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Unfreiwillige Helferin

“Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Sir?”

“Oh wie reizend von Ihnen, Liebes. Sie könnten mir eine Geschichte erzählen.”

“Eine Geschichte?"

Verwirrt betrachtete ich den etwas älteren, aber noch immer attraktiven Mann im Rollstuhl. Ich schätzte ihn so um die Mitte fünfzig. Eigentlich wollte ich mich nur bei ihm erkundigen ob alles mit ihm in Ordnung sei, da er ziemlich hilflos aussah. Aber das sagte ich ihm natürlich nicht.

“Ja. Na ja, Sie müssen nicht, wenn sie nicht wollen, aber-”

“Nein nein. Was möchten Sie denn hören.”

“Ach, überraschen Sie mich. Erzählen Sie mir von sich, wenn ihnen nichts besseres einfällt.”

“Na gut. Aber im Gegenzug müssen Sie mir dann auch etwas erzählen Mister…?”

“Ross. Eine so schöne Frau wie Sie sind, darf mich Robert nennen. Abgemacht. Sie erzählen mir ihre Geschichte und ich Ihnen meine.”

“Also gut Robert. Wo soll ich bloß anfangen… Mein Name ist Lilian, aber alle nennen mich Lilly. Ich bin 19 Jahre alt, werde aber in zwei Monaten 20. Die wahrscheinlich kleinsten Wohnung die diese Stadt zu bieten hatte, nennt sich mein Eigentum. Sie und die meisten anderen Menschen würden sie verabscheuen, aber für mich reicht es und was größeres kann ich mir auch nicht leisten. Eigentlich wollte ich mal Medizin studieren, aber daraus wurde nichts. Meine Familie konnte sich das einfach nicht leisten. Zwar hätte ich ein Stipendium bekommen, aber meine Familie braucht das Geld, dringender als ich meinen Traumberuf.”

“Sie scheinen nicht nur hübsch, sondern auch klug zu sein. Das gefällt mir.”

Ich spürte wie meine Wangen sich röteten und sah verlegen zu Boden.

“Was ist nun mit Ihrer Geschichte? Erzählen Sie sie mir?”

“Ich hatte einen Sohn, sein Name war Chris. Intelligent, charmant und gutaussehend. Er war der Traum einer jeder Eltern, bei allen beliebt. Vor vier Jahren ist er dann mit seinem besten Freund und seiner Freundin mit unserer Yacht aufs offene Meer rausgefahren. Als er dann zwei Tage später immer noch nicht nach Hause gekommen war, habe ich ihn als vermisst gemeldet. Man fand die Yacht… aber Chris… er… er war schon… schon tot. Ich…”

Eine Träne stahl sich aus Roberts Auge und rollte über seine Wange. Beruhigend strich ich über seinen Arm und versuchte ihn somit zu trösten.

“Sie müssen nichts mehr sagen.”

"Würden Sie mit mir zu Abend essen?"

"Äh, ich weiß nicht."

"Bitte Schätzchen. Ich fühl mich immer so einsam."

"Also gut."

"Ich kenne ein kleines schnuckliges Restaurant in der Nähe, ich werde Sie abholen. Einverstanden?”

“Okay. Aber nur ein Abendessen.”

“Das? Nein, viel zu aufreizend. Langweilig. Hässlich. Perfekt.”

Ich zog ein Kleid nach dem anderen aus meinem Schrank und warf es auf mein Bett. Dort hatte sich bereits ein recht anschaulicher Haufen gebildet. Das letzte Kleid war stahlblau und endete knapp über meinem Knie. Das tollste an dem Kleid? Definitiv der Rückenausschnitt. Oben liegt es eng an und ist figurbetont, doch unten bilden sich Falten in denen sich zwei Taschen verstecken. Aus dem Schrank zog ich zudem noch eine Clutch in der selben Farbe wie mein Kleid. Das Handy, meine Schlüssel und eine Packung Taschentücher stopfte ich hinein und lief ins Badezimmer.

Dezent schminkte ich meine Augen und trug etwas Lipgloss auf. Zu guter letzt glättete ich meine widerspenstigen Locken und steckte sie hoch. Ein paar widerspenstige Strähnen hatten sich aus der Hochsteckfrisur gelöst und hingen mir ins Gesicht.

“Besser krieg ich’s nicht hin. Das muss reichen.”

Pünktlich um 18.00 Uhr stand sie vor ihrer Haustür und wartete auf ihn. Sie hatte ein kurzes dunkelblaues Kleid, mit tiefem Rückenausschnitt angezogen. Er musste zugeben, sie sah toll darin aus. Heiß. Sie hatte ihm den ganzen Müll doch tatsächlich abgekauft. Sie war perfekt für das, was er mit ihr vorhatte. Naiv, schüchtern aber trotzdem intelligent, damit sie einen nicht langweilte. Schade, dass er sie nicht für sich selbst behalten kann. Er hätte bestimmt eine Menge Spaß mit ihr.  

Ich staunte nicht schlecht als ich den teuren Wagen erblickte der gerade um die Ecke bog. Robert schien ziemlich viel Geld zu besitzen. Der Wagen hielt dicht neben mir. Am Steuer saß Robert er trug einen eleganten maßgeschneiderten Anzug und lächelte. Er lehnte sich über die Kupplung und öffnete mir die Beifahrertür.

"Sie können Auto fahren?"

"Auto fahren? Natürlich. Warum fragst du?"

Ich deutete auf seine Beine und grinste amüsiert.

"Der Rollstuhl."

"Ach ja. Nein, ich hab kein Problem mit meinen Beinen."

"Aber... Sie saßen im Rollstuhl. Ich... versteh nicht..."

"Das dachte ich mir..."

Blitzschnell schoss er nach vorne und legte mich in Handschellen.

"Was..."

Verwirrt zog ich an den Handschellen, dabei schnitten sie mir heftig ins Fleisch. Schmerzverzerrt kniff ich die Augen zusammen.

"Verdammt! Sei vorsichtig!", fauchte er mich an und schlug heftig aufs Lenkrad.

"Was wollen Sie von mir?"

"Hab ich dir von meinem Sohn erzählt?"

"Das mit Chris tut mir leid, aber was hab ich damit zu tun?", das mit seinem Sohn war schrecklich. Er konnte einem leid tun, aber das rechtfertigte doch nicht, dass er mich in seinem Wagen gefangen hielt.

"Chris ist nicht tot, er-"

"Was? Aber Sie sagten doch-", auch er unterbrach mich und schrie mich an.

"Untersteh’ dich, mich noch einmal zu unterbrechen! Sonst lernst du mich kennen. Ja ich sagte er sei tot. Na und? Ich hab gelogen."

Bestürzt senkte ich den Kopf und legte meine Hände in den Schoß.

"Chris heißt nicht Chris sondern Ethan und er ist auch nicht mein Sohn. Er ist mein Neffe. Er und ich, wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, seitdem hasst er mich. Das versuche ich jetzt wieder gerade zu biegen. Und du wirst mir dabei helfen. Du wirst mein Wiedergutmachungs-Geschenk."

"Das ist nicht Ihr Ernst!"

"Absolut. Und jetzt, Klappe halten!"

Stinkwütend drehte ich mich von meinem Entführer alias dem Arschloch neben mir weg und sah aus dem Fenster. Der Vollidiot konnte mich doch nicht einfach so entführen und mir dann den Mund verbieten.

“Lassen Sie mich aussteigen! Sofort!”, keine Ahnung warum ich den Typ immer noch siezte, lag wahrscheinlich an meiner guten Erziehung.

“Schätzchen, du bist nicht in der Position Forderungen zu stellen.”, sagte er mit süffisantem Grinsen im Gesicht. Am liebsten hätte ich es im auf der Stelle aus dem Gesicht gewischt. Aber ich war grundsätzlich gegen Gewalt und das würde ich nicht wegen dem ändern.

“Damit werden Sie nicht durchkommen! Ich habe Freunde und Familie. Sie werden mich suchen und dann werden Sie im Gefängnis schmoren, das schwöre ich.”

“Ach komm Liebes. Du glaubst nicht ernsthaft, dass sie dich finden, oder? Da wo wir hin wollen, würden sie nicht in tausend Jahren suchen.”

“Wohin fahren wir denn?”, wollte ich neugierig, aber gleichzeitig geschockt wissen.

“Das wirst du früh genug erfahren, Darling.”

“Hören sie auf mich ständig so zu nennen!”

“Langsam gehst du mir auf die Nerven. Ich will dass du deinen schönen Mund hältst, haben wir uns verstanden?”

“Ja”, sagte ich kleinlaut und sah zu Boden.

Endlich Ruhe. Wurde auch mal Zeit, dass das vorlaute Gör die Klappe hält. Er hätte nicht gedacht, dass sie so störrisch wäre, aber bald würden sie den Flughafen erreichen, dann könnte er sie eventuell betäuben, wenn sie ihm auf die Nerven ginge. Nicht mehr lange dann, würde sich Ethan mit ihr herumschlagen müssen. Ziemlich nervtötend das junge Ding. Vielleicht hätte er sich doch eines dieser gehorsamen, leicht kontrollierbaren Mädchen holen sollen. Eine Stunde mit ihm und sie würde keinen Murks mehr von sich geben, wenn er es nicht von ihr verlangte. Aber bei Lillylein war er sich da nicht so sicher, so störrisch wie die Kleine war.

Da er einen Privat-Jet hat, war es ihm erlaubt direkt auf das Rollfeld zu fahren und von dort gleich in den Flieger zu steigen.

Als er auf dem Rollfeld hielt kam sofort der Gepäckträger angelaufen und trug sein Gepäck in das Flugzeug.

Er stieg aus, umrundete den Wagen und öffnete mir gentlemanlike die Tür. Nur, dass er jetzt eine Waffe in der Hand hielt. Scheiße.

“Aussteigen! SOFORT!”

Ich stieg so schnell es mir möglich war aus. Unsanft packte er mich am Oberarm und zog mich in Richtung Jet.

“Wo bringen Sie mich hin?”, wollte ich nun etwas verängstigt wissen.

“Klappe halten!”, fuhr er mich gereizt an.

Er stieg zuerst die Treppen zum Flugzeug hoch und zog mich hinter sich her. Ich stolperte mehr als ich ging, was wohl daran lag, dass er keine Rücksicht auf mich nahm.

“Setzen!”

Ich viel rücklings in einen bequemen Ledersitz und schloss für einen Moment die Augen um mich zu sammeln.

Er darf mich nicht außer Landes bringen, dann wird mich die Polizei nie finden. Ich wünschte ich hätte mich doch für das Stipendium entschieden. Ich war so glücklich an dem Tag als ich erfahren hatte, dass ich ein Stipendium für die Harvard University in Cambridge erhalten hatte.

Mein Lernpartner Jason und ich hatten uns in der Bibliothek verabredet, da ich so meine Probleme mit den lateinischen Vokabeln hatte und er die Sprache perfekt beherrschte. Er war zwei Stufen über mir und kannte die Vokabeln somit schon alle. Mit seiner Hilfe konnte ich mir die Vokabeln immer doppelt so schnell merken, was wohl daran lag dass er zu jeder Vokabel einen witzigen Spruch brachte. Zugegeben zu der Zeit war ich ein bisschen in ihn verliebt, aber das wusste er natürlich nicht. Herr Gott, ich war viel zu schüchtern um das zuzugeben.

“Hey meine Hübsche.”, Jason kam grinsend auf mich zu und zog mich in seine Arme. Er strahlte mich aus seinen wundervollen blauen Augen an. Seine dunkelbraunen Haare hingen ihm verwuschelt in die Stirn. Glücklich zog ich seinen Duft ein. Mmh. Sein herber Männergeruch umfing mich wie eine Wolke und hüllte mich komplett ein.

“Hi.”

“Hast du dein Vokabelheft dabei?”

Plötzlich klingelte mein Handy und ich zog es umständlich aus meinem Rucksack.

“Ja, nur einen kurzen Moment bitte.”

“Klar.”

In der anderen Leitung war die Sekretärin der Harvard University und erzählte mir, dass ich eines der wenigen Stipendien bekommen würde. Total perplex beendete ich das Gespräch nachdem die Frau geendet hatte.

Ich musste wohl einige Zeit nur vor mich hingestarrt haben, denn Jase wedelte wie ein Irrer vor meinem Gesicht herum.

“Was ist los? Ist alles in Ordnung?”

“Ich hab ein Stipendium an der… der… Harvard University erhalten. Ist das nicht fantastisch?”, gegen Ende hin klang meine Stimme immer euphorischer.

“Das ist ja großartig.”, schrie er, hob mich hoch und presste seine weichen Lippen stürmisch auf meine. Zuerst war ich zu überrascht um den Kuss zu erwidern, doch dann kam ich ihm ebenso leidenschaftlich entgegen. Meinen ersten Kuss, verschenkt an meinen besten Freund. Schelmisch grinste ich in den Kuss hinein

Zu meiner Überraschung packte er meine Oberschenkel und hob sie an, sodass ich meine Beine um seine Hüften schlingen musste. Plötzlich spürte ich etwas hartes in meinem Rücken. Er hatte mich doch tatsächlich gegen eines der Regale gepresst. Oh verdammt! Mein bester Freund, küsste mich, in der Bibliothek. Scheiße!

“Was tun Sie da? Das ist in der Bibliothek nicht erlaubt. Machen Sie das gefälligst wo anders!”, die Bibliothekarin, ich glaube sie hieß Karin, sah uns entgeistert an und scheuchte uns anschließend aus ihrer zweiten Heimat.

Jase kicherte vor sich hin und zog mich an der Hand, aus dem Schulgebäude raus.

“Das müssen wir feiern, Lil. Ich lad dich ein.”

Wir hatten uns die ganze Nacht betrunken, hatten jeden dritten Klub in der Stadt abgeklappert und waren am frühen Morgen zusammengekuschelt auf der Couch eingeschlafen.

Am Tag danach änderte sich mein Leben auf einen Schlag. Mein Vater verlor seinen Job, ich konnte nicht auf die Uni gehen und suchte mir einen Vollzeitjob. Über die Hälfte meines Lohnes schickte ich dann meiner Familie, die ohne mich das Haus hätten aufgeben müssen. Sie brauchen mich. Ich muss einen weg hier raus finden. Für sie.

Die Kleine starrte schon eine halbe Ewigkeit in die Ecke. Ihm doch egal. Soll sie soviel starren wie sie will. Solange sie ihre vorlaute Klappe hielt war es ihm gleichgültig. Sie hob den Blick und sah ihm direkt in die Augen. Er hatte das ungute Gefühl, dass sie ihm direkt in die Seele blicken konnte.

“Wann sind wir da?”

“In etwas viereinhalb Stunden. Wenn du dich frisch machen willst, dahinten ist das Bad.”, er zeigte mit dem Finger in Richtung Bad und konzentrierte sich anschließend wieder auf sein Glas, gefüllt mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit.

Sie erhob sich und lief auf wackeligen Beinen auf das Bad zu. Öffnete die Tür und schloss sie hinter sich ab, so als hätte sie angst er könnte ihr folgen.

Sie ließ sich mehr Zeit als nötig und er gewährte  sie ihr, sie half ihm schließlich, zwar nicht freiwillig aber immerhin, das zu bekommen was er am meisten wollte. Seine Familie.

Die Entscheidung


Was soll ich jetzt tun? Abhauen kann ich schließlich nicht. Ich kann sowas nicht… Will es nicht! Ich muss hier raus.Ganz ruhig, Lilly. Beruhig dich. Du bist eine starke, emanzipierte Frau. Lass dich nicht unterkriegen. Und ihm darfst du deine Angst schon mal gar nicht zeigen.Schluss jetzt! Ich dreh durch! Jetzt führ’ ich schon Selbstgespräche.Ich klatschte mir eiskaltes Wasser ins Gesicht, was sich mit den Handschellen als ziemlich schwierig erwies, und trocknete mich mit dem Handtuch oberflächlich ab. Ich stieß die Tür auf und setzte mich lächelnd auf meinen Platz.

“Was werden Sie mit mir machen?”

“Gar nichts.”

“Nichts?”, überrascht blinzelte ich ein paar mal und schaute ihn verwirrt an.

“Nein. Ich werde gar nichts mit dir machen.”, dabei betonte er das ‘Ich’ besonders.

“Wer dann?”, wollte irritiert, mich hochgezogener Augenbraue wissen und musterte ihn skeptisch.

“Ich werde dich nur an Ethan weitergeben, dann hat er das Sagen. Und Ethan ist nicht so zimperlich wie ich.”

“Warum tun Sie mir das an? Wissen Sie, Sie zerstören nicht nur mein Leben, auch das meiner Familie. Ohne mich werden Sie bald kein Dach mehr über dem Kopf haben. Mein Vater hat keinen Job, meine Mutter gleich drei. Ohne mein Hilfe können sie nicht mal die Miete bezahlen. Ich hab zwei Schwestern und einen Bruder. Sie werden Schuld daran sein, dass ihr Leben den Bach runter geht. Ganz allein Sie! Nicht Ethan, er hat mich nicht entführt. Sondern Sie!”

“Das interessiert mich nicht.”

“Wie kann man nur so kalt sein?”Gleichgültig zuckte er mit den Schultern und lächelte dann.

“Glaub mir, ich habe keine Wahl.”

“Man hat immer eine Wahl.”

“Nein. Ich hatte nie eine. Wenigstens wird dein Leben nicht mehr ganz so erbärmlich.”

“Was meinen Sie damit?”

“Das wirst du schon sehen.”, er lächelte mich verwegen an.


Das mit ihrer Familie tat ihm leid, aber lieber ihre Familie als seine. Er würde die Leben hunderter Menschen zerstören, um die seiner Familie zu retten. Wenn er sich noch einen Fehler erlauben würde, würde Ethan nicht zögern und seine Familie töten. Dann hätte das Leben, sowieso keinen Sinn mehr.Er durfte kein Risiko eingehen. Nicht schon wieder.Zu viel hatte er bereits verloren.Er hoffte nur Lilian würde sich vor Ethan zu benehmen wissen, sonst würde er ihr höchstpersönlich den Hals umdrehen. Zu Anfang wirkte sie regelrecht unterwürfig, doch jetzt hatte sich das alles zu störrisch und aufmüpfig verwandelt.Kein guter Wandel, wenn es nach ihm ginge. Er sollte ihr noch einmal ganz deutlich zu verstehen geben, dass sie Ethan auf keinen Fall provozieren sollte, das würde uns unser aller Leben kosten.

“Hör mal Schätzchen, ich geb dir mal einen gut gemeinten Rat, leg dich nicht mit ihm an, das würde schlimm aus gehen, für uns beide.”

“Mein Gott! Sie haben Angst vor ihm. Das ist es doch, oder?”

 

Ja, es ist war. Er hatte panische Angst vor seinem Neffen, dem Monster. Wie er Ethan, insgeheim nannte. Sollte er das vor der Kleinen zugeben?
Er überwand sich und sagte schließlich: “Jeder hat vor etwas oder jemandem Angst.”

“Wovor haben Sie Angst?”

“Er hat meine Frau und meine zwei Töchter in seiner Gewalt.”

“Und Sie kriegen Sie nur wieder, wenn…?”

“Ich habe vor, dich gegen Sie einzutauschen und wenn er dich nicht will, werde ich sie nicht zurückbekommen.”

“Ist das wahr? Oder wieder nur eine weitere ihrer Lügen?”  


Sie glaubte ihm nicht. Aber konnte er ihr das verübeln. Wohl kaum.  

“Keine Lüge.”
Etwas in seinen Augen musste sie wohl überzeugt haben, denn sie nickte leicht und sah dann zu Boden.

“Ich werde Ihnen keine Schwierigkeiten machen, wenn Sie meiner Mutter jeden Monat einen Umschlag mit 1.000$ schicken… und nur dann werde ich tun was Sie von mir wollen.”

“Tausend Dollar? Das ist ein Witz oder?”, belustigt sah er sie aus seinen braunen Augen an.

“Sie werden das Geld erübrigen müssen, oder ich werde mich benehmen wie eine verrückte Furie.”

“Schätzchen, meine Schuhe kosten 1.000$ und ich hab mindestens zehn Stück davon.”  

“Also wird meine Mutter das Geld monatlich erhalten?”, hoffnungsvoll sah sie ihn an.

“Ich würde ihr jeden Monat einen Million überweisen. Solange ich meine Familie wiederhabe, ist mir das verdammte Geld egal.”

“Versprechen Sie es mir!”
  

“Sie wird es kriegen. Das schwöre ich beim Leben meiner Frau und meiner Kinder.”

“Danke.”

“Ich sollte jetzt wohl dir danken.”
Robert hatte mich zwar entführt, aber ich konnte doch nicht zulassen, dass seine Familie weiter in Gefahr schwebte. Ich sah weiterhin aus dem kleinen Fenster und betrachtete die wunderschöne Landschaft. Grün. Alles war grün. Die Felder, die Wälder und sogar die Seen, die ab und zu auftauchten.In der langen Zeit, in der ich aus dem Fenster starrte, hatte ich noch kein einziges Haus entdecken können. So als wäre das alles unbewohntes Land.

“Wir sind gleich da.”, Robert riss mich sanft aus meinen Gedanken und lächelte mich verlegen an.

“Wie lange haben Sie ihre Familie nicht mehr gesehen?”

“Fünf Jahre. Fünf unglaublich lange, und trostlose Jahre. Voller Schmerz und Verzweiflung.”

“Das tut mir leid.”

“Ist schon gut, Liebes. Du hast nicht Schuld an der ganzen Misere.”

“Und doch sitze ich hier.”, sagte ich etwas schärfer als gewollt.

“Das tut mir wiederum leid.”
Jetzt lachten wir beide und er legte eine seiner großen Hände auf meine.

“Ich kann mich nie in meinem Leben bei dir revanchieren.”

“Sie sorgen für meine Familie. Das ist Dank genug.”
Das Flugzeug setzte zum Landeanflug an und landete geräuschvoll auf einem betonierten Landeplatz.

“Es ist soweit. Komm.”
Robert erhob sich und half auch mir hoch.Die Treppe des Jets wurde ausgefahren und wir verließen eilig das Flugzeug. Eiligen Schrittes überquerte Robert, gefolgt von mir, das Landegate. Ein schwarzer Audi stand schon für uns bereit und der Fahrer, der ziemlich jung aussah, ich schätzte ihn so Anfang zwanzig, öffnete uns mit einer kurzen Verbeugung die Tür.

“Guten Tag Mister Ross. Sir Thys erwartet Sie schon. Er wünscht keine Verspätung.”

“Natürlich.”
Er machte mit der Hand eine Bewegung die wohl bedeuten sollte, dass er mir den Vortritt ließe. Der Geruch nach Leder stieg mir in die Nase und ich sog ihn in mich auf. Wie ich den Geruch von neuem Leder liebte. Ich bekam gerade so mit, wie Robert mich von der Seite musterte, als er sich schon wieder wegdrehen wollte.

“Was?”, fragte ich schmunzelnd.

“Ich bewundere dich.”

“Ähm, … danke?”, verlegen sah ich zu Boden.Robert packte sanft mein Kinn und zwang mich somit ihn anzusehen.

“Das meine ich ernst, Lilian. Nicht jeder wäre so stark wie du. Das ist bewundernswert.”
Immer wenn er mich ansah musste ich an seine Frau und seine Töchter denken.

“Wie heißen Ihre Kinder? Erzählen Sie mir bitte von ihnen.”

“Kira und Ayla. Das bedeutet Sonne und Mond. Sie sind zweieiige Zwillinge und verschieden wie Tag und Nacht. Kira ist offen, lebensfreudig und kaum zu stoppen, wenn sie sich etwas in den Kopf setzt. Jeder liebt sie, ihre Art wie sie spricht, lacht, sich allgemein verhält.

”Ich wagte es nicht ihn zu unterbrechen. Eine einzelne Träne stahl sich aus seinem Augenwinkel und kullerte über seine Wange. Der Blick war in die Ferne gerichtet. Dann fuhr er fort.

“Ayla hingegen ist ruhig, verschlossen und gern allein. Sie liebt die Natur, ganz besonders die Stunden nach dem Regen. Wenn der Nebel sich lichtet, die Luft immer noch feucht ist, das Gras grüner denn je und in der Sonne glitzert. Stundenlang sitzt sie draußen, liest einfach ein Buch oder lauscht dem Gesang der Vögel. Sie sind jetzt siebzehn Jahre alt. Fünf davon hab ich an Ethan verloren.

”Seine Augen haben einen traurigen und gleichzeitig wütenden Ausdruck angenommen. Ich konnte ihn verstehen, er vermisste sie, so wie ich meine kleinen Schwestern und meinen Bruder aufs Schmerzlichste vermisste. Es fühlte sich an als ob ich nicht vollständig wäre. Ein Schatten meiner Selbst.Als Robert sich wieder mir zu wandte und mein Gesicht studierte, meinte er:

“Ich bin keinen Deut besser als er. Auch ich hab dir deine Familie genommen. Ich verdiene es gar nicht sie wiederzusehen.”, beschämt senkte er seinen Kopf und ließ die Schultern hängen. Er hatte es mit solch einer Verachtung ausgesprochen, dass ich kurz zusammengezuckt war.Kopfschüttelnd legte ich eine Hand beschwichtigend auf seinen Oberarm.

“Es ist schon gut Robert. Alles ist gut.”
Er sah mich an und nickte nach endlos langen Minuten. Er straffte seine breiten Schultern wieder und lächelte mich schüchtern an.

“Ich hab noch nie jemandem nach so kurzer Zeit so vertraut, wie dir.”
Der Wagen wurde langsamer und blieb schließlich stehen. Es vergingen kaum Sekunden als die Tür neben Robert geöffnet wurde und er ausstieg. Er reichte mir die Hand und somit stieg auch ich mit seiner Hilfe aus dem Wagen.Staunend betrachtete ich meine Umgebung. Ein gigantisches Haus, na ja eher Villa, ragte vor mir empor. Es war keine dieser modernen Villen, weiß und quadratisch. Sie bestand aus braun-rötlichen Backsteinziegeln und grüne Pflanzen umrahmten das Haus. Es sah dadurch nicht heruntergekommen aus, sondern versprühte seinen ganz eigenen Charme und versetzte einen Jahrzehnte zurück in die Vergangenheit.Egal wohin man sah, außer dem Haus, sah man nichts außer Wälder, Felder und Berge. Berge. Ich liebte Berge. Sie verliehen einem ein Gefühl von Freiheit. Nicht so wie die Stadt, die einen regelrecht erdrückte. Kaum ein grünes Fleckchen, mal abgesehen vom Park.Ich sog noch einmal die erfrischend saubere Luft in meine Lungen und atmete geräuschvoll aus.

“Hier ist es wunderschön. Mir fehlen... die Worte.”

“Der Schein ist manchmal trügerisch. Lass uns reingehen.”

“Warst du hier schon mal?”, fragte ich ihn interessiert.

“Er hat viele solcher Häuser. Abgelegen, meine ich. Aber hier war ich noch nie.”
Eine Frau Ende vierzig kam auf uns zu und lächelte mich an.

“Mister Thys wünscht Sie in zehn Minuten zu sehen. Folgen Sie mir, bitte.”
Mit eiligen Schritten ging sie voran und brachte uns in eine Art Salon, der wie ein Wohnzimmer aussah. Eine große weiße Couch stand mitten im Raum. Ein Kamin zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich liebte Häuser in diesem Stil. Einfach umwerfend. An den Wänden hingen einzelne Bilder. Und zwei Wände bestanden komplett aus Glas. Man hatte eine traumhafte Aussicht auf einen See. Das Wasser unglaublich klar. Alles hier war so schön und wirkte geheimnisvoll auf mich.

“Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen?”, fragte die äußerst zierliche Frau, bei der man Angst hatte, dass sie allein durchs Ansehen entzwei brach.

“Ein Wasser wäre schön. Danke.”
Sie lächelte mich nickend an und sah dann zu Robert.

“Danke. Ich hab keinen großen Durst.”“Sehr wohl.”, schwungvoll drehte sie sich um und wirbelte davon.


Zehn Minuten. Bah. Das sind mindestens schon zwei Stunden gewesen. Dieser Ethan glaubte wohl auch wer er war, seine Gäste einfach so auf sich warten zu lassen.Die Tür wurde geöffnet und ein gut aussehender Mann im Anzug kam strikt auf uns zu. Ich bemerkte wie Robert sich neben mir versteifte und warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Das ist er also, Ethan Thys. So furchteinflösend sah er gar nicht aus. Eher göttlich. Seine schwarzen Haare fielen ihm verwegen in die Stirn und sein markantes Gesicht strahlte merklich Dominanz aus. Er war gut gebaut und man konnte seine Muskeln unter seinem weißen Hemd erahnen. Das auffälligste, garantiert die Augen. Ein strahlendes Blau, vermischt mit mit einem hellen Grau.

“Onkel. Was kann ich für dich tun?”

“Ich will sie wieder haben, Ethan.”, sagte Robert unverblümt, ohne Worte des Grußes.

“Das hab ich mir beinahe gedacht. Und du denkst ich geb sie einfach so her?”, amüsiert sah er Robert an und schüttelte grinsend den Kopf.Robert schob mich in Ethans Blickwinkel und dessen Augen wanderten prüfend an mir herunter.

“Du hast würdigen Ersatz gefunden wie ich sehe.”, der Satz kam eher verachtend rüber und triefte nur so von Spott.

“Du verstehst nicht. Sie ist der Tausch gegen sie.”
Ethan brummte etwas unverständliches und meinte dann:

”Eine gegen drei. Nicht sehr fair, findest du nicht auch, Liebes?”
Er sah mir direkt in die Augen und wartete auf meine Reaktion.

“Gut. Wenn du sie nicht willst, dann nimm ich sie gern wieder mit.”

“Versuch erst gar nicht mich zu manipulieren, Onkel. Das wird nicht funktionieren. Tausch akzeptiert. Aber du bekommst nur zwei von ihnen. Für wen wirst du dich entscheiden?”
Roberts Nägel krallten sich fest in mein Fleisch und ich stöhnte vor Schmerz auf.

“Du elender Bastard. Ich werde mich nicht entscheiden.”

“Wie du wünschst. Dann bleiben alle hier. Sie auch.”, er deutete auf mich und grinste hämisch. So ein Drecksack. Wie kann man nur so ein Arschloch sein?

“Ich will meine Frau!”, sagte Robert schnell und sah beschämt zu Boden.

“Deine Frau also.  Und für welches der beiden niedlichen Mädchen wirst du dich entscheiden. Kira, Ayla, Ayla, Kira. Schwierige Entscheidung. Nicht wahr, mein Lieber? Aufgedrehter Sonnenschein oder das junge, stille Tülpchen? Ich habe längst entschieden, du auch?”

Ethan tat so als würde er zwei unterschiedlich schwere Gewichte in der Hand halten und ihr Gewicht herausfinden wollen.

“Kira.”

“Ja, Kira. Du hattest sie schon immer lieber. Sie ist dir ähnlicher als Ayla und wir wissen ja, wen du am meisten liebst. Nicht Robert? Dich. Es ging immer nur um dich.”

“Ich hab mich geändert Ethan.”, sagte Robert schlicht.
Ich war geschockt. Er hatte sich für eines seiner Kinder entschieden und somit gegen das andere. Wie konnte er nur?

“Die Tatsache, dass du ein Mädchen hierher schleppst und gegen zwei Mitglieder deiner Familie eintauschst, sagt schon alles, oder?”
Ja! Es sagte alles. Er hatte Recht.

Familienwiedervereinigung

“Gut. Sie gegen Kira und Sharon. Wenn sie überhaupt noch mitkommen wenn die von deiner Entscheidung erfahren haben.”

Kurze Zeit später sprach er mit einer kleinen rundlichen Frau, die vor der Tür stand. Als diese aus der Tür verschwunden war musterte Ethan mich ausgiebig.

“Also Liebes, wie heißt du?”

Ich senkte demonstrativ den Kopf und ignorierte seine Frage. Als ich den Kopf nach einiger Zeit wieder hob, sah ich in Roberts flehendes Gesicht.

Meinen Stolz ignorierend sagte ich schließlich leise: “Lilian”

“Lilian also. Dreh dich mal für mich.”

Als ich mich auf Gedeih und  Verderben nicht präsentieren wollte kam er auf mich zu, packte grob mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen.

“Hör mal gut zu. Du wirst gefälligst gehorchen, wenn ich dich um etwas bitte. Haben wir uns verstanden? Du gehörst jetzt mir!”, fuhr er mich gereizt an und betonte den letzten Satz, der mir am meisten Angst machte, noch auffällig herrisch.

Irgendwie erinnerte er mich in diesem Augenblick, an Marcel, meinen Exfreund. Ich war etwa vierzehn als ich ihn kennenlernte. Es gab kaum ein Mädchen, das nicht hinter ihm her war oder glaubte in ihn verliebt zu sein. Mir ging es da nicht anders. Ich war in ihn verknallt, doch da kannte ich den echten Marcel noch nicht. Als er begann sich für mich zu interessieren wurden wir ein Paar. Die ersten Monate unserer Beziehung, war ich der glücklichste Mensch der Welt. Er trug mich auf Händen und las mir jeden Wunsch von den Augen ab. Doch schlagartig schien er sich verändert zu haben. An dem Abend, als seine Eltern in der Oper waren, waren Marcel und ich allein in seinem Zimmer. Wir lagen in seinem Bett und redeten über unsere Freunde, meinen kommenden Geburtstag, sein gewonnenes Fußballspiel, als er plötzlich meinte ich sei des schönste Mädchen, das er je gesehen hatte. Er hatte mein Gesicht in seine Hände genommen und mich zärtlich geküsst. Dann hatte er mich mit seinem Gewicht in die Matratze gedrückt und hielt mich unter sich gefangen. Anfangs hatte ich es noch genossen, von ihm begehrt zu werden, doch als er seine Hand unter mein Shirt schob, bekam ich Panik. Ich hielt seine Hand fest, doch er hörte nicht auf, er dachte wahrscheinlich mir würde es gefallen. Als ich ihn von mir wegstoßen wollte, schloss er seine Hände um meinen Hals und drückte zu. Zum Glück hatten seine Eltern die Karten für die Oper zu Hause vergessen und wollten sie holen und anschließend nochmal nach uns sehen. Als seine Mutter das Zimmer betrat und sah, dass Marcel mir die Luft abschnürte, hat sie ihn gepackt und von mir runtergezogen. Ich hatte ihm vertraut und jetzt hatte Ethan den gleichen Ausdruck in den Augen, wie Marcel, während er mich fast erwürgt hätte.

“Was wenn ich dir nicht gehorche?”, fragte ich verächtlich und versuchte meine Angst hinter einer aufmüpfigen Fassade zu verstecken.

Der Griff um mein Kinn wurde fester und er starrte mich aus verärgerten Augen an.

“Du wirst bestraft. Es war noch nie klug mich zu reizen. Frag doch mal meinen lieben Onkel. Der kann dir das bestätigen.”

Er ließ von mir ab und trat zwei Schritte zurück. “Und jetzt, drehen!”, befahl er mit autoritärer Stimme.

Langsam drehte ich mich um meine eigene Achse, ich stolperte über meine Füße und rutschte aus. Verzweifelt ruderte ich mit meinen Armen, um mein Gleichgewicht wieder zu finden. In dem Augenblick packte mich Ethan unsanft am Oberarm und sorgte somit dafür, dass ich wieder stillstand.

"Sie kann sich ja nicht mal im Kreis drehen, was soll ich mit der machen?"

"Was weiß ich? Sie gehört dir. Mach mit ihr was du willst.", schnauzte Robert gereizt. Man konnte ihm die Ungeduld, regelrecht ansehen. Er will endlich seine Familie wieder haben. Auch wenn es mich ein winziges Bisschen verletzte, dass es ihm egal war was mit mir passierte.

"Ich kann sie nicht gebrauchen, Robert! Verschwinde und nimm das da gefälligst auch mit!", er deutet auf mich und dann auf die Tür.

Das reicht jetzt! Wer glaubt er, wer er ist. Er hat bestimmt nicht das Recht über mich zu urteilen.

"Hör mal gut zu, Ethan! Ich wollte garantiert nicht hier her kommen und deine kleine Sklavin sein und mich einem egozentrischen, rücksichtslosen und selbstsüchtigen Arschloch unterwerfen! Wenn du das denkst bist du doch dümmer als ich dachte.”

Sein Handrücken traf hart meine Wange und ein übler Schmerz durchzuckte meine rechte Gesichtshälfte. Ich konnte gerade noch verhindern, dass meine Hand über meine Wange rieb. Aus hasserfüllten Augen starrte ich ihn an, sagte aber kein Wort.

“Du bringst mir ein solch freches Gör? Warum kein kleines schüchternes Mädchen, das bei jedem meiner Worte zusammenzuckt und heult wenn ich sie anschreie?”, er fixierte wieder Robert, ließ meinen Arm jedoch nicht los.

“Als ich sie ausgewählt habe, war sie so ein Mädchen. Oder erweckte jedenfalls den Anschein danach.”

“Hm.”, machte Ethan nur und runzelte die Stirn.

In dem Moment klopfte es an der Tür.

“Herein!”, rief mein Gegenüber ohne seinen Blick von mir zu nehmen.

Langsam ging die Tür auf und eine elegant gekleidete Frau betrat den Raum. Zu dem bunten Sommerkleid trug sie knallig rote High Heels und hatte ihre ihre blonden Haare zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden.

Als ihr Blick durch durch den Raum glitt, blieb er an Robert hängen. Ihre Augen weiteten sich schlagartig und sie blieb wie angewurzelt stehen.

“Robert.”, flüsterte sie leise.

Als Robert sie anlächelte, stürmte sie auf ihn zu und stürzte sich regelrecht in seine Arme. Nachdem sie viele kleine Küsse auf seinem Gesicht verteilt hatte nahm sie sein Gesicht in ihre zarten Hände und betrachtete ihn lange.

“Du hast mir so gefehlt, Robert.”, plötzlich schluchzte sie auf und die Tränen rollten über ihre Wange.

Robert zog sie in seine Arme und versuchte sie zu trösten. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, bis ich merkte wie Ethan neben mir genervt aufstöhnte. Augenblicklich verschwand mein Lächeln wieder.

“Sharon, wo sind Kira und Ayla?”

Angesprochene drehte sich zu Ethan um, ließ Robert jedoch nicht los.

“Sie wollten jedem Moment kommen.”

Die Tür wurde aufgerissen und eine kleine blonde Frau tänzelte in den Raum. Diese kleine, aufgedrehte Person, zog die Aufmerksamkeit aller Personen im Raumes auf sich, sodass niemand das ruhige Mädchen bemerkte das nach ihr den Raum betreten hatte.

“Ethan. Was ist los?”, fragte die Blonde lächelnd.  

Ihre Reaktion fiel anders aus als ich dachte. Sie flüsterte nur irgendetwas, das wie ‘endlich’ klang und lief direkt in Roberts Arme. Der drückte seine Tochter fest an sich und flüsterte liebevolle Worte in ihr Ohr.

“Dad. Was machst du hier?”

“Ich bin hier um euch abzuholen.”

“Wir ziehen wieder in die Stadt? Na Gott, sein Dank. Es ist hier ziemlich langweilig.”,sagte sie euphorisch. Na ja, wenn das ihr größtes Problem war, konnte es ihr hier gar nicht so schlecht ergangen sein.

Als Robert auch das andere Mädchen sah, lief er auf sie zu und wirbelte sie im Kreis herum.

Das Mädchen kicherte verlegen und flehte, dass er sie runterlassen möge.

Sie war definitiv die Schönste der dreien. Ihre Figur war schlank und sie kam definitiv nach Robert, der ebenfalls großgewachsen war, wie sie. Sie hatte dunkelblondes Haar und dunkle blaue Augen. Ihre Augen erinnerten mich an einen dunklen, blauen See bei Nacht, in dem sich der Mond, in einer sternenklaren Nacht spiegelte. Sie war bezaubernd.

“Ich will eure Familienwiedervereinigung ja nicht stören, aber ihr werdet nicht alle mit ihm fortgehen.”, warf Ethan ein.

Sharon stellte sich zu Robert und Ayla und fragte: “Was redest du da Ethan?”

“Robert hat nur zwei von euch ‘freikaufen’.”

Sie warf Robert einen verwirrten Blick zu, der senkte jedoch nur beschämt den Kopf.

“Was meinst du damit?”, wollte sie jetzt wissen.

“Sie, gegen dich und Kira. So lautet unsere Vereinbarung.”

Sie sah Robert geschockt an und entfernte sich zwei Schritte von ihm.

“Das hast du nicht getan, oder Robert? Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist und du dich nicht gegen Ayla entschieden hast!”

“Was hätte ich denn machen sollen, Shar? Er hat gesagt, dass ich entweder nur zwei von euch mitnehmen soll, oder gar keine?”, versuchte sich Robert verzweifelt zu verteidigen. Er griff nach ihrer Hand und streichelte sie besänftigend.

“Du hättest dich nicht entscheiden sollen, sondern einfach wieder verschwinden”, schrie Sharon ihn an.

“Ich konnte nicht. Tut mir leid.”

Plötzlich fiel die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss und alle Anwesenden, mit Ausnahme Ethan, zuckte zusammen.

“Du solltest jetzt gehen, Robert!”, sagte Sharon hart und entzog ihm ihre Hand.

“Nicht ohne dich, Shar.”, sagte er und wollte auf sie zugehen, doch sie wich zurück.

“Ich werde nicht ohne meine Kinder, von hier weggehen. Ich kann-”

“Ihr solltet eure Sachen packen. Noch vor Mitternacht verlässt ihr mein Haus!”, fiel Ethan ihr ins Wort und wollte den Raum verlassen, doch Sharon hielt in am Arm fest.

“Das kannst du nicht machen Ethan. Du kannst uns doch nicht rausschmeißen!”“Das würde ich nie tun, Shay. Aber ich will das Robert umgehend mein Haus verlässt und er wird euch mitnehmen. Ich halte mein Wort. Immer.”

Sie schniefte und nickte dann.

“Lass mich Ayla mitnehmen. Bitte Ethan. Du willst sie doch nicht von ihrer Schwester und mir fernhalten, oder?”“Nein. Sie bleibt hier. Du und Kira, ihr könnt sie immer besuchen kommen. Du hast mein Wort.”

“Nein. Nein. Nein. Das kannst du mir nicht antun.”

Sie trommelte mit ihren kleinen Fäusten auf Ethans Brust. Ihn schien das nicht im geringsten zu stören und ließ sie gewähren. Doch Robert schlang die Arme um die Taille seiner Frau und zog sie von ihm weg. Sharon brach in seinen Armen zusammen, nur Roberts kräftige Arme hielten sie aufrecht und verhinderten, dass sie zu Boden ging.

Es musste schrecklich für sie sein, zu wissen, dass sie ihre Tochter nicht immer bei sich haben konnte. Sie glich einem Häufchen Elend, wie sie schlaff in Roberts Armen lag und vor Verzweiflung schluchzte.

Ethan zerrte an meinem Arm und ich stolperte hinter ihm her. Zügig verließ er den Raum, leise schloss er hinter mir die Tür.

“Wo bringst du mich hin?”

“Auf dein Zimmer.”, sagte er schlicht und ohne Gefühlsregung.

“Mein Zimmer?”

“Als Schlafzimmer wird für gewöhnlich ein Raum bezeichnet, indem sein Bewohner die Nacht verbringt.”

“Pah. Als wüsste ich das nicht selbst.”, fauchte ich ihn gereizt an.

Gelangweilt zuckte er mit den Schultern und bog an einer Verzweigung rechts ab.

Verstohlen musterte ich ihn von der Seite. Sein Gang war wirklich elegant. Neben ihm muss ich ja wie eine verrückte Vogelscheuche aussehen.

“Hör auf zu starren! Sonst fällst du noch hin.”, ermahnte er mich und bog nochmal rechts ab. Das Haus ist gigantisch. Jeder Flur war mir Licht überflutet und strahlte eine besondere wärme aus.

“Warum hast du Robert nicht seine ganze Familie zurückgegeben?”, fragte ich interessiert.

“Das geht dich nichts an.”, fuhr er mich an.

Jetzt stiegen wir eine riesige Treppe aus Marmor empor. Ethan wollte schon in eine Richtung davonlaufen als ich ein leises Wimmern vernahm. Ich folgte dem immer lauterwerdendem Wimmern, vor einem roten Vorhang aus Samt blieb ich stehen. Langsam zog ich den Vorhang beiseite und sah Ayla auf dem Boden vor dem Fenster sitzen. Mit beiden Armen hatte sie die angezogen Beine umfangen schaukelte wie in Trance vor und zurück.

Leise kniete ich mich neben sie, doch Ayla schien mich gar nicht zu bemerken.

“Ayla?”, ich rüttelte sie sanft an der Schulter und lächelte sie an, als sie mich aus verheulten Augen ansah.

“Wer bist du?”, fragte sie verwirrt.

“Lilly. Ich weiß wie du dich fühlst. Von der ganzen Welt verraten und von keinem geliebt. Aber Ayla, das ist nicht wahr. Dein Vater liebt dich über alles. Er hat mir von dir erzählt. Deiner Verbundenheit zur Natur, deiner Liebe zu Büchern und deiner inneren Ruhe. Er hat dich so sehr vermisst die letzten fünf Jahre. Es ist ihm alles andere als leicht gefallen, dich zurückzulassen, das musst du mir glauben.”

“Keiner liebt mich...Das...das… war schon immer so. Kira, schon. Kira lieben alle.”

“Ich habe hier bis jetzt noch keinen Menschen getroffen, der dich nicht liebt. Sogar Ethan liebt dich über alles. Ich hab es in seinen Augen gesehen als du vorhin den Raum verlassen hast, er-”

Mit Schwung wurde ich auf die Beine gerissen und ein wütender Ethan starrte mich an.

“Was soll das? Ich hab dir weder erlaubt, einfach so durch mein Haus zu laufen, noch mit ihr zu reden.”

“Das ist doch alles deine Schuld! Robert, Sharon, Kira und Ayla. Alle in deiner Nähe sind unglücklich.”

Er verpasste mir eine schallende Ohrfeige und zog mich ohne ein weiteres Wort hinter sich her. Meine Wange brannte höllisch und man konnte sicher seine Hand, in Form eines roten Handabdrucks auf meiner Wange erkennen. Er stieß eine weiße Tür unsanft auf und schubste mich genauso unsanft hinterher.

“Darüber reden wir später, ich muss mich jetzt darum kümmern, dass dein ach so toller Robert endlich verschwindet wenn ich noch einmal seinen Namen höre, gibt es Tote. Und aus deinem Mund will ich seinen Namen erst recht nie wieder hören. Du gehörst mir. Mir ganz allein!”, krachend fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.

Desto schlimmer der Besitzer dieses Hauses zu sein schien, desto schöner war das Haus. Mein Zimmer beinhaltete ein großes Doppelbett aus Holz und einen dazupassenden Schreibtisch und Schrank, der zu bersten gefüllt mit Klamotten war. Eine der Wände war wie im Salon im Erdgeschoss komplett aus Glas. Das liebte ich besonders an dem Haus, das viele Licht. An mein Zimmer grenzte ein Badezimmer, das wie für mich gemacht schien. In den Boden war eine Badewanne eingelassen, beim genaueren Betrachten fiel einem auf, dass es ein Whirlpool war. Auch hier traf man auf die, in diesem Haus wohl übliche Glaswand. Ich stellte es mir himmlisch vor hier in der Wanne zu liegen und einfach das atemberaubende Panorama zu bewundern.

Zu der Traumwanne befand ich auch noch eine gigantische Dusche, die locker für drei Personen reichte, im Badezimmer. Das war zwar alles toll, aber von den Kosten mal abgesehen, schadet das auch der Umwelt.

Aber einem Mister Thys, komischer Name übrigens, scheint das alles egal zu sein. Die einzigen Gefühlsregungen, die er zeigt sind in aller erster Linie: Wut. Ihn scheint zudem noch alles und jeder zu langweilen.

Verächtlich schnaubte ich und setzte mich vor dem Fenster auf den Boden.

Die Nummer vorhin mit Ayla war wirklich aller unterste Schublade, der Kerl sollte sich was schämen.

Müde blinzelte ich in die untergehende Sonne und lehnte mein Gesicht gegen die vergleichsweise kühle Scheibe. Als meine immer noch kribbelnde Wange das kühle Glas berührte, zuckte ich kurz zusammen, entspannte mich aber schnell wieder.

Meine Augen wurden  immer schweren und fielen in unregelmäßigen Abständen immer wieder zu.

Wie lange bin ich schon auf den Beinen? Bestimmt über zwanzig Stunden. Entführungsopfer scheinen nicht besonders viel Schlaf zu bekommen.

Immer noch gegen das Fenster im Bad lehnend, schlief ich schließlich ein. Und fiel in einen ruhigen, traumlosen Schlaf.

Bestrafung und Regeln

Mmmmmh. Ich rutschte ab und knallte mit voller Wucht mit dem Kopf auf den Boden. Benommen setzte ich mich auf, strich über die immer größer werdende Beule und rieb mir anschließend die Augen. Verdammt. Wo bin ich? Ich sah mich im Raum um und erinnerte mich.

Ach ja, bei Ethan.

Ich bin doch tatsächlich im Badezimmer eingeschlafen.

Mühsam rappelte ich mich hoch und streckte mich erstmal ausgiebig. Ich spürte jeden einzelnen meiner Knochen. War wohl doch keine so gute Idee mich vor lauter Müdigkeit im Bad auf den Boden zu setzen.

Ein warmes Bad, würde jetzt Wunder wirken. Warum eigentlich nicht? Jetzt musste ich mir ja keine Sorgen, um zu hohe Wasserrechnungen mehr machen.

Entschlossen ließ ich heißes Wasser in die Wanne und entledigte mich meiner Kleidung. Der Dampf stieg auf und verbreitete sich im Badezimmer.

Langsam ließ ich mich ins Wasser gleiten, bis das Wasser mir bis zum Hals reichte. Anfangs brannte das heiße Wasser auf meiner Haut, doch ich gewöhnte mich schnell an die wohltuende Hitze. Verträumt schloss ich die Augen, hielt die Luft an und tauchte schließlich auch mit dem Kopf unters Wasser. Unter Wasser öffnete ich die Augen und starrte an die Decke. Dieses Gefühl hatte ich schon als kleines Kind immer geliebt. Es fühlte sich so an, als ob man die Welt aus einer riesigen Blase aus Wasser wahrnehmen konnte. Die Stille unter Wasser beruhigte mich auf eine Weise, die nichts anderes in mir hervorrufen konnte.

Plötzlich tauchte ein Gesicht über meinem auf und musterte mich. Ich verschluckte mich und tauchte prustend auf.

Ich hustete und gurgelte, bis meine Lungen sich wieder mit Luft füllten.

“Wolltest du dich ertränken oder was?”, fragte mich ein verärgerter Ethan, der am Wannenrand in die Hocke gegangen war.  

“Raus da!”, meinte er sauer und wollte nach mir greifen. Diesmal war ich jedoch schneller und wich abrupt aus.

“Ich wollte mich nicht umbringen, sondern baden.”, versuchte ich mich zu verteidigen.

“Ja das hab ich gesehen. Du warst ganze Minuten da unten.”, fuhr er mich gereizt an.

“Ich konnte die Luft schon immer lange anhalten.”, erwiderte ich schulterzuckend.

“RAUS!”,schrie er jetzt ungehalten.

Generft erhob ich mich und stiegt über die Stufen aus der Wanne hinaus. Die Mühe, meine Brüste und meinen Intimbereich zu verdecken machte ich mir erst gar nicht, er hatte mich sowieso schon nackt gesehen.

Ungeniert musterte er mich und begutachtete meinen Körper.

“Bekomme ich ein Badetuch, oder soll ich an der Luft trocknen”,fragte ich scheinheilig lächelnd und sah ihm direkt in die Augen.

“Im Schrank”, sagte er und folgte mir auf Schritt und Tritt.

Nachdem ich ein Handtuch um meinen Körper und das andere um meinen Kopf geschlungen hatte, wurde ich plötzlich von hinten gegen die kühle Wand gepresst.Ich konnte deutlich Ethans muskulösen Körper an meinem Rücken spüren.

“Wenn du noch einmal versuchst mir zu entkommen, sei es mir ausweichst oder nochmal versuchst dich umzubringen, werde ich dich bestrafen. Klar?”, flüsterte er mir zu und knabberte

an meinem Ohrläppchen.

“Ich wollte… aaah… mich NICHT umbringen!”, versicherte ich ihm abermals, wurde aber von seiner dreisten Hand, sie sich unter mein Handtuch geschoben hatte abgelenkt. Er malte kleine Kreise um meinen Kitzler, ohne ihn jedoch zu berühren. Mein Becken wölbte sich ihm ungewollt entgegen und ich stöhnte leise. Zwischen meinen Beinen hatte sich eine, mir unbekannte, Nässe breitgemacht.

Was mach dieser Kerl nur mit mir? Du darfst das nicht, Lilly. Er hält dich gegen deinen Willen hier fest. Aber es fühlt sich so gut an, so befriedigend.

“Du bist genau, wie alle anderen. So bereit und gewillt, dich mir hinzugeben”, sagt er fast schon wütend.

Diese zwei Sätze kickten mich wieder zurück in die Realität. Mit all meiner Kraft stieß ich ihm meinen Ellenbogen zwischen die Rippen. Überrascht keuchte er auf. An den Schultern drehte er mich zu sich und sah mich ernst an.

“Das war ein Fehler.”, sagte er und zog mich an den Haaren mit sich aus dem Bad.

Grob schubste er mich auf Bett und folgte mir auf dem Fuß. Er kniete sich zwischen meine Beine und küsste mich hart auf den Mund. Seine Zunge drängte sich brutal in meinen Mund und ignorierte meinen Widerstand. Ich wollte in wegschubsen, doch er packte meine Hände mit einer Hand und fixierte sie über meinem Kopf. Mit der anderen Hand löste er mein Handtuch und warf es in irgendeine Ecke. Immer wieder versuchte ich ihn von mir zu stoßen, doch er ließ nicht von mir ab, sondern verstärke seinen Griff sogar noch. Als ich versuchte ihm mit dem Knie in seinen Schritt zu treten, stöhnte Ethan laut auf. Mein Knie verharrte zwischen seinen Beinen und spürte seine Härte.

“Je mehr du dich wehrst, desto schlimmer wird es. Genies es einfach.”, sagte er, als sei es was ganz normales, dass er mich gleich vergewaltigen und mir meine Unschuld rauben würde.

Ja, ich war noch Jungfrau. Es war einfach nie soweit gekommen, obwohl ich das in dem Moment gerne geändert hätte.

Dass ich abgelenkt war, schien ihm gar nicht zu gefallen, deshalb knetete er eine Brust mit seiner freien Hand und saugte an der anderen.

Er knabberte an meinen Brustwarzen und saugte immer wieder an ihnen, bis sie sich ihm klein und hart entgegenreckten.

Ich wollte mich unter ihm wegrollen, doch er hielt mich eisern fest.

“Ich weiß, dass es dir gefällt. Versuch gar nicht es zu leugnen.”, meinte er und ließ von meinen Brüsten ab. Er ließ seine Hände über meinen Körper wandern und verweilte zwischen meinen Beinen. Er strich immer wieder über meinen empfindlichsten Punkt, bis ich mir ein Stöhnen nicht mehr verkneifen konnte und mich mit meinen Hände in Ethans Haar krallte.

Ethan begann sich auszuziehen und immer mehr Kleidungsstücke landeten auf dem Boden neben dem Bett. Als er komplett ausgezogen war, zog er mich an der Taille zu sich und drang mit einem schnellen, harten Stoß in mich ein.

Ich schrie vor Schmerzen auf und die Tränen rannen ungehalten über meine Wange. Ethan hielt inne und wartete bis ich mich an seine Größe gewöhnt hatte.

“Bitte hör auf.”, flehte ich ihn stumm an.

Doch er dachte gar nicht daran sich aus mir zurückzuziehen. Er strich mir eine Haarsträne aus dem Gesicht und meinte: “Schhhh. Es wird bald aufhören, Liebes.”

Ich schüttelte den Kopf und weinte stumm weiter.

“Nein. Bitte… es tut weh.”

“Bestrafungen tun immer weh, Kleines.”

Er wartete noch einen Moment ab und begann sich wieder sich in mir zu bewegen. Diesmal langsam, so als ob er mir nicht wehtun wollte.

Nach etlichen schmerzvollen Stößen, wurde es besser und tat nicht mehr weh. Ohne dass ich es wollte entlockte er mir sogar ein Stöhnen und ich warf den Kopf zurück. Meine Atmung kam abgehackt und unregelmäßig. Ethans Stöße wurden immer kräftiger, trieben mich immer weiter auf die erlösende Klippe zu und mein verräterischer Körper fing an zu beben.

Mein Unterleib  zog sich um ihn zusammen und massierte ihn von innen, sodass auch er aufstöhnte.

Mit einem lauten Schrei kam ich und Ethan folgte mir nach einigen Stößen über die Klippe und entlud sich in mir.

Er zog sich aus mir zurück, rollte sich von mir runter und blieb ruhig neben mir liegen.

Ich zog die Bettdecke bis unter mein Kinn, meine Beine umschlang ich mit meinen Armen.

“Das war… großartig.”, sagte Ethan in die unangenehme Stille.

Abrupt drehte ich mich zu ihm um und sah ihn entgeistert an. Dann sprang ich, wie Gott mich schuf aus den Bett und baute sich vor mir auf.

“Großartig? GROßARTIG? Das war alles andere als großartig. Grausam, schmerzvoll und egoistisch von dir, trifft es wohl eher. So habe ich mir meine Entjungferung gewiss nicht vorgestellt!”, hielt ich ihm vor und fuchtelte wie eine Verrückte mit den Armen herum.

Ethan richtete sich auf und sah mich skeptisch an.

“Warte mal. Du warst noch Jungfrau?”

“Was dachtest du denn? Ich hätte nur gelogen, als ich sagte ich hätte Schmerzen?”

“Warum hast du es mir nicht gesagt?”, fragte er. Und war schon wieder wütend.

“Hätte es was geändert?”, fragte ich schlicht.

“Ja, verdammt. Das hätte es.”

“Hättest du mich dann nicht trotzdem irgendwann vergewaltigt?”, fragte ich mit, vor Zorn rotem Gesicht.

“Ich wäre vorsichtiger gewesen und hätte mir eine andere Strafe überlegt. Das hast du dir selbst zuzuschreiben.”

“Jetzt bin auch noch ich Schuld”, sagte ich seufzend, “Robert sagte du seist ein Monster. Ich wusste ja nicht wie recht er hat. Sonst wäre ich nicht so widerstandslos, mit ihm hier her gekommen.”

“Moment. Was hat Robert dir erzählt, dass du freiwillig mit ihm gekommen bist? Und warum um alles in der Welt vertraust du ihm?”

“Na ja, … so ganz freiwillig war das nicht. Wir… äh… saßen schon im Flugzeug hierher. Da hat er hat mir, von seiner Familie erzählt und von dir.”

“Was hat dieses miese Schwein jetzt schon wieder für Lügen über mich verbreitet?”

“Gar keine.”

“Das lassen wir mal so dahingestellt. Zu meiner Frage. Warum vertraust du ihm?”

“Er hat… er hat mir versprochen, dass er sich um meine Eltern und Geschwister kümmert.”

Entgeistert starrte er mich an und brach dann in schallendes Gelächter aus.

“Was?”, ich stieg wieder ins Bett und schlug in auf die Schulter.

Er packte meine Handgelenke, drehte uns in einer geschmeidigen Bewegung und blieb auf meinem Bauch sitzen.

“Glaub mir Kleines, er wird niemandem helfen. Außer sich selbst.”, versicherte er mir ernst.

“Er hat mir versprochen, meiner Familie monatlich tausend Dollar zu schicken. Er hat es mir versprochen. Er hat es versprochen. Versprochen.”, wiederholte ich wie ein Mantra.

"Robert hält keine Versprechen. Hat er noch nie." Plötzlich wurde er richtig wütend.

"Er Hat Angst vor dir. Warum?", versuchte ich in abzulenken, da er immer noch auf mir saß und ich Angst hatte, es könnte sich das von vorhin wiederholen.

"Was weiß ich. Es geht dich auch nichts an.", er erhob sich streifte sich Shorts und Jeans über.

Während er, sich bückte und sein Shirt aufhob, zog ich das Handtuch von meinem Kopf und schüttelte meine großen Locken durch.

Ethan richtete sich auf und starrte mich an.

“Was ist das da?”, fragte er und deutete auf mein Haare. Verwirrt fuhr ich mir durch die Haare und suchte nach einem Fremdkörper, der sich in ihnen verstecken könnte.

“Wo?”

“Na deine Haare sind so anders.”, sagte er und grinste mich an.

“Ts. Beleidige nie meine Haare. Das überlebst du nicht.”, meinte ich ungehalten.

“Und schon wieder wirst du frech. Ist eine weitere Bestrafung nötig?”, fragte er und grinste er mich keck an.

“Nicht unbedingt.”, meinte ich ernst, lächelte aber tapfer.

“Bevor ich gehe, solltest du wissen, dass es hier einige Regeln gibt.”

“Die da wären?”, fragte ich neugierig und setze mich im Schneidersitz auf die Bettdecke. Ethan verfolgte meinen Positionswechsel mit wachen Augen und zog eine seiner, wunderschön geschwungenen Augenbrauen in die Höhe. Sein Blick wanderte tiefer und blieb zwischen meinen Beinen hängen.

“Du solltest dir was anziehen, wenn du mich nicht sofort wieder in dir spüren willst.”

Bei seinen Worten zog sich mein Unterleib aufs köstlichste zusammen und ich spürte wie sich die Nässe zischen meinen Beinen sammelte.

Blitzschnell erhob ich mich, rannte beinahe zu ‘meinem’ Schrank und zog wahllos ein Kleid herraus. Schlüpfte schnell hinein und drehte mich zu ihm um.

Er stand direkt hinter mir und ich wäre beinahe mit ihm zusammengestoßen.

“Willst du dir keine Unterwäsche anziehen fragte er und knabberte wieder an meinem Ohr. Diese Geste machte mich schier Wahnsinnig und ich musste ihn wegschieben, sonst hätte ich mich ihm noch freiwillig in die Arme geworfen.

“Nein.”

Ich umrundete ihn und setzte mich auf die Bettkante. Er stand immer noch vor dem Kleiderschrank und war mir mit Blicken gefolgt.

“Also, die Regeln. Wie lauten diese genau?”

“Erstens: Du darfst im Haus frei herumlaufen, außer der 3. Stock und der Dachboden sind für dich tabu. Das Haus darfst du verlassen, aber nur, soweit wie man dich sehen kann.

Missachtest du diese Regel, wird dir das Privileg, frei-herumzustreunen,  genommen und du wirst immer in deinem Zimmer eingesperrt. Zw-”

“Was ist im dritten Stock, dass ich da nicht hindarf?”, warf ich ein und sah ihn fragend an.  

“Das geht dich nichts an. Wo waren wir, bevor ich so dreist unterbrochen wurde? Ach ja, Zweitens: Versuchst du zu flüchten oder die Polizei zu alarmieren, wirst du bestraft. Zudem weißt du nicht mal wo wir überhaupt sind.

Drittens: Belästigst du das Personal oder Ayla mit dummen Fragen, die dir zu deiner Flucht verhelfen könnten wirst du bestraft.

Viertens: Wenn Gäste kommen sollten wirst du dich, ordentlich zu benehmen wissen, ansonsten werde ich es dir beibringen müssen.

Die fünfte und zugleich wichtigste Regel lauten: Frag mich NIE persönliche Sachen, sonst werde ich dich töten müssen. Klar?”

“Glasklar. Nicht schnüffeln, niemanden belästigen, keine Fluchtversuche, gutes Benehmen an den Tag legen, dich nichts persönliches Fragen. Atmen und leben darf ich noch, oder?”

“Ich überleg’ es mir. Bis dahin wirst du schön die Luft anhalten und tot sein.”, zog er mich auf.

“Ha ha. Ich kann gar nicht mehr aufhören zu lachen, so witzig bist du.”, meinte ich ironisch.

“Ach ja. Das hätt’ ich beinahe vergessen. Dass du nicht frech sein sollst versteht sich von selbst oder?”

Brav nickte ich und ließ mich rückwärts ins Bett fallen.

“Jemand wird dich nachher zum Essen holen. Mach in der Zwischenzeit keine Blödsinne.”

“Ich doch nicht.”, lachte ich.

Die letzten zwei Tage waren absolut die schlimmsten in meinem ganzen Leben. Ich dumme Gans hatte mich kidnappen, schlagen und vergewaltigen lassen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, hatte ich seit zwei Tagen nichts gegessen. Wie auf Befehl knurrt mein leerer Magen und zieht sich schmerzlichst zusammen.

Man merkt es mir zwar nicht an, aber essen war mein absolutes Lieblingshobby. Mein Lieblingessen Fast Food. Ziemlich ungesund ich weiß, aber ich kann und will mich in dieser Hinsicht nicht ändern.

Nichts schlägt italienische Pizza, nicht diese eklige amerikanische Version, echte Pizza. Pizza originiale d’Italia. Lecker. Da läuft einem ja das Wasser im Mund zusammen.

Ich bin mal von meinem Geld, das ich jahrelang gespart hatte, um mir einen einwöchigen Wellnessurlaub leisten zu können, nach Italien geflogen, nur um eine richtige italienische Pizza zu verdrücken. Die BESTE Pizza, die ich je gegessen habe. Vom Land selbst hatte ich nicht viel mitbekommen, da ich von einer Pizzeria zur nächsten lief.

Im Nachhinein hätte ich vielleicht doch lieber das Land erkundet, als mich mit Pizza vollzustopfen.

Jetzt ist es jedenfalls zu spät dafür.

Lüg' mich nicht an!


Ich fixierte meine Haare so, dass sie über eine Schulter fielen und mir nicht ständig ins Gesicht fielen. Das Kleid das ich mir vorhin in aller Eile angezogen hatte, war dunkel, beinahe Schwarz und schmeichelte meinen weiblichen Rundungen. Ich musste zugeben, er hatte Geschmack. Die Smokey Eyes die ich mir vor wenigen Minuten verpasst hatte, ließen mich dunkel und verrucht aussehen. Eigentlich stand ich nicht auf viel Make Up, aber irgendwie fühlte ich mich hinter einer Maske aus Schminke, die zwar nur meine Augen und Lippen beinhaltete, sicherer. Lächerlich. Ich weiß. In meinem Kleiderschrank standen zudem noch unglaublich viele Schuhe. Ich zog ein teueraussehendes Paar aus dem Schrank und schlüpfte hinein. Sie passten toll zu meinem Kleid und schmiegten sich angenehm um meine Füßen. Was ihr nur von mir denken müsst. Die wurde entführt und alles was sie interessiert ist ihr Aussehen. Aber zu meiner Verteidigung, so bin ich nicht. Ich hab mir noch nie viel aus meinem Aussehen gemacht, obwohl ich immer darauf achte mich ordentlich in der Öffentlichkeit zu verhalten. Zu Hause bin ich immer in meinem Lieblingsoutfit herumgelaufen. Ausgewaschene lockereTrainerhosen und weite T-Shirts.

Es wurde zaghaft an die Tür geklopft und kurz darauf geöffnet. Eine Frau höchstens fünfundzwanzig stand in einem knappen Rock und einem weitausgeschnittenem Shirt vor mir. Sie sah irgendwie orientalisch aus. Schwarze Haare, schwarze Augen, dünklere Haut. Eine echte Schönheit.

“Mr. Ethan mich schickt. Sie Essen kommen.”, meinte sie in verworrenem Deutsch und lächelte mich schüchtern an.

“Wie heißt du?”, fragte ich sie und ließ ihre Frage unbeantwortet im Raum stehen.

“Fayza. Nicht reden darf.”, flüsterte sie mir zu.

“Warum?”, fragte ich sie entgeistert und sah ihr an wie unglücklich sie hier war.

“Mr. Ethan sonst böse.”, meinte sie und nickte bekräftigend mit dem Kopf.

“Mitkommen essen.”, sie zog mich mich an meinen Handgelenk hinter sich her. Wir liefen an irgendwelchen Türen vorbei und fanden uns wenig später im Erdgeschoss wieder.
Vor einer großen Flügeltüren blieben wir schließlich stehen. Ich wollte schon die Türklinke nach unten drücken als Fayza mich davon abhielt.

“Du mich bitte nicht verraten.”, sie sah mich mit ihren warmen schwarzen Augen an, die beinahe darum bettelten, Ethan nichts davon zu sagen.

“Natürlich nicht.”, sagte ich und strich über ihre Hand.
Ich stieß die Türen auf und fand mich in einem wunderschönen Saal wieder. Er wurde von einem großen langen Tisch dominiert, der die Hälfte des Saales ausfüllte. Es saßen bestimmt zwanzig Leute am Tisch, davon nur drei Frauen, unter ihnen auch Ayla. Am Tisch wurde sich lautstark unterhalten.  An den Wänden standen Frauen in knappen Kleidern und Krügen oder Serviertellern mit köstlichaussehendem Essen darauf. Ethan saß am Tischende und winkte mich zu sich. Zielstrebig ging ich auf in zu, dicht gefolgt von Fayza.

“Was hat so lange gedauert?”, fragte er lauernd und blickte von mir zu Fayza.

“Ich musste noch auf die Toilette.”, log ich ihm vor.
Er musterte uns eindringlich und erhob sich schließlich. Er streckte einen Arm nach Fayza und wartete bis diese dicht vor ihm stand. Sie warf mir einen hilfesuchenden Blick zu und sah dann zu Boden.

“Wirklich? Das ist alles?”, fragte er und blickte mir in die Augen.

“Ja”, sagte ich beinahe flüsternd.
Ethan nahm ein Messer vom Tisch und hielt es Fayza an die Kehle. Schlagartig war es murksmäuschenstill im Raum und alle verfolgte die Szene mit wacher Neugierde.

“Wie heißt sie?”, fragte Ethan und beobachtete jede meiner Gesichtsregungen. Seine Augen hatten sich zu dünnen Schlitzen verengt.

“Ich weiß es nicht.”, log ich wieder und sah ihm fest in die Augen. Fayza stand nur wie versteinert da und gab keinen Murks von sich.

“Ich fragte wie sie heißt! Letzte Chance!”, schrie er mich an und drückte das Messer fester gegen ihre Kehle sodass ein kleines Rinnsal an Blut über ihren Hals rann. Stumm liefen ihr ihre Tränen über die Wange. Fayza schüttelte stumm den Kopf und deutete mir leise zu sein.

"Wie heißt sie?"

“Fayza!”, schrie ich in der selben Lautstärke zurück.
Ethan nahm das Messer weg und stieß Fayza von sich. Diese landete unsanft auf den Boden und versteckte ihren Kopf zwischen den angezogenen Knien.
Ethan setzte sich wieder hin und tat als sei nichts gewesen. Doch ich kniete mich neben Fayza hin und strich ihr beruhigend über den Rücken.

“Setzt dich hin!”, befahl mir Ethan, seine Stimme klang eisern.
Als ich mich jedoch nicht rührte meine er: “Setz’ dich, oder ich bringe sie trotzdem noch um!"
Wiederwillig erhob ich mich, ließ Fayza auf dem kalten Boden sitzen und setzte mich auf den einzigen freien Stuhl, direkt neben Ethan.
Die Menschen um den Tisch wandten ihre Blicke ab und begannen wieder in kleinen Gruppen zu diskutieren.

“Hast du Hunger?”, fragte mich Ethan und seinen Stimme klang um einiges sanfter als zuvor.

“Nein. Der ist mir vergangen.”, sagte ich frech und versuchte einen Blick auf Fayza zu werfen, doch sie war nicht mehr da.

“Du wirst etwas essen, sonst kippst du mir noch um.”, meinte er und schmunzelte.
Stumm nickte ich und aß brav den ganzen Teller leer, den mir irgendeine der ‘Angestellten’ gebracht hatte.

Als ich den letzten Bissen runtergeschluckt hatte, spürte ich plötzlich eine Hand zwischen meinen Beinen. Überrascht quietschte ich auf und wollte die Hand wegschieben, doch sie blieb stählern auf meinem Oberschenkel liegen.

“Trägst du noch immer keine Unterwäsche?”, flüsterte Ethan in meine Ohr und leckte über meine Ohrmuschel.

Ich hatte tatsächlich, keine angezogen. Scheiße. Ich beschloss ihn einfach zu ignorieren.

“Na dann werde ich das wohl überprüfen müssen.”, sagte er und strich im selben Augenblich über meine Perle. Ich stöhnte leise auf, wollte seiner Hand aber trotzdem entkommen.

“Entweder du hälst jetzt still oder ich werde dich vor aller Augen auf dem Tisch ficken. Was hast du lieber?”, fragte er und umspielte meine Perle mit seinem Mittelfinger.

Ich schluckte hart einen Kloß hinunter, er wollte seine Hand schon wegziehen, als ihn meine Hand auf Ethans Hand unter meinem Kleid legte

“Gute Wahl.”, meinte Ethan, “Obwohl ich dich trotzdem gerne auf dem Tisch gevögelt hätte.”

Er strich durch meine komplette Spalte und grinste mich an.

"Bedauerlich. Aber das können wir ja nachholen.", meinte er und drang mit, demRingfinger in mich ein. Anfangs zog es leicht in meinem Unterleib, doch als ich immer feuchter wurde, hörte der Schmerz auf und machte einer unfassbaren Lust breit.

Er massierte mich von innen und ich stöhnte verzückt auf.

Er zog seine Hand komplett aus mir heraus und führte, als ich mich schon beschweren wollte, zwei weiter Finger in mich ein.

"Was meinst du? Sind vier zu viel?", fragte er und umkreiste meine Perle mit seinem Daumen.

Ich nickte heftig mit dem Kopf und versuchte ein weiteres Stöhnen zu unterdrücken.

"Komm, einer geht noch.", meinte er und drang mit vier Fingern in mich.

"Aaaaaah.", konnte ich einen Aufschrei nicht mehr unterdrücken und sah mich hektisch um. Gut, keiner hatte was gemerkt.

Ethan dehnte mich aufs äußerste, beendete seine süße Folter aber und erhob sich.

Mit mir an der Hand verließ er eilig den Raum und würdigte seine Gäste keines Blickes mehr.

"Wohin gehen wir?", wollte ich von ihm wissen und ignorierte das Ziehen zwischen meinen Beinen, so wie er meine Frage zu ignorieren schien.

Hektisch zog er mich mit sich die Treppen nach oben, in den dritten Stock.

Sagte er nicht 'Der dritte Stock ist für dich tabu.'?

Er lief den Flur entlang und hielt vor einer Tür.

Während er mich hochhob, öffnete er die Tür und schritt hinein. Von Innen wurde ich von ihm gegen die Tür gepresst und mein Mund harsch von seiner Zunge erforscht.  

Als er von meinem Mund abließ und sich meinem Hals widmete, stöhnte ich laut auf.

Diese Zeit nutzte ich und betrachtete das Zimmer. Es war nicht wie der Rest des Hauses, den ich bereits gesehen hatte. Sondern schrecklich modern. Die Möbel waren entweder schwarz oder weiß, der einzige Farbklecks im Zimmer war die purpurne Bettwäsche.

Das Bett, das den Raum dominierte war nachtschwarz, stand frei im Raum.

An der Wand dahinter hingen drei große Bilder in schwarz-weiß. Auf jedem der Bilder war die selbe Frau abgebildet. Sie war wunderschön. Sie hatte dunkles Haar und helle Augen, die Farbe selbst konnte man auf den Bildern nicht erkennen. Die Frau war höchstens dreißig, wenn nicht jünger.  

Auf dem Ersten strahlte sie pure Lebensfreude aus und lachte, das zweite Bild war wesentlich trauriger. Eine einzelne Träne perlte über ihre Wange und ihre Augen schienen tot. Auf dem letzten Bild war die selbe Frau zu sehen, doch sie schien als sei sie eine Andere. In ihren Augen stand die blanke Wut geschrieben und sie hatte die Augen zu engen Schlitzen verengt.

Er fuhr mit seinen Händen über meine Oberschenkel hinauf zu meinem Hintern und kniff fest in mein runden, wohlgeformten Backen.

“Du machst mich dermaßen an.”, murmelte er an meinem Hals und malte kleine Kreise auf meine Haut.

“Ich will in dir sein. Tief in die eindringen. Dich bis aufs äußerste dehnen.”, nuschelte er und kaute an meinem Ohrläppchen.

Er strich durch meine Pofalte bis zu meiner Kilt und malte kleine Kreise.  

Das erinnert mich wieder an Fayza. Wie er sie ohne zu zögern getötet hätte. In diesem Augenblick hatte ich ihn aufs Tiefste verabscheut

“Warum hast du das getan?”, wollte ich wissen und war mir wohl bewusst, dass er nicht wusste worüber ich sprach.

“Was … meinst du?”, fragte er und saugte intensiv an meinem Hals.

“Das mit Fayza. Warum hast du sie verletzt?”, wollte ich promt wissen und beobachtete ihn.

“Ich hab ihr verboten mit dir zu reden. Sie sollte dich nur zum Essen holen. Und über nichts persönliches reden. Sie hat mein Verbot gebrochen.”

“Das hat sie nur, weil ich sie erpresst habe.”

Verdutzt ließ er mich runter und trat einen Schritt zurück, um mir ins Gesicht sehen zu können.

“Lüg’ mich nicht an!”, donnerte er sofort drauf los.

“Nein, es ist wahr. Ich hab ihr gesagt wenn sie nicht mit mir redet, würde ich dir erzählen sie hätte mich an den Haaren gezogen und mich angeschrien. Ich wollte einfach mit jemandem reden. Warum kannst du das nicht verstehen. Ich meine ich werde entführt, aus meinem Leben gerissen und in ein anderes Land verfrachtet. Ist es da nicht verständlich, dass ich mir ein wenig Normalität wünsche?”

“Du kannst ab sofort mit Ayla reden. Aber ich hoffe dir ist klar, dass ich dich bestrafen muss.”

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter und nickte zaghaft.

“Nun, du hast gegen Regel Nummer 3 verstoßen und da du so einsichtig warst, wird die Strafe nicht allzu hart ausfallen. ”

“Du könntest mich ja auch gar nicht bestrafen und wir könnten im Garten ein Eis verputzen. Am besten italienisches. Mmmmmh.”, er lachte amüsiert über meine Worte und meinte: “Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Ich werde dich bestrafen. Du kannst dir liebendgern, selbst ausdenken wie. Natürlich nur wenn du das möchtest.”

Der Typ ist ja total krank. Als würde ich mich freiwillig von ihm bestrafen lassen. Ich kenne weder Foltermethoden, die ‘harmlos’ wären, noch ‘harte’.

“Was willst du von mir hören?”, wollte ich verärgert wissen.

“Entscheide dich oder ich werde es tun!”

“Was würdest du denn empfehlen?”, wollte ich wissen und in meinen Ohren klang das alles schrecklich pervers.

“Hm. Du lässt mir also frei Wahl?”, wollte er wissen und grinste mich hinterhältig an.

“Äh… na ja… ja.”, brachte ich etwas zögerlich zustande.

Was bin ich? Sein persönliches Folterobjekt? Das konnte er doch nicht tun. So was war doch bestimmt verboten. Das war garantiert nicht legal. Gar nichts hier war legal.

“Leg dich aufs Bett und schließ die Augen. Und nicht schummeln!”, sagte er ernst und grinste verschlagen.

Ich ging brav auf das Bett zu, schlüpfte zuerst aus dem einen, dann aus dem anderen Schuh und legte mich hin. Als meine nackten Arme den kühlen Stoff der seidenen Bettwäsche berührten, überzog eine Gänsehaut meinen ganzen Körper.

Ethan hatte leise Musik angemacht und ich konnte ihn nicht mehr hören.

Was macht dieser Mann nur mit mir? Immer wenn er mir zu nahe kam, reagierte mein Körper, wie selbstverständlich auf ihn.  Es sollte mir nicht gefallen, das war krank.

Plötzlich gab das Bett unter mir nach und ich spürte Ethan neben mir.

“Streck die Hände über deinem Kopf!”, ich tat wie geheißen und streckte meine sonnengebräunten Arme über den Kopf.

Handschellen schlossen sich um meine Hände und ich stöhnte genervt auf. Auch meine Beine fixierte er an den jeweiligen Ecken des Bettes und spreizte somit meinen Beine. Öffnete gegen seinen klaren Befehl die Augen und sah ihn an.

Er schüttelte den Kopf und erhob sich wieder. Aus irgendeiner Schublade zog er eine Augenbinde und legte sie mir anschließend um.

“Keine Sorge, Liebes. Das macht Spaß.”, sagte Ethan und küsste mich kurz, aber heftig auf den Mund.
Jetzt konnte ich weder sehen, noch hören, da Ethan die Musik noch lauter gedreht hatte und konnte mich nicht bewegen.
Das Schlimmste war definitiv nichts sehen zu können. Es fühlte sich an als hätte man mich der Hälfte meiner Sinneseindrücke beraubt.

“Das wird unglaublich intensiv. Und du wirst mich anflehen dich kommen zu lassen, doch ich werde es ewig hinauszögern, bis du alles geben wirst um zu kommen.”, ich spürte wie er mir das Kleid auszog und immer länger als nötig auf meiner Haut verweilte. Er setzte sich zwischen meine gespreizten Beine.

Seine Stimme klang dunkel und erregt, als er fragte: “Bereit?”

Unbefriedigte Lust

“Bereit wozu?”, wollte ich unsicher wissen und mich aufrichten, doch die Handschellen hielten mich zurück.

Er drückte mich mit gespreizten Fingern ins Laken zurück.

Langsam beugte er sich über mich und gab mir einen harschen Kuss und versenkte seinen Kopf anschließend zwischen meinen Beinen.

“Zu leiden.”, sagte er und blies gegen meine Klitoris. Ich erschauderte, bäumte mich auf und mir entwich ein Zischen. Meine Brustwarzen reckten sich ihm verlangend entgegen. Er  bemerkte es und kam wieder zu mir hoch, schloss sich sein sündiger Mund um meine kleine feste Knospe. Er bearbeitete meine Brustwarze zuerst nur mit seinem Mund und anschließend auch mit den Händen. Während er sich an meiner Lust ergötzte, zwirbelte und zog er an meinen Knospen.

Als ich es schließlich nicht mehr aushielt, wehrte ich mich gegen seine erregende Folter. Sofort ließ er von mir ab und verschwand grinsend zwischen meinen Beinen.

Mit seinem Daumen fuhr er über meinen Venushügel und verharrte vor meinen Kitzler. Dann zog er kleine Kreise um ihn und zwirbelte zeitgleich meine Brustwarzen. Erst nachdem ich ihn angebettelt hatte meinen Kitzler endlich zu berühren, erbarmte er sich und rieb ihn intensiv.

Kurz bevor ich soweit war ließ er von mir ab und meinte: “Noch nicht.”

“Warum nicht?”, wollte ich gereizt von ihm wissen.

“Es soll ja schließlich eine Bestrafung werden.”, sagte er und widmete sich wieder meinem Unterleib.

Diesmal führte er seinen Mittelfinger in mich ein und massierte mich von Innen. Als er einen ganz bestimmten Punkt in mir berührte, stöhnte ich laut auf. Immer wieder zog er seinen Finger aus mir heraus und führte in schneller in mich ein. Mein Unterleib zog sich genüsslich um seinen Finger zusammen und meine Beine begannen unerträglich zu zitterten.

Kurz bevor ich über die Klippe hätte springen können, zog er seinen Finger zurück und eine gähnende Leere machte sich in mir breit.

“Bitte.”, flehte ich und reckte ihm meinen Unterleib entgegen.

“Ach, Kleines. Das kann ich nicht zulassen.”, er wartete bis ich mich wieder entspannt hatte und führte gleich drei Finger in mich ein.

“Bitte…”, flehte ich erneut und verdrehte die Augen, als er wieder diesen einen Punkt in mir berührte.

“Nein!”, sagte er bestimmt und stieß fest in mich.

“Arg”, würgte ich hervor und knurrte verzweifelt.

Und wieder zog er sich kurz vor meinem Orgasmus aus mir raus.

“Bitte, Ethan, bitte. Ich mach auch alles was du willst. Bitte. Aber lass mich kommen. Bring es zu Ende.”, ich kroch praktisch zu seinen Füßen, doch er lächelte nur arrogant.

“Was würdest du denn geben?”, wollte er neugierig wissen.

“Was hättest du, denn gern?”, stellte ich die Gegenfrage und lächelte ich gequält an.

“Dich. Ohne Gegenwehr ohne Zurückhaltung.”

“Ich… Das… äh”, stotterte ich vor ich hin und schloss für einen kurzen Moment die Augen.

“Dacht’ ich mir.”, sagte er und klang enttäuscht.

“Gut, ich mach’s.”, gab ich mich geschlagen und sah ihm in die Augen.

“Nein, das tust du nicht. Du sagst, dass du dich mir ganz hingeben kannst, aber ich glaub dir nicht.”

Er stand auf und ging mit federnden Schritten zur Tür. Wollte er jetzt gehen? Das konnte er nicht Ernst meinen?

“Wo, verdammt nochmal, willst du hin?”, schrie ich ihn ungehalten an und aus meiner Kehle kam ein mir fremdes Knurren.

“Hab was zu erledigen.”, sagte er schlicht und öffnete die Tür.

“NEIN! NEIN! NEIN! Du lässt mich hier nicht, nicht so liegen. Geil und unbefriedigt. Du mieses Arschloch.”

Er schlug die Tür zu und kam wieder auf mich zu. Zwei Meter vor meinem Bett blieb er vor mir stehen und betrachtete mich.

“Sehr heiß. Wie du deine Krallen ausfährst, gefällt mir. Wenn ich dich losmache, wirst du dich selbstbefriedigen und das will ich nicht.”

“Nein, bitte. Ich schwöre, ich werde mich nicht anfassen.”, versicherte ich ihm.

“Du wirst vor meinen Augen duschen und anschließend wird immer jemand in deiner Nähe sein. Glaub mir ich erfahre wenn du es dir selbst machst. Die Strafe danach, wird dreimal so hart ausfallen. Haben wir uns verstanden?”, bot er mir einen Kompromiss an, den ich nicht ablehnen konnte.

Geschlagen nickte ich. Er machte mich los und schliff mich ins Badezimmer. Es war schöner und größer als mein eigenes.

Dunkle Fließen auf dem Boden und an den Wänden. Auf wackeligen Beinen stolperte ich Richtung Dusche. Sie war groß, geräumig und wirkte besonders einladend auf mich.

Ich ging zielstrebig auf die Dusche zu und drehte das Wasser auf. Ethan war mir gefolgt, und setzte sich auf den Wannenrand. Seine war nicht in den Boden eingelassen, sondern stand mitten im Raum. Sie war weiß und stand auf großen, ebenfalls weißen Steinen.

Er ließ mich keine Sekunde aus seinen Augen und schien nicht mal zu blinzeln.

Ich stieg ohne ihn zu beachten unter den dichten, dampfenden Wasserstrahl und genoss die Hitze.

"Ich will dass du dich streichelst! Aber lass deinen Intimbereich aus!", forderte Ethan mich auf.

"Warum? Um mich noch mehr zu quälen?", wollte ich brüsk von ihm wissen.

"Nein um mich zu amüsieren."

Als ich einfach nur so reglos da stand, erhob er sich und kam lauernd, wie eine Wildkatze, auf mich zu.

"Los!", sagte er mit einer ruhigen, beherrschten Stimme, bei der es mir eiskalt über den Rücken lief.

Langsam legte ich meine Hand an meinen Hals und strich in Zeitlupe von meinem Hals zu meinen Brüsten. Genüsslich stöhnte ich auf als ich ganz leicht meine Fingerkuppen über meine Brustwarzen streifen ließ. Mit der zweiten Hand streichelte ich meinen Bauch und mal kleine, mal große Kreise malte.

“Tiefer.”, verlangte Ethan und meinen Hand wanderte zu meinem Venushügel. Als ich meinen Kitzler berührte, legte ich meine Stirn in Falten und biss mir verlangend in die Unterlippe.

“Fester!”, forderte Ethan mich auf. Ich musste zugeben seine herrische Art begann mir zu gefallen.

“Mach’s doch selbst.”, meinte ich provozieren, verschränkte meine Arme und hielt seinem strengen Blick stand.

“Gut.”

Er öffnete ohne Umschweife die Tür der Dusche und stieg angezogen zu mir unter die Dusche.  Vor Schreck wich ich zurück und mied seinen Blick.

Er zog mich in seine Arme und drehte mich so, dass ich mit dem Rücken an ihm lehnte.

“Du willst also, dass ich das mache?”, wollte er wissen und ich spürte sein Grinsen an meinem Hals.

“Ja.”, flüsterte ich und legte meinen Kopf an seinen Schulter.

“Du wirst nicht zum Orgasmus kommen. Ich hoffe das ist dir klar.”, erinnerte Ethan mich an diese grausame Tatsache.

“Hmmm…”, schnurrte ich als er zärtlich meinen Kitzler strich.

Diese mir nun allzubekannte Hitze brannte zwischen meinen Beinen und ich gab mich dem erregenden Gefühl ganz hin.

Er rieb nun fester über meinen Kitzler und kniff kurz, aber fest hinein. Vor Schreck und Erregung schrie ich quietschend auf und biss mir kräftig in die Unterlippen, um einen weiteren Aufschrei zu verhindern.

Nur war es wohl an der Zeit und der sexy Mann hinter mir ließ zwei seiner langen und wohlproporzionierten Finger in mich gleiten.

Ungehalten stöhnte ich und kam seinen Fingern mit meinem Unterleib entgegen. Mit der andernen Hand knetete er meine Brust und kniff ab und zu in meine überstimulierten Knospen.

“Bitte Ethan, lass mich kommen.”, flehte ich und meine Beine gaben nach.

“Nein. Kein Orgasmus für dich.”, sagte er und hatte einen Arm um  meine Taille geschlungen damit ich nicht hinfallen konnte.

Ich kann nicht mehr. Ich falle. Immer weiter und weiter. Es endet nie. Nie.

“Was immer du willst.”, gab ich mich vollends geschlagen

Er ließ mich los, ich knickte ein und fiel vor ihm auf die Knie.

“Pass doch auf.”, fuhr er mich gereizt an und nickt bloß mit dem Kopf. Er hob mich hoch und setzte mich auf dem Wannenrand, dort wo er vorher saß ab. Kurz verließ er das Bad und kam mit einer seiner Boxershorts und einem Hemd wieder.

Fürsorglich streifte er mir erst die Shorts über, die viel zu groß waren und dann das Hemd. Es war schwarz und reichte mir bis knapp über die Knie.

Er packte mich an seinem Oberarm und half mir auf die Füße.

Als er mir einen Arm um die Taille schlang als wir nach unten gingen, zog sich mein Unterleib zusammen. Und ich stöhnte gequält auf.

“Du hättest mich nicht anlügen sollen. Hättest du nicht gelogen und behauptete du hättest Fayza erpresst, hätte ich dich gevögelt zu Orgasmus gebracht und wir lägen beide befriedigt in meinem Bett. Das hat jetzt weder dir, noch ihr etwas geholfen.”

“Du meinst also wir hätten uns das alles sparen können?”, wollte ich irritiert wissen und mir wurde schlecht. Das konnte nicht sein. Er wusste, dass ich ihn nur angeflunkert hatte und trotzdem hatte er mich nicht kommen lassen. So ein Sadist.

“Du wirst ihr doch nicht wieder weh tun, oder?”

“Ich verletze niemanden ohne triftigen Grund.”, rechtdertigte Ethan sich und zuckte gelangweilt mit den Schulter.

Wir waren also wieder an dem Punkt. Der wo er mir nie auf eine Frage antwortete sondern immer auswich.

“Du hast mich ohne triftigen Grund verletzt.”

“Nein.”“Doch!”, beharrte ich auf meinem Standpunkt und eine gewisse Menge an Zorn schwang in meiner Stimme mit.  

“Du hast mich belogen. Ich hasse es, belogen zu werden. Also überleg dir das nächste Mal gut, ob du mich wirklich nochmal anlügen willst.”

“Werd’ ich nicht.”, versicherte ich ihm.

“Das lass ich mal so dahingestellt.”, sagte er und wir erreichten das Wohnzimmer.

“Ayla? Wo steckst du?”, schrie Ethan und ging auf die Terrasse. Ayla lag in knappen Shorts und Tanktop im Gras und hörte mit geschlossenen Musik.

“Ayla!”, schrie er nochmal, als sie wieder nicht reagierte stellte er sich vor sie und verhinderte, dass die Sonne ihren Körper weiter wärmte.

Perplex schlug sie die Augen auf und lächelte als sie Ethan erblickte.

“Was kann ich für dich tun mein allerliebster Cousin?”

Ethan lächelte sie versonnen an und grinste bei ihren Worten.

“Du kannst mir einen Gefallen tun. Pass auf Lilian auf und lass sie nicht allein. Niemals. Keine Sekunde lang.”

“Klar. Aber warum?”, neugierieg richtete sie sich auf und musterte mich.

“Sie soll sich nicht selbstbefriedigen können.”

Sie lachte und ihr Lachen ging mir durch Mark und Bein. Es klang so wundervoll wenn sie lachte und ich wusste jetzt schon, dass ich sie sehr mochte. Ohne sie tatsächlich zu kennen.

“Wieso glaubst du, ich würde es ihr verbieten und ihr nicht sogar dabei helfen.”

“Du wirst sie nicht anfassen! Sie gehört mir.”

“Nur mit der Ruhe, Darling. Ich werd’ sie schon nicht anfassen.”, beschwichtigte sie ihn und ließ, sich wieder ins Gras fallen.

“Setz dich zu mir, Liebes.”, sagte Ayla und grinste.

Ich ließ mich neben sie ins Gras fallen und streckte alle Viere von mir.

“Oh Gott, das ist so toll. Es ist so weich.”

“Hast du noch nie Gras gesehen?”, wollte sie von mir wissen und lachte wieder dieses wundervolle Lachen.

“Natürlich. Im Stadtpark gab es Gras.”, sagte ich und richte meinen Blick gen’ Himmel.

“Das kann man nicht vergleichen.”

“Ist alles in Ordnung? Ich meine wegen deinem Vater.”

“Mein Vater ist es nicht wert. Ich dachte er hätte sich geändert, aber er ist noch immer der selbe.”

Sie sprach genauso abfällig wie Ethan über Robert, das konnte ich zwar nicht wirklich nachvollziehen, aber sie kannten ihn schließlich länger als ich.

“Wieso bist du nicht sauer auf Ethan, es ist schließlich seine Schuld, dass du hier bleiben musstest?”

“Ethan ist wie ein Bruder für mich. Er wollte mich nur beschützen… Das hat er schon immer getan.”, flüsterte sie und ihr lief stumm eine Träne über die Wange.

“Mich hat er bis jetzt nur verletzt.”, antwortete ich in Gedanken.

Eine eiserne, aber angenehme Stille hatte sich zwischen uns breitgemacht und ich lag mit geschlossenen Augen im Gras. Ich versuchte mich so wenig wie möglich zu bewegen, da ich sonst an meine, mich wahnsinnig machende Lust erinnert wurde.

“Lass uns schwimmen gehen.”, meinte Ayla euphorisch. Als sie mich hochgezogen hat und Richtung See lief, zog sie sich ihre Hotpants aus und und anschließend das Top. Anschließend folgte ihr BH und der Slip.

Vollkommen nackt sprang sie elegant ins Wasser und tauchte mit nassen Haare wieder auf.

“Worauf wartest du? Komm rein, das Wasser ist herrlich!”

Schnell entledigte auch ich mich meiner Kleider und sprang mit einem Kopfsprung ins Wasser.

Das Wasser war erfrischend und es beruhigte meine erhitzte Haut.

Ayla kam auf mich zuggeschwommen und drückte mich unter Wasser. Prustend kam ich wieder an die Oberfläche und spritzte Ayla Wasser ins Gesicht.

Sie lachte und wir begannen eine Wasserschlacht, die sich gewaschen hatte. Das Wasser spritze überallhin und ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu lachen. So befreiend fühlte ich mich hier im Wasser, zusammen mit Ayla.

“Du blühst ja richtig auf.”, meinte sie lachend und zwinkerte mir zu.

“Ich fühle mich so frei bei dir. So wie ich selbst.”, sagte und umarmte sie.

“Ich glaube nicht, dass das Ethan gefallen wird.”

“Warum?”, wollte ich von ihr wissen und starrte sie irritiert an.

Sie lachte und zog mich mit sich ins tiefere Wasser, dorthin wo ich nicht mehr stehen konnte. Ich hielt mich an ihr fest, da sie gute 10 Zentimeter größer als ich war und fragte zum wiederholten Mal: “Warum?”

“Es gibt etwas das du von mir wissen solltest. Nur wenige wissen Bescheid. Ethan, meine Mutter, mein Vater, meine Schwester und Laura. Es würde uns ruinieren. Besonders Ethan.

Niemand sonst weiß davon und es darf auch niemand erfahren. Versprich es mir!”

Laura? Wer ist denn jetzt bitteschön Laura?

“Versprochen. Aber-”, als ich gerade nach der misteriösen Laura fragen wollte wurde ich unter brochen.

“Ich bin lesbisch.”

Ich sah sie prüfend an und verfiel in schallendes Gelächter.

“Hahaha, der war gut. Ich hätte es dir beinahe abgekauft.”

Sie sah mich finster an und ich bemerkte meinen Fehler.

“Das war dein Ernst? Beides, das was du vorhin zu Ethan gesagt hast und dass du lesbisch bist?”

“Ja. Na ja, um genau zu sein, steh’ ich auf Männer und auf Frauen.”

“Bi.”, flüsterte ich und sah mir Ayla genau an.

“Ja, aber ich-”, sie wurde von Ethan unterbrochen, der an Rande des Sees stand und uns mit finsterer Miene beobachtete.

“Ihr kommt da sofort raus! Sofort!”, schrie er uns an und schien regelrecht auszurasten.

Ich ließ Ayla los und schwamm neben ihr, an Land. Ethan tobt und zwang mich grob in sein Hemd. Knöfpte das Hemd falsch zu und richtete seine Aufmerksamkeit auf Ayla.

“Zieh’ dir was an Ayla!”, zischte er und hielt ihr ihre Sachen hin.

Diese zog sich ihre kurze Hose und das Top in windeseile an. Den Slip und den BH hielt sie weiter in der Hand

“Ich hab dir gesagt du sollst deine Finger von ihr lassen.”, fuhr er sie an und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige.

Ayla schien davon unbeeindruckt, sagte: “Ich hab sie nicht angefasst Ethan. Krieg deine rasende Eifersucht endlich unter Kontrolle!”, und verschwand ins Haus.

“Ethan?”, ich strich behutsam über seinen Arm, doch er schüttelte ihn ab.

“Nicht jetzt, Lilian! Ich kann das jetzt nicht gebrauchen.”

Isabella

Nachdem Ethan mich angeschrien hatte, hatte er mich in mein Zimmer geleitet und mich da eingesperrt. Er hatte wohl Angst, dass ich mich über Nacht in Aylas Zimmer schleichen wollte um sie zu verführen.Mal ehrlich, ‘nen größeren Schwachsinn hatte ich noch nie gehört. Ich stand auf Männer. AUSSCHLIESSLICH auf Männer. Was anders wäre mir neu gewesen.

Wie kam er überhaupt auf die Idee, mir zu unterstellen ich würde auf Ayla stehn’?

Das ist ja lächerlich. Sie ist eine tolle junge Frau, siebzehn Jahre wenn ich mich nicht täusche. Sie ist ja auch viel zu jung für mich. Obwohl, ich bin ja auch nur drei Jahre älter. Wie alt ist Ethan eigentlich? Das würde mich wirklich interessieren.

Ich erhob mich vom Bett und lief zu dem Bücherregal. Es waren sicherlich hunderte von Büchern, die im Alphabet in dem Regal standen. Wahllos zog ich eines der Bücher aus dem Regal und ließ mich mit dem Buch ins Bett fallen. Das Buch in meinen Händen, drehend und wendend, betrachtete ich es. Mit den ziemlich alten, vergilbten Seiten und dem Titel- und namenlosen, ledernen Einband, kam mir das Buch wirklich geheimnisvoll vor. Vorsichtig schlug ich die erste Seite auf. In einer schöngeschwungenen Handschrift wurde die ganze Seite beschrieben. Hin und wieder waren ein paar Wörter verschmiert. Der Schreiber muss wohl geweint haben während er das schrieb, denn auch die nächsten Seiten waren gewellt, durch die feuchten Tränen. Neugierig  las ich laut vor:

Ich versuche ihn, vor ihm zu beschützen, aber ich bin schwach. Viel zu schwach. Sollte nicht ich ihn beschützen? Und, doch bin ich immer diejenige die von ihm beschützt wird. Ich konnte ihn nicht lange genug vor ihm geheimhalten. Er konnte nicht in einer sicheren Gegend aufwachsen, seine Schule beenden, seine erste Liebe finden. Das alles wurde ihm von ihm genommen. Meinem kleinen Engel. Ethan ist viel zu sensibel, um dieses Monster zu überleben. Er wird das nicht überstehen.

Moment. Es geht um Ethan. Denselben Ethan der mich, noch vor kaum drei Stunden gefoltert hat? Das kann nicht sein, es muss sich um einen Zufall handeln, einen anderen Ethan.

Mit zitternden Händen hielt ich das Buch wieder so, dass es mir möglich war die nächsten Zeilen zu lesen.

Ich muss ihn von hier wegbringen. Ihn verstecken. Aber das würde Mark niemals zulassen. Er würde uns finden und töten, für diesen Verrat.

Ich versteh nicht wie ich ihn jemals lieben konnte. Wie kann er der Vater von einem so guten, höflichen und sensiblen Jungen sein. Ethan würde niemanden verletzen. Nicht so wie er.  

Natürlich, würde er. Er hat mich verletzt. Jedes Mal wenn ich ihn gesehen habe, hat er mich verletzt.

Ich konnte nicht weiterlesen. Zu verwirrt war ich. Ich schlug das Buch zu und ließ es unter meinem Bett verschwinden. Ethan würde es mir bestimmt wegnehmen, wenn er wüsste, ich dieses Buch lese.

Der Schlüssel wurde im Schloss gedreht und Ethan kam rein. Wenn man vom Teufel spricht. Und wie dieses Sprichwort stimmte. Er war wahrlich der Teufel. Aber sagte er nicht er hätte jetzt keine Lust auf mich.

“Hey. Was machst du?”, wollte er wahrlich interessiert wissen und legte sich zu mir aufs Bett.

“Nichts.”, log ich und starrte an die Decke, um ihn nicht ansehen zu müssen.

“Du sollst mich doch nicht anlügen. An dem Punkt waren wir doch schon.”, er spielte mit einer meiner Haarsträhnen und wickelte sie sich um den Finger.

“Ich musste gerade an Ayla denken.”, log ich wieder. Sofort versteifte er sich ließ meine Haare los.

“Ich will nicht, dass du an sie denkst. Schon gar nicht wenn du mit mir zusammen bist.”

“Warum glaubst du, dass ich auf Ayla stehen würde?”

“Sie steht auf dich. Das weiß ich mit Sicherheit. Ganz egal ob du es tust, sie tut es!.”, versicherte er mit finsterer Miene.

“Woher willst du das wissen?”, wollte ich sauer von ihm wissen. Wenn es so wäre.,hätte Ayla es ihm bestimmt nicht gesagt. Also woher will er das wissen.

“Sie verhält sich anders. Offener, Fröhlicher. Wie Kira. Immer wenn sie verliebt ist, verhält sie sich so. Ich hasse das. Ich liebe Kira, aber ihre Art, kann ich nicht ausstehen.”

“Robert sagte sie sei die Ruhigere, die Ausgeglichenere. Darum ist sie jetzt also so. Das Mädchen, das er mir beschrieben hat, war anders.”

“Ich will nicht, dass du dich in sie verliebst.”, sagte er und sein Ton ließ keine Widerworte zu.

“Das hatte ich auch nicht vor. Ich habe kein sexuelles Interesse an ihr. Aber ich würde sie gern kennenlernen. Als Freundin.”, bat ich ihn und rutschte näher an in ran, um ihm zu zeigen, dass ich es ernst meinte.

“Auf keinen Fall!”, verneinte Ethan sofort.  

“Bitte Ethan. Ich schwöre, ich werde nicht zulassen, dass sie mich anfasst oder gar küsst. Bitte.”

“Nein.”, meinte er bestimmend.

“Was muss ich tun um mit ihr Zeit verbringen zu dürfen?”

“Mir versprechen, ihr nicht zu verfallen. Wenn du das tust, wirst du sterben. Ich werde dich nicht teilen. Niemals.”

“Ich schwöre es. Bei meinem Leben.”

Er rutschte zu mir und legte sich auf mich. Er griff nach meinen Händen und drückte auf beide Handrücken einen Kuss und verschränkte seine Finger mit meinen. Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals und schloss meine Augen. Dann drückte er seine Lippen auf meinen Hals und liebkoste ihn. Er leckte an ihm und zog eine feuchte Spur von meinem Hals zu meinem Ohr und zu meinem Kinn. Ich versuchte mich seinen berauschenden Berührungen zu entgehen. In meinem Unterleib zog es bereits angenehm und mein Slip war auch schon durchnässt. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und zog ihn näher zu mir.

Er kochte mich weich mit seinen Zunge, seinen Händen. Es fühlte sich unglaublich an. Ich in meinem Bett mit Ethan auf mir. Einfach großartig.

Halt! Stop! Was dachte ich denn da? Ich durfte mich ihm nicht hingeben. Das war falsch. Aber warum fühlte es sich so gut an? Ach, scheiß drauf. Ich kann es sowieso nicht verhindern.

Ich wand mich unter ihm, aber diesmal nicht um ihm zu entkommen, sondern ihm entgegenzukommen.

Er öffnete meine Jeans und zog sie mir bis zu den Knien hinunter. Da meine Hände jetzt frei waren, schob ich sie unter sein Shirt und strich über seine wohlproportionierte Brust. Obwohl ich ihn noch kaum berührt hatte, entlockte ich ihm ein stöhnen. Ich zog ihm sein T-Shirt über den Kopf und küsste mich über seine Brust. Als ich seine Brustwarzen erreichte, nahm ich eine in den Mund und saugte an ihr. Er krallte seine Hände in meine Hüfte und biss in meinen Hals.

Die Tür wurde aufgerissen und ein Mann trat ohne Erlaubnis ein.

“Ethan. Hast du Zeit?”

“Sieht es danach aus?”, wollte er ungehalten wissen und ließ von meinem Hals ab.

“Es ist wichtig. Es geht um Davis. Er macht Probleme.”, informierte er Ethan.

Wer auch immer Davis war, Ethan schien ihn zu kennen. Mit einem genervten stöhnen und einem ‘Was hat er jetzt schon wieder angestellt’, lies er von mir ab und zog sein Shirt über den Kopf.

Lässt er mich jetzt wieder allein? Oh mein Gott… Ich hätte beinahe mit ihm geschlafen. Verdammt, Lilly! Er ist nicht dein Freund oder so was in der Art. Er hält dich hier gegen deinen Willen fest. Du darfst das nicht wieder zulassen, nicht wieder weich werden. Nie wieder!

“Ethan!”, rief ich ihm nach, “Was ist mit Ayla? Darf ich sie sehn’?”

Er kam zurück und meinte nur: “Ich sag ihr sie soll dich holen. Geht nach draußen, du siehst blass aus.”, und verschwand.

An wem das wohl liegt, Mister-Ich-will-dich-ganz-und-gar-für-mich-allein?  

Wie soll ich jemals hier rauskommen? Er lässt mich weder allein, außer in meinem Zimmer und sogar da schließt er mich ein, oder er schickt jemanden zu mir. Aber wirklich allein bin ich nie.

Wenigsten lässt er zu, dass ich mit Ayla Zeit verbringen kann. Es ist ja nicht so, dass ich Ayla liebe, ich mag sie einfach. Als Freundin.

Um mich von Ethans Tobsuchtsanfall abzulenken, hole ich das Buch unter meinem Bett hervor und suche die Stelle an der ich aufgehört hatte zu lesen.

Vor einem Jahr noch haben ich und Ethan auf einem kleinen Grundstück in einem noch kleineren Haus  in der Provance gewohnt. Wir hatten nicht viel, aber genug um zu leben. Wir waren glücklich und Ethan nicht in Gefahr . Ich habe in einem großen Landhaus als Mädchen für alles gearbeitet und so unser täglich Brot verdient. Es gab kaum einen Tag, an dem Ethan und ich nicht am Abend zusammen gekocht und gleichzeitig, zur Musik im Radio, getanzt hätten. Damals war er fünf Jahre alt und wusste noch nichts von seinem grausamen Vater. Und ich konnte ihn beschützen.

Jetzt wo wir hier sind, weiß ich nicht welche Macht Marc auf meinen kleinen Engel ausüben wird. Er wird alles daran setzten, dass Ethan genauso wird wie er. Dann wird er ihn zu seinem Erben machen. Nur dass Ethan nicht nur Geld sondern auch-

Die Tür fällt ins Schloss und Ayla springt voller Elan auf mein Bett. Das Buch hatte ich so schnell wie möglich zugeklappt und unter die Bettdecke gestopft, um es vor Ayla neugierigen Augen in Sicherheit zu bringen.

“Na du. Was versteckst du vor mir?”, wollte sie sogleich wissen und versuchte einen Blick unter die Bettdecke zu erhaschen.

“Nichts Ayla! Gar nichts. Ethan meinte wir würden rausgehn’. Spazieren.”, versuchte ich sofort sie abzulenken.

Sofort lenkte sie ein und kletterte umständlich aus dem Bett. Als ich mich keinen Millimeter bewegte sagte sie: “Na los. Worauf wartest du?”

Ich lächelte und fiel beinahe aus dem Bett, als ich versuche schnell hinauszuspringen.

“Ich komm’ ja schon.”, sagte ich entnervt, der Schreck saß noch immer in meinen Knochen.

“Schlecht gelaunt?”, fragte sie mich kichernd und verließ mit mir das Zimmer.

“Kennst du eigentlich Ethans Mutter?”, wollte ich von nebenbei von Ayla wissen.

“Wie kommst du darauf?”, wollte sie wiederum misstrauisch von mir wissen und zog eine Augenbraue in die Höhe.  

“Ach, ist mir nur gerade eben eingefallen.”

“Ich sollte mit dir nicht darüber reden. Wenn Ethan davon erfährt wird er stinksauer. Und sauer ist er unberechenbar, glaub mir. Das Letzte Mal als sich jemand mit Ethan angelegt hatte, hatte es ungeahnte Folgen für diese Person.”

“Welche?”, fragte ich interessiert und blieb stehen.

“Bitte. Ich kann nicht darüber reden.”, sagte sie und sah mir flehend in die Augen.

“Na gut.”, lenkte ich ein und wir verließen das Haus und begaben uns auf die Terrasse.

Wir ließen uns auf einen der vielen Liegen im Garten fallen und Ayla rief eine der Bediensteten.

“Hey Laura, kannst du uns eine kühle Limonade bringen?”

“Bitte.”, setzte ich hinzu, da ich es gewohnt war, das bei meinen Schwestern und meinem Bruder gleich zu tun.

Als Laura nickend wieder im Haus verschwunden war, betrachtete ich Ayla.

Aber Moment mal. Laura?

“War das die Laura, von der du gestern gesprochen hast?”, wollte ich wissen und sah wie sie rot anlief.

“Äh… nein… also… ja, doch…”, brachte sie stotternd hervor und sah verlegen zu Boden.

“Ist sie deine… äh… Freundin?”, wollte ich neugierig wie ich nun mal war wissen.

“Sie war meine Freundin.”, berichtigte sie mich und erhob sich von der Liege, verschränkte die Arme vor der Brust und sah in Richtung See.

“Es tut mir leid.”, entschuldigte ich mich sofort und sah betreten zu Boden.

Als ich keinen Antwort auf meine stumme Frage, ob sie mir verzeiht, nicht beantwortete, erhob ich mich und ging auf sie zu. Heute war ich gleichgroß wie sie, das ich High Heels trug und sie nur flache Ballerinas. Ich musterte ihr Gesicht, das plötzlich total verschlossen aussah. Ihre Augen waren stumm in die Ferne gerichtet und ihr Mund zu einer schmalen Linie zusammengepresst. In dem Moment, tat sie mir schrecklich leid und ich trat einen weiteren Schritt auf sie zu und zog sie in meine Arme. Keine Ahnung wie lange wir schon so da standen, als sich jemand hinter uns räusperte. Sofort fuhren wir auseinander. Laura stand mit einem Tablett und zwei Gläsern Limonade vor uns. Sie sah schrecklich verlegen aus und konnte keinem von uns beiden in die Augen sehen.

Laura war eine nicht allzu große Frau, höchstens fünfundzwanzig Jahre alt, mit klaren blauen Augen und kurzem braunem Haar. Das komplette Gegenteil von mir.

“Hallo. Laura richtig? Ich hab schon viel von dir gehört. Ich bin Lilly.”, stellte ich mich ihr vor und reichte ihr die Hand. Mit festem Druck erwiderte sie meinen Handschlag und ihre Mundwinkel deuteten ein lächeln an.

“Es freut mich dich kennenzulernen.”, sagte sie und sah mir nun endlich in die Augen. Ihre Augen waren warm und zeugten von einer Offenherzigkeit, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Ihn ihren kristallklaren blauen Augen hatten sich braune Sprenkel eingeschlichen und sorgten dafür, dass ich sie noch mehr mochte.

“Deine Augen… sie sind wahnsinnig toll.”, bewunderte ich ihre Augenfarbe und grinste sie an.

“Ähm danke.”, sagte sie und sah schon wieder verlegen zu Boden. Oh, ich hatte sie also schon nach zwei Sätzen verschreckt. Super, Lilly, wirklich ganz toll gemacht.

Als ich es am wenigsten erwartet hatte hob sie den Kopf und sah mir in die Augen. Ihr Gesicht zierte ein strahlendes Zahnpastalächeln und ihre Augen schienen gar nicht mehr aufzuhören zu glänzen.

“Möchtest du uns vielleicht Gesellschaft leisten?”, fragte ich sie und zeigte auf mich und Ayla.

“Äh…ich...ich glaube das ist keine so gute Idee. Mr. Thys sieht es nicht gern wenn ich Zeit mit Ayla verbringe.”, wehrte sie sofort ab und sah jetzt Ayla vorwurfsvoll in die Augen. Meinte sie damit etwa, dass Ethan ihr verbietet mit Ayla zusammenzusein? Das konnte ich nicht glauben. Ethan würde seiner Cousine das nicht antun.

“Ethan ist schuld an eurer Trennung?”, fragte ich an Ayla gewandt und starrte sie an.

“Er glaubt Laura währe zu alt für mich.”, sagte sie und ich sah die Tränen in ihren Augen schimmern. Ach du heilige Scheiße. Sie liebte Laura immer noch. Wie konnte ich das bloß übersehen?

“Das tut mir so leid, Ayla. Ich hatte ja keine Ahnung.”, ich zog sie zum wiederholten in meine Arme und strich ihr liebevoll über den Rücken.

Ethan war ein Idiot. Wie konnte er den beiden das nur antun? Man kann sich Liebe eben nicht aussuchen. Und überhaupt, woher nahm er sich das Recht, ihnen ihre Beziehung zu verbieten?

Laura hatte uns nach einem kurzen Gespräch wieder verlassen, da sie etwas wichtiges, für Ethan oder sonst wen, zu erledigen hatte.  Deshalb nutzte ich die Gunst der Stunde um Ayla noch einmal etwas über Ethans Mutter auszuquetschen.

“Du kanntest Ethans Mutter also?”, griff ich das Thema erneut auf.

Ihre Miene verdunkelte sich schlagartig und sie stöhnte genervt. Dann drehte sie sich in meine Richtung und musterte mich stumm.

“Warum willst du das so unbedingt wissen?”, fragte sie mich und ließ mich keine Sekunde aus den Augen.

“Ich bin nur neugierig.”, meinte ich und sah sie entschuldigend an.

“Ethans Mutter starb als ich elf war. Sie war eine wundervolle Frau. Isabella war einfülsam, warmherzig, intelligent und wunderschön. Sie glich einem Engel. Leider wurde sie uns viel zu früh genommen. Ethan wäre beinahe daran zerbrochen. Er hat sie fürchterlich vermisst und tut es immer noch.”

“Worüber redet ihr?”, wollte Ethan, der plötzlich in der Tür aufgetaucht war, von und wissen und setzt sich zu mir auf die Liege. Er lächelte uns versonnen an. Sein Treffen musste wohl gut verlaufen sein. Als er sich auch noch zu mir herüberbeugte und mir einen zarten Kuss auf die Lippen drückte, konnte ich einfach nicht anders und lächelte ebenfalls. Trotzdem blieb mir der Mund offen stehen. Wer ist das? Ganz bestimmt nicht der Ethan, den ich vor einigen Tagen kennengelernt hatte.

Familie

 

“Wir haben uns bloß über belanglose Dinge unterhalten.”, sagte ich schnell, bevor Ayla sich dazu äußern konnte.

“Belanglose Dinge, ja?”, fragte er schmunzelnd und zog mich an der Hüfte näher zu sich, was ich mit hochgezogener Augenbraue betrachtete. Ein lächeln erschien auf Aylas Gesicht und sie zwinkerte mir zu. Was?

“Ja, absolut belanglos.”, versicherte ich ihm und rang mich zu einem Lächeln ab. Was ist denn plötzlich mit Ethan los? Warum war er so ruhig, so ausgeglichen, so glücklich?

“Ich würde heute gerne mit dir zu Abend essen. Nur wir zwei. In Ordnung?”, als ob ich entscheiden könnte.

“Hab ich denn ‘ne Wahl?”, wollte ich ernst von ihm wissen und löste mich aus seiner Umarmung. Sofort zog er mich wieder an sich und umschloss meine Hüfte fester als zuvor. Er drückte mir einen sanften Kuss auf die Wange und zog mich auf seinen Schoß. Mein T-Shirt rutschte hoch und seine Hände berührten meine nackte Haut. Mich überlief ein wohliger Schauer und mir war als könnte ich mein Herz in meiner Brust schlagen hören. Ob er es auch hören konnte? Mein Herz meinte ich.

“Nein.”, flüsterte er und ich erschauderte in sein Armen.

“Was, nein?”, wollte ich verstört wissen. Ich brauchte dringend Abstand. Abstand zu ihm. Er trieb mich in den Wahnsinn. Mit seinen Berührungen, seiner verruchten Stimme und seinen wahnsinnig blauen Augen.

“Du hast keine Wahl. Du hattest nie eine und du wirst nie eine haben.”, sagte er und krallte seine Finger in meine Hüfte. So fest, dass es schmerzte. Ich hatte das Gefühl meine Haut würde reißen, würde er noch fester zupacken. Das war der Ethan den ich kannte. Der Ethan den ich einschätzen konnte.

“Au Ethan, du tust mir weh.”, sagte ich und versuchte mich von ihm loszumachen.

Ayla sprang auf und kam mir zu Hilfe, in dem sie mich von Ethan wegzog und mich in ihre Arme schloss.

“Verdammt Ethan. Was soll das denn werden?”, fauchte sie beinahe und strich zeitgleich beruhigend über meinen Rücken.

“Ich hab dir oft genug gesagt du sollst dich nicht einmischen. Ich kann mit ihr machen was ich will!”, sagte Ethan und wollte mich von ihr wegziehen, doch ich klammerte mich an ihr fest, als ob es um mein Leben gehen würde.

“Ayla ich sag es nur noch ein einziges Mal: Du lässt sie jetzt los. Das ist deine letzte Chance, sonst wirst du in deinem Zimmer eingesperrt und Laura und unserer kleines Täubchen hier, werden im Keller leiden! Das willst du doch nicht, oder?”, verlangte er von ihr zu wissen. Seine Augen waren von einem strahlenden Blau ins Schwarze gewechselt. Seine Augen werden immer schwarz, wenn er wütend ist.

Sofort ließ sie mich los und begann am ganzen Körper zu zittern. Wovor hatte sie plötzlich solche Angst? Und was meint er mit ‘Sie werden im Keller leiden.’?

“Es… es tut mir leid, Ethan. Ich… ich werde nicht wieder mit ihr reden. Ich verspreche es dir.”, stotterte Ayla plötzlich und lief, ohne mich eines Blickes zu würdigen, in Haus.

“Warum tust du das? Warum verletzt du jeden in deiner Nähe? Das ist so furchtbar gemein von dir. Du bist wahrlich das Monster, das Robert mir beschrieben hatte.”, warf ich Ethan an den Kopf und sah ihn aus verhassten Augen an.

Er verpasste mir auf meine nicht gerade schmeichelhaften Worte, eine schallende Ohrfeige. Meine Wange brannte fürchterlich, aber die Genugtuung zu weinen wollte ich ihm beim besten Willen nicht geben.

“Erwähne nie wieder Roberts Namen in meiner Gegenwart. Habe  ich mich deutlich genug ausgedrückt?”

Stumm nickte ich und sah zu Boden. Er machte mich wütend, schon wieder. Ich hasse ihn. Ich will ihn nie wieder ansehen müssen.

“Kann ich auf mein Zimmer? Bitte.”, flüsterte ich und hoffte, ihn nicht noch wütender gemacht zu machen.

“Bist du mich leid?” Verschmitzt grinste er mich an und legte einen Arm um meine Schultern. Der Mann war mir ein Rätsel, im einen Moment war er sauer, im nächsten Moment lächelte er.

“Nein.” ‘JA’, wollte mein Innerstes schreien, doch ich hielt mich zurück.

“Dann ist ja gut. Du wirst mich höchstens im Tod los.”, lachte er um betrachtete mich, “Bist du müde?”

“Ja.”, log ich ihn wieder an. In Wirklichkeit war ich hellwach, es war erst kurz vor Mittag und ich hatte hunger. Mit Hunger konnte ich nicht schlafen, das konnte ich noch nie.

“Hast du keinen hunger? Ich schon. Mein Magen knurrt jedenfalls.”

Konnte er Gedanken lesen oder wie kam er plötzlich auf die Idee, ich hätte hunger?

“Äh, nein… ich… ja… eigentlich schon.”

“Sag das doch gleich, Herzchen.”

Am Arm zog er mich mit sich, bis wir in der Küche angelangt waren. Sie war groß, riesig um genau zu sein. Mir war nicht wohl dabei, hier zu sein. Es gab keinen einzigen Mann, alles nur Frauen. Alle trugen sie, lange Gewänder in weiß. Sollte wohl so aussehen, wie Kochkleidung.

“Was willst du essen?”

“Ein Brot mit… mit Schinken und äh… Käse.”, wünschte ich und mir lief das Wasser im Munde zusammen.

“Sarah, mach ihr ein Brot mit Schinken und Käse. Ich will Spaghetti mit Tomaten und Mozzarella. Beeil dich!”, verlangte er. Nach nur 10 Minuten stand ein Teller wunderbar duftender Nudeln vor Ethan und ein gutaussehendes Schinken-Käse-Brot vor mir. Wenn ich Ethans Teller ansah, bereute ich es nur ein Brot bestellt zu haben.

“So wie du meinen Teller anglotzt, vermute ich, du hättest auch gerne ein paar Spaghetti.”

“Ja. Aber ich bin auch mit meinem Brot zufrieden. Danke.”

Er schob mir seinen Teller herüber, rief Sarah zu sich und verlangte einen weiteren Teller.

Satt und wieder etwas beschwichtigt brachte er mich auf mein Zimmer. Vor der Tür blieb er stehen und hielt auch mich auf.

“Ich verreise die nächsten Tage und ich werde jemanden zu dir schicken, der ein Auge auf dich hat. Du wirst dich benehmen. Klar?”

“Wohin wirst du reisen?”, wollte ich neugierig wissen.

“Das hat dich nicht zu interessieren.”, fuhr er mich an und zog an meinem Haar, “Ich komme in fünf Tagen wieder. Wenn ich höre, dass du etwa angestellt hast, oder den Befehlen, die dir aufgetragen werden missachtest, werde ich dich bestragen. Und zwar richtig, nicht wie das letzte Mal. Deine Schonphase ist vorbei. Endgültig!”

Ach herrje. Schonphase? Konnte es denn noch schlimmergehen? Wie’s aussah schon.

Brav nickte ich mit dem Kopf, um endlich gehen zu dürfen. Ich konnte seine Anwesenheit nicht mehr ertragen. Er verwirrte mich mit seinen abrupten Gemütsänderungen. Diese Stimmungsschwankungen machten mich irre. Er sollte sich mal langsam entscheiden: Freund oder Feind?

“Gut. Dann sehen wir uns in fünf Tagen. Keine Blödsinne!”, warnte er mich erneut.

Ich begab mich in mein Zimmer und ich hörte, wie hinter mir die Tür abgeschlossen wurde.

Fünf Tage. Fünf ganze Tage, wie toll war das denn? Ich hatte meine Ruhe und Abstand zu Ethan.

Glücklich warf ich mich auf mein Bett und landete auf etwas Hartem. Ich stöhnte schmerzvoll auf und zog das Ding unter mir hervor. Es war das Buch. Ach ja, ich hatte es ja vor Ayla versteckt. Da nun festgestellt was es war, rieb ich über die schmerzende Stelle an meiner Hüfte. Ich lehnte mich zurück, machte es mir in den vielen Kissen bequem und schlug das Buch auf.

Ich suchte die Stelle, an der ich von Ayla gestört wurde. Ich überflog die letzten Zeilen nochmal und konzentrierte mich auf das Geschriebene.

Jetzt wo wir hier sind, weiß ich nicht welche Macht Marc auf meinen kleinen Engel ausüben wird. Er wird alles daran setzten, dass Ethan genauso wird wie er. Dann wird er ihn zu seinem Erben machen. Nur dass Ethan nicht nur Geld sondern auch seiner Geschäfte.

Als ich Marc kennenlernte war ich jung und konnte diesem reichen, intelligenten und zudem noch gutaussehenden Mann nicht widerstehen. Er hatte mich innerhalb von kürzester Zeit um den kleinen Finger gewickelt. Immer wenn ich  dachte ich könnte seinem Charme entkommen, lullten mich seine schmeichelhaften Worte wieder ein. Je mehr ich versuchte ihm zu widerstehen und ihm zu entkommen, desto mehr wollte er mich. Marc bekam immer das was er wollte, das merkte ich genauso schnell, wie ich seine grausame Seite kennenlernte.

Als ich sein größtes Geheimnis, das seiner illegalen Geschäfte gelüftet hatte, bin ich natürlich geflohen.

Illegale Geschäfte? Was meinte sie mit ‘illegalen Geschäften’? Etwa Drogen?

Zu dem Zeitpunkt wusste ich jedoch noch nicht, dass ich schwanger war. Sonst hätte ich nie den Mut gehabt zu fliehen. Doch als ich in der Provance einen Job fand, glaubte ich alles gut. Natürlich hatte ich immer Angst, dass Marc mich und meinen kleinen Sohn finden könnte, aber nach fünf Jahren wiegte ich uns in Sicherheit, ich dachte er hätte mich vergessen und ein neues Opfer gefunden, aber ich hatte mich wohl geirrt. Er hatte jahrelang nach nach mir gesucht und mich nach sechs Jahren auch gefunden, mit einem Kind. Ich hatte Angst er könnte Ethan aus Wut verletzten, aber als er erfuhr dass Ethan sein Sohn war, war er Feuer und Flamme. Ich war eine schlechte Mutter. Ich hätte Ethan zwei schöne Adoptiveltern suchen, ihn somit aus der Gefahrenzone bringen und zu Marc zurückgehen sollen. Aber ich war so egoistisch. Als ich Ethan das erste Mal im Arm halten durfte, konnte ich den Gedanken nicht ertragen, ihn nicht jeden Tag bei mir haben zu können. Ihn im Arm zu halten, wenn er schrie, ihn in den Kindergarten zu bringen, ihm Abends Märchengeschichten erzählen zu können, ihm einen Gute-Nacht-Kuss geben. Ihn zu lieben. Auf das alle konnte und wollte ich nicht verzichten, also verschwand ich mit meinem neugeborenen Sohn in ein anders Land.

Jede Menge Tränen rannen über meine Wange und ich musste schniefen. Sie glaubte zwar eine schlechte Mutter zu sein, aber wie konnte man das glauben, wenn man das ließt?

In diesem Moment vermisste ich nichts mehr, als meine Mutter. Meine Mommy. Jetzt liefen die Tränen unaufhörlich über mein Gesicht und meine Wangen brannten, wegen den salzigen Tränen. Ich wollte das nicht. Ich wollte hier weg. Nach Hause, zu meinen Eltern meinen Geschwistern. Es tat so weh. Mein Herz tat weh. So sehr vermisste ich meine Familie. Meinen Daddy, der immer für mich da war. Der nicht wollte, dass ich die Schule abbrach, nur um seinen Job, die Familien zu ernähren, zu übernehmen. Er hatte so lange und verzweifelt nach einem Job gesucht um zu vermeiden, dass ich die Schule schmiss.

Meine Mutter arbeitete Tag und Nacht um meinen Geschwistern ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen, sie tat alles für uns. Irgendwann würde sie vor Erschöpfung noch umkippen, soviel war sicher. Ich war an allem Schuld. Ich hätte an dem Tag, an dem Robert mich entführt hatte nicht in den Park gehen, mir keine Auszeit nehmen sollen, dann wäre ich jetzt zu Hause. Um diese Zeit würde ich in dem Kaffee um die Ecke jobben und mir die Füße wund laufen.

Der Kummer machte sich in meinem ganzen Körper breit. Ich rollte mich auf die Seite, zu einem kleinen Knäuel, der sich immer vor schluchzen durschüttelte, zusammen.

Ich dachte an meine Schwestern meinen kleinen Bruder. Er ging noch in den Kindergarten.

Er hatte mir zu meinem sechzehnten Geburtstag einen Muffin mit einer blauen Kerze ans Bett gebracht. Zudem hatte er mir ein Bild gemalt, auf dem meine Familien gemalt war. Er war so stolz als er mir das Bild gezeigt hatte, das er extra nur für mich gemalt hatte. Er sprang auf meinem Bett auf und ab, seine etwas zu langen schwaz-gelockten Haare sprangen im Takt mit. Er sah einfach zum Knuddeln aus, in seinem blau-grau gestreiften Lieblings-T-shirt. Ich bedachte seine aufgeregte Auf-und-Ab-Hüpferei mit einem Lächeln und zog den Kleinen in meine Arme. Dann startete ich eine meiner berüchtigten Kitzelattacken und erntete ein Quietschen von meinem kleinen Bruder. Er flehte mich, immer wieder nach Luft schnappend, an aufzuhören. Ich amüsierte mich noch einige Minuten an seinem kindlichen Lachen und zog meinen Liebling in meine Arme.

“Ich hab dich lieb, Ilay.”, hatte ich ihm zugeflüstert und viele Küsse auf seinem Gesicht verteilt. Er machte ein wääääh-Geräusch und fuhr mit seinem Handrücken über sein niedliches Gesicht um meine Küsse wegwischen.

Ich wünschte mich in genau diese Zeit zurück, in der ich noch so unglaublich glücklich war.

Vielleicht konnte ich fliehen, jetzt wo Ethan nicht da war. Obwohl er würde mich bestimmt keine Sekunde aus den Augen lassen, dieser mysteriöse ‘Babysitter’, den Ethan auf mich angesetzt hatte. Ich könnte aber natürlich auch versuchen ihn dazu zu überreden mir zu helfen. Aber wie wahrscheinlich war es schon, dass er sich gegen Ethan stellte und auf meine Seite wechselte. Die Wahrscheinlichkeit liegt wohl bei 0%. Trotzdem. Ich musste mein möglichstes versuchen um hier wegzukommen. Für Ilay, meine Mom, meinen Dad und meine Schwestern.

“Verdammt!”, schrie ich in mein Kissen und rappelte mich hoch.

Erstmal duschen. Unter der Dusche hatte ich immer die besten Ideen.

Schon im Zimmer flogen meine Klamotten in alle Richtungen und das Bad erreichte ich bereits nackt. Also ging ich ohne Umschweife auf die Dusche zu, legte den Schalter um und während ich wartete bis das Wasser warm wurde stellte mich vor den Spiegel.

Ich betrachtete mich ausgiebig. Meine Haare waren zerzaust und klebten an meinem Hals und an den Wangen. Die Augen waren gerötet und es hatten sich schwarze Ringe unter meinen jadegrünen Augen gebildet. Die Wangen gerötet, wegen des Salzwassers.  Sogar meine langen, von Natur aus schwarzen Wimpern waren verklebt. Gott, wie furchtbar ich aussah, wie eine Tote.

Ich stieg in die Dusche, die jetzt heiß war und das Wasser bereits verdampfte. Erschrocken fuhr ich zusammen als das Wasser meine Haut traf und mich verbrannte. Sofort drehte ich den Schalter auf kalt und fuhr erneut zusammen als ich dem kalten Wasser ausgeliefert war.

“Scheiße.”, fluchte ich vor mich hin und stellte den Schalter auf lauwarm, bis heiß.

‘Mmmmmmmh’, schnurrte ich als das Wasser die perfekte Temperatur angenommen hatte. Ich schloss die Augen und hatte vor an gar nichts zu denken, aber da ich nunmal ein Mensch und kein Roboter war, scheiterte mein Versuch kläglich. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu meiner Familie ab.

Wie soll ich mir so Gedanken über meine Flucht machen, wenn ich es noch nichtmal schaffte fünf Minuten beim Thema zu bleiben?

Also wie ich bereits feststellen musste, gibt es im Umkreis von fünfhundert Metern gar nichts. Das war schon mal keine Möglichkeit. Vielleicht könnte ich ein Telefon ausfindig machen und die Polizei anrufen. Okay. Aber wie lautet die Notrufnummer. Scheiße. Ich weiß noch nicht mal in welchem Land ich bin.

Neuer Plan: Zuerst herausfinden, in welchem Land ich bin, dann einen Fluchtplan ausdenken.

Ich wusch meine Haare mit einem dieser überteuerten Shampoos und , anschließend meinen restlichen Körper.

Ich summte immer wieder Lorde Royals vor mich hin und wippte im Tackt mit den Füßen. Ich liebte dieses schon seit ich es das erste Mal gehört hatte. Die musikalischste Person war ich ja noch nie aber ich traf trotzdem die Töne. Die meisten jedenfalls.

Als ich anfing zu singen drehte ich das Wasser noch weiter auf, damit mich ja niemand hören konnte und sang lächelnd vor mich hin.

“Du bist garnicht mal so schlecht.”, erschrocken fuhr ich zusammen, als ich eine raue tiefe Stimme aus der Richtung der Tür erklang. Sofort drehte ich mich in die Richtung, aus der die Stimmer kam und stolperte einige Schritte zurück.

Im Türrahmen stand ein großgewachsener Mann, mit dunklen Haaren und dunklen Augen. Er sah irgendwie verrucht aus mit den verwuschelten Haaren und den beinahe schwarzen Augen. Sein T-Shirt war weiß und sah ausgewaschen aus, auch die schwarze Hose wirkte zwar modern aber trotzdem ausgewaschen. Nun, es sah verdammt heiß aus.

“Würdest du dich bitte umdrehen!”, schrie ich ihn an und verdeckte mit den Armen meine intimsten Zonen.

Er grinste mich an und kam sogar noch näher, anstatt zu verschwinden. Er stand vor der Dusche, musterte mich von oben bis unten und schien keinen Hehl darauszumachen, dass ich ihm gefiel.

“Hübsch.”, beurteilte er mein Aussehen und leckte sich mit seiner Zunge keck über die Lippen.

“Was verdammtnochmal machst du in meinem Badezimmer? Raus hier!”, blaffte ich ihn erneut an und deutete mit meinem Finger auf die Tür.

Sein Blick glitt von meinem Gesicht zu meinen Brüsten und grinste mich anzüglich an. Als ich merkte dass er freie Sicht auf meine Brüste hatte, hob ich meinen Arm zeitgleich wieder und verdeckte meine Brüste.

“Wer bist du überhaupt?”, wollte ich aufgebracht von ihm wissen und sah in seine erstaunlich sanften Augen.

“Ich bin Dominic. Du bist dann wohl Lilly.”, meinte er gelassen und setzte sich auf den Rand der Wanne.

“Dominic.”, flüsterte ich und beobachtete jede seiner Regungen.

“Und was genau machst du hier, Dominic?”, ich zog seinen Namen extra in die Länge und bedachte ihn mit einem genervten Blick.

“Nun, wir werden in den nächsten fünf Tagen eine menge Zeit miteinander verbringen. Also gewöhn’ dich daran.”, sagte er und lächelte hinterhältig.

Dominic

Dieser Mann sollte also auf mich aufpassen? Das konnte er mir nicht antun? Hätte er nicht jemand anderes dazu beauftragen können mich nicht aus den Augen zu lassen. Jemanden der nicht so sehr, wie ER war? Jemand normales? Obwohl jetzt konnte ich gleich mit meinem Plan beginnen.

“Wo fährt Ethan hin?”, wollte ich beiläufig wissen und sah ihn verstohlen von der Seite an.

“Du weißt ganz genau, dass ich dir darüber keine Auskunft geben werde.”, informierte er mich sachlich, konnte ein Grinsen aber nicht ganz verbergen.

“Ähm, aber… er muss es ja nicht erfahren.”, meinte ich und zwinkerte ihm zu.

“Du verstehst da was falsch. Ich werde Ethan nicht hintergehen. Nicht mal für ein so hübsches junges Ding wie dich.”

Ich und junges Ding? Wie alt war er denn? Er konnte kaum drei Jahre älter sein als ich.

“Wie alt bist du denn?”

“Ich glaube das geht dich auch nichts an.”, sagte er barsch und stand auf.

“Warum sagt mir eigentlich jeder, das mich etwas nicht angeht? Glaubt ihr ich will das hier? Glaubt ihr ich hab darum gebeten entführt zu werden?”

Jetzt war ich wütend, aber diesmal so richtig wütend. Ich konnte es absolut nicht ausstehen, wenn mir jemand sagte ich dürfte etwas nicht wissen oder es ginge mich nichts an.

“Ich hasse das alles hier. Ich werde das Gefühl, nie allein zu sein, immer unter Beobachtung zu stehen einfach nicht mehr los. Es macht mich irre.”, schrie ich und schlug mit meinem Fuß und den Fäusten auf die Glaswand der Dusche ein. Dominic kam auf mich zu, fischte im vorbeigehen ein Handtuch aus dem Fach, das dafür vorgesehen war und öffnete die Tür zur Dusche. Am Arm zog er mich aus der Dusche und hüllte mich in das flauschige Handtuch ein.

“Du solltest dir nicht so viele Gedanken machen. Nimm es einfach hin.” 

Ich sollte es hinnehmen? Der Typ war ja irre. Er in meiner Situation hätte bestimmt total gelassen reagieren und mit Ethan auf besten Freund gemacht. Ich hatte vor ihn einfach zu ignorieren. Genau, das klang doch schon mal gut. Gewaltsam löste ich mich aus seinem Griff und verließ eilig das Badezimmer. Dominic ließ ich einfach stehen. Verzweifelt stand ich vor meinem Kleiderschrank und zog wahllos ein Kleid heraus. In diesem Schrank gab es nichts bequemes, nur aufreizende Kleider oder tief ausgeschnittene Oberteile und enge Jeans. Ein beiges Sommerkleid mit kleinen roten Blumen darauf. Diesmal war es zwar nicht eng, sondern flatterte um meine Oberschenkel, wenn ich mich bewegte. Es ließ einen großzügigen Blick auf meinen Rücken und mein Dekolletee frei. Meine Haare fasste ich zu einen hohen Pferdeschwanz zusammen und ignorierte die Tatsache, dass Dominic mir gefolgt war. Aus dem Schuhschrank, der an der Wand stand, zog ich ein paar beige High Heels raus und streifte sie mir über.

“Die kannst du gleich wieder ausziehen, wir gehen spazieren da stören die nur. Obwohl, und das muss ich zugeben, sie wirklich unglaublich heiß aussehen.”, sagte er grinsend, schubste mich aufs Bett und zog mir die Schuhe aus.

“Ich kann das alleine.”, fuhr ich ihn an und entzog ihm meine Beine. Soviel zu meinem Vorhaben, ihn zu ignorieren. Er warf mir ein Paar rote Ballerinas zu und forderte mich auf sie sofort anzuziehen. Auf der Terrasse zog er mich am Oberarm nahe an sich heran und ich spürte seinen heißen Atem an meinem Ohr, was mich erschaudern ließ.

“Versuch gar nicht erst abzuhauen, das wird dir nicht helfen. Im Umkreis von fünfzehn Kilometern befindet sich nichts. Rein gar nichts. Und glaub mir das wird für uns beide nicht gut enden.”

“Na dann. Wenigstens ein kleiner Triumph.”, lachte ich und meine Worte trieften nur so vor Ironie.

“Ha ha. Ethan wird mich vielleicht bestrafen und eine Woche sauer auf mich sein, aber du wirst nicht so glimpflich davon kommen, das kannst du mir glauben.” Er ließ mich genauso schnell los, wie er mich grob gepackt hatte und lief Richtung Wald. Diese Typ machten mich wahnsinnig. Konnte denn keiner der Beiden Klartext reden? Nur einmal? Genervt folgte ich ihm und stampfte absichtlich fest in den Boden. Ich beeilte mich nicht, ihm zu folgen, sondern schlenderte langsam hinter ihm her. Der sollte ja nicht glauben, dass ich ihm wie ein Hündchen hinterherlief. Ich lenkte mich von meiner wiederaufsteigenden Wut ab und betrachtete meinen Umgebung. Wäre ich aus anderen Gründen hier, wäre das mein Paradies auf Erden. Klar liebte ich weiße Strände und glasklares Wasser, aber vielmehr liebte ich den Wald und die Berge. Am meisten liebte ich aber den Schnee. Zwar hab ich noch nie welchen gesehen, aber ich stellte es mir unglaublich schön vor, wenn jeder Baum, jedes Haus und jeder noch so kleine Grashalm mit Schnee bedeckt sind. Aber noch ist ja Sommer, also ist es auch gut möglich das es hier nie Schnee geben wird. Was wirklich schade wäre. Auch Ilay wollte schon immer mal in die Berge zum Skifahren, aber wir hatten nie das Geld dazu.

“Beeilst du dich mal? Mir wird langweilig und dann bin ich sehr unbequem.”, rief Dominic mir zu, der schon an die hundert Meter vor mir war.

“Ja ja.”, murmelte ich leise und ging ein kleines bisschen schneller. Gerade so, dass Dominic es sah. Als ich merkte, dass er stehen blieb, beschleunigte ich meinen Schritt und lief in seine Richtung.

“Na endlich. Was hat so lange gedauert?”, wollte er gleich von mir wissen und sah mich prüfend an.

“Ich hab mich auf die Natur konzentriert!”, sagte ich schulterzuckend und ging ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen weiter.

“Und?”, stellte er mir sofort die nächste Frage. Langsam begann er mich zu nerven mit dieser blöden Fragerei.

“Was und?”, fragte ich verwirrt und zog eine Augenbraue in die Höhe.

“Wie gefällt es dir?” Konnte er sich nicht mal deutlich ausdrücken? Dieses drumherum Gerede ging mir tierisch auf den Keks.

“Was gefällt mir?” Ich bedachte ihn mit einem genervten Blick der alles sagte und beschleunigte meine Schritte um ein Vielfaches.

“Na die Natur.”, meinte er und er schien keine Probleme damit zu haben, mir zu folgen. Während ich schon schwer atmete, pfiff er neben mir so ein blödes Liedchen und merkte gar nicht wie sehr ich ihn in dem Moment verabscheute.

“Ja ganz toll.”, sagte ich ebenso enthusiastisch, nur das aus meinen Worten der Sarkasmus nur so triefte.

“Es freut mich, dass es dir gefällt. Ich wollte dich etwas ablenken, von der ganzen Situation.”

Na das hat ja toll funktioniert du blöder Hornochse. Wenn er mich ablenken wollte brauchte es schon etwas mehr als eine paar Blumen und Bäume. Hatte Ethan wirklich geglaubt ich würde mich von diesem Idioten einlullen lassen? Da hatte er sich aber geschnitten! Apropos Ethan.

“Warum hat Ethan dich zu meinem persönlichen Gefängniswärter auserkoren?”, fragte ich und sah überall hin, nur nicht in seine Richtung.

“Er vertraut mir.”

Ach so, das erklärt natürlich alles. Ethan vertraut ihm. Dass ich nicht lache. Er vertraut doch nichtmal seiner eigenen Cousine, also warum um alles in der Welt sollte er dem liebreizenden Dominic vertrauen?

“Und wie hast du ihn dazu gebracht dir zu vertrauen?”, fragte ich sogleich und begriff erst später was ich überhaupt gesagt hatte.

“Warum sollte ich dir das erzählen?”, fragte er mit hochgezogener Augenbraue und schenkte mir ein Dominic-typisches Grinsen.

“Weil ich dir dann auch etwas sagen werde. Ein Geheimnis.”, flüsterte ich und zwinkerte ihm zu.O Gott. Wo bekomme ich auf die Schnelle ein Geheimnis her? Ich hätte natürlich eines erfinden können, aber mir fiel einfach nichts ein.Dominic schien kurz zu überlegen und nickte dann.

“Du fängst an!”, forderte er mich auf und betrachtete dann stumm mein Gesicht. Scheiße! Was soll ich denn jetzt machen?

“Also ähm… Warum fängst nicht du an?”, schlug ich mit kribbelndem Gefühl im Magen vor. Ich war noch nie eine gute Lügnerin und eine noch schlechtere Geschichten-Erfinderin.

“Nein. Meine Regeln. So oder gar nicht.”, beharrte er darauf, dass ich beginnen sollte.

“Also schön… Ich… ich bin FBI-Agentin.”, sagte ich und setzte eine ernste Miene auf.

“FBI-Agentin. So so. Das... ich…”, Dominic verfiel in schallendes Gelächter, was ihn noch jünger aussehen ließ. Er hielt sich verkrampft den Bauch und bekam sich gar nicht mehr ein vor lachen.

“Ja genau. Und ich bin der Kaiser von China.”, spottete er und grinste mich an. Idiot. “Ich will ein echtes Geheimnis wissen. Eines das keiner kennt.”, sagte er und sein Tonfall war innerhalb von Sekunden, von belustigt zu geheimnisvoll geworden. Sollte ich wirklich? Ich meine war es das tatsächlich wert? JA!

“Ich hab so etwas wie das Tagebuch von Ethans Mutter gefunden?”, gestand ich ehrlich und fixierte mit meinem Blick den Boden. Dominic’s Augen weiteten sich und seine Augenbrauen waren beide in die Höhe geschossen.

“Du bluffst doch.”, sagte er und ließ mich einfach stehen.

“Ich lüge nicht, ich hab es wirklich gefunden.”, versicherte ich ihm und fuhr mir genervt über die Haare.

“Ich stelle dir eine einzige Frage. Ist diese falsch werde ich Ethan anrufen.”, sagte er, als er stehen geblieben war.

“Okay.”, sagte ich etwas leiser als sonst und faltete meine Hände. “Wie heißt Ethans Mutter?”, wollte er wissen und musterte mich ernst.

“Isabella.”, sagte ich und hoffte ihr Name war nicht Isobel.

“Also gut, ich glaub dir.”, gab er sich geschlagen und fuhr sich mit beiden Händen gestresst durch die Haare.

“Wo ist es?”, fragte er ohne ein weiteres Wort.

“Was? Das Buch?”, fragte ich nochmals nach und spielte mit einer meiner Haarstränen.

“Nein, das Osterei vom Osterhase. Natürlich das Buch.”, er schien sichtlich aufgebracht und ging schnellen Schrittes vor mir auf und ab. Als er plötzlich stehen blieb, musterte er mich und sagte schließlich:“Ethan darf davon nichts erfahren. Das wäre dein Ende.”, sagte er bedauernd und fuhr sich aufgebracht durch die schwarzen Haare.

"Warum nicht?", fragte ich sichtlich verwirrt und trat einen Schritt auf ihn zu.

"Hast du es gelesen?", stellte er mir die nächste Frage und sah mir prüfend in die Augen.

"Nein... Jedenfalls nicht das ganze.", sagte ich kleinlaut und sah verlegen zu Boden.

"Gut. Wo ist es?", fragte er erneut.

"Warum sollte ich dir sagen wo es ist? Und überhaupt schuldest 'du' mir noch eine Antwort." Ich sah ihm provozierend in die Augen und sah wie sie sekündlich dunkler wurden. Nicht gut. Immer wenn Ethans Augen dunkel wurden, war er entweder sauer oder heiß. Beides bescherte mir ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.

"Du solltest mich nicht herausfordern. Du wirst nicht gewinnen.", meinte er siegessicher und fuhr mit seinem Daumen von meiner Stirn zu Mund und zeichnete langsam die Umrisse nach. Geschockt über die gefühlvolle Berührung schnappte ich nach Luft und sog somit Dominic's Daumen in meinen Mund. Meine Lippen schlossen sich ungewollt fest um seinen Daumen und ich saugte daran. Es war als wäre das nicht mein Mund, nicht meine Zunge die sich um seinen Daumen schlängelte, denn 'das' wollte ich gewiss nicht. Rasch stolperte ich einige Schritte zurück und stieß gegen einen Baum. ‘Au, verdammt!’, fluchte ich innerlich und rieb mir meine schmerzende Schulter. Ich bin so ein Idiot. Warum hab ich das getan? Es kommt mir so vor als müsste mich jeder dieser Ganoven nur kurz ansehen oder mich berühren und schon war ich Wachs in dessen Händen. Was hab ich eigentlich so verwerfliches getan, dass ich so bestraft wurde? Dominic stand starr vor mir und starrte stumm auf seine Hand. Nach einigen Sekunden, die mir wie Minuten vorkamen, löste er sich aus seiner Starre und sah stattdessen mich an.

“Das hättest du nicht tun sollen.”, sagte er monoton und kam schnell auf mich zu. Seine Hand stützte er hinter mir gegen den Baumstamm und sein Gesicht kam mir verdächtig nahe. Oh Gott. Er wollte mich doch nicht küssen, oder? Das ging nicht. Er konnte nicht...Nein! Ich wollte unter seinem rechten Arm hindurchschlüpfen, doch er hielt mich zwischen seinen beiden Armen gefangen. Sein Kopf näherte sich langsam meinem und ich wich immer weiter zurück, bis mein Kopf gegen das harte Holz des Baumes hinter mir stieß. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Wange und schnappte nach Luft. Er roch nach Wald, Moschus und seinem ganz eigenen Körpergeruch, nach Dominic. Dieser Duft, machte süchtig. Er zog mich auf direkten Weg in seinen Bann und ließ mich sogleich willenlos werden.

“Ich darf das eigentlich nicht, aber wie du schon sagtest Ethan muss ja nichts davon erfahren. Oder?”. Er beugte sich zu mir runter und begann an meinem Hals zu saugen. Es war nicht wirklich angenehm, aber mir entwich trotzdem ein Stöhnen.

Wieder sah er mir in die Augen und fragte erneute: “Oder?”.

Sofort schüttelte ich den Kopf und starre auf seine Lippen. Ob sie so weich waren wie sie aussahen? Wahrscheinlich.

Und seine Augen, schwarz wie die Nacht, unglaublich heiß. Sie waren zwar das komplette Gegenteil von Ethans strahlend blauen Augen und doch hatten sie eine wahnsinnig starke Anziehungskraft auf mich. Halt! Warum um alles in der Welt dachte ich jetzt an Ethan? Ethan bedeutete mir nichts, er hielt mich hier gegen meinen Willen fest. Und ich hasste nichts mehr als wenn man mir meine Freiheit nahm. Ich spürte entfernt eine wage Berührung an meinem Hals und war schlagartig wieder in der Realität. Dominic. Ganz nah. Zwischen seinen Lippen und meinen Lippen war kaum ein Abstand von einem Zentimeter. Sein Atem ging flach und wir atmeten die selbe Luft ein. Und in dem Moment, in dem ich es am wenigsten erwartet hätte, lagen seine Lippen auf meinen.

 

                                                           

Männer!

Sie waren weicher als ich in meinen kühnsten Träumen erwartet hätte und passten genau auf meine. Und doch wünschte ich mir es wären nicht seine Lippen sondern Ethans, die sich immer fordernd und leidenschaftlich und doch so sanft auf meine gepresst hatten. Es hatte sich irgendwie richtig angefühlt und das, nach allem was passiert war.

Aber Ethan war für mich unbekanntes Gebiet, ich konnte Ethan nie durchschauen. Immer wenn ich dachte ich wüsste wie er tickt, hatte er das Gegenteil bewiesen. Seine Mutter schien ja zu glauben Ethan sei ein Engel und doch schien es für ihn normal eine ihm unbekannte Frau einzusperren. Ich muss mich so gut es geht von ihm fernhalten. Er macht mich unglaublich schwach. In seiner Nähe konnte ich nicht klar denken und bekam Kopfschmerzen, da ich mich gedanklich selbst tadelte, wenn ich wieder solche Gedanken wie eben bekam.

Die Lippen die von meinen abgelassen hatten wanderten jetzt langsam zu meinem Hals, aber nicht ohne meine Haut zu streifen. An meinem Hals angekommen biss er, saugte und leckte abwechselnd in die empfindliche Haut. Immer wenn er zu biss stöhnte ich leise und krallte meine Nägel in den Baum hinter mir, was mit der Zeit anfing unangenehm zu schmerzen.

Nach gefühlten Stunden löste sich Dominic von meinem Hals und nahm meine leicht geöffneten Lippen wieder in Beschlag. Seine Zunge fuhr verführerisch über meinen Oberlippe und biss anschließend keck in meine Unterlippe. Es fühlte sich gut an, keine Frage, aber irgendwas fehlte. War es dieses angenehme Kribbeln in meinem Bauch das fehlte oder mein Körper der einfach nicht so reagierte wie er es sollte wenn ein wirklich heißer Mann 'das' mit seiner Zunge tat?

Fordernd stieß er seine Zunge in meinen Mund und umkreiste meine Zunge mit seiner. Seine Hände wanderten überall über meinen Körper. Er begann sanft meine Brust zu massieren und grinste in den Kuss hinein.

War ich eigentlich noch ganz bei Trost? Was tat ich hier überhaupt?

Sofort stieß ich Dominic von mir und entfernte mich etliche Meter aus seiner Reichweite.

“Was ist los?”, wollte er sichtlich irritiert wissen und wollte sich mir wieder nähern, doch ich wich vor ihm zurück.

“Hey Lil. Was ist?”, fragte er erneut und schien noch verwirrter als vorher. Ich wich weitere Schritte zurück. Plötzlich wurde mir schrecklich kalt und schlang meine Arme um meine Taille.

“Nichts.”, sagte ich schnell und konnte ihm nicht in die Augen sehen, sondern richtete sie beschämt auf den Boden. Es kam mir so vor als hätte ich Ethan betrogen, obwohl ich ja gar nicht mit ihm zusammen war, oder ihn gar liebte.

“Nichts? Warum bist du plötzlich so abweisend? Hab ich was falsch gemacht?”

“Nein. Können wir bitte einfach wieder zurückgehen?”

“Wenn du das möchtest. Ich hätte dir zwar gern noch etwas gezeigt, aber wenn du das nicht willst, auch gut.”, meinte er und wandte sich schon um, um den Rückweg anzutreten.

“Warte!”, rief ich ihm hinterher und sah wie er sich grinsend umdrehte.

“Hast du es dir anders überlegt, Prinzessin?”

Der besorgte und sanfte Unterton war aus seiner Stimme verschwunden und seinem gewohnten provokativen Ton gewichen.

“Ja.”, sagte ich einfach nur und lächelte leicht.

Er kam wieder auf mich zu, nahm meine vergleichsweise kleine Hand in seine und ging mit mir in die Richtung, in die wir anfangs hatten gehen wollen.

“Es wird dir gefallen,”, sagte er lächelnd und beschleunigte seine seine Schritte, wodurch auch ich schneller gehen musste.

Der Wald wurde immer dichter und somit auch dunkler, da nur mehr wenige Sonnenstrahlen durch das dichte Geflecht aus Ästen dringen konnten. Es roch stark nach Moos und man konnte die feuchte Erde förmlich riechen. Die Erde gab unter jedem Schritt nach und wenn man zurückblickte konnte man unsere Schuhabdrücke in der Erde sehen.

“Komm, wir sind gleich da.”

Er zog hektischer an meiner Hand und ich lief praktisch hinter ihm her. Als wir uns durch dichte Sträucher hindurchgekämpft hatten, was einige Schrammen auf meinen Armen und Beinen hinterlassen hatte, kamen wir zu einer kleinen Lichtung. In Mitten dieser, ein See. Wunderschön. Die Sonnenstrahlen brachen sich im Wasser und jede Menge Seerosen schwammen auf der Wasseroberfläche. Es war wie mein persönliches Paradies. Nicht war künstlich angelegt, alles absolut unberührt. Ich hatte mich schon in der ersten Minute in diesen Ort verliebt.

“Oh Gott. Das ist wahnsinnig schön.”, sagte ich und mein Mund stand noch immer offen, so berauscht war ich von der Aussicht.

“Ja, nicht wahr?”, sagte er und sah ebenfalls verträumt auf die Lichtung.

“Wo her weißt du davon?”, wollte ich berührt von ihm wissen.

“Vor circa einem Monat hatten Ethan und ich eine ‘kleine’ Auseinandersetzung. Ich war so schrecklich wütend, dass ich einfach aus dem Haus gestürmt bin und mich hier her verirrt habe. Ich weiß, es klingt kindisch, dass ich einfach so davongelaufen bin, aber ich musste meine Wut irgendwo auslassen, sonst wäre ich durchgedreht.”

“Worum ging es in eurer Auseinandersetzung?”, fragte ich neugierig wie immer und beugte mich etwas vor, in seine Richtung.

“Immer auf der Suche nach Informationen, hm?”

Er lächelte zwar, aber ich konnte in seinen Augen sehen, dass es ihm missfiel.

Wir drehten uns gleichzeitig weg und sahen wieder auf den See. Schweigend bewunderten wir den See, bis Dominic sich mir erneut zuwendete.

“Würdest du gern schwimmen gehen?”, fragte er und seine Stimmer war leise. Wie ein Windhauch.

“Das wäre großartig.”, rief ich euphorisch und strampelte mir zeitgleich die Schuhe von den Füßen. Das Kleid war ich auch schneller los, als ich meinen Namen sagen konnte und stürmte aufs Wasser zu. Ich wollte schon hineinspringen, doch kurz zuvor bremste ich ab. Ich wollte nicht schuld daran sein wenn dieses Paradies zerstört wurde, also ging in ganz langsam ins Wasser und tauchte unter.

Das Wasser fühlte sich unglaublich gut an auf meiner geschundenen Haut. An den Stellen wo ich Kratzer hatte, brannte das Wasser anfänglich höllisch auf meiner Haut. Doch schon nach einiger Zeit wirkte das kühle Wasser heilend auf meinen Körper.

“Kommst du nicht rein?” wollte ich von Dominic wissen, als mir einfiel, dass ich gar nicht allein war.                                 

“Nein, lass mal.”, meinte dieser sofort abwehrend, zog sich jedoch die Schuhe aus, setzt sich an den Rand des Sees und hielt die Füße ins Wasser. Sein Blick ruhte musternd auf mir, während ich lediglich mit den Schultern zuckte und in die Mitte den Sees schwamm.

Schwimmen hatte mir schon als Kind immer wahnsinnigen Spaß gemacht. Ich liebte das Wasser. Immer schon. Ich konnte schon schwimmen, bevor ich überhaupt auf zwei Beinen stehen konnte. Aber das alles konnten wir uns irgendwann nicht mehr leisten.

Ab und zu war ich Sonntags, nach der Spätschicht im Kaffee ins Schwimmbad gegangen. Das war meine Art zu entspannen. Es fehlt mir einfach wahnsinnig.

Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich plötzlich an anderen Ende angekommen war. Vielleicht könnte ich ja-. Ach, Quatsch. Dominic hätte mich in Sekundenschnelle eingefangen und ich hatte auch gar keine Schuhe und somit auch keine Chance. Es war einfach frustrierend!

Also kehrte ich um und schwamm wieder in die andere Richtung. Das Wasser war merklich abgekühlt und eine Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper.

Als ich neben Dominic angekommen war, suchte ich mit meinen Füßen den Boden und verließ den See.

“Wir sollten zurückgehen. Es wird schon dunkel und ich glaub es beginnt zu regnen.”

Kaum hatte er den letzten Satz ausgesprochen, wurde der Himmel von einen grellen Blitz erleuchtet, knapp gefolgt von einem lauten Donner.

Kurz zucke ich zusammen, fange Mich aber gleich wieder. Schnell schlüpfe ich in mein Kleid und die Schuhe und schon wurde ich von Dominic mitgeschleift. Warum hatte er es plötzlich so eilig?

Egal wie schnell wir gelaufen wären, wir wären immer nass geworden.

Wir liefen eilig durchs Unterholz und errichten  schon nach zehn Minuten den Waldrand. Ich blieb öfters im Schlamm stecken und stolperte das ein oder andere Mal über einen Ast oder Zweig, aber Gott sei Dank fing Dominic mich noch rechtzeitig auf.

“Sei vorsichtig. Wenn du dir was brichst bringt Ethan mich um. Und ich hänge an meinem Leben.”

Als wäre es Ethan nicht egal, wenn ich mich verletzen würde. Er würde es wahrscheinlich gar nicht merken.

Sobald wir die Terrasse betraten entledigte ich mich meiner Schuhe und sank erschöpft auf den Boden. Kaum sah ich auf den Boden zog mich Dominic wieder auf die Beine.

“Dominic, was?”, fragte ich verwirrt und beobachtete ihn kritisch.

“Du musst aus den nassen Sachen raus, sonst erkältest du dich noch. Du kannst übrigens Nick zu mir sagen.”, bot er mir an und öffnete die Schiebetür aus Glas. Mit eiligen Schritten folgte ich ihm und war überwältigt von der Wärme im Inneren des Hauses. Bin ich so durchgefroren?

“Am Besten wir ziehen uns was trockenes an und trinken anschließend einen Tee.”, schlug Nick vor.

Nickend begleitete mich bis vor meine Zimmertür. Er nahm das mit dem Aufpassen ziemlich ernst. Zu ernst, wenn man mich fragt, aber gut.

"Ich komme in 10 Minuten wieder, dann bist du fertig!"

Jetzt klang er genau wie Ethan und ich hatte keine Ahnung warum mich das so etwas von anmachte. Oder doch? Nein! Nein, natürlich nicht. Das hatte ich mir bestimmt nur eingebildet.

"Okay."

Als er schon um die Ecke biegen wollte, hielt ich ihn zurück: "Nick?"

Mit einer schwungvollen Drehung drehte er sich um.

"Ja?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue. Auch das kam mir bekannt vor. Herr Gott. Warum muss er sich auch wie Ethan verhalten. Man könnte meinen sie wären Geschwister, was ihre Gesten anbelangt.

"Danke.", sagte ich einfach und schloss hinter mir die Tür nachdem er mir zugenickt hatte.

 

Dominic hatte Wort gehalten und mich nach exakt 10 Minuten in meinem Zimmer abgeholt. Nachdem wir einen heißen Tee geschlürft und einen Film mit Popcorn im Wohnzimmer gesehen hatten, hatte er mich wieder auf mein Zimmer gebracht. Natürlich hatte er anschließend die Tür abgeschlossen. Hätte mich ja auch gewundert, wenn er das vergessen hätte.

Mein Bett war mir so unglaublich weich und sicher vorgekommen, dass ich kaum eine Sekunde länger wach bleiben konnte.

Ich hatte geträumt, von Ethan, Nick, Robert und meiner Familie.

‘Anfangs war der Traum schön. Ich war bei meiner Mutter, meinem Vater und meinen Geschwistern. Wir waren wieder eine Familie. Doch schlagartig trat Ethan in mein Leben und zerstörte alles. Robert war Ethans Gehilfe und tat alles was er von ihm wollte. Auch Nick stand anfangs auf Ethans Seite, aber er hatte sich entschlossen mir zu helfen. Er hatte mich aus dem ganzen Schlamassel rausgeholt und mich zu meiner Familie zurückgebracht.’

Ich schreckte aus dem Traum hoch und saß kerzengerade in meinem Bett. Kleine Schweißtropfen hatten sich auf meiner Stirn gebildet und aus meinen Augen flossen die Tränen. Nicht weil es ein Alptraum war, sondern weil ich in meinem Inneren wusste, dass es nie so enden würde.

"Ich bin schwach. So schwach.", flüsterte ich leise und vergrub meine Gesicht im Kissen.

Und wieder fiel ich in, diesmal einen traumlosen, ruhigen Schlaf.

 

"Raus aus den Federn! Wir haben heute noch viel vor.", kam Nick enthusiastisch in mein Zimmer und entzog mir meine Decke.

"Mmmh.", grummelte ich und zog das Kissen über meinen Kopf.

Auch das nah er mir weg und begann mich überall zu kitzeln.

Ich begann ungehalten zu kichern und versuchte ihn von mir zu stoßen.

"Bitte...ich... Hör auf, bitte..."

Doch er ließ erst von mir ab, als ich ihm geschworen hatte, freiwillig aus dem Bett zu kommen.

 

"Was hast du geplant?", wollte ich wissen, während wir im Esszimmer saßen und frühstückten.

"Ich muss was für Ethan erledigen, danach können wir ja etwas machen, was dir gefällt."

Er überlässt mir die Wahl?

"Was sollte ich schon tun wollen? Ich darf ja das Grundstück nicht verlassen.", sagte ich pampig und zerstocherte das Omelett auf meinem Teller.

"Na ja, dir wird schon was einfallen bis ich Zeit für dich habe."

 

Pah! Wenn er Zeit für mich hat? Dieser eingebildete arrogante Idiot. Der glaubt doch auch die Welt dreht sich nur um ihn. Genau wie Ethan.

"Arrrrrrh!"

"Was regt sich so auf, Liebling?"

Die bekannte Stimme, die hinter meinem Rücken ertönte, ließ mich zusammenzucken.

Erschrocken fuhr ich herum und erblickte Ethan, lässig in der Tür lehnend.

"Ethan.", flüsterte ich leise, ging einen Schritt auf ihn zu und streckte einen Arm nach ihm aus. Als mir das auffiel, zog ich meinen Arm augenblicklich zurück und stolperte über meine Füße.

"Hey Liebling. Du scheinst erregt. Was ist los?", wollte er mit lieblicher Stimme wissen.

"Nenn mich nicht so!", fuhr ich ihn gereizt an.

Laut lachend über meine Forderung, kam er langsam auf mich zu.

"Nochmal, was ist los?", fragte er erneut, diesmal mit fordernder, autoritärer Stimme. Typisch Ethan eben.

"Dominic ist los!", donnerte ich los und fuchtelte erzürnt mit den Händen.

Er lachte wieder heftig und packte mich sanft an den Schultern.

"Was hat er denn getan?"

"Er hat mich versetzt! Das ist unglaublich. Der Typ ist unglaublich. Er hat versprochen wir unternehmen was zusammen, aber er ist nicht aufgetaucht. Idiot.", und wieder gestikulierte ich wild mit den Händen.

Er hatte mich hier eingeschlossen und ich hatte mich den ganzen Tag fürchterlich gelangweilt. Der zweite Tag mit Nick war die Hölle. Beziehungsweise der zweite Tag, OHNE Nick. Moment. Zwei Tage. Zwei nicht fünf?

"Warum bist du überhaupt schon da?", fragte ich und meine Wut war weitgehend verraucht und ich war nur noch verwundert.

"Ich hab dich vermisst.", sagte er zwinkernd und zog mich in seinen Arme. Ich befreite mich unsanft aus seinen festen Griff und rieb über die schmerzende Stelle. Warum musste er auch immer so fest zupacken?

"Warum bist du wirklich wieder hier?", fragte ich kritisch mit hochgezogener Augenbraue.

"Mein Vorhaben hat sich glücklicherweise verkürzt."

"Warum?"

"Wieder so neugierig?", wollte er grinsend wissen.

"Hm. Wo warst du überhaupt? Mit wen hast du dich getroffen? Woran lag es, dass du jetzt wieder da bist? Wieso-"

"STOP! Egal was du noch fragen willst, ich werde dir auf keine deiner Fragen eine Antwort geben.", unterbrach er mich scharf und packte mich grob am Arm.

"Zzzzh.", ich blies stark die Luft aus und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien.

Ich hätte nie zugeben, dass er mich verletzt, aber es tat verdammt weh, wie er mich so packte.

Die Tür wurde schwungvoll aufgerissen und Nick stand in der Tür.

"Dominic. Du scheinst dich nicht besonders gut um sie gekümmert zu haben. Der Meinung ist sie jedenfalls."

Das 'sie' betonte er besonders und warf mir einen vielsagenden Blick zu.

"Was?" Er riss die Augen ungläubig auf und seine Augenbraue kräuselte sich leicht. Gott, war das süß.

"Also?", hakte Ethan nach.

"Ich hab mich um sie gekümmert.", sagte Nick beleidigt  und verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust. Männer!

"Du hast mich hier verrotten lassen!", schrie ich erbost und wäre ihm beinahe an die Gurgel gesprungen, hätte Ethan mich nicht zurückgehalten.

"Ich hatte noch zu tun.", sagte er gleichgültig und strich sich seine Haare in einer eleganten Bewegung zurück.  

"Wie auch immer. Warum bist du hier Nick?", beendete Ethan unsere Diskussion und richtete nun seine volle Aufmerksamkeit auf Nick.

"Dein Gast wird ungeduldig. Sie hat schon begonnen das Mobiliar auseinander zunehmen und Blumenvasen gegen Wände zu werfen. Sie ist... sagen wir mal so, sehr aufbrausend."

"Ich komme sofort.", meinte Ethan und ließ von mir ab.

"Du hast jemanden mitgebracht?", fragte ich verwirrt und ich war mir sicher, Ethan konnte die Enttäuschung in meiner Stimme deutlich hören. Warum musste er auch eine Frau mitbringen. Konnte er sich nicht denken, dass mich das verletzte?

"Ja. Einen ganz besonderen Gast."

Er hatte mich also schon ersetzt. Ich hätte es zwar nie zugegeben, aber er verletzte mich. Wieder. Ich meine, wie lange bin ich hier? Eine Woche? Und schon hatte er mich ersetzt.

"Ich hoffe sie bereitet dir mehr Freude, als ich dir.", sagte ich bissiger als gewollt und ließ die zwei stehen. Sofort lief ich ins Bad und schloss die Tür hinter mir ab. Ich sank geschafft und über alle Maße verletzt auf den Boden und begann fürchterlich zu weinen. So weit war es also schon gekommen. Ich lag heulend auf dem Badezimmerboden und heulte mir die Seele aus dem Leib. Wegen einem Mann!

Niemand wird dich mir mehr wegnehmen!

Zitternd und zusammengekauert lag ich auf den aufgeheizten Fließen und konnte nicht mehr aufhören zu schluchzen. Womit hatte ich denn das alles verdient. War ich so ein fürchterlicher Mensch?

Zuerst die Entführung und jetzt das! Ich hatte das, meiner Meinung nach NICHT verdient. Egal was ich hätte getan haben sollen, das war eine zu harte Strafe.

Robert entführt mich, Ethan ‘vergewaltigt’ mich - obwohl ich zugeben musste, dass es gar nicht so schlimm war - und jetzt werde ich ersetzt. Nach nicht mal einer Woche.

Wie konnte dieser Idiot meinen Stolz nur so sehr verletzten? So war ich doch nicht, oder?

So etwas hätte ich früher nie an mich herangelassen. Nie!

“Hör auf zu schmollen, Liebes! Komm da sofort raus!”, forderte Ethan mit dominanter Stimme und hämmerte gegen die Tür.

Ich gab ihm keine Antwort. Soll er doch vor der Tür stehen. Mir doch egal.

“Wenn du nicht sofort rauskommst, trete ich die Tür ein. Und du wirst meinen lieben Gast nicht kennenlernen. Glaub mir, das wirst du später bereuen.”

Verdammt! Er kennt meine Schwäche. Er weiß wie neugierig und wissbegierig ich bin. Und das verwendet er jetzt gegen mich.

“Okay.”, sagte ich gerade laut genug, dass er mich nicht hören konnte. Ich rappelte mich auf, strich mir die Tränen von den Wangen und sah in den Spiegel.

Himmel! Meine Wangen waren gerötet, meine Haare total verfilzt, die Augen blutunterlaufen und meine Lippen vom Beißen geschwollen.

Ich drehte das Wasser eiskalt auf und klatschte es mir ins Gesicht. Die Röte auf meinen Wangen und die geschwollenen Lippen blieben zwar, aber die Augen hatten ihre natürliche Farbe zurückerhalten und die Haare waren nach dem Kämmen auch wieder seidig weich.

Leise und äußerst langsam öffnete ich die Tür. Aber nur einen Spalt. Ethan saß auf meinem Bett und starrte gedankenverloren auf die Badezimmertür.

“Endlich.”

Während er sich erhob rutschte sein dunkles T-shirt etwas hoch und entblößte die Haut von Jeanssaum bis zum Nabel. Gott, war der Mann sexy.

“Hast du mich nicht vermisst, Sweety?”, fragte er mit anzüglichen Grinsen im Gesicht. Auch das sah verdammt gut aus. Wann hatte ich angefangen, so zu denken?   

“Nein.”, sagte ich kalt und schloss die Augen um ihn nicht ansehen zu müssen. Meine Augen strafften meiner Worte Lügen.

“Ich dich aber, mein Engel.”

Mein Engel? Hatte nicht Ethans Mutter ihn immer so genannte, mein kleiner Engel?

“Hm.”, grummelte ich vor mich hin und kaute wieder auf meiner Unterlippe. Er verhielt sich nicht wie ein Entführer, was mich des öfteren stutzig machte, eher wie mein Freund. Ein Freund ohne meine Zustimmung.

 

“Wollen wir nicht von vorne beginnen?”, fragte er und kam immer näher. “Willst du mir keinen Kuss geben nachdem ich zwei Tage nicht hier war? Das vorhin war doch keine richtige Begrüßung. Also?”

Er stand mir so dicht gegenüber, dass nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen uns gepasst hätte. Ich spürte seinen minzigen Atem ganz nah an meinen Lippen und hielt unbewusst die Luft an. Ich konnte so nicht denken. Das war zu nahe, viel zu nahe.

“Ethan.”, hauchte ich und schon hatte ich seinen Namen ausgesprochen lagen seine Lippen auch schon auf meinen. Zeitgleich schlangen sich seine starken Arme um meinen Körper und strichen zärtlich über meinen Rücken. Mein Gehirn schaltete komplett ab und überließ mich Ethan wiederstandslos. Bevor ich es verhindern konnte griffen meine Hände in sein seidiges schwarzes Haar. Er hatte mich noch nie so sanft geküsst, so ganz ohne Druck.

Quälend langsam glitt seine Zunge über meine Unterlippe. Ein  Stöhnen entwich mir und Ethan nutzte das aus und drang sanfter als je zuvor in meinen Mund ein. Mich hatte noch nie jemand so geküsst. Nie.

Ehe ich mich versah hatte er sich von mir gelöst und lächelte mich versonnen an. Perplex stand ich starr da, bis er mich an der Hand nahm und aus meinem Zimmer zog.

“Hat es dir die Sprache verschlagen, Liebes?”, fragte er, während wir Händchenhaltend  die imposanten Treppen nach unten nahmen.

“Ähm. Nein.”, sagte ich leise und versuchte meine Hand erfolglos aus seiner zu ziehen. Es fühlte sich gut an, nur leider etwas zu gut.

“Warum hast du jemanden mitgebracht?”, wollte ich vorwurfsvoll wissen und konnte ihm nicht in die Augen sehen.

“Du wirst sie mögen glaub mir.”, versicherte er mir und umschloss meine Hand um einiges fester.

Gott, ich war so eifersüchtig. Warum sollte ich sie mögen, weil er das tat. Garantiert nicht! Der konnte mich mal. Nach kaum einer Woche wollte er mich ersetzten, das war das letzte selbst für ihn.

“Ein Entführungsopfer reicht dir wohl nicht, hä?”, sagte ich scharf und fühlte wie der Zorn in mir aufstieg.

“Wer sagt dir denn, dass sie nicht freiwillig hier ist? Dass sie mich liebt und deshalb aus freien Stücken hier ist?”, fragte er grinsend und wir erreichten das Erdgeschoss.

“Wie könnte man dich lieben?”, stellte ich ihm die Gegenfrage und bereute es schon während die Worte meinen Mund verlassen hatten. Scheiße. So etwas konnte ich doch nicht sagen. Ich bin so grausam.

Seine Miene verzerrte sich kaum merklich und wurde traurig.

“Ja, wie könnte man mich lieben?”, sagte er mehr zu sich selbst und ich hätte größte Mühe ihn überhaupt zu verstehen, so leise sprach er.

“Ethan. Es…”, wollte ich zu einer Entschuldigung ansetzen, wurde aber barsch von ihm unterbrochen.

“Lass gut sein. Ich will es nicht hören!”

 

“Du wirst nicht von meiner Seite weichen, egal was passiert. Verstanden?”, fragte er und wir standen vor einer der großen beigen Türen im Erdgeschoss.

Brav nickte ich mit dem Kopf und klammerte mich fester an seinen Hand. Er hatte mich den ganzen Weg über nicht losgelassen, selbst dann nicht als ich ihn verletzt hatte.

Die Tür wurde langsam geöffnet und ich fand mich in einem der Wohnräume wieder. Ein großes helles cremefarbenes Sofa dominierte den Raum und bildete einen krassen Kontrast zu all den anderen dunklen Möbeln. An der Wand stand ein riesiges Bücherregal, das mit allen möglichen Büchern gefüllt war. Sie waren alt. Die Einbände verblichen und sie passten wundervoll in den Raum.

Doch plötzlich tauchte eine große Frau vor mir auf und fiel mir um den Hals. Sie drückte mich so fest an sich, dass ich Angst hatte keine Luft mehr zu bekommen. Als mir beinahe schwarz vor Augen wurde, zerrte Ethan sie von mir weg.

“Lilian, mein Mädchen. Endlich hab ich dich wieder.”

“Mutter?”, fragte ich unsicher. Sie sah nicht aus wie meine Mutter. Ihre Haare waren kürzer als sonst und hatten einen nie dagewesenen Glanz. Das blonde Haar, das ihr nur noch bis zu den Schultern reichten, fiel ihr in sanften Wellen über die Schulter. Die grünen Augen, die ich von ihr geerbt hatte, strahlten wie der hellste Stern am Himmel. Sie sah erholt aus, nicht so, wie ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Ihre harte Arbeit hat sie geschafft und ihr ihre ganze Energie geraubt. Sie war am Ende.

“Ja, Liebling. Ich bin jetzt da.”

“Mommy.”

Ich riss mich von Ethan los und stürmte auf sie zu. Sie hatte mich gefunden. Ich wusste es. Wir fielen uns gegenseitig in die Arme und ich schluchzte in ihre Halsbeuge. Beruhigend strich sie über meinen Rücken und flüsterte mir liebevolle Worte ins Haar. Mein ganzer Körper bebte und wurde von den heftigen Schluchzern durchgeschüttelt.

“Ich bin da, Mäuschen. Alles wird gut.”

“Es tut mir leid. Ich weiß ihr hättet das Geld gebraucht. Es tut mir so leid.”

“Nicht doch, Schätzchen. Dein Daddy hat einen Job in einer renommierten Firma bekommen und ich muss jetzt nur noch halbtags arbeiten und kann mich um Ilay, Jana und Alina kümmern. Sie hatten es nicht leicht.”

“Das ist so toll, Mom. Wie hast du mich gefunden?”

“Ich hab deinen Brief erhalten. Ich war so erleichtert als ich gehört habe, dass es dir gut geht. Mach das nie wieder hörst du! Ich hatte Todesangst um dich.”

“Welcher Brief?”, wollte ich verdutzt wissen. Ich habe nie einen Brief geschrieben.

“Na der, indem du mir erzählt hast, dass du einen Mann kennengelernt hast und du zu ihm gezogen bist. Und natürlich das Flugticket.”, meinte sie und beäugte mich kritisch.

“Ich glaube das reicht jetzt. Lilly ist müde. Ihr könnt morgen weiterreden.”, unterbrach Ethan unser Gespräch.

“Man wird Sie auf eines der Gästezimmer bringen. Lilly und ich werden Ihnen morgen wieder Gesellschaft leisten.”

Er zerrte mich an meinem Arm raus und schloss hinter uns die Tür.

 

“Warum ist meine Mutter hier? Wie ist sie hier hergekommen? Ich habe ihr keinen Brief geschrieben und Flugtickets habe ich ihr auch nicht geschickt das musst du mir glauben. Ich habe damit nichts zu tun. Ich würde meine Mutter nie in Gefahr bringen. Bitte, Ethan. Lass sie gehen. Sie weiß nichts.”

“Ich weiß.”, sagte er und steuerte die Küche an.

“Wie? Du weißt es?”, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue und folgte ihm eilig.

“Ich hab ihr die Tickets geschickt und den Brief auch. Wenn du deinen Mund hälst wird sie auch wieder gehen dürfen. Wenn nicht,... du weißt schon…”

“Was? Ich werde ihr nichts sagen, das schwöre ich. Warum hast du sie hergebracht?”, fragte ich und setzte mich auch die Kücheninsel.

“Deine Mutter ist zur Polizei gelaufen, als sie nichts von dir gehört hat. Sie hat der Polizei ganz schön eingeheizt als sie nichts gefunden hat. Also habe ich ihr einen Brief geschrieben. Jetzt glaubt sie, dass du mich liebst und dein Leben mit mir verbringen willst und keine Polizei der Welt wird dich mir mehr wegnehmen können.”

“Und der Job von meinem Dad?”

“Ach, ich hab ein gutes Word für ihn eingelegt. Ich bin sehr bekannt ihn solchen Kreisen.”, sagte er grinsend und zog zeitgleich eine Pfanne aus einem Schrank.

“Warum tust du das?”, wollte ich mit Tränen in den Augen wissen. Er hatte meinem Dad zu einem Job verholfen, gleichzeitig dafür gesorgt, dass meine Familie keine Geldprobleme mehr hatte. Dafür könnte ich ihm die Füße küssen.

“Du bist glücklich oder nicht. Vielleicht wirst du irgendwann vergessen können, wie die ganze Sache gelaufen ist und mir irgendwann verzeihen und freiwillig zu mir gehören wollen.”

Vergessen? Verzeihen? Das glaubte er doch nicht wirklich? Ich werde ihm nie verzeihen. Er hatte mein Leben zerstört und mich eingesperrt. Das konnte und wollte ich nicht vergessen.

“Das kann ich, glaube ich nicht.”, sagte ich leise und richtete meinen Blick auf den Boden. Ethan neben mir rührte in irgendeiner Schüssel und schien sehr konzentriert zu sein.

“Wir werden sehen.”, meinte ich gehört zu haben und mein Kopf schoss in die Höhe und mein Blick blieb an Ethan hängen. Er goss gerade eine dunkelgelbe Masse gekonnt in eine erhitzte Pfanne und verteilte ihn gleichmäßig.

“Was machst du da?”, fragte ich noch immer leicht verunsichert.

“Pfannkuchen.”

“Hätte nicht gedacht, dass du kochen kannst.”, meinte ich provokant und baumelte mit den Beinen.

“Warum soll ein Mann nicht kochen können?”, wollte er er genauso provokant wissen.

“Lassen wir das!”, entschied ich und überschlug meine Beine.

 

“Mmmmmmh. Das ist so gut.”, lobte ich Ethan unbewusst. Er saß mir gegenüber und kaute herzhaft an dem sündhaft guten Pfannkuchen. Er hatte Sahne und in kleine Würfel geschnittene Erdbeeren hineingegeben.  Der Ahornsirup oben drauf durfte natürlich nicht fehlen. Der beste Pfannkuchen aller Zeiten.

“Es schmeckt dir?”, riss Ethan mich grinsend aus meinen Gedanken und spielte mit seiner Gabel.

“Es wie eine Explosion der Geschmacksnerven. Ich hab nie etwas besseres gegessen. Du bist ein wahnsinnig guter Koch.”

“Du kannst dich sicher revanchieren.”, grinste er dreckig vor sich hin und bis ein weiteres Stück seines Pfannkuchens ab. Seine Lippen glänzten leicht. Ich sah die Spur des Ahornsirups auf seinen Lippen und konnte nicht widerstehen. Ganz langsam näherte ich mich seinem Gesicht, nahm den leichten Duft nach Ethan wahr und spürte seinen Atem auf meinen Lippen, so nahe war ich ihm bereits. Ich hörte wie er die Luft anhielt, als ich meine Zunge leicht über seine Lippen gleiten ließ. Genießerisch schloss ich die Augen als der süße Sirup auf meiner Zunge schmolz. Vorsichtig legte ich meine Lippen auf Ethans und küsste ihn kurz, aber mit viel Gefühl.

“Schlaf mit mir.”, bevor ich mir überhaupt über meine Worte klar wurde, waren sie schon über meine Lippen gekommen.

“Warum? Damit ich deine Mutter gehen lasse? Sorry, Süße. So läuft das nicht.”, ablehnend hob er die Hand und erhob sich augenblicklich.

Auch. Aber nicht nur.

“Nein. Ich will… Bitte.”, flehte ich ihn an.

“Was willst du, Kleines?”, wollte er neugierig wissen und kam auf mich zu.

Sofort erhob ich mich und das so schnell, dass mein Stuhl nach hinten umfiel.

“Dich. Ethan nur dich.”

“Wenn du nur mich wollen würdest, hättest du keinen anderen Mann geküsst. Hättest nicht zugelassen, dass er dir seine Zunge in den Hals steckt und dich ihm nackt präsentiert.”

“Aber… ich hab nicht… ich…”

“Was? Denkst du ich weiß nichts von deinem kleinen Ausflug mit Dominic? Etwas solltest du dir merken Kleines:

Erstens: Ich lass mich nicht verarschen. Schon gar nicht von meinem Freund und der Frau die ich momentan vögle.

Zweitens: Ich weiß über alles Bescheid, was in meinem Haus vor sich geht. Auch wenn ich nicht da bin.

Und drittens: Ich teile nicht. Nie! Und ich habe auch nicht vor das zu ändern. Also hör auf, die Beine für andere Männer breitmachen zu wollen. Denn wenn du das tust wirst du leiden. Solange es mir Spaß macht und wenn ich die Lust nach dir verloren habe, werde ich dich Nick schenken. Und der wird da weiter machen, wo ich aufgehört habe. Klar?”

“Ich wollte nie die Beine für Dominic breit machen. Das hätte ich nicht getan. Selbst wenn ich es gewollt hätte. Mein Gehirn musste mich ja ständig daran erinnern wie sich deine Lippen auf meinen anfühlen. Ich hätte nicht mit ihm geschlafen. Das musst du mir glauben. Bitte.”

“Aber er gefällt dir.”

Verlegen senkte ich den Blick zu Boden. Gefallen war relativ. Er hatte mit mir Zeit verbracht, mich abgelenkt, mich wieder aufgebaut. Er war einfach für mich da, ohne eine Gegenleistung von mir zu verlangen.

“Siehst du.”, er hatte meine Stille wohl als 'ja' gedeutet.

"Ich werde dich nicht mehr anfassen. Bis du dir sicher bist, dass du nur für mir deine schönen Beine breitmachst. Okay?"

ABER OCH BIN MIR SICHER! Obwohl, wollte ich nicht, dass er mich nicht mehr anfasst dass er mich in Ruhe lässt?

Ich blöde Kuh! Er tat das was du ursprünglich wolltest und jetzt bist du doch nicht zufrieden. Man kann dir aber gar nichts recht machen.

"Ja. Aber bitte tu meiner Mutter nicht weh. Sie gehört nicht hier her. Sag ihr bitte ich möchte sie nicht mehr sehen, dass ich nichts mehr mit meiner alten Familie zu tun haben will. Aber bitte bring sie von hier weg.", flehte ich Ethan wortwörtlich auf Knien an.

"Du willst ihr irgendwie zu verstehen geben, dass du entführt wurdest und sie dazu anstiften die Bullen  zu schicken. Das will ich nicht also wird sie hier bleiben. Niemand wird dich mir mehr wegnehmen. Niemals.

"Nein das werde ich nicht, Ethan. Lässt du sie gehen, wenn ich verspreche für immer bei dir zu bleiben und nie auch nur versuchen werde zu fliehen? Bitte.", hoffnungsvoll blickte ich ihn an und kaute auf meiner Unterlippe. Er musste einfach zustimmen.


 

Gespräche

 

Bitter lachte er auf und zog eine Augenbraue in die Höhe.

“So läuft das nicht, Darling. Du machst es dir ganz schön einfach. Findest du nicht auch?”

“Nein. Ich glaube du machst es uns schwerer als nötig. Warum lässt du sie nicht einfach gehen? Sie hat dir nie etwas getan und wird dir auch nie etwas tun! Das weiß ich einfach.”, versicherte ich ihm und fiel flehend auf die Knie. Wortwörtlich. Ich kniete vor ihm nieder.

“Du machst dich lächerlich. Das ist dir klar oder?”, wollte er hämisch grinsend wissen.

“Wenn es das ist was ich tun muss um meine Mutter vor dir zu schützen, nehme ich das gerne in Kauf.”

“Was würdest du geben um sie zu beschützen?”, fragte Ethan und sah von oben auf mich herab.

“Mein Leben.”, meinte ich mit fester Stimme und blickte ernst zu ihm auf.

Sein Grinsen verschwand aus Gesicht und wich einem ernsten Ausdruck. Ich sah wie sein Mund sich öffnete und er ihn gleich darauf wieder schloss, ohne auch nur ein Wort zu verlieren.

Wortlos half er mir hoch und zog mich in seine Arme. Was ist bloß los mit diesem Mann? In einem Moment ist er abweisend, tyrannisch und jähzornig und dann ist wieder so. Ich werde einfach nicht schlau aus dem Mann.

Er vergrub seine Nase in meinen schwarzen gelockten Haaren und sog scharf die Luft ein. Ich stand einfach teilnahmslos da und ließ mich von ihm umarmen. Er hielt mich fest an seine Brust gedrückt und machte nicht den Eindruck, mich in naher Zukunft loszulassen.

Dann spürte ich plötzlich seinen Atem an meinem Ohr kitzeln.

“Weißt du, ich kenne viele Frauen, die in deiner Situation nicht so gehandelt hätten und in erster Linie an ihr eigenes Wohl gedacht hätten. Dass du deine Mutter schützen willst, gut. Aber, dass du Fayza ebenfalls beschützt hast, obwohl du sie keine Minute kanntest, ist bemerkenswert.”

“Ich… hab… Ich meine…Egal! Ich will, dass du meine Mutter in Frieden gehen lässt und nie wieder herbringst.”

“Willst du mir jetzt Befehle erteilen, oder irre ich mich?”

“Nein. Ich erteile keine Befehle. Lass sie einfach gehen, bitte Ethan.”, flehte ich und drückte mich näher an ihn. Er musste sie einfach gehen lassen. Er durfte ihr nichts antun.

“Würdest du den morgigen Tag gern mit deiner Mutter verbringen? Aber vergiss nicht, ich erfahre alles. Ein Wort von der Entführung und deine Mutter ist tot. Hab ich mich klar genug ausgedrückt?”, seine Augen hatten sich in Sekundenschnelle verdunkelt.

“Ich hab’s verstanden.”, fauchte ich gereizt und riss mich von ihm los.

Da ist er wieder, mein cholerischer Ethan. Warte mal ‘mein’ Ethan? Ich muss verrückt geworden sein.

“Das hoffe ich. Du wirst jetzt unverzüglich auf dein Zimmer gehen. Ich werde dich morgen holen.”

Stumm nickte ich und wand mich um zu Gehen.

“Und Lilian.”

“Ja?”, fragte ich verwirrt.

“Wage es nicht nochmal mich so respektlos zu behandeln.”

Ich nickte grimmig und verschwand auf mein, mir inzwischen heiliges, Zimmer. Es war wie meine persönliche Ruheoase. Mein Rückzugsort.

 

Die Nacht verlief quasi ereignislos, hätte ich nicht Nick auf dem Weg in mein Zimmer getroffen.

“Lilly. Hast du sie gesehen?”

“Wen?”, wollte ich gespielt ahnungslos wissen.

“Ethan, hat deine Mutter hergebracht. Es tut mir leid.”

Den Blick hielt er betrübt gesenkt und spielte verlegen mit seinem T-Shirt Saum.

“Ich weiß.”, flüsterte ich mit gesenkter Stimme und richtete meinen Blick auf ihn.

“Was...Woher?”, wollte er schockiert wissen und zog mich in eine dunkle Ecke.

“Er hat es dir gesagt?”, fragte er mit gerunzelter Stirn.

“Ja. Hat er.”, sagte ich schlicht.

“Und er weiß von dem Kuss, Nick. Er war wütend. Wenn nicht sogar stinksauer.”

“Hast du es ihm gesagt? Das ist nicht dein Ernst. Wie blöd bist du eigentlich. Er hätte dich verletzen können.”, schrie er mich an und ich zuckte bei seinen verletzenden Worten zusammen.

“Ich bin nicht blöd und ich hab es ihm nicht gesagt. Er wusste es bereits.”

Wie kam er auf die Idee, dass ich ihn verraten würde. Das würde ich nie tun.

Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen und ich versuchte sie so gut es ging

herunterzuschlucken.

“Woher?”, dieses eine Wort betonte er so sehr, dass es mir kalt den Rücken runterlief.

“Ich hab keine Ahnung. Ich dürfte nicht mal mit dir reden. Mit niemandem hier. Weder mit Ayla, Fayza und mit dir auch nicht. Warum ist Ethan nur so?”, verlangte ich verzweifelt zu wissen, vergrub mein Gesicht in den Händen und ließ meinen Tränen freien Lauf.

Nick zog mich in seine Arme und strich beruhigend über meinen Rücken. Mein Körper bebte und schüttelte sich bei jedem Schluchzen meinerseits. Die sanften Hände auf meinem Rücken konnten mich nur teilweise beruhigen und es dauerte somit ziemlich lange, ehe ich mich von ihm lösen konnte und mir mit dem Ärmel übers Gesicht wischte.

“Ich geh’ jetzt besser. Ethan darf uns nicht zusammen sehen. Ich kann nicht riskieren, dass er meine Mutter verletzt.”



Das einzig Positive an diesem ganzen Schlamassel war, dass ich Zeit mit meiner Mutter verbringen konnte. Wenn auch nur begrenzt. Ethan erlaubte mir nicht das Haus zu verlassen. Wie ich das meiner Mutter beibringen sollte, war mein Problem.

Sie glaubte ja ich und Ethan wären das Traumpaar schlecht hin. Wenn es nur so wäre.

Wie auch immer, jetzt saß ich hier in der Küche, zusammen mit meiner Mutter.

“Also Schätzchen. Was machst du den lieben langen Tag.”, fragte meine Mom während sie an ihr Tasse nippt. Natürlich nur Tee, wie sie ohne Kaffee ihren Arbeitsalltag meistern konnte, war fraglich, aber sie vertrug das ‘Zeug’, wie sie es immer nannte, nicht.

“Na ja. Wenn Ethan keine Zeit für mich hat, ist es ziemlich langweilig.”, hoffentlich kaufte sie mir meine Lügen ab. Ich war noch nie besonders talentiert darin, Menschen die ich liebe anzulügen.

“Warum hat er keine Zeit für dich?”, wollte sie schockiert wissen. Ihre Tasse hielt sie mit den Händen umschlungen und wärmte sich die Finger daran.

“Er arbeitet viel und hart.”

Und wenn er Zeit für mich erübrigte, hatte er ja nicht besseres zu tun, als mich wie seine persönliche Sklavin zu behandeln.

“Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?”

Was war das hier? Ein Verhör?

Ich brauche auf die Schnelle eine möglichst glaubwürde Liebesgeschichte. Scheiße. Ich bin verloren.

“Wie du ja weißt, habe ich jeden Abend in einem kleinen Kaffee gejobbt. Eigentlich war dort Abends kaum was los. Trotzdem hatten wir an den Wochenenden auch Abends geöffnet. Das Kaffee war klein, hatte kaum zehn Tische, aber es war richtig heimelig. Tagsüber konnten wir uns kaum retten vor Gästen, aber nach sechs Uhr ließ sich kaum jemand mehr blicken.

Es war ein Samstag glaube ich, als ein wirklich elegant gekleideter Mann durch die Tür trat. Sein Anzug war dunkelgrau und sein Haar ziemlich verwuschelt. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie gut er in dem Anzug ausgesehen hatte. Er hat sich an den kleinsten Tisch gesetzt, den am Fenster, wo man das ganze Kaffee im Blick hat. Dann hat er sorgfältig seinen teuer aussehenden Laptop auf dem Tisch aufgebaut und sich in seine Arbeit vertieft. Er hat nicht mitbekommen, dass ich an seinen Tisch getreten war und seine Bestellung hatte aufnehmen wollen. Als ich praktisch mit der Hand vor seinem Gesicht herumgewedelt habe, hat er mich endlich bemerkt. Auf meine Frage hin was er trinken wolle, hat er nur Kaffee gebrummt und sich wieder in seine Arbeit vertieft.

Ich habe ihm eine Tasse und eine ganze Kanne Kaffee hingestellt und wollte schon wieder gehen, als er einfach seinen Laptop zuklappte und mich ansah. Nach seiner sorgfältigen Prüfung hat er mich angelächelt und mich aufgefordert mich zu ihm zu setzten. Da ich aber auf der Arbeit war, durfte ich das nicht. Er hat seinen Blick von mir abgewendet und sich prüfend im Kaffee umgesehen. Ich wollte mich wieder meiner nichtvorhandenen Arbeit zuwenden, als er mich einfach am Arm packte und mich auf den Platz neben sich zog.”

Wo kam denn das plötzlich her? Ich wusste gar nicht, dass ich so gut Lügenmärchen erzählen konnte.

“Wow. Das ist so niedlich. Dann habt ihr euch verliebt und er hat dich auf diese wunderschöne Insel entführt.”

Entführt. Sie hat ja keine Ahnung wie Recht sie damit hat.

“Insel?”, fragte ich verdutzt und lehnte mich etwas zu ihr vor.

“Ja, Liebling. Ich wundere mich auch, dass es dich aufs Land gezogen hat. Du lebst ja seid es dich gibt in der Stadt.”

Insel? Was? Wir sind auf einer Insel? Ich fass’ es nicht.



“Hallo. Meine Süße.”

Erschrocken war ich zusammengezuckt. Zwei große Hände hatten sich auf meine Schultern gelegt und ein ruhiger Atem streifte immer wieder mein Ohr.

“Oh Gott. Du hast mich erschreckt, Eth.”, fuhr ich ihn anklagend an.

“Eth?”, fragte er schmunzelnd und küsste mich auf die Wange.

“Ja. Du nennst mich Süße, Liebling und was weiß ich noch alles. Obwohl ich das nicht ausstehen kann. Also nenne ich dich Eth.”, meinte ich und ein zuckersüßes Lächeln erschien auf meinem Gesicht.

“Na dann. Habt die Damen Lust etwas essen zu gehen?”

Ich durfte hier raus? Ernsthaft?

“Ähm… Ich weiß nicht. Mom?”

“Natürlich, Schätzchen. Dann kannst du mir bei Gelegenheit mal das Einkaufscenter zeigen. Ich brauche dringend neue Klamotten. Ach, übrigens dein neuer Look gefällt mir.”, sie gab mir ein Küsschen auf die Wange und verschwand aus der Küche.

“Was soll ich ihr denn sagen? Ich hab keine Ahnung wo das Shoppingcenter ist.”

“Beruhig dich. Ich hab nach dem Essen was in der Stadt zu erledigen, dann setz ich euch dort ab. Und vergiss nicht, kein Wort zu niemandem. Keine Fluchtversuche, keine Polizei. Ich finde dich überall.”

“Okay.”, sagte ich monoton und nickte beiläufig.



In einem kurzen bunten Sommerkleid und hohen Schuhen, wartete ich auf meine Mom und Ethan. Ungeduldig tippte ich mit meinem Fuß auf den Boden und strich mir immer wieder durch die pechschwarzen Haare, die einen krassen Kontrast zu dem hellen Kleid bildeten. Die schwarzen großen Locken fielen offen über meine Schultern und glänzten im Sonnenlicht. Ich hatte dezente Schminke aufgelegt und passend zu meinem Kleid eine Clutch aus meinem riesigen Kleiderschrank gefischt. Im Großen und Ganzen sah ich nicht mal übel aus.

“Bist du soweit, Elisabeth?”, fragte Ethan an meine Mutter gewandt, die nebenbei bezaubernd aussah. Die schulterlangen blonden Haare hatte sie hochgesteckt und die einzelnen Strähnen, die offen herausfielen, leicht gelockt. Sie trug eine hellblaue Bluse mit kurzen Ärmeln und eine enganliegende weiße Hose. Meine Mom sah richtig scharf aus. Es schien ihr richtig gutzugehen.

Ich hatte gar nicht bemerkt wie die Beiden sich mir genähert hatten. Bestimmt fünf Minuten hatte ich vor der Tür gestanden und einfach so vor mich hingestarrt.

“Du auch, Darling?”

Ethan umfasste meine Taille mit seinem muskulösen Arm und zog mich an sich.

“Keine Dummheiten!”, flüsterte er leise, aber bestimmt in mein Ohr.

Eine schwarze Limousine fuhr vor und der Fahrer umrundete mit schnellen Schritten den Wagen, um uns die Tür zu öffnen.

Mom setzte sich als erste in Bewegung und stieg elegant in den Wagen. Ethan und ich folgten ihr sogleich und setzen uns zu ihr.

Im Inneren sah die Limo noch viel luxuriöser aus. Die Sitzen waren aus hellem Leder und weder zu weich noch zu hart. Eine Länge bestand komplett aus Sitzen und an der gegenüberliegenden Seite war eine Art Kommode aus edelstem Holz.

Die Fahrt zog sich hin, obwohl Ethan uns etwas zu trinken anbot und uns unterhielt, langweilte ich mich total.



Nach eineinhalb Stunden konnten wir endlich aussteigen und ich streckte mich ausgiebig. Es war fürchterlich heiß hier. Wir waren auf einem Hügel, von dem aus man die ganze Stadt überblicken konnte. Sie lag in einer Bucht mit kleinem Hafen und konnte nicht mehr als 10.000 Einwohner haben. Nicht wie New York oder L.A., einfach ein kleines Städtchen. Ganz nach meinem Geschmack.

Auf dem Hügel gab es nichts außer einem kleines, aber nobel aussehendes Restaurant. Es sah schlicht, aber trotzdem elegant aus. Das Haus selbst war nichts im Vergleich zur Terrasse. Es standen etwa an die zwanzig Tische mit je vier oder sechs Stühlen, in einem gewissen Abstand zueinander, nebeneinander. Der Boden der Terrasse war mit Holz verkleidet und auf jedem Tisch lag einen schlichte weiße Tischdecke. Das einzig Besondere  auf den Tischen war eine einzelne rote Rose. Die Hälfte der Tische waren bereits besetzt und die Gäste trugen alle Anzüge und Kleider. Kein einziger war in Jeans erschienen.

Als Ethan gemeinsam mit mir und meiner Mutter, die Terrasse betrat, kam sofort eine ältere Frau in einem schicken beigen Kostüm auf uns zu gelaufen.

“Mr. Thys welche Freude, dass sie uns wieder einmal beehren. Einen Tisch für drei?”

Ein ehrliches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und ihre warmen brauen Augen schienen regelrecht zu strahlen. Ich mochte sie schon jetzt.

“Ja das wäre toll, Susan.”

Auch auf seinem Gesicht war ein warmer Ausdruck erschienen und er fuhr, wahrscheinlich unbewusst, mit seinem Daumen über meinen Handrücken.

Mit großen Schritten brachte sie uns zu einem der Tische ganz am Ende der Terrasse, dorthin, wo man die beste Aussicht hatte und man die ganze Bucht überblicken konnte. Die Aussicht war unglaublich.  

Ethan rückte erst mir und dann meiner Mutter einen Stuhl zurecht und setzte sich zwischen uns.

“Hättet ihr gern die Karte oder nehmt ihr die Empfehlung des Hauses?”, fragte Ethan an uns gewandt und breitete meine Serviette auf meinem Schoß aus.

Wo sind wir denn hier? Im Kindergarten?

“Die Karte.”, sagten meine Mutter und ich gleichzeitig, was uns zum Lachen brachte.

Susan brachte uns die Karte während Ethan sich für die Empfehlung der Küche entschieden hatte.  

Die Karte bestand außen aus einem alten Holz und innen eierschalenfarbenem Papier mit goldener Schrift.

In großen golden Buchstaben stand auf der ersten Seite ‘THE VELVET’ in einer sehr geschnörkelten Schrift.

Wo der Name herkam? Keine Ahnung!

Weder die Sitze, noch sonst etwas waren hier aus Samt. Na ja. Egal.

Oh, verdammt. Das ist doch nicht deren Ernst. Ein Salatteller 30$. Und das Mineralwasser 5$? Das ist ja unglaublich. Wer um alles in der Welt kann sich sowas leisten?

“Das ist ja alles viel zu teuer.”, schimpfte auch meine Mutter vor sich hin und brummte immer wieder etwas Unverständliches.

“Ich nahm den Salat.”, sagte ich schnell. Alles andere war viel zu teuer.

“Du musst mehr essen, Liebes! Du fällst mir ja jetzt schon von den Knochen.”, sagte Ethan vorwurfsvoll und strich über meinen Oberarm, was mir eine Gänsehaut bescherte.

“Ich nehm’ die Spaghetti Vongole.”, sagte meine Mutter und schlug die Karte zu.

“Also Ethan, ich hab ja schon von Lilly erfahren wie sie sich kennengelernt haben. Also. Erzählen Sie mir mal, wie es dazu kam, dass mein Mädchen alles stehen und liegen gelassen hatte, um hier her zu ziehen? Auf diese fremde, aber verzauberte und wunderschöne Insel.”

Sie sah Ethan abwartend an und stützte den Ellbogen auf die Tisch. Hach, die Neugierde meiner Mutter wird sich wohl nie legen. Wenigstens etwas das gleichblieb. Ich schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte mich wieder auf Ethans Worte.

“Also. Das war so…”



Erkenntnisse

 

“Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich sie soweit hatte, dass sie mit mir essen geht. Sie war nicht leicht zu beeindrucken. Aber ich hab es geschafft.”

Er lächelte leicht und griff nach meiner Hand. Es fühlte sich unangenehm an, nicht etwa seiner Hand wegen, sondern weil das, was er erzählte einfach nicht stimmte. Er hatte mich weder zum Essen eingeladen, außer natürlich die Spaghetti neulich Abend.

“Das war doch nicht schon alles, oder?”, wollte meine Mutter wissen und versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen.

“Nein, aber ich glaube nicht, dass ich das erzählen möchte?”, sagte er leichthin und drückte mir einen Kuss auf jeden Finger. Eine mir nur allzu bekannte Geste. Jedes Mal, wenn mein Vater und meine Mutter sich nahe waren, tat mein Vater dasselbe.

Ich hob meinen gesenkten Blick und sah meine Mutter an, sie lächelte. Natürlich. Sie liebt ihn jetzt schon. Nicht gut.

Keine zehn Minuten vergingen und wir saßen vor vollen Tellern. Ich hatte meinen Salat, meine Mutter ihre Spaghetti und Ethan, tja der aß zuerst in Rohschinken gehüllte Honigmelone, dann gegrillten grünen Spargel mit Saltimbocca und ein Himbeer-Erdbeer-Trifle zum Nachtisch. Oh Gott, das alles sah so lecker aus. Ich hätte vielleicht doch mehr bestellen sollen. Mein Magen knurrte beim Anblick dieser wohlriechenden Köstlichkeiten und ich leckte mir unbewusst über die Lippe.

Plötzlich lachte Ethan amüsiert auf und hob mein Kinn an um mich zwingen ihn anzusehen. Ich blickte in das dunkle Blau seiner Augen und eine Horde Schmetterlinge flogen in meinem Bauch herum. Das ist neu.

“Du hast doch noch Hunger. Warum hast du nicht mehr bestellt?”, fragte er vorwurfsvoll und ich senkte bei seinen sanften, aber gleichzeitig tadelnden Worten den Kopf.

“Ich… Es ist hier alles so teuer.”, sagte ich und blickte weiter beschämt zu Boden.

“Ach Liebling. Glaub mir wir könnten uns das Restaurant tausendmal kaufen und dann hätten wir immer noch jede Menge Geld.”, meinte er lachend und gab mir einen federnden Kuss auf den Mund.

Ich griff nach meinem Wasserglas und trank einen kleinen Schluck. Als das kühle Wasser meine Kehle hinunter rann, hätte ich beinahe aufgestöhnt, so erfrischend war es.

“Also ihr zwei Turteltauben, wie sieht’s mit Kindern aus?”, wollte sie wie immer neugierig wissen.

Ich hätte mich beinahe an dem Wasser verschluckt. Meine Kehle brannte, es kratzte fürchterlich und ich begann verzweifelt zu husten.

Fürsorglich klopfte Ethan mir auf den Rücken und sah mich besorgt an.

“Alles in Ordnung?”, seine Stirn war in Falten gelegt und seine andere Hand zur Faust geballt.

“Ja, danke. Alles gut.”, sagte ich schnell und versuchte zu vertuschen, dass die Frage meiner Mutter mich so aus der Bahn geworfen hatte. Kinder? Wie kam sie überhaupt darauf?

“Und was ist nun mit den Kindern?”, fragte sie erneut und musterte uns lächelnd.

Ehe ich zu einer Antwort ansetzen konnte, übernahm Ethan das bereits: “Am besten fünf. Drei Töchter zwei Söhne. Ich stelle es mir wundervoll vor, mit meinen Kindern im Garten Fußball zu spielen. Oder Tanzaufführungen meiner Töchter zu besuchen. Eine große Familie zu haben, war schon immer alles was ich wollte.”

Oh mein Gott. Er will eine Familie. Aber nicht mit mir. Ich weiß auch nicht warum mich das verletzt. Aber es ist so.

“Das ist toll. Je mehr Enkelkinder desto besser.”

Meine Mutter klatschte aufgeregt in die Hände und lächelte versonnen. Sie nahm eine meiner Hände in ihre und drückte sie leicht.

“Du bekommst alles was du dir je gewünscht hast und noch mehr.”, sagte sie und sah mir fest in die Augen.

“Mutter, ich-”

“Schon gut, Schätzchen. Du musst nichts sagen. Ich weiß es.”

Liebevoll strich sie mir eine lose Strähne hinters Ohr und küsste meine Wange.

 

“Wo genau gehen wir hin?”, fragte ich und sah gelangweilt aus dem Fenster. Die Bäume und Felder zogen nur so an uns vorbei. Ab und zu erschien mal ein Haus oder ein Bauernhof auf dem Horizont. Der Himmel, blau und wolkenlos.

Ich sah meine Mutter an, die in irgendeine Zeitung vertieft war und überlegte.

“Gibt es ein Einkaufszentrum hier in der Nähe?”, fragte ich an Ethan gewandt und beobachtete wie er etwas auf seinem iPhone tippte und sich immer mal wieder genervt übers Gesicht fuhr.

“Ethan?”, fragte ich eindringlicher und stupste ihn von der Seite an.

“Was?”

Er sperrte sein Handy, steckte es in seine Jackentasche und sah erst mich dann meine Mutter an.

“Einkaufszentrum? Ihr werdet natürlich die Boutiquen unsicher machen. Es gibt viele kleine Geschäfte, wo es tolle Sachen gibt.”

“Das kann ich mir nicht leisten Ethan. Mein Mann hat jetzt vielleicht einen Job, mit dem er eine Menge Geld verdient, aber ich kann mir keine teuren Klamotten leisten.”, sagte meine Mom und lächelte gequält.

“Das ist kein Problem. Lilly hat meine Kreditkarte. Gebt aus was ihr wollt.”, sagte er und reicht mir besagte Karte.

“Ethan ich kann dein Geld nicht… ich meine… ich will dein Geld nicht ausgeben.”

Ich gab ihm seine Kreditkarte wieder und faltete die Hände in meinem Schoß.

“Das ganze Geld gehört jetzt auch dir.”, meinte er und sah mir ernst in die Augen.

 

“Die Bluse ist toll.”, schwärmte meine Mutter und machte mit dem Zeigefinger eine Geste, dass ich mich im Kreis drehen soll.

Wie befohlen drehte ich mich um die eigene Achse und präsentierte eine rosa Bluse mit Blümchenmuster.

“Ich mag sie nicht, Mom. Ich hasse den Großmutter-Look. Ich bin keine zwanzig Jahre alt.”, meinte ich aufrichtig und spielte mit dem Saum der Bluse.

“Apropos Geburtstag. In einem Monat ist es soweit. Was habt ihr zur Feier des Tages vor? Du und Ethan?”, fragte sie wie immer neugierig und stützte ihre Ellbogen auf die Knie.

“Gar nichts, nehme ich an. Ethan weiß nichts davon und ich habe auch nicht vor, das in ferner Nähe zu ändern.”

“Das ist nicht dein Ernst, oder? Du willst ihm deinen Geburtstag verheimlichen?”, fassungslos sah sie mich an und stand abrupt auf. Beleidigt verschränkte sie die Arme vor der Brust und starrte mich sauer an.

“Ich sag es ihm ja Mom, aber bitte lass mich das machen. Misch dich da nicht ein. Bitte.”, flehend sah ich sie an und merkte wie ihre Züge wieder weicher wurden. Sie trat einen Schritt nach vorne und zog mich in ihre Arme.

“Wie du möchtest, Liebling. Möchtest du noch was kaufen, oder hast du genug?”

“Ich habe jetzt bestimmt zehn Taschen voller Klamotten. Wie viele hast du?”, wollte ich mit hochgezogener Augenbraue wissen.  

“Ich kann sein Geld nicht ausgeben.”, sagte sie bestimmt und ließ mich los.

“Es ist jetzt auch mein Geld. Also werden wir jetzt Sachen für dich kaufen.”

 

“Das war unglaublich toll. Warum haben wir das früher nie getan.”, wollte ich kichernd von ihr wissen und zog sie aus dem Wagen. Der Fahrer, der uns zu verabredeter Zeit abgeholt hatte, trug uns unsere Taschen hinterher und musste bestimmt dreimal laufen um alle Taschen ins Haus zu tragen.

“Das hat wirklich Spaß gemacht.”, meinte sie und stolperte kichernd hinter mir durch die Tür.

“Ihr seid schon wieder zurück?”

Ethan lehnte lässig im Türrahmen, wo die Tür hinführte wusste ich nicht. Das Jackett hat er ausgezogen und die Ärmel hochgekrempelt. Alles in allem sah er heiß aus. Sehr heiß.

“Jupp.”, sagte ich lediglich und lief zielstrebig auf ihn zu und hielt kurz bevor wir uns berührten. Ich sah zu ihm auf und direkt in seine kristallklaren blauen Augen. Trotz der hohen Schuhe reichte ich ihm nur bis an den Mund. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn leicht auf den Mund. Anfangs stand Ethan einfach so starr da, doch als ich mich von ihm löste, zog er mich mit einem Ruck wieder an sich und drückte seine Lippen hart auf meinen Mund. Der Kuss war leidenschaftlich, schickte Stromstöße, die sich in meinen Unterleib sammelten, durch meinen ganzen Körper.  

Schwer atmend löste ich mich von ihm und sah in seine strahlenden Augen. Mit den Lippen formte er lautlos ‘Später’. Ohne wirklich darüber nachzudenken nickte ich und trat endgültig einen Schritt zurück.

“Was habt ihr denn alles Schönes gekauft?”

Neugierig lugte er in eine der Taschen und wollte schon etwas herausnehmen, als ich mich ihm in den Weg stellte.

“Nachher.”, sagte ich mit verführerischer Stimme, “werde ich sie dir vorführen.”

Er räusperte sich und meinte dann: “Ihr habt bestimmt Hunger nach so einem Tag. Was möchtet ihr essen?”

“Pizza.”, sagten ich und meine Mutter, wie aus einem Mund.

“Pizza?”, fragte er mit hochgezogener Augenbraue.

“Ja.”

 

“Es war so schön wieder Zeit mit dir zu verbringen, Mom. Ich hab dich schrecklich vermisst.”

Wir saßen in der Küche, tranken ein Glas Wein und beobachteten Ethan, wie er die Pizza zubereitete. Ich wollte eine Fertigpizza in den Ofen schieben, aber Ethan meinte sie würde nicht schmecken, wenn sie nicht selbstgemacht sei.

“Ich dich auch, Darling. Warum bist du einfach weggegangen? Ich versteh das nicht.”

sie verbarg ihr Gesicht für einige Sekunden in den Händen und schüttelte dann den Kopf.

“Es tut mir so leid. Das musst du mir glauben, aber ich hatte keine Wahl. Ich musste da weg.”

“Ich weiß wie schlecht es dir gegangen ist, glaub mir ich versteh das, aber du hättest mich anrufen sollen.”

“Ja, das hätte ich.”

“Essen ist fertig.”, rief Ethan und zog ein Backblech aus dem Ofen heraus. Ich hatte das Gefühl, dass er mich aus der brenzligen Situation retten wollte und sah ihn dankend an.

Er hatte auf jeden Teller ein großes Stück Pizza gelegt und jedem nochmal Wein eingeschenkt.

Grinsend setzte er sich zu uns und ich biss ein herzhaftes Stück der Pizza ab. Wie immer schmeckte Ethans Essen großartig. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich ausschließlich auf den Geschmack der Pizza. Der Teig war Außen hart, Innen weich. Der Käse zerrann auf der Zunge und die Tomatensoße stellte einen herrlichen Kontrast da. Es war das beste Essen, das ich je gegessen hatte.

“Gott Ethan, wo hast du so kochen gelernt?”, wollte meine Mutter beeindruckt von ihm wissen und kaute genüsslich weiter.

“Meine Mom hat mir kochen beigebracht, als ich kaum fünf Jahre alt war. Sie war eine wundervolle Köchin.”, sein Blick war auf irgendeinen Punkt gerichtet und er schien in Erinnerungen zu schwelgen.

“Deine Mutter. Kann ich sie kennenlernen?”, fragte meine Mutter und hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt.

“Nein.”, meinte Ethan barsch, “ich meine… Du kannst sie nicht kennenlernen. Sie ist tot.”

Was? Sie kann nicht tot sein! Sie… Sie ist ein toller Mensch. Und das kann ich sagen, auch ohne sie zu kennen.

Ich griff nach seiner Hand und drückte sie stumm. Er hob seinen Kopf und sah mich an. Er sah mich einfach nur an. Kein Wort kam über seine Lippen.

Es schienen Minuten zu vergehen, in denen wir schwiegen, bis sich meine Mutter räusperte und sich erhob.

“Ich lass euch allein. Ihr braucht etwas Zeit für euch.”

Eilig verließ sie den Raum. Sie flüchtete praktisch, vor uns.

 

“Willst du mir von ihr erzählen?”, fragte ich, während ich kleine Kreise auf seine Brust zeichnete.

Wir sind kurz nach meiner Mutter auf Ethan Zimmer gegangen. Er hatte mich einfach ignoriert. Sich ausgezogen, ins Bett gelegt und mich mit sich gezogen.

Dann hatte er mir meine Schuhe und das Kleid ausgezogen, und auf sich gezogen. Jetzt lagen wir da. Ich, halb auf seiner Brust, halb neben ihm. Er, lag da, einen Arm hinterm, der Andere strich zärtlich über meinen Rücken.

"Ich glaube nicht, dass ich darüber reden möchte."

Er fuhr höher und knetete meinen Hals. Die Verspannung löste sich aus meinem Nacken und ich stöhnte leise.

"Warum nicht?", wollte ich flüsternd von ihm wissen, während ich mich aufrichtete.

"Ich will es einfach nicht.", fuhr er mich an.

"Okay.", sagte ich und stieg aus dem Bett.

Lange feingegliederte Finger schlossen sich um mein Handgelenk und zogen mich zurück.

"Wo willst du hin? Ich bin noch nicht mit dir fertig."

Er drückte seine heißen Lippen auf meinen Nacken und umarmte mich von hinten. Mein Herz pochte so laut, in meinen Ohren, dass ich Angst hatte er könnte es hören.

Ganz leicht streiften seine Lippen meinen Hals. Ich seufzte hörbar auf. Er strich immer weiter hoch bis zu meinem Ohr. Schnell zog er mich noch näher an sich und ich spürte seine feste Brust an meinem Rücken. Er sog meine Ohrläppchen in seinen Mund und biss leicht hinein.

"Was ist mit meiner Modeschau?", fragte er und ich spürte sein Grinsen an meiner Wange.

"Bekommst du wann anders."

Ich drehte mich um und setzte mich auf seinen Schoß. Mit meiner Zunge zog ich eine feuchte Linie von seinem Hals bis zu seinem Kinn. Anschließend von seinem Kinn zu seinem Mund.  

Er zog mich näher an sich und kniff in meinen Hintern. Unsere Lippen fanden sich und verschmolzen zu einem atemberaubenden, leidenschaftlichen Kuss. Ethans große Hände vergruben sich in meinem seidigen Haar und zogen leicht daran.

In Sekundenschnelle hatte er uns gedreht und mich mit seinem schweren Gewicht unter sich begraben. Seine sündigen Lippen verschlossen meinen Mund. Heiße Wellen durchzuckten meinen Körper und pure Erregung peitschte durch meine Adern. Seine Zunge schob sich fordernd zwischen meine Lippen und erforschten forsch meine Mund.

Seine Hände fuhren unglaublich langsam von meinem Knie meine Oberschenkel hoch. Die Nägel kratzten über meine Innenschenkel und brachten mich zum keuchen. Mit schnellen geschickten Fingern hatte er meinen BH geöffnet und sein Gesicht dann zwischen meinen Brüsten vergraben. Seine heiße Zunge leckte über meine Brustwarzen, die sich ihm augenblicklich entgegenreckten. Ein Keuchen entkam meiner Kehle, als er eine in den Mund sog und leicht daran knabberte. Die andere zwirbelte und rollte er abwechselnd mit seinen Fingern.

Quälend langsam wanderte er mit seinem Mund von meinen Brüsten zu meinem Bauchnabel. Ungewohnt schnell versenkte er seine Zunge in der Mulde und ließ sie kreisen.

“Du schmeckst so gut.”, stöhnte er und vergrub seine Fingernägel in meiner Taille.

“Mach endlich.”

Ich fühlte wie Hitze immer weiter in mir aufstieg und Feuchtigkeit sich zwischen meinen Beinen sammelte. Mein ganzer Unterleib begann zu kribbeln und verlangte nach Erlösung.

“Bitte…mach…endlich!”, flehte ich ihn an und zog seinen Kopf zu mir hoch.

Mit einer schnellen Bewegung riss er meinen Slip herunter und drang mit einem Finger in mich ein. Ungehalten stöhnte ich, bäumte mich auf und biss erregt in meine Lippe. Er ließ seinen Finger in mir kreisen, nahm einen zweiten und dritten hinzu und küsste mich fordernd.  

“Eth...an, bitte.”, meine Stimme war kaum mehr ein Flüstern und meine Worte abgehackt.

Er legte sich komplett auf mich  und drang ohne weiteres schnell und hart in mich ein. Auffordernd reckte ich ihm mein Becken entgegen und ich hatte das Gefühl mein ganzer Körper stünde in Flammen. Ich spürte ihn überall, auf mir, in mir und ganz nahe bei mir.

Es war nicht wie die anderen Male, nicht gegen meinen Willen. Ich wollte das hier. Es war meine freie Entscheidung, niemand hatte mich gezwungen.

“Du bist wunderschön.”, flüsterte er, während er etliche Küsse auf meinem Gesicht verteilte. Immer wieder zog er sich langsam und gefühlvoll aus mir heraus, nur umso fester in mich einzudringen.

Sein Körper klebte an meinem, ich hatte meine Arme um seinen Oberkörper geschlungen und meinen rot lackierten Fingernägel in seine Schultern gegraben.

Wir verloren uns in einem gewaltigen Strudel hemmungsloser Leidenschaft, während er mich mit schnellen fordernden Stößen zum Höhepunkt brachte. Er stieß noch zweimal hart zu, ehe er keuchend auf mir zusammenbrach und seine Nase in meinem Haar vergrub.

“Ich liebe dich.”, entwich es mir, bevor mir überhaupt klar war, was ich da von mir gegeben hatte. Aber mir wurde klar, dass es wahr war. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Ich liebe Ethan Thys.

 

Angst

 

Es mochte vielleicht stimmen, aber ich hätte es ihm nicht sagen sollen. Nicht jetzt. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt gewesen.

“Was hast du gesagt?”, wollte er wissen.

Er richtete sich auf und betrachtete mich mit Argusaugen. Die Bettdecke war ihm bis zur Hüfte runtergerutscht und sein nackter Oberkörper bot einen herrlichen Anblick. Seinen Bauch zierte ein ausgeprägtes Sixpack und seine muskulöse Brust hob und senkte sich schnell. Er griff nach mir, packte mich an den Oberarmen und schüttelte mich durch.

“Was. Hast. Du. Gesagt?”, fragte er erneut, während er mich durchschüttelte.

“Ich...liebe dich.”, sagte ich leise und traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen. Zu groß war die Angst, ich könnte Wut, Abscheu oder gar Hass in seinen Augen sehen.

“Oh Gott, Lilly.”

Sofort zog er mich an seine feste Brust und hielt meinen Kopf fest. Beruhigend strich er über meinen Rücken und nuschelte unverständliche Worte in mein Haar.

Keine Ahnung wie lange wir so da gesessen sind, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Er hielt mich einfach im Arm, ohne ein Wort  zu sagen. Kein ich liebe dich auch.

Ich wusste, dass es ein Fehler war ihm meine Gefühle zu gestehen. Ein riesen Fehler. Ich hätte einfach meine Klappe halten sollen. War so klar, dass ich es versaue.

Er liebt mich nicht.

‘Auch schon mitgekriegt?’, spottet mein Unterbewusstsein und streckte mir die Zunge raus.

Er liebt mich nicht.

 

Sofort machte ich mich von ihm los und rückte ans andere Ende des Bettes. Ich schlang meine Arme um meine Beine und vergrub mein Gesicht zwischen den Armen. Es kostete mich allergrößte Mühe, nicht sofort loszuheulen. Es war so frustrierend.

Hätte ich doch nur meine blöde Klappe gehalten. Das habe ich jetzt davon.

“Lilly… Ich-”, setzte er an, doch ich unterbrach in sofort.

“Lass es einfach, Ethan!”, fauchte ich ihn an.

Ich lief stolpernd aus Ethans Zimmer und ignorierte seine Rufe. Heulend rannte ich in mein Zimmer und riss meinen Schrank auf. Mit Tränen verschwommenen Augen zog ich wahllos eine Jeans aus dem Schrank und quetschte mich umständlich hinein, anschließend griff ich nach einem dieser flauschigen Hoodies und zog ihn mir über. Die Turnschuhe in die ich schlüpfte waren etwas zu groß, aber das war jetzt egal.

So schnell ich konnte rannte ich die Treppe runter, an Laura vorbei und aus dem Haus. Ohne zu überlegen rannte ich über das Feld. Die Sonne ging bereits auf und tauchte alles in ein warmes gelb-oranges Licht und der Himmel war schon von der Morgenröte überzogen. Die Luft war feucht und ich fröstelte leicht.

Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und ich begann zu schwitzen. Zu lang hat ich keinen Sport mehr gemacht. Mal abgesehen vom Schwimmen. Und das ist auch schon ne Weile her. Woran nur einer Schuld hat. Ethan.

Scheiße. Ich darf nicht mehr an ihn denken.

Ich stolperte über eine freiliegende Wurzel und fiel der Länge nach hin. Au! Das tat schrecklich weh. Mein Knöchel schmerzte fürchterlich wenn ich auftrat und knickte immer wieder weg.

Den stechenden Schmerz in meinem Knöchel ignorierend, lief ich humpelnd tiefer in den Wald hinein.

Ich brauche dringend Abstand. Abstand von Ethan. Von allem hier.

Das ist nicht mein Leben und wird es auch nie sein. Ich will nach Hause. Ich kann das alles nicht. Für so ein Leben bin ich nicht geschaffen. Das bin nicht ich.

Keuchend stützte ich mich am nächsten Baum ab und befühlte meinen Fußknöchel. Er war geschwollen und pulsierte unaufhörlich. Schitt!

Ich setzte mich hin und gönnte mir einen kurze Pause. Der Fuß musste bestimmt eingegipst werden.

“Mist!”, schrie ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Auch das noch.

 

“Na wen haben wir denn da?”, fragte mich eine tiefe männliche Stimme und ein großgewachsener Mann mit dreitage Bart erschien in meinem Blickfeld. Grob packte er mich am Arm und zog mich auf die Beine.

Wieder griff eine Hand nach meinen Armen und fesselte sie mit Kabelbindern. Was?

“Was tun sie denn da?”, fuhr ich den Mann vor mir aggressiv an und rüttelte an dem Kabelbinder.

Eine Frau mit olivfarbener Haut und blonden kurzen Haaren, sowie ein großer muskelbepackter Mann erschienen neben mir.

“Halt sie mal fest, Frank.”, forderte er den Muskelprotz auf und übergab mich an ihn. Augenblicklich versuchte ich mich von ihm loszumachen, schnitt mir aber nur weiter ins Fleisch.

“Arbeitet ihr für Ethan? Ich glaube nicht, dass er das gutheißt.”

“Oh wir arbeiten nicht für Thys, Kätzchen.”, meinte er verführerisch, nah an meinem Ohr und mir lief ein Schauer über den Rücken.

“Lass mich los! Sofort!”, schrie ich und schlug wild um mich. Er drückte nur fester zu und zog mich an seine Brust.

“Hör mal Kätzchen, je mehr du dich wehrst, desto schlimmer wird es.”, Dreitage Bart griff nach meinem Kinn und drückte unerbittlich zu.

“Was. Wollen. Sie. Von. Mir?”, ich spie jedes Wort einzeln aus und drehte meinen Kopf zur Seite.

“Wir müssen hier weg! Thys Leute suchen bestimmt schon nach ihr.”

Was? Sind die irre? Die können mich doch nicht… Scheiße! Natürlich können sie. Robert konnte es schließlich auch. Und Ethan.

Unsanft wurde ich hinter Frank hergezogen und stolperte hinter ihm her. Mein Fuß brachte mich beinahe um und der Schmerz wurde unerträglich.

Der Wald wurde immer dichter und dunkler und ich bekam langsam Angst. Was wenn sie mich nicht mehr gehen lassen? Was wenn ich das Ganze nochmal durchmachen muss? Ich halte das kein zweites Mal aus.

“Bitte, lassen Sie mich gehen.”, flehte ich sie an und versuchte mit ihnen Schritt zu halten.

“Tut mir leid Kätzchen, aber du bist unser einziges Druckmittel gegen Thys.”, meinte er gespielt bedauernd und setzte seinen Weg fort.

“Warum tun Sie das? Ich bin kein Druckmittel. Ich bin Ethan total egal.”, sagte ich bedauernd.  

“Das glaubst du vielleicht. Er wird ausrasten wenn er erfährt, dass sein alter Freund und Geschäftspartner Daniel Davis, seine kleine zarte Blume entführt hat. Ich kann mir bildlich vorstellen wie er tobt. Schade, dass ich nicht dabei sein kann.”

Davis. Warum kommt mir der Name so bekannt vor? Hat Ethan oder Nick ihn mal erwähnt?

Ohne mich weiter zu wehren, da es ja doch nichts gebracht hätte, folgte ich meinen verrückten Entführern.

 

Einen langen Fußmarsch und etliche Blasen später, erreichten wir einen hinter vielen Sträuchern verborgenen schwarzen Lieferwagen.

“Wir sind da Kätzchen.”, sagte Davis und lächelte verschlagen. Er öffnete die Türen hinten und stieß mich unsanft hinein.

“Nennen Sie mich nicht immer so!”

Frank setzte sich ebenfalls zu mir in den Laderaum und fesselte meine Beine ebenfalls mit Kabelbindern.

“Wie soll ich dich sonst nennen Thys Schlampe? Oder doch lieber Thys Lieblingshure?”, fragte er grinsend und schlug die Tür hinter Frank und mir zu.

“Jetzt sind wir allein, Darling.”, meinte Frank und rückte näher. Sein Zeigefinger strich über meine Wange, zog meinen Mund nach und grabschte mir an die Brust.

“Lass das!”, fuhr ich in angewidert an und wand mich unter ihm.

Er packte mich und setzte sich auf meine Hüfte. Seine Hände wanderten forschend über meinen Körper und blieben an meiner Brust hängen. Mit aller Kraft versuchte ich ihn von mir zu stoßen, was mit gefesselten Händen und Füßen ziemlich erfolglos endete.

“Geht... runter!”, stieß ich abgehackt und keuchend hervor.

Eine seiner Hände legte er auf meinen Mund und drückte zu. Ich versuchte dich Kabelbinder an meinen Handgelenken loszumachen, doch sie schnitten mir ins Fleisch und ließen mich schmerzverzehrt aufstöhnen.

“Das gefällt dir, oder?”, fragte er und ich sah sein dreckiges Grinsen aus dem Augenwinkel heraus.

Vehement schüttelte ich den Kopf, biss in seine große Hand und stieß ihn von mir. Seine Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig und wechselte von lüstern auf wütend. Ich hatte keine Zeit mich aufzurichten als seine Faust in mein Gesicht landete. Mein Kopf flog mit voller Wucht zur Seite und ich hatte das Gefühl er würde platzen vor lauter Schmerz.

Frank stieg von mir runter und setzte sich wieder neben mich. Unsanft setzte er mich auf und ignorierte mich anschließend.

Ich sank weinend in mir zusammen und zog meine Knie so gut es ging an.



Währenddessen bei Ethan:

 

“Was meinst du mit ‘Sie ist verschwunden.’?”, wollte ich aufgebracht von Nick wissen.

Seit drei Stunden hatte ich Lilly nicht mehr gesehen. Ich dachte sie würde in ihr Zimmer gehen und sich die Augen aus dem Kopf heulen, nicht gleich abhauen.

“Laura hat sie vorhin heulend aus dem Haus laufen sehen. Seitdem hat sie niemand mehr gesehen.”, erklärte Nick mir und zuckte mit den Schultern.

Wütend sprang ich auf. Mit aller Kraft stieß ich Nick an die Wand und legte meine Hand um seinen Hals.

“Wo ist sie Nick? Du bist für die Sicherheit der Bewohner dieses Hauses verantwortlich also sag mir. Wie kam es dazu, dass sie einfach so das Haus verlassen konnte?”, fragte ich und drückte fester zu. Er war für sie verantwortlich. Er sollte auf sie aufpassen, sie beschützen.

“Ich… dachte sie braucht etwa… Abstand.”, brachte er röchelnd hervor, “Sie… kommt… zurück.”

Meine Augen verengten sich zu Schlitzen und taxierten ihn mit wütenden Blitzen. Was glaubt er eigentlich wer er ist.

“Wo. Ist. Sie?”, verlangte ich von ihm zu wissen, “Sie würde nicht einfach so verschwinden. Nicht solange ihre Mutter noch hier ist. Also Nick sag mir noch mal, dass ihr nichts passiert ist.”

Ich ließ von ihm ab und setzte mich wieder hinter meinen Schreibtisch. Es half niemandem wenn ich jetzt ausrastete.

“Ich will, dass du sie findest. Heute noch! Ist das klar?”

Nick nickte eifrig und verließ fluchtartig das Zimmer. Hat er etwa angst vor mir? Egal. Wichtig ist jetzt nur Lilly zu finden.

Ich hätte ihr vorhin sagen sollen was ich fühle, aber ich hatte Angst, dass das alles nach hinten losgeht. Das hab ich jetzt davon. Scheiße!

Mit voller Wucht schlug ich mit der Faust auf den Tisch und erhob mich wieder. Die Angst die ich in diesem Augenblick empfand, machte mich wahnsinnig. Nicht zu wissen ob es ihr gutging oder ob sie irgendwo tot in einem Graben lag, war schrecklich. Dieses Gefühl der brennenden Angst werde ich niemehr vergessen, niemals.

Ich muss etwas tun. Irgendwie muss ich sie finden. Hätte ich doch nur einen winzigen Hinweis einen Schimmer einer Idee, wohin sie gelaufen ist.

Ich kann doch hier nicht tatenlos rumsitzen, während Lilly irgendwo allein im Wald rumläuft.

Unruhig lief ich in meinem Büro auf und ab und überlegte wie ich sie finden könnte.

 

Es klopfte an der Tür und Nick erschien im Türrahmen. Er sah erschöpft aus. Seine Haare standen in alle Richtungen ab und seine Kleidung war zerrissen und stand vor Dreck.

“Neuigkeiten?”, wollte ich hoffnungsvoll wissen, kannte die Antwort aber bereits.

“Nein. Meine Männer und ich haben den ganzen Wald abgesucht. Nichts. Entweder sie hat aus dem Wald rausgefunden, was ich bezweifle, oder ihr ist wirklich etwas passiert. Wir sollten die Polizei verständigen.”, empfahl er mir.

“Bist du irre. Wir können die Polizei nicht anrufen. Sie ist illegal im Land.”

“Wir haben einen gefälschten Pass. Ich hab ihn machenlassen, als sie hergekommen ist. Nur zur Sicherheit.”

“Okay. Dann rufen wir sie an, aber ich glaube kaum, dass das helfen wird. Sie kann nicht weit sein.”

“Ich hab übrigens Lillys Mutter im Flur getroffen. Sie sucht Lilly. Was sollen wir ihr sagen?”, wechselte er das Thema

"Wie sagen ihr gar nichts. Viel wichtiger ist jetzt, dass wir Lilly finden. Das hat oberste Priorität.", klärte ich ihn

"Sie ist jetzt schon über fünf Stunden weg. Was wenn sie den Hof vom alten Bill gesehen hat und dorthingelaufen ist?"

"Das glaub ich nicht. Irgendwas ist passiert. Das spüre ich."

Sie wäre längst wieder da. Sie hat gesagt sie liebt mich. Sie wäre wiedergekommen.

"Wie kommst du überhaupt auf die Idee kommst, dass sie freiwillig zurückkommen würde?", wollte er verwirrt wissen.

"Sie hat mir gesagt, dass sie mich liebt."

"Sie... Was? Ernsthaft jetzt?", entsetzt starrt er mich an und seine Augen waren weit aufgerissen.

"Ja."

“Und dann ist sie abgehauen?”

“Ja.”

“Und du hast nichts geantwortet?”

“Nein.”

“Bekomme ich auch eine Antwort die mehr als nur eine Silbe hat?”, wollte er grinsend wissen.

“Nein.”

Ein mir nur zu gut bekannter Ton, der eine neue Mail ankündigt, erklang im Raum. Ich lief um meinen Schreibtisch herum um öffnete mein Postfach.

Hm, Unbekannt. Ein Doppelklick und die E-Mail war offen.

Was ich sah verschlug mir den Atem. Es war eine Drohmail.

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Absender: Unbekannt

Betreff: Lösegeld

 

Du hast 24h mir 15 Mille bar zum alten Hafen zu bringen wenn nicht, leidet dein kleines Kätzchen Höllenqualen. Und es endet erst wenn es tot ist.

 

KEINE BULLEN!!!

 

Anhang: Was dem Kätzchen blüht!

______________________________________________________________________

 

Sofort klickte ich auf den Link.

Es war dunkel und ich konnte fast nichts erkennen. Plötzlich ging ein heller Scheinwerfer an. Mitten in dem Lichtkegel saß Lilly an einen Stuhl gefesselt.

Ihr Augen waren blutunterlaufen - wahrscheinlich vom vielen weinen -, ihr Gesicht war geschwollen und schillerte in allen nur erdenklichen blau- und violett-Tönen. Man hörte sie immer wieder leise schluchzen und ihr zierlicher Körper bebte. Es zerriss mir das Herz bei diesem Anblick.

“Scheiße, Nick! Sieh dir das an. Ich wusste, dass etwas nicht stimmt.”

Er bückte sich nun ebenfalls herunter zum Computer und schlug die Hand vor den Mund.

“Hast du eine Ahnung wer das sein könnte?”, fragte er nach endlos langen Sekunden.

“Die Art wie der Typ in der Mail schreibt, kommt mir bekannt vor. Dir nicht auch?”

Gerettet

 

“Ja. Zum Beispiel das mit den Bullen kommt mir unglaublich bekannt vor. Oder das mit dem Kätzchen.”

“Es erinnert mich an… an Davis. Dieses Arschloch. Das hat er nicht getan. Ich werde ihn umbringen.”, fluchte ich und schlug wild auf meinen Schreibtisch ein.

“Was willst du jetzt tun?”, fragte mich Nick.

Er legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter und drückte leicht zu.

“Ich muss sie da rausholen, Dominic.”

Ich bin verzweifelt. Das ist alles meine Schuld. Ich bin so ein Idiot.

“Ich könnte dir helfen.”, schlug mir Nick vor und lächelte verlegen.

“Wie denn?”, wollte ich verwirrt wissen und erhob mich um mit ihm auf Augenhöhe zu sein.

“Ich werde rausfinden woher die E-Mail kam.”, versicherte er mir und setzte sich an meinen Schreibtisch.

“Und wie genau willst du das tun?”, fragte ich verwirrt.

“Ich hecke mich in den E-Mailserver.”

“Im Ernst jetzt? Du kannst dich darein hecken?”

Ich war echt verblüfft. Natürlich wusste ich, dass Nick jede Menge auf dem Kasten hat, aber das hätte ich jetzt nicht erwartet. Ich hatte keine Ahnung, dass er sich mit Computern auskannte wusste ich nicht und ich kannte ihn schon Ewig.

“Du wirst es nicht glauben, aber ja. Das kann ich.”, versicherte er.

Ich gab ihm ein Zeichen und er begann wild auf der Tastatur herumzutippen. Ich zog mir ebenfalls einen Stuhl heran und setzte mich neben ihn.

Mein Blick schlug von Verbitterung um in Bewunderung. Es war wirklich faszinierend, wie schnell er schreiben konnte. Ich sah einfach nur eine schwarze Seite mit vielen weißen Zahlen und Buchstaben. Einfach nur verwirrend.

“Es könnte eine Weile dauern bis ich fertig bin. Trommel du inzwischen mein Team zusammen.”, schlug er vor, ohne die Hände von der Tastatur zu nehmen.

“Okay.”



Inzwischen bei Lilian:

Keine Ahnung wie lange ich so dasaß - an den Stuhl gefesselt und geknebelt -, aber es kamen mir vor wie Tage. Schrecklich lange Tage.

Meine Entführer hatte ich auch schon seit Stunden nicht gesehen. Sie waren in den Nebenraum, dieser blöden Lagerhalle gegangen und tuschelten irgendetwas. Die Frau war vorhin mal mit einer Kamera zu mir gekommen und hatte mich gefilmt oder fotografiert. Sie hatte hinterhältig gegrinst und mir ins Gesicht geschlagen. Zwar mit der flachen Hand, aber meine Wange hatte trotzdem ewig lang gekribbelt und geschmerzt.  Sie hatte mich beschimpft und erniedrigt.

Ich hatte keine Ahnung was ich ihr getan haben soll oder sie überhaupt zu kennen, aber sie schien mich auch so zu hassen.

Immer wieder zog ich an den Kabelbindern an meinen Beinen. Es schmerzte zwar, war aber durch den Stoff der Trainerhose kaum zu spüren.

Ich zog und riss daran, aber es lockerte sich kein Bisschen. Scheiße!

Jetzt muss ich einfach daran glauben, dass Ethan mich findet. Ich hoffe er sucht mich. Ich hoffe ich bin ihm nicht so egal, dass er mich einfach austauscht. Ich liebe ihn doch.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Davis kam herausgestürmt. Auf seiner Stirn perlten die Schweißtropfen und in der Hand hielt er eine Flasche Wasser. Er kam ungestüm auf mich zu und riss mir den Knebel aus dem Mund. Ich sog scharf die Luft ein und hustete alarmiert. Von dem vielen durch die Nase atmen war mir ganz schwindelig geworden und in meinen Lungen kribbelte es unangenehm.

“Na los trink, du Schlampe.”

Er führte die Flasche an meinen Mund und kippte sie an. Erfrischend kühle Flüssigkeit rann meine Kehle runter, doch als ich schluckte und meinen Mund dabei schloss, nahm er die Flasche nicht weg, sondern kippte sie über mir aus.

Ich begann zu frösteln, da das kalte Wasser und die kühle Luft im Lagerraum mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken laufen ließen.

“Wie gut eine kalte Dusche tut, oder?”, wollte Davis grinsend wissen und warf die inzwischen leere Flasche einfach auf den Boden.
Er musterte mich und wandte seinen Blick auch nicht von mir ab, als Tina aus dem Raum kam und ihn ansprach.

“Daniel, Frank braucht dich.”, sagte sie und warf mir einen niederschmetternden Blick zu.
Davis ging, nicht ohne sich nochmal umzudrehen und warf mir einen lüsternen, aber zugleich angeekelten Blick zu.

Tina grinste mich an und krallte ihre Nägel in meinen Unterarm. Ich stöhnte auf und kniff die Augen schmerzverzehrt  zusammen. Hinterhältig lächelnd ging sie um mich herum, packte mit festem Griff meine Haare und zog sie ruckartig nach hinten.

„Weißt du Liebling, ich hab drei Jahre lang für Ethan gearbeitet und alles versucht um auf mich aufmerksam zu machen, aber er hat mich einfach nie beachtet. Aber du, du wolltest ihn nicht mal und jetzt liegt er dir zu Füßen. Ziemlich ungerecht findest du nicht.“

Ich nickte unmerklich und stöhnte erleichtert auf als sie mich losließ. Meine Kopfhaut schmerzt und juckte unangenehm und auch mein Kopf drohte vor Schmerz zu explodieren.

„Ich hab wirklich Lust dir weh zu tun. Sehr weh.“

Sie strich mir sanft über die Wange und zog die Hand schnell wieder weg. Plötzlich schoss ihre Faust nach vorne und schlug mir voll ins Gesicht. Ich konnte praktisch spüren, dass meine Wange begann anzuschwellen und ich verzog das Gesicht zu einer schmerzverzehrten Fratze.

„Ich will, dass du leidest.“

„Warum? Ich hab dir nie etwas getan.“, versuchte ich mich zu verteidigen und rutschte auf dem Stuhl herum.

„Das ist mir egal.“

Vor mir ging sie in die Hocke und lächelte verschlagen. Ich wollte den Blick von ihr abwenden, aber sie packte in Sekundenschnelle mein Kinn und hielt es unweigerlich fest.

„Wenn Ethan uns das Geld gebracht hat werde ich eigenhändig dafür sorgen, dass du deine abscheulich schönen Äuglein nie wieder öffnen wirst.“, giftete sie mich an.

„Er wird euch kein Geld für mich geben. Warum auch? Ich bin ihm egal.“

„Wir wissen doch beide, dass das nicht stimmt, Liebling.“, wiedersprach sie.

Natürlich bin ich ihm egal. Ich hab ihm gesagt, dass ich ihn liebe, aber er hat es nicht erwidert. Tja, Pech gehabt Lil.

Gutgelaunt machte sie sich vom Acker. Natürlich nicht ohne zuerst den Knebel an seinen rechten Platz zu geben. In meinen Mund. Hüftschwingend stolzierte sie wieder in den Raum aus dem sie zuvor gekommen war und schloss die Tür hinter sich.

Blöde Kuh!

Und schon war ich wieder allein.

 

Zur selben Zeit:

 

„Hast du sie gefunden?“, wollte ich neugierig wissen und beugte mich über den Schreibtisch um etwas auf dem Bildschirm erkennen zu können.

„Du wirst es nicht glauben, aber sie sind in deiner Lagerhalle.“

„Was meinst du mit ‚meiner Lagerhalle‘? Warum sollte Davis in meiner Lagerhalle sein.“, fragte ich verwirrt und starrte auf den Stadtplan auf dem Monitor. Ein Haus war mit einem riesigen roten Punk markiert. Moment, das ist mein Haus und in dem Haus gibt es auch eine Lagerhalle. Die Lagerhalle, klar! Jetzt weiß ich wo sie sind.

„Aber das ist doch unmöglich. Warum sollte sich Davis in meiner Lagerhalle verstecken?“

„Dort würdest du nie suchen, oder?“, konterte Nick geschickt und grinste.

„Stimmt. Lass uns gleich aufbrechen! Deine Leute sind bereits im Keller versammelt und haben sich gerüstet.“

„Na dann mal los.“

 

Bei Lilly:

 

Ich halt das nicht mehr aus. Jeder einzelne meiner Knochen fühlt sich taub an und Beine zittern fürchterlich. Meine Handgelenke sind wund und wenn ich mich auch nur einen winzigen Millimeter bewege reiben die Kabelbinder aufs Neue meine Haut auf.

Ich hasse Davis, diesen Frank und diese blöde Schlampe Tina, verzeiht den Ausdruck, sowieso. Was gedenken sie zu erreichen? Ethan wird ihnen kein Geld geben. Niemals.

Ob auch Frank für Ethan gearbeitet hat? Und warum um alles in der Welt hassen sie ihn so sehr? Was hat er ihnen denn bitte schlimmes getan?

Hinter mir hörte ich leise Geräusche. Eine Tür wurde geöffnet und erst nach etlichen Minuten geschlossen. Jedenfalls war es keiner meiner drei Entführer die waren alle noch in dem Raum, den ich aus meiner Position gut im Blick hatte.

Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl herum und schloss für einen Moment die Augen. Ich atmete tief ein und aus und versucht mich umzusehen, ohne mich groß zu bewegen. Ich sah gar nichts.

Plötzlich aber spürte ich zwei kühle große Hände auf meinen. Vor Schreck hätte ich beinahe laut aufgeschrien, hätte sich nicht eine Hand auf meinen Mund gelegt. Dann erschien Nick vor mir. Er ging in die Hocke und schnitt die Kabelbinder an meinen Beinen durch und zog mich hoch.

Huch, wann hatte er denn die Kabelbinder an meinen Händen entfernt?

Zwei warme starke Arme schlossen sich um meine Taille und zogen mich an eine feste Brust. Sofort erkannte ich Ethans Geruch.
Das war der Moment, in dem ich markerschütternd anfing zu weinen. Beschämt versteckte ich mein verheultes Gesicht in seinem Shirt und bemerkt, dass er eine Schutzweste trug.
“Ist ja gut, ist ja gut.”, murmelte er und strich mir beruhigend übers Haar.

Ich klammerte mich hilfesuchend an ihm fest und schlang meine Arme um seine Taille.

“Komm lass uns nach Hause gehen.”, schlug Ethan vor und hoch mich hoch.
Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und schloss erschöpft die Augen. Das letzt was ich dachte bevor icheinschlief war, dass ich bei Ethan sicher sei.

 

Meine Augen waren schwer und ich konnte sie kaum offen halten. Ich zitterte am ganzen Körper und rollte mich zu einer Kugel zusammen. Im Hintergrund nahm ich ein kaum hörbares Piepsen war, was mich dazu veranlasste die Augen trotzdem aufzuschlagen. Gleißend helles Licht blendete mich und zwang mich dazu, die Augen schmerzhaft zusammenzukneifen.

Ich vernahm die klare, wohlklingende Stimme einer Frau. Sie musste wohl zu meiner Linken gestanden haben, denn meine rechte Hand wurde von einem eisernen Griff umklammert.

“Sie wird bestimmt bald aufwachen. Außer eine gebrochene Rippe hat sie keine inneren Verletzungen. Und auch die Blutergüsse werden bald verblassen und irgendwann gar nicht mehr zu sehen sein. Sie hatte unglaubliches Glück. Den Beiden wird es bald wieder gut.”

Ich kann mich auch verhört haben, aber hatte sie gerade ‘den Beiden’ gesagt? Mir geht es wohl doch nicht so gut, wie angenommen.

“Den Beiden?”, fragte eine Stimme, die nach der von Ethan klang.

“Ja. Ihr und dem Baby.”, bestätigte die Ärztin.

“Ich… also…”, stammelte Ethan und drückte meine Hand noch etwas fester.

Schmerzvoll stöhnte ich auf, woraufhin Ethan seinen Griff sofort lockerte.

“Sie wussten nichts davon.”, schlussfolgerte die Frau zu meiner Überraschung klug und legte mir eine Hand auf die Schulter.

“Nein.”

“Na dann, herzlichen Glückwunsch.”, gratulierte sie ihm und ich spürte, dass sie ihre Hand wegnahm.

“Danke, Dr. Simon.”, flüsterte Ethan.

Ich hörte, wie die Tür hinter ihr ins Schloss fiel und Ethan erleichterte ausatmete.

Seine Hand fuhr die Konturen meines Gesichtes nach und verharrte auf meinen Lippen.

“Es tut mir leid.”, meinte er und führte meine Hand an seinen Mund und küsste mich zuerst auf meinen Handrücken, dann auf meine Handinnenfläche.

Was? Das alles ist doch nicht seine Schuld. Ich hätte nicht weglaufen dürfen, dann wäre das alles nicht passiert.

“Ich hätte dich beschützen müssen.”, machte er sich weiter Vorwürfe und wurde etwas lauter.

“Robert und mein Vater hatten recht. Ich bin ein Monster.”, sagte er und begann plötzlich leise zu weinen. Ich spürte wie seine Tränen auf meine Hand tropften und wünschte mir nichts sehnlichster als ihn trösten zu können.

Alle meine Kraft zusammennehmend öffnete ich meine Augen und sah in Ethans Gesicht. Langsam hob ich meine Hand und wischte ihm die Tränen weg.

“Ethan.”, krächzte ich und zwang ihn mich anzusehen. Er hob den Blick und sah mich an.

“Wasser?”, fragte er fürsorglich und strich mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Langsam führte er das Gals an meine Lippe und kippte es leicht. Die kühle Flüssigkeit schien mir zu bekommen, denn ich fühlte mich schon viel besser als ich das Glas vollends geleert hatte.

“Ethan, kannst du… dich zu mir legen?”, setzte ich erneut an und schaffte es diesmal sogar meinen Satz du beenden.

“Wenn du das möchtest.”, meinte er und hob schon die Decke an. Er schlüpfte aus den Schuhen und unter die Bettdecke.

“Ethan.”, nuschelte ich an seine Brust.

“Was?”, fragte er und schloss mich in seine Arme.

“Ich habe etwas komisches geträumt.”

“Was denn?”, fragte er nach und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel.

“Ich hab geträumt ich wäre schwanger.”, erzählte ich und spürte wie Ethan sich hinter mir sofort versteift hatter.

“Lilly-”

“Es war kein Traum, oder?”, verlangte ich von ihm zu wissen und eine einzelne Träne lief über meine Wange.

“Es tut mir leid, Lilly. Ich weiß, dass du das nicht wolltest. Ein Kind von mir, meine ich.”

Wie kam er auf diese absurde Idee? Warum sollte ich kein Kind von ihm wollen?

“Es liegt nicht daran, dass ich kein Kind von ‘dir’ will, sondern eher daran, dass ich noch überhaupt kein Kind will.”

“Also liegt es nicht an mir?”, fragte er erneut und zog mich wieder näher zu sich.

“Natürlich nicht. Ich liebe dich, Ethan.”, sagte ich lauter als gewollt.

“Warum?”

“Du bist der absolut außergewöhnlichste Mensch den ich kenne und auch wenn du vielleicht glaubst, dass du ein schlechter Mensch bist, bin ich absolut und zu hundert Prozent vom Gegenteil überzeugt. Jeden Mensch den ich kennengelernt habe, außer Robert natürlich, liebt dich. Ausnahmslos. Ayla, Kira, Sharon, Nick, Isabella und sogar meine Mom. Sie lieben dich, jeder von ihnen.”

“Woher?… Woher kennst du meine Mutter?”, fragte er alarmiert und wollte schon wieder von mir wegrücken als ich meine Hand in sein T-Shirt krallte und ihn unerbittlich festhielt.

“Ich hab ihr Tagebuch gelesen. Bei jedem einzelnen Wort spürt man ihre unendliche Liebe zu dir. Ich hoffe ich werde irgendwann, eine so gut Mutter für mein Kind sein, wie es deine Mutter für dich ist.”

“War. Sie ist tot.”

“WAS?”

Nein! Sie kann nicht tot sein, sie darf nicht. Ich wollte sie doch noch so viel fragen. Über Ethan. Diese tolle Frau einfach kennenlernen.

“Robert hat sie getötet.”, sagte Ethan mit fester Stimme und ich spürte wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Das kann doch alles nicht wahr sein!

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.06.2014

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