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...überrascht hat mich zunächst einmal die Dramaturgie der Briefe, die hier im Originalwortlauf wiedergegeben werden. Auch halte ich es für richtig, allen die daran interessiert sind, eine Dokumentation an die Hand zu geben und diese erschütternden Briefe zur Kenntnis zu überlassen, damit solche Vorgänge nicht in Vergessenheit geraten.

Bitteres Leid und Unmenschlichkeiten wandeln sich bei allen Schmerzen zu Menschlichkeit, Liebe und Hoffnung. Selbst Gelassenheit und Heiterkeit sind zu vermerken. Dann beeindruckt die unglaubliche Energie, bei aller körperlichen Schwäche existenzielle Erlebnisse so detailliert darzustellen und mitzuteilen. Vorwürfe und Verurteilungen kommen dabei gar nicht vor. Eine gewisse Frömmigkeit und ein unerschütterlicher Glaube bestimmen Tun und Schreiben.
Weiter stellen die Briefe zusammenhängende authentische Berichte über Vertreibung und ihre Auswirkungen auf eine verzweigte Familie dar. Angehörige, die ihre Heimat verlassen müssen, eine Zeitlang wegen der langen und zum Teil unterbrochenen Kommunikationswege verschwinden und sich nach und nach auftauchend wieder finden.

Fraglich ist, ob jemals der geschichtliche Blick auf das Schicksal der Menschen gerichtet wurde, die auf Grund ihrer Schwäche nicht ausgewiesen werden konnten. Letztlich sind diese Briefe Dokumente einer im Keim bereits angelegten Versöhnung noch im Augenblick tiefster Verletzungen.
Auch Jahrzehnte nach den Ereignissen ist es sicher nicht zu spät, die Beteiligten, die unter schwierigsten Bedingungen alte und kranke Menschen versorgten, dankbar zu würdigen...

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Texte:
Tag der Veröffentlichung: 24.01.2012

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