Mein Zeitgenosse, der Schmerz
Angst, Wut und Verzweiflung.Und natürlich der all-samt umfassende Schmerz, den Schmerz, den ich schon seit, um die Daumen gepeilt, hundert Jahre ertragen muss.
Mit der Zeit dachte ich, er würde weniger werden, aber er tat es nicht. Er war noch genauso schlimm wie am ersten Tag. Lichtblitze traten mir in Augen, Bella und ich, im Wald. Ich verabschiedete mich gerade von ihr.< Nein, nicht weiter denken... Es ist vorbei, ich muss nicht immer wieder daran denken.... Bitte nicht heute noch einmal, bitte, bitte nicht.>
Bevor der Schmerz mich überrannte, wie so häufig, lief ich, nein, ich floh nach draußen. Ich konnte nicht länger in diesem Zimmer bleiben, ich wollte raus, aber ich wusste, dass das mich auch nicht wirklich ablenken konnte. Das einzige Gute daran war, das meine Familie das nicht mit ansehen musste, was sie trotzdem schon viel zu oft mit angesehen hatte.
Immer wieder erinnerten sie mich mit ihren Gedanken an...an mich. Ich sah mich immer wieder in Esmes Augen, wie ich vor ihr zusammenbrach, immer und immer wieder, Tag ein, Tag aus.
Nein, meine Familie musste schon genug durchmachen. Sie würden mich nicht schon wieder zusammenbrechen sehen. Ich musste einfach nur irgendwie hier raus...
Aber es war zu spät, der Schmerz hatte mich mal wieder Bewegungsunfähig gemacht. Meine Gedanken schweiften ab und brachten mich zu Orten, die mir noch mehr Schmerz zufügten. Ich bekam gerade noch soviel mit, das ich wie verrückt zitterte. Als ich in ein Vampir gewandelt wurde, dachte ich, dass ich den schlimmsten und grausamsten Schmerz überwunden habe. Ich dachte, ich weiß nun was Schmerzen sind, jetzt ist mir klar,ich hatte mich getäuscht. Die Schmerzen der Verwandlung waren nichts zu den Schmerzen, die ich jetzt hatte, die ich mir selber zugefügt habe. Nein, ich würde lieber noch 10 - mal, ach was sag ich da, 100 - mal die Schmerzen haben, die die Verwandlung mit sich bringen, als diesen Schmerz auch noch eine Sekunde ertragen zu müssen. Aber ich wusste das Das nicht geht, leider. Also überließ ich mich den Schmerz, mal wieder.
Die Schmerzen der Verwandlung dauerten nur drei läppische Tage, die Schmerzen, die ich mir selbst zugefügt habe, indem ich meinen einzige und wahre Liebe verlassen habe, diese Schmerzen folterten mich schon seit ungefähr hundert Jahren. Dieser Schmerz war lähmend, es fühlte sich an, als hätte ich mir selber das Herz und die dazugehörige Seele aus der Brust gerissen und eine tiefe Wunde hinterlassen, die sich nicht heilen lässt, nie und nimmer, das wusste ich inzwischen.
In mir war nichts mehr, ich war nicht mehr ich. Denn ich hatte alles bei ihr gelassen, weil ich dort hingehörte, aber tat ich das überhaupt? Eigentlich war es falsch. Aber, wie konnte etwas, dass sich so gut anfühlt, so falsch sein? Ich hatte Angst, Angst davor, das ich nie darüber hinweg kam, aber, wollte ich das überhaupt? Nein, der Schmerz war ein Beweis dafür, das es sie, das es" uns" einmal wirklich gab. Ich hatte Angst, das ihr leben nicht so verlief, wie ich es mir für sie gewünscht hätte, das sie Heiratet und Kinder und Enkelkinder bekommt. Wenn es wirklich so etwas wie ein Gott gibt, dann musste es so sein. Was anderes hätte Bella nicht verdient. Es musste einfach so sein. Sie musste ein glückliches Leben gehabt haben.
Aber was, wenn sie es nun nicht hatte? Wenn sie nun nicht glücklich war? Die Angst darum, dass sie nicht mit ihren Leben zufrieden war, nagte an mir. Sie wandelte sich bald in Panik und dann in pure Verzweiflung. Vielleicht hatte ich ein Fehler gemacht, wie schon so oft.
Und auf einmal wurde ich wütend. Wütend auf mich selbst, Wut, der sich in Hass umwandelte, wenn ihr irgendetwas passiert war, wäre ich daran Schuld. Das wusste ich.
Seit 100 Jahren hab ich nun nichts mehr von ihr gehört. Mittlerweile war sie bestimmt schon Tod.
Ein neuer, stechender Schmerz durchfuhr mich, wenn sie nicht mehr lebte, waren musste ich mich dann mit diesen Nicht-Leben auseinander setzen. Aber ich wusste warum. Das bin ich meiner Familie schuldig. Nachdem ich ihnen eine geliebte Schwester und Tochter genommen hatte. Wir waren seit dem, seit dem Ende keine richtige Familie mehr. Ich war nicht gerne bei ihnen und versteckte mich hier oben in meinen Zimmer. Ich hielt das einfach nicht aus. Wie sie sich in die Arme nahmen und sich auf schnulzige Weiße beteuern, wie sehr sie sich doch liebten.
Sie hatten sich alle sehr verändert. Hier in diesem Haus, wir müssen bestimmt bald wieder umziehen, wird nicht mehr gelacht. Selbst Emmett blickt nur noch finster drein. Esme und Carlisle stürzen sich in Arbeit, damit sie nicht immer an die eine denken, obwohl sie es doch immer tun. Jasper flüchtet manchmal vor uns, weil er unsere Gefühle nicht aushält. Und Alice, die immer furchtbar nervtötende Alice, die hibbelige und stürmische Alice, ist ein in sich gekehrtes, kleines Mädchen geworden. Rosalie war einfach nur, wie immer, sie verschwendete kaum einen Gedanken an Bella, doch für ihre Verhältnisse, waren es schon recht viele Gedanken. Und dann noch ich, der Junge der keinen mehr an sich heran lässt. Verluste hinterlassen nun mal Narben, weil man merkt, wie tief man verletzt werden kann. Nicht einmal Esme macht sich noch die Mühe, mich aufzuheitern. Manchmal probiert Alice es, das endet dann aber immer damit, das wir uns heulend in den Armen nehmen und uns versuchen gegenseitig zu trösten.
Ja, ich war wütend, weil ich auch meine Familie kaputt gemacht habe, anstatt nur mich selbst.
Angst, Wut, Verzweiflung und Schmerz, Gefühle die ich nur allzu gut kannte. Aber die einzigen Gefühle, die ich fühlen konnte.
Ich bin dein...
Ich beruhigte mich die ganze Nacht nicht wieder. Meine Pläne, raus zu gehen und mich dort den Schmerz zu überlassen, waren wie weggeblasen. Denn der Schmerz hielt mich fest und ich konnte mich nicht losreißen. Ich brachte einfach keine andere Gefühlsregung mehr zustande, auch wenn ich gewollt hatte. Es ist mir egal, ob mich meine Familie schon wieder zusammenbrechen sieht...
Es ist mir alles egal!
Ich nahm kaum noch meine Umwelt war. Ich merkte nicht, dass ich vor der Türklinge stand und mich nicht mehr bewegte, ich merkte auch nicht, wie sich meine Beine langsam zu meinen Nachttisch pirschten. Komisch, ich dachte, ich könnte mich nicht bewegen?
Ich merkte nicht, wie meine Finger über das schwarze, edle Holz strichen, an einer Stelle halt machten, um ein Foto aufzuheben. Ich hielt es hoch, damit ich mir es ansehen konnte. Mein Blick war vernebelt.Obwohl meine Augen alles um mich herum sahen, sah ich nichts. Nichts als das Nichts. Mein Gehirn registrierte alle Einflüsse von außen einfach nicht. Und, obwohl ich das Bild nicht sehen konnte, wusste ich was drauf war: Bella und ich, an ihren 18. Geburtstag.
Ich registrierte es nicht, aber ich merkte, wie meine Hände das Bild an meinen hohlen Brustkorb pressten, so, als könnte dieses Bild mich wieder mit einen Herzen und einer Seele füllen. Aber es geschah nicht. Mein Schluchzen wurde lauter, heftiger. Ich wurde wacklig auf den Beinen, zitterte am ganzen Körper. Mir war eiskalt, und das will schon was heißen, schließlich, bin ich ein Vampir. Die Erinnerung, die ich versuchte zu verdrängen, drohte sich auf mich zu stürzen. Ich hatte keine Kraft mehr dagegen an zu kämpfen. Es war nicht so, als wollte ich nicht mehr kämpfen, nein, ich konnte einfach nicht mehr. Ich wusste nicht, woher ich die Kraft hätte nehmen sollen! Also gab ich mich geschlagen meinen Erinnerungen und den dazugehörigen Schmerz hin.
***
"Bella, wir müssen abreisen." sagte ich mich kalten Blick zu ihr.
"Wenn du wir sagst..." meinte sie leise.
"Ich rede von mir und meiner Familie." Dieser Satz war verdammt schwer auszusprechen, aber irgendwie musste ich sie überzeugen, das sie nicht mitkommen kann, obwohl das der einzigste Wunsch war, den ich hatte. Es fühlte sich so falsch an. Wieso kann nicht mal irgendetwas im meinen Nicht-Leben so laufen, wie ICH es will?
"Gut", sagte sie."Dann komm ich mit euch."
Ich glaub es nicht, sie wollte wirklich bei mir sein. Egal was passiert. Ich unterdrückte diese warme Gefühl, ehe es mich überwältigen konnte.
"Das geht nicht, Bella. Da wo wir hingehen... das ist nicht der richtige Ort für dich." sagte ich energisch und lies meine Augen noch kälter erscheinen.
"Wo du bist, ist immer der richtige Ort für mich." Sie begriff noch nicht, worauf ich hinaus wollte. Also musste ich ihr sagen, dass ich sie nicht mehr liebte, aber sie würde es mir nie glauben. Und wie sollte ich überzeugen klingen, wenn ich sie ja selbst nicht verlassen wollte? Aber irgendwie muss es mir gelingen. Das bin ich ihr schuldig.
"Ich bin nicht gut für dich, Bella" Keiner wusste so gut wie ich, das das stimmte. Ich war nicht gut genug für sie.
"Sei nicht albern." Flehte sie leise.
"Bella, ich möchte dich nicht dabei haben." Ich muss stark bleiben, ich kann später zusammenbrechen, aber zu erst muss ich sie beschützen, und zwar vor mir...
Diese Lüge fraß sich wie Vampirgift in meine Adern, bis hin zu meinen Herzen. Ich wusste nicht, wie lange ich ihr noch vormachen konnte, dass ich sie nicht liebte, bevor ich zusammenbrach. Sie würde mir das eh nie glauben.
"Du willst...... mich nicht.....haben?" stotterte sie.
Ich hasste es ihr so weh zu tun. Aber ich musste es tun, damit ich ihr nie wieder wehtun würde. Also nickte ich ihr zu.
"Tja, das ändert die Lage." Sie sprach ganz ruhig, so als interessierte sie es gar nicht richtig.
Wie jetzt, sie glaubte mir, das ich sie nicht liebte? So eine absurde Vorstellung. Am liebsten wäre ich zu ihr hingegangen und hätte sie geschüttelt und ihr dabei gesagt: 'Spinnst du, wieso glaubst du, das ich dich nicht mehr liebte?'
Aber das tat ich nicht. Meine Wünsche mussten warten, wahrscheinlich für immer. Nur noch sie zählte. Mehr nicht. Wenn es Bella gut ging, würde es mir auch gut gehen. Hoffte ich zu mindestens.
***
Die Erinnerung an sie schmerzte unvorstellbar. Sie riss mich von innen auf, jagte mir Schauer durch den Körper, machte mich Bewegungsunfähig und lies mich zusammenbrechen. Ich schlang meine Hände um das kleine Bild, das ich mit aller Gewalt an meinen Brustkorb hielt, an die Stelle, wo eigentlich mein Herz sein müsste, aber nun nichts mehr war. Ich brauch zwar keine Luft, aber ich japste trotzdem danach. Ich rief mir schnell ein paar andere Erinnerungen von ihr, von uns, ins Gedächtnis, um mich von dieser grausamen Erinnerung fernzuhalten.
Als ich das 2. mal neben ihr saß, und wir uns übers Wetter unterhalten haben. Sie mochte weder die Kälte noch die Nässe. Als ich sie, nach der Blut - Biostunde nach Hause gefahren habe, um sie dann dort mit Fragen zu löchern. In der ersten Nacht, die ich hier war, und sie meinen Namen nannte,wie ich mich bedingungslos in sie verliebte. Wie sie reagierte, als sie mir sagte, das sie weiß, was ich bin. Ihr hat es nie etwas ausgemacht. Auf unseren kleinen Wiese, als ich ihr gestand, das ich sie liebte. Als sie sagte, dass sie mich liebte. Und dann der erste Kuss. Sie war so zart und stürmisch zugleich. Ihre Lippen lagen erst ganz ruhig auf meinen, dieses Gefühl war unbeschreiblich. Ihre Lippen brannten auf meinen, ich ging in Flammen auf. Die Hitze war nicht unangenehm. Wie sie dann in meine Haare griff und mich, mit einer Kraft, die ich ihr niemals zugetraut hätte, zu sich zog. Wie sie die Lippen leicht öffnete....
Die Sehnsucht nach ihr verstärkte den Schmerz nur noch. Ich sehnte mich mit meinen gebrochene Herz, was nicht mehr dazu sein schien, nach ihr, mit meiner verloren gegangen Seele. Wenn man jemandes so lieben kann, muss man einfach eine Seele haben. Ich sehnte mich nach ihren zarten und heißen Körper. Nach ihren Lippen, nach ihre Berührungen. Ich sehnte mich nach Bella. Aber sie war mittlerweile bestimmt schon Tod...
Diese Gewissheit zerriss mich schon wieder, wie oft denn noch an diesen Tag? Sie zerriss alles in mir, jede Zelle meines Körpers. Ich krümmte mich vor Schmerzen. Hört das denn nie auf?
Ich wusste die Antwort schon. Nein, es wird nie aufhören.
Ich spürte, das mir jemand seine kalte Hand auf die Wange legte, und die Enttäuschung darüber, das die Hand kalt und nicht warm war, lies mich noch mehr Schluchzen. Ich wollte nur eine Person spüren, nur eine Person riechen, nur eine Person sehen, und das war Bella. Aber ich würde sie nie wieder sehen. Noch ein schlag, noch einmal wurde ich zerrissen. Eigentlich müsste ich auseinander fallen.
"Edward", hörte ich jemanden sagen, ich konnte die Stimme nicht zuordnen. Aber eins wusste ich, Das war nicht die Stimme, die ich hören wollte." Hey Edward, beruhige dich wieder, es wird alles gut." Alice, es war die einmal so nervtötende Alice, die jetzt aussah, als stünde sie kurz vor einen Nervenzusammbruch. Von wegen es würde alles wieder gut. Nichts wird wieder gut, ich hab alles kaputt gemacht...
Ich merkte gar nicht, das ich auf den Boden lag, schon wieder.Erst als Alice mir auf Sofa half, war ich mir dessen bewusst. Ich lies mich von ihr trösten, wieder einmal. Während dessen weinte ich um meine Familie, die ich so auseinander getrieben hatte. Ich weinte um Alice, die nun einfach nur noch leer war, um Emmett, der seit dem nicht mehr lacht, um Jasper, der sich an allen die Schuld gibt, um Charlise und Esme, die sich in Arbeit stürzen, ja, sogar um Rosalie, die trauert, weil wir trauern. Aber am meisten weinte ich um ein Mädchen, das die Liebe meines Lebens, meines Daseins war, sie ist es auch jetzt noch. Ich weinte um all ihre Herzschläge, um alle ihre Berührungen, um ihr Küsse.... Um unsere Gespräche... Um unsere gemeinsame Zeit, obwohl sie nur sehr kurz war. Ich weinte mit der gesamten Liebe, dir irgendwo noch in mir drinnen war, um Bella.... Und während ich weinte, beruhigte ich mich langsam wieder, an eine Frau gepresst, die eine andere hätte sein sollen. Mit den Geruch in der Nase, der ein andere hätte sein sollen.
Ja, so beruhigte ich mich wieder, während Alice neben mir leise anfing zu weinen.
Ich hatte alles kaputt gemacht.
Verheerende Entscheidung
Ich weiß nicht genau, wie oder wann Alice und ich uns wieder beruhigt haben, aber jedenfalls taten wir es. Alice hatte sich als erstes wieder gefasst. Und versuchte mich und mein gebrochenes Herz zu trösten.Was leider unmöglich war. Aber, irgendwie, wollte ich auch gar nicht getröstet werden. Obwohl alles in meinen Körper danach schrie, ich sollte meinen Schmerz mit Alice teilen.
Dagegen schrie die Vernunft, das ich die Schmerzen verdiente, weil sie nur ein Bruchteil des Schmerzen waren, die ich Bella zugefügt habe. Und während ich darüber nachdachte, ob ich mich trösten lassen sollte, oder, ob ich den verdienten Schmerz alleine ertragen müsste, sah ich mich durch Alices Augen. Und was ich dort sah, hasste ich. Ich hasste dieses Gesicht, genauso viel, wie ich Bella liebte.
Alice sah meine fahle Haut und wie sich diese über meine Wangenknochen spannte. Sie sah meinen müden Körper, der sich zusammen kauerte und sich vor schmerzen wund. Und sie sah meine Augen. Sie waren schwarz und auf ihnen lag ein dichter Nebel. Fast milchig.
Und vor allem sah sie die Schmerzen und die Verwundbarkeit in meinen Augen. Und das, was sie sah, sah ich nun auch. Ich hasste es mich so zu sehen, von den Augen eines anderen. Alice bemitleidete mich. Ich hatte kein Mitleid verdient. Aber ich hasste etwas noch mehr, als meine Verwundbarkeit. Ich hasste das Wesen, was sich hinter diesen trüben Augen versteckte. Das Wesen, das alles zerstört hatte.
Ich weiß nicht, ob Bellas Leben gut verlief, ob sie glücklich war. Ich konnte nur zu Gott beten, das sie glücklich gewesen ist. Aber eines wusste ich, wenn das nicht der Fall wäre, wenn ich sie so sehr verletzt hatte, das sie sich nicht mehr binden konnte, wenn sie schmerzen hatte oder ihr irgendjemand weh tat, dann würde ich diesen jemand jagen und quälen, langsam und genüsslich. Ich würde so lange weiter machen, bis er um seinen Tod bettelte. Dann würde ich ihn auseinander- reißen, nur, damit er sich unter größtmöglichen Schmerzen wieder zusammenfügen konnte. Und danach, würde ich ihn wieder quälen und zerreißen, so wie ich innerlich zerrissen war.
Ich wusste, dass es jemanden gab, der sie so tief verletzt hatte, der ihr Schmerzen bereitet hatte.
Ich hatte in ihren Augen gesehen, das ich ihr unzumutbare Schmerzen zugefügt hatte.
Ja, dafür hasste ich mich. Am liebsten hätte ich mich selber auseinander genommen und gequält. Aber ich glaub kaum, dass das möglich wäre. Zu schade. Vielleicht würde mich dieser körperliche Schmerz von den Schmerz ablenken, der mich von innen zerriss, wieder und wieder. Vielleicht, wäre er leichter zu ertragen? Bestimmt würde ein anderer Schmerz mal gut tun …
Aber, was machte ich mir da eigentlich vor, ich konnte mich ja eh nicht selber foltern.
Ja, ich konnte das nicht, aber andere konnten das...
Die Volturi konnten das!
Alice sprang plötzlich auf. Ich erhaschte gerade noch in ihren Gedanken die letzte Vision, die sie von mir hatte.
Wie ich zu den Volturi ging, und um einen langen und qualvollen Tod bat.
"Spinnst du", schrie sie mich an "Du weist, wir würden das nie, nie, niemals zulassen. Also vergiss es!"
Während sie das sagte, brach ihre Stimme mehrmals. Sie klang so, so... schmerzerfüllt. Nicht, das sie deswegen nicht schön wäre, aber sie war nicht mehr dieselbe, ungeduldige Stimme von damals. Ich fragte mich, insgeheim, ob meine Stimme auch so klang. Ich hatte, seit ich vor 35 Jahren zu meiner Familie zurückgekommen war, kein Wort mehr mit ihnen gesprochen. Manchmal nickte ich, meisten lies ich aber gar nicht erkennen, das ich überhaupt zuhörte. Und, um ehrlich zu sein, tat ich das auch nie.
Aber Alice hatte Recht, sie würden es wirklich nicht zulassen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie wollten mich leiden sehen. Und ich litt, fürchterlich sogar.
Alice stolzierte aus meinen Zimmer, stolzieren ist nicht das richtige Wort, früher stolzierte sie aus meinen Zimmer, jetzt war von so was wie Stolz nichts mehr zu sehen. Sie lies den Kopf und die Schultern hängen und ging zu Jasper. Bestimmt weinte sie dort noch einmal. Ich hatte dazu, im Moment. einfach keine Kraft mehr. Ich fühlte mich einfach vollkommen ausgelaugt und musste schnellsten wieder zu Kräften kommen, aber wie?
Ich war nicht einmal mehr stark genug um mich zu bewegen, geschweige denn mit Alice oder sonst jemanden zu diskutieren. Es wäre eh alles zwecklos, sinnlos, wie alles andere auf dieser verdammten Welt.
Die unendliche Trauer drohte mich wieder zu überwältigen, und mich aus der Gefühlsstarre, in der ich mich so eben befand, zu vertreiben. Dieses … Leere war so angenehm, eine willkommene Abwechslung zu den unvorstellbaren und niemals aufhörenden Schmerzen. Ich hatte leider noch nicht herausgefunden, wie ich diese Starre beibehalten konnte. Obwohl sie das Einzige lohnenswerte war, was ich in diesen Nicht-Leben noch hatten, das Einzige, wofür es sich wenigsten noch ein kleines bisschen zu kämpfen lohnte. Aber ich hatte diesen Kampf schon verloren, wie alle anderen auch und mittlerweile kämpfte ich gar nicht mehr. Es war reinste Kraftverschwendung. Kraft, die ich nicht habe, und die ich nie wieder erlangen werde. Kraft, die mir ein Mädchen gab,was jetzt nicht mehr da war.
Ein weiteres Schluchzen von mir lies das Sofa unter mir beben.
Ich rechnete damit, dass das Loch mich wieder zerriss. Ich wusste nicht, wie ich es schon wieder überleben sollte. Wie oft muss ich das denn nur über mich ergehen lassen?
Doch, bevor ich innerlich zerriss, weckte Carlisle meine Aufmerksamkeit, indem er rief: "Alice, Jasper, Emmett, Rosalie, Edward, würdet ihr so freundlich sein, und mal herunterkommen, wir müssen mit euch etwas wichtiges besprechen."
Um ehrlich zu sein, war es mir ein wenig unangenehm, [style type="italic"]jetzt[/style] nach unten zu gehen und den mitleidigen Blick von allen aus der Familie auf mir zu spüren. Verdammt nochmal, ich hatte es nicht verdient, bemitleidet zu werden.
Unter großen Anstrengungen schaffte ich es, mich von dem Sofa zu erheben, dann schlurfte ich leise, für einen Vampir jedoch ziemlich laut, aus meinen Zimmer. Alice und Jasper kamen auch gerade raus. Jasper sah mich wütend, bemitleidend und zugleich vorwurfsvoll an. Alice hatte ihn wahrscheinlich erzählt, was sie gesehen hatte. Ich seufze leise und ging ins Esszimmer, was wir nie als solches benutzten. Allerdings waren genügend Plätze vorhanden, um miteinander zu reden.
Das geschah jedoch kaum in dieser Familie, oder das, was davon übrig geblieben war. Wir sprachen nur noch das nötigste. Und mit "wir" meine ich alle in meiner Familie, außer mir natürlich. 'Hallo', 'wie geht es dir?', 'Kommst du mit jagen?'.
Carlisle rief uns nur, wenn wir mal wieder umziehen mussten. Derzeit leben wir in Alaska. Was für ein langweiliger Ort. Also würden wir mal wieder umziehen. Vielleicht hätte ich neugierig sein sollen, wohin wir diesmal zogen, schließlich hatten wir an fast jeden bewohnten Ort im Norden gewohnt. Wir konnten Momentan nirgendwo hin. Die Gefahr, das unser Geheimnis aufflog, war zu groß. Außer natürlich nach...
Aber nein, da würden wir sicherlich nicht hinziehen, das würden sie mir niemals antun. Mich zu einem Ort schicken, der zu viele schmerzende Erinnerung hervorbrachte. Niemals.
Ja, eigentlich hätte ich neugierig sein sollen, ich war es aber nicht. In meinen Körper, war kein Platz mehr für so ein Gefühl wie ...Neugierde....
Ich setzte mich auf meine Stuhl. Carlisle dachte an irgendwelche langweiligen Patienten, und was sie alles so für Leiden hatten. Irgendwie kam mir das Merkwürdig vor, er dachte eigentlich nie an so etwas, nur wenn er mich aus einer Sache heraus halten wollte. Irgendwie war es mir trotzdem egal, wenn er es mir nicht verriet, dann konnte ich auch damit leben. Es war mir alles egal, mein Vater mit eingeschlossen.
Moment mal, mein Vater war mir nicht egal! So weit durfte es nicht gehen. Das war nicht fair ihm gegenüber. Nicht nach alldem, was er für mich getan hat. Um mich von meiner Respektlosigkeit abzulenken, beschäftigte ich mich mit den Gedanken der Anderen. Oder versuchte es zumindest.
Aber es dachten alle an Bella, an meine wunderschöne, engelhafte.... Nein, sie war nicht mehr mein, und wird es auch nie wieder sein. Die Schmerzen erfassten mich wieder und drohten mich zu überwältigen, direkt hier vor meiner Familie.
Doch kurz bevor ich zusammenbrach, erfüllte mich eine tiefe und innere Ruhe. Jasper. Normalerweise sagte ich dann, er solle aufhören. Aber diesmal nicht. Diesmal nahm ich sein Geschenk dankend an.
Um den Schmerzausbruch noch ein wenig aufzuhalten, befasste ich mich mit den Gedanken, die am wenigsten mit Bella zu tun hatten.Und zu meiner großen Überraschung, war es Esme. Sie dachte an mich, wie ich hier vor ihr saß, jeder Muskel angespannt. Jederzeit bereit für die Flucht.'Er sieht so müde aus.'
Ich hörte mich in ihren Gedanken weinen, mit Alice zusammen. Sie hatte es natürlich mitbekommen. Es schmerzte sehr, meine Mutter so tief zu verletzten. Doch dann ergriff Carlisle das Wort. Seine Stimme drang voll und weise durch den hellen Raum. Ich wünschte mir in jenen Augenblick nichts mehr, als taub zu sein.
"Also, ich bin mir sicher, dass ihr alle wisst, das wir hier nicht mehr bleiben können. Die Gefahr ist zu groß. Und ihr kennt die Regeln. Wir werden morgen umziehen...“ er stockte und sein bleiches Gesicht hatte noch nie so verängstigt gewirkt wie in jenen Moment. Sein blick galt mir, als er flüsterte: „...wir gehen zurück nach Forks.“
Besserung
Leere, ich fühlte nichts anderes. War zu anderen Gefühlen überhaupt nicht in der Lage .Aber dies war keine angenehme Leere. Nicht die Art, die ich mir ersehnte. Diesmal wollte ich dieses schreckliche Nichts
vertreiben, es gelang mir nicht. Ich versuchte mich verzweifelt daran zu erinnern, was dieses schreckliche Gefühl ausgelöst hatte.
Und glaubte, Carlisle hat uns alle herunter gebeten wo er darüber sprach, dass wir umziehen wollten.
Ja, irgendetwas war da, an was ich mich nicht erinnern konnte, oder wollte. Da bin ich mir nicht sicher. Irgendwas mit einen Namen. Ja, das musste es ein. Wahrscheinlich.
Eine schemenhafte Erinnerung drang plötzlich in mein Bewusstsein, eine Erinnerung an das Gespräch vor ein paar Minuten, oder Sekunden oder Stunden. Da war ich mir auch nicht mehr so sicher.
„Wir werden morgen umziehen...“ er stockte und sein bleiches Gesicht hatte noch nie so verängstigt gewirkt wie in jenen Moment. Sein Blick galt mir, als er flüsterte: „...wir gehen zurück nach Forks.“
Forks. Keine Frage, das war der Name. Doch, warum regte mich aber dieser Name so auf? Ich verstand das ni...
Plötzlich stockte mein Atem. Meine Augen weiteten sich. Für einen kurzen Moment war es so, als hätte jemand die Welt angehalten. Da war nichts. Nichts als das Verstehen. Und wünschte, ich könnte hier aussteigen.
Forks, wir ziehen zurück nach Forks. Nein, ich habe mich verhört, oder? Schon wieder wurde ich von dieser gewissen Unsicherheit umspült, auch auf den Bezug, dass meine Familie mich nicht leiden sehen will. Vielleicht denken sie, das ist die gerechte Strafe, für das, was ich ihnen angetan hab.
Ich dachte eine Weile darüber nach und merkte, zum ersten Mal seit hundert Jahren, wie wieder ein fünkchen Leben in meine Augen kam. Ein winziges Leuchten. Sehr winzig, aber dennoch ein leuchten. Merkwürdig. Ich hätte nicht gedacht, das ich in diesen Zustand noch so viel mitbekommen würde. In mir brodelte sich etwas zusammen. Ein Gefühl, dessen Name ich vergessen hatte. Nein, das würde ich nicht mit mir machen lassen!
Das Gefühl wuchs und wuchs, zuerst war es nur in meinen Magen, dann drang es weiter in meine Lungen. Es wuchs, währen ich Carlisle anstarrte. Und er starrte zurück. Ich sah nur noch ihn. Mit einen merkwürdigen roten Schleier vor den Augen. Am Rande nahm ich wahr, das Alice und Rosalie sich umarmten. das Emmett ein klein wenig lächelte, was gibt es denn da zu lachen?
Und Jasper, der ach so liebe Jasper, legte mir eine Hand auf die Schulter, um mich zu beruhigen, doch ich schüttelte sie ab. Diesmal nicht.
Das alles nahm ich nur am Rande wahr, meine Aufmerksamkeit galt ganz allein Carlisle und Esme, die sich jetzt neben ihm aufstellte. Das Gefühl stieg mir in den Hals, brodelte in meiner Kehle. Ich musste es irgendwie raus lassen, bevor es mich umwerfen konnte. Also öffnete ich ich ein wenig den Mund. Und raus kam ein..... ein Knurren?
Knurrte ich gerade meine Eltern an? Ich musste mich nicht vergewissern, da alle in der Bewegung erstarrt waren. Ich wusste es einfach. So viel nahm ich nämlich noch war. Rosalie und Alice schauten nur zu mir, nein, sie schauten mich nicht an, sie starrten mich an.
Emmetts leises Lachen erstarb. Jasper machte große Augen, vor ... Überraschung? Alle starrten mich so an. Ein wenig überrascht, doch viel mehr geschockt. War es so ein Schock, dass ich knurrte?
In ihren Gesichtern sah ich die Antwort. Ja das war es. Seltsam, ich dachte, niemand würde mich mehr beachten, schon gar nicht so sehr, das ich sie mit irgendetwas überraschen konnte. Ich dachte, dass sie mich alle hassten, weil ich etwas aus ihnen gemacht hatte, was sie nicht sein wollten. Hass wäre die logische Reaktion darauf, das ich ihnen eine Tochter und Schwester genommen hatte. Sie müssten mich ignorieren. So wie ich sie ignorierte, aber nicht aus Hass. Nein, nur weil sie immer nur an Bella denken. Es war schon schwer für mich, meine eigenen Gedanken zu ertragen, da wollte ich sie nicht in den Köpfen der Anderen sehen. Ja, eigentlich müssten sie mich hassen, aber das taten sie nicht. Hieß das, dass ich ihnen doch nicht ganz egal war? Mich überkam ein wärmeres Gefühl.Eines, was ich nicht mehr zuordnen konnte.
Es dauerte viel zu lange, bis ich merkte, das es Hoffnung war. Ich wusste nur nicht, worauf ich hoffen sollte. Worauf ich hoffen durfte. Und was ist, wenn ich mich irre? Wenn meine Fantasie, was auch immer davon noch übrig sein mag, mir einen gemeinen Streich spielte? Nein,lieber keine Hoffnung machen
, dachte ich entschieden.
Die Enttäuschung wäre zu groß.
Also nein, bloß keine Hoffnung. Sie wollten mich wahrscheinlich nur Tod sehen. Na gut, das könnten sie haben. Ich würde an diesen Ort jämmerlich zu Grunde gehen. Das wussten sie doch, oder nicht? Sie mussten es wissen!
Warum starrten sie mich denn immer noch an? Ich machte doch gar nichts.
Ich konzentrierte mich wieder auf mich, und merkte, das ein tiefes Knurren aus meiner Brust drang. Darüber erschrak ich und der brummende Laut nahm ein abruptes Ende.
Alle Augen waren auf mich gerichtet. Dann ergriff Esme das Wort Ihre Stimme ebenfalls verzogen vor Leid. Sie kam ein paar schleichende Schritte auf mich zu, streckte die Hand nach mir aus und wich verletzt zurück, als ich, unbewusst, weiter nach hinten ging.
„Edward,...“ ihre zarte Stimme kippte. „Ich weiß, das es ein großer Schritt ist und ich weiß, das du Angst hast, aber...“
Weiter kam sie nicht, denn ich tat etwas, was mir, aufgrund meiner guten Erziehung, niemals möglich sein sollte. Ich unterbrach sie und wurde ziemlich laut. Lauter, als ich es jemals für möglich gehalten hab, nach...Jetzt nicht!
„Nein. Ich werde auf gar keinen Fall...“ Ich stockte. Vor lodernder Wut verlor ich meine Stimme und es dauerte einen Moment, bis ich sie wiederfand, „zurück nach Forks gehen. Niemals! Auf keine Fall. Das könnt ihr einfach nicht von mir verlangen!“
Allen klappte der Mund auf. Sie starrten mich, ich glaube, fassungslos an. Und ich konnte es ihnen nicht übel nehmen. Es war bestimmt ein ziemlicher Schreck. Erst mein Knurren, dann meine Stimme und dann noch den rauen, schmerzverzerrten Klang, der nicht überhörbar war. Selbst ich merkte es.
Wenigsten brach sie nicht, noch nicht. Bei den nächsten Satz würde sie es tun. Das wusste ich.
Esmes traurige Auge waren auf mich gerichtet. Huschten dann aber schnell zu Carlisle, Alice, Rosalie, Emmett und Jasper. Zum Schluss zu der Tür. Eine Stille Bitte. Sie alle befolgten den wortlosen Befehl, gingen hinaus und ließen uns allein. Als der letzte die Tür zugemacht hatte, waren ihre goldene Augen wieder auf mich gerichtet, langsam kam sie näher.
„Edward, ich bitte dich, hör mir nur einen Moment lang zu.“ flehte sie. Ich konnte ihr Flehen nicht einfach so ignorieren, also nickte ich.
„Danke. Also, ich weiß, das du uns für unmenschlich hältst, weil wir dir das antun. Aber, ich sehne mich nach Forks. Dort fühle ich mich zuhause. Und die Anderen auch. Außerdem, wo sollen wir denn noch hin? Wir können nirgendwo mehr hin. Das wissen wir alle. Und ich weiß, du bist der Meinung, dass das eine miese Idee wäre, vielleicht ist es das ja auch, aber vielleicht aber auch nicht. Edward, ich will wieder ein Familie haben, die lacht und glücklich ist. Ich will wieder, das wir eine richtige Familie sind. Und du weist, das wir das im Moment nicht sind. Willst du etwa, das wir uns noch mehr voneinander entfernen?“ Ich schüttelte nur den Kopf, unsicher ob ich schon wieder reden konnte. Und außerdem hatte sie Recht, wir waren keine Familie mehr. „Siehst du“, sprach sie weiter, „ich glaube, dass du besser damit abschließend könntest, wenn wir wieder da wären.
Wir alle könnten wenigstens versuchen
damit abzuschließen. Irgendwie.“
Bei den letzten Worten senkte sie den Kopf und ihre Stimme brach. Sie schluchzte leise.
Und ich allein war daran Schuld. Diese Gewissheit zerfraß mich. Sie wollte doch nur, dass ich mitkomme. Und sie, die Frau, die für mich all die Jahre wie eine Mutter war, weinte! Wie konnte ich es nur wagen, sie so sehr zu verletzten?
Sie wollte doch nur das, was jeder andere, normale Mensch auch wollte. Ihre Familie. Wer war ich, das ich sie ihr einfach nehmen konnte?
War es da nicht das Mindeste, was ich tun konnte, wenn ich einfach mit kam? Die Folter für vielleicht sechs Jahre wortlos zu ertragen. Was waren schon sechs Jahre für einen Unsterblichen? Vielleicht hatte sie ja auch Recht. Möglicherweise würde es mir gut tun. Aber nein, das würde es sicherlich nicht. Dafür kannte ich den Schmerz schon viel zu gut. Viel zu lange.
„Esme“, sprach ich leise, ihr Name kratze ein wenig im Hals. Es störte mich, das ich so verwundbar klang. Als hätte ein einziges Wort die Kraft, mich zu zerstören. Ein Wort gegen ein Vampir. Wäre die Situation nicht so dramatisch, hätte ich fast gelacht, aber nur fast. „Es ... es … tut mir ... so Leid.“ Ich hatte Recht, meine Stimme brach mehrmals. Aber sie klang aufrichtig. Das war ich ja auch. „Ich wollte nicht alles kaputt machen...“. Meine Worte konnte man kaum verstehen. Aber ich wusste nicht, ob ich noch genug Kraft hatte, sie noch mal auszusprechen.
Und plötzlich, für mich extrem unerwartet fand ich mich in ihren Armen wieder. Esme tröstete mich.
„Ist schon gut Edward“. Ihre Stimme schaffte es tatsächlich mich zu beruhigen. „Wir verzeihen dir, aber bitte, bitte komm mit. Ohne dich sind wir keine Familie. Also, Bitte.“
Ich nickte nur, zu mehr war ich nicht in Stande. „Danke“ hauchte sie.
Auf einmal spürte ich eine Kälte hinter meinen Rücken, Rosalie. Sie umarmte mich auch. Gerade Rosalie! Jetzt kamen auch Emmett, Alice, Jasper und Carlisle hinzu. Wir umarmten uns alle zusammen. Der Eine oder Andere fing an zu weinen. Ich natürlich auch. Aber es war trotzdem ein guten Gefühl. So, als könnte ich nun nicht mehr auseinander fallen, da ich von allen Seiten fest gehalten wurde. Ich fühlte mich geborgen. Aber das könnte auch von Jasper kommen. Mir war es egal. Es fühlte sich einfach ... gut ... an. So etwas, wie Geborgenheit und Liebe, hatte ich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gespürt. Und es tat mir gut.
Ja, es war richtig, dass ich mich dazu entschied mitzukommen. So kamen wir uns alle wieder ein wenig näher. Das war der erste Schritt.
Wie viele noch kommen würden, wüsste ich nicht. Aber ich hatte wenigsten noch eine Familie. Wenigsten noch das.
Wieder da
Wir hielten uns die ganze Nacht. Niemand fiel auseinander. Dieses eine Mal nicht.Und mit der Zeit beruhigten wir uns wieder. Einer nach dem Anderen. Wahrscheinlich lag das an Jasper. Eigentlich wollte ich ihn abwehren, aber ich brauchte meine Kraft noch, wenn ich mich all den Erinnerungen in Forks stellen musste. Also verschwendete ich sie nicht für Jasper.
Und doch, die Nacht verging und der nächste Morgen kam. Heute werden wir zurück nach Forks gehen. Ich hoffte inständig, dass Esme alles umgeräumt hatte. Schon allein die Vorstellung, in dieses
Haus zu gehen, wenn alles noch am gleichen Platz war...
Ich konnte nicht in den gleichen Haus wohnen, wie vor 100 Jahren. Mir würde schon die Schule, die anderen Häuser und der Wald reichen, um mich lahmzulegen. Es hingen so viele Erinnerungen daran. So viele schöne Erinnerungen und eine Schlechte, die die Guten überlagert.
Da müsste nicht auch noch unser Haus genauso aussehen, wie damals. Wirklich nicht.
Ich wollte mich den Erinnerungen nicht stellen. Schon die Gegend sich in meinen Kopf vorzustellen, bereitete mir Unmengen an Schmerzen. Wieder einmal zitterte ich und war froh, dass mich niemand darauf ansprach. Was hätte ich auch sagen sollen?
Ich zittere, weil ich die bloße Vorstellung von Forks nicht ertrage. Weil es mich innerlich zerstört. Weil es dort zu viel...
Nein. Nein. Nicht so. Nicht wieder. Ich musste stark sein. Für Esme. Für Carlisle. Für mich. Für Bella. Ich zuckte bei ihrem
Namen zusammen. Selbstverständlich tat ich das. Aber es stimmte. Sie hätte das nicht für mich gewollt. Das hieß, wenn sie denn überhaupt noch etwas in mir sah, das keine Schmerzen verdient hatte. Tu dir das nicht schon wieder an. Es ist genug. Für jetzt.
Natürlich stimmte, was die fremde Stimme in meinem Kopf sagte. Fremd, obwohl es die Meine war. Aber sie hatte leicht reden. Sie sah nur die Dinge. Fühlen, leiden, das konnte sie nicht. Wahrscheinlich war es das letzte Fünkchen Verstand, was mir noch geblieben war. Und manchmal erbarmte es sich und sprach mit mir. Aber Dieser war leichter zu ignorieren, als es gut für mich wäre.
Als die nächste Frage in meinem Kopf explodierte, blieb von dem Fünkchen vielleicht ein winziges Glühen übrig. Angst verschleierte einen Moment lang meinen Kopf.
Was passiert, wenn ich wirklich, leibhaftig, dort bin? Dort stehe und atme und fühle?
Ich schauderte. Lieber nicht daran denken. Einfach auf mich zu kommen lassen.
Meine Grübeleien wurden unterbrochen, als Esme sich langsam und extrem vorsichtig, ich könnte wahrscheinlich zerbrechen, von mir löste. Den Blick ihrer klaren Augen ertrug ich diesmal leichter. „Ich mach los.“ flüsterte sie rau. Mehr war nicht zu sagen. Ich war mir nicht sicher, bin seit einer viel zu langen Zeit schon aus der Übung, aber ich bildete mir ein, dass ihr Gesicht unbeschwerter aussah. So, als wäre ihr eine Last von den Schultern genommen. Vielleicht war es ja tatsächlich so.
Es dauerte nicht lange, bis man das brummenden Geräusch des Motors hören konnte. Doch bis ich es schaffte in mein Zimmer zu kommen, verging eine kleine Ewigkeit. Selbst für mich. Einen, der seine Zeit nicht messen braucht, weil sie keine Bedeutung mehr hatte.
Ich kam an und es war, als würde ich mich zum allerersten Mal bewusst in meinem Zimmer umsehen. Es war nicht so, als hätte dieser Ort eine Bedeutung für mich. Nichts Persönliche befand sich in ihm. Nichts von mir. Es war, als würde ich ein Museum betreten.Verglast und extrem ordentlich. Ein wenig zu aufgeräumt. Die ganze Atmosphäre war kahl und irgendwie kalt. Nichts lies darauf schließen, das hier jemand wohnte. Es war merkwürdig, weil mir das alles so bekannt vorkam. Als ich wusste warum, erschrak ich ein wenig. So bin
ich. Das ist mein Leben. So sieht es in mir aus. Kahl und leer.
Ich wartete, bis der Schreck verging. Es dauerte nicht lang. Vielleicht, weil ich zu großen Emotionen gar nicht mehr fähig war. Langsam ging ich zu meinen Schrank, kniete mich auf den weichen Teppich und zog aus der untersten Schublade einen kleinen Koffer hinaus. Eigentlich musste ich nur meine Sachen einräumen und … Nichts. Hier in diesem Zimmer, was mein Innerstes auf merkwürdige Art und Weise widerspiegelte, gab es nichts mehr, was ich mit nehmen konnte. Außer einen kleinen Foto, doch das steckte sorgfältig in meinen Portemonnaie. War das bei mir immer so?
Ich versuchte, mich an die letzten Umzüge zu erinnern. Gab es mehr, was ich für wichtig hielt? Doch kein Bild stellte sich ein. Verunsichert musste ich mir eingestehen, dass so Vieles verblasst war. Als hätte jemand diese Bilder aus meinem Kopf gelöscht.
Eigentlich müsste ich mich doch gut daran erinnern können, schließlich war ich ein Vampir! Ich dürfte nichts vergessen. Aber es gab einfach keinen Erinnerung an die letzten Umzüge. Unter anderen Umständen hätte mich Das gewiss in eine Alarmsituation versetzt. Vampire vergessen nicht. Nie. Das war Eines der vielen Sachen, die mir bewiesen, dass ich langsam den Verstand verlor. Und ein noch größerer Beweis dafür war, das mich dieser Gedanke überhaupt nicht abschreckte. Es interessierte mich einfach nicht. Ich hatte viel zu sehr mit den Schmerz zu kämpfen.
„Seit ihr soweit?“ hörte ich Carlisle rufen. Jetzt ging es los. Kein Hoffen mehr. Kein Klammern. Kein Zurück. Ich stand auf, war wackelig auf den Beinen, und ging die Treppe runter, mit den kleinen Koffer in der rechten Hand. Alice schaute mich skeptisch an. „Mehr nicht?“ Sie deutete auf meine Tasche. Ich schüttelte nur den Kopf.
„Da Esme mit meinen Auto gefahren ist, werde ich heute mit Edward mitfahren, falls du nichts dagegen hast?“ Carlisle drehte sich schnell zu mir und wartete mit einem geduldigen Lächeln auf meine Zustimmung. Ich versuchte das Lächeln zu erwidern. Doch es sah nur gespielt aus, das war es ja auch. Er runzelte die Stirn. Warum schaute er mich gleich noch mal an?Achso, er wartete auf meine Antwort. Ich wollte etwas sagen, doch kein Wort verließ meinen Mund. Ich nickte nur. Nicken war gut. Es war nicht so ein Verräter wie die Stimme.
Niemand drehte sich um, als wir das Haus verließen. Es gab ja auch nichts, was wir vermissen würden. Hier an diesem fremden Ort.
* * *
Es war sehr still im Auto. Keiner von uns traute sich etwas zu sagen. Es hätte nichts gebracht. Jedes lies mich zusammenbrechen. Meine Nerven waren gespannt wie Drahtseile. Ich wusste, das mein Vater mir das ansah. Und er wusste, dass ich diese Ruhe brauchte. Umso näher wir Forks kamen, umso unbehaglicher fühlte ich mich. Obwohl unbehaglich nur eine nette Umschreibung war. In Wirklichkeit schwankte ich zwischen der unbegreiflichen, verzerrenden Sehnsucht, einfach aus dem Wagen zu springen um zu rennen und rennen und rennen, obwohl ich nie irgendwo ankommen wollte, und dem zerschmetternden Gefühl der Einsamkeit. Der Leere und, natürlich, des Schmerzes.
Meine Hände verkrampften sich regelmäßig am Lenkrad, nur um sich dann, durch eine besorgte väter-ärztliche Musterung, wieder zu lockern. Es war schwer sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Ein wenig erinnerte mich die Situation an damals. Damals als noch alles gut war. Nur, das nicht Carlisle neben mir saß, sondern Bella. Und der Raum war erfüllt von ihren herrlichen Duft, ihr Herzschlag dröhnte in meinen Ohren, samtig weich drang ihre Stimme durch den erhitzen Raum, erreichte mein Ohr. Brachte mich zum Verzweifeln. Machte mich aber gleichzeitig auch zum glücklichsten Mann der Welt....
***
„Naja, und Jacob hat mir ein paar Legenden erzählt, und eine handelt von Vampiren.“
Sie weiß es!Um Gottes Willen, sie weiß es!
Dieser Satz füllte mein ganzen Denken ein. Sie weiß es!
Wie ein Mantra wiederholten sich dies Worte in meinem Kopf. Ich verkrampfte. Hin und her gerissen von der panischen Angst, das sie mich jetzt verlässt und der Einsicht, das es wohl das Beste wäre. Für sie, nicht für mich. Sie weiß es! Sie wird gehen.
>>Wieso ist sie dann überhaupt in dein Wagen gestiegen?<< Fragte mich eine kleine, listige Stimme, die einfach nicht wahrhaben wollte, dass das hier schon das Ende sein sollte.
Weil sie keine andere Wahl hatte?
Entgegnete ich ihr scharf.
>>Man hat immer eine Wahl.<<
Und das stimmte. Wenn ich an nichts glauben konnte, dieser Satz war wahr. Unmöglich, aber richtig. Ich wusste, das Bella auf meine Antwort wartete. Abgesehen davon musste ich sie zum sprechen bringen. Es war wahrscheinlich das Letzte mal, das ich sie freiwillig meine Nähe suchte. Es war schon schwer genug zu glauben, das sie mit dem Wissen, welches sie offensichtlich besaß, so ruhig neben mir, einen Vampir, saß.
„Und da hast du sofort an mich gedacht?“ fragte ich sie.
„Er hat deine Familie erwähnt und da habe ich im Internet recherchiert...“ gab sie mir kleinlaut als Antwort. Sie schaute nach unten und gab mir kein Zeichen, das sie bald weiter redete. „Und“ ragte ich neugierig, „hat dich das überzeugt?“
„Nein, nichts passte und das Meiste war ziemlich albern“, sie holte kurz Luft, „und dann hab ich mir gesagt, das es egal ist...“
Ich brauchte eine Weile um es zu verstehen. Egal! Es war ihr egal? Das war...doch.... Nein! Das war ausgeschlossen. Ich bin gefährlich. Sie mag mich. Sie mag mich tatasächlich so sehr, das es ihr egal ist.
Sie darf mich nicht mögen, auch wenn es mein einziger Wunsch war. Um sie zu beschützen, dürfte ich ihr nie wieder näher kommen. Es brach mir fast das Herz.
***
Die Situation war zwar eine ganz Andere, aber ich erstarrte ebenfalls, als wir an der Ortsgrenze vorbei fuhren. Ich hörte wieder ihre zarte Stimme in meinem Kopf:“Ja. Es ist mir egal was du bist.“
Es waren nur Worte, die ich wahrnahm. Nur Worte, aber sie rissen meine Wunden so weit auf, dass ich auf die Bremse treten musste und mein Gesicht in den Händen vergrub. Es spielte keine Rolle, dass mich mein Vater dabei sah. Er wusste, was aus mir geworden war.
„Edward“ Tiefe Besorgnis strahlte seine Stimme aus. Es war gut, das er nicht versuchte mich zu umarmen, mich zu trösten. Es gab nichts, was ich akzeptiert hätte. Als tat er das einzig Mögliche um die Situation ein wenig zu entschärfen.
„Soll ich lieber fahren?“ Eine bessere Antwort auf meinen plötzlichen Gefühlsausbruch hätte es nicht geben können. Denn er konnte mir nicht helfen.
Dankbar nickte ich. Wiedereinmal. Nicken war wirklich ein besserer Freund als die Stimme. Wie in Trance wechselte ich mit ihm die Seiten und nahm nur am Rande wahr, dass er losfuhr. Ich hatte noch eine Gnadenfrist von vielleicht Zehn Minuten. Bis dahin musst eich mich wieder unter Kontrolle bringen.
Nach sechs Minuten konnte ich schon wieder meinen Kopf heben. Ich schaute Carlisle an, nur damit ich mir nicht die Umgebung anschauen musste. Sonst hätte ich mich ja gleich wieder beruhigen müssen. Er merkte es zwar, ich konnte in seinen Gedanken deutlich hören, dass das ihn störte, aber er sagte nichts. Seine Gutmütigkeit überraschte mich nicht mehr.
Wir machten ein scharfe links Kurve, fuhren über einen Fluss und hielten neben den anderen Autos an. Alle waren schon da. Esme kam mit einen strahlenden Lächeln auf uns zu, um uns zu begrüßen. Sie lächelte. Sie lächelte tatsächlich. Das hab ich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen, ein ungezwungenes Lachen. Es tat mir gut, das zu sehen.
Ich freute mich für sie, wenn auch nur oberflächlich. Sie nahm mich bei der Hand. Als wäre ich ein kleines Kind und zog mich mit hinein. Carlisle verlässlich an ihrer Seite. Wahrscheinlich waren die Anderen schon drinnen, denn ich hörte, das da einige Begeisterte Gedanken auf mich einstürzten.
Es ist hier so schön. So frei. Wie Recht Esme doch hatte. Es tut gut wieder hier zu sein.
Alice war erleichtert. Ich schämte mich ein wenig, dass ich erst jetzt bemerkte hatte, das auch sie sich vor den Umzug gefürchtet hatte.
Wunderschön. Wunderschön.Und oh! Der Spiegel. Fantastisch.
Rosalie Gedanken waren seit langem wieder unbeschwert.
Und das alles nur wegen Forks? Hatte dieser Ort wirklich so eine Macht über uns? Die Frage war Ironie. Natürlich hatte dieser Ort so einen Starke Macht über uns. Wenn er nicht, wer dann?
Esme unterbrach meinen Gedanken. „Bist du so weit?“
War ich das? Nein, eigentlich nicht. Aber ich wollte ihr hoffnungsvolles Lächeln nicht zerstören. Nach einen tiefen Atemzug stieß ich ein furchtloses „Ja, Mom, ich bin so weit, lass uns reingehen.“ hervor.
Ihr Lächeln wurde breiter.
Sie drückte die Türklinge runter und ich betrat ein Sonnen gefluteten Raum.
Das alte, neue Haus
Es war unglaublich.
Ein besseres Wort viel mir nicht ein. Mein Mund klappte auf.
„Na, gefällt es dir?“ fragte Esme. Ihre Stimme schwappte vor Aufregung fast über. Sie wollte wirklich, dass alles perfekt war. Für uns, für mich.
„Ja. Ja, natürlich. Mir fehlen die Worte. Du hast dich selbst übertroffen.“
Es war schön, wie ich ihr mit diesen einfachen, aber dennoch wahren Worten ein weiteres Lächeln auf das Gesicht zaubern konnte.
Ich wünschte, das könnte ich auch. Und, wer weiß, vielleicht, irgendwann, wäre ich dazu fähig.
Nichts erinnerte mehr an das Haus vor 100 Jahren. Ich glaub, das Haus ist sogar größer geworden. Wahrscheinlich hat Esme für Alice und Rosalie weitere Kleiderschränke, ich meine Kleiderräume geschaffen. Das Haus kam mir jetzt noch heller vor als damals, vielleicht lag das aber nur an der Mittagssonne, die nun durch die voll verglaste Südseite drang. Alles wurde in ein sanftes Licht getaucht. Es war wunderschön. Die Aussicht hatte sich zwar nicht verändert, aber damit konnte ich leben. Es war eine schöne Aussicht. Durch den Sul Duc Rivern nahm man ein angenehmes Rauschen wahr.
Natürlich war alles in hellen Farben getaucht. Wie sonst auch. Jedoch, waren nicht die gleichen Farben an den selben Wänden, so wie damals. Eine gewisse Erleichterung umfasste mich. Esme hatte recht behalten, als sie sagte, sie würde das Haus umkrempeln. Und ich war froh darüber. Auch wenn unendlich viele schmerzende Erinnerungen noch an diesen Haus hingen, hatte es sich doch sehr verändert. Der Grundriss natürlich nicht, aber alles aAdere. Die Bilder waren zwar immer noch die Gleichen, aber sie hingen an anderen Stellen. Ja, selbst die Möbel waren Andere.
Ich schaute mich noch mal in den Sonnen-getränkten Raum um.
Es war alles gut, bis ich das Kreuz sah.
Das Kreuz, welches Carlisle von seinem Vater hatte. Die damit verbundene Erinnerung traf mich ohne Vorwarnung. Ich musste mich an Esme festhalten, damit ich nicht umkippte.
* * *
„Du kannst ruhig lachen“ sagte ich zu ihr, „ich finde es auch komisch.“
Sie lachte nicht, aber warum? Die Vorstellung, das in einen Haus voller Vampire ein Kreuz hing, war doch ziemlich lustig. Ich schaute ihr ins Gesicht, mal wieder wünschte ich mir von ganzen Herzen, dass ich in der Lage wäre ihre Gedanken zu lesen. Zu gern würde ich wissen, was in ihr vorgeht. Wieso streckte sie ihr Finger fast ehrfürchtig danach aus? Diese Mädchen war mir ein Rätsel. Wäre ich an ihrer Stelle, hätte ich gelacht.
Doch, bevor sie das hölzerne Kreuz berührte, zog sie ihre Hand weg.
„Das sieht sehr alt aus.“
Ich schluckte hart. Das Alter. Was würde sie wohl machen, wenn sie wüsste, wie alt Carlisle war? Schreiend davon laufen, oder in Ohnmacht fallen? Eine Seite, meine egoistische Seite, wollte, dass sie in Ohnmacht fällt, damit ich sie noch hier haben konnte. Die Andere jedoch wollte, das sie weg läuft. Das sie sich endlich in Sicherheit bringt. Um mein Unbehagen zu verstecken, zuckte ich nur mit den Schultern.
„Um 1630, vielleicht etwas später.“
Sie schaute mich erwartungsvoll an. Ich würde nicht weitersprechen. Wenn es mir möglich wäre, würde ich dieses Thema am liebsten aus der Welt schaffen. Vernichten und verbrennen, sodass Bella auf gar keinen Fall auch nur in die Nähe der gefährlich, gefährlich zumindest für mich, fragen kam.
Natürlich ging das nicht.
„Warum habt ihr das hier hängen?“
Wieder schluckte ich. Tief durchatmen, Edward. So oder so, jetzt ist es an ihr zu entscheiden. Sag einfach die Wahrheit.
Ich wünschte mir sehnlichst, dass ich dieser Stimme vertrauen könnte.
„Aus nostalgischen Gründen. Es hat Carlisles Vater gehört.“
Ich stoß einen Schwall Luft aus. Sorge breitet sich in mir aus. Angst. Wie würde sie darauf reagieren? Ich blickte nach unten. Ungeduld.
Wenn sie schon ging, wollte ich es wissen.
„Hat er Antiquitäten gesammelt?“
Kein Wunder, das sie keinen Anfall bekam … oder in Ohnmacht fiel.
Menschen würde schließlich nie von selbst auf die Idee kommen, das jemand über 360 Jahre alt ist. Sie suchten sich für gewöhnlich die logischste Erklärung aus. So wie Bella nun auch.
„Nein. das hat er selbst geschnitzt. Es hing an der Wand über der Kanzel des Pfarrhauses, in dem er gepredigt hat.“
Ich hielt die Luft an. Sie war total verblüfft. Kalk-weiß und verblüfft. Atmete sie überhaupt noch? Wahrscheinlich war sie gerade damit beschäftigt,sich diese ungeheure Zeitspanne vorzustellen. Für Menschen war das nicht so einfach. Aber sie lief immer noch nicht schreiend davon. Es kam überhaupt nichts von ihr. Wieder begrüßte mich die alt bekannte Sorge.
„ Alles Okay?“ fragte ich sie mit rauer Stimme. Sie schaute nur geschockt das Kreuz an. Dann flüsterte sie: „Wie alt ist Carlisle?“
Die Frage sollte mich nicht überraschen. Es war trotzdem ein Schock.
„Er hat vor kurzem seinen 362. Geburtstag gefeiert.“ sagte ich so nüchtern wie möglich.
Sie drehte sich zu mir um.font;_italic>Na endlich!, jetzt konnte ich wenigstens ihr wieder in die Augen blicken. Aber was ich da sah, verpasste mir fast einen Schock. Sie sah … neugierig aus. Dieser Blick, ihr
Blick warf mich völlig aus der Bahn. Ich verstand nicht, wie man so lange leben, nein überleben konnte. Vor allem, wenn man so einen gewaltigen Drang danach verspürt, Dinge neugierig zu finden, die eigentlich beängstigenden sein müssten.
Aber sie rennt nicht weg!
Still stimmte ich dieser Aussage zu, bedankte mich für die Erkenntnis und versuchte, nicht so dankend zu sein. Sie wollte von ihr weg, doch egal wie sehr ich mich an diesen Gedanken klammerte, und das tat gewiss, mit all meiner Kraft, die Stimme, die Aber sie rennt nicht weg!
in meinen Kopf schrie, war einfach lauter.
* * *
„Edward, Edward! Was ist los? Antworte doch!“
hörte ich meine Mutter fragen und bemerkte erst jetzt, dass ich mich die ganze Zeit über an sie festgekrallt hatte. Langsam ließ ich sie los, einen flachen Atemzug nach dem Anderen nehmend
Sie sollte jetzt, in diesem einen glücklichen Moment, nicht leiden müssen.
„Ach nichts Mom“, meine Stimme zitterte ein wenig. Ich musste ganz dringend hier weg.
„Du hast das Haus wirklich ganz wunderbar eingerichtet. Ähm, ich geh dann mal hoch, und schau mir mein Zimmer an...“brachte ich mühsam heraus, bevor ich so schnell ich konnte, und ich war wirklich schnell, nach oben lief.
Das Haus war, neben den beißenden Schmerz völlig vergessen. Ich stürzte in mein Zimmer, wollte mich gerade aufs Sofa schmeißen, und mich resignierend den Schmerz hingeben, als ich abrupt stehen blieb und mir der Atem stockte.
Mein Zimmer, das Zimmer, wo Bella
und ich so viele glückliche Stunden miteinander verbracht hatten, war kaum mehr wieder zu erkennen. Alle Wände waren weiß, bis auf die Wand, die an der die Tür war. Sie war beige. In der Mitte stand ein großes weiße Sofa. An der rechten Seite stand ein Bücherregal, daneben meine CDs, auch wenn es nicht mehr viele sind, ich hatte viele nämlich schon zerbrochen In der Mitte war ein großes, offenes Fach, auf der meine geliebte High - End - Musikanlage stand. Der dazugehörige Fernseher hing an der beigen Wand. Mein Kleiderschrank war auf der gegenüberliegenden Seite. Es war alles wunderbar aufeinander abgestimmt. Die Farben der Wände, die des Teppichs, und die Farben der Möbel. Von der verglasten Südseite, schlängelten sich die Sonnenstrahlen hindurch, und tauchten alles in ein Meer von unbegründeter Fröhlichkeit. Alles, außer mir. Weil du es nicht zulässt.
Nein, weil es in mir nichts mehr gab, dass bereit war, so etwas zuzulassen.
Diese Gewissheit traf mich, wie eine Abrissbirne. Nie wieder Glück erleben. Doch ich konnte mich auch nicht von den Volturi töten lassen. Ersten würde das Alice sehen, und dann wahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch bekommen und Zweiten, die wertvollen Erinnerungen an Bella, an uns, mögen sie auch noch so schmerzvoll sein, konnte ich, nein, ich durfte sie nicht einfach wegschmeißen. Sie waren zu wertvoll dazu. Eine Wolke schob sich vor die Sonne, ein Wunder, dass sie überhaupt schien, schließlich sind wir hier in Forks. Der Name wirbelte in mir etwas auf, dass ich über der Schönheit des Zimmers verdrängt hatte. Ich schleppte mich zum Sofa und wartete, dass der Schmerz mich wieder zerriss. Er lies nicht lange auf sich warten.
Doch irgendetwas war Anders. Der Schmerz hatte mit der Zeit nicht nachgelassen. Nein, er war genauso schlimm wie damals, wenn nicht gar schlimmer. Doch dieser Ort gab mir Kraft, die ich glaubte verloren zu haben. Vielleicht, weil ich mich mit ihr
so näher verbunden fühlte, vielleicht weil ich es schaffte hier stark zu sein. Aus welchen Gründen auch immer. Es spielte aber auch keine wertvolle Rolle. Dieses Warum. Es war so, wie es war und ich sollte mich darüber freuen. Irgendwie.
Nein, der Schmerz hatte wirklich nicht nachgelassen, aber es schien, als hätte ich wieder genug Kraft, um zu kämpfen. Für was auch immer.
Seit ich Bella verlassen hatte, hatte ich keinen Durst mehr gespürt. Nichts in mir verlangte danach. Kein Kratzen, kein Gift.
Am Anfang, nachdem ich zu meiner Familie zurück gekehrt war, haben Emmett und die Anderen mich heraus gezerrt, aber ich jagte nicht. Ich wusste nicht mehr wie.
Sie brachten mir dann immer ein Tier, damit ich überhaupt was zu mir nahm. Wie ich die 65 Jahre ohne sie überstanden hatte, war mir ein Rätsel.
Aber so war ich nicht. Das sah ich auch ein und fing wieder an, selbst in den Wald zu gehen. Aber nur, damit sie mich in Ruhe ließen. Das war der Antrieb. Die Ruhe, nicht der Durst.
Doch nun stand ich auf.
Mein Magen zog sich zusammen und in meinen Hals verspürte ich ein fremdartiges Beißen.
Ich hatte Durst.
Tag der Veröffentlichung: 14.09.2011
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