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Widmung
Dieses Buch ist für Ichiru




Prolog

Liebes Tagebuch, heute ist der 21. 2. 2009.


Gestern war Freitag und meine Freunde haben mal wieder fest stellen müssen, dass ich vor allem anders bin als sie. Zum Glück gibt es ja noch meine echten Freunde, jene, die mich kennen und mögen gelernt haben.
Ich weiß, dass mir so etwas wie gestern nicht selten passiert und ich mich dann ablenken muss, aber erst vor ein paar Stunden ist mir aufgefallen, dass jedes Mal wenn ich mich beschäftigen muss, ich immer dasselbe tue. Ich glaube das tue ich, weil es die einzige Sache ist bei der ich mich wirklich konzentriere. Meistens lege ich mich dazu in mein Bett, denn das was ich tue ist nachdenken. Ich denke nach, über Fabelwesen und Legenden. Legenden von Prinzen und Piraten, Legenden von Einhörnern und Drachen.


Kapitel 1


Mein Name ist Sophie, ich bin 14 Jahre alt und ziemlich verrückt. Zumindest sagen das meine Klassenkameraden. Es ist der 21. Februar und ich bin gerade auf dem Weg zu Schule. Es ist zwar schon 16.37 Uhr und Samstag, aber ich werde morgen nach Schottland reisen - für ein Jahr.
Das haben meine Eltern entschieden, damit ich bei meiner Rückkehr hier einen Neuanfang machen kann und meine Schulkameraden mich nicht mehr für verrückt halten, weil sie mich dann nicht mehr richtig kennen werden.
Meine Eltern erwarten im Ernst, dass ich mich während dieser Zeit zu einem normalen Menschen verändere. Naja, dachte ich nur, und fühlte nichts, als sie es mir erzählten, und das war übrigens erst gestern.
Ich gucke nach unten auf die Straße damit die Fußgänger, die mir entgegen kommen mir nicht ins tränenüberflutete Gesicht sehen können, meine Hände sind tief in meinen Hosentaschen vergraben und ich trage eine schwarze Jacke dazu noch eine schwarze Mütze wo ich meine Haare reingesteckt habe. Absolut blickdicht!
Es ist zwar Februar, aber es ist, als wollte mein geliebtes Heimatdorf mir ein Abschiedsgeschenk machen, da die Sonne scheint, es aber trotzdem nicht warm, und der Boden von Schnee bedeckt ist. Es sind keine Wolken am Himmel. Der Schnee, der den Bürgersteig bedeckt blendet mich aber ich zwinge mich trotzdem runter zu sehen. Kurz sehe ich auf und biege um eine Ecke. Noch drei Ecken und ich bin bei der Schule.
Ich sehe wieder nach unten. Für einen kurzen Augenblick verdunkelt sich der Schnee und im nächsten Moment blendet er wieder. Schnell gucke ich zum Himmel hinauf. Ich sehe nur den Himmel mehr nicht. Was war das? Kein Flugzeug macht so einen großen Schatten, da sie so hoch fliegen, aber Wolken sind auch keine am Himmel. Ich denke noch eine Weile darüber nach und die logischste Erklärung, die ich finden kann ist, dass es der Schatten des Hauses war, bei dem ich abgebogen bin. Obwohl die Sonne doch direkt über mir steht. Mein Herz schlägt schneller. Ich biege um die nächste Ecke und es geschieht wieder dasselbe. Ich sehe wieder empor, ein Mann der mir entgegen kommt schaut mich an, schnell sehe ich wieder auf den Schnee. Als der Mann vorbei geht sehe ich wieder auf und bleibe stehen.
Ich stehe nun direkt an der nächsten Ecke. Ich biege ab und … nichts, kein Auslöser für den Schatten, obwohl da ein Haus steht. Ich bekomme eine Gänsehaut. Sogar die Haare in meinem Nacken stellen sich auf. Werde ich beobachtet oder verfolgt? Nein, das ist paranoid.
Enttäuscht lasse ich den Kopf wieder hängen und da ist er wieder, ein neuer Schatten, diesmal einen Moment länger über meinem Kopf, aber ich weigere mich noch einmal empor zu schauen.

Es sind nur noch ein paar Meter und dann passiere ich den steinernen bogen mit dem metalltor, an dem ein Schild mit der Aufschrift >Schulgelände-Betreten auf eigene Gefahr< hängt. Ich finde das Schild doof denn es klingt wie >Schulgelände-achtung, beißende Hausmeister<. Ich stemme mich gegen die schwere Eingangstür und schlüpfe schnell und unauffällig hinein. Ich stehe in der großen Pausenhalle und staune, wie leer sie sein kann. Es stehen keine Möbel darin außer ein paar Stellwänden mit Plakaten und Postern an der einen Wand und auf der gegenüberliegenden Seite der Vertretungsplan und dringende Meldungen an die Schüler. Langsam und darauf bedacht keine Geräusche zu machen schleiche ich quer durch die Halle und steuere direkt auf die Tür zum Lehrerzimmer zu. Ich öffne sie und werfe nur kurz einen Blick hinein. Es ist niemand darin. Ich war noch nie in diesem Raum. Meine Freunde und ich haben manchmal gerätselt was sie in ihren vielen Freistunden wohl dort tun. Auf den Tischen liegen bloß Papier und haftstapel und neben jedem Schreibtisch steht ein leerer Papierkorb. Alles in allem wirkt es langweilig und zu ordentlich für meinen Geschmack. In meinem Zimmer ist der Papiermülleimer immer überfüllt von missratenen Zeichnungen, angefangenen Hausaufgaben und allem anderen zeug das ich nicht mehr brauche. Ich schließe die Tür wieder und gehe weiter zum Büro des Rektors.
Vorsichtig klopfe ich an und von drinnen kommt sofort die Antwort: Noch einen Moment… bin gleich soweit!“, und etwas nervöses, unverständliches hinterher gemurmelt. Ein lautes klirren ist zu hören und anschließend ein schnelles fluchen. Die Tür geht auf und der Rektor steht vor mir. Er hat einen Anzug an, der anscheinend noch neu ist, denn es hängt noch immer ein Preisschild daran. Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen, denn er war schon immer hektisch und nervös, wenn er mich gesehen hat.
„Ah, da bist du ja endlich, es ist unserer Schule wirklich eine Ehre dich nach Schottland in dieses Internat zu geben, deinen Eltern tut es übrigens leid, dass sie dich nicht selbst zum Flughafen bringen können, aber keine Angst wenn du erst mal da bist wirst du das alles verstehen!“ er bittet mich mit einer schlichten Handbewegung hinein und schließt die Tür hinter mir. Ich stehe nicht das erste Mal im Büro des Schuldirektors, aber heute sieht alles ganz anders aus. der Mülleimer ist überfüllt und ich muss leise über den Gedanken kichern. Der Schreibtisch ist ein einziges Durcheinander aus Büchern, losen zetteln und schreibkram.
„Hier sind deine Koffer“, fährt er fort, nachdem er hinter seinem Schreibtisch platzgenommen hat und aus einer Schublade eine Schachtel Pfefferminzbonbons gekramt hat, die er nun auf einem winzigen freien Platz auf dem Tisch platziert und sich eine Pastille in den Mund schiebt,
„deine Mutter hat alles gepackt, dein Flug geht heute Abend um zehn nach neun und deine alte Klassenlehrerin wird dich zum Flughafen fahren.“
Ich nicke nur und mir wird klar dass mir niemand etwas von einem Internat erzählt hat. meine Mutter sagte, ich würde in einem kleinen Dorf wohnen, außerdem frage ich mich was das alles mit einer Ehre für unsere Schule zu tun hat?
Herr Minster redet noch weiter und erklärt dies und das, alles für mich belangloses zeug.
Dann klopft es auf einmal an der Tür. Ohne auf eine Antwort zu warten kommt ein man hinein und rauscht an mir vorbei, direkt auf den Rektor zu. Er hat eine Art veraltete Skibrille auf und einen Blazer den nun wirklich keiner mehr trägt an, er hat komische, silberne Manschetten und sieht aus wie eine Uniform der Armee im 18. Jahrhundert. Als er mich entdeckt stockt, oder mehr, zögert er kurz geht dann aber weiter gibt Herrn Minster einen Zettel und stellt sich neben ihn bis der Direktor den Brief gelesen hat. Umso weiter der Direktor liest desto blasser wird er. Schnell schreibt er etwas auf die Rückseite des Zettels und drückt ihn dann dem Herrn, in den altmodischen Klamotten, wieder in die Hand, welcher daraufhin einen forschenden Blick auf den Zettel und dann einen auf mich wirft.
Es herrscht Stille. Es kommt ein tiefer, verzerrter Ruf von draußen, der dem schlagen eines Gongs ähnelt, woraufhin der Mann schnell hinausläuft und sogar vergisst die Tür wieder zu schließen. Ich starre den Rektor an, doch als auch er nur den Gang entlang starrt und nichts sagt, löse ich mich von der Wand neben der Tür und schließen sie laut hörbar.
Schließlich streckt er mir die Hand entgegen, ich schüttle sie und finde danach einen klein geknüllten Brief in meiner Hand. Zunächst sehe ich den Brief an, schiele kurz hinüber auf den Schulleiter und da sagt er: „Öffne ihn erst wenn du ankommst und allein bist. Ach ja, mein Sohn ist ebenfalls auf dem Internat auf das du kommst, falls du ihn einmal suchen solltest, seinen Berichten zu Folge ist er in jeder freien Minute bei seinen beiden Mädels, so beschreibt er es. Ich persönlich mache mir da ein wenig sorgen, weil es ja gleich zwei Mädchen sind“, letzteres murmelt er nur während er sich zum Fenster umdreht, Hände hinterem rücken fasst und Gedanken verloren hinaus sieht. Nach einer Weile sagt er langsam und ruhig, „er ist auch schon seit er 14 ist dort. Und.. äh, jetzt ist er 16. Ich möchte dir noch einiges geben und erklären, deshalb setzt dich doch bitte!“
Die ganze Zeit stand ich, mit finsterer Miene, steif direkt neben der Tür, die Hände zu Fäusten geballt und den Blick gleichgültig auf den Rektor gerichtet. Nun setze ich mich auf einen harten Stuhl vor dem Schreibtisch, sehe darauf und auf den großen Haufen Müll. Herr Minster reicht mir ein, dem Umschlag nach zu urteilen, sehr altes Buch.
„Ich bleibe doch nur ein Jahr dort ich werde nicht dableiben bis ich 16 bin, auf keinen Fall!“, sage ich mit schüchterner stimme, letzteres allerdings lauter und stärker.
„ Ja, genau!“, antwortet Herr Minster schnell und läuft rot an, „ das Buch da handelt von Drachen, es ist ein Lehrbuch, ich weiß dass du sie magst.“ „Wen sie?“
„Die Drachen! Du kannst es ja auf dem Flug anfangen zu lesen, hier ist übrigens deine Schuluniform für die neue Schule. Sie ist zwar nicht so fein wie unsere aber die Schule, dessen Wappen sie trägt dafür umso mehr, hier ist eine Liste mit Dingen die du auf der neuen Schule nicht tun darfst! Die vielen Verbote sind, weil das Internat am Loch Laggan ebenfalls ein Stützpunkt des Kor... ich meine: der Regierung ist.“
Die Liste ist ein Dossier mit mindestens 4 bis 6 voll bedruckten Din A 4 blättern. Ich schlucke.
„Geht es dir nicht gut, Kind? Du siehst ja ganz blass aus!“
Ich antworte nur mit einem kleinen Kopfschütteln und verlasse den raum. Ich schlendere durch die verschiedenen Straßen von Wimphafen, besuche einige Freunde verabschiede mich von ihnen. Niemand scheint viel dagegen zu haben dass ich gehe. Es verletzt mich und ich verliere die Lust noch andere zu besuchen.
Ich verkrieche mich zwischen ein paar Sträuchern auf dem Schulhof. Ich möchte nicht, dass irgendwer mich sieht, doch schon nach kurzer Zeit halte ich es nicht mehr aus mit meiner durchnässten Jeans im Schnee zu hocken. Als ich mir alle Stöckchen aus den Haaren gefilzt habe sehe ich auf mein Handy und stelle fest, dass es sowieso Zeit ist wieder in die Schule zu gehen um dann mit meiner Lehrerin zum Flughafen zu fahren. Mit meiner Lehrerin. Meine Mutter hat ja keine Zeit! Wir hatten noch nie so ein tolles Verhältnis aber wenigstens das hätte ich von ihr erwartet. Meinem Vater nehme ich es nicht übel, da er immer auf Geschäftsreise ist und ich ihn nur selten sehe. Auch jetzt ist er nicht da. Er ist schon heute Morgen nach Moskau geflogen.

Frau Hellin fährt mich zum Flughafen, ich checke ein, warte bis zum Aufruf, lasse mich durchleuchten und nach bomben untersuchen, was bei mit sehr unwahrscheinlich ist. Und dann bin ich auch schon im Tunnel, der ins Flugzeug führt. Von meinem Fensterplatz aus kann frau Hellin sehen wie sie am `Gate D´ winkt. Ich winke nicht zurück, sie kann mich sowieso nicht sehen.
Ich weine wieder und mich überkommt ein Gefühl der Trauer, meine Wangen werden rot, ich kann nur noch schwer atmen. Dann wird es vor meinen Augen dunkel.


Kapitel 2


Ich öffne die Augen wieder, weil eine Flugbegleiterin mich am Arm rüttelt. Ich blinzele ein paar Mal fest und habe das Gefühl gut und lange geschlafen zu haben. Ganz anders als sonst. „Du bist bewusstlos geworden!“, sagt eine freundliche Stimme, wenn auch mit einem schottischen Akzent. „ Ich bin Sanni. Ich werde diesen Flug auf dich aufpassen, dich bedienen und dich beschäftigen. Ich bin die ganze Zeit für dich da, auf diesem Flug!“
Ich unterhalte mich lange mich Sanni. Sie ist so fürsorglich und ich fühle mich richtig willkommen, wie seit langem nicht mehr, bis eine weitere Flugbegleiterin sie holt und ich mich ans lesen von Herrn Minsters Buch mache.
Das erste Kapitel lautet: Eier und schlüpfen der Drachen. Ich lese: „ Die Eier der Drachen werden in Asche vergraben um sie warm zu halten. Die Verwalter des Korps –was soll denn ein Korps sein? Das steht hier nicht mal, was für ein doofes Buch aber wenn es aus der Schule kommt ist das eigentlich klar- legen ihre Zucht eier in eine Art Dampfbad, wo sie ebenfalls warm und sicher in mehreren Schichten von Tüchern aufbewahrt werden. Die wilden Drachen schlüpfen erst, wenn sie die Nähe ihres Reiters spüren, die Drachen im Korps schlüpfen nach gewisser Zeit der pflege, denn bei der richtigen pflege wird das Gefühl, der passende reiter sei in der Nähe imitiert und die jungen Drachen schlüpfen. Man kann leicht feststellen ob ein drachenjunges bald schlüpft oder noch eine Weile braucht denn gegen Ende der Brutzeit verhärtet sich ihre Eischale. In dieser Zeit wächst der Eizahn, der jedoch sobald das Drachenbaby die flügelausbreitet und die steifen glieder streckt abfällt. Die jungen beim Korps bekommen dann einen Lenker, das heißt einen Reiter, zugewiesen.“
Hier schlage ich das Buch zu. Ich male mir aus wie es wäre wenn ich einen eigenen Drachen hätte. Mir fällt wieder auf wie anders ich bin, ein normales Mädchen in meinem Alter würde sich ein Pony oder eine Katze wünschen, ich möchte einen Drachen, aber komischer weise werde ich dieses Mal nicht sehnsüchtig bei dem Gedanken. Ich werfe noch einen Blick auf das Buch und stecke es dann zurück in meine Tasche.
Sanni kommt zurück: „ Hier hast du eine Sprite. Guck doch mal aus dem Fenster! Wir sind schon über Schottland, es ist nur noch eine Viertelstunde Flug.“
Ich sehe aus dem Fenster und sehe weit und breit berge und dazwischen Seen. Genauso hab ich es mit vorgestellt. Es ist perfekt für mich. Nichts los und nur ruhige, kleine Ortschaften. Ich hoffe es sieht nicht nur von oben so aus. anschließend gucke ich Sanni erwartungsvoll an.
„Hör mir gut zu!“, sagte sie dann ernst, „ am Flughafen wird ein Mann auf dich warten und dich abholen zu deinem Internat. Ich komme aus Schottland und wohne nun schon fast 30 Jahre dort, doch ich habe noch nie davon gehört dass es am Loch Laggan eine Schule geschweige denn ein Internat gibt. Ich weiß ich soll dich nicht verunsichern aber ich mache mir Sorgen.“
„Sanni… das ist bestimmt nur nett gemeint aber ich glaube dass das alles seine Richtigkeit hat und vielleicht ist das Internat ja noch ganz neu!“
„dennoch, ich werde dich durch die Schalter begleiten und dann holen wir uns zusammen unsere koffer. Am Schluss ruf ich mir ein Taxi und bring dich auf dem Weg zur Taxistelle zu diesem Herrn. Möglicherweise hast du ja recht und er ist harmlos aber vielleicht…“
„Danke!“, sage ich bevor sie sich weiter in die Sache rein steigern kann. Sie schnauft, beruhigt sich jedoch schnell wieder und sagt, ich solle mich jetzt lieber anschnallen, da wir nun zur Landung ansetzen würden. Sanni gibt mir ein Gefühl von Wichtigkeit.
Der Flugkapitän legt eine saubere Landung hin, bedankt sich, dass wir mit ihm geflogen sind und verabschiedet sich höflich nicht ohne auf das schöne Wetter hinzuweisen Sanni und ich steigen gemeinsam über eine Treppe aus dem Flugzeug. Am Ende der Treppe steht ein rot-weiß-gestreifter Bus und wartet bis alle Fluggäste eingestiegen sind. Sanni nimmt mir meine Handgepäck Tasche ab und wir steigen ein. Der Bus ist sehr voll und es ist stickig, dazu kommt dass der Mann vor mir fürchterlich stinkt! Dies bemerken Sanni und ich gleichzeitig, wir sehen uns an und fangen an zu lachen. Das Lachen jedoch klingt eher wie ein hecheln, wegen der unangenehmen Luft.
Sannis Plan geht problemlos auf und sie lächelt zufrieden vor sich hin. Wir gehen zu dem Platz, an dem mich der Mann erwarten soll, der mich zu meinem Internat bringt.
„Guten Tag.“, begrüßt uns der Mann. Er erkennt uns sofort. Sanni nimmt mich noch kurz zur Seite, bevor wir wirklich vor ihm stehen. Sie sagt, ich solle vorsichtig sein nicht viel mit dem Mann reden und mein Gepäck selber tragen. Der Fremde streckt ihr höflich seine Hand entgegen, doch Sanni erwidert seinen Gruß nur mündlich, dann wendet sie sich wieder an mich und schnieft: „Auf Wiedersehen!“

In einem Taxi sitzt der Mann nun neben mir, ich sehe aus dem Fenster und antworte nur auf jeder zweite seiner fragen.
„Wie alt bist du?“
„14“
„Wie groß bist du?“
Ich gebe keine Antwort, weil mir aufgefallen ist, dass er alles auf einem Klemmbrett notiert.
„antworte! Ich muss dir diese Fragen stellen“, er atmet durch und fährt dann in einem sanfteren Ton fort, „es tut mir leid, dass ich so unfreundlich bin, aber so sind wir Flieger untereinander. Ich bin Richard.“ Er lächelt.
„Was soll das? Warum muss man unfreundlich sein und was meinen sie mit Flieger?“
„Oh, du meinst du weißt noch nicht auf was du dich hier einlässt?“, er lacht leise und schüttelt dabei fast den Kopf. Er sieht fast schon vorwurfsvoll belustigt aus. Schweigend schaut dann aus dem Fenster. Ich sehe ihn das erste Mal, seit wir hier allein im Taxi sitzen direkt an. er hat dunkel braune Haare und ein sympathisches Gesicht. An seinem Hals hat er eine lange ungleichmäßige narbe und parallel zu ihr noch zwei weitere in den Haaren. An dieser Stelle bleiben die braunen Haare aus.
„Nein! Ich frage mich das schon die ganze Zeit und ich wäre Ihnen über ein paar Antworten sehr dankbar!“
Richard wendet sich mir zu, sieht mich eindringlich an und sagt ich könne ihm vertrauen, jedoch dürfe er mir auf keine meiner Fragen antworten.
„Ich finde das nicht fair! Ich musste dir auch so viel sagen und ich will endlich wissen was hier los ist! Ich will nicht verarscht werden und warten bis ich an son´er verblödeten Schule ankomme, und dann noch in Schottland. Da tragen sogar Männer Röcke! Ich finde das schrecklich, ich will nicht mehr! Coole Kinder machen einen Austausch nach Amerika in die USA oder Australien, oder so, von mir aus auch noch England oder Frankreich, aber doch nicht nach Schottland! Aber normalerweise weiß man auch noch genau wo man hinfährt, hat genug Zeit allen Freunden `Tschüss´ zu sagen und sich auf so eine Reise vor zubereiten, aber ich bekomme wieder nur so wenig mit, dass ich nicht mal weiß, wie die neue Schule heißt!“
„ Dass darf ich dir denke ich sagen deine … äh Schule heißt Stützpunkt am Loch Laggan.“
„ Siehst du alles ist komisch sogar der Name des Internats!“
Wir fahren noch eine lange halbe Stunde weiter, bis wir an einer Art bewaldetem berg ankommen und Richard aussteigt. Ich steige ebenfalls aus und sehe über das Autodach zu Richard hinüber. Er zieht sich die Hose hoch und sucht dann etwas in seiner Tasche. Geld. Der Fahrer des Taxis fährt wieder und Richard winkt mich zu sich.
„Siehst du die Burg dort oben?“, er zeigt auf eine alte Burg mit vielen Fenstern auf dem hügeligen Berg. Das ist das Internat.“
Der Berg ist von Laubbäumen bewaldet und dazwischen gibt es viele kleine Lichtungen. Die Sonne steht rechts über der Burg und lässt sie noch älter und prachtvoller aussehen.
„Was für eine Rolle spielen sie eigentlich an der Schule da? Sind sie Lehrer oder `Putzfrau´ oder so?“
„Nein, ich bin nichts von allem, ich bin, äh, ein Angestellter, so ungefähr wie ein Betreuer. Man könnte es aber auch Lehrer ausdrücken, Lehrer im benehmen und in den Vorschriften.“
„Wie langweilig!“, lache ich und er grinst. Inzwischen kommen wir am Tor an und Richard zeigt einem Mann am Eingang seinen Ausweis, dann stellt er mich vor. Er geht weiter, jetzt in größeren Schritten und ich muss fast laufen um mithalten zu können. Auf diesem neuen, unangenehmen Gelände möchte ich nicht allein sein, denke ich.
Nach zehn Minuten schweigenden schnellen Marschierens, kommen wir endlich an der Burg an. sie sieht groß und kompliziert aus, sicher hat sie viele Gänge in denen man sich verirren kann, wenn man keine Karte hat. er wirkt jedoch nicht wie eine neue Schule, über die ich mit Sanni sprach. Direkt vor uns ist ein riesiges, dickes Holztor, es steht offen. Die grauen Mauersteine sind jeweils sicher einen halben Quadratmeter groß. Wir durchqueren einen kleinen Innenhof, er ist von Kaskaden umgeben und wirkt prachtvoll und schön. Der Hof ist nicht überdacht, der Teil hinter den Kaskaden jedoch schon, er ist rechteckig und in einer der vier dunklen Ecken liegt ein großer schwarzer Haufen, doch man kann nicht erkennen was es ist. Als Richard ihn erblickt beschleunigt er seinen Gang noch mehr und wir gehen durch eine der 7 Türen di vom Innenhof abgehen. Sechs der Türen sind links und rechts an den Wänden und zu jeder Tür führt eine kleine Treppe aus nicht mehr als drei Stufen hinauf. Die Tür, die wir passieren, liegt direkt gegenüber vom Haupttor.
In der Burg sind fast nur erwachsene die zwischen einem großen Saal aus dem es gut duftet und drei verschiedenen kleinen gegenüberliegenden Türen hin und her eilen. Einige tragen Tabletts und ich kann sie als kellner identifizieren, andere tragen dieselbe (oder eine mit wenigen Veränderung-en) uniform, wie der Mann im Büro von Herrn Minster. Das irritiert mich. Richard und ich biegen oft links oder rechts ab, bis wir in einen hohen Flur kommen. Ich habe auf dem Weg nur zwei oder drei Kinder gesehen, die dieselbe uniform trugen wie ich von meinem Schuldirektor überreicht bekam.
„Da ist schon das Büro, ich werde zunächst allein reingehen. Lausche nicht! Wenn ich wieder rauskomme gehst du hinein, und spreche nur wenn du dazu aufgefordert wirst. Ich gehe jetzt warte hier und ich sag es dir noch mal, lausche nicht durch die Tür, glaub mir es ist am besten für dich!“, weißt mich Richard zurecht.
Ich gehorche, ich lausche nicht und warte bis Richard wieder da ist. In der zwischen Zeit, gehe ich den Gang rauf und runter oder setze mich ab und zu auf eine kleine hölzerne Bank gegenüber der Tür an der Schild mit der Aufschrift >Büro< hängt. Überall hängen alte hat Gemälde, unter denen eigenartige Namen stehen. Ich denke es sind die Namen der Männer und Frauen, die hier über die Jahre eine wichtige Position hatten. wahrscheinlich hat man hier in Schottland so eigenartige Nachnamen wie Celeritas oder Maximus. Ich verstehe nur nicht warum zwischen beiden Namen immer ein Semikolon steht. Die Wände sind aus gelbem Sand, und sehen fast golden aus, jedes der Bilder hat einen aufwändig verzierten Rahmen und der Boden ist mit grauen kalten fliesen ausgelegt. Von dem Gang gehen nur zwei Treppen und einige Türen ab. Die Tür des Büros ist am größten und in den Sand an beiden Seiten der Wand daneben sind zwei Drachen artige Flügel eingeritzt. Ab und zu kommen Menschen vorbei, die meisten sind Männer im Alter von dreißig bis fünfzig, keine Kinder.
Mir selbst kommt die Zeit viel länger vor, aber schon nach etwa zehn Minuten kommt Richard wieder hinaus, er sagt: „Also da drinnen ist alles geklärt, sie warten auf dich. Habe keine Angst. Ich warte hier und später gehen wir in Zimmer 97 auf dem Westflügel. Das ist ab jetzt dein Zimmer. Du wirst es dir mit 3 anderen Kadetten teilen… die Schüler werden bei uns so genannt.“
Es war komisch dieses Gespräch mit Richard zu führen, denn er wirkte viel lockerer und gelöster als er wieder kam.
Ich klopfe an die große Tür, die Klinke drückte sich runter und die Tür öffnet sich. Nur ein Gedanke schießt in diesem Moment durch meinen Kopf „Magie“.
Nachdem meine Augen sich an die Helligkeit dieses Raumes gewöhnt haben sehe ich einen großen runden Tisch mit etwa zwanzig Stühlen daran stehen. Vier davon sind besetzt.
Neben mir steht ein kleingewachsener Mann. Er hat einen kurz rasierten Bart, trägt einen Nadelstreifen Anzug und hat seine Haare von links nach rechts über den mittig kahlen Kopf frisiert. Erst jetzt bemerke ich, dass die Tür nicht von Magie sondern von dem kleinen Mann geöffnet wurde.
Der Raum ist Licht durchflutet, viel heller als der Korridor. Der Boden besteht aus denselben, kalten platten, doch die Wand ist aus dunklen Mauersteinen. Wie in einer echten mittelalterlichen Burg. An den Wänden, an denen grade einmal kein Fenster ist, sind hohe hölzerne regale voll von Büchern untergebracht. Vielleicht ist das Büro ebenfalls eine Bücherei.
Auf den vier besetzten Stühlen am Tisch sitzen drei Männer und eine Frau. Die Frau steht als erste auf, lächelt mich freundlich an und gibt mir die Hand. Die drei Männer folgen ihrem Beispiel. Dann gibt mir der letzte die Hand, stellt sich und die anderen anschließend vor in einer eigenartigen Weise, da er mir nur ihre Vornamen nennt. Die Frau heißt Olivia und die Männer Georg und Mike. Der Mann, der die Tür für mich geöffnet hatte, heißt Leopold.
Olivia scheint noch nicht sehr alt zu sein, höchstens 25, ihre kurzen ultramarienblauen Haare lassen sie einzig artig wirken und verleihen Olivia zusammen mit der gestrickten Weste, dazu der weiße Faltenrock und die rot karierten bluse eine ordentliche, jedoch nicht spießige Ausstrahlung.
Georg und Mike sind schätzungsweise im Alter von 40 und tragen diese merkwürdige uniform, die mir jetzt schon fast vertraut vorkommt, möglicherweise ist es eine militärschule und sie stehen auf demselben Rang in dieser Schule. Ich würde meinen Eltern zutrauen mich auf sowas zu schicken. Das würde auch erklären, wieso Herr Minster meinte, dies ei gleichzeitig ein Stützpunkt der Regierung. Nur von welcher Regierung, der deutschen oder der schottischen?
Hans, der, der die anderen vorgestellt hat, ist eindeutig der älteste, er ist von vielen narben und falten geprägt, und trägt einen mehrmals gestopften, braunen Anzug.
Ich stehe bestimmt schon fünf Minuten am selben Fleck, und habe noch kein Wort von mir gegeben, bisher habe ich nur einmal genickt, bis Georg mich fragt, ob ich wirklich Sophie bin. Daraufhin nicke ich schnell.
„Also, Sophie, hier sind die Sachen die du hier benötigen wirst, aber ich will gleich auf den Punkt kommen und ich muss dich enttäuschen … dies ist keine Schule und auch kein Internat!“, fängt Mike an zu erzählen, tausende von Gedanken schießen gleichzeitig durch meinen Kopf, als ich wieder Luft bekomme höre ich Olivia weiter erzählen, „ Sophie, du hast doch sicherlich die Gemälde der Männer und Frauen draußen auf dem Flur gesehen, auf jedem Bild stehen am unteren Rand zwei Namen, was ist dir dazu eingefallen?“
„Naja, es standen immer zwei Namen am unteren Rand, kurz über dem Rahmen. Einmal zum Beispiel Rankin und Levitas, ich dachte es könnte sein, dass Rankin der vor- und Levitas der Nachname ist, oder andersherum. Ich konnte mir nur nicht erklären warum jedes Mal ein Semikolon zwischen beiden Namen steht, aber meine Überlegung ist viel zu logisch, für das besorgte Gesicht, was sie machen!“
„Also, erstmal muss ich dich loben du bist wirklich sehr intelligent und merkst dir sofort die kleinsten Details. Dennoch, stimmt nur, dass es Namen sind, aber nur Rankin der Nachname, der andere, also Levitas, ist der Name seines Drachen.“
Ich bin geschockt und mir stockt erneut der Atem. Nein, diesmal werde ich ohnmächtig!
Erst sehe ich verschwommen, aber in der nächsten Sekunde ist schon alles dunkel.
Kapitel 3

Das erste was ich sehe als ich aufwache, sind ein paar aufgeregte Kinder Gesichter, die eng aneinander gereiht über mir hängen. Hinter den kindlichen Köpfen . An der Wand stehen drei Regale, die aus Holz sind, das mit weißem Lack überstrichen ist. Dann hängt da noch die Anatomie eines Drachen als Poster und eines auf dem ein Drache gerade einen Menschen frisst, allerdings ist es mit einem dicken roten Edding durchgestrichen worden. Ein Junge, der neben mir sitzt starrt mich neugierig an dreht sich dann jedoch und ruft: „Leute, schnell sie wacht auf!“
Die beiden anderen Kinder lächeln. Eine der beiden Mädchen fragt, wie es mir geht. Ich versuche mich auf zurichten, doch das andere Mädchen drückt mich an den Schultern zurück ins pralle, hell rosa Federkissen und meint: „ Ruh dich aus, möchtest du was essen? Ich bin Leyla und das ist Ira. Wir wohnen mit dir in einem Zimmer.“ Ira grinst und nickt bestätigend.
Leyla hat lange braune glatt herunter fallende Haare und ihr Gesicht ist perfekt, obwohl sie schon fünfzehn ist hat sie nicht einen pickel, dunkle Wimpern und kein bisschen Make up auf dem Gesicht.
Inzwischen sind schon viele andere Kinder und jungendliche Gesichter um mich versammelt. Ich liege in einem Bett. In einem gemütlich eingerichteten Zimmer.
„Nein danke, ich möchte nichts essen und auch sonst nichts haben. Mir geht es gut. Wie es scheint seid ihr schon länger hier und kennt euch aus. Ich weiß es klingt lächerlich, und wahrscheinlich werden die meisten von euch denken ich sei verrückt, wie die meisten von den Leuten zuhause auch, aber stimmt es das es hier mal Drachen gegeben hat?“
Die anderen Kinder sehen sich an und prusten dann laut los.
„Na toll, ich hab´s ja gesagt! Jetzt hört schon auf zu lachen!“ Ich vergrabe mein Gesicht im Kissen. Lennart, einer der Jungen neben mir, beruhigt sich als erster wieder, während die anderen noch weiter kichern.
„Oh! Du meinst das wirklich ernst! Es ist so, das hier ist ein Stützpunkt des Korps, hier leben Drachen und werden von und, den Kadetten gepflegt und gefüttert. Später werden einige von uns vielleicht sogar Kapitän und haben dann ihren eigenen Drachen, aber bis dahin ist es für dich noch ein sehr langer Weg. Wir Kinder sind nur hier um zu lernen, wir fangen als Kadetten an, wenn wir alt genug sind dürfen wir in die Bodenmannschaften der Drachenreiter, auch Lenker genannt, und wenn wir unseren Mut und Loyalität gegenüber unserem Beruf und dem Admiral Hans bewiesen haben bekommen wir unseren eigenen Drachen. Das ganze dauert etwa sechs Jahre, ich bin schon zwei Jahre hier und gehöre bald vollwertig zur Bodenmannschaft von Kapitän Leegle. Allerdings ist es nicht mehr möglich so viele Drachen, wie im 18 Jahrhundert zu halten, die Menschen haben Angst vor ihnen und es ist zu wenig Platz und zu wenig Futter da, um so riesige Tiere zu halten, deshalb versuchen wir die Drachen möglichst geheim zu halten. Wir haben es geschafft die Tiere nur noch so zu züchten dass sie nun kleiner sind, außerdem gibt es nur noch hier in Schottland welche, überall anders sind sie ausgerottet worden, oder verwildert und dann von denen, die sie versuchten zu zähmen, getötet!“
Inzwischen haben die anderen auch begriffen, dass ich nicht einfach nur ein Neuankömmling aus dem naheliegenden Dorf bin, sondern von wo anders komme und wirklich kaum etwas Richtiges über Drachen weiß.
„Aber das ist ja schrecklich!“, rufe ich voller Entsetzen aus, aber kein anderer teilt meine Gedanken, „…oder? Ich meine, wie groß sind denn die Drachen jetzt? Könnt ihr sie mir zeigen?“
„Naja, der größte Drache, den wir momentan auf dem Stützpunkt haben ist ein Königskupfer, und etwa 2 Meter und 50 Zentimeter hoch. Die kleinsten, Winchester und Schnitter und so, sind 1 Meter dreißig, auf ihnen wird nicht mehr geflogen, wir sind gerade dabei sie wieder größer zu züchten. Von den kleineren Drachen gibt’s aber auch nur noch wenige. Die Meisten von den Größeren sind um die 2 Meter hoch. Wir dürfen dir die Drachen noch nicht zeigen, du darfst sie vom Fenster aus beobachten, aber aller neuen müssen die ersten 2 Tage im Zimmer bleiben, ihre Kameraden erzählen ihr alles was man über Drachen und ihre Erhaltung wissen muss und erst dann darf man raus. Du hast doch bestimmt auch ein Buch mit allen Regeln und Verboten bekommen, oder?“
Während Ira spricht streicht sie ihr dunkel oranges super lockiges Haar aus dem Gesicht und richtet ihre schlichte schwarze Brille.
„Ja hab ich, es ist in meiner Tasche. ich glaube Richard wollte sie mir hoch bringen. Habt ihr ihn gesehen?“
„Ja“, antwortet eines der versammelten Kinder, „ er war hier, er hatte aber keine Tasche mit, Richard hat nämlich dich hoch getra…“ in dem Moment klingelt eine neben der Tür befestigte klingel. Kurz darauf stürzen die meisten Kinder bereits aus dem Zimmer, die Treppe hinunter, Ira bleibt bei mir und sagt, dass Leyla uns etwas zu essen mitbringen wird. während die anderen essen, erzählt Ira mir von den Drachen und den Kadetten, den Kapitänen und ihren Mannschaften, vom Training und auf meine Anfrage hin, von dem Sinn diese Drachen zu halten.
„ … So jetzt hab ich dir fast alles erzählt was bei uns auf dem Stützpunkt so los ist, erzähl du doch mal was von dir, man erfährt hier echt nichts Wichtiges! Es ist eine Frechheit dass wir kaum Kontakt zur Außenwelt aufbauen können. Wir dürfen zwar sms und so schreiben und wir haben auch in jedem Zimmer einen Computer, aber Fernseher und so sind tabu. Sind die Lollipops noch immer so in?“, schließt Ira schließlich ihre Geschichte ab.
Ich lache laut, da ich die Lollipops gehört habe als ich in die Grundschule kam. Schon in der 2. Klasse waren sie absolut out!
„nein, sie sind nicht mehr in. Schon lange nicht mehr“, ein kichern stiehlt sich noch ein mal aus meiner kehle.
„Aber ich möchte ehrlich gesagt nicht von meinem zu Hause oder meiner Familie sprechen. Kannst du mir nicht noch mehr erzählen, dann muss ich vielleicht doch nicht ganze zwei Tage hier oben bleiben. Ich habe ein paar Bücher über Drachen, aber ob ihr Inhalt wahr ist, kannst im Moment nur du mir sagen. Du sagst ich soll nicht aufstehen, kannst du mir dann mal meine Tasche holen? Das wär voll nett, weil…“
„Klar mach ich das, hier helfen wir uns alle gegenseitig! Wir sind alle freundlich mit einander und immer auf Teamfähigkeit aus. Natürlich streiten sich mal welche, aber das geht meist schnell wieder vorbei.“ Den größten Teil von dem was Ira sagt, verstehe ich nicht richtig, weil sie schon aus dem Zimmer ist und die Tür hinter sich schließt. Wir helfen uns zu Hause auch gegenseitig, denke ich.
„Und? Wie geht´s dir, Sophie?“ fragt Leyla. Direkt hinter ihr kommt Lennart ins Zimmer. Lennart trägt ein Tablett mit Essen, auf beiden Tellern liegt eine Kartoffel mit viel -sehr viel- Soße, Brokkoli und jeweils ein Steak. „Da seid ihr ja endlich! Wir “, sie sieht kurz zu mir und lässt den Blick dann aber schnell wieder auf Lennart fliegen, „haben uns schon fast Sorgen gemacht! Lennart lass mal ´nen Teller rüberwachsen, ich hab irren Hunger!“
Ira scheint einen sehr ähnlichen Charakter gegenüber meinem zu haben, so wechselhaft und unvorhersehbar.
Ich glaub´ ich werde hier nie Außenseiter sein, denn ich weiß jetzt schon ganz genau, die immer zu mir halten wird!
Leise antworte ich: „Mir geht es wieder sehr gut, Ira ist wirklich eine gute Krankenschwester! Wer schläft in dem Bett da vorne? Wir sind doch nur drei Mädels, oder? Nicht, dass es da nicht noch jemanden gibt der sich aber zu gut fühlt um mich zu begrüßen.“
„Genau genommen gibt es ja noch jemanden, aber keine Angst Lennart ist keine Zicke, die zu cool für dich ist…“
Ira nickt grinsend während sie spricht, aber bevor sie richtig fertig wird, fällt Ira noch was dazu ein: „Er ist vor ein paar Wochen aus seinem Einzelzimmer ausgezogen, ab zu uns. Wir haben bestimmt einen Monat lang den Admiral anbetteln müssen! Er war so hartnäckig, von wegen Jungs und Mädchen, also da könnte ja was schief gehen! Voll affig! Ich mein, wir drei waren schon immer beste Freunde, aber wir durften nicht in ein Zimmer.“
Dann herrscht eine Weile stille. Nach etwa einer drei-viertel Stunde, wo jeder sein eigenes Ding macht, sieht Iravon ihrem Buch auf und guckt auf die weiße hölzerne Uhr, die an der Wand hängt. Es ist fast zwanzig vor vier. Die anderen beiden sehen von ihren Büchern auf, bemerken, dass Ira ihren Rucksack packt. Leyla folgt ihrem Beispiel.
Wie Ira mir vorhin schon erzählt hat, das Drachentraining. Wie war das noch, also Ira und Leyla gehören zur Kadettenmannschaft von Kapitän… ach ich hab den Namen vergessen. Jedenfalls muss Lennart nicht mit, sondern erst später weil er zu einer andern Mannschaft und somit zu einem anderen Drachen gehört, der nicht in derselben Formation fliegt. Außerdem ist er ja auch schon Oberfähnrich… man, das sollte ich mir wirklich aufschreiben… vor allen Dingen sollte ich nachher aus dem Fenster gucken!
„Bis nachher“, ruft mir Leyla über die Schulter noch zu. Einen kurzen Moment danach knallt die Tür zu.
Lennart bittet mich an den Schreibtisch zu kommen und erzählt mir dann: „Also, die anderen beiden gehen ja jetzt zum Training und das tust du auch“, er spricht mit albern hochnäsiger Stimme und setzt Leylas Lesebrille, die auf einem Stapel Bücher liegt aus Spaß auf die Nasenspitze, jedoch nur bis zu dem Moment wo ich lache, dann legt er sie vorsichtig zurück. „nur du machst Theorie und Leyla, Ira, Paddy und Ari die Praxis. Wusstest du, dass alle Drachen sprechen können? Allerdings es gab auch mal ein Zeitalter in dem die Drachen sich so gefährdet fühlten, dass sie nur mit ihren Drachenfreunden oder ihrem Reiter kommuniziert haben. Drachen beherrschen die menschliche und die mentale Sprache. Letztere ist in den Genen vorhanden und die menschliche lernen sie durch die Schale ihres Eies ab dem 2 Monat innerhalb der Brutzeit. Es gab einmal einen Drachen namens Temeraire, er war ein chinesischer Himmelsdrache, sehr selten. Er wurde nur an Herrscher und dichte Verwandte derer geführt. Viel weiß man nicht mehr über die heldenhafte Geschichte dieses Drachen, es gibt jedoch ein paar Bücher über seine Geschichte von Anfang an, aber das ist jetzt grad nicht so wichtig, ich will, dass du weist dass er französisch, englisch und chinesisch fließend sprechen konnte, ich weiß nicht mehr genau warum, aber die einzige, logische Erklärung ist,…“
„… dass er während seiner Brutzeit in all diesen Ländern war! Genial! Ich würde gern mehr über diesen Drachen erfahren, danke, aber ich habs´ leider nicht so mit dem lesen.“
Verlegen und zugleich erstaunt sieht Lennart mich an. Er kann nicht fassen, dass ich so eine noch viel logischere Antwort auf die Sprachvielvältigkeit Temeraires habe, als er. Es ist ihm peinlich und er will mir seine Gedanken zu Temeraire nicht erklären, stattdessen gibt er die nächste Tatsache über Drachen frei und lobt mich, wie schnell ich, als Drachenanfänger, lerne. Worauf hin ich sage: „Ich bin ja auch kein Anfänger, sondern Fan! Ich liebe Drachen und bin sehr aufgeregt, welche zu sehen, weil ich irgendwie immer noch nicht glauben kann, dass es wirklich welche gibt.“
„Naja, wie dem auch sei“, führt er, mit skeptischen Gesicht und zuckendem linken Auge fort, „sicher fragst du dich wozu man heutzutage denn bitte noch Drachen braucht, aber sie werden als post- und kurier Drachen benötigt. Außerdem sind sie unheimlich… süß und dazu schnell! Einer von unseren Drachen, Larantja der Drache mit dem ich diene, hat deinem Direktor eine Nachricht überbracht als du noch in seinem Büro warst, weil die Drachen aber so klein gezüchtet wurden, sind nur noch höchstens zwei Personen zur Zeit auf dem Drachen tätig. Ich war mit Larantjas Wintergeschirr beschäftigt als der Kapitän gefragt hat wer von uns mit will. Also hab ich nur aus Erzählungen von dir gehört.“
Dann sieht er mir tief in die Augen. Meine Augen werden größer und meine Augenbrauen schieben sich hoch, dahin wo eigentlich meine Stirn sein sollte. Er sieht mein fragendes Gesicht, schüttelt seinen Kopf und redet weiter.
„Ich glaube, so schnell wie das alles geht, werde ich heute Abend mal zu Olivia gehen und ihr deine Fortschritte beschreiben. Ich bin mir sicher, sie wird dir schon morgen alles zeigen. Möchtest du, dass ich dir eine Karte anfertige? Ich kenne alle Lichtungen und weiß bei jeder, zu welchem Drachen sie gehört. Ich kenne einfach jeden Winkel hier, außer… die Bäder, sie sind nur für die Kapitäne, aber nicht mal die wichtigsten, die Formationsanführer und so, dürfen zu den Brutreihen. Seit es nicht mehr möglich ist Drachen in großen Massen zu züchten ist es immer geheimnisvoller geworden, wenn der Keller der Bäder zu Gespräch kam. Vor nur fünfzehn Jahren durfte noch jeder, der wollte abends in die Bäder um sich um die Dracheneier zu kümmern und ein Bad in den heißen unterirdischen quellen zu genießen. Heute ist das anders, denn nur Olivia darf hinunter steigen. Es heißt, die Bäder seien Kamera überwacht und nur im Fall einer Geburt dürfen die anderen Ratsmitglieder auch runter. Jeder, der den neuen etwas von den Bädern erzählt fügt noch etwas hinzu, ich glaube aber nicht an all diese Geschichten, deshalb werde ich dir auch nicht noch mehr darüber erzählen.“, mit dem letzten Satz muss ich mich ein wenig auseinander setzten, weil man nicht alles versteht, wenn Lennart spricht, da sein Englisch einen stark geprägten, schottischen Akzent hat, wenn er spricht.
Lennart schüttelt kurz seine braunen Haare nach rechts, dann streicht er sie mir der Hand wieder zurück nach links.
„Jedenfalls, geh bitte niemals darunter, es kann ernste Konsequenzen haben!“, rät er in besorgtem, jedoch ebenso leichtsinnigen Ton, „ da ist es auch gar nicht so spannend.“
„Du warst da? Mit deinen Kumpels oder allein? Wie sind die Bäder denn so? Wie groß sind die Eier? Wie hat man sie untergebracht? Sind Drachenjunge auch so süß wie andere Tierbabys?“, ich rede aufgeregt und freudig, was Lennart anscheinend als einschüchternd aufnimmt.
„Nein ich war nicht dort, nur meine Kumpels Lewis, Liam und so. Sie haben riesigen Ärger bekommen und durften zwei Wochen nicht zu den Drachen. Muss schrecklich sein, vor allem, weil Liam schon einen eigenen Drachen hat!“

Wir reden noch lange weiter, dann kommen Ira und Leyla wieder und Lennart geht zum Training, die beiden Mädchen gehen gleich schlafen, sie scheinen sehr erschöpft zu sein.
Ich gehe also allein zu Abendessen als die Glocke läutet.
Ich trete in den Saal, er ist groß - größer als ich gedacht hätte. Laut der Beschreibung von Lennart, die ich in den Händen halte, ist der große rechteckige tisch der beinahe einen Drittel des Raumes einnimmt der Tisch von Kapitänen und Admiralen außerdem dürfen Leutnante und Oberfähnriche auf ausdrückliche Einladung der Kapitäne und Admirale hier Platz nehmen und zusammen mit ihren Vorgesetzten speisen. Neben dem großen Tisch sind drei kleinere eingerichtet, an jedem dieser drei tische können 6 Personen sitzen, Lennard hat nicht eingezeichnet wer hier sitzt. Die drei kleinen sind zwischen dem großen dem runden der Kadetten verzeichnet. Ich sehe von der Karte auf und alles ist wirklich genau so eingerichtet wie Lennard es gezeichnet hat. Auf jedem der 5 tische und außerdem auf den kleineren ansonsten nicht gedeckten Tischen liegen bodenlange Tischdecken die weiß und ohne viele Falten herunterhängen. Keiner bemerkt mich, außer dem Türsteher.
„Ah, du musst neu sein, ich kenne jedes Gesicht hier. Deines nicht. Wie heißt du, in welchen Zimmer wohnst du und wie alt bist du?“
Ich sehe den Türsteher nicht sofort und erschrecke mich als er mich von hinten anspricht. Schnell drehe ich mich um und antworte so als würde er mir eine Pistole an den Kopf halten: „ Ich bin Sophie Namie und ich bin 14 Jahre alt, ähm Zimmer 97, Westflügel!“
„Keine Angst, Sophie!“, der Mann sieht gefährlich und verrückt zugleich aus, sein eines Auge ist größer als das andere und er trägt eine Uniform, die aus einer bodenlangen schwarzen schürze, einem grün weiß gestreiften Hemd mit Kragen und umgekrempelten Ärmeln besteht. Also doch ein wenig furchteinflößend, „Ich bin Fredeldodeldou, die anderen Kinder nennen mich Freddy. Das darfst du ebenfalls tun!“, Sagt er während er mir seine schrumpelig verkrüppelte Hand auf den Rücken legt, und mich zu Tisch 4, dem der Kadetten, begleitet.
„Kinder das hier ist Sophie! Seid alle schön nett und zeigt ihr wo die Essenspläne, dass Buffet sind und wer wo sitzt. Vergesst die Küche nicht!“, damit dreht er sich auf dem Absatz um und wandert fröhlich pfeifend zurück in Richtung Tür.
Ich setze mich und frage: „Wie heißt ihr?“
Einer der Jungs, die auch schon an meinem bettgesessen haben, antwortet auf Deutsch und stellt die anderen vor: „Ich bin Logan, das sind meine Kumpels Liam, Cameron, Lewis, Aaron und Jack. Du bist hier falsch, die Mädchen sitzen auf der anderen Tischhälfte, aber wir haben nichts dagegen wenn du hier bleibst, Süße.“
„Süße?“, frage ich mit einem höhnischen blick nach, „wow, bei uns in Deutschland lernt man sich erst mal kennen, bevor man den anderen belästigt.“
„Belästigt?“, fragt Liam mit einem höhnischen lächeln nach und fährt fort, allerdings auf Englisch „wow, bei uns in Schottland lernt man sich erst mal kennen bevor man den anderen beschimpft!“, und dreht den Kopf beim sprechen nach links und rechts zu seinen Kumpels.
„Sind sie schlimm?“ fragt ein Mädchen, das mir gegenüber und fünf Plätze weiter nach rechts, von Lewis aus gesehen, sitzt.
Sie hat ein rosa, hautenges Oberteil, das große auf gepuschte Ärmel hat, an.
„Es geht noch. Wie heißt du? Moment, ich geh kurz was zu essen holen und komm dann mal zu dir rüber.“
Ich stehe auf und gehe um den Tisch an dem fast alle Kadetten - etwa 15 - sitzen.
Neben dem runden Tisch der Kadetten sind die der Oberfähnriche und Fähnriche. Die Kapitäne haben einen eigenen Tisch und für sie sind auch einige zweier tische belegt, wo sie mit anderen Kapitänen essen können, wenn sie unter sich sein wollen.
Während ich zum Buffet, anschließend zurück zum tisch gehe und dabei aufpasse, dass nichts von meinem Tablett fällt, kommt am kapitänstisch lautes Gelächter auf, ich sehe vom vollen Tablett auf. Einer der Kapitäne hat wohl etwas Witziges gesagt oder sie sind einfach alle ein wenig angetrunken.
Schnell gehe ich zurück zu meinem Platz und setze mich zu dem Mädchen was mir jetzt weiter erzählt , dass es Emma heißt und sie einen kleinen Hund hat der auch hier auf dem Stützpunkt wohnt, außerdem ist sie mit Lewis zusammen und kann auf Händen laufen, sie kann angeblich auch innerhalb von zwanzig Sekunden auf den größten Drachen klettern, einmal unter seinem Bauch durch klettern und sich wieder in den Sattel setzen, ohne den Boden zu berühren oder Hilfe des Drachen selbst zu verlangen. Ich staune und sehe Emma verblüfft an. Wie man so viel bloß innerhalb von weniger als einer Minute von sich erzählen kann, ohne den Eindruck zu erwecken man sei eingebildet und sehr von sich selbst überzeugt. Im nächsten Moment spricht mich Aaron an der jetzt direkt neben mir sitzt: „Hey, ähm, du bist also aus Deutschland. Und du kennst echt keine Drachen? Ich mein, wir versuchen zwar sie zu verheimlichen, aber dass es so gut klappt hätte ich echt nicht gedacht! Ich komm morgen bei deiner Führung mit, genau gesagt ich führe dich, weil Olivia nicht solang Zeit hat. Sie zeigt dir nur kurz die Bäder und… hey Liam hör auf mit dem Schwachsinn!“
„Komm Aaron gehen wir. Wollten wir nicht noch mal bei der süßen Erin vorbeischauen?!“, sagt Cameron und zieht dann die Augenbrauen hoch. Im verbeigehen nimmt er Aaron mit, indem er seinen Kopf unter einen Arm klemmt.
Ich sehe Emma an und sie mich. „Du darfst in die Bäder? Wie ungerecht! Ich durfte nicht, als ich neu war. Auch jetzt nicht! Pah!“
Beleidigt und mit stolzem Blick geht sie fort. Inzwischen hat sich der Tisch sehr geleert und es sitzen nur noch Lewis, Jack, ich und ein mir noch fremdes Mädchen am Tisch. Sie ist dick und isst bereits ihre 18. Portion von diesem ekligen Kartoffelmatsch mit Soße.
Jack setzt sich nun auf meine linke Seite und Lewis auf meine rechte.
Jack trägt noch seine Uniform als Kadett und Lewis die, eines Kapitäns.
„Also Lewis, du hast schon einen eigenen Drachen?! Warum sitzt du dann nicht da drüben?“,ich deute auf den Tisch der Kapitäne, „ Noch zu jung oder was?“
Er hat sich grade neben mich gesetzt, da steh ich auf und gehe.


Kapitel 4


Schweißgebadet schlage ich die Augen auf und ziehe meine Pantoffeln an, die neben meinem Bett bereit stehen. Ich laufe so schnell ich kann die Treppe herunter und greife im vorbeigehen nach einer Jacke, die über einen der weißen Stühle hängt. Die rauen steine an den Wänden der vielen Wendeltreppen sind kalt und leicht feucht. Weinend und hell wach, jedoch zugleich im Halbschlaf tapse ich missmutig durch die große Eingangshalle des Stützpunktes, mit einem Ziel vor Augen, das nicht real, sondern einfach nur weit weg ist.
Knarrend öffnet sich die Tür, durch meine Hand, und ich wandere hinaus in die dunkle, kalte Nacht. Unter meinen Füßen knistern Laub und einige Steine. Am Horizont sehe ich bereits einen dünnen Lichtschein, aber man kann diese Zeit noch nicht als Dämmerung bezeichnen. Mein Herz pocht wild in meiner Brust und ich fühle mich beobachtet. Der Weg den ich entlang laufe ist von Bäumen gesäumt. Das letzte Mal bin ich hier mit Richard gegangen und wusste noch nicht dass das Schnarchen, Gähnen und Wälzen, das ich neben und hinter mir vernehme keine Tiere wie streunende Hunde sind, sondern Drachen! Für einen kurzen Moment glaube ich einen solchen über mir fliegen zu sehen.
Vor mir ist nun nur noch das große eiserne Tor, ich zwänge mich durch die Gitterstäbe, da es mit einer dicken stählerneren kette verschlossen ist. Es ist ein altes rostiges Tor von einer Höhe von etwa 7 Metern.
Ich laufe durch einen Wald der noch stock finster ist, der Sonne entgegen. Immer wieder weiche ich bäumen aus, die ich trotzdem nicht richtig wahrnehme und dann bin ich auch schon auf der anderen Seite des Waldrandes. Nun etwa eine halbe Stunde gewandert. Ich stehe auf einem kleinen Wall zwischen Wald und dem in der Dunkelheit braungrauen Feld, was sich vor mir ergiebt. Wie ein riesiges Meer aus Erde, nur einigen wenigen Maisstoppeln, die den Winter bis jetzt überstanden haben. Doch schon bald würde ein Bauer kommen und alles was noch hier wächst oder einfach nur liegt, unter die Erde pflügen und neue Samen ausstreuen.
Von der Sonne ist nun bereits ein Viertel zu sehen. Dieser große Stern hängt dort als helle, gelbe Scheibe am Himmel und denkt sich nicht, dass hier ein junges Mädchen steht und verzweifelt ist, weil sie weder weiß, wo sie ist, noch wann sie es hinter sich lassen wird und nach Hause zurück kehren darf.
Ich gehe ein paar wenige Schritte auf das Feld und lasse mich dann weinend auf die Knie fallen. Die Hände vors Gesicht geschlagen, den Kopf hängend Richtung Boden.
„huh?!“ höre ich es aus einer Baumgruppe weit rechts von mir. Mein Kopf schnellt herum. Ich kann nichts erkennen, da ich bereits aufspringe und zurück in den Wald laufe. Ich laufe einfach in der Hoffnung zurück zum eisernen Tor zu gelangen. Ein Zweig nach dem anderen schlägt mir ins Gesicht und immer mehr kleine, blutige Kratzer zeichnen mein Gesicht. Ich traue mich nicht, mich umzusehen und nach zu gucken was mich verfolgt. Ob Mensch oder Tier, ich will ihm nicht in die Hände fallen. Hinter mir höre ich noch lange Äste knacken, aber dann ist es plötzlich still.
Beruhigt gehe ich langsam weiter. Nun bin ich endgültig wach und bei vollem Bewusstsein. Leicht finde ich den Weg zurück.
Ich bin fast wieder auf dem Weg den Richard und ich am Morgen gegangen waren, jedoch noch außerhalb des Geländes der Drachen.
Schließlich zwänge ich mich wieder durchs Tor und wandere die Allee zwischen den vielen Linden entlang und horche dem gleichmäßigen Atem der schlafenden Drachen neben mir. Bei dem Gedanken von Drachen läuft mir ein schauer über den Rücken. Ich vergrabe meine Hände, die vollig schwarz von der Erde des Feldes sind, tief in den Jacken Taschen.
In den Taschen sind ein Taschentuch, eine Büroklammer und ein kleiner Faden. In der linken ist ein Loch.
Entsetzt bleibe ich stehen und stelle ich fest das die Jacke und ihr Inhalt nicht einmal mir gehören. Schnell blicke ich an mir runter und mir fällt auf wie blöd ich aussehe. Die Haare vom Albtraum zerzaust. Die dünne, rosafarbene Schlafanzughose ist an den Enden und Knien vollkommen verdreckt. Nass dazu. Außerdem passt das helle Rosa nicht zu dem Braun der dicken, ledernen Winterjacke. Und mein Gesicht muss sehr geschunden und zerkratzt aussehen. Was werden die anderen denken, was ich heute Nacht gemacht hab? Das ich einen Drachen angegriffen und er sich stark gewehrt hat?
Ein Schatten fliegt über meinen Kopf. Als ich hoch schaue sehe ich den Bauch eines kleinen, weißen Drachen. In dieser Nacht war ich nicht allein unterwegs, oder zumindest nicht die einzige, die sich heimlich davongestohlen hat. Ein kurzes Lächeln gleitet über mein Gesicht.

Mein Bett ist noch immer nass von meinem schweiß. Anscheinend war ich nicht allzu lange draußen. Ich lege mich also auf das Sofa und nehme mir eine dünne Wolldecke aus dem Schrank neben der Tür. Ich versuche wenigstens noch ein bisschen zu schlafen, auf die Seite, das Gesicht zur Wand gelingt es mir lange Zeit später sogar. Da mein Bett kein normales ist sondern an die runde Wand des Turmzimmers angepasst wurde kann ich mich nicht grade ausstrecken sondern muss mich komisch, unangenehm winden. Ich werde Ira morgen fragen ob sie mit mir tauscht. Oder Lennart.
Als ich aufwache und mich auf die Kante vom Sofa setze, sehe ich dass meine knie aufgeschürft sind und ich gehe zum Schrank neben der Tür, an dem ein großer spiegel hängt. Mein Gesicht ist völlig zerkratzt.
Was ist denn heute Nacht passiert?

Es klopft. Ira, Lennart und Chloé sind nicht da. Lennart hat mir ein Buch zum Lesen gegeben. „Von Großen und kleinen, Alten und neuen Drachenrassen“ steht vorne darauf. Ich lege das Buch zur Seite und schlage die Wolldecke die ich um meine Beine gestopft habe zurück. Das Sofa quietscht beim aufstehen, und ich öffne die Tür.
Vor mir steht Miss Olivia und lächelt sie fragt: „Möchtest du mit kommen? Ich führe dich zu den wundervollen Drachen, wir werden uns um meinen kümmern und wir werden das gesamte Gelände erkunden. Nachdem wir Geoffrey versorgt und geritten haben, “ sie zwinkert mir zu, „ haben wir den ganzen Tag Zeit. Aaron ist übrigens verhindert.“
Ich weiß nicht aber vielleicht schimmern sogar meine Augen und ich werde rot. Ich fühle mich wie im Himmel. Ich darf raus! Zu den Drachen! Ich darf sogar einen reiten! Wow!
Kurz darauf befinden wir uns laut Olivia auf dem Weg der Lichtungen. er führt vorbei an sämtlichen Lichtungen und endet auf einer Seite am putz, Pflege und Futterplatz und am anderen Ende befindet sich eine kleine wiese, an dessen Rand einige Holzhütten stehen. Lennart steht davor und werkt an einem dicken Lederriemen herum. Er bemerkt mich nicht.
„Dies sind die Hütten der Bodentruppen. Hier werden Geschirre entworfen, angepasst, und wieder repariert. Ab und zu reißen noch welche beim Flug. Früher waren dann gleich Männer an Bord die es reparierten doch das ist bei den kleinen Drachen nicht mehr möglich. Soviel Gewicht können sie nicht tragen. Es ist wirklich eine Schande!“ erklärt Olivia.
„was ist das?“ ich deute auf einen Hügel, in den ein Tunnel führt. von einer dicken forte verschlossen.
„es sind die Bäder. Wir kommen später wieder her und ich erkläre dir das alles genauer erstmals Gesuchen wir Geoffrey. Er wartet sicher schon ungeduldig wie er ist.“
Ich staune. Sie spricht von ihrem Drachen wie von einem Freund, immer mit einem Lächeln auf den Lippen und eine sehnsüchtigen blick so als könnte sie es kaum erwarten ihn wieder zu sehen. Sie liebt ihn wirklich. Wie kann man so stark an ein Tier gebunden sein? Ich weiß nicht wie man sich da so sehr rein steigern kann. Es ist unfassbar denn sie hat volles Vertrauen und ihre ganze aufmerksam nur noch auf den Drachen legt als wir auf seine Lichtung treten.
Jetzt sehe ich auch warum sie ihn so liebt. Man kann ihm nicht wiederstehen! Er ist wunderschön. In der Höhe schätze ich ihn auf 2 Meter. Nicht hoch aber dafür hat er kurze Beine. Ja eigentlich besteht er vollkommen aus Masse. Er erinnert an einen Mix aus Schwein und Giraffe! Mit dem langen anmutig gebogenen hals und den rosa orange schimmernden schuppen. Er wirkt eigentlich weiß aber wenn man genau hinsieht schimmert er nicht nur rosa uns orange sondern auch lila, hellblau und unter dem Bauch ein bisschen grünlich. Seine Hörner sind nicht besonders groß aber immer hin einen Finger lang. Der Kopf bildet einen ovalen ball von dem die Schnauze abstößt. Das Hinterteil ist mit dem eines Pferdes zu vergleichen, nur der Schwanz ist lang und dünn wie bei einem Dinosaurier. Ich hätte mir einen Drachen vorstellen können wie ich wollte, er hätte nie im Leben so ausgesehen! Nicht so prachtvoll und dennoch einfach, er wäre im Leben nicht so farbenfroh und zugleich eintönig gewesen.
„Sophie! Bist du im stehen eingeschlafen?“, Olivia winkt mir mit der Hand vor der Nase herum.
„Nein nein. Mir geht es hervorragend. Ich hätte mir nie so ein Wesen vorstellen können! Es ist unglaublich!“
„na dann, führen wir ihn zum Waldrand an die Futterwiese. Da laufen Schafe und Kühe rum, dass er sich satt fressen kann. Danach waschen meine Kadetten ihn und wir können die Führung fortsetzen.“

Die futterwiese liegt nun vor mir. Nein. Eigentlich ist vor mir ein Abgrund von etwa 10 Metern, darunter fängt die Wiese an. Olivia steht neben mir und zusammen beobachten wir die 5 Drachen die nun über die Wiese jagen und ein Schaf nach den anderen zerfetzen und auffressen.
Ihr Münder und die großen tatzenartigen Klauen sind blutverschmiert.
Ich will nicht die Arbeit der Kadetten tun, niemals!
Jetzt gehen Olivia und ich weiter.
„so, diese wiese gehört den Bodentruppen. Naja früher gab es Bodentruppen aber heutzutage wechseln die Flieger ihre Mannschaft für jeden Flug aus, also die tauschen innerhalb ihrer Mannschaft die mitfliegenden aus, wer nicht fliegt gehört solange zur Bodentruppe. Logisch oder?“
„ ja das leuchtet ein. Und früher haben sie in solchen Hütten gewohnt und in den jeweiligen daneben gearbeitet?“, ich zeige auf eine Reihe von Hütten und sehe sie fragend an, „ interessant! Aber was ist das?“
Ich drehe mich um, denn unter dem Hügel hoch zur Burg ist ein Tunnel, von einer starken Tür verschlossen, der unter die Erde führt.
„ das“, sie macht eine kleine Pause, „ sind die Bäder. Komm mit. Es ist faszinierend.“
Sie öffnet die metallene Tür, und ich muss husten. Aus der Tür kommt uns ein unangenehm heißer Luftzug entgegen. Es ist feuchte Luft, ich hatte nicht mit so einer hohen Luftfeuchtigkeit gerechnet. Olivia geht vor. Hinter mir schließe ich die Tür.
„die Bäder wurden vor vielen Jahren von den Römern angelegt. Damals wurden sie genutzt um sich zu entspannen, denn wie du merkst ist es hier fast wie in einem modernen Dampfbad.“
Die sieht mich noch einmal an, dann geht sie die erste der vier Wendeltreppen hinunter.
Mit der Zeit merke ich wie meine Kleidung durchnässt. Schnell rieche ich an mir um heraus zu finden ob es schweiß oder Wasser ist, und stelle mit einer gewissen Zufriedenheit fest, dass ich nass von der Feuchtigkeit bin, die in der Luft hängt.
Am Fuß der Treppe erwartet mich etwas womit ich nie gerechnet hätte.
ich dachte hier unten läge ein kleiner Raum in dem ein zwei Löcher im Boden sind, die mit Wasser gefüllt sind. Und eine raue, kantige Wand aus grauem Stein.
Aber von wegen, alles was ich sehe ist Nebel. Wenn ich spreche hallt es, was bedeutet dass es ein großer Raum ist. Ich will grade aus gehen um die Wand zu finden, doch kurz bevor ich dagegen laufe sehe ich vor mir ein Regal.
„Vorsicht!“, ertönt Olivias Stimme von hinten, die inzwischen eine Tür gefunden und geöffnet hat.
Ruhig antworte ich ihr, es sei alles in Ordnung als ich mit meiner Hand das steinerne regal streichle. Es ist nur leicht feucht, aber im Gegensatz zur Luft eis kalt.
Es ist angenehm im feuchtnassen Nebel herumzulaufen- es wirkt auf mich fast wie eine Massage oder so. ich folge Olivia durch die Tür und im nächsten Raum, der nicht ganz so schmucklos ist, hängen verlasst, teilweise nicht mehr sichtbare Gemälde an der bröckelnden Wand.
„ist es nicht gefährlich hier unten?“
„aber nein, diese räume gibt es seit Jahrhunderten, also warum sollten sie jetzt einstürzen? Siehst du die Säulen? Wenn du sie befühlt spürst du die rillen. Sie stammen eindeutig aus der Römerzeit.“
Olivias Stimme klingt freundlich, wie immer, doch sie hat einen gewissen Nachdruck als sie fortfährt. Die nächste Tür hinter die wir treten ist die wichtigste. Dahinter befindet sich die Brutstätte. Tiefe Nischen sind in die mauern eingelassen, in den meisten befindet sich nichts außer Strohreste oder wolle.
In den anderen jedoch liegen eier. Dracheneier. Diese Fächer erkennt man auch daran dass sie mit Stoffen und Tüchern ausgestopft sind. Jeden Tag muss ich hier herunter kommen und nachsehen ob sich vielleicht eines der eier verhärtet. In der ganzen Zeit die ich hier arbeite hat sich bisher nur ein Ei verhärtet. Das von Geoffrey.“
Der Raum in den ich jetzt trete ist noch wärmer aber die Luftfeuchtigkeit sinkt stark weshalb mein Mund und hals sich jetzt trocken anfühlen. Schade dass ich meine lippenpflege nicht dabei habe.
Man hört in kann es auch erahnen ein kleines Rinnsal, das sich fast durch den gesamten schrägen raum erstreckt.
Es fließt dicht vorbei an dem großen regel. Nur elf eier liegen darin. Olivia fängt an eine Nische auszuräumen und die Schale zu streicheln
„diese schale hat sich nicht verhärtet. Schade aber auch. Übrigens weißt du vielleicht von Hühnereiern, das auch manchmal welche unbefruchtet sind und deshalb keine Küken schlüpfen, doch bei Drachen ist das eher wie bei Bienen. Befruchtete Eier werden sie Drachenweibchen und die unbefruchteten zu Männchen. Dieses ist ein unbefruchtetes“, sie holt das nächste raus, „ das erkennt man an der Form. Es ist sehr lang und etwas größer als das was ich eben in der Hand hielt -mal ganz neben bei, warum hilfst du mir nicht?- also was ich eben hatte, war ein Weibchen. Es war rund und eher klein.“
„wie soll ich denn helfen?“, vorsichtig nehme ich bei einem ei die Tücher weg, und streife mit der Hand über die Oberfläche. Es ist ein rundes ein. Und wunderschön. Es ist dunkelgrau mit hellen, fast silberleuchtenden wirbeln darauf. Im Schein von Olivias Lampe, wirkt das Ei grade zu mächtig. Mir wird schwindlig, als ich eine hohe stimme in meinem Kopf höre. „wer bist du?“
Schnell nehme ich die Hand von ei und die Stimme hört auf zu sprechen.
„Alles klar mit dir? Hier ist eine salbe, reib das Ei gründlich damit ein, du kannst dann spüren ob sich die Schale verhärtet hat.“
Wiederwillig nehme ich die salbe auf die Finger und reibe das Ei damit ein. Ich versuche die Stimme zu ignorieren, die sagt: „nun sag schon wer bist du? Ich weiß dass du mich verstehen kannst! Also antworte mir!“
„nein! Wer bist du?“, schreie ich.
„bist du von allen guten Geistern verlassen? Wieso schreist du so, hier ist niemand außer uns und den Eiern!“
Mir bleibt der Atem stehen. Natürlich, wie könnte es auch anders sein? Der Drache in dem Ei, er spricht mit mir!
„jetzt aber raus hier, schämst du dich denn nicht?“
Als wir wieder oben sind und Olivia mir Anweisung gibt sofort in mein Zimmer zu gehen, anstatt noch mit Aaron den Rest des Stützpunktes anzusehen, spricht sie nicht mehr so nett wie immer. Sie ist aufgebracht und wütend.
Fluchend gehe ich den Weg zurück, mir kommen insgesamt 4 Drachen zusammen mit ihren reitern entgegen. Jeder einzelne von ihnen spricht mit seinem Drachen aber Drache antwortet auf nichts. Ich würde mir dumm vorkommen, den ganzen Tag mit einer Wand zusprechen, glaube ich.
Im Zimmer sind Lennart und Ira. Sie fragen wie die Führung war und ich erkläre es ihnen in allen Einzelheiten. Sie sind erstaunt als sie hören, dass ich sogar mit zu Geoffrey durfte. Die Stimme des Eis verschweige ich ihnen, ich habe mir das bestimmt nur eingebildet, warum sollte ich auch die Stimme eines Drachen in meinem Kopf hören, aber eins ist mir klar, während ich über die Schale des Eis strich, verhärtete sich die Schale.

Diese nach habe ich keinen Albtraum, ich muss nur ständig an das Ei denken. Ich lad schon eine Weile wach als die Klingel da erste Mal klingelt, das ist zum wecken und bedeutet ab jetzt kann man zum Essen kommen und schon mal dort warten. Das zweite Mal klingelt sie wenn das essen angerichtet ist. Ira hat mir erklärt, die meisten Leute gingen erst hinunter wenn es das zweite Mal klingelt. Also schlüpfe ich in meine Hausschuhe und setze mich an den Schreibtisch. Ich pule an meinen fingern rum, da rauscht hinter der Wand die Spülung und die Tür zum band öffnet sich. Lennard tritt heraus und grinst mich an.
„ich habe dir eine Karte gemalt, du hattest zwar schon deine Führung aber es ist besser wenn man als Neuling eine Karte hat. sie liegt neben der Tastatur vom PC. Dein Name steht drauf.“
„danke“, sage ich als ich die Karte öffne. Das Hauptgebäude ist in der Mitte und eigentlich weiß ich schon alles aber ich habe plötzlich eine Idee.
„Wo befinden sich die Bäder?“
„sie sind direkt unter dem Hof“, er kommt zu mir und ich bemerke erst jetzt dass er nicht anhat außer einem feuchten, wirklich tief gerutschten Handtuch, und als Accessoire trägt er eine Zahnbürste mit reichlich Schaum in Mund, er zeigt auf eine Stelle auf der Karte, „hier!“
Die Klingel läutet das zweite Mal. Ira, die ein Buch gelesen hatte, und Chloe, die angezogen und geduscht im Halbschlaf dagelegen hatte, gehen mit mir und meiner neuen Karte runter zum Frühstück. Lennart kommt nach.
Beim Frühstück sitze ich neben Ira und Chloe, die mich von beiden Seiten vollquatschen, aber mein Interesse gilt nur Olivia die am kapitänstisch sitzt und mich böse anstarrt. Den Rest des Tages sehe ich bei Iras Training zu.
Erst am Abend nachdem sie wieder in den Bädern war und sich um die Eier zu prüfen, klopft sie an meine Zimmertür: „ es tut mir leid, wie ich mit dir umgegangen bin. Ich habe bemerkt dass sich an dem Ei, dass du gestern geprüft hast, die Schale verhärtet ist, war das gestern schon so?“
„ja“, schnalze ich kurz.
„ ich kann verstehen, dass du es mir nicht sagen wolltest. Es tut mir wirklich leid. Hat sich die Schale verhärtet als dufq das Ei berührt hast? Bestimmt hast du dich deshalb so erschrocken. Der Drache entwickelt nun ein Gehirn und in frühestens fünf Tagen und spätestens einem halben jahr wird ein drachenjunges schlüpfen. So etwas kann man nicht genau sagen. Weißt du ein drache entwickelt das bewusstsein fast als erstes im ei und das gehirn kommt erst sehr viel später mehrere jahre später sogar.
Danke.“ Damit dreht sie sich um und geht.
Ich sehe ihr noch ein bisschen nach, wie sie so die Treppe runtergeht. Chloe klopft mir auf die Schulter.
„wollen wir was spielen? Ich hab in der Bibliothek ein Spiel namens drachenfreund gefunden. Vielleicht hilft es dir beim lernen!“
„klar!“
Wir setzen uns auf den Teppich neben Iras Bett und sie erklärt mir das Spiel.
„also, es dauert ja eine bestimmte Zeit bis ein Drache schlüpft. In diesem Spiel ist das anders, du musst immer 5 Karten auf der Hand haben und wenn du ein paar hast, einen reiter ein Ei und den dazugehörenden Drachen, kannst du sie hier auf dem Spielfeld ablegen. Du erkennst es daran dass sie dieselbe Sprache sprechen, egal welche Sprache ein Drache spricht, ein reiter passt immer dazu.“
„und wie erkenne ich das das Ei dazu gehört?“
„ganz klar! Die Eier können auch mit ihren reitern kommunizieren. Sie sprechen ebenfalls mit ihnen, Drachen die erwachsen sind können das auch lernen. Es funktioniert indem die Drachen sich in das Gehirn des Menschen hecken. Es gibt sogar Menschen die nicht wollen das ihre Drachen das lernen, weil sie sonst mit anderen reitern sprechen könnten, von denen sie es gar nicht wollen das ihr Drache sich mit ihnen unterhält. komm zieh eine Karte!“

Es ist Sonntag, das heißt ich bin schon eine Woche hier. Es ist viel schöner als ich dachte. Ich habe aber keinen Kontakt zu meinen Freunden in Deutschland weil hier oben fast kein handyempfang ist und Internet haben wir an unserem Computer auch nicht.
Ich sitze unter einem Baum an der Allee an Iliana Lichtung. Ich lese „viele Geschichten von vielen Katzenbabys“. Naja, was heißt ich lese, wenn ich die ganze Zeit an den Drachen im ei unten in den Bädern denke und mir dabei vorstelle er sei mein eigener Drache und sähe genauso aus wie Iliana.
Iliana ist ein noch schöneres Tier als Geoffrey. Ich würde sie zumindest bei den Drachenweibchen an erste Stelle stellen. Sie ist knallig orange mit einer grünen Laterne auf der Stirn. Die Füße haben genauso grüne stiefel an und ihr rücken ist grün-orange gestreift. Ihre Augen passen eigentlich gar nicht zu ihrem Körper. Die sind klein und Türkis. Etwas ganz besonderes.
Aber, der Drache in den Bädern er ist… warum denke ich dauernd an ihn? Ich weiß doch, dass das Ei rund war und kleiner als die anderen. Es ist ein Ei aus dem eindeutig ein Drachenweibchen schlüpfen wird.
jetzt fällt mir meine Idee von neulich wieder ein. Ich wollte versuchen im Hof den Platz zu finden unter dem die brutstelle in den Bädern ist. Vielleicht kann ich mit dem ei kommunizieren, wie in dem Spiel.
Laut der Karte liegen die Bäder genau unter dem Hof und die brutstelle müsste an der kleinen Erhebung im Boden sein, wo im Moment ein Pascalblauer schläft. Ich setzte mit in den Schatten des Drachen, der allerdings selbst höchstens einen Meter hoch ist, wenn er sich aufrecht stellt. Dann nehme ich mein Buch und fange an laut aus meinem Buch vorzulesen.
Auf einmal steht Emma vor mir und glotzt verwirrt zu mir runter.
„bist du noch da? Hey antworte mir!“, der kleine Drache spricht weiter in meinem Kopf und aus meinem Mund kommt nur Schwachsinn, während ich mit Emma reden möchte.
„alles klar bei dir?“, beide fragen gleichzeitig.
„psst sei leise!“, zischel ich dem Drachen zu, „ Ääh Emma, ich spreche doch mit niemandem! Ich habe nur laut gelesen.“
Sie sieht mich forschend an und dann sagt sie: „ Aaron sucht dich.“
Sie dreht sich um und geht.
Auf der Wiese der Bodentruppen treffe ich Aaron und er sagt, er wolle mir etwas zeigen und ein bisschen mit mir reden. Während wir zu einer unbewohnten Lichtung gehen, die laut Aaron auf drei Seiten von Kirschbäumen und auf der anderen, der hinteren, von einem Fluss umgeben ist, sprechen wir über das was Olivia mir alles nicht gezeigt hat. Aaron ist entsetzt, dass sie so viel ausgelassen hat. die schönsten orte sagt er.
Als wir auf der Wiese ankommen pflücken wir erst ganz viele Kirschen und legen jene in unsere hochgezogenen Pullover. Später lehnen wir uns nebeneinander an einen Baumstamm und essen die Kirschen. Immer gleichzeitig eine, damit wir sie dann auch zur gleichen Zeit ausspucken können und sehen wer weiter kommt. Wir lachen total viel und dann sind plötzlich unsere Kirschen alle. Wir starren uns in die Augen. Meine Lippen und vor allem mein bauch kribbeln, hoffentlich von den vielen Kirschen.
Aaron sieht dass es mir unangenehm ist als ich meinen blick schnell abwinde, bevor er mich küsst und steht auf um neue Kirschen zu pflücken doch ich sage es sei nicht nötig und halte ihn am Arm zurück. Ich sehe auf die Uhr meines Handys und sage: „ich muss los, hab jetzt Training, bis heute Abend beim essen.“
Ich blinzele ihm zu und gehe. Ich spüre, dass er mir hinterher sieht.
Es stimmt. Ich habe jetzt Training. Beim letzten Abendessen sagte Freddy ich habe heute um 16.23 Uhr Training mit Kapitän Lewis. Kapitän Lewis. Allein der total regt mich auf. Ich will unbedingt einen Drachen reiten, nur deshalb mache ich das Training mit ihm. Auch wenn er ein Arsch ist.
Aber Logan ist fast noch schlimmer. Irgendwie ist diese ganze Clique nicht ganz klar im Kopf. Wie hießen sie nochmal alle? Ich glaub auf jeden Fall ja Logan, Lewis und Aaron. Es gab auch einen Cameron und einen Jack. Gut, über Cameron und Jack kann ich nichts sagen. Einer war da noch aber seinen Namen hab ich vergessen. Aaron ist total nett und die anderen beiden bescheuert. Lennart ist als Bruder auch so voll in Ordnung. Er ist ja nicht mein Bruder, aber es fühlt sich ein bisschen so an.
Beim Training sitze ich eng hinter Logan und muss ihn umarmen um mich an ihm festzuhalten. Dass es so schlimm ist hätte ich nicht gedacht. es ist auch nicht schlimm. Er riecht gut, aber dieses Gefühl was sich in mir ausmalt ganz und gar nicht.
Ich glaube Logan genießt es, dass ich so hinter ihm sitze und ihn umarme. Immer wieder fragt er über die Schulter irgendwelche Dinge.
Sowas wie „geht’s dir gut?“, „ist doch dein erster Flug oder?“, oder auch
„Achtung, hast du gehört was der Trainer sagt? Kurve!“, und dann kam „sitzt du beim Essen neben mir?“
Im dem Moment als ich „ja“ antworte, bereue ich es schon wieder.
Später beim Essen ist es aber gar nicht so schlimm.
Die nächsten drei Monate verlaufen ruhig. Ein richtiger Alltag kehrt auf dem Stützpunkt ein. Jeden Tag stehe ich mit Lennart auf und wir gehen Frühstücken.
Die anderen beiden essen mit der zweiten Schicht.
Dann dusch ich. Er sagt das lässt er wegen der Regel „Ladys First“ zu. Ich glaube er lässt mich vor, weil da das Wasser noch kälter ist.
Nachdem wir beiden fertig fürs Training sind, gehen wir raus und sitzen irgendwo da rum mit dem anderen. Wir haben meist noch eine Stunde Zeit, alle treffen sich am Brunnen.
Später heißt es dann aber Training. Es ist hart und sehr anstrengend. Ich habe schon fast sechs Kilo abgenommen. War ja auch vorher nicht so ganz muskulös. Jetzt habe ich etwa dieselbe Figur wie alle Mädchen hier, und außerdem dieselbe Frisur. Richard besteht darauf. Er will einen militärischen Ton reinbringen.
Es gibt zwei Trainingseinheiten. Eine findet morgens statt. Am Himmel. Die andere am Nachmittag. Da ist man bei den Bodenmannschaften und die Gurte und Nähte vom Geschirr werden geprüft.
Bei Chloe und Ira ist das genau andersrum.
Um die Mittagszeit sitzen viele wieder am Brunnen oder sehen den Drachen bei der Jagd zu.
Mehr passiert am Tag eigentlich nicht. Außer den Malzeiten. Sie finden wie man sich denken kann morgens und abends statt. Mittags kann man sich in der Küche Eis oder so holen. Lennart ist wie Herr Minster ja schon sagte, fast immer da, wenn er nirgendwo gebraucht wird. Er kocht dann. Isst aber nichts sondern verfüttert seine leckeren kunstwerke an die Drachen. Olivia und Hans regen sich immer wieder über ihn auf, aber nichts kann ihn halten.
Ich sitze allein mit meinem Buch neben dem Pascalblauen, der jeden Mittag an derselben Stelle ein Schläfchen hält und lese.
Der Schläfer heißt übrigens Najim. Sein Kapitän kommt beim reiten kaum mit ihm klar, weil er wenn er erst mal wach ist voller Energie steckt.
Auch jetzt sitze ich und lese laut vor. Ab und zu fragen mich leute wieso ich nicht leise lese, dann antworte ich mit einem seufzer und der fragende geht augenverdrehend weg.
Im moment lese ich ein spannendes fatasy buch mit vampiren und einer prinzessin, die von einem reinblütigen vamir gefangengehalten wird und schon bald sterben soll.
Es ist bereits der 23. Tag an dem ich hier sitze und vorlese. Der drache im ei und ich treten immer öfter in kontakt. Wenn ich fertig gelesen habe, stpsen wir gegenseitig unsere geister an. Es ist ein wunderbares, kitzeliges gefühl. Es fühlt sich an wie liebe.
Umso stärker und größer der drache wird, desto stärker fühle ich auch die impulse die während der verbinndung unserer geister in ein ander übergehen. Als ich direkt unten in den bädern das ei in der handhielt, da konnte ich ja sogar seine Stimme in meinem Kopf hören. Sicherlich liegt es, dass ich es jetzt nicht hören kann daran, dass es so weit entfernt ist.
Morgen gehe ich runter in die bäder. Es ist zwar verboten, aber ich muss mich ja auch nicht erwischen lassen oder?!
Später beim training musste ich die flaggen setzen. Dreimal lag ich falsch und gab das falsche zeichen sodass logan reichlich sauer mit mir ist als wir fast mit einem anderen drachen zusammen stoßen.
„konzentrier dich doch mal!“ , er schreit mich über die schulter an und lässte seinen griff los, sodass er nur noch an seinem karabiner haken hängt.
Er schreit um hilfe und ich weiß nicht was ich tun soll. Schnell überlege ich mir verschiedene taktiken. Schließlich strecke ich mein bein in die luft und mache einen handstand. Logan greift mein bein und ich kralle mich noch fester in den gurt um Nimal. Langsam zieht er sich an meinen beinen hinunter zurück ans geschirr. Nimal fliegt so lamgsam er kann, in der luft stehen bleiben kann kein drache. Ich habe zumindest noch nie einen solchen gesehen.
Als logan den griff wieder festumklamert und nimal erleichtert aufstähnt, lasse ich mich erschöpft aus meiner handstandposition fallen.
Nach dem abendessen gehen lennart und ich in unser zimmer. Er ist tot müde und geht direkt ins bad. Ich sage ich wolle noch einen kleinen spatziergang machen und husche aus dem zimmer in dem die beiden anderen mädchen bereits schlafen.

Leise knartscht die große tür vor dem eingang hinunter zu den bädern. Schnell gehe ich hinein bevor jemand mich sehen kann, auch wenn alle bereits auf ihrem zimmern oder beim Essen sein sollten. Ich verstehe nicht, wieso keiner zu den dracheneiern darf. Lennart hat mal erwähnt das früher alle darunter durften um sich nach der Arbeit zu entspannen und auf dem Weg kamen sie an den eiern vorbei, sodass immer sofort festgestellt werden konnte, wenn ein drachenjunges begann zu schlüpfen.
Ich bin jetzt bei dem Regal und ziehe mich bis auf die Unterwäsche aus. der Rest ist sowieso schon durchnässt. Mein Buch nehme ich aber in eine Plastiktüte gewickelt mit. Die Plastiktüte hab ich mitgenommen, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit. Ich erinnere mich zwar kaum noch an den weg, es ist ja bereits 3 Monate her , dass ich das letzte Mal hier unten war, doch ich spüre bereits jetzt die starken, mentalen Schwingungen, die das Drachenjunge in meinen Kopf leitet, was es mir deutlich leichter macht den richtigen weg zu finden. Ich verlaufe mich nicht einmal und könnte die Augen beim gehen auch geschlossen halten.
Ich setzte mich neben das steinerne regal in dem die eier untergebracht sind und sofort hören die einzeln schwingenden Druckwellen der Gefühle des drachenjungen im ei auf. Stattdessen setzt sich ein dickes Gefühl der Konzentration in mir fest. Ich lege die Plastiktüte mit dem Buch neben mich. Ich betrachte die Rinnen im Boden. Sie sind voll von Wasser. Plätscherndes, klares Kondenswasser. An einer Stelle liegt ein kleines Stück Eischale im Rinnsal und hält das Wasser auf.
Moment, da liegt tatsächlich ein stück eischale im wasser!
Schnell drehe ich mich um und sehe die in decken gewickelten eier an. Von dreien ist die schale bereits gehärtet, wesshalb die decken entfernt wurden. In dem einen ist ein winziges loch. Ich beuge mich soweit vor, wie ich kann ohne dem ei zu nahe zu kommen. Ich schiele fast so nah bin ich. dann trete ich drei schrittte zurück, gehe in die knie und betaste den boden nach dem stück schale. Ich wage es nicht meine augen vom ei ab zu wenden. Es ist das ei, das ich vor drei monaten einmal gepflagt habe.
Da ist das stückchen. Vorsichtig nehme ich es in die hand. Es fühlt sich sehr weiche und nass an. Die kanten sind spitz wie Messerschneiden. Es hat die form eines fünfecks. Zwei kanten sind gebogen. Ich hebe die hand und halte das stück schale vor das loch im ei. ich weiß dass es das ei ist, mit dessen inhalt ich kommunizieren kann. Tatsächlich, das stück passt in das loch. Von innen stößt etwas gegen das schalen stück und es fällt mir aus der hand auf die harten steine am boden. Es zerbricht in viele tausende splitter. aus dem loch ragt nun eine spitze, so eine art nasenspitze. Sie ist weiß.
Ich nehme das ei aus dem regal und setze mich im schneidersitz mit dem ei auf dem schoß gebettet, auf den boden. Die kreatur im ei scheint sich zu wehren. Das gefühl der konzentration das vom ei aus in meinen kopf stößt bricht für einen moment ab und ein gefühl der geborgenheit breitet sich aus. dann eines der sicherheit und zuneigung. Es ist ein unglaubliches gefühl, dass fast unbeschreiblich ist. Wenn ein drache in den kopf eines menschen eindringt, ist es so als würde der mensch selbst und nicht der drache sich so fühlen. Ich denke im stillen darüber nach und komme zu dem schluss dass es praktisch ist, da der reiter wenn er traurig ist durch einfaches verknüpfen der gedanken von den glücksgefühlen des drachen aufgemuntert werden kann. Als ich wieder an das ei in meinem schoß denke, merke ich dass die verbindung abgebrochen ist und ich schaue erschrocken auf das ei und da kommt das gefühl wieder. Anscheinend kann die verbindung leicht auch von seiten des reiters abgebrochen werden und wenn das stimmt dass kann der mensch den drachen sicher auch mit seiner traurigkeit anstecken, sodass am ende keiner von beiden mehr glücklich ist.
Das ei bewegt sich jetzt leicht in meinem schoß und in dem moment wo das nächste kleine stück und daraufhin wieder das nächste aus der schale bricht, öffnet sich die tür oben.
Ich gerate ein wenig in panik und meine gefühle gehen durch die verbindung auf die des jungen drachenn über, sodass es wild um sich tritt im ei. auf einmal stößt ein fuß durch die schale und da zerreißt eine klaue vom ursprünglichen loch aus den rest des eis. In meinem schoß liegen nun ein verklebtes drachen junges und viele größere und kleinere teile der eischale. Erst jetzt fällt mir auf, dass die schale ihren glanz verloren hat.
Kälte schleicht sich in meine gedanken, weshalb ich instinktiv anfänge das drachenbaby mit dem warmen wasser aus den rinnsalen abzuwaschen. Ich bin so zärtlich und so vorsichtig wie ich kann. In der dunklen kammer kann ich die farben des frisch geschlüpften, verkrüppelten etwases in meinem schoß nicht erkenne kann. Das tier liegt so verknotet da, dass ich für einen winzigen augenblick befürchte, es könnte behindert sein und müsse vielleicht notgeschlachtet werden, falls es soetwas bei drachen gibt.
Die schritte, die eindeutig mehrere personen machen kommen nun immer näher und sind schon lange nicht mehr auf der treppe. Ich überlege kurz ob ich flüchten sollt, doch ich würde ihnen nicht entkommen. Sie würden merken dass etwas nicht stimmt und ich kann das baby jetzt auch nicht einfach hier liegen lassem. Ich weiß dass eine harte strafe auf mich zukommt doch ich bleibe in der nässe sitzen und tätschele das drachenjunge mit feuchten händen, bis es schließlich die flügel entfaltet und sich streckt. Wie vorhergesehen fällt tatsächlich in diesem augenblick der eizahn ab und olivia schreit vorwurfsvoll: „sophie!“

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Tag der Veröffentlichung: 10.06.2010

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