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Unsere Schulgeschichten
Teil 2





Mondkatz

Das Deckweiß



Es war im dritten oder vierten Schuljahr, in der Grundschule. Ich kann mich noch erinnern, dass wir einen Teil unserer Schulsachen in einem Fach unter unserer Tischplatte verstauen konnten. Da hatte ich auch meinen Malkasten untergebracht, inklusive einer jungfräulichen Tube Deckweiß. An dieser Stelle muss ich etwas beichten: Ich habe es nie geschafft, Farben zu mischen, bis heute nicht. Egal, was ich veranstaltet habe, zuletzt habe ich immer eine Art Dunkelbraun hergestellt. Also habe ich nur mit den Farben gemalt, die im Kasten vorhanden waren. Die Tube zu öffnen - das war mir viel zu schade.

Ja, und dann war mein Deckweiß tagelang verschwunden. Und plötzlich – mitten in einer Mathestunde bei Herrn St. - war es wieder da. Das fand ich unglaublich mysteriös. Auf die Idee, dass sich ein anderes Schulkind die Tube unrechtmäßig ausgeliehen hatte, bin ich gar nicht gekommen. Zerknautscht und verschmiert, weil ein kleines Loch in der Hülle war, lag das Deckweiß wieder in seinem Kasten. Ich nahm es in die Hand und untersuchte es. Schwups – hatte ich meine Finger weiß eingefärbt und war erst einmal damit beschäftigt, die Farbe wieder abzukriegen und war natürlich völlig abgelenkt.



Die Stimme des Lehrers riss mich aus meiner Versunkenheit, als er mich fragte, was ich da eigentlich mache. Das hätte bei mir im Prinzip schon ausgereicht; ich war doch sowieso superschüchtern und bin ständig rot geworden, konnte vor Schreck nichts sagen oder habe gestammelt. Aber ich musste nach vorne kommen, mich vor der Klasse hinstellen, damit mich alle schön sehen können und seine Strafpredigt über mich ergehen lassen.

Da stand ich dann wie ein begossener Pudel, bloßgestellt, mit einer Gesichtsfarbe wie reife Tomaten und wäre am liebsten im Erdboden verschwunden. Ich habe mich fast zu Tode geschämt. Alle Kinder glotzten mich an. Glaube ich jedenfalls. Denn ich habe nicht gewagt, aufzuschauen, und starrte Löcher in meine Schuhspitzen. Bis ich angefangen habe, zu weinen. Dann durfte ich mich wieder hinsetzen. Ich konnte den Lehrer schon vorher nicht leiden, aber ab da habe ich ihn gehasst.



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Traumwanderer

Aus der 2. Hälfte meiner Volksschulzeit...



...gibt es leider keine Fotos. Aber interessante Begebenheiten.
So wurde ich im Rheinland an Ostern eingeschult. In Bayern begann das Schuljahr aber erst im Herbst. Also musste ich nach unserem Umzug noch einige Wochen in die vierte Klasse. Dort lernten sie gerade die deutsche Schrift. Zum Glück ersparte mein neuer Lehrer mir das nachholen.

Schwieriger war es im Fach Handarbeiten. Dort hatten wir eine sogenannte Schulschwester. Und mit ihr bekam ich schon am ersten Tag Ärger. Aus meiner alten Heimat einen eher freizügigen Unterricht in diesem Fach gewohnt, hatte ich nur mangelhafte Kenntnisse. Und statt Verständnis gab es nur Schelte. Ein Glück, dass ich damals keine Zöpfe hatte.

Sport hasste ich wegen Völkerball. Als Brillenträgerin war mir dieses Spiel zu aggressiv. Mein Lieblingsfach war Deutsch. Aufsätze konnte ich besonders gut schreiben. Auch der übrige Lehrstoff machte mir trotz Schulwechsel keine Probleme.



Nur das verflixte „ß“. In Bayern wurde es erst später so geschrieben wie jetzt. Und bis dahin brachte jedes rheinische "ß" einen halben Fehlerpunkt.

Meine Angst vor jeder Handarbeitsstunde war schließlich der Auslöser nach der 8.Klasse auf die Wirtschaftsschule zu wechseln.

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Gittarina

Pubertät und Schule



In meiner Pubertät war ich offensichtlich ein ziemlicher Motzpickel. Ich war gegen alles und jeden – natürlich auch gegen die Schule und die Lehrer und überhaupt. Nachdem ich wegen permanenten Schwänzens und miserablen Noten vom Gymnasium flog und wieder in der Realschule landete wurde es nicht besser, sondern erst mal noch schlechter.

In Französisch hatten wir einen kleinen dicklichen Lehrer, der immer wieder meinen Zorn erregte. Normalerweise waren wir eine reine Mädchenklasse, aber Französisch war Wahlfach und somit kamen da die Jungs aus der Parallelklasse dazu. Aber kleines, dickes Krüger mit Nickelbrille konnte die Jungs wohl nicht so gut leiden und wenn mal jemand störte, kriegte er mit dem Lineal eins auf die Pfoten oder eine Kopfnuss.

Das regte meinen Widerstand an und ich fragte ihn bei einer solchen Bestrafungsaktion einmal lauthals: ‘Ob er sein eigenes Geschlecht nicht leiden könne und lieber ein Mädchen geworden wäre?‘ Alles lachte, er wurde puterrot und kam drohend auf mich zu, bremste sich dann aber und ging aus der Klasse zum Direx.

Ich wurde dann vorgeladen und als ich mit dem Direx allein war, grinste er und meinte: ‘ich solle besser mal in Zukunft etwas vorsichtiger mit meinen Äußerungen sein.‘

Es gab einen Tadel im Klassenbuch, zu dem später dann noch einer hinzu kam, weil ich meinte, unserer Musiklehrerin auch noch einen „guten Rat“ geben zu müssen: sich nämlich ihre nikotinvergilbten Fingerkuppen mal ordentlich mit Zitronensaft zu reinigen, das kam aber auch nicht so gut an.





Enya

Man kann sich wehren...



Die ersten Jahre war ich wohl das, was man ein „braves“ Schulkind nannte, aufmerksam, fleißig, ordentlich, wissbegierig. So stand es jedenfalls in meinem ersten Zeugnis.



Später auf dem Gymnasium änderte sich einiges. Ich war zwar immer noch angetan von der Schule, dem Lernen an sich, wurde aber wesentlich kritischer meinen Lehrern und gewissen Strukturen gegenüber. Ich denke, ich habe in dieser Zeit zu viele Internatsgeschichten gelesen und probierte so einiges aus, was ich in den Büchern erfahren hatte.

Viele Verhaltensweisen der Lehrer waren mir suspekt und ich versuchte immer zu durchschauen, was dahinter steckte.
Es gab einen fiesen Deutschlehrer, (nennen wir ihn Herrn R.), der uns triezte, wo er nur konnte. Er fand es amüsant, einzelne Kinder vor der Klasse bloßzustellen und suchte nur nach Dingen, die man nicht konnte. Einmal kam er in die Klasse, rieb sich die Hände und zückte einen roten Kugelschreiber.

„Schaut ihn euch gut an, ich habe ihn extra gestern gekauft und es wird mir eine Freude sein. ihn bei euren Klassenarbeiten zu benutzen“, meinte er. Sein hämisches Grinsen brachte mich auf die Palme. Ich rief in die Klasse: „Wie wär’s, wenn Sie mit einem grünen Stift alles anstreichen, das wir richtig haben? Ich wette, grün würde überwiegen und die roten Striche könnten das Bild allenfalls beleben. Ich kann Ihnen gern einen grünen Stift schenken!“ Gelächter rundherum. Der Typ lief rot an – passend zu seinem Kuli-, zeigte mit dem Finger auf mich und brüllte: „Raus!!!!!“

Seelenruhig verließ ich die Klasse. Natürlich hatte die Sache ein Nachspiel. Bei der Direx gab es ein ernsthaftes Gespräch. Dass eine schwere Disziplinarmaßnahme ausblieb, verdankte ich wohl der Tatsache, dass sie von den Methoden des Lehrers auch nicht so überzeugt war. Ich landete also mit einem Eintrag im Klassenbuch.

Bald darauf kam Herr R. mit unseren Klassenarbeitsheften herein und kündigte eine Arbeit an. Nun war es schon damals nicht erlaubt, unangekündigt Arbeiten oder Lernkontrollen zu schreiben. Den berechtigten Protest der ganzen Klasse ignorierte er und begann, von vorn die Hefte auszuteilen. Da ich in der ersten Reihe saß, war es ein Leichtes für mich, hinter ihm aufzustehen und alle Hefte wieder einzusammeln. Es herrschte Totenstille in der Klasse, alle beobachteten mich. Ich schlich auf Zehenspitzen. Herr R. bemerkte nichts und als er das vorletzte Heft ausgab, stand ich neben ihm , den ganzen Stapel Hefte im Arm.

Ich ging nach vorn und legte sie auf den Tisch, setzte mich.
Diesmal verzichtete er darauf, loszubrüllen, sondern begann erneut mit dem Austeilen. Ich packte mein Heft in meine Mappe und signalisierte den anderen, es genauso zu machen. Bis auf ein Mädchen, das immer quer schoss, machten alle mit.

Wir haben die Arbeit an diesem Tag nicht geschrieben. Ich bekam keinen Eintrag, aber der Lehrer wohl einen Hinweis, dass er seine Arbeiten künftig ankündigen muss.

Von diesem Tag an wusste ich sicher: Man ist nicht hilflos der Willkür ausgeliefert. Man kann sich wehren.

Später erst begriff ich, dass Herr R. einfach ein ganz armer Kerl war, der sein Leben nicht im Griff hatte. Nur dass solche Menschen dann uns Kindern etwas beibringen sollten, konnte und wollte ich nicht verstehen. Ich denke, das hat sich bis heute nicht geändert.

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Genoveva:

Der erste Schultag



Eine Woche nach Ostern 1948, an einem Montag wurde ich eingeschult.
Es war ein nebliger, kühler Tag und unter vielen Tränen musste ich doch die langen, kratzigen Wollstrümpfe, die Urgroßmutter ohne Unterbrechung und in großer Zahl für uns Kinder strickte, anziehen. Mit Leibchen, auch von ihr gestrickt, und langen rosafarbenen Strumpfbändern, an welchen die Strümpfe befestigt waren.

Wollweiß waren sie und darüber zog mir Mutter auch noch eine Wollhose, die den noch nackten Teil der Oberschenkel bedeckten. Zum Glück zog ich vorher ein Unterhemdchen und Unterhöschen an, weiße Baumwolle, nicht gestrickt - mit den Schuhen, die einzigen Dinge, die nicht selbstangefertigt waren - nun kam das dunkelblaue Kleid mit weißem Kragen, das hatte die Tante Klara genäht. Hier hätte ich zu gerne die weißen, baumwollenen Kniestrümpfe dazu getragen. „Nein“ erklärte Mutter kategorisch, dafür ist es heute zu kalt!“ Widerworte gehörten sich nicht und erst recht kein Geschrei.

Das sparte ich mir für die Prozedur des Kämmens auf. Lange Haare wollten nicht so, wie ich es gerne gehabt hätte: Es ziepte und zog, musste aber glatt sein, bevor oben zwei Tollen mit kleinen Haarkämmen gegeneinander festgesteckt wurden. Das Flechten der Zöpfe ging schon hurtiger, diese wiederum nach oben gebogen – Affenschaukeln hieß diese Frisur - und dicht am Kopf mit weißen, steifen Schleifen verziert.


Die "Große" mit den Affenschaukeln - das ist Annelie



Wenigstens brauchte ich nicht die hohen Winterschuhe anzuziehen, sondern rote Halbschuhe, die ich über alles liebte. Ein dunkelblauer Mantel und ein roter ,gestrickter Schal – ihr wisst schon von wem die Teile waren – und einem braunen Ranzen, bestückt mit Schiefertafel, Holzkästchen mit zwei dünnen Griffeln, eine Packung mit Buntstiften, einen kleinen Zeichenblock, einem grünen Döschen für das nasse Schwämmchen, ein blau-rotes Tafelläppchen baumelte seitlich aus dem Tornister, der auf meinem Rücken prangte, so ging ich an Mutters Hand, die mich vorher noch mit Weihwasser gesegnet hatte – in den „Ernst des Lebens“!. Keiner hatte eine Schultüte, die gab es bei uns nicht.

Noch einige Kinder mit ihren Müttern nahmen den gleichen Weg, der zwei Kilometer lang war. Das Schulgebäude wies noch große Einschusslöcher auf und sah insgesamt recht trist aus. Der Rektor der Schule nahm uns in Empfang, erkundigte sich nach dem Namen und schickte uns in die vorgesehene Klasse. Dort begrüßte uns an der geöffneten Tür die Klassenlehrerin, Fräulein Andermal, eine zierliche, junge Frau. Ihre schwarzen Haare waren kurz und modisch geschnitten. Ihre dunklen Augen blickten mich freundlich an und ich fühlte mich gleich zu ihr hingezogen. Einen Sitzplatz durfte sich jeder aussuchen und die Mütter standen rundum an den Wänden.

Die Klasse hatte vier lange Reihen mit zweisitzigen Bänken und schräger Tischplatte. Diese konnten hochgeklappt werden und immer mit Schulmaterialien versehen werden, die nicht täglich mit nach Hause genommen werden mussten.

Erst einmal stellte sich Fräulein Andermal vor, begrüßte uns alle und erzählte, was uns nun täglich erwarten würde. Nun teilte sie für jedes Kind eine Fibel aus. Trotz der einfachen Ausführung, graues einfaches Papier und wenigen Bildern, war ich begeistert. Nun würde ich lesen lernen und selber Geschichten lesen können. Nicht mehr angewiesen sein auf das Vorlesen der Erwachsenen, die wenig Zeit hatten.

Danach gab es noch eine Rechenfibel. Die Mütter wurde gebeten, die Bücher mit Schutzumschlägen, unseren Namen und der entsprechenden Klasse, zu versehen. Heute noch habe ich einen dieser blauen Papierumschläge und das Namensschild , denn mein Zeugnisheft der Volksschule ist erhalten.

Weiterhin sollten wir ab dem nächsten Tag einen „Essensträger“ oder mundsprachlich „Knibbel“ und einen Esslöffel mitbringen, denn die englische Besatzung würde jeden Tag um halb zwölf eine „Schulspeisung“ durchführen. Das freute alle, Kinder und Mütter gleichermaßen.

Die Mütter wurden nach Hause geschickt und wer nicht alleine den Heimweg fand, konnte dann abgeholt werden. Das war aber nicht nötig, den Weg kannten in diesem Vorort alle.

Endlich durften wir die Tafeln und Griffeldöschen herausnehmen. Alle Kinder waren still und aufmerksam. Die Lehrerin malte nun an die Tafel, die teilweise mit den gleichen Zeilen wie unsere Tafel ausgestattet war, eine Reihe mit kleinen Spazierstöckchen. Die durften wir genauso auf unsere Tafel kratzen. Die Griffel kreischten und die ersten Finger wurden mit Spucke befeuchtet und ein nicht so gut gelungenes Spazierstöckchen ausgelöscht. In der Pause liefen wir auf den Pausenhof und Fräulein andermal blieb bei uns, damit wir nicht von den älteren Schülern mit dem üblichen Gesang „I-Dötzchen- Kaffeerötzchen“ geärgert wurden.

Nach der Pause durften wir auf das erste Blatt des Zeichenblocks mit den Buntstiften ein Bild nach unseren Vorstellungen malen. Ich weiß noch, dass ich eine Wiese mit Blumen und Bäumen malte. Ein Osterhase, der mir in der vorigen Woche bunte Eier in einem Körbchen gebracht hatte, nahm noch Gestalt an. Alle Bilder wurden nacheinander hochgehalten und jeder durfte sagen, was er sich vorgestellt hatte.

Fräulein Andermal nahm ihre Gitarre zur Hand und wir sollten ihr sagen, welche Lieder wir denn schon kennen würden. Die spielte sie dann und wer konnte, sang laut mit. „Na, das hört sich ja schon sehr schön an und nun bringe ich euch ein neues Lied bei“, sagte sie. Auch das weiß ich noch, weil ich es immer wieder mal gesungen habe.
„Vöglein im hohen Baum, klein ist’s ihr seht es kaum“

Zum Schluss las sie uns noch eine Geschichte vor und sagte, dass wir für morgen als erste Hausaufgabe, drei weitere Reihen von Spazierstöckchen auf die Tafel schreiben sollten.

Kleiner Zusatz: Die Schulspeisung war immer sehr lecker. Ich lernte zum ersten Mal Nudeln mit Tomatenmarksoße kennen. Davon aß ich so viel, dass mir leider schlecht wurde und die Speise in der Schultoilette landete. Da wir alle dünn, blass und kränklich aussahen, brachten uns die Engländer große Portionen und manchmal Schokolade, Kekse und Obst mit.

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Dahlia

Zu spät kommen



Ich wurde am Samstag immer von Papa in die Schule gebracht. In der Früh war es immer ein Problem. Nicht das Aufstehen, sondern, ich wurde gezwungen, zu Essen.
Mama zwang mich, indem sie drohte: “Wenn Du das nicht isst, gehst Du nicht in die Schule!“

Das wäre bei anderen Kindern sicher nach hinten los gegangen. Ja, aber ich war gescheit genug zu wissen, dass ich, wenn ich nicht in die Schule ging, sehr wohl nachher mit Mama nachlernen hätte müssen. DAS war wenig amüsant! Alles hat einen Haken!



Naja, endlich hatte ich das blöde Brot, das kein Krokodil gesättigt hätte, da es 2cm mal 3cm groß war - also 6cm2 – runter gewürgt. (Lohnt sich Mathe gelernt zu haben, dann kann man die Fläche eines Brotes ausrechnen! Papa weigerte sich, mich in die Schule zu bringen. So musste ich rennen. Es regnete. Da sah man meine Tränen nicht. Kam zu spät. Traute mich nicht rein. Gut, dass Buben eine schlechte Blase haben, denn ein Mitschüler kam raus. Der meldete, dass ich da draußen stehe. Die Lehrerin kam raus, tröstete mich, nahm mich rein und sagte:“ Ist das Bett nicht mitgekommen?“

Ich schwor mir, nie mehr zu spät zu kommen und wenn ich das Frühstücksbrot runterschlucke. Ich hatte keine Angst gehabt, es war mir nur peinlich gewesen, zu spät zu kommen und von allen angeschaut zu werden.

Schultüte



Ich bekam keine Schultüte am ersten Schultag. Mit Ärger musste ich dann feststellen, dass wir für die nachkommenden Erstklässler eine basteln mussten. Sonst bin ich ja sehr gutmütig, aber das überschritt meinen Horizont. Bei Schoko klinkt auch mal mein Verstand aus. Für so d… , nichtsnutzige, dumme, verzogene Kinder sollte ich eine Tüte machen, wo ich selber nur eine mickrige kleine Schoko bekam und die sollten eine mit Süßigkeiten gefüllte Schultüte bekommen? Da rastete ich echt aus und ich glaube, meine Schultüte hab ich ziemlich schief zusammengepickt! Rache kann so befreiend sein! Ich hoffe, der Erstklässler hat sich ordentlich geärgert!

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Rangerwoman

Der Urknall



Vorab muss ich einfach erwähnen, dass wir eine sehr gewöhnungsbedürftige Klasse waren...sehr aufmüpfig und disziplinlos...nun ja...1974...
...da gab es die Geschichte mit der Klassenarbeit: Gütiger Himmel, der Gedanke an diese Begebenheit treibt mir heute noch Schamröte ins Gesicht.

Eine große Geschichtsarbeit stand an. Ich war so aufgeregt, dass ich schon morgens nicht ordentlich gefrühstückt hatte. Zwischen Tür und Angel reingestopft, was mir zwischen die Pfoten kam. Zu Beginn des Unterrichts wurden die Aufgabenzettel ausgeteilt, naja , so das Übliche: still arbeiten, nicht schwatzen, nicht abschreiben. Die Aufgabenstellung war relativ leicht. Ich hatte tatsächlich einiges von dem Gelernten behalten (ich hab`s nicht so mit den Zahlen -auch heute noch nicht -). Da ging das mit dem Beantworten ziemlich flott.

Aber...aber...in meinem Bauch grummelte sich was zusammen und suchte seinen Ausgang. Durch das immer wieder verkneifen, kam dann ein Pups wie ein Donnerhall, wie der Urknall der Menschheitsgeschichte. Totenstille... Der Lehrer druckst irritiert herum, so etwas könne schon mal passieren...zu spät...Die Klasse johlt und glaubt, dass mein Banknachbar, der für so manchen Possen bekannt war, wieder mal rotzfrech einen zum besten gibt.

Der Lehrer fuchtelt mit den Armen, brüllt "Ruhe, Ruhe Herrschaften" und dann kam die Krönung: mein Banknachbar glotzte mit weitaufgerissenen Augen und sagte "das war ich nicht..." Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie die Klasse da getobt hat. Einige sind aufgesprungen und haben meinem Banknachbarn auf die Schulter geklopft, weil er in dieser Situation noch einen drauf gesetzt hat...

Der größte Teil der Klasse hat erst mal voneinander abgeschrieben. Der Lehrer, dem die Situation nun vollends aus den Händen zu gleiten schien, hat energisch in die Klasse gebrüllt, wenn sich nicht gleich Ruhe einfände, dann würde die Arbeit nachgeschrieben werden. Das wollte keiner, also gingen alle auf ihre Plätze zurück.

Später half alles Beteuern meines Banknachbarn nichts. Der Name "Meißel Furza" blieb bis zum Schulabschluss sein neuer Spitzname...die Klassenarbeit war sehr gut ausgefallen...
Nur mein Banknachbar hat sich an mir gerächt, in dem er folgendes in mein Poesiealbum hinterließ...





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Achtsamkeit

Seltsame Lehrkörper



Im Gymnasium unterrichteten neben ein paar Diakonissen weltliche Lehrerinnen und sogar auch Lehrer. Nicht ganz ungefährlich da im Internat männliche Wesen tabu waren.
Allerdings waren die männlichen Lehrer wohl so bei der Einstellung ausgewählt, dass von uns aus keine Gefahr drohte. Überhaupt hatten wir oft den Gedanken, dass Lehrer hier strafversetzt wurden, weil doch einige recht urige Gestalten waren.

So unser Französischlehrer Dr. Müller (Name wurde geändert). Er war wohl gebürtiger Sachse, behielt auch den entsprechenden sächsischen Slang. Wenn er tadelte, dann stand er vor der Missetäterin. Hob mahnend den Zeigefinger und nuschelte: Nü nü dü fräche Bäse!
(Übersetzung: Nun du frecher Besen).

Sein Aussehen war Feuerzangenbowlenreif: Rundes Gesicht, die spärlichen Haare quer über den Kopf geordnet. Eine altmodisches Brillengestell mit auffällig dicken Gläsern. Stets in einem gräulichen Anzug mit gestreifter Fliege steckend.
Ehrlich gesagt, erschien er uns damals uralt, was er wahrscheinlich nicht wahr.
Aber er hatte ein sonniges Gemüt und wir machten uns einen Spaß darauf, Fragen zu stellen, weil er schlecht hörte (seine Ohren waren sichtbar mit Watte ausgestopft) und dann lustige Antworten kamen. Jemand fragte nach einer französischen Redewendung und Dr. Müller nickte und sagte : „Ja ja, du kannst das Fenster zumachen.“ Dies natürlich in sächsischem Originalton.
Einmal, und das kann ich nur erzählen, weil die Tat inzwischen verjährt ist und keine rechtlichen Folgen zu erwarten sind, landeten wir folgenden Coup:

Einige aus der Klasse, gingen am Nachmittag ins Schulhaus und entwendeten aus dem Lehrerzimmer ein Blatt mit den Aufgaben für die am nächsten Tag anstehende Französischarbeit. Da es zu meiner Schulzeit weder Computer oder Kopiergeräte gab, wurde mühsam auf Matritzen getippt, die dann durch einen Vervielfältiger gekurbelt wurden.
Die hervorkommenden Blätter waren getränkt mit blauer Matritzenfarbe, die einen urtümlichen Tintengeruch verbreiteten.

Schnell suchten die Klausurdiebe angehende Abiturientinnen auf, die netter weise für uns die Aufgaben lösten. Ob sie das ohne Gegenlohn taten ist mir nicht bekannt.
Jedenfalls erhielten wir die französischen Lösungen, um sie abzuschreiben und so gut vorbereitet am folgenden Tag in die Klausur zu starten.



Rechts sieht man das Gymnasium. Links angeordnet die Bungalows des Internates. Also der Schulweg war recht bequem!



Dr. Müller ging, die Hände auf dem Rücken verschränkt durch die Reihen und blieb bei einer der Schülerinnen stehen. Sie hatte das fertige Lösungsblatt zu offen auf ihrem Tisch liegen.
„ Was ist das denn?“ Dr. Müller schüttelte ungläubig den Kopf und stopfte das Blatt ohne weiteren Kommentar in seine Jackettasche. Uns stockte der Atem und sofort ließ ich mein Blatt in meiner Schultasche verschwinden. Wer jetzt meint, damit wäre die Sache beendet, der täuscht sich, denn bei nächster Gelegenheit zog eine andere Schülerin besagten Zettel wieder unbemerkt aus seiner Jackettasche heraus und ließ ihn verschwinden. Beiseite schaffen von Beweismaterial quasi!

Und damit war die Sache erledigt. Von Seiten Dr. Müller erfolgte nichts weiter. Übrigens hatte ich lediglich ein ausreichend in der Arbeit erreicht.

Einmal erschien aber ein neuer Mathematiklehrer, der völlig aus dem Rahmen fiel, denn er sah einfach zu gut aus, um auf Dauer bei uns zu überleben. Alle schwärmten für ihn und nutzen jede Gelegenheit, um in seine Nähe zu kommen. So fingen wir, Ulla, Winni und ich ihn in der Pause auf dem Gang ab und stellten hoch interessierte Erklärungsbedarfsfragen zur Mathematik. Und Dr. Schwarz (Name geändert) beantwortete unsere Fragen gewissenhaft.
Wir himmelten ihn an, den Mann der vom Aussehen eine Mischung aus Roy Black und Sascha Hehn darstellte.

Durch Zufall erhaschten wir einen Blick in seinen Lehrerkalender und stellten fest, dass zwei der Schülernamen in rot geschrieben waren. Natürlich hieß das für uns, dass er ein Auge auf diese Schülerinnen geworfen hatte. Dazu zählte auch Ulla, deren Name in rot in seinem Buch prangte! Welch eine Ungerechtigkeit! Später stellte sich heraus, dass der Grund völlig harmlos war. Er hatte damit lediglich die Klassensprecher gekennzeichnet.

Leider war der Aufenthalt von Dr. Schwarz nur sehr kurz. Plötzlich war er weg. Ob er selber um Versetzung gebeten hatte, oder zwangsversetzt wurde haben wir nicht erfahren.
Aber wir hatten natürlich auch die ein oder andere weibliche interessante Lehrkraft.
Die Biologielehrerin, stets konservativ gekleidet und zur Dicklichkeit neigend, gestaltete, wenn sie in Erzähleifer geriet, einen sehr anschaulichen Unterricht.

Einmal, wir hatten ja schnell raus, dass wir nur ein Stichwort geben müssten, damit sie von ihren Reiseerlebnissen berichtete, verlor sie alle Hemmungen vor lauter Begeisterung und demonstrierte uns ein Vogelvieh, das sie erleben durfte. Dazu breitete sie schwungvoll die Arme aus und stolzierte gackernd durch das Klassenzimmer. Nur mühsam konnten wir Lachkrämpfe unterdrücken. Wäre in diesem Moment ein Außenstehender in das Klassenzimmer gekommen, er hätte wohl vermutet, dass er nicht in einem Gymnasium, sondern in einer anderen Anstalt gelandet wäre.

Eine andere Lehrerin, war stets im Trachtenlook gekleidet mit dicken Wollniestrümpfen, aber auch mit einem sonnigen Gemüt ausgestattet.

Eine Diakonisse allerdings, Geschichte unterrichtend, brauchte nur zu erscheinen und wir standen stramm. Sie war klein und zackig und hatte besagte natürliche Autorität. Bei ihr kuschten wir sofort. Ich erinnere mich dass die gesamte Schülerschaft sich im Treppenhaus des Gymnasiums versammelt hatte, um zu streiken. Grund war, dass der angesetzte Schulausflug wegen schlechtem Wetter gestrichen wurde und stattdessen üblicher Unterricht anstand.

So machten wir ein spontanes Sit-in und riefen Streikparolen. Verschiedene Lehrer versuchten an unsere Vernunft zu appellieren und uns zur Aufgabe zu bewegen. Wir machten unbeirrt weiter. Bis zu dem Moment als besagte Geschichtslehrerin erschien und uns kurzerhand verscheuchte. Der Schulausflug wurde übrigens zu einem späteren Termin nachgeholt.

Beliebt waren bei uns hingegen die halbjährlich statt findende stille halbe Stunde.
Dazu gingen wir geschlossen in die Laurentiuskirche, um dort eine halbe Stunde lang nach einführenden Gebeten zu schweigen. Heute muss ich sagen: sehr fortschrittlich, denn im Prinzip moderne Meditation. Nur fehlte uns Schülerinnen dazu die sittliche Reife. Wir fanden es toll, dass dadurch eine Unterrichtsstunde ausfiel.

Neben dem morgendlichen Singen zum Stundenanfang und dem Abschlussgebet nach der
letzten Schulstunde, fand die erste Schulstunde am Montag grundsätzlich in der Kirche mit einem Gottesdienst statt. Auch daran konnte man sich gewöhnen.

Wir bekamen dann sogar den jüngsten Direktor von ganz Bayern, verheiratet und Kinder.
Insgesamt war er korrekt, muss ich sagen und er hat die Schule gut geführt.

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Anarosa


In die Freiheit



Bei uns im Dorf gab es nur die Grundschule. Nach der 4. Klasse ging es dann in die Schule im Nachbardorf, 5 km entfernt – bis zur 8. Klasse. Wer weiter lernen wollte, musste die Mittelschule in Moskalenki besuchen, 12 km entfernt.

Für damalige Verhältnisse in Russland (Ende der 60er) eine Entfernung, die man nicht jeden Tag bewältigen konnte. So brauchte ich ein Quartier vor Ort. Meine Schwester war zu dieser Zeit aus Kasachstan wieder nach Sibirien gezogen und bewohnte mit ihrem kleinen Sohn ein winziges Häuschen in Moskalenki (1 Zimmer + Küche). Sie war bereit, vier Mädchen aufzunehmen – unsere Cousine, meine beste Freundin Frieda mit ihrer Schwester und mich.



Von links nach rechts: meine Schwester Aneta, die Schwester von meiner Freundin, meine Cousine, der Bruder meiner Freundin und ich. Aufgenommen im Hof von Anetas Haus



Diesen schönen, sonnigen Tag, den Tag des Aufbruchs, werde ich nie vergessen. Ein Lastwagen mit Sitzbänken auf der Ladefläche sammelte am 30. August 1969 uns Mädchen samt Gepäck und Feldbetten ein. Ich war aufgewühlt, wie noch nie, alles in mir zitterte vor Freude und Aufregung, denn für mich war es wie eine Fahrt in die Freiheit. Weg von Zuhause, von den Eltern – hinein in die Zukunft.

Obwohl ich den Anschluss in der neuen Klasse nie so richtig finden konnte, waren die zwei letzten Schuljahre, meinem Empfinden nach, die Schönsten. Ich hatte richtig Spaß am Leben, am Herumalbern, Streiche spielen, Lesen so viel ich wollte, Aufsätze schreiben und vieles mehr. Deprimiert war ich, wenn ich wieder nach Hause ins Dorf musste – am Wochenende und in der Ferienzeit.




Schulabschluss - ich in der 2. Reihe ganz rechts, meine beste Freundin Frieda ganz links in derselben Reihe



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Ramblerrose

Weitere Schulgeschichten





links ich - Marlies - ihre kleine Schwester



Leider verschwand eine nach der anderen mit ihren Eltern in den Westen, auch meine allerbeste, ein Jahr jüngere Freundin Gaby. Zu ihr ist der Kontakt allerdings nie abgerissen.

Hausaufgaben waren nicht so mein Ding. Die wurden immer sehr schnell, später oft kurz vor dem Aufstehen im Bett, erledigt.

Schwieriger wurde es mit Aufsätzen. Ich fand meine Aufsätze – wenn mich denn das Thema interessierte – immer ganz gut. Aber meine Eltern hatten immer etwas zu „verbessern“. Schließlich schrieb mal der eine, mal die andere meinen Aufsatz, weil ich mich nicht dagegen wehren konnte. Gefallen haben meine Aufsätze mir besser, wenn ich denn zu dem Thema etwas zu schreiben hatte. Ich habe mich immer gewundert, dass mein Lehrer es nicht merkte, dass das gar nicht mein Stil war.

Durch Chemie und Physik, ebenso Mathematik, habe ich mich immer irgendwie durchgemogelt. Das waren einfach „böhmische Dörfer“ für mich, die ich nicht verstand.

In der Schule fühlte ich mich immer ein bisschen als Außenseiterin, aber auch privilegiert, denn mein Vater war bis zur siebten Klasse der einzige „Intelligenzler“ unter den Eltern meiner Klasse. Normalerweise sollten auf diese Schule ja nur Arbeiterkinder.

Schwer hatte ich es in den ersten Jahren, in denen wir Staatsbürgerkunde bei einer ausgesprochen boshaften Lehrerin hatten. Das Fach an sich gefiel mir schon überhaupt nicht. Und dann noch diese grässliche Frau. Es war allgemein bekannt, dass ich zur Kirche ging und zur Christenlehre, weil ich keinen Hehl daraus machte. Vor der ganzen Klasse demütigte sie mich deswegen und fragte, ob und wo ich denn meinen Gott schon einmal gesehen hätte.

Weil ich in der Schule sehr schüchtern und zurückhaltend war, konnte ich mich dagegen nicht wehren. Das war in diesem Fall auch sinnlos.

Ich glaube, in der siebten oder achten Klasse hatten wir im Winter unsere Jugendweihefahrt. Wir fuhren mit der Bahn ins Vogtland nach Klingenthal zum Skilaufen. Das war sehr aufregend.

Während dieser Reise teilte Ludwig, der Schwarm aller Mädchen, der seit einem Jahr neu in unserer Klasse war, mir mit, dass er sich für mich entschieden habe und nicht für Sibylle. Die Fahrt verging knutschend wie im Fluge. Es war himmlisch.
Aber ich war so schüchtern, dass wir uns kaum unterhalten konnten. Alles, was mich bewegte und was ich ihm eigentlich sagen wollte, schrieb ich ihm in Briefen. Wenn wir uns trafen, gingen wir nur schweigend Hand in Hand spazieren. Er antwortete mir auch meistens schriftlich.



Schulausflug - siebte Klasse - ich hinten links



Nach dieser Klasse wechselte Ludwig die Schule und die Geschichte war erstmal zu Ende. Erst viel später – während seiner Armeezeit – kamen wir richtig zusammen für längere Zeit.

Nach dem ersten Halbjahr der zehnten Klasse stand in meinem Zeugnis „versetzungsgefährdet“. Aber ich schaffte die Klasse und wurde in die elfte Klasse versetzt. In den Sommerferien allerdings teilten meine Eltern mir mit, dass sie beschlossen hätten, mich von der Schule zu nehmen, weil das zu aufreibend wäre. Ich solle fortan in Vaters Büro arbeiten. Gefragt wurde ich eigentlich nicht und fiel mehr oder weniger aus allen Wolken.
Stattdessen musste ich Anfang des neuen Schuljahres vor die Klasse treten und mitteilen, dass ich nicht mehr käme.
Ab da hieß es, ich hätte die Schule verlassen müssen, weil ich schwanger war. Was auch sonst!

Während der Oberschule gab es das neue Projekt Abitur mit Berufsausbildung. Viele Wahlmöglichkeiten gab es nicht und so hatte ich mich für Stenografie und Schreibmaschine entschieden. In beiden Fächern war ich nie schnell genug und Steno lag mir überhaupt nicht. Meine Eltern hatten geglaubt, ich könne das nach dem Schulabbruch einfach weiter lernen. Aber das war nicht möglich.

Ich war eigentlich erleichtert, die Schule und vor allem diese ungeliebte Berufsausbildung hinter mir lassen zu können, aber ich hatte überhaupt noch keine Vorstellung von einem Beruf. Vaters Büro jedenfalls war nicht mein Traumziel.

In meiner Klasse hatte ich keine wirklich enge Freundin. Die Mädchen erschienen mir immer irgendwie hinterhältig und falsch. Und als ich die Schule verließ, brach der Kontakt völlig ab.

Ich wollte aber Schwedisch und Englisch weiter lernen und ging auf die Volkshochschule und machte in beiden Fächern Abitur, in Schwedisch auch noch die Sprachkundigenprüfung – bei meinem alten Schwedisch-Lehrer. Mir schwebte etwas mit Übersetzungen vor, was sich aber nie realisieren ließ.

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Traumwanderer

Drei Jahre Städt.Wirtschaftsschule



Als Schülerin war ich mittelmäßig.
Gut in Buchhaltung und Kfm.Rechnen. Aber da hatten wir ja auch einen tollen Lehrer, streng aber gerecht. Einmal fiel ihm vor einer Prüfung auf, dass eine seiner Schülerinen auffallend blass war. Sie hatte vor Aufregung nicht gefrühstückt. Daraufhin besorgte er ihr eine Packung Milch.

BWL fanden wir langweilig. Lernen stur nach Buch. Wenn wir eine Arbeit schrieben, lag bei einigen vom Lehrer unbemerkt, das Buch aufgeschlagen daneben.
Deutsch, einst mein Lieblingsfach, wurde zur Qual. Noch heute habe ich Probleme mit Ausdrücken wie Subjektiv, Adjektiv und Verb. Außerdem musste ich erst lernen von meinen weitschweifenden Aufsätzen zu kurzgefassten Briefen zu wechseln. In englisch rettete mich oft die Übersetzung und Steno kostete viele Federn für meinen Füller.




Der erste Schulausflug ging an den Rhein bei Rüdesheim. Zum Niederwalddenkmal fuhren wir mit dem Sessellift. Und das bei meiner Höhenangst. Abwärts ging es dann zu Fuß. Hinter uns plötzlich ein schreiender Mann. Wir liefen mitten durch seinen Weinberg. Da in Franken die jungen Reben mit Stickel versehen werden, hatten wir diese für Unkraut gehalten. Ich habe keine Ahnung wie unsere Lehrerin ihn dann besänftigen konnte.




Im 2.Jahr fuhren wir traditionsgemäß in Skifreizeit. Die Schule hatte zwei mögliche Orte, Aschach in Bayern oder Fieberbrunn in Tirol. In unserem Jahr ging es nach Tirol. Hoch oben auf dem Berg lag unsere Unterkunft. Und ins Tal führte nur ein total vereister Weg. Wenn ich heute daran zurückdenke eine Zumutung.

Als wir zu einer Veranstaltung in den Ort gingen, ließ meine Freundin verbotenerweise ihre Skistiefel an und bot mir und einer anderen damit besseren Halt. Wir hingen rechts und links an ihren Armen.

Skifahren musste ich allerdings nicht. Ich hatte aufgrund meiner Sehschwäche Probleme mit dem in der Sonne flirrenden Schnee und die Schuhe drückten, da ich Einlagen gewohnt war.

Zickenkrieg gab es aber auch genug. Zumal sich ein Teil in den Skilehrer verknallt hatte. Mein Fall war er nicht. Ich bewunderte eher den feschen Jäger, der auf seinen Skiern zu Tal rauschte. Zuviel Ganghofer gelesen?

In den Schulpausen kauften wir uns Brötchen mit Schokoküssen. Obwohl wir das Gelände eigentlich nicht verlassen durften. Und nach dem Unterricht liefen wir oft zum Bahnhof und ließen die Straßenbahn an uns vorbeifahren. Dort kauften wir uns dann Jerry Cotton oder Gruselheftchen. Jeder ein anderes, zum tauschen.

War zuviel Zeit bis zum nächsten Bus, wurden die Hausaufgaben auch schon mal in der Bahnhofsmission gemacht.

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Enya

Gymnasialzeit





Hier ein Foto aus der ersten Gymnasialklasse. Wer findet mich?



Rückblickend muss ich sagen, dass einige meiner Lehrer es nicht leicht hatten mit mir. Ich war nicht immer eine „bequeme“ Schülerin. Mit meinem Englischlehrer hatte ich des Öfteren Streit, regelrechte Wortgefechte, sehr zur Belustigung der Klassenkameradinnen (ich war auf einer reinen Mädchenschule).

Da ich wohl argumentativ recht gute Klassenarbeiten schrieb, war dieser Lehrer dennoch gnädig und ausgesprochen fair. Zum Beispiel fiel es mir nicht leicht, vernünftige Erörterungen zu schreiben. Ich wusste zwar stets pro und kontra zu finden und konnte auch ein Resümee ziehen, aber die Form machte mir Probleme. Es war immer ein wenig ungeordnet. So kam ich eines Tages auf die Idee, meine Aspekte in eine Rahmenhandlung einzubetten, derart, dass sich zwei nette Menschen am Kamin zum Schachspiel trafen.

Jeder Schachzug war dann ein Argument und am Ende überwogen die Gesichtspunkte des Siegers, die ich dann zusammen fasste. Der arme Lehrer wühlte sich da durch und versuchte, die Rahmenhandlung nicht zu berücksichtigen. Was habe ich ihm da zugemutet. Später bekam er natürlich ein herzliches Dankeschön und ein anerkennendes Lob, worauf er meinte: „Zum Glück hatte ich während meiner Dienstjahre nur eine „Enya“ und ich hoffe, es werden keine folgen. Aber irgendwie war es auch kreativ und einmalig.“

In den letzen beiden Jahren vor dem Abi glänzte ich häufig durch Abwesenheit, einmal wegen wirklicher Krankheiten, zum anderen fand ich es sehr nett, mich im Café mit den „Herren“ des naheliegenden Jungengymnasiums zu treffen. Einmal nahm ich dort am Englischunterricht teil. Dem betreffenden Lehrer erklärte ich, ich würde gern eine Reportage schreiben über die Unterschiede des Unterrichtens in reinen Mädchen- bzw. Jungsklassen.

Ich durfte also zuschauen, saß ganz hinten und während des Unterrichts bekamen die Jungen beinahe Genickstarre und ich mein Grinsen nicht aus dem Gesicht. Jan, mein jetziger Ehemann und damaliger Freund hat sich fast in die Hose gemacht vor Lachen.

Wenn dann weder Café noch Krankheit angesagt waren, blieb immer noch die Option einer kleinen Demonstration. Oh, wir marschierten oft, nicht immer sicher, wofür oder wogegen, aber wir konnten so dem Unterricht entfliehen. Unser Biolehrer unterstützte dies, er war ein richtiger 68er und so sahen wir unsere Protestaktionen legitimiert.

Wenn ich es so betrachte, habe ich eigentlich recht gute Erinnerungen an meine Schulzeit. Natürlich gab es auch Durststrecken, echte harte Arbeit, Probleme und Auseinandersetzungen. Aber wenn der Spaß mal gar zu lange ausblieb, sorgten wir für Leben in der Bude.

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Impressum

Texte: Autoren aus der Biogruppe
Bildmaterialien: Archivbilder der Autoren
Tag der Veröffentlichung: 06.06.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gemeinschaftsbuch der Gruppe Biografisches mit: mondkatz, traumwanderer, gittarina, enya2853, genoveva, dahlia437, rangerwoman, achtsamkeit, anarosa, ramblerrose

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