Der Traum der Königin
Ein Königspaar wünschte sehnlich sich ein Kind.
Eine mitleidige Fee gewährte ihnen den Herzenswunsch.
Traumbilder, verschwommen, weissagten den Raub der Tochter.
Die Königin glaubte, einen Drachen zu erkennen.
Ängstlich verbarg man das Kind in hohem Turme.
Den Sohn der Fee trieb im siebzehnten Jahr die Neugier. Er schwang sich auf geflügeltem Ross in windige Höhe. Zwei Menschenkinder sahen einander und verliebten sich inniglich. Auf kräftigen Schwingen entführte er die Schöne ins Feenreich.
Groß war das Geschrei am Morgen.
Da trat der Prinz ein und bat artig um die Hand der Prinzessin.
Fortan ging die Königin vorsorglich mit Brille zu Bett.
Des Teufels List
Ein Holzfäller fand einst ein Mägdelein im Wald. Er zog es auf und ließ es hart arbeiten. Holz verkaufen, Körbe flechten, Tuch weben. Wohlstand und die Gier des Mannes wuchsen.
Das erfuhr der Teufel.
Schwefligen Gestank verbreitend klopfte er an des Mannes Tür und erzählte, er sei auf Brautschau.
Dieser hörte im Geiste Dukaten klimpern und nannte einen unbescheidenen Preis für die Ziehtochter. Sie sei geschickt und darum teuer.
Der Teufel zahlte grinsend, der Gierige schlug ein und ward im selben Moment gepackt und mit verdrehtem Genick in die Hölle befördert.
Wer mit dem Teufel paktiert ... seine Seele verliert.
Der pfiffige Bauer
In einem Dorf lebte einst ein garstiger Knabe.
Er zündelte an Kuhschwänzen, teerte Schafe und federte die Zuchtsau manches Bauern. Häufig sah man seine Zipfelmütze im Gebüsch, doch fehlte der Beweis.
Selbstjustiz war streng verboten.
Ein Bauer sann auf List.
Er packte eines Tages den Schelm, klopfte ihn windelweich und schrie:
"Ich, Bauer Selberjedan, werde dich lehren, die Tiere zu achten!"
Das anschließende Wehklagen rief den Richter herbei.
"Wer tat dir das an?", fragte der Gesetzesverteter.
"Selberjedan", jammerte der Verprügelte.
"Nun", sprach der Richter, "wenn Du dir selbst Leid zugefügt hast, trägt niemand Schuld."
Nie mehr ward ein Tier geschändet.
Texte: ©Fabiana
Tag der Veröffentlichung: 01.02.2010
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