Siech macht mich deine Blindheit
und krank die Schwärmerei
für ihre Jugend
SIEH HIN
die meine hast du abgelebt
Von letzter Nacht
ist noch ihr Spiegelbild
in deinem gierig glänzend Auge ...
ach, junger Körper ist vergänglich
Du sagst, er lässt dich Leben spüren,
ihr glockenheller Frohsinn?
Ich sah ihn nicht
und hörte keine Fröhlichkeit
Was, sagst du mir Adieu,
willst mir Erinnerung zerstören?
Ihr rotes Lächeln sei Vergeltung mein,
dir sei Erinnerung ihr kaltes Grab
Wie lieb ich DICH
bedacht vom Grün
der alten Trauerweide
kein besser Ort konnt' finden
ich für dich
als unter eingeritztem Schwur
auf Ewigkeit
den ich dir heut erfüllt
mit lächelnd rotem Mund
dein sei sie ganz allein
die Ewigkeit
WIE lieb ich dich
mit Abendsonne
auf der Haut
und einer Klinge
tief in deiner Kehle.
In meiner ganz privaten Anderswelt
wär' schwarze Columbine ich
und mir zu Füßen stapelten sich
Liebeskrankphantasten
Um ihre Leben wär' es schlecht bestellt
in Grabtuchleinen säh' man mich
gewandet um zu balancieren
auf sprödgeliebten Lebenslinien
In meiner ganz privaten Anderswelt
wär' jeder Mann ein sterbender Pierrot
und Herzblut tränkte meinen Lebensweg
bis Harlequin mit mir zu Grabe tanzte.
Lebensspinne
lebensspinnend.
Alptraumgeboren
webt sie giftspeichelklebrige
Stacheldrahtspinnfäden
produziert unermüdlich
Dauerdunkelgedanken
zum mich lebend einspinnen samt
Lebensabschnittserinnerungsflicken
in nostalgietränengetränkte Kokonwände
mit Verfalldatumgravur
Erkennbare
Haltbarkeitsdauermanipulation
als Strafe für
zielloses Leben verleben
Lebensluftloser Schrei
nach DIR
kokongedämpft
DU verstehst
kokongedämpft
nichts
weil verlebtverwebt
Keine Rettung
Lebensepilogepilog:
Da hock ich
und bock ich
und trample von innen
Spalte in Kokonwände
zum Leben einlassen
und erreiche nur,
dass ich
mein Leben rinnen sehe,
unspektakulär
wie Altweiberpisse,
durch
Lebensendstadiumsrisse
Ach wär' das Leben doch ein Scherenschnitt,
wär' ich, gleich allem, schwarz vor weißem Grund
und ob auch strömten Trauertränenflüsse
verlören sie sich ungesehn im Dunkel.
Die Schere schnitte auch im Scherenschnitte
keine Zornesfalten,
kein Lebensmüdgesicht würd' ich erklären müssen
und Todessehnsucht,
fettschwarz auf die Stirn geschrieben,
bliebe verborgen auch dem tiefsten Blick.
In Scherenschnittgeschichten meiner Kindseinzeit
zauberte Schmerzfreifantasie die Märchen bunt.
Papierprinzessin war ich dort, mit Dauergarantie
auf knick- und schadenfreien Neubeginn.
Regen
Regentropfen
sieh!
horch sie klopfen
wie?
permanent
ungehemmt
Machen glücklich
so?
augenblicklich
wo?
Armer Tropf in meinem Kopf
armer Tropf in deinem Kopf
irgendwo
im nirgendwo
im nirgendwo
im nirgendwo
Es war ein hartes Stück Arbeit, euch durch den Werdegang eines Wahnsinns zu führen. Aber dazu solltet ihr euch das Audio-Buch in aller Ruhe anhören. Viel Spaß auf einer Reise ins Kopfdunkel.
Grüße aus dem Schatten,
Fabiana
Texte: Fabiana Fabulus
Bildmaterialien: Coverbild: August Macke, Theater/Visipix
Tag der Veröffentlichung: 10.03.2012
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