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Prolog

„Mia! Miaaa!“ Ich hörte jemanden meinem Namen rufen, konnte aber nichtfeststellen woher es kam. Ich hatte Schmerzen, alles tat weh, mühsam versuchteich meine Augen zu öffnen. Verschwommen sah ich ein Schlachtfeld vor mir undeine dunkle Person die sich mir näherte. Ich konnte nur undeutliche Umrisseerkennen und doch wusste ich wer auf mich zugelaufen kam. Er kniete sich nebenmich, nahm meinen Kopf in seine großen Hände. Ich stöhnte auf als er ihn bewegte.Es tat so weh! Alles tat weh! „Mia, hörst du mich? Alles wird wieder gut. Ichbringe dich hier raus, das verspreche ich dir. Mia? Mia! Sie mich an! Hast du mich verstanden! Mia, Schatz, lass deine Augen offen, du darfst nicht schlafen.“Seine Stimme wurde zum Ende hin leiser, es war schwer mich auf seine Worte zukonzentrieren weil ich so schreckliche Kopfschmerzen hatte. Meine Augenliederwurden immer schwerer, ich konnte sie nicht mehr offenhalten und sein Anblickverschwamm vor meinen Augen. Ein letztes Mal versuchte ich sie zu öffnen, ich wollte noch einmal seine wunderschönen gelben Augen sehen. Augen, die fremd unddoch so vertraut waren. Tränen schwammen in ihnen. Er legte seine Stirn anmeine und flüsterte: „Ich liebe dich Mia, du darfst nicht sterben. Du musst kämpfenfür uns!“ Ein letztes Mal holte ich zittrig Luft und flüsterte ebenso leise wieer: „Ich liebe dich auch, wir haben es so weit gebracht, du musst weiterkämpfen.Denk an die anderen, an Pax. Versprich mir, dass du auf ihn aufpasst. Erbraucht dich“ zittrig holte ich Luft, meine letzten Worte waren nur noch einHauch: „Ich liebe dich“, und mit diesen Worten verließ mich auch meine letzteKraft und ich gab mich der erlösenden Dunkelheit hin.

1. Kapitel

Langsam schlenderte ich am Flussufer entlang und beobachtete fasziniert das Spiel der Sonne auf der Wasseroberfläche. Ich hatte gerade Mittagspause und verbrachte diese etwas außerhalb der Stadt, um für kurze Zeit dem Stress zu entgehen und einfach nur das Leben zu genießen.

In dieser einen Stunde gab es nichts außer mir und der Natur. Keinen Chef, der einen von der einen Ecke in die nächste scheucht. Keine nörgeligen Gäste. Keine Geldsorgen. Keinen großen Bruder, der von der großen Erfindung träumt und dabei völlig vergisst, dass er eine kleine Schwester hat.

 

Ich setzte mich auf eine großen Stein, der im Schatten einer Uralten Eiche stand und schloss meine Augen. Hinter meinen geschlossenen Lidern formten sich Bilder. Bilder von einem Leben, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Mit einem großen Haus, einem Garten und einen Hund. Ich kam gerade von der Arbeit nach Hause und mein Ehemann erwartete mich, fragte mich wie mein Tag war.

Ich verlor mich in meinen Gedanken und nahm meine Umgebung nicht mehr war. Es waren total streberhafte Vorstellungen, aber das war mir egal. So hätte mein Leben aussehen können, wenn nichts passiert wäre.

 

Der Ort veränderte sich, wurde zu einer dunklen Gasse. Eine Person näherte sich mir und erhob seine Hand, ein Schuss ertönte und ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. Verwirrt blickte ich mich um, es dauerte etwas bis ich bemerkte, dass es das Klingeln meines Handys war.

„Wer ist denn das schon wieder? Ausgerechnet in meiner Mittagspause!“, grummelte ich vor mich hin, während ich in meiner Tasche wühlte. Nach einiger Zeit hielt ich triumphierend mein Handy hoch. Als ich auf das Display blickte, verfinsterte sich Mein Blick. Was  wollte denn mein Chef von mir? Reichte es ihm nicht, mich während meiner Arbeitszeit zu nerven? Musste es in meiner Pause damit weitergehen?

Ich klickte auf „Annehmen“ und schon schrillte mir die schleimige Stimme meines Chefs entgegen: „Mia, wo sind sie denn? Sie müssen sofort ins Restaurant kommen. Jenny wurde plötzlich schlecht und musste nach Hause. Sie müssen für sie einspringen.“ „Aber ich hab noch 20 Minuten Pause“, versuchte ich zu protestieren. „Es ist mir scheißegal was sie haben oder nicht, wenn sie in 5 Minuten nicht hier sind haben sie die längste Zeit für mich gearbeitet!“, brüllte er und ohne auf meine Antwort zu warten legte er auf.

 

Entnervt starre ich mein Handy an, steckte es dann zurück in meine Tasche und erhob mich. Wenn ich meinen Job auch noch so hasste, so brauchte ich ihn aber dringend, um Paul und mich über Wasser zu halten. Deshalb fing ich auch an zu rennen, denn eigentlich brauchte man für den Weg zurück 15 Minuten. Schwer atmend kam ich vor dem „Sundays“ an. Wie nicht anders zu erwarten, stand Mr.  Peat bereits mit grimmiger Miene hinter dem Tresen und wartete auf mich. „Du bist zu spät!“, fuhr er mich auch gleich an. „Es tut mir leid, ich bin so schnell wie möglich gekommen.“ Ich schnappte mir meine Schürzte und gesellte mich zu meiner Kollegin Kim. Sie grinste mir breit entgegen. „Na der hat heute aber wieder blendende Laune“ „Was du nicht sagst. Welche Tische soll ich übernehmen?“ „Hinten hab ich schon alle bedient, also nimm du die bei der Tür vorne.“ „Okay“

Mit schnellen Schritten begab ich mich zum ersten Tisch an welchem eine Gruppe Teenager saß. Ich nahm die Bestellungen auf und arbeitete mich durch die restlichen Tische. Als ich wieder zu Kim kam, schaute sie mich tadelnd an: „Also Mia, die Jungs versuchen die ganze Zeit zu flirten, aber du blockst alles ab. Hab doch etwas Spaß.“ Ich blickte zu den Teenagern zurück. „Kim, die sind viel zu jung für mich. Die sind höchstens siebzehn.“ „Und du bist zweiundzwanzig und benimmst dich wie eine alte Jungfer“, stirnrunzelnd sah sie mich an. „Geh wieder an die Arbeit Kim“ mit einem Seufzen drehte sie sich um. Sie wusste genau, dass dieses Gespräch zu nichts führen würde weil ich bei dem Thema Männer immer abblockte. Warum das so war wussten nur Paul und ich und ich würde auch nie jemanden davon erzählen. Kurz schloss ich die Augen, als Erinnerungen hervorkommen wollten, die ich nur vergessen wollte.

Für den Rest des Tages redeten Kim und ich kein Wort mehr. Es war einfach zu viel los und so ergab sich keine Gelegenheit mehr dazu, worüber ich jedoch mehr als froh war, weil sie mit Sicherheit wieder auf dieses Thema zu sprechen gekommen wäre.

 

Am Ende dieses Arbeitstages war ich müder als sonst und meine Füße schmerzten vom vielen gehen, ich hatte keine Gelegenheit gehabt mich kurz auszuruhen. Langsam schlenderte ich nach Hause, dort angekommen erwartete mich wie immer Fertigpizza. Von Paul war jedoch keine Spur, also nahm ich mir ein Stück und machte mich auf den Weg in den Keller wo sein „Labor“ war. Er war gerade über irgendetwas gebeugt und bemerkte mich nicht. Langsam schlich ich mich an ihn heran. „Buh!“ Er schreckte hoch. „Mia, hör auf so kindisch zu sein ich bin kurz vor dem Durchbruch.“ „Dem Durchbruch zu was? Weißt du Paul das sagst du schon seit Jahren, ist dir eigentlich klar, dass wir pleite sind, unser ganzes Geld geht für deinen Scheiß drauf. Mir steht es bis obenhin, mir reicht’s. Du bist dreißig Jahre alt, willst du dein ganzes Leben im Keller verbringen und von der großen Erfindung träumen?“, brüllte ich ihn an. „Nein Mia,  du verstehst das nicht. Diesmal wird es wirklich ein Erfolg. Ich habe alles genau berechnet.“  „Was hast du berechnet? Oder Nein, warte ich will es gar nicht wissen. Du interessierst dich nur für deine Erfindungen, alles andere ist dir doch scheißegal!“, schrie ich ihn mit Tränen in den Augen an. Geschockt sah er mich an. „Nein, Mia das…“, doch ich hörte ihm gar nicht mehr zu, sondern machte auf dem Absatz kehrt und rannte in mein Zimmer.

 

Dort angekommen warf ich mich auf mein Bett. Ich war ja eigentlich nicht der verweinte Typ und zeigte in der Regel meine Gefühle nicht, aber in dieser Situation musste ich einfach heulen.

Es kam mir vor wie Stunden, wahrscheinlich waren es aber nur Minuten in denen ich in mein Kissen weinte, bis plötzlich jemand über meinen Kopf strich. Sanft wurde ich herumgedreht.

Mir wurde alles zu viel, der Stress in der Arbeit, die Geldsorgen, Paul, der nur Unsinn im Kopf hatte, die verdrängten Erinnerungen. Jahrelang hatte ich alles in mich hineingefressen und jetzt kam alles an die Oberfläche, ich musste meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Zu Pauls Pech, war er der Einzige, der in der Nähe war und so bekam er alles ab.

 

Als er mich herumgedreht hatte, wollte er mich in die Arme ziehen, doch ich Werte mich. Schlug auf ihn ein, schrie ihn an, er solle verschwinden. „Ich bin dir doch sowieso nicht wichtig. Geh wieder runter in den Keller, zu deinen Erfindungen. Die bedeuten dir doch als einzige etwas!“, schluchzte ich. Noch immer schlug ich ihn, doch er blieb hartnäckig und schnappte sich meine Hände. Er war stärker als ich und so schaffte er es sie zwischen seine Beine zu klemmen.

„Pscht, Mia, beruhige dich. Das ist doch Schwachsinn was du da sagst. Du bist mir wichtig, du bist doch meine kleine Schwester. Meine einzige Familie, wir müssen zusammenhalte.“, beruhigte er mich und sah mir dabei tief in die Augen.

Langsam wurde ich ruhiger und schniefte nur noch leicht. „E e es t- u- tut m mir l leid P P P aul“ stotterte ich. Mittlerweile lagen wir uns beide in meinem Bett gegenüber und sahen uns in die Augen. „Schon gut Kleines, mir sollte es leid tun. Ich bin der schlechteste große Bruder den es gibt.“ 

Ich streckte meine Hand aus und strich sanft über seine rechte Gesichtshälfte. Seine Kobold grünen Augen verengten sich etwas, als er bemerkte, dass ich über seine Narbe strich, die sich von der rechten Augenbraue, über die Wange bis zum rechten Mundwinkel erstreckte.

 „Denkst du noch oft daran?“, flüsterte ich.

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Tag der Veröffentlichung: 14.08.2013

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