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oder

Die wahre Geschichte
vom dicken, fetten Pfannekuchen

Erzählt von Klaus Adam
Nach Ideen von Johannes Merkel
Zeichnungen von Horst Rudolph

Eins

 

Es war einmal, vielleicht war es auch keinmal. Obwohl, wenn es keinmal war, wie könnte ich dann davon erzählen? Also: Es war einmal eine Mutter, die hatte sieben Kinder. Vier Töchter und drei Söhne. Die vier Mädchen hießen Nicole, Mandy, Chantal und Doreen, die drei Jungs Bill, Tom und Enrico.
Obwohl die sieben Kinder alle die gleiche Mutter hatten, waren sie ganz verschieden: Nicole war ziemlich pummelig, Mandy spiddeldürr, Chantal fing bei jeder Kleinigkeit an zu heulen, Doreen kaute gerne Fingernägel, Bill und Tom waren Zwillinge, sahen sich aber komischerweise überhaupt nicht ähnlich und Enrico hatte einen Silberblick und popelte gerne in der Nase. Allerdings hatten die sieben Kinder eines gemeinsam: Sie aßen für ihr Leben gern Pfannekuchen. Am liebsten hätten sie es gehabt, wenn die Mutter jeden Tag Pfannekuchen gekocht hätte.
»Soweit kommt's noch!« hat die Mutter gesagt und dabei seufzend ihren Blick gen Himmel gerichtet.
Und dann hat sie mit den Kindern abgemacht, dass es höchstens cirka zwei- bis dreimal in der Woche Pfannekuchen gibt. An den anderen Tagen gab es Pizza, Nudeln, Pommes und manchmal auch was ganz besonderes, nämlich bunte Suppe. Die schmeckte den Kinder zwar nicht, aber das half nichts, die Kinder mussten die Suppe auslöffeln, weil ihre Mutter im Internet gelesen hatte, dass diese bunte Suppe, die man besonders in Oberösterreich gerne isst und die angeblich die Leib- und Magenspeise der berühmten österreichischen Königin Sissy war, erstens voll biodynamisch, zweitens vegetarisch, ja, manchmal sogar 100 prozentig veganisch war und drittens außer jeder Menge luftgetrockneter Wildkräuter und frisch gerupften Heilpflanzen nur naturidentische Geschmacksstoffe und natürliche Konservierungsmittel enthielt. Kein Wunder, dass die Kinder es nicht abwarten konnten, dass endlich wieder ein Pfannekuchentag dran war.
Und wenn es dann so weit war und die Mutter in der Küche stand, um Pfannekuchen zu backen, wuselten sie um die Mutter herum, zupften an ihren Klamotten und plapperten durcheinander:
»Mama! Wie lange dauert es noch?« fragte Nicole.
»Mama! Ich habe Hunger!« beschwerte sich Mandy.
»Mama! Ich will mal probieren!« jammerte Chantal.
»Mama! Ich will als erste!« kreischte Doreen.
»Mama! Ich will einen ganzen Pfannekuchen«, lispelte Bill.
»Mama! Ich will zwei ganze!« rief Tom.
»Mama! Ich will mit ganz viel Zucker!« krakeelte Enrico.
Die Mutter verdrehte die Augen und stöhnte genervt:
»Ruhe, verflixt nochmal und zugenäht, ihr macht mich ja ganz hibbelig! Jetzt wartet doch mal, bis ich den Pfannekuchen fertig gemacht habe. Erstmal muss ich ihn umdrehen, und dann dauert's nicht mehr lange, dann könnt ihr ihn auffuttern.«
Als der Pfannekuchen das hörte, dachte er:
»Menno! Die haben ja wohl einen an der Waffel! Die wollen mich fertig machen? Und dann noch umdrehen? Und dann auch noch auffuttern? Das kommt überhaupt nicht in die Tüte. Zum Essen bin ich viel zu schön. Außerdem will ich mir viel lieber erstmal die Welt ansehen.«
Und während die Mutter und die Kinder damit beschäftigt waren, den Tisch zu decken, fasste der Pfannekuchen einen Entschluss:
»Ich hau' ab!«
Er richtete sich auf und warf einen Blick aus der Pfanne:
»Menno, ist das tief! Wie soll ich denn da runterkommen?«

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Klaus Adam
Bildmaterialien: Horst Rudolph, Berlin
Tag der Veröffentlichung: 12.05.2013
ISBN: 978-3-7309-2694-9

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