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Prolog

 

Vickys Sichtweise:

 

Ich saß hier bei der State Police in Downtown LA und wartete. Worauf? Auf meine Frau, obwohl Frau war momentan nicht die richtige Bezeichnung für mich, wenn ich das Wort mit Ellen in Verbindung setzte. Ja, ich redete von meiner Frau, Ellen. Aber MEINE Ellen war sie so nicht mehr. Warum? Das fragte ich mich auch und deswegen saß ich hier und wartete auf sie. Man hatte mich am Tag davor noch angerufen, dass meine Frau hier in Untersuchungshaft einsitzen würde und ich sie heute abholen könnte. Erst war ich geschockt, dann übermannte mich doch die Gleichgültigkeit. Die gleiche Gleichgültigkeit, die Ellen in den letzten zwei Wochen mir, Patty und unserer Ehe entgegen brachte. Ich hatte lange mit mir gekämpft, ob ich heute hier herfahren sollte und hatte mir lange überlegt, wie ich meine Entscheidung Ellen beibringen sollte.

Doch nun saß ich hier und wartete auf ihre Entlassung, nur um sie darüber zu informieren, das ich mich für eine endgültige Trennung entschieden hatte. Zuviel hatte sich Ellen in letzter Zeit geleistet, nicht nur, dass sie mich zutiefst verletzt hatte, nein. Die Sache mit Patty hatte dem allen die Krone aufgesetzt. Patty war unsere Adoptivtochter. Seit ihre Großmutter vor einiger Zeit verstorben war, hatte sie meine Frau und mich gebeten, ihre Enkelin aufzunehmen und dem Wunsch kamen wir seitdem nach.

Zurück zu Ellen.

Nicht mal Caro erkannte ihre beste Freundin und Kollegin wieder. Meinetwegen konnte Ellen ihren Auftrag weiter ausführen, aber Pattys und mein Leben, da sollte sie sich ab jetzt raushalten. Ich spielte auch schon mit dem Gedanken, das alleinige Sorgerecht zu beantragen.

Sie hatte sich die Scheiße hier selbst eingebrockt und sollte sie auch selbst auslöffeln. Hier heraus würde Caro oder ich ihr nicht helfen. Zu oft hatten wir ihr die helfende Hand angeboten und zu oft hatte sie uns zurückgestoßen. Besonders hatte sie auf meinen Gefühlen herumgetrampelt.

Dann sah ich sie endlich, sie wurde von einer Beamtin in Uniform durch die Gittertür geführt und musste noch kurz warten. Ihre Hände waren noch mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt, die aber kurz darauf geöffnet wurden. An einer Theke wurden ihr ihre persönlichen Dinge übergeben, die sie quittierte. Ich sah, wie sie ihre Geldbörse einsteckte, die Uhr anlegte, aber unseren Ehering steckte sie unbeachtet in ihre Hosentasche, als sie mich dann bemerkte. Ich war inzwischen aufgestanden und starrte sie an.

Nun standen wir uns nach zwei Tagen wieder gegenüber und schauten uns in die Augen, doch sah ich in ihren nicht die Wärme und Vertrautheit sowie Liebe und Sehnsucht. Ich entdeckte lediglich Wut und Kälte und bevor ich noch irgendwas zu ihr sagen konnte, ging sie an mir vorbei und zischte mich nur an: „Was willst du hier? Ich hab‘ doch gesagt, lass mich in Ruhe und geh mir nicht auf die Nerven!“

Bevor ich noch etwas erwidern konnte, war sie auch schon aus dem Untersuchungsgefängnis verschwunden und ließ mich ohne ein weiteres Wort stehen. Ich blickte auf die geschlossene Tür und merkte nicht mal, dass Tränen über meine Wangen liefen.

Was war nur mit uns passiert?

Teil 1

<drei Wochen zuvor>

 

Ich saß in Ellens Büro in der Agentur in LA und wusste eigentlich nicht genau, was ich hier machen sollte. Die nachträgliche Hochzeitsfeier war nun zwei Tage her und Astrid hatte sich kurzfristig bereit erklärt, auf Patty aufzupassen. Astrid war eine gute Freundin von Ellen aus Köln und besuchte uns so oft es ging. Sie war mittlerweile mit meinem Ex-Verlobten und besten Freund Ben zusammen. Ellen selber war mit Bo unterwegs, um Ben zum Flughafen zu bringen, da er geschäftlich zurück nach Deutschland musste. Zwar konnte ich meine Frau davon überzeugen, wenn sie unbedingt diesen Auftrag übernehmen wollte, dass ich mit von der Partie war, nur ließ sie mich trotzdem bei einigem außen vor. Es gefiel mir zwar nicht, aber ich hatte ja keine andere Wahl und so wartete ich hier auf ihre Rückkehr. Nicht mal mit der neuen Sekretärin konnte ich mich anfreunden, da diese Frau Calvus nicht unbedingt gesprächig war und sowieso ziemlich in sich gekehrt war. So saß ich auf Ellens Bürostuhl und drehte mich gelangweilt im Kreis, als sich plötzlich die Tür öffnete und CJ vor mir stand: „Da hat aber jemand endlich mal den Sinn eines Drehstuhls entdeckt.“

„Haha, ich lach‘ mich kaputt, Caro.“

Ich hielt den Stuhl an und blickte gelangweilt zu Ellens Bester.

„Gottchen Vicky, du siehst ziemlich… bäääääääh aus“, Caro zog, während sie sprach, mit ihrer Hand angedeutet ihr Kinn in die Länge und grinste mich an.

„Ja, so könnte man es ausdrücken. Ich wusste ja nicht, wie langweilig so ein Job sein kann. Duhu? Können wir nicht noch ein wenig mit dem Spray oder so üben?“

Ich setzte mein schönstes Grübchenlächeln und einen Hundeblick auf. Mal sehen, ob ich Caro damit überreden konnte. Doch sie starrte mich nur entgeistert an.

„Vergiss es. Wenn El davon Wind bekommt, reißt sie mir den Arsch auf und außerdem, wenn ich an das letzte Mal denke, bekommt mein Hintern wieder Zuckungen.“

Caro unterstrich ihre Antwort noch mit einem Vögelchen zeigend mir gegenüber und schmiss sich genüsslich aufs Sofa.

„Boah Caro, nimmst du mir das immer noch übel? Andere zahlen viel Geld für Elektrotherapien, damit der Arsch knackig bleibt.“

Plötzlich veränderte sich Caros Blick und sie wurde auf einmal nachdenklich. Sofort sprang sie auf und versuchte, sich selbst im Kreis drehend, ihren Hintern zu erblicken, was sich als ziemlich schwierig erwies. Dass diese Verrenkungen auch noch tierisch lustig aussahen, wollte ich ihr nicht direkt auf die Nase binden. Leicht schmunzelnd sah ich Caro bei ihren Verrenkungen zu, als plötzlich dieses bekloppte Stetofon auf dem Schreibtisch anfing zu knacken und Frau Calvus sich meldete: „Frau Müller, ich wollte Ihnen nur Bescheid geben, dass Ihre Frau eigentlich gleich einen Termin hat und da sie noch nicht da ist, könnten Sie das bitte übernehmen?“

Uff! Ich sollte was? Fragend blickte ich zu Caro, die sofort abwinkte: „Nene, vergiss es. Ich hab‘ gleich Maniküre und außerdem wartet Patty auf mich. Hab‘ ihr versprochen, sie von der Schule abzuholen und danach mit ihr die Hausaufgaben zu machen.“

„Bitte Caro. Ich weiß doch gar nicht, was ich mit der Person besprechen soll?“, und wieder ein Grübchenlächeln, doch bei Caro hatte ich keinerlei Erfolg und ich schaute sie verzweifelt an: „Nö, das kannst du ruhig erledigen. Wird doch nicht so schwer sein, einen Klienten nen bisl bei Laune zu halten, bis ET meint, ihren Hintern wieder hierher zu bewegen, obwohl sie das mit dem Telefonieren ja eigentlich raus haben müsste.“

„Hey hey, sag nichts über Ellens Hintern. Der ist vollkommen okay…“, lenkte ich direkt ein, denn am Körper meiner Frau gab es für niemanden etwas auszusetzen.

Caro hob beschwichtigend die Arme und grinste leicht: „Naja, solange sie nicht so aussieht wie dieser kleine Alien im Film! Obwohl, mit den Augenpartien des außerirdischen Filmstars hat sie ja schon leichte Ähnlichkeit.“

Noch ein fettes Grinsen von Caro in meine Richtung und schon war sie weg.

„Du willst doch damit nicht andeuten, dass Ellen Augen hat wie ET?“, brüllte ich ihr noch hinterher, aber Caro hob, ohne sich umzudrehen, nur ihre rechte Hand und drehte sie genüsslich in der Luft: „Wer weiß, Vicky, achte doch beim nächsten Mal darauf, wenn sie nach Hause telefonieren will!“

Manchmal könnte ich Caro schon den Hals umdrehen, aber ich wusste ja, wie sie es meinte.

Na gut, zurück zum Thema. Ich hatte jetzt wohl keine andere Wahl und vielleicht hatte Caro ja Recht, konnte ja nicht so schwer sein.

Frau Calvus, ich übernehme das.“

Ich versuchte in der Zwischenzeit Ellen zu erreichen und ihr klarzumachen, schnell wieder ins Büro zu kommen, doch irgendwie hatte sie wohl kein Netz. Jedenfalls erreichte ich ständig nur ihre Mailbox und mit so einer digitalen Stimme wollte ich nicht reden. Hieß für mich jetzt Wartezeit überbrücken und hoffen, dass Ellen noch rechtzeitig auftauchen würde. Ich öffnete, rein interessehalber, Ellens unterste Schublade und entdeckte ihre Boxhandschuhe. Wusste ich doch, dass meine Frau nicht die Finger von diesem ollen Sandsack, der in der Ecke hing, lassen konnte. Ich zog mir die Handschuhe über und schlenderte zum Sandsack. Davor stehend ließ ich locker ein paarmal die Fäuste drauf prasseln, doch der letzte Schlag war wohl etwas fester und dieser dämliche Sack knallte schwungvoll gegen eine Vitrine.

 

„Klirr…“

 

FUCK! Verdammt, da hatte ich wohl die nächste Trophäe von Ellen zerstört. Ich blickte schuldbewusst auf den Boden, wo sich eine Glasskulptur in kleinste Scherben verteilt hatte. Ich wusste, es war ein Preis, den Ellen bei einem Gesangskonzert mal gewonnen hatte und nun war er ein reiner Scherbenhaufen. Ich kniete mich auf den Boden und versuchte, die Scherben aufzuheben und langsam bemerkte ich auch den pochenden Schmerz in meiner rechten Faust, die immer noch in den Handschuhen steckte. Dazu kam dann auch noch das Problem, dass ich mit den Handschuhen die Scherben nicht aufheben konnte und nun versuchte ich krampfhaft, diese auszuziehen. Linke Hand unter meine Achsel gesteckt, zog ich kräftig am Handschuh, der sich nach ziemlicher Kraftanstrengung endlich aus meiner linken Hand befreite. Nur war mein Schwung ebenfalls ziemlich heftig und ich plumpste auf meinen Hintern. Ich lag mitten im Büro vor einem Scherbenhaufen, rechte Hand noch in einem alten braunen Lederhandschuh, im Kleid, mit Pumps und blickte in ein fremdes Gesicht über mir: „Guten Tag! Ich nehme mal an, Sie sind Frau Müller?“

Teil 2

Ich starrte den Fremden über mir an, doch plötzlich wurde mir bewusst, in welcher Situation ich mich momentan befand. Schnell rappelte ich mich wieder auf, zupfte meine Kleidung zurecht und reichte dem fremden Mann mir gegenüber die rechte Hand.

„Ja… ähm, ja, ich bin Frau Müller“, räusperte ich mich und bemerkte seinen Blick, der auf meine ausgestreckte rechte Hand fiel. Fuck, war mein erster Gedanke, als mein Blick ebenfalls auf meine Hand ging und ich den Boxhandschuh entdeckte, den ich immer noch anhatte.

„Entschuldigung…“, flüsterte ich ihm beschämt zu und versuchte, den Handschuh schnellstmöglich auszuziehen. Nachdem ich dieses Hindernis beseitigt hatte, reichte ich ihm erneut meine Hand und musste wohl aussehen, wie eine rote Neonlampe im Gesicht. Diesmal nahm er schmunzelnd meine Hand entgegen, schüttelte diese, aber ließ sie auch nicht wieder los.

„Ähm ja, also… was ist Ihr Anliegen?“, versuchte ich die Situation zu entspannen und gleichzeitig, meine Hand zurückzuerobern: „Mein Name ist Mario Pfälzer. Ich bin sehr erfreut, Sie endlich persönlich kennenzulernen, Frau Müller. Und ich muss sagen, ich hätte nicht mit so einer wunderschönen und attraktiven Frau gerechnet.“

Immer noch versuchte ich nun mit etwas mehr Gewalt, meine Hand zu befreien und nach dem Geschleime von dem Typen schaffte ich das auch endlich.

„Ja ähm, wollen wir uns nicht setzen und Sie erzählen ein bisschen von dem Auftrag, den wir für Sie erledigen sollen?“

Ich setzte mich schnell hinter Ellens Schreibtisch und war sichtlich froh darüber, dass dieser eine gewisse Barriere zwischen mir und diesem Pfälzer ergab. Herr Pfälzer setzte sich mir gegenüber auf den Stuhl und grinste mich immer noch musternd an.

„Sie können gerne Rio zu mir sagen, so nennen mich meine Freunde“, war seine Antwort und diese unterstrich er auch noch mit einem komischen Zwinkern. Ich zog die Augenbrauen hoch und versuchte, mich so professionell wie möglich zu geben, doch hatte ich keine Ahnung, was professionell in diesem Job hieß.

„Okay, Rio. Erzählen Sie mir von dem Auftrag.“

„Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir gehen in ein gemütliches Café, ich lade Sie ein und dann erzähle ich Ihnen alles, was Sie wissen wollen“, und wieder ein fettes Grinsen, ein Zwinkern und mittlerweile war er mit seinem Oberkörper halb über den Schreibtisch gestiegen. Oh man, wird Ellen eigentlich auch immer so angebaggert? Da kann sie einem ja nur leidtun und wenn der jetzt gleich noch mit so dummen Anmachsprüchen kommt wie: Lass mich der Vater deiner Kinder sein, kotz ich.

„Ähm, nein. Das ist kein guter Vorschlag. Ich finde, wir sollten das Geschäftliche hier im Büro besprechen“, hielt ich dagegen und das mit sicherer und ernster Stimme.

„Schade, aber okay. Besprechen wir jetzt alles und gehen danach was trinken. Ich würde Sie nämlich gerne näher kennenlernen“, antwortete er mir und ließ dabei seine Augenbrauen stetig nach oben fahren Das konnte doch jetzt nicht wahr sein? Dieser Pfälzer baggerte in einer Tour und ich versuchte weiterhin ruhig zu bleiben. Normalerweise würde ich so jemand eine direkte Ansage machen, aber hier? Ich wollte gerade wieder zum Gegenschlag ansetzen, als die Tür geöffnet wurde.

„Vicky, ich glaub‘ ich hab‘ meine Tasche vergessen“, und schon war Caro ins Büro geschneit. Meine Rettung, dachte ich mir und stand sofort auf, als sich Herr Pfälzer schon zu ihr umgedreht hatte.

„Herr Pfälzer, darf ich Ihnen meine Kollegin vorstellen. Carola Klampf und sie ist Single“, stellte ich Caro dem Herrn vor und legte gleich noch eine Schippe drauf, als ich Caros geschockten Blick sah. War vielleicht nicht ganz fair, das mit dem Single zu erwähnen, aber es ging hier um meine Rettung.

„Sorry Caro, aber ich muss gleich noch was für MEINE FRAU erledigen. Könntest du dich bitte um Herrn Pfälzer kümmern?“

Herrn Pfälzer fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er Caro sah und ihre Hand schüttelte, aber bei meiner Bemerkung „Meine Frau“ drehte er seinen Kopf wieder zurück zu mir und schaute mich geschockt an.

Schnell huschte ich hinter meinem Schreibtisch hervor und wollte an Caro vorbei, als diese mich festhielt: „Nene, hiergeblieben. Wir können uns auch gemeinsam mit Herrn Pfälzer über den Auftrag unterhalten.“

Na super, Caro und ihre blöden Ideen, doch jetzt grinste Herr Pfälzer wieder und seine Augen waren nun nur noch auf Caro fixiert, was mich innerlich grinsen ließ. Strike, ich war den Typ dann wohl fürs Erste los und Caro hatte ihn an der Backe. Da ich nun doch nicht so schnell aus dem Büro entkommen konnte, ging ich wieder zurück zum Schreibtisch, als ich hinter mir Geflüster hörte: „Du kannst mich übrigens Rio nennen.“

„Ähm ja Rio, mich nennen sie alle nur CJ.“

„Okay CJ, da Frau Müller mit mir nichts trinken gehen möchte, vielleicht hast du ja Lust?“

„Öhm, geht leider nicht. Ich muss noch… Nachhilfe in Mathe geben.“

„Oh Mathe? Wollen wir beide denn nicht lieber Mathe üben? Wir könnten dich und mich addieren, unsere Kleider abziehen, unsere Beine teilen und uns multiplizieren!“

Sofort verschluckte ich mich bei dem Gehörten an meinem eigenem Speichel und hustete auf. Der Mann hatte es wirklich nötig und langsam hatte ich ein bisschen Mitleid mit Caro, die geschockt da saß und ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Das war ein Schlagabtausch, den Caro nicht gewinnen konnte. Bevor sie aber antworten konnte, ging abermals die Tür zum Büro auf und Herr Pfälzer drehte sich automatisch um: „Oh, welche hübsche Dame haben wir denn da?“

Teil 3

Sofort sprang Caro auf und lief zu Patty rüber, die im Türrahmen stand und uns anlächelte. Caro nahm sie mit einem übertriebenen Lächeln in ihre Arme und blickte zu Herrn Pfälzer: „Darf ich vorstellen, das ist Patty… ähm… meine Tochter…!“

Ehe ich etwas einlenken konnte, riss Caro die Kleine rum und verschwand fluchtartig aus dem Büro. Na danke auch, wer solche Freunde hat, braucht echt keine Feinde, dachte ich mir und lächelte krampfhaft mein Gegenüber an. Dieser hatte sich wieder zu mir gedreht und nachdem er auch diesen Schock überwunden hatte, grinste er mich wieder an. Ich konnte mir momentan nur noch verzweifelt auf die Unterlippe beißen und überlegte, wie ich diesen Typen hinhalten konnte, bis Ellen endlich auftauchte. Doch bevor mir etwas einfiel, wurde abermals die Tür geöffnet und Ellen betrat mit Bo das Büro. Sofort sprang ich vom Stuhl, lief zu meiner Frau, die mich irritiert und fragend anstarrte und gab ihr einen kleinen Kuss auf den Mund.

„Endlich. Herr Pfälzer wartet bereits auf dich. Ich muss jetzt los und Patty von ihrer neuen Übermama befreien, bevor sie ihr noch versucht, Mathe beizubringen und dabei das Multiplizieren eventuell mit Biologie verwechselt. Ach, wundere dich nicht wegen den Scherben, ich mach‘ das heute Abend wieder gut. Lieb‘ dich!“

Ich ließ Ellen gar nicht zu Wort kommen und schloss mit einem großen Seufzer der Erleichterung die Bürotür hinter mir. Kurzes Lächeln zu Frau Calvus und schnell meiner Tochter und Caro hinterher.

Ich hatte beide auch ziemlich schnell eingeholt, war ja auch klar, wohin beide wollten, nämlich zum Eisstand an der Santa Monica Pier, die unmittelbar in der Nähe vom Büro war. Ich traf beide Eis schleckend auf der Pier, gesellte mich zu ihnen und warf Caro erst mal einen prüfenden Blick zu, „Was?“ fragte sie mich sofort, als sie meinen Blick bemerkte.

„Was? Du fragst mich wirklich was? Was sollte das eben im Büro? Warum lässt du mich im Stich und warum die Ausrede mit Patty?“, giftete ich sie direkt an.

„Mensch Vicky… Was sollte ich denn machen? Hast du nicht gesehen, wie dieser Nerd mich mit seinen Augen ausgezogen hat?“

„Natürlich hab‘ ich das gesehen, er hat mich schließlich auch mit seinen Blicken in sein eigenes Kopfkino gezogen!“

„Kann ja sein, aber du hattest ja noch ein As im Ärmel mit DEINER FRAU! Ich nicht!“, dabei zog sie ihre Hand nach oben und deutete mit Zeigefinger und Mittelfinger zwei Häkchen in die Luft: „Aber musstest du unbedingt Patty da mit reinziehen?“

Ich sah auf die Kleine, die neben uns saß, genüsslich ihr Eis schleckte und wie beim Tennis zwischen uns hin und her schaute.

„Ist das jetzt so schlimm? Bist du deswegen sauer, weil ich mir mal eben kurz deine Tochter ausgeliehen habe? Puh… bist du empfindlich! Seit ihr Patty habt, läuft nicht mehr so viel, was?“

„Ich bin nicht empfindlich! Und was soll das bitte heißen, da läuft nicht mehr so viel?“

„Na im B… hmpf…“

Nachdem ich meine Worte geäußert hatte, fiel mir auch schon ein, was Caro meinte und bevor sie ihren Satz zu Ende sprach, hielt ich ihr meine Hand vor den Mund. Denn wenn Caro etwas meinte, dann sollte sie es nicht unbedingt vor meiner Tochter ansprechen: „Es ist alles in Ordnung mit mir und Ellen, mach dir darüber mal keine Gedanken, okay?“, sprach ich ganz sanft zu ihr und fuhr übertrieben mit meinen Augen Richtung Patty. Caro schien zu verstehen, dachte ich jedenfalls und löste meine Hand von ihrem Mund.

„Schön für euch. Ich dagegen hab‘ zurzeit echt nur Pech. Was aber auch nicht heißen muss, dass ich mich von so einem Schmierlappen wie dem Typ eben anbaggern lassen muss, nur weil ich seit drei Wochen keinen wilden, hemmungslosen S… hmpf…“, und wieder landete meine Hand an ihren Mund und ich starrte jetzt richtig wütend.

„Carola! Patty ist zwar stumm, aber nicht taub. Sie hat Ohren wie ein Luchs“, flüsterte ich ihr zu und endlich hatte sie wohl doch verstanden und nickte. Patty blickte nun fragend zu mir und ich versuchte so natürlich zu lächeln, wie ich nur konnte.

„Ähm… guck nicht so, heute hilft dir Caro bei deinen Mathehausaufgaben und ich helfe dir dann bei Biologie… in, ich würde sagen, fünf Jahren!“

Ich nickte meiner Tochter lieb zu und beim letzten Satz funkelte ich Caro zornig an.

Nachdem das Eis aufgeschleckt war, gingen wir alle drei zu unserem Haus und Caro machte mit Patty die versprochenen Hausaufgaben, während ich mich auf der Terrasse der Sonne hingab. Am späteren Nachmittag kam auch Astrid vorbei, die sich heute Abend um Patty kümmern wollte, da Caro, Ellen, Bo, Claire und ich uns in einer Bar treffen wollten. Claire war inzwischen mit Thorsten nach LA gezogen, da sie von meiner rachgierigen Tante gefeuert wurde, als beide mir halfen, von ihr loszukommen. Die beiden hatten sich ineinander verliebt und Ellen hatte Thorsten einen Job in ihrer Firma gegeben.  

Bei diesem Treffen wollte uns Ellen über den neuen Auftrag informieren und hatte dem Besitzer des Clubs auch versprochen, einen kleinen Auftritt mit den Crazy Hearts hinzulegen. Schon länger hatte sich Ellen mit Mason angefreundet und ihm von ihrer Band erzählt und Mason überredete sie, doch mal einen kurzen Gig bei ihm in der Bar vorzuführen.

 

Ich saß mit Claire an einem Tisch in der Bar, während sich Bo, Caro und Ellen auf ihren Auftritt vorbereiteten. Die Bar war einigermaßen gefüllt, als die drei angekündigt wurden und auch schon Ellens Drummersticks im Takt zu hören waren.

Ellen und Caro sangen abwechselnd und es hörte sich einfach Klasse an. Das fanden wohl auch die anderen Gäste, die sich vom Lied hinreißen ließen und laut applaudierten. Da hatte sich Ellen auch das richtige Lied ausgesucht, schließlich würden wir die nächsten Wochen in Hollywood verbringen. Hollywood, die Traumfabrik der Filme, aber näheres würden wir eh gleich noch erfahren. Nachdem Claire und ich noch einige Minuten mit der Masse die Crazy Hearts beklatschten und jubelten, setzten wir uns wieder an den Tisch und warteten auf die drei Gesangshelden. Wir nippten gerade an unseren Drinks, als sich Ellen, Caro und Bo zu uns gesellten. Wir wollten sie gerade beglückwünschen zum erfolgreichen Auftritt, als plötzlich jemand an unseren Tisch trat: „Guten Abend die Damen… Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als mich an einen Tisch zu setzen, wo vier so höchst attraktive Damen verweilen… Jetzt weiß ich wenigstens, warum es nachts immer so dunkel ist, da am Himmel ja vier strahlende Sterne fehlen!“

Teil 4

Ich dachte erst, mich verhört zu haben, aber als ich in das laszive Gesicht von diesem Rio blickte, entglitten mir meine Gesichtszüge. Caro erging es anscheinend genauso und sie starrte verdutzt Rio an, der sich locker auf den freien Stuhl neben ihr sinken ließ. Claire hingegen blickte fragend, während Bo nur schmunzelte und Ellen? Ja, Ellen begrüßte ihn noch freundlich, was ich gar nicht verstehen konnte und sie nur fragend anstarrte: „Seid mir nicht böse, aber ich habe Rio heute Abend hierher eingeladen, damit er mir noch einige Unterlagen zum neuen Auftrag vorbeibringt. Außerdem kann er dann auch persönlich erzählen, worum es im Auftrag geht und um welche Person“, erklärte uns meine Frau, trotzdem starrten Caro und ich weiter Richtung Schleimbolzen Rio. Dieser hatte ein Grinsen im Gesicht, das man nicht beschreiben konnte.

Noch bevor jemand etwas einwenden konnte, stellte Ellen uns als ihr Team vor, bis auf Claire und dann erzählte Rio vom Auftrag: „Also, es geht um meine Hauptdarstellerin, Miriam Buster. Sie kommt zwar aus Deutschland, ist aber hier in Hollywood kein unbeschriebenes Blatt. Ich habe mir mehrere Agenturen angesehen und die Wahl fiel auf Ihre. Jedenfalls werden in zwei Tagen die Dreharbeiten zu meinem neuen Film hier in den Universal Studios beginnen und Sie sollen Frau Buster auf Schritt und Tritt begleiten. Jeder von Ihnen wird einen Ausweis bekommen, damit sie Zutritt zu den Studios haben. Ja, das wäre dann auch schon alles, nichts Spektakuläres, alles ganz easy!“

Wir nickten alle, dann stand Ellen auf und holte noch für jeden Getränke an der Bar. Bo verabschiedete sich schnell, da er noch mit Ralf verabredet war und ich sah verträumt meiner Frau hinterher. Doch ein lauter Schrei von Caro ließ mich wieder in die Realität zurückspringen. Erschrocken blickte ich zu Caro, die mit wütendem Gesicht zu Rio gaffte. Dieser hatte wohl ganz dreist seine Hand auf ihre Oberschenkel gelegt und vergnügt leicht hineingekniffen. Rette sich wer kann, dachte ich mir nur noch, als Caro sich schon zornig erhob. Ellen war gerade zurückgekehrt und hatte Caro das neue Bier hingestellt, während das alte Bier, welches sie in ihrer Hand hielt, gerade genüsslich von Caro über Rios Kopf entleert wurde.

„Fassen Sie mich nie wieder an, ohne dass ich es Ihnen erlaube, sonst reden Sie ab morgen nur noch sopran! Kapiert?“, fauchte Caro Rio an und mit einem lauten Grummeln verabschiedete sie sich. Ellen schaute mich fragend an und ich zuckte nur kurz mit den Schultern.

„Ich bin dann mal weg. Thorsten wartet“, sagte Claire vergnügt in die Runde und zog sich aus der Affäre, während Rio versuchte, sich mit einigen Servietten trocken zu legen.

„Sie müssen CJ entschuldigen. Sie ist manchmal ziemlich aufbrausend“, versuchte Ellen das Verhalten von Caro zu entschuldigen, ohne zu wissen, was überhaupt vorgefallen war.

„Ist ja nichts Wildes passiert, jedenfalls hier nichts Wildes, was aber nicht heißen soll, dass ich versuchen werde diese kleine Raubkatze zu zähmen. Ich werde jetzt jedenfalls gehen. Wir sehen uns dann Übermorgen“, antwortete Rio und verabschiedete sich. Ellen blickte ihm verwirrt hinterher und dann wanderte ihr Blick zu mir.

„Kannst du mir mal bitte erklären, was das von CJ sollte? Was ist bitteschön heute alles passiert während meiner Abwesenheit?“, fragte mich meine Frau und schaute mich ernst an. Ich wurde etwas kleiner in meinem Stuhl und nippte am Bier.

„Nischtsch…“, nuschelte ich kaum hörbar.

„Nichts? Vicky, das glaub‘ ich dir nicht. Erst rennt eine aufgelöste CJ mit Patty an der Hand aus der Agentur, dann flüchtest du panisch aus meinem Büro. Meine Glasstatue liegt zertrümmert auf dem Boden und du erzählst mir noch irgendwas Wirres über Mathe und Biologie, dann zieht CJ hier so eine Show ab und du sagst mir jetzt, da war nichts?“

Nun blickte mich Ellen ziemlich ernst an und ich wusste nicht mehr, wohin ich schauen sollte, geschweige denn, was ich sagen sollte. Ellen bemerkte meine Unsicherheit und fixierte mich eindringlich mit ihren Glubschern: „Vicky? Sprich, sonst gibt es Kussentzug!“

Okay, das war jetzt gemein, aber trotz ihrer Drohung sagte ich kein Wort und das zog sich noch eine Weile hin, bis wir schweigend nach Hause gingen. Kaum betraten wir unsere Wohnung, ging Ellen in Pattys Zimmer, als mir ein Zettel auf dem Wohnzimmertisch auffiel. Ich nahm ihn und las.

 

Hallo ihr zwei,

wollt‘ nur Bescheid geben, Patty und ich sind noch auf einen Sprung zur Pier gefahren. Sie wollte unbedingt noch mit mir Karussell fahren und danach werde ich sie mit in mein Hotel nehmen. Ihr habt also eine Nacht sturmfrei.

Viel Spaß…;-)

 

Na super, endlich mal wieder sturmfrei und meine Frau und ich schweigen uns an. Mal abgesehen von dem Kussentzug, obwohl, muss man immer knutschen, wenn…

„Vicky, Patty ist nicht in ihrem Zimmer!“, kam mir eine völlig aufgelöste Ellen entgegen und unterbrach meine Gedanken. Ich hielt ihr nur Astrids Nachricht hin. Sie nahm sie entgegen, drehte sich zur Terrassentür und als sie diese gelesen hatte, beruhigte sie sich auch wieder. Ich ging zum Radio und schaltete es ein, woraufhin leise Musik erklang.

Langsam bewegte ich mich auf sie zu und hatte mir vorgenommen, meine Gedanken von eben in die Tat umzusetzen. Dafür musste ich eigentlich nur Ellen ebenfalls davon überzeugen.

Ellen stand mit dem Rücken zu mir an der Terrassentür und blickte hinaus, als ich meine Arme um ihre Taille schwang. Als ich merkte, dass sie sich nicht gegen meine Umarmung wehrte, gab ich ihr kleine, sanfte Küsse in den Nacken, wobei sich sofort ihre Härchen aufstellten.

„Vicky? Was machst du da? Wir befinden uns immer noch im Streit und du hast Kussentzug. Nur mal so zur Erinnerung!“, flüsterte mir meine Frau zu, doch von wehren immer noch keine Spur. Im Gegenteil, sie neigte ihren Kopf zur Seite und ich hatte noch mehr Spielraum in ihrem Nacken, was ich auch ausnutze.

„Waffenstillstand!“, hauchte ich ihr beiläufig ins Ohr und knabberte an ihrem Ohrläppchen. Ich bemerkte, dass ihre Atmung schwerer wurde und ließ meine Hände vor ihrem Bauch unter ihr Shirt wandern.

„Okay, aber Kussentzug…“

„Es geht auch ohne. Dann berühre ich dich mit meinen Lippen halt woanders“, unterbrach ich sie und strich mit meiner Zunge über ihr Ohr, was sie kurz seufzen ließ. Ob es an meinen Liebkosungen lag oder an dem, was ich gesagt hatte, wusste ich nicht, nur eins wusste ich definitiv. Ich hatte sie und Ellen wurde sanft wie ein Lamm.

Meine Lippen wanderten weiter über ihren Hals, während meine Hände unter ihrem Shirt zu ihren Brüsten glitten. Im Spiegelbild der Terrassentürscheibe sah ich, dass Ellen ihre Augen geschlossen hatte und meine Berührungen genoss. Ihre Hände krallten sich nach hinten an meiner Hüfte fest.

Mit einem geübten Handgriff zog ich Ellen das Shirt aus, ohne dass sie die Chance hatte, sich umzudrehen und meine Hände massierten nun unter ihrem BH ihre Brüste. Meine Handlungen entlockten ihr ein Stöhnen und dieses immer häufiger und auch lauter.

Leicht biss ich in die weiche Haut der freigelegten Schulter, nur um anschließend entschuldigend mit meiner Zunge darüber zu streichen und so schmeckte ich ihre samtige Haut. Es entlockte ihr abermals ein lautes Stöhnen. Meine linke Hand massierte nun etwas fester ihre Brust, während meine rechte Hand über ihren Bauch gen Süden glitt. Am Hosenbund angekommen, öffnete ich nun den Knopf ihrer Hose und sofort rutschte diese nach unten. Ihr Körper wand sich nun doch etwas heftiger in meinen Armen, aber ich gab sie nicht frei und hielt sie fest an mich gedrückt. Ich wollte meine Liebste nicht entkommen lassen, sie wollte den Kussentzug durchziehen, also zog ich mein Ding auch durch.

Meine Hand rutschte weiter nach unten und strich über ihren Slip, wobei ich ihre Erregung deutlich spüren konnte. Ich schmunzelte in ihren Nacken, es machte mich glücklich zu wissen, was ich für eine Wirkung auf meine Frau hatte. Meine Lippen küssten sich nun von Ellens Nacken aus die Wirbelsäule ein Stück runter. Ellen zuckte und wieder stöhnte sie. Ich wusste, diese war eine ihrer empfindlichsten Stellen und das nutze ich gnadenlos aus. Mein Bodyguard wehrlos in meinen Armen.

„Vicky, was… machst… du? Bitte… ich… kann… nicht… mehr…“, stotterte Ellen leise und es fiel ihr sichtlich schwer, einen vernünftigen Satz heraus zu bekommen.

„Den Waffenstillstand ausnutzen und dich davon überzeugen, nie wieder einen Kussentzug auszusprechen“, flüsterte ich ihr zu, währenddessen wanderte meine Hand unter ihren Slip und strich über ihre feuchte, intime Stelle. Wieder hörte ich ein Aufstöhnen meiner Frau und dies ließ mich bestärkt weiter machen. Meine Hand berührte alles, was Ellen zu bieten hatte und dabei musste ich sie stärker an mich drücken, da ihre Beine langsam nachgaben. Aber ich wollte sie immer noch nicht frei geben, ich wollte sie schweben lassen und dabei fest in meinen Armen halten. Ich spielte noch ein wenig mit ihrer empfindlichen Perle, als Ellen wieder versuchte, etwas zu sagen: „Bi… bitte… ich… GOTT…“, wisperte sie und unterbrach plötzlich ihre Worte, da ich in diesem Moment in sie eingedrungen war. Ich saugte mich an ihrem Schulterblatt fest, hielt sie mit meinem linken Arm fest bei mir, während meine rechte Hand einen stetigen Rhythmus fand, dem sich Ellen anpassten wollte. Aber so leicht wollte ich es ihr nicht machen und änderte meinen Rhythmus immer dann, wenn Ellen sich gerade angepasst hatte. Ich merkte, dass es sie wahnsinnig machte, aber ich spielte weiter mit ihrer Lust und Erregung. Ellen wurde immer unruhiger und eigentlich wäre jetzt die Zeit gewesen, sie zu erlösen, sie von der Klippe springen zu lassen, aber ich trieb es bis zur Spitze.

„Süße, nie wieder Kussentzug?“, hauchte ich ihr fragend ins Ohr, während sie sich immer heftiger mit ihrem Körper meiner Hand entgegenstreckte. Aber eine Reaktion auf meine Frage bekam ich nicht und hielt in meinen Bewegungen inne: „Ich hab‘ dich was gefragt.“

Wieder hauchte ich ihr die Frage ins Ohr und sah sie im Spiegelbild der Tür an. Ellen hatte jetzt die Augen leicht geöffnet und erblickte mich. Ich ließ meine Finger in ihr kurz zucken, was ihren Körper sofort reagieren ließ und sie stöhnte auf. Dann nickte sie endlich und schloss wieder die Augen. Meine Finger nahmen wieder ihren Rhythmus auf, der immer schneller wurde und nach nur kurzer Zeit verkrampfte Ellen.

„VICKY!!!!“, schrie sie noch einmal auf, sackte dann in meinen Armen zusammen und wir ließen uns miteinander zu Boden gleiten. Ich hatte meine Frau von der Klippe springen lassen, das Feuer in ihr zur Explosion gebracht und sie dabei begleitet. Nun lagen wir zusammen auf dem Teppich am Boden. Ihr Kopf auf meiner Schulter liegend und blickten uns verliebt an.

„Ich liebe Sie, Frau Müller…“

„Und ich liebe Sie, Frau Müller…“

Ellens Atem war immer noch unregelmäßig, aber sie richtete ihren Kopf leicht auf, zog mich am Nacken zu sich und küsste mich leidenschaftlich.

„Nie wieder Kussentzug…“, nuschelte sie in den Kuss, der immer leidenschaftlicher, verlangender und gieriger wurde.

Wir genossen noch einige Stunden unsere sturmfreie Zeit und fielen des Öfteren noch gemeinsam von der Klippe, bis wir erschöpft zusammen auf dem Teppich einschliefen. Vorher hatte ich es noch geschafft, eine dünne Decke vom Sofa zu ziehen und unsere Körper zu bedecken.

 

Am nächsten Morgen erwachte ich und erschrak…

Teil 5

Ich hatte meine Augen gerade so schlitzartig geöffnet, da schaute ich in die aufgerissenen Augen von Caro, die leicht über uns gebeugt war. Neben ihr stand Patty, dessen Augen von Caros Hand bedeckt wurden. Ich zwinkerte etwas, als ich neben mir liegend meine Frau entdeckte und erst dann realisierte ich, in welcher Situation wir uns befanden. Ellen und ich lagen nackt auf dem Teppich im Wohnzimmer, eng umschlungen und lediglich unsere Becken waren mit einer Decke verhüllt.

Schnell zog ich die Decke komplett über uns, blickte schuldbewusst zu Caro und versuchte, ein unschuldiges Lächeln hervorzubringen. Nun erwachte auch Ellen endlich und auch sie erschrak im ersten Moment.

„Boah, zieht euch endlich an. Das kann ja keiner mitansehen“, zischte Caro. schubste Patty in die Küche und stand nun, mit ihren Händen in der Hüfte gestemmt, vor uns. Ellen und ich guckten uns an und überlegten, wer nun mit der Decke um den Körper geschlungen aufstehen durfe und wer nicht.

„Mädels! Hopp hopp, anziehen. Und ich dachte, du wolltest ihr das mit Bio erst in fünf Jahren erklären“, sagte Caro noch vorwurfsvoll und ging ebenfalls in die Küche, was unsere Entscheidung mit der Decke vereinfachte. Nur dachte ich, dass meine Frau sie mir überlässt, doch plötzlich hatte Ellen das Stück Stoff gegriffen, sich um den Körper geschlungen und trabte Richtung Bad.

„Ellen?“, rief ich ihr leicht säuerlich zu und sie drehte sich zu mir um.

„Vicky? Ich denke, du hattest letzte Nacht die Macht über mich, dafür hab‘ ich heute die Macht über die Decke. Ach und zieh dir mal was an, sonst hat CJ Recht mit Bio, denn ich kann mir gut vorstellen, was sie meinte“, antwortete sie mir mit einem Grinsen, warf mir noch einen Luftkuss zu und verschwand im Bad.

Eine halbe Stunde später saßen wir zu dritt auf der Terrasse und tranken Kaffee, während Patty am Strand spielte. Caro murrte immer noch leicht beleidigt vor sich hin und Ellen war gedanklich wohl schon beim neuen Auftrag.

„Caro, was ist denn los?“, fragte ich leise zu ihr gebeugt, doch sie zuckte nur mit den Schultern.

„Ich weiß nicht genau. Ich hab‘ bei dem neuen Auftrag irgendwie ein mieses Gefühl. Frag mich nicht warum.“

„Wie meinst du das? Wegen diesem Rio?“

„Keine Ahnung, Vicky. Ist halt einfach nur ein merkwürdiges Gefühl, aber lass uns nicht weiter drüber reden, besonders nicht über diesen Rio. Wenn der nicht unser Auftraggeber wäre, hätte ich ihm die Kronjuwelen schon längst zu kleinen Bernsteinen verarbeitet“, sagte mir Caro noch leise, als sich Ellen nun in unser Geflüster einmischte.

„Erstens, wer flüstert, der lügt und zweitens, CJ was machst du eigentlich mit Patty hier? Ich dachte, sie wäre bei Astrid?“, fragte meine Frau und schaute uns misstrauisch an.

„Ich hab‘ mich heut Morgen mit Astrid und Patty getroffen und wir waren frühstücken. Dann hab‘ ich sie einfach mitgenommen, da ich eh zu euch wollte. Außerdem wollte Astrid noch was besorgen“, erklärte Caro und widmete sich wieder, in Gedanken versunken, ihrem Kaffee.

„Hmmmm…“, war die schlichte Reaktion von Ellen, die inzwischen in einigen Unterlagen auf dem kleinem Bistrotisch versunken war. Ich wurde jetzt etwas neugierig und fragte mich, was an diesen Unterlagen so spannend war. Darum beugte ich mich unauffällig, wie ich dachte, zu meiner Frau rüber, um einen Blick in diese zu erhaschen.

„Vicky, ist was?“, bemerkte Ellen meine Neugier ohne aufzublicken.

„Naja, was liest du denn da? Infos zum neuen Auftrag?“, und ich beugte mich weiter rüber, als Ellen nun endlich zu mir aufblickte und die Unterlagen mit ihrem Unterarm verdeckte. Mir wurde jetzt bewusst, dass es wohl noch etwas gab, was ich nicht wissen sollte und ich schaute meine Frau eindringlich an.

„Ellen Müller! Gibt es da etwas, was ich nicht wissen soll?“, fragte ich sie nun mit ernster Stimme und fixierte sie mit meinen Augen. Ellen druckste rum, das sah ich. Besonders, als sie ihre Augenbrauen zusammen zog und nicht wusste, ob und was sie jetzt sagen sollte. Caro hatte inzwischen ihre Aufmerksamkeit vom Kaffee zu uns gelenkt und blickte ebenfalls fragend.

„Öhm… naja… wie soll ich sagen…?“, stotterte Ellen rum und rutschte leicht auf ihrem Stuhl hin und her.

„Sag es einfach frei raus. Und wehe, du hältst dein Versprechen nicht. Du wolltest kürzer treten und du hattest gesagt, dass Caro die hauptsächliche Arbeit machen wird“, sagte ich nun harsch zu ihr und sofort ging ihr Blick zu Boden.

„Naja… ach Vicky. Das ist nicht so einfach. Rio, also Herr Pfälzer hat mich um was gebeten und ich habe ihm zugesagt…“

„Du hast was? Wozu hast du zugesagt?“

Ich wurde nun etwas lauter, was Ellen leicht zusammenzucken ließ, aber das war mir egal. Sie hatte mir ein Versprechen gegeben und nun konnte ich nicht glauben, was sie mir gerade gesagt hatte.

„Das interessiert mich jetzt aber auch. Muss ja was schlimmes sein, wennst wieder so rumstotterst, wie ne Achtzehnjährige vorm ersten Date. Da fällt mir die Geschichte ein, wo du damals in der Schule mit Tobias mal versucht hast, rumzukn…“, zwitscherte Caro nun auch fragend und fröhlich erzählend dazwischen, als Ellen sie mit einem gefährlich klingenden Räuspern unterbrach.

Kurz holte Ellen Luft, erhob ihren Kopf, blickte erst grimmig zu ihrer Besten und schaute mir dann in die Augen. Ich erkannte sofort ihre Unsicherheit, aber ich ließ mich davon nicht beeindrucken.

„Ich hab‘ ihm zugesagt, dass ich…“

Teil 6

„Ich hab‘ ihm zugesagt, dass ich… naja, dass ich als Beraterin dem Film zur Seite stehe und das würde heißen, ich wäre… also… ähm… öfters als gedacht vor Ort.“

Ellen wurde immer leiser in ihrer Erklärung.

„Ellen, was für eine beratende Tätigkeit kann ein Bodyguard beim Film haben?“, fragte ich meine Frau nun leicht angesäuert.

„Da es sich bei dem Hauptdarsteller im Film um einen Personenschützer handelt, soll ich ihm beratend beistehen.“

In mir brodelte es nun gewaltig.

Das musste wohl auch Caro gemerkt haben, denn sie stand auf, stellte ihre Tasse ab und schaute mich an: „Ich geh‘ mal aus der Schusslinie und werde wohl mit Patty ein bisschen spazieren gehen. Hatte ihr da noch ein Eis versprochen.“

Caro wollte gerade gehen, als sie sich nochmals kurz zu mir drehte und mir zuflüsterte: „Vicky, lass sie leben. Wir brauchen sie noch, also sei nicht zu streng.“

Ich blickte Caro nur bedeutungslos an, was sie verstand und zum Strand ging, dann drehte ich mich zu Ellen und meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Ellen saß immer noch auf ihrem Stuhl, schaute auf den interessanten Boden und spielte nervös mit dem Saum ihres Shirts.

„Ellen? Wann hast du gedacht, mir diese Kleinigkeit zu erzählen? Du weißt, wir haben Verantwortung. Patty ist erst neun Jahre und kann nicht ständig alleine bleiben! Und was ist mit deinem Versprechen? Ich versteh‘ dich nicht! Warum hast du mir nicht gleich was gesagt? Ich dachte, wir sind immer ehrlich zu einander?“

Ich redete mich richtig in Rage, während Ellen sich nicht rührte und wohl darauf wartete, dass ich fertig war. Manchmal konnte ich selbst nicht glauben, was ich da von mir gab. Es gab eine Zeit, da war mir einzig und allein meine Karriere wichtig und der daraus resultierende Luxus und jetzt? Jetzt hatte ich eine Familie, ein Leben, eine Frau und eine Tochter, die ich liebte und mein Leben lief in geregelten Bahnen. Es war keineswegs schlecht, im Gegenteil, es war genau das, was ich wollte, was mir wichtig war und ich dachte eigentlich, dass es Ellen auch wichtig wäre. Ich lief auf der Terrasse vor meiner Frau auf und ab und wartete auf eine Antwort.

„Ellen, könntest du jetzt bitte mal aufhören mit der Schweigenummer? Ich steh‘ da nicht besonders drauf!“, erinnerte ich sie nochmals, dass ich mit ihr reden wollte, aber es kam immer noch nichts von ihr und das machte mich noch rasender. Ich stellte mich jetzt genau vor sie und stemmte meine Hände in die Hüfte.

„Weißt du was? Du solltest dich mal entscheiden, was du willst. Familie oder Job?“, gab ich nun doch etwas lauter von mir, was mir auch gleich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 30.06.2015
ISBN: 978-3-7396-0278-3

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Danke an Sid, Diego und Buddy dafür, mir überhaupt nicht geholfen zu haben...

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