Weihnachten für Golio und Sammy
Wir, das sind winzig kleine kuschelige Häschen.
Eingesperrt in einem Karton.
In diesem Karton war das Riesen-TV-Gerät,
das unter dem Weihnachtsbaum
in diesem Jahr 2009 stehen soll.
Wir haben so große Angst, denn es ist so laut unter dieser Brücke.
Wir zittern, weil uns so kalt ist.
Ganz enges Zusammenrücken hilft da auch nicht mehr.
Aber ich will als der Erstgeborene unter uns mal ganz
von vorne erzählen.
Es war in den ersten Dezembertagen 2008.
Die kleine Eva war mit ihren Eltern unterwegs und schmollte.
"Ohne Hase ist es für mich kein Fest!"
Als sie zu weinen anfing: "Ich will auch ein Haustier haben" und dabei immer lauter schluchzte, sich die Menschen auf der Strasse schon nach ihr und den Eltern umdrehten und ihre Köpfe schüttelten, war ihre Mama so verzweifelt.
Sie versprach Eva, kaum 7 Jahre alt, ja, wir reden nochmal darüber.
Wie so viele Mamas hatte sie ein klein bißchen ein schlechtes Gewissen, weil Eva, die doch erst lesen und schreiben lernte in der ersten Klasse, ihre Mama bei den Hausaufgaben ganz toll vermisste und doch
nachmittags in den Hort gehen sollte.
Evas Mama musste wieder arbeiten gehen, denn sie wollten doch diese tolle große neue Wohnung kaufen, in der Eva dann ganz allein ein riesengroßes
Zimmer haben sollte.
In diesem Zimmer sollte doch der Schreibtisch stehen, der mitwachsen kann und das tolle Himmelbett in rosa mit dem Wolkenvorhang.
Eva war so schnell am Wachsen, dass die Kleidchen und Schuhe kaum gekauft schon wieder zu klein waren.
Und mit Schuhen, die an den Zehen drücken, kann Eva eben nicht lesen und rechnen lernen.
Mama will die Geschirrspülmaschine und Papa endlich ein neues Auto.
Die Oma müssen die drei auch öfter besuchen und da kommt man nicht ohne ein richtiges Geschenk hin.
Oma gefallen zwar die Bilder von Eva viel besser als der ganze andere Schnick-Schnack von Papa, mit dem die Oma nix Rechtes anfangen kann.
Aber Papa sagt: "Was sollen denn die anderen Bewohner vom Sohn von Frau Müller denken !".
Er will eben ein guter Sohn sein.
Also wurde am 22. Dezember noch im Einkaufszentrum im Zooladen vorbeigeschaut.
Mama hoffte zwar, dass es keine Hasen mehr zum Festgibt.
Papa wollte eine kleine glückliche Eva unter dem Christbaum lachen sehen und der Chef des Zooladens hat den Eltern von Eva nicht eindringlich genug erzählt, dass Tiere nicht nur am Heiligabend ein Zuhause suchen.
So ein Hasenfräulein ist auch nicht gern allein.
Ein Hasenmann war schnell gefunden und sie gingen die beiden auf eine kurze Autofahrt und durften Weihnachten genauso wie Eva in der neuen Wohnung feiern.
Am 23. Dezember war die Riesenbegeisterung noch da. Es wurde ein großer Käfig gekauft. Das beste Futter musste es sein.
Welcher Trinknapf ist der beste, brauchen die beiden auch eine Brücke in ihrem Käfig. Ist der Käfig auch groß genug.
An diese Ausgaben hatte der Papa nicht gedacht und Eva mit ihren 2,50 Euro Taschengeld hätte lange sparen müssen.
Endlich hatten sie alles zusammen und der Heilige Abend konnte kommen.
Unter dem Weihnachtsbaum hörten ein Hasenpärchen der kleinen Familie beim Singen der Weihnachtslieder zu und waren erst mal rundum glücklich.
An den beiden Feiertagen wurden die Hasen allen Bekannten und Verwandten gezeigt.
Alle fanden die Tierchen super-süß. Eva war noch voller Begeisterung dabei, Futter und Wasser für ihre Tiere zu holen und in den Käfig zu bringen.
Sie kuschelte ausgiebig mit den beiden und hatte keine Augen für ihre anderen Weihnachtsgeschenke.
Nicht einmal das neue Buch von Oma, die lange gesucht hatte, war so interessant und lag in der Sofaecke.
Doch halt Golio, der Hasenmann, nagte ein bißchen an den Buchecken.
Golio war eigentlich gar kein Hase, er war ein Kaninchen, ein Löwenkopf-Kaninchen. Seine Hasenfrau gehörte wie er zur Gattung dieser schönen Tiere.
Das Buch von Oma erzählte tolle Geschichten vom Geben und Nehmen.
Aber fürs Lesen hatte Eva jetzt keine Zeit.
Eva Papa musste am 27.12.2008 wieder in die Arbeit gehen.
Evas Mama hatte noch Urlaub und konnte sich um ihre Mädchen kümmern.
Eva wollte ausschlafen, aber die beiden Hasen spielten Fangen in ihrem Käfig und rannten an das Gitter.
Das machte jedesmal so einen Lärm, dass Eva davon aufwachte, ihre Mutter besorgt fragte, was denn mit den beiden Häschen los sei.
Evas Mama meinte: "So lange, wie wir beide frühstücken, dürfen die beiden aus dem Käfig. Dann koche ich uns was Gutes zum Mittagessen, wir warten auf den Papa und du kümmerst dich um deine Tiere.
Ja, Eva war noch so begeistert, dass sie dies versprach.
Nach einer guten Tasse Kakao, einem leckeren Stück Stollen war Eva gestärkt und auf dem Weg in ihr Zimmer.
Sie suchte erst Sammy. Die war unter das Bett gehüpft.
Aber wo war Golio ?? Hinter dem Schreibtisch knabberte der am Kabel der Schreibtischlampe.
Oh weh, schnell wegholen, damit ihm nix schlimmes passiert.
In der Zwischenzeit hat Sammy die neuen Schuhe vom Chrstkind entdeckt und an den Schleifen gekratzt und gebissen.
Das fand Eva überhaupt nicht lustig. Plötzlich war es nicht mehr die liebe Sammy, sondern sie schimpfte das erste Mal mit ihrem Liebling.
Eva beschwerte sich bei der Mama: "Die müssen ab jetzt im Käfig bleiben." "Deine schönen neuen Schuhe!" jammerte die Mama.
Die Weihnachtsferien waren schnell vorbei.
Am ersten Schultag nach den Ferien erzählten alle von ihren Weihnachtsüberraschungen und die Erzählung von Eva über ihre beiden neuen Mitbewohner war schon nicht mehr so begeistert wie am Heiligen Abend.
Eva erkannte, Tiere sind kein Spielzeug. Sie wollen gefüttert werden, machen Schmutz und im Winter riechen beide bei der Heizungsluft im Zimmer nicht sehr gut.
Die Zeit vergeht, es wird Frühling.
Eva will jetzt natürlich mit ihren Freundinnen draußen spielen.
Da ihre Freundinnen zu Hause kein Haustier haben, darf Eva ihre beiden Kaninchen, die mächtig gewachsen sind, mit auf die Wiese nehmen.
Aber vorsichtig !! Die beiden Kaninchen sind auch ganz schön schnell geworden und wollen ausreißen. Sie fühlen sich in der Natur sehr wohl.
Eva und ihre Freundinnen haben sich sehr bald satt gesehen und wollen jetzt Seilspringen.
Dabei stören die beiden Kaninchen und sie werden in die Wohnung, ins Zimmer, in den Käfig gebracht, schnell noch frisches Wasser und Karotten und dann verschwindet Eva wieder.
Die beiden Kaninchen bleiben traurig zurück.
Diese Eva kennen sie gar nicht.
Die Eltern von Eva erkennen, dass man mit 7 Jahren noch nicht alleine für seine Tiere sorgen kann.
Ein Tierarzt-Besuch kostet Geld.
Sammy sollte kastriert werden, damit nicht bald kleine Hasenkinder auf die Welt kommen.
Aber Papa muss arbeiten, Mama hat mit dem Haushalt trotz der neuen Geschirrspülmaschine noch so viel zu tun.
Der Tierarztbesuch wird verschoben.
Da war es passiert, Sammy wieder dicker und dicker.
Diese kleinen Hasenkinder wurden an liebe Freunde verschenkt.
Der Sommer und Herbst kam und das erste Schuljahr von Eva war vorbei.
In den Ferien, in denen die Familie einen Kurzurlaub plante, wurden die Schlüssel der Wohnung der Nachbarin gegeben.
Sie versprach neben dem Blumen-gießen auch den beiden Hasen Futter und Wasser zu geben.
Nach den großen Ferien war Eva schon eine Zwei-Klässlerin und war schon keine große Hasen-Liebhaberin mehr.
Die Pflichten erfüllte sie zwar. Sie fütterte ihre Tiere, aber sie hatte kaum noch Zeit für Schmusen und Kuscheln mit ihnen.
Das Käfigputzen und die Fellpflege, denn Löwenkopfkaninchen müssen gebürtstet werden, damit ihr Fell glänzt, übernahm die Mama.
Als Sammy wieder Junge bekam, wurden diese im Tierheim abgegeben. Der Mitarbeiter vom Tierheim stöhnte: "So viele Tiere, die ein Zuhause suchen und die Zoohandlungen züchten immer mehr Tiere, die
manchmal sogar krank sind.
Er stellte nämlich fest, dass meine Tiere die Schiefhalskrankheit hatten, das macht es noch ein weniger schwerer, für den Nachwuchs von Sammy gute Tier-Eltern zu finden.
Es wurde wieder kalt und langsam Winter.
Und es passierte ein drittes Mal, dass Sammy kleine Hasenkinder bekam.
Da war guter Rat teuer.
Alle Freundinnen waren schon versorgt und hatten ihre Hasen.
Die einen waren noch sehr glücklich, den anderen ging es wie Eva.
Sie wollten neben den Hasen natürlich auf ihre anderen Hobbys nicht verzichten.
Meistens kümmerten sich die Mütter um die Haustiere.
Ins Tierheim konnte man nicht ein zweites Mal gehen und eingestehen, dass es noch mehr Hasenkinder gibt.
Evas Papa wußte auch keine Rat. Papa hatte einen Arbeitskollegen, der meinte: "Bringt sie an die Strasse, es wird sich jetzt in der Vorweihnachtszeit schon jemand finden, der diese Tiere nicht in der Kälte stehen lässt!"
So wurde es gemacht und wir wurden in diesen Riesenkarton gepackt, ins Auto getragen und unter dieser lauten Brücke abgestellt.
Vor wenigen Tagen war es für diese Jahreszeit ja noch warm.
Aber in den Nächten ist es so furchtbar kalt.
Zwei von uns sind fleißig dabei, den Karton an den Ecken durch zu knabbern.
Aber ich bin der Meinung, wenn wir zusammen bleiben,
kann uns nix passieren.
Zusammen ist man stark.
Wir hatten Glück im Unglück.
Der Fahrer von Tier-Notdienst-Wagen macht genau an dieser Brücke eine kurze Pause und findet uns,
Er trägt uns behutsam zum Auto. Sort können wir uns ein bißchen aufwärmen.
Wir werden mitgenommen, dem Tierarzt vorgestellt und dürfen warten, ob in den Tagen vor Weihnachten es noch Menschen gibt, die das Buch vom Geben und Nehmen gelesen haben, das Tierheim besuchen und uns ein neues gutes Zuhause geben wollen.
Julia, die als Praktikantin hier im Tierheim gearbeitet hat, besucht uns Tierheim-Tiere noch regelmäßig und hat mich und meine kleine Schwester mitgenommen in ihr Zimmer.
Wir wünschen, dass die Menschen an Weihnachten auch an
uns Tiere denken. Alle sind wir Geschöpfe vom liebn Gott.
Wir verzeihen Eva und ihren Eltern und wünschen
allen ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Tag der Veröffentlichung: 03.12.2009
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