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Lieben und vernünftig sein ist kaum einem Gotte möglich.

 

Lateinisches Sprichwort

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das gibt Ärger, ich spüre es.

 

Warme hellleuchtende Sonnenstrahlen eines typischen Sommer morgens, die sich mühelos durch meine lavendelfarbenen Vorhänge kämpften, spielten auf meinem schlafenden Gesicht, dass mir so bekannte Spiel - kräftiges aufleuchten, dass die Dunkelheit die meine Augenlider gewöhnlicherweise brachten in ein helles Strahlen verwandelte und dann das unregelmäßige Flackern von Hell zu Dunkel, welches durch das ständige dazwischen getanze der in sanfter Morgenprise wehendener Äste verursacht wurde. Dieses Farbenspiel veranlasste wie jeden sonnigen Morgen ein genervtes Stöhnen meinerseits, gefolgt von einem wenig eleganten eher wildgezappelten Seitenwechsel - mit dem Ziel, mich von der Quelle des Lichtes abzuschirmen. Wohlig seufzend kuschelte ich mich tiefer in mein Kissen und glitt problemlos zurück in den Schlaf, der mir gerade lieber war als alles andere.

 

Denn verflucht, heute fängt nach sechs Wochen Sommerferien die schier endlos lange Schulzeit wieder an - leider. Wann würde die Welt endlich verstehen, dass sechs Wochen einfach nicht genug waren? Nicht genug Zeit um all die Energien wieder aufzuladen, die ein heutiger Schüler zum Schulalltag benötigte, da es schon lange nicht mehr nur ums Lernen ging. Heutzutage kämpft sich ein Schüler nicht nur durch die Lernbücher, Arbeiten und den oft viel zu langweiligen und eintönigen Unterricht, nein. Ein Schüler in diesem Jahrhundert musste sich mit viel mehr herumschlagen, wie zum Beispiel eingebildete Tussi - Gangs die einem nach dem Leben trachten, wenn du sie nur schief anguckst - Footballspieler die sich für so attraktiv hielten, dass sie sich selbst zu zwinkerten wenn sie ihr "perfektes" Erscheinungsbild erblickten oder nicht zu vergessen, dem wirklich widerwärtigen Schulessen, falls dieses noch als solches bezeichnet werden konnte.

Würde es mir da noch jemand verübeln, dass ich das Aufstehen so lange wie möglich herauszögern wollte? Ich mein, mir ist klar das sich die bevorstehende Prozedur nicht ewig hinausschieben lässt, dennoch war ich guter Dinge für weitere zehn Minuten, die ich vor mich hin dösen konnte. Diese Hoffnung nahm allerdings eine jähes Ende als jemand zaghaft an meiner Zimmertür klopfte.

Mom. Die Hoffnungskillerin.

 

Der gequälter Laut der meinem Mund entwich sollte ihr zu verstehen geben, dass ich wach war und somit wieder unter den Lebenden verweilte. Doch meine geliebte Mom schien davon weniger überzeugt, was mir das Geräusch einer sich öffnenden Tür verriet.

 

 » Ac, Liebes. Du musst aufstehen, sonst kommst du noch zu spät zur Schule. « Die kühle Hand meiner Mutter legte sich sanft auf meine Stirn.

 

Frustriert schnaufte ich und nuschelte so etwas wie 'Hm-mh, gleich Mom.'

 

» Aber gleich ist es schon halb a-acht. « trällert meine liebreizende Mutter amüsiert.

 

Es dauert bestimmt eine geschlagene Minute bis der Sinn ihres Satzes in mein Bewusstsein sickerte und mich mit einem Ruck kerzengerade im Bett sitzen ließ.

 

» Bin schon wach, bin schon wach. « Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich meine Mutter verschlafen an.Diese lachte sich nun schadenfroh ins Fäustchen - und mal ehrlich so was schimpfte sich Mutter.

Deprimiert hob ich eine Braue. » Dein Ernst jetzt? Lachst du mich gerade wirklich aus? « fragte ich meine Mutter missmutig.

 

Ich sah in diesem Augenblick ganz bestimmt aus wie ein eingeschnapptes, kleines, verschlafendes Mädchen. Das Lachen meiner Mutter veränderte sich ganz unauffällig in ein gekünsteltes Husten, was mich die Augen zu schlitzen verengen ließ.

Na, warte. Kurz schielte ich zu meinem übergroßen Kopfkissen, wobei sich mein Mund zu einem fiesen Grinsen verzog. Als meine Mutter meinem Blick folgte, weiteten sich ihre Augen und sie setzte diesen WAG-ES-DICH-JA-NICHT – Blick auf, der mich jedoch kalt ließ. Mit einem kräftigen Ruck beförderte ich das Kissen in Richtung meiner Mutter. Diese war so überrascht, dass ich mich ihrem Blick entzogen hatte, und ein Ausweichen unmöglich war. Und so traf mein Geschoss sein Ziel. Entsetzt starrte meine Mutter vor ihre Füße, wo sich mein leicht demoliertes Kissen befand, ehe ihr Blick zu mir hoch wanderte.

 

 » Ich glaube, dir geht es zu gut. « schimpfte sie schockiert.Augenblicklich machte sich ein schlechtes Gewissen breit.

 

» Ach, komm Mom. Das war doch nur- «

 

Weiter kam ich nicht, da es sich mit einem Kissen im Gesicht schlecht Reden ließ. Fassungslos blickte ich zu meiner Mutter auf, die ein diabolisches Grinsen im Gesicht hatte. Lachend schmiss sie sich auf mich, woraufhin ich in ihr Lachen mit einstimmte.

Diese Momente hier gab es einfach viel zu selten – Momente in denen Alanya, meine Mutter, glücklich war. Wenn ich diese Frau betrachtete mit ihren schulterlangen, gelockten haselnussbraunen Haaren, ihren grünen Augen die ich so an ihr liebte und ihrer schlanken und sportlichen, dennoch eleganten Gestalt, die nun neben mir im Bett lag und mich lächelnd ansah, empfand ich pure Bewunderung. Keiner der sie jetzt so sehen konnte würde auch nur im entferntesten Denken, dass genau ein und dieselbe Person so unendlich viel Leid ertragen musste. Niemand würde glauben, dass ihr geliebter Ehemann und Vater meiner Wenigkeit vor ungefähr achtzehn Jahren spurlos verschwunden war und diese Frau mit mir schwanger zurückgelassen hatte. Die Polizei gab es schon nach wenigen Wochen auf, nach ihm zu suchen – angeblich war es aussichtslos, da keinerlei Hinweise auf sein Verschwinden vorhanden waren. Sie stempelten den Fall so ab, dass mein Vater sich verpisst hat, weil ich unterwegs war. Meine Mutter hatte damals getobt und die Polizei verflucht. Sie wusste, dass er sie niemals freiwillig verlassen hätte. Nach ihren Erzählungen hatte er uns geliebt, mich geliebt und sich so auf mich gefreut.

Und in diesem Punkt waren wir uns unstimmig. Ich glaubte nicht daran, dass meinem Vater was passiert sei. Meiner Meinung nach hat sich der Kerl einfach kalte Füße bekommen. Und ich hasste ihn dafür. Meine Mom war nie wirklich darüber hinweg gekommen und in ihr keimte immer noch die Hoffnung, er würde irgendwann nach Hause kommen. Pah!

Sie war so unfassbar stark, dafür bewunderte ich sie am meisten. Diese Stärke einfach weiter zu machen, wegen mir, wo sie doch alles verloren hat, was sie jemals geliebt hatte. Klar, sie hatte noch mich - aber konnte ich einen geliebten Ehemann ersetzen? Wohl kaum...

 

» Kacy, du solltest dich nun wirklich beeilen. « schmunzelte meine Mutter und stand von meinem Bett auf.

 

Ein Blick auf meinem Wecker, der auf meinem Nachtschrank thronte, verriet mir, dass sie Recht hatte. Mittlerweile waren weitere fünf Minuten vergangen und somit hatte ich nur noch fünfundzwanzig Minuten Zeit mich für die Schule fertig zu machen. So sprang ich unbeholfen aus meinem Bett und konnte mich gerade noch vor dem Stolpern retten, während meine Mutter Kopfschütteln den Raum verließ. Duschen würde ich jetzt wohl nicht mehr schaffen und so entschloss ich mich einfach eine Katzenwäsche zu vollziehen. Unbeholfen sammelte ich die Kleidung auf, die ich mir gestern zu recht gelegt hatte und tapste daraufhin in mein angrenzendes Badezimmer. Ich war stolz auf mein eigenes kleines Bad, mit den hellen cremefarbenen Fließen und den strahlenden Deckenleuchten, die den Raum zu einer kleinen Wohlfühloase machten. Und dafür dass das Badezimmer so klein war, war meine Dusche außerordentlich geräumig und auch sonst mangelte es mir nicht an Platz. Bevor ich anfing mich für die Schule herzurichten schaltete ich meine Anlage an die ich im Bad stehen hatte, da ich es liebte bei meinen morgendlichen Bedürfnissen Musik zu hören. Während Alex Clare mit Hummingbird den Raum erfüllt, wusch ich mich, putze mir die Zähne, kämmte mir die Haare, schminkte mich dezent und zum Schluss schlüpfte ich in meine zerschlissene, verwaschene Röhrenjeans - ich liebte sie aufgrund diesem verwegenen Looks - und stülpte mir mein himmelblaues Top über.

Ein letztes Mal schaute ich in den Spiegel, in dem ich ein siebzehnjähriges Mädchen mit langen braunen Haaren erblickte, welches ein zierliches Gesicht, blau-grün strahlende Augen, eine schöne passende Nase und volle Lippen hatte. Zu dem war sie groß und hatte eine schlanke, sportliche Figur.

 

Diese Mädchen war durchaus hübsch. Noch einmal schaute ich mir in die Augen, dann drehte ich der Frau im Spiegel den Rücken zu und verließ das Badezimmer, um zurück in mein Zimmer zu gelangen. Dort schnappte ich mir mit einem letzten Blick auf mein Wecker, der mir anzeigte das es bereits zehn vor acht war, meinen Rucksack und sprintete die Treppe hinunter in die Küche, wo meine Mutter bereits auf mich wartete.

 

» Jetzt wird es aber auch Zeit, Kacy. « sie sah mich tadelnd an.

 

» Ja, ich weiß. Ich beeile mich ja schon. « verteidigte ich mich.

 

Ich unterbrach meine hektischen Bewegungen, mit denen ich gerade dabei war, mir noch schnell ein Brot für unterwegs zu schmieren und sah meine Mutter entschuldigend an, ehe ich unschuldig lächelte woraufhin meine Mutter amüsiert die Augen verdrehte.

 

» Nun sieh zu! Ansonsten kannst du laufen, du alte Trahntüte. « lachte meine Mutter, doch dieses Lachen war schon weniger echt, als das von vorhin in meinem Zimmer.

 

Es erfüllte mich jedes Mal mit Schmerz, da ich genau wusste das ich nichts dagegen tun konnte außer sie nicht darauf anzusprechen, denn das würde die alten Wunden nur wieder aufreißen. Also drehte ich mich galant um und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, welchen sie mit einem liebevollen lächeln entgegen nahm.

 

» Wir können los, Mom. « informierte ich sie, während ich in den Flur lief und mich in meine Sneakers zwängte.

 

» Ich warte im Auto auf dich. « rief sie.

 

Schnell schnappte ich mir noch meine dünne Jeansjacke und warf sie mir auf den Weg in die Küche über. Dort griff ich nach meinem geschmierten Brot und biss einmal herzhaft ab, an dem ich mich aber verschluckte als mein Blick über die Wanduhr schweifte.

 

 » Verdammt! « hustete ich.

 

Es war mittlerweile kurz vor acht und um noch pünktlich zur Schule zu kommen, müssten wir uns jetzt wirklich beeilen. Schnell schwang ich mir meinen Rucksack auf den Rücken und lief mit meinem Brot in der Hand zur Haustür raus auf unser Auto zu. Schon vom weiten sah ich den strengen Blick meiner Mutter, was ich mit einem breiten grinsen abtat. Sobald ich die Autotür einen Spalt breit geöffnet hatte, begann meine Mutter mit ihrer Predigt.

 

» Kacy Johnsen! Du musst endlich Verantwortung übernehmen, du kommst im Leben nicht weit, wenn du immer zu Spät kommst. « hält sie mir vor, während sie das Auto aus unserer Einfahrt manövriert.

 

Oh, Gott. Erschieß mich, bitte.

 

» Du hast Recht, Mom. « sagte ich wie immer, in der Hoffnung so dem Vortrag zu entkommen.

 

» Morgen stehst du auf jeden Fall früher auf, Fräulein. Das kann nicht angehen, dass ich wegen dir ständig zu spät zur Arbeit erscheine. Was macht das denn für ein Eindruck? « machte meine Mutter munter weiter, was mir ein langgezogenes Seufzen entlockte.

 

» Es tut mir Leid, okay? Morgen steh ich pünktlich auf, versprochen. « versuchte ich die Situation zu entschärfen und lächelte meine Mutter vorsichtig an.

 

Ja, Mom. Sie mich an, ich bin ein Engel.

 

Diese warf mir einen argwöhnischen Blick zu, seufzte schließlich und nickte. » Nun gut. «

 

Die weitere Fahrt verlief ruhig und ohne Konversation, lediglich das Radio dudelte vor sich hin. Um kurz nach acht erreichten wir die Wisteria High School, die hier in Virgina zu der Beliebtesten gehörte. Mit einem flüchtigen 'Danke fürs fahren, Mom. Hab dich lieb.' kletterte ich aus unserem schwarzen BMW und steuerte auf ein blondes Mädchen zu, welches ungeduldig mit dem Fuß wippte und mir einen wütenden Blick zu warf, als sie mich erblickte.

 

» AC! Langsam machst du mich wahnsinnig! « sie warf in einer übertriebenen Geste, ihre Hände in die Luft. » Kannst du nicht einmal pünktlich hier sein und mich nicht jeden Tag so lange warten lassen? « wütend starrte sie mich an und wartete auf eine Reaktion meinerseits.

 

Doch ich hatte wirklich Mühe und Not nicht loszulachen, sowie sie da stand - ein wild gewordener blonder Engel, die Hände in die Hüfte gestemmt und diesem Killerblick, es fehlten wirklich nur noch Funken die aus ihren Augen sprühten und die Hörner, die sich auf ihrem Kopf empor ragten. Anscheinend blieb ihr mein Versuch nicht zu Lachen nicht unbemerkt.

 

» Findest du das etwa witzig? « fragte sie empört.

 

Ich schüttelte heftig den Kopf und sah sie schuldbewusst an. » Es tut mir Leid, July. Sei nicht sauer auf deine beste Freundin, die sich gerade schon eine Predigt ihrer Mutter anhören musste. « ich zog einen Schmollmund und schaute sie mit meinem berüchtigten Hundeblick an.

 

Erst hielt sie ihre wütende Miene aufrecht, doch nach und nach sah ich wie die Fassade anfing zu bröckeln, bis ihr Gesicht schließlich weicher wurde und sie ein ergebenes Stöhnen von sich gab.

 

» Du kleines Biest, du weißt deine Fähigkeiten wirklich gut einzusetzen. Gegen dein Schmollmund und deinem Hundeblick komm ich einfach nicht an. « gab sie missmutig von sich, lächelte mich aber schließlich an und drückte mich fest an ihre Brust.

 

» Hab ich dir schon mal gesagt, dass du die beste 'Beste Freundin' der Welt bist? « nuschelte ich in ihr Haar.

 

» Ja, hast du. Bestimmt schon eine Milliarde Mal und zwar immer dann, wenn du Mist gebaut hast. « lachte sie, was mich ebenfalls zum Lachen brachte.

 

Kaum hatten wir uns voneinander gelöst, klingelte es auch schon zum Unterricht. Auf dem Weg zu unserem Mathe Unterricht redeten wir über die Sommerferien, die wir zum größten Teil zusammen verbracht hatten. Plötzlich stieß mein Bein gegen etwas und ich fing gefährlich an zu straucheln, konnte mich letztendlich doch wieder fangen. Wütend fuhr ich herum und Ta-da, wen haben wir denn da.

Stacy. Die nicht nur Kapitänin der Cheerleader war, sondern auch meine Erzfeindin und nicht zu vergessen die dümmste Person, die ich kenne. Wie die Queen höchstpersönlich stand sie mit ihren Schoßhündchen da und ehrte mich mit einem herablassenden Blick.

 

» Ups. « unschuldig zuckte sie mit den Schultern und sonnte sich in den bewunderten Blicken ihrer Anhänger.

 

»Ups? Sag mal, hast du ein Ei am wandern oder was? « brauste ich auf.

 

In ihren Augen blitzte es gefährlich, jedoch beeindruckt mich das wenig.

 

» Pass doch einfach auf wo du hinläufst. « zischte Stacy.

 

Nun platzte mir der Kragen, bebend vor Wut fixierte ich die Schlange und wollte gerade auf sie zu stampfen, als July mich bei den Schultern packt.

 

» Pass du auf wo du deine Mamutlatschen platzierst! « giftete ich.

 

Empörung spiegelte sich in ihren Gesichtszügen wieder, ehe sie sich schwungvoll umdrehte und ging – im Schlepptau ihre 'Freundinnen'.

 

» Pimperperle « fluchte ich leise.

 

Schallendes Lachen ließ mich überrascht zusammen zucken. » Wirklich? Pimperperle? Der ist mir Neu. « gackerte July.

 

Bei ihrem Gegröle, musste auch ich losprusten und so setzten wir unseren Weg fort. Als wir den Raum erreicht hatten, wollten wir uns gerade auf den Weg zu unseren üblichen Plätze in der mittleren Reihe machen, wobei mir auffiel, dass dort schon zwei mir unbekannte Typen saßen. So stoppte ich mitten in der Bewegung und blieb wie angewurzelt stehen - mit wütendem Blick auf die zwei Unbekannten, die uns jetzt ziemlich anzüglich musterten und dann breit grinsten. Innerlich kam mir die Galle hoch und ich dachte, ich müsste mich hier vor allen gleich im Klassenraum übergeben. - Was soviel wie der Supergau wäre. Zerknirscht schaute ich zu July rüber und erschrak, ihr Blick.

Dieser Blick.

 

Oh nein, ooooooh nein!

 

Mein Blick glitt nun abwechselnd zu July und den Typen und verengten sich schließlich zu schlitzen. Ich stöhnte genervt auf und stieß ihr in die Seite, woraufhin sie mich verärgert ansah.

 

» Äh,.. AUA?! Das hat wehgetan! « beschwerte sie sich.

 

Ich rollte mit den Augen und streckte mein Kinn trotzig hervor. » Was himmelst du auch diese Idioten an, zumindest einen davon? Die haben uns unsere Plätze geklaut – die sind der Feind! Und außerdem, schau sie dir doch mal an. Wie sie uns anstarren, dass ist echt widerlich. « mir kam erneut die Galle hoch, doch July schien mir schon lange nicht mehr zu zuhören.

 

Ihr Blick klebte erneut an dem blonden Jungen, der ihr die ganze Zeit dreckig zu lächelte. Er war - soweit ich es sehen kann - ziemlich groß und muskulös aber es schien auch so, das was er an Muskelmasse zu viel hatte, hatte er an Gehirnmasse zu wenig. Dennoch kam ich nicht drum rum zu sagen, dass beide außergewöhnlich gut aussahen, jedoch strahlten beide auf mich was widerwärtiges, gefährliches und ja, schlechtes aus. Ich griff nach dem Arm meiner hypnotisierten besten Freundin und schritt wütend auf die beiden zu. Da unser Lehrer noch nicht anwesend war und Mr. Naison sich sowieso immer Zeit ließ, nahm ich mir die Zeit, die beiden zu Recht zu weisen und unsere Plätze zurück zu erobern.

 

Schon vom Weiten konnte ich hören, wie der Blonde zu dem Braunhaarigen sagt » Das könnte interessant werden. «

 

» Ihr! « vor ihnen baute ich mich auf und sah beide mit vernichtenden Blick an.

 

Der Braunhaarige hob überrascht eine Augenbraue hoch und ließ einen intimen Blick über meinen Körper wandern, was mich zum schaudern brachte - und das nicht auf gute Weise.

 

» Netten Ausblick hast du da. « hauchte er amüsiert mit dem Blick auf meinem Ausschnitt und beide fingen anzulachen. Empört verschränkte ich die Arme vor der Brust und schnaubte verächtlich.

 

» Ist auf jeden Fall ein besserer Anblick als ihr Beide. « zischte ich wütend.

 

Nun verschwand das dumme Grinsen aus ihren Gesichtern und beide sahen mich bedrohlich an.

» Pass auf was du sagst, Püppchen. « die Worte umhüllten meinen Körper mit einer eisigen Kälte.

 

Für einen Augenblick schaute ich den braunhaarigen erschrocken an fasste mich jedoch schnell wieder.

 

» Tut mir Leid, hab ich gerade dein großes Ego angekratzt? « ich lächelte zuckersüß,

 » Verschwindet von unseren Plätzen und ich denke im Gegenzug darüber nach, es nicht noch einmal zu tun. «

 

Nun ergriff der Blonde, der die ganze Zeit July so komisch angestarrt hatte, das Wort. » Ganz schön Vorlaut, gefällt mir. Allerdings muss ich dich enttäuschen, Süße. Wir werden hier sitzen bleiben. «

 

Mit hochrotem Kopf blickte ich von einem zum anderen und als mir der Braunhaarige auch noch zu zwinkerte, platze mir der Kragen. Gerade als ich richtig loslegen wollte kam Mr. Naison rein und forderte mich und July auf uns endlich hinzusetzen. Bevor ich mit ihr zu den letzten freien Plätze in der hinteren Reihe, hinter den beiden Vollidioten ging, warf ich den beiden noch einen tödlichen Blick zu, welchen die beiden mit einem Lachen in Empfang nahmen.

 

» Guten Morgen, ich hoffe Ihr hattet alle erholsame Ferien. « fing Mr. Naison an. » Wie Ihr alle wahrscheinlich schon mitbekommen habt, haben wir dieses Jahr zwei neue Schüler zu begrüßen. Stellt Ihr euch bitte euren Mitschülern vor. «

 

Selbstbewusst wie eh und je standen die beiden auf und als erste fing der Blonde an zu reden.

 

»Mein Name ist Tayler Stevens, ich bin achtzehn Jahre alt und komme aus New York. « ein Glück sah ich nur sein Rücken, denn ich wette er lächelte wieder sein ekelhaftes Lächeln, dass den Mädchen hier den Verstand kostete.

 

Erwartungsvoll schauten nun alle zu dem Anderen und warteten darauf, dass er anfing zu sprechen.

 » Ich bin Eric Stevens und der Bruder von dem hier « er stieß Tayler lachend mit dem Ellbogen in die Seite, » ich bin ebenfalls achtzehn Jahre alt. « beendete er seinen Satz.

 

Ich schnaubte, Idioten.

Ich wusste, dass ich mit den Beiden noch viel ärger haben werde. - Woher? Ich weiß es nicht, ich spüre es einfach.

 

Erste Begegnung

 

Nach den ersten beiden Stunde war ich mit meinen Nerven bereits ziemlich am Ende. Tayler und Eric ließen mich einfach nicht in Ruhe, ständig drehten sie sich um und schenkten mir wieder solche widerwärtigen Blicke und einmal flog sogar ein kleiner Zettel auf meinen Platz. Erst nahm ich mir vor ihn zu ignorieren aber leider war ich von Natur aus ziemlich neugierig und so griff ich letztendlich doch nach dem quadratischen Stück Papier und faltete es auseinander.

 

So wie du aussiehst, hast du nur auf mich gewartet.

 

E.

 

Ich wusste, dass ich es bereuen würde. Angewidert zerknüllte ich das Papier und schmiss es ihm an den Kopf. Grinsend drehte er sich um und wackelte obszön mit den Augenbrauen, woraufhin ich einfach wegsah und ihn für den Rest der Stunde ignoriert hatte.

Und July? Oh man, sie hat glaub ich nicht einmal ihren Blick von der Rückansicht von Tayler abgewandt. Kopfschüttelnd lief ich mit ihr gerade den Korridor entlang und hoffte sie würde endlich aus ihrer Trance erwachen, doch sie schien weiterhin wie weggetreten.

 

 » Erde an Julia?! «

 

 Ich hatte gehofft sie würde auf ihren richtigen Namen reagieren, doch erst als ich sie an den Schultern packte und sie schüttelte sah sie mich geschockt an.

 

» Äh.. ja, was ist denn? « , fragte sie mich verwirrt.

 

Ich runzelte die Stirn, irgendwas stimmt nicht mit ihr. Das ist nicht normal, so vertieft ist man doch nicht, wenn man für einen schwärmt. Erklären konnte ich es mir nicht aber ich habe die Blicke von Tayler gesehen und da war dieses seltsame Funkeln in seinen Augen. Und eben dieses Funkeln war mir so gar nicht geheuer.

 In dem Augenblick liefen die beiden Idioten an uns vorbei und sahen mich komisch an, was mir nur noch mehr gegen den Strich ging. Erst jetzt viel mir auf, dass Eric nur schwarz trug und somit noch düsterer wirkte und Tayler hingegen ging anscheinend ganz mit der Mode. Mein Blick haftete solange auf ihnen bis sie hinter einer Ecke verschwanden.

 

» Was ist denn bloß los mit dir? So weggetreten kenn ich dich gar nicht. « , sagte ich und beobachtete sie aufmerksam.

 

» Ich.., ich weiß nicht. Tayler's Anblick hatte mich irgendwie.. gefesselt. « , sagte sie sichtlich verwundert über sich selbst. Misstrauisch sah ich sie an. Moment - war das gerade das selbe Funkeln wie bei Tayler?

 

 » Ist irgendwas, Ac? « , fragte sie mich flüsternd.

 

» Nein. « , ich schüttelte den Kopf und lächelte ein gezwungenes Lächeln.

 

„Wir sollten uns langsam zu unserem Biologie Kurs begeben, es klingelt sicher gleich.", plapperte ich drauf los, um ihr das weiter Nachfragen unmöglich zu machen. Sie nickte lediglich, behielt mich jedoch im Auge.Auf dem Weg zum Biologie Kurs zerbrach ich mir den Kopf über die Bedeutung dieses Funkeln im Auge, über ihr Benehmen in seiner Nähe und allgemein über Eric und Tayler. Nennt mich verrückt aber ich weiß, dass irgendwas nicht stimmt. Vor der Tür unseres Raumes betete ich noch einmal inständig, dass die beiden einen anderen Kurs belegt hatten, ehe ich gefolgt von July den Raum betrat. Ich ließ den Blick über die Reihen gleiten und seufzte erleichtert auf - sie waren nicht hier. Erleichterung war gar kein Ausdruck dafür, wie ich mich gerade fühlte. Beinahe hätte ich gejubelt und ich freute mich total auf zwei Stunden nerven entspannenden Unterricht. Doch wirklich abschalten konnte ich nicht, es ließ mir einfach keine Ruhe. Leise riss ich aus meinem Block ein Stück Papier und schrieb mit meiner Sauklaue folgendes:

 

Wie geht es dir?

 

Vorsichtig, darauf bedacht vom Lehrer unentdeckt zu bleiben, schob ich den Zettel zu July rüber. Diese schaute mich fragend an, las aber schließlich das geschriebene ehe sie zurück schrieb.

 

Ich hab ein wenig Kopfschmerzen aber warum fragst du?

 

Kopfschmerzen, hm? Vielleicht noch ein Anzeichen für irgend einer verkorksten, krummen Sache.

 

Hast du sonst irgendetwas? Ist dir schwindelig?

 

Ich konnte ihren prüfenden Blick auf mir spüren, erwiderte ihn jedoch nicht.

 

Nein, ansonsten geht es mir gut. Was ist denn los mit dir?

 

Was sag ich ihr denn nun? 'Öhm, ja. Ich denke, dass Tayler dich einer Gehirnwäsche unterzogen hat oder dich hypnotisiert hat.' Ja, klar. Also schrieb ich Folgendes:

 

Ich weiß nicht. Es ist nur, du warst vorhin so komisch, so habe ich dich noch nie erlebt.

 

July wollte mir gerade antworten, als Mrs. Springs wütend unsere Namen rief.

 

» Eure Privatgespräche können Sie draußen in der Pause klären. Ist das klar? « Wir beide nickten und Mrs. Springs begann weiter von Biologie zu faseln.

 

» Alte Schachtel! « schnaubte ich leise.

 

Ich konnte diese Furie noch nie leiden, ebenso wenig wie sie mich leiden konnte. Überhaupt, wenn es nach mir ginge, wäre die Alte schon lange in Rente und würde in einem Schaukelstuhl still vor sich hin stricken - oder was alte Leute ebenso machten, um sich die Zeit zu vertreiben. Angestrengt versuchte ich dem Unterricht zu folgen, ertappte mich jedoch jede fünf Minuten dabei, wie ich mein Handy aus der Jackentasche fischte um ein Blick auf die Uhrzeit zu werfen. Obwohl ich genau wusste, dass die Zeit mir so nur unendlich länger vorkommen würde. Und so beschloss ich die letzten zwanzig Minuten vor mich hin zu malen, um mich zu beschäftigen. Nach einer Weile klingelte es dann endlich, was mich dazu veranlasste schnell meine Sachen ein zu packen und den Raum zu verlassen. Doch leider kam ich gar nicht erst soweit, da mich Mrs. Springs zu sich rief. Ich stöhnte missmutig auf und warf July einen leidenden Blick zu ehe sie verschwand. Mit einer fließenden Bewegung drehte ich mich zu meiner Lehrerin um und lächelte sie unschuldig an.

 

» Was gibt's denn, Mrs. Springs? « fragte ich sie zuckersüß.

 

» Ich erinnere mich an einem Gespräch mit Ihnen im vergangenen Schuljahr, in dem Sie mir versprochen hatten dieses Jahr von Anfang an voll dabei zu sein. Deswegen war ich noch so gutmütig Ihnen eine schwache Vier zu geben, doch wenn Sie gleich in unserer ersten Unterrichtsstunde lieber mit Ihrer Sitznachbarin Miss Darsen Liebesbriefchen schreiben, bin ich gezwungen Sie diesmal strenger zu bewerten, Ms. Johnsen! « schimpfte sie autoritär und strafte mich mit einem tadelnden Blick.

 

Während sie ihre Predigt hielt, lief in meinem Kopf einzig und allein die Tetris Musik, während Frau Streng vor mir wild mit ihren Händen gestikulierte. Das sie fertig war mit ihrer Ansprache, wusste ich nur weil ihr wildes und wütendes rumgezappel endlich aufgehört hatte und mich zwei wütende Augen beobachteten, die wohl möglich auf eine Antwort warteten.

 

» Es kommt nicht mehr vor, Mrs. Springs. « sagte ich gespielt schuldbewusst und versuchte so mich endlich von hier verdrücken zu können.

 

» Wie oft wollen Sie mir das noch weismachen? « sie sah mich argwöhnisch und mit einer erhobenen Braue an. 'So oft wie möglich', wäre mir beinahe herausgerutscht, konnte es mir aber gerade noch verkneifen.

 

» Ich werde mich ab jetzt wirklich bemühen, versprochen. « beteuerte ich weiterhin und hielt ihren prüfenden Blick stand.

 

Ein tiefes Seufzen ihrerseits erfüllte den Raum, welches mir zu verstehen gab, dass ich es überstanden hatte. » Nun gut. Ich werde Sie im Auge behalten und jetzt ab mit Ihnen in die Pause. « scheuchte sie mich förmlich raus aus dem Flur.

 

Da ich nicht Dumm und Mrs. Springs berüchtigt dafür war es sich schnell anders zu überlegen, lief ich zügig die Flure in Richtung Cafeteria entlang. Jetzt konnte ich noch einmal in Ruhe mit July reden und ich betete inständig, dass sie mir irgendwas neues sagen konnte. Während ich mir weiter den Kopf darüber zerbrach, ließ ich den Blick über die Gänge schleifen und dieser blieb schließlich an meinem Schließfach hängen an dem ein dunkelhaariger Typ lässig lehnte und mich mit wütenden Blick taxierte. Was hab ich denn nun wieder angestellt? Unsicher lächelnd schritt ich auf ihn zu und stellte mich ihm letztendlich gegenüber.

 

» Hi « durchbrach ich das unangenehme Schweigen in dem mein Gegenüber mich mit seinen Blicken erdolchte.

 

 

Ich schluckte. » Was ist denn los, Arian? «

 

» Wo warst du?! « überging er meine Frage und funkelte mich weiterhin wütend an.

 

» Wie wo war ich? « fragte ich irritiert.

 

Denn um ehrlich zu sein, verstand ich gerade nicht im geringsten was er von mir wollte.

 

» Wir wollten uns in der ersten Pause hier treffen, schon vergessen? « zischte er mich an.

 

Es dauerte einen Augenblick bis es mir wieder einfiel.

 

» Upps. « rutschte es mir heraus.

 

Einen kurzen Moment weiteten sich seine Augen, ehe er sie zu schlitzen verengte.

 

» Upps?! Mehr nicht? Ich stand die ganze Pause wie ein Idiot an deinem Schließfach und hab auf dich gewartet. Weißt du wie dumm ich ausgesehen haben muss? Was denken die anderen jetzt von mir? « sagte er aufgebracht.

 

Jetzt war ich es, die die Augen zu schlitzen verengte. » Das ist alles? Es geht dir wieder mal nur um dein Image? Darum, was deine Footballidioten von dir denken? « zickte ich nun giftig zurück.

 

» Footballidioten?! Das siehst du also in uns - in mir? « brauste er auf.

 

Ich wand den Blick von ihm ab und merkte so, dass uns ein dutzend Augenpaar teilweise schockiert, amüsiert oder neugierig beobachteten. Mein Gott, wie peinlich. Aus diesem Grund entschloss ich mich einfach den Kürzeren zu ziehen und die Situation zu entschärfen.

 

» Es tut mir Leid, okay? Jetzt lass uns bitte nicht wieder streiten. « sagte ich versöhnlich und näherte mich ihm für einen flüchtigen Kuss.

 

Doch dieser schnaubte nur und stieß mich unsanft von sich. » Dein 'Es tut mir Leid' kannst du dir sonst wo hin stecken. « äffte er mich nach. » Lass es einfach, Kacy. « schrie er mich an und stieß beim vorbeilaufen schmerzhaft gegen meine Schulter.

 

Wie angewurzelt stand ich noch einen Moment dar, während sich um mich herum langsam die Schar an Schaulustigen auflöste. Na der Tag heute lief doch super, dachte ich ironisch.

Als ich mich dann endlich dazu bewegen konnte in die Cafeteria zu gehen, wartete an unseren Stammtisch schon eine ungeduldige July.

 

» Wo warst du denn so lange? « erkundigte sie sich.

 

» Frag bloß nicht. « Ich ließ mich kraftlos auf dem Stuhl neben ihr plumpsen.

 

» Endlos lange Predigt von Mrs. Springs, hm? « fragte sie mit einem bemitleidenden Lächeln im Gesicht.

 

Ich nickte. » Ja, leider. Aber nicht nur das. «

 

» Wie? Was denn noch? « nun sah sie mich besorgt an.

 

Seufzen bettete ich meinen Kopf auf meine Arme und schloss die Augen, während ich sprach. » Stress mit Arian. « erwiderte ich niedergeschlagen und sah sie müde an.

 

Ja, ich war es mittlerweile echt leid ständig mit ihm zu streiten. Es machte mich fertig und dass sah man mir langsam auch an. Mitfühlend legte sie mir einen Arm auf die Schulter.

 

» Schon wieder? Was war denn? « fragte sie sanft.

 

Ich stieß hörbar die Luft aus, ehe ich antwortete. » Ich hatte vergessen, dass wir uns in der ersten Pause sehen wollten. « ich schnaubte. » Und anstatt geknickt zu sein, dass ich ihn vergessen hatte und er mich nicht sehen konnte machte er sich Sorgen um sein Image. «

 

» Nicht dein Ernst? « fragte July mich ungläubig.

 

Doch ich nickte heftig.

 

»Findest du nicht « begann sie zögerlich und wand sich unter meinem fragenden Blick. » also dass, ehm es vielleicht besser wäre, nun ja, euch zu trennen? «, sie sah mich vorsichtig an.

 

Womöglich hatte sie recht, doch ich konnte nicht. Arian und ich waren schon seit 1 1/2 Jahre ein Paar und haben somit schon einiges zusammen durchgemacht, nun einfach aufzugeben kam mir total verkehrt vor. Allerdings wusste ich irgendwo tief in mir drin schon seit längerer Zeit, dass es nicht mehr lange halten würde aber das wollte ich hier und jetzt noch nicht hinnehmen, also schüttelte ich zaghaft mit dem Kopf.

 

» Nein, also ich weiß nicht.. ach, lass uns bitte nicht darüber reden. « sagte ich schließlich und setzte mich wieder vollkommen aufrecht hin. » Aber nun zu dir, wie war denn dein Date gestern? « lenkte ich das Thema geschickt ab.

 

Missmutig verzog sie das Gesicht. » hm - mh, war okaaay. «

 

» Oh nein. Erzähl mir alles. « forderte ich sie auf.

 

» Ist keine coole Story. « winkte sie schnaufend ab und schnappte sich ihren Joghurt.

 

Da mich der Hunger ebenfalls quälte, beschloss ich mir etwas zu Essen zu kaufen.

 

» Ich hol mir eben eine Kleinigkeit zu Essen und dann erzählst du mir deine uncoole Story. « zwinkerte ich und stand auf.

 

Bei der Essensausgabe angekommen nahm ich mir ein Tablett und lief die Reihen entlang in denen verschiedene Gerichte, Salate, belegte Brötchen aber auch Obst und Gemüse zu finden waren. Leider war das meiste davon ungenießbar, fragt mich aber nicht warum, ich hatte keine Ahnung was sie mit dem Essen hinter den Kulissen anstellten. - Und ehrlich gesagt wollte ich es gar nicht wissen. Ich wollte mir gerade einen Apfel nehmen, als sich eine eisige Kälte um meinen Körper schlang und ihn zum Beben brachte. Wie erstarrt stand ich da und hoffte das dieses grausige Gefühl verschwinden würde, welches meine Gliedmaßen entlang kroch und dabei eine lähmende Empfindung zurückließ.

 

» Na, Süße. « hauchte jemand an meinem Ohr - Eric.

 

Würde mir mein Körper und meine Gliedmaßen gehorchen, wäre ich vor Schreck sicher zusammen gefahren, doch sie taten es nicht und das versetzte mich in Panik.

 

» Ich.. Ich kann.. mich nicht bewegen. « stieß ich hysterisch hervor.

 

Eric hinter mir lachte einfach nur. » Tatsächlich? « fragte er mich sichtlich amüsiert.

 

» Was hast du mit mir gemacht? « zischte ich wütend.

 

» Ich? Ich würde dir doch nie etwas tun. « flüsterte er bedrohlich an meinem Ohr.

 

Ich war mir seiner Gestalt dicht hinter mir bewusst und dass sein kühler Atem meiner Wange entlang strich, machte diese Situation auch nicht besser. Mir war zwar nicht klar, wie er das anstellte aber ich wusste zu hundertprozent das er mich Bewegungsunfähig machte.

 

» Ich weiß zwar nicht wie du das machst aber hör gefälligst auf damit! « , brauste ich auf.

 

Wieder dieses dreckige Lachen, während er langsam um mich herum in mein Sichtfeld tigerte und mich spöttisch anlächelte.

 

» Warum denn, wir haben doch gerade so viel Spaß zusammen. Außerdem finde ich es ziemlich süß, wenn du Bewegungsunfähig bist und das Beste daran ist, dass du dich nicht gegen mich wehren kannst. «, und da war es wieder - dass von mir so verhasste anzügliche Lächeln. 

 

Meine Augen wurden tellergroß, als er mit seiner Hand über meine Wange streichelte und sie von da aus immer tiefer hinunter gleiten ließ. Überall wo er mich berührte breitete sich eine mir unbeschreibliche Kälte aus, die mich zum Schaudern brachte. Es fühlte sich so verkehrt an.

 

» Fass mich nicht an! «, knurrte ich, woraufhin er sich mit einem undefinierbaren Funkeln in den Augen meinem Mund näherte. 

 

Schockiert sah ich auf die näherkommenden Lippen und fragte mich spätestens jetzt, warum mir niemand half, denn meiner Meinung nach müsste jemanden doch dieses Spektakel aufgefallen sein. Ich versuchte mich zu bewegen, meinen Kopf zu drehen, irgendwas zu machen um dieser furchtbaren Situation entkommen zu können - ohne Erfolg. Innerlich wappnete ich mich bereits auf das kommende Ekel und Tränen stiegen mir in die Augen, ich war so machtlos.

 

Ein ohrenbetäubendes, seltsames Knurren erfüllte den Raum und sorgte dafür das Eric innehielt. Erleichtert stieß ich einen Schwall von Luft aus und bedankte mich still auf jede erdenkbare Weise für die Unterbrechung. Selbst wenn dieses unmenschliche Knurren von einem wildgewordenen Grizzlybären kommen würde, es wäre mir egal. Lieber in Ehren sterben, als von diesem kaltblütigen Etwas geküsst zu werden. Leider konnte ich nicht nachsehen, wem ich die Rettung letztendlich zu verdanken hatte, da mir mein Körper immer noch nicht gehorchte. Die Stille die uns jetzt umgab war mir ziemlich unangenehm, vorallem deshalb weil ich nur Eric sehen konnte und sonst nichts. Mich wunderte es, dass noch kein großes Gemurmle in der Cafeteria ausgebrochen war, was bei solchen Situationen normalerweise der Fall gewesen wäre.

 

» Hallo, alter Freund. Schön dich wieder zu sehen. «, sprach Eric nun in Plauderstimmung.

 

» Gib sie frei! «, knurrte der Unbekannte und in mir machte sich eine fremde Wärme breit, ganz anders als die beklemmende Kälte von Eric. 

 

Selbst in dieser bedrohlichen Form, war es die schönste und melodischste Stimme die meine Ohren jemals vernommen hatten. Augenblicklich schlug mein Herz schneller und kräftiger, woraufhin der Idiot vor mir mich spöttisch ansah.

 

» Na sie mal einer an, du hast wohl Wirkung auf die Kleine. «, er nahm eine von meinen Haarsträhnen in die Finger, spielte ein wenig damit, ehe er sie zurück hinter meinem Ohr strich.

 

» Nimm deine Pfoten von ihr. «, donnerte die schöne Stimme wieder.

 

» Also eigentlich fühlen sich meine Pfoten, wie du so schön sagst, ziemlich wohl an ihr. «, erwiderte Eric provozierend.

 

» Ich sag es dir jetzt ein letztes Mal, gib ihr die Kontrolle über ihren Körper wieder. «, zischte der mir Fremde bemüht beherrscht.

 

» Sonst was? «, lachte das kaltblütige Monster.

 

Ich konnte gerade noch ein 'Dann eben auf die harte Tour' hören, ehe viele verschiedene Geräusche auf mich einstürmten. Teilweise klang es nach dumpfen Schlägen aber auch wildes Knurren war zu hören. Mir war sofort klar, dass die beiden sich gerade prügelten und das wegen mir. Plötzlich hörte ich ein widerliches Knacken und kurz darauf eine wutentbrannte Stimme die brüllte, dass er mich freigeben sollte. Nicht einmal Sekunden später konnte ich fühlen, wie die Kälte langsam meinen Körper verließ und die Lähmungserscheinungen verschwanden. Darauf unvorbereitet sackte ich auf die Knie und stöhnte schmerzhaft auf.

 

» Geht doch, du Bastard. « , knurrte die Stimme immer noch wutverzerrt, kurz darauf ertönte noch ein abartiges Knacken, welches mich zusammen zucken ließ - dann Stille. 

 

Vorsichtig richtete ich mich auf und ließ dabei meinen Blick durch den Raum gleiten und erschrack, die gesamte Schülerschaft war wie versteinert, nichts bewegte sich. Dort saß Stacy Cornell die Cheerleaderkapitänin und warf gerade wieder übertrieben die Haare nach hinten, um einen der Jungs am anderen Tisch - Marc hieß er glaub ich - schöne Augen zu machen, doch die Sache war die, dass ihre Haare förmlich in der Luft hängten. Alles wirkte so, als hätte man auf Pause gedrückt. Es war verrückt, wie war sowas möglich? 

 

Mein Blick glitt zu dem schwarzhaarigen Typen, der über den leblosen Körper von Eric gebeugt war. Ich keuchte auf, woraufhin der Fremde den Kopf hochschellte und mich besorgt ansah. Eisblaue Augen, die nicht schöner hätten sie können, hielten mich gefangen und ließen mich für einen Augenblick die Luft anhalten.

 

» Wer..Wer bist du? «, flüsterte ich leise, fast abwesend, während mein Blick noch einen kurzen Moment auf Eric's leblose Gestalt geheftet war - ehe ich ihn misstrauisch beobachtete und nicht mehr aus den Augen ließ. 

 

Mit einer fließenden Bewegung stand er auf und machte einen Schritt auf mich zu, als er jedoch sah das ich zurück wich, blieb er mit einem Seufzen stehen. 

 

» Mein Name ist Dagwin Carter. «, sprach er ruhig mit sanfter Stimme, anscheinend um mich zu beruhigen.

 

» Was bist du und «, ich sah mich im Raum um, in denen meine Mitschüler wie erstarrt waren, » ..was hast du mit ihnen gemacht? Ist.. ist Eric tod? «, meine Stimme bebte gefährlich, ich wusste ein Zusammenbruch stand kurz bevor. 

 

» Kacy, beruhige dich! «, sagte er weiterhin ruhig, ganz so als wäre er die Ruhe selbst.

 

Doch ich dachte gar nicht erst daran - pff, mich beruhigen nach allem was gerade eben passiert war?

 

» Woher,.. Du.., Woher kennst du meinen Namen? «, schrie ich hysterisch. 

 

Er schüttelte mit einem traurigen Lächeln den Kopf. Für einen kurzen Augenblick schien seine Gestalt zu verschwimmen, zu verschwinden, sich aufzulösen - dann streichelte ein leichter Luftzug meine Gesichtszüge und wirbelten meine Haare auf, ehe er urplötzlich nur wenige Zentimeter vor mir wieder auftauchte und mich mit seinen eisblauen Augen liebevoll ansah.

Ein kleiner Aufschrei entfuhr mir und nackte Angst nahm meinen Körper in Besitz. Mein Gott, wurde ich jetzt etwa verrückt? Oder Paranoid? Gaga? Mein Verstand brüllte mir zu, ich solle weglaufen, mich vom Acker machen und das alles einfach hinter mir lassen - als wäre das alles nie passiert. Doch so sehr ich das auch wollte, hielten mich seine Augen gefangen. Nun da er mir so Nah war, nutzte ich die Chance Dagwin genauer zu betrachten. Sein Gesicht - mit den ausgeprägten Wangenknochen, den sinnlich vollen Lippen, der Nase von reinster Perfektion, der leichte drei Tage Bart, der ihm eine so attraktive Männlichkeit verlieh und nicht zu vergessen seine himmlischen, eisblauen Augen - war das Schönste was ich jemals gesehen hatte, wie alles an ihm. Bei seinem Anblick wurde mir ganz warm ums Herz und langsam breitete sich diese Wärme in meinen gesamten Körper aus, was mich innerlich wohlig Seufzen ließ. Ich wusste er spielte in meinem Leben eine große und bedeutende Rolle, die Frage war nur, wie groß war diese?

 

Während sein Blick intensiver wurde, bekam ich immer stärker das Gefühl mich zu verlieren, diese Situation zu verlieren. Es fühlte sich an, als würde sich ein dichter Nebel in meinen Verstand schleichen und ihn langsam aber sicher Unbrauchbar machen.

 

» Du bist noch nicht so weit. Doch der Tag wird kommen, an dem ich mich dir endgültig öffnen kann. Ich werde im Verborgenen auf dich warten und dich mit meinem Leben beschützen, bis du bereit für das alles bist. - Bis du bereit für mich bist. «, hörte ich Dagwins Stimme gedämpft, ehe alles schwarz wurde.

Irgendetwas ist hier faul ...

Dagwin

 

 

Behutsam legte ich sie in ihr Bett, griff nach ihrer Decke und deckte sie fürsorglich zu. Als Kacy ein zufriedenes Seufzen von sich gab, dachte ich erst sie würde gleich aufwachen aber diese kuschelte sich daraufhin nur tiefer in die Kissen, was mich schmunzeln ließ. So lange mussten wir, musste besonders ich auf dieses Mädchen hier warten. Diese wunderschöne Geschöpf. - Die Hoffnung von so vielen.

 

Liebevoll blickte ich auf sie hinab und es erfüllte mich mit Schmerz ihr nicht Nahe sein zu können, jetzt wo ich sie endlich gefunden hatte. Doch sie war einfach noch nicht bereit dafür, ich hab die Angst in ihren Augen gesehen und außerdem, war es auch kein geeigneter Zeitpunkt ihr alles zu erklären. Ich tröstete mich damit, dass der Tag bald kommen würde bis dahin war es mein Ziel über sie zu wachen und sie zu beschützen - mit meinem Leben. Ihr die Gedanken an die Geschehnissen in der Schule, an mich zu nehmen viel mir schwer. Ich wollte das Kacy sich an mich erinnert. Doch das war ein notwendiges Opfer. Vorsichtig beugte ich mich zu ihr herab und küsste zaghaft ihre Stirn.

 

» Du bist meine Sonne, Kacy. Mein Licht in der Dunkelheit. «, hauchte ich ihr leise ins Ohr und verschwand. 

 

 

 

 

Kacy

 

 

Pünktlich um viertel nach Sechs prügelte mich mein Wecker sehr unsanft aus dem Schlaf. Mit einem genervten Stöhnen streckte ich meine Hand aus und tastete eine Weile vergeblich nach dem nervigen Ding, doch als ich es endlich gefunden hatte, war ich es die auf ihn einprügelte und daraufhin war es Still. Mühsam rappelte ich mich in meinem Bett auf und verzog gleich darauf schmerzhaft mein Gesicht.

Mein Kopf.

Ich hatte fürchterliche Kopfschmerzen.

 

Während meine Hände die schmerzenden Schläfen massierten, suchte ich in meinen Erinnerungen fieberhaft nach dem Grund dafür. Doch da war nichts.

Aufstehen.

Streit mit meiner Mom.

Schule.

Und dann? – Nichts.

Seltsam. War ich gestern etwa noch feiern gegangen und habe es dabei vielleicht ein Wenig übertrieben? War ich wirklich so verantwortungslos gewesen, so unvernünftig und habe mich in der Woche in einer Disco ins unermessliche getrunken? Definitiv nicht. Ich war noch nie das Mädchen gewesen, welches sich am Wochenende sinnlos betrinkt um dann mit fremden Typen hemmungslos zu tanzen oder noch schlimmere Sachen zu treiben. Nein. Das war nicht sie. Das waren Mädchen, denen es an einer ordentlichen Portion Aufmerksamkeit mangelte. Doch wenn es keine wilde Partynacht war, die ihr diese Kopfschmerzen bereitete, was war es dann gewesen? Und um Himmelswillen, warum konnte sie sich daran nicht mehr erinnern? Sie konnte sich ja nicht mal daran erinnern ins Bett gegangen zu sein, geschweige denn sich umgezogen zu haben. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Ich schlug die Bettdecke zurück und zog scharf die Luft ein. Ich war gar nicht umgezogen. Ich trug immer noch die Kleidung vom gestrigen Tag. Damit wurde es für mich immer verrückter, denn ich würde mich doch so nicht schlafen legen. Irgendwas war hier faul und zwar gewaltig faul. Eins stand fest: Sobald ich die Schule betreten würde, würde ich nach July suchen und hoffen, dass sie vielleicht eine Ahnung hatte, was ich gestern noch gemacht haben könnte.

 

Wenig später stand ich im Flur der Wisteria High School am Spind meiner besten und einzigen Freundin July gelehnt und hielt ungeduldig Ausschau nach ihr, während ich nervös mit einen meiner Füße wippte. Ich war froh, dass die Kopfschmerzen nachgelassen hatten, dennoch war ich ziemlich beunruhigt wegen der ganzen Situation in der ich steckte. Schließlich passierte mir so etwas zum aller ersten Mal. Zurzeit hatte ich nur zwei Theorien, die diese Situation erklären würden. Meiner ersten Theorie war es, dass ich trotz meiner Überzeugung ein verantwortungsvolles Mädchen zu sein, in der Woche eine Disco besucht und es dabei auch noch zu wild getrieben zu haben. Oder die zweite, dass ich schon in jungen Jahren an Alzheimer erkrankte.Und wenn ich ehrlich bin, war mir Momentan die erste Theorie lieber. Auch wenn das bedeutete, den Ruf als „braves, vernünftiges Mädchen“ zu verlieren, war es immerhin noch besser, als eines Tages nicht mehr zu wissen wer man ist. Allein bei der Vorstellung daran lief es mir Eiskalt den Rücken herunter. Während ich dem Schülerstrom beobachtete, entfuhr es mir ein müdes Seufzen. Was für ein beschissener Schulanfang. Erst Stress mit meiner Mutter am Morgen, dann Stress hier in der Schule und dann nicht zu vergessen die Sache mit Arian. Ach ja. Und dann wären da noch Eric und Tayler. Diese idiotischen Neandertaler. Na, ja. Aber anscheinend reicht das alles noch nicht für einen total katastrophalen Schulanfang, denn dann steh ich am heutigen Tag auf und mein Kopf ist wie leer gefegt. Verflucht nochmal, ich kann mich nicht mal dran erinnern die Schule gestern verlassen zu haben. Und diese Erkenntnis machte mich nervös.Verdammt nervös.Ich war mich sicher, dass wenn July nicht bald auftauchen würde, ich die Nerven verlieren würde. Mein Blick gleitet weiterhin ungeduldig über die Menschenmasse, die sich im Flur tummelten, doch als ich etwas blondes aufblitzen sah, stieß ich erleichtert die Luft aus. Mit einem fröhlichen Lächeln schlängelte sie sich gekonnt durch das Gewusel mit dem Ziel ihren Spind zu erreichen. Erst auf den letzten Meter sah sie mich und ihre fröhliche Miene wurde besorgt.

 

» Ac! Wie geht es dir? Geht’s dir schon wieder besser? Ich hab mir echt Sorgen gemacht gestern, du warst so blass … nimm es mir nicht übel, aber du sahst echt scheiße aus und ich mein - «, plapperte July drauf los, ehe ich sie unterbrach.

 

» Was? Ich… Mir ging’s gestern nicht gut? «, fragte ich sichtlich überrascht.

 

»Äh, ja. Hal-lo? Du bist gestern in der Mensa umgekippt. Und oh man, du kannst mir glauben, du warst sowas von kreidebleich. «, sie machte kurz eine Pause und musterte mich mit erhobener Augenbraue, » Weißt du das etwa nicht mehr? «

 

Ich gestern umgekippt? Weiß ich deswegen vielleicht nichts mehr? » Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nur wie wir in der Mensa saßen und nun ja, dann ist alles weg. Nichts. Wahrscheinlich habe ich mir den Kopf gestoßen und dadurch ein Blackout – kann das sein? «, nervös biss ich mir auf die Lippe. 

 

» Hm, schon möglich. Hör zu, am besten gehst du heute nach der Schule zum Arzt, nur um, du weißt schon, dich durchchecken zu lassen. «, beruhigte sie mich. 

 

Ich sah sie einen Augenblick an, ehe ich seufze und ergeben nicke. » Du hast wahrscheinlich Recht. Oh man, ich habe mich zu Hause schon so verrückt gemacht, weil … «

 

Ich stoppte in meiner Erzählung, da July geistesabwesend vor sich hinstarrte. » July? Hey? «, wild fuchtelte ich mit meinen Händen vor ihrer Nase, doch diese zuckte nicht mal mit der Wimper. 

 

Ihr Blick war stur auf etwas hinter mich gerichtet und als ich ihrem Blick folgte, bereute ich es sofort wieder. Ein Stück weiter abseits stand Tayler an die Wand gelehnt und beobachtete uns mit einem Ausdruck im Gesicht, den ich nicht deuten konnte. Als er sah, dass ich ihn anstarrte, setzte er sich in Bewegung und lief auf uns zu. Zumindest dachte ich das. Doch er lief an uns vorbei ohne den Augenkontakt mit mir zu unterbrechen. Und gerade als ich wütend schnaufend nach July greifen will um mit ihr von Dannen zu ziehen, war sie weg. Mir klappte der Mund auf. Da lief sie doch tatsächlich diesem Spinner hinterher, als hätte er sie zu sich gepfiffen. Das konnte doch unmöglich wahr sein. Ich wusste, dass irgendwas mit dem nicht stimmt. Irgendein Hokuspokus, was er mit ihr abzieht. Gewillt das nicht auf mir sitzen zu lassen, renne ich den beiden hinter her und greife nach Julys Arm um sie zu stoppen. Doch diese dreht sich mit giftiger Miene um, reißt sich mit den Worten ‚Lass mich in Ruhe.‘ von mir los. Erschrocken und Verdattert blieb ich wie angewurzelt stehen. Was war das denn gerade bitteschön? Die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen, starrte ich den beiden hinter her und versuchte mir irgendeinen Reim darauf zu machen, was sich hier verdammt nochmal abspielte. Wie in einem schlechten Teenie Film, nur mit dem Unterschied, dass ich diesmal kein Zuschauer war, sondern genau hier – mittendrin, in dieser Freakshow. Wütend pustete ich mir eine störende Haarsträhne aus dem Gesicht und trotte letztendlich den Beiden hinter her, da ich nun denselben Kurs hatte wie die Zwei. Und wie ich mich auf diesen Kurs doch freute. Ich verzog angewidert das Gesicht.Ich mit Eric und Tayler in einem Raum. Neuzig Minuten lang.

Ätzend!

 

Doch es war die Gelegenheit, die beiden zu beobachten und genau unter die Lupe zu nehmen. Ich wusste, dass hier gewaltig was faul war. Dass, mit denen etwas nicht stimmt. Ich muss nur noch herausfinden, was, abgesehen davon das die Zwei völlig Hirntod waren. Von weiten sah ich, wie Arian mir entgegen lief und was wäre ich für eine Freundin, wenn ich nicht noch einmal den Versöhnungskurs einschlagen würde. Und so lief ich auf ihn zu, bereit alles zu versuchen um unseren Streit zu beenden.

 

» Hey, hör zu. Es tut… «, wollte ich ihn anflehen, doch dieser sah mich missbilligend an, winkte ab und ging einfach weiter. 

 

Enttäuscht ließ ich den Kopf hängen. Gott, was hatte ich nur getan, dass ich so bestraft wurde? Lustlos brachte ich den restlichen Weg bis zu meinem Raum hinter mich. Als ich den Raum betrat und mein Blick durch die Reihen gleiten ließ, erstarrte mein Körper bei einer Person zur Salzsäure. Blanke Angst und Panik nahm besitzt von mir, und ich konnte mir keinen Reim darauf machen, warum ausgerechnet diese Person plötzlich sowas auf mich ausübte.

Eric.

 

Er sah mich an. Raubtierhaft, als wäre er auf der Jagd und ich seine arme, verängstigte und verstörte Beute, die vergebens um ihr Leben flüchten wird. Und dieser Blick, dieses Gefährliche machte mir noch mehr Angst, so unbeschreiblich viel Angst, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Das hier war eine andere Kacy, denn die Alte hätte sich das zu 100% nicht bieten lassen. Diese hätte sich selbst ermahnt: Kopf hoch, Brust raus, Bauch rein und der Schmalzlocke zeigen, was ich von ihm halte. Aber jetzt? Jetzt stand ich hier, unfähig mich zu bewegen oder geschweige denn den Blickkontakt abzubrechen, obwohl dieser mich so beunruhigte.

 

» Ms Johnsen! «, fuhr mich mein Geschichtslehrer unfreundlich an. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah mit einem verlorenen Blick zu Mr. Saltzman. » Was ist mit Ihnen? Brauchen Sie eine Extraeinladung? Setzen Sie sich gefälligst, ich möchte gern mit meinem Unterricht beginnen. «, donnerte seine Stimme erbarmungslos durch die unangenehme Stille dieses Raumes und verpasste mir einen mentalen Schlag ins Gesicht, der mich endlich aus meiner Erstarrung befreite. 

 

Meine Güte, was stell ich mich auch so an? Verdammt, dass ist doch nur ein verdammter Idiot, vor dem brauchte ich keine Angst haben. Mit neuem Mut ging ich zügig zu meinem Platz in der hinteren Reihen und wich dabei gekonnt Eric's Blick aus. Erst als ich saß und July zuflüstern wollte, wie scheußlich ich Mr. Saltzman doch fand, bemerkte ich das sie ihren gewohnten Platz neben mir nicht bezogen hatte. Verwirrt blickte ich mich im Raum um und bekam große Augen als ich sie neben Tayler sitzen sah. Ich konnte es nicht glauben. Himmel, was war mit meiner besten Freundin los? Sie würde mich doch nie wegen einem Kerl hier allein sitzen oder wie gerade im Flur einfach stehen lassen. So war July nicht. Irgendwas war hier auf jeden Fall ober faul.

 

Misstrauisch beobachtete ich die Drei und verengte bei jedem übertriebenen Gekicher von meiner besten Freundin die Augen weiter zu Schlitze. Dieser Anblick verletzte mich unerwartet hart. Plötzlich fühlte ich mich unglaublich allein. Und ich hatte Angst. Angst um July und um unsere Freundschaft. Dennoch stand für mich sofort fest, dass ich alles tun würde, um diese innige Freundschaft zu retten. Doch jetzt im Moment, war ich nicht fähig mir das Süßholzgeraspel weiter mit anzusehen. Niedergeschlagen konzentrierte ich mich auf den Unterricht, der wohlgemerkt ziemlich langweilig war. Mit einem Seufzen schielte ich auf mein Handy und stöhnte genervt auf. - Noch eine geschlagene halbe Stunde. Kurz vor Unterrichtsschluss rutsche ich ungeduldig auf meinem Stuhl hin und her und wartete darauf, dass endlich diese blöde Schulklingel ertönte, da ich mich zwei Minuten zuvor dazu entschlossen hatte July abzufangen um sie dann weit genug von den Neandertalern zu entfernen. Vielleicht würde sie dann wieder Normal werden. Ich hoffte es. Nervös knabberte ich an meiner Unterlippe. Mein Schulsachen hatte ich schon eingepackt und sobald es klingelte, würde ich aufspringen und mir July schnappen. Nicht mal eine Minute später erklang mein Startpfiff und mein persönliches Rennen begann. Ehe auch nur die anderen Mitschüler ihre Sachen eingepackt hatten, hatte ich July erreicht und griff nach ihrem Arm. Sie sah mich erst erschrocken, dann wütend an. Ihr protestieren ignorierte ich geflissentlich und zog sie hinter mich her in Richtung Schulflur. Ich zuckte heftig zusammen, als sich eine eiskalte Hand um mein Handgelenk schließt und mich zum Stehenbleiben zwang. Mein Herz hämmerte vor Angst und ohne das sah, wem die Hand gehörte, wusste ich das es Eric war. Ein Schaudern ließ mein Körper beben und Schweiß – Angstschweiß sammelte sich in meinen Händen. Mit aller letzter Kraft setzte ich eine Maske von Gleichgültigkeit auf und sah Eric herausfordernd an. Innerlich tobte ein Sturm in mir, der nur schwer zu bändigen war. Furcht. Angst. Verwirrtheit. Wut. Verletzlichkeit. Doch ich blieb standhaft.

 

» Wo willst du denn hin? «, zischte Eric gepresst. 

 

Sein Gesicht eine verzerrte Maske aus Wut und verletzten Stolz. Die Frage war, warum? Ich hatte ihm doch nichts getan, noch nicht.

 

» Das geht dich absolut nichts an. «, feuerte ich giftig zurück, zumindest hoffte ich, dass es giftig rüberkam.

 

 Ohne auf eine Antwort zu warten, riss ich mich energisch aus seinem Griff und rannten schon fast mit July aus dem Klassenraum. Auch auf dem Flur verlangsamte ich meine Schritte nicht. Erst als ich mit ihr im Mädchenklo verschwunden war, entspannte ich mich ein wenig. Nachdem ich jede Kabine auf unerwünschten Besuch gecheckt hatte, sah ich sie erwartungsvoll an. Doch diese blickte Stur gerade aus und dabei sah ihr Blick so abnormal abwesend aus, dass ich befürchtete ihr „geistiges Ich“ auf dem Weg zum Mädchenklo verloren zu haben. Energisch schnipste ich mit meinen Fingern vor ihrem Gesicht herum, doch es kam einfach keine Reaktion.

 

» Okay, du willst ja nicht anders. «, redete ich mehr mit mir selbst und postiere mich direkt vor ihrer zierlichen Gestalt. » Tut mir Leid aber das muss jetzt sein. « 

 

Ich holte aus und ließ meine Hand mit einem lauten „Klatsch“ in ihr Gesicht schellen. Diese fuhr heftig zusammen und sah mich an, als wäre ich vom Mond.

 

» Kacy? Was.. Was ist denn? Und.. und was machen wir auf den Klo, waren wir gerade nicht noch auf dem Flur? «, fragte sie mich sichtlich verwirrt.

 

Ich runzelte die Stirn. » Wann meinst du? «

 

» Na, vor der ersten Stunde. Wir.. Wir müssen jetzt schnell zu Mr. Saltzmann. Der regt sich doch.. «, sie brach ab, als sie meinen verwirrten Blick sah. 

 

» July... «, begann ich zögerlich, » .. wir hatten gerade bei Mr. Saltzmann. Weißt du denn nicht mehr? Du hast dich zu Eric und Tayler gesetzt und - «

 

» WAAAS?! «, unterbrach sie mich ungläubig. » Das kann nicht sein.. Ich.. Nein! «

lähmende Kälte, frostiges Versprechen

» Nein, nein, nein! « immer wieder schüttelte sie ihre blonde Mähne.

 

Langsam machte ich mir echt Sorgen um sie. Seit geschlagenen zehn Minuten lief sie nun aufgelöst hin und her. Sie so zu sehen tat mir in der Seele weh.

 

» Nein! « beteuerte sie wieder.

 

Seufzend machte ich einen Schritt auf sie zu und umschlang vorsichtig ihre ineinander geknoteten Hände. » Hey, nun beruhig dich erstmal. Okay? Ich weiß auch nicht was hier los ist, aber das was ich weiß ist, das hier etwas gewaltig Faul ist. «

 

Mit Tränen in den Augen sah sie mich verloren an. » Ich.. Was ist denn nur los mit mir? «

 

» Gar nichts! Mit dir ist alles in Ordnung. Eric und Tayler, die sind es mit denen etwas nicht stimmt. « spach ich beruhigend auf sie ein.

 

Als ihr Körper anfing zu beben zog ich sie an meine Brust. » Wir werden schon herausfinden was an diesen Neandertalern stinkt! «

 

Als ich ihr leises Lachen hörte, stimmte ich mit ein.

 

 

 

Es dauerte noch eine ganze Weile bis July sich beruhigte und wir uns zu unserem nächsten Kurs begeben konnten. Zum Glück hatten Eric und Tayler einen anderen Kurs belegt. 

Ich glaube die beiden zu sehen, hätte July wieder ans Ende ihrer Nerven gebracht. Auch ich konnte auf diese Fratzen wahrlich verzichten.

 

Englisch zog sich wie Kaugummi in die Länge und raubte mir echt den letzten Funken Motivation. Doch zum Glück war gleich Mittagspause und die, benötigten July und ich ziemlich dringend. Besorgt blickte ich rüber zu meiner besten Freundin, die schon die ganze Stunde nur auf ihren Block herum gekritzelt hatte. Wie, als hätte sie meinen besorgten Blick gespürte, erwiderte sie ihn mit einem schwachen Lächeln.

 

Seufzend schenkte ich ihr ein beruhigendes Lächeln und wand dann meinen Blick wieder nach vorne zu Mrs. Flamming, die gerade wieder einen endlosen langen Vortrag hielt. Ich machte mir nicht mal die Mühe halbherzig zu zu hören, sondern schweifte mit meinen Gedanken wieder ab.

 

Was für ein beschissener Schulanfang. Zu aller erst hatte ich das Problem mit Arian, der allen Anschein nach keine Lust mehr hatte mit mir zu reden. Ich mein, klar, es tut mir Leid ihn in der Pause vergessen zu haben aber ist das ein Grund gleich so an die Decke zu gehen? Vor allem nur wegen seinem Image.. Das war ihm von Anfang an ziemlich wichtig gewesen. Ja, das wusste ich schon bevor ich mich auf ihn eingelassen hatte. Doch hätte mir jemand gesagt, dass ihn das versetzen vor der Schülerschaft mehr zu setzte, als das wir uns nicht gesehen haben, hätte ich demjenigen den Vogel gezeigt. Ich war immer der Meinung gewesen, ich wäre im dennoch am Wichtigsten. Tja, Fehlanzeige.

 

Selbst in den Sommerferien haben wir uns nur selten gesehen, da immer irgendetwas wichtiger war als sich mit mir zu treffen. Mal war es ein Footballspiel im Fernsehr, dann ein nicht geplantes Spiel seiner Football Mannschaft oder einfach nur eine Party zu der er eingeladen worden war. Wieso ich das alles mit mir machen lasse? Ich wusste es nicht. Am Anfang unserer Beziehung vor 1 ½ Jahren war er so liebevoll und leidenschaftlich, ja sogar romantisch. Und jetzt?

Er ist zu einem völlig anderen Menschen mutiert. Also was sollte ich tun? Schluss machen?

Ich konnte es einfach nicht, obwohl ich wusste das es wohl möglich das Beste für uns beide war.

 

Und als wäre dieses Problem nicht schon genug, tauchen diese zwei hirnlose Typen auf und scheinen es zu genießen mir das Leben zur Hölle zu machen. Außerdem passieren seit deren Ankunft seltsame Dinge, wie das meine beste Freundin zum Zombie mutiert und nicht mehr weiß, was sie in diesem Zustand getan hat. Wie die beiden das anstellten wusste ich noch nicht aber ich nahm mir vor genau das heraus zu finden. Pah, das ist doch alles ein blöder Scherz. Was gedenke ich denn zu finden? Das die beiden irgend ein Hokuspokus betreiben? Das ist doch absurd.

 

Verzweifelt schüttelte ich kaum merklich den Kopf und lachte mich innerlich für diese abstrusen Gedanken aus. Mensch, Kacy! Wirst du jetzt völlig verrückt?

 

Als es endlich zum Unterrichtsende klingelt war ich mehr als froh endlich aus diesen stickigen Raum flüchten zu können. Um so schneller schmiss ich meinen Block und meine Federmappe in meine Schultasche und verließ mit July eilends die Schule, da wir beschlossen hatten unsere Pause draußen an der frischen Luft zu verbringen. Zügig machten wir uns auf den Weg zu unserem Lieblingsplatz – ein großer Baum, der immer viel Schatten spendete und wo sich nur selten andere Schüler hin verliefen.

 

Doch bevor wir um die Ecke bogen, hörte ich zwei mir sehr bekannte Stimmen, welche mich abrupt stehen blieben ließen. Während ich angestrengt lauschte, stieß July unsanft gegen mich.

 

» Aua... Hey?! « fluchte diese. » Kacy? Was ist - «

 

» Scht! « schnell hielt ich ihren Mund zu und deutete mit dem Daumen in die Richtung von wo die Stimmen kamen.

 

Sie nickte und ich nahm vorsichtig meine Hand herunter. So gut wie es ging presste ich mich an die Hausfassade und lugte zögerlich um die Ecke.

Wie angenommen standen Tayler und Eric etwa vier Meter entfernt und schienen in eine hitzige Diskussion vertieft zu sein, weswegen die beiden mich wohl nicht bemerkten.

 

» Bist du dir wirklich sicher? « fragte Tayler ernst.

 

» Ja man! Wenn ich es doch sage, sie ist es! « erwiderte Eric sichtlich genervt.

 

» Ausgerechnet Sie? Was macht dich da so sicher? « wollte Tayler skeptisch wissen.

 

» Woher ich das weiß? Na, ich hab sie gestern in der Cafeteria ein bisschen provoziert, eigentlich nur aus Spaß. Doch rate mal, welcher edle Ritter angeritten kam und verlangte das ich sie frei ließe? Ja, richtig. Carter der Bastard. Er hat mir das Genick gebrochen. « brauste Eric auf.

 

Von wem sprechen die zum Teufel? Noch einmal versuchte ich angestrengt mich an die gestrige Mittagspause in der Cafeteria zu erinnern, doch alles was es mir brachte waren heftige Kopfschmerzen.

 

» Und? Was hörst du? « flüsterte July hinter mir.

 

» Ich sehe Tayler und Eric. Sie reden über irgend ein Mädchen. « antwortete ich leise.

 

Ich konnte spüren, wie sie bei den Namen von Tayler zusammen zuckte und ihre Hände sich verkrampften, die an meinem Rücken ruhten. Beruhigend griff ich mit einer Hand nach hinten und nahm ihre Hand in meine, woraufhin sie sich ein wenig entspannte.

 

Durch ein lautes Schnauben wurde meine Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Idioten gelenkt.

 

» Er hat sie vor uns gefunden. « zischte Tayler wütend.

 

Ich konnte sehen, wie Tayler seine Fäuste ballte und hörte sein wütendes Knurren, welches mir durch Mark und Bein ging.

 

» Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Er darf sie nicht über sich aufklären! « knurrte Eric.

 

Ein zustimmendes Nicken von Tayler folgte.

 

» Also gut. Wir warten eine günstige Situation ab, in der ihr Gefährte nicht in der Nähe ist und erledigen dann dieses Mädchen! « befahl Tayler, woraufhin Eric wütend brummte.

 

» Vergiss es! Wir erledigen Kacy sofort und danach ist dieser Bastard dran! « brüllte Eric.

 

Erschrocken entwich mir ein Keuchen, welches ich zu Spät mit meiner Hand erstickte. Augenblicklich flogen die Blicke der beiden auf mich und ich sah das wütende Funkeln in ihren Augen.

 

» Scheiße! « fluchte Tayler.

 

Noch bevor die beiden sich in Bewegung setzen konnten, wirbelte ich herum, griff nach dem Arm meiner besten Freundin und wollte gerade los sprinten, als sich eine lähmende Kälte um meine Glieder legte.

 

» Was zum - « setzte ich panisch an, brach jedoch ab als ich Julys erstickten Aufschrei hörte.

 

» Ac! Was.. ich kann mich.. nicht bewegen! « schrie sie hysterisch.

 

Innerlich verfluchte ich, dass unser Lieblingsplatz so weit abseits der Zivilisation war.

 

» Alles wird gut, hörst du? « versuchte ich meine beste Freundin zu beruhigen, klang dabei aber genauso ängstlich wie sie.

 

» Was ist das? Es ist .. so kalt. « schluchzte July.

 

Energisch zog ich an meinen Gliedern, doch keines davon bewegte sich auch nur einen Millimeter.

 

» Na, was haben wir denn hier? Wisst ihr nicht das Lauschen unhöflich ist? « zischte Eric bedrohlich an meinem Ohr. Innerlich zuckte ich zusammen, äußerlich bewegte sich kein Muskel.

 

» Was geht hier vor? « schluchzte July wieder.

 

» Halt deine Klappe, du wertloses Stück! « knurrte Tayler und hob die Hand um ihr eine zu verpassen.

 

» Warte! « schrie ich, woraufhin Tayler innehielt und mich herausfordernd ansah.

 

» Wieso sollte ich das tun? « erwiderte dieser gelangweilt.

 

» Ihr.. ihr wollt mich, nicht Sie. « stellte ich mit fester Stimme klar. » Lasst sie gehen. «

 

Während Eric um mich herum schlich und hier und da, seine Hand über meinen Körper gleiten ließ, hielt ich stur den bohrenden Blick stand.

 

» Kacy? Was tust du denn da? « wisperte July fassungslos.

 

Nun unterbrach ich den Augenkontakt zu Tayler, der immer noch vor July stand und sah in ihre schreckgeweiteten Augen.

 

» Scht! Es ist okay. « beruhigte ich sie, während neue Tränen über ihr Gesicht liefen.

 

Kurz schnaubte Tayler, ehe er vor meinem Auge zu verschwimmen begann, sich auflöste und nicht mal eine Sekunde später direkt vor meinem Gesicht wieder auftauchte. Ein erschrockenes Keuchen verließ meinen Mund. Fassungslos sah ich ihn an. Sah sein dreckiges Grinsen und die Abscheu in seinen Augen.

 

» Du würdest dich für einen dreckigen Menschen opfern? « er lachte trocken. » Ich kann nicht glauben, dass du die Auserwählte sein sollst. Du bist ein Witz! «

 

Er griff nach einer meiner Haarsträhnen und spielte gedankenverloren damit. » Und dennoch.. « er ließ den Satz in der Luft hängen und richtete seinen Blick auf etwas hinter mir. Leider konnte ich meinen Kopf genauso wenig bewegen, wie den Rest meines Körpers.

 

Tayler stieß schwermütig die Luft aus. » Leider müssen wir unsere Unterhaltung hier unterbrechen. « sagte er verärgert und ging ein paar Schritte zurück.

 

» Fühl dich nicht zu sicher, Kacy Johnsen. Wir kriegen dich, das ist ein Versprechen. « flüsterte Eric noch an meinem Ohr, ehe die beiden sich in Luft auflösten.

 

Kaum waren die beiden verschwunden, ließ die Kälte und das lähmende Gefühl nach und wir stürzten zu Boden. Einen Augenblick kniete ich noch so da und versuchte das Geschehene der letzten Minuten zu verarbeiten, ehe ich mich mühsam und unter Schmerzen aufrichtete und mich zu July umdrehte. Diese wiegte sich schluchzend vor und zurück.

Innerlich kochte eine mir unbekannte Wut – wie konnte diese Bastarde ihr so etwas an tun?

 

Vorsichtig machte ich einen Schritt nach dem anderen, bekam langsam wieder leben in meine Glieder und nahm July letztendlich in meine Arme. Ich spendete ihr Trost, obwohl in meinem inneren noch ein viel größerer Sturm tobte. Doch ich musste jetzt stark sein und für meine beste Freundin da sein.

 

Ich mochte nicht daran denken, was passiert wäre wenn diese Unterbrechung nicht gewesen wäre. Da fiel es mir siedendheiß wieder ein. Schnell wandte ich meinen Blick in die Richtung, in die Tayler zuvor verärgert gestarrt hatte. Und tatsächlich – nicht weit von uns entfernt lehnte eine große Gestalt an einem Baum und betrachtete mich traurig.

Plötzlich strömte ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit durch meinen Körper, spendeten mir Trost, während ich weiterhin in die eisblauen Augen des Fremden schaute.

 

 

Gefährten

Es dauerte noch eine ganze Weile bis July sich beruhigt hatte. Der Fremde war, nachdem ich ihn einen Augenblick lang aus den Augen gelassen hatte, wieder verschwunden. Diese Erkenntnis stimmte mich seltsamerweise traurig. Ich weiß nicht warum aber ich fühlte mich zu diesem Mann hingezogen. War er mein Gefährte und wenn ja, was bedeutete das? Da ich nicht damit rechnete, dass es mir irgendjemand erklären könnte, nahm ich mir vor, zu Hause im Internet nach Antworten zu suchen. Vielleicht würde ich ja fündig werden.

 

Aufgrund der Geschehnisse, der letzten zwanzig Minuten und der langen Beruhigungsphase, die weit über Unterrichtsbeginn ging, entschlossen wir beide uns dazu, die restlichen zwei Stunden blau zu machen. Als Ausrede würde uns schon irgendwas gutes einfallen. Übelkeit oder so etwas.

Ehrlich gesagt, war es uns in dem Moment sowieso total Egal, ob wir Ärger für unser Fehlen bekommen würden. Wir waren froh, noch zu Leben und das alles überstanden zu haben. Nicht Herr seines eigenen Körpers zu sein, ist weitaus schlimmer, als man denkt. Wir hatten abgemacht, dass wir beide erst einmal zu mir nach Hause liefen, um uns da vom Schock zu erholen und dann, wenn wir das einigermaßen verarbeitet hatten, würden wir über unser weiteres Vorgehen unterhalten. Und so schoben wir schweigsam unsere Fahrräder die Straßen entlang und ich konnte sehen, wie July bei jedem Klitzekleine Geräusch zusammen zuckte.

Ich seufzte schwer. Die Ärmste.

Am liebsten hätte ich ihr das Alles erspart, denn schließlich ging es hier nur um mich, aus welchen Grund auch immer.

 

» Hör mal, es tut mir so Leid. «, stieß ich schuldig hervor. 

 

Ich fühlte mich grässlich, dass sie das durchmachen musste.

 

Abrupt blieb sie stehen und sah mich überrascht an. » Was redest du denn da? «

 

Nun kam auch ich zum Stehen und senkte den Blick wehmütig. » Na, nur wegen mir musst du das Alles durchmachen. «

 

Sie machte ein paar Schritte, um mit mir auf der selben Höhe zu liegen, ehe sie schwer seufzte und mir ihre zierliche Hand auf die Schulter legte. » Es ist nicht deine Schuld. Du bist was besonderes, etwas was ihnen Schaden zufügen kann und auch, wenn ich mir das schwer vorstellen kann, glaube ich ihnen. Du bist anders. Du strahlst Macht aus und genau das habe ich immer so an dir bewundert. Und auch wenn ich mit der Situation momentan nur schwer klar komme, lasse ich dich nicht allein damit. Schon vergessen, beste Freunde fürs Leben, komme was wolle! «, sie lächelte mir aufmunternd zu, während ich mit Mühe die Tränen unterdrückte. 

 

So gut wies mir möglich war, mit ihrem Fahrrad zwischen uns, zog ich sie in eine feste Umarmung. » Oh man, du bist einfach die Beste. «, schniefte ich glückselig.

 

» Das weiß ich doch. «, zwinkerte sie mir spitzbübisch zu, was mir ein leichtes Lachen entlockte. 

 

Ja, sie war schon einzigartig. » Komm wir sollten weiter. «, entgegnete July nun wieder ernst. 

 

Ich nickte. » Du hast Recht. «

 

Nach fünf Minuten weiteren Fußmarsch, erreichten wir endlich unser gemütliches Heim, welches durch den sauberen und harmonischen Vorgarten, sowie den hellblauen Fensterrahmen, die meine Mutter und ich mit viel Mühe gestrichen hatten, sehr einladend wirkte. Erleichtert schloss ich die Haustür auf und betrat mit July unseren cremefarbenen Flur. Doch erst als die Tür hinter uns ins Schloss fiel, fühlte ich mich sicherer, obwohl mir durchaus bewusst war, dass es kein Problem darstellen dürfte, ins Haus zu gelangen. Schweigend machten wir uns auf den Weg nach Oben in mein geräumiges Zimmer, welches nicht sonderlich groß aber auch nicht extrem klein war. Ich war mit meinem Zimmer vollends glücklich. Die Wände waren in einem zarten Violett gestrichen, nur eine Wand stach mit einem dunklen Lila hervor und genau an dieser stand mein gigantisches Bett, welches ziemlich viel Platz in Anspruch nahm. Direkt gegenüber stand mein Kleiderschrank und daneben hing mein über alles geliebter bodenlanger Spiegel. Links neben meinem Bett stand eine in kniehohe Kommode, auf der mein Wecker und meine Nachttischlampe thronte. Vor meinem Fenster stand ein edler Schreibtisch, den ich aber selten benutzte, da ich meine Hausaufgaben am liebsten im Bett machte. Dennoch fand der Schreibtisch Gebrauch und zwar, wenn ich an meinem Laptop saß um zu chatten oder um etwas zu recherchiere, so wie es jetzt der Fall war.

 

Während sich July schwer seufzend auf meinen Bett plumpsen ließ, nahm ich meinen Platz am Schreibtisch ein. In der Zeit, in der mein Laptop hoch fuhr, holte ich für uns beide jeweils eine Coladose zu trinken. Dankend griff July danach und lächelte mir schwach zu. Ich konnte ihr ansehen, wie fertig sie im Moment war und das war es, was mir so Leid tat. Ich fühlte mich so verdammt schuldig. Wehmütig sah ich sie an.

 

» Möchtest du heute hier übernachten? Ich mein, es ist Freitag und nach allem was heute passiert ist, bin ich ehrlich gesagt, nur ungern allein.. und.. ich habe mir gedacht, vielleicht geht es dir ja genau so. «, druckste ich vor mich her.

 

Sie nickte heftig und lächelte erleichtert. » Au, ja. Bitte. Mir geht es genau so. «

 

Zufrieden lachte ich. » Jetzt suchen wir erst mal nach Antworten. «

 

» Wir können nur hoffen, dass wir welche finden. «, erwiderte sie ernst.

 

Wir suchten mittlerweile schon zwei Stunden im Internet nach irgendwelchen Antworten, doch wirklich was fanden taten wir nicht. Sobald ich den Suchbegriff "Übernatürliches" eingab, kamen irgendwelche Filme oder Berichte von Leuten, die eindeutig nicht mehr ganz Dicht im Kopf waren. Es war zum Haare raufen. Und gerade als wir endgültig aufgeben wollte, geisterte mir ein Wort durch den Kopf.

Gefährte.

Tayler und Eric sagten, ich hätte einen Gefährten. Doch was bedeutete das? July lag mittlerweile auf meinem Bett und blätterte gelangweilt in einer Modezeitschrift, wahrscheinlich nur, um auf andere Gedanken zu kommen. Doch ich war auf einmal Feuer und Flamme. Die Neugier hatte mich gepackt und ließ mich nicht mehr los. Und so gab ich den Suchbegriff 'Gefährte' ins Eingabefeld ein und öffnete die erst verlinkte Seite. Wikipedia.

 

Nach dem ich die ersten Zeilen gelesen hatte, bekam ich große Augen und mir klappte der Mund auf.

 

» O..Omg! «, nuschelte ich vor mich hin.

 

» Was? Hast du was gesagt? «, fragte July.

 

Ohne auf ihre Frage zu antworten, sprang ich vom Stuhl auf und lief aufgeregt im Zimmer hin und her.

 

» OMG! «, sagte ich nun lauter.

 

Sofort setzte sie sich alamiert auf und beobachtete mich besorgt. » Was ist denn? Hast du was gefunden? «

 

Abwesend nickte ich mit dem Kopf, während ich weiter durchs Zimmer tigerte. » Hm-mh. «, murmelte ich.

 

July kletterte vom Bett und setzte sich auf den Platz, wo ich zu vor gesessen hatte und las, dass eben gelesene von mir, laut vor. » Als Gefährte, bezeichnet man den Partner, von dem man ausgeht, er sei für einen wie geschaffen. Sein Gegenpart. Ein anderes Wort für Gefährte, wäre Seelenverwandte. «

 

» OH MEIN GOTT! «, stieß July gleich darauf aus. 

 

Und auch wenn ich den Sinn noch immer nicht ganz verstehen konnte, verstand ich sehr gut, was Gefährte für mich bedeutete. Laut Wikipedia, gehörte ich zu irgendjemanden. Nicht zur irgendjemanden, sondern zu dem gutaussehenden Fremden. So gesagt, war ich schon lange.. ja, was denn? Vergeben? Kopfschüttelnd ließ ich mich an der Tür gelehnt zur Boden gleiten.

Dagwin

Nachdem ich den Artikel im Internet über den Begriff 'Gefährte' gelesen hatte, kam der lang ersehnte Zusammenbruch. Das Fass war voll gewesen und lief ganz plötzlich über. July hatte wirklich Probleme gehabt, mich wieder zu beruhigen aber letztendlich gelang es ihr dann doch. Leider war ich zur Zeit in einem Zustand, der böses Erahnte. Ich hatte die Schnauze voll von all dem und so beschloss ich, heute Abend ins Blade zu gehen und einen auf 'Mir-ist-alles-egal' zu machen. Und wenn ich heute Nacht drauf gehen sollte, dann scheiß Egal. So stand ich nun mit July, die es sich nicht nehmen lassen hatte, bei meinem Trip mit zu machen, vor dem Club und wartete ungeduldig auf einlass.

 

Geschlagene zwanzig Minuten später standen wir beide an der Bar und kippten uns einen Tequila nach den anderen herunter. Ich war mir durchaus irgendwo im hinteren Teil meines Verstandes stetig der Gefahr bewusst und mir war ebenso klar, wie unvernünftig wir handelten aber wie schon gesagt, interessierte mich das zu diesem Zeitpunkt kein Stück.

 

Diese Nacht gehörte mein Leben und mein Wille ganz allein mir. Wenig später schwangen July und ich, im Rausch des Alkohols, zu den heißen Beats, die den Raum mit Bässen erschütterten, unsere Hüften. Alles was wir wollten, war einfach nur Spaß zu haben und den ganzen Kram vom Übernatürlichen zu vergessen. Gerade lief das Lied „Sofi needs a Ladder" von Deadmau5, zu dem wir beide ausgelassen tanzten. Uns waren die Blicke vieler im Blade bewusst. Missbillige, bewunderte, neidische und interessierte Blicke, die uns hier und jetzt total egal waren.

Plötzlich legte sich eine riesen Pranke auf meine Hüfte, während sich eine große Gestalt von Hinten an mich presste. Ruckartig drehte ich mich um und blickte in ein schweißnasses Gesicht eines jungen Mannes, der mich überhaupt nicht ansprach. Blonde gelockte Haare, die wie wild von seinem Kopf abstanden, jungenhafte Gesichtszüge, schlammfarbende Augen und einen schmächtigen Körperbau. Und auch sonst hatte dieser Typ nicht viel zu bieten, bis auf ein ebenso schweißgetränktes T-Shirt. Angeekelt verzog ich das Gesicht, entschuldigte mich bei ihm mit einem gequälten Lächeln und bahnte mir durch die tanzende Meute einen Weg zu July rüber, die ein paar Meter weiter mit einem gutaussehenden, wenn auch nicht mein Fall, Braunhaarigen Typen tanzte und dabei sichtlich Spaß hatte.

Als sie mich erblickte, lächelte sie verschmitzt, auf das ich mit einem breiten Grinsen antwortete. Mit einer Geste gab ich ihr zu verstehen, dass ich es mir an der Bar gemütlich machen würde. Sie nickte mir kurz zu, ehe sie ihre volle Aufmerksamkeit wieder ihren Tanzpartner widmete. Entschlossen mir an der Bar endgültig den Kopf weg zu ballern, machte ich mich auf den Weg dorthin. Dieses Vorhaben erwies sich wenig später als äußerst Schwierig, da der Club mittlerweile ziemlich überfüllt war und von allen Seiten starkes Gedrängel und Geschubse herrschte.

 

Kurz bevor ich die Bar erreicht hatte, schloss sich eine Hand um mein Handgelenk und zog mich schmerzvoll in entgegengesetzter Richtung.

 

» Hey... AUA! Lassen sie mich gefälligst los. «, schrie ich, ohne zu sehen, wem die Hand gehörte.

 

Selbst wenn ich wollte, war mir der Blick auf den dazugehörigen Körper, durch die feierenden Gästen des Clubs, verwehrt. Jedoch lichtete sich die Menschenmasse nach einem beachtlichen Fußmarsch und gaben mir den Blick auf den Rest des Körpers frei. Überrascht schnappte ich nach Luft. Arian.

 

Er hatte eine ganze Weile nicht mehr mit mir geredet und jetzt war er hier und schleifte mich hinter sich her. Und das wohlgemerkt auch noch ziemlich grob. Was hatte er nur? Warum kam er jetzt wieder bei mir an? Wollte er das Kriegsball begraben und sich bei mir entschuldigen? Würde dann endlich wenigstens eine Sache normalität zurück bringen?

Oh, bitte.

Ich brauchte dringend Normalität!

 

Abrupt blieb Arian stehen und drehte sich mit wutverzerrtem Gesicht zu mir herum.

Na, toll. Das wars wohl mit ein wenig Normalität.

Kurz sah ich mich um und ahnte böses. Er hatte mich in eine ruhige Ecke gezogen, was nichts gutes bedeuten konnte.

 

» Was machst du hier? «, zischte er mich an.

 

» Na, wonach sieht's denn aus? «, gab ich trotzig zurück.

 

» Du weißt ganz genau, dass ich nicht will, dass du in Clubs rumhängst! «, brüllte er mich an und verstärkte seinen Griff.

 

» Oh, tut mir Leid. Das ist mir wohl entfallen. Und überhaupt, was interessiere ich dich auf einmal wieder, wo du mich doch die letzte Zeit nicht mal mehr mit dem Arsch angeguckt hast? «, schrie ich ihn jetzt ebenfalls aufgebracht an.

 

Ich konnte sehen, wie er seine Hände zu Fäusten ballte und diese gefährlich zuckten. » Du interessierst mich eine ganze Menge, immerhin bist du meine Freundin. Ich bin ja nicht der jenige, der schon mit anderen tanzt, so wie du! «, schnauzte er munter weiter.

 

Empört schnappte ich nach Luft. » Ich habe mit niemanden getanzt! «, erwiderte ich gehässig.

 

Für einen Augenblick ließ ich meinen Blick durch die Menge schweifen und erkannte beschämt, dass viele unser Schauspiel beobachteten. Plötzlich durchfuhr mich im Gesicht ein ziehender Schmerz. Erschrocken keuchte ich auf und führte meine rechte Hand zur pochenden und erhitzten Gesichtshälfte.

 

» Hälst du mich für völlig dämlich? Lüg mich gefälligst nicht an! «, brüllte Arian nun völlig außer sich.

 

Doch das interessierte mich gerade nicht. Er hatte mich geschlagen. Nach so langer gemeinsamer Zeit hatte er mich wirklich geschlagen. Jetzt reichte es mir. Während er mich ausdruckslos an sah, war mein Blick fassungslos.

 

» Es ist aus. «, informierte ich ihn mit fester Stimme.

 

Nun war er es, der mich fassungslos anstarrte, ehe er scheinbar begriff, was er eben gerade getan hatte.

» Kacy...- «, doch weiter kam er nicht, da er gepackt und gegen die Wand gedrückt wurde.

 

» Legst du je wieder Hand an ihr, bringe ich dich eigenhändig um! «, knurrte eine raue Stimme unmenschlich, bei der ich sofort erstarrte.

Er war hier.

Der Fremde.

 

» Lass mich los, du Bastard. «, presste Arian mühsam hervor.

 

Doch daran dachte der Fremde gar nicht erst. Also beschloss ich dazwischen zu gehen, bevor noch ein Unglück passierte. Zurückhaltend legte ich eine Hand auf seinen Arm, mir den er meinen EX-Freund in der Mangel hatte und sah ihn unsicher an.

 

» Da-Danke. Aber mach dir an ihm nicht deine Hände schmutzig. «, besänftigte ich ihn mit fester Stimmte und sah dann hasserfüllt zu seinem Gegenüber, der mich traurig betrachtete. » Er ist es nicht wert. «, fügte ich monoton hinzu.

 

» Kacy...bitte. Es, es tut... mir Leid. «, krächzte er.

 

Eisblaue Augen musterten mich besorgt, ehe der Fremde Arian mit einem 'Verschwinde, bevor ich mich vergesse.' los ließ. Dieser blickte noch einmal flehend zu mir herüber, woraufhin ich nur den Kopf schüttelte. Es war vorbei zwischen uns. Endgültig. Mit gesenktem Kopf verschwand Arian schließlich in der Menge. Der Fremde kam vorsichtig auf mich zu und hob langsam seine Hand, die für mich, wie in Zeitlupe auf mich zu kam, ehe sie an meiner immer noch pochenden Wange verweilte. Da seine Hand ziemlich kalt war, zuckte ich im ersten Moment überrascht zusammen. Jedoch verließ meinen Mund kurze Zeit später ein wohliges Seufzen. Die Kälte tat meiner geschundenen Wange unheimlich gut.

 

» Geht es? «, fragte er sanft.

 

Ich nickte. » Ja. «, flüsterte ich.

 

Nun sah er mich tadelnd an. » Was machst du denn hier? Es ist viel zu gefährlich. «

 

» Ich will davon heute Abend nichts wissen. Mir ist es gerade egal, ob Tayler und Eric mich tod sehen wollen, aus welchen Gründen auch immer. «, sagte ich ein wenig zu energisch.

 

Überrascht hob mein Gegenüber eine Braue und studierte mein Gesicht aufmerksam.

 

» Bitte. Heute nicht. «, bat ich ihn.

 

Er seufzte schwermütig, nickte jedoch. Kurz herrschte Stille und wir sahen einander nur tief in die Augen, bis mir bewusst wurde, dass ich diesen Mann überhaupt nicht kannte. Ich wusste nicht mal seinen Namen.

 

» Wer bist du? «, hauchte ich in einem Atemzug - gebannt von diesem Augenblick.

 

Gerade als ich dachte, er würde mir keine Antwort geben, durchbrach seine melodische Stimme die erdrückende Stille. » Mein Name ist Dagwin. Dagwin Carter. «

 

Kaum hatte er dies gesagt, stürmten Erinnerungen auf mich ein.

 

[...] Kälte - unerträgliche, lähmende Kälte, die sich um meine Glieder legte. Ich wollte schreien, toben, mich wehren. Doch mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Angst schnürt mir die Kehle zu und ließ mich verzweifeln.

 

» Na, Süße. «, hauchte jemand an meinem Ohr - Eric. Seine dreckigen Hände an meinem Körper. Eckel und pure Verzweiflung wallen in mir auf.

 

» Fass mich nicht an! «, knurrte ich, woraufhin er sich mit einem undefinierbaren Funkeln in den Augen meinem Mund näherte.

 

Und gerade als ich dachte, es wäre alles vorbei, ertönt eine wütende Stimme, die mir mehr als vertraut war. » Gib sie frei! «, knurrte der Unbekannte, den ich nun als Dagwin kannte.

 

Das nächste an das ich mich erinnerte, waren Kampfgeräusche und unmenschliches Knurren, gefolgt von einem widerlichen Knacken. Plötzlich ließ die Taubheit los und ich fiel zu Boden, wobei mir ein erschrockenes Keuchen über die Lippen glitt. Alle in der Cafeteria waren wie erstarrt. Ich sah zu Dagwin, der über Erics leblosen Körper gebeugt war, ehe seine eisblauen Augen mich erblickten. 

 

» Wer..Wer bist du? «, flüsterte ich leise, fast abwesend, während mein Blick noch einen kurzen Moment auf Eric's leblose Gestalt geheftet war - ehe ich ihn misstrauisch beobachtete und nicht mehr aus den Augen ließ.

 

Mit einer fließenden Bewegung stand er auf und machte einen Schritt auf mich zu, als er jedoch sah das ich zurück wich, blieb er mit einem Seufzen stehen.

 

» Mein Name ist Dagwin Carter. «, sprach er ruhig mit sanfter Stimme, anscheinend um mich zu beruhigen.

 

Ich sah mein angsterfülltes Gesicht, wie sich mein Brustkorb hysterisch hob und senkte. Ich spürte, die Angst, die Verwirrtheit, den Schock und die Verzweiflung. Und für einen Moment dachte ich, sie würde mich übermannen, doch da stand Dagwin vor mir und ich versank in seine eisblauen Augen, während um mich herum langsam alles in Dunkelheit versank.

 

» Du bist noch nicht so weit. Doch der Tag wird kommen, an dem ich mich dir endgültig öffnen kann. Ich werde im Verborgenen auf dich warten und dich mit meinem Leben beschützen, bis du bereit für das alles bist. - Bis du bereit für mich bist. «, hörte ich Dagwins Stimme gedämpft, ehe alles schwarz wurde.

 

» Du bist noch nicht so weit... « Das von ihm gesagte, hallte noch eine ganze Weile nach. [...]

 

Nach und nach klärte sich mein Blick und ich sah, wie mich eisblaue Augen besorgt musterten. » Alles okay? «

 

» Du.. ich kenne Dich! Du.. du warst gestern in der Cafeteria.. « hauchte ich fassungslos.

 

Wieso erinnere ich mich erst jetzt daran? Was hatte er mit mir gemacht?

 

Schockiert weiteten sich seine Augen. » Wieso kannst du dich daran erinnern? « Kurz darauf raufte er sich die Haare und Erkenntnis huschte über seine Züge. » Natürlich! Das Band.. wie konnte ich das nur vergessen. «

 

Das Band? Wovon redet er zum Teufel nochmal? Ich brauche sofort Antworten, bevor die Fragen mich zu ersticken drohen.  

 

» Was für ein Band? Alle scheinen mehr über mich zu wissen, als ich selbst. Das hört sofort auf. « brauste ich auf.

 

Forschend sah Dagwin mich einen Augenblick an, ehe er ergebend seufzte. » Du hast recht. Ich wollte dir das alles nur schonender beibringen, doch dafür ist es schon zu spät. Aber was ist mit "Bitte, heute nicht." - Hm ? « Ein sachtes Lächeln zierte sein Gesicht, was mein Herz zum Stocken brachte. Wie kann man nur so verboten gut aussehen?

 

» Ist nun auch egal. Arian hat mir den Abend versaut. «, sagte ich düster und machte dabei eine wegwerfende Handbewegung. » Ich komm mit dir und dann will ich alles wissen. ALLES! Hast du mich verstanden, Mr Carter? «, fordernd sah ich ihn an.

 

Er nickte ernst. » Es wird Zeit, dass du alles erfährst. «

 

Leicht lächelnd blickte ich ihn direkt in sein wunderschönes Gesicht, welches mir den Atem raubte. » Warte am Eingang auf mich. Ich brauch nicht lange. «

 

Gerade wollte er ansetzen, um zu protestieren, doch ein Blick von mir genügte und er nickte widerwillig, ehe er in der Masse verschwand. Schnell wandte ich mich ebenfalls um und verschwand in der entgegen gesetzten Richtung, um meine durchgeknallte beste Freundin zu suchen. Schließlich würde ich den Club nicht verlassen, wenn ich ihr nicht wenigstens Bescheid gesagt habe. Sowieso habe ich ein schlechtes Gewissen, sie allein zu lassen, obwohl sie bei mir übernachten wollte. Aber jetzt gerade, brannte in mir eine Neugier, die mich innerlich zu zerfressen schien und das konnte ich nicht einfach ignorieren - sie würde es auf jeden Fall verstehen. Letztendlich ging es hier um mein Leben und ich wollte, verdammt nochmal, endlich wissen, was hier los war.

 

Der Club hatte allen Anschein nach seinen Höhepunkt für diese Nacht erreicht. Ungeduldig quetschte ich mich durch die Masse, die sich meiner Meinung nach verdoppelt haben muss und dabei war ich für nicht mal eine Stunde, in einer ruhigen Ecke gewesen. Von allen Seiten bekam ich ungewollten Körperkontakt und hier und da rutschte mal ein Ellenbogen aus, und stießen mir unsanft in Rücken, Bauch oder in die Seite. Die Musik dröhnte unaufhaltsam und die Luft war mittlerweile unerträglich stickig,wobei die unzähligen Nebelmaschinen nicht unschuldig waren. Genervt kämpfte ich mich weiter durch die schubsende, grölende Meute und hielt angestrengt Ausschau nach einem flippigen Blondschopf, namens July. Oh ja, meine Feierlaune hatte den Tiefpunkt erreicht. Der Abend war so was von gelaufen für mich. Erleichtert seufzte ich auf, als ich meine beste Freundin, fest umschlungen mit dem selben Typen von vorhin, tanzen sah. Eilig überbrückte ich die letzte Distanz und tippte July grinsend auf die Schulter, um auf mich aufmerksam zu machen. Verwirrt schaute sie sich um, strahlte jedoch, als sie erkannte wer vor ihr stand.

 

» Kacy! «, quiekte sie und umarmte mich stürmisch.

 

Lachend drückte ich sie fest an meine Brust und schaute über ihre Schulter zu ihrem Tanzpartner, der mich freundlich anlächelt.

 

» Läuft ja ziemlich gut bei dir. «, flüsterte ich ihr ins Ohr.

 

Nun schob sie mich ein Stück von sich und ein spitzbübisches Grinsen zierte ihr schönes Gesicht. » Ja, ich bin ziemlich glücklich. «, während sie das sagte, warf sie ihrem Fang des Abends einen bedeutungsvollen Blick zu, der mich schmunzeln ließ.

 

» Hey, ähm. Ist das okay für dich, wenn ich schon gehe? «, fragte ich.

 

Nun blickten mich zwei haselnussbraune Augen überrascht an. » Warum? Ist etwas passiert? «

 

Mit einer Spur von Angst, sah sie sich hektisch um. Woraufhin ihr Tanzpartner sie besorgt musterte.

 

» Nein, nein. Alles in Ordnung. Ich erkläre dir morgen alles. «, beruhigte ich sie.

 

Skeptisch musterte sie mich, ehe sie ergeben nickte.

 

» Danke. Ich wünsche dir noch viel Spaß. «, ich zwinkerte ihr grinsend zu, woraufhin sie anfing zu lachen.

 

» Pass auf dich auf und schreib mir bitte, wenn du zu Hause bist, ja? Vergiss das nicht. «, flüsterte ich nun ernst zu.

 

Sie lächelte sanft. » Mach ich, versprochen. «

 

Nun wand ich mich dem Typen zu, der uns interessiert beobachtet hatte. » Pass auf meine Kleine auf, ähm...? «, fragend sah ich ihn an.

 

Er lachte. » Ryan. Und ja, werde ich. «, er blickte liebevoll auf July herunter, woraufhin sie verlegen ihren Blick senkte.

 

Zufrieden mit dem Ergebnis dieses Gespräches, verabschiedete ich mich noch mit einem 'Bis dann.' und bahnte mir einen Weg Richtung Ausgang. Schon vom Weiten konnte ich Dagwin ausmachen, wie er nervös an der Tür lehnte und immer wieder seinen Blick durch die Menge gleiten ließ. Als er mich erblickte, entspannten sich seine Züge und ein Lächeln umspielte seine Lippen.

 

» Fertig? «, fragte er mich.Ich nickte und folgte ihm nach draußen an die frische Luft. » Ähm, mein Auto steht ein paar Blocks weiter, dass heißt wir müssten ein kleines Stück laufen. Ich hoffe das ist in Ordnung für dich? «, verlegen stand er da, was mich zum Schmunzeln brachte.

 

Breit lächelnd schüttelte ich den Kopf. » Ja, kein Problem. «

 

Ich errötete leicht, als er sanft seine Hand an meinen Rücken legte und mich bestimmt in eine Richtung führte. Seine Nähe ließ mein Herz schneller schlagen und auch mein Körper schien sich nach seinen Berührungen zu verzerren. Unwillkürlich stellte ich mir die Frage, ob es ihm genau so ging. Unauffällig musterte ich ihn von der Seite und hätte beinahe entzückt auf geseufzt. Er glich einem Gott, einem Adonis. Seine Gesichtszüge so markant, so männlich. Und dieses zufriedene Lächeln, welches noch breiter wurde, als er mich dabei ertappte, wie ich ihn anstarrte.

Mit hochrotem Kopf wandte ich den Blick ab und verfluchte mich heftig, mich beim Starren erwischen lassen zu haben. Da mir die Stille die uns umgeben hatte, nun unangenehm worden war, versuchte ich ihn schon mal ein paar Antworten, die ich dringend benötigte, zu entlocken.

 

» Also, ähm. Du.. du bist also mein Gefährte, hm? «, fragte ich ihn unsicher.

 

Überrascht blieb er stehen und ich tat es ihm gleich. » Woher weißt du davon? «, hauchte er fast fassungslos.

 

» Tayler und Eric. «, sagte ich leise, wobei mein Körper schauderte.

 

Nun verzog sich sein Gesicht zu einer wütenden Maske, ehe er mich wehmütig ansah und einen Schritt auf mich zu kam, wobei mein Herz freudig in meiner Brust hüpfte. » Ich wollte nicht, dass du es so erfährst... «, vorsichtig strich er mir über die Wange und liebkoste mich mit seinen eisblauen Augen, in denen ich die reißende Flut von unbändiger Liebe sehen konnte.

 

Gebannt beobachtete ich das Leuchten in seinen Augen, als es plötzlich erlischt und sich die eben noch so blaue reißende Flut, in einen Sturm dunkler, zerstörerischer Wellen verwandelt. Erschrocken betrachte ich sein makelloses Gesicht, welches angespannt und wütend wirkte. Sein ganzer Körper war zum Zerreißen angespannt und machte auf mich einen bedrohlichen und mächtigen Eindruck.

 

» Dagwin? Was - «, weiter kam ich nicht, da schob er mich schon beschützend hinter sich.

 

Verwirrt starrte ich auf den muskulösen Rücken vor mir, bis mein Blick zu seinen geballten Fäusten glitt. Irgendwas stimmt hier nicht.

 

» Sieh mal einer an, wenn haben wir denn da. « Diese Stimme.

 

Vorsichtig riskierte ich einen Blick und keuchte schockiert auf. Eric tauchte wenige Meter vor uns auf und lächelte bösartig.

 

» Verschwinde. Diesmal werde ich nicht mehr gnädig sein. «, knurrte Dagwin unmenschlich.

 

Ohne groß darüber nachgedacht zu haben, umschloss ich mit meinen kleinen Händen seine geballte Faust. Kurz schenkte er mir ein beruhigendes Lächeln, ehe er seinen tödlichen Blick wieder auf Eric richtete. Die Angst schnürte mir die Kehle zu und ließ meinen Körper unkontrolliert beben, woraufhin Dagwin meine Hand in seine nahm und mich näher zu sich zog. Sofort fühlte ich mich besser.

 

» Ach, warum denn immer gleich so unfreundlich? « Eric zog gespielt beleidigt eine Schnute.

 

Ein lautes, zorniges Knurren schnitt durch die Nacht. » Verschwinde, hab ich gesagt! «, donnert Dagwins unnachgiebige Stimme.

 

Plötzlich wird mein Kopf ruckartig nach hinten gezogen und ein brennender Schmerz fährt durch meine Kopfhaut. Ein erstickter Aufschrei entflieht meinem Mund und plötzlich geht alles ganz schnell. Dagwin wirbelt herum und verpasst dem Übeltäter einen Kinnhaken, der sich gewaschen hat, und dieser mehrere Meter zurück geschleudert wird. Zu spät erkannte ich, dass es Tayler war. Sie hatten uns eingekesselt.

 

Gerade als ich zurück zu Eric blickte, hastete dieser auf uns zu und stürzte sich mit einem wütenden grollen auf Dagwin. Beide landeten auf den Boden und Eric schlug unaufhaltsam auf ihn ein, was mich hysterisches schreien ließ. Ohne groß über die Konsequenzen nach gedacht zu haben, wollte ich auf die beiden zu rennen und ihm irgendwie helfen, doch zwei starke Arme reißen mich zu Boden und ehe ich auch nur reagieren konnte, schlug mir jemand in die Magengrube, was mir ein schmerzerfülltes wimmern entlockte. Mühsam hielt ich die aufkommenden Tränen zurück, diesen Triumph wollte ich meinen Angreifer nicht gönnen. Als ich aufblickte, grinste Tayler mich dreckig an und holte für einen weiteren Schlag aus. Ein unerträglicher Schmerz zog sich durch meine linke Gesichtshälfte und schleuderte meinen Kopf mit einer enormen Kraft herum. Das ungewollte Aufschluchzen, welches meinen Mund entwich, lenkte Dagwin's Aufmerksamkeit, der immer noch in dem Kampf mit Eric verwickelt war, auf mich und seine Augen weiteten sich entsetzt.

 

Diesen unaufmerksamen Augenblick von Dagwin nutzte Eric aus, um ihn einen Holzpflock in die Brust zu bohren. Langsam tränkte sich sein weißes T-Shirt Rot und er stürzte zu Boden. Von irgendwoher ertönte ein herzzerreißender Schrei, der Eric, der mit einem triumphalen Grinsen im Gesicht schon zum nächsten Hieb ansetzten wollte, innehalten ließ. Erst als sein kalter Blick meinen trifft, wird mir bewusst, das dieser Schrei meiner war.

Meine Atmung ging schnell, schon fast hysterisch und mein Herz flatterte ängstlich in meiner Brust. Er durfte nicht sterben. Er durfte mich nicht verlassen. Mein Blick glitt zu Dagwin. Er war sichtlich geschwächt und hatte mühe die Augen offen zu halten. In diesem Moment wirkte er so verletzlich. Seine eisblauen Augen hielten meinen Blick fest, die Sorge und Schuld die darin verborgen lag, hätten mich beinahe gequält aufschluchzen lassen. Widerwillig löste ich meinen Blick und richtete diesen auf Eric, der noch immer sein widerwärtiges Grinsen in der Fresse hatte. Der Zorn und die Wut kam so überraschend, das ich im ersten Moment scharf die Luft einzog, ehe ich mich voll und ganz auf diese Wut konzentrierte. In meinen Adern pulsierte eine ungewohnte Macht, die sich langsam den Weg durch meinen ganzen Körper bahnte und ihn schließlich vor angestauter Energie beben ließen. Ich fixierte Eric mit meinem Blick, während sich in meinem Inneren tausende von Möglichkeiten abspielten, Eric zu töten. Ich lechzte nach seinen Tod, was meinen Zorn nur noch mehr anspornte. Aukommender Wind zerrte an meiner Kleidung und wirbelte durch meine braune Mähne.

 

Tayler der Feigling, war schon längst von mir gesprungen, doch das war mir gerade alles egal. Meine ganze Aufmerksamkeit schenkte ich der Wut, die sich nach Eric verzerrte. Das Beben ging in den Boden über und als ich das erschrockene Gesicht von Eric sah, umspielte ein böses Grinsen meine Lippen. Mit der neugewonnen Kraft stand ich auf, schloss die Augen und konzentrierte mich völlig auf diese Macht. Um mich herum konnte ich hören, wie der Asphalt brach. Und sobald ich meine Augen öffnete, flogen die ersten Bruchstücke mit wahnsinniger Geschwindigkeit auf Eric zu. Dieser war im ersten Moment so geschockt, dass das erste Geschoss ihn an der Schulter traf. Mit schmerzverzerrten Gesicht sackte er auf die Knie, als er seinen Blick hebt, funkelten seine Augen mich wütend an. Ohne zu zögern, schleuderte ich weitere Brocken auf ihn. Viele von ihnen verfehlten ihr Ziel nur knapp und nur wenige trafen ihn, jedoch reichte es aus, dass er und Tayler verschwanden.

 

Als mir klar wurde, was ich soeben getan hatte, glitt mein Blick panisch zu Boden. Um mich herum, zierten Risse den Boden und hier und da fehlten Asphaltstücke. Fassungslos sah ich mich um und keuchte schon fast hysterisch auf, als ich erkannte, dass um mich Gesteinsbrocken schwebten. Plötzlich befiel mich ein schweres Schwindelgefühl, was mich zum Taumeln brachte. Mit verschwommenen Blick schaute ich zu Dagwin rüber, der mich Ungläubig anstarrte. Dann fiel ich und mein Blick endete in Dunkelheit.

Überraschung

Die Dunkelheit die mich umgab, verblasste nach und nach und auch die Taubheit die meinen Körper gefangen hielt, schien langsam von mir abzulassen. Was, wie sich herausstellte, nicht unbedingt vorteilhaft für mich war, denn um so mehr die Taubheit verschwand um so schlimmer befielen Schmerzen meinen Körper und machten auch keine Anstalten wieder zu verschwinden. Meine linke Gesichtshälfte pochte schmerzhaft und bei jeder Bewegung zieht es unangenehm in der Bauchgegend. Um mich zu beruhigen und den Schmerzen die Stirn zu bieten, atmete ich tief durch und versuchte mich auf schönere Sachen zu konzentrieren.

 

Ein atemberaubender Duft stieg mir in die Nase und ließ mein Herz aussetzen, nur um gleich darauf dreimal so schnell zu schlagen. Diesen Duft würde ich unter Millionen erkennen, da er das Schönste ist, was mein Geruchssinn je kosten durfte. So bald mein Gehirn die Information verarbeitet hatte saß ich mit einem Ruck aufrecht und sackte sogleich keuchend zurück. Mit aller Macht kämpfte ich gegen die Schmerzwelle an, die mich drohte zu übermannen. Um nicht los zuschreien, presste ich meine Lippen fest zusammen und versuchte so ruhig wie möglich liegen zu bleiben, was gar nicht so einfach war, da ich mich vor Schmerzen wirklich krümmen hätten können.

 

Mein Körper fühlte sich an als wäre ich von einem Zug überrollt worden und das nicht einmal, nein, zwei-, dreimal, ganz so als hätte der Zug gefallen daran gehabt mich als sein Opfer betrachten zu können. Nachdem ich mir sicher war dass schlimmste überstanden zu haben, versuchte ich mich vorsichtig aufrecht zu setzen um meine Umgebung besser erkunden zu können. Ich konnte mich beim besten Willen nicht an gestern Abend erinnern, nur das ich gestern mit July in der Disko war, Arian ein Arschloch war und ich mit Dagwin mitgegangen war, um Antworten zu bekommen. Und da es hier verführerisch nach ihm roch, vermutete ich mal stark, dass ich bei ihm zu Hause war. Ich befand mich in einem großen, mit Licht durchfluteten Raum wieder, dessen Wände in Vanille- und Brauntönen gestrichen waren. Das gigantische Bett, in dem ich lag beziehungsweise saß, stand vor einer in Braun gestrichenen Wand und war wohl bis auf den gegenüberliegenden Schrank das größte Möbelstück in diesem Zimmer. Links von mir befand sich ein Bücherregal mit wirklich vielen Büchern und ich meine, vielen Büchern. Daneben stand ein Schreibtisch in weiß, sowie auch alle anderen Möbelstücke in diesem Raum, auf dem man die üblichen Dinge finden konnte, die auf ein Schreibtisch gehörten zum Beispiel ein Laptop. Als ich zu meiner Rechten schaute, fiel mir die Kinnlage runter.

 

Wieso sehe ich das erst jetzt?

 

, warf ich mir vor und klatschte mir gedanklich die Hand vor die Stirn. Die rechte Seite zierte ein riesengroßes Fenster mit wundervollen schneeweißen Vorhängen rechts und links, dass fast die ganze Wand in Anspruch nahm. Es war unglaublich schön. In mir breitete sich ein Gefühl der Freiheit aus und es war einfach nur herrlich. Vorsichtig reckte ich mich in der Hoffnung den schönen Ausblick bestaunen zu können, den dieses Fenster möglicherweise bot, doch leider blieb mir das vergönnt. Alles was ich noch erkennen konnte war, dass dieses Ungetüm von Fenster auf einen Balkon führte, auf den ich am liebsten sofort gestürmt wäre, was mir aber leider ebenfalls vergönnt war da ich nicht aufstehen geschweige denn laufen konnte. Es gab in diesem Raum zwei Türen von den eine, wie ich glaubte, in ein Bad führte. Insgesamt wirkte dieses Zimmer Nobel und Teuer, dennoch sehr freundlich und einladend.

 

Ein Klopfen ließ mich aufschrecken, welches mir mein Körper mit Schmerzen dankte. Nicht wissend was ich nun tun sollte flüsterte ich einfach leise und zögerlich ein "Herein", hielt schützend die Bettdecke vor meinen Körper und starrte gebannt von einer Tür zur anderen, da ich nicht einschätzen konnte von welcher nun genau das Klopfen kam. Im selben Moment öffnete sich die Tür die sich an der linken Seite befand, womit ich mich nur mehr bestätigt fühlte das die andere Tür in ein Badezimmer führte. Mir blieb die Luft weg, als ich die Person erblickte die durch die Tür trat, panisch untersuchte ich meine Lungenfunktion und stellte dabei erleichtert fest, dass ich nur die Luft angehalten hatte. Eine wirklich wunderschöne Blondine mit langen, leicht welligen Haaren in, schätze ich mal, meinen Alter kam lächelnd auf mich zu. Ihre Augen waren fast von der selben Farbe, wie die von Dagwin und auch sonst war sie ebenfalls so überirdisch schön wie er. Sie war so sympathisch, dass ich nicht anders konnte als zurück zu lächeln.Vorsichtig, sehr darauf bedacht nicht zu viele Erschütterungen zu verursachen, setzte sie sich an die Bettkante.

 

» Hallo, mein Name ist Elvira Carter. Ich bin Dagwin's Schwester. Ich wollte mal schauen, wies dir geht. «, ihre Stimme klang wie eine sanfte Melodie, so unwirklich und unfassbar schön.

 

» Mir- «, ich musste mich räuspern, da mir meine Stimme auf einmal so brüchig und tief vorkam. » Mir geht’s gut. «, log ich.

 

Skeptisch zog sie eine Augenbraue hoch, lächelte jedoch weiterhin sanft. » Du brauchst deinen Zustand nicht herunterspielen. Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht. «

 

Ertappt. Beschämt lief ich Rot an, woraufhin Elvira lachte und Gott, es klang himmlisch. Langsam fühlte ich mich neben ihr wie eine vertrocknete, alte Bohne.

 

» Du brauchst dich nicht zu schämen. Ich kann verstehen, dass du deine Schmerzen runter spielen möchtest aber das brauchst du nicht, schließlich werden sie dadurch nicht besser. Gegen deine Schmerzen werde ich dir gleich Tabletten holen aber ich denke zuerst hast du sicher ein paar Fragen, stimmt's? «, sie lächelte mich sanft an.

 

Ich nickte. » Wo bin ich? «

 

» Wir sind hier in Dagwin's Zimmer auf unserem Anwesen, welches direkt am Strand liegt. «, beantwortete sie mir freundlich meine Frage.

 

» Was ist gestern passiert? «, nervös biss ich auf meine Unterlippe herum.

 

Überrascht sah sie mich an. » Weißt du es nicht mehr? «

 

Betrübt schüttelte ich den Kopf. » Nun gut, dass sollte dir aber lieber Dagwin erklären. «, sagte Elvira und lächelte mich beruhigend an.

 

» Wo ist Dagwin? «, platzte es augenblicklich aus mir heraus.

 

Amüsiert lächelte sie mich an. » Er ist unten. Er konnte es kaum erwarten, dass du aufwachst. « Nun wurde ihr liebliches Gesicht ernst. » Er macht sich große Sorgen um dich. «

 

Innerlich hüpfte mein Herz freudig auf. Es fühlte sich unbeschreiblich gut an, jemanden zu haben, der sich wahrhaftig Sorgen machte.

 

» Ich werde ihm sagen, dass du wach bist. «Elvira stand auf, schritt elegant zu Tür und drehte sich ein letztes Mal zu mir um, um mir noch einmal aufmunternd zu zulächeln und schloss dann hinter sich die Tür.

 

Mein Herz spielte verrückt, wenn ich nur daran dachte dass Dagwin jeden Moment durch diese Tür kommen könnte. Mein Körper sehnte sich nach seiner Nähe, nach seinen Berührungen und seiner himmlischen Stimme. Jedoch brannte in mir auch eine gewaltige Neugier, die mit Wissen über den gestrigen Abend, über mein Leben und über ihn, gestillt werden wollte.

 

Ein Klopfen, welches mein Herz zum Stillstand brachte, holte mich aus meinem Gedanken. Ich holte tief Luft und gab dann ein schüchternes „Herein“ von mir. Gespannt starrte ich auf die Tür, während diese sich vorsichtig öffnete. Und dann stand er da. Entsprungen aus dem schönsten Märchen, aus dem berühmtesten Männermodel Magazin und aus meinen ganz persönlichen Träumen. Es schien als wäre die Zeit stehen geblieben und nur dieser Augenblick wäre wichtig, ein Augenblick der niemals zu Ende gehen sollte. Mein Herz trommelte so heftig gegen meine Brust, dass ich glaubte es würde sich gleich empor bohren. Ich schluckte und blickte ihm in seine eisblauen Augen, in denen ich daraufhin sofort versang.Überrascht das mein Körper so auf ihn reagierte, senkte ich verlegen den Blick auf meine ineinander verknoteten Händen. Etwas zögernd kam er auf mich zu und setzte sich genauso vorsichtig, wie seine Schwester zu vor, auf die Bettkante. Besorgt schaute er mir in die Augen und reichte mir daraufhin etwas. Erst jetzt bemerkte ich, dass er ein Glas Wasser und eine Tablette in der Hand hielt. Vorsichtig nahm ich das Glas und schluckte die Tablette mit einem Schluck herunter.

 

» Danke. «, flüsterte ich schüchtern und wurde gleich darauf ein wenig rot.

 

Er lächelte warm, das aber schon nach wenigen Sekunden durch eine besorgte Miene ersetzt wurde. » Wie geht es dir? «, wollte er von mir wissen.

 

» Gut. «, log ich ein zweites Mal.

 

Trotz seiner besorgten Miene schmunzelte er, » Meine Schwester hatte Recht. Du bist wirklich eine schlechte Lügnerin. «

 

Ich musste mich geschlagen geben, da mich mein rot unterlaufendes Gesicht endgültig enttarnt hatte. » Na, na gut. Ich habe schon ein wenig Schmerzen. «, gab ich kleinlaut zu.

 

Daraufhin verzerrte sich seine besorgte Miene zu einer Schmerzerfüllten und es tat unheimlich weh ihn so zu sehen. » Es tut mir Leid, Kacy. «, entschuldigte er sich mit müden Augen.

 

Ich verstand nicht, da ich mich nur an Bruchstücke vom gestrigen Abend erinnern konnte. » Was ist passiert? « wollte ich schließlich wissen, um das Puzzle zusammensetzen zu können.

 

Ebenso überrascht wie seine Schwester eben, sah er mich an. » Erinnerst du dich nicht? «

 

Zaghaft schüttelte ich den Kopf. Er ließ den Kopf in die Hände gleiten und seufzte schwer. » Eric und Tayler sind uns aufgelauert, als wir auf dem Weg zu meinem Wagen waren. Sie griffen uns an... und, ich schaffte es nicht, dich zu beschützen. «, seine Stimme triefte nur so voller Selbsthass, und augenblicklich fuhr ein stechender Schmerz durch meine Brust.

 

Es war meine Schuld, dass er sich selbst so fertig machte.Trotz alle dem, blitzen Bilder vom gestrigen Abend durch meinen Kopf. Eric der sich auf Dagwin stürzte.Tayler der mir in die Magengrube schlug. ieder Eric, wie er Dagwin ein Holzpflog in die Brust rammte.Blut, welches sein Hemd dunkel färbte. Mein Schrei. beben, Gesteinsbrocken die auf Eric zu rasten.

 

Erschrocken riss ich die Augen auf und mein Blick glitt augenblicklich zu Dagwin's Brust. » Wie? Er,.. er hat.. Blut, überall war Blut. «, stammelte ich völlig neben mir.

 

Eine Hand legte sich an meine Wange. » Beruhige dich, Kacy. Wir haben noch einiges zu bereden, ich werde dir alles erklären aber vorerst musst du dich beruhigen. Mir geht es gut, wirklich. «, seine eisblauen Augen musterten mich besorgt und seine Hand, die mir tröstend über die Wange strich, brachten meinen Körper zum Beben.

 

Seine Nähe beruhigte mich schnell. Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich die Frage stellte, die mir am meisten auf der Zunge brannte.

 

» Was bist du? «, hauchte ich.

 

Sofort bereute ich meine Entscheidung, diese Frage zu erst zu stellen, denn nun nahm er seine Hand von meiner Wange und rückte sogar ein gutes Stück von mir Weg. Mein Körper protestierte quälend gegen die fehlende Zuneigung und Wärme von Dagwin.

 

» Ich.. ich bin ein Vampir, Kacy. «, flüsterte Dagwin so leise, das ich es nur mit Mühe verstehen konnte.

 

Sein Blick war gesenkt und seine Hände zu Fäusten geballt. Ein Vampir? Das erklärt natürlich so einiges. Doch muss ich Angst vor ihm haben? Jeder gesunde Menschenverstand würde mir mit allen Signalen nun zu verstehen geben, wie gefährlich er war und das ich mehr als nur Angst vor ihm haben sollte. Doch scheinbar war mein Menschenverstand nicht gesund, im Gegenteil. Ich war so gebannt von der Vorstellung das er ein Vampir war, es faszinierte mich. Mein Körper sehnte sich nach den Berührungen eines Vampirs, seinen Berührungen. Mein Herz beschleunigte sich um das vier Fache und das Adrenalin pumpte in meinen Adern. Verdammt, ich war ihm so verfallen.Wehleidig sah Dagwin mich an, seine sonst so strahlenden eisblauen Augen, waren trüb und wirkten so unendlich traurig. Langsam streckte er seinen Hand nach mir aus, hielt aber kurz bevor er mich berührte plötzlich inne und seufzte verzweifelt. Was hatte er denn nun bloß? Gerade als ich ansetzen wollte, zu fragen, was denn los sei, erklang seine herzzerreißende Stimme.

 

» Bitte, Kacy. Hab keine Angst.. Ich würde dir nie, niemals irgendetwas tun. Das könnte ich nicht, dass musst du mir glauben. «

 

» Ich habe keine Angst vor dir. «, antwortete ich mit fester Stimme, um meine Aussage zu bestärken.

 

» Du brauchst mir nichts vormachen, Kacy. Ich hör dein Herz.., es verrät dich. «, wieder einmal senkte er traurig den Blick.

 

Fast Automatisch rutschte ich zu ihm herüber und nahm sein Gesicht in meine Hände. » Ich.. ich habe keine Angst..«, das Blut schoss mir in die Wangen, beschämt biss ich mir auf die Unterlippe, gab mir letztendlich doch einen Ruck und ließ die Wahrheit über meine Lippen gleiten. » Ich bin fasziniert von dir. «

 

Seine Augen blitzen und auf seinem Gesicht breitete sich ein umwerfendes Lächeln aus, was mich ebenfalls schüchtern lächeln ließ. »Glaub mir, ich bin nicht weniger fasziniert von dir. «, antwortete Dagwin liebevoll.

 

Mein Herz hämmerte unaufhörlich in meiner Brust, mein Atem ging stoßweise und in meinem Bauch entfachte ein Ameisenkrieg als Dagwin mit seiner Hand sanft über meine Wange strich und sich langsam zu mir runterbeugt. Die Erkenntnis, dass wir uns gleich Küssen würden brachte mein Blut noch mehr in Wallung und mein Herz legte sich in das dreifache Tempo.Nur noch wenige Zentimeter waren zwischen mir und seinen sinnlichen Lippen, und gleich würden unsere Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss verschmelzen...

 

Ein lautes Klopfen an der Tür ließ uns innehalten. » Ey, Dagwin? Ich soll deiner Angebeteten sagen, dass Elvira für sie Essen gemacht hat. «, ertönte eine gedämpfte Männerstimme.

 

Dagwin stöhnte genervt auf, stand jedoch in einer fließenden Bewegung auf und reichte mir die Hand. Enttäuscht ließ ich mich von ihm auf die Füße ziehen und wollte gerade durch die Tür hinausgehen, als er mich sanft an meiner Hand zu sich zurück zieht und mir ins Ohr haucht: » Das holen wir auf jeden Fall nach. «

 

Ein wohliger Schauer befiel meinen Körper und ich lächelte, während er mich hinter sich herzieht. Wir verließen den Raum und landeten in einem hell erleuchteten weißen Flur, den wir bis zum Ende folgten. Dort führte uns eine wirklich prachtvolle Holztreppe hinunter in die Eingangshalle, von der aus wir durch einer der Türen schritten. Kaum hatten wir den Raum betreten, schlug mir schon der köstliche Geruch entgegen und ließ meinen Magen erfreut Purzelbäume schlagen. Wie nicht anders zu erwarten befanden wir uns in einer modern eingerichteten Küche, auf die meine Mutter sicher neidisch wäre. In mitte des Raumes stand eine Kücheninsel samt Hocker und lud zum gemütlichen Zusammensitzen ein. Ein braunhaariger, muskulöser Typ drehte sich zu mir um und überrascht zog ich scharf die Luft ein.

 

» Ryan? «, fragte ich überrascht. Und nach der ersten Überraschung, folgte sogleich die Zweite, als neben Ryan eine flippige Blondine auftauchte. » Ju-July? «, quiekte ich.

 

» Heeey, ähm…«, verlegen nässelte sie an dem viel zu großen T-Shirt – vermutlich Ryan Seins - in dem ihr schlanker Körper steckte. » Wurde etwas spät gestern. «, schüchtern blickte sie zu Ryan auf, der ihr verschmitzt zu lächelte.

 

Mit offenem Mund starrte ich von einem zum anderen, ehe ich ein zischendes Geräusch von mir gab. » Du Biest. «

 

Lachend nahm mich meine beste Freundin in den Arm. » Geht es dir gut? «, ihr Lachen war bereits wieder verklungen und Sorge spiegelte sich in ihren zarten Zügen wieder.

 

Ich nickte. » Es geht mir gut. «

 

Skeptisch beäugte sie mich, dann blickte sie fragend zu Dagwin, der bloß mit dem Kopf schüttelte. Darauf folgten ein strafender Blick meinerseits und ein klagender Blick von July.

 

Ertappt warf ich die Hände in die Luft. » Okay, okay. Ich fühl mich ein wenig ausgelaugt.“

 

» Ein wenig ausgelaugt? «, wiederholte Dagwin ungläubig. » Kacy, hör auf die Situation herunter zu spielen. «

 

Beleidigt streckte ich ihm die Zunge entgegen, woraufhin seine Mundwinkel ein wenig zuckten.

 

» Genug jetzt. Ich hoffe ihr zwei habt Hunger? «, mischte sich nun Elvira ein und bedachte July und mich mit einem fragenden Blick.

 

Wie auf Kommando gaben unsere Bäuche klägliche Laute von sich – was mir ein wenig unangenehm war, July jedoch lachte nur.

 

» Ich glaub, das war Antwort genug. «, gluckste Ryan und führte July zum Tisch.

 

Auch Dagwin schob mich sanft zu einer der Stühle und deutete mir, mich zu setzen. Bei dem Anblick von Nudelauflauf lief mir das Wasser im Mund zusammen.

 

 

 

 

Tayler

 

 

Wieder einmal war diese Nacht ein Reinfall gewesen. Verfluchter Bastard, und die Göre erst. Ihre Kräfte hätten noch gar nicht erwachen dürfen – nicht vor ihrem 18. Geburtstag. Die Kleine war verdammt nochmal ganz schön gefährlich. Der Boss wird von einer weiteren Niederlage sicher nicht erfreut sein und sicher nicht, wenn er erst einmal erfährt, dass ihr ihre Kräfte schon zur Verfügung stehen.  Taffes kleines Mädchen – steckte seine Schläge gut weg. Trotz alle dem war sie eine Gefahr für ihn und alle anderen, die seinem König dienten.  Ein nerviges Klingeln riss ihn aus meinen Gedanken.

 

» Wenn man vom Teufel spricht…« Auf dem Display seines Smartphones erschien eine Nummer, die er nur allzu gut kannte.  » Herr? «, nahm er Unterwürfig das Gespräch an.

 

» Tayler, mein treuster Krieger. Was habt ihr mir zu berichten, alter Freund? «, erklang eine gebieterische Stimme.

 

»Bisher konnten wir unseren Auftrag nicht erfüllen. Egal wo wir ihr auch auflauerten, überall ist ihr Gefährte in der Nähe. « 
Ein unzufriedenes Grollen war auf der anderen Seite zu vernehmen. » Und Herr, ihre Kräfte sind erwacht. «

 

Lange herrschte erdrückendes Schweigen. » Bringt sie zu mir.«, befahl die Stimme.

 

Verwundert runzelte er die Stirn. Die Gefahr zu ihm bringen? » Aber Meister - «

 

» Du hast mich verstanden. « donnerte es unnachgiebig. » Bringt sie mir - lebend! «

 

» Wie ihr - " Aufgelegt. » Arschloch. «, zischte er.

 

Was hatte der alte Mann vor? Er würde doch nicht ohne Grund wollen, dass wir sie ihm lebend auslieferten. Gewiss hatte der König einen Plan und ich bin mehr als erpicht darauf zu erfahren, wie diese aussieht.Ein Lufthauch streifte meine Haare und meine scharfen Sinne teilten mir mit, dass ich nicht mehr alleine war.

 

» Na, Bruder. Bist du satt? «

 

Mit einem blutverschmierten schiefen grinsen drehte Eric sich zu mir um und der reine Jagdinstinkt blitze mir aus seinen kühlen Augen entgegen. » Ich könnt wohl noch ein zwei Drinks vertragen. « antwortete er. » Hat sich der Boss schon gemeldet? «

 

Ich nickte. » Ja, es gibt eine Planänderung. «

 

Verwirrt sah mich Eric an. » Wie? Was denn für eine Planänderung? «

 

» Wir sollen das Mädchen zu ihm bringen und zwar lebend. «

Antworten

Während wir schweigend aßen, warf ich immer wieder neugierig Blicke zu July und Ryan. War er auch ein Vampir? Wenn ja, wusste July davon? Und was machte July hier?

 

» Frag schon. « ermutigte diese mich sogleich.

 

Abrupt hielt ich inne und schaute zu ihr herüber. Sie lächelte mich leicht an, anscheinend hatte sie meine Blicke gemerkt oder sie kannte mich einfach viel zu gut.

 

» Ähm - « leise räusperte ich mich. » Weißt du es? «

 

Einen Augenblick huschte Verwirrung über ihre Züge, doch die Erkenntnis folgte so gleich.

 

» Das wir gerade in 'nem Raum voller Vampire sitzen? « erwiderte sie gelassen und grinste mich vorsichtig an. » Ja, das weiß ich. Schließlich mussten sie mir erklären, warum Dagwin nicht tod war, obwohl ein 30 cm Holzpflock aus seiner Brust ragte und er voller Blut war. « Sie lachte kurz auf. » Anfangs wollte ich schreiend davon rennen aber dann sah ich dich in Dagwins Armen und man, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt. Außerdem versprach Ryan mir, dass sie uns nichts tun würden. « Liebevoll huschte ihr Blick zu Ryan, der ihr ein herzliches Lächeln schenkte.

 

» Ich glaubte ihm. « gestand sie leise und lachte dann ein weiteres mal auf. » Verrückt - nicht wahr? « Nun schaute sie zurück zu mir und ihr Gesicht strahlte pure Glückseligkeit aus.

 

Ich war erleichtert, dass ich nicht alleine war und mir nicht nur irgendjemand zur Seite stand, sondern meine beste Freundin. Aber was lief zwischen Ryan und ihr? Wieder beobachtete ich die beiden, wie sie sich immer wieder bedeutsame Blicke zu warfen. Die beiden haben doch wohl nicht was am Laufen oder?

 

» Sie ist meine Gefährtin. « antwortete Ryan plötzlich und schenkte July ein herzzerreißendes Lächeln.

 

Erschrocken ließ ich meine Gabel fallen und starrte ihn an, als käme er vom Mond.

 

» Ac, nun guck nicht so. Du weißt doch am besten, was das bedeutet. « lachte July und strahlte über beide Ohren.

 

Plötzlich fängt mein Herz an schneller zu schlagen und in meinem Bauch tobten die Schmetterlinge. Kühle Finger umschließen meine verkrampfte Hand und zwingen mich dazu auf zu sehen. Was für ein Fehler. Kaum das ich in seine eisblauen Augen sah, verlor ich mich in ihnen, in der Liebe und Geborgenheit, die sie ausstrahlten. Mein Körper verlangte nach seiner Nähe, nach seinen Berührungen und mein Herz flatterte unaufhörlich in meiner Brust.

 

» Ich konnte ihr gestern nicht mehr erklären, was genau das bedeutet. « mischte sich nun Dagwin ein und seine Augen trübten sich traurig.

 

» Es ist wundervoll. « flüsterte July, woraufhin ich widerwillig den Blick von Dagwin wandte und sie ansah. Ihre Wangen färbten sich leicht rot.

 

Ryan betrachtete July stolz und legte ihr besitzergreifend einen Arm um ihre schlanke Gestalt, sodass sie sich mit einem wohligen Seufzen gegen ihn lehnte.

 

» Was... « beschämt räusperte ich mich, da meine Stimme viel zu kratzig klang.

» Was bedeutet das denn nun für mich? «

 

Dagwin strich beruhigend mit seinem Daumen über mein Handrücken, während er mir erklärte was dieses Wort 'Gefährtin' für mich bedeutete und wie sich mein Leben verändern würde.

 

» Jedem Vampir wird ein Partner zu Teil, mit der er sich verbinden kann und auch nur mit eben dieser ist es uns möglich Nachkommen zu zeugen. Diese Bindung ist weitaus bedeutender als eine Hochzeit, wie du sie kennst. Bei diesem Vorgang bindet man sich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. « erklärte Dagwin sanft und sah mich dabei aus einer Mischung von Stolz, Liebe und Zuneigung an.

 

In meinem Inneren tobte ein Sturm aus verschiedenen Gefühlen und Empfindungen. Auf der einen Seite stand mein Körper völlig unter Strom und kribbelte angenehm bei der Vorstellung mit Dagwin soweit zu gehen, um Kinder zu zeugen. Wobei ich jetzt auf keinen Fall schon übers Kinder kriegen nachdachte, doch der Prozess dafür mit ihm, reizte mich schon. Naja, und auf der anderen Seite war ich ein wenig Verunsichert und hatte auch ein bisschen Angst. Wie als würde Dagwin meine jetzige Situation spüren, lächelte er mir beruhigend zu. 

 

» Keine Sorge, Kacy. Wir haben alle Zeit der Welt und diese Bindung ist nichts schlechtes. In meinen Augen gibt es keine schönere Frau, als dich - eben weil du meine Frau bist. Ich existiere nur für dich, sowie du nur für mich existierst. Wir sind füreinander geschaffen, geformt um den anderen glücklich zu machen. «

 

Mit jeden weiteren Wort rauschte mir das Blut in den Ohren und mein Herz trommelte unaufhörlich gegen meine Brust. Alles was er sagte, sagte er mit einer solchen Inbrunst an Liebe, dass es mir die Tränen in die Augen trieb und etwas tief in mir berührte. Ich wusste Instinktiv das er Recht hatte.

Ich fühlte es.

 

Mein ganzer Körper schrie nach seiner Nähe, wollte mehr Berührungen, mehr körperliche Zuneigung. Einfach alles verzerrte sich nach ihm, obwohl ich diesen Mann überhaupt nicht kannte. Das war verrückt. Einfach verrückt.

 

» Ich.. « ich brach ab. Mir fehlten einfach die Worte, um meine Empfindungen zu übermitteln.

 

» Du fühlst es. Dein Seelenband ist erwacht. « lächelte er zufrieden.

 

» Mein.. Seelenband? « verunsichert schielte ich einen Augenblick lang zu July herüber, die mir aufmunternd zu nickte und grinste. Doch sehr schnell zog Dagwins Nähe meinen Blick zurück zu ihm.

 

» Ja. Stell es dir als ein silbrig - schimmernden Faden vor. Wie ich vorhin schon erwähnt hatte, binden Gefährten sich auf einer viel tieferenen Ebene, als Menschen bei einer gewöhnlichen Liebe. Unsere Seelenbänder werden miteinander verschmelzen und uns auf einer mentalen Ebene verbinden. Das ermöglicht uns auch über große Entfernung miteinander zu kommunizieren und übermittelt die Gefühle und Empfindungen des anderen. Wärest du nun zum Beispiel in Gefahr könnte ich mit dir kommunizieren und dich aufspüren. « erläuterte Dagwin sanft. 

 

Das waren alles viele und wichtige Informationen, die ich mit Mühe versuchte zu verarbeiten. Ich schätze viele würde das ziemlich abschrecken aber in mir löste es nur ein Gefühl aus - Faszination.

Mein Körper zitterte in freudiger Erwartung.

 

» Und was ist mir der körperlichen Bindung? « bei dieser Frage legte sich eine zarte Röte über meine Wangen. Allein an dem Gedanken an einer körperlichen Bindung an ihm, ließ alles in mir vor Verlangen in Flammen stehen. Doch auch in seinen eisblauen Augen loderte Begierde und Verlangen.

 

» Ein Vampir überträgt seiner Gefährtin bei der körperlichen Bindung spezielle Fähigkeiten und stoppt ihren Alterungszyklus. « informierte er mich, wobei seine Stimme einen rauen und sehr erregenden Ton angenommen hatte.

 

Unwillkürlich riss ich die Augen auf. » Ich werde nicht mehr altern? Ich werde niemals sterben? «

 

Dagwin schüttelte mit dem Kopf. » Nein, wirst du nicht. Vampire können getötet werden, ja, aber sie sind unsterblich und wenn ein Vampir seine Gefährtin gefunden hat, wird er nicht mehr ohne sie leben können. Das ist der Grund warum wir euch diesen Prozess bei der Bindung nehmen. «

 

» Dann werde ich also ewig leben, es sei denn mich bringt jemand um? « das meine Stimme leicht zitterte, hatte ich versucht zu verhindern - vergebens.

 

Seine Miene verdunkelt sich. » Ja, an meiner Seite. Niemand wird dich umbringen, das werde ich nicht zu lassen. Niemals. «

 

Kaum hatte er dies gesagt, strömte eine angenehme Wärme duch meine Adern und hinterließ ein wohliges Prickeln. Ohne es zu merken breitet sich ein unsicheres Lächeln auf meinem Gesicht aus. Beruhigend legte ich ihm meine Hand auf seine geballte Faust, daraufhin lächelte er leicht und entspannte sich.

 

» Du sagtest vorhin noch etwas von Fähigkeiten, was meinst du damit? « Neugierig beobachtete ich sein Gesicht und sog jede noch so kleinste Regung in mich auf.

 

Doch bevor Dagwin mir irgendetwas erklären konnte, quietschte meine beste Freundin dazwischen. Erschrocken zuckte ich zusammen. Die anderen hatte ich schon fast vergessen, so gefangen war ich von seiner Nähe.

 

» Oh, Ac! Das ist sowieso das coolste, sag ich dir! Stell dir vor, jeder Vampir hat besondere Fähigkeiten und bei der Bindung wird ein Teil dieser Fähigkeiten an die Gefährtin abgegeben, damit sie nicht vollends schutzlos ist. « Aufgeregt sah sie mich an.

 

Fragend blickte ich von July zu Ryan und schließlich zurück zu Dagwin der mir bestätigend zu nickte und über Julys Euphorie schmunzelte. Nun war meine Neugier nicht mehr zu bremsen.

 

» Was sind deine Fähigkeiten? «

 

» Telekinese, Teleportation und Zeitbändigen. « beantwortete Dagwin meine Frage immer noch schmunzelnd.

 

» Zeitbändigen? Du meinst, du kannst die Zeit beeinflussen? « interessiert lehnte ich mich ein Stück näher zu ihm und lauschte gespannt. 

 

Er nickte. » Ja, ich kann die Zeit für einen kurzen Augenblick einfrieren. « bei meinem erstaunten Gesicht fügte er schnell hinzu » Allerdings kostet mich das enorme Kraft. «

 

Plötzlich fiel mir unsere Begegnung in der Cafeteria ein. 

 

Vorsichtig richtete ich mich auf und ließ dabei meinen Blick durch den Raum gleiten und erschrack, die gesamte Schülerschaft war wie versteinert, nichts bewegte sich. Dort saß Stacy Cornell die Cheerleaderkapitänin und warf gerade wieder übertrieben die Haare nach hinten, um einen der Jungs am anderen Tisch - Marc hieß er glaub ich - schöne Augen zu machen, doch die Sache war die, dass ihre Haare förmlich in der Luft hängten. Alles wirkte so, als hätte man auf Pause gedrückt. Es war verrückt, wie war sowas möglich? 

 

» Jetzt verstehe ich wie du das damals gemacht hast. «

 

Er nickte nur. Jetzt ergab das alles einen Sinn. Meine Faszination ihm gegenüber wuchs mit jeder weiteren Erkenntnis und Offenbarung. Er hatte zweifelsohne sehr mächtige Fähigkeiten und auch wenn ich es schon vorher verstanden hatte, konnte ich noch mehr verstehen warum Tayler und Eric solche Angst vor ihm hatten.

Apropos Tayler und Eric, zu diesen beiden hatte ich auch noch eine Menge Fragen aber diese verdrängte ich erstmals ins hinterste Eck.

 

Mein Blick huschte zu Ryan und unwillkürlich fragte ich mich, was wohl seine Gabe war.

 

» Ich kann Gedanken lesen. « sagte Ryan plötzlich.

 

Erschrocken starrte ich ihn an. Er konnte Gedanken lesen?

Oh nein. Dann hatte er vorhin auch mit angehört, dass ich nichts dagegen hätte mit Dagwin ins Bett zu hüpfen. Prompt wurde mein Gesicht knallrot. Einstimmiges Lachen ließ mich beleidigt den Kopf einziehen.

 

» Mach dir darüber keine Gedanken, Kacy. Ich höre weitaus schlimmere Dinge, deine Gedanken hingegen sind.. erfrischend. « grinsend sah er mich an.

 

Na toll, wie beruhigend.

Damit Ryan nichts mehr aus meiner Gedankenwelt zu hören bekam, versuchte ich mich nur auf das Essen zu konzentrieren. Das war leider schwerer als gedacht. Ich mein, wer konnte sich schon konzentrieren wenn neben einem ein wahrlicher Adonis von Mann saß und jede noch so kleine Bewegung meinerseits beobachtete. Mal abgesehen von meiner schrägen besten Freundin, die mir gegenüber saß und ein besorgniserregendes Grinsen im Gesicht hatte. Sie sah aus als wäre sie bis obenhin zugedröhnt aber ich wusste es besser. Ein plötzliches Lachen ließ mich zusammenzucken. 

 

» Lass das! « knurrte ich Ryan an.

 

» Ehrlich, tut mir Leid aber deine Gedanken wehen mir einfach zu. « gluckste er. 

Wütend taxierte ich ihn mit meinen Killerblicken, die ihn wenig beeindruckten. Sein Lachen endete abrupt als July ihm in die Seite pickste. 

» Hey! Hör auf meine beste Freundin zu ärgern. « brauste sie auf, allerdings konnte sie dabei nicht wirklich ernst bleiben.  

Eine warme Hand umfasste die meine und eroberte so meine gesamte Aufmerksamkeit. Nur am Rande bekam ich mit wie Ryan ergeben die Hände in die Luft warf und July dann in seine Arme schloss.

 

» Du solltest erstmal in Ruhe zu Ende essen. Danach werde ich dir alle deine Fragen beantworten. « sanft drangen Dagwins Worte langsam zu mir hindurch, da ich mich derweil schon wieder in seinen strahlend blauen Augen verloren hatte. Berauscht von diesem Anblick nickte ich zaghaft und widmete mich dann meinem Essen zu.

Nachdem ich zuende gegessen hatte, räumte Elvira unsere Teller mitsamt Besteck zur Seite. Ich hatte ihr angeboten zu helfen, doch sie hatte es mit einem Lächeln und einem Handwink abgelehnt. Nun zog Dagwin mich sanft hinter sich her. Ryan und July waren schon vor uns nach Oben verschwunden. Unwillkürlich fragte ich mich ob die beiden sich schon verbunden hatten. Ich nahm mir vor July bei Gelegenheit danach zu fragen. Als wir vor einer Tür zum Stehen kamen und Dagwin diese öffnete, erkannte ich sofort das Zimmer wieder indem ich vorhin aufgewacht war. Zu meiner Freude steuerte er den großen Balkon an.

Impressum

Texte: Alles Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: Das Bild vom Cover gehört allerdings nicht mir.
Tag der Veröffentlichung: 09.11.2011

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