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Kälte breitete ihre blauen Flügel über die düster gespenstische Moorlandschaft im ewig lieblichen Norden Schottlands. Lord Gamby schaute sorgenvoll mit seinen liebevollen väterlichen Augen auf seine allerliebste jüngste Tochter, die ihn mit unschuldig fragendem Blick aus ihren veilchenblauen, sterngleichen Augen anschaute. Schwer fiel es dem edlen Herrn, die über alle Maßen geliebte Tochter zu enttäuschen. „Geliebtes Kind, es ist zu gefährlich“, beschied er der sehnsüchtig Wartenden. „Vater, gütiger, verehrter Vater, sorgt euch nicht. Willibald wird mich begleiten“ Friederike schaute zu dem Diener, der mit unterwürfig gesenktem Blick vor seinem Herrn kniete, so dass seine strohblonden Locken über die mächtigen Schultern flossen. Lord Gamby schaute auf den gut gebauten, kräftigen Willibald. Er wusste, dass dieser seine über alles geliebte Tochter mit dem eigenem Leben verteidigen würde und kurz schwankte er, ob ihrer flehentlichen Bitte. Willibald liebte seine junge Herrin. Selbst wenn sie sich nicht heimlich mit ihm im Heu treffen würde und ihm die größten Wonnen seines nun mehr fast 29jährigen Lebens bereiten würde, so hing er mit größter Hingabe an der zarten siebzehnjährigen Lady. Nie in seinem ganzen Leben hatte ihn eine Frau nur angeschaut. Er war groß und stark wie ein Ochse, doch stets hatte jede Frau in ihm nur den wilden Arbeitssklaven gesehen, bis auf diese kleine furchtlose Lady. Sie war knapp 16, als sie ihn das erste Mal zu sich rief. Er hatte ihr den Zuber mit heißem Wasser gefüllt und dann verlangte sie, dass er bei ihr blieb. Vor Scham hatte er seine kleinen Augen geschlossen, doch am nächsten Tag schon, war sie zu ihm in den Stall gekommen. Dort hatte sie erst ihn, der sich nicht rühren konnte, vor Angst, entkleidet und dann, ganz graziös ihr Gewand fallen lassen. Was danach kam, war für ihn so schön und neu gewesen, dass er meinte zu träumen. Doch das Spiel wiederholte sich. Zwei- bis dreimal in der Woche rief sie ihn zu sich, damit er ihr ihre kleinen Wünsche erfüllte. Willibald war in seinem beschränkten Geiste klar, dass kein Mensch erfahren durfte, was zwischen ihm und der jungen Lady war, er war nur ein einfacher Knecht, der noch nicht ahnte, dass er in Wirklichkeit der gestohlene Sohn eines Königs war….




„Mechthild kommst du mal, da ist jemand für dich“. Verdammt, konnte der Trottel nichts allein machen? Er wusste doch genau, dass das Manuskript oberste Priorität hatte. „Mechthild bitte, ist wichtig“….Wichtig, was verstand der Narr von Wichtigkeit. Mechthild wuchtete ächzend ihren Körper aus dem Schreibsessel. Warf noch einen kleinen Blick auf das angefangene Manuskript, um dann mit schweren Schritten die Treppe hinabzugehen. Rolf hatte den Besucher in das Wohnzimmer gebeten. Wie oft musste sie ihm noch sagen, dass Besucher da nichts verloren hatten? Womöglich noch ein Reporter. Sie zog ihren Bademantel zurecht und betrat das Zimmer. Der Besucher drehte sich zu ihr. „Frau Mayer-Landser?“, fragte er lächelnd und entblößte dabei die perfekteste weiße Zahnreihe, die Mechthild jemals gesehen hatte. Er war etwa 1.80 groß, schlank, hatte halblanges, blondgelocktes Haar, eisblaue Augen und sah einfach unverschämt gut aus. Obwohl, eigentlich ein bisschen zu weibisch für einen Mann. Der weiße Anzug,…wahrscheinlich ein Gigolo. Mechthild überlegte blitzschnell. Das war kein Reporter. Das war auch kein Vertreter. Menschen die so aussahen, verdienten Misstrauen.“ Wer oder was sind Sie und was wollen Sie“, herrschte sie den Besucher an. Während ihr Mann ob ihres Tons zusammenzuckte, lächelte ihr Gegenüber nur. Das war zu viel. Mechthild wurde langsam wütend. Dieser Schönling sollte sie besser nicht reizen. „Ich bin ein Engel“, flötete dieser nun. Rolf setzte sich vor Schreck. Mechthild beäugte den Fremden nun misstrauisch. Dass der kein Mensch war, hatte sie gleich geahnt. Doch ein Engel? „Im Himmel", begann dieser salbungsvoll zu erklären, "werden ihre geschätzten Romane seit langem verfolgt“. Geschmeichelt sah Mechthild zu Rolf. „Siehst du!“ Der Engel lächelte verhalten. „Ich soll euch ein Angebot machen: "Dein Weg führt nicht zu den Menschen, sondern dorthin, wo kein Weg ist, zu uns, den Himmlischen, und hinterlasse ein Zeichen, auf dass die Sterblichen erkennen und verstehen."

Mechthild verstand zwar nichts, aber egal. Der Engel wollte sie zu ihren größten Fans bringen und die gab es nun mal nicht auf der Erde. „Ich bin bereit“, rief sie. „Aber mein Laptop muss mit. Außerdem will ich einen Exklusivvertrag“. Der Engel nickte und klapperte mit seinen Flügeln, die inzwischen sogar sichtbar waren. Er war glücklich.

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Tag der Veröffentlichung: 12.01.2012

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