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SO WOHNT MARK ZUCKERBERG

 

Es war ein herrlicher Morgen in der Bay Area. Die Sonne meinte es gut mit den Abermillionen Solarmodulen im Silicon Valley. Der Lokalsender von Palo Alto spielte Suzie Q in der Version von Doug Cliffords Creedence Clearwater Revival Coverband, aber das war egal. Mark Zuckerberg hatte gerade den Türgriff seiner Haustür in der Hand. Er hielt den Türgriff in der Hand, was denn sonst, wenn er die Tür öffnen wollte, musste er den Griff runterdrücken, so war das nun mal. Zuckerberg hatte schlecht geschlafen in seinem neuen Haus, die frisch installierte Überwachungsanlage war in der Nacht dreimal losgegangen, und er hatte den Cops die Sache erklären müssen. Beim ersten Mal hätten sie ihm fast nicht geglaubt und um ein Haar mit aufs Revier genommen. Als sie zwei Stunden später wieder vorbeikamen, kannten sie ihn schon und nickten nur und dachten, hoffentlich lässt der Spinner das gleich morgen reparieren. Beim dritten Mal, das war so gegen halb acht, waren sie nicht mal mehr aus dem Wagen ausgestiegen, sondern hatten ihm nur durch das geöffnete Fenster zugewinkt. Zuckerberg hatte im Pyjama an seiner Haustür gestanden und zurückgewinkt.

Zuckerberg, was für'n bekloppter Name, sagte Katie Wu zu ihrem Kollegen im Streifenwagen. Jude, sagte Ofer, der es wissen musste, und Katie fragte nicht weiter, sondern dachte wieder an den süßen Boy, mit dem sie sich vergangene Woche auf Facebook angefreundet hatte. Es war das erste Mal, dass es ihr nicht gleichgültig war oder sogar unangenehm, wie bei diesem Typen aus Carson City, der Tess und sie echt genervt hatte eine Weile. Ich glaube, ich bin verknallt, sagte Katie, doch nicht zu Ofer, der verstand nichts davon, zu Tess, zu Stella und zu Erin vielleicht, oder nee, zu Erin lieber nicht, die plapperte immer gleich los, und dann wussten es alle und überhaupt, was war denn passiert, nichts, aber wenn es nach ihr ginge, könnte schon was, vielleicht ja schon morgen, wer konnte das wissen, da trafen sie sich bei Conny's und hinterher Kino und danach, wer weiß, aber Erin erzählte oft Dinge über einen, die man selbst noch nicht wusste, ganz anders Tess und Stella, haha, Stella war so was von verschwiegen dagegen, da musste schon ein anderer Golden Retriever kommen, dann konnte die aber bellen, also Stella würde sie es erzählen, ja, und Tess schon auch.

 

»Tess. Te-ess!«

»Mom?«

»Schatz, ich hab die Hände nicht frei, ich mach mir die Strähnen.«

»Ja, Mom.«

»Tessie, es hat geläutet. Gehst du bitte mal. Bestimmt ist es das Gehege für Mikeys Roboterspinnen.«

»Was?«

»Mike. Mikey wollte es so gerne haben, alle in seiner Klasse haben eins. Erklär's dir später, okay. UND JETZT MACH BITTE EINFACH DIE TÜR AUF!«

 

Also Tess würd ich's sagen und ... Katie wurde unterbrochen. Gerade, als Ofer den Wagen wieder in Gang setzte, kam es über den Sender: Shots fired, Birch Street, Höhe Leland. Das war gleich um die Ecke.

Mark Zuckerberg stand immer noch auf dem Treppenabsatz. Er sah aus wie ein verschlafener Teenager, der seine Eltern verabschiedet. Drei Wochen Europa, drei Wochen sturmfreie Bude, und der Typ verzieht keine Miene, was für ein Phlegma!

Ofer Horwitz beschleunigte

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Sascha Josuweit
Tag der Veröffentlichung: 06.03.2014
ISBN: 978-3-7309-8992-0

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