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Leseprobe

 

 

 

 

CHRISTIAN DÖRGE

 

 

MÜNCHNER BLUT VI

 

 

 

 

Zwei Kriminal-Erzählungen

 

 

 

 

Signum-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Die Erzählungen 

Der Autor 

MÜNCHNER BLUT VI 

DAS UNGEWISSE DUNKEL 

EINE FRAGE DER MOTIVATION 

Die Erzählungen

 

In München treibt ein psychopathischer Frauenmörder sein Unwesen. Kommissar August Kesselhuts Ermittlungen führen ins Leere - schließlich wird ihm der Ex-Polizist Steve Niedermeyer zur Seite gestellt, der in diesen Morden die Handschrift eines Täters wiederzuerkennen glaubt, den er selbst nicht überführen konnte...

 

Am Tatort eines Einbruchs in eine Villa in Grünwald wird Inspektor Ferdinand Kreutzmann angeschossen, doch er lässt sich nicht davon abhalten, diesen Fall aufzuklären...

 

Münchner Blut VI enthält die Kriminal-Erzählungen Das ungewisse Dunkel und Eine Frage der Motivation von Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Serien Ein Fall für Remigius Jungblut, Die unheimlichen Fälle des Edgar Wallace, Friesland und der Frankenberg-Krimis um den Privatdetektiv Lafayette Bismarck. 

Der Autor

Christian Dörge, Jahrgang 1969.

Schriftsteller, Dramatiker, Musiker, Theater-Schauspieler und -Regisseur.

Erste Veröffentlichungen 1988 und 1989:  Phenomena (Roman), Opera (Texte).  

Von 1989 bis 1993 Leiter der Theatergruppe Orphée-Dramatiques und Inszenierung  

eigener Werke,  u.a. Eine Selbstspiegelung des Poeten (1990), Das Testament des Orpheus (1990), Das Gefängnis (1992) und Hamlet-Monologe (2014). 

1988 bis 2018: Diverse Veröffentlichungen in Anthologien und Literatur-Periodika.

Veröffentlichung der Textsammlungen Automatik (1991) sowie Gift und Lichter von Paris (beide 1993). 

Seit 1992 erfolgreich als Komponist und Sänger seiner Projekte Syria und Borgia Disco sowie als Spoken Words-Artist im Rahmen zahlreicher Literatur-Vertonungen; Veröffentlichung von über 60 Alben, u.a. Ozymandias Of Egypt (1994), Marrakesh Night Market (1995), Antiphon (1996), A Gift From Culture (1996), Metroland (1999), Slow Night (2003), Sixties Alien Love Story (2010), American Gothic (2011), Flower Mercy Needle Chain (2011), Analog (2010), Apotheosis (2011), Tristana 9212 (2012), On Glass (2014), The Sound Of Snow (2015), American Life (2015), Cyberpunk (2016), Ghost Of A Bad Idea – The Very Best Of Christian Dörge (2017). 

Rückkehr zur Literatur im Jahr 2013: Veröffentlichung der Theaterstücke Hamlet-Monologe und Macbeth-Monologe (beide 2015) und von Kopernikus 8818 – Eine Werkausgabe (2019), einer ersten umfangreichen Werkschau seiner experimentelleren Arbeiten.  

2021 veröffentlicht Christian Dörge mehrere Kriminal-Romane und beginnt drei Roman-Serien: Die unheimlichen Fälle des Edgar Wallace, Ein Fall für Remigius Jungblut und Friesland. 

 

Künstler-Homepage: www.christiandoerge.de

MÜNCHNER BLUT VI

 

  DAS UNGEWISSE DUNKEL

 

 

 

Die Hauptpersonen dieser Erzählung

 

August Kesselhut: Kommissar bei der Münchner Kriminalpolizei. 

Steve Niedermeyer: Ex-Polizist. 

 

Diese Erzählung spielt in München im Jahr 1974.

 

 

 

Den ganzen heißen Juli-Tag war ich hinter einem Verrückten her gewesen. Deprimiert kehrte ich spät in die Polizeiinspektion zurück. Der Fall lief schlecht, obwohl ich alles getan hatte, was ich nur konnte. Die ganze Sache begann mich spürbar zu quälen.

Die Klimaanlage war auch kaputt, wie so oft. Die Luft im Dienstzimmer war stickig, und es roch nach alten Zigarrenstummeln. Ein paar meiner Kollegen hörten mit dem Tippen ihrer Berichte auf. Einer sagte: Servus! und zögerte dann, bevor er Kommissar hinzufügte, als wäre ihm mein Dienstgrad eben noch eingefallen. Ich hängte meine Jacke über die Stuhllehne, rollte meine feuchten Hemdsärmel hoch und las die Notizen, die sich während meiner Abwesenheit auf meinem Schreibtisch angesammelt hatten. Wie üblich nur negative Berichte. Und eine Nachricht, meine Frau anzurufen, wozu ich zumindest im Augenblick nicht die geringste Lust verspürte. Mein Sohn würde seiner Mutter bestimmt den Hörer aus der Hand nehmen und fragen: »Wie kommt’s, Vati, dass du die Morde noch immer nicht aufgeklärt hast?«

Ich hätte ihm zwar erzählen können, was ich einigen Reportern vorige Woche erklärt hatte: dass ich den Fall zweifellos am nächsten Tag lösen würde. Aber ein Sohn, besonders meiner, merkte, wenn sein Vater ihn belog, bevor man noch den Mund aufgemacht hatte.

Ich rief die Zentrale an, um zu hören, ob man von irgendwelchen Sexualverbrechen Kenntnis erhalten hätte, die wir noch nicht überprüft hatten. Das war nicht der Fall. Ich rief Demmel an, um zu erfahren, ob er schon die Fahrtenbücher eines bestimmten Taxi-Unternehmens durchgesehen habe. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass sich ein Fahrer an eine verdächtige Person erinnerte. Aber auch Demmel verfügte über keine neuen Informationen. Ich rief im Polizeipräsidium an, um mich zu erkundigen, ob man auf Grund der Fotos der Mädchen, die man an die Dienststellen der jeweiligen Geburtsorte geschickt hatte, an Firmen, wo sie gearbeitet, an Schulen, die sie besucht hatten, etwas erfahren habe. Auch nichts.

Ich rief Fritzinger an, ob anonyme Hinweise eingegangen seien, die eine weitere Überprüfung wert wären. Nichts.

Ich rief Geißner an und fragte, ob er bei der Kontrolle aller Klapsmühlen etwas herausgefunden hatte. Nein, er hatte nichts herausgefunden.

Da überkamen mich die Wut und dieses elende Gefühl, versagt zu haben. Es blieb mir nichts weiter übrig als zuzugeben, ob ich wollte oder nicht, dass ich an einem unlösbaren Fall arbeitete: Wenn ein Psychopath in seinem unkontrollierbaren Drang Frauen umbringt, so muss man innerhalb von vierundzwanzig Stunden eine heiße Spur haben, sonst wird sie kalt, und man kann jahrelang nach dem Mörder suchen, sofern man ihn überhaupt findet. Dem Mörder sind seine Opfer im Allgemeinen unbekannt. Oft hat er es vorher noch nicht einmal gesehen. Es besteht keine persönliche Beziehung. Er handelt lediglich aus einem plötzlichen krankhaften Drang heraus. Dadurch scheiden die üblichen Motive und Ursachen aus. Es gibt dann nur die Möglichkeit, über Augenzeugen und/oder über unverkennbare Anhaltspunkte zu dieser Art von Mördern eine Verbindung herzustellen.

Alles, was man in meinem Fall gefunden hatte, waren Körperteile der verstümmelten Opfer. Es waren dies zwei junge, hübsche Mädchen, welche nach München gekommen waren, um ein interessanteres und abwechslungsreicheres Leben führen zu können als in den Kleinstädten, aus denen sie stammten. Dies war gründlich schiefgegangen, und beide waren das geworden, was man auf den Straßen herumstehen sieht, bereit, jedes Abenteuer mitzumachen.

Ich spürte ein Jucken an der Stelle meines Genicks, auf die das Beil fallen würde. Dies hier war mein erster großer Mordfall, seit ich zum Kommissar befördert worden war. So, wie die Dinge jetzt standen, würde es wahrscheinlich auch mein letzter sein. Nicht dass ich degradiert oder gefeuert werden würde. Nein, das gewiss nicht. Man würde mich in eine andere Abteilung abschieben, um dort als Innendienstler und armselige Witzfigur mein Leben zu fristen. Nein, danke, das war nicht der Traum von einer Karriere.

Als das Telefon auf meinem Schreibtisch läutete, hatte ich schon so eine Ahnung, dass es mein Vorgesetzter sein würde, bevor ich den Hörer abgehoben hatte.

»Kommen Sie mal gleich zu mir, Kesselhut«, sagte er.

 

Die Klimaanlage im Büro des Chefs funktionierte tadellos, aber ich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Christian Dörge/Signum-Verlag.
Bildmaterialien: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Cover: Christian Dörge/Apex-Graphixx.
Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.
Korrektorat: Dr. Birgit Rehberg.
Satz: Signum-Verlag.
Tag der Veröffentlichung: 06.07.2022
ISBN: 978-3-7554-1686-9

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