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Frühlingserwachen

ist für mich das schönste Erwachen 

im ganzen Jahr!
Es macht mich lachen.
Grüne Spitzen zu erspähen,
den ersten Frühlingshauch wähen.
Ist es wahr?
Ich kann es kaum erwarten,
dass Frühling will starten,
hoffe auf Schneeglöckchen
mit den zartweißen Röckchen,
dann die Forsythien
mit leuchtend gelben Blütchen.
Die bunten Krokusse
Lassen mich schon an Ostern denken,
Eier färben zum Verschenken.
Osterglocken und Narzissen,
wenn die ihre Blüten hissen,
ist sie richtig da –
die schönste Zeit im Jahr!




Was ist Frühling?




Frühling das ist junges Grün.
Tulpen und Narzissen blüh`n.
Vögel zwitschern in den Bäumen.
Man muss keinen Schnee mehr räumen.
Schmetterlinge, auch im Bauch.
Und so mancher schöne Brauch.
Viele Eier kunterbunt,
ausgeblasen mit dem Mund,
hängen in den grünen Zweigen.
Darf das Auge sich dran weiden.


Munter plätschert auch der Bach.
Macht den Winterschläfer wach.
Es ist Zeit hinaus zu geh`n.
Diese Pracht sich anzuseh`n.
Seht ihr dort auch Amor fliegen?
Ihr könntet einen Pfeil abkriegen.
Doch hält die Kälte länger an,
Frühling kommt, fragt sich nur wann?




Ostern bei uns in Berlin
... in frühen Jahren ...



Als Kinder haben wir Ostern immer mehr gemocht als Weihnachten.
Wir fanden es schrecklich aufregend, nach unseren „Osterschätzen“ zu suchen, ohne selbst etwas Großartiges dazutun zu müssen. Natürlich haben unsere Eltern auch stets etwas von uns Kindern bekommen. Meist waren es selbstgemalte Bilder oder von der Schule her gebastelte Frühlings- und Osterwerke.

Die Vorbereitungszeit war immer die schönste Zeit für uns fünf Kinder gewesen. Muttern hatte uns Eier gekocht, Färbemittel und Anmalfarben besorgt, meine drei älteren Geschwister haben dazu einige rohe Eier ausgepustet und wir zwei jüngeren, also mein Bruder und ich, wir konnten dann alles so anmalen, wie wir wollten. Kein Gezanke, kein Geheule, kein Geschrei: zum ersten Mal seit ewigen Zeiten herrschte bei uns zu Hause tatsächlich so etwas wie Einigkeit zwischen meinem fünf Jahre jüngeren Bruder und mir.

Vorsichtig bemalten und behandelten wir alle Eier und legten sie zum trocknen ins dafür vorgesehene Eiergestell. Natürlich wurden unsere „hohlen“ Werke nur zu Dekozwecken benutzt, doch besonders darauf waren wir immer sehr stolz gewesen, wurden sie doch stets von unseren Bekannten und Verwandten begutachtet und gelobt.

Nach dem Bemalen sah mein Bruder allerdings fast immer genauso bunt wie unsere Ostereier aus und es brauchte viel Geduld, bis wir ihn schließlich in der Wanne hatten. Wasser hasste er genau so sehr, wie im Dunklen einschlafen zu müssen.

Und dann war Ostern endlich da! Muttern hatte sich nachts immer in unsere Zimmer geschlichen, um die Nester und andere Kleinigkeiten zu verstecken. Meist wurden wir davon wach oder waren es sowieso noch, weil wir zum schlafen einfach viel zu aufgeregt waren. Da wir uns den Spaß des Suchens aber nicht verderben wollten, haben wir nie nach dem Versteck geschmult, sondern unsere Ohren und Augen noch extra ganz fest zugekniffen.

Am nächsten Morgen, noch bevor die Eltern wach waren, hatten wir bereits mit der Suche nach unseren Leckereien begonnen. Da unsere Zimmer nicht allzu viele Verstecke zu bieten hatten, - zumindest nachts für Muttern nicht, - fanden wir unsere Ausbeute auch immer recht flink und verglichen sie später miteinander. Gezeter blieb dabei natürlich nie aus, denn die eine hatte etwas bekommen, was die andere auch gerne gehabt hätte und warum bekam unser kleiner Bruder generell immer mehr als wir Mädchen?

Doch noch vor dem Frühstück hatten wir untereinander alle Sachen so um- und ausgetauscht, bis jeder von uns dann vollkommen zufrieden in sein eigenes Zimmer abzog.

Vorfreude

Spatz und Amsel baden in der Regenpfütze
Klein Fliederbäumchen sucht sich eine Stütze

Der Seidelbast schlägt auf seine rosigen Augen
Vom Kirchturm gurren zufrieden die Tauben

Ich laufe erwartungsvoll durch unseren Garten
Staunend über die Blumen die mich erwarten

Schreibe langsam nun an meiner Verse Zeilen
Gedichte wollen reifen, brauche nicht zu eilen

So ist es wahrlich mit all den schönen Dingen
Geduld birgt das Geheimnis für gutes Gelingen

Von der Natur können wir es lernend begreifen
Was gut werden soll braucht Zeit um zu reifen

Wartezeiten mit Vorfreude gefüllt zu erleben
Schenken innere Ruhe und werden zum Segen.


Endlich Frühling



Ein bisschen Grün zaubert den Frühling noch nicht herbei.
Aber dieses Neu werden nach einem langen Winter, verzaubert und betört.
Es schenkt uns Mut, geduldig auf den Durchbruch zu warten.
Da können uns auch die noch kalten Tage nichts mehr anhaben.
Genießen wir die Vorfreude auf all das, was er uns bringen wird,
der Frühling.
© Celine Rosenkind



Das fauchende Osterei


Wir wohnten 1951 im Haus meines Großvaters, meine Mutter führte den relativ großen Haushalt und war natürlich auch für die Ausrichtung und Planung aller festlichen Ereignisse zuständig. So also auch für die Ostertage.

Die Wettervoraussage für den Ostersonntag war gut, Sonne und Temperaturen bis zu 20° wurden prophezeit, so konnte sie bereits am Samstagabend, ich war bereits im Bett und somit nicht im Weg, in aller Ruhe die kleinen Osterkörbchen, gefüllt mit bunten gekochten Eiern, vielen Süßigkeiten und schokoladigen Osterhäschen im Garten verstecken.

Mein ganz besonderer Liebling in meinem Zuhause war Asta, meine Hündin. Ich hatte sie zu meinem 6. Geburtstag noch in Berlin bekommen, im Dezember, kurz bevor meine Mutter und ich Berlin verließen, um zu meinem verwitweten Großvater umzusiedeln.

Der Ostersonntagmorgen verlief offensichtlich ein wenig hektisch, obwohl ich wirklich nicht im Weg stand, denn ich habe regelrecht verschlafen. Aber meine Mutter hatte sich an diesem Morgen etwas intensiver als sonst um ihren Vater zu kümmern, mein Stiefvater hielt sich sowieso aus allem raus – sowie auch der Hund, aber der musste raus.

Und so öffnete Lilo, wie sonst auch immer mal wieder, einfach die Terrassentür zum Garten und ließ Asta raus.

Ich erwachte, weil mich ein Geräusch störte, das Kratzen einer Hundepfote an meiner Zimmertür. „Nein, Asta, nein – hau ab, das ist pfui!“ Laut und ziemlich unwirsch wies ich sie durch die geschlossene Tür zurecht und zog mir die Decke über den Kopf. Doch dann, einige Minuten später, entstand plötzlich ganz deutlich ein Wort in meinem noch etwas schläfrigem Hirn: Ostern.

Raus aus den Federn, schnell in mein kleines Badezimmerchen gleich nebenan, Katzenwäsche und mal kurz die Zahnbürste geschwungen, raus aus dem Schlafanzug, Höschen, Strümpfe, oh Gott,




Sonntagskleidchen mit weißer Schürze und Lackschuhe, nochmal zum Spiegel, rechts und links die blöden Spangen rein, um die Mähne, wie meine Mutter immer sagt, zu bändigen und dann nichts wie raus in den Garten.

Ich öffnete die Tür meines Kinderzimmers zum Flur – und stockte: vor mir lagen zwei etwas zermatschte Ostereier, eins blau, eins gelb, ein Marzipanei, an dem grünes Kunstgras klebte, das Stanniolpapier eines halben Hasenkopfes, frisches Gras mit Erdklumpen und ein Häuflein Erde.
Asta! – Ich rannte durch die offene Terrassentür in den Garten und sah, wie mein Hund vor einem Stachelbeerbusch versucht, mit der Pfote aus diesem stacheligen Busch irgendwas zu erhaschen. Meine Mutter hatte tatsächlich ein Eierkörbchen unter dem Stachelbeerstrauch versteckt? – ich war entsetzt. So eine Gemeinheit!

Ich kam näher und hörte ein leises aber deutliches Fauchen. Asta zog erschrocken ihre Pfote zurück und da sah ich ihn – den kleinen Kopf mit den großen Kulleraugen, spitzen Öhrchen und dem rotweißem Flaum. Ich lobte und streichelte erst einmal Asta und zog dann vorsichtig eine kleine Minimieze, die sich wohl vom Bauernhof in der Nähe verdrückt hatte, aus dem stacheligem Astgewirr heraus und trug stolz und glücklich mein schönstes Oster“ei“ in die Wohnung. Wer findet schon ein lebendiges Osterei?




Wundervolle Frühlingszeit


Oh wundervolle Frühlingszeit,
zeigst dich im schönsten Frühlingskleid.
Mir wird ganz warm und wunderlich,
ein Lustgefühl ganz fürchterlich.

Oh wundervolle Frühlingszeit,
wie sehr sich doch mein Herz erfreut.
Wie jedes Jahr kommst du zu mir,
mein Körper, er verlangt nach dir.

Oh wundervolle Frühlingszeit,
ja, zwischen uns herrscht Einigkeit.
Du bleibst nie lang, das ist OK,
es tut mir auch bestimmt nicht weh.


Oh wundervolle Frühlingszeit,
bin ich auch stets davor gefeit.
Musst du dann wieder weiterziehen,
noch lange hier die Blumen blühen.

Oh wundervolle Frühlingszeit,
du hältst mir noch so viel bereit.
Bist du dann fort, an deine Stelle
tritt hier die schönste Sommerwelle.

Oh wundervolle Frühlingszeit,
heut tut mir wirklich gar nichts leid.
Mag sein, heut bin ich was verrückt,
doch ganz vom Glücksgefühl entzückt.



© 2011 – Tina Hettwer

 

Frühlingserwachen

 

Es schmilzt der Schnee, die Erd`bricht auf,

die Jahreszeiten nehmen ihren Lauf. 

Die ersten Boten zeigen ihre Pracht,

entfalten sich, wir sind erwacht.

 

 

Die Äste bilden bald ein zartes Grün,

die Natur beginnt sich anzuziehn`.

Kleine Knospen machen sich bereit

sich zu enthüllen, es ist Frühlingszeit.

 

Die Bienen saugen süßen Blütensaft,

es gibt frisches Grün für neue Lebenskraft.

Stille Glocken läuten dauerhaft

für die viele Hochzeitsschaft.

 

Die Nestbaukünstler eilen sich immer

fertig zu sein für ihre Kinderzimmer.

Dann beginnt das lange Eierbrüten,

und ein ebenso scharfes Nestbehüten.




Bald ist`s soweit, es schlüpfen die Küken

und können jedermann entzücken.

Die Vogelhenne achtet sehr,

auf das kleine Kükenheer.




Im Verborgenen, durch die Sonne erhellt,
bringt die Ricke ihre Rehkitzen zur Welt.
Versteckt in dem hohen Wiesengrase,
beginnt die erste Lebensphase.

Nun sieht man überall ein Blütenmeer,
berauschend, und es duftet sehr.
Von zart rosa bis weiß, gelb und rot,
es leuchtet bis zum Abendrot.

Die vielen Farbenlaunen der Natur
ist für jeden Betrachter eine Kur.
Das Farbenspiel, die Blütenpracht,
zieht magisch an mit seiner Kraft.

Das Ei, das keines war



Es ist vor allem ein Osterfest, an das ich noch Erinnerungen habe, eigentlich erstaunlich, denn ich war erst drei Jahre alt. Aber sicher haben Erzählungen dazu beigetragen, dass diese Erinnerungen vertieft wurden und lebendig blieben.

Meine Großeltern hatten mich zu Ostern nach Frankfurt zu meiner Mutter zurückgebracht, nachdem ich ein Jahr lang bei ihnen gelebt hatte.

In dieser Zeit hatte meine Mutter die Trennung von meinem Vater bewältigt und endlich eine Arbeit und für mich einen Kindergartenplatz gefunden und es geschafft, die Wohnung mit Möbeln auszustatten, so dass auch ein Kind darin leben konnte. Ich war unglaublich glücklich, denn in diesem Jahr bei Oma und Opa hatte ich Mama nur einmal gesehen.

Nach einer sehr langen Bahnfahrt von der Nordsee bis nach Frankfurt konnte sie mich dann am Ostersamstag endlich in die Arme schließen. Ich weiß nicht mehr, ob sie mir fremd geworden war. Alles stürzte neu auf mich ein, die Wohnung unbekannt, die große Stadt, das vergleichsweise große Haus, da gab es sicher einiges zu verarbeiten.

Meine Großeltern hatten mir ein Tirolerhütchen aufgesetzt. Meine Mutter erzählte später, dass ihr das gar nicht gefallen und sie es nur ihren Eltern zuliebe geduldet hatte, dass ich diesen Hut trug. Mir war’s wohl egal, viel wichtiger war, dass der Osterhase kommen würde. So richtig vorstellen konnte ich es mir nicht, denn mit drei Jahren hatte ich ja keine Erfahrung mit diesem Gesellen.

Früh am Sonntagmorgen sollte ich dann im Hof hinter dem Haus suchen, ich verstand wohl nicht so recht, wonach. Mutter berichtete öfter, dass Oma, Opa und sie mich richtig animieren mussten, damit ich auf der kleinen Wiese zwischen den ersten Frühlingsblumen auf Suche ging. Sie hatten ein leeres Nest mit Moos ausgepolstert, in das ich dann einzelne bunte Eier legen durfte.




Irgendwann waren keine Eier mehr zu finden, aber mein Opa nahm mich bei der Hand und meinte: „Komm mit Enya, ich glaube, der Osterhase hat noch ein ganz großes „Ei“ versteckt.“ Ich fand es zunächst nicht, was wohl daran lag, dass ich in der Tat ein Ei suchte und Großvaters Symbolik natürlich überhaupt nicht verstanden hatte.

Ich sah ihn nicht, viel mehr, ich sah ihn, nahm ihn aber nicht als „Ei“ wahr: einen kleinen Korbpuppenwagen mit Holzrädern und geblümtem Stoffverdeck. Er stand hinter einem
Forsythienstrauch. Ich war wohl ein paar Mal daran vorbeigegangen.

Mutter brachte dann Lotte, meine liebste Käthe Kruse-Puppe, drückte sie mir in den Arm und meinte: „Lotte hilft dir suchen. Schau mal, sie braucht etwas, wo sie drin liegen kann.“ Irgendwann hatte ich es wohl kapiert, denn schließlich lag Puppe Lotte in dem Wagen. Ich erinnere mich noch an ein sehr großes Glücksgefühl. Die Eier waren vergessen und ich muss wohl den restlichen Tag den neuen Wagen durch die Gegend geschoben haben.

Nie wieder in meiner Kindheit bekam ich ein so großes Ostergeschenk und der Osterhasenglaube hat auch nicht lang bei mir angehalten.
Aber damals war es ein richtiges Wunder für mich und ich habe – so meine Mutter – mehrmals gefragt, wie denn ein so kleiner Hase diesen großen Wagen hat tragen können.



Die Geburt der Schneeglöckchen

Der Winter will langsam ade uns sagen,
im Tal schmilzt auch der letzte Schnee,
wir haben ihn gerne und tapfer ertragen,
doch nun ist´s genug; wir bitten dich geh.

Schon tobt unter der noch gefrorenen Erde
neues Leben; kämpft sich mühsam nach oben
der Einzug des Frühlings nun sichtbar werde,
er wählte die Schneeglöckchen als erste Boten.

Hab sie entdeckt und wollt es kaum glauben,
so zart ihre Knospen, in leuchtendem weiß,
hart ist der Boden durch den sie sich schrauben
für lohnende Mühe sind sie der beste Beweis.

Hab sie staunend auf ihrem Geburtsweg begleitet,
staunend geschaut, erlebt, gelernt , auch begriffen
es ist egal welch Hindernis uns das Leben bereitet
alles ist zu schaffen, will dieses Erlebnis nicht missen!

© Celine Rosenkind




Frühling


Ich bin der Meinung, im Frühling sollte das Jahr beginnen - wie bei einer Geburt beginnt das Leben von neuem. Aus alten Zweigen sprießen junge Knospen und Blüten, die das Erwachen des Lebens verkünden. Für mich ist es der Beginn einer neuen Zeit, die mein Herz mit Freude erfüllt und es wieder Jung werden lässt.

Frühling, ja Frühling ist jedes Jahr neu und jedes Jahr anders. Die Düfte, die Blumen, die Blätter, die Vögel alles erscheint mir wie nie dagewesen. So liege ich denn im Frühling irgend wo im Wald auf einer Lichtung und schaue in den Himmel, lausche den Tönen und nehme die Düfte in mich auf. Wenn ich mich dann erhebe und mich einem alten Baum nähere, ihn umarme und mich fest an ihn presse, dann spüre ich das Leben in ihm und er erzählt mir seine Geschichten vom immer wieder kehrenden Leben.
Deshalb weiß ich, ich habe nicht umsonst gelebt und werde wieder leben, auch wenn ich nicht mehr bin, denn nichts vergeht, alles wird bewahrt an einen sicheren Ort.

Ich kann mich noch sehr gut entsinnen, ich war noch ein kleiner Junge, gleich nach dem zweiten Weltkrieg und es war kurz vor Ostern. Wir hatten nicht viel zu Essen, aber ich sagte ich wolle zu Ostern in den Garten gehen und Ostereier suchen. Meine Mutter, die mich wohl nicht enttäuschen wollte, hatte aus Eischnee und einigen anderen wenigen Zutaten. die sie irgend wie bekommen hatte, Ostereier geformt und für mich im Garten versteckt.

Als ich nun am Ostermorgen in den Garten ging, fand ich ein Nest im Johannisbeerstrauch in dem diese Eier lagen. Glücklich und voller Stolz zeigte ich diese meinen Freunden. Nun waren diese selbst gemachten Eier etwas zusammen gefallen und ähnelten mehr einer Frikadelle. Diese Osterfrikadellen waren bei allen der Lacher des Tages, nur bei mir nicht, bei mir waren es meine ersten Ostereier. Ich habe sie mein ganzes Leben nicht vergessen und sie sind bis heute meine Ostereier geblieben.



Wenn ich im Frühjahr einen Johannisbeerstrauch sehe, sehe ich auch meine aller ersten Ostereier darin liegen. Deshalb weiß ich: Frühling ist etwas neues, ein Neubeginn für die Natur, für mich und für meine Seele.

Auf leisen Sohlen,
ganz verstohlen,
fast versteckt
und doch entdeckt
an seinem Näschen,
seh‘ ich das Häschen,
es sitzt im Gras,
der Osterhas‘.

Er ist ganz leise,
auf seine Weise,
er hoppelt hin,
er springt umher
versteckt die Eier
kreuz und quer.

Das Näschen zittert,
das Häschen bibbert,
es muss sich eilen,
darf nicht verweilen,
denn schon in Kürze
ist es so weit.

Artige Mädchen
und freche Buben,
kommen heraus
aus ihren Stuben,
am Arm ein Körbchen,
so geht es los,
erst wenn sie jedes Ei gefunden,
und sie den Garten oft umrunden,
geben sie Ruh‘.

Mit ihrer Beute geht‘s dann Heim,
im Garten ist nun ganz allein,
der kleine Hase hinterm Baum,
für ihn ist alles wie ein Traum,
die ganze Hektik ist vorbei,
im Garten nun kein einz‘ges Ei

Er kann nun ruhen lange Zeit,
genießt die schöne Einsamkeit,
mit seiner Frau und seinen Kleinen,
und nun ist Schluss mit meinen Reimen.







Frühlingserwachen 

Kahle Wipfel furchtsam lauschen
dem ahnungsvollen neuen Ton.
Durch des kühlen Windes Rauschen
erklingt die sanfte Wärme schon.

Freude nieselt in den Garten,
begrüßt wird jeder neue Duft.
Nicht umsonst das lange Warten,
denn milde weht die blaue Luft.

An dunklen Ästen sprießen schon
die Kätzchen, zart wie Seide.
Der Frühling - das ist unser Lohn -
zeigt bald sein neues Kleide.

Wie ein Teppich - ausgelegt
in Weiß und zartem Grün,
die Wiese sich nun lustvoll regt
mit ihrem süßen Blüh'n.

(c) Enya K.


Eine Ostergeschichte

Es hat in meinem Leben viele Osterfeste gegeben, an die meisten erinnere ich mich nicht mehr. Ostern war und ist für mich immer schön gewesen. Wenn ich nachdenke, hat es mir oft besser als Weihnachten gefallen. Endlich neigt sich der Winter dem Ende entgegen, auch wenn es ein variabler Feiertag ist, so merkt und spürt man das Frühjahr deutlich.

Schneeglöckchen und Winterlinge stecken ihre Köpfe aus dem Boden, manchmal blühen schon die Tulpen oder die Narzissen. Auch die vielen Monumentalfilme habe ich früher geliebt, die oft Karfreitag im Fernsehen liefen. Geschenke wurden nicht gekauft, denn der Osterhase brachte herrliche Schokoladeneier, die er im Garten oder im Wohnzimmer versteckte.

Nun zu meiner kleinen Ostergeschichte. Ich muss 5 oder 6 Jahre alt gewesen sein. Zu dieser Zeit hatte ich erst drei Brüder. Zwei ältere und einen jüngeren. Ich weiß nicht mehr genau, ob ich noch an den Osterhasen geglaubt habe, mein kleiner Bruder tat es auf jeden Fall, die großen sicher nicht mehr. So wie Weihnachten, gab es auch Ostern bestimmte Rituale, die jedes Jahr gleich waren. Es gab damals nur Süßigkeiten zu Ostern und keine Geschenke, trotzdem war es aufregend und spannend. In kleinen grünen oder roten Osterkörbchen, die mit Gras ausgelegt waren, lagen die Ostereier.

Auch Pappeier, ganz bunt bemalt, wurden mit Leckereien gefüllt. Ich kann mich auch an einen Osterhasen aus Gummi erinnern, der einen kleinen Wagen zog. Der Hase hatte eine Kiepe auf dem Rücken. Ein paar Tage nach Ostern wurde alles wieder verpackt und genau wie die Christbaumkugeln auf dem Boden verstaut.

Die Verstecke waren auch immer gleich, meist im Wohnzimmer, nur wenn es die Wetterlage erlaubte, im Garten. Vieles davon habe ich übernommen und mit meinen Kindern später genauso gemacht. Sonntagmorgen durften wir Kinder die Verstecke ausfindig machen und jedes gefundene Körbchen musste auf den Tisch gestellt werden. Meine Mutter zählte durch, dann wurde geteilt und gefrühstückt. Sie war froh, dass es vorbei war und Ruhe einkehrte. Nachmittags bekamen wir oft Besuch und es gab Apfelkuchen mit Schlagsahne. Ein besonderes Rezept, das ich heute noch liebe.

In diesem Jahr war alles anders. Michael und ich teilten uns ein Zimmer. Die beiden Großen waren immer überheblicher, aber auch sie liebten die Süßigkeiten, denn so etwas gab es nur zu besonderen Gelegenheiten. 

Mein kleiner Bruder war schon früh ein besonderes Kind, intelligent und sehr besonnen. Ich habe ihm abends immer Geschichten erzählt, eine herrliche freundliche Zeit. Alles sollte an diesem Ostermorgen genauso ablaufen wie jedes Jahr, aber es kam völlig anders.

Ich wachte auf, die Sonne schien freundlich durch die Gardinen. Es ist dieser Moment, man spürt es nicht gleich, aber dann kommt diese freudige Erwartung, ein besonderer Tag mit leichtem Kribbeln im Bauch vor Aufregung. Ich schaute zum Bett meines Bruders. Es war leer. Nun durften wir nicht allein aufstehen. Meine Mutter wollte lange schlafen und außerdem machte ich mir Sorgen, denn er war vielleicht drei oder vier Jahre alt.

Nach einer Weile stand ich auf, um ihn zu suchen. Es war ganz still im Haus. Vorsichtig, um niemanden zu wecken, schlich ich die Treppe ins Erdgeschoss hinunter und fand ihn in der Küche am Tisch sitzend. Lächelnd schaute er mir entgegen und ich bekam einen Riesenschreck. Er hatte alle Ostereier gesucht, alle Körbchen und Hasen standen auf dem Tisch.

Triumphierend schaute er mich an. In mir stürzte ein Kartenhaus zusammen. Es würde Ärger geben, denn es war doch eine alte Tradition, dass wir am Sonntagmorgen alles gemeinsam machen. Ich war älter und vernünftiger, mir kamen die Tränen. 

Nach einer langen Schreckminute fasste ich den Entschluss, die Eier wieder zu verstecken. Mein Bruder protestierte nur kurz, aber es interessierte ihn schon weniger und ohne zu murren ging er wieder in unser gemeinsames Zimmer.
Alles wurde von mir wieder sorgsam versteckt. Da die Verstecke in jedem Jahr ähnlich waren, ging es relativ schnell. Es war immer noch ganz still im Haus, keiner hatte uns gehört.

Später lief der Vormittag genauso ab wie immer. Alle suchten und es wurde geteilt, danach gefrühstückt. Diese Geschichte habe ich für mich behalten, sie nie erzählt.
Ich habe damals schon Verantwortung übernommen. In jedem Jahr fällt sie mir wieder ein, es sind gemischte Gefühle. Sicherlich ist sie witzig, aber auch nachdenklich.

Der arme kranke Osterhase

Es ärgert sich der Osterhas
und zwar bereits ab März;
dicke Augen, Nase dicht,
fühlt sich wie ein kranker Wicht.
Er reagiert, das ist kein Scherz,
allergisch wohl auf grünes Gras.

Der Hasendoktor gibt ihm Spritzen,
verschreibt ihm Medizin in Flaschen;
lässt ihn strikt im Bette ruh‘n
als hätt‘ der Hase nichts zu tun.
An den Füßen noch Gamaschen,
soll er jetzt tüchtig schwitzen

Das Osterfest rückt näher schon;
der Osterhas‘ weiß keinen Rat.
Weint heimlich in die Kissen,
wie wird man ihn vermissen,
wer ist bereit zur guten Tat?
Die Tür geht auf, da steht sein Sohn.

Papa, lass doch mich nur geh’n,
ich bin schon groß genug.
Versteck‘ die bunten Ostereier
bei Müller, Schmidt und Meier.
Bin auch schon ziemlich klug,
es wird mich keiner sehn‘.

Glücklich über Max den Kleinen
Erklärt er ihm, was wichtig.
Muss ihn vor Gefahren warnen,
soll sich aber stets gut tarnen,
dann mache er schon alles richtig
und niemand müsse Ostern weinen.

Eiligst läuft das Häschen los,
verteilt die Eier grün, rot, blau.
Für jedes Kind ein schönes Nest,
denn morgen ist das Osterfest.
Der Kleine ist da sehr genau,
und schützt die Eier noch mit Moos

Ab diesem Tage, das ist klar,
Klein Max der Osterhase war.


Ostern - welch ein herrliches Fest -
...besonders zu meiner Kinderzeit!...

Wie wichtig Traditionen - auch besonders für Kinder - sind! Endlich wurden wir Kinder von den entsetzlichen, kratzenden, langen Schafwollstrümpfen, dem Leibchen mit den langen Gummibändern, die die Strümpfe oben an den Beinen festhielten, befreit!!!

Egal, ob es noch eiskalt war, schneite und ein eisiger Wind wehte, die langen Strümpfe waren passe! Die schönen Kniestrümpfe, gestrickt zu Dutzenden von meiner Urgroßmutter, mit dem hübschen Zackenmuster oben, wo das Gummiband durchgezogen wurde, kamen hervor.
Ebenso der neue Sommermantel, in leuchtenden Farben, genäht von der Tante Klara, durften wir zur festlichen Kindermesse am Ostersonntag zum ersten Mal anziehen!

Und wenn wir noch so gefroren hätten, keiner von uns hätte dazu einen Ton gesagt. Jeder bekam noch die neuen Sommerschuhe überreicht und unser Glück war perfekt!
Unter dem festlichen Glockengeläut gingen wir den Kirchenweg entlang, gepflegt wie die Frühlingsblumen im Garten.

An der Kirche stellten wir uns klassenweise und in geordneten Reihen auf und betraten mit unserer Lehrerin das Gotteshaus. Dort war der frühlingshafte Blumenschmuck so überbordend und in prächtigen Sträußen angeordnet, dass die duftenden und leuchtenden Farben wie Lichter in der noch nicht beleuchteten Kirche strahlten!

Nach der langen Fastenzeit, deren Höhepunkt die Karwoche bildete, wo alles still und in Gedanken an das Leiden Jesu besondere Riten und Gebete vorgetragen wurden, jubelte nun die christliche Welt dem auferstandenen Christus zu.




Die Orgel schmetterte geradezu befreit von der langen Trauerzeit, die Botschaft von dem Wunder der Auferstehung und alle sangen die Kirchenlieder mit. Zum Opfergang brachten wir Kinder kleine bunte Kästchen, welche wir nach einem Anleitungsbogen in der Schule gebastelt hatten, nach vorne und legten sie in Körbe. Diese Kästchen hatte die Organisation „Missio“ der katholischen Kirche zu Beginn der Fastenzeit ausgeteilt und die Kinder hatten Geld gesammelt, die einer Missionsstation in der dritten Welt zu Gute kam.

Am Ende des Festgottesdienstes eilten wir nach Hause, denn nun kam noch eine Tradition, die ich bis heute liebe, das Ostereier suchen!





Im großen Garten leuchteten Narzissen, Tulpen, Krokusse. Stiefmütterchen, Tausendschön, Anemone, Vergissmeinnicht, Märzenbecher, Primeln - Vater als großer Gartenliebhaber pflanzte sie bunt und fröhlich überall im noch kahlen Garten!

Nur wenn es stark regnete, suchten wir die strahlend gefärbten Ostereier im Haus. Es fanden sich auch noch kleine, selbstgebastelte Osterkörbchen, die mit kleinen Süßigkeiten gefüllt waren. Das waren die Süßigkeiten, der wir uns in der Fastenzeit enthalten hatten!


Und endlich gab es ein Frühstück an der festlich gedeckten Ostertafel und da durften wir – nur an diesem Tag – so viel von den Ostereier essen, wie wir wollten!!! Mit dem typischen Eiertitschen .

Ansonsten gab es nur am Sonntag ein gekochtes Frühstücksei!
Da könnt ihr euch vorstellen, welche Wonne dieses Ostereierprassen für uns war!

Bis heute esse ich zu gerne pflaumenweich gekochte Eier zum Frühstück – jeden zweiten Morgen eins!!!


Der einsame Maikäferkönig

Maikäferkönig Augustinus der Zweite,
knabberte genüsslich am Birkenblatt.
Er träumte von einem Maikäferweibe
denn er hatte das Alleinsein so satt!

Die Kunde verbreitete sich in Windeseile,
so erfuhr es auch Julia vom Birkenhain.
Diese lebte verwitwet schon eine Weile,
fühlte sich einsam und schrecklich allein.

Hirschkäfer Ambrosius klug kombinierte,
diese beiden waren füreinander gedacht.
Man müsste sorgen dass etwas passierte,
flugs hat er sich dann auf den Weg gemacht.

Er lotste Augustinus den Ahnungslosen,
zu Julias Schlösschen am Birkenhain.
Nun sind sie zusammen, lieben und kosen,
und keiner von beiden ist mehr allein.

Auf Kinder mussten sie nicht lange warten,
der erste Familienausflug steht vor der Tür.
Du siehst sie bestimmt in Wiese und Garten,
wenn du einen siehst, sag ihm Grüße von mir.
© Celine Rosenkind


Mein Fleckchen Erde

Der Frühling war für mich als Kind ein grandioses, aufregendes Ereignis. Schon im Februar suchte ich nach den ersten kleinen Zeichen, dass der schon 4 Monate andauernde Winter bald gehen wird.

Es war nicht unbedingt die Schneeschmelze, denn die setzte bei diesen enormen Schneemassen sehr langsam, kaum merklich ein. Es war das, was man mehr ahnte und fühlte. Die Sonnenstrahlen wurden intensiver, die Vögel fingen an, anders – fröhlicher – zu zwitschern, und in der Luft spürte ich den ganz besonderen Duft, den Duft des warmen Schnees, der mir verriet – ja, es ist so weit, die Natur erwacht langsam aus ihrem Schlaf. Aber es war ein langer Prozess, und ich musste viel Geduld aufbringen, bis ich merkte, dass der Schnee schwerer, feuchter wurde.

Im März begannen die weißen Berge, sich zu setzen, darunter bildeten sich Bäche und Ströme aus Tauwasser, die den Weg ins Freie suchten. Ab einem gewissen Zeitpunkt wurde es gefährlich, die Schneehügel zu erklimmen und Schlitten zu fahren – man konnte leicht einbrechen und kam dann ohne Hilfe nicht mehr heraus. Der Schnee konnte zu einer ähnlichen Falle werden, wie ein Moor. 




Davor – im Schnee stecken zu bleiben, hatte ich schreckliche Angst. Einmal steckte ich allerdings in der feuchten Erde im Kartoffelfeld fest - eine besondere Geschichte, die ihr in "Scherben" nachlesen könnt. Das Tauwasser war auch nicht ohne. Nicht immer besaß ich Gummistiefelchen, und Galoschen auf Filzstiefeln nutzten da wenig. Unter diesen Umständen, sich auf der Dorfstraße fortzubewegen, glich einem Kunstlauf.

Erst hielt man Ausschau nach fest getrampeltem Schnee dicht an den Gartenzäunen, betrat ihn vorsichtig, jederzeit bereit, sich am Zaun festzuhalten. Da, wo der Pfad von breiten Pfützen unterbrochen wurde, galt es, besonders aufmerksam zu sein. Meistens warfen die Bewohner Steine oder Bretter so hin, dass man sie benutzen konnte, um weiter zu kommen. Für Kinder mit ihren kurzen Schritten war es natürlich viel schwieriger.

Der Höhepunkt des Frühlings war für mich stets der Moment, als ich an der Südseite des Hauses oder Schuppens einen schwarzen Fleck Erdboden entdeckte. (Man muss sich vor Augen halten, dass so etwas im tiefsten sibirischen Winter nicht möglich war. Es gab keine einzige Stelle da draußen, die nicht gefroren, zugeschneit oder mit Schneeverwehungen bedeckt war).

Nun wusste ich - die Kälte wird von den Sonnenstrahlen endgültig vertrieben, und die Sonne richtet für mich wieder ein Plätzchen - mein Plätzchen! - ein. Sobald es groß genug war, holte ich mir ein paar Armvoll Heu, das so herrlich nach Sommer duftete und machte es mir im Sonnenbad gemütlich, mit meinem Tagebuch und Stift oder mit einem Buch. Ich konnte sogar den Wintermantel ablegen, so warm wurde mir allmählich. Dieses sonnige Fleckchen inmitten der noch herrschenden Kälte war einer der wenigen Zufluchtsorte in meiner Kindheit, ein Ort zum Lesen, Träumen, Nachdenken und Schreiben, ein Ort, an dem ich mich gut fühlte.



 

Karfreitag

Einst bekam ein Bild ich geschenkt,
es zeigte mir, wie am Kreuz du hängst.
Dann nannte man auch deinen Namen
für dich oh Jesus gab es kein Erbarmen.



Seit diesem Karfreitag, so heißt der Tag,
dein Bild ich in meinem Herzen trag.
Von da an musst ich zur Kirche gehen
um alles zu lernen und es zu verstehen.



So war meine Bildsammlung von dir bald voll,
die erzählten Geschichten fand ich nicht toll.
Es war ein Karfreitag, so hieß der Tag,
als ich entschied, dass ich nicht mehr mag.



Ich wollte endlich allein mit dir reden,
viele Menschen nennen das auch beten.
Ich war mir ganz sicher, groß mein Vertraun,
dass mein Jesus wohne in einem Apfelbaum.



Ja, als es dann wieder Karfreitag gewesen,
habe ich zum ersten Mal in der Bibel gelesen.
Du weihtest mich in viele Geheimnisse ein,
wie spannend es ist, ein Kind Gottes zu sein.



Das Leid und auch Not gehören zum Leben
und wichtig es ist seinem Feind zu vergeben!
Heut ist wieder Karfreitag und ich rede mit dir
muss nicht weit laufen, denn du wohnst auch in mir.
© Celine Rosenkind


Der Eiersegen
– oder Hasenpelz ist eklig! 

Früher waren meine Familie und ich oft zu Besuch bei meiner Coburger Oma.
Obwohl in der Nachbarschaft keine Kinder wohnten, mit denen ich hätte spielen können (mit meinem Bruder gestaltete sich das ab einem gewissen Alter ziemlich schwierig, er ist vier Jahre älter als ich), fand ich es immer sehr schön dort.

Wir unternahmen oft tolle Ausflüge oder gingen in Restaurants, und meine Oma hatte ein großes interessantes Haus, einen „60er Jahre-Würfel“, den ich von oben bis unten inspizierte. Häufig zum Leidwesen meiner Oma, die das nicht sehr lustig fand, da sie mich auch einmal auf dem Dach entdeckte, auf das ich über die seitlich angebrachte Feuerleiter geklettert war, oder in der Schublade eines antiken Schränkchens schnüffelnd, in dem sie ihren altertümlichen Schmuck aufbewahrte.

Meine Oma hatte keinen Mann. Der Vater meiner Mutter war im Zweiten Weltkrieg gefallen, und danach hatte sie nie wieder eine Beziehung so intensiv aufgebaut, als dass sie zu etwas Festem geworden wäre. Aber sie besaß eine ganze Riege guter Freundinnen, mit denen sie viel unternahm und die oft als tratschende, lästernde und lachende Schar in ihrer Stube saßen und kaffeesierten.

Einige von ihnen von mochte ich gerne, andere nicht. Besonders gerne mochte ich Juliane genannt Juli, die als einzige von den alten Damen auch heute noch lebt, sie ist inzwischen fast 100 Jahre alt. Damals wohnte sie bei meiner Oma in einer winzigen Dachwohnung im Nachbarhaus, mit ihrer erwachsenen Tochter. Das Haus gehörte auch meiner Oma.

Juli wurde von den anderen immer etwas herablassend behandelt. Sie sei nicht die Hellste, sollte ihrer alkoholkranken Tochter mal den Marsch blasen und wurde häufig belächelt, wenn sie z.B. Dinge sagte wie: „Mein Auto hat halt keine Servus-Lenkung“, was großes Gelächter auf ihre Kosten zur Folge hatte, das sie meist wortlos über sich ergehen ließ.

Dabei mochte ich sie von den „alten Hühnern“, wie ich die alte-Damen-Schar insgeheim nannte, am liebsten. Oft rannte ich die Treppen hoch zu ihrer kleinen Wohnung, obwohl ich vor ihrer Tochter Beate, die immer so seltsam roch und sprach, ein wenig Angst hatte. Aber Oma Juli, wie ich sie nannte, kochte für mich immer ganz echten Kakao oder leckeres Essen, spielte mit mir und bewunderte, wie schön ich malen konnte, und manchmal wünschte ich mir sogar, sie wäre meine richtige Oma, hatte sie doch so viel mehr Verständnis für meine kindlichen Belange als meine richtige Oma.

In den Osterferien 1980 waren wir auch wieder zu Besuch in Coburg. An einem Tag kurz vor Ostern standen morgens bunt gefärbte Eier auf dem Frühstückstisch. Juli und Marianne, eine andere Freundin meiner Oma, die auch in der Nachbarschaft wohnten, waren auch da, um mit uns zu frühstücken.

Ich mochte sehr gerne Eier, und diese sahen wunderschön aus, schillerten in allen Farben. 
„Die hat der Osterhase bei Juli vorbeigebracht“, sagte meine Großmutter. Mmmh, mal gucken. Ich pellte es ab und schaute erst mal verwundert. Das hartgekochte Eigelb sah irgendwie braungrau, eklig aus, so kannte ich das innere eines Eis nicht, und es roch auch etwas seltsam. „Das ist Hasenpelz, der ist dran hängengeblieben, als der Osterhase es hinten rausdrückte… Vielleicht auch was Schlimmeres“, flüsterte mein 11jähriger Bruder mir zu und hatte ein ziemlich gemeines Grinsen im Gesicht. Oma Juli betrachtete mich aufmerksam, als ich das Ei niedersinken ließ. Mir war so was von der Appetit vergangen…

„Magst Du das Ei nicht?“, fragte sie besorgt und da sie ein sehr offenes Gesicht hatte, spürte ich plötzlich, dass es ihr ganz wichtig war, dass ich die Eier, die der Osterhase bei ihr abgeliefert hatte, mochte. So quetschte ich das ganze Ei in meinen Mund und kaute, den Brechreiz unterdrückend, die ganze Zeit daran denkend, wie das Ei dem Hasen hinten raus geflutscht war und warum es so seltsam aussah und roch… 

Wieder grinste mich mein Bruder an, genau wissend, was in mir in vorging.
Schnell trank ich einen Schluck Apfelsaft und lächelte in die Runde. „Sehr lecker! Toll, dass der Osterhase schon da war.“ Juli lächelte mich freudig an und ich dachte, dass ich das Richtige getan hatte.

Trotzdem stand ich auf, um zu verschwinden, mir die Zähne die putzen. Mir war irgendwie schlecht. Als ich die Küche verließ, hörte ich meinen Bruder sagen: „Na, die haben Uschi ja geschmeckt, die putzt sie heute noch bestimmt alle weg…“

Ich wandte mich um und er zwinkerte mir zu, streckte mir von den anderen unbemerkt die Zunge raus. Es kam wie es kommen musste: Meine vermeintliche Vorliebe für bunte, hartgekochte Eier wurde von Juli und Marianne verbreitet und auch letztere sowie einige der anderen alten Damen tanzten an, um mir ihre kunstvoll gefärbten, bedruckten und beklebten Ostereier zu schenken.

Jede wollte die andere in Punkto Gestaltung und Größe der Eier übertreffen. Eigentlich wollte ich sagen: „Stopp! Ich mag nicht mehr, das reicht. Ich mag die gar nicht!“ Doch irgendwie traute ich mich nicht. Meine Oma war sehr streng, was Höflichkeitsregeln anging, die alten Damen schienen es alle so gut zu meinen, waren so stolz, wenn ich ihre Muster und Farben lobte.

Mein Bruder kam aus dem Feixen gar nicht mehr raus, und auch meine Mutter konnte ein Grinsen inzwischen nicht mehr unterdrücken. Oh je, wohin mit den Eiern? Inzwischen waren es fünf Körbchen, mit bestimmt 30 dieser Eier darin. Ich wollte kein einziges davon mehr essen, auf keinen Fall! Einige schmuggelte ich – vermeintlich unbemerkt - in die Mülltonne.

Das gab ein Theater, als meine Oma die entdeckte! Wie undankbar ich sei, woanders verhungerten die Menschen und ich warf die schönen Eier fort. Und ihre Freundinnen hätten sich solche Mühe gegeben…
Oh je, was für eine Tirade… Ich verfluchte meinen Bruder. Aber die Eier sollten weg. Ich musste es geschickter anstellen.

Nach und nach ließ ich sie, in den Taschen meiner Jacke verborgen, draußen im Garten verschwinden, buddelte sie in die Gemüse- und Rosenbeete meiner Oma. Hinter ihrer Gartenbank, auf der sie an lauschigen Abenden mit ihren Nachbarn oft saß, war eine Platte locker, da packte ich ebenfalls welche rein. Und die letzten ließ ich am regnerischen Ostersonntag im Kleiderschrank von Omas Gästezimmer verschwinden, in dem ich schlief, schob sie schön weit nach hinten in die dunkle Ecke. Dann war Ruhe. Ostern war vorbei, ich hatte keinen neuen „Ekel-Eier“ mehr erhalten und vergaß die Geschichte, als wir nach Hause fuhren.

Monate später

Morgens klingelte das Telefon in unserem Haus. Es war ein Wochenende, auf jeden Fall war ich nicht in der Schule. Meine Mutter ging ran. Aufgeregtes Gesäusel drang durch den Hörer, dass konnte ich sogar aus einigen Metern Entfernung hören. Meine Mutter reagierte mit: „Ach je…“ „Oh, nein!“, aber ich sah, dass sie ein Loslachen unterdrücken musste. Endlich legte sie auf und wandte sich mir zu, um einen strengen Gesichtsausdruck bemüht. Den folgenden Satz werde ich nie vergessen: „Uschi Wehmer, Du bist ein altes Ferkel!“

Wie bitte? Was sollte ich denn jetzt schon wieder angestellt haben? Da wiederholte meine Mutter die Worte meiner Oma. Im inzwischen heißen Sommer war sie immer wieder, wenn sie in ihren Beeten harkte und hackte, auf die verfaulten Eier gestoßen. Was für ein Gestank, wenn sie auf diese „Bio-Stinkbomben“ stieß, nicht zum Aushalten. Sie wusste genau, wer das gemacht hatte.

Aber das sei nicht das Schlimmste… Weswegen sie letztendlich anrief: Sie hatte Besuch bekommen, von ihrer Cousine Liesl, die ich als sehr ete-petete in Erinnerung hatte, nie ging Großtante Liesl ohne Hut aus dem Haus. Liesl hätte das Gästezimmer bezogen und nach dem Einräumen ihrer Kleidung in noch ihren Reisekoffer unter die Kleider und Mäntel in den Kleiderschrank gewuchtet. Und da…

Ich will`s mir gar nicht ausmalen, wie das gerochen haben musste und wie die feine Liesl erst geguckt und geschnüffelt, und dann zeternd zu meiner Oma gerannt sein musste. Stundenlang hätte sie den Schrank putzen und zwei ganze Tage lang das Gästezimmer lüften müssen…
Zwar hielt mir meine Mutter eine Predigt, aber insgeheim grinste sie in sich hinein, das sah ich. Sie hatte ihre Tante Liesl noch nie gemocht….
PS: Inzwischen mag ich hartgekochte Eier wieder gerne, wir haben ja auch eigene Hühner...

 


Lenzgefühl

Der Mai, wir kennen‘s alle
Lässt Blut und Blüte schießen
Die neue Lust die pralle
Enteist, lässt Leben fließen

In letzter Wehe liegt der Lenz
Setzt endlich an zum Quantensprung
Der grame Nachbar wird zum Stenz
Fühlt sich berauscht und ach, so jung

Wann beginnt der Frühling?

Für die meisten Menschen wohl mit den ersten Primeln und Tulpen in den Blumenläden. Oder mit den ersten Schneeglöckchen im eigenen Vorgarten. Obwohl, die ersten blühenden Schneeglöckchen kann man durchaus manchmal schon im Januar entdecken, wenn der Dezember sehr mild war. Und der Winter erst spät sein strenges Regiment angetreten hat.

Auch die bekannten Winterblüher: Kornelkirsche, Zaubernuss und Seidelbast haben dann schon im Januar ihre Blüten geöffnet und auch die Kätzchen von Haselnuss, Erle und Salweide schicken hier und da ihren gelben Blütenstaub schon mit dem Januarwind auf die Reise. Das heißt dann nicht unbedingt, dass der Frühling schon begonnen hat. Mein Frühling beginnt, wenn aus dem kahlen Geäst der Bäume vor meinem Fenster das erste „Zizibä, Zizibä“ einer Blaumeise zu mir herüberklingt. Oder am Abend, wenn ich noch einmal vom Balkon nach dem Sonnenuntergang schaue, und auf dem Giebel vom Nachbarhaus eine Schwarzdrossel ihr erstes Abendlied in den Himmel schickt. Dann weiß ich, es ist Zeit, steige auf mein Fahrrad und fahre hinaus ins Moor um nach dem Frühling zu schauen.

Überall kann ich ihn nun entdecken. Auf dem braunen, träge dahinfließenden Moorbachwasser schwimmen die Enten jetzt paarweise auf Futtersuche. Noch vor kurzem sah man sie in großen Trupps durch die Gewässer im Moor schwimmen. Aber zum Frühlingsbeginn finden sich die Paare und es geht auf Nestsuche.
Auf den Weiden, die nach der Schneeschmelze noch feucht und voller Wasserlachen da liegen, schaut ganz schüchtern das erste zarte Grün zwischen dem Gelb der verdorrten Gräser vom letzten Jahr hervor. Über den noch winterfeuchten Weiden steigt ein kräftiger erdiger Duft auf, nur im Frühjahr verströmt der Boden diesen besonderen Geruch, wenn die wärmenden Strahlen der Frühjahrssonne die winterliche Feuchtigkeit aus dem Boden ziehen.. Und auf den hoch gelegenen Stellen, die trocken aus dem Sumpf herausragen, sammeln sich Scharen von Kiebitzen die auf der Durchreise sind!
Das ist für mich das untrüglichste Zeichen: Der Frühling hat nun endgültig den Winter abgelöst. Denn, der „Piwit“, wie man hier im Norden den Kiebitz auch nennt, fliegt vor der ersten Warmfront her. Für jeden Gartenbesitzer ist es nun Zeit die Beete für die erste Saat vor zu bereiten. Wenige Tage nach Ankunft des Piwits kann man nämlich Möhren, Petersilie und auch Dicke Bohnen getrost der Erde anvertrauen. Auf dem Schotterweg, der durch das Große Moor führt, entdecke ich die ersten gelben Blütensterne des Huflattichs. Und wenn ich genau hinschaue, dann sehe ich auf den Birkenzweigen, die über mir im Wind schaukeln einen ganz leichten grünen Schimmer. Zusammen mit dem Goldgelb der Kätzchen bringen sie die erste zarte Frühlingsfarbe in das eintönige Gelb-Braun der noch öde da liegenden Moorlandschaft.

Nicht lange, und die Sonne ist stark genug, um die vorwitzigen kleinen grünen Blattspitzen aus ihrer Knospe hervor zu locken. Dann ist die Luft erfüllt, vom aromatischen Duft junger Birkenblätter! Am Kastanienbaum, der vor dem Moorhof seine mächtigen Äste ausbreitet, prangen dicke, braun glänzende Knospen. Und dann höre ich in der Ferne die bekannten heiseren Vogellaute: Die ersten Kraniche ziehen vom Süden her über das Moor! Es ist immer wieder ein eindrucksvolles Erlebnis, diese stolzen, wunderschönen Stelzvögel zu beobachten, wenn sie hier in unserer großen Moorniederung zu Tausenden auf ihrem Zug von Nord nach Süd oder Süd nach Nord Rast machen. Nur wenige Tage kann man sie im Frühjahr beobachten bei ihren Balztänzen. Dann ziehen sie weiter nach Norden und Osten in ihre Brutgebiete. Immer im Kiel einer Warmfront. Bis sie dann im Herbst wieder unsere Gäste sind und uns den nahenden Winter ankündigen.

Noch zwei alljährlich wiederkehrende Frühlingsboten begrüße ich bei meiner Rundfahrt durch das Moor: Ein Seeadlerpaar. Jedes Jahr, vor Beginn der Brutzeit sieht man die beiden für wenige Tage hier ihre majestätischen Kreise über die Moorweiden ziehen, auf der Suche nach Nahrung. Ich weiß, nun dauert es nur nicht mehr lange und die weiten braunen Torfflächen begrüßen den Frühling in ihrem schönsten Kleid: Das Wollgras blüht und überzieht das Land mit seinen zarten weißen Flocken.
Wann der Frühling beginnt? Nun für mich beginnt er mit der neuen Saison im Garten, in den Straßenbäumen vor meinem Fenster und in der Weite meiner norddeutschen Moorheimat, wenn dort erstes Leben erwacht. Schaut nur richtig hin. Dann kann man den Frühlingsbeginn hören, riechen und fühlen, mit allen Sinnen! Er geschieht jedes Jahr von Neuem, rings um uns her, einfach so!

Wenn die Liebe erwacht 

Im Frühling der Liebe
blühen Nähe und Wärme,
biegen sich Zweige
zum Himmelsblau.
Die Dornen tragen Rosen
und zartes Farbenspiel
leuchtet ins Gemüt.
Windhauch trägt
wie ein Glockenton
dein Wort zu meinem Ohr.
Hoffnungsgrün sprießt
in allen Winkeln.
Freude füllt mein Herz.

(c) Enya K.

Österliches Intermezzo

„Eier anmalen? Da hab‘ ich keine Lust zu.“ Herr Schulz* nahm den Seitenschneider, den ich für das Zuschneiden der Forsythienzweige benutzt hatte, und begann sich seine Fingernägel zu schneiden. Das war der Punkt, an dem ich nicht mehr weiter wusste. Die kleine Gruppe von vier älteren Langzeitpatienten war schon immer schwer zu motivieren gewesen. In meiner Funktion als Ergotherapeut war das aber meine Aufgabe.

Dieses Mal hatte ich angenommen, dass das Angebot, die Station österlich zu schmücken auf Zustimmung stoßen würde, da es um den Wohn- und Lebensbereich der Patienten ging. Ich wollte mit den Patienten einen Osterstrauß gestalten. Das war, wie sich jetzt herausstellte, reines Wunschdenken von mir gewesen. Ja, ich liebe Ostern. Ich mag diese Feiertage, weil sie für mich den Inbegriff von Frühling bedeuten. Ich verbinde Ostern mit Sonnenschein und Frühlingsduft. Ich erinnere damit den Geruch nach blühenden Frühlingsblumen und Vogelgezwitscher am Morgen. Ich erwarte mit Ostern die Zunahme meiner Energie und das Gefühl von Aufbruch und Erneuerung.

Dass ich diese Gefühle den Patienten, von denen einige schon dreißig Jahre in der Psychiatrie verbracht hatten, wohlwollend unterstellte, war wohl ziemlich naiv von mir. „Wie ist es mit Ihnen? Haben Sie Lust die Eier anzumalen oder geht es Ihnen wie Herrn Schulz?“ Ich wandte mich den anderen Patienten zu.

Herr Kowalski, der nur polnisch sprach und seit einer Beinamputation im Rollstuhl saß, zeigte mir, wie üblich, seine Geste des Halsdurchschneidens. Er hatte also auch keine Lust. „Wann ist denn das nächste Mal Schule?“ Immer wenn Herr Brettschneider sich einer Situation in der Ergotherapie entziehen wollte, stellte er mir diese Frage. Also auch mit „Nein“ abgehakt. Blieb noch Herr Marquardt. Von ihm erwartete ich keine Antwort. Ich hatte in seiner Akte gelesen, dass er schon seit Jahren nicht eine Silbe gesprochen hatte. Er machte aber immer das, was die Gruppe tat.

Damit hatte sich die Sache also erledigt. Schade, aber nicht zu ändern. „Na gut, dann lassen wir es. Ich möchte und kann Sie zu nichts zwingen. Dann können Sie alle wieder zurück auf ihre Station gehen.“ Ich versuchte, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Auf die Station zurück? Das geht nicht.“ Herr Schulz schien sich zum Sprecher der Gruppe aufzurufen. „Da werden wir wieder vom Stationspfleger angemistet. Außerdem gibt es dann den ganzen Tag keine Zigaretten mehr.“

Ich wusste, dass als Sanktionsmaßnahme den Rauchern unter den Patienten die Zigaretten vorenthalten wurden. Wie es schien, hatte man dieses erprobte Mittel angewandt, um den Patienten den Weg in die Ergotherapie zu „erleichtern“. Das wurde hier ja jetzt sehr interessant! „Wollen Sie damit sagen, dass Sie nur unter Druck in die Ergotherapie kommen? Ich nahm an, Sie würden aus freien Stücken zu mir kommen. Ich dachte, es macht Ihnen Spaß, was wir so machen.“ „Nein, wir möchten lieber auf der Station bleiben. Aber Herr Hartmann hat gesagt, wenn wir nicht zu Ihnen gehen, bekommen wir Ärger mit ihm. Das wollen wir nicht.“

Herr Hartmann war der Stationspfleger. Für die Langzeitpatienten war er so, wie Attila, der Hunnenkönig, für seine Untertanen gewesen war. Ich war geschockt. Ich hatte tatsächlich angenommen, die kleine Gruppe von Patienten würde aus Freude an den Aktivitäten, die ich mit ihnen durchführte, in die Ergotherapie kommen. Ich war seit vier Wochen in der Psychiatrie tätig. Hatte als Berufsanfänger mit entsprechenden Institutionen und deren Maßnahmen im Umgang mit Patienten keine Erfahrung. Ich hatte nicht vor lange im psychiatrischen Bereich zu arbeiten. Ich fühlte mich in diesem Umfeld nicht unbedingt wohl. Wie jetzt in dieser Situation: Ich war überfordert.

„Tja, dann sollte ich wohl mal mit Herrn Hartmann reden. Das geht nicht, dass er sie zwingt, bei mir mitzumachen.“ „Nein, nein! Bitte nicht! Wir kriegen nur Ärger. Wir machen lieber hier mit. Lieber malen wir die Ostereier an.“ Herr Schulz schaute mich entsetzt an. „Gut, wie Sie wollen“, sagte ich. „Die anderen sind auch damit einverstanden?“ Waren sie. Ihr eifriges Nicken war Antwort genug. Dieser Kelch war jedenfalls erst mal an mir vorübergegangen. Trotzdem nahm ich mir insgeheim vor, mal mit Herrn Hartmann zu reden.

Ich gab jedem der Patienten einige der ausgeblasenen Eier. Farben, Pinsel und Wachsmalstifte hatte ich vorher schon auf dem Arbeitstisch ausgelegt. „Übrigens: Ich hoffe, Sie mögen Rührei. Ich habe die Eier vorhin alle ausgeblasen und habe die Eiermasse auf ihrer Station abgegeben. Heute Abend wird es also Omelette zum Abendbrot geben.“ Ich hoffte, wenigstens mit dieser Information etwas Freude zu verbreiten.

„Gute Idee, gute Idee“, meinte Herr Brettschneider. Er klatschte in die Hände. Bei Herrn Schulz deutete sich ein Lächeln an, Herr Kowalski machte wieder das Zeichen des Kehledurchschneidens und Herr Marquardt strahlte, wie Sonne an einem Wintermorgen. Wenigstens die bevorstehende Rührei-Orgie schien somit in Ordnung.

Sie malten alle fleißig vor sich hin. Das ein oder andere der dünnwandigen Eier ging dabei zwar zu Bruch, doch das hatte ich bei meinen Vorbereitungen einkalkuliert und mich ausreichend mit dem Hühnerprodukt eingedeckt. Einige der Eier hatte ich mit Mustern versehen, die nur ausgemalt werden brauchten. Ich wollte damit den Patienten die Angst vor der leeren Eierschale nehmen und die Arbeit etwas erleichtern.

Die Mühe hätte ich mir sparen können. Trotz meiner Hinweise bezüglich der vorgezeichneten Konturen wurden diese ignoriert und übermalt. Jeder der Patienten hatte sich eine Farbe ausgesucht, die Eier wurden mit dieser Farbe vollständig angemalt. Herr Schulz tendierte zu Blau, laut Statistik gehörte er damit zu den 33% der Weltbevölkerung, die Blau als Farbe bevorzugen. Ich gehöre übrigens auch dazu.

Herr Marquardt wählte Rot, eine Farbe, die mir durch ihre enorme Signalwirkung auch gut gefällt. Leider gingen bei ihm die meisten Eier entzwei, sodass sich später am Osterstrauß nur ein Ei in der Farbe Rot befand. Herr Brettschneider wollte seine Ostereier in Naturfarbe lassen, stieß da aber bei mir auf erheblichen Widerstand. Wir einigten uns dann darauf, dass er die Eier mit einem Bleistift anmalen sollte. Anthrazitfarbene Eier mit weißen Durchbrüchen waren die Folge.

Herr Kowalski (der Kehledurchschneider) nahm sich den erstbesten Wachsmalstift und malte seine Hühnereier damit an. Leider war es ein schwarzer Stift, der griffbereit in seiner Nähe lag. Als ich nach der Gruppenstunde dann den Forsythienstrauß, geschmückt mit den angemalten Eiern aufstellte, sah er etwas gewöhnungsbedürftig aus. 1 rotes Ei, 5 blaue Eier, 4 anthrazitfarbene (mit weißen Flecken) und 6 schwarze Ostereier schmückten den Strauß.

Unser Osterstrauß erregte viel Aufsehen. Sogar von anderen Stationen kamen Pflegekräfte, um das Wunderwerk zu bestaunen. Meine vier Gruppenmitglieder und ich waren in der Klinik in aller Munde. Eines muss ich sagen: Mir gefielen die schwarzen Eier am besten.



Frühling

Frühling, das ist Helligkeit,
Frühling, das ist Leuchten,
Frühling, Tage werden länger.

Frühling bringt uns Sturm und Wind,
Frühling ist ein ungestümer Geselle.

Frühling weiß noch nicht, wohin
die Reise geht….
Frühling will Alles,
bringt unsere Körper durcheinander.

Frühling, du bist der Inbegriff
der Jugend!
Du bist das Synonym für Werden und Wachsen!

Alle verbinden mit dir nur
gute Eigenschaften,
doch du bist ein unsteter Geist.

Mal strahlt die Sonne vom blauen Himmel,
im nächsten Moment
der Regen über die Scheiben rennt.
Dann braust der Wind durch lichte Wälder,
und Schnee und Hagel peitschen
die zarten Blütenfelder.

Du bist wie alle Jugend,
du stürmst und drängst,
schießt über dein Ziel hinaus,
keiner kann dich bändigen,
trotzdem lieben dich alle,
denn deine liebliche Seite
ist unwiderstehlich!
© GaSchu



Die steinernen Ostereier

(eine erlebte Geschichte)

Karin war eine energische kleine Person. Gerade einmal sechs Jahre zählte sie. Ein kleines Mädchen mit schwarzbraunen Haaren, welches trotz aller Widrigkeiten immer ein Lächeln auf den Lippen hatte. Es ist eben Glücksache, in welchen Schornstein man fällt, meinte sie altklug und versuchte sich damit selbst zu trösten. Es war ja auch sonst niemand da, der es getan hätte.

Recht früh musste sie für die kleinen Geschwister sorgen, weil Mutters beste Freundin eine Whiskyflasche war. Dass diese immer gut gefüllt war, gehörte zu Karins obersten Pflichten. Nicht darauf zu achten, wurde recht schmerzhaft bestraft.

Es war wieder einmal Ostersonntag. Einer jener Feiertage, den Karin besonders fürchtete, wusste sie doch, dass der Osterhase auch in diesem Jahr nicht kommen würde. Auch wenn sie schon ein >großes< Mädchen war, konnte sie nicht begreifen, warum sie und ihre Geschwister immer leer ausgingen.

Kinder wie sie und ihre Geschwister, die solche Verbrecher zu Vätern hätten, würde der Osterhase meiden. So hatte ihr es die Mutter wie in jedem Jahr erklärt. Viel schlimmer als diese Erklärung empfand Karin aber den verächtlichen, fast schadenfrohen Blick auf Mutters Gesicht.

Was mochten denn die Väter bloß angestellt haben? Warum gab es mehr als einen...
Zum Grübeln blieb nicht lange Zeit. Die kleinen Geschwister zerrten an ihrem Rock und konnten es kaum erwarten, in den Garten zu gehen. Längst drang aus dem Nachbargarten das Lachen und Jauchzen der Spielkameraden herüber.

Stefan und Alexandra hatten kleine Körbchen aufgetrieben und schauten die große Schwester erwartungsvoll an. Oh weh, jammerte ihre Seele! Was sollte sie bloß den Beiden sagen.
Mit den Kleinen an der Hand lief sie in den Garten. Aufgeregt schauten sie dem fröhlichen Treiben der Nachbarskinder zu.

Es schien fast, als wären es auch ihre Schätze, die beim Suchen dort zum Vorschein kamen.
Karin wünschte sich nichts sehnlicher, als auch so eine kleine, heile Welt. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Wie würden die beiden Geschwisterchen reagieren, wenn sie wieder kein Osternest finden würden? Es musste eine Lösung geben. Während sie Kleinen noch schauten und staunten, lief sie zu dem kleinen Steingarten, der vorne am Garteneingang angelegt war.

Eifrig sammelte sie die kleinsten Steine ein, welche normalerweise als Wegverzierung und Grenzen dienten. Damit verschwand sie eilig in Großvaters Schuppen. Mühsam kletterte sie auf die alte, rissige Holzwerkbank, um an die Farbtöpfe zu gelangen. Nun hatte sie alles, was sie brauchte. Kleine, runde Steine und drei Farbeimer. Schwarze, weiße und gelbe Farbe samt einem abgewetzten Pinsel, verwandelten das Grau, wenn auch etwas langsam in bunte Ostereier!
Ostern

Ostern
Todesdunkel
verhülltes Land.
Auf dem Hügel droben
Mahnendes stand.

In Kälte erstarrte
Welt rings umher.
Auf Gräbern
lastende Steine, schwer.

Da – ein Leuchten
steigt vom Himmelsrand
auf. Weckt
das schlafende Land.

Steine bersten.
Aus dunklem Erden Tor
dringt neues Leben
zum Licht empor.

Impressum

Texte: Autoren aus der Biogruppe
Bildmaterialien: Archivbilder der Autoren
Tag der Veröffentlichung: 05.03.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Die Autoren: ramblerrose, traumwanderer, bambina, gittarina, raindergoecht, schreibfederchen, enya2853, maxe, vielleser9, genoveva, goldie.geshaar, anarosa, corine.1, guerain, christinehammes, gaschu.

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