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New Job, new home, new family

Ich versuchte meine Haare mit dem Glätteisen zu bändigen, doch es wollte mir nicht so wirklich gelingen.Frustriert betrachtete ich meine Lockenpracht im Spiegel und glättete sie. Im Kopf ging ich nochmal mein anstehendes Vorstellungsgespräch durch, welches ich bald bei Weis Industries habe. Als mein Telefon klingelte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Gedankenverloren nahm ich den Hörer ab und sagte genervt: "Maya Monroe. Hallo?" "Hey Schätzchen. Ich bin's Mom. Ich rufe an weil ich wissen wollte wann du am Wochenende zu uns kommst.", flötete meine Mutter in den Hörer. "Oh, ich glaube so gegen Mittag. Der Umzugswagen kommt aber erst um 17 Uhr.", ich schaltete auf "laut" und begann mich anzuziehen.  "Darling, ich freue mich so, dass du bei uns einziehst. Dein zukünftiger Stiefvater freut sich total dich kennenzulernen." "Ja ja. Ich freue mich auch. Aber Mom, ich hab heute ein wichtiges Vorstellungsgespräch und ich muss mich noch fertig machen. Tut mir leid, dass ich nicht weiter mit dir plaudern kann." "Na gut Schatz. Bis dann. Aber du rufst mich an, oder?" "Ja Mom. Bey.", ich legte auf und knöpfte meinen Blazer zu. Gestresst verließ ich das Haus und rief mir ein Taxi. Ich hatte noch eine lange Fahrt vor mir und ich durfte nicht zu spät kommen. Nur gut dass ich bald nach New York zu meiner Mutter und ihrem Zukünftigen ziehen würde. Soweit ich weiß ist er ziemlich reich und wohnt etwas außerhalb der Stadt in einer riesigen Villa.

Das Taxi hielt und der Fahrer wand sich an mich: "Das macht 130$, Miss.". Ich reichte ihm das Geld, stieg aus dem Taxi und ging auf das riesige Gebäude aus Glas und Stahl zu. Ich atme noch einmal tief durch und trat dann durch die Tür in die Empfangshalle. Ich wand mich an den schnuckligen Kerl hinter der Empfangstheke.
"Guten Tag, was kann ich für sie tun?",fragte er freundlich.
"Mein Name ist Monroe. Ich hab um 10 Uhr ein Vorstellungsgespräch bei Mr. Leroy."
"Ah, Miss Monroe. Man erwartet sie bereits. Nehmen sie den Aufzug, fahren in den 13. Stock, den Gang entlang die dritte Tür rechts, da finden sie Mr. Leroy."
Mit dem Aufzug fuhr ich in den 13. Stock und klopfte an die dritte Tür rechts.
"Herein.", sagt eine tiefe männliche Stimme.
Ich betrat den Raum und setzte mich als Mr. Leroy es mir anbot. Mr. Leroy ist ein etwas älterer Mann mit kurzen grauen Haaren, stahlblauen Augen und einem sympathischen Lächeln.
"Sie sind dann wohl Miss. Monroe. Darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten?"
"Ja gerne, einen Kaffee, bitte.", er erhob sich ging zu der Kaffeemaschine und machte für uns beide einen.
"Hier bitte. Erzählen sie mir etwas über sich.", bat er mich höflich.
"Gerne. Also, ich habe vor kurzem mein Architektur-Studium abgeschlossen, war Jahrgangsbeste und spreche zusätzlich perfekt Englisch, Deutsch, Italienisch und etwas Russisch."
Er öffnete meine Bewerbungsunterlagen und überflog diese kurz.
"Wie ich sehe weisen sie sehr gute Qualifikationen vor. Aber ich hab noch eine Standardfrage an sie."
"Bitte, fragen sie ruhig."
"Warum möchten sie bei uns arbeiten?", fragte er grinsend.
"Na ja, als ich klein war hab ich meinem Vater immer bei der Arbeit zugesehen. Er war im gleichen Beruf tätig, wie der, den ich jetzt ausüben möchte. Solange ich denken kann hat er sich immer gewünscht, dass ich bei dieser Firma anfange, da es die beste sei. Er wollte nur das beste für mich.", mir traten Tränen in die Augen, als ich mich an diese Zeit zurück erinnerte.
"Ihr Vater ist ein kluger Mann."
"War. Er war klug, ja.", sagte ich leise.
"Er ist verstorben?"
"Ja, als ich fünfzehn Jahre alt war. Er hatte Krebs."
"Das tut mir sehr leid.", er sah mich mitleidig an.
"Danke."
Wir schwiegen gefühlte Minuten, dann räuspert er sich.
"Nun, kommen wir wieder zum Geschäftlichen.", sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen.
"Oh, ja natürlich.", sagte ich und lächle zurück.
"Ich weiß ihre Ehrlichkeit zu schätzen und glaube sie passen sehr gut in unser Team. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit."
"Im Ernst? Ich hab den Job?", fragte ich verdutzt.
"Das überrascht sie?", fragte er lächelnd.
Ich nickte. Dann erhob ich mich und reichte ihm die Hand, die er mit festem Druck entgegennahm.
"Wann können sie anfangen?"
"Wäre ihnen nächste Woche recht? Ich ziehe am Freitag hierher in die Stadt und habe noch so einiges zu erledigen."
"Das wäre großartig. Hier ist ihr Firmenausweis.", er reichte mir den besagten.

Ich verließ die Firma mit dem strahlendsten Lächeln im Gesicht.
Als ich wieder zu Hause angekommen war drehte ich meine Stereoanlage voll auf und packte durch die Wohnung tanzend meine Sachen in Kartons. Morgen sollte der Umzugswagen kommen und ich begann ein ganz neues Leben.
Ich gähne herzhaft und legte mich ein letztes Mal in meinem Bett schlafen.
Nachdem ich den Taxifahrer bezahlt und meine Koffer aus dem Kofferraum genommen hatte, klingle ich. Wow, die Villa ist größer und schöner, als ich sie mir vorgestellt habe.
Meine Mom kam aus dem Haus gestürmt und riss mich in ihre Arme.
"Oh, Schätzchen. Ich hab dich so unglaublich vermisst. Ich bin so froh dich wieder bei mir zu haben.", flüsterte meine Mom mit Tränen in den Augen.
"Ich dich auch Mommy.", ich drücke sie fester an mich.
"Komm rein. Du musst Alexander kennenlernen, komm.", sie war total aufgeregt und zog mich ins Haus.

Ich folgte ihr ins Haus und sie schliff mich geradewegs ins Wohnzimmer. Dort erwartete uns ein großer Mann Anfang 50 mit silbernem Haar. Er hat unglaublich schöne grüne Augen, markante Gesichtszüge und strahlend weiße Zähne. Kein Wunder, dass meine Mom so angetan von ihm war. Ich starrte ihn mit offenem Mund an.
"Mach den Mund zu, Liebling. Genau dieselbe Reaktion hab ich auch gezeigt als ich ihn das erste Mal gesehen hab. Du spannst ihn mir doch nicht aus, oder?", gespielt geschockt sah sie mich an.
"Mom, so etwas würde ich nie tun, das weißt du doch!", ich war geschockt, dass sie so etwas von mir dachte.
Sie kam auf mich zu, legte einen Arm um mich und fing an zu lachen. Als ich verstand, stimmte ich in ihr Lachen ein.
"Alexander, darf ich vorstellen, meine wundervolle Tochter Maya. Maya, mein Verlobter Alexander.", sie deutete zuerst auf mich und dann auf Alexander.
"Was? Bin ich nicht wundervoll?”, wollte Alexander gespielt beleidigt von ihr wissen, “Freut mich dich kennenzulernen Maya, nenn’ mich Alex."
"Mich freut es ebenfalls, Alex."
"Du musst seinen Sohn erst kennenlernen, der ist heiß!", wand meine Mom sich an mich.
"Hey!", sagte Alex schockiert und pikste sie in die Hüfte.
Sie antwortete darauf indem sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn küsste.
"Moment mal. Sie haben einen Sohn?", verwirrt, weil ich davon zum ersten Mal hörte, sprach ich ihn darauf an.
"Waren wir nicht eben noch beim Du? Ja, ich hab einen Sohn. Hast du ihr das nicht erzählt, Jen?"
"Oh, Gott. Nein. Das hab ich total vergessen.", sie schlug sich gegen die Stirn und sah mich entschuldigend an.
"Jenna! Ist das dein Ernst? Wie kann man vergessen den zukünftigen Stiefsohn zu erwähnen?", er sah sie genervt an.
"Ich habe einen 26-jährigen Sohn namens Lucas. Im Moment ist er leider noch bei der Arbeit, aber du kannst ihn beim Abendessen kennenlernen ", erklärte er mir.
"Das wäre toll.", sagte ich schnell.
Meine Mom sah neben Alex aus wie ein Zwerg. Er war um die eins achzig, sie eins fünfundsechzig  wenn’s hinkam. Seine Haare waren silbern, während ihre von einem strahlenden Blond waren, die ihr glatt bis zur Schulter reichten. Ihre Augen blau, seine grün. Sie waren Grundauf verschieden und doch sahen sie toll nebeneinander aus.
"Komm Schätzchen ich muss dir noch das Haus zeigen. Du wirst es lieben.", sie ließ Alex los und wies mir mit der Hand, ihr zu folgen. Erst jetzt betrachtete ich das Wohnzimmer genauer: Die Wände waren pastellfarben, mit Mustern am oberen Rand. Zwei Wände waren komplett verglast und man konnte ganzen Garten überblicken. Der Garten war wunderschön, exotisch, der Traum eines jeden Romantikers. Im hinteren Teil des Gartens befand ein riesiger Pool den eine Rosenhecke vom Garten trennt.
"Liebling? Kommst du?", riss meine Mutter mich aus meinen Gedanken.
"Oh, ja klar. Beginnen wir mit der Führung!", ich lachte und folgte meiner Mutter.
Zuerst gingen wir in die Küche, die wirklich der absolute Wahnsinn ist, voll mit den modernsten Küchengeräten. In der Mitte der Küche steht eine Kochinsel und ein Viertel der Insel ist von drei Bar-Hockern umgeben.
"Wow.", brachte ich staunend hervor.
"Wenn dir die Küche schon gefällt, wirst du den Rest des Hauses lieben. Komm ich zeig dir dein Zimmer.", wir gingen die Treppen hoch und den Gang entlang. Es gab nur zwei Türen, eine rechts und eine links.
"Du teilst dir mit Lucas das Stockwerk, du kriegst die rechte Hälfte und er wohnt in der linken. Im Keller ist der Fitnessraum, die Sauna und der Whirlpool. Hier-"
"Moment! Wir haben einen Whirlpool? Ist das dein Ernst?", ich unterbrach sie und schrie beinahe.
Sie fing an zu lachen und strich mir durch die Haare.
"Ja, Liebes. Wir haben einen Whirlpool.", als sie das sagte, fing ich an zu kreischen und fiel ihr in die Arme. Sie öffnete die rechte Tür und ich ging vor ihr ins Zimmer.
"Wow. Wow. Wow.", ich dreh gleich durch.
Mein Zimmer war riesig. Rechts von mir war eine Wohnecke, die aus einem großen Sofa und dem dazu passenden Sessel bestand. An der Wand hing ein 2 m breiter Flachbildfernseher. Rechts vom Sofa war ein Kamin. Links von mir war eine weitere Tür, die in ein lichtdurchflutetes Büro führte. In der Mitte des Zimmers war ein großer Schreibtisch aus Holz und rechts und links an den Wänden standen volle Bücherregale die vom Boden bis zur Decke reichten. Auf dem Schreibtisch standen Fotos von mir und meiner Mom. Auf einem war sogar mein Dad.
Wir verließen es wieder und gingen weiter in mein Zimmer. Es war größer als mein ganzes früheres Appartement. An der Wand stand ein wunderschönes Doppelbett aus massivem Eichenholz. Rechts vom Bett stand eine Kommode aus Holz und daneben eine Doppeltür. Ich richte meinen Blick auf die Tür.
"Na los. Mach sie auf!", sagt Mom und zwinkerte mir zu.
Ich ging langsam auf die Tür zu und spähte hinein. Oh mein Gott! So viele Kleider. Es war ein begehbarer Kleiderschrank, gefüllt mit den teuersten Klamotten.
Ich fiel meiner Mom um den Hals.
"Danke. Danke. Das ist großartig. Aber du sollst doch nicht so viel Geld ausgeben", meine Mom war ein Engel.
“Ach was, Liebes. Alex hat genug davon.”
Die letzte Tür in meinem Zimmer führte in ein großes Bad. In der Mitte des Bades stand eine große weiße Badewanne. An der Wand hing ein riesiger Spiegel und darunter waren zwei Waschbecken. Neben dem Spiegel war eine Kommode aus Glas.
"Ich liebe das ganze Haus.", sagte ich leise zu meiner Mutter.
"Ich lass dich dann mal allein. Dann kannst du deine Sachen auspacken und alles in Ruhe anschauen.", sie strich mir über den Rücken und wollte das Zimmer verlassen.
"Danke Mom.", sagte ich. Sie wank ab und ging.
Ich sprang in mein Bett und starrte an die Decke. Ich schloss die Augen und entschied, dass das, das beste Jahr meines Lebens werden sollte. Und schon driftete ich ins Land der Träume ab.

Ein klopfen an der Tür ließ mich aufschrecken. Da ich überzeugt war, es sei meine Mutter rief ich: "Herein!".
Ein großer schwarzhaariger Mann trat durch die Tür und musterte mich schweigend. Ich sprang von meinem Bett hoch, strich mir durch meine vom Schlaf verwuschelten Haare und sah ihm fragend in die Augen. Bei seinem Anblick stockte mir der Atem.
Es schien ihn zu amüsieren denn er grinste mich lüstern an. Dann hielt er mir die Hand hin.
"Hi. Ich bin Lucas.", sagte er und schüttelte meine Hand, die ich in seine gelegt hatte.
"Maya.", sagte ich und ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
"Jenna schickt mich. Ich soll dich zum Abendessen holen. Und hast du dich schon eingelebt?"
"Na ja. Ich wurde durchs Haus geführt. Und hab bis jetzt geschlafen, also nein.", ich zog ich ihn auf und steckte ihm die Zunge raus. Ja, ich weiß wie kindisch ich mich verhielt, doch so war ich nunmal.
"Sei nicht so frech!", wies er mich zurecht. So, als sei ich ein kleines Kind.
"Was gibt dir das Recht so mit mir zu reden. Du hast mir nichts zu sagen!", provozierend starrte in seine wunderschönen grünen Augen, die blitzen jedoch nur amüsiert auf.
"Nein. Da hast du wohl recht.", er wand sich um und verließ mein Zimmer.
Er bleib ihm Türrahmen stehen und dreht sich noch mal zu mir um und sagt: "Das Essen wartet. Kommst du?"
"Sag meiner Mom ich komm gleich. Ich ziehe mich nur noch schnell um.",rief ich ihm nach.
Schmunzelnd kam er zurück und sagte: "Meinetwegen musst du dich nicht schick machen. Du gefällst mir auch so", als er zwinkernd das Zimmer verließ, schnaubte ich wütend.

Im Bad wusch ich mir das Gesicht und kämmte mir mit meinen Händen durch die Haare.
So ein Vollidiot! Was erlaubt der sich eigentlich? So kann der doch nicht mit mir reden.
Was rede ich da, durch ihn werde ich mich sicher nicht runterziehen lassen. Genau. Mein neues Leben wird toll, auch mit dämlichem Stiefbruder.
Ich sah noch mal prüfend in den Spiegel und nickte mir selbst aufmunternd zu.

"Abend.", sagte ich und warf einen Blick in die Runde. Um den großen rechteckigen Tisch aus Holz standen genau vier Stühle. Meine Mutter und Alexander saßen Lucas gegenüber, der mit dem Rücken zu mir saß. Ich hatte also keine Wahl und setzte mich neben Lucas, der mir nur kurz zunickte.
"Fühlst du dich schon wie zu Hause?", fragte mich meine Mutter lächelnd.
"Ja, immerhin ist es ja jetzt mein Zuhause.", gab ich keck zurück.
"Schlecht geschlafen?", fragte sie mich schmunzelnd.
"Tut mir leid Mom. Es ist nur-", bevor ich zu Ende sprechen konnte unterbrach Lucas mich.
"Dass sie so schlecht gelaunt ist, ist wohl meine Schuld.", gab er zu.
"Wie meinst du das? Was hast du gemacht?", fragt Alex ihn mit hochgezogener Augenbraue.
"Na ja, ich bin eben... ich.", er grinst mich an.
Ich rase innerlich vor Wut. Idiot.
"Mir ist der Hunger vergangen.", elegant erhob ich mich und verließ das Esszimmer.
Ich stapfe die Treppen hoch in mein Zimmer und zog mich aus. Dann legte ich mich ins Bett und schlief sauer ein.

In meinen neuen Designerklamotten betrat ich lächelnd die Firma. Wenigstens einen Ort gibt es wo ich Lucas entkommen konnte.
"Morgen. Da ich ja jetzt hier arbeite verraten sie mir vielleicht ihren Namen?", fragte ich den Typ  an der Empfangstheke.
"Ich bin Finn Robertson. Ich soll ihnen von Mr. Leroy ausrichten dass sie in seinem Büro erscheinen sollen, Miss Monroe."
Seine Haare waren etwas zu lang, blond und standen in alle Richtungen ab. Die Augen waren dunkelblau mit einem Tick violett. Hm, sieht man auch nicht alle Tage. Er war nicht wirklich muskulös, eher groß und schlaksig.
“Nenn mich doch Maya.”, sagte ich, er schüttelte meine Hand und dann fuhr ich hoch in Mr. Leroy's Büro.
Nachdem ich an sein Büro geklopft und er mir Einlass gewährt hatte. Kam eine kurze Begrüßung und er führte mich in mein Büro. Es war traumhaft und ich hatte einen tollen Blick über New York.
Ich hatte schon am ersten Tag eine Menge Arbeit und war schon zur Mittagszeit am Ende, so war ich froh als ich endlich Mittagspause hatte. Versteht mich nicht falsch, ich liebte meine Arbeit, aber sie ist auch ziemlich anstrengend und ich bin unglaublich müde. Ich verließ mein Büro und ging zum Aufzug. Wieder gut gelaunt drückte ich ein paar mal auf den Knopf und warte auf den Fahrstuhl.
Die Türen öffneten sich und dort stand niemand anderes als Lucas und er sah verdammt heiß aus.
Ich war wütend. So richtig wütend. Was macht er hier verfolgt er mich oder was?
Da noch zwei weitere Männer im Anzug im Aufzug standen, ignorierte ich Lucas und stellte mich wortlos neben ihn.
"Was zum Teufel willst du hier?"
"Ich arbeite hier und wie's aussieht du jetzt auch. Also offiziell kennen wir uns nicht also würde ich dich bitten mich zu siezen", er grinste mich an.
"Wie bitte? Bin ich dir peinlich oder was?", geschockt sah ich ihn an.
"Nein.", sagte er schlicht.
"Warum sollte ich dich dann siezen?", fragte ich ihn verwirrt.
"Mach einfach das was ich sage, verstanden?", jetzt wirkte er leicht genervt.
"Gut. Ich hoffe ich laufe dir nicht allzu oft über den Weg."
Als er stöhnte gingen endlich die Türen auf und ich schlüpfte sofort hinaus.
Gerade als ich aus der Tür stürmen wollte, hielt mich jemand am Arm fest. Als ich mich umdrehte erwartete ich Lucas, jedoch stand Finn vor mir.
"Hey Maya. Hättest du vielleicht Lust mit mir Mittag zu Essen?", fragte er schüchtern.
"Das würde ich sehr gern.", sagte ich sofort.
"Na dann. Ich kenne ein hübsches Restaurant ganz in der Nähe.", wir gingen plaudernd die Straße entlang und ich konnte endlich das Gespräch im Fahrstuhl vergessen.

Das Restaurant in dem wir jetzt saßen war altmodisch, aber ich fühlte mich wohl hier.
Finn und ich unterhielten uns angeregt über Freunde, Familie und Arbeit. Er erzählte mir dass er schon über fünf Jahren bei Weis Industries arbeite und er zwar single sei aber gerade aus einer Beziehung käme und sich noch nicht wieder fest binden möchte. Da er so ehrlich zu mir war erzählte ich ihm auch die Kurzfassung meines Lebens:
"Na ja. Ich bin am Freitag hergezogen, über meinen Ex möchte ich nicht reden, meinen Mutter heiratet bald einen neuen Mann und ich hasse meinen neuen Stiefbruder."
"Dein Leben scheint echt der Hit zu sein."
"Oh, ich hab ja das wichtigste vergessen..."
"Und das wäre?", fragte er sichtlich neugierig.
"Ich liebe...Schuhe."
Belustigt starrt er mich an, dann richtet er seinen Blick wieder auf seinen Teller.
"Oh verdammt! Komm wir müssen los unsere Mittagspause war schon vor zehn Minuten zu Ende."
Scheiße, das ist mein erster Tag hier und schon sitze schon ich in der Patsche.
Ich werfe einen Fünfziger auf den Tisch und ziehe Finn an der Hand mit raus.
"Seid wann bezahlt die Frau?", rief er mir zu während wir zur Firma sprinteten.
"Das nächste Mal darfst du bezahlen einverstanden?"
"Okay."

Ich stürmte durch die Tür und als ich mich zu Finn umdrehte stütze er sich auf seinen Knien ab und atmete schwer.
"O mein Gott. Wie kannst du nur so schnell auf den Dingern - er deutete auf meine High Heels - rennen?"
"Übung.", meinte ich schlicht und lächelte.

Nachdem ich mich von Finn verabschiedet hatte, wollte ich zum Fahrstuhl laufen, doch ich wurde von Lucas aufgehalten.
"Mr. Robertson kommen Sie her!", zitierte er Finn zu sich.
"Natürlich Mr. Weis. Was kann ich für Sie tun?"
"Weis? Du-", ich
"Jetzt hören sie mir mal beide genau zu. Es ist wirklich toll dass sie sich hier so schnell zurecht finden, Miss Monroe. Aber wir haben hier geregelte Arbeitszeiten und ich will dass diese befolgt werden. Verstanden?"
"Verzeihen Sie, Mr. Weis. Das wird nicht wieder vorkommen.", versicherte Finn ihm um, richtete seinen Blick auf den Boden.
Ich kann es nicht glauben Lucas arbeitet nicht nur hier er ist sogar der Chef. Scheiße.
Ohne ein Wort drehte mich um und ging zum Fahrstuhl. Ich hörte noch wie Lucas mir hinterherrief: "Miss Monroe! Warten Sie, ich muss mit ihnen sprechen.", doch ich ging einfach weiter und fuhr nach oben in mein Büro.
Meinen Arbeit kann ich jetzt komplett vergessen. Das geht doch nicht. Er macht mir mein Leben zur Hölle. Er sitzt am längeren Hebel. Verflixt und zugenäht.
Die Tür wurde aufgerissen und knallte mit voller Wucht gegen die Wand. Lucas, wer sonst.
“Was willst du?”, ich stand auf und sah ihn aus wutversprühenden Augen an.
“Das geht so nicht! Ich bin hier der Chef. Noch so eine Nummer, wie eben und du bist gefeuert. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?”
Wer glaubt er denn, wer er ist?
“Jetzt hörst du mir mal zu! Wenn du mich hier rauswirfst, werde ich meiner Mutter erzählen, dass du dich gegen meinen Willen angefasst hättest. Was glaubst du wohl wie meine Mutter reagieren wird? Genau. Sie wird deinen Vater verlassen.”, ich weiß, das ist nicht die feine Englische Art. Und ich weiß auch, dass mein Vater total enttäuscht von mir wäre. Aber ich meinte das nicht mal ernst. So etwas würde ich nie tun.
“Wie kannst du dir sicher sein, dass es mich stören würde, wenn ihr aus unserem Leben verschwinden würdet?”, fragte er und taxierte mich aus seinen schönen Augen.

Schock

 

“Du willst doch nichts mehr, als mich seit der ersten Sekunde an flachzulegen. Denkst du das habe ich nicht gemerkt?”, schrie ich ihn wutentbrannt an.

“Du hast recht. In deinem Zimmer, als du verschwitzt und mit verwuschelten Haaren in deinem Bett lagst, habe ich mal mit dem Gedanken gespielt, dich zu vögeln, aber ich hab kein Interesse mehr an dir.”, sagte er und schien direkt gelangweilt.

Ich zog spöttisch eine Augenbraue in die Höhe, umrundete langsam meinen Schreibtisch und legte meine Hand auf seinen Schritt. Hart. Von wegen, kein Interesse mehr.

Als ich mit meiner Hand nochmal fester über seinen steifen Schwanz glitt, stöhnte er kehlig auf.

“Und das soll ich dir glauben?”, fragte ich sichtlich amüsiert und kniff noch einemal fest in seinen Schwanz. Er stöhnte erneut und zog meine Hand wutentbrannt zurück.

“Hör sofort auf!”, er stieß mich von sich und brachte mindestens einen Meter Abstand zwischen uns.

“Was sollte das denn werden?”, fauchte er mich aufgebracht an und zog und zerrte an seiner Hose. Wohl um der wirklich ansehnlichen Erektion Platz zu machen. Man konnte es ihm nicht verdenken. Innerlich grinsend ging ich wieder hinter meinen Schreibtisch und ließ mich in meinen tollen Stuhl fallen.

“Geh einfach, Lucas. Bitte.”, flehte ich ihn an und strich mir mit einer Hand verzweifelt über die Stirn. Er schien wohl bemerkt zu haben, dass ich am Ende war, denn er umrundete den Schreibtisch und ging vor mir in die Hocke.

“Maya? Ist alles in Ordnung?”, wollte er fürsorglich von mir wissen und strich beruhigend über mein Knie.

“Ja.”, sagte ich schnell und wollte mich von ihm abwenden, wurde aber von ihm an meinem Knie festgehalten.

“Wir fahren nach Hause. In Ordnung? Dann kannst du dich etwas hinlegen und ausruhen.”, meinte er und zog mich an meiner Hand hoch.

“Das geht nicht wie sieht denn das aus, wenn ich gleich an meinem ersten Arbeitstag früher nach Hause fahre und das auch noch mit meinem Chef? Sie werden glauben ich würde mich hochschlafen und mich für eine Nutte halten. Eine leichtzuhabende Nutte.”

“Ach was. Sie werden ein paar Tage tratschen und dann wird sich das alles von selbst regeln. Im schlimmsten Fall kannst du ja die Wahrheit erzählen und sagen wir werden bald Geschwister sein.”

“Ja genau. Dann werden sie alle sagen ich hätte den Job nur bekommen, da unsere Eltern heiraten werden. Ich hab hart dafür gearbeitet hier arbeiten zu dürfen, ich will nicht dass meine Arbeitskollegen glauben ich hätte es leichter gehabt als sie.”

“Na gut. Dann fährst du mit der Bahn nach Hause. Obwohl dich keiner bemerken würde. Meine Scheiben sind getönt und wir würden mit dem Fahrstuhl in der Tiefgarage fahren. Um die Zeit ist dort niemand.”

“Also gut.”, gab ich mich schließlich geschlagen. Seine Argumente waren wirklich überzeugend.

Ich erhob mich aus meinem äußerst bequemen Stuhl und ließ mir von Lucas in meinen Mantel helfen. Zusammen verließen wir das Gebäude und fuhren ohne Umweg nach Hause.

 

“Warum seid ihr denn schon hier, meine Lieben?”, wollte meine Mutter natürlich sofort von uns wissen, nachdem sie uns in eine innige Umarmung gezogen hatte. Lucas war sogleich die Treppen hoch geflüchtet, nachdem meine Mutter von ihm abgelassen hatte.

“Wir haben früher Feierabend gemacht.”, sagte ich und löste mich aus der festen Umarmung meiner Mutter.

“Ach, das ist ja toll, dann können wir heute früher zu Abend essen. Das ist ja eine super Nachricht.”

“Ähm ja Mom . Ich geh dann mal duschen. Okay?”

Schnell wollte ich von ihrem positiven Gefühlsausbruch flüchten, wurde aber am Oberarm von ihr zurückgehalten.

“Du könntest den Whirlpool im Keller testen, Liebes. Sehr entspannend.”, sagte sie und küsste mit auf die Stirn.

“Wenn du heute nochmal von mir ablässt, kann ich das gerne machen.”, sagte ich und belächelte ihre mütterliche Fürsorge.

“Ach so. Natürlich Liebling.”, sie küsste mich erneut, diesmal auf die Wange und verschwand im Wohnzimmer.

 

Mit nichts als dem Bademantel und Bikini bekleidet verließ ich mein Zimmer und machte mich auf den Weg in den Keller. Gar keine so schlechte Idee, der Whirlpool heilt bestimmt Wunder. Es war ein ziemlich langer Weg in den Keller. Ich musste gefühlte hundert Treppen nehmen und immer wieder abbiegen. Ich war echt total geschafft, als ich den Wellnessraum erreichte. Eine einfache weiße Tür versperrte mir den Weg. Langsam drückte ich die Klinke nach unten und stieß schnell die Tür auf. Ich war überwältigt, wie so oft in den letzten beiden Tagen. Der Boden war mit dunklem Holz ausgelegt, die Wände bestanden aus dunklem Marmor, der den ganzen Raum umfasste. Eine Glastür führte in eine Dampfsauna und eine aus Holz die in ein Finnische Blocksauna führte. In der Mitte des Raumes standen drei mit Polstern verkleideten Liegen. Eine Steintreppe führte hoch zu einem Whirlpool, der in Stein eingelassen wurde. Der ganze Raum wurde in dunkles Licht getaucht und verlieh dem ganzen ein etwas geheimnisvolles. Etwas traumhaftes.

Wie in Trance stieg ich die Treppen hoch und ließ den Bademantel einfach fallen und mich in das heiße Wasser gleiten.

Das heiße Wasser verleitete mich dazu die Augen zu schließen und mich zurückzulehnen. Meinen Muskeln entspannten sich mit der Zeit und ich ich seufzte erleichtert auf.

“Du scheinst ja sehr gestresst zu sein, nach deinem ersten Arbeitstag,hm?”, einen sanfte Stimme neben mir ließ mich hochschrecken. Ich rutschte vom Vorsprung und tauchte unter, wollte schreien und verschluckte mich. Eine große Hand schloss sich um meinen Oberarm und zog mich hoch. Hustend legteich mir eine Hand aufs Herz, kniff die Augen zusammen und schüttelte mich durch.

“Atmen!”, sagte die Stimme neben mir und klopfte in regelmäßigen Abständen auf meinen Rücken.

Als sich meinen Lungen von dem Wasser befreit hatten, hustete ich noch zweimal und sank erschöpft nach hinten.

“Alles okay?”, fragte die raue Stimme neben mir.

Ich drehte mich um und sah ihn an. Lucas. Was tut er hier?

“Was willst du? Das war deine Schuld.”, fauchte ich und stieß ihn von mir weg. Er war mir viel zu nahe.

“Was?”, wollte er belustigt wissen und ließ von mir ab. Er lehnte sich nach hinten und sah mich an.

“Du hast mich erschreckt!”, gereizt spritzte ich ich ihm Wasser ins Gesicht und hörte erst auf als er meine Handgelenkt gepackt hatte, sich auf mich gesetzt und seinen Knie neben meinen Oberschenkeln abgestützt hatte.

“Was… äh… wird das?”, fragte ich mit bebender Stimme und wollte ihn von mir stoßen.

“Wir sind hier nicht im Kindergarten, was soll das also?”

Er übte noch mehr Druck auf meine Handgelenke aus und kam meinem Gesicht näher.

“Geh von...mir runter!”

Ich begann mich unter ihm zu winden und zu strampeln. Versehentlich erwischte ich dabei mal seine Kronjuwelen. Ups. Das tut mir jetzt aber leid.

“Hör. Auf. Damit!”, knurrte er bedrohlich und ich wich verängstlicht von ihm zurück.

Er kam langsam immer näher und strich mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht.

“Weißt du, der Bikini sieht heiß aus. Aber willst du ihn nicht ausziehen?”, verärgert spürte ich wie er mit dem Daumen und dem Zeigefinger in eine meiner Brustwarzen kniff und sich diese augenblicklich aufrichteten. Dieser verräterische Körper.

“Hm. Siehst du, sie sind auch meiner Meinung.”, er biss in mein Ohrläppchen und küsste mich anschließend grob auf den Mund. Seine Hände fuhren - im Gengensatz zu seinem Mund - sanft über meine Taille hinauf zu meinen Brüsten und massierten sie leicht.

Er war überall. Erfüllte meine Gedanken und ließen nur einen Gedanken übrig. ‘Ich will ihn’. Mehr als alles andere, wollte ich ihn in mir spüren.

Meine Hände glitten über seine Schulter und krallten sich in meinen Rücken. Ohne nachzudenken drängte sich meine Zunge zwischen seine Lippen und drangen fordernd in seinen Mund ein. Lucas ließ es geschehen und stöhnte leicht auf.

Es fühlte sich unglaublich gut an, egal wie verboten es war, es fühlte sich nicht falsch an. Es fühlte sich richtig an. Richtiger als alles andere.

Langsam biss ich spielerisch in seine Unterlippe und klammerte mich an seinem Hals fest. Jetzt ergriff Lucas die Initiative und drehte uns sodass ich auf ihm saß. Er zog mich dicht an seine Brust, sodass kein Blatt mehr zwischen uns gepasst hätte.

Wann habe ich das letzte Mal so gefühlt? Es muss Ewigkeiten zurückliegen. Bei Adrian. Adrian! Oh Gott was mache ich hier eigentlich?

Geschockt wich ich auf die andere Seite des Pool zurück und hielt meine Hand geschockt vor den Mund.

Ich stolperte aus dem Whirlpool, indem Lucas noch immer saß und mir verwirrt nachsah.

“Maya?”

Klatschnass und triefend vor Wasser lief ich die Treppen nach oben. Immer wieder stolperte ich über meine eigenen Beine. Meine Mutter, die mir auf dem Flur über den Weg lief, ignorierte ich vollkommen, als sie um mein wohlbefinden fragte und stürmte in mein Zimmer.

Kaum war die Tür hinter mir ins Schloss gefallen, brach ich auf dem beigen Hochflor Teppich zusammen. Die Tränen rannen über mein Gesicht und meine Wangen begannen, zu brennen wie Feuer.

‘Erbärmlich.’, war das einzige Wort, das mir in dem Moment durch den Kopf ging. Fünf Jahre. Fünf ganze Jahre war es her, dass ich Adrian das letzte Mal gesehen hatte und noch immer verfolgte er mich.

‘Du muss endlich damit aufhören. Er ist nicht hier, Maya!’, sagte ich in Trance wie ein Gebet vor mich her.

 

Ich wusste nicht wie lange ich auf dem Boden gelegen hatte, aber es mussten Stunden gewesen sein, denn meine Knochen schmerzten unglaublich.

Nachdem ich mich vom Boden aufgerafft hatte, schleppte ich mich in mein Bett und schlief sofort ein.

 

“Was machst du da, Liebling?”, wollte er wissen. Seine warmen braunen Augen musterten mich und ein bezauberndes Lächeln erschien auf seinem wunderschönen Gesicht.

“Ich koche.”, sagte ich und zeigte mit dem, von Soße beschmierten,  Kochlöffel auf ihn.  

“Du kochst?”, fragte er, seine Gesicht hatte sich zu einem amüsierten Grinsen verzogen und er war ganz nahe hinter mich getreten. Seine Arme hatte, er um meinen nackten Bauch geschlungen und meinen Nacken geküsst. Ein bekanntes kribbeln breitete sich in meinen Unterleib aus und brachte mich um den Verstand. Ich vergaß alles um mich herum, nur noch seine Lippen auf meinem Körper zählte.

“Ich liebe dich. So sehr.”, flüsterte ich, lasse den Kochlöffel in den Topf fallen und schlinge meine Hände um seinen Nacken hinter mir.

“Ich kenne niemanden der nackt kocht. Schon gar nicht wenn er gar nicht kochen kann, so wie du.”

Er drehte mich um, sodass ich meine Arme um seinen Nacken schlingen konnte und er mich hochhob.

Ich schlang meine nackten Beine um seine Taille und zog ihn noch näher zu mir. Er setzte mich auf den Küchentresen ab und küsste mich verlangend auf den Mund.

“Du kannst nicht mehr länger hierbleiben. Wie lange soll das noch so weiter gehen?”

“Ich kann nicht zurück.”, sagte ich und wollte mich von ihm losmachen, doch er hielt mich unerbittlich fest.

Gefühlvoll strich er mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und sah mir lange in die Augen.

“Irgendwann wirst du zurück gehen müssen.”, meinte er und strich beruhigend über meinen Oberschenkel.

“Ja irgendwann. Aber noch nicht jetzt.”, sagte ich und küsste ihn stürmisch.

 

“Hey Schätzchen. Wach auf! Du musst los.”, ich wurde sanft an der Schulter gerüttelt, bis ich die Augen aufschlug und mich verwirrt in dem Zimmer umsah. Wo bin ich?

“Mom?”

“Ja?”, das Bett gab unter ihrem Gewicht nach und sie strich mir hauchzart über den Kopf.

“Wie spät ist es?”, fragte ich, während ich mir über die Stirn strich. Mein Kopf dröhnte schrecklich und ich hatte das Gefühl mein Kopf wöge Tonne.

“Halb acht.”, sagte sie und strich immer wieder meinen Arm rauf und runter.

Halb acht. Scheiße!

Sofort rappelte ich mich hoch und rannte ins Bad. Ich sehe aus wie ein Geist. Auch das noch. Meine Haare sehen aus, als hätte ein Wirbelsturm mir einen Besuch abgestattet. Unter meinen Augen waren riesige schwarze Ringe und meine Wange waren von den vielen Tränen gerötet.

Wie soll ich das nur wieder hinkriegen? In den nächsten fünfzehn Minuten?

 

Wenn das so weiter geht, kann ich in einem Jahr bei einem Marathon teilnehmen. Etwas besser aussehend als noch vor 45 Minuten, kam ich verschwitzt in der Firma an.

“Hi Maya.”

“Hey Finn. Tut mir leid ich kann jetzt  nicht reden. Ich bin spät dran.”, schrie ich ihm über die Schulter zu und verschwand im Fahrstuhl.

Eilig lief ich den Flur entlang, wich einigen Menschen in Anzügen oder mit Aktenstapeln aus und erreichte schließlich keuchend mein Büro.

Als ich mein Büro betrat drehte sich mein Stuhl und Lucas kam zum Vorschein. Er saß hinter meinem Schreibtisch auf meinem heißgeliebten Stuhl.

“Auch schon da?”, stichelte er und ich konnte sehen wie er einen Fuß lässig auf seinem Knie ablegte.

“Ich hab verschlafen.”, sagte ich schlicht legte meine Tasche auf meinen Tisch und ließ mich erschöpft auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen.

“Pünktlichkeit wird in meiner Firma ganz groß geschrieben. Also wenn du weiter für mich arbeiten willst, solltest du dir angewöhnen künftig pünktlich zu sein.”, sagte er legte seine Füße auf meinen Tisch und spielte mit einem meiner Stifte. Langsam erhob ich mich und streckte mich ausgiebig.

“Schön Was willst du überhaupt hier? Wenn es wegen gestern ist? Ich will nicht darüber reden.”

Ich umrundete den Schreibtisch, wischte seine Füße vom Tisch und machte ihm mit der Hand klar, dass er aufstehen solle.

Grinsend erhob er sich und küsste mich flüchtig auf die Wange.

“Sicher Schätzchen. Ich wollte dir nur sagen, dass du einen neuen Auftrag bekommst. Er muss in einer Woche fertig sein. Also streng dich an. Du wirst wahrscheinlich Überstunden machen müssen. Wenn du das hinkriegst, wirst du größere Projekte kriegen. Meine Assistentin mailt dir alles.”

Ohne ein Wort des Grußes verließ er mein Büro und schloss die Tür etwas lauter als gewöhnlich.

Geräuschvoll atmete ich aus und setzte mich auf den Schreibtischstuhl.

Mein erster Auftrag, das wird der absolute mega Hammer. Ich bin gespannt was auf mich zukommt.

 

Keine zehn Minuten später bekam ich besagte Mail seiner Assistentin. Es war kaum zu glauben ich sollte Baupläne für ein komplettes fünfstöckiges Bürogebäude erstellen und das nur in einer Woche. Ich war eher ein Fan der Inneneinrichtung, aber auch gut. Die Büros sollen großräumig sein. Lieber einige Räume einsparen und daraus wenigere und geräumigere Büros. Auch die Wartezimmer sollen entsprechend groß sein.

Ich denke ich krieg das in der vorgesehenen Zeit hin. Schließlich bin ich Maya Monroe. Okay, der letzte Satz klang ‘etwas’ eingebildet.

Egal, ich bin sicher, dass ich das kann.

 

Den ganzen Vormittag saß ich an meinem Projekt und gönnte mir zu Mittag eine Pause. Gutgelaunt verließ ich mein Büro und machte mich auf den Weg in die Lobby. Im Aufzug kniete eine kleine dünne Frau mit kurzen blonden - beinahe weißen - Haaren auf dem Boden und sammelte jede Menge, auf dem Boden verstreute Blätter auf.

Die Aufzugtüren schlossen sich hinter mir und ich ging lächelnd in die Hocke und sammelte ebenfalls Blätter vom Boden.

Als alle Papiere auf meinem oder ihrem Arm lagen richteten wir uns synchron auf.

Dankend nahm sie mir die Blätter ab und verstaute sie in ihrer Aktentasche. Sie sah total fertig aus. Ihre Haare waren total verstrubbelt, unter ihren hellen grünen Augen hatten sich dunkle Augenringe gebildet. Ihre Haut war extrem hell. Sie sah aus wie eine Elfe. Klein, zierlich, exotisch.

“Ist alles in Ordnung?”, fragte ich besorgt und versuchte einen weiteren Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen.

“Ähm…”, stotterte sie und fing plötzlich an herzzerreißend zu schluchzen. Ihr kleiner Körper bebte und ich konnte nicht wiederstehen sie in meine Arme zu ziehen. Ich kannte sie nicht, aber hätte ich sie nicht gehalten, wäre sie wahrscheinlich vor meinen Augen zusammengeklappt.

“Wir gehen einen Kaffee trinken. Okay?”, fragte ich und zog sie mit aus dem Aufzug als wir die Lobby erreicht hatten.

 

Wir hatten uns in einem kleinen Kaffee um die Ecke an einen Tisch gesetzt und uns was zu Essen und zu trinken bestellt.

“Also erzählen Sie mal: Was ist los?”, fragte ich und musterte sie mit wachen Augen.

“Alice.”, vernahm ich ein Flüstern und fragte nach. “Wie bitte?”

“Mein Name ist Alice.”, sagte sie erneut, diesmal etwas lauter.

“Okay Alice. Ich bin Maya. Willst du mir erzählen was mit dir los ist?”

“Ich bin nur etwas überarbeitet.”, log sie.

“Überarbeitet? So sah das vorhin aber nicht aus. Was ist wirklich passiert.”

Ich hörte wie sie schniefte und kurz den Blick hob um mir in die Augen zu sehen. In ihren Augen schimmerten die Tränen. Sie konnte einem wirklich leid tun.

“Ich… Ich… Ich kann meine Wohnung nicht mehr bezahlen.”

“Oh. Das kriegen wir hin, denke ich.”, versuchte ich sie aufzumuntern, doch sie schüttelte den Kopf.

“Und ich habe mehrere tausend Dollar Schulden bei der Bank.”, nuschelte undeutlich, aber gerade so, dass ich sie verstehen konnte.

“Okay, dass… auch das lässt sich regeln.”, meinte ich zuversichtlich.

“Hm. Das ist aber nicht mein größtes Problem.”

Was geht’s noch schlimmer? Sie scheint der größte Pechvogel auf Erden zu sein.

“Und das wäre?”, frage ich vorsichtig.

Unsere Bestellung wurde uns von einer pummeligen Frau ende fünfzig serviert und sie lächelte uns offen an. Dankend nickte ich ihr zu, während Alice sie nicht mal zu bemerken schien.

Als die Kellnerin zu einem anderen Tisch ging, nahm ich einen Schluck von dem betörend riechenden, aber heißen Getränk und widmete mich wieder Alice, die ebenfalls an ihrem Latte nippte, zu.

“Also?”, fragte ich erneut nach.

“Ich… bin schwanger.”, sagte sie gerade heraus und konnte mir nicht in die Augen sehen.

Oh Gott, auch das noch.

“Und was ist mit dem Vater?”, wollte ich geschockt wissen und beobachtete ihre sich verändernde Miene. Von überrascht, zu wütend und zu beschämt.

“Er hat mich verlassen, als ich im gebeichtet habe, dass ich schwanger bin.”

Ich nahm ihre zitternde Hand in meine und strich beruhigend darüber.

“Wir kriegen das schon wieder hin. Ich versprechs.”

Hoffnungsvoll sah sie zu mir auf und eine einzelne Träne lief über ihre Wange. Ich wischte sie mit dem Daumen weg und nickte ihr aufmunternd zu.

“Aber wie… Ich muss zum Ende der Woche aus meiner Wohnung raus sein. Mein Vermieter macht da kurzen Prozess. Ich konnte die Rechnung schon vom letzten Monat nicht bezahlen.

“Du arbeitest doch bei Weis Industries. Sogar die Praktikanten kriegen ein ausreichendes Gehalt. Was hast du mit dem Geld gemacht?”

“Mein Exfreund hat mit meinem Gehalt seine Drogensucht finanziert. Er hat es mir einfach genommen.”

Wieder liefen Tränen über ihre Wange und schwarze Spuren von Make Up waren auf ihrer Wange zu sehen.

“Alice! Warum hast du ihn nicht angezeigt oder wenigstens rausgeschmissen?”

Ich war schockiert. Wie konnte sie ihm das durchgehen lassen? Dass sie ihn nicht angezeigt hat konnte ich verstehen, aber sie hätte sich von ihm trennen sollen.

“Ich konnte nicht. Er… er hat mich geschlagen.”

“So ein Schwein!”, schrie ich ungehalten und ignorierte die tadelnden Blicke der älteren Frau die am Tisch neben uns saß.

“Was soll ich denn jetzt tun. Ich bin schwanger, pleite, habe kein Dach über dem Kopf und jede Menge schulden. Ich werde meinem Kind keine gute Mutter sein können. Aber ich kann es doch nicht abtreiben! Es ist ‘mein’ Kind.”, das ‘mein’ betonte sie besonders und ich konnte ihre Verzweiflung förmlich spüren. Sie war am Ende: Der Vater ihres Kindes war nicht nur drogensüchtig, sondern hatte sie auch noch sitzen lassen. Er hatte ihre ganze Kohle verschachert und sie quasi in den Ruin getrieben. Wie konnte er nur?

“Weißt du was? Morgen bringst du einen Koffer mit allem was du dringend brauchst mit zur Arbeit. Den Rest werden wir schon irgendwie auftreiben. Du kommst mit zu mir. Okay?”

Verblüfft sah sie mich an und ich konnte noch etwas aus ihrem Gesicht lesen: Hoffnung.

“Du bist so gut zu mir. Wir kennen uns doch gar nicht.”

“Du brauchst Hilfe.”, meinte ich schlicht und trank meinen Latte aus. Den Kuchen hatte ich gar nicht angerührt. Mir war der Appetit vergangen. Verständlich nach so einer Geschichte.

Und auch Alice hatte kein besonderes Interesse an ihren Stück der wirklich lecker aussehenden Schokotorte gezeigt.

“Danke.” Und zum wiederholten Male brach sie in Tränen aus.

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Tag der Veröffentlichung: 20.07.2016

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