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INHALT

01 Das Hässliche stirbt im Schönen
02 Das Restaurant in Utopia
03 Der letzte Trumpf wurde verspielt
04 Ein Engel hat sich auf einem Pfahl aufgespießt
05 Im Mordrausch schreien Nymphen laut
06 Sie werden nie wieder ihre Augen öffnen
07 Wenn ich erst einmal groß bin
08 Wer hat die Rose gebrochen
09 Wieso kümmert sich niemand um Niemand


01 - Das Hässliche stirbt im Schönen

Ich lausche dem ersten Gesang
Die Vögel erwachen
Die Blumen leben auf
Es endet die Nacht
Der Tag beginnt
Schwer liegt den Nebel
Noch schwerer der Tau
Kalt ist die Luft
Und unsagbar rein
Das Atmen fällt mir leicht
Doch das Sehen nicht
Dunkel ist es noch
Obwohl die Sonne aufgeht
Ihre Wärme erfüllt die Gegend
Kraft durch Wärme
Die Menschen erwachen
Ihre Tische sind gedeckt
Dort, ein Bär
Er führt seine Jungen
In die große, weite Welt
Ich will mit ihnen ziehen
Aber ich kann nicht weg
Gebunden an diesen Ort
Muss ich verharren
Bis ich verfault bin
Ihr habt mich vergessen
Nun soll es hier enden
Welch ein Gegensatz
Das Hässliche stirbt im Schönen


02 - Das Restaurant in Utopia

Einen Tisch für Zwei
Recht gerne, dort drüben
Vor dem Fenster, undurchsichtig
Was darf es sein
Ich empfehle Krabben mit Brot
Vom gestrigen Tage
Oder Erdnüsse auf Schnitzel
Welches noch gefroren
Ein bisschen Pizza mit Marzipan
Zum Appetit verderben
Oder ein Bier von der Kakaobohne
Einen Schuss Tee in ihren Erdbeersaft
Oder lieber einen Keks dazu
Was hätten Sie gerne
Sagen Sie es mir
Ich bin ihr Kellner
Ihr Diener
Ihr Sklave
Ich gebe ihnen Trinkgeld
Weil ich Sie bewirten darf
Was wollen Sie
Ein Steak aus der Nierengegend
Von einem Schwarzen
Kommt sofort
Und die Dame
Einen Salat mit Käsehäppchen
Gerne, gerne
Das macht dann siebenhundert Taler
Blitzeblank poliert
Haben Sie Wechselgeld
Oder kann ich es Ihnen passend geben
Bitte sehr, bitte gleich
Auf Wiedersehen, der Herr
Auf Wiedersehen, die Dame
Wir liefern Ihr Essen nach Hause
Auf Wiedersehen
Im Restaurant in Utopia


03 - Der letzte Trumpf wurde verspielt

Das war es
Aus und vorbei
Der letzte Zug ist abgefahren
Die Türen sind geschlossen
Das Fenster bleibt versperrt
Der Fluchtweg ebenso
Alles Hoffen ist vergebens
Beten ebenso
Ein Stein sitzt an dem Platz deines Herzens
Wo einst die Liebe wuchs
Kein Weg vorwärts
Kein Weg zurück
Ich sinke in meine Welt zurück
Komme zurück zu euch
Zurück von Wolke Sieben
Wieder in der Hölle
Wo ich jeden Pfeiler kenne
Kein Weg mehr Neuheit bringt
Alle Gesichter vertraut
Und Abläufe verinnerlicht sind
Ich dachte, ich wäre der Mann
Der dich auf ewig besitzt
Dessen Leben du vergoldest
Doch du warst nur eine Hexe
Die mein Leben mir vergiftet
Deinen Apfel warf ich fort
Dein Gift bekam der Hund
Die Säure tranken die Fischer
Der Kamm ist zerbrochen
Die Pistole nicht geladen
Das Messer ist stumpf
Jetzt bin ich am Zug
Empfange die Rache
Der letzte Trumpf ist verspielt
Ich lege meine Karten vor mir nieder
Genau wie deinen toten Leib
Den ich einst liebte


04 - Ein Engel hat sich auf einem Pfahl aufgespießt

Hört, hört
Sie haben ihn gefunden
Heute Morgen
Vor der Kirche
Er lag ganz ruhig da
Ein Lächeln zierte seine Lippen
Ist es ein Judasengel
Oder ein Satanskind
Eine Missgeburt
Etwa ein Bastard
Sicher war er eitel
Eitler als alle anderen
Unsympathisch
Hässlich
Inzestprodukt
Liegt der Lump da
Als wäre nichts geschehen
Seht euch die Sauerei an
Was das wieder kostet
Wir haben auch nicht so viel Geld
Da muss die Kollekte heran
Der ganze Weg besudelt
Blutverschmiert
Suizid im Himmel
Ist Gott tot
Ist das ein Zeichen
Steht das Armageddon bevor
Sein Heiligenschein ist verrutscht
Das Kleidchen besudelt
Zerzaust ist das Haar
Die Augen aufgerissen
Ein Engel hat sich auf einem Pfahl aufgespießt


05 - Im Mordrausch schreien Nymphen laut

Anmutig das Antlitz
Rosig die Haut
Ihr Leib nach der weiten Welt
Nach exotischen Gerüchen
Sie sitzen dort am See
Kristallklares Wasser umspielt ihren Körper
Gleitend durch die Wogen
Ertönt ihr anmutiges Lachen
Voller Freiheit, voller Begierde
Es sind die Nymphen
Die dort ihr Bad nehmen
Doch der Schein ist nur Trug
Erzürnst du die Schönheiten
Wirst du es bereuen
Im Mordrausch schreien Nymphen laut
So laut, dass die ganze Welt es hört
Auch wenn sie nach Kätzchen aussehen
Sind sie doch ausgehungerte Tiger
Denn Schönheit fordert ihren Preis
Den Verlust der Werte
Rücksichtslos weiden sie ihre Opfer aus
Benutzen die Eingeweide als Schmuck
Nähen sich ein Kleid aus Haut
Grillen das Fleisch über dem Feuer
Feiern ein Fest
Auf deinem Grabe


06 - Sie werden nie wieder ihre Augen öffnen

Besinne dich auf das Jetzt
Miss' dich nicht an deinen Fehlern
Lebe in der Gegenwart
Lade keine vergangene Schuld auf dich
Und knie vor keiner Erbsünde nieder
Das macht die Toten auch nicht wieder lebendig
Sie werden nie wieder ihre Augen öffnen

Bleibe im Diesseits
Lebe dein Leben
Eines Tages ist auch das vorbei
Und dann stehst du da
Wohin willst du gehen
Was willst du machen
Du siehst nichts
Du bist blind, wie sie
Sie werden nie wieder ihre Augen öffnen

Nimm' jede Hand, die du bekommen kannst
Auf das sie sich leiten mag
Wenn die Dunkelheit hereinbricht
Sollte sich die Geschichte wiederholen
Dann ist es nicht alleine deine Schuld
Tilge die Schuld der Massen
Und lassen deine Augen zu
Mache es wie die Toten
Sie werden nie wieder ihre Augen öffnen


07 - Wenn ich erst einmal groß bin

Wenn ich erst einmal groß bin
Werde ich Model
Manager
Star
Wenn ich erst einmal groß bin
Werde ich Richter
Forscher
Arzt
Wenn ich erst einmal groß bin
Werde ich Anwalt
Fachmann
Helfer
Wenn ich erst einmal groß bin
Werde ich Maurer
Dachdecker
Tischler
Wenn ich erst einmal groß bin
Werde ich Schwarzarbeiter
Hartz Vier Empfänger
Vergessen werden


08 - Wer hat die Rose gebrochen

Eben war sie doch noch da
Die wunderschöne Rose
Wer hat sie gebrochen
Warum wurde sie dem Garten entrissen
Weshalb so plötzlich
Wer hat es gesehenen
Kann jemand den Täter nennen
Sein Motiv, seine Absicht
Wieso bricht jemand die Rose
Die immer so sorgsam gehegt
Hätte er die andere genommen
Hässlich ist sie
Ist sie es nicht
Schön war die andere Rose
Frisch wie am ersten Tage
Stark wie zur Lebensmitte
Und doch fragil wie am Ende
Gebrochen, gebrochen
Wer hat die Rose gebrochen
Ein Mord, es ist Mord
Wer nahm mir mein Kind


09 - Wieso kümmert sich niemand um Niemand

Der alte Mann steht am Morgen auf
Isst und liest
Was die Zeitung so schreibt
Der Kaffeegeruch ist stark
Es riecht nach Geborgenheit
Seine Enkel wüssten dies zu schätzen
Doch sind sie nicht hier
Plötzlich
Ein Ruck
Ein Zucken
Ein Ende
Oder ein neuer Anfang
Das Telefon schrillt
Niemand nimmt ab
Keiner kann das Klingeln beenden
Ob sich jemand sorgt
Vielleicht
Manchmal dauert es auch Tage
Denn er ist ganz alleine
Nur wer etwas braucht
Kommt vorbei
Um es zu erbetteln
Zu erschleimen
Oder um sein Gewissen zu beruhigen
Niemand kann ihm helfen
Wer ist dieser Niemand
Liegt er jetzt auf dem Boden
Gerade jetzt
Entflieht sein letzter Atemzug
Ist das Niemand
Wieso kümmert sich niemand um Niemand
Wäre Niemand doch bloß nicht aufgewacht
Niemand, hörst du mich
Niemand ist entschlafen
Kein Verlust, da es niemand war


Impressum

Texte: Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 08.02.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
In stiller Anerkennung seiner Taten gewidmet: Niemand.

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