000 mal miteinander geschlafen und über fünf Trillionen Stunden miteinander verbracht. Ich glaube, ich kenne dich jetzt ein bisschen. Du wirkst einfach so." Oh, ich mochte mich, wenn ich so mit ihm sprach - aber ich mochte auch ihn, wenn er nicht sofort alles preis gab, was er zu verbergen hatte; naja, wenn er etwas zu verbergen hatte. "Aber wir müssen nicht drüber reden. Ich muss sowieso gleich los." ich lächelte ihn an.
Edward: Und ich hasste es auch, wenn ich so durchschaubar war. Also schrieb ich gleich auf meine imaginäre to-do-Liste: am Eisklotzverhalten arbeiten. Eigentlich redete ich sonst immer mit ihr. Aber heute nicht.
Okay, Punkt 8 auf der to-do-Liste: Ablenken.
Ich tat erstaunt und zog eine Braue hoch. "Val, ich wirke so? Ach was, ich bin bedrückt, wenn ich mir wöchentlich ein neues Möbelhaus suchen muss, in dem ich neue Einrichtungssachen kaufen muss, weil du irgendwie deine überschüssige Energie an meinen Möbeln ausläst. Du wärst wirklich gut in einem Beruf wo du Dinge zerstören kannst, meine Hübsche."
Ich lächelte zurück und gab ihr einen Klaps auf den Po als sie aufstand. "Und jetzt raus mit dir, damit ich dir eine Rechnung schreiben kann."
Valery: Ich stand auf und grinste ihn an. "Weißt du eigentlich wie furchtbar unbequem dein Bett war?" Ich zwinkerte ihm zu und streckte ihm wie ein kleines Kind die Zunge raus. "Sei froh, dass es jetzt kaputt ist. Wir können zur Abwechslung auch gerne mal zu mir gehen?!", schlug ich dann noch vor, aber da fiel die Tür schon hinter mir ins Schloss. "Okay, heute also nicht!", sagte ich noch laut, ehe ich mit klappernden Absätzen meiner mega heißen Pradaschuhe das Hochhaus verließ. Als ich draußen auf den vollen Straßen stand, warf ich mein langes, rotes, lockiges Haar zurück, kramte mein Handy aus meiner 5000-Dollar-Lederhandtasche und rief direkt mein Lieblingsmöbelhaus an. Dort arbeitete ein gewisser Mr Jey, der ebenfalls ein Vampir war und der wunderbar vertuschen konnte, wenn ich praktisch jede Woche irgendetwas Neues bei ihnen bestellte - wäre ja schon ein bisschen auffällig gewesen, wenn ich da immer persönlich aufgelaufen wäre. Jey tat mir diese Gefallen aber nur gegen gutes Geld, denn er war spielsüchtig und nahezu immer pleite. Ganz schön erbärmlich für einen Vampir - immerhin war der Gute sein ganzes, EWIGES Leben ein Opfer seiner Sucht. Auch wenn ich vor ein paar Jahren mal aus lauter Langeweile Psychologie studiert habe, war es mir trotzdem egal, wie es dem Idioten ging, der sollte schließlich nur seinen Job machen. Also rief ich Jey an, erklärte, was ich brauchte und in den nächsten zwei Stunden würde Edward ein komplett neu eingerichtetes Schlafzimmer vor seiner Tür stehen haben, inklusive Handwerker, der es auch aufbaute. Nun hatte ich meine Schuld wohl beglichen.
Da ich ein Vampir bin, machte ich somit auch sogleich auf den Weg, um das zu tun, was Vampire eben so tun - Essen jagen. Ich leckte mir begierig über die Lippen. Yummi.
Amy: Mein Name ist Amy und ich bin 22 Jahre alt. Ich wohne in meiner eigenen kleinen Wohnung, die vollgestopft ist mit einer riesigen Menge von Büchern - mein Steckenpferd - denn ich studiere Literatur und Geschichte. So manch einer würde mich bestimmt als Einsiedler bezeichnen, weil ich mich lieber auf meinen kleinen Balkon setze, um ein gutes Buch zu lesen, als auf irgendwelche Feten zu gehen, wo man sich nur sinnlos besäuft und Sex auf der Toilette mit Jugendlichen hat. Mir graust es noch heute davor, denn nachdem ich diese Partyphase schnell und mit einem sehr schlimmen Morgen und vielen alkoholbedingten Brechanfallattacken überstanden hatte, hatte ich die Schnauze gestrichen voll, aber naja, man konnte mir nichts vorwerfen, ich hatte es wenigstens probiert. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass ich gerne auch mal ausging; vor allem in kleine Bars, wo es leckere fruchtige und (natürlich) alkoholfreie Cocktails gab. Eine davon heißt "Moonshineclub" und es war wirklich toll da. Ich kannte den Besitzer mittlerweile ganz gut und Dank ihm konnte ich dort mein niedriges Studentenbafög mit Hilfe von kleinen Gitarrenkonzerten ein wenig aufstocken.
An jenem Abend war es wieder so weit und ich freute mich schon darauf. Ich konnte wirklich gut Gitarre spielen und ich war in dem kleinen Kreis der Stammgäste vom Moonshineclub auch schon ein wenig bekannt. Der Abend verlief in meiner Vorstellung wie immer, doch ich konnte nachmittags um vier ja noch nicht wissen, dass sich alles bisherige ändern sollte.
Edward: Ich schloss schnell die mehrfach verriegelte Tür meiner Wohnung und hörte, wie sie auf ihren geliebten Prada Schuhen davon stolzierte.
(Kleine Anmerkung: Männer seit vorsichtig, die Schuhe sind gefährlich und eine Frau die damit ultra heiß aussieht und darauf laufen kann, sollte man nicht unterschätzen. Puh! Ich weiß noch, wo ich sie aus Versehen in eine kleinere Auseinandersetzung mit Vampirjägern gezogen habe - eigentlich war schick Essen geplant - und danach waren zwar die Vampirjäger Hackfleisch, aber ihre Schuhe ziemlich verschmiert...und ich muss sagen, diese Frau ist zu einer Furie geworden! Manoman, das einzigste was mich da vor ihr gerettet war, dass ich ihr versprach, innerhalb von 24 Stunden ihr genau dieselben Schuhe zu besorgen. Diese Aufgabe hat mich echt ins Schwitzen gebracht! Aber naja, also behandelt die Lieblingsschuhe einer Frau mit Respekt!)
Eigentlich wollte ich sofort ins Schlafzimmer, bevor mir einfiel, dass es da wohl aussehen würde, als wäre ein Bombe mittlerer Größe dort explodiert. Also beschloss ich das Zimmer besser nicht zu betreten. Val würde sich (hoffentlich) um ein neues kümmern. Sie musste sich um ein neues kümmern! Ich warf mich auf meine blütenweiße Couch und schnipste einen Krümel auf den Echtholzboden. Die viele Zeit die man als Vampir hatte, war manchmal schwer zu füllen. Schlafen war ja schließlich nicht unbedingt notwendig. Aber so hatte man doppelt so viel Zeit um Geld zu scheffeln. Eigentlich hatte ich mehr als genug, aber man kann ja nie wissen.
Okay, Couch war langweilig und ich beschloss heute Abend die Nacht zu genießen. Die Zeit bis zur Dämmerung verbrachte ich dann damit, mir Hintergrundwissen und Pläne für meine Aufträge zusammen zu suchen. Als es dann dämmerte, stand ich frisch geduscht und schick, aber leger angezogen vor meiner Haustür, zog sie hinter mir zu und ich tauchte in den jetzt allmählich belebten Fluss der Stadt ein.
Amy:
Irgendwann rief Emily an - meine beste Freundin. Sie ist einfach unverbesserlich lieb und loyal. Ich mag sie wirklich sehr und bin ihr in regelmäßigen Abständen sehr dankbar, dass sie mich so oft besuchen kommt. Sie wohnt noch zu Hause bei ihrer Familie und ich beneide sie um den ganzen Trubel, der sie dort manchmal mit ihren kleinen Geschwistern umgibt. Bei ihr ist immer jemand da und das ist etwas, was ich nie kennen gelernt habe. Es war nie jemand zu Hause, wenn ich kam. Deshalb ist es für mich auch irgendwie normal, wenn ich von der Uni komme und es so ohrenbetäubend still ist in meiner kleinen Wohnung. ...Es wartet keiner auf mich.
Emily und ich quatschten eine ganze Weile miteinander, diskutierten über eine anstehende Hausarbeit, die wir nächste Woche abgeben sollten und lästerten über diesen seltsamen Jungen, der noch nie ein Wort gesagt hatte, auch wenn man ihn ansprach. Er malte immer nur seine Comics und wir spekulierten, ob er nicht doch lieber Kunst oder Grafik und Design oder was auch immer in dieser Richtung studieren sollte. Jedenfalls war er seltsam und sowas gab uns in jedem Fall einen Anstoß zum Tratschen.
Schließlich sah ich auf die Uhr und geriet beinahe in Panik, weil ich so furchtbar spät dran war. Ich verabschiedete mich von Emily und wünschte ihr noch einen schönen Abend. Gegessen hatte ich auch noch nichts, aber das musste jetzt ausfallen und mein Magen musste sich mit einer kleinen Banane begnügen. Ich machte mich in Windeseile fertig, schnappte mir meine Gitarre und erwischte den Bus dank eines Sprints noch gerade rechtzeitig. Die Fahrt dauerte im Feierabendverkehr immer eine gute halbe Stunde, denn der Moonshineclub lag auf der anderen Seite der Stadt. Ich mochte es, so lange Bus zu fahren. Ich beobachtete gern die Leute, die ein- und ausstiegen und hörte ihnen gerne beim Reden zu. Es gab so viele verschiedene Menschen und jeder hatte seine eigene Geschichte mit Höhen und Tiefen und mit individuellen Problemen und kleinen Ecken und Kanten. Ich weiß nicht, warum mich das so faszinierte; vielleicht lag es daran, dass ich mich eine Zeit lang nicht mit mir selbst beschäftigen musste. Aus nahezu dem gleichen Grund liebe ich es zu lesen - man kann in andere Welten abtauchen und sich mit den Helden der Geschichte identifizieren; alles hautnah miterleben und jeden Schnitt oder jeden Kuss miterleben.
Weil ich schon wieder ins Grübeln und Schwärmen geriet, verpasste ich beinahe die Haltestelle, an der ich aussteigen musste. Ich schwang mich aus dem Bus musste nur noch in die nächste Straße einbiegen, um zum Club zu gelangen, vor dem wie immer Kai, der Türsteher, patrullierte. Er lächelte mich an, als ich ihn grüßte und er hielt mir netterweise sogar die Tür auf. "Spiel heute wieder schön laut, ja? Will alles mitbekommen." Ich nickte ihm zu und musste grinsen, weil ich befand, dass so ein bulliger Kerl gar nicht in mein Musikreportoire passte; denn ich hatte eigentlich nur schnulziges, melancholisches Zeug auf Lager; naja, aber wenigstens war es selbst geschrieben.
Als ich die Bar betrat, sah ich direkt Joy, die ihr ausladendes Dekolltée über die Theke einem Kunden entgegen streckte. Ich verkniff mir ein Lächeln; denn wenn man herein kam, hätte man doch glatt meinen können, man sei in einem ganz anderen Milieu gelandet. An den kleinen runden Tischen saßen zerstreut schon einige Gäste, die sich unterhielten.
Der Barbesitzer Dave eilte aus dem hinteren Bereich hervor und begrüßte mich mit mit einem Kuss auf die Wange. "Hey, Amy. Du bist spät dran." Ich verzog keine Miene; da konnte ich nichts für. "Berufsverkehr", erwiderte ich laut, denn das Gemurmel der bisherigen Gäste war doch schon recht geräuschvoll. Er sagte nichts dazu und wies mich wie immer auf meinen Platz auf der Bühne, wo ich mich bereit machte. Ich stimmte noch eben schnell meine Gitarre und es konnte los gehen. Dave kündigte mich an und es wurde geklatscht. Ich freute mich, als ich noch eine paar Gäste herein kamen und legte direkt los.
Edward: Obwohl uns Vampiren die Sonne nichts ausmachte, hatte ich doch eine Vorliebe für die Dunkelheit. Das Nachtleben, die Schwärze und die Anonymität die einem die Dunkelheit schenkte, zogen mich wie magisch an. Vampire konnten gut im Dunkeln sehen, Menschen nicht. Alles Vorteile, um überwiegend nachts auf Beutezug zu gehen. Aber damit es nicht zu düster wird - ich verbringe meine Zeit auch sehr gerne in Clubs, auch die mit den reizenden, spärlich bekleideten Frauen, die wissen wie man sich anziehend bewegt. Nicht das ich das nötig haben würde, mit ihnen ins Bett zu gehen, aber ich sah ihnen gerne zu, wenn sie tanzten.
Heute war ich jedoch ziemlich unentschlossen, wo ich hingehen sollte (eigentlich untypisch für mich) und so schwang mich über eine Feuerleiter und einen Balkon - von dem ich fast wieder heruntergefallen wäre, da dort jemand sehr große, geblümte und nach alten Menschen riechende Unterwäsche hängen gelassen hatte. Die Frau musste mindestens Brüste bis über den Schambereich und Körbchengröße H besitzen. Es gruselte mich. Alte Omas waren nun wirklich nicht meine Welt!
Naja, ich landete auf dem Dach des Hochhauses und hockte mich auf einen kleinen Vorsprung. Von hier konnte ich gut über die Stadt blicken und obwohl es nicht besonders still war, strömten die verschiedesten Geräusche auf mich ein. Sirenen, eine Gang, die sich mit einer anderen prügelte, die Clubmusik der Nebenstraße, die Frau, die in einer Wohnung dieses Hauses unter mir ihren Mann mit einer Bratpfanne bedrohte, eine leichtes Mädchen, das ein anderes anzickte und oh, mir gegenüber vergnügten sich zwei auf dem Teppich, ab der Wand und landeten im Bett. Ich zog mich zurück und sprang zurück auf die Straße. Es war eigentlich lautlos gelandet, aber ich älterer Mann mit einem Bart, wie der vom Weihnachtsmann, sah mich mit großen Augen an. ER war anscheinend betrunken. Als er mich fragte, ob ich Batman sei, musste ich lachen und sagte, nein, ich bin viel besser. Damit drehte ich mich um und stoppte abrupt, als eine ganz leise Melodie an meine Ohren dran. Eigentlich waren die sanften Töne so gar nicht meine Richtung, aber ich folgte der Melodie unwillkürlich. Ich lief durch die Straßen und landete vor einer Bar, die ich bisher noch nie Beachtung geschenkt hatte. "Moonshineclub", las ich auf der blau beleuchteten Tafel. Ein Kerl stand vor der Tür - sowas war in dieser Stadt wirklich unabdingbar -, er hatte mich noch nicht bemerkt. Eigentlich wollte ich direkt wieder umkehren, da setze zu der wirklich melancholische Musik ein wunderschöner Gesang ein und ich betrat die Bar. Ich musste wissen, wer da so spielte und mich Dinge machen ließ, die ich sonst nie getan hätte. Es erstaunte mich, dass der Club so voll war, alle Tische waren besetzt, manche lehnten an der Wand. Zum Glück ergatterte ich noch einen Platz an der Theke. Als ich dann auf die Bühne sah, war ich echt enttäuscht und hätte beinahe fast gelacht. Da saß ein wirklich unscheinbares Mädchen. Graue Maus wäre ein bisschen gemein. Ihre Figur ließ sich unter dem weit geschnittenen, lässigen T - Shirt und der Jeans, erahnen und ich fand, dass sie ihre wahrscheinlich normale Figur dadurch nicht besonders verbesserte. Ach ja, das schlimmste waren ihre langen, braunen Haare, die gelockt waren und mich an einen Busch erinnerten. Sie hatte bestimmt vergessen sie zu bürsten. Grauenvoll! Dazu passte wirklich nicht diese schöne, zarte Stimme und die hinreißende Melodie, die sie aus der Gitarre zauberte. Und dann sah sie mich an.
Amy: Ich spielte, was das Zeug hielt und legte meine ganze Seele in jeden einzelnen Ton. Ich freute mich, dass plötzlich so viele Leute da waren, die mir gebannt und mit begeisterten Gesichtsausdrücken zuhörten. Es wurde so gut wie gar nicht mehr geredet, höchstens mal eine Bestellung abgegeben. Ich war stolz, denn die ganze Aufmerksamkeit lag auf mir und meiner Musik. Eigentlich war ich nie jemand gewesen, der gerne im Mittelpunkt stand und ich versuchte es auch jetzt noch mit allen Kräften zu vermeiden. Ich war schon immer lieber eine Figur am Rand gewesen, ich hatte auch einfach keine Führungsqualitäten. Es war für mich auch immer wieder ein Graus aufs Neue, wenn ich ein Referat in der Uni halten musste und ich hatte einen Professor, der sehr viel Wert auf freies Sprechen legte. Es war mir einfach verhasst.
Doch hier, wenn ich auf der Bühne stand und einfach spielte, war das anders. Mir war egal, wer mir zuhörte. Ich war auch einfach sicher, denn Gitarre spielen konnte ich wirklich gut.
Ich spielte schon über eine Stunde und die Bar war recht voll; dennoch hörte ich noch einmal die schwere Tür auf und wieder zu gehen. Im Grunde war mir gleichgültig, wer hereinkam. ...Doch diesmal war es anders. Der Typ, der Glück hatte und noch einen freien Platz an der Bar ergatterte, fixierte mich mit einem dermaßen abwertenden Blick, dass ich mich vor Schreck beinahe verspielt hätte. Meine Güte, was hatte ich dem denn getan?! Aufgeblasener Fatzke. Mit seinen tollen schwarzen Haaren und der Lederjacke, dem Hemd und der teuren Jeans symbolisierte er seinen Mitmenschen gleich, dass er etwas Besseres war als sie. Ich hasste solche Typen wie die Pest - an der Uni gab es massenhaft von solchen Proleten.
Sein eisiger Blick war unglaublich fesselnd und steif, dass er mich damit richtig verunsicherte und ich war froh, als mein Konzert dann zu Ende war; ich spielte nie länger als 90 Minuten. Ich bekam eine Menge Applaus, einige Zurufe und Pfiffe. Ich bedankte mich bei meinem Publikum, verneigte mich und verschwand hinter der Bühne, wo ich mich erstmal für einen Moment gegen die Wand lehnte. Ich hatte keine Ahnung, warum mich dieser Idiot so abwertend gemustert hatte und es ärgerte mich, dass ich mich davon so verunsichern ließ, das konnte mir ja wohl mehr als egal sein, was dieser Lackaffe von mir dachte. Und... trotzdem war sein Blick irgendwie seltsam gewesen... Anders eben und ich konnte nicht erklären, inwiefern das so war.
Ich seufzte, drückte mich von der Wand und holte mir meine Gage im Büro von Dave ab, ehe ich durch die Hintertür ins Freie lief.
Die Nacht war heran gebrochen und es war angenehm kühl nach der Hitze in der Bar. Der Wind prickelte auf meiner Haut und es tat richtig gut. Über funkelten die Sterne und ein großer sichelförmiger Mond. Ich machte mich schnell auf den Weg zur Haltestelle, ich wollte meinen letzten Bus nicht verpassen.
Ich lief schnell und erschrak, als ich plötzlich von ein paar seltsamen Typen aufgehalten wurde. Ich lief direkt in sie hinein, weil sie sich vor mir aufgebaut hatten und ich Esel war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass ich es gar nicht bemerkt hatte. Könnte sein, dass sie mich auch schon verfolgt hatten... Ich wusste es nicht; jedenfalls machten sie mir Angst. "Hey, Süße, du bist doch die, die immer in dieser Bar trällert...", sagte einer der Kerle und ich blickte mit großen Augen zu ihm auf. Er sah aus wie ein Hopper mit seiner schief sitzenden Bagge-Jeans oder wie man die Dinger auch immer nannte, die man so tief tragen muss, damit man mindestens die halbe Boxershorts darunter erkennen konnte. Außerdem hatte er seine Kappe schräg aufgesetzt und sah damit natürlich äußerst cool aus. Vor allem seine dicke Goldkette funkelte im Dunkeln und er sah damit aus wie eine Bulldogge, die man von der Leine gelassen hatte. Seine Kumpels unterschieden sich nicht großartig von ihrem scheinbaren Anführer.
Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte, denn mir war vor Angst doch glatt die Stimme im halse stecken geblieben. Es war ja wohl wirklich nicht schwer zu erkennen, dass diese Jungs keine Fans von mir waren und meine Musik auch nicht besonders toll fanden.
"Na, wie viel Kohle haste heute wieder gekriegt?", fragte der Gang-Anführer und trat mit ausgestreckte Hand mutig auf mich zu.
Ah, daher lief der Hase also. Sie wollten das Geld. Es war mir alles egal, so lange sie nur nicht meine Gitarre haben oder kaputt machen wollten. Ich wich somit instinktiv einen Schritt zurück, was ein dummer Fehler war, denn ich war mittlerweile umzingelt und landete direkt in den Armen von einem der Kerle. Ich wurde mit festem Druck an den Schultern gepackt und ich zuckte unweigerlich zusammen. "Ihr könnt das Geld haben!", sagte ich leise, ängstlich und verzweifelt. Ich hatte wirklich Angst und ich fragte mich ernsthaft, was diese Jungs mit mir vor hatten.
"Das hätten wir uns sowieso genommen...", erwiderte der Anführer grinsend und machte noch einen Schritt auf mich zu. Er strich mit ausgestreckter Hand über meine Wange - eine Geste, die in mir den puren Ekel hervor rief und hätte ich vorhin mehr als nur eine kleine Banane gegessen, hätte ich mich auch sicherlich auf seine teuren Hopper-Sneakers übergeben. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so mutig sein könnte, doch ich riss mich tatsächlich von diesem Penner los, der mich fest hielt und machte mir mit meinen Ellbogen eine Lücke zwischen den anderen, aus der ich ausbrach.
Ich hätte wahrscheinlich ein Langstreckensprinter sein müssen, um diesen Typen entgehen zu können. Natürlich waren sie schneller als ich. Der Anführer packte mich am Arm und riss mich gewaltsam zu sich, wobei er mir auf äußerst schmerzhafte Art das Handgelenk verdrehte und ich deshalb direkt aufkeuchte. "Du kannst es doch kaum noch erwarten...", hauchte er begierig in mein Ohr und ich spürte, wie sein feuchter Atem meinen Hals stich. Meine Nackenhaare stellten sich auf. "Nimm deine dreckigen Hände weg!", schrie ich ihn an, doch zeitgleich zog er mich in eine dunkle Gasse; seine Kumpanen folgten ihm gehorsam und ich kassierte direkt eine Ohrfeige für meinen Widerspruch. Er drückte mich mit kräftig an die Hauswand hinter mir und hielt meine Handgelenke fest umklammert. Ich spürte sein Knie zwischen meinen Beinen. "Noch ein kleines Wort...", sagte der Anführer drohend und ich musste den Kopf zur Seite drehen. Ich konnte seine Berührung kaum ertragen. "Lass mich-" Ein Faustschlag brachte mich schnell zum Schweigen und ich spürte, wie mir die Tasche mit der Gitarre von der Schulte gerissen wurde. "Hey, nein. NEIN!", kreischte ich, doch da war es schon zu spät. Die Gitarre, das einzige Stück, das ich von meinem toten Vater hatte, wurde aus der Tasche genommen und direkt neben den nächsten Glascontainer gedonnert. Das Holz zerbarst und die Saiten wurden entzwei gerissen.
Ich spürte einen richtigen Stich in meinem Herzen und begann nun, mich vor lauter Wut mit Händen und Füßen wie von Sinnen zu wehren. Leider brauchte es nur noch drei Schläge seitens des Anführers und ich war dazu genötigt, meinen Körper diesen Gangstern zu überlassen, da mir das Bewusstsein entglitt und ich nicht stark genug war, um bei mir zu bleiben.
Valery: Ich war gerade sehr intensiv damit beschäftigt, einen Menschen mit der leckeren Blutgruppe 0 auszusaugen, als mein Handy zum ungefähr zwölften mal klingelte. Genervt ließ ich den nun wirklich bis aufs letzte Tröpfchen leer gesaugten Körper fallen. Ich zog ein blütenweißes Taschentuch aus meiner Jackentasche und wischte mir über die Lippen. Man sollte schließlich nicht sehen, dass ich mich gerade wie ein hungriges Monster benommen hatte.
Das Klingeln in meiner Tasche erstarb und ich war mich sicher, dass derjenige, der zwölf mal anrief und es bis zur Mailbox klingeln ließ, es auch noch ein dreizehntes Mal probieren würde. Also griff ich natürlich erstmal zu meiner Puderdose, frischte mein Gesicht ein wenig auf und holte dann mein silbernes Feuerzeug hervor. Ich war auf einem abgelegenen Industriegelände und irgendwo musste es hier doch ein wenig... Oh, da hatte ich schon, was ich suchte. Es musste ein wenig lächerlich ausgesehen haben, wie ich etwa dreißig Schritt entfernt mit dem Benzinkanister in der einen und der Pradahandtasche in der anderen Hand zu meinem Opfer zurück stöckelte, während ich mitten in der Nacht eine Sonnenbrille in meinen roten Locken wie ein Krönchen trohnen hatte. Naja, ist ja eigentlich auch völlig unwichtig. Jedenfalls kippte ich den ganzen Sprit auf den toten Körper, warf mein Taschentuch mit den verräterischen Blutflecken dazu und steckte alles in Brand. Es gab eine kleine Explosion, doch das störte mich wenig, da ich quasi schon über alle Berge war. Natürlich klingelte mein Handy wieder. Diesmal ging ich auch dran. "Valery van Halen am Apparat", meldete ich mich wahrheitsgemäß und zuckersüß, als hätte ich gerade keine Leiche inklusive kleines Fabrikgelände in Brand gesteckt. Oh, es war Jeys aufgebrachte und nervöse Stimme, der spielsüchtige Idiot aus dem Möbelhaus. "Wie bei der Adresse ist keiner zu Hause?!" Ich stöhnte genervt. Wo steckte dieser Idiot Edward denn schon wieder? Dass der sich nachts aber auch immer auf der Straße herumtreiben musste. Also musste ich das mal wieder in die Hand nehmen. "Okay, keine Panik, Jey, Jey. Ich regle das schon. Und komm mal wieder runter." Der Kerl war schon wieder völlig von der Rolle. Wahrscheinlich schon wieder auf Casinoentzug. "Spiel Gameboy oder so." ich legte auf und war in Windeseile vor Edwards Wohnung. Ich hatte es aber nicht so eilig, die Treppen hinauf zu steigen, obwohl ich dabei ungefähr 50 mal so schnell gewesen wäre wie mit dem Aufzug.
Elegant verließ ich meine Fahrgelegenheit, als ich oben angekommen war, wo bereits jede Menge Kisten und drei Handwerker standen. "Hey Jungs", sagte ich lächelnd und bahnte mir einen Weg zur Haustür. Natürlich hatte ich keinen Schlüssel zu Eddys Wohnung, aber den brauchte ich auch gar nicht. Ich packte mein Dietrichset aus und fummelte eine Zeit lang an dem Schloss herum, wobei ich die Blicke der Handwerker in Karohemden und Blaumännern auf meinen äußerst wohlgerundeten Hintern spürte. Ich knackte das Schloss schließlich und drehte mich zu ihnen herum, bevor ich sie herein ließ. "Okay, wehe einer von euch glotzt mir noch ein Mal auf den Arsch; ihr werdet sofort gefeuert, verliert euer Haus oder die Wohnung, verliert eure Frau, eure Kinder, sogar die Katze und landet in der Gosse. Kapiert?" Alle drei schauten mich mit großen Augen an, doch die Botschaft schien angekommen zu sein und ich ließ sie eintreten. "Also, es geht um das Schlafzimmer, die Treppe rauf und oben rechts. Der Kühlschrank und der Safe sind absolut tabu. Ich will, dass ihr drei Hübschen schnell arbeitet. Vielleicht gibts dann auch ein Leckerli in Form von ein bisschen Kohle oben drauf. Und macht nicht allzu viel Krach, wir sind hier schließlich in einem Panthouse." Es war schon fast abartig, wie sehr mir die Handwerker aus der Hand fraßen und wie sie sich ins Zeug legten. Ich beachtete sie nicht weiter und warf mich auf Edwards blütenweiße Couch, wo ich meine Lieblingsklatschzeitung auspackte und die Beine auf dem Glastisch ausstreckte. Oh, nächsten Freitag würde es eine Mega Royal Hochzeit in England geben. Das klang ja wirklich interessant... Mal sehen, ob ich wohl auch eingeladen war.
Edward: Dieses Mädchen verzog verwirrt ihr Gesicht, als mein Blick den ihren traf. Ich sah in ihrer Mimik, wie ich sie verunsicherte, als ich all meine Verachtung und Kälte in meinen Gesichtsausdruck legte und fast hätte sie sich verspielt. Dann löste sie sich und konzentrierte sich mich nicht mehr anzusehen.
Dann zog verärgert die Luft ein und musste auch noch feststellen, dass sie wahnsinnig gut roch. Mein Verlangen nach ihrem Blut wuchs und ich zwang mich zur Selbstbeherrschung. Nach der Show würde ich meinen Hass und meinen Durst an jemandem auslassen der mir auf meinen Rückweg quer kam. Ich schürte die Vorfreude auf frisches Blut und bekam so nur halb mit, dass sie ihr Lied beendete und sich ungeschickt verbeugte. Alle klatschten und jemand neben mir stieß mich an, riss mich so aus meinen düsteren Gefühlen. Er grinste mich an und sagte: "Wahnsinn, Amy hat heute wieder wunderbar gespielt. Ihre Musik berührt mich hier." Er deutete auf sein Herz - es war schwach. Ich sah ihn kalt an, als er mich anlächelte und drehte mich abrupt um.
Amy hieß sie also. Ihr Herz schlug schnell und sie lächelte die vielen Menschen kurz an, bevor sie hinter der Bühne verschwand. Ich bestellte mir einige hochprozentige Schnäpse, die mir die Thekenfrau misstrauisch einschenkte und mich aus den Augenwinkeln beobachtete. Diese Frau war nicht dumm.
Ich war ein bisschen länger geblieben, als ich vorgehabt hatte und rempelte einige von diesen schwachen, stinkenden, dummen Menschen an, die keine Anstalten machten, mir den Weg freizugeben, als ich den kleinen Club verlassen wollte. Ich verabscheute diese...mir fiel kein Wort für meine Verachtung ein, so groß war sie. Das ich auch mal einer von diesen gewesen war - ich hatte mir geschworen nie daran zurück zudenken. Ich platzte beinahe vor Wut und verschwand schnell in der nächstgelegenen dunkeln Gasse. Als erstes traf meine geballte Faust eine Mauer aus Stein, die den Weg in die nächste Gasse versperrte. Jetzt zerbarst sie und ich hinterließ einen Schutthaufen. Mein Handrücken riss auf und schloss sich Sekunden danach wieder. Dieser Zustand war gefährlich, zwar wurden alle körperlichen Eigenschaften, wie Stärke, Geschwindigkeit, Ausdauer, Schmerzressistenz und so maximiert, aber man Verlor leicht die Kontrolle und wurde zu einer Kampfmaschine, die ziemlich schwer aufzuhalten war. Ich ging auf die Knie und presste meine Fäuste in den Boden. Ich zwang meine Gedanken zur Seite und atmete langsam. Meine Wut zog sich zurück und ich konnte wieder klar denken.
Es war wohl Zeit nach Hause zu gehen. Besser mit erhöhter Geschwindigkeit über die Dächer zu sprinten.
Doch plötzlich stoppte ich, als ich etwas hörte... Ich war jedoch so schnell, dass ich einen Salto machte und auf der Straße landete. Das hatte bestimmt cool ausgesehen. Ich sah mich um. Okay, es hatte niemand gesehen. Aber ich sah etwas: Am anderen Ende der Straße lief Amy vor einer Gruppe von Typen davonlief, sie kam keine vier Meter weit und wurde brutal zurückgerissen. Sie zerrten sie in eine Gasse. Ich drehte mich um. Was kümmerte mich dieses unsichere Mädchen? Das ging mich doch nichts an. Ich war nicht der Held. Doch ich wusste, was sie mit ihr machen würde, ich wusste, dass sie keine Chance hatte. Das würde ihren Tod bedeuten. Mein Blick verschwamm. Ich sah die blauen Augen, die vor Angst und Pein schrien, das schmerzverzerrte Gesicht, als die betrunkene Soldatengruppe sich die junge Frau geschnappt hatte. Ich hätte etwas tun können, auch da war ich schon ein erfahrener Vampir gewesen. Aber ich hatte mich umgedreht und war davon gegangen. Ich schüttelte die schlimmen Gedanken ab, aber die Schreie der Frau blieben. Ich biss die Zähne aufeinander. Was ging es mich diesmal an? Was? Und dann hörte ich wie sich schrie. Nur ganz kurz, aber ich zögerte nicht mehr. Als ich in die Gasse trat, erfasste ich schnell die Situation: Kleine Gasse, die nach geradeaus noch weitere Seitenläufer nach links und rechts führte, die Typen befanden sich in der ersten Abzweigung auf der rechten Seite. Eine Mauer versperrte den weiteren Weg, gut für die Typen mit ihrem Opfer, das nicht fliehen konnte, besser für mich, da auch sie sich den Fluchtweg abschnitten. Ihre Gitarre war neben einem Glascontainer in Einzelteile zerlegt worden und sie lag selbst bewusstlos auf dem Boden. Einer der Typen, ich hatte einen weniger schönen Blick auf seine Boxershorts, beugte sich über sie und riss an ihrem T – Shirt. Die anderen standen daneben, glotzen dumm und filmten. Diese Perverslinge! Das Shirt riss, aber weiter kam er nicht. Ich war mit einem Satz bei ihm, ließ ein unmenschliches Knurren hören und schleuderte ihn an die nächste Wand. Das Überraschungsmoment war auf meiner Seite und die Typen ohne Sinn für Stil, sahen mich entsetzt an. Dann löste sich ihre Starre und sie brüllten: „Alter, was willst du denn, du Pisser! Bist du krank oder was?!“ Neben mir stöhnte der Typ, der gegen die Mauer geklatscht war und rappelte sich auf. Er zog ein Messer und griff mich an. So ein Spinner! Ich lachte ihn aus und war vor ihm mit meiner Faust in seinem Gesicht und es knackte, als die Nase brach. Er stöhnte und sackte zusammen. Damit brachen die anderen in Panik aus und er erste beschloss sich zu verpissen. Schade, schade. Menschen sind so langsam! Ich riss ihn in die Luft und rammte ihn mit meiner Faust auf seiner Brust in den Boden. Ich brach ihm das Brustbein und wahrscheinlich noch ein paar andere Knochen. Sein Schrei erstarb, und Blut spritze. Den Typen war der Weg versperrt und ich machte mir einen Spaß aus dem Entsetzen der anderen. Waren noch zwei unversehrte und der auf dem Boden liegende, mit der gebrochenen Nase. Ich hob die Leiche hoch, biss in seinen Hals und ließ die Typen sehen, wie ich das Blut aus seinen Adern saugte. Oh! Da war wohl Heroin in seinem Blut. Bäh! Ich ließ ihn fallen, wischte mir den Mund ab und grinste die zwei an. Der eine machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber ich war schon bei ihm und brach ihm das Genick. Sein Nebenmann stolperte zurück und ich trat nach seinem Bein. Erwischt! Er schrie, als er sein grotesk abgeknicktes Bein und den Knochen heraus blitzen sah; dann fiel er ihn Ohnmacht. Ich tötete ihn und wandte mich dem Typen zu, der sich an Amys Bluse zu schaffen gemacht hatte. Er versuchte sich aus meinem Griff zu winden, aber mein Griff war eisern und ich war voller Hass. „Na du Wurm, was jetzt?“, fragte ich kalt. Er sah mich angsterfüllt an, erwiderte aber nichts. „Was soll ich jetzt mit dir machen? Dir deine Eier abschneiden?“ Ich grinste ihn an und seine Augen weiteten sich.
Da begann es zu regnen und ich entschied mich gnädig zu sein. Schließlich lag da das Mädchen halb nackt. Ich wünschte ihm etwas schlimmeres, aber er bekam einen schnellen Tod. Ich stand auf. Was für eine Sauerei! Das würde mich, ein bisschen was kosten. Ich zog mein Handy aus der Tasche und wählte die Kurzwahlnummer „3“. Die Nummer für Vampir bedingte Reinigungsmaßnahmen. Die würde hier alles blitzeblank und so hinterlassen, als wäre nie etwas geschehen. Da sie in wenigen Augenblicken hier waren, beschloss ich nicht zu warten. Jetzt musste ich das Mädchen mitnehmen. Mir wurde langsam bewusst, was ich mir da eingebrockt hatte. Sie sah echt erbärmlich aus. Ich zog Hemd und Lederjacke aus und zog ihr die Sachen an. Sie fühlte sich ziemlich kalt an. Ich hatte mich kaum ein paar Meter entfernt, als schon der Reinigungstrupp eintrat. Lady Victoria Corres, die Chefin höchstpersönlich, stieg mit aus und ich nickte ihr zu.
Als ich vor meiner Haustür stand, wusste ich das Menschen hier gewesen waren, der Geruch haftete überall. Und Valery war da gewesen. Hey! Sie hatte meine Tür aufgeknackt! Ich schrieb auf meine to – do Liste: Panzertür besorgen. Aber ich hatte gerade andere Probleme. Amy stöhnte leise, ich betrat die Wohnung und fand Valery auf meiner Couch. Sie zog die Augenbrauen hoch. „Val, ich glaube, ich brauche deine Hilfe.“
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Tag der Veröffentlichung: 05.03.2012
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