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Schutzlos

Mein Fell hast du mir
Abgezogen bis über beide Ohren
Und als ich mich an Stücke klammerte
Bekam auch meine Maske Risse
Nun bin ich nackt und in die Arbeit
Fallen meine verzweifelten Worte.
Als wir schon längst fertig sind
Tröpfeln sie immer noch gleich
einem undichten Wasserhahn
Vermischen sich mit meinen Tränen

Meine Hilfeschreie bleiben stumm
In meiner Kehle stecken

Mit diesem Schweigen deiner Augen
Gewährst du mir keinen
Schutz für meine bloße Seele.


Zuweilen des nachts
Kann ich nicht schlafen
Kommen Träume über mich
Mit tröstenden Masken
Kriechen sie und hüllen
Meinen gepanzerten Körper ein.

Zuweilen des nachts
Stehe ich auf
Hocke an meinem Fenster
Einsame Gestalt und
Wimmern im Herzen schaue
In die schwarze Dunkelheit hinaus.

Zuweilen des nachts
Werfe ich Blicke hinüber
Sehe ein helles Fenster
Spüre andere schlaflose Kreaturen
Von Mitleid erfüllt bewache ich
Die ewig unendliche Schwärze.


Zuweilen des nachts
Sehe ich den Mond hinter mir
Steht mahnend am Himmel
Grinsend vor Hohn und es
Löst sich ein Stern und fällt
Den silbernen Hügel hinunter.


Immer des nachts
Erwache ich dann
Mit einem Paukenschlag in den Ohren
Und klopfendem Herzen
Ich zittere mit nassem Gesicht
In mein Bett zurück.


Hab ich dir schon gesagt
Dass ich dich mag?
Als wir uns noch fremder waren
Auf Umwegen und ganz vorsichtig?

Jetzt such ich immer noch
Nach Gesten und Worten
Um dir meine Zuneigung
Zu zeigen
Nie reichen sie aus
Mein Herz schlägt Purzelbäume
Und ich tauche warm
In deine Augen.


Manchmal möchte ich
Einfach deine Hand nehmen
Und dich schweigend ansehen.
Doch ich senke meine Augenlider
Und knirschend zermahle ich
Die Worte zwischen den Zähnen
Worte, die so banal den Alltag
Sezieren und die Kälte kriecht
In mir hoch und breitet sich aus
Ich hoffe nur, dass sie
Dich nicht erreicht.


Du willst mich schon begraben
Kalter Trauerzug um deinen Mund
Pflanzt du mir Disteln
In meinen Garten.

Doch schau nur meine Hände
Sie müssen tun
Denn alles was ich angefangen
Ist lange nicht zu Ende

Du willst mich schon begraben
Eisige Zapfen in deinen Augen
Ziehst du mir die
Schönsten Kleider an.

Doch schau nur meine Augen
Sie müssen sehn
Denn alles was ich sehen kann
Wird nicht zum Tode taugen.

Und also bin ich leere Hülle
Vielleicht in meiner Not
Ganz schnell gestorben
Doch immer noch nicht tot.


Wenn der Verstand mir ein Schnippchen schlägt
Und mein Herzschlag mit mir
Purzelbäume macht
Ist es meist schon nach Mitternacht

Wenn das Herz mir den Bauch aufreißt
Und meine wehe Seele in mir
Trampolin springt
Meist schon der erste Vogel singt

Wenn das Schluchzen mir in der Kehle steckt
Und meine zitternden Finger in mir
Träume weben
Heißt das doch: immer noch leben.


Diesmal war es anders
Als ich aufstand
Nachts zu meinem Fenster schlich
Kein Silbermond fiel
den Hügel herunter
Neonbeleuchtete Sterne
Illuminierten den
Schattenhaften Marionettentanz
Höllenfeuer züngelten grinsend
Und die bunte Plastikwelt begann zu schmelzen.
Und zäh kroch der brodelnde Brei
Die Mauern hinauf
Hinein in mein Fenster
Als ich verschlungen ward
War es die schwärzeste aller Nächte.

Diesmal war es anders
Als ich aufstand.

Impressum

Texte: Cover(c)Inga Alena K.Text (c) Enya K. 1969/1970
Tag der Veröffentlichung: 09.01.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für Jan wir leben immer noch

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