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Valentinstag

Kaum hat der letzte Schoko-Engel seine zartschmelzende Reise vom Mund auf unsere Hüften angetreten, schon hält der Handel den nächsten Zucker-Schock für uns parat: Valentinstag steht vor der Tür und deswegen reichlich Schokolade in den Regalen. Diese hoch (kalorienbomben-)explosive Mischung führt nicht nur zu Kummerspeck, sondern auch zu sehr viel Herz-Schmerz. Denn für den vernünftigen und geistig gesunden (sprich nicht verliebten) Menschen stellt der beherzte Firlefanz rund um den Tag der Liebe eine wahrhaft qualvolle Beleidigung für den Geschmacksinn dar.
Die roten Flecken befinden sich auf allen möglichen und vor allem unmöglichen Dingen: An Herzpralinen ist das valentinstagsgeplagte Auge ja mittlerweile gewöhnt, es ist allerdings mehr als fragwürdig, ob Klopapier wirklich das richtige Medium für die Überbringung von Liebesbotschaften ist. Und auch in der Wurstabteilung geht’s verstärkt schmalzig zu. Aber ich pfeif´ auf den verschnörkelten Schinken, wer Essen mit Herz will, soll Beuschel bestellen!
Woher kommt diese unleidige Herzform überhaupt? Spekulationen darüber gibt´s viele, unter anderem diese: Nachdem sich unsere steinzeitlichen Vorfahren zum Geschlechtsakt in Höhlen zurückzogen, überließen sie beim Verlassen derselbigen – Neandertaler hin oder her – ganz gentlemanlike der Angebeteten den Vortritt: Ladies first. Wenn diese nun auf allen Vieren aus dem Liebesnest kroch, bildete ihr Hintern für den Nachfolgenden eben die besagte Herzform – Symbol dafür, dass Liebe und Lust schon immer unzertrennlich waren.
So gesehen ist all der romantische Kitsch in Wahrheit eine Hommage an den Allerwertesten und der Valentinstag damit eine einzige Ver-Arschung. Nichts weiter als der geschäftsbelebende Lückenfüller für die schokoladefreie Zeit zwischen Weihnachten und Ostern.


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Tag der Veröffentlichung: 14.03.2011

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