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Prolog

Ich sitze hier in einem kleinen, dunklen Verließ und besitze nichts mehr außer meiner Würde und meinen Namen. Ein kleines Fenster oberhalb des kleinen Raumes, für mich unerreichbar, schenkt mir etwas Sonnenlicht. Wie lange ich schon hier sitze kann ich nicht genau sagen, nur das warum war mein einziger Gedanke. Sie war mein einziger Gedanke.

Von draußen waren einige Stimmen zu hören, Vogelgezwitscher und das laute Hämmern der Zimmerleute, die wahrscheinlich an meinem Galgen arbeiteten, an dem ich morgen hingerichtet werden soll. Wieso ich hier sitze und auf meine Hinrichtung warte? Einfach erklärt, ich kämpfte für Gleichberechtigung, Unterdrückung und Freiheit, aber verlor dadurch die Liebe. 

Mein Name? Ich habe viele Namen. Gelebt habe ich die letzten Jahre unter dem Namen „Klara Müller“, ein einfacher Name eines Bauernmädchens, und war angestellt bei Hofe als Stallgesellin. Beim Freiherrn, dem das Land gehörte und ebenfalls dieses Verließ.

Der Freiherr selber nannte mich einen „Bastard“, aber das von ihm unterdrückte Volk nannte mich „die schwarze Rose“. Warum? Weil dies mein zweites Gesicht war. Tagsüber arbeitete ich brav im Stall, abends hüllte ich mich in Schwarz mit einer Maske. Somit erkannte mich niemand, und es wusste auch niemand, dass unter dieser Maske kein Mann war.

Niemand wusste, wer die schwarze Rose war, die reiche Adelige, Kaufleute oder Steuereintreiber des Freiherrn überfiel und sie ihres Geldes entledigte. Das Geld verteilte ich an Bedürftige und Arme, weswegen man die schwarze Rose mochte.

Wie ich dazu kam mit meinen jungen zwanzig Jahren? Dafür muss ich weiter ausholen, aber ich habe ja noch Zeit bis zum Morgengrauen und somit zu meiner Hinrichtung.

Kapitel 1

 

<dreizehn Jahre zuvor>

 

„Hanna? Wo bist du?“

„Hier….“

„Warum sitzt du hier so alleine und bist traurig?“

„Weil ich eben erfahren habe, das mich mein Onkel Erich wegschickt.“

„Wohin?“

„Er schickt mich zu einer Bekannten von sich, weit weg von hier. Ich soll dort zu einer Lady erzogen werden, damit ich später einmal einen Adeligen heiraten kann.“

„Was? Das kann er doch nicht machen!“

„Doch leider. Er ist mein Vormund seit meine Eltern tot sind. Aber ich will nicht weg von dir und ich will später auch niemanden heiraten.“

„Kommst du wieder?“

„Ich weiß nicht genau wann aber ich verspreche dir, ich werde wiederkommen und dann werden wir zusammen unseren Traum von einem großen Bauernhof wahr machen. Aber solange ich weg bin nimm das hier.“

 

Sie gab mir an diesem Tag das Liebste was sie hatte, eine Kette mit einem Anhänger in Form einer Rose. Diese Kette gehörte mal ihrer Mutter und war das Einzige, was sie noch von ihr besaß.

Das war der letzte Tag, an dem ich Hanna gesehen hatte. Am nächsten Morgen war sie schon abrupt abgereist, ohne dass ich mich von ihr verabschieden konnte. Ich lebte glücklich mit meinen Eltern, Vivian und Wilhelm Freiherr von Barmberg, sowie meinem älteren Bruder Raphael zusammen auf der Burg. Mein Vater war der Freiherr dieses Landes und somit der Lehnsherr, der das Sagen hatte. Er war beliebt, da er gütig und fair war. Unter ihm hatte er natürlich auch Adelige, die für ihn arbeiteten. Einer dieser war Graf Erich von Kastenfels, der Onkel von Hanna, und seine eigene Tochter Constance. Da Hannas Eltern der Pest erlegen waren, hatte sich Erich ihrer angenommen. Hanna, Constance und ich kannten uns seit unserer Geburt, nur waren Hanna und ich unzertrennlich, während Constance eher nicht zu uns passte. Hanna und ich waren wie Pech und Schwefel und niemand konnte uns trennen, bis zu jenem Tag als ihr Onkel sie wegschickte.

Es vergingen zwei Jahre, in denen ich nichts von Hanna hörte. Ich dachte viel an sie und an meine Streiche, die ich ihr immer machte. Zu gerne hatte ich ihr tolles Kleid mit Ruß beschmutzt und wusste, sie achtete sehr darauf, dass es sauber blieb, während ich für Kleider nichts übrig hatte.

Ich entwickelte mich, zum Ärger meiner Mutter, zu einem aufmüpfigen Rebell. Von Kleidern, Etikette oder sonstigen Dingen am Hofe, hielt ich nicht viel, eher trieb ich mich lieber im Wald herum oder raufte mich gerne mit meinem Bruder. Raphael war ein stattlicher junger Mann, der wie ich blonde Haare hatte und sehr beliebt beim weiblichen Geschlecht war. Er sollte später mal, wie üblich und wie mein Vater jetzt, das Land regieren und erlernte die Kampfkunst mit dem Schwert, sowie das Reiten. Ich ließ es mir nicht nehmen und übte heimlich mit ihm und seinem besten Freund Benedikt. Mein Vater nahm dies schmunzelnd zur Kenntnis und versuchte stets, meine Mutter zu besänftigen. Sie wollte lieber das kleine liebe Mädchen haben, das später mal einen adeligen Mann heiraten sollte. Aber außer meinen langen blonden Haaren konnte man das Mädchen nur erahnen.

Es war spät und ich war in meiner Kammer, um mich für die Nachtruhe vorzubereiten, als plötzlich lautes Gebrüll der Bediensteten meine Aufmerksamkeit erregte. Ich lief neugierig aus meiner Kammer um nachzusehen, als auch schon mein Bruder auf mich zulief. Er hatte das Familienschwert in der Hand und zog mich, ohne etwas zu sagen, hektisch hinter sich her.

Ich wusste im ersten Moment nicht was geschehen war. Was hatte dieser ganze Aufruhr zu bedeuten? Um uns herum liefen die Bediensteten panisch umher. Überall war Geschrei. Als mein Bruder mich auf den Hof gezogen hatte, sah ich, wie einige gefolgstreue Soldaten meines Vaters gegen andere Soldaten kämpften. Es lagen viele Verletzte und auch Tote rum. Blut floss im Übermaße und mein Bruder kämpfte sich mit mir durch das Getümmel. Meine Hand jedoch ließ er nie los. An den Ställen angekommen, hievte er mich auf ein Pferd und setzte sich dann hinter mich. Zusammen ritten wir davon durch die Nacht. Erst als die Sonne aufging, rasteten wir und er erzählte mir, was genau passiert war.

Unsere Burg wurde in dieser Nacht von einigen Soldaten ohne Vorwarnung angegriffen und überfallen. Raphael musste unserem Vater versprechen, mich bei einer befreundeten Bauernfamilie in Sicherheit zu bringen. Ich verstand das alles nicht, war ich ja auch erst neun Jahre alt, jedoch wollte mein Bruder mir nicht noch mehr verraten.

 

Nach fünf Tagen kamen wir auf dem Hof an und mein Bruder übergab mich dem Bauernpaar. Er selber wollte direkt zurück um nachzusehen, ob unsere Eltern noch lebten. Mich jedoch ließ er bei dem Bauernpaar, welches mich aufnahm, mir Essen und eine Unterkunft gab. Sie kümmerten sich liebevoll um mich und hatten selber auch einen Sohn in meinem Alter. Winfried, genannt Winnie, hieß er und wir wurden schnell Freunde. Jeden Tag wartete ich auf die Rückkehr von Raphael, doch er kam nicht wieder, nie wieder.

Kapitel 2

 

Es vergingen sechs Jahre, in denen ich auf dem Bauernhof, weit weg von meiner Familie, lebte. Es waren sechs schöne Jahre und es fehlte mir an nichts, außer der Sehnsucht nach meiner Familie, nach meinem Zuhause. Mein Verlangen, sie wiederzusehen, stieg ins Unermessliche, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Ich wuchs wie eine Tochter bei den Eltern von Winnie auf und niemand wusste, wer ich wirklich war. Lediglich Winnie wusste von meiner Sehnsucht. Er verstand mich. Winnie war anders als die Jungs, die ich kannte. Er machte sich nichts aus Schwertern oder diesem Ego und Machtgehabe. Seine Leidenschaft galt den Pferden.

Irgendwann hielt ich die Ungewissheit nicht mehr aus. Ich war sechszehn Jahre alt als ich mich entschloss, herauszufinden, was mit meiner Familie passiert war. Winnie wollte mir helfen und zusammen machten wir uns eines Nachts, mit einem Pferd, auf den Weg.

 

Wir waren vier Tage unterwegs und machten Rast in einem Dorf unweit der Burg, die einst mein Zuhause war. Wir hörten uns um und erfuhren, wer nun dieses Land regierte. Ich nahm die Gelegenheit wahr, um mich nach dem hiesigen Freiherrn und nach meinem Vater zu erkundigen, doch was ich dann erfuhr, ließ mich zusammenbrechen.

In der Nacht des Überfalls wurden meine Eltern getötet, die Burg erobert und das Land meines Vaters eingenommen. Aber nicht von irgendeinem Fremden, nein. Es war der jetzige Freiherr Erich Graf von Kastenfels. Er hatte den Überfall geplant. Er hatte meine Eltern ermordet, nur um das Land zu bekommen. Ich erfuhr auch, dass Erich ganz anders war als mein Vater. Er war nicht gütig, er war streng und unbeliebt. So sehr, dass seine Untertanen Angst vor ihm hatten. Es gab viel Armut aufgrund der hohen Steuern und wenn jemand nicht zahlen konnte oder nicht gehorchte, wurde er verhaftet und ausgepeitscht. Es reichte manchmal nur ein Fehler.

Mir stockte der Atem und unbändige Wut stieg in mir auf. Aber dann fiel mir Raphael ein. Was war mit meinem Bruder? Wurde er auch umgebracht? Die Leute erzählten nur, dass beide Kinder des Freiherrn von Barmberg ebenfalls getötet wurden und somit die ganze Familie ausgelöscht wurde. Erich war der nächsthöhere Gefolgsmann meines Vaters und hatte damit das Recht, das Land zu übernehmen. Jeder wusste, dass er den Überfall geplant hatte, doch niemand traute sich etwas zu sagen.

Winnie meinte zwar, wir sollten wieder zu seinen Eltern zurückkehren, doch ich hatte für mich eine Entscheidung getroffen. Ich wollte nicht mehr zurück, ich wollte Rache!

Und so kam es, ich schnitt mir meine langen blonden Haare ab, damit nicht die Gefahr bestand, dass mich jemand erkennen konnte und zusammen mit Winnie ging ich zur Burg. Den Freiherrn von Kastenfels selbst bekamen wir nicht zu Gesicht, aber dadurch, dass Winnie und ich viel von Pferden verstanden, ergatterten wir eine Anstellung im Stall des Freiherrn. Winnie hatte sich aus freien Stücken dazu entschieden, bei mir zu bleiben und mir zur Seite zu stehen. Er war wie ein Bruder für mich, obwohl er Raphael nicht ersetzen konnte, doch das wollte er auch nie. Mir war bewusst, dass ich Erich nicht einfach gegenübertreten und ihn ermorden konnte, ich musste es anders angehen.

 

Nach einem halben Jahr im Dienste des Freiherrn hielt ich es nicht mehr aus. Ich sah die Unterdrückung des Volkes und die Ungerechtigkeit, doch Winnie hielt mich stets zurück. Irgendwann sagte er mir, er wolle mir etwas zeigen. Nach getaner Arbeit ging ich mit ihm mit in den Wald, in dem ich als kleines Kind immer gespielt hatte. Dort zeigte er mir eine einsame, verlassene Hütte. Sie schien unbewohnt und doch erkannte ich sie. Hier hatten mir Raphael und Benedikt immer heimlich einige Tricks mit dem Schwert gezeigt, aber dass sie noch stehen würde, konnte ich nicht ahnen. Sie war gut versteckt und so hatte sie wohl auch noch niemand entdeckt. Winnie und ich ließen uns hier nieder. Es gefiel mir, nicht ständig wie die anderen in der Baracke beim Stall zu schlafen und schnell waren wir uns einig, hier zu wohnen. Winnie reparierte das Dach und ich richtete die Hütte mit dem Notwendigsten ein. Zufrieden war ich aber immer noch nicht, ich wollte Erich und meine Rache. Irgendwann würde die Zeit kommen, das wusste ich.

Kapitel 3

 

Es vergingen weitere Monate und es wurde langsam unerträglich für mich. Ich versorgte die Pferde des Freiherrn und kümmerte mich noch um andere kleinere Arbeiten, doch wirklich an ihn ran kam ich nicht. Bis eines Abends, als ich gerade nach der Arbeit zur Hütte ging, plötzlich ein schwarzes edles Pferd vor mir stand. Ich wusste nicht woher es kam oder wem es gehörte, doch schien es mir vertraut zu sein. Ich ging langsam auf das Pferd zu und es ließ sich von mir die Mähne streicheln. Dann entdeckte ich an der hinteren Flanke ein Brandzeichen, das Brandzeichen meiner Familie. Ich erschrak, als dann plötzlich jemand hinter mir stand.

Ich drehte mich vorsichtig um und erkannte die Person. Es war Benedikt, der beste Freund meines Bruders. Doch er sah ziemlich mitgenommen aus. Er hatte sich verändert. Er trug eine Augenklappe und als mein Blick weiter nach unten wanderte, sah ich, dass sein rechtes Bein fehlte. Er selbst hielt sich mit Hilfe eines Krückstockes auf dem linken Bein.

„Benedikt?“

„Charlie!“

Als er mich erkannte, fiel er mir sofort

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 29.01.2015
ISBN: 978-3-7368-7437-4

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