traumwanderer
Ski heil - oder doch nicht?
Anfang der 70er Jahre fuhren wir, eine Klasse mit 16 – 17jährigen Mädchen der Städt. Wirtschaftsschule, für eine Woche zum Ski fahren nach Fieberbrunn. Ski und Schuhe wurden von unserer Schule gestellt. Zuerst war ich guten Mutes. Aber bald merkte ich, das sowohl die Schuhe, ich trug zu dieser Zeit sonst Einlagen, als auch meine Augen mir Probleme machten. Weiß war für mich weiß. Also kleine Erhöhungen im Schnee schlecht zu erkennen.
Aber gottseidank hatte ich eine verständnisvolle Lehrerin. Meine damals beste Freundin hatte dagegen einfach keine Lust. Sie stellte sich so dumm an, vor allem durch öfteres hinfallen, dass sie der genervte Skilehrer freiwillig entließ. So konnten wir den Tag vergammeln und den anderen bei ihren Bemühungen zuschauen. Durch die kräftige Sonne wurde ich so braun wie nie mehr in meinem Leben.
Aber auch in der Gruppe hatten wir viel Spaß. Kleine Eifersüchteleien um die Gunst des feschen Sportlehrers waren an der Tagesordnung.
Und wer weiß, ob nicht mancher Negerkuss bei einem lustigen Abend mit besonderem Genuss im Gesicht der Kameradin landete. Erst neulich erzählte eine von ihnen, wie peinlich es ihr gewesen sei, als der Lehrer ihren geprellten Rücken einrieb und die halbe Klasse dabei unter der Türe stand. Ich erinnere mich auch noch an viele Mehlspeisen. Eine davon war ein Auflauf aus Brot und Äpfeln. Und statt Fanta gab es Orangeade.
Wir durften auch an einem Heimatabend mit Holzhacken und Schuhplattler teilnehmen. Heute würde man sowas belächeln. Aber wir waren dankbar für jede Abwechslung außerhalb der Herberge. So besuchten wir an einem freien Tag eine Plüschtierfabrik. Was bei uns Steifftiere waren dort „Tiere mit Herz“. Aus dieser Zeit stammt ein kleiner Löwe, der immer noch auf meinem Nachttisch sitzt und mich früher in jede Ferien als Maskottchen begleitete. Am Tag als ich diesen Löwen kaufte, kamen wir an einem Haus vorbei in dem das Handwerk meines damaligen Schwarms ausgeübt wurde und genau so ein Auto wie er eines hatte stand vor der Tür. Also erhielt der kleine Löwe zur Erinnerung seinen Namen.
Auf Skier bin ich übrigens nie mehr gestiegen.
uhei48
Winterfreuden-Winterleiden
Den Einen wird der Winter gefallen, den Anderen nicht.
Nun gut, jeder reagiert darauf sowieso anders.
Mir fällt dazu der Winter 1968/1969 ein.
Ich war damals Wehrpflichtiger in der DDR Volksmarine. Der Winter war sehr hart, sogar die Ostsee war zum großen Teil zugefroren. Es gab unheimlich viel Schnee. Alles war zu geschneit. Der Schnee lag Meter hoch wie ich es noch nie in meinem bisherigen Leben erlebt hatte. Die Fernverkehrsstraße, die nach Rostock führte, sah wie ein Kanal aus. Die Straßenbäume waren kaum noch zu sehen, denn sie waren unter dem vielen Schnee verborgen.
Es ging nichts mehr. Viele Züge konnten nicht fahren, weil der hohe Schnee die Schienen unter sich begraben hatte. Die damalige Reichsbahn benötigte daher umgehend Kräfte. Auch in unserer Kaserne erbat man um Hilfe. Ein gesamter Zug war in unserem Bereich, auf der Strecke Rostock Richtung Stralsund total eingeschneit. Für Verpflegung und heiße Getränke (Grog) wollte die Reichsbahn reichlich sorgen.
Vom Chef der Kaserne wurde natürlich Hilfe zugesagt. Viele Matrosen meldeten sich freiwillig. Auch ich war damals dabei. Gemeinsam wurden wir zum Bahnhof Rövershagen gebracht, wo wir gleich mit der Schneeräumung anfingen. Es war schon kurios, einen vollkommen eingeschneiten Zug vorzufinden. Man konnte nur erahnen wo der Anfang des Zuges war, denn dort dampfte es aus dem Schnee ein wenig.
Obwohl es damals sehr kalt war, kam man durch die Arbeit schnell ins Schwitzen, der Grog erwärmte auch noch dazu. Auf den Schienen und Signalleitungen musste der Schnee geräumt werden. Der eingeschneite Zug wurde vom Schnee befreit. Er konnte dann auch trotz Verspätung in Richtung Stralsund fahren. Wie weit er gekommen ist wurde uns nicht mitgeteilt.
Ein anderes Erlebnis aus diesem Winter war, dass eine hochschwangere Frau mit einem Kettenfahrzeug in die Klinik gefahren werden musste, weil ihr Kind auf die Welt kommen wollte. Nur mit diesem Fahrzeug war es nämlich noch möglich, diesen Transport zu übernehmen. Kein Krankentransporter wäre unter diesen Umständen in der Lage gewesen mit den Schneemassen fertig zu werden.
Wie wir dann später erfuhren hat die Mutter das Kind gesund auf die Welt gebracht. Der Fahrer und seine Besatzung waren sehr stolz auf dieses Baby. Die Mutter bedankte sich nach ein paar Tagen mit einem Foto ihres Sprösslings bei der Besatzung, die ihr so geholfen hatte.
Sicher gäbe es noch andere Begebenheiten über diesen Winter zu berichten. Mir sind diese Erlebnisse bis heute im Gedächtnis geblieben. Lang, lang ist es her. Doch vergessen kann man diesen Winter nicht.
ramblerrose
Erstaunlich,
ich war ja zu der Zeit auch in Rostock und kann mich daran überhaupt nicht erinnern...
Bei Winter und Kindheit kommen mir einige unangenehme Erinnerungen an ständig nasse Füße in durchweichten Lederstiefeln, nasse oder gefrorene Fausthandschuhe und "Kneifer" in den Fingern. Zum Rodeln fuhren wir manchmal nach Brinckmannsdorf. Dort gab es ein paar Hügel, wo es sich lohnte, hinunter zu rodeln. Sonst gab es kaum nennenswerte Rodelbahnen.
So mit zehn oder zwölf Jahren träumte ich davon, eine Eisprinzessin zu werden. Leider war es sehr schwierig, die blöden Schlittschuhe an die Lederstiefel zu schrauben. Sie passten nie richtig und fielen auch immer wieder ab. Selbst mit extra Lederriemen gab es keinen wirklichen Halt.
Ich träumte immer von diesen wunderschönen weißen Stiefeln, bei denen die Schlittschuhe fest angeschraubt waren. Daraus wurde leider nie etwas. Solche besaßen bei uns wohl nur die Eiskunstläuferinnen. Wahrscheinlich war ich auch wieder mal zu schüchtern, diesen Wunsch zu äußern.
Erst viel später fielen mir irgendwann solche Eiskunstlaufschuhe zu. Auf einem zugefrorenen Teich habe ich sie mal probiert, fühlte mich aber doch recht steif und unsicher... Aber es war ein tolles Gefühl!
rainergoecht
Winter 1980
Am 2.März 1980 begann unser Winterurlaub in Ruhpolding / Oberbayern im Landkreis Traunstein, Fremdenverkehrs- und Kurort, bekannt durch das Biathlon.
Meine Frau und ich quartierten uns in der Privatpension Schaub am Rande von Ruhpolding ein. Die Familie Schaub stammte aus Schleswig-Holstein. Herr Schaub war selbstständiger Polsterer, sie betrieb die Pension.
In diesem Winter 1980 war es sehr kalt, bis minus 20° Grad und viel Schnee. Überall wurden die Langlaufloipen gespurt, viele Skiwanderer nutzten das fantastische Wetter. Wir liehen uns Langlaufskier und versuchten unser Glück. Für mich bedeutete dies, das erste Mal auf Skiern zu stehen und sie zu benutzen.
Zuerst probierten wir die leichteren Strecken mit nur geringem Gefälle. Bei steileren Kurven hieß es, sich nach links oder rechts fallen zu lassen. Irgendwann gewann man mehr Vertrauen in die Geschichte und der Übermut siegte. Man spurte die Loipen an den verschiedenen Seen entlang, wo sich alle paar Kilometer ein Gasthof befand, um sich mit Jagertee auf zu wärmen.
Wir fuhren mit der Rauschberggondel auf den Rauschberg, um die tolle Sicht nach Ruhpolding zu genießen.
Von hier oben hatte man einen tollen Weitblick auf Ruhpolding, den auch verschiedene Drachenflieger nutzten, die den Absprung mit einer, extra für Drachenflieger, errichteten Startrampe nutzten. Der Rauschberg ist ein 1645 Meter hoher Berg der Chiemgauer Alpen.
Bei klarer Sicht erkennt man von hier aus die zwei höchsten Berge Österreichs, den Großglockner und den Großvenediger. Sehr gute Skifahrer nutzten hier bei sicheren Schneeverhältnissen die Roßgasse, eine der steilsten Abfahrten in Oberbayern.
Die „Winklmoosalm“ ist ein weitläufiges Almgebiet im Gemeindebereich von „Reit im Winkl“, auf einem Hochplateau von 1200m ü.NN und der Heimatort von Rosi Mittermeier, einer erfolgreichen Skifahrerin.
Die Temperaturen blieben nachts bis minus 20° Grad, Sonne und Schneefall lösten sich ab, herrliche klare Luft, tolle Weitsicht, wunderschöne Sonnenuntergänge. Wir besuchten das bekannte Lokal „Zur Windbeutelgräfin“. Ein urgemütliches Cafe-Restaurant mit einem bestechenden bayrischen Ambiente, viele Handschnitzereien, ein immens großer Kachelofen, eine freundliche Bedienung. Hier konnte man den berühmten überdimensional großen Windbeutel bestellen. Hierzu gibt es von verschiedenen Leuten Wetten, wer die meisten dieser „Urgetüme“ verdrücken kann. Schon ein einziger dieser Windbeutel ist bereits ein halber zu viel.
Noch einmal nutzten wir die Gondelbahn und fuhren zum Gipfel des Rauschbergs, um die zauberhafte Weitsicht zu genießen, unterhalb lag Ruhpolding, auf der anderen Seite blickte man auf die nahen Alpen.
Ein Besuch in „Reit im Winkl“ stand auf unserem Programm, das Lokal von Maria Hellweg, „Zum Kuhstall“ war unser Ziel. Ich trug sogenannte Moonboots an den Füßen, mit Schaum ausgepolsterte weiche Stiefel, die von innen den Füßen eine angenehme Wärme bereitete. Mein Socken war verrutscht, deshalb zog ich einen Stiefel aus. Meine Frau und ich mussten laut lachen, denn meine Socken dampfte, draußen sehr kalt, im Stiefel sehr warm, leicht geschwitzt.
Daher kommt wohl auch der Ausdruck von "den qualmenden Socken“. Ein tolles Bild.
In Ruhpolding genossen wir während eines Abendspazierganges noch den herrlichen Sonnenuntergang. Mit Blick auf die Kirche von Ruhpolding, ein Bild, um für einen Moment alles drum herum zu vergessen.
corinne.1
Winter am Fluss
Meine Kindheit habe ich in einer Stadt am Mittellauf der Weser verbracht, nördlich der Bergkette die vom Weser- und Wiehengebirge gebildet wird. In der Norddeutschen Tiefebene an den Ufern der Flüsse war für uns Kinder vor allem das Schlittschuhlaufen das große Wintervergnügen. Besonders, wenn das Herbsthochwasser große Wiesenflächen an den Ufern der Bäche und Flüsse überschwemmt hatte und der Frost diese Flächen in blitzende Eisflächen verwandelte, hielt es uns Kinder nicht mehr drinnen.
Im Krieg und in den ersten Notjahren danach, hatten natürlich nur wenige von uns vernünftige Schlittschuhe oder Stiefel. Heute kann sich wohl niemand mehr vorstellen, auf was für abenteuerlichen Kufen viele von uns über das Eis glitten. Schlittschuhstiefel nach heutigen Vorstellungen kannten wir nur von Bildern. Die waren den Eisstars der damaligen Zeit vorbehalten. Wie etwa die Norwegerin Sonja Hennie, die bekannteste Eisprinzessin jener Tage.
Ich hatte Glück und hatte von meinen älteren Geschwistern gute Stiefel und Schlittschuhe geerbt. Die Schlittschuhe musste man aber extra an den hohen Schuhen befestigen. Und die dazu benötigten Vierkantschlüssel waren Mangelware. Nicht jeder besaß so einen Schlüssel, und wir Jugendlichen mussten sie untereinander ausleihen.
Viele meiner damaligen Freunde und Spielgefährten besaßen nicht einmal hohe Schuhe und mussten in Halbschuhen laufen. Wenn jemand keine festen Knöchel hatte, konnte das schon zu einigen Bänderzerrungen führen. Und unsere Eltern waren auch nicht sonderlich erfreut, denn die untergeschnallten Schlittschuhe hießen nicht umsonst „Hackenzieher“. So mancher Hacken hat dem Druck und Gezerre beim Laufen nicht standgehalten und musste vom Schuster wieder repariert werden.
Unserem Spaß am Schlittschuhlaufen hat dieser Mangel aber keinen Abbruch getan! Und wenn jemand mal einbrach in unserem Teich, der nicht sehr tief war, so wurde er nur bis kurz über den Po nass, konnte sich schnell selber ans Ufer retten. Nur der Weg bis nach Hause war nicht so angenehm. Und die Schelte der Mütter auch nicht! Ich kann mich übrigens nicht erinnern, dass irgendjemand ernsthaft erkrankt wäre, nach so einem Missgeschick. Eine Erkältung war das schlimmste, was sich einige zu gezogen haben. Vielleicht waren wir stärker abgehärtet als die Kinder heute? Ich weiß es nicht.
Waren die Gefriertemperaturen besonders tief, konnte es passieren, dass einer der kleinen Nebenflüsse der Weser fest zu gefroren war und wir kilometerweite Wanderungen auf den Flüssen ins Hinterland zurück legen konnten.
Ich weiß nicht, ob meine Erinnerungen mir da einen Streich spielen, oder ob es wirklich seit vielen Jahren diese kalten Eiswinter, wie ich sie aus meiner Kinder- und Jugendzeit noch erinnere nicht mehr gibt? Aber mir kommt es immer so vor, als wären die Winter in meiner Kindheit wesentlich kälter und länger gewesen.
Wie lange habe ich schon kein Treiben von Eisschollen mehr an der Weser erlebt? Es heißt immer, wegen der Versalzung der Weser durch die Abwässer der Kali Bergwerke am Oberlauf der Werra, friert das Wasser im Fluss nicht mehr zu Eis. 1996, nach der Wende, als die Bergwerke ihren Betrieb vorübergehend einstellten, habe ich das letzte Mal Eistreiben erlebt.
Als Kinder war es für uns immer ein grusliges Vergnügen, wenn die Weser Schollen trieb, uns unter der Weserbrücke an das Ufer zu stellen. Die Eisschollen rieben aneinander, stießen zusammen und die Geräusche, welche dabei entstanden hallten schauerlich von den Brückenbögen zurück. Es hörte sich herrlich gruselig an.
Wenn dann der Frost über Tage oder auch Wochen andauerte, kam der Fluss zum Stehen. Das war immer etwas Besonderes und die Nachricht „Die Weser steht“ breitete sich wie ein Lauffeuer aus und lockte zahlreiche Menschen an das Flussufer.
Dann gab es immer wieder die ganz wagemutigen, zumeist Jungen und junge Männer, die versuchten, die Weser zu Fuß zu überqueren. Das war nicht ganz ungefährlich, denn zwischen den Eisschollen, die sich zu Bergen aufgetürmt hatten, konnte es immer wieder flache Stellen geben, an welchen die Eisdecke nicht sehr dick war. Leider sind bei diesen waghalsigen Versuchen auch immer wieder Menschen zu Tode gekommen. Brach jemand ein und geriet unter das Eis, wo der Strom ihn mit sich riss, war es fast unmöglich jemanden zu retten. Deswegen war das Überqueren der Weser eigentlich auch nicht erlaubt.
Ein Schauspiel für die Menschen am Fluss war auch das Aufbrechen der geschlossenen Eisdecke bei Tauwetter. Wenn das Eis brach, wurden gewaltige Kräfte frei gesetzt. Die Schollen, die sich gelöst hatten, trieben sich gegenseitig den Strom herunter, rieben sich aneinander, krachten zusammen. Manchmal stauten sie sich an einer Stelle auf, bis der Wasserdruck des nach strömenden Wassers so groß wurde, dass der Damm aus Eis mit lautem Krach aus einander brach und das Wasser mit größerer Geschwindigkeit alles mit sich riss, was es erreichen konnte. Ich weiß nicht, wann ich dieses Schauspiel am Fluss das letzte Mal erlebt habe. Es ist schon sehr lange her. Meine Kinder kennen es schon nicht mehr, obwohl auch sie an der Weser groß geworden sind. Der Fluss ist zahm geworden. Aber.... leider auch etwas langweiliger.
Ein Foto von 1941 - Die kleinste Person auf dem Bild bin ich
genoveva
Winterleid in Sankt Johann
In den Weihnachtsferien 1975/76 fuhren wir zum ersten Mal in einen Skiurlaub. Wir, das waren: mein Mann, mein 11jähriger Sohn, zwei der lustigsten Kollegen von mir und ihren Ehefrauen, in eine Privatpension nach Sankt Johann in Österreich.
Ein Bergbauernhof, der ein wenig abseits des Ortes lag und genau das war, wie ich mir eine tief verschneite Berglandschaft vorgestellt hatte. Das Wohnhaus war zu einer sehr gemütlichen Pension auf- u. ausgebaut worden. Wir hatten drei große Zimmer mit Bad. Zwei Zimmer bewohnte eine vornehme ältere Dame, die mit ihren beiden Enkelsöhnen dort schon zum dritten Mal Quartier bezogen hatte. Ich sollte schon nach dem ersten Abend sehr froh sein, dass sie hier war!
Die Wirtsleute, ein sehr umgängliches Ehepaar, begrüßten uns mit strahlenden Gesichtern, kannten sie doch meine vergnügten Kollegen schon seit zwei Jahren. Diese hatten die Pension zufällig entdeckt und fuhren nun zum Skifahren dort in den Weihnachts- und Osterferien hin. Besonders der Wirt hatte es ihnen und sehr bald auch meinem Mann angetan, da er sehr trinkfest und äußerst vergnüglich war.
Erst einmal warf er seinen Trecker an und zog uns alle - trotz Schneeketten an unseren Wagen – das letzte steile Stück zur Pension hinauf. Der Schnee lag meterhoch und glitzerte im Sonnenschein, ein tiefblauer Himmel strahlte die verschneiten Bergketten an. Die Häuser hatten dicke weiße Mützen auf und Advent- und Weihnachtsdekorationen strahlten um die Wette. Das Haus war auch schon in weihnachtlicher Stimmung. Den Brauch der Rauhnächte lernte ich hier erstmals kennen und fand sie besonders zu dieser Zeit sehr feierlich. Sie wurden hier von der Hauswirtin und ihrer Mutter zelebriert, die mit ihrem Mann im „Ausgedinge“ gleich nebenan wohnte.
Am Abend holte der Hauswirt meist seine Gitarre hervor und lieferte zu späteren Stunde eine „Elvis – Show“, die er perfekt zu Gehör brachte!
Das Frühstück und das Abendessen waren ebenso wunderbar angerichtet wie reichhaltig. Wir waren, wie auch die Wirtsleute, ungefähr gleichaltrig und die Enkel der älteren Dame passten hervorragend zu unserem Sohn, mit Ausnahme seiner Fähigkeit im Skifahren. Er nahm erst einmal am Skiunterricht für Anfänger teil.
Doch schon am ersten Abend waren meine Aussichten je auf Skiern zu stehen gleich null.
Mein Mann hielt mir, in sehr angeheitertem Zustand, einen Hausschuh, der hinten offen war, fest. Er war zwei Stufen auf der Treppe hinter mir als wir nach oben zu den Zimmern stiegen und ich riss mich so stark los, dass mein großer Zeh knackte. Ein schrecklicher Schmerz durchfuhr meinen Fuß.
Die Nacht über schwoll er unter meinem Gejammer doppelt so dick an, wie er einst war. Trotz Kühlung und zwei Schmerztabletten, konnte ich die weiteren Tagen den Fuß nur hochlegen und kühlen. Die sehr freundliche ältere Dame brachte mir in der Zeit „ Patience“ zu legen bei. Das mache ich heute noch ab und zu.
Am zweiten Tag fuhr mein Mann mit einem Schlitten bäuchlings eine holperige bergige Straße hinunter und brach sich dabei zwei Rippen. Trotz aller Malässen hat mir dieser Winterurlaub - der anwesenden vergnüglichen Leute und der wundervollen Aussicht wegen – sehr gefallen.
gittarina
Angsthase im Schnee
Da es in Werne, meinem Wohnort ab dem 6. Lebensjahr, nur selten Schnee gab - kann ich mich an kein winterliches Ereignis erinnern. Dafür aber umso intensiver an Erlebnisse in späteren Jahren. Zu viert fuhren wir: Hajo, mein Verlobter und ich sowie unsere Freunde aus Berlin, Justus und Jana ins Kaisergebirge nach Österreich. Auf der Hinfahrt war von Schnee noch nicht allzu viel zu sehen, die Straßen waren frei, selbst an unser schon recht hoch gelegenes Skihotel kamen wir ohne Problem heran und genossen das Panorama.
Am Nachmittag gingen wir zu Fuß ins Tal, schauten uns das Städtchen Kufstein an, bummelten herum und begannen, nachdem es anfing zu regnen, wieder mit dem Aufstieg. Nach wenigen Höhenmetern schneite es bereits, wir fanden das super und freuten uns auf den morgen beginnenden Skikurs.
Vorm Schlafengehen wagten wir natürlich noch einen Blick nach draußen, da waren keine Wege mehr zu sehen und von den Autos auch nur noch Umrisse. Wunderbar: dann kann es ja morgen los gehen, meinten die andern. Mir gefiel der Anblick nicht so dolle, spürte eine leichte Beklemmung als trüge ich ein zu enges Korsett.
Die Nacht endete für mich gegen sechs Uhr, wie mir später klar wurde, zelebrierte ich meine allererste Migräne mit allem, was dazu gehörte. Stechende Schmerzen auf der linken Kopfseite, flimmernde, lichtempfindliche und tränende Augen und so hing ich zu früher Stunde bereits kotzend über der Kloschüssel. Ein toller Einstieg in den Skiurlaub. Ich blieb im Bett, während die anderen zum Skikurs marschierten.
Gegen Abend ging es mir wieder gut und ließ mir vom Kurs und den ersten Übungen erzählen. Meine Freude auf den nächsten Vormittag hielt sich in Grenzen, ohne recht zu wissen warum eigentlich. Trotzdem ging ich mit den anderen mit, mir wurden Schuhe und Skier aus der hoteleigenen Verleihkammer angepasst und los ging’s. Während die anderen Kursteilnehmer bereits am Hang übten, durfte ich erst mal den Spuren des Skilehrers folgen, was ich brav befolgte. Und nachmittags übten wir gemeinsam mit Fellen an den Skiern kleine Hänge zu erklimmen und dann, natürlich ohne Fell, den Hang wieder hinunter zu kommen.
Bis auf die Tatsache, dass der rechte Schuh gewaltig drückte, ging es mir gut und ich stellte mich offensichtlich gar nicht so dumm an. Als ich allerdings am frühen Abend den Schnürschuh auszog, klebten die Socken an der Ferse fest und beim Entfernen riss die Schürfwunde wieder auf und blutete heftig. Da waren wohl die Schuhe etwas zu klein gewählt.
Ich stand da nun mit meinem blutenden Haxen und wurde liebevoll von Frau Wirtin zugepflastert und sie meinte: „Morgen wird das aber nichts mit Skifahren, das muss erst wieder heilen!“ Die anderen bedauerten mich und ich merkte so bei mir: ‘Hm, so schlecht fand ich das gar nicht, denn ehrlich gesagt, meine beliebteste Bodenbedeckung war dieser blöde Schnee absolut nicht.‘
Also genoss ich am nächsten und übernächsten Tag die Wohlfühlabteilungen unseres Hotels (das Wort Wellness gab es noch nicht in unserem Sprachgebrauch), während sich Hajo, Jana und Justus auf den Skiern rumquälten. Dann aber war ich halt doch wieder fällig und musste auf die Piste, dafür hatte ich jetzt einen feschen Skilehrer für mich alleine! Zwei Tage versuchte der arme Kerl, mir in zäher Einzelarbeit zunächst mal den Schnee an sich und das Skilaufen schmackhaft zu machen.
Dann meinte er, ich könne nun wieder am regulären Skikurs teilnehmen – ich bin überzeugt: er war heilfroh, mich wieder los zu werden. Mutig gesellte ich mich zu der Gruppe, die gerade zu einer Skiwanderung aufbrach. Mit dem Skilift ging es hinauf ins Kaisergebirge und dann gemächlich auf recht ebener Strecke durch ein Waldgebiet. Klappte prima und ich war zum ersten Mal richtig stolz auf mich. Bis… ja, bis wir an einer Kuppe landeten, hinter der es nur noch abwärts ging.
Da ich im hinteren Drittel der Gruppe stand, hörte ich nur einige Fetzen der Anordnungen des Skilehrers und sah auch nicht, was er tat, nur das er plötzlich verschwunden war. Nach kurzer Zeit der nächste. Ich scherte aus der Reihe aus, um genauer sehen zu können, was da vorne passierte. Ich sah, wie der am Abgrundstehende die Skier ein Stück in die Luft schob, den Körper ein wenig nach vorne beugte, die Skier abkippte und weg war er. Ach du Sch…. Ich hatte mit einem Schlag das Gefühl, mein Kopf platzt und die Luft wird knapp.
Inzwischen standen nur noch zwei vor und zwei hinter mir. Ich trat noch einen Schritt beiseite und winkte die hinteren beiden nach vorne und dann, es ließ sich nicht vermeiden, stand ich alleine da oben und schaute ins Tal. Allerdings war vom Tal nicht viel zu sehen, das lag komplett im Nebel und es waren nur gedämpft einige Stimmen zu hören. Plötzlich sah ich im Schnee vor mir einige rote Punkte und spürte im gleichen Augenblick, dass mir etwas aus der Nase tropfte. Auch rot! Blut!
Das war dann erst mal das Ende meiner „Skikarriere“. Ich habe die Biester abgeschnallt und bin zu Fuß den Weg zurück zur Liftstation und von dort mit einem Schneemobil wieder zum Hotel gefahren worden. Die letzten beiden Tage unseres Winterurlaubs habe ich dann genüsslich wieder in der Wohlfühloase unseres Hotels verbracht.
maxemiliankroeger
Ich bin ja nun schon viele Winter alt
Wenn ich aber an den Winter 1947 denke, dann muss ich heute noch lachen, obgleich es eigentlich gar nicht zum Lachen war.
Wir hatten Hunger, es gab wenig zu essen und Schuhe schon gar nicht. Mein Vater, der ja als Kriegsversehrter zuhause war, gab aber nie auf. Er schnitzte uns Holzschuhe mit einen Arm. Nicht so schön wie die Holländer, aber sie erfüllten ihren Zweck. Ihr glaubt gar nicht wie warm Holzschuhe mit Fußlappen sein können. Bei Schnee und Eis ging es jeden Morgen zur Schule einen Weg für den wir schon im Sommer 20 Minuten benötigten.
Auf den Rücken den aus Leinen von meiner Mutter selbst genähten Ranzen und in der Hand mit Sachsband zusammengebunden vier Klafterstücke Holz, damit die Schulräume geheizt werden konnten. Wir armen Leute brachten Holz- oder Torfstücke mit und die reicheren Briketts oder eine Tüte Kohlen. Wobei sich die Kinder der Reicheren immer hervor taten und laut erzählten was sie mitgebracht hatten. Wegen Brennmaterial Ersparnis, kam es schon mal vor, dass wir mit zwei Klassen in einen Raum gepfercht wurden.
Einmal waren wir mit einer Klasse zusammen, die schon zwei Jahre weiter war. Da war so ein vorlauter Typ, der meinte dass wäre die Schuld der Habenichtse und Holzschuhschüler und er hetzte noch zwei seiner Freunde auf uns, die Holzschuhe auszuziehen und in den Ofen zu schmeißen. Dummerweise hatte er mich als ersten im Visier und kam auf mich zu. Blitzschnell bückte ich mich zog einen Holzschuh aus und knallte ihn die Hacke auf seine Nase. Das Blut spritzte und er hatte ein gebrochenes Nasenbein.
Den Lehrern hat er dann erzählt er wollte nur Spaß machen und ich durfte Strafarbeit machen. Am anderen Tag kam mein Vater mit zur Schule und hat den Lehrer vor versammelter Klasse ausgezählt und ihm geschworen, dass sein Sohn nie wieder was zum Heizen mitbringen wird und dabei ist es dann auch geblieben.
Ein anderes Erlebnis in diesen Winter hatte ich gleich im Januar des gleichen Winters. Ich bekam zu Weihnachten ein Paar wollene Socken, von meiner Mutter selbst aus Wollresten gestrickt. Durch die Reste waren diese Socken entsprechend kunterbunt, aber sie waren warm.
Stolz auf mein Paar richtige Socken ging ich auch damit zur Schule und meine Kollegen beneideten mich, weil ich richtige Socken hatte. Dann kam einer von den Kaufmanns Söhnen und lachte mich aus wegen meiner Papagei Socken, wie er sagte. Das überhörte ich ja noch, aber als er dann anfing zu spotten meine Mutter wäre dumm und könne nicht richtig stricken.
Dafür bekam er von mir ein blaues Auge. Der Lehrer war auch dieses Mal ärgerlich auf mich, aber aus gemachter Erfahrung fragte er dieses Mal, warum ich wieder mal zugeschlagen habe, denn der Spott wäre doch nur Spaß gewesen. Ich aber sagte zum Lehrer:
"Über den Spaß habe ich auch noch gelacht, aber meine Mutter lasse ich von keinem beleidigen."
Dieses Mal bekam der Andere die Strafarbeit auf.
1949 verstarb mein Vater leider an seiner Verwundung.
anarosa
Winterfarben - Wintergedaken
Der Winter meiner Kindheit. Ich bin zehn Jahre alt. Neuschnee bildet eine riesige weiße Tafel im Garten. Das bringt eine Menge Spaß für mich: ich kann etwas zeichnen oder mit einem Stock einfach schreiben "Rosa + ... = Liebe" und nach ausgiebigem Liebäugeln alles wieder wegwischen. Oder ein verworrenes Labyrinth aus eigener Spur bilden und am Ende den Weg zum Anfangspunkt wiederfinden – nicht immer ist das so einfach, wie es zuerst scheint.
Es gibt auch noch viele andere spannende Sachen, die ich im Winter machen kann. Zum Beispiel, mit dem Schlitten vom hohen Schneehügel runter fliegen, so dass der Wind um die Ohren pfeift. Oder eine Höhle im Berg aus festgesetztem Schnee ausgraben, um sich darin vor aller Welt zu verstecken ... Der Winter meiner 8-11 Jahre war voll Freude und Vergnügen, jedenfalls ist er so in meiner Erinnerung geblieben.
Drei Schwestern - Ida, Aneta (von links nach rechts sitzend) und ich (ca. 15 Jahre alt) in der üblichen für Russland der 60er Jahre Winterkleidung
Den Winter der späteren Jahre verbinde ich schon mit anderen Gefühlen. Das Teenager-Alter ist wohl das schwierigste im Menschenleben. Mit 14 ist es nicht leicht, mit quälenden Gedanken, mit einer Sehnsucht nach irgendetwas, wovon man gar nicht weiß, was es ist, zurechtzukommen. Dazu noch die schwere langwierige Krankheit meiner Mutter. Sie starb, als ich 17 war. Deshalb ist der Winter meiner Jugend mehr ein Kampf mit mir selbst, mit meinen Problemen, mit der inneren Unruhe gewesen. Aber seine Farbe bleibt immer noch weiß und frisch. Mein Lieblingswetter in diesen Jahren ist der Schneesturm gewesen, vielleicht weil er so gut zu meinem Seelenzustand passte. Ich liebte es, mittendrin zu sein; er gab mir etwas von seiner Kraft ab, und ich glaubte wieder, dass es in dieser freudenleeren Welt doch ein wenig Glück für mich gibt.
Ich bin 30. Es ist wieder Winter, schon wieder der verhasste Winter! Der graue, schmutzige Schnee, der überall herumliegt, das Glatteis, das immer so gefährlich ist, der Frost, den es so häufig gibt, das ständige Gefühl der Kälte, des Frierens...
Ich im Alter von ca. 30
In der Wohnung ist es kalt, und morgens muss man sich zum Aufstehen einfach zwingen. Der Gedanke, dass es am Arbeitsplatz noch kälter ist, macht das Ganze noch unangenehmer.
Außerdem steht mir noch der Weg zur Arbeit bevor, den ich durchhalten muss. Das heißt – ein langes Warten an der Bushaltestelle, oft bei -30°, eine Fahrt im Bus, der zum Brechen voll ist, eine Gefahr, beim Anhalten aus dem Bus herausgestoßen zu werden... Wo ist der Winter meiner Kindheit, der weiße blitzsaubere Schnee, die frostige belebende Frische? Wo sind meine seltsamen, verrückten Gedanken? Kann man sich so verändern? Ist in dieser sorgenvollen Frau nichts mehr von dem Mädchen der 60er Jahre geblieben?
Alexey 3 Jahre alt und Paul ca. 8 Jahre alt
Heute ist es wieder Winter. Winter in einem ganz anderen Land, in einem Land, das zu meiner zweiten Heimat geworden ist. Ich mag den Schnee und die Kälte immer noch nicht, obwohl die meiste Winterzeit hier sowieso schneelos und grau ist. Aber manchmal träume ich von einer anderen - vertrauten - Kälte, von glitzernden, leichten Schneeflocken, vom Schneesturm. Ich sehe ein Mädchen, das im frischen Schnee herumtollt, und ich weiß, das Mädchen – das bin ich. Und der Winter, in dem es gelebt und gefühlt hat - das ist mein Winter. Er ist immer noch in mir, mit mir und jetzigem Winter fest verbunden – Schnee mit Regen, Weiß mit Grün, Frost mit Frische. Und Gedanken mit Gedanken. Anders kann es auch nicht sein.
Schneesturm
Im Gestern ist der Frost geblieben,
Der Winter aber noch im vollen Gange,
Der Wind hat seine stärkste Wut vertrieben
Für kurze Zeit.
Was kann ich mehr von ihm verlangen?
Er schenkt mir einen Schneesturm heute -
Mein Lieblingswetter, meine wahre Freude.
Der Wind ist sanft und trotzdem kräftig.
Er wirft mir feine Nadeln ins Gesicht.
Er tobt und wirbelt mit Gelächter
Im Hexentanz.
Das macht er ganz bestimmt für mich.
Ich gehe durch den Schnee, durch Wind,
Ich weiß, dass er mir seine Kräfte gibt.
Ich fühle mich wie neu, bin aufgelebt.
Die kleinsten Sorgen sind verschwunden.
Mein Herz ist rein und unbeschwert,
Gedanken klar.
Mein Feind in mir ist festgebunden.
Wie herrlich ist das - frei zu sein,
Wenn in dem Herzen Sonne scheint.
Der Wind beruhigt sich fast plötzlich.
Am Abend wird es still. Es schneit.
Die Flocken fallen weich und zärtlich
Auf mein Gesicht,
Wie Teilchen aus der Ewigkeit.
Nur 14 Jahre bin ich hier,
Auf dieser Welt. Mein Leben liegt vor mir.
eiskristall
Eis - Zeit
Es war mitten im Dezember, im Jahre 1948.
Draußen hatte es etwas geschneit, die Sonne schien, dennoch war es bitter kalt. Wir lebten damals in einem kleinen Heidedorf in Niedersachsen. Unsere Wohnung befand sich im oberen Stockwerk einer ehemaligen umgebauten Mühle. Es klopfte an unserer Wohnungstür, meine damalige Freundin Ilse wollte mich abholen, zum kajeln. Also übers Eis rutschen, oder gleiten, aber ohne Schlittschuhe.
Schnell zog ich mir warme Sachen an, meine dicken von Mutti gestrickten Socken, Schal und Mütze. Warme Schuhe hatte ich keine, dafür hatte ich Holländer Holzschuhe, die der Moor Opa für wenig Geld nach Maß angefertigt hatte. Diese Dinger trug ich im Sommer, wie auch im Winter und ich hasste die von Herzen, denn sie drückten immer unheimlich.
Jedoch waren richtige Schuhe damals einfach nicht drin, denn es gab so gut wie keine und meine Eltern konnten sie sich nicht leisten. Warm eingepackt verabschiedete ich mich von meiner Mutter. „Viel Spaß meine Püppi, aber gehe nicht auf die Notkule, das Eis dort ist sicher noch nicht richtig gefroren. Nicht, dass noch was passiert.“
Endlich draußen hielten wir sofort Ausschau nach großen zugefrorenen Pfützen. Immer Anlauf nehmen und dann drüber rutschen. Ab er irgendwie schien es uns nicht wirklich zu gefallen und Spaß machte es auch nicht wirklich. Schließlich meinte Ilse „Wir können doch mal zur Notkule gehen, die ist bestimmt zugefroren.“
Die Notkule war ein kleiner Teich. Er war umgeben von einer Wiese, war abgezäunt und diente der Feuerwehr im Brandfall als Löschwasser.
„Na gut, gehste halt alleine aufs Eis. Ich gehe jedenfalls nicht drauf.“
So liefen wir los. Der kleine Teich empfing uns mit einer vollkommenen Eisschicht. Er lud förmlich ein, ihn zu betreten. Sofort überstieg Ilse den Zaun und düste wie eine Verrückte über die Eisfläche dahin.
Der kleine See gab einen hohlen dumpfen Klang von sich, als ich Steinchen auf das Eis warf.
Ilse rannte immer noch jubelnd über das Eis, dass ich fast Lust bekam auch mit zu schliddern. Doch ich hatte meiner Mutti versprochen, nicht aufs Eis zu gehen.
Immer wieder lockte meine Freundin „Komm doch Christl, es macht riesigen Spaß.“ Doch ich meinte nur „Du hast doch gehört, dass es mir meine Mutter verboten hat und außerdem habe ich Angst, dass das Eis bricht.“
Drauf Ilse: "Wieso Angst?“ sie schlidderte auf mich zu.
„Weil das Eis vielleicht brechen könnte.“ Gab ich zurück.
„Son Quatsch aber auch, du siehst doch, das Eis ist total fest.“
Ilse gab nicht nach. Schließlich ließ ich mich von ihr überzeugen. Schon war meine Freundin, die einen Kopf größer als ich war, bei mir. Ich krabbelte unter dem Zaun durch, Ilse reichte mir ihre Hand und wollte mich hoch ziehen, doch jetzt hatte ich wieder Angst. Ich traute mich nicht aus der Hocke hoch.
„Nun stell dich doch nicht so an.“ grunzte sie, es schien, als wäre sie böse auf mich. Das wollte ich ja nun auch nicht und so wollte ich gerade aus der Hocke hoch, aber es gelang mir nicht.
Ilse wollte helfen, sie zog an meinem Arm, dabei rutschte sie davon. Nun versuchte ich es alleine doch irgendwie gelang es mir nicht.
Das Eis jedoch gab fürchterliche Laute von sich, es knarrte, es stöhnte, dann krachte es und brach unter mir kaputt. Zum Glück ist die Notkule nicht sehr tief, dennoch war ich bis zum Hals im eiskalten Wasser.
Ich zappelte wie ein Fisch an der Angel. „Hilfe, Ilse, helfe mir.“ Rief ich. Meine Freundin versuchte mit aller Gewalt mich aus dem Eiswasser zu ziehen.
Endlich gelang es ihr. Nun standen wir beide triefend nass auf der Schnee bedeckten Wiese. Wir kamen uns vor wie begossene Hunde. Und es war eisig kalt.
Ich fühlte mich selbst wie ein Eiszapfen.
Einen meiner Holzschuhe hatte ich im Teich verloren. Und jetzt?
Wir wollten so schnell wie möglich nach Hause.
Doch ich traute mich nicht, schließlich hatte meine Mutter es mir doch verboten aufs Eis zu gehen.
Ilse sagte schnell "Tschüss, bis morgen." Und lief auch schon heimwärts.
So stand ich da, was nun? Ich hatte meiner Mutter nicht gehorcht und das war ungezogen, wie es mein Vater immer sagte. Er hatte dann oft die Angewohnheit, mich übers Knie zu legen und mir den Po zu versohlen.
Während meine Mutter dann hilflos dabei stand und immer nur sagte „Teddy, tu ihr nicht weh.“
Ich muss dazu sagen, er tat mir auch nicht wirklich weh, denn doll schlug er nie zu, er schlug mich nur mit der Hand. Dennoch hatte ich immer davor Angst.
Also irrte ich in unserem kleinen Dorf umher, fror jämmerlich und ich würde doch so gerne heim gehen, aber ich traute mich nicht.
Doch schließlich siegte die Kälte, denn ich fror so jämmerlich, ich musste der Furcht ins Auge blicken. Es wird schon, dachte ich, das war, was meine Mutti immer sagte, wenn etwas unklar war.
Zitternd, mit klammer Kleidung stand ich vor meiner Mutter. „Um Gottes Willen!“ Meine Mutter sah mich ungläubig an. „Was ist denn passiert, meine Kleene, warst du doch auf dem Eis?“
Schnell half sie mir die eisigen klammen Klamotten aus zu ziehen, sie rubbelte mich ab, dann wickelte sie mich in eine Decke. Setzte dann einen großen Topf Wasser auf den Kohle Herd. Und nun erzählte ich unter Tränen, wie alles passiert war.
Endlich saß ich in der kleinen Zinkwanne, im warmen Wasser. Langsam ging es mir besser.
Plötzlich stand mein Vater in der Tür. „Was ist denn hier los? Haste wieder nicht auf Mutti gehört?“ Vaters Stimme klang ziemlich barsch, das hatte er gut raus und so wurde es mir selbst im warmen Wasser wieder kalt.
Doch schließlich lag ich in meinem Bett, eingemummelt im dicken schweren Federbett.
Meine Mutti brachte mir noch eine Tasse Fliedertee, das war ihr all Heilmittel. Darauf schwor sie, der hilft immer, ihre Meinung. Dann kam mein Vater in meine Kammer, „Tu ihr nicht weh,“ sagte meine Mutti zu ihm und ging hinaus. Ich erwartete nun meine Tracht Prügel, schließlich hatte ich die ja verdient. Ungehorsam muss bestraft werden.
Statt dessen, setzte mein Vater sich zu mir auf die Bettkante. Er nahm meine Hand, streichelte mir die Wange, dann sagte er, „Du machst aber auch Sachen, nur gut, dass nichts schlimmeres passiert ist.“ Neugierig, weil sie mich nicht heulen hörte, kam nun auch Mutti zu uns. Beide hielten mir nun einen Vortrag, was hätte alles passieren können und dass ich in Zukunft nicht mehr so ungehorsam sein sollte. „Aber Hauptsache, es geht dir gut, und du wirst uns nicht auch noch krank“, beendete Mutti dieses Gespräch.
Ich wurde auch nicht wirklich krank, nur eine leichte Erkältung.
Die Notkuhle habe ich nie mehr betreten. Ich bin seitdem überhaupt nie mehr auf irgendeine Eisfläche gegangen. Nie bin ich Schlittschuh gelaufen, aus Angst wieder im Eis ein zu brechen.
xxdeadangelxx
Winterleiden
Als Kind liebte ich den Winter und vor allem den Schnee über alles. Es war der Winter im Jahre 1996, und kurz nach meinem 5. Geburtstag. Wir wohnten damals noch in einem großen Einfamilienhaus am Stadtrand von Wels, und nicht weit hinter unserem Haus erstreckte sich ein kleiner Wald. Davor gab es noch einen Spielplatz mit einem großen Hügel und wir Kinder liebten ihn, weil er vor allem oder gerade im Winter große Möglichkeiten bot, um im Schnee herumzutollen.
Eines Tages in dem besagten Winter schneite es stark und die Landschaft lud nur so zum Rausgehen und Spaß haben ein. Von der Küche her hörte ich Hassschreie, Gebrüll und Geschirr bersten. Meine Eltern stritten wieder mal heftig und ich musste hier raus. Ich fragte meinen Bruder, der vor dem Fernseher saß, ob er nicht Lust hatte, mit mir Schlittenfahren zu gehen. Erfreut sprang er auf, schnell zog ich mich und ihn an, er war drei, und leise verließen wir das Haus. Ich sehe mich noch heute vor uns, wie wir, jeder seinen Schlitten nach sich ziehend, die Straße entlang Richtung Spielplatz marschierten.
Unterwegs war keiner außer uns, und das war mir nur recht. Hätte wohl nicht so gut ausgesehen, wenn zwei kleine Kinder ohne Eltern an einem verschneiten Tag spazieren gingen, noch dazu ohne jegliche Erlaubnis. Auf halbem Weg blieb Markus plötzlich stehen, sah mich an und fragte: „Wissen Mama und Papa, dass wir Schlittenfahren gehen?“ Ich umklammerte fest seine Hand, dass er nicht weglaufen konnte, und zischte: „Nein, das wissen sie nicht. Aber die streiten sowieso nur und wir gehen ihnen bestimmt nicht ab. Du kommst jetzt mit!“ Er quengelte ein bisschen, folgte mir aber brav wie ein Lämmchen.
Als uns endlich die strahlend weiße Schönheit des Spielplatzes entgegen strahlte, war sein Zaudern wieder vergessen. Vergnügt rannte er los, dem Hügel entgegen und ich ihm nach. Den ganzen Hügel hatten wir für uns, denn auch da war niemand zu sehen. Es war eisig kalt und ich dachte mir, dass es an den Temperaturen lag, dass niemand raus ging. Ich glaube, dass es bestimmt Minusgrade hatte, aber das wusste ich damals nicht.
Den ganzen Nachmittag über tollten wir herum, kletterten den Hügel hinauf, brausten in einem Tempo mit unseren Schlitten herunter und wir hatten großen Spaß. Ich vergaß alles und dachte nicht einmal daran, dass sich unsere Eltern eventuell Sorgen machen konnten, wenn sie merken würden, dass wir nicht mehr in den eigenen vier Wänden waren. Aber sie hatten bestimmt nichts gemerkt, weil sie zu sehr mit sich beschäftigt waren. Auch an den Ärger, der mich erwarten konnte, dachte ich nicht. Ich war einfach nur glücklich, Markus auch und das war die Hauptsache.
Ich stieg den Berg wieder hinauf und da passierte es. Mein Bruder hatte die Idee, verkehrt sitzend den Berg hinunter zu brausen, und so sah er natürlich nicht, wo er seinen Schlitten hinsteuerte.
Ich merkte zu spät, dass wir auf Kollisionskurs waren und so krachte er mit voller Wucht in mich. Ich fiel rückwärts in den Schnee und lachte noch, weil ich mir nicht wehgetan hatte, aber erstarrte sogleich, als ich sah, wie es Markus ging. Der Schlitten überschlug sich, Markus hielt sich noch immer an den Riemen fest und rollte samt Schlitten kopfüber die Piste runter.
Er schrie, mir schossen die Tränen in die Augen und einen Moment lang glaubte ich, dass er sterben würde. Unten blieb er liegen, und ich hörte ein Schluchzen. Ich lief schnell zu ihm und fragte blöd, ob er sich wehgetan hatte. „Mein Kopf tut weh. Bitte gehen wir nach Hause.“ Er hatte ein paar Kratzer im Gesicht, aber ansonsten war er unversehrt. Kopfweh nach dieser Szene war normal, dachte ich mir und so machten wir uns auf den Weg nach Hause, weil auch ich keine Lust mehr hatte noch Schlitten zu fahren. Es dämmerte bereits, als wir die Straße entlang gingen und ich wusste, dass ich mich auf etwas gefasst machen konnte.
Mein Gefühl hatte recht. Unsere Mutter stand schon vor der Haustür und sah uns wütend entgegen, als wir die Einfahrt hochstapften. „Wo, zum Teufel seid ihr gewesen?“, schrie sie mich an. Markus nahm sie sofort in die Arme, tröstete ihn, weil er noch immer weinte und als sie sein zerkratztes Gesicht sah, wusste sie auch warum, und fuhr mich an: „WAAAS IST PASSIERT?“ Ich antwortete nicht sofort und schon hatte ich eine schallende Ohrfeige sitzen.
Sie zog uns ins Haus, und ich versuchte ihr ruhig von dem Unfall zu erzählen. Sie starrte mich an, ohne Markus aus den Armen zu lassen, schüttelte den Kopf über mich und mein Verhalten und widmete sich wieder meinem Bruder, der natürlich in den Armen von Mama erst richtig zum Klagen anfing.
Ich ging in mein Zimmer und wurde erst am frühen Abend wieder von einer wütenden Mutter beehrt. „Dein Bruder hat starke Kopfschmerzen, fantasiert und hat jetzt gebrochen. Ich fahr mit ihm ins Krankenhaus. Und du, liebes Fräulein kommst mit und erzählst, wie das passiert ist.“
Im Krankenhaus wurde eine leichte Gehirnerschütterung diagnostiziert und Markus wurde ungefähr eine Woche drin behalten. Natürlich war ich Schuld und ich hatte noch mit weitreichenden Konsequenzen zu rechnen, die mein unerlaubtes Verhalten an diesem Wintertag bestraften. Ich schwor mir, nie mehr heimlich abzuhauen, um Schlitten fahren zu können. Und seit damals hab ich mich auch nie mehr wieder auf einen Schlitten gesetzt.
schreibfederchen
Mit dem Schlitten in die USA
Den größten Teil meiner Kindheit verbrachte ich zusammen mit Mutter, Schwester und Großeltern auf unserem Hof im Taunus.
Damals waren die Winter noch ziemlich deftig und Schnee samt klirrender Kälte ganz selbstverständlich. Damals ca. 1958/59 gelang es mir doch tatsächlich ganz ohne Flugzeug Bekanntschaft mit der USA zu machen. Das ist kein Witz denn es kam so...
Großvater hatte unsere Bettelei erhört und endlich aus der Scheunenecke seinen alten Schlitten hervorgeholt. „Der hat aber verrostete Kufen,“ murmelte er und verschwand damit im Werkzeugschuppen.
Meine kleine Schwester und ich konnten kaum erwarten, das erkämpfte Objekt endlich entgegen zunehmen. Damals wussten wir noch nicht, hätten es auch nicht begreifen können, was Opa hinter verschlossener Tür machte. Dann war der große Moment endlich da. Stolz nahmen wir das begehrte Gefährt in Empfang.
Nun konnten wir uns den Nachbarskindern der Bahnhofstraße anschließen um den Weg zur begehrten Rodelwiese anzutreten. Es war ein ziemlich weiter Weg, die Bahnhofstraße ziemlich glatt und Annette, meine kleine Schwester, hatte es sich auf dem Schlitten gemütlich gemacht. So stapfte ich in meinen viel zu großen schweren Skistiefeln, von denen fast die Hälfte mit Zeitungspapier ausgestopft war, durch den Schnee.
Aber was macht das schon aus, wenn man das begehrte Ziel vor Augen hat. Ich stellte mir vor wie es sein würde, wenn ich endlich angekommen. Hei, das würde ein Spaß werden. Da lohnt sich die Anstrengung dachte ich und malte mir die schönsten Sachen aus.
So verging die Zeit und als wir endlich ankamen, den Trubel auf der Rodelwiese sahen, war der beschwerliche Hinweg vergessen. Nun aber begann die Zankerei zwischen Schwesterchen und mir, denn jeder wollte alleine fahren. „Immer abwechselnd“, versuchte ich Annette zu erklären. Die aber meine, sie würde den Berg hinunter fahren wollen und ich dürfe sie dann samt Schlitten den Berg hinaufziehen. Dass dies ungerecht sei, habe ich vergeblich versucht ihr zu erklären.
Sie begann zu weinen und drohte damit es Mutter zu sagen. Sie war jünger als ich wusste aber, dass dieser Satz immer zum Erfolg führte. So rodelte Annette also den Berg hinunter, und ich zog sie samt Schlitten artig wieder hinauf. Aber als die Dämmerung einsetzte konnte ich ihr wenigstens eine Fahrt abschwatzen.
Ich war damals ein Leichtgewicht und konnte nicht ahnen wie schnell und wo diese Schlittenfahrt an jenem Tag für mich enden würde. Denn hätte ich es nur geahnt dann wäre ich doch mit meinem Anlauf vorsichtiger gewesen. Auch nahm ich die Hilfe meiner Freundin Karin, mich anzuschieben gerne an. Der Schlitten schien über die Unebenheiten der Rodelwiese zu fliegen. „Bremsen!“ schrien die Kinder mir zu aber da war es schon passiert.
Ich landete mit meinem Schlitten in der eiskalten USA~~~einem kleinen Bach der vor den Wiesen unseres Dorfes fließt.
Die Eisschicht bekamt einen Riss und ich war klatschnass. Wie ein begossener Pudel bin ich dann mit Schwesterchen auf dem Schlitten gen Heimat getrottet. Großmutter steckte mich zu Hause sofort in die alte Zinkwanne mit heißem Wasser. Das Lachen aber konnte sie sich nicht verkneifen und meinte, ich wäre stolz, das einmal berichten zu können.
Denn wer kommt schon nur mit einem Schlitten in die USA?
Winterwolken
vom Wind zart getragen
wattebauschähnlich
wechselnde Farbe weiß grau schneebeladen
und doch
die Wintersonne durchlassend
ziehen sie gemächlich
fast schwer fällig über
kahlen Bäumen die nicht tot
Gewässern die sanft vor sich hin plätschern
rauchenden Schornsteinen die Wärme kündend
dunklen Ruß in klare kalte Luft schleudern
Herab schauend auf eine Erde
die sich vorbereitet auf den großen Schlaf
und doch vermitteln hell erleuchtete Fenster
dass da Freude ist
Geborgenheit und Zuversicht
Winterwolken
vom Wind zart getragen
was sie wohl alles sehen auf ihrer weiten Reise
durch diese Jahreszeit
Verträumt schaue ich ihnen nach
schicke Wünsche Grüße und Gebete mit
und Licht
für Jene um die es dunkel geworden ist
Wenn ich nur ein wenig mehr tun könnte...
Winterzeit
Wenn
die Welt da draußen im Grau versinkt
in kahlen Bäumen kein Vogel mehr singt
packe ich meine Traurigkeit ein und
trage sie ganz tief in den Wald hinein
Dort
wiegen sich die Nebelfrauen
sanft im Reigen anmutig ihr Tanz
zu fein Melodien im Morgengrauen
winden aus welkem Laub manchen Kranz
Gebannt
schau ich zu diesem Winterfeste
bin fasziniert jeden Winter auf`s neu
hänge Schwermut und Trauer in kahle Äste
während ich mich auf den Frühling freu
So
hat ein jedes Ding zwei Seiten
ja auch die graue Winterzeit
hilft neuem Leben Weg bereiten
begräbt vergangenes Weh und Leid
Verwaiste Wege
Durch die Einsamkeiten laufen,
werfen sie auch lange Schatten,
immer mutig vorwärts schreiten,
Anker lichten, Leinen kappen.
Auch wenn dunkel nun die Täler
es führt ein Weg zu neuem Leben,
scheint er auch manchmal schmäler
zeigend Ziel wird Richtung geben.
Fürchte nicht die Dunkelheit
will sie dich auch erfassen,
musst einfach nur das Sterngefunkel
bewundernd auf dich fallen lassen.
Auch darfst du nicht vergessen,
dass jedem Winter folgt ein Mai,
ich sage es dir ganz vermessen,
wie sehr ich mich darauf freu!
©Celine Rosenkind
salzburg
Winterfreuden - Winterleiden
Mit 19 Jahren kaufte ich mir die ersten Schi. Das war für mich eine sehr teure Angelegenheit. Ich stand in einem Sportgeschäft und betrachtete die Ausstattung. Eine rote Schihose wollte ich unbedingt. Dann kam noch ein bunter Anorak und Schuhe Mütze usw. Meine Mutter unterstützte
mich, damit war der Anfang gemacht.
Zwei Nachbars Burschen fuhren mit mir in die Innerkrems. Schnee gab es genug. Ich fuhr brav hinterher und nach einigen wiederholten Übungen... nach 3 Wochen ging es hinauf am Grünleitennock. Im Schneepflug ging es den steilen Hang hinunter, immer hinten nach. Sehr bald zitterten meine Knie und meine Kondition war auch schon verbraucht. Ich war erschöpft. Ich setzte mich auf meinen Rucksack und schaute vorher nach was ich als Stärkung dabei hatte. Saft, Brot und Traubenzucker halfen mir wieder gestärkt weiter zu fahren.
Es war sicherlich eine Unterzuckerung. Blutzucker - Messgeräte gab es damals noch nicht. Es gab aber eine gute Körper - Wahrnehmung, auf die man sich verlassen musste. Wir fuhren weiter einen langen hügeligen Hang und am Schluss eine schmale Brücke. Ich verfehlte den Übergang und fuhr in den Bach.
Ich spürte gleich heftige Schmerzen und wusste, etwas Schlimmes ist passiert. Die Rettungsmänner brachten mich mit einen Akia ins Tal. Die Rettung stand bereit für die Fahrt in die Unfallklinik. Meine Freunde hatten Schuldgefühle, wegen des Unfalls. Er wäre vielleicht zu vermeiden gewesen. Ich bekam ein Gipsbein und humpelte schon bald wieder nach Hause.
Trotzdem fuhr ich ein Jahr später wieder mit meinen zwei Schilehrern. Ich lernte sehr schnell mit schwierigen Hänge zurecht zu kommen. Am Arlberg lernte ich das wedeln mit meinen späteren Freund. Ich habe ziemlich alle Schigebiete in unseren Land kennen gelernt.
Da dieses Wochenende in Kitzbühel das Hahnenkammrennen stattfindet, erinnere ich mich. Vor 10 Jahren waren wir mit dabei. Wir standen oben neben den Start. Einfach schrecklich! Im Fernsehen sieht man den ersten senkrechten Hang nicht. Fast jeder der Teilnehmer machte vor den Start ein Kreuz - Zeichen.
Neben den Hang kann man wunderbar herunter fahren. Es wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ich wünsche unseren Sportlern für das Wochenende ein heiles Herunterkommen von der sehr schwierigen Streif Abfahrt.
corinne.1
Der Nachkriegswinter 1946/47
Es war, als ob in dem besiegten Deutschland, in dem Millionen Menschen auf der Flucht waren von Ost nach West, und die großen Städte in Trümmern lagen, das Schicksal nach dem Krieg noch einmal richtig hart zuschlagen sollte.
Als dieser härteste Winter des vorigen Jahrhunderts über uns hereinbrach, war ich 12 Jahre alt. Man kann heute nachlesen, dass die Kältewelle bereits im November 1946 uns hier in Mitteleuropa von Russland aus erreichte und dass der Frost erst im Februar 1947 nach ließ. Ich weiß nicht, ob es irgendwo genaue Zahlen gibt, wie viele Opfer dieser Winter gekostet hat. Die Versorgungslage in Deutschland war sowie so nach den Verwüstungen des Krieges katastrophal.
Es gab nur wenig Transportmöglichkeiten. Die Reparationslieferungen an die Siegermächte der Alliierten führten dazu, dass es auch wenig Lebensmittelvorräte gab. Der Wohnraum war knapp in den zerbombten Stätten und auf den Dörfern wurden viele Flüchtlinge in Dachstuben und ungenutzten Räumen untergebracht, die keine Möglichkeit zum Heizen hatten.
Ich selber hatte das Glück in einer Stadt in Ostwestfalen in einer großen Familie auf zu wachsen. Unsere dörfliche Verwandtschaft hat uns in den Mangeljahren gut versorgt und mein Vater erhielt neben dem Krankenschein für die ärztliche Betreuung von seinen Patienten manche Naturalie. Angefangen von ein paar Eiern bis hin zu dem Korb Fallobst aus dem Schrebergarten oder einem Schlachtpaket aus der Hausschlachtung. Und, was sehr wichtig war, oft zusätzliche Zentner Kartoffeln von einem Bauern.
Von einem befreundeten Bauern durften wir uns jeden Tag eine Kanne frisch gemolkene Milch holen. Das gehörte zu den täglichen Aufgaben von uns Kindern. Der Bauernhof lag etwa 4 KM von uns entfernt. Das hieß, jeden Tag 8 KM zu Fuß durch die Felder.
Wir wurden zwar nicht verwöhnt, aber gehungert haben wir nicht. Anders sah es in mancher Flüchtlingsfamilie aus, die mein Vater damals behandelte. Wie oft habe ich mit bekommen, dass mein Vater meiner Mutter sagte: „Riekchen, für diese Patienten möchte ich gerne ein Brot mit nehmen. Da müssen wir helfen“ Oder er nahm ein paar Lebensmittelmarken mit, die wir nicht benötigen, weil wir aus der Verwandtschaft genug Hilfe bekamen. So konnten meine Eltern hier und da helfend eingreifen und die dringendste Not lindern. Wenn es natürlich auch immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein war …
Was allerdings auch bei uns immer knapper wurde war Heizmaterial. Das alte Haus, das meine Eltern gepachtet hatten, als mein Vater kurz vor Ausbruch des Krieges seine Praxis in der ostwestfälischen Stadt eröffnete, wurde mit Kohleöfen beheizt. Und hatte längst nicht in allen Räumen Schornsteine. Es war kalt und zugig.
Als im besagten Winter die Kohle immer knapper wurde, blieb der Bevölkerung, und auch meinen Eltern nichts anderes übrig, als sich mit Kohlenklau zu behelfen.
Wir wohnten ganz dicht an der Bahn. Und auf den Abstellgleisen, wenige 100 Meter von zu Hause, an einem einsamen Weg gelegen, wurden oft Züge mit Kohleladungen abgestellt, die für die Besatzungsmacht bestimmt waren, die gleich nach Ende des Krieges nahe unserer Stadt ihr Hauptquartier hatte. Später wurde die Führung der Rheinarmee nach Mönchen Gladbach verlegt.
Meine Eltern zogen also mit meinem Bruder, der damals bereits 15 Jahre alt war und einer Gruppe von ebenfalls frierenden Nachbarn los und plünderten die Züge. Meine Mutter hat das aber nur ein einziges Mal geduldet. Dann schlug ihr Gewissen, dass sie ihren Sohn zum Stehlen anhalten musste. Bei uns wurde also weiter gefroren.
Zu erst besorgte mein Vater Holz einer riesigen Weide, die im Sommer in unseren Schlittschuhteich gestürzt war. Jetzt, auf dem zugefrorenen Eis konnten Helfer für uns den mächtigen Baum aus dem Eis schneiden und zu uns nach Hause transportieren.
Das Holz war aber nicht besonders geeignet weil es nur wenig Hitze erzeugte.
Und da kam ich ins Spiel. Ich war wie schon gesagt, ein kleines spindeldürres reichlich blasses zwölfjähriges kleinen Mädchen. Jeden Morgen zog ich bei klirrender Kälte mit einem Eimer los zur Verladerampe der Eisenbahn, die gleich in unserer Nachbarschaft lag. Dort konnte man zwischen den Geleisen immer wieder Kohlen finden, die den Heizern beim Beheizen der Loks, damals fuhren ja noch die guten alten Dampfloks auf allen Strecken, vom Tender herunter gefallen waren.
Auf diese Kohlen hatte ich es abgesehen. Und siehe da, es gelang mir über Wochen jeden Tag einen Eimer Kohle auf zu sammeln. Manchmal warfen mir die Heizer eines vorüber fahrenden Zuges, die mich beim Kohle sammeln sahen, auch einen Brocken Steinkohle zu. Dann war ich glücklich, und so ein Eimer voll Kohle reichte, um wieder für einen Tag unsere Küche zu heizen. Dort hatten wir nämlich unseren Familienmittelpunkt eingerichtet. Es war nur eine kleine Küche und eigentlich nicht als Wohnküche gedacht. Aber, nachdem meine Eltern einen Schrank raus geschmissen hatten, gab es Platz für eine selbst gezimmerte Bank.
Die hatte uns ein Freund unseres Hausmädchen, ein gefangener Soldat, der bei der Rheinarmee Dienst tat, in einer Kaserne in unserer Nähe untergebracht war, zusammen mit seinem Kumpel gezimmert. Diese Gefangenen durften zeitweise die Kaserne verlassen und viele hatten in unserer kleinen Stadt ein sogenanntes „Bratkartoffelverhältnis“. Zu uns kamen zwei dieser Männer, dank unserer Lieselotte. Und sie bekamen auch Familienanschluss. Und da sie beide Handwerker waren, statteten sie ihren Dank dafür ab, indem sie im Haus manches reparierten. Und uns auch die Küchenbank aus alten Brettern zimmerten.
Es war immer sehr heimelig, am Abend mit oft 10 Personen dicht gedrängt um den Tisch zu sitzen, die älteren Mädchen meistens mit Strümpfe stopfen beschäftigt oder irgend welchen Handarbeiten. Die Männer mit dem Stopfen und Rauchen ihrer Pfeifen mit „Selbstangebautem.“ Und manchmal gab es auch einen „Selbstgebrannten“ aus Rüben oder Kartoffeln. Den irgendjemand wer weiß wo auf getrieben hatte. So ist das eben, Not lässt die Menschen zusammen rücken und sich näher kommen. Und schon lässt sie sich leichter ertragen.
Unsere Schlafzimmer waren allerdings eiskalt. Aber... unter den dicken Federbetten war es immer mollig warm. Nur das Waschen am Morgen in unserem nicht heizbaren Bad, mit kaltem Wasser, das habe ich noch in ganz grauslicher Erinnerung! Ich muss gestehen, allzu gründlich fiel die morgendliche und abendliche Wäsche und Körperpflege in diesem Winter nicht bei mir aus! Ich weiß nicht, wieweit die Jüngeren heute noch wissen, dass die Ruhrfestspiele in Recklinghausen aus der Not dieses Winters 1946/47 geboren sind.
In einer illegalen Aktion haben damals Kumpels aus einer Zeche in Recklinghausen den Theaterleuten aus Hamburg heimlich Kohle auf ihre LKW geladen, damit diese ihr Schauspielhaus nicht schließen mussten. Das ging einige Male gut, bis die Besatzungsmacht dahinter kam und diese Hilfe unterband. Aber, da war der Winter schon fast vorbei.
Im Sommer 1947 haben dann die Hamburger Theatermacher als Dankeschön die ersten Festspiele in einer Fabrikhalle für die Kumpels eröffnet. Daraus sind später die bekannten alljährlich stattfindenden Ruhrfestspiele entstanden.
Texte: Autoren aus der Biogruppe
Bildmaterialien: Archivbilder der Autoren Cover und Innenseiten: von klärchen
Lektorat: gittarina
Tag der Veröffentlichung: 29.01.2013
Alle Rechte vorbehalten
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Allen Autoren herzlichen Dank: hier in Reihenfolge der Beiträge.
traumwanderer, uhei48, ramblerrose, rainergoecht, corinne.1, genoveva, maxe, anarosa, eiskristall, xxdeadangelxx, schreibfederchen, salzburg Ich danke allen, die mir ihre Fotos zur Verfügung gestellt haben - auch wenn ich gar nicht alle unterbringen konnte.