Cover

Prolog

 

Besonderer Dank an meine beste Freundin Miri...

 

 

 

 

 

Prolog:

 

Darf ich mich kurz vorstellen, mein Name ist Ellen Müller, ich bin achtundzwanzig Jahre und lebe in Köln. Habe mein Abitur und das anschließende Studium in Psychologie erfolgreich absolviert und war nach meiner Ausbildung bei der Polizei noch ein Jahr beruflich in Köln unterwegs.

Die Aufgabe als Polizistin hatte mir stets gefallen und mich ausgefüllt, aber irgendwann merkte ich, dass dies nicht meine wirkliche Bestimmung war. Nach einem dienstlichen Vorfall kündigte ich und lebte zwei Jahre in Los Angeles, bildete mich dort weiter in diversen Kampfsportarten, sowie in Personenschutzlehrgängen bei namenhaften Agenturen.

Dann nahm ich eine Stelle in einer Personenschutzorganisation an, wo ich viele Erfahrungen in diesem Bereich gewinnen durfte und mich dann anschließend selbstständig machte.

Ich ging zurück nach Köln und eröffnete eine eigene Personenschutzagentur.

Ich bin zwar noch jung, aber durch gewisse Connection bekam ich ziemlich schnell einige Aufträge und so wurde ich nach kurzen Jahren, eine der besten in meinem Fach.

Ich machte mir schnell einen Namen, die Aufträge konnte ich mir mittlerweile sogar aussuchen und war nicht auf jeden angewiesen. Mit meinen geballten einszweiundsechzigeinhalb Zentimeter Größe, ja ich bestehe auf den halben Zentimeter, meinen kurzen blonden Strubel Haaren und sportlicher Statur, unterschätze man mich öfters.

Mein Büro war mittelgroß, mit dem üblichen ausgestattet und mitten in der Innenstadt von Köln. Schreibtisch, Aktenschrank, Stühle und mein liebstes, mein Box Sack in der Ecke hängend. Man braucht schließlich auch mal etwas, um sich zwischendurch abzureagieren und nachzudenken.

Fitness ist natürlich auch ein wichtiger Faktor in diesem Job und dafür eignet er sich auch perfekt.

Nebenan sitzt meine Sekretärin und die gute Seele der Agentur, Frederike Maljewski. Eine ältere Dame, Mitte fünfzig, die mich des Öfteren immer mal wieder auf den Boden holte und für gute Ratschläge stets zu haben ist.

Weiterhin gehörte zu meinem Team meine beste Freundin Carola Klampf auch CJ genannt, die immer an meiner Seite steht, für kleinere Aufgaben zuständig ist und wenn es um Informationen über die jeweiligen Klienten ging, diese besorgte. Sie wirklich eine typische Blondine. Verführerisch mit ihren Locken, wirksam auf jeden Mann. Wir kennen uns schon seit der Schule und ich gab ihr den Job, weil ich ihr absolut vertraue. Vertrauen ist ein wichtiger Bestandteil in diesem Beruf. Ohne dies, könnte es immer tödlich enden und wer will das schon. Dazu kommt dann noch ein gemeinsamer Kumpel von uns, Boris Reibach, kurz Bo, der freischaffend für mich arbeitet und für benötigte Elektronik zuständig ist. Ein eigentlich ziemlich introvertierter Typ, mit Brille und ständig tragender Mütze.

Wir sind zusammen ein ziemlich gutes Team und verstehen uns blind. Meine Klienten müssen mir schließlich auch blind vertrauen, wenn sie mir ihr Leben anvertrauen. Als Personenschützer dringt man immer in die Privatsphäre desjenigen ein, dies ließ sich nie vermeiden. Hierbei handelt es sich immer um verschiedene Personen, mal Politiker, Schauspieler, Sänger oder gar einfach nur reiche Leute. Mir ist es immer egal, welchen Beruf der Klient hat, es muss mich nicht interessieren. Wichtig ist, der Person darf nichts zustoßen, das ist meine Aufgabe, mein Ziel.

Ich kann mich voll und ganz auf meine Arbeit stürzen, da ich momentan eh niemanden anderen in meinem Leben habe. Bis jetzt fand ich nicht die richtige, die zu mir gepasst hätte.

Früh habe ich erkannt, dass Männer in meinem Leben keine Rolle spielen und so fixierte sich mein Leben auf Frauenbekannschaften.

Ich hatte schon einige Versuche auf der Ebene einer Beziehung, aber nie wurde etwas Ernstes daraus. Vielleicht lag es auch an meinem Job, wer wollte schon gerne, dass die Freundin ständig in der Weltgeschichte rumreist und ihr Leben für jemand fremdes aufs Spiel setzt. Vielleicht lag es aber auch an mir selbst.

Die passende Frau für mich zu finden, habe ich schon lange aufgegeben. Meine einzige feste Beziehung ist mein Job. So liebe ich es, ab und zu mal die ein oder andere mit zu mir nach Hause zu nehmen und nach einer Nacht auch schon wieder aus meinem Leben zu verbannen. Nie bis zum Kaffee, ist mein Motto.

 

Irgendwann kam aber der Tag, wo ein Anruf mein Leben von Grund auf verändern sollte und hätte ich es vorher gewusst, weiß ich nicht, ob ich diesen Auftrag jemals angenommen hätte.

Teil 1

Teil 1

 

Es war einer dieser Tage, wo man eigentlich im Bett hätte bleiben können, aber wenn man eine eigene Agentur hat, bleibt einem nichts anderes übrig, als arbeiten zu gehen. Es passiert mir nicht oft, aber heute hatte ich gar keine Lust aufzustehen, trotzdem rappelte ich mich auf.

So sitz ich nun in meinem Büro, an einem schönen Frühlingsmorgen, kämpfe mich durch die Akte des letzten Auftrages und trink mein Lieblingsgetränk, Kaffee.

Ganz in der Akte versunken, ertönt plötzlich die Stimme meiner Sekretärin am Stetofon auf meinem Schreibtisch, „Hier ist ein Anruf auf Leitung eins. Eine Frau Grabinski möchte sie sprechen…“

„Stellen sie in zwei Minuten durch. Sie wissen doch, wenn’s wichtig ist, kann kurz gewartet werden…“ antworte ich und widme mich erst mal wieder meinem Kaffee.

Kurze Zeit später klingelt mein Telefon und der Knopf mit der dicken eins leuchtet auf.

In meinen Stuhl gelehnt, die Füße auf den Tisch, nahm ich den Hörer ab und sprach gelassen in den Hörer, „Ellen Müller, was kann ich für sie tun?“

„Mein Name ist Claire Grabinski. Man hat sie mir empfohlen und ich würde gerne mit ihnen über einen Auftrag sprechen.“

„Dann schießen sie mal los.“ erwiderte ich in meinem gewohnten, lässigen Ton und lauschte, „Es geht, wie soll ich sagen? Um eine gewisse Dame, die in der Öffentlichkeit steht und mit diversen Anrufen und Briefen belästigt, sowie bedroht wird. Da wir aber keine Aufmerksamkeit erregen wollen, soll keine Polizei eingeschaltet werden. Hab ich vielleicht ihre Neugier geweckt?“

Ich überlegte einige Sekunden und ja, sie hatte meine Neugier geweckt, „Hmmmm, ich glaube, wir sollten uns mal bei einem Kaffee darüber unterhalten. Wie wäre es mit heute Nachmittag, so gegen fünfzehn Uhr in meinem Büro?“

„Okay, ich werde da sein.“ und schon wurde aufgelegt. Verdammt, jetzt hab ich gar nicht nachgefragt, um wen es sich eigentlich handelt. Aber egal, wenn der Auftrag lukrativ ist und Geld bringt, ist es eigentlich egal.

Es geht um eine Frau? Vielleicht wieder so eine alte alleinstehende, reiche Schachtel, die schon Angst bekommt, wenn die GEZ an der Tür klingelt. Ich hatte schon öfters solche Aufträge und die waren auch nicht besonders schwierig. Im Gegenteil, manchmal konnten solche Aufträge ganz entspannend sein, besonders, wenn man gerade einen anstrengenden Klienten hatte. Und den hatte ich definitiv. Nervig und ziemlich Zickig war die Schauspielerin, die ich als letztes bewachen sollte. Diese hat mich glatt behandelt wie ein Butler, das war grausig und wenn ich jetzt die Chance hätte, mal auszuspannen bei einem Auftrag, käme mir das echt gelegen.

Kurz wieder ordentlich in den Stuhl gesetzt, betätige ich das Stetofon, „Frau Maljewski, können sie bitte CJ Bescheid geben, sie soll gegen fünfzehn Uhr ins Büro kommen.“

„Schon geschehen." klang es aus dem Stetofon zurück. Ja das war Frau Maljewski, auf sie war immer Verlass, mit ihren Gedanken immer einen Schritt weiter und so widmete ich mich erst mal wieder der Akte und meinem Kaffee.

 

Kurz vor fünzehn Uhr öffnet sich plötzlich und ohne Umschweife meine Bürotür. Ich zuckte total zusammen, obwohl ich eigentlich nicht unbedingt schreckhaft war und hätte fast meinen Kaffee dabei vergossen. Ich blickte böse zu meiner besten Freundin, die ihren Körper elegant durch den Türrahmen schwingt und sich auf einen Stuhl mir gegenüber platziert.

„Man, CJ kannst du nicht anklopfen? Ich erschreck mich jedes Mal bei dir. Und wie siehst du wieder aus? Wir haben gleich einen Termin mit einer Klientin.“ dabei musterte ich das Outfit von ihr und konnte nur mit dem Kopf schütteln. Das CJ eine außergewöhnliche Art hatte, sich zu kleiden wusste ich, aber muss es unbedingt jetzt sein, wenn man ein Termin mit einem angehenden Klienten hat?

So saß meine beste da, in einer Hautengen weißen Jeans, High Heels, blonden Locken und einem Silber schimmernden, freizügigem Top mit glitzernden Pailletten.

„Sorry El, ich hatte keine Zeit mehr mich umzuziehen. Du weißt doch, ich war bei Astrid im Laden und wir haben geprobt für heut Abend. Ich hoffe du kommst, sonst wäre Astrid ziemlich enttäuscht.“ und schon zog CJ einen typischen Schmollmund.

Ich brauchte gar nicht überlegen, natürlich würde ich heute Abend zum Drabble kommen, so hieß die Diskothek, die unserer alten Freundin Astrid gehörte und dort mit CJ und Bo auftreten. Schließlich ist Musik, neben meinem Box Sack, ebenfalls ein Ausgleich zum harten Alltag. Wir drei standen schon seit der Schulzeit auf der Bühne und haben sogar mit der Zeit eine eigene kleine Band gegründet, die CRAZY HEARTS. Ich konnte zwar nicht immer dabei sein, aber wenn es sich mal ergab, ließ ich mich nicht lange bitten, „Ja ja, schon gut und klar komme ich. Ist jetzt auch nicht mehr zu ändern.“

Zu ändern war es tatsächlich nicht mehr, denn schon hörte ich die Stimme von meiner Sekretärin, „Frau Müller, Frau Grabinski ist jetzt hier.“

„Lassen sie Sie herein.“ und schon trat eine junge Frau, mit schwarzen langen Haaren durch die Türschwelle.

Ihr Aussehen war schon merkwürdig, das krasse Gegenteil von CJ, als sie sich neben sie setzte.

Diese Frau sah aus, wie frisch von einer Beerdigung, ganz in schwarz gekleidet. Kurze Hose, kaputte Strumpfhose, schwarze Lederstiefel und ein schwarzes Top.

Und das soll meine neue Auftraggeberin sein, wunderte ich mich innerlich und sah an CJ's Gesicht, dass sie die Frau ebenfalls ungläubig anstarrte.

Sofort besann ich mich wieder meiner Professionalität und sprach die Dame vor mir an, „Guten Tag Frau Grabinski, ich bin Ellen Müller und das ist meine Kollegin Carola Klampf. Bitte setzen sie sich doch.“

Ich reichte ihr eine Hand zur Begrüßung und zeigte auf den Stuhl neben meiner besten Freundin, die immer noch einen ziemlichen blöden Gesichtsausdruck hatte, aber kurz zur Begrüßung nickte.

Bestimmend böse funkelte ich CJ mit meinen Augen an und gab ihr zu verstehen, dass sie aufhören soll, Frau Grabinski so anzustarren. Was sie dann auch sofort verstand und ihr Blick auf den Notizblock wanderte. Ich widmete mich wieder zu Frau Grabinski mit einem Lächeln, „Was kann ich für sie tun?“

„Ähm ja, also. Es geht hier nicht um mich. Ich bin nur die Managerin von der Auftraggeberin. Es geht darum, dass die gewisse Dame in letzter Zeit mit Anrufen und Briefen bedroht und belästigt wird, aber das habe ich ihnen schon am Telefon gesagt. Wir möchten sie gerne engagieren, als persönlicher, wie sagt man bei ihnen? Bodyguard?!“

Oh Mann, verdrehte ich innerlich meine Augen. Bodyguard ist jetzt nicht unbedingt der passende Ausdruck, aber mich machte es schon ziemlich neugierig um wen es sich bei der gewissen Dame handeln soll. Warum tat sie stets so geheimnisvoll um die Auftraggeberin?

CJ schrieb währenddessen alle wichtigen Informationen mit und ab und zu erwischte ich sie dabei, wie ihre Augen zu Frau Grabinski wanderten.

„Um welche Art von Bedrohungen und Belästigungen sprechen wir hier genau?“ fragte ich nun interessiert.

„Um Anrufe zu jeder Tages und Nachtzeit. Es handelt sich dabei um eine männliche Stimme, die immer das gleiche sagt wie, ich bekomme dich. Du gehörst mir und niemand anderen. Und in den Briefen stehen solche ähnlichen Dinge.“

Ich hörte mir ihre Ausführungen genauestens an und es klang für mich, wie ein üblicher, harmloser Stalker. Hieß für mich, ein entspannter Auftrag.

„Nehmen wir mal an, ich würde den Auftrag annehmen, dann wissen sie sicherlich, dass wir in die Privatsphäre ihrer Gewissen Dame eintreten müssten und sich eventuell einige Dinge ändern würden?“

„Ja, das ist uns bewusst. Aber die Bedingung besteht auch darin, dass sie persönlich diesen Auftrag ausführen und nicht…“ dabei blickte sie kurz zu CJ rüber, was mir natürlich auffiel und ich nickte verständlich, „Natürlich würde ich mich persönlich um die Angelegenheit kümmern. Ich werde ihnen den Vertrag in kürze zuschicken, damit sie ihn durchlesen und unterschreiben können.“

„Also sind wir uns einig. Ich werde ihnen dann alle nötigen Informationen zukommen lassen.“ sagte Frau Grabinski erleichtert, stand auf und wollte schon mein Büro verlassen, als mir die eine Frage wieder in den Sinn kommt, „Ach Frau Grabinski? Um wen handelt es sich eigentlich bei der gewissen Person?“

Sie drehte sich nochmal abrupt um, überlegte kurz und antwortet, „Desmond, Antonia Desmond…“

Teil 2

Teil 2

 

„Wie war das? Antonika Dusmand?“ fragte ich mit erstauntem Gesicht C.J, die sofort ihre Augen verdrehte, „Boah El, die heißt Antonia Desmond, das ist Französisch. A…N…T…O…N…I…A......D…E…S…M…O…N…D!!!“ zog CJ den Namen extra lang an den Kopf, sprang auf und schubste mich von meinem Laptop.

„Kann ja nicht jeder so viel Ahnung im Französischen haben wie du…“ sagte ich ihr erbost darüber, dass sie mich manchmal doch behandelt, als wäre ich noch sechszehn.

Sie tippte irgendwas in den Laptop rein und drehte den Bildschirm dann zu mir, „El, das ist Antonia Desmond. Erfolgreiche Sängerin und auch ab und zu in Filmen zu sehen. Und übrigens Frau ich-bin-sexuell-frustriert MÜLLER, ich kann nichts dafür, dass du deine Französisch Kenntnisse in letzter Zeit nicht verbessern kannst.“

„CAROLA JOLANDA KLAMPF, ich glaub du spinnst! Du hast keine Ahnung über mein Sexleben, also Fresse halten.“ quietschte ich erbost, mindestens zwei Oktaven höher und schaute sie nun ziemlich finster an.

„Schon gut, schon gut. Aber bitte schrei meinen beschissenen Zweitnamen nicht immer so laut aus, muss ja keiner mitbekommen, was meine Eltern gerade geraucht hatten, als sie mir den Namen gaben.“ murmelte CJ nun ergeben vor sich hin und ich widmete mich nun meinem Laptop.

Ich überflog die Informationen kurz, aber es erschien mir eine Unmenge zu sein, was diese Fraaa… ach diese Sängerin, wie immer sie auch hieß, alles schon gemacht hatte. Berühmt war sie in der Tat, nur ich war mal wieder überhaupt nicht auf den neuesten Stand, was Prominente anging. Saß ja auch selten beim Arzt und las mir diese Schmierblätter durch.

„CJ könntest du mir bitte die wichtigsten Infos rausschreiben? Dann kann ich schon mal den Vertrag durchgehen.“

„Hahaha, den Vertrag durchgehen. So nennst du das also. Ich weiß ganz genau, dass Frederike den Vertrag aufsetzt, nicht DU…“

Ich versuchte ungläubig zu meiner besten Freundin zu schauen, aber ich denke es half nichts, sie hatte mich durchschaut. Da half nicht mal mein berühmter Rehaugenhundeblick plus Schmollmund, „Ne El. Nur weil du wieder nur stundenweise auf dieses tote Ledertier draufhauen willst, weil du dein Französisch nicht aufbessern kannst, mach ich hier nicht immer die ganze Drecksarbeit. Das kannste vergessen.“

Nun half nur noch die harte Tour. Ich wusste, wenn es um die Glamourwelt geht, bekomm ich CJ immer an den Hacken.

„Okay, dann werde ich wohl oder übel den Auftrag alleine machen. Du willst ja nicht. Wie schön es doch im Sommer in Kalifornien ist, oder zu Herbst in Paris…“ schwärmte ich ihr abgöttisch vor und Schwups, ich merkte ihren angestrengt denkenden Blick.

„Okay, ich mach’s, aber ich darf mit? Bitte, bitte, bitte…“ und schon hatte ich mal wieder gewonnen, CJ saß schon flehend halb auf mir und schleimte mein neues Hemd voll, „Du darfst. Bist doch meine Beste. Dann hab ich morgen die entsprechenden Infos auf meinem Tisch?“

Sie nickte, stand auf und ging zur Tür, während ich aus meiner Schublade, meine zwei liebsten rausholte, sie überzog und Richtung Box Sack ging.

„Pah, ich sag ja, du stehst nicht auf hübsche Frauen, du stehst auf abgenutztes totes Leder. So bekommst du nie eine junge Frau ab, eher eine alte runzelige Schrabnelle…“ schmiss sie mir an den Kopf und verschwand in Windeseile durch die Tür.

„CAROOOOOOOOO… Du bist so was von TOT…“ und schon traf einer meiner Handschuhe den neben der Tür stehende Topf und der Kaktus lag auf dem Boden.

Mit angezogenem Mundwinkel betrachtete ich mein Werk am Boden und musste doch leicht schmunzeln, CJ und ich waren echt wie Salz und Pfeffer, aber trotzdem waren wir ein gutes Team.

Ich zog den anderen Handschuh wieder aus, verließ mein Büro und gab Frau Maljewski noch einige Anweisungen, was den Vertrag anging, bevor ich mich nach Hause verzog.

Ich bewohnte eine kleine Zweizimmer Wohnung, ausgestattet mit dem nötigsten (Bett, Dusche und Kaffeemaschine), da ich eh weniger zu Hause war, aber sie war trotz alledem sehr gemütlich.

 

Kaum hatte ich meine Wohnung betreten, klingelte auch schon mein Handy, „Müller…“

„Hei El, kannst du was früher zum Club kommen? Wir müssten noch kurz den Soundcheck machen für heute Abend.“

„Klar Bo, mach ich doch glatt. Aber eine Körperwäsche darf noch erlaubt sein, oder?“

„Klaro, nicht dass du die Gäste noch vertreibst durch deinen üblen Achselgeruch… Hahaha…“

„Deine Witze waren auch schon mal besser. Wenn, laufen die Gäste eher davon, wenn CJ wieder ihr Marilyn Monroe Tour abzieht. Also bis gleich…“

Warum musste Bo eigentlich immer versuchen, witzig zu sein. Irgendwann muss er doch mal merken, dass keiner lacht?

Naja, egal, raus aus dem Hosenanzug, ab unter die Dusche und rein in meine bequeme Jeans, Top und lässigem Hemd. Haare gestylt, schnappte ich mir meine Lederjacke und fuhr zu Astrids Club.

„Bin daaaaa…“

Erst mal bemerkbar machen, bevor Astrid sich wieder zu Tode erschreckt und ich einen Anschiss bekomme. Und schon flogen mir zwei Arme entgegen, „El… Wie geht’s dir? Lange nicht gesehen?“

„Auch Hallo Astrid. Mir geht’s gut und ja, lange nicht gesehen. Wo sind die anderen zwei Rabauken?“ begrüßte ich Astrid, die ich lange nicht gesehen hatte, war ja auch keine Wunder, wenn ich vier Wochen lang ununterbrochen unterwegs war. Astrid hatte kurze braune Haare und war Mitte dreißig, was man auf Anhieb nicht sah. Man tippte sie immer jünger.

Astrid ließ von mir ab und deutete in die Richtung, wo eine kleine Bühne aufgebaut war.

Das Drabble war nicht besonders groß, aber es war beliebt und durch die kleine Bühne konnten einigen Künstlern ein Auftritt ermöglicht werden.

Ich ging rüber zu CJ und Bo, die schon hektisch dabei waren, alles soweit aufzubauen.

Nach kurzem Soundcheck, tranken wir noch etwas, während der Laden sich füllte und wir auch schon von Astrid angekündigt wurden.

Wir traten nach vorne, jeder auf seinen Platz, Bo nahm sich seine Gitarre, CJ trat ans Mikrofon und ich setzte mich hinter mein Schlagzeug. Zwar konnten wir alle singen, aber CJ hatte keine göttliche Gabe bekommen, ein Instrument zu beherrschen und so war die Aufteilung von Anfang an, klar.

Noch einmal tief durchatmen und schon wollte ich loslegen, als CJ noch was ins Mikro rief, „Eigentlich war was ganz anderes geplant, aber dieser Song ist für meine einsame beste Freundin…! plötzlich deutete CJ mit ihrem Finger auf mich, „die immer noch auf der Suche nach einer Frau ist, die ihre Französischkenntnisse aufbessert…“

Mit hochrotem Kopf, wie eine Tomate angelaufen saß ich am Schlagzeug und wollte nicht glauben, was ich gerade gehört hatte.

„Ich bring dich um, wenn das hier vorbei ist…“ flüsterte ich ihr zu, während Bo's Nasenflügel vibrierten und er sich das Lachen verkneifen musste.

CJ lachte nur und gab mir ein Zeichen, das ich endlich anfangen soll und so haute ich wütend meine Sticks im Takt aufeinander, bevor ich auf die Drums schlug. Ich wusste genau, welches Lied CJ jetzt meinte und singen wollte.

Ständig suchte sie Lieder aus, in dem es um Menschen geht, die nie ihr Gegenstück finden. Manchmal konnte man CJ einfach nur hassen.

 

Der Abend war mal wieder ein gelungener Erfolg, jedenfalls was den Auftritt anbelangte. CJ's Aufruf jedoch verlangte einiges von mir ab. Mindestens sechs Typen und zwei Blondinen konnte ich gerade noch so abwimmeln und so fiel ich spät abends tot ins Bett, alleine.

Der nächste Morgen war eigentlich wie immer, unspektakulär. Ich saß in meinem Büro und wartete Auf die Infos von CJ, als ich die Nachricht bekam, das ich in einer Stunde im Maritim Hotel sein sollte.

Frau Grabinski würde dort auf mich warten und mich mit, Antonika Dansemand, hach, ich kann mir echt keine Namen merken, bekannt machen.

Ich gab Frau Maljewski die Anweisung, dass sie CJ sofort Bescheid geben sollte und machte mich auch schon auf den Weg.

Ich wurde an der Rezeption von Frau Grabinski bereits erwartet, „Guten Morgen Frau Müller, schön dass sie es spontan einrichten konnten. Es bot sich gerade an, da Frau Desmond einen kurzen, nicht geplanten Aufenthalt hier hat. Kommen sie mit, ich stell sie ihnen direkt vor.“

Ich nickte und lief hinter der Managerin her, wobei ich natürlich ganz unfreiwillig einen kurzen Blick auf ihren Hinterteil bekam.

Ich zuckte kurz mit einer Augenbraue, als wir schon vor der Suite standen, aus dem laute Schreie einer weiblichen Person zu vernehmen war, „Ey, das könnt ihr nicht mit mir machen. Ich such mir schon selber meine Begleiter aus. Ich will keinen alten Typen an meiner Seite haben, der mit seinem dicken Bauch und schmierigen Finger in meiner Privatsphäre rumschnüffelt. Hab ich mich klar ausgedrückt?“

Na das kann ja heiter werden, wenn das diese Frontine war, da würde CJ bestimmt besser mit zurechtkommen, als ich. Frau Grabinski lächelte mich leicht verlegen an und öffnete die Tür. Als die Tür komplett geöffnet war, wurden meine Augen groß und meine Sprache war nicht länger vorhanden.

Teil 3

Teil 3

 

Vor mir stand eine Frau, etwas größer als ich, gekleidet mit einer Art Hosenanzug und ihre blonden Haare waren zu einem Dutt am Hinterkopf zusammengesteckt.

Als sie mir ins Gesicht sah, schluckte ich erst mal schwer, denn sie sah nicht gerade aus wie ein Superstar, sie ähnelte eher einer strengen Domina, was ihr Blut roter Lippenstift, diese Annahme ziemlich unterstrich.

„D…die…?“ quietschte sie nun erstaunt, zeigte dabei mit dem Finger auf mich, holte tief Luft und kam nun richtig in Fahrt, „Das ist nicht euer ernst? Diese kleine soll den Auftrag erledigen? Spinnt ihr jetzt total? Ich dachte ihr besorgt DEN Besten? Und jetzt steht dieses…“ wild, mit den Händen gestikulierend zeigte sie immer wieder auf mich, „SCHULMÄDCHEN vor mir? Ich glaub es nicht. Frau GRABINSKI, was tun sie mir an? Ey, ich kündige Sie alle und such mir ernsthafte Mitarbeiter. Was habt ihr alle an meinen Worten nicht verstanden? ICH WILL DEN BESTEN!!!!“

Mit jedem Wort, was aus ihren puterroten Lippen hervorkam, zuckten die anwesenden Mitarbeiter und ich dachte mir nur noch, scheiße.

Das wird wohl doch kein entspannter Auftrag, so wie die drauf ist. Ich räusperte mich kurz, ging mutig, sowie selbstbewusst auf sie zu und streckte ihr meine Hand mit einem Lächeln entgegen, „Wenn ich mich kurz vorstellen darf, Müller, Ellen Müller. Ich nehme an, Sie sind Frau Desmous?“

Sie schaute zwischen meiner Hand und meinem Gesicht hin und her und ich merkte, wie sie anfing zu schnauben, aber keine Anstalten machte, mir die Hand zu schütteln. Ich wollte sie eigentlich nur freundlich und professionell begrüßen und mich vorstellen, sie von mir überzeugen, aber irgendwas hatte ich wohl falsch gemacht.

Ihre Augen verfinsterten sich und sie blickte dann an mir vorbei zu Frau Grabinski, „Wollen Sie mich echt verarschen? Die kann sich nicht mal meinen Namen merken? Wir werden sehen, ob Sie ihren Job behalten werden.“

Fuck, dachte ich, natürlich. Ich hätte mir echt mal diesen blöden Namen merken sollen und innerlich klatschte ich meinen Kopf an die Wand. Sie zischte an mir vorbei und verschwand schnaubend in ein anderes Zimmer. Zurück blieben eine eingeschüchterte Managerin hinter mir und eine weitere Dame, der ich keinerlei Beachtung schenkte, da sie die ganze Zeit über still und unscheinbar in einer Ecke, mit verschränkten Armen stand und kein Ton sagte.

Okay Müller, retten, was du retten kannst. Ich drehte mich zur Managerin, die mittlerweile ziemlich zusammengesunken noch am Türrahmen stand und mich entschuldigend anstarrte.

„Es tut mir leid, wir haben wohl gerade einen schlechten Zeitpunkt erwischt.“ murmelte Frau Grabinski eingeschüchtert an mich gewandt, während ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen anschaute und ihr zu nickte.

„Ja, das denke ich auch.“ trotzdem ließ ich mich weiter beirren, ich war hier, um einen Job zu erledigen und nicht Sympathien auszutauschen.

„Machen wir das Beste daraus. Zeigen Sie mir bitte die Sicherheitszentrale des Hotels. Ich würde mir gerne ein Bild von der vorhandenen Einrichtung machen. Sie erwähnten ja, dass Frau Dem…, Ähm sie wissen schon, länger hier im Hotel verweilt.“

Diesmal nickte die Managerin und deutete mir, ihr zu folgen, während diese Domina weiter in dem anderen Zimmer lauthals schimpfte.

„Sie müssen wirklich entschuldigen. Frau Desmond ist manchmal nicht einfach. Aber sonst eigentlich eine liebenswerte Person.“ versuchte mich Frau Grabinski, auf dem Weg zur Zentrale, von dieser Domina zu überzeugen. Hatte sie wirklich liebenswert gesagt? Das wollte die doch selber nicht glauben, ich denke eher die ist eine tickende Zeitbombe.

„Nicht einfach, scheint mir noch milde ausgedrückt. Es wird bestimmt nicht leicht, aber es geht hier ja um die Sicherheit und nicht darum gute Freunde zu werden. Ich werde mich einfach an Sie wenden, wenn noch Fragen sind.“ antwortete ich ihr ehrlich und sie lächelte mir zu. Dann blieb sie abrupt stehen, „Lassen wir doch das Sie, ich bin Claire und natürlich bin ich dir gerne behilflich.“

Ich lächelte ihr zurück und fand die Idee gar nicht schlecht. Es ist zwar nicht üblich, seinen Auftraggeber zu duzen und eine persönliche Beziehung aufzubauen, aber das hier war ja nur die Managerin, „Gerne, ich bin Ellen.“ und ich zwinkerte ihr zu.

Teil 4

Teil 4

 

Ich hatte mir alle Sicherheitseinrichtungen des Hotels, genauestens angeschaut und war soweit zufrieden. Alles war auf dem neuesten Stand und beanstanden konnte man nichts.

„Claire, ich bräuchte jetzt noch eine komplette Liste aller Mitarbeiter, die in der Suite ein und ausgehen, sowie deren Aufgaben. Ich werde mich jetzt ein bisschen umsehen und später mit meiner Kollegin wieder zu ihnen kommen.“

„Ich werde mich sofort darum kümmern. Wir sehen uns später.“

Zufrieden nickte ich ihr zu und schon war sie verschwunden. Claire konnte einen schon leidtun, musste sie für so eine Furie arbeiten und sich wahrscheinlich jeden Tag anzicken lassen.

Mir wird es hoffentlich besser gehen und da liebe ich meinen Job mal wieder, ich werde ja eher im Hintergrund bleiben und mich unsichtbar machen.

Jetzt aber erst mal umsehen und mir ein Bild vom Hotel machen und schon war ich auf dem Weg. Ich notierte mir die Notausgänge, Anzahl der Treppenhäuser und Aufzüge und checkte auch die Möglichkeiten, unauffällig auf die Etage meines Schützlings zu kommen.

 

Ich war gerade auf dem Weg zurück zur Suite, als mein Handy klingelte und auf dem Display CJ aufleuchtete, „Na endlich CJ.. Ich hab schon auf deinen Anruf gewartet. Hattest wohl noch Spaß gestern?“

„Man El… Schrei nicht so, mein Schädel… Und ja, ich hatte Spaß Mon Cherrie…“

„CJ, Klappe… Wann kannst du hier im Hotel sein?“

„Hetz mich nicht so. Ich bin in ca. dreißig Minuten da…“

Ich wollte gerade antworten, als ich eine Stimme hörte. Nicht nur eine irgendeine Stimme, nein. Diese Stimme sang und sie kam aus einem Zimmer, an dem ich grad vorbei ging und ich hielt Automatisch an. Ich hörte schon gar nicht mehr was CJ noch sagte, ich konzentrierte mich nur noch auf diese wunderschöne, klare Stimme. Sie sang mit unglaublich viel Gefühl und mir wurde es ganz warm ums Herz, Traumhaft. Lange hatte mich so eine Stimme nicht mehr berührt und ich musste ihr einfach zuhören.

„Ähm CJ beweg deinen Arsch hierher. Ich muss auflegen.“

Ich ließ meine Hand mit dem Telefon nach unten sinken, lehnte mich an die Tür und hörte verzaubert zu,

Sie sang von etwas Neuem. Es hörte sich an, als wenn in ihrem Leben alles langweilig wäre und sie auf einen Wink wartete.

Es ging um Geheimnisse, die sie hatte, um nicht erwiderte Gefühle.

Am Schluss sang sie von Familie und sie schien traurig zu sein. Jedenfalls klang ihre Stimme danach. Eine wundervolle Stimme, aber traurig.

Vielleicht könnte ich sie ja wieder aufheitern?

Das Lied verstummte und alles war auf einmal still.

Ich muss wissen wer das ist, sofort und zu welcher Frau diese fantastische Stimme gehört. Ich griff entschlossen zur Türklinke, konnte mich nicht dagegen wehren, zu sehr hatte mich diese Frau, ihre Stimme im Bann. Ich war so vertieft beim Zuhören, dass ich nicht bemerkte, dass jemand hinter mir stand, was mir normalerweise nie passieren würde. Als ich die Tür gerade öffnen wollte, wurde ich plötzlich heftig, an meiner Schulter zurückgerissen und hatte durch die Wucht, Schwierigkeiten, mein Gleichgewicht zu halten. Bevor ich allerdings reagieren konnte, wurde ich am Kragen gepackt und an die Wand gedrückt.

„Finger weg von der Tür… Wer sind sie und was haben sie hier zu suchen?“

Teil 5

 Teil 5

 

Vor mir stand ein großer Typ, mit einem schwarzen Anzug, schwarzen zurückgekämmten Haaren und einen Body, wie ein Schrank, der mich wütend anfunkelte und an die Wand drückte.

Ich wollte gerade antworten, als eine bekannte Stimme ihn von hinten ansprach, „Hallo Sonnyboy, meinst du nicht, ich bin eher dein Kaliber…?“

Er drehte sich verdutzt um, ohne mich loszulassen und ich konnte nur noch die Augen verdrehen. Warum konnte CJ nicht einmal im Leben, einen Typen nicht angraben. Es ist zwar schön, dass sie so schnell aufgetaucht war, aber konnte sie mir nicht einfach nur mal helfen?

„Wer sind Sie beide?“ ranzte der Typ zurück und so wie CJ nun mal war, ging es bei ihr natürlich mit lasziven Ton weiter, „Gegenfrage. Hängst du an deinen Eiern, oder hängen deine Eier an dir?“

Und schon sah ich, wie der Typ große Augen bekam und der Mund einen lautlosen Schrei ausatmete.

Tja, man sollte sich nicht mit CJ anlegen, wenn jemand ihre Beste am Kragen hatte.

Er ließ meinen Kragen langsam los und bewegte sich keinen Zentimeter.

Der Grund? Ich schaute nach unten zu seiner Hose, entdeckte dort die Hand der Blonden, die sein heiligstes Körperteil fest im Griff hatte und jeden Moment seine zukünftige Familienplanung zunichtemachen würde.

„Hei…hei….hei…. Mach…kein…scheiß…!“ stotterte der Typ ängstlich vor sich hin. Man, man, man. Männer sind so anfällig, wenn’s um ihr Heiligtum ging. Jetzt wollte ich erst mal wissen wer der Typ war, der ein ziemlich bedrücktes Gesicht machte.

„CJ ich glaub du kannst ihn jetzt wieder loslassen…“

Meine Beste guckte mich an, um sich nochmals zu versichern und ließ dann endlich los, was er mit einem ausatmen begleitete. Ich hatte wohl doch langsam Mitleid mit ihm.

„So, jetzt zu uns. Wer sind Sie?“ fragte ich ihn ruhig, um die Situation nicht weiter aufzuheizen.

„Thorsten Herbold. Ich bin Sicherheitschef bei Frau Desmond und sie?“

„Ellen Müller und das hinter ihnen ist meine Kollegin CJ“

Ich reichte ihm meine Hand und er schien sichtlich erleichtert zu sein, als sie er sie schüttelte.

Dann tippte ihn CJ von hinten an die Schulter und reichte ihm ebenfalls die Hand, wobei er sie wieder mit großen Augen ansah und es wohl vermied, ihr noch mal zu nahe zu kommen.

„Entschuldigen Sie, ich konnte ja nicht ahnen wer Sie sind. Ich hatte nur gesehen, dass Sie in Frau Desmond’s Gesangszimmer gehen wollten. Da musste ich doch reagieren, das verstehen Sie doch?!“

„Da…da…das…ist…das…war…Frau…also…aha“ räusper „Gut zu wissen…Dann lassen Sie uns mal in die Suite gehen, wir werden sicher schon erwartet.“

Gottchen Ellen, Sprachzentrum, wo bist du? Was muss der Typ von dir denken? Professionell stotternder Bodyguard, Boden tu dich auf. Aber konnte diese Oberzicke von Demlus so gut singen? Gerade die konnte mich mit ihrer Stimme so aus der Bahn werfen?

Er nickte und los ging es, während CJ mich fragend ansah, „Sag mal El. Was war das den gerade? Seit wann stotterst du wie damals in der Schule?“ flüsterte sie mir leise ins Ohr.

„Nichts ist, hatte nur was im Hals. Aber mal was anderes. Warum bist du so schnell hier? Wir haben eben doch erst telefoniert?“

„Ähm, naja, wie soll ich sagen. Das war so, ich war gestern noch im Club und da hab ich doch glatt so nen schnuckeligen, total Oberhübschen Typen kennengelernt. Und naja, der kam nicht aus Köln und dann hat er mich noch auf ein Sekt in sein Hotel eingeladen und dann, stell dir mal vor El, der war Franzose und…“

„PIIIIIEEEPPPPP, hör auf. Zu viele Informationen. Wenigstens du hattest es nicht weit und deinen Spaß.“

„Du könntest wenigstens mal bedanken. Ich hab dir schließlich eben deinen Arsch gerettet. Wie konnte der Typ dich eigentlich so erwischen? Du bist doch sonst nicht so zu überrumpeln?“

Warum musste CJ eigentlich immer so neugierig sein? Okay, ich war ja froh dass sie rechtzeitig aufgetaucht war, aber darauf rumreiten, musste sie ja jetzt nicht. Wenn ich ihr jetzt davon erzählen würde, das mich diese unbekannte Stimme, obwohl sie ja nicht unbekannt war und zu dieser Frau Dussel… gehörte, fasziniert hatte, könnte ich mir CJ's Sprüche dazu, mindestens noch ein halbes Jahr anhören. Ich hatte Glück, denn gerade als ich mir eine Ausrede ausdenken wollte, tauchte Claire auf, „Ah, da bist du ja Ellen und wie ich sehe hast du auch schon Thorsten kennengelernt. Ich hab hier übrigens die Liste, die du wolltest. Ich würde sagen, wir machen einen Termin für morgen früh 10 Uhr, da können wir dann das anstehende Interview von Frau Desmond besprechen, was sie am Nachmittag hat. Wäre schön wenn du dich bis dahin schon etwas eingearbeitet hast und für das Interview hier im Hotel dann schon zu Verfügung stehst. Thorsten wird dir auch gerne zur Seite stehen. Wir haben auch schon das Nebenzimmer für dich gebucht, da Frau Desmond noch ungefähr eine Woche hierbleiben wird, bevor es nach Paris zurückgeht.“

Der arme Thorsten, der schaute ganz schön bedröppelt drein. Kein Wunder, bei dem Gedanken, dass er mit CJ zusammenarbeiten musste nach dem Glockenspiel. Aber das anstehende Interview kam schon ziemlich überraschend und Nebenzimmer? Eine Woche? Da würde ich wohl noch einiges packen müssen heute. Und dann auch noch nach Paris? Na das gefiel CJ aber, so wie sie grinsend neben mir stand.

„Interview? Morgen Nachmittag? Das ist kein Problem. Ich werde morgen dann die nötigen Vorkehrungen treffen, was die Sicherheit angeht und nun entschuldige uns. Es wartet die Liste auf uns.“

 

Wir verabschiedeten uns, ich nahm die Liste von Claire und zog CJ mit mir, die immer noch ein Dauergrinsen im Gesicht hatte. Ich konnte ihre Gedanken schon fast greifen und das machte mir schon etwas Angst.

„WOW, El…Paris…Baguette…Eifelturm…Otkotür…Mode…FRANZÖSISCH…!“ und da war es wieder, CJ konnte es auch nicht sein lassen. Irgendwann würde ich sie wirklich umbringen.

„CJ bitte. Nicht schon wieder. Verschon mich einfach, sonst Nehm ich Bo mit und du kannst hier im tristen Köln bleiben.“

„Das ist nicht fair…! Du würdest doch nicht ohne deine Beste diesen Auftrag erledigen, sonst ist doch keiner da, der deinen frigiden Arsch aus dem Feuer holt und außerdem, bei son einer Klientin, da kann man dich nicht alleine lassen…“

Oh, und schon setzte sie ihren triumphierenden Kugelblick ein. CJ hatte echt alle Mimiken und Gesten drauf.

„Hast du gerade frigide gesagt? Ich glaub du spinnst? Und was meinst du bitte mit, bei so einer Klientin kann man mich nicht alleine lassen?“

Es gibt Momente, da verstand ich CJ absolut nicht. Jetzt war wieder so ein Zeitpunkt und ich schaute sie total ungläubig an, „Naja, Frau Desmond würde doch in dein Beuteschema passen?! Hübsch, schlank, singt gut und ist eine reine Augenweide. Nett scheint sie ja auch zu sein.“

Nun schien sie total abgedreht zu sein. Was sollte den bitte an der NETT sein? Singen konnte sie, wahrlich gut, aber der Rest? Mein Beuteschema? Ne, dann lieber Handbetrieb.

„Jetzt hör aber auf, die ist absolut eingebildet, hochnäsig, eitel und eine Zicke. Das ist weiß Gott nicht mein Beuteschema und wenn sie die letzte Frau auf Erden wäre, dann bin ich lieber frigide... Und Nett ist die kleine Schwester von scheiße.“

„Gottchen El. Du tust mir echt leid, wenn du jetzt schon so weit bist, lieber frigide zu sein, bitte.

Aber vielleicht gibt’s ja Hoffnung, wenn wir in Paris sind.“

„Ja, nur sollte ich vorher noch mal mein Französisch Kenntnisse auffrischen, die sind etwas eingerostet.“

Na toll Müller, voller Vorlage. Erst denken, dann reden. Gibt’s mir CJ, volle Breitseite. Fluchtmöglichkeit gleich Null, vorübergehende Taubheit, keine Chance.

„Ja meine Liebe, das solltest du. Denn bei dir hapert’s nicht nur an der Sprache…Und schau nicht so, soweit ich weiß, warst du das letzte Mal in einer Frau, als wir die Freiheitstatue besucht haben.“ und schon hatte CJ mal wieder dieses Dauergrinsen und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter, „Bis heut Abend, moi petit ange…“

Schon war sie verschwunden und ließ mich mit weit offen stehendem Mund vorm Hotel zurück. Was sollte ich auch noch sagen, irgendwie hatte sie ja Recht, aber Zeit für eine Beziehung oder gar Liebe, hatte ich nicht. Und bevor ich diesen Singvogel im Hotel attraktiv fand, blieb ich lieber sexuell frustriert.

 

Am Abend hatten CJ, Bo und ich ausgemacht, einen letzten Gig in Astrids Club hinzulegen, bevor der Ernst des Lebens wieder anfing und wir auf unbestimmte Zeit unterwegs sind.

Nur hätte ich vielleicht ahnen sollen, dass die Blonde meine Vorlage nicht vergessen hatte und unaufhörlich darauf rumreiten würde. Ich sollte mich nicht täuschen.

Denn als wir gerade auf der Bühne standen, schwang Miss Swarovski Bluse ans Mikro und holte Astrid und ihre Nichte Lisa auf die Bühne. Erst schaute ich verwirrt zu den Dreien, aber nachdem die drei Ladys nebeneinander standen, wurde ich über die Aktion aufgeklärt, „Wir freuen uns, euch heute etwas ganz neues vorstellen zu dürfen. Das Lied ist für moi frigid ange…“

Dabei blickte sie mich kurz an, zwinkerte und ab gingen die wilden Drei, auf der Bühne.

Spätestens jetzt, hatte ich mir vorgenommen sie umbringen, obwohl, es gab besseres. Ich würde mir ihr Beauty Case schnappen und sie mindestens zwei Tage ohne Schminke sitzen lassen. Sehr guter Plan Frau Müller.

Doch bevor ich weiter meinen Plan der Folter aushecken konnte, ließ ich meine Sticks auf die Drums vor mir gleiten und die Drei legten los.

Und natürlich ging es im folgendem Lied mal wieder um gescheiterte Liebe oder besser gesagt, gar keine Liebe. Und wenn das noch nicht alles war, das Ganze auch noch auf Französisch.

Teil 6

 Teil 6

 

Auch dieser Abend ging zu meiner Erleichterung schnell vorbei und auch ohne weitere Kommentare von meiner Besten, was mein Liebesleben anging.

Plötzlich ertönte ein bekanntes Lied aus den neunziger, was man auch nur einmal hören konnte.

Wie krank ist das denn, dachte ich mir erschrocken aus dem Schlaf gerissen. Hatte CJ jetzt schon den Radiosender in Beschlag genommen um mich noch mehr zu frustrieren? Hit me Baby, aber gleich so was von, eher Hit my Radio und schon flog mein Wecker, mit einer geschickten Handkantenbewegund gegen den Schrank, titschte zurück gegen die Wand und landete erschlagen auf dem Boden. Gewonnen…! 1 – 0 Müller…

Von schlafen war jetzt eh keine Rede mehr, also krabbelte ich aus meinem Bett, kochte mir nen Kaffee und ging die Liste durch, die mir Claire gestern noch gab, um die Namen kurz zu überfliegen.

 

Personen mit Zutrittserlaubnis:

 

Thorsten Herbold - Sicherheitsbeauftragter

Claire Grabinski - Mangement

Ralf Plinski - Assistent

Markus Polster - Bediensteter

Yvonne Winter - BediensteteHochgraben - Kreis engster Vertrauter

Michael Busch - Angehöriger

Paulette von Hochfels - Busch - Angehörig

V. Maurice - Kreis engster Vertrauter

 

Okay, sind nicht wirklich viele, dachte ich mir, zu einigen musste ich nachher Claire mal befragen. Sie konnte mir bestimmt zu jedem einzelnen was erzählen und ich könnte mir dann ein Bild machen. Ich steckte die Liste erst mal zu meinen Unterlagen, zog mir meinen schwarzen Hosenanzug mit weißer Bluse an, Business like und machte mich auf den Weg ins Hotel.

 

Pünktlich um zehn Uhr waren CJ, Bo und ich dann im Hotel und saßen mit Claire und Thorsten im angemieteten Saal, um das anstehende Interview zu besprechen.

„Thorsten, ich darf Sie doch duzen?“ ein kurzes Nicken des Sicherheitsbeauftragten, der genau an der anderen Seite von CJ saß, bestätigte meine Frage. Wobei der arme Thorsten, immer noch leicht ängstlich blickte, als meine Beste ihn ständig angrinste.

„Gut, also Bo wird uns mit einem Headset ausstattet, was uns ermöglicht, untereinander zu kommunizieren. CJ, du postierst dich dort am Eingang, der ungefähr dreißg Meter vom Podest entfernt ist. Thorsten, du postierst dich oben auf der Balustrade und ich werde bei unserer Zielperson am Podest stehen. Bo, du wirst dich in der Sicherheitszentrale einfinden und die Kameras im Auge behalten. Ich hoffe ihr habt soweit alles verstanden. Wir haben jetzt noch zwei Stunden Zeit, also überprüft ihr nochmal alles, ich gehe mit Claire zu… Ähm… ja, also bis nachher.“

Alle bestätigten meine Ausführungen und ich verließ den Saal mit Claire, während die anderen von Bo ausgerüstet wurden. Auf dem Weg zur Suite, kramte ich die Liste hervor und sah meine Chance, Claire nun zu fragen, „Claire, ich hab doch ein paar Fragen zu den Berechtigten Personen. Also Thorsten kenn ich ja schon und dich auch, aber wer sind die anderen? Also, was kannst du mir zu denen sagen?“

„Okay, zu wem genau möchtest du was wissen?“

„Fangen wir einfach oben an.“ und zeigte dabei auf die Namen.

„Ja, der Ralf, der hilft bei allem ein bisschen aus, aber am meisten hilft er Thorsten. Markus und Yvonne sind nur Angestellte, die sich um das leibliche Wohl von Frau Desmond zu kümmern haben, wobei Markus momentan noch in Paris ist. Herr Hochgraben ist der Lebensgefährte von Frau Desmond. Und, ja… Frau von Hochfels-Busch und Je… also… die da…“ dabei zeigte sie auf die letzten zwei Namen, „sind… ähm… auch zurzeit nicht da, sowie auch Herr Busch, der Ehemann. Aber du wirst alle noch zu gegebener Zeit kennenlernen. Oh, wir sind schon da, Frau Desmond erwartet dich schon.“

Die paar Informationen, die ich von Claire erhielt zu den berechtigten Personen, waren nicht gerade das, was ich mir erhofft hatte, aber man sollte sich ja immer selbst ein Bild machen.

Ohne auf den Weg und die Zeit zu achten, waren wir schon an der Suite angekommen, klopften kurz und schon stand ich in der Höhle des Löwen. Ich brauchte auch nicht lange warten und schon brüllte der Löwe, „Meine Güte, da sind Sie ja endlich. Noch nie was von Pünktlichkeit gehört?“

Ja, eindeutig Löwe und ich stand mitten im Käfig. Vor mir stand der Singvogel, aufgedonnert wie ein Paradiesvogel, den typischen roten Blutstrich an den Lippen und keifte rum.

Wie kann jemand, der so rumkrakelt, so eine sanfte schöne Stimme haben? Da war wohl der liebe Herr im Himmel mal gnädig und hatte Stimmen an Hirnlos verteilt, dachte ich mir. Auftritt Frau Müller, tief einatmen, souverän lächeln und losschleimen, „Ich entschuldige mich natürlich für die kleine Verspätung, aber ich musste noch den Ablauf für das Interview mit meinen Kollegen und Herrn Herbold besprechen.“

Ich erhoffte mir, sie ein wenig zu besänftigen.

„Schon gut, hatte eh nichts anderes erwartet von Ihnen. Sie sind halt noch jung und… Wie alt sind Sie eigentlich?" fragte sie plötzlich und schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, während sich die Angestellte in der Ecke ein kleines Lachen nicht verkneifen konnte. Ehrlich währt am längsten, aber hatte ich grad so viel Zeit? Okay, drei Möglichkeiten hatte ich, erstens Lügen, zweitens Wahrheit, oder drittens gar nichts sagen.

Ich blickte die Oberzicke erstaunt an und wusste, sie wollte eine Antwort.

„Ich würde sagen, Alt genug für diesen Job.“ und zu jung für Sie, dachte ich mir noch und lächelte stolz.

Sie musterte mich weiter, was mir jetzt doch langsam unangenehm wurde und ich wollte auf den Ablauf zu sprechen kommen, als sie wieder anfing, „Aha, sag ja, jung. Und sind Sie verheiratet? Kinder?“

Wums, mein Lächeln erstarrte und Souveränität im Keller. Ich fühlte mich wie ein Stück rohes Fleisch, was der Löwin zum Fraß vorgeworfen wurde. So, tief, ganz tief einatmen und bloß nicht stottern, redete ich mir selber zu.

„Ähm… Ich glaube nicht, dass das jetzt so wichtig ist. Wir sollten jetzt wirklich das Interview besprechen…“ versuchte ich das Thema auf ein anderes zu lenken und man konnte an meiner, wie immer in solchen Momenten, leicht roten Gesichtsfarbe erkennen, das mir dieses Befragung äußerst unangenehm war.

„Also noch nicht den richtigen gefunden? Die Jugend heut zu Tage, hält nichts mehr von Ehe und Treue… Na dann lassen Sie mal hören, was Sie geplant haben.“ und schon wieder hörte ich ein leises Gekicher aus der Ecke, während Frau ICH-BIN-JA-SO-TOLL-MIT-MEINEN-ROTEN-LIPPEN, böse zur Angestellten blickte und diese sofort verstummte. Man, konnte dieser Singvogel nicht endlich aufhören mit ihrer Fragerei? Ich bin doch kein Löwenfutter! Vernaschen ja, fressen nein und schon gar nicht von der. Ich blickte leicht nervös zwischen der Löwin und Claire hin und her und war doch dann sichtlich froh, dass dieses Thema nicht weiter vertieft wurde.

 

Nachdem auch dieser Teil abgehackt war und Frau Löwin, damit einverstanden war, verschwand ich schnellstens aus dem Löwenkäfig und traf mich mit CJ noch auf einen Kaffee im Foyer. Meine Beste war heute mal nicht wiederzuerkennen, sie hatte keine tonnenschwere Gesichtsfarbe im Face und ebenfalls wie ich, einen schwarzen Hosenanzug mit weißer Bluse an, was mich erfreute, denn sonst hörte sie nie auf mich. Ich ließ mich neben sie auf den Stuhl plumpsen, „Boah CJ, die Alte macht mich echt fertig. Da wollte die doch echt wissen ob ich verheiratet bin und Kinder habe. Und sogar mein Alter! Und das von einer, die mindestens über vierzig ist!“ plagte ich mein Leid meiner Besten, was ich im Nachhinein gedacht, doch besser hätte sein lassen sollen.

„Echt? Cool… Vielleicht steht sie auf dich und wollt mal die Lage checken. Und alt würd ich die jetzt wirklich nicht nennen, eher hübsch und Erfolgreich.“

„Du hast echt nen Schaden. Erstens, hat sie einen Freund und steht bestimmt nicht auf Frauen. Zweitens, sie könnte meine Mutter sein und drittens COOL? Ich würde es mal so beschreiben, Schönheit ist Oberflächlich und vergänglich, Hässlichkeit geht durch und durch und bleibt auf ewig! Hätte ich das vorher gewusst, ich hätte diesen Auftrag nicht angenommen.“ quietschte ich meine Beste aufgebracht an.

„Ich weiß ja nicht von wem du redest, aber ich hab da eine andere Meinung. Du hättest mal auf mich hören sollen und anstatt auf das hängende veranzte Teil zu hauen, dir meine Infos und Fotos angucken sollen. Vielleicht wärst

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 18.12.2014
ISBN: 978-3-7368-6564-8

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /