Bambi`s Lebensrettung
Das verletzte Rehkitz
Es war das schönste Frühjahreswetter, welches man sich nur denken konnte.
Eine Gruppe von 6 Jungen hatte beschlossen,einen gemeinsamen Ausflug
in den nahen Wald zu machen.Nachdem alle Eltern einverstanden waren,
ging es nach dem Mittagessen los.
Schon nach kurzer Zeit wateten alle knie hoch durch das vertrocknete Laub,
und sie hatten einen Mords Spaß, wenn sie mit ihren langen Holzknüppeln die Blätter so richtig hoch wirbeln konnten.
Klaus war zum Anführer gewählt worden und behielt seine Schar gut im Auge, damit ihnen nichts geschehen konnte. Er musste auch gut aufpassen, denn der eine oder andere vergaß sich doch einmal so weit, dass er Zweige abriss oder sich von der Gruppe entfernte,
dass er befürchtete das sie sich verirrten.
Aber die Kinder verhielten sich vorbildlich, und nach einer Weile suchten sie
sich eine Waldwiese, auf der sie Rast machen konnten.
Die mitgebrachten Brote, Obst und auch etwas Schokolade wurde ausgepackt und es gab eine muntere Pause.
Heinz und Dieter waren bald mit dem Essen fertig, und solange die anderen noch ausruhten, wollten sie im Unterholz ein wenig nach kleinen Tieren Ausschau halten. In jede Hecke krochen sie hinein, und jedes Loch, welches wie ein Versteck aussah,
wurde untersucht.
In ihrem Eifer entfernten sich die beiden etwas weiter, als zuerst vorgesehen und nur noch von weitem hörten sie die Stimmen ihrer Freunde.
„Jetzt müssen wir uns aber schnell auf den Rückweg machen, sagte Dieter sonst werden die anderen uns suchen, und es wird dann so spät. Komm wir laufen schnell zurück!“
Die beiden machten also kehrt und, um sich der Richtung erst noch einmal zu vergewissern, blieben sie lauschend stehen.
Da hörten beide zur gleichen Zeit einen leisen Ton, der sich anhörte wie das
Fiepen eines in Not geratenen Tieres. Wortlos sehen sie sich an, um sich dann
langsam in Richtung dieser seltsamen Töne zu bewegen.
Lange brauchten sie nicht zu suchen, denn diese Laute kamen aus einem nahen Gebüsch. Und als sie alle Zweige auseinander bogen, sahen sie ein noch ganz junges Rehkitzlein, das sie aus ängstlichen Augen anstarrte.
Die Jungen wunderten sich zuerst, warum dieses scheue Tier nicht vor ihnen davon lief, aber sie konnten den Grund bald erkennen.
Das junge Reh versuchte verzweifelt, sich aufzurichten, sackte aber immer wieder auf seinem Hinterlauf ein. Also musste da irgendetwas nicht in Ordnung sein.
Das Tier fiept immer noch kläglich, es ist sehr geschwächt.
Sorgenvoll streckte Heinz langsam seine Hand nach dem Tier aus,und dieses schien zu spüren, dass ihm von den Kindern keine Gefahr drohte und verhielt sich ganz ruhig.
Leise, als könnte er das Kitzlein erschrecken, sagte Dieter,
“Ich laufe schnell und hole die anderen, vielleicht kann man dem Tier noch helfen. Bleib du hier, bis ich zurück komme.“
Das kleine Rehlein schmiegte sich schon zutraulich an den Jungen, und als bald darauf die munteren Jungens voller Neugier angestürmt kamen, fühlte es sich in den Armen von Heinz sicher und geborgen.
Ein großes Raten begann, was dem armen Tier wohl fehlen könnte.
Sie vermuteten dass es sich den Hinterlauf gebrochen haben müsste.
Von der Mutter war breit und breit nichts zu sehen. Sicher ist es Mutterlos.
Natürlich musste ihm geholfen werden.
Vorsichtig trug Heinz das kleine Kitz, das nun wieder ängstlich geworden war, es zitterte und schmiegte sich an seine Brust.
So machte sich die kleine Karawane wieder auf den Heimweg,und es sah aus, als bewegte sich ein Trauerzug durch den Wald.
Alle drängten sich um den Träger, der sich ab und zu mit einem anderen Jungen abwechselte.
So dauerte der Heimweg ziemlich lange. Doch endlich hatten es die Kinder geschafft.
Sie hatten sich ausgemacht, dass sie zu ihrem Lehrer gehen wollten, der ihrer Meinung am meisten von den Tieren des Waldes verstand. Das sie Recht damit hatten bewies sich, denn der Lehrer kannte sich in der Tierheilkunde aus, und er sah auf den ersten Blick, dass es wirklich ein Beinbruch war.
Schnell wurde dem armen Tier eine Schiene gebastelt, und um diese eine Gipsbinde gebunden. Dann bereitete der Lehrer ein schönes, weiches Lager worauf das Rehkitzlein gebettet wurde.
Hier lag es ganz still, und alle Kinder gingen nach Hause. Außer Heinz, der dann versuchte, etwas warme Milch, mit einer Säuglingsflasche dem Tier ein zu flößen.
Dieses begriff bald, und saugte an der Flasche, als hätte es nie etwas anderes gehabt.
So sorgten die Jungens viele Wochen für ihr „Bambi“, wie sie es getauft hatten.
Und als der Gips abkam, konnte dies schon nach kurzer Zeit umher springen.
Bald kam der Tag, an dem das sie das bereits tüchtig gewachsene Rehlein wieder in den Wald begleiteten. Jeder wollte es zum Abschied noch einmal streicheln. Aber kaum hatten das ein paar Kinder getan, da sprang das Bambi munter, als wäre es nie vom Wald weg gewesen, von dannen und war schon im Unterholz verschwunden.
Alle dachten dass sie das liebe Tierchen nie mehr sehen würden, aber es zeigte sich schon beim nächsten Ausflug wieder den Kindern. Es kam zutraulich näher, so als würde es seine Lebensretter begrüßen, um dann schnell wieder im Wald zu verschwinden.
Jetzt macht es den Buben noch viel mehr Spaß in den Wald zu gehen, denn fast immer wurden sie von ihrem Bambi begrüßt.
Ein kleiner Meerpfau möchte den Schnee kennen lernen
In einem kleinen Fischerdorf, mit Namen San Pawl wohnt die Fischerfamilie
Kara und Maria mit ihren Kindern, Elena und Dejan.
Elena das Mädchen ist acht Jahre, ihr Bruder Dejan 12 Jahre alt.
Sie leben zusammen in einem kleinen Haus direkt an der Küste, in einer Kleinstadt im Nordwesten der Insel Malta.
Die Mutter bleibt in der letzten Zeit oft im Haus, da sie bald noch ein Geschwisterchen bekommen.
Kara ist nicht nur Fischer, sondern er fährt auch gerne mit Touristen zu den Nachbar Inseln , Gozo und Comino , um ihnen die Blaue Lagune zu zeigen.
Hier ist das Wasser klar wie Glas und hat die unterschiedlichsten Türkis Variationen.
Der Meeresgrund ist mit Felsen, Seegraswiesen, weißem Sand und Algen bedeckt. Es
ist das Ziel vieler Schnorcheler. Es gibt die schönsten Fische hier, in allen Farben und Größen.
Dejan und Elena dürfen oft mit fahren, dann kann die Mama sich ausruhen.
Elena liebt vor allem die Fischart Meerpfau, und ist glücklich wenn sie mit darf.
Weil er ein leuchtend gefärbten Fisch ist, und sie diese Farbenbracht sehr gerne hat.
Schade ist nur, das gerade dieser Fisch sehr schüchtern ist, und sich gerne in den
Felsen unter dem Wasser versteckt.
Eines Tages, als sie wieder einmal mit dem schönen Boot ihres Vaters in der Blauen Lagune nach einem Meerpfau Ausschau hält, kommt ein etwa 25 cm großer Fisch direkt auf sie zu.
Elena sitzt in dem Boot, und hat die Hände im Wasser.
„Hallo kleiner Fisch, komm zu mir!“ ruft sie immer wieder.
„Ach was willst du denn von mir?, antwortet dieser, jeder will mich ansehen. Ich will hier weg.“
Elena versteht die Welt nicht mehr, der Fisch kann reden!
„Wo willst du denn hin?“fragt sie ihn.
„Da wo die Touristen her kommen, wo viel Schnee ist!“
„ Schnee???? Was ist das denn?“ fragt Elena
„ Schnee ist kaltes Wasser, auf jeden Fall sagen das die Leute immer die mich dauernd ansehen wollen. Da schnorchelt keiner, und ich habe meine Ruhe!“
Elena überlegt wie sie erfahren kann was Schnee ist, und wie man da hin kommt. Sie wartet bis ihr Bruder zu ihr ins Boot kommt und fragt ihn :
„Dejan, kennst Du Schnee?“ „Nein, Elena das kenne ich nicht, wie kommst Du darauf?“
„Ein kleiner Fisch, ein Meerpfau hat mir gesagt dass er gerne dahin will wo Schnee ist!“ antwortet die kleine Schwester.
Der große Bruder lacht und glaubt Elena kein Wort.
Ein Gast ihres Vaters, der gerade aus dem Wasser kommt schwärmt von den vielen
Fischen die er gesehen hat. Elena kann nun den Meerpfau verstehen, so viele Menschen gehen ins Meer und stören das Reich der Tiere.
Das nächste mal als sie wieder mit dem Vater aufs Meer darf, nimmt sie eine große Schüssel mit, um den Fisch den sie den Namen Schneefisch gegeben hat mit zu nehmen.
Sie beugt sich, als sie alleine auf dem Boot war wieder etwas an den Rand und ruft,
„Hallo Schneefisch, Schneefisch ich bin hier um dich zu holen!“
Schneefisch kommt auch schnell zu ihr.“Wie willst Du denn mit mir zu dem Schnee kommen!“fragt der Fisch
„Ganz einfach, wir fahren als blinde Passagiere mit einem großen Schiff nach Pozzallo
in Italien.Ein Tourist aus Sizilien hat gestern gemeint das es dort in den Bergen
ganz doll geschneit hat.“
Sie legte die Schüssel behutsam ins Wasser, und der Meerpfau schwimmt hinein.
Ein paar Löcher im Deckel sollen verhindern,dass der Fisch keine Luft bekommt.
Sie versteckt ihre „heiße Ware“ vor ihrem Vater und dem Bruder.
Am nächsten Tag packt sie einen Rucksack mit Proviant nimmt die Schüssel und läuft zum Hafen, wo immer wieder Schiffe anlegen.
Tatsächlich schafft sie es auf ein Schiff zu kommen. Sie versteckt sich mit ihrem Meerpfau unter einer Plane des Rettungsbootes.
Nach einer Stunde wird es ihr schlecht! Das war etwas anderes als im Boot ihres
Vaters zu schippern! Es ist stürmisch und kalt. Sie hat so kalte Hände, das der
kleine Fisch den sie streicheln will, fast seine Farbe verloren hätte.
Als es immer kälter wird, fängt sie bitterlich zu weinen an. „Wenn der Schnee so kalt ist, möchte ich ihn nicht sehen.“ Meint sie.
Es wird dunkel und auf einmal steht ein großer Seemann vor ihr.
„ja wen haben wir denn da?“ ruft er erstaunt.
„Ich bin die Elena aus San Pawl, und ich möchte meinem Freund dem Meerpfau Schnee
zeigen. Außerdem habe ich auch noch keinen gesehen, und bin sehr gespannt darauf.
Deshalb fahren wir jetzt da hin, nach Italien“.
„Soso, ihr beide, der Fisch und du wollt Schnee sehen!“
„Wir haben hier eine Suchmeldung von einem Fischer Namens Kara und seiner Frau Maria.
Das sind doch deine Eltern, oder ??
Sie machen sich große Sorgen um dich. Komm mal mit ins warme und wir funken erst mal
das du gesund bist. Dann musst du mit bis zum nächsten Hafen kommen, denn wir können nicht zurück fahren, es gibt starken Sturm.
Endlich kann Elena mit ihrem Schneefisch ins warme. Erst einmal bekommt sie eine
Decke damit sie sich aufwärmen kann, und einen heißen Tee. Für den Fisch hatte der
nette Seemann frisches Wasser.
Nachdem er dem Vater Bescheid gesagt hatte erklärte er dem Mädchen was Schnee
eigentlich ist.
„Schnee entsteht in den Wolken, feinste Tröpfchen von kaltem Wasser ergeben kleine Kristalle, und dort gefrieren sie und fallen herunter als Schnee. Wenn mehrere
Kristalle sich aneinander kleben, werden es große Flocken bis sie auf der Erden sind.
Es sieht dann aus wie ein Wattebäuschchen.
Schnee ist fester Regen, also Wasser in
fester Form!
Die Kristalle können sich aber nur bilden, ab einer bestimmten Temperatur, also es muss schon etwas kalt sein.
Deshalb, kleine Elena schneit es auf der Insel Malta nicht, dort wird es nicht so kalt!“
Was hat Elena gelernt :
Das man im Schnee nicht schwimmen kann, und der schöne Meerpfau darin sterben würde.
Was der Tourist beim schnorcheln erzählt hatte, hörte sich zwar nicht schlecht an, aber die Wahrheit sieht immer anders aus.
Als der Seemann sich kurz aus der Kajüte entfernt spricht Elena ein ernstes Wort
mit ihrem Schneefisch.
„weißt Du, so schlimm ist es nicht wenn die Menschen dich ansehen wollen. Sie freuen
sich doch an dir, an deinen schönen Farben. Wenn sie dich ärgern wollten, würden sie versuchen dich zu angeln. Sie wollen dich aber nur fotografieren. Überlege es dir gut
ob du in den Schnee oder lieber wieder in die blaue Lagune möchtest!“
Der Seemann kommt zurück. Tja, kleine Elena. Nun musst du einen Tag mit mir kommen,
denn wir können erst morgen zurück fahren. Wenn wir gleich am Hafen ankommen, wirst
du von meiner Frau abgeholt und du bleibst eine Nacht bei uns im Haus.
Elena hat inzwischen schon eingesehen dass es nicht gut war, einfach hinaus in die weite Welt zu fahren, sie hat schon Heimweh. Der kleine Fisch spricht auch nicht mehr, schüchtern bleibt er in einer Ecke der Schüssel.
Sie legte sich auf ein Bett und schlief ein, die Schüssel ängstlich neben sich.
Als sie im Hafen ankommen, ist die Frau des Seemannes schon da,um Elena und den
Meerpfau in Empfang zu nehmen.
Ihr tut die kleine Elena mit ihrem wunderschönem Fisch sehr Leid.
Sie streicht ihr über die Haare und meint dann: „ weißt du was, ihr könnt erst übermorgen fahren, weil der Sturm zu stark ist. Solange bleibst du bei uns, deinen Eltern sagen wir noch Bescheid. Du kannst auch mit deiner Mama telefonieren damit
sie sich keine Gedanken macht.
Morgen werden wir einen Ausflug in die Berge machen, wenn du Glück hast wirst du
Schnee sehen können!“
Elena sprang in die Luft vor Freude. Als die nette Frau etwas weiter weg steht,
spricht Elena mit ihrem Freund, dem Fisch. Sie weiß nicht ob er mit kommen kann
oder nicht.
Da er nur mit ihr sprechen kann, wenn niemand in der Nähe ist, spricht er schnell zu
ihr.
„Mach Dir keine Sorgen um mich, gib mir frisches Wasser und etwas zu essen. Dann
fährst du in die Berge und ich warte hier auf dich. Ich möchte wieder in die blaue Lagune, ich habe Heimweh und mir ist jetzt schon kalt.
Die Touristen die mich ansehen wollen, sollen nur kommen. Wenn es mir zu viel wird, verstecke ich mich halt und komme wieder raus wenn sie weg sind.
Wenn ich im Schnee nicht schwimmen kann, ist das sowieso nichts für mich!“
So geschieht es dann auch. Elena fährt mit dem Ehepaar am nächsten Tag in die Berge.
Sie staunt sehr über den Schnee der da liegt. Allerdings ist es ihr kalt,
das Näschen schon ganz rot, die Finger klamm und die Füße kann sie kaum mehr
bewegen.
Nun weiß sie was Schnee ist. Es sieht schön aus, wenn die Bäume weiß,
die kleinen Bäche zu gefroren und die Wege voll Eis sind.
In Malta aber, scheint auch im Winter die Sonne, ist es warm und angenehm.
Manchmal muss man erst sehen von was man träumt, um zu erkennen dass es gut ist,
so wie es ist!
Elena freut sich sehr dass ihr kurzer Ausflug ihr gezeigt hat wie schön ihre
Heimat ist.
Nie mehr will sie weg von zu Hause.
Am nächsten Tag fährt sie mit dem gleichen Schiff wieder zurück, diesmal
aber nicht als blinder Passagier.
Als sie am Hafen ankommen, sieht sie ihren Vater,ihre Mutter und den Bruder.
Alle umarmen Elena und freuen sich das sie gesund zurück kommt.
Der Vater weint sogar ein wenig, und spricht zu ihr:
“liebes Kind mach das niemals mehr, wenn du einen Traum hast sprich mit mir
darüber, wir überlegen dann zusammen, ob es ein Traum bleiben muss oder ob ich
ihn dir erfüllen kann. Wir hatten große Angst um dich!“
Den Traum von Schnee kannst du dir noch oft erfüllen, glaube es mir. Wenn du groß
genug bist, kannst du überall hin reisen wo du möchtest. Nur den Fisch, den musst du
in seiner Heimat lassen, er kann nicht mit dir kommen. Du wirst sehen, das er sich
sehr wohl fühlt wenn er erst wieder in der Blauen Lagune ist!“
So war es dann auch, Am nächsten Tag fahren Kara,Elena und Dejan zu der
Blauen Lagune. Mit dem schönen, kleinen leuchtend bunt lackiertem Boot,
das am Bug zwei Glücksbringer hat: die Osiris-Augen.Diese Augen sollen
Glück bringen.
Der kleine Meerpfau, mit Namen Schneefisch wird nun wieder in sein Gewässer gesetzt.
Er schwimmt eine ganze Zeit neben dem Boot her,bis Elena die Hand ins Wasser
streckt und ihm leise zu flüstert :
„ich rufe Dich nicht mehr Schneefisch, du bist mein Glücksfisch!
Durch dich habe ich erfahren welches Glück ich habe, hier zu leben“.
Der kleine Meerpfau, Glücksfisch, schwimmt glücklich davon.
Das war mein Leben.
Die Memoiren einer Tabakspfeife
Meine ersten Erinnerungen reichen weit zurück. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich etliche Jahrzehnte als Wurzel einer Baumheide irgendwo im Mittelmeerraum gerade eben noch aus der Erde heraus ragte.
Es würde zu lange dauern, wollte ich hier meine dortigen Erlebnisse aufzählen.
Für meine heutige Geschichte ist es nur von Wert, das ich eines Tages ein dicker Holzfäller erschien, der vor sich hin murmelte, das er mich gerade noch gesucht hätte.
Ich wurde aus gegraben, zerteilt und auf einem holprigen Karren in einen großen Hof transportiert, wo ich lange Jahre in Ungewissheit lagerte. Ich dachte schon man hätte mich vergessen. Doch eines morgens wurde ich wieder auf einen Handkarren geworfen und in die Werkstatt eines Pfeifenmachers gebracht.
Aber auch hier musste ich noch lange Zeit warten. Dann nahm mich der Meister in die Hand. Er betrachtete mich von allen Seiten, drückte mit seinem Daumen auf mir herum, und mit seinem Fingerknöchel beklopfte er mich gründlich. Dann entschloss er sich ,aus mir einen Pfeifenkopf zu machen. Mich erfüllte jetzt nur noch Angst, denn ich ahnte Fürchterliches.
Noch ging alles gut. Was an mir ungesund war, wurde mit einem scharfen Messer abgeschnitten und danach fühlte ich mich sehr wohl. Langsam nahm ich nun eine schöne Form an und es schmeichelte meiner Eitelkeit, dass ich zum Schluss noch auf Hochglanz poliert wurde.
Weh tat es mir zwar, als man mit zarter Gewalt eine Spitze in den Leib presste. Erstaunlicherweise gewöhnte ich mich auch hieran, ja, jetzt fühlte ich mich erst richtig vollkommen.
Nun kam eine traurige Zeit, denn ich wurde verpackt und in ein ungewisses Land verschickt. So recht von Herzen freute ich mich, als ich eines Tages wieder ausgepackt, nochmals poliert und in ein Schaufenster gelegt wurde.
Man legte mich so, dass man ganz deutlich den Stempel mit der Aufschrift :
Echte Baumheide,
sehen konnte. Außerdem zierte mich noch ein kleines weißes Schildchen, und ich war sehr stolz, als ich die Höhe des Preises erkannte, dass ich eine wertvolle Pfeife geworden war.
Ich wünschte mir nun, diese Zeit im Schaufenster ginge nie vorüber, denn von hier aus sah ich die Welt von ihrer schönsten Seite. Wohlhabende Männer sahen mich abschätzend und arme Arbeiter begehrend an. Einmal kam eine junge Dame und nahm mich in ihre Hand. Liebkosend streichelte sie mich. Ich hörte, dass sie mich für ihren Bräutigam als Geburtstagsgeschenk kaufen wollte, aber ich war ihr dann doch zu teuer. Gerne wäre ich mit ihr gegangen, aber wer weiß was für ein Mensch der Mann war?
So kam ich wieder in das Schaufenster.
Dann eines Morgens kam „ER!“ Er war mir sofort sympathisch . Ich wurde von ihm in die engere Wahl gezogen und schließlich entschied er sich für mich. Daraus schloss ich , dass er ein Pfeifenkenner war.
Ich behielt recht, denn in seiner Wohnung angekommen, kam ich auf seinem Schreibtisch in einen Pfeifenständer, wo ich von drei älteren Kollegen misstrauisch gemustert wurde. Zwei Tage stand ich hier noch voller Angst, was jetzt mit mir geschehen würde, denn ich hatte fürchterliche Angst vor dem Feuer.
Mein Herr muss ein Schriftsteller sein, denn stundenlang saß er neben mir und klapperte auf den Tasten herum. Wenn er nicht schrieb, sondern nur nachdachte, steckte er sich eine der anderen Pfeifen in Brand. Nach kurzer Zeit rasselten dann wieder die Tasten, und es kam mir vor, als würde er durch den Rauch inspiriert . Auch ich zog den Duft begehrlich ein. Es musste ein wundervoller Tabak sein!
Wieder einmal saß er nachdenklich vor seinem Schreibtisch und sein Blick ruhte auf mir. Da nahm er mich auch schon in seine Hand. Mir blieb fast das Herz stehen vor Aufregung. Er stand auf und ging mit mir in die Küche. Was würde jetzt geschehen?
Er öffnete eine Dose und gab aus dieser eine kleine Prise Zucker in meinen hohlen Kopf. Daraufhin ging er wieder zurück, und nun kam der Tabak! Sorgfältig stopfte er mich damit voll.
Dann spürte ich an meinem Mundstück das erste Mal seine Lippen. Diese schmiegten sich wohltuend um meine Spitze und seine Zähne hielten mich sicher fest. Das dann entzündete feuer erwärmte mich wohlig und gar nicht unangenehm. So ganz schien ich ihm noch nicht zu schmecken, aber wie ich nachher feststellte, war das nur die erste Zeit. Später, als er mich richtig eingeraucht hatte, war ich ihm die liebste Pfeife.
Jahrelang blieb ich sein bester Freund. Bis er dann eine Frau kennen lernte die mich nicht leiden konnte. In ihrer Gegenwart durfte er nur noch Zigaretten rauchen. Ich freute mich nun, auf die stillen Abende an den er schrieb. Da kehrte er schuldbewusst zu mir zurück. Dann plötzlich kam die Frau nicht mehr. Es war bestimmt nicht die richtige für ihn, wenn sie nicht einmal mich leiden mochte.
Die restlichen Zigaretten verschimmelten, und ich kam wieder voll zu meinem Recht.
Die nächste Frau war von mir begeistert, und die heiratete er auch. Ich freute mich erst einmal sehr darüber, bis auf einmal neben mir auf dem Pfeifenständer eine neue Pfeife stand. Sie hatte sie ihm geschenkt!
Es dauerte lange Zeit, bevor er die Neue zum ersten Mal rauchte, und es geschah nur auf Bitten seiner Frau. Das freute mich, denn ich ersah daraus, dass ich ihm lieb und wert war.
Aber lange konnte ich nicht mehr mitmachen, denn ich war alt und verbraucht geworden. Und auch bescheidener.
Jetzt konnte ich mich schon daran erfreuen, wenn er mich nur alle acht Tage einmal rauchte.
Und heute war dann alles aus. Er konnte mich nicht mehr rauchen, denn ich habe durch die dauernde Hitze ein Loch in den Boden bekommen und habe auch keinen richtigen Zug mehr. Liebevoll sah er mich an, bevor er mich im hohen Bogen in den Mülleimer warf.
Gefasst sehe ich meinem Ende entgegen.
EIN GLITZERN DAS GLÜCK BRINGT
An einem langen schönem Sandstrand in Antigua
Als Steen der kleine Deutsche Junge, mit seinem Bruder Steve am Urlaubsstrand entlang lief, sah er auf einmal etwas glitzern.
Neugierig wie Buben einmal sind, lief er sofort los um nach zu sehen was es ist.Der Junge suchte alles ab,leider fand er aber nicht was er suchte.Hatte er sich getäuscht? Nein er war sicher, es hat etwas geblitzt im Sand.Steve konnte ihm fast nicht folgen, so geschwind lief er an dem langen Sandstrand entlang.
Da sie nicht in ihrer Heimat, sondern im fernen Antigua waren, konnte Steve seinen Bruder nicht aus den Augen lassen. So sehr die beiden Jungen sich auch bemühten, sie fanden das Glitzern nicht mehr.
Die Wellen waren so stark, das man alles was im Sand lag in ein paar Minuten nicht mehr sah!
Traurig machten die beiden sich zurück zum Hotel. Dort erzählte Steen seiner Mutter gleich von dem Funkeln aus dem Sand. Natürlich versuchte sie den Jungen zu trösten. Auch Steve bemühte sich seinen Bruder auf andere Gedanken zu bringen.
Im Hotel gab es eine Tischtennisplatte. Die beiden gingen also dort hin um etwas zu spielen.
Als der kleine Ball über die Tischplatte rollte, fing Steen an zu weinen.
„ich muss dauernd an das glitzern denken!“ meinte er.
Etwas genervt von seinem weinenden Bruder meinte dieser:“jetzt hör auf zu weinen, es wird schon nichts besonderes gewesen sein das du da gesehen hast!“
Mit Tischtennis spielen wurde es dann nichts, denn Steen konnte an nichts anderes denken, als an das glitzern.
Die beiden gingen in ihr Zimmer um sich für das Abendessen um zu ziehen. Da warf sich der kleine wieder weinend in die Arme seiner Mutter. Diese wusste gar nicht wie sie den Jungen beruhigen konnte.
Sie fragte ihn was er denn meinte, was es gewesen sein konnte, das glitzern?
Ich weiß es nicht, Mama. Nur das ich es nicht aus dem Kopf bekomme und dauernd denke, es war wichtiges! Nun vielleicht können wir nach her noch einmal an den Strand gehen, und nachsehen ob wir etwas sehen.
Endlich beruhigte er sich und sie gingen in das Restaurant zum Abendessen.
Am Nebentisch unterhielten sich einige Leute ziemlich laut, sodass Steve so manches verstehen konnte. Das Thema war eine abgesagte Hochzeit, die wohl am nächsten Tag am Strand stattfinden sollte. Eine junge Frau, wahrscheinlich die Braut, weinte sogar ein wenig.
Nein ohne ihren Ring möchte sie nicht heiraten, jammerte sie.
Steve schubste Steen an, “hast du das gehört? Sie hat ihren Ring verloren!“
Nun wurde auch Steen aufmerksam auf den Nebentisch. Sie hörten sich das Gespräch an, und immer mehr glaubten die beiden Buben das es der Ring war den sie am Mittag glitzern sahen.
Ohne ein Wort der Erklärung standen beide auf, wir sind satt, Mama riefen sie und verschwanden!
Am Strand stand ein kleines Häuschen, in dem eine Familie mit 6 Kindern wohnte. Dort gingen die Jungen hin und versuchten mit den einheimischen Kindern zu sprechen. Leider verstanden sie die Sprache nicht.
Mit Händen und Füßen versuchten sie dann sich zu verständigen. Steve hatte einen Tag vorher gesehen das eines der Kinder ein Gerät hatte mit dem es am Strand etwas gesucht hatte.
Das wollte er sich ausleihen. Endlich verstanden die anderen Kinder den Jungen Urlauber. Eins der Kinder lief ins Haus und holte den Vater. Dieser verstand um was es ging und holte das Gerät, es war ein Metallsuchgerät.
Alle zusammen, der Vater mit seinen 6 Kindern und die beiden Brüder liefen zu der Stelle an dem am Mittag etwas geglitzert hatte. Jeder Krümel Sand wurde durchsucht, Steine hoch gehoben, Muscheln untersucht.
Es wurde langsam schon etwas dunkel, die Sonne wollte schon unter gehen. Traurig standen sie nach einiger Zeit herum und gaben die Suche schließlich auf.
Trotzig und wütend stieß Steen nach einem Stein, aber was war das???? Es glitzerte und funkelte in der Abendsonne. Schnell bückte er sich um zu sehen was das ist. Es war ein Ring.
Golden mit einem wunderschönen Diamant in der Mitte.
Er hob ihn auf und alle umringten den Jungen, der nun wieder weinte, diesmal aber vor Freude.
Schnell verabschiedeten sie sich von der einheimischen, hilfsbereiten Familie und liefen zum Hotel zurück.
Auf den Stufen des Hotels saß ein junges Pärchen. Der Mann versuchte seine weinende Freundin
zu beruhigen. Die beiden Jungen setzten sich zu dem Paar und fragten was denn passiert sei, ob sie vielleicht helfen könnten?
"Nein, nein sagte das Mädchen, uns kann keiner helfen. Uns hat das Glück verlassen, denn wir haben einen Ring verloren. Dieser Ring ist das Liebessymbol schon seit hunderten von Jahren.
In meiner Familie wird er immer weitergegeben. Keiner der ihn je getragen hat, wurde in seiner Ehe unglücklich, keiner hat es bereut geheiratet zu haben. Nun wollten wir morgen hier heiraten, aber ohne diesen Ring geht das nicht."
Wieder fing das Mädchen an zu weinen!
Steve und Steen sahen sich an, nickten unmerklich mit dem Kopf. Steen machte eine Faust und hielt sie dem jungen Mädchen vor die Nase.
"Du hast einen Wunsch frei, sagte er zu ihr. Ich kann nicht sehen wenn Mädchen weinen, also wünsch Dir was damit du wieder fröhlich wirst."
"Ach was soll ich mir wünschen, außer dass ich meinen Schatz heiraten kann, das mein Glücksring an meiner Hand funkelt?"
"Mach doch mal die Faust meines Bruders auf", meinte Steve!
Unlustig griff sie nach der Hand und bekam ganz große Augen als sie sah was er darin hatte, es war IHR Ring.
Glücklich tanzte sie erst mit den Buben und dann mit ihrem Schatz vor dem Hotel herum.
Das Glück war wieder zurück gekommen, und jeder konnte es sehen.
Am nächsten Tag fand die Hochzeit statt, Ehrengäste: Steve und Steen.
Selbstverständlich kamen auch der sehr hilfsbereite Vater mit seinen 6 Kindern.
Antigua ist eine Insel mit sehr freundlichen, liebenswerten Menschen.
Das junge Paar wird jedes Jahr am Hochzeitstag dahin zurück kehren.
Werden sie Steve und Steen jemals dort wieder treffen???
Selina und die Tauben
Als Selina eines Tages wieder einmal die Tauben fütterte, flog eine direkt auf ihre Schultern und flüsterte ihr leise ins Ohr:
„weil Du so ein liebes Kind bist und uns immer gut mit Futter versorgst und unsere Kranken wieder gesund gepflegt hast, soll Dir ein Herzenswunsch erfüllt werden. Du brauchst ihn mir nur zu sagen.“
Selina dachte zuerst, sie hätte nicht richtig gehört und es wäre nur der Wind, der flüsterte.
Dann merkte sie doch, dass es die Taube auf ihrer Schulter war, aus dessen Schnabel richtige Worte kamen.
Da Mama schon immer so viele Märchen erzählt hatte, in denen Kinder für ihre guten Taten belohnt wurden, wunderte sich gar nicht lange über die sprechende Taube. Sie überlegte was sie sich schnell wünschen könnte. Eigentlich wäre es doch wunderschön, einmal genauso wie eine Taube fliegen zu können. Hoch in der Luft dahin zu segeln, müsste herrlich sein. Einmal rund um die Kirchturmspitze zu fliegen und unter sich die Menschen als kleine, lustige Gestalten zu sehen.
So flüsterte sie mit vor Aufregung zitternder Stimme:
„Ich möchte einmal einen ganzen Tag lang eine Taube sein und bei so schönem Wetter wie heute mit Euch durch die Luft fliegen. Aber diesen Wunsch wirst Du mir kaum erfüllen können.“
Dein Wunsch wird in Erfüllung gehen,“ sagte die sprechende Taube
Du musst, wenn Du eine Taube bist, schön bei uns, in unserer Nähe bleiben, damit Dir kein Leid geschehen kann. Die Gefahren für uns sind größer, als Du ahnst. Wenn Du mir das versprichst, wirst Du gleich für einen ganzen Tag eine der unseren sein.“
Ohne Bedenken sagte Selina sofort zu.
Da spürte sie, wie ihr Körper mit einem Male einschrumpfte und seltsam leicht wurde. Ihr Kopf wurde winzig klein, und aus ihrem Mund wurde ein Schnabel.
Von ihren Füßen fielen die Schuhe ab, und ihre kleinen Fußzehen schrumpften ein, zu zierlichen Krallen.
Aus ihren Armen wurden Flügel, die sich weich und geschmeidig um ihren Körper legten. Sie war eine richtige Taube geworden.
Die anderen Tauben umdrippelten sie. Erstaunt bemerkte Selina, dass das Gegurre, das sie immer gehört hatte, die Sprache der Tauben war, welche sie jetzt wunderbar verstehen konnte.
Aufmunternd riefen die Vögel ihr zu, ihre ersten Schritte zu probieren und dann zu fliegen, wie sie es sich doch gewünscht hatte. Aber so einfach war das gar nicht. Sie trippelte ein paar mal im Kreis herum bis ihr fast schwindelig wurde, und erst als sie ihr Gleichgewicht wieder gefunden, probierte sie ihre Flügel aus.
Siehe da,
es ging alles so wunderbar leicht, das es nur einiger Flügelschläge bedurfte und schon merkte sie, wie sie sich leicht und schwerelos von der Erde löste und richtig fliegen konnte.
Kaum war sie ein paar Meter vom Boden hoch gekommen, als sie ihre Flügel mit aller Kraft gebrauchte. Schnell wie ein Pfeil war sie schon bald darauf hoch über den Dächern ihrer Vaterstadt.
Ihr kleines Herz klopfte vor Aufregung als wenn es zerspringen wollte. Sie war so glücklich wie noch nie in ihrem Leben.
Wie das unter ihr wimmelte! Die Menschen schienen winzig klein geworden zu sein. Doch als Selina jetzt etwas tiefer flog, da sah sie, dass die Menschen doch wieder größer wurden. Sie fürchtete das sie erkannt werden konnte und flog schnell wieder hoch und immer höher.
Das war herrlich! Alles um sie herum hatte sie vergessen. Sogar die anderen Tauben und das Versprechen, das sie gegeben hatte. Diese mühten sich redlich ab, ihrer neuen Gefährtin zu folgen. Wenn Selina alleine weiter fliegen würde, konnte sie bald von einem Raubvogel gefangen werden.
Doch lange brauchten sie Selina nicht nach zu fliegen, denn diese wurde nun müde und suchte sich einen Ruheplatz, um neue Kräfte zu sammeln.
Hoch oben auf dem Dach des Kirchturms schien ihr der geeignete Platz dafür zu sein. Kaum hatte sie sich dort nieder gelassen, als alle Tauben sie sogleich umringten;
Alle gurrten zur gleichen Zeit aufgeregt auf sie ein, so dass sie kein Wort verstehen konnte.
Die Tauben wollten wissen, wie es ihr gefallen habe. Selina verlor viele Minuten ihrer knappen Zeit als Taube damit, dass sie den anderen erzählte, wie es war-
Bald hatte sie sich wieder erholt und wollte nun auf Abenteuer aus gehen, um einmal zu sehen, wie sich die Menschen ihr gegenüber verhalten würden. Sie flog über den Marktplatz und lies sich von den Leuten, die sie fast alle kannte, füttern.
Auf einer nahen Bank saßen zwei ältere Frauen, die neben dem Haus ihrer Eltern wohnten. Selina konnte gerade noch verstehen, wie die eine sagte:!
Die arme Mutter ist ganz verzweifelt, denn nie ging Selina von zu Hause weg, ohne zu fragen. Es muss etwas passiert sein.“
Ach Gott, die Mutter hatte sie ja ganz vergessen. So schnell sie ihre Flügel tragen konnten, flog sie nach Hause.
Ihre Mutter stand vor der Tür und weinte um ihre Tochter
.
Selina sprang ihr vor den Füßen herum und gurrte aufgeregt;
„Hier bin ich, liebe Mama, ich bin bald wieder, als Deine Tochter bei Dir, mach Dir keine Sorgen!“
Aber dann fiel ihr ein, dass ihre Mama die Sprache der Taube ja nicht verstehen konnte. Was soll sie denn jetzt nur tun?
Da kam ihr die Taube zu Hilfe, die ihr heute Morgen ihren Wunsch erfüllt hatte.
Diese bat sie eindringlich, sie doch schnell wieder zu einem Mensch zu machen, denn ihre arme Mama sei so sehr in Sorge um sie.
„Komm mit, gurrte diese, fliege mir nach und ich will dir diesen Wunsch erfüllen.“
So flogen die beiden durch ein Dachfenster auf den Boden ihres Elternhauses. Dort angekommen, befahl die Taube Selina, hier auf sie zu warten, bis sie wieder kommen würde, und ließ sie allein.
Selina wartete und wartete. Als niemand kam, fielen ihr vor Müdigkeit die Augen zu, und schlief fest ein.
Sie wurde erst wieder wach, als sie von ihrer Mama an den Schultern gerüttelt wurde.
„Hier finde ich Dich endlich! Wir haben dich überall gesucht und Du bist nur eingeschlafen.“
Selina rieb sich überrascht die Augen und ihre Hände tasteten ihren Körper ab.
Aber von einer Taube hatte sie nichts mehr an sich. Sie war wieder ein richtiges Menschenkind, und niemand konnte ihr sagen, ob sie nur geträumt, oder ob sie alles wirklich erlebt hatte.
Doch diese Frage bewegte sie nicht lange. Für sie war die Hauptsache, wieder in den Armen ihrer Mama zu sein.
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LAN YING,DIE ENGLISCHE ORCHIDEE
Es war einmal im fernen China, ein wunderschönes Mädchen mit Namen Lan Ying.
Ihren Namen hatte sie dem Umstand zu verdanken, dass ihre Eltern bei ihrer Geburt gerade auf einer Reise in England waren,
und dass das Kind in seiner Schönheit einer Orchidee glich.
Deshalb nannten sie das Kind eben Lan Ying, also englische Orchidee.
Da die Eltern bald nach der Geburt des Kindes wieder in ihre Heimat zurückkehrten, hatte das Kind das Land der weißen Menschen, nie kennen gelernt.
Als sie erwachsen war, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als einmal dieses Land, in dem sie geboren wurde, zu sehen.
Doch dazu bot sich ihr keine Möglichkeit.
So hatte Lan Ying immer eine unbestimmte Sehnsucht nach dem fernen Lande in sich,
und niemand konnte ihr helfen.
Oft sprach sie zu ihrem Vater, dem alten Sen Ling: “Oh,verehrungswürdiger Vater, warum lasst ihr mich nicht einmal nach diesem Land meiner Sehnsucht reisen, einmal nur möchte ich sehen, wo ich geboren wurde!“
Doch der kluge Vater der jungen Chinesin wusste dass sein Kind in der Fremde nicht glücklich würde, und so lenkte er sie immer wieder davon ab.
So auch jetzt.
Er befahl der alten Amah Shu-Chang (das war die alte, langjährige Kinderfrau seiner Tochter) mit dem Kind im Park spazieren zu gehen, und sie zu unterhalten.
Das alles vermochte Lan Ying wohl etwas abzulenken, aber kaum war sie allein, dachte sie schon wieder an das Land ihrer Träume.
Einmal ging sie allein spazieren.
Und wie sie so vor sich hin träumte, sah sie plötzlich zwei bunte, allerliebste Schmetterlinge daher fliegen.
Rasch wollte sie einen, der in allen Farben flimmernden Falter fangen, und unbekümmert um ihren langen Kimono lief sie geschwind über Stock und Stein,
kreuz und quer dem Schmetterling nach.
Fast hatte sie ihn schon erreicht, da stolperte sie über einen Stein, und mit einem Schmerzenslaut brach sie zusammen.
Sie hatte sich weh getan, und weit und breit war kein Mensch der ihr helfen konnte.
Nach langem Rufen endlich näherte sich Hilfe. Ein fremder, weißer Mann fand das verletzte Mädchen, nahm es auf seine starken Arme und trug es zurück zu seinem Elternhaus.
Und weil sein Herz so voll Mitleid war, und er das wunderschöne Gesicht immer vor Augen hatte und nicht vergessen konnte, so besuchte er die Kranke alle Tage und brachte ihr die schönsten Geschenke mit.
So konnte es gar nicht verwundern, dass sie sich in einander verliebten, und nicht mehr voneinander lassen konnten.
Gegen den Willen der Eltern heirateten sie bald. Nach der Heirat folgte sie ihrem Mann in sein Heimatland, in dem auch sie geboren war.
Vielleicht wäre sie dort bis an ihr Lebensende glücklich geworden, aber schon nach kurzer Zeit packte sie das Heimweh.
Sie konnte sich nicht an die kalte und nüchterne Sprache dieser Menschen gewöhnen, und nicht an den Winter.
Bei ihr zu Hause, redeten sie eine Blumenreiche Sprache mit unendlicher Liebenswürdigkeit.
Die Sonne schien ihr in ihrer Heimat viel mehr Glanz auszustrahlen,
und auch alle Farben waren dort tausendmal bunter und schöner.
Das merkwürdige daran war aber, dass es ihrem Mann nicht besser ging.
Er schien an einer schweren Last zu tragen, und wurde immer stiller, so dass es Lan Ying nicht fertig brachte mit ihm über ihr eigenes Leid zu sprechen.
So wurden beide immer trauriger.
Da, eines Nachts, sprach die schöne junge Frau im Traum ihren ganzen Kummer laut vor sich hin.
Der Mann wurde davon wach, und als er hörte, was seine Frau bekümmert, wurde er auf einmal wieder einer der glücklichen Menschen.
Denn auch seine ganze Krankheit war nur die Sehnsucht nach dem fernen China.
Seine Frau wunderte sich am nächsten Tag, dass ihr Mann wieder völlig gesund erschien, fröhlich und guter Dinge.
Sie konnte nicht ahnen, dass er heimlich die Rückreise in die Heimat seiner Frau vorbereitete, und sie damit überraschen wollte.
Mit jedem Tag wurde sie hinfälliger. Als es wieder einmal ganz schlimm um sie stand, sagte ihr Mann:
„Mein liebes Kind, ich muss dir eine traurige Mitteilung machen.
Ich werde versetzt von hier und muss zurück in dein Heimatland, um dort zu arbeiten.
Da ich aber weiß, dass du lieber in deinem Geburtsland leben möchtest, so muss ich schweren Herzens alleine fahren und dich für ein paar Jahre hier zurück lassen.
Bei seinen ersten Worten hatte Lan Ying einen fürchterlichen Schrecken bekommen.
Als sie dann aber hörte dass ihr Mann in ihr Heimatland zurück müsse, konnte sie sich vor Freude nicht mehr halten.
Sie flog ihm überglücklich an den Hals. Unter Tränen gestand sie ihm nun ihren ganzen Kummer und ihr Heimweh,dass sie es ihm nur nicht sagen wollte, weil sie es doch war die darauf bestanden hatte in einem fremden Land zu leben.
Nun waren die beiden Menschen wieder glücklich. Es dauerte nicht mehr lange ,da fuhren sie mit einem Schiff über das große Meer, bis sie nach einiger Zeit in China an Land gehen konnten.
Dort wurden sie schon erwartet von dem alten Sen Ling, ihrem Vater,der die beiden mit einer tiefen Verbeugung begrüßte.
Er führte die beiden in sein Haus, als seien sie nur ein paar Stunden von ihm fort gewesen.
Der alte, kluge Mann hatte gewusst, dass sein Kind sich nur verirrt hatte wie ein bunter Schmetterling, der nun für immer zu ihm zurück geflogen war!
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Tag der Veröffentlichung: 03.02.2013
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