Vielleicht warte ich noch neun Tage, vielleicht warte ich auch nur acht. Es mag auch sein, dass sogar schon eine Woche, 7 Tage, reichen, damit ich völlig durchdrehe.
Die Verrücktheit schmiegt sich langsam an mich heran, macht mich ihr fügig und verführt mich Gedanken zu denken, die weit ab von all dem sind, was greifbar und real ist.
So sitze ich in meinem "Zimmer des Denkens" wie ich es genannt habe.
Alles fing mit einer ganz einfachen Misere an, meine Freundin verließ mich, überließ mich meinem Schicksal, sagte Ade, schloss meine Tür das letzte mal hinter sich, war urplötzlich weg.
Ich trank ihr zuviel, durchzechte zuviele Nächte, lernte zuviele Frauen kennen, kam auf keinen grünen Ast was meine Zukunft betraf, dieser ganze übliche Mist.
Warum hat nie jemand mal den Mumm zu sagen, dass die Liebe einfach verschwunden ist und es an der Zeit ist jemand anderen zum ficken und kuscheln zu finden?
Verlogene scheiß Realität.
Das Knallen der Tür noch im Ohr stand ich da im Flur meiner 2-Zimmer Wohnung, schäbig, nach Schweiß und altem Qualm riechend, die Wohnung genauso wie ich.
Ich fühlte mich beschissen.
Ein Blick auf die Uhr, 15.23, wundervolle Zeit um einen Menschen im Stich zu lassen.
Doch ich weinte keine Träne um die Schlampe, das nur fürs Protokoll.
Menschen verlassen Menschen, das war auch zu diesem Zeitpunkt nichts neues für mich, was aber neu war, war das Gefühl ein Nichts zu sein.
Habe ich doch vorher immer gedacht ich würde mit meinen verrückten Ideen durchkommen und irgendwann jedem Anzugträger ins Gesicht spucken können, so sah ich mich dort doch eher in der Position desjenigen, der die Schuhe von solchen geleckten Typen putzt und sie mit "Mister" anspricht.
Doch ich war noch lange nicht am Ende, ein Rückschlag ja klar, aber das Ende war noch nicht in Sicht.
So warf ich einen Blick auf mein Handy, öffnete das Fenster welches sich zur Straße hin erstreckte und warf dieses Ding, was in der heutigen Realität oft den einzigen Knotenpunkt zwischen einsam und vielsam bedeutet hinaus in die graue Einöde der idyllischen Vorstadtfassade, welche gleichermaßen Grünflächen und desillusionierte drogenabhängige Jugendliche zu bieten hat.
Und mit meinem Mobiltelefon zerschellte der Teil meines Verstandes auf der Straße, welcher mich davon abgehalten hätte heute in diesem leergeräumten Zimmer zu hocken und auf das Ende des Seins zu warten.
Ein stückweit war ich mit mir zufrieden, es ist ein gutes Gefühl sich von Belastungen zu trennen, doch dieses kleine Stück Technik reichte mir noch lange nicht.
Geschwind riss ich die Gardine herunter und griff mir die dünne hölzerne Gardinenstange, die sich behaglich in meine Hände legte, als wäre sie ein Hund, der nach einem langen Spaziergang nur auf sein Körbchen gewartet hatte.
Ich drehte mich im Kreis, zwei- vielleicht dreimal und erfasste die Situation.
Da war mein kleines Schlafzimmer, in welchem ich soviele Nächte mit sovielen Frauen verbracht hatte, ein Bett, eine Kommode, eine kleine Lampe, eine Packung Kondome und eine schöne große grüne Pflanze.
Wuchtig schritt ich auf die Pflanze zu, zischte in meinem Wahn "verdammter Bastard" und schlug auf die Pflanze ein, die Blätter knickten ab, zerbrachen, fielen zu Boden, grüner Saft floß aus der Pflanze, bald war nicht mehr übrig, als ein kläglicher Überrest dessen, was diese anmutige Pflanze noch vor wenigen Sekunden dargestellt hatte.
Aus dem Wohnzimmer hörte ich die wütenden Schreie einer anderen Pflanze, die mich wüst beschimpfte: "Du elender Feigling, greifst unbewegliches Leben an, du solltest dich schämen, man sollte dich wegsperren!"
"Achja?" erwiderte ich und hechtete ins Wohnzimmer.
Im Rahmen blieb ich kurz stehen, hatte die Pflanze mich wirklich gerade beleidigt? Kann eine Pflanze einen Menschen beleidigen?
Provozierend sah das Grünzeug mich an und bewegte sich keinen Zentimenter, verhöhnte mich und wartete nur darauf, dass ich es Angriff, damit es zum Konter ausholen konnte.
Ich mag zwar verrückt gewesen sein, doch meine Gedanken waren noch immer klar, so hielt ich die Pflanze auf Abstand, während ich die Gardinenstange auf sie niedersausen ließ und wie durch ein Fallbeil wurde auch sie geteilt, zerstört, vernichtet.
Triumphierend blickte ich umher, keine weitere Pflanze in dieser Wohnung, keine Lebewesen außer mir mehr, die Sauerstoff rauben und Gedanken verwirren.
Wenn schon Alleingang, dann auch richtig.
Als nächstes brauchte ich Futter für die Seele, bedächtig ging ich in die Küche, achtete darauf, dass die Pflanze, die sich hinter mir befand auch wirklich Tod war und ich sie nicht nur verwundet hatte, das wäre ein fataler Fehler gewesen.
Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen, nahm das Glas, welches noch auf dem Tisch stand und schüttete mir einen großen Schluck Whisky ein. Dazu drehte ich eine Zigarette, was mir mit meinen zitternden Händen nicht wirklich leicht fiel.
Gnädig von der derzeitigen Situation, mir ein paar Sekunden Ruhe zu gönnen.
Der Versuch mich ganz auf das Pochen meines Blutes in den Adern zu konzentrieren scheitertete daran, dass die kleine Uhr, die über der Küchentür hing, unaufhörlich tickte. Das Ticken wurde scheinbar immer lauter, bis es ohrenbetäubend war, die Stange ruhte vor mir auf dem Tisch, ich schnappte sie, sprang auf und setzte auch der Uhr ein schnelles Ende.
Endlich Ruhe.
So langsam fand ich gefallen daran Dinge zu zerschlagen, die mich störten.
Hätte ich früher damit angefangen würde ich jetzt wahrscheinlich schon im Knast oder der Irrenanstalt sitzen, aber wenn man schonmal durchknallte, dann war Sachen zerschlagen auch nur
ein Kavaliersdelikt.
Lange saß ich da, die qualmende Kippe in der linken, das Glas in der rechten und wartete.
Meine Gedanken schienen ein formloses Chaos zu sein, aus dem ab und zu ein klares Wort hervorstach, dass ich aber nie zu fassen bekam um es auszuformen, vielleicht war das der wahre Vorgang des verrückt werdens.
Drauf geschissen.
Irgendwann kam mir dann doch ein klarer Gedanke in den Sinn, der nicht mehr weichen wollte, als wäre er in meinen Kopf gebrannt, er bestand aus einem einzigen Wort: Warum?
Warum zur Hölle hast du nur die Pflanzen vernichtet und die Uhr zerschlagen, bist aber nicht eher auf die Idee gekommen alle Glühbirnen zu zerschlagen, sind sie doch nur ein Werkzeug, damit du rund um die Uhr beobachtet werden kannst?!
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, natürlich, die Glühbirnen!
Abrupt schnellte ich in die Höhe, stieß dabei mein Glas und den kleinen Aschenbecher auf dem Tisch um und griff wieder zu meiner Gardinenstange. Systematisch klapperte ich alle Räume meiner Wohnung ab und zerschlug die Glühbirnen, bei den Deckenbirnen legte ich mich auf die Lauer, damit sie mich nicht vorher kommen sahen, die Tischlampen attackierte ich von hinten, damit sie keine Chance hatten zu reagieren.
Leicht verwundet wurde ich trotzdem, da ich manchmal Glühbirnen vergessen hatte, musste ich zurück in die Zimmer und lief über die Überreste derer, die ich zuvor geschlachtet hatte. So hinterließ ich nun mit jedem Schritt eine blutige Schliere, doch Schmerz ist was für Verlierer, ich hatte bereits zwei Offensiven gewonnen, so schnell ließ ich mich nicht mehr aufhalten.
In der nächsten halben Stunde war ich damit beschäftigt zwischen dem Wohn- und dem Schlafzimmer zu patroullieren, natürlich in höchster Alarmbereitschaft, ich konnte nicht wissen, ob sich meine Feinde zusammenrotten und einen Gegenangriff starten würden.
Während dieser Zeit dachte ich über vieles nach, ich überlegte eine Strategie, versuchte klare Ziele zu fassen, bis ich mit einem mal aus meiner Realität geworfen wurde.
Ich war gerade wieder auf dem Weg aus dem Schlafzimmer hinaus, als mir ein Detail auffiel, dass ich hätte schon viel früher bemerken müssen.
Ich hatte ein kleines rechteckiges Objekt übersehen, als ich mich wagemutig der Pflanze und den Glühbirnen gestellt hatte, vorsichtig schaute ich mich um, ich war mir nicht sicher, ob das Objekt bereits vorher an seiner Stelle zwischen Bett und Kommode gelegen hatte, oder ob es vielleicht eine Falle war.
Doch die Luft schien rein zu sein und so ging ich zu dem Objekt, welches einen Bilderrahmen darstellte und hob es auf.
Auf dem Bild, welches sich im Bilderrahmen befand waren zwei Personen abgebildet, freilich waren mir beide mehr als bekannt.
Die linke Person war das Mädchen, das noch vor ein paar Stunden die Tür zu einer anderen Welt hinter sich geschlossen hatte. Diese wundervollen blauen Augen, die Tiefe und Spannung versprachen, die sich mir aber nie offenbart hatten, soweit ich weiß. Oder war dieses Mädchen spannend? Ist ja auch völlig egal.
Gerade wollte ich mich der anderen Person zuwenden, als mich ein schrilles "Rrrrriiinnnngggg" erschrak und ich den Rahmen fallen ließ, dessen Glas am Boden in tausende Teile zersprang.
Verwirrt schaute ich umher, dass Geräusch schien nicht aus diesem Raum zu kommen, mein Handy hatte ich entsorgt, was war es dann?
Mein Haustelefon!
Ein grober Fehler von mir mein Haustelefon zu vergessen, aber ich kann es mir nicht übel nehmen, war doch zu diesem Zeitpunkt die Hölle in meiner Wohnung los.
Ich eilte ins Bad und stellte das Wasser der Badewanne an, so leicht wie das Handy würde mir das Haustelefon nicht davon kommen.
Während die Wanne voll lief, sprintete ich zu dem noch immer unaufhörlich klingelnden Telefon und riss es von seinem Platz, zunächst gab das Kabel nicht nach, aber mit einem Ruck schoss es aus der Wand und das Geschrei des Telefons erlosch.
Zurück im Badezimmer versank der Störenfried nach einem Aufplatscher im kochend heißen Wasser, er war ja auch selbst Schuld gewesen, hätte er nicht auf sich aufmerksam gemacht, hätte ich ihn vielleicht überhaupt nicht bemerkt.
Überhaupt nicht bemerkt...
Ich erstarrte vor Angst, was wäre, wenn sich noch mehr in meiner Wohnung verstecken würde? Andere Uhren, Pflanzen, Glühbirnen, oder gar Telefone?
Nicht auszudenken!
Merklich fing ich an zu zittern, hinter meiner Schädeldecke entwickelten sich Pläne von unglaublichem Ausmaße.
Sofort stürmte ich los, riss alle Schränke auf, die mir in den Weg kamen, stellte alles auf den Kopf, riss meine Garderobe auseinander, verteilte das Geschirr auf dem Boden der Küche, warf die Matratze aus meinem Bett und schließlich schmetterte ich alle Schränke um, damit ich auch sicher sein konnte, dass sich dahinter nichts verbag.
Zufrieden triumphierte ich auf meinem zerstörten Inventar, es mag zwar nicht schön ausgesehen haben, aber was wiegt schon Ästethik, wenn man in einem Moment von absoluter Sicherheit in seinen eigenen vier Wänden hausen kann?
Nun war ich noch zwei Schritte von meiner derzeitigen Welt entfernt, kleine Schritte für die Menschheit, aber große Schritte für mich, denn der Mensch ist ein egoistisches Wesen, zumindest sagte mein Lehrer das früher immer.
Auf dem Boden meiner Küche machte ich es mir gemütlich, die Scherben meines Aschenbechers, der bei meiner Inspektion zu Bruch gegangen war, wurden umspült vom Wasser, dass durch den Türschlitz des Badezimmers floß, in dem die Badewanne noch immer versuchte vollzulaufen.
In dieses Wasser mischte sich schlierig mein Blut, welches aus meinen Hände trof, nachdem ich sie mir, beim Versuch zwischen den Scherben des Inhalts meines Geschirrschranks ein intaktes Glas zu finden, aufgeschnitten hatte.
Aber schließlich hatte ich ein Glas gefunden, dass gottseidank heile geblieben war und trank nun weiter Whisky.
So verharrte ich eine zeitlang, ließ mich treiben und erwägte meine nächsten Schritte. Langsam setzte die Dämmerung ein, keine Ahnung, wie spät es gewesen sein mag. Zeit ist doch auch nur für die Relevant, die sich an sonst nichts klammern können.
Wie blind starrte ich zwischen den letzten Lichtstrahlen hindurch, überall Reste von dem, was ich einst Leben genannt hatte.
Irgendwann erhob ich mich um das Wasser im Bad abzustellen, welches noch immer munter durch meine Wohnung floß und mittlerweile fast jedes Fleckchen erreicht hatte. Kurz vor der Badezimmertür hielt ich inne, einen Punkt hatte ich übersehen, einen ziemlich entscheidenen Punkt, die Haustür.
War sie doch der Schlund, welcher sich zu allem Übel hin öffnete, das Tor zur Hölle, mit seinen sieben Milliarden Monstern, welche nur darauf warteten sich auf mich zu stürzen.
Im Treppenhaus hörte ich Schritte, sie kamen.
Sie kamen wirklich um mich zu holen, denn jeder der anders denkt wird geholt, jeden nehmen sie mit und niemand kommt zurück.
Aber das wusste ich zu verhindern, denn ich war nicht bereit mit ihnen zu gehen.
Geschwind schleppte ich Möbel heran, eine Couch, einen Sessel, Den Küchentisch und weiteren Krempel, der wie Trophäen jede kleine Wohnung schmückt.
Exakt und gewissenhaft vollführte ich meine Arbeit, stapelte fleißig, ließ keinen Fleck aus, ließ die Tür gänzlich verschwinden. Und als ich mich erschöpft niederließ und die Augen schloss, hatte ich einen Wall aus Möbeln in meinem Rücken, der alles und jeden davor bewahren würde die Haustür öffnen zu können.
Noch ein Schritt und meine Existenz ist gesichert, noch neun, vielleicht acht Tage und ich drehe völlig durch.
Ich öffnete die Augen, mittlerweile war es stockdunkel, scheinbar war ich, erschöpft von der Arbeit, eingeschlafen und hatte eine traumlose Ruhe genoßen.
Die versperrte Tür noch immer im Rücken blickte ich wieder einmal umher, mir gefiel was ich sah.
Dadurch, dass ich den ganzen sinnlosen Kram hinter mir gestapelt hatte, war in der Küche vor mir eine angenehme Leere zu sehen, die nur durch einzelne Elemente, wie zum Beispiel einem Küchenschrank und herunliegende Nahrungsmittel gestört wurde.
Leere bedeutet Sicherheit, hinter Leere kann man sich nicht verstecken, Leere verschafft mir Überblick.
Ich wählte das Schlafzimmer als Raum, den ich zu meinem Stützpunkt machen wollte. Zunächst packte ich die Matratze und warf sie in die Küche, danach hiefte ich das Bettgestell rüber.
Kleine Dinge, wie zum Beispiel einen zerbrochenen Bilderrahmen und eine kaputte Pflanze warf ich einfach in hohen Bogen rüber, sodass mein Zimmer bald vor Leere gähnte.
Doch noch gefiel es mir nicht, unter dem Bett war Staub hervorgekommen und Scherben und Pflanzenreste bedeckten den Boden.
Ich balancierte durch das Inventar meines Schlafraumes zum anderen Ende der Küche und angelte mir den Besen, der brav und artig an seinem Platz stehen geblieben war.
Zurück im leeren Zimmer fegte ich alles zusammen.
Und zusammen mit dem Dreck fegte ich auch den Rest meiner Vergangenheit aus dem Zimmer und das letzte was meinen Stützpunkt verließ war der Besen, den ich hinauswarf und hinter ihm schloss
ich die Tür, drehte den Schlüssel herum und ließ ihn in meine Hosentasche gleiten.
Und hier sitze ich nun, unbeobachtet und in absoluter Ruhe und denke.
Meine Beine tuen weh.
Ich hab sie jetzt schon so lange angewinkelt.
Meine Wunden schmerzen.
Gift ist in meine Blutbahn gelangt.
Es ist so dunkel.
Ich bin so allein.
Schwachsinn!
Ich bin nicht allein, ich bin hier, ich bin ich, ich bin alles, aber nicht allein.
Wie könnte es mir besser gehen? Ich habe alles was ich brauche, ich habe eine Basis, meine eigenen vier Wände und als Zusatz habe ich auch noch den Schlüssel, mit dem ich die Außenwelt ausgespert habe.
Wenn ich doch nur wüsste, wo ich anfangen soll, es gibt so viel zu überdenken und auch soviel zu bedenken.
Ich stehe auf und gleite wieder hinunter, wahrscheinlich habe ich zu lange gesessen, meine Beine sind so sehr eingeschlafen, dass sie das Gewicht meines Körpers nicht tragen können.
Oder es ist mehr, vielleicht sind meine Wunden zu schlimm, ich traue mich nicht an mir runterzuschauen und das festzustellen.
Was wenn alles umsonst war und ich jetzt hier liegen bleiben muss, bis ich sterbe?
Wie lange halte ich es überhaupt ohne Versorgung aus?
Plötzlich stellen sich mir diese Fragen, viel zu unbedacht ist mein Plan.
Es graut bereits der Morgen, wie lange habe ich hier gesessen?
Was ist nur los mit mir?
Bin ich verrückt?
Gerade will ich versuchen rational zu denken, wieder anders zu denken, vielleicht sogar vernünftig zu denken, da klopft es an meiner Haustür.
Draußen ist eine Stimme zu hören:
"Hallo? Polizei! Die Nachbarn haben sich über Lärm beschwert. Hallo?" Kurze Stille, "Warum ist es hier so nass, kommt das aus der Wohnung? Scheiße. HALLO?! Aufmachen!"
Energisches Klopfen an der Tür.
Energisches Klopfen in meinem Herzen.
Verdammt.
Das Wasser, was habe ich nur getan? Was zur Hölle ist mit mir passiert?
"Wir kommen jetzt rein!" Ein Tritt gegen die Tür, der Wall hält.
Aber wie lange?
Was tue ich jetzt?
Ich schließe die Augen um klar denken zu können, doch als Belohnung bekomme ich nur ein schwarzes Flimmern hinter meinen geschlossenen Lidern zu sehen.
Noch ein Tritt, gefolgt von einem Krachen.
Ob mein Wall jetzt schon gebrochen ist, oder ob er noch hält?
Ich fasse in meine Tasche, reiße sie fast auf, ich habe den Schlüssel in der Hand.
Was bleibt mir nur noch für ein Ausweg, die Tür wird nicht mehr lange halten.
Noch ein Tritt, jetzt ist die Haustür definitiv offen.
Meine Hand verkrampft sich um den Schlüssel. Was soll ich tun, was soll ich nur tun?
Mit einem "ooh" betreten die Beamten die Wohnung, sicherlich sind sie über die Unordnung verwundert.
Sie rufen.
"Hallo? Sind sie hier? Geht es ihnen gut? Wo sind sie?"
Das Wasser im Bad wird abgedreht und ich höre Schritte im Wohnzimmer.
Gleich ist meine Zeit vorbei, sie nehmen mich mit und ich kann mir nicht ausmalen, was dann passiert.
Ich habe nurnoch einen einzigen Ausweg.
Langsam führe ich den Schlüssel zu meinem Mund, lieber bin ich Tod als eingesperrt.
Ich zögere.
Die Schritte kommen näher zu mir, ich höre, wie jemand in der Küche Sachen beiseite stellt und sich einen Weg bahnt, gleich werden sie da sein.
Der Länge nach führe ich den Schlüssel in meinen Mund ein, versuche ihn zu schlucken.
Doch er bleibt stecken, das Atmen fällt mir schwer.
Ich übergebe mich, Tränen schießen mir in die Augen.
Es tut so weh, es brennt.
Ist es das, was ich will?
Die Klinke der Tür schießt herunter, doch die Tür öffnet sich nicht.
Den Schlüssel habe ich.
Mein Würgen wird von Röcheln begleitet, sie wissen wo ich bin, jetzt werden sie mich nicht mehr in Ruhe lassen.
Die Tränen verzerren mein Sichtfeld, ich kann nichts mehr klar erkennnen, es dämmert.
Ein Knall, die Tür springt auf.
"Oh mein gott, komm schnell rüber, der Typ verreckt uns!!"
Arme packen mich und zerren an mir, ich spüre nichts.
"Mich kriegt ihr nicht" denke ich und dann nichts mehr.
Tag der Veröffentlichung: 10.06.2011
Alle Rechte vorbehalten