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Angela - Gitta

von Angela Ewert

 

Gitta

 

Es ist schon ein paar Jahre her. Ich war neu in einem Internetforum nur für Frauen jenseits der 40.
Da fiel mir das Profil einer Frau auf, die sich nicht zeigte, sondern ihre sich räkelnde Katze als Avatar benutzte. Sie hatte auch nicht viel über sich geschrieben, nur Alter und Beruf - Psychologin.

 

Alles, was mit Psychologie zu tun hat, hat mich schon immer interessiert. Also schrieb ich sie an und stellte wohl ein paar Fragen und bekam Antworten. Antworten, die mir sofort sympathisch waren.

 

Dann tauschten wir unsere email-Adressen aus und hatten von da an einen regen email-Verkehr. Diese Frau war mir bald sehr vertraut und ich hatte das Gefühl, ihr könne ich alles erzählen, was mich bewegt.

 

Sie schrieb mir natürlich auch über sich, ihr Leben, ihre Kinder und ihr Schicksal, das mich sehr bewegte.

 

Eines Tages im Hochsommer lud meine neue Freundin mich zu sich ein, denn durch ihre Krankheit - die MS - ist sie nicht sehr beweglich. Die vierzig Kilometer zu ihr sind ein Katzensprung. Wir hatten einen wunderbaren schwatzhaften Nachmittag und konnten gar nicht wieder aufhören zu reden. Aber irgendwann musste ich ja wieder nach Hause. Seitdem habe ich meine Freundin schon öfter und immer wieder sehr gern besucht. Sie kocht übrigens auch hervorragend. Ihre liebe Freundin und Mitbewohnerin Moni habe ich natürlich auch gleich kennen gelernt und mag sie genauso gern.

 

Manchmal fahren wir gemeinsam zu Treffen unseres Forums, was immer ein besonderes Erlebnis ist.

 

Telefonieren tun wir selten - wir sind Schreiberinnen. Aber ich kann mich immer bei ihr ausheulen und sie sich natürlich bei mir, wenn sie das möchte.

 

Meine Freundin hat eindeutig das Helfersyndrom - wenn jemand Probleme oder Sorgen hat - sie ist da!

 

Seit kurzem hat sie mich nun auch noch mit dem BX-Virus angesteckt und das ist wunderbar!

 

Das ist nun zwölf Jahre her. Vieles hat sich gewandelt. Gittas Krankheit ist natürlich und leider fortgeschritten und vieles geht nicht mehr – z.B. das Kochen. Das hat jetzt ihre Freundin Moni übernehmen müssen. Aus dem Haus ist Gitta schon lange nicht mehr gekommen – viele Einschränkungen muss sie hinnehmen und tut das klaglos. Ihren Humor hat sie jedenfalls nicht verloren.

 

Und nun wird sie 80 Jahre alt! Dazu möchte ich ihr ganz herzlich gratulieren und von Herzen nur das Beste wünschen.

 

Angela

gittarina - Meine größte Leidenschaft

 von Gitta Rübsaat

 

 

Menschen


Bei diesem Thema war mit eigentlich klar, worüber ich schreiben werde: Musik natürlich. Darüber hatte ich ja auch schon einige Texte verfasst. Aber ich zögerte, bis mir klar wurde, da ist noch was Anderes, Wichtigeres und das sind Menschen. Menschen, wie ich sie erlebe, wie sie waren und warum sie so wurden, wie sie heute sind.

 

Vielleicht trug meine nicht ganz so glückliche Kindheit dazu bei, dass ich schon sehr früh an Menschen, ihren guten und schlechten Erfahrungen, ihren Interessen, ihrem Lebensweg überhaupt interessiert war. Ich erinnere mich noch gut, dass ich bereits in der Volksschule, wie sie damals genannt wurde, die Familie meiner Freundin Karin genau unter die Lupe nahm. Sie war neu zugezogen, wuchs in einer Bergmannsfamilie auf, die Lebensverhältnisse waren mehr als bescheiden, aber die ganze Atmosphäre dort war warm, herzlich und harmonisch.

 

Ich liebte es, dort zu sein, mit ihnen gemeinsam am Tisch zu sitzen, den verführerischen Duft eines frischen Brotes in der Nase, beschmiert mit selbstgemachter Marmelade oder belegt mit Fleischwurst, dazu einen Kaffeepot mit Muckefuck, ordentlich Zucker rein – Wonne pur! All das war zuhause verpönt, da gab es was „Anständiges“ zu essen und je deutlicher dies verkündet wurde, umso lieber saß ich bei Karin am blanken Esstisch ohne Tischdecke und schmierte mir eine Stulle auf dem Holzbrettchen.

 

Und ich weiß noch gut, dass ich Karin und ihre Eltern gelöchert habe mit Fragen: wo kommt Ihr her, wo habt Ihr früher gewohnt, wie war das da, wie ist es heute …

Und später in der Realschule war es nicht anders, meine Mitschüler wurden ausgequetscht, vor allem die eher ängstlichen und verhuschten Mädels interessierten mich und das Warum und Wieso. Was wohl dazu führte, dass ich dauernd zur Klassensprecherin gewählt wurde und für sie wie eine Löwin kämpfte, wenn ihnen Unrecht geschah.

 

Damit gewann ich bei den Lehrern natürlich keine Sympathie und ich denke heute, wenn ich mehr über deren Lebensschicksale (direkt nach dem 2. Weltkrieg) gewusst hätte, wäre ich vielleicht etwas sanfter mit ihnen umgegangen. Bei einer dieser Lehrerinnen, die ich mal ordentlich gepiesackt hatte, war es nämlich so. Ich ging, zwecks Entschuldigung, zu ihr nach Hause, bewaffnet mit einem Tulpenstrauß aus unserem Garten. Sie freute sich sehr darüber, lud mich zum Tee ein und erzählte ein wenig von sich und wie und warum sie meine Bemerkung so getroffen habe. Seit dieser Begegnung änderte sich unser Verhältnis schlagartig zum Guten.

 

In meiner ersten Ehezeit hatte ich wohl zunächst genug mit mir und der neuen Situation zu tun, aber als meine dortige Freundin ihr erstes Kind drei Tage vor der Geburt des zweiten Babys verlor und vor Trauer nicht fähig war, das Neugeborene anzunehmen und ich dann für ein gutes Vierteljahr einsprang und die Lütte versorgte – da, ja da erwachte in mir wieder dieser Wunsch nach der Ursachenforschung, um zu verstehen, was da mit ihr passiert war. Es war nämlich nicht nur der Verlust des Kindes, sondern vor allem das Gefühl versagt zu haben, nicht rechtzeitig gehandelt zu haben - was natürlich de facto unsinnig war, denn der Junge starb an einem rasant wuchernden Hirntumor.

 

In der Kölner Zeit gab es viele „Versuchsobjekte“. Meinen Vater zu analysieren, habe ich mich wohl noch nicht getraut, dafür aber mit großem Interesse seine schnell wechselnden Freundinnen, die mit ihrer Hingabe wohl nicht so sehr den Mann meinten, sondern die Beziehung eher als Trittbrett zu ihrer eigenen Karriere nutzen wollten. Und ich stellte an mir fest, dass ich eifersüchtig war – das kannte ich noch nicht an mir.

 

Interessant waren auch meine ersten Arbeitgeber: beste Gesellschaft, beste Gehaltsstufe, beste Wohnlage. Beide betrogen sich nach Strich und Faden, beide wussten von den Neigungen des anderen, beide soffen und verkloppten sich und zusammen hatten sie zwei süße Kinder. Die waren nun in meiner Obhut. Zu ergründen, warum dieses Paar so war wie es war – das reizte mich doch sehr. Nach und nach erfuhr ich, dass er wohl regelmäßig seine jungen Sekretärinnen abschleppte und so auch vor Jahren die jetzige Ehefrau. Zu ihrem Ärger wiederholte sich seit geraumer Zeit dieser Vorgang. Sie rächte sich zunächst heimlich und unterhielt ein Verhältnis zum gemeinsamen Hausarzt, der - weil Hausarzt – eben auch ins Haus kam. Das war überaus praktisch!

 

Just an dem Tag meines Arbeitsbeginns war jedoch das Geheimnis gelüftet und er hatte im besoffenen Kopp mal eben die Tür zum Schlafzimmer seiner Angetrauten samt Rahmen aus den Angeln und der Wand gehoben. Sie kam mir mit einem sehr blauen Auge und schiefer Nase entgegen und war bereits auf dem Weg zu ihrem Doktor, der natürlich alles mit bunten Fotos dokumentierte. Mein Einsatz, mich um deren Kinder zu kümmern, war also wahrlich sinnvoll. Doch das Elternpaar erregte ebenso mein Interesse und ich hatte ausreichend Zeit, ihr noch drei Monate (dann verschwand sie ohne die Kinder) und ihm das folgende Dreivierteljahr zuzuhören. Hinzu kam gar bald die noch sehr junge Geliebte, die versuchte, ihre Wünsche vor allem durch kleine Suizidversuche durch zu setzen, was ihr auf Dauer aber nicht gelang. Es war ihm echt zu anstrengend. Ihre Ausfälle am Arbeitsplatz hatten zur Folge, dass er weibliches Frischfleisch einstellte und damit war die Beziehung schlagartig beendet.

 

Mich entführte eine neue Liebe ins Schwabenland und nach der Geburt meiner Tochter wurde mir relativ schnell klar, diese Ehe hält nicht lange und ich muss irgendwann auf eigenen Beinen stehen. Trotzdem hielt diese Verbindung zehn Jahre, Zeit genug, sich um Sohn und Tochter zu kümmern und meine Zukunft zu sichern. Und was ich zuvor nie so richtig realisiert hatte, stand sofort als Ziel vor Augen: Psychologie! Nichts anderes kam infrage.

 

Mein Bedarf an „Menschen“ in diesen Jahren wurde durch das Angebot erfüllt, einen neuen gemeinnützigen Verein für „Tagesmütter und Pflegeeltern“ nach dem schwedischen Modell zu gründen. Da hatte ich dann genug zu ergründen. Was waren das für Menschen, die ihr Kind abgaben und ebenso die Frage, was reizt oder bewegt die Frauen oder Familien, ein Kind aufzunehmen. War es nur das Geld oder ging es wirklich um die Kinder. Ich entwickelte und hielt Vorbereitungskurse, richtete Sprechstunden ein und besuchte auch überraschend die Familien. Das war eine sehr lehrreiche und lebendige Zeit für mich und eine willkommene Bereicherung zu den knochentrockenen Studieninhalten.

 

Sicher bin ich einigen auch auf den Geist gegangen, denn ich stellte schnell fest, dass ein solcher Besuch nicht in zehn oder zwanzig Minuten zu erledigen war, solange hielt die freundliche Maskerade locker an. Erst danach kam das wahre Gesicht, deren Einstellung und Handlungsweise heraus – vor allem, wenn die lieben Kinderchen auf Krawall gebürstet waren.

 

Mein erneuter Umzug mit neuem Partner brachte mich meinem Ziel wieder ein Stück näher. Unser Notar erkannte wohl mein Potential, mit Menschen umgehen zu können und vermittelte mir die Betreuung von bedürftigen Menschen- Eine Arbeit, die ich nicht nur gern machte, sondern mich auch teilweise ganz schön forderte. Aber das war gut so, denn mich interessierten nicht nur die sachlich notwendigen Abwicklungen, in erster Linie lag mir am Herzen, zu diesen Menschen eine Beziehung aufzubauen. Und so im Nachhinein betrachtet, ist mir das doch durchaus oft gelungen.

 

Auch als Psychotherapeutin in einer Schmerzklink konnte ich endlich richtig loslegen. Während die Ärzte sehr schnell dazu tendierten, Patienten mit unklarer Genese als Simulanten, Neurotiker oder mit der generalisierenden Bezeichnung MM (minimale oder maximale Meise) einstuften, ging es mir darum, heraus zu finden, warum sie diese Erkrankungen oder Schmerzen brauchten. Und war ich erfolgreich mit meiner Suche – hatte ich einen Ansatz, um eventuell das Übel zu beseitigen.

 

Zum Scheitern verurteilt waren jedoch alle Bemühungen bei den Menschen, die partout berentet werden wollten und die, die zu viel Nutzen aus ihrer Krankheit ziehen konnten. Das kam zum Beispiel vor allem bei Frauen vor, die nach einem aufopfernden Leben für die Kinder und Ehemann, endlich mal die anderen Familienmitglieder in Trab bringen konnten, nun waren sie mal dran, von vorne bis hinten bedient zu werden.

 

Oft war es meine Aufgabe auch, den Menschen andere Freizeitbeschäftigungen zu vermitteln, als in ihren Schmerzen zu versinken. Aber auch da gab es Ausnahmen. Was bitte soll ich sehr alten, meist alleinstehenden Menschen, egal ob Männlein oder Weiblein, als Alternative anbieten, wenn die einzige Kommunikation und Beachtung ihrer Person, nur noch stattfindet, wenn er oder sie so oft als möglich im Wartezimmer der Ärzte sitzt, dort mit anderen ins Gespräch kommt und dann als Krönung von den Doktoren untersucht und behandelt wird. Nein, da habe auch ich mich nur mit dem Menschen an sich befasst und sie erzählen lassen.

 

Was ich so intensiv nicht vermutet hatte, sollte ich bald erfahren. Auch traumatisierte Menschen, Frauen wie Männer, reagieren oft erst viele Jahre später, mit lokalen oder diffusen Schmerzerkrankungen. Ich merkte schnell, dass ich in dieser Thematik, zumal selbst betroffen, verdammt aufpassen musste, nicht auf deren Schienen abzufahren. Also „gönnte“ ich mir (ja, auch ich habe davon profitiert) und den Patienten noch eine traumatherapeutische Zusatzausbildung, die, wenn ich es im Nachhinein betrachte, wohl die wichtigste überhaupt war.

 

In der Schmerzklinik und konsiliarisch auch in einigen anderen Kliniken und Rehazentren gab es erstaunlich viele Traumapatienten. Ihnen gehörte meine ganze Hingabe. Das klingt vielleicht vermessen, aber ich glaube, nicht nur ich habe es so empfunden. Traumatisierten und kranken Menschen wieder eine lebenswerte und positive Zukunft zu schenken – was gibt es Schöneres?

Für mich nicht.

Nachwort


Meine größte Leidenschaft gehört den Menschen, das ist richtig, aber sie hat auch Grenzen, Freiheit ist wohl meine zweitgrößte Leidenschaft.

 

In der Therapiezeit lasse ich es zu, dass man mich, im Rahmen meiner Möglichkeiten, ziemlich vereinnahmt. Da gilt meine ganze Aufmerksamkeit und Zuwendung nur diesen Menschen. Kein Problem. Was ich nicht ertrage, ist, wenn jemand über diese Zeiten hinaus versucht, mich weiter zu krallen, nur für sich „haben“ will, eifersüchtig und anklagend jeglichen anderen Kontakt verfolgt. Da ziehe ich mich möglichst schnell aus der Affäre – denn der Hang zu meiner eigenen Freiheit und Eigenständigkeit ist überaus stark ausgeprägt. Passt übrigens witzigerweise zu meinem Tierkreiszeichen – dem Schützen.

Monika Gertmar - BookRix-Welt

 von Monika Gertmar

 

 

Seitdem ich in der BookRix-Welt bin, hat sich mein Leben sehr verändert. Ich kam zufällig hierher und staunte, welche Schätze hier zu finden sind. Dann dachte ich sehr schnell, das versuche ich auch und meldete mich an.
Schon nach kurzer Zeit, ich erforschte noch die große Vielfalt, erhielt ich eine Nachricht mit einem herzlichen Willkommen. Das hat mich sehr gefreut und ganz schnell lernte ich, wie man in dieser Welt Freundschaften schließen kann.

Wenn ich hier bin, fühle ich mich wieder wie ein Kind. Nur der Augenblick zählt, alle Sorgen sind vergessen. Ich lese und lese und erlebe spannende, traurige und fröhliche Geschichten. Plötzlich habe ich einen großen Freundeskreis und bekomme ganz viel liebe Post. Ich diskutiere mit anderen über Gott und die Welt und ich schließe mich Gruppen an und lerne, lerne so schnell und leicht wie nie zuvor. Überall gibt es Eindrücke und Impulse und alles bebt vor Inspirationen.
Was für eine wunderschöne Welt! Ich nehme die Zeit gar nicht mehr wahr und ich fühle mich, als wenn ich spiele. Ein wundervolles Gefühl.

Doch auch als Kind ist die Welt nicht immer nur schön und angenehm. Kleinigkeiten reißen mich aus diesem Zauber. Es ist so, als wenn die Nachbarskinder an der Tür schellen und mir dringend ihre neuen Spielzeuge zeigen wollen. Einige sind auf meiner Wellenlänge und ich freue mich mit ihnen, aber andere haben völlig andere Interessen. Eigentlich mag ich mir nicht ihre Spielzeuge anschauen, aber ich will sie ja nicht vor den Kopf stoßen. Schließlich sind wir eine große Gemeinschaft und wollen zusammenhalten.

Viel besser finde ich es, wenn mir gesagt wird, wo ich Spielzeuge finden kann, die mich interessieren. Ich selbst erzähle auch gerne anderen, was ich wieder Schönes entdeckt habe und natürlich erzähle ich auch gerne von meinem neuen Spielzeug, aber höchstwahrscheinlich bringe ich damit die anderen in dieselbe Situation. Das sind aber nur gelegentliche, kleine Konflikte und die werden sich im Laufe der Zeit schon von selbst lösen.

Wirklich schlimm ist der Kindergarten am Ende der Straße. Da gibt es einige Kinder, die nichts lieber tun, als jedes Spiel zu zerstören. Traurig, aber so ist es halt auch schon in der Kinderwelt. Wenn man nur wüsste, warum das so ist.

In der Schule habe ich gelernt, dass in jedem Herz ein Garten wächst. Wenn der Garten gut gepflegt wird, gedeiht er prächtig. Wenn er vernachlässigt wird, dann verwildert er.

Aber man kann sich um verwilderte Gärten kümmern und wenn man das große Wildkraut bändigt, dann kommen ganz plötzlich viele schöne Blumen hervor. Sie recken sich und strecken sich der Sonne entgegen und bahnen sich ihren Weg.


Sie verkünden die Hoffnung, dass es in der BookRix-Welt bald überall Frieden geben wird.

 

 

Katerlisator - Vom Schreiben kann man nicht leben

 von Matthias März

 

Kaum konnte ich schreiben, begann ich auch schon die ersten kleinen Geschichten zu verfassen. Ich war sieben Jahre alt und ging in die erste Klasse. In einem kleinen, blauen Heftchen schrieb ich alles nieder, was mir so einfiel. Das waren zum Teil persönliche Erlebnisse z.B. von unserem Umzug. Eine weitere Geschichte ist mir noch gut in Erinnerung. Dabei ging es um ein Spielzeugauto meines besten Freundes Karsten, das ich heimlich in den Gully schob, als er nicht zusah. Natürlich kam alles heraus und ich musste eines meiner Autos hergeben.

Aber auch Fantasiegeschichten dachte ich mir aus, da gab es eine „Rummelplatzserie“ von bösen Menschen, die Kinder ärgerten, so z.B. der Betreiber einer Achterbahn, der immer den Strom abstellte. All diese Geschichten wurden von der Freundin meines Bruders durchgelesen und korrigiert. Sie war davon angetan, dass ein Kind schon so viel Fantasie hatte. 

Es war kein Wunder, dass ich dann irgendwann den Wunsch äußerte, später Autor zu werden. Doch meine Mutter machte mir klar, dass man vom Schreiben nicht leben kann. „Das ist ein Hungerjob“, sagte sie. Ganz unrecht hatte sie ja nicht.

In der Schule war Deutsch immer mein Lieblingsfach, ganz besonders dann, wenn wir Aufsätze schreiben mussten. In späteren Jahren kam dann das Verfassen von kleinen Theaterstücken hinzu, was mir besonders viel Spaß machte.

Natürlich habe ich auch viel gelesen, und schon bald hatte ich Lieblingsautoren. Astrid Lindgren, Ottfried Preußler und Christine Nöstlinger waren zunächst meine Favoriten, dann schwenkte ich auf SF-Autoren um, nachdem wir im Unterricht zwei Bücher gegenüberstellten, nämlich „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley und „1984“ von George Orwell. Beide Romane beschreiben Zukunftswelten, in denen die Menschen unterdrückt werden. Huxleys Geschichte gefiel mir dabei viel besser. 

In der Stadtbücherei stürzte ich mich dann auf alles, was unter Science Fiction eingeordnet war. Sehr gut gefiel mir neben Isaac Asimov und Stanislav Lem vor allem Philip Kindred Dick. Dick wurde am 16.12.1928 in Chicago geboren und ist am 02.03.1982 in Santa Ana verstorben. 40 Romane und 120 Kurzgeschichten entstammen seiner Feder, am berühmtesten sind "UBIK", "Das Orakel vom Berge" und "Träumen Roboter von elektrischen Schafen?". Charakteristisch für seine Erzählungen ist das Springen der handlungsführenden Figur. Kaum ein anderer Autor lieferte mehr Vorlagen für berühmte und spannende SF-Filme. 

Er hat mich als Autor sehr beeinflusst. Allerdings waren seine Bücher niemals humorvoll. Das wiederum fand ich in den Romanen von Douglas Noel Adams. Er wurde am 11.03.1952 in Cambridge geboren und verstarb am 11.05.2001 in Santa Monica. Seine (fünfbändige) Romantrilogie "Per Anhalter durch die Galaxis" hat ihn berühmt und reich gemacht. Er schrieb aber auch "echte" Reiseführer und "Die letzten ihrer Art", eine Reportage über aussterbende Tierarten. Außerdem war er Autor für "Monty Python". Der Anhalter ist Kult. Es gibt ihn als Hörspiel, als Buch, als TV-Serie, als Computerspiel und als Kinofilm.

Ich träumte davon, auch solch tolle Bücher zu schreiben. Doch immer wieder fielen mir Muttis Worte ein. So lernte ich einen anständigen Beruf und ließ das Schreiben jahrelang sein. Das änderte sich 1999, als ich mir einen Computer anschaffte. Nun war es viel einfacher, das Geschriebene zu speichern und abzuändern. Ich eröffnete einige Jahre später eine eigene Internetseite, nämlich www.katerlisator.de.„Katerlisator“ wurde dann auch mein Pseudonym auf zahlreichen Foren, so auch bei Bookrix. Dort stieß ich 2011 hinzu und hatte endlich eine Plattform gefunden, wo ich mein Geschreibsel der breiten Masse bekannt machen konnte, meine Homepage meldete ich ab. 

Die erste dort veröffentlichte Geschichte war „Die Straße der Gedanken“, die eigentlich der Rubrik Esoterik zuzuordnen ist, aber auch viel Autobiographisches enthält. Sie kam hervorragend an, so dass ich dort nach und nach meine alten Sachen veröffentlichte, zum Teil aber erheblich modifiziert. Ich bedaure dabei sehr, dass ich mein kleines, blaues Heft nicht mehr besitze. Es ging irgendwann bei einem Umzug verloren. Es wäre sicher sehr spannend, das heute noch einmal zu lesen. Auch meine Aufsätze habe ich nicht mehr, da wir die Klassenhefte nach Ende des Schuljahres alle abgeben mussten.

Meine Mutter hat übrigens Recht behalten: Vom Schreiben kann man nicht leben, ich habe mit meinen Büchern, die im Verkauf stehen weniger als 60 € „verdient“.

Es macht mir aber immer noch Spaß, zu schreiben, und es freut mich, wenn anderen meine Geschichten gefallen. Dabei kommt der Humor selten zu kurz, selbst bei den spannenden Büchern nicht. Ein Roald Dahl werde ich wohl niemals werden, auch wenn er – neben Dick und Adams – ein großes Vorbild für mich ist.









 









Roland.readers.1 - BookRix

von Roland Schilling

 

Schon seit der ersten Klasse Grundschule war ich fasziniert vom lesen.

 

Es sind gerade mal eine Hand voll Buchstaben, die unendlich kombinierbar und zu Wörtern, Sätzen,und schließlich zu Büchern werden.
Bücher waren für mich andere Welten. Andere Universen. Ich wollte immer wissen, was geschieht auf der nächsten Seite, im nächsten Kapitel.
Und noch bevor ich lesen konnte, erfand ich Geschichten, die ich erzählte.
Dann lernte ich schreiben und lesen. Ich lernte die Buchstaben so aneinander zu setzten, dass sie einen Sinn ergaben.
Ich lernte den Zauber, meine Gedanken in Schrift um zu setzten.
Schon damals als Kind im Grundschulalter hatte ich den Traum, eine Geschichte von mir in einem richtigem, gedrucktem Buch zu lesen.
Genauso gut hätte ich mir wünschen könne, auf dem Mond zu spazieren.
Beides war utopisch und unerfüllbar.
Wie ich mich doch irrte.
Sehr viel später. Ich war inzwischen erwachsen da kam etwas revolutionäres auf den Markt. Etwas das das Ende des gedruckten Buches einläuten sollte. Das e-book.
Man brauchte dazu einen Internetanschluss und ein entsprechendes Gerät, damit man diese e-books lesen konnte.
Ich war Internet Späteinsteiger. Und ehrlich gesagt war genau dieses Angebot, Bücher in schier unbegrenzter Zahl auf einem handlichem Gerät immer und überall dabei zu haben der letzte Anstoß für mich, mich auch in dieses ominöse Internet zu wagen.
Es war vollkommenes Neuland für mich und ich musste mich erst mal zurechtfinden. Zum Glück gab es eine Suchmaschine, in der man den gewünschten Begriff eingeben konnte und die dann Vorschläge machte, wo man fündig werden konnte.
Ich gab also ein: „günstige e-books.“
Gleich der erste Vorschlag faszinierte mich.
bookrix.de kostenlos e-books lesen und selber schreiben.
Wie, selber schreiben, dachte ich mir. Man kann seinen eigenen Geschichten dort einstellen und es wird ein e-book daraus?
Ich klickte die Seite an. Ich registrierte mich. Dazu brauchte ich einen Usernamen und ein Profilbild.
Bei Beiden half mir BookRix weiter. Mein Username roland.readers stand schnell fest. Schließlich suchte ich (Roland) ja e-books zum lesen. Und auch beim Profilbild stand sofort fest, der Papagei musste es sein. Er war mir sofort sympathisch und erinnerte mich an mich selber.
Immer einen vorlauten Schnabel.
Ich stellte auch sofort eine meiner Geschichten ein. Eine angefangene Geschichte.
Am nächsten Tag loggte ich mich wieder ein und war gespannt, was sich getan hatte. Das heißt, ich versuchte mich einzuloggen, was aber nicht ging.
Ich dachte, vielleicht hab ich mich nicht richtig registriert und hab auf neu registrieren geklickt.
Das ganze Prozedere nochmal nur dass roland.readers bereits vergeben war. Also hab ich eine 1 dahinter gesetzt und bin seitdem dabei.
Jetzt war ich also wirklich Teil der BookRix Welt.
Ich hab sofort mitgemacht bei den Wettbewerben für Neumitglieder. Da ging es um bestimmte Themen, es sollten Vorgabe Wörter im Text eingebaut werden und ähnliches.
Meine Texte wurden gelesen und ich bekam Kommentare.
Es war faszinierend. Mir fremde Menschen interessierten sich für das, was ich schrieb.
Es war nicht alles positiv. Aber das machte nichts. Im Gegenteil. Ich lernte sehr viel dazu, wie man richtig schreibt.
Ich war ganz neu bei BookRix, als es auch schon einen dieser großen Wettbewerbe gab, Thema: Feen und Elfen.
Ich hatte erst etwas Bedenken. Als Neuling an einem Wettbewerb an dem so viele alte Hasen teilnehmen? Blamiere ich mich nicht damit von vornherein?
Egal. Was hatte ich zu verlieren? Ich schmiss mich ins kalte Wasser, in den großen Pool gleich mit zwei Geschichten. „Das Tal der Elfen“ und „Feen Gesänge“.
In der Abstimmungsphase konnte man verfolgen, wo welche Geschichte war. "Das Tal der Elfen" lief nicht so gut aber "Feen Gesänge" hielt sich immer so im oberen Drittel auf.
Für einen Neuling gar nicht so schlecht.
Und auch die Kommentare dazu bauten mich so richtig auf.
Das, was ich schrieb kam an. Ich war angekommen in einer neuen Welt.
Und es sollte noch besser kommen. Eines Tages las ich von einem Projekt in dem Geschichten gesammelt wurden für ein Buch. Der Erlös dieses Buches sollte als Hilfe für die Flutopfer der großen Flut 2013 dienen.
Allerdings war die Gruppe, die dieses Projekt startete, eine Biografie Gruppe. Ich hatte noch nie etwas Biographisches geschrieben, aber das Projekt gefiel mir.
Also schrieb ich die Administratorin der Gruppe an, ob es auch etwas Erfundenes sein kann. Schließlich bin ich Geschichten Erfinder.
Es sei kein Problem, antwortete sie mir und dass sie sich schon auf meine Geschichte freuen würde.
Ich trat der Gruppe Biografisches bei, lieferte meine Geschichte ab und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
Endlich war es soweit. Das Buch war fertig und konnte bestellt werden.
Als es per Post bei mir ankam und ich es voller Erwartungen wie ein kleines Kind sein Weihnachtsgeschenk aus seiner Verpackung befreite, hielt ich es endlich in den Händen. Das erste richtige, gedruckte Buch, mit einer Geschichte von mir.
Entfesselte Natur. Seite 106. Sonnenfels darf nicht untergehen von Roland Schilling.
Und als ich zum ersten Mal meine eigene Geschichte in einem richtigen gedrucktem Buch gelesen habe, habe ich mir gedacht, irgendwann ist alles möglich. Auch auf dem Mond spazieren gehen.

 

 

Schnief - Ein sicheres Boot?

von Manuela Schauten

 

 

Liebe Freunde,


durch den tief verschneiten Wald wanderte einst ein einsamer Wanderer. Der Tag neigte sich und langsam brach die Dämmerung herein. Sein Stampfen durch den tiefen Schnee waren die einzigen Geräusche, denn ringsum herrschte eine Stille und zarte Schneeflocken fielen im goldenen Licht. Eigentlich wollte er schon mit sich schimpfen, dass er sich so irrend durch diese Einsamkeit bewegte, just in diesem Moment erblickte er in der Ferne ein kleines zartes Licht. Zielstrebig wanderte er nun darauf zu und erkannte wenig später eine kleine Hütte in einiger Entfernung.


Das Licht, welches er wahrgenommen hatte, stammte von einer kleinen Lampe, die sich sanft im Wind wiegte. Freudig stampfte er weiter durch den tiefen Schnee, dabei bemerkte er aus den Augenwinkeln am Saum des Waldesrands eine dichtgedrängte Gruppe von Rehen mit ihren Kitzen, die sich zwischen den Tannen scheinbar auf eine Futterstelle zubewegte. Etwas abseits des Rudels stand auf einer kleinen Anhöhe ein mächtiger Hirsch. Der Wanderer hielt kurz inne und genoss diesen wunderschönen Anbblick und nahm das Gesehene in sich auf.

 

Es dauerte nicht lange und er erreichte die Hütte, er wollte schon feste klopfen, doch da entdeckte er, dass der Schlüssel im Schloss steckte. Kurzerhand drehte er mutig am Schlüssel, die Tür sprang auf und eine wohlige Wärme empfing ihn.
Vielleicht war es auch ein wenig anders, in einer anderen Jahreszeit, als er so durch den Wald wanderte, aber er fand die Hütte.


„Komm herein und setz dich nieder“, rief ihm jemand freudig entgegen, denn eine Gruppe saß am Tisch. So trat der Wanderer ein und setzte sich zu ihnen. Nicht nur Kekse und warmen Kakao, Tee oder auch Kaffee wurde im angeboten, nein auch Schokolade in den verschiedensten Formen und Gestalten. Sofort wurde er in diese Gruppe herzlich aufgenommen.
Es dauerte nicht lange und wieder sprang die Tür auf und das immer wieder.
Alle nahmen an dem Tisch Platz, es wurde geschwatzt, gelacht, zusammen geweint und vieles gemacht, dabei lernten wir alle voneinander. Es verging die Zeit im Flug. Plötzlich schaute der einstige einsame Wanderer aus dem Fenster und rief:
„Schaut mal, es schneit ja beschriebene Blätter und keine Flocken!“
„Ja, das sind unsere Werke und auch du hast sie mitbeschrieben“, wurde ihm erklärt.


So fand ich im Jahr 2011 diese Hütte durch meine Tochter, die ein Buch veröffentlichte und meldete mich schließlich Anfang des Jahres 2012 an und wurde herzlich aufgenommen und liebevoll aufgefordert, etwas einzustellen. Seitdem sind viele Jahre ins Land gezogen. Inzwischen sind es fast ein Dutzend Jahre geworden, gerne habe ich mich an sehr vielen Wettbewerben in der Biografischen Gruppe, ebenso bei den Kurzgeschichten, Kinder und Jugend, Coverwettbewerben - Kunstgruppe, Bücher nach Cover, Buch des Monats, Gedichte Wettbewerbe, Anthologie -Wettbewerb, Kurzgeschichten und Gedichten, Das BookRix Wortspiel und Poesie beteiligt.

Nicht nur an Wettbewerben, sondern ich war auch gerne an Schreibrunden oder einfach so bei den Gruppen „Die Welt der Briefe und Ministories“ dabei. Insgesamt habe ich mal addiert, rd. 60.000 Mal wurden meine Bücher geöffnet und rd.5.900 Mal kommentiert.
Meine eigenen längeren Werke, wie „Ein mysteriöser Fund“ und „Kurzgeschichten im Rucksack“ findet man in der Gruppe „Richtige Bücher“. Dort findet man auch die vielen Anthologien, bei denen ich mich einbrachte oder auch als Herausgeberin fungierte. Als Beispiel nenne ich mal die „Entfesselte Natur“, „Ein Licht in der Dunkelheit“, „Arche der Hoffnung“, „Einen Sommer lang“, „Wer anderen einen Grube gräbt“, „Die Farben des Herbstes“, „Skurrile Weihnachten“, „Frühling allerorten“, „Gute Nachtgeschichten“, „Storys, die das Jahr so schrieb“ - Band 1 und Band 2, „Dschungel der Erinnerungen“, „Ein Bild erzählt Geschichten“, „Der Weg ist das Ziel“, „Mit Mia und Max das Jahr erleben“, „Ach, du dickes Osterei“, „Sinne eingefangen“, „Dekaden des Lebens“, „Storys, die uns ein Leben lang begleiten“, „Stories to go“, „Unser wilder Westen“, „Wegbegleiter“, „Monster, Mythen, Märchenhelden“, „Warten auf Weihnachten“, „Bunt gemischt Teil 1und Teil 2“, „Schreib-Rodeo“, „Liebesgeschichten"
und Krimi und Mystery“.

 

Selbstverständlich brachte ich mich auch in der Community ein, gründete die Gruppen Gemeinsam und Kinder und Jugend.
In den Plauder- und Quasselecken ging es oft turbulent zu, leider wurde ich auch nach meinem Empfinden eine Zeitlang gemobbt, doch nach Entfernung gewisser Personen relativierte es sich. Im Großen und Ganzen empfinde ich das Miteinander dort sehr schön, lernte trotz der Entfernung diese lieben Menschen kennen. Inzwischen sind wir halt eine Familie geworden, bei der es halt auch mal zu Unstimmigkeiten kommen kann. Wie sie manchmal im realen Leben wirklich heißen, das spielte für mich keine große Rolle.


Schade und es stimmt mich traurig, wenn unsere Community aus finanzieller Sicht aus unserem schönen BookRix entfernt würde, so können wir, meine lieben Freunde und ich, uns nur ganz herzlich bei Euch bedanken, dass ihr in den verschiedenen Gruppen Euch so wunderbar eingebracht habt, denn gemeinsam Freunde finden, gemeinsam schönes zu erleben, zu schreiben und zu erstellen ist einfach schön - oder?


Eure Schnief

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Flugente - Punkt Punkt Komma Strich Die, mit dem Manko in der Zeichensetzung

von Angela Pundschus

 

 

Alles begann 1999 mit einem wirren Traum. Ich träumte von einer deutschen Hausfrau, nein das ist der falsche Ausdruck, sie wurde erst zu einer. Eine Medi erfolgreiche Kauffrau, aufstrebend im Beruf wird von einem der bekanntesten Regisseure der Welt entdeckt. Sie reist nach Hollywood zu Probeaufnahmen, lernt bekannte Schauspieler und deren Geheimnisse kennen, wie zum Beispiel den, wie eine Dogge sabbernden, Action Helden, den schwulen Traumtänzer oder ihren eigenen Lieblingsstar. Am Ende schwebte immer eine Zeitschrift durch den Traum, das Titelblatt lautete >deutsche Hausfrau erhält Oskar<.


Als ich den Traum am nächsten Tag im Büro erzählte, sagten die Kollegen einvernehmlich, so etwas muss man aufschreiben, so etwas darf man nicht vergessen. Ich begann also, zu schreiben. Jeder wollte lesen, was ich aus den Fragmenten meines Traumes gebastelt hatte. Schrieb ich nicht mindestens vier Din A4 Seiten am Tag, war die Enttäuschung groß. Am Ende lieferte ich 120 Seiten ab, nicht formatiert, kein Normblatt, einfach runtergeschrieben. Mehr als 1000 Menschen lasen dieses Erstlingswerk und mir wurde immer wieder gesagt, du hast Talent Angie.


So vollgestopft des Lobes, machte ich mich auf die Suche nach einer Form, in dem man mit Gleichgesinnten seine Entwürfe austauschen konnte und durch Diskussionen sich vielleicht verbessern konnte. Das Forum war ähnlich dem Bookrix Forum und wurde von einem kleinen Aachener Verlag gestellt. Epidu hieß dieser. Dort trieb ich mich ein paar Jahre rum. Ich reichte Bücher bei Wettbewerben ein, diskutierte und verbesserte mich. So gegen 2010 trat ich wohl bei Bookrix ein. Ich startete dort noch mal durch.


Etwas, das mir in dieser ersten Phase bitter aufstieß, war die nicht Bereitschaft Kritik anzunehmen. Jeder reagierte beleidigt, wenn er kritisiert wurde. Ich hingegen, versuchte, aus jeder Kritik zu lernen und wie Phönix aus der Asche aufzusteigen. Ich lernte, bekam den Beinamen, die mit der Zeichensetzungsschwäche, aber auch da lernte ich, besuchte die VHS und versuchte mich noch ein wenig in Grammatik.


Bei Bookrix, so schien und scheint es mir immer noch, gibt es die Leader, die ewig auf dem ersten Platz stehenden. Damals ging ich aus diesem Grunde von Bookrix weg, beziehungsweise, ließ meinen Account ruhen. Ich suchte mir eine Schreibgruppe mit Lehrer, mit regelmäßigen Hausaufgaben, mir Test, halt wie im Schulbetrieb. Mein Lehrer, zu dem Zeitpunkt, war Germanist und Bestsellerautor. Wir lernten den Aufbau einer Geschichte, wir man sie starten sollte, etwas über den Spannungsbogen, gewisse Wörter zu oder nicht zu benutzen. Jeder Hausaufgabe hatte ein Thema. Irgendwann sagte der Lehrer vor versammelter Mannschaft, nachdem ich meinen Matse abgeliefert hatte, meinen dritten Roman, Angie kann ich nichts mehr beibringen, sie weiß es eigentlich alles, weiß es anzuwenden, überholt sich nur manchmal selbst.
2012 eröffnete ich meinen eigenen Verlag, hier entstanden so schöne Dinge wie die Rohrfrei-Reihe, die Männerwelten oder der Fantsay-Roman Xorafedi und das Kinderbuch >Gemeinsam sind wir stark<.


Während meiner Lernphase hatte ich oftmals harsche Kritik einzustecken, aber wie bereits gesagt, ich nahm sie an und versuchte sie umzusetzen und beim nächsten Versuch auszumerzen.

Ich startete mit Lesungen, wurde gebucht, um zu lesen und war zufrieden mit dem, was ich geschaffen hatte. Dann kam Corona.

Meine Schreibgruppe gab es nicht mehr, bzw. wir durften uns nicht treffen. Es gab keine Lesungen, ich wurde arbeitslos, ging kurz darauf in Rente wegen meiner Augen.
Was also tun?

2021 entdeckte ich dann, dass ich ja noch einen Bookrix Account hatte. Ich las mir noch mal die Bedingungen durch, schloss meinen Verlag und startete auf Bookrix wieder durch. Ich löschte alle alten Bücher. Die waren bereits etliche Jahre alt und mein Schreibstil hatte sich verändert. Meine schlechten Erfahrungen, wegen denen ich aufgehört hatte, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Ich freute mich auf den ersten Wettbewerb, schrieb eine neue Geschichte, las die anderen Geschichten und bewertete sie. Und schwupp, hatte ich wieder einmal das BX-Manko erwischt. Ich bewertete ein Buch schlecht und bekam sofort die volle Breitseite des Verfassers ab. So etwas schreibt man nicht öffentlich, das kann man in einer PN machen. Aha, so lief das also immer noch. Wenn dem so ist, dann schreibst du halt immer, gute Geschichte, nett geschrieben usw. Schnell noch den Favoritenstern, denn auch dafür wurde ich bemäkelt. Nun kann niemand mehr meine wahre Meinung sehen, denn vorher gab es nur für Bücher, die mir wirklich gefielen, einen Stern, nun für alle. Das Einzige, woran man es sieht, sind meine ehrlichen Abstimmungen. Die gebe ich so ab, wie ich es von Herzen empfinde. In meine persönliche Bewertung kommen Idee und Umsetzung, Stil, Wortwiederholungen, Spannung und noch einige Kleinigkeiten, wie Cover, dazu.


Ich würde mich freuen, wenn es mehr ehrliche Buchbesprechungen gäbe, echte Diskussionen, etwas aus dem man noch lernen kann.
Ich liebe es, meine Kurzgeschichten anderen zum Lesen zur Verfügung zu stellen. Sie dürfen sie gerne kostenlos lesen, jeder soll seinen Spaß haben. Meine Traumschmiede arbeitet Tag und Nacht, nur Romane sind nicht mehr kostenlos oder, wenn Kurzgeschichten zu einer Anthologie werden, wie demnächst Rohrfrei drei. Dann lösch ich die ganzen Geschichten und fasse sie in einem Big-Business-Buch zusammen.
Was mir noch aufgefallen ist, es sind viel weniger aktive Nutzer als früher mit dabei.


Man kann keine große Leserschaft mit einem neuen Buch erreichen, weil es nur noch wenige Aktive gibt. Was schade ist. Deswegen glaube ich auch, dass das Forum uns nicht erhalten bleibt, bzw. die Community. Wenn wir so weiter machen wollen, wie heute, dann müssen wir uns etwas Neues suchen. Ich denke, wir werden auf dem Markt bestehen müssen und nicht mehr in kleinen Gruppen oder in einer großen Community. Das kostet zu viel für die paar Leute, so eine Community zu betreiben.

 

Anne Koch - Ein i - Tüpfelchen

 von Anne Koch

 

Oftmals ist es mir schon durch den Kopf gegangen, warum wir so gar keine Freunde haben. Ja, das haben wir verpasst, denn als wir noch jung waren hatten wir immer so viel Arbeit da blieb einfach keine Zeit für Freundschaften. Martin meinte immer: „Wozu brauchen wir Freunde, wir haben doch uns und die Kinder.“ Eines Tages riet mir Siggi einen Laptop anzuschaffen, dort würde ich viele Leute kennen lernen und mit ihnen chatten. Sie meldete mich bei BX an und suchte für mich die Bio-Gruppe aus, weil sie meinte dort würde ich am besten hinein passen. Wie recht sie hatte!

Inzwischen habe ich lieb gewordene Freunde gefunden. Allen voran Gitta, ich hatte sogar die Gelegenheit sie persönlich kennen zu lernen. Wir übernachteten bei ihr und wurden von ihr und Moni bestens bewirtet. Die Zeit bei ihr werde ich sicher nie vergessen.

Ja Gitta weiß immer Rat. Worum es auch geht, ob es gesundheitliche Fragen sind oder ob es ums Schreiben geht, meine Fragen kommen bei ihr immer an.

Ja unsere Gitta hat auch ein geduldiges Ohr, bildlich gesehen, denn sie liest ja was ich schreibe und hört es nicht. Aber egal wenn immer mir danach zu Mute ist, klage ich ihr mein Leid und sie muntert mich auf.

Dann ist da die Annelie, der es ja nun auch nicht so rosig gegangen ist im letzten Jahr. Sie ruft mich manchmal an und dann jammern wir im Duett, auch das kann enorm verbinden. Sie ist bei BX eine meiner ersten Freundinnen und hat immer alles gelesen was ich geschrieben habe.

Eine weitere liebe Freundin ist Ute. Mit ihr chatte ich oft noch am späten Abend. Je nach Laune tauschen wir uns aus, mal haben wir ein lustiges und mal ein trauriges Thema. Auch ihre Freundschaft möchte ich nicht vermissen.

Auf gar keinem Fall darf ich Manuela vergessen, die ich immer liebevoll Schniefi nenne. Sie ist eine temperamentvolle Frau, viel beschäftigt und trotzdem immer für mich da. Manchmal stelle ich sie mir vor, wie sie vor mir steht mit einer Peitsche in der Hand. Sie war es die mich zum Arzt trieb mit meinem kranken Bein. Deshalb liebe ich sie und ich bin froh, dass sie mir mal ein richtiges Foto von ihr gezeigt hat. So kann ich mir ein Bild von ihr machen. Dankbar bin ich ihr aber auch für die leckeren Mettwürstchen, die sie mir immer wieder schickt, und die ich immer noch nicht bezahlt habe. Ich liebe Mettwüstchen und hier gibt es doch keine.

Natürlich vergesse ich auch nicht Dora hervorzuheben. Sie wollte mich mit Weihnachtsplätzchen glücklich machen und das Päckchen ging verloren. Wenige Tage später schickte sie mir noch einmal eines und das kam an. Darin lag auch eine Weihnachtskarte, die immer noch auf meiner Anrichte steht und ein kleiner Weihnachtsbaum. Ach in diesem Jahr hat mich einfach alles gefreut noch einmal danke!

Als ich nach meinem Geburtstag die Blumenvase über meinen Laptop goss, da waren es die Männer aus unserer Gruppe, die mir mit viel Geduld halfen ihn wieder in Ordnung zu bringen. Ich glaube es waren Roland, Rene und Jörg, die nicht müde wurden mir jeden Schritt zu erklären. Dann war die Freude groß, als plötzlich alles wieder in Ordnung war. Man glaubt es nicht, wozu man die Männer alles gebrauchen kann!

Die beiden Schweden, Britta und Harry muss ich unbedingt noch erwähnen auch sie geben immer ihren gerade passenden Senf dazu. Ich mag die beiden, und Angela, Ina und Silvia, sowie die 3 von der Schwatztheke, deren Namen ich mir einfach nicht merken kann.

Ihr alle seid meine Lichtblicke im Jahr 2015 ! Wie immer habe ich sicher mehrere vergessen, aber ihr dürft Euch bei mir beschweren dann hole ich es nach. Da fällt mir grade der Ralf ein, der mir im Sommer meine Wohnung "streicheln" will. Er hat ja gar keine Ahnung, was da auf ihn zukommt.

 

Zum Schluss will ich mich noch für das sagenhafte Cover bedanken! Und wer hats gemacht??

Sweder natürlich! Danke, danke, danke. nicht nur für dieses Cover, sondern auch für mehrere andere. Und danke, dass Du uns immer mit so vielen lustigen Beiträgen erfreust!

 

Herzlichst Eure Anne

 

Die Zeit vergeht, und sie vergeht immer schneller.

Sweder und Alke haben uns vor einigen Jahren verlassen. Sie gehörten zu meinen besten Freunden.

Es ist still um mich geworden.

Überhaupt ist alles anders als vor 15 Jahren. Wir sind nicht mehr so unbeschwert und lustig. Wenn jemand fragt: Was ist passiert? Eine große Rolle spielt das weltliche Geschehen. Wir fühlen uns unsicher, man ist misstrauisch und ich möchte behaupten wir sind ängstlich.

 

Die Krankheiten und nicht zuletzt das ständig unsichere Wetter haben uns lustlos gemacht.

 

Ich bin, wie manch Anderer bei Bx, das heißt im unserer Bio-Gruppe, alt geworden. Wir hatten viel Spaß und haben fleißig geschrieben. Jetzt ist es für mich an der Zeit den Bleistift aus der Hand zu legen. Das Feld überlasse ich den jungen Leuten.

 

 

 

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Katerlisator - Traumland

 

 von Matthias März



Manche Menschen träumen nie, sagen sie. Oder sie können sich nicht oder kaum an ihre Träume erinnern. Das finde ich sehr bedauerlich. 

 

Ich träume fast jede Nacht und erinnere mich oft an das, was ich geträumt habe. Immer klappt das nicht, aber fast immer. Das, wovon ich geträumt habe, wird dann häufig in meinen Geschichten verwendet, vor allem die lustigen Träume. Alpträume habe ich nur noch selten. Früher war das anders. Ich träumte seinerzeit gelegentlich davon, dass ich irgendwo hinmüsste und das Ziel nicht erreichen konnte. Und wenn ich es erreichte, war ich zu spät. Da gab es mal einen Traum, der in Ostfriesland spielte. Ich musste in die Stadt Leer reisen und stand an einem Busbahnhof. Es kamen auch viele Busse vorbei, wo vorne „Leer“ dran stand. Sie waren auch leer, fuhren aber alle vorbei, ohne, dass ich einsteigen konnte.

 

Es ist faszinierend, welche Möglichkeiten sich in einem Traum bieten. Die Logik wird außer Kraft gesetzt. Das beunruhigt den Träumenden aber keineswegs, ganz im Gegenteil. Es geht auch den meisten Menschen so, dass sich im Traum nicht bewusst sind, dass sie träumen. Das ist bei mir auch so. Vor Jahren hatte ich aber ein Traum, wo ich ganz genau wusste, dass ich träumte. Ich war in dem Traum in Hannover, aber es war ein anderes Hannover. Es war alles modern, also in unserer Zeit. Die Gebäude sahen aber anders aus: reich verziert und mit Türmchen, so wie meine Heimatstadt vor dem Zweiten Weltkrieg aussah. Bilder davon hatte ich im Internet und in Filmen schon oft gesehen und diese dann in dem Traum umgesetzt. Ich erfuhr, dass es in dieser Traumwelt den Krieg und somit die fast vollständige Zerstörung der Stadt nie gegeben hatte. Bevor ich nachfragen konnte, warum das so war, bin ich aufgewacht.

 

Fortsetzungsträume habe ich auch manchmal, auch Wiederholungsträume. Ein immer wiederkehrender Traum, war der, den ich einer meiner Geschichte „Die Straße der Gedanken“ verarbeitet habe. Das ist übrigens das erste Buch, das ich auf Bookrix veröffentlicht habe. Darin gehe ich eine Straße entlang, an der sich nur vier Häuser befinden. Das erste Haus ist groß, prachtvoll und schön. Das ist das Haus der positiven Erinnerungen. Ich begegne liebe Verwandten, die längst verstorben sind und Freunden, die ich lange nicht sah, aber noch in guter Erinnerung habe. Auch sehe ich das Postauto aus Holz, das ich Weihnachten 1964 bekam und meine alte Spielzeugkiste. Man ermahnt mich, dass ich das alles nicht vergessen soll. Das zweite Haus ist das Haus der positiven Vergessenheit. Hier leben Leute, die ich zwar mochte, aber die aus meinen Gedanken verschwunden sind. Das dritte Haus ist hässlich und schäbig. Dort leben Leute und sind Dinge, die ich unangenehm in Erinnerung habe, das Haus der negativen Erinnerungen. Und das vierte Haus, das Haus der negativen Vergessenheit, betrete ich nie.

 

Wie schon erwähnt, begegne ich in diesem Traum auch Verstorbenen. Das geschieht auch in anderen Träumen. Seltsamerweise taucht meine Mutter dabei viel häufiger auf als mein Vater, obwohl meine Mutter nicht immer gut zu mir war. Das spielt in diesen Träumen aber keine Rolle. Meine Mutter kocht mir in diesen Träumen mein Lieblingsessen und es schmeckt mir stets, was in der Realität nicht immer der Fall war. In manchen Träumen schimpft meine Mutter auch mit mir, aber sie schlägt mich nicht.

 

Oft habe ich Träume, in denen ich meiner absoluten Traumfrau begegne. Manchmal ist sie ein Alien von einem fernen Planeten. Sie ist stets wunderschön, intelligent und ich kann mich gut mit ihr unterhalten. Aber es ist eben nur eine Traumfrau und nicht real. Wenn ich aufwache, ist sie verschwunden.

 

Auch vom Tod träume ich gelegentlich, auch von meinem Eigenen. Als ich sieben Jahre alt war, träumte ich, dass ich noch hundert Jahre leben würde, also mit 107 sterben würde. Demnach hätte ich noch bis zum Jahre 2068 Zeit. Wir werden sehen, ob es klappt.

 

Wie schon erwähnt, träume ich oft Lustiges, in den Geschichte von Hubert Hundertmark habe ich Einiges davon verarbeitet, aber zum Teil aber stark verändert, um dieses dem Charakter der Figur anzupassen. Auch meine „Pannen“-Geschichten basieren teilweise auf Erträumtes. Es ist für einen Autor natürlich sehr praktisch, wenn man seine Ideen nicht nur auf tatsächliche Erlebnisse, sondern auch aus der Fantasie der Träume ziehen kann.

 

Einen sehr eigenartigen Traum habe ich in letzter Zeit öfters: Ich träume davon, dass ich irgendetwas Ungenießbares verschlucke, z.B. Kugelschreiber, Batterien oder Münzen. Dann will ich das wieder hochwürgen, um nicht zu ersticken oder mich zu vergiften. Das ist so real, dass ich erwache, weil ich denke, dass das tatsächlich passiert ist.

 

Ich hoffe, dass das nächtliche Kopfkino mir noch reichlich Ideen für meine Bücher bei BookRix liefert. Ihr dürft gespannt sein. 















Schnief - Glaube Hoffnung Liebe

von  Manuela Schauten

 

Gerade in diesen düsteren Tagen stelle ich mir so manche Fragen, gab es wirklich ein Mensch, Buch, Film, Lied oder gar ein besonderes Ereignis, das mir meine Denkweise oder meine Lebenseinstellung veränderte?

 

Sicher gab es die in meinem Umfeld: Menschen, die an einer tödlichen Krankheit oder gar durch einen Unfall aus dem Leben gerissen wurden. Menschen, die sich bewusst mit aller Kraft für die positiven Dinge - wie Hilfe für Mensch und Tier einsetzten. Ebenso könnte ich viele Bücher, die ich gelesen habe oder Filme die ich sah, genauso Lieder, die mich schwer beeindruckten, benennen. Denn alle beeinflussten mich sicherlich in irgendeiner Form. Auch Ereignisse wie Naturkatastrophen, Krieg und Hungersnöte, die ich zwar selbst bisher nicht direkt erleben musste, aber sie beeinflussten ebenso meine Lebenseinstellung.

 

Doch all diese Ereignisse oder Gelesenes, wie auch Gesehenes und Gehörtes haben etwas mit diesen einfachen drei Worten „Glaube - Hoffnung - Liebe“ zu tun.

Dies versuche ich, am Beispiel des Films „Ist das Leben nicht schön“ zu erläutern.

Diesen Film hat fast jeder gesehen und wenn man sich ein wenig Gedanken darüber macht, wird deutlich, wie es einem im Leben ergehen kann. Es zeigten sich viele Parallelen zu meinem Leben. Zwar übe ich nicht den gleichen Beruf aus, ebenso wenig überkam mich vor lauter Verzweiflung der Gedanke, einen Sprung von einer Brücke zu versuchen.

 

Nein, mir geht es um die Person, die der Protagonist dort verkörperte. Jemand der sich stets um andere kümmert, dabei jedoch immer wieder seine eigenen Interessen und Wünsche zurück stellte.

Bereits in meiner Kindheit, nachdem sich meine Eltern trennten, habe ich mich jahrelang stets um andere gekümmert und sie umsorgt.

Wir Kinder wurden bei der Trennung unserer Eltern auseinander gerissen, doch mit meinem jüngeren Bruder blieb ich zusammen. Zeitweise lebten wir mit meinen Vater allein, der außerhalb arbeitete und nur am Wochenende und dienstags heim kam. Ich wurde unmerklich in die Rolle einer Mutter versetzt, musste bereits mit 13 Jahren Verantwortung übernehmen.

Irgendwie machte es zwar Spaß, aber wenn Lehrer mich ansprachen, weil mein Bruderherz mal wieder „Scheiße“ gebaut hatte und ich die ausbügeln durfte, hörte der Spaß auf. Wie es auch heute oft passiert, wurde mein Bruder später schon sehr früh Vater von zwei Kindern, er heiratete und ich half ihm, so gut es meine finanzielle Situation zuließ des Öfteren aus. Damit sie mal ausgehen konnten, übernahm ich wie selbstverständlich die Obhut der Kinder. Auch, als sie nach zwei Jahren mit Freunden einen günstigen dreiwöchigen Urlaub verleben konnten, übernahm ich beide Kinder, 11 Monate und 2 Jahre.

 

Mein Freund hatte großes Verständnis dafür, denn auch sein Bruder wurde auch sehr früh Vater. Nur auf seiner Seite waren Großeltern da, die sich um die Kleine liebevoll kümmerten.

Damit möchte ich nicht ausdrücken, dass mein Bruder all dies als selbstverständlich angesehen hatte, nein, das hat er nie und wenn er mir irgendwie helfen konnte, tat er es mit Freude oder macht es noch heutzutage.

Seine Ehe ging vor der Kommunion seines Ältesten, meinem Patenkind, in die Brüche. Da es bei uns Sitte war, dass die Paten die Kinder einkleideten, versorgte auch ich mein Patenkind mit der notwendigen Kleidung ein. Stolz wie Oscar trug er seinen Anzug, den er sich mit mir aussuchen durfte und verabschiedete sich liebevoll von mir nach der Messe. Eingeladen war ich nicht, sondern eiskalt vor der Kirche stehen gelassen. Die Feier hatte nur seine Mutter ausgerichtet, mein Bruder war mit seiner Freundin inzwischen gefahren.

Wie ich mich in diesem Moment fühlte, ich kann es nicht beschreiben.

Zwei Wochen später rief mich seine Exfrau an und bat auszuhelfen. Ich verneinte das erste Mal sicher nicht nur aus verletzten Stolz. Seitdem gab es keinerlei Kontakt mehr.

Die Kinder sah ich nur noch bei Festen meines Bruders. Das war sehr schmerzlich für mich, denn ich liebte die Kinder wie meine eigene Tochter.

Beruflich habe ich mich immer für die Firma engagiert, war stets zur Stelle, bis ich mir eines Tages verarscht vorkam.

 

Und da sind wir wieder beim Film, bei der Geschichtes dieses Filmes. So wie beim Protagonist im Film, allerdings auf eine andere Art, auch bei mir war kein Engel zugegen oder ich habe ihn nicht wahrgenommen.

Doch vielleicht war der Engel einfach in Form von einer lieben Freundin zugegen, die versuchte, mir beizustehen oder mich aufzubauen, mir half, mein Rückgrat zu stärken oder wie man es auch ausdrücken mag.

An diese sehr liebe Freundin muss ich oft denken, die mehr als unsanft aus dem Leben gerissen wurde. Eines ihrer Lieblingslieder wird immer in meiner Erinnerung bleiben, dieses Irische Segenslied, dass sie auch an unserem letzten gemeinsamen und gesprächsreichen Abend sang, bevor sie in ihr kleines Auto stieg.

 

Möge die Straße uns zusammenführen

und der Wind in deinem Rücken sein;

sanft falle Regen auf deine Felder

und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein.

Führe die Straße, die du gehst

immer nur zu deinem Ziel bergab;

hab‘ wenn es kühl wird, warme Gedanken

und den vollen Mond in dunkler Nacht.

Hab unterm Kopf ein weiches Kissen,

habe Kleidung und das täglich Brot;

sei über vierzig Jahre im Himmel,

bevor der Teufel merkt, du bist schon tot.

Bis wir uns mal wiedersehen,

hoffe ich, dass Gott dich nicht verlässt;

er halte dich in seinen Händen,

doch drücke seine Faust dich nie zu fest.

 

Ihr Tod hat mich in ein Loch gerissen, es fehlten mir unsere Gespräche oder wie sagt man so schön, sie fehlte mir an allen Ecken. Mein Freund damals versuchte mich aufzumuntern und verwies mich auf unser Lied.

Jahre zogen ins Land, ich heiratete, bekam selbst ein Kind.

Diesem Kind versuchte ich fast alles zu bieten, worauf ich in meiner halben Kindheit verzichten musste. Meine Welt schien der Wind in meinem Rücken zu sein, der sanfte Regen fiel auf meine Felder und der Sonnenschein fiel warm auf mein Gesicht.

 

Katerlisator - Das Geheimnis ist der Teig

  von Matthias März

 

 

Giovanni war wütend. Wieder einmal war der Umsatz in seiner Pizzeria enttäuschend gering. Seit vor vier Monate um die Ecke „Bei Luigi“ eröffnet hatte, liefen ihm die Kunden weg. Dieser Luigi, der kein richtiger Italiener, sondern Sizilianer war, hatte ein dunkles Geheimnis, da war sich Giovanni sicher. Doch was war es? Das musste er unbedingt herausfinden.

 

Er beschloss, seinen guten Freund Martin, zu beauftragen, eine Pizza von seinem verhassten Konkurrenten zu holen. Martin war seit Jahren sein Stammkunde und einer der wenigen, die ihm treu geblieben war. Es konnte doch nicht sein, dass ihn ein Sizilianer ausstach! Die hingen doch nur alle mit der Mafia zusammen.

 

Als Martin mit der Pizza zurückkehrte, schnupperte Giovanni vorsichtig daran. Zugegebenermaßen roch sie gut, sehr gut sogar. Und sie schmeckte hervorragend. Es war die beste Pizza, die er je in seinem Leben gegessen hatte. Der Teig war dünn, aber nicht zu dünn und auf dem Punkt genau knusprig gebacken. Martin räusperte sich und sagte: „Also, Giovanni, ich muss sagen, ich weiß jetzt, warum Luigi so einen Erfolg hat. Dieser Teig ist einfach grandios. Da kannst du...“

„Ja, du hast ja Recht. Der Kerl hat es wirklich drauf. Ich dachte immer, dass nur Italiener gute Pizza backen können. Da habe ich mich wohl getäuscht.“

 

Verzweifelt versuchte Giovanni die Pizza zu kopieren. An dem Belag lag es nicht, Martin hatte Recht. Das Geheimnis war der Teig. Doch dieser bestand gewöhnlich nur aus Wasser, Mehl, Salz und Hefe. Aber auf die Mischung kam es an. Die von Luigi war perfekt.

 

Zwei Monate später. Giovanni stand kurz vor dem Ruin. Niemand suchte mehr seine Pizzeria auf, alle gingen nur noch zu Luigi. Es musste etwas geschehen. Doch was? Alle Versuche, Luigis Pizzateig nachzumachen, waren fehlgeschlagen. Um auf andere Gedanken zu kommen, entschied sich Giovanni dafür, sein Geschäft für heute zu schließen. Nicht einmal dreißig Euro hatte er eingenommen. Er nahm eine Flasche Lambrusco aus dem Regal, zog seinen Mantel an und ging in den Stadtpark.

 

Dort setzte er sich auf eine Bank, öffnete die Flasche und nahm einen tiefen Schluck. „Früher hättest du ein Glas genommen, Giovanni.“ Der Mann, der diese Worte sprach, saß neben ihm. Er war einfach so aus dem Nichts aufgetaucht. Ein Hüne mit schwarzen Haaren, sehr muskulös, seine Stimme war tief und hatte ein angenehmes Timbre. „Woher kennst du meinen Namen? Und wer bist du?“

„Ich weiß alles über dich – und ich kann dir vielleicht helfen. Es ist aber nicht umsonst.“ Der Fremde lachte. Er schnipste mit dem Finger. Eine Wolke tat sich über ihn auf, es roch eindeutig nach Schwefel. Als sie sich verflüchtigt hatte, sah Giovanni, dass der Mann eine Papierrolle in der rechten und einen Füller in der linken Hand hatte. „Unterzeichne diesen Vertrag und du bist deiner Sorgen ledig“, rief er aus. Wieder dieses Lachen. „Du erhältst dann das Rezept für den besten Pizzateig dieser Welt!“, ergänzte er. „Der Preis dafür ist nicht hoch, ich möchte lediglich eines dafür – deine Seele.“

„Dann bist du der Teufel?“

„Natürlich bin ich das. Ich habe viele Namen: Satan, Diabolo, Luzifer oder einfach nur: der Böse. Nenn mich wie du willst. Aber nun unterschreib endlich. Du willst doch das Rezept unbedingt haben, nicht wahr?“

 

Giovanni seufzte. Natürlich wollte er das. Aber seine Seele verkaufen? Der Preis war hoch, sehr hoch. Eventuell war das aber auch nur ein billiger Scherz, irgendwo war hier sicherlich eine versteckte Kamera. Giovanni gab sich einen Ruck und griff zum Füller. Er hielt jedoch kurz inne, hob einen Finger und sagte: „Gut, ich unterschreibe. Aber was geschieht, wenn ich den Vertrag nicht einhalte?“

„Das ist unmöglich. Ich habe immer bekommen, was ich wollte. Eher friert die Hölle zu, als dass mich jemand überlistet. Nun mach endlich! Ich habe nicht ewig Zeit. Der nächste Kunde wartet schon.“

 

Der Italiener nahm den Stift und unterzeichnete. Der Teufel lachte zufrieden und verschwand im nächsten Augenblick in einer Schwefelwolke. Giovanni schüttelte sich, nahm noch einen tiefen Schluck Wein und ging leicht verwirrt nach Hause. Als er am nächsten Morgen erwachte, war er davon überzeugt, alles nur geträumt zu haben. Aber am Backofen klebte ein kleiner, handgeschriebener Zettel. Es war das Rezept für einen Pizzateig. Sofort probierte er es aus. Das Ergebnis war überzeugend: Die Pizza schmeckte sehr gut, noch besser als die Luigi. Eifrig malte Giovanni ein großes Plakat und hängte es ins Schaufenster. „NEU. Probieren Sie unsere Pizza. Verbessertes Rezept. Heute alles kostenlos“, stand drauf. 

 

Angelockt vom Duft näherten sich die ersten Leute. Nachdem sie gekostet hatten, waren sie begeistert. Die Pizza war köstlich, geradezu teuflisch köstlich. So geschah es, dass Giovanni binnen Kurzem nicht nur alle seine früheren Kunden zurückgewann. Er verzehnfachte seinen früheren Umsatz aus der Zeit, bevor Luigi seinen Laden eröffnet hatte. Aus der ganzen Stadt strömten nun die Gäste herbei, um Giovannis Pizza zu genießen. Besonders beliebt war die Pizza „Diabolo“ die mit Salami, Schinken, Paprika, Zwiebeln, Peperoni, Käse und Tomatensoße belegt war. 

 

Zehn Jahre später. Giovanni war ein reicher Mann geworden. Er hatte fast einhundert Filialen im ganzen Land eröffnet. Giovanni stand seit langem nicht mehr selbst am Backofen, dafür hatte er seine Angestellten. 

 

Zufrieden ging er, bekleidet mit einem teuren Maßanzug in den Park und setzte sich auf jene Bank, auf der damals gesessen hatte. Plötzlich nahm er einen Schwefelgeruch wahr. Wie aus dem Nichts war er aufgetaucht – der Teufel.

„Nun, Giovanni, so sieht man sich wieder. Es freut mich, dass du so einen Erfolg hast. Aber heute ist der Tag der Abrechnung gekommen. Du hast doch unseren Vertrag nicht vergessen?“ Giovanni schluckte. Er hatte das befürchtet. Jeden Tag in den letzten zehn Jahren dachte er an nichts Anderes. Daher hatte er sich eine List überlegt. „Nun, Teufel, ich möchte mich zunächst dafür bedanken, dass du mir geholfen hast, mir geht es in der Tat hervorragend. Ich möchte auch bezahlen, aber unter einer Bedingung. Du kannst meine Seele bekommen, wenn du mir eine Frage beantwortest.“ Der Teufel lachte und sagte: „Das ist doch lächerlich. Ich weiß alles, niemand kann mich austricksen. Du weißt doch – eher friert die Hölle zu, als dass das geschieht. Nun stelle deine Frage.“

„Nun, Teufel, wie lautet die letzte Ziffer der Kreiszahl Pi?“ Entsetzt schrie der Diabolische auf und schrie: „Du hast es geschafft. Du hast es geschafft.“ Eine Schwefelwolke erschien, der Boden öffnete sich und der Teufel verschwand darin.

 

So geschah es, dass die Hölle zufror. Sie war tiefgefroren – für alle Zeiten. Giovanni war jetzt der reichste Mann der Welt und wurde alsbald  italienischer Ministerpräsident.

Monika Gertmar - Die Wendeltreppe

von Monika  Gertmar

 

 

„Was sammelst du?“, fragte der kleine Junge. Der alte Mann setzte seine zwei Körbe auf den Waldboden und antwortete: „Herzen.“ Erstaunt sah der Junge in die Körbe. „Das sind doch Steine.“ Der alte Mann lächelte und sprach: „Schau, in diesem Korb wohnen gute Herzen in den Steinen. In dem anderen Korb wohnen böse Herzen in den Steinen.“ Der Junge betrachtete die Steine verwundert und fragte: „Sie sehen doch alle gleich aus? Wie kannst du sie unterscheiden?“ Der alte Mann nahm aus jedem Korb einen Stein und reichte dem Jungen beide Steine. „Die guten Herzen sind leicht. Die bösen Herzen sind schwer.“ Der Junge prüfte die Gewichte der Steine, nickte, grübelte und fragte nach einer Weile: „Warum sammelst du die Steine mit den Herzen?“
 Der alte Mann nahm seine Körbe und bat den Jungen, ihm zu folgen. „Komm mit, ich zeige es dir. Ich vereine die guten und die bösen Herzen, damit ein Gleichgewicht auf der Erde entstehen kann.“ Verständnislos schüttelte der Junge den Kopf. „Vereinen? Die guten Herzen werden die bösen Herzen sicher erweichen, aber die bösen Herzen werden die guten Herzen verhärten. Warum soll das gut sein?“ Sie näherten sich schon bald dem Waldesrand. Der alte Mann blieb stehen und sah dem Jungen tief in die Augen. „Wenn ein gutes Herz immer gut ist, dann wird es schwach. Wenn es nichts ablehnen kann, nicht durchgreifen kann, immer nur alles für andere tut, dann wird es irgendwann krank. Gut und böse gehören zusammen. Die bösen Herzen werden durch ihre Kraft die guten Herzen stärken.“ Der Junge verstand.
Sie betraten eine leuchtende Blumenwiese und gingen auf eine große Wendeltreppe, die wie ein Turm aussah, zu. Aufgeregt eilte der Junge die Stufen empor und erkannte, dass diese Wendeltreppe aus lauter Steinen, in denen Herzen wohnen, gebaut wurde. Der alte Mann folgte ihm langsam, kniete sich dann oben auf die letzte Stufe, griff in seine Körbe und begann die nächste Stufe zu bauen. Er nahm immer abwechselnd einen Stein mit einem guten und einen mit einem bösen Herz. Der Junge schaute zu und fragte: „Wie lange wird es dauern, bis das Gleichgewicht auf der Erde erreicht sein wird?“ Müde antwortete der alte Mann: „Bis in alle Ewigkeit.“
Da fragte der Junge: „Darf ich die Steine für dich sammeln, damit du schneller bauen kannst?“

 

 

Katerlisator - Markus findet sein Glück

  von Matthias März



Es war ein lausig kalter Wintertag im Jahr 1998, als Markus Köhler auf diese Welt kam. Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm, obwohl er ein Wunschkind war. Seine Eltern waren schon beide über vierzig und waren überglücklich, als sich nach zahllosen Versuchen die Schwangerschaft einstellte.

 

Am 27. Dezember setzten dann die Wehen ein. Sein Vater fuhr seine schwangere Frau ins Krankenhaus nach Bispingen, es lag hoch Schnee. Trotz der Eile musste er deswegen ziemlich langsam und vorsichtig fahren. Trotzdem kam er noch rechtzeitig im Krankenhaus an. Das Unglück wollte es aber, dass der diensthabende Oberarzt an diesem Tag sehr schlecht drauf war. Er hatte gerade erfahren, dass sich seine Frau von ihm trennen wollte. Darüber hinaus war die Hebamme nicht zugegen, sie hatte sich mit ihrem Auto im Schnee festgefahren. Unter diesen Umständen hätte eine Geburt niemals stattfinden dürfen. Daher gab man Frau Köhler starke Medikamente, um die Geburt herauszuzögern. Doch die Natur wollte ihr Recht. Gegen Mitternacht platzte dann die Fruchtblase. Die Hebamme war jedoch immer noch nicht da. Zusätzlich gab es dann noch Komplikationen, das Kind verhakte sich in der Gebärmutter, daher musste eine Zangengeburt zum Einsatz kommen. Markus wurde sozusagen mit Gewalt auf die Welt gebracht, was nicht ohne Folgen blieb. Er reagierte nicht auf dem Klaps auf dem Po und war völlig apathisch. 

 

Die grausame Gewissheit kam nach ein paar Tagen, der Kleine wurde blind und taub geboren. Das Krankenhaus stritt vehement ab, dass dieses die Folge der Zangengeburt war und dass die Bediensteten Schuld hatten. Zunächst nahmen Herr und Frau Köhler ihren Sohn zu sich. Doch schon nach drei Wochen entschieden sie sich dafür, Markus in ein Heim in Hamburg zu geben. Das Jugendamt wurde Vormund. So lernte ich ihn kennen, ich war in dem Heim seit einem halben Jahr als Betreuer angestellt. Wir waren spezialisiert auf solche Fälle, auch wenn die Behinderung von dem Kleinen extrem war. Er nahm nahezu nichts von seiner Umgebung wahr, reagierte aber auf Bewegung, Gerüche und Berührung. Wann immer er dieses angenehm empfand, lächelte er. Es war das bezauberndste Lächeln, das man sich vorstellen konnte. Doch richtig glücklich war Markus nicht.

 

Die Klage gegen das Krankenhaus auf Entschädigung wurde alsbald eingeleitet. Die Mühlen von Gerichten mahlen oft langsam, doch in diesem Fall ging es sehr schnell. Markus erhielt ein Schmerzensgeld von 50.000 DM, sowie eine monatliche Rente von 4.000 DM, und das ein Leben lang. Davon hatte er jedoch zunächst nichts, da die Heimkosten diese Summe auffraßen. 

 

Es ergab sich zu dieser Zeit, dass ich mich in meine Kollegin Iris verliebte, die mit mir zusammen in der Gruppe von Markus war. Irgendwie waren wir eine Art Elternersatz für ihn. Er spürte ganz genau, wenn wir ihn berührten und streichelten.

 

Mit dem Beamten vom Jugendamt hatten wir guten Kontakt, er war selbst sehr bewegt von dem Fall. Er brachte uns auf eine glorreiche Idee. „Warum nehmen Sie beide den Kleinen nicht zu sich und kümmern sich ausschließlich um ihn? Mit der monatlichen Rente und einem Zuschuss nach dem Opferentschädigungsgesetz müssten Sie das locker meistern können. Das Jugendamt wäre dann vorerst noch Vermögensverwalter, bis bewiesen ist, dass sie auch dieses übernehmen können.“ Wir waren begeistert und der Jugendamtsmitarbeiter leitete alles in die Wege. 

 

Vier Wochen später zogen Iris und ich mit Markus in eine kleine Wohnung in Bergedorf. Das Kind hatte dort sein eigenes Zimmer, außerdem gab es einen kleinen Garten, in dem wir oft zu dritt saßen. Markus liebte es, wenn die Sonne ihn wärmte und er den Wind spürte. Dann gluckste er zufrieden. Jetzt mit vier Jahren war er der normalen Altersentwicklung eines Kindes weit hinterher. Er konnte logischerweise nicht sprechen und musste auch immer noch gewindelt werden. Trotzdem wirkte er glücklich.

 

Sein größtes Glück entdeckten wir aber durch Zufall. Bekannte von uns hatten uns auf den Hamburger Dom eingeladen, einen riesigen Rummelplatz im Stadtteil St. Pauli. All die Geräusche und bunten Lichter nahm er natürlich nicht wahr, aber die vielen, wunderbaren Gerüche faszinierten ihn. Als wir vor dem Kettenkarussell standen, fragten unsere Freunde, ob wir nicht mitfahren wollten. Zunächst lehnten wir ab, weil wir das Kind nicht alleine lassen wollten. Doch dann sagte Iris: „Warum nehmen wir ihn nicht mit? Es wäre interessant, zu probieren, wie er reagiert.“ Gesagt, getan. Der „Wellenreiter“ setzte sich langsam in Bewegung, Markus saß mit mir in einer Gondel, Iris daneben. Ich umklammerte ihn fest, Iris hielt ihm die Hand. Markus gluckste. Er spürte die Bewegung, das sanfte Auf und Ab und den Fahrtwind. So glücklich und zufrieden hatten wir ihn noch nie erlebt. Ich hatte seit vielen Jahren kein Kettenkarussell mehr betreten und musste selbst sagen, dass es wunderschön war, ein Gefühl, als ob man fliegen könnte. Für einen Menschen, der nicht hören und sehen kann, muss dieses noch tausendmal intensiver sein. Markus wollte dann gar nicht mehr aussteigen, wir gönnten ihm dann noch fünf weitere Fahrten. Die anderen Besucher bekamen das alles mit und erfreuten sich mit uns mit dem Glücksgefühl des Kindes.

 

Wir gingen dann noch ein paar Tage lang auf den Rummel, bis er abgebaut wurde. Natürlich konnten wir kein Karussell in dem Garten aufbauen, wir fanden aber einen kleinen Ersatz. Wir erwarben eine frei hängende Schaukel aus Rattan. Markus saß in einer Art Kugel, die sich frei im Wind nach allen Richtungen bewegte. Der Junge hatte sein Glück gefunden. 




 

Schnief - Blubbernde Wucherungen

von Manuela Schauten

 

 Einer meiner ersten Wettbewerbsbeitrag in der Gruppe "Gemeinsam"

 

 

„Zeige mir doch mal die Bilder“, forderte ihn sein Kollege, Kommissar Hinkelstein, auf. Hauptkommissar von Hausverbot, der ihm gegenüber an seinem Schreitisch saß, schob langsam und bedächtig die Bilder zusammen, anschließend reichte er sie ihm hinüber.

Kommissar Hinkelstein betrachtete sie eine geraume Zeit, bis er sich schließlich äußerte.

„Wer hat die Aufnahmen gemacht, am besten finde ich die Frontalaufnahme der Bucht, sie ist hervorragend gelungen und ziemlich stimmungsvoll. Sogar die Leiche im Sand passt exzellent.“

Dabei legte er das Bild umgekehrt auf den Stapel der Bilder.

„Man, bist du heute wieder witzig“, stellt von Hausverbot fest. Kommissar Hinkelstein betrachtete inzwischen ein anderes Bild.

„ Hast du schon Bescheid von der Gerichtsmedizin, weshalb der Mann lauter Wucherungen und seltsame ekelhafte Beulen im Gesicht und am Hals aufweist“, quatschte er einfach in die Bemerkung seines Kollegen hinein.

„Der Typ der da im Sand liegt ist tot“, wollte von Hausverbot weiter ausführen.

„Ach nee“, quakte Hinkelstein dazwischen.

„Sehr witzig, der Tote hat nicht nur die widerlichen Wucherungen am Hals und im Gesicht, sondern wohl überall auf dem Körper. Und die blubberten!“, fuhr von Hausverbot fort.

„Wie, die blubberten? Seit wann blubbert es denn an Toten?“, will nun Hinkelstein genauer wissen.

„Ich hab keinen Schimmer, jedenfalls habe ich die Leiche nicht berührt, selbst mit den dicksten Gummihandschuhen wäre ich nicht auf die Idee gekommen, einfach widerlich. Dir Spurensicherung durfte ohne meine Hilfe ihre Arbeit erledigen. Ich habe nur diese Aufnahmen aufgenommen und mich schnellstens vom Acker gemacht“, erklärte von Hausverbot ziemlich nervös.

„Du hast dich vom Acker gemacht“, stellte Hinkelstein fassungslos fest und fuhr sofort weiter, „Sonst bist du doch so klebrig wie Kaugummi an der Schuhsohle. Kein Härchen entgeht dir. Hast du ihnen wenigstens einer deiner Matrix –Tütchen zurückgelassen.“

Er versuchte seinen Kollegen etwas aus der Reserve zu locken, da er fand, dass sein Kollege sehr spärlich seine Erkenntnisse mitteilte.

„So etwas habe ich noch niemals erlebt, es war einfach gruselig. Ich wollte nur noch weg“, entfuhr es von Hausverbot.

„Wieso?“, hakte Hinkelstein nach.

„Der Tote lag mit seinem Gesicht, das halb im Sand steckte, dar. Die Augen starrten einen an, als wäre er leibhaftig den Teufel in seiner grausamsten Art begegnet.“

Von Hausverbot machte eine Pause, holte tief Luft und schüttelte sich.

„Solche Augen hast du doch schon öfters gesehen, was ist passiert, das du dich schüttelst. Hier nimm einen Schluck Kaffee, leider hab ich keinen Cognac oder Whisky. Oder möchtest du lieber deinen Pfefferminztee, den muss ich aber erst einfliegen lassen“., meinte Kommissar Hinkelstein fragend, drehte sich und griff nach der Thermoskanne mit Kaffee.

„Lass mal. Danke für dein Angebot, aber ich möchte wirklich keinen Kaffee, nicht dass er dir gleich hochkommt“, lehnte von Hausverbot dankend ab.

„So schnell kommt mir nichts hoch“, widersprach Hinkelstein ihm und löcherte ihn weiter.

„Mensch, jetzt komm endlich auf den Punkt oder was ist mit dir?“

„Also, einer von der Spurensicherung, so ein junges Bübchen, grad den Windeln entschlüpft, meinte er müsse mal mit einem Stöckchen in so eine der pulsierenden Wucherungen stechen. Er stach hinein und dann.“

Von Hausverbot stockte und schüttelte sich erneut, dabei konnte man ihm ansehen, wie alles Geschehene vor seinem geistigen Auge Revue passierte.

„Hermann, was ist passiert? Mensch erzähl endlich“, bohrte Hinkelstein weiter.

In Gedanken versunken, rückte Kommissar von Hausverbot das Bild von Lenchen, seiner Enkelin, das in einem gelb blauen Bilderrahmen steckte, gerade auf seinem Schreibtisch.

„Hör auf, an dem Rahmen herumzufummeln und sag endlich, was passierte“, forderte ihn Hinkelstein jetzt energischer auf.

 

Von Hausverbot sah plötzlich Hinkelstein mit einem etwas seltsamen Ausdruck in den Augen an, doch dann begann er zuerst stockend, dann jedoch langsam an, das Vorgefallende zu berichten.

„Also, das Bübchen stach und stocherte in so einer pulsierende Wucherung herum, zuerst passierte gar nichts. Ach, ich stand ungefähr zwei Meter von ihm entfernt und beobachtete ihn über den Rand meiner Brille. Gerade als ich ihn zurecht weisen wollte, dass er nicht so pietätlos sein soll, da vernahm ich ein seltsames Pfeifen und Zischen. Die Oberfläche dieser grünbläulichen pulsierende Wucherung, in der der Knabe herumgestochert hatte, platzte auf.“

Von Hausverbot hielt inne.

„Und weiter?“, stocherte Hinkelstein.

„Wie soll ich es ausdrücken? … Nachdem es aufgeplatzt war, schossen blitzartig gestreifte lange Fäden heraus, die zuckten und flatterten herum. An ihrem Ende saß ein bunter Kopf, der hatte die Form eines Luftballons“.

Kommissar Hinkelstein musste grinsen und verdrehte die Augen.

„Klar doch, mit einem Smiley darauf und flatterhaft waren die Fäden auch!“

„ Man, du brauchst gar nicht zu grinsen und die Augen zu verdrehen! – Jedenfalls bin ich froh, dass ich nicht so dicht bei dem Bübchen stand.“

„Wieso“, wollte jetzt Hinkelstein wissen.

„Die Fäden – diese gestreiften Fäden sind plötzlich hochgesprungen und haben sich in die Haut von dem Knaben gebohrt. Der hat vielleicht einen Brüller losgelassen.

„Klar doch, du willst mich“, wollte Hinkelstein kopfschüttelnd abwinken, doch er blickte in das erstarrte Gesicht seines Kollegen und fand es urplötzlich gar nicht mehr lustig, so forderte er ihn auf:

„Was ist noch passiert, sage es endlich!“

Doch von Hausverbot starrte noch vor sich hin.

 

„Wo sind übrigens die Ergebnisse der Spurensicherung, auf deinem Schreibtisch liegt ja gar nicht die gelbe Mappe?“, wollte nun Hinkelstein die Situation etwas auflockern.

„Die wirst du auch nicht finden. Zwei Stunden später wurde uns alles aus der Hand genommen!“

„Wieso und von wem?“

„Jetzt fang bloß nicht auch noch an zu lachen, vom Amt für Außerirdische. Nein, entschuldige, es war das Bundesamt für magische Wesen.“

„Das glaube ich jetzt nicht“, erwiderte Hinkelstein und unterdrückte ein Grinsen.

 

„Doch der Kleine brüllte wie am Spieß, als diese Fäden mit ihren Luftballonköpfen in ihn eindrangen, er schlug wie wild um sich, versuchte sie herauszuziehen, schaffte es aber nicht. Dann starrte er mich mit demselben Blick, wie der Tote im Sand, an. Schließlich knickte er wie eine Salzsäule, der man den Stand nahm, zur Seite. Sein Kollege von der Spurensicherung beugte sich zu ihm hinunter und erklärte daraufhin „Mein Gott, er ist tot“. Ich zog ihn sofort von dem Bübchen. Einige Minuten später holten wir Planen und bedeckten die Toten damit.“

„Gut, das ich das nicht erleben musste, ich weiß nicht was ich getan hätte“, meinte Hinkelstein.

„Dir, du neugierige Nase, wäre es genauso ergangen wie dem Bübchen, du bist genauso ein Kindskopf, der alles ausprobiert“, entgegnete von Hausverbot.

„Ich hätte nicht in den pulsierenden Wucherungen gestochert“, gab Hinkelstein ein wenig beleidigt zurück, wollte aber nun wissen, wer das Amt für die magischen Wesen informierte.

 

„Nachdem sein Kollege sich etwas gefangen hatte, kontaktierte er seinen Vorgesetzten von der Spurensicherung. Währendessen habe ich versucht, dich übers Handy zu erreichen, hatte aber kaum ein Netz. Es dauerte keine dreiviertel Stunde und sie kamen mit Schutzausrüstung und allem Pipapo. Die Leichen wurden in Stahlsärgen abtransportiert.“

„Und hatten sie ihre Außeririschen dabei, damit sie die Sache aufklären konnten“, flachste Hinkelstein ein wenig.

„Nein, aber wir wurden angewiesen, Stillschweigen zu wahren“, entgegnete von Hausverbot.

„Ist dir ja gelungen!“, meinte Hinkelstein und klopfte von Hausverbot kameradschaftlich auf die Schulter.

 

 

 

In stillem Gedenken an liebe Mitglieder

 An gewissen Tagen denken wir an unsere lieben Freunde, die wir auf BookRix kennen und schätzen lernten.

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Concorrtin
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Alke Bolte
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Sweder Rencin
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Klaus Blochwitz
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Heidrun Böhm
Schreiberline
Cecilia Troncho
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Caspar de Fries
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Jimi Wunderlich
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Beteiligte Mitglieder der Gruppen Biografisches und Gemeinsam

Angela Ewert

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Monika Gertmar

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Anne Koch

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Matthias März

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Angela Pundschus

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Gitta Rübsaat

https://www.bookrix.de/-gittarina/

 

Manuela Schauten

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Roland Schilling

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Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.11.2023

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gedenken an eine schöne Zeit

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