In der "Gruppe Biografisches" haben wir für dieses Gemeinschaftswerk Geschichten der Mitglieder gesammelt. Geschichten, die allesamt eigene Erlebnisse aus der Sommerzeit zum Inhalt haben.
Allerdings unter den erschwerten Bedingungen des BX-Relaunch, der für diese Gruppenarbeit wahrlich keine gute Vorlage mehr geboten hat. Dennoch haben wir es geschafft, einige interessante Beiträge zu sammeln.
Hier alle Autoren, die sich nicht haben abhalten lassen, ihre Geschichte trotzdem beizusteuern (in der Reihenfolge der im Buch aufgeführten Erlebnisse):
lunaisis, gittarina, enya2810, Miluna Tuani, rebekka2010, tränenherz, genoveva, traumwanderer, schnief, sweder2, enya2810
S. 02 Vorwort
S. 05 Lunaisis – Live Aid live
S. 12 Gittarina – Sommerliche Rutschpartie
S. 21 Enya – Sommer, Sonne und verliebt
S. 28 Miluna Tuani – Das Geisterdorf der Ghjuvannali
S. 40 Rebekka – Der Juniabend, an dem Oma Martha
S. 46 Traenenherz – Sommer im Garten
S. 50 Genoveva – Der eiskalte Hammelbraten
S. 53 Traumwanderer – Mein griechischer Sommer
S. 58 Schnief – Ausflug zum Papsthügel
S. 65 Sweder – Rentnerurlaub
S. 75 Enya – Ein (fast) verkorkster Urlaub
lunaisis
Ich bin ein Sommerkind. Schon immer gewesen. In dieser Jahreszeit könnte ich auch komplett draußen wohnen. Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass ich Anfang Juli geboren wurde. Je heißer, desto besser. So lange kühles Wasser in der Nähe ist.
Aber ich liebe auch die Musik. Schon immer. Und so kam es für mich am 13. Juli 1985 zu einer Herausforderung der besonderen Art. Denn an diesem Tag wurde Live Aid live im Fernsehen übertragen. Gleichzeitig vor dem Fernseher sitzen, um nichts zu verpassen und bei über dreißig Grad in unserem damals noch existierenden Pool plantschen? Wie sollte ich das bloß hinbekommen?
Es war schon schwierig genug gewesen, meine Eltern davon zu überzeugen, dass es für eine gerade Dreizehnjährige extrem wichtig ist, für ein solches Ereignis das Wohnzimmer samt Fernseher in Beschlag zu nehmen. Mein Glück war, dass die Live-Übertragung am Nachmittag aus dem Londoner Wembley-Stadion startete. Zu dieser Zeit schaute bei uns sowieso niemand fern, ich machte mir nur zum Abend hin Sorgen, denn mein Papa hatte natürlich das Sagen, was Samstagabend geschaut wurde. Und dazu zählte sicher nicht ein Rock-Pop-Festival, das bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags gehen sollte. Aber als Dreizehnjährige Mitte der Achtziger musste ich das nehmen, was ich kriegen konnte. Einen eigenen Fernseher hatte ich da noch nicht.
Bis es also losging, blieb ich draußen, solange es ging. Mein kleiner Bruder Chrissie verfolgte mich auf Schritt und Tritt. Er war sechs und zu diesem Zeitpunkt bewunderte er noch, was seine große Schwester tat. Er kannte die Poster der Pop-Stars an den Wänden meines Zimmers mindestens genauso gut wie ich. Heutzutage geht unser Musik-Geschmack gründlich auseinander.
„Wann geht es denn los?“ Nach unserer Runde im Pool krabbelte Chrissie neben mich aufs Handtuch. Er war genauso nass aber mindestens drei Mal brauner als ich, und das hieß schon was.
Ich schaute auf die Uhr. Die Sonne brannte heiß auf meinem noch kühlfeuchten Rücken und leckte spürbar das Wasser auf.
„Eigentlich können wir schon hochgehen. Dann verpassen wir auch auf jeden Fall nichts.“
Wir trockneten uns so gut es ging ab, marschierten durch den großen Garten über die Wiese mit Achtung darauf, in keine der Bienen im Klee zu treten. Als wir die Wohnküche über die Terrasse passierten, hielt uns Mutti auf. „Wo wollt ihr hin?“
„Ins Wohnzimmer, Live Aid gucken“, sagte ich. Was war denn jetzt das Problem?
„Mit nassen Badesachen? So könnt ihr euch nicht auf die Sessel setzen. Zieht euch erst um.“
„Aber das lohnt sich nicht, ich gehe zwischendurch immer wieder schwimmen“, versuchte ich, den Vorgang zu beschleunigen.
„Na gut, dann legt euch wenigstens Handtücher auf die Sessel.“
Zu dritt stapften wir die Marmortreppe hoch. Chrissie schaltete schon mal den Fernseher an, ich ging mit Mutti ins Schlafzimmer und ließ mir von ihr zwei große Handtücher geben.
Als ich zurückkam, schaltete ich WDR ein, weil ich aus der BRAVO wusste, dass das Konzert auf allen dritten Programmen ausgestrahlt werden sollte. Zu meiner Erleichterung hatte es noch nicht angefangen. Ich breitete die Handtücher für Chrissie und mich auf den Sesseln aus. Ich nahm den von Papa, direkt am Fenster und machte es so weit auf, wie es ging. Ich lehnte meinen Oberkörper raus und atmete die warme Luft des Sommernachmittags ein. Es war ein perfekter Tag. Und dann ging es los. Aufgeregt hüpfte ich auf meinen Sessel und machte es mir bequem, als Prinz Charles und Lady Di als Ehrengäste gemeinsam mit Bob Geldof Platz nahmen. Extra für sie spielten die Coldstream Guards den Royal Salute. Meine Güte, war das spannend. Mein Herz klopfte, als endlich die erste Band auf der Bühne stand. Status Quo. Die zählten nicht wirklich zu meinen Lieblingsbands, aber ich wusste, dass die noch kommen würden. Zum Beispiel Nik Kershaw, von dem, im Gegensatz zu mir, Chrissie nicht so begeistert war. Er wartete auf Duran Duran, das wusste ich. Er verehrte Andy Taylor, der war Bassist, glaube ich. Doch auf die konnte er lange warten, die sollten nämlich erst ziemlich am Ende des Konzertes in London auftreten, bevor es im J F K Stadion in Philadelphia endete.
Amüsiert machte Chrissie sich über Nik lustig. „Was der für eine bescheuerte Frisur hat. Der sieht echt doof aus.“
„Gar nicht. Der sieht gut aus!“, verteidigte ich Nik.
„Haha!“, lachte Chris und schlug sich mit seinem Fäustchen auf den Oberschenkel. „Der singt auch noch doof!“
Immer wieder, wenn Bands oder Sänger kamen, die ich ausnahmsweise nicht kannte oder mochte, flitzte ich in den Garten, sprang in den Pool um mich abzukühlen, trocknete mich ab und rannte wie von der Tarantel gestochen zurück ins Haus.
Mein Papa erlaubte mir gerade mal bis 18.00 Uhr zu schauen, dann musste ich warten, bis er gegen 22 Uhr ins Bett ging. Als er mir dann wieder das Kommando übergab, saß ich ganz allein im Wohnzimmer. Den Ton durfte ich natürlich nicht so laut stellen wie am Nachmittag. Aber ich genoss es, bei immer noch offenem Fenster diese laue Sommernacht mit meinen geliebten Pop-Stars zu verbringen.
Irgendwann am frühen Sonntagmorgen, nachdem Duran Duran endlich aufgetreten waren, strich ich die Segel und ging erschöpft ins Bett.
Letztes Jahr feierte ich im gleichen Garten, meinen 40. Geburtstag mit einer 80er-Jahre Party. Der Pool ist mittlerweile ein Gartenteich. Eine schönere Geburtstagsparty hatte ich nie. Es war nicht nur Sommer, meine Gäste und ich genossen auch siebenundzwanzig Jahre nach Live Aid dessen knapp zehnstündige Zusammenfassung über einen Beamer. Stars wie Spandau Ballet, Sade, Sting, Phil Collins, Paul Young, U2, Beach Boys, Dire Straits, Queen, Simple Minds, David Bowie, Elton John, George Michael, Madonna, Black Sabbath, Mick Jagger und Tina Turner feierten meinen Geburtstag mit mir. Ich fühlte mich genauso gut wie damals mit dreizehn.
von gittarina
Im August 1964, ich war im 7. Monat schwanger und schob bereits eine durchaus gut geformte und sichtbare Kugel vor mir her. Trotzdem planten wir unseren Sommerurlaub. Eine ruhige und gemütliche Reise durch Österreich sollte es werden.
Wir sattelten mal wieder unseren dicken, roten 180er Diesel, dieses Mal aber nicht zu einer Campingtour, sondern wir wollten nach und nach die diversen österreichischen Landschaften erkunden und dann in angenehmen Hotels übernachten.
Es wurde im Prinzip eine wunderschöne Tour, wenn sich da nur nicht bei mir plötzlich eine gewisse bisher unbekannte Angst entwickelte. Keine Höhenangst, das wäre mir ja noch verständlich gewesen – mir wurde es verdammt eng im Hals und Brustkorb, wenn wir im Tal auf Straßen mit dichtem Baumbewuchs rechts und links fuhren – ein gar seltsames und mir bisher völlig unbekanntes Gefühl.
Genossen habe ich dagegen jeden Weg und Pass, der in die Höhe ging und am freiesten fühlte ich mich jenseits der Baumgrenze, wenn nur noch nackte Felsen – wie in den Dolomiten - zu bewundern waren. So freute ich mich schon sehr auf die Silvrettahochalpenstraße und einen dreitägigen Aufenthalt am Stausee oben auf der Bielerhöhe. Am Tag der Anreise zeigte sich das Wetter nicht ganz so freundlich wie die Tage zuvor, aber die paar Wolken konnten unseren Elan nicht stoppen. Mein Mann entrichtete die Mautgebühren und kam grinsend wieder zurück: „Stell Dir vor, der Typ hat mich doch tatsächlich gefragt, ob ich Winterreifen drauf hätte!“
„Echt? Na und, was hast Du dem geantwortet?“
„Klar, in Österreich fahre ich immer nur mit Winterreifen rum!“
Wir lachten beide schallend über diese alberne Frage und los ging die Fahrt, natürlich mit unseren normalen Sommerreifen, was sonst!
Das Lachen sollte uns bald vergehen. Wir waren vielleicht zwanzig Minuten unterwegs und krabbelten die Serpentinen hoch, da ergraute der Himmel zusehendst und die ersten Schneeflocken rieselten herunter. Das fanden wir zuerst noch ganz witzig, aber es wurde immer doller. Mit jedem Meter Höhengewinn schneite es kräftiger, dazu blies ein kräftiger Wind und die Straße wurde weißer und glatter. Nun war es langsam kein Spaß mehr, denn natürlich hatten wir weder Winterreifen noch Schneeketten dabei.
Knapp 20 Minuten später schaffte der Dicke es nicht mehr und scherte das erste Mal aus. Kein anderes Auto vor uns und es kam uns auch keiner entgegen, das wurde uns allerdings erst jetzt bewusst. Mein Mann stieg aus, konnte sich gerade noch an der Tür festhalten, sonst wäre er wohl der Länge nach auf die Straße geknallt. Er legte die Fußmatten vorne und hinten vor die Räder, hangelte sich wieder auf den Fahrersitz und gab vorsichtig Gas.
Denkste, unser Sport-Unimog rutschte weiter nach hinten weg und mir rutschte ein „Scheiße, wir bräuchten einen schweren Sandsack für den Kofferraum!“ heraus. Den Blick, den mir mein Göttergatte dabei zuwarf, werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Mit schwante was!
Und dies zurecht! Inzwischen schneite es nicht mehr nur, sondern uns umhüllte ein regelrechter Schneesturm. Ich stieg, bekleidet mit meinem kurzärmligen Baumwollhängerchen und den offenen Sommerlatschen, vorsichtig aus dem Wagen und konnte mich glücklicherweise am festen Gestänge des Dachgepäckträgers langsam nach hinten bewegen.
Nachdem wir die hintere Stoßstange und den ganzen Kofferraumdeckel vom Schnee befreit hatten, wickelte ich ein Handtuch um die Stange und ein weiteres legten wir auf die Abdeckung. Die Lederhandschuhe, die normalerweise für leichtere Reparaturen immer im Wagen waren, zog ich an und stieg mit Hilfe meines skeptisch dreinschauenden Ehemannes auf die Stoßstange.
Wir müssen ein Bild für die Götter abgegeben haben. Mein Kugelbäuchlein hing halber auf der Kofferraumklappe und meine behandschuhten Hände klammerten sich an die hintere Stange des Gepäckträgers. Noch einmal die Fußmatten richtig verteilen und los ging es. Ich weiß nicht, wer mehr Angst von uns beiden hatte – ich hatte das Gefühl, irgendwie alles abgeschaltet zu haben. Ich spürte nichts, nicht mal die Kälte, die kroch erst sehr viel später in mir hoch.
Und siehe da, mein Mann gab offensichtlich mit Samtfußsohlen Gas, der rote Dicke zog langsam und bedächtig hoch und wir erreichten in einigen Minuten die erste Kuppe ohne Rutscher oder Ausreißer. Also hatte ich meine Premiere als hilfreichen Sandsack erfolgreich bestanden.
Komischerweise hatte ich beim Abstieg von Kofferraum und Stoßstange plötzlich Schiss und wollte die Dachgepäckstange gar nicht mehr loslassen – ich glaube, ich habe erst dann richtig kapiert, was das für ein durchaus gefährliches Unterfangen war. Außerdem kam ich mir steif wie ein Brett vor. Aber ich wurde liebevoll in eine Wolldecke, die immer auf der Rückbank lag, eingewickelt und wieder ins Auto verfrachtet.
Wir schafften tatsächlich ohne weitere Panne alle 32 Kehren und die etwa 15 Kilometer bis zum Gasthof Piz Buin am Stausee in etwa 2.000m Höhe. Dort wollten wir es uns für drei Tage richtig gut gehen lassen, dachten allerdings eher an Spaziergänge in der Sommerfrische und Schiffchenfahren auf dem See und nicht an Schneeballschlachten und Skifahren.
Jetzt, befreit von der Angst, stecken zu bleiben oder auszurutschen, fiel von mir die Anspannung mit einem Schlag ab und ich begann zu zittern. Ich muss mit meinem Hängerkleidchen, den Sommerlatschen und der albernen Autodecke einen ziemlich bedauernswerten Eindruck auf die Wirtin gemacht haben. Sie legte den Arm um mich und meinte: „Kommen Sie, ich zeige Ihnen mal das Zimmer und dann nehmen Sie erst mal ein schönes heißes Bad und dann koch ich Ihnen was Schönes, ja?“, und zu meinem Mann, „Sie haben sich jetzt sicher auch eine Ruhepause verdient, aber machen Sie erst mal mit meinem Mann klar Schiff mit dem Gepäck und dem Auto!“, sprach‘s, zwinkerte ihrem Mann zu und ging mit mir in den ersten Stock.
Wäre damals das Wort „Wellness“ schon publik gewesen, dann hätte dieses Verwöhnprogramm unbedingt diesen Namen verdient, mein Zittern hörte schnell auf und ich fühlte mich sauwohl und war heilfroh, hier unter diesem gastlichen Dach gelandet zu sein. Und die tolle Wirtin verpasste mir auch noch ein winterlich molliges Outfit, das sie für mich kurzentschlossen aus dem Kleiderschrank ihrer jüngsten Tochter holte.
Mein Mann hatte in diesem Gastwirt ebenfalls einen patenten und hilfreichen Typen gefunden, der sofort anpackte und dafür sorgte, dass unser Dicker in eine Garage kam. Dann telefonierte er mit einer Mercedeswerkstatt in Galtür, um Winterreifen zu organisieren. Er meinte zwar, dass der Schnee garantiert nicht liegen bleiben würde, aber es wäre vielleicht besser vorzusorgen. Und außerdem versorgte er seinen Gast mit einer dicken Winterausrüstung und festen Schuhen.
Nach einem superleckerem Gemüseeintopf (O-Ton der Wirtin: Sehr gesund: extra für Ihre Frau und das Baby!) konnten wir bestens ausgerüstet und sicher einen Spaziergang wagen, sogar die Sonne zeigte sich wieder – und dass gleich so intensiv, dass Frau Wirtin mir noch schnell eine Tube Sonnencreme in die Hand drückte. Ich musste so lachen, denn die Creme hieß, wie der Gasthof „Piz Buin“…
Wir verlebten dort noch zwei wunderbare Tage, rundum verwöhnt von unseren Gasteltern. Und das Highlight war neben der Gastfreundlichkeit unserer Wirtsleute, die Umrundung des Silvretta-Stausees mit einem Schneemobil und die erstaunliche Wandlung der Witterung. Der Schnee schmolz zügig vor sich hin und zu unserer Weiterfahrt brauchten wir weder Winterreifen noch Schneeketten und auch keinen lebendigen Sandsack mehr.
von enya
Der Sand war warm, gedankenverloren, ein wenig gelangweilt schlenderte ich am Strand entlang, ab und an umspülten laue Adriawellen meine Füße. Die Sonne brannte vom blauen Himmel, weit draußen auf dem Meer stachen die weißen Segel einiger Boote in das Blau.
Urlaubsidylle – Jetzt in der Mittagszeit waren nicht allzu viele Menschen am Strand, man hatte sich in die Hotels zurückgezogen oder döste im Schatten auf einer Liege. So auch meine Mutter und meine Tante Marie, mit denen ich meinen zweiten Urlaub an Italiens Adriaküste verbringen durfte.
Ich hatte keine Lust, Siesta zu halten. Mit zwölf Jahren braucht man das nicht, fürchtet auch die Hitze weniger, sondern will etwas erleben.
Plötzlich, mitten hinein in meine trägen Gedanken, traf mich ein Ball ziemlich hart am Oberschenkel, Autsch, das hatte weh getan! Schon wollte ich mich wütend nach dem Ball bücken und dem Rüpel, der geschossen hatte, eventuell die Meinung sagen, als ich ein lautes „O sorry, what a mess!“ hörte. Ich schaute auf und sah in einigen Metern Entfernung einen Jungen stehen, der sich erschrocken die Hand vor den Mund hielt. Mir war der Wind aus den Segeln genommen, ich sah, dass es ihm leid tat und so kickte ich den Ball in seine Richtung schwungvoll zurück, schickte ein „doesn’t matter“ hinterher, stolz auf meine spärlichen Englischkenntnisse.
Der Junge schnappte den Ball und kam zu mir, musterte mich kritisch. „Are you a boy or a girl?“ – Bist du ein Junge oder ein Mädchen – fragte er allen Ernstes, was mich zunächst fassungslos verstummen ließ. Ich schaute ebenso kritisch an mir hinunter....Wegen der starken Sonne hatte ich über meinen Bikini noch ein weißes Hemd gezogen, so dass man das Oberteil nicht sehen konnte.
Ich seufzte. Da war es wieder....Ich kannte es schon von zu Hause. In diesem Alter war ich weit entfernt davon, weibliche Rundungen zu entwickeln, man hatte mich im Hallenbad sogar nicht in die Mädchenumkleide lassen wollen.
Das war der Augenblick, als ich beschloss, mir die Haare lang wachsen zu lassen.
Der Junge grinste, zeigte auf mein Gesicht. „Du bist ein Mädchen!“, stellte er fest, „du wirst rot.“ (you are blushing) Ich verstand und meine Gesichtsfarbe musste von goldbraun auf tiefrot gewechselt haben.
„Hi, I’m Neil!“, meinte er und streckte mir die Hand hin. Ich war perplex, denn ein solches Verhalten war ich von den Jungs zu Hause nicht gewöhnt. Ich stotterte meinen Namen.
„Enya“....Neil sprach es aus wie Ayna, das A wie in dem Wort „lay“.
Er war klein, sehr dunkel, die Augen fast schwarz und irgendwann traute ich mich zu fragen, woher er käme. Seine Zuhause war in London, dort lebte er mit seiner Mutter und seiner Schwester. Sie machten hier gemeinsam Urlaub. Wie ich später erfuhr, waren seine Eltern geschieden, sein Vater kam aus Jamaika, was nun sein fremdländisches Aussehen erklärte.
An diesem Tag sprachen wir nicht mehr viel, aber wir spielten Fußball, später Pingpong, gingen schwimmen, suchten Muscheln – kurz, wir waren wunderbar beschäftigt.
Auch an den folgenden Tagen trafen wir uns immer wieder am Strand und verbrachten die Zeit gemeinsam. Vorbei die Langeweile und das öde Nichtstun. Ich lernte seine Mutter kennen, eine Engländerin wie sie im Buche steht und auch seine Schwester, die genauso dunkel war wie Neil.
Nach einigen Tagen schlenderten wir durch einen kleinen Pinienwald oberhalb des Strandes. Da ergriff Neil doch tatsächlich meine Hand. Bislang hatte ich nicht viel mit Jungs im Sinn gehabt, außer dass sie Kumpels waren, mit denen man so allerhand anstellen konnte. Dies hier war anders. Ich war hin und hergerissen zwischen Verlegenheit, Aufregung und einer nie gekannten Euphorie. Wir schwiegen oft, denn Neil konnte kein Wort Deutsch und meine Englischkenntnisse reichten für Alltagsgespräche, aber noch nicht für tiefere Unterhaltungen.
Aber gerade dieses Schweigen empfand ich als wunderbar und ich muss nicht näher darauf eingehen, welche Szenen sich bildlich vor meinem geistigen Auge abspielten...
Es gab auch einen Kuss, so viel kann ich verraten. Und zwar unter Wasser beim Tauchen, das muss man erst einmal hinbekommen...Ich fand es traumhaft, prickelnd und abenteuerlich.
Als Neil abreiste, war ich sehr traurig. Ich schluckte tapfer die aufkommenden Tränen herunter. Die mir aber noch verbleibenden zwei Urlaubstage verbrachte ich in schmerzlichem, seelenvollen Dämmerzustand. Mama und Tante Marie verkniffen sich einfühlsam jeden Kommentar.
Neil und ich, wir hatten die Adressen ausgetauscht und schrieben uns das ganze Jahr über. Meinem Englisch tat es gut. Im nächsten Jahr trafen wir uns wie durch ein Wunder wieder am gleichen Badeort. Aber zu der Zeit hatte ich schon einen Freund in Frankfurt und auch Neil erzählte von einem Mädchen in London. Dennoch verstanden wir uns prima und diesmal konnten wir uns auch besser unterhalten.
Leider schlief der Kontakt dann irgendwann ein – wie das so ist.
Aber vergessen werde ich den schönen dunklen Jungen mit den schwarzen Augen und dem charmanten Lächeln nicht.
... oder Hommage an Charissi ... von Miluna Tuani
Vor einigen Jahren starteten wir zu unseren alljährlichen Sommerwanderungen ins Innere unserer geliebten Insel Korsika. Ich hatte diese Tradition auch in meiner kleinen Familie beibehalten. Meine beiden Jungs waren schon gut an die Berge gewöhnt, liefen und kletterten ohne zu straucheln; mein Töchterchen wurde teils von mir teils von ihrem Vater auf dem Rückenkindersitz getragen oder im faltbaren Buggy hinter uns her gezogen - sofern es der Weg zuließ.
Unser treuer Familienhund Charissi (eine Mischung aus Jagdhund und belgischem Schäferhund) folgte uns brav und passte auf, dass uns niemand zu nahe kam. Jeder hatte seinen Rucksack mit Proviant und allem Notwendigen ausstaffiert und so marschierten wir jedes Jahr fast eine Woche durch die Berge. In diesem Jahr hatten wir uns vorgenommen, das verlassene Hirtendorf bei Ghisoni zu besuchen.
Der Weg führt an dem verlassenen Minendorf nahe der Mine Finosa vorbei in die Höhen des wunderschönen Gebietes zu Füßen des Kyrie Eleison. Ungefähr drei Kilometer vor dem Dorf Ghisoni muss man eine Brücke über den Fiumorbufluss überqueren. Der Sommer 2003 war ein extrem heißer Sommer, so dass ständig von allen Seiten Blindschleichen von enormer Größe aus der Maquis krochen. Panisch überquerten sie den Weg oder fielen von den Bäumen, da viele badefreundliche Besucher dieses Ortes die Ufer des Flusses belagerten und mit ihrem Lärm und Bewegungen die armen Tierchen in ihrer Ruhe störten.
Ab und zu hörte man einen grellen Schrei vom Ufer her, da schien mal wieder eine unwissende Person zu glauben, einer Schlange begegnet zu sein. Doch bekanntlich haben Blindschleichen keine Beiß- oder Giftzähne, nur einen verzahnten Gaumen, wie Eidechsen oder Schildkröten, aber die Großen sind wahrlich erschreckend! Wir hatten schon ein halbes Stündchen ansteigenden Weg hinter uns, als wir an eine Biegung kamen und die Kinder anhalten wollten, um riesige Brombeeren zu sammeln. Die waren hier so süß und saftig, und groß wie Haselnüsse. Also hielten wir im Schatten eines Kastanienbaums an und sammelten eifrig die leckeren, wilden Früchte. Dabei folgten wir einem kleinen Pfad, der uns an einigen verfallenen Häuserruinen vorbeiführte, bis zu einem verwucherten Platz in dessen Mitte eine Platane stand.
Auf der rechten Seite entdeckten wir einen alten Holzsteinofen, darüber hinaus ragten dunkel die Ruinen der einstmals hohen Steinhäuser auf. Das war ein Ruinendorf, aber nicht das Hirtendorf, welches wir besuchen wollten.
Wir schauten uns um, die Jungs kletterten mit ihrem Vater überall rum und ich setzte mich mit meinem Töchterchen unter die Platane. Auf einmal fühlte ich mich eigenartig, mir lief ein Schauder über den Rücken und das bei der Hitze! Ich hörte Geflüster um mich herum, wie Stimmen die von weitem kamen.
Ich rief nach den Meinen. Sie antworteten, sie seien im oberen Teil und schauten sich noch ein wenig um, Charissi sei mit ihnen. Irgendwie spürte ich Unwohlsein, ein weiterer Schauer lief durch meinen Körper. Ich hatte den Eindruck hinter mir stände jemand. Ich schaute mich um, entdeckte aber nichts und niemanden. Ich sah eine Gänsehaut an meinen Armen hoch und runter laufen und fühlte dann ein eigenartiges Stechen im Kopf. Ich atmete tief durch, nahm mein Töchterchen auf den Arm und rief nach meiner Truppe.
Sie antworteten, dass sie bis zur Mine gehen wollten, dessen Eingang sie schon von weiten sahen. Mir wurde immer mulmiger und auf einmal sah ich ein waberndes Flimmern vor meinen Augen - am Eingang der Hausruine mir direkt gegenüber ... Mein Töchterchen schlief in meinen Armen, also wollte ich sie nicht durch irgendeine panische Bewegung wecken ... ich blieb wie erstarrt sitzen und schaute auf die Erscheinung.
Es war eher eine Lichtform, als eine Gestalt, doch ich vernahm Geräusche und wieder Stimmen in meinem Geist: „Nimm Papier und Feder und schreib, was ich dir eingebe!“, hörte ich die Stimme sagen. Ich rieb mir die eiskalte Stirn und den Kopf, doch dann nahm ich meinen Block zur Hand, meinen Kugelschreiber und begann zu schreiben ...
Das war ja nicht das erste Mal, dass ich eine Eingebung hatte, aber diesmal war es irgendwie unheimlich. Ich schrieb und schrieb und schrieb, dann auf einmal fielen mir der Stift und der Block aus der Hand und ich verfiel in einen wirren traumartigen Zustand. Ich sah Bilder, ich sah dieses Dorf, Männer, Frauen, Kinder, die es belebten. Es schien später Nachmittag zu sein. Auf einmal ertönte ein Riesengeschrei. Berittene und Bewaffnete stürmten mit Lanzen und Feuerwerfern den Dorfplatz, griffen die fliehenden Dorfbewohner an, stachen alle und alles nieder was lebte, metzelten Kinder, Frauen und Tiere ab, dann steckten sie alles in Brand. Die noch Lebenden verbrannten bei lebendigem Leib und ihre Schreie hallten in den beiden Bergen hinter dem Dorf grausig wieder.
Anscheinend wachte ich durch meinen eigenen Schrei auf. Ich zitterte, schwitzte und mir war schwindlig, da sah ich meine Drei vom Seitenpfad herüberkommen. «Was ist mit dir, du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen!» rief der Vater meiner Kinder. «Ich glaube, d-das habe ich auch. Ich möchte hier weg, hier ist irgendetwas Fürchterliches geschehen. Lasst uns aufbrechen, hier gibt es Seelen in Unfrieden, ich spüre es, sie haben versucht mich zu kontaktieren und es war überhaupt nicht angenehm. Also wir brechen auf!» - «Und was ist mit unserer Wanderung zum Hirtendorf?» «Wir müssen hier weg, kommt, ich spüre, dass uns hier Gefahr lauert...»
Alle drei schauten mich bedenklich und ungläubig an, aber akzeptierten meine Warnung. So machten wir uns auf den Rückweg, als wir mit Entsetzen feststellten, dass Charissi fehlte. Wir riefen ihn, wir suchten ihn, doch nichts und nirgendwo eine Spur von ihm - mir stieg Panik auf, wir konnten ihn doch hier nicht zurücklassen? Also warteten wir noch ein wenig und suchten weiter. Nach einigen Stunden wurde es dunkel, so beschlossen wir runter zum Auto zu wandern und dort zu übernachten.
Morgen würde er sicher zurückkommen. Scheinbar hatte er eine Spur von einem Wildschwein oder einer wilden Katze oder sogar einem Mufflon gewittert, der er gefolgt war. Meine Lieben wollten mich damit beruhigen, aber mir war sehr unwohl, da er das noch nie gemacht hatte. Dann wieder am Auto bereiteten wir eine kleine Mahlzeit vor und als die Kinder schliefen, ging ich im Schein der Taschenlampe meinen Text durch, den ich wie in Trance dort oben geschrieben hatte.
Ich glaubte meinen müden Augen nicht, da lag vor mir ein komplettes Exposé, sagen wir mal, einer Fantasy-Si-Fi Story in drei Teilen. Ich war mehr als erstaunt, legte das Skript aber beiseite, da ich mich so sehr um meinen Charissi sorgte und kein Auge zu tun konnte.
Ich beobachtete aus dem Fenster heraus den schwarzen klaren Sternenhimmel und mein Auge fiel auf ein flimmerndes Sternchen gen Südosten, das auf einmal in einem Ring zu explodieren schien. Hatte ich da etwa gerade eine Supernova gesehen? Wie ich später aus astronomischen Zeitschriften erfuhr, hatte sich wirklich eine in diesem Bereich ereignet und es war mehr als selten, dass ich sie mit bloßem Auge beobachtet hatte. Meine erste und einzige Supernova!
Ich schlief dann scheinbar doch noch ein, wachte aber am frühen Morgen schweißgebadet von weiteren Alpträumen auf. Nach einem kurzen Frühstück wollten wir uns gerade aufmachen Charissi zu suchen, da kam er uns entgegen gelaufen. Ich erkannte ihn fast nicht wieder. Er wirkte völlig ausgelaugt, abgemagert, wie leer, mit verwirrten ins Leere starrenden Augen, die Zunge lang heraushängend, hechelnd und speichelnd. Er erreichte mich und ehe ich ihn noch in die Arme schließen konnte, fiel er leblos auf die Seite, atmete noch einige mal schwer seufzend und hauchte dann sein Leben in meine Armen aus.
Ich war vor Schmerzen wie gelähmt und stand unter Schock. Ich glaubte einfach nicht, was da eben passiert war. Tausende Gedanken surrten mir im Kopf herum, dann sagte ich wie in Trance: „Die haben ihn geholt, um eine ihrer irrenden Seelen zu befreien...“ Man starrte mich aus acht Augenpaaren bedenklich an. Die Kinder weinten, ich auch, dann beschlossen wir, ihn dort oben im Dorf zu bestatten, in einem der Häuser gab es so eine Art Außenkellerverschlag. Man brauchte ihn nur zumauern mit Steinen und er hätte ein Grab wie das eines Pharaonen, auf Ewigkeit, das er redlich verdient hatte.
Ich ließ es die Jungs mit ihrem Vater erledigen; ich wusste, dass keine Gefahr mehr da oben lauerte ... fühlte mich aber nicht in der Lage, daran teilzunehmen... Erst fünf Jahre später bin ich das erste Mal an diesen Ort zurückgekehrt und habe das erste Mal Charissis Grab gesehen. Ein buschartiger Baum war davor gewachsen, seine letzte Ruhestätte schien unberührt zu sein und der Ort war still und friedlich. Ich spürte keinerlei negative Vibrationen mehr ... doch der Schmerz meinen geliebten Charissi dort verloren zu haben, saß noch immer tief. Und sitzt mir noch heute, wenn ich diese Geschichte überlese.
Wir setzten dann unseren Weg zum verlassenen Hirtendorf fort: Dort oben war es idyllisch, ich spürte keine verirrten Geister und wir verbrachten dort auch die Nacht. Aber es begann so zu gießen, das wir in den Zelten schwimmen konnten, also irgendwie blieb diese Gegend unangenehm, unzugänglich, abweisend...... scheinbar, weil dort zu viel unschuldiges Blut vergossen wurde...
Das ist eine wahre Geschichte, wer es nun glauben mag oder nicht. Ich war schon immer medial veranlagt, habe mit braven Seelen kommuniziert, aber eine solch verirrte, verwirrte und zerstörerische Seele ist mir nur einmal begegnet und ehrlich gesagt, möchte ich so einer nie wieder begegnen ...
Im selben Jahr lernte ich eine Person kennen, (sie war auch medial veranlagt) und wir kamen auf diesen Ort zu sprechen. Noch bevor ich ihr erzählte, was ich dort erlebt hatte, berichtete sie mir, dass an diesem Ort viele Personen außergewöhnliche Wahrnehmung gehabt hatten und kurz darauf jemand aus ihrem nahen Familien- oder Bekanntenkreis verstorben war. Sie erklärte mir, dass dies die irrenden Seelen der damaligen Dorfbewohner seien, die von der Armee des damaligen Lehnsherrn im Namen der Kirche und seinen Lakaien abgemetzelt und bei lebendigem Leibe verbrannt wurden, da sie angeblich gesuchte Ketzer in ihrem Dorf versteckt hielten...
Charissi war eben mein und unser Schutzgeist gewesen. Er hatte sich geopfert, um uns zu bewahren, das hatte ich jetzt endlich verstanden. Später arbeitete ich dann das Exposé meiner neuen Trilogie aus, das also auf historischen Fakten basiert, dann aber ins Fantasy-Si-Fi Genre umschlägt. Bis heute ist es mir nicht gelungen, die Astreyah-Trilogie vollständig zu überarbeiten. Das Urskript liegt immer noch da und die gesamte Fassung ist in meinem Kopf, irgendwo in meinen grauen Zellen untergebracht. Muss ich erst dort wieder hoch, um sie endgültig aufzuschreiben? Bei diesem Gedanken läuft es mir trotzt allem immer noch eiskalt den Rücken hinunter...
von rebekka
Es muss Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre gewesen sein. Es war ein glühend heißer Sommer! Mensch und Tier duckten sich unter der unsäglichen Hitze, die Flora war braun und verdorrt. Das Wasser wurde knapp und knapper und so sahen sich die Stadtwerke Solingen gezwungen, die Wasserversorgung zu rationieren.
Ich erinnere mich daran, dass ich, als kleiner „Steppke“ mit raspelkurzem Blondhaar, in den frühen Morgenstunden mit meiner Großmutter zur Feuerwache marschiert bin, dort wurde Trinkwasser an die Haushalte ausgegeben. Meine Oma hielt mein Kinderhändchen ganz fest, in der anderen Hand trug sie den leeren Wassereimer.
Oma Martha war Hausfrau. Sie kümmerte sich neben ihren Alltagspflichten um ihre beiden jüngsten Enkel, das waren mein gleichaltriger Vetter Rolf und ich.
Rolf hatte keine Mutter, ich hatte keinen Vater mehr. Meine Tante hatte sich von ihrem Ehemann - also Oma Marthas Sohn und meinem Onkel - und von ihrem Sohn Rolf getrennt und das Kind bei seinem Vater gelassen. Mein Vater war dagegen gestorben, als ich sechs Monate alt war. Da meine Mutter und mein Onkel beide berufstätig waren, hatte sich meine Oma bereit erklärt, ihre beiden Enkelkinder in ihre Obhut zu nehmen. Ob diese Aufgabe für eine Frau, die immerhin schon Anfang sechzig war, vielleicht zu anstrengend war? Darüber mag man heute spekulieren.
Als die Kinder meiner Großeltern das Elternhaus verlassen und eigene Familien gegründet hatten, sorgte meine Oma, außer in ihrem kleinen Fachwerkhäuschen, in der Schuhmacherwerkstatt meines Opas für Sauberkeit und Ordnung. Ich weiß nicht mehr, ob meine Großeltern eine glückliche Ehe geführt hatten, ich weiß nur, dass die beiden sich manchmal stritten. Meine Mutter nannte dieses Streiten „Rollen“, so hat sie mir das später erzählt.
An dem Juniabend als Oma Martha starb, muss sie meinen Großvater wohl nachmittags „gerollt“ haben. Nach dem Streit brachte sie ihre beiden Enkel zu Bett und legte sich dann im Wohnzimmer auf‘s Sofa, um sich ein wenig auszuruhen. Mein Großvater saß in der angrenzenden Küche und spielte mit seinem damaligen Untermieter Räuberskat.
Meine Mutter, so hat sie mir das später erzählt, kam von der Spätschicht aus dem Krankenhaus zurück. Sie wollte zunächst schauen, ob ihre kleine Tochter und ihr Neffe schliefen und dann im ganzen Haus nach dem Rechten sehen. Als sie das Wohnzimmer betrat, fand sie ihre Mutter leblos auf der Wohnzimmercouch vor. Opa und sein Untermieter saßen nebenan und waren in ihr Kartenspiel vertieft. Sie hatten weder Hilferufe noch irgendwelche anderen Geräusche aus dem Nachbarzimmer vernommen. Umgehend wurde ein Arzt gerufen, der jedoch nur noch Omas Tod, der angeblich durch einen Schlaganfall und Omas viel zu hohem Blutdruck herbeigeführt worden war, attestieren konnte.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass meine Mutter mich und meinen Cousin weckte und dass sie uns an die Hand nahm und uns ins Wohnzimmer brachte, wir sollten von der Oma Abschied nehmen. Ich kann mich jedoch nicht mehr daran erinnern, ob ich traurig war oder geweint habe, als ich die Oma da so liegen sah. Ich weiß aber noch genau, dass sie ganz friedlich ausgesehen hat. Man hatte ihr die Augen zugedrückt und ihr die Hände auf der Brust gefaltet.
Von der Beerdigung existiert in meinen Erinnerungen kein Bild mehr, dafür viele Bilder von Spaziergängen zum Friedhof, die ich dann als Schulkind mit meinem Opa unternommen hatte. „Heute gehen wir die Oma besuchen!“, sagte mein Opa und packte Proviant, Schaufelchen und Harke in einen Korb. Sobald es warm wurde, pflanzten wir bunte Stiefmütterchen und gelbe Tagetes auf Omas Grab und in den heißen Sommermonaten gingen wir fast jeden Tag zum Friedhof, um den Blumen Wasser zu geben. Und an Allerheiligen nahmen wir rote Grablichter mit weißen Kerzen mit, die wir auf Omas Grab aufstellten und anzündeten.
Nein, als ich Kind war, bedeutete der Tod nichts Schreckliches für mich! Oma hatte ja so friedlich ausgesehen und sie schlief ja ganz bei uns in der Nähe. Sie freute sich bestimmt über die vielen Blumen, die wir ihr brachten und so liebevoll auf ihrem Beet pflanzten. Und an Allerheiligen freute sich Oma bestimmt auch über die vielen Lichter, die auf ihrem Grab und den anderen Gräbern funkelten.
Meine Oma hätte gerne meine Einschulung miterlebt, das hat mir meine Mutter später erzählt. Das war ihr jedoch nicht vergönnt gewesen, denn ich war fünf Jahre alt, als Oma Martha starb.
von traenenherz
Früher, wenn ich bei meiner Oma war, und das war aufgrund der sehr knapp bemessenen Zeit meiner Mutter doch recht häufig, sind wir fast jeden Tag in ihren großen Garten gefahren. In dem Garten stand ein Gartenhaus und vor dem Gartenhaus war eine Veranda, auf der wir immer einen Tisch und Klappstühle stehen hatten. Dort machten wir es uns sehr oft gemütlich, vor allem im Sommer. Ich spielte oder malte dort und Oma nahm ihr Strickzeug in die Hand und häkelte oder strickte. Opa hingegen musste immer was zu tun haben. Er werkelte im Schuppen der hinterm Haus angebaut war oder er machte Gras für die Hasen ab. Er schlenderte durch seine Baumlandschaft oder kümmerte sich um das Gemüse, das wir anbauten. Ab und an half ich ihm auch und das sogar gerne. Ich liebte es, wenn er mir zeigte wie das alles funktioniert und ich lernte gern neue Sachen.
An den Wochenenden kam es sogar ab und an dazu, dass meine Mutter und ich im Gartenhäuschen übernachteten, das war dann ein kleines bisschen wie Urlaub. Da wir aber keine Heizmöglichkeit hatten, konnten wir solche Unternehmungen nur im Sommer, wenn es auch wirklich warm war, machen. Manchmal, wenn ich mich jetzt erinnere, würde ich gern diese Zeit zurück haben. Mit meiner Mutter habe ich viel zu wenig Zeit verbracht. Leider blieb dabei unsere Mutter-Kind-Beziehung auf der Strecke.
Oft kochte meine Oma abends bei sich zu Hause schon das Essen vor und dann packten wir am Vormittag alle sieben Sachen für den kompletten Tag zusammen und verbrachten ihn im Garten. Im Garten stellten wir eine alte Zinkbadewanne auf, die sich durch die Sommersonne so erwärmte, dass ich am Nachmittag wunderbar planschen konnte.
Das machte ich dann oft Stunden lang und genoss es. Nach dem Baden hüpfte ich dann später als kleiner Nackedei durch den Garten, um Omas Blümchen zu gießen und selbst durch die Sonnenstrahlen wieder zu trocknen. Oder ich breitete ein gemütliches Deckenlager unter dem großen Kirschbaum aus, um zu lesen, wieder trocken zu werden oder einfach nur die Sonne zu genießen.
All diese Erinnerungen sind Zeitaufnahmen meiner Kindheit; auch wenn ich sie nicht zurück holen kann, diese Sommer habe ich geliebt und ich denke sehr gern daran zurück.
von genoveva
In den Sommermonaten fuhr ich, als ich noch im Schuldienst war, mit meiner Klasse für eine Woche auf die Nordseeinsel Terschelling. Hier hatten wir das gemütliche Jugendheim, welches dem Kreis Heinsberg von einem großzügigen Spender über viele Jahre lang kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, für uns alleine.
Das Wetter war herrlich, schönstes Strandwetter und wenn wir am Mittag und Abend, von verschiedensten Freizeitspielen und Wanderungen am Meer entlang zu unserer Herberge zurückkamen, empfing uns eine warmherzige, immer gut gelaunte Hausmutter. Sie kochte hervorragend und es schmeckte allen, auch den sonst auf „Fastfood“ eingestellten Kindern.
Alle Schüler liebten diese kleine, mollige Frau mit den rosigen Wangen und den Lachfältchen um ihre blauen Augen. So manches Kind fand, an ihren mütterlichen Busen gedrückt, Trost bei Heimweh und kleinen Wehwehchen.
Nun war Ayahn, ein libanesischer Junge, der seit seiner Geburt in Deutschland lebte, besonders von Heimweh geplagt und er ließ sich nur zeitweilig von seinem Kummer ablenken. Das ging so weit, dass er auch keinen Appetit mehr hatte und sehr wenig aß.
Eines Abends legte die Herbergsmutter, die glaubte, Ayan, der muslimischen Glaubens war, würde das Essen nicht zusagen, liebevoll die Arme um ihn und sagte: „ Weißt du was, Ayan, ich habe noch ein schönes Stück Hammelbraten in der Gefriertruhe, das bekommst Du morgen, extra nur für Dich!“
„Nee,“ erwiderte Ayan - im schönsten rheinischen Dialekt – „datt iss mich ze kalt!“
von traumwanderer
Es war vor etwa zehn Jahren. Ich wieder Mal solo und meine Bekannte hatte einen urlaubsmuffeligen Mann. Aber bei der Auswahl unseres Reiseziels gab er schon seinen Senf dazu. Er riet uns zu Last Minute. Bei meinem Arbeitsverhältnis leider nicht machbar.
Letztendlich wurde es die Insel Kos. Und für mich mein erster Flug. Da war der relativ kleine Nürnberger Flughafen genau richtig. Und im Endeffekt wurde der Flug selber auch nichts Aufregendes. Die mir für die Landung prophezeiten evtl. Ohrenschmerzen blieben aus. In unserem Hotel angekommen, erwischten wir gerade noch das Abendessen. Wir ließen unser Gepäck einfach erst mal in der Obhut der Rezeption.
Das gebuchte Doppelbett erwies sich als so schmal, dass ich freiwillig auf einem aufklappbaren Sessel schlief. Bequem genug. Am nächsten Tag konnten wir unseren weiteren Urlaub planen.
Wir nahmen zwei Angebote zu Ausflügen wahr. Dabei besichtigten wir auch eine Ausgrabung, eine Kirche und einen nicht mehr tätigen Vulkan. Auch eine Schiffsfahrt zu einer anderen Insel gehörte dazu. Ich war erstaunt, wie gut ich bei diesem heißen Klima das Treppen steigen zur Kirche hinauf verkraftete.
Und mein ganzer Stolz war, dass ich eine kurze Hose anziehen konnte. Dafür hatte ich allerdings einige Zeit vorher das sehr schmerzhafte Entfernen meiner Krampfadern in Kauf genommen.
Die restlichen Urlaubstage verbrachten wir morgens mit Spaziergängen in der näheren Umgebung und mittags mit Sonnenbaden am Pool. Meine Bekannte fand es schade, dass unser Hotel keine Animation bot. Gerne hätte sie sich in einem Nachbarhotel eingeschlichen. Aber ich konnte sie dazu überreden, die Abende lieber auf der Terrasse einer nahen Taverne zu verbringen. Und bei einem ihrer geliebten Cocktails war sie schnell versöhnt.
Die Animation bekamen wir dann bis in die Nacht von den englischen Hotelgästen. Sie grölten nämlich, Gott sei Dank nur einmal, ihr geliebtes „Old Macdonald has a Farm“ direkt unter unserem Fenster. Und machten dabei allerlei, für sie, humorvolle Spiele auf einer improvisieren Bühne. Mitten in der Stadt Kos gab es einen wunderschönen Delfinbrunnen. Es war gar nicht so einfach, ihn bei diesem starken Verkehr zu fotografieren.
Und das Denkmal für Hypokrates musste auch auf ein Bild. Aber anders als von meiner Bekannten geplant ohne meine Wenigkeit. Überhaupt boten sich auf der gesamten Insel viele reizvolle Motive.
Dennoch waren wir nach zehn Tagen froh, die Heimreise antreten zu können. Diesmal blieben die Ohrenschmerzen nicht aus. Noch heute ist dies für mich ein unvergesslicher Sommer.
von schnief
Jeder von uns kennt diesen Hügel, nachdem der Papst nach dem Weltjugendtag dort die Messe gelesen hatte. Wie sieht es dort aber jetzt aus, das fragten wir uns vor nicht allzu langer Zeit.
Es war ein Sonntagmittag, eigentlich wollten wir nur eine kleine Runde mit dem Rad fahren, meist kommt es bekanntlich ja anders. Zuerst fuhren wir mit unseren Rädern durch die Felder, diese sind ja heutzutage ausgebaut und werden inzwischen für viele Radwanderwege genutzt. Nach einiger Zeit erreichten wir den Stadtteil Gymnich.
„Mama, haben hier nicht mal die Kellys gewohnt?“, fragte meine Tochter. „Ja. Nicht nur die Kellys, sondern auch die Queen von England und andere Staatsoberhäupter“, erwiderte ich ihr. „Wem gehörte den vorher das Schloss?“, fragte sie weiter, „welche Staatsoberhäupter, etwa Präsidenten oder auch Scheiche“.
Da begann mein Mann auszuholen und erklärte ihr, wer dort schon alles residierte und dass das Schloss damals von einem Grafen errichtet wurde. Wir fuhren ums Schloss, da sahen wir auf einem Schild, dass es nicht mehr weit bis zur Gymnicher Mühle war und der Umbau abgeschlossen sei.
„Papa, können wir uns die mal ansehen?“, fragte unsere Kleine, „da war ich noch nie.“ „Ja, klar, ich bin gespannt, was sie daraus gemacht haben“, entgegnete er, selber interessiert.
So fuhren wir in Richtung Kerpen und bogen vor dem Kieswerk rechts ab in Richtung Erft. Nach etwa dreihundert Metern erreichten wir die Mühle und waren etwas enttäuscht, dass aus der Mühle ein riesiger Biergarten geworden ist. Der schöne Tag hatte so viele Ausflügler angelockt und der Platz war total überfüllt. Da keine freien Plätze mehr zu sehen waren, entschlossen wir uns weiter zur Erft zu radeln.
„Ein Eis oder ein Stückchen Kuchen können wir auch im Türnicher Schloss essen, es ist nicht weit entfernt“, erklärte ich meinen beiden, als wir die Erft überquert hatten. Am Schloss angekommen, mussten wir aber feststellen, dass dort auch alles überfüllt war. So holte ich jedem ein Eis und wir setzten uns auf ein Mäuerchen und schleckten dieses.
Unser Töchterchen hatte mal wieder kein Sitzfleisch und sah sich um, dabei entdeckte sie auf den Hinweisschildern „Papsthügel“.
„Mama, Papa, hier geht’s zum Papsthügel, da war ich noch nie. Als der Papst dort war, seid ihr auch nicht mit mir dorthin gefahren. Das muss ich hin! Bi…..tte, ja?,“ begann sie begeistert zu nerven.
Mein Mann und ich sahen uns an und wir wussten beide, falls wir nicht mit ihr dorthin fuhren, wäre der bis jetzt harmonische Tag verdorben. Die nächste Zeit würde sie uns damit nerven. Nun ja, rund sechs Kilometer bis dahin. Also folgten wir den Hinweisschildern, irgendwie mussten wir eins übersehen haben und so landeten wir auf einem Parkplatz, welcher damals extra für die Veranstaltung angelegt wurde.
Zum Glück zeigte dort auch ein Schild die Richtung an. Unser Weg führte an etlichen Feldern vorbei, bis wir den Hügel erblickten. Als wir dort ankamen, waren aus den sechs angegebenen neun Kilometer geworden. Begeistert wurde alles von ihr aufgenommen, jede Hinweistafel gelesen und hinauf mussten meine Zwei nun auch.
Nachdem ich auch oben angekommen bin, habe ich ihnen erklärt, wo sie sich ungefähr geografisch befinden. „Mama, du bist auf geweihten Boden, wo ich bin, ist mir jetzt egal. Hier hat der Papst die Messe gehalten und ich war nicht da“ entrüstete sie sich. „An dem Tag hast du gedient, meine Dame!“, entgegnete ich ihr, „und anschließend warst du bei Flo zum Übernachten.“
Nachdem wir einige Fotos gemacht haben, machten wir uns auf den Heimweg entlang der Erft.
Zuhause angekommen erwartete uns unsere Oma bereits mit frischem Kaffee und leckerem Kuchen, und unser Töchterchen berichtete ihr begeistert von ihrem tollen Erlebnis.
von sweder
Für mich als Rentner ist eigentlich jeder Tag ein Urlaubstag und ich versuche ihn diesbezüglich zu gestalten, wobei mich meine Freunde Erwin und Phil in der Regel tatkräftig unterstützen. Uneingeplanten Erholungsurlaub - ohne meine Freunde - hatte ich im Monat Mai - da durfte ich vier Wochen meine Wunden lecken, die mir eine Herz-OP zugefügt hatte.
In der Herzklinik war ich zuvor, wie ein Schwein am Haken, von der oberen Brust bis zum Nabel aufgeschlitzt worden. Wieder zusammengeflickt konnte ich vor Schmerzen kaum husten und beim Niesen, dachte ich, der Brustkorb fällt auseinander.
Die Schwestern waren lieb und voller Mitleid mit mir. Ich munterte sie auf, indem ich aus Spaß sagte, im Russlandkrieg sei es mir noch viel schlimmer ergangen. "Ach, sie Ärmster", antwortete eine der Schwestern, "mein Opi hat in Russland sein Bein verloren und war dann lange in Gefangenschaft." Zu einer Fortsetzung des Gespräches kam es nicht, da sie in ein anderes Zimmer abberufen wurde.
Ich habe mich sofort ins Bad geschleppt - um nachzusehen, ob ich wirklich so steinalt aussehe, dass jemand glauben könne, ich hätte unter Adolf gegen die Sowjets gekämpft. Nein, so alt sah ich nicht aus! Woraus zu schließen war, dass die hübsche, freundliche Schwester, zwar ihr Handwerk verstand, aber ansonsten über wenig ausgeprägte Geisteskräfte verfügte.
Wie gesagt: danach ging es dann zur Kur. Ich wurde gehätschelt, mit Speisen vollgestopft wie ein Kapaun und genas ziemlich schnell.
Wiederhergestellt entlassen, erlebte ich das Elb-Hochwasser, half später die Schäden in unserem Kanuklub zu beseitigen. Da meine Freunde, Phil und Erwin, letzterer mit Tochter und Enkeltochter immer noch Urlaub bei Freunden in Schweden machten, hatte ich etwas Langeweile. Alleine ein paar Urlaubstage im Süden zu verbringen hatte ich wenig Lust.
Da das Hochwasser der Elbe abgeklungen war, konnte ich ja mit dem Kanu eine Fahrt ins Elbsandsteingebirge machen und mir unterwegs in aller Ruhe überlegen, wo und wie ich den Restsommer (mit oder ohne Phil und Erwin) verbringe.
Gesagt, getan: am Sonnabend als die Sonne schien, fuhr ich mit der Bahn Richtung Kanuklub, schnappte mir Erwins neue Errungenschaft, ein aufblasbares Kanu der "Firma Grabner". Gegen unsere schnittigen Festkanus wirkte es plump, war, wie Erwin mir mitgeteilt hatte, sehr windabhängig, ziemlich langsam, aber dafür sicher. Erwins Tochter und die zweijährige Enkelin waren darin gut aufgehoben. Ließ man die Luft ab, konnte es zusammengelegt überall mit hin genommen werden.
Ich bin elbaufwärts gepaddelt, also gegen die Strömung und das ist, selbst wenn man am Rande fährt, doch ganz schön anstrengend. Gar nicht zu reden von den Mückenschwärmen, die blutgierig über einen herfallen.
Diesen Tag aber blieb ich verschont, dafür stand plötzlich vor mir in der Luft eine Libelle, von einer Größe, wie ich sie noch nie erblickt hatte. Ich verhielt mit Paddeln und wurde von der Strömung zurückgetrieben und die Luftakrobatin folgte mir - Höhe und Abstand beibehaltend, so als wolle sie mich ausgiebig betrachten.
Ihre Größe machte mich etwas unruhig, aber die Sonne ließ ihren schlanken Leib in allen Regenbogenfarben schillern, manchmal wie Gold funkeln. Kurzum - sie war eine ausgesprochene Schönheit, an der ich mich nicht satt sehen konnte und meine Besorgnis schwand ...
Ihre durchsichtigen Flügel bewegten sich derart schnell, dass ein Auf und Nieder gar nicht zu unterscheiden war. Bewegung ist ja Arbeit - kostet Kraft und es ging mir nicht in den Kopf, wie dieses zarte Wesen zu solcher Leistung fähig war. Eigentlich hätte sie längst vor Erschöpfung tot ins Elbwasser fallen müssen.
Ich streckte vorsichtig meine Hand aus und Sie, dieses liebliche Naturwunder ließ sich darauf nieder, so als wüsste Sie, dass von mir keine Gefahr ausginge.
Eine halbe Minute vielleicht - blieb sie noch bei mir, um dann, mit einer seitlichen Drehung um meinem Kopf herum, auf Nimmerwiedersehen davon zu schwirren.
Die kurze Pause kam mir nicht ungelegen, denn ich hatte mich mächtig ins Zeug legen müssen, um wenigstens einigermaßen voranzukommen. Es fehlte nicht viel und die Fußgänger am Radweg, hätten mühelos mit mir Schritt halten.
Dazu hatte "Mutter Elbe" noch etwas Hochwasser und selbst am Rand war die Gegenströmung viel stärker als sonst. Es war eine arge Schinderei und ich strich Rathen als Zielort und wählte statt dessen, dass näher gelegene Pillnitz. Zu meinem Glück war nur eine der Fähren in Betrieb und so kam ich ganz glücklich auf die andere Seite, wo sich das Schloss Pillnitz befindet.
Auf der Balustrade und den Treppen, deren untere durch das Hochwasser im Wasser standen, waren wie üblich viele Ausflügler versammelt. Ich fuhr direkt unter ihnen vorbei. Ein Stück weiter befand sich, wie ich wusste, eine Einbuchtung, die ich ansteuerte um dort anzulanden. Leider hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn kurz vor der Bucht, sprudelte ein durch das Hochwasser bedingter Wasserwirbel, den ich einfach nicht überwinden konnte.
Ich ließ mich ein Stück zurücktreiben, nahm Anlauf, aber scheiterte und immer wieder. Nun hatten auch die Leute bemerkt, dass ich Probleme hatte. Freundlich wie waren - feuerten sie mich an. "Du schaffst es!" Gleich hast du es geschafft!" Ich fühlte mich bis auf die Knochen blamiert, hatte eine Hundewut im Bauch, aber dann mit letzter Kraft schaffte ich es tatsächlich. Mein Publikum applaudierte und rief im Chor: "Bravo! Bravo!" Fotografiert und gefilmt wurde ich natürlich auch und wie gewohnt, waren Reisende aus dem fernen Nippon dabei die Eifrigsten.
Den ausgestanden Ärger spülte ich in der Schlossschenke mit einem großen Schwarzbier runter. Danach schlendert ich durch die Gartenanlagen, erfreute mich an den Blumen und war wieder guter Laune.
Die Rückfahrt verlief problemlos. Ich ließ mich mehr von der Strömung treiben, als das Paddel zu schwenken. Von den vorbeifahrenden Elbdampfern winkten mir die Leute zu und ich hatte zu tun, dass mich die Wellen nicht an Land bugsierten. Das kann an bestimmten Stellen sehr schnell passieren. Man ist plötzlich auf dem Trockenen, husch kommt aber schon eine Welle und füllt dir das Kanu mit einem Wassersandgemisch.
Wieder im Club habe ich ein bisschen mit Bekannten getratscht und bin dann zu Fuß am Elberadweg Richtung Heimat. An der „Altstädter Fähre“ wollte ich übersetzen um in die Neustadt zu kommen, wo ich wohne. Dann zog mich aber eine magische Hand in den Biergarten. Sonst treffe ich immer Leute , die ich kenne, aber an diesen Tag war kein bekanntes Gesicht zu sehen.
Ich setzte mich mit meinem Topf Schwarzbier an einen der noch freien Tische und döste ein wenig vor mich hin.
Später kamen zwei Damen und fragten, ob noch Plätze bei mir frei seien. Ich bejahte und stellte fest, dass jetzt alle Tische mit Gästen besetzt waren. Wie sich herausstellte, waren die Damen mit einem Elbdampfer gefahren und hatten mich paddeln sehen. Es waren Mutter und Tochter und mir fiel auch jetzt die Ähnlichkeit auf.
Die Mutter mochte bestimmt knapp über die 70 sein und die Tochter noch keine 50. Wobei: auf meine Schätzungen gebe ich nicht viel. Bunt bemalt wie Ostereier und schick angezogen, wie die Frauen heute umherlaufen, kann man sich gewaltig irren.
Die Mutter war nett und ein wenig neugierig und die Tochter - sagen wir - die hätte kein Mann, meines Alters, von der Bettkante gestoßen. Ich erzählte ein bisschen von mir; dass ich ledig bin, hatte die Mutter schon geschickt aus mir heraus gekitzelt. Töchterchen, so erfuhr ich, war seit ein paar Jahren geschieden.
Ich hatte inzwischen das dritte große Schwarzbier intus - also den Punkt erreicht, wo man sich alle Frauen anfängt wunderschön zu trinken und da schützt auch Alter vor Torheit nicht. Ich habe dann noch zwei Biere getrunken. Mutter und Tochter zogen mit Weinschorle problemlos nach, plapperten wie aufgezogen und ich genoss es, zuzuhören ....
Na ja, weil ich so ein netter Mensch bin, hat mich die Mutter zum Sonntag, also Heute, zum Mittagessen eingeladen. Damit, wie Sie sagte, ich armer Junggeselle mal etwas Ordentliches zu Essen bekäme. Ich hatte nämlich erzählt, dass ich mich nur mühselig von Dosen und Fertiggerichten ernähre.
Was nicht ganz stimmt, aber bei Frauen kommt das immer gut an, wie ich aus langjähriger Erfahrung weiß. (Die Mehrzahl der Frauen mögen Männer, die mit ihrem Junggesellenhaushalt nicht zurechtkommen. Wirklich, man kann aussehen, wie der letzte Husten, jammert man ein bisschen, zieht die Mitleidsmasche geschickt, ohne maßlos zu übertreiben, durch, hat man schon einen Fuß in der Tür.)
Ja und nun stehe ich frisch rasiert, im Plastikbeutel zwei Blumensträuße, vor der Haustür und halte den Zeigefinger über dem Klingeldrücker der Familie K...., wo in der Wohnstube, eine ältere und eine jüngere Dame sich vielleicht gerade fragen, ob ich Wort halte.
Noch kann ich zurück ..........?
von enya
Alles sah so schön aus, der blaue Himmel, der gelbe Sand und die aus braunem, warmem Holz gebauten Hütten, die an ein Fort erinnerten. Man wurde von freundlichen Personen angelächelt, die mit einem Cocktail am großen himmelblauen Pool relaxten.
Hiermit war alles klar. Das Urlaubsziel sollte das sonnige Griechenland sein. Die Hotelanlage auf der schönen Halbinsel Chalkidiki war nicht billig, aber man durfte sich ja etwas gönnen für die schönsten Wochen des Jahres! Außerdem war es kurz vor Urlaubsbeginn und somit handelte es sich um ein günstigeres Last Minute Angebot.
Das 4-Sterne Hotel versprach eine neue, schöne Anlage nahe des Strandes und das Essen sollte die Herzen begeistern. Was konnte da noch schief gehen?
Frohen Mutes fuhren wir, Jan, mein Göttergatte, meine Töchter Alena und Naomi (damals 20 und 16 Jahre alt) und ich zum Rhein-Main-Flughafen. Vollbeladen mit Gepäck stürzten wir uns ins Getümmel. Ich wurde langsam nervös, meine Flugangst ließ meine Hände feucht werden, das Herz schneller schlagen und Jan machte auch noch Witze über die Sicherheit beim Fliegen und Mutmaßungen über eventuelle Sauffeste der Piloten vor dem Abflug, was natürlich meine Furcht noch stärker werden ließ. Endlich, endlich ging es los! Ein letztes Überprüfen der Gurte und dann ein Blick aus dem winzigen Fenster: Wir rollten ja schon!
Der Start verlief ohne Probleme und irgendwie ging der Flug dann doch sehr schnell vorüber und ich war froh, als der Pilot endlich zum Landeanflug ansetzte. Es war später Abend und daher schon dunkel. Plötzlich gewahrten wir Blitze, die am Nachthimmel zuckten (kein Grund zur Besorgnis, auch in Griechenland müssen sich atmosphärische Spannungen durch Gewitter entladen) und im strömenden Regen sank das Flugzeug unablässig der Erde entgegen. Doch zu früh gefreut! Kurz vor der Landebahn zog der Kapitän die Maschine mit einem Ruck wieder hoch, (Durchstart nennt man so etwas, wie wir später erfuhren), ein einstimmiger Aufschrei des Schreckens ging durch das Flugzeug.
Sehr beruhigend war es auch nicht, dass sogar die Stewardessen sich sehr verwundert anschauten und ein Blick zu Jan sagte mir: Sogar er fand das etwas beunruhigend. Ich weiß nicht, wie ich diese Situation überstanden habe, das Gefühl war grauenvoll. Als das Flugzeug sich wieder in sicherer Höhe befand, meldete sich der Kopilot. Er erklärte, dass sich wegen Regens und der schlechten Windbedingungen der Landeanflug um etwa fünfzehn Minuten verzögere. Der zweite Landeversuch verlief zwar ohne Probleme, verlangte jedoch starke Nerven, wenn man eigentlich an Flugangst litt. Wir zumindest waren erleichtert, als wir das Flugzeug verlassen konnten.
Nach zweistündiger Busfahrt kamen wir endlich am Hotel an.
Wir stiegen also voller Erwartungen aus dem Bus. In diesem Moment wussten wir nicht recht, ob das, was wir sahen, eine Folge der Müdigkeit oder die traurige Wirklichkeit war. Um uns herum nur Wald, es war weit und breit keine Hotelanlage zu sehen. Ein paar Minuten standen wir alle wie angewurzelt, nicht glaubend, was sich unseren Augen bot oder besser nicht bot. Der Busfahrer erklärte in gebrochenem Deutsch mit englischen Brocken dazwischen, dass wir in wenigen Minuten abgeholt und zur Hotelanlage gebracht werden würden.
So standen wir verlassen, hungrig und müde um 2.00 Uhr nachts in einem Wald und warteten auf unser Taxi, das tatsächlich nach zwanzig Minuten auch kam. Der Fahrer raste mit 120 km/h über die Landstraße. Als er merkte, dass sich bei uns ein ungutes Gefühl breit machte, grinste er nur und sagte in etwas gebrochenem Englisch: “It´s no problem. The road is very big.“ Dies beruhigte uns nicht und wir schworen uns einvernehmlich, während des ganzen Urlaubs nicht mehr mit diesem Mann zu fahren und uns stattdessen einen Wagen zu mieten.
Als wir endlich am Hotel ankamen, erwartete uns schon die nächste Überraschung. Der Anblick des Empfangsraumes ließ uns eher an eine kleine Pension mit zwanzig Zimmern denken, aber nicht an ein 4- Sterne Hotel. Wir beschlossen aber, uns kein voreiliges Bild zu machen, sondern uns erst am nächsten Morgen etwas ausgeschlafener unser Urteil zu bilden.
So wurden wir von einer Hotelangestellten in unser Zimmer geführt. Wir freuten uns über eine Klimaanlage, da eine kaum auszuhaltende Hitze herrschte. Ans Auspacken dachten wir nicht mehr, sondern fielen todmüde in unsere Betten. Nun muss man sagen, dass dies sicher für uns Eltern zutraf, die das größere Zimmer hatten. Dort befand sich nämlich ein französisches Doppelbett.
Die „Kinder“ schliefen im nebenanliegenden etwas kleineren Raum auf Notliegen von nicht einmal 70 cm Breite. War das Personal des Hotels nicht informiert darüber, dass es sich bei vier vollzahlenden Personen auch um vier erwachsene (zumindest fast erwachsene) Menschen handeln könne? Vielleicht sind ja die Griechen grundsätzlich kleiner und schmächtiger? Aber auch Alena und Naomi waren so müde, dass sie in einen oberflächlichen, nicht sehr erholsamen Schlaf fielen.
Am nächsten Morgen lockten uns einzig und allein die hohen Erwartungen ans Frühstück und die Freude auf einen schönen Tag am Pool. Sehr müde, aber zugleich gespannt öffnete Alena die Rollläden. Der Anblick des Himmels ließ sie jedoch gleich wieder zurück ins Bett fallen. Ich sah sie fragend an und machte mir selber ein Bild. Sofort wusste ich die Unlust meiner Tochter einzuordnen. Weit und breit nur graue Wolken. Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Wo war die Sonne? Wir begannen zu ahnen, dass Urlaubsprospekte durchaus eine Scheinwelt vorgaukeln können. Die Stimmung in der Familie war sehr gedrückt. Was fängt man an mit so einem Tag auf einer Halbinsel ohne Auto?
Diese Frage sollte beim Frühstück geklärt werden. Lustlos machten wir uns also auf zum Essen. Der erste Anblick der Anlage bei Tag ließ zunächst auf zwei schöne Wochen hoffen, wenn sich das Wetter bessern sollte. Es gab einen Pool, viele nicht besetzte Liegen, eine Poolbar, bepflanzte Grünanlagen und eine Terrasse, wo man die Mahlzeiten einnehmen konnte.
Wen störte es, dass an vielen Stellen Gerümpel und Bauschutt herumlag, dass die Treppengeländer der Holztreppen nicht gestrichen waren, sondern rostig aussahen. Wer lässt sich schon die Stimmung vermiesen durch Benzingestank (es war nicht auszumachen, woher dieser rührte) und lose Platten auf dem Weg zur Frühstücksterrasse? Man ist ja nicht kleinlich.
Als wir im Speisesaal ankamen, begrüßten uns die Bedienungen freundlich. Wir freuten uns aufs Essen und gingen zum Buffet, um unsere Teller reichlich mit Speisen zu füllen und unseren Hunger zu stillen. Die Stimmung beim Frühstück wurde nur noch vom schlechten Wetter getrübt. Wir beschlossen nach dem Essen unsere Koffer auszupacken und erst einmal abzuwarten, ob das Wetter sich bessere.
Dem war leider nicht so. Wir hockten auf dem Bett und starrten aus dem Fenster in einen immer noch grauen Himmel, der nun auch seine Schleusen geöffnet hatte. Das Wetter besserte sich den ganzen Tag nicht und wir nutzten die Zeit um den fehlenden Schlaf nachzuholen. Als wir gegen Abend aufwachten, waren wir kaum noch müde und blickten dem schlechten Wetter etwas optimistischer entgegen.
Wir glaubten immer noch an Anfangsschwierigkeiten und waren uns sicher, dass der nächste Tag besser werden würde. Mit guter Laune gingen wir zum Abendessen, gespannt was uns erwartete. Schnell stellte sich heraus, dass wir nicht satt werden würden.
Die Auswahl des Buffets war nicht sehr groß und entsprach keinem 4- Sterne Standard. Auch an der Qualität mangelte sehr. Kaum ein Gericht war noch warm und das Gemüse noch fast roh. Wir mussten uns aber bald eines Besseren belehren lassen, das nicht ganz warme Essen und das kaum gekochte Gemüse nicht auf mangelnde Qualität zurückzuführen, sondern auf griechische Gewohnheiten.
Beim Frühstück wurden erste Kontakte zu anderen Gästen, den zukünftigen Leidensgenossen geknüpft. Im Laufe der Zeit bildete sich eine nette Solidarität unter den Gästen, was das Meckern und Schimpfen anging. Ach, es tut ja so gut, richtig zu lästern, wenn es einem schlecht geht.
Die folgenden Nächte waren genauso wie die erste. Zusätzlich raubte uns ein lautes brummendes Geräusch den Schlaf. Wie wir bald erfuhren, war dieses auf einen Generator zurückzuführen, über den die Zimmer mit Strom versorgt wurden. Man will ja Strom, oder? Der Benzingeruch war zumindest hierdurch erklärt.
Wir wussten, dass es in den südlichen Ländern viele Insekten gibt, aber die Mücken, die nächtlich ihr Unwesen trieben, waren unerträglich. In den nächsten Tagen beschlossen wir die Türen immer geschlossen zu halten, um die Mücken im Zimmer zu reduzieren. Ohne Erfolg. Wir stellten fest, dass sich, auf mangelnde Bauweise zurückzuführen, 20 Cent große Löcher in der Decke befanden. Nun halfen nur noch teure Mückenschutzmittel. Das Wetter ließ uns weitere drei Tage im Stich. Graue Einheitssuppe, Nebel, Regen.
„Ich hab die falschen Klamotten mit“, meinte Naomi. „Sollen wir Gummistiefel kaufen?“
Um noch einmal auf die Lebensweise der Griechen zurückzukommen, man kann sagen, dass sie sehr locker sind. Als wir eines Abends beim Essen saßen, tropfte es von der Decke. Es regnete hinein! Wir machten eine Bedienung darauf aufmerksam. Das einzigste, was diese darauf zu sagen hatte war: „Wenn es nicht mehr regnet, tropft es auch nicht mehr.“ Punkt, fertig, nichts zu ändern. Ein Gast setzte sich dann mit Schirm an den Esstisch, was für allgemeine Erheiterung sorgte.
Als wir am fünften Tag endlich an den Pool konnten, da das Wetter sich zum Guten gewendet hatte, konnte uns dieser auch nicht von den 4-Sternen überzeugen. Da das Kinderbecken auf Grund baulicher Mängel nicht mit Wasser gefüllt werden durfte, befanden sich alle Kleinen am großen Schwimmbecken.
Abgesehen davon, dass man keine Ruhe hatte, war auch die Hygiene durch das Fehlen des Kinderbeckens sehr beeinträchtigt. Ein Kleinkind muss natürlich ab und zu und das Wasser fördert sicher den Harndrang.... Jedoch verschwendete man kaum einen bösen Gedanken an die kleinen Gäste des Hotels (die können ja gar nichts dafür), sondern eher an das Management und den Reiseveranstalter.
Wir beschlossen also am nächsten Tag mit unserem inzwischen gemieteten Auto einige Strände zu erkunden. Wir stellten erstmals fest, dass Griechenland ein sehr schönes Land ist und, dass wir dies auf Grund des schlechten Eindrucks des Hotels noch gar nicht bemerkt hatten.
So verbrachten wir die kommenden Tage an immer neuen Stränden und erkundeten die Gegend.
Wir entdeckten traumhafte Buchten, machten die Bekanntschaft der sehr gastfreundlichen Einheimischen und waren sozusagen nur zum Schlafen und gelegentlich zum Essen im Hotel. Das Essen besserte sich während unseres ganzen Urlaubs nicht. Im Gegenteil, es wiederholte sich jeden zweiten Tag und ein jeder verlor die Lust darauf. Positiv, dass man nicht mit Urlaubs-Speckpölsterchen in die Heimat zurückkam.
Nun scheint es, dass der Urlaub ein teuer bezahlter Reinfall war.
Wir fragten uns, ob es nach solch einem Erlebnis überhaupt noch so etwas wie Reiselust für uns geben würde. Die Antwort auf diese Frage konnten wir uns schnell geben. Auf jeden Fall.
Wir waren so begeistert von der Landschaft und den Menschen und sind der Meinung, dass wir die schlechten Erfahrungen mit dem Hotel nicht auf das Land übertragen dürfen. Wir fahren also wieder gerne in den Urlaub, speziell auch nach Griechenland und haben noch immer die Hoffnung, dass es so etwas wie unvergängliche Reiselust gibt.
Nachtrag: Wir bekamen am Ende 30% unseres Reisepreises ersetzt und im darauffolgenden Jahr wies dieses Hotel nur noch einen Stern auf....
Texte: Autoren aus der Gruppe Biografisches
Bildmaterialien: Archiv
Tag der Veröffentlichung: 09.09.2013
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