Sie steht vor dem Spiegel und starrt hinein, starrt das Bild an, aber erkennt sich nicht wieder.
Wieso ist das passiert?
Wieso fühle ich mich so leer?
Bin ich schuld?
All diese Fragen stellt Sie sich und Ihre Antworten:
Mein Rock war zu kurz, der Ausschnitt zu tief, aus diesem Grund habe ich Ihn gereizt, natürlich, also ist das alles meine Schuld und die Leere? Ja die ist da, aber Sie hilft mir, damit ich mir nicht noch mehr Fragen stelle!
Mit diesen Gedanken wendet Sie sich ab und duscht sich zum 5. Mal an diesen Abend. All den Schmutz, die Schmerzen und die Gedanken, an die Dinge, die vor einer Stunde passiert sind. Wie Sie nach Hause kam und er Sie angelächelt hat. Langsam ist er auf Sie zugeschritten, hat Ihre Bluse aufgerissen, Sie auf das Sofa im Wohnzimmer geschmissen, den Rock hochgeschoben, den Slip förmlich hinunter gezerrt und sich vor Ihr entblößt…
Sie hat Angst, diese Gedanken daran muss Sie vergessen. Es gibt keinen Ausweg, seit Wochen geht das so und niemandem kann Sie sich anvertrauen, Ihre Mutter ist blind vor Liebe. Liebe zu Ihm, nicht zu Ihr.
Sie wickelt sich in Ihr Handtuch ein, dreht den Schlüssel um und öffnet vorsichtig die Tür. Sie hört und sieht niemanden. Die Luft ist rein. Schnell flitzt Sie in Ihr Zimmer und bleibt plötzlich wie angewurzelt stehen. Er liegt auf Ihrem Bett, NACKT und grinst sie hämisch an: „ So Schätzchen, nächste Runde bis Deine Mutter kommt!“
Und Sie kennt jetzt schon die Fragen, die Sie sich gleich stellen wird.
Nach 20 Minuten ist alles vorbei. Er verlässt Ihr Zimmer und was bleibt zurück. Ein Häufchen Elend, kindlich und scheu sitzt Sie auf Ihrem Bett und plötzlich springt Sie auf. Aus Ihrem Kleiderschrank reißt Sie eine Jeans und ein T-Shirt, zieht sich in Windeseile an und setzt sich kurz noch an Ihren Schreibtisch. Ein einziger Satz für Ihre Mutter: „Es tut mir Leid, vielleicht verstehst Du mich bald!“ Den Zettel lässt Sie liegen, rast die Treppe hinunter, aus der Tür raus und auf die Straße. Wohin? Sie weiß es nicht, sondern läuft einfach nur, solange wie Ihre Beine Sie tragen. Dann bleibt Sie stehen, total außer Atem und stützt Ihre Hände auf die Oberschenkel. Dann fällt Ihr ein, es gibt nur eine Person, die Ihr bedingungslos glauben schenkt, Ihre Oma. Bis zu Ihrem Haus ist es noch ein weiter Weg, doch die Zeit vergeht wie im Flug, dann steht Sie vor Ihrer Tür und klingelt. Sie ist erleichtert und voller Hoffnung. Die Tür öffnet sich und dann gefriert Ihr das Blut in den Adern! „Schätzchen, wo wolltest Du denn hin? Ich hab mir Sorgen gemacht!“ Bei diesen Worten grinst er, dieses Grinsen, was Sie NIE WIEDER vergessen wird! EIN ALPTRAUM!
Tag der Veröffentlichung: 08.06.2010
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