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Das Kätzchen


Vier Kinder spielten nach dem Kindergarten mal wieder im Sandkasten. Es waren Tina und Peter, sie waren schon groß - Vorschulkinder, und Katrin und Maxi die Kleinen. Plötzlich entdeckte Katrin etwas Schwarzes drei Meter von ihr entfernt sitzen. Als sie genauer hinsah, erkannte sie, dass es eine kleine, pechschwarze Katze war.
„Hey, Schaut doch mal! Da sitzt ein schwarzes Kätzchen!“, rief Katrin sofort und mit einem Mal hörten alle auf zu spielen und sahen neugierig das kleine Kätzchen an. Es Miaute und kam den spielenden Kindern näher. Das Kätzchen war sehr vorsichtig, es ließ die Kinder nicht aus den Augen.
„Es ist sooo… süß!“, rief Katrin begeistert. Katrin war die kleinste von den Kindern und liebte Tier über alles. Sie mochte Katzen besonders, mehr als Hunde, Kaninchen und andere Haustiere. Katrin wollte schon immer eine Katze haben, aber ihre Mutter erlaubte es nicht, sie sagte, dass es zu viel Arbeit und Dreck machte.
„Oje!“, fragte Tina besorgt „Wo ist nur seine Mutter?“
„Vielleicht ist sie tot?“, schluckte Katrin.
„Oder sie wurde sogar ermordet!“, rief Peter.
„Oh nein! Was sollen wir nur machen?“, fragte Tina wieder.
„Kann sein dass sie jemandem gehört.“, vermutete Peter, er überlegte kurz und fügte hinzu, „Vielleicht sogar der alten Oma von Haus Nummer 2, sie hat viele Katzen.“
„Ach nein, sie hat eine Tigerkatze und zwei weiße. Sie hat keine schwarze Katze. Nur eine schwarze Katze kann seine Mutter sein!“, behauptete Tina, die in der Nachbarschaft von der alten Dame, die viele Katzen hatte, lebte.
„Dieses Kätzchen gehört keinem, die Leute mögen keine schwarzen Katzen. Sie sagen, dass die schwarzen Katzen das Unglück bringen. Es ist bestimmt ein weises Kätzchen. Arme Kleine!“, schluchzte Katrin, sie war voller Mitleid.
„Lasst uns das Kätzchen adoptieren! Es wird uns allen gehören! Unserer Sandkasten wird sein Zuhause sein!“, schlug Tina vor.
„Toll! Toll! Adoptieren!“, schrie Katrin mit Begeisterung.
Alle Kinder waren begeistert von der Idee, im Sandkasten ein Adoptivkätzchen wohnen zu lassen.
„Bestimmt hat es Hunger! Was essen kleine Katzen?“, fragte Maxi und sah die Katze besorgt an.
„Milch, Fisch und Mäuse…“, begann Peter.
„Schinken und Käse!“, fügte Tina hinzu.
„Du armes Ding! Komm her!“, rief Katrin mitleidig und streckte dem Kätzchen die Hand hin. Sofort sprang das Kätzchen zurück.
„Ziemlich scheu!“, stellte Maxi fest.
„Ich habe eine Idee. Ich und Peter, wir gehen nach hause und schauen, was wir fürs Kätzchen zum Essen finden. Maxi und Katrin, ihr bleibt hier und versucht das Kätzchen zu fangen!“, schlug Tina vor.
„Ok!“ sagten alle wie im Chor. Tina und Peter rannten schnell in ihre Häuser um Futter zu holen. Über die Schultern hinweg rief Peter:
„Und lasst das Kätzchen nicht in unseren Sandkasten pinkeln!“
Für eine Weile starrten Maxi und Katrin nur unschlüssig das Kätzchen an: Wie sollten sie es bloß fangen?
„Na los! Du hast gehört, was zu tun ist!“, sagte Maxi schließlich. Sofort setzten sie sich in Bewegung.
„Mietz-Mietz“ hier, „Mietz-Mietz“ da. Doch egal wie langsam und vorsichtig sich die Kinder der Katze näherten, egal wie schnell die Kinder reagierten, das kleine Kätzchen war immer einen Schritt voraus: Es sprang weg.
Schließlich setzten sich die Kinder erfolglos und erschöpft wieder in ihren Sandkasten. Mit einem Satz war die Katze wieder an ihrem alten Platz und miaute sie fröhlich an.
„Mach dich ruhig lustig über uns. Pah!“, schimpfte der kleine Maxi. Katrin sah ihn vorwurfsvoll an:
„Maxi! Ist doch ganz klar, dass es von dir wegläuft, schließlich
trägst du immer deine Pistole bei dir. Soldaten sind gefährlich!“ Und sie lachte. Maxi streichelte stolz sein Lieblingsspielzeug – Die Pistole! Katrin sollte ruhig lachen, das machte ihm nichts aus!
Nach wenigen Minuten kamen Tina und Peter angelaufen. Jeder hatte etwas dabei für die Katze. Als sie alle wieder im Sandkasten saßen, begann Peter:
„Ich habe ein wenig Thunfisch bekommen. Mama sagte, Katzen lieben Thunfisch!“
„Meine Eltern haben mir Milch mitgegeben und einen kleinen Teller!“, übernahm Tina das Wort, sie fügte hinzu, „Mama sagte, wir dürfen keine streunende Katze streicheln!“
„Schon gut! Es lässt uns so wie so nicht näher kommen!“, sagte Katrin enttäuscht. Schnell nahm Tina die Milch und füllte den Teller. Währenddessen schüttete Peter Tunfisch auf eine Sandkuchenform. Sie schoben das alles zum Kätzchen und machten ein paar Schritte rückwärts. Langsam kam die Katze näher und näher bis sie vor dem Rand des Sandkastens stand und begann zu essen. Nach ungefähr drei Minuten war das Kätzchen satt. Die Kinder nannten das Kätchen Mimi und waren überglücklich, dass sie ein Haustierchen für ihren
Sandkasten hatten.
So ging es zwei Tage: Das schwarze Kätzchen kam gegen Abend und die Kinder fütterten es und streichelten es, obwohl die Eltern es verboten hatten, die Erwachsenen sagten: „Man darf fremde Tiere nicht streicheln!“ Aber das Kätzchen war jetzt kein fremdes Tier, sie hatten es adoptiert.
Am dritten Tag kam zusammen mit dem Kätzchen die Nachbarin, die im Eckhaus wohnte. Sie schob einen Kinderwagen mit ihrem Baby vor sich her.
„Bitte, Kinder, hört auf mein Kätzchen zu füttern. Es muss Katzenfutter essen, es ist sehr wichtig für den Wachstum!“, bat sie die Kinder.
„Ist es deine Katze?“, fragte Tina misstrauisch.
„Ja! Seit zwei Tagen isst sie kein Katzenfutter mehr!“, entgegnete die Nachbarin. Auf den Gesichtern der Kinder lag große Enttäuschung, die Kinder wollten es nicht glauben, dass die Katze einem von den Nachbarn gehörte. Sie hatten das Kätzchen doch adoptiert! Alles war so gut und perfekt!
„Aber das kann doch gar nicht sein! Die Katze hat keine Mutter! Wir haben keine schwarze Katze gesehen! Es muss eine schwarze Katze sein! Das Kätzchen ist eine Weise!“, protestierte Katrin, sie war schon Tränen nah.
„Ich bin ihre Mutter!“, lachte die Nachbarin vom Eckhaus.
„Das geht nicht, Menschen können nicht die Mütter von Katzen sein!“, widersprach Tina.
„Genau! Dein Baby ist im Kinderwagen! Dort!“, deutete Maxi und war auch schon nervös.
„Das geht nicht! Das geht nicht!“, wiederholte ständig Tina.
„Wie heißt ihre Katze?“, fragte Peter verdächtig.
„Blacky.“, antwortete die Frau.
„Aha, sehen sie? Unser Kätzchen heißt Mimi! Es ist nicht deine!“, beschließt Peter, er sah stolz die Kinder an – er hatte alles geregelt. Alle riefen sofort: „Mimi, Mimi, Mimi!“
„Es heißt Blacky und es ist mein Kätzchen!“, beteuerte die Frau, sie war verärgert.
„Aber es geht doch nicht – du kannst nicht seine Mutter sein! Du bist keine Katze!“, wiederholte noch mal Tina.
Karin wischte sich verstohlen die Tränen, sie tat ihre Bestes nicht los zu heulen.
„Doch, das geht!“, lachte die Frau, dann sagte sie ernst, „Da muss ich euch wohl eine Geschichte erzählen!“
Und sie erzählte den Kindern der Geschichte von dem blauen Kätzchen:

Das erste was das kleine blaue Kätzchen erblickte als sie endlich ihre Augen öffnen konnte, war ein dunkler, staubiger Keller. Dort unten war es ganz allein, ohne seine Mutter. Der Keller war voller Spinnen und Spinnennetze, und das machte dem Kätzchen Angst. Darum beschloss es die kleine staubige Treppe im Keller hinaufzugehen. Dort war eine kleine Luke, durch die das kleine Kätzchen rasch schlüpfte. Und was es da erblickte, brachte es zum Staunen: Vor ihm war ein großer Garten, in dem viele bunte Blumen wuchsen. Die Sonne wärmte das Fell des Kätzchens und als es den Garten betrat, lächelten ihn die Tulpen an. Das feuchte Gras fühlte sich sehr angenehm unter den Tatzen des Kätzchens an. Knapp über dem Rasen flatterten viele bunte Schmetterlinge.
„Vielleicht weiß ja einer von diesen Flatterern, wo meine Mutter ist?“, fragte sich das kleine blaue Kätzchen. Da flog ein gelber Schmetterling an dem Kätzchen vorbei.
„Wer bist du?“, fragte das Kätzchen unsicher.
Der Schmetterling fing an zu lachen:
„Ich bin ein Schmetterling! Oder glaubst du es gibt nur Katzen auf der Welt?“
Erst jetzt merkte der Schmetterling dass das kleine Kätzchen blau war und fügte rasch hinzu: „Sag mal, warum bist du blau?“
„Warum? Ist das seltsam?“, das kleine Kätzchen war neugierig.
„Und wie! Eigentlich gibt es nur weiße, graue, schwarze, orangene oder braune Katzen.“
„Hast du meine Mutter gesehen?“, fragte das Kätzchen weiter.
„Hm, ist deine Mutter auch blau?“, fragte der Schmetterling zurück.
„Ich weiß es nicht, ich habe sie noch nicht gesehen!“, erklärte das blaue Kätzchen.
„Normalerweise müsste deine Mutter auch blau sein. Ich habe keine blaue Katze gesehen, es tut mir schrecklich Leid!“, entschuldigte sich der gelbe Schmetterling.
„Auf Wiedersehen, ich gehe meine Mutter suchen!“, rief das Kätzchen noch und lief zum Ende des Gartens. Durch eine große Hecke konnte es einen noch größeren Garten erkennen. Das Kätzchen kroch durch die Hecke und fand sich in einem riesigen Garten wieder.
„Toll! Ein kleines Kätzchen! Und auch noch in blau! Wie putzig! Komm her, kleine Mieze!“, hörte das blaue Kätzchen.
Es drehte sich erschrocken um und sah einen Menschen. Ein kleines Mädchen! Das trug ein kurzes rosa Kleid und hatte blonde, lockige Harre mit zwei rosa Schleifchen. Das kleine Kätzchen lief zu dem Mädchen.

„Ich heiße Marie, ich nenne dich … Blue!“, sagte Marie und streichelte das blaue weiche Fell des Kätzchens. Blue - Diesen Namen mochte die kleine Katze sofort!
„Hast du Hunger?“, fragte Marie liebevoll.
„Miau!“, entgegnete Blue. Marie hob Blue auf den Arm und trug sie in die Küche in ihrem Haus. Dort holte sie eine Schüssel, füllte sie mit Milch und stellte sie auf den Boden vor Blue ab. Das Kätzchen begann sofort die Milch aufzulecken: „Vielen Dank, Marie!“, schmatzte sie.
„Nichts zu danken!“, erwiderte Marie, „Willst du mein Kätzchen sein, Blue?“
Plötzlich erschrak Blue und rief aus:
„Ich habe fast vergessen, ich muss meine Mama suchen! Auf Wiedersehen, Marie!“ Kaum hatte sie das gesagt, lief sie auch schon aus der Küche.
„Warte doch! Bitte bleib bei mir!“, schluchzte Marie. Es tat Blue schon sehr Leid, aber sie wollte ihre Mutter finden. Blue rannte aus dem Haus, durch den Garten und auf die Straße. Hinter sich konnte sie das bittere Weinen Maries hören, aber sie kehrte nicht um. Traurig lief sie den Weg entlang. Sie sah nirgends eine blaue Katze. Nein! Sie sah nur schwarze, braune, weiße, graue oder orangene Katzen, die, wenn Blue sich ihnen näherte, laut zu fauchen begannen. Einmal fragte sie eine weiße Katze: „Bist du nicht zufällig meine Mutter?“
„Ich und deine Mutter? Das kann doch gar nicht sein! Du bist blau, du gehörst nicht zu uns!“, erwiderte die Katze schroff.
„Aber ich bin doch auch eine Katze! Ich bin kein Hund, kein Schwein, keine Maus, ich bin eine Katze!“
„Aber du bist blau!“, sagte sie nur und stolzierte hochnäsig davon. Blue wusste nicht, wie lange sie suchte, aber es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Sie lief in einen Stadtpark mit vielen Bäumen. Allmählich wurde Blue müde und ihre Pfoten schmerzten und sie setzte sich ans Ufer eines See um sich auszuruhen.
Sie war hungrig, müde und ängstlich, hatte niemanden der für sie da war und begann weinerlich zu miauen.
Da bemerkte Blue ein kleines gelbes Entchen. Besorgt schwamm das Entchen zu Blue.
„Warum weinst du denn so bitter?“, fragte das Entchen.
„Ich suche meine Mutter, kann sie aber nicht finden! Und ich bin blau! Keiner will ein blaues Kätzchen wie mich haben!“, schluchzte Blue.
„Das stimmt doch nicht! Nur weil du blau bist heißt das doch noch lange nicht, dass du hässlich bist! Nein! Du bist was ganz besonderes!“, tröstete das Entchen Blue.
„Aber ich finde meine Mutter nicht … Was ist eigentlich eine Mutter?“, fragte Blue.
„Eine Mutter ist jemand der dich liebt und für dich sorgt. Hast
du niemanden der dich liebt? Und sich um dich sorgt?“
„Doch! Marie!“, Blues Miene erhellte sich auf einen Schlag und sie rief glücklich, „Oh, danke! Liebes Entchen! Ich danke dir!“
„Nichts zu danken! Auf Wiedersehen!“, verabschiedete sich das Entchen und winkte Blue mit seinem Flügelchen zu.
„Auf Wiedersehen!“, rief Blue und rannte davon. Jetzt war es Blue egal, dass alle „Normalen Katzen“ sie anstarrten. Sie wollte nur so schnell wie möglich zu Marie. Und als sie in den Garten rannte, erblickte sie Marie, erbittert weinend auf dem Gras liegen. Blue lief zu ihr hin und leckte sie am Ohr. Marie blickte auf und sah Blue.
„Blue! Ich bin so froh, dich zu sehen!“, sie lächelte mit Tränen in den Augen.
„Willst du meine Mutter sein?“, fragte Blue.
„Ja!“, antwortete Marie glücklich. Und die Beiden, Marie und Blue, trennten sich nicht mehr von einander.

Die Frau aus dem Eckhaus beendete ihre Geschichte. Die Kinder waren still. Dann fragte Tina:
„Wo haben sie Mimi…ähm… ich wollte sagen Blacky her?“
„Aus dem Tierheim.“
„Waren dort viele kleine Kätzchen?“, fragte Katrin vorsichtig.
„Es waren fünf. Eines habe ich genommen.“
Die Nachbarin nahm ihr Kätzchen und schob den Baby-Wagen nach Hause. Katrin sah ihr nach und seufzte traurig. Sie hatte vor noch mal mit ihrer Mutter zu sprechen, sie noch mal anzuflehen ins Tierheim zu gehen um ein Kätzchen zu holen.


Die Hexe



Als Katrin am Morgen, kurz vor dem Kindergarten am Schlafzimmer ihrer Eltern vorbei ging, hörte sie ihren Vater schimpfen: „Was?! Was soll das! Diese alte Hexe vom Nachbarhaus! Das ist ja unerhört! Pah! Oh, diese Hexe!“
„Aha! Unsere Nachbarin ist eine Hexe?!“, dachte Katrin verblüfft und ein wenig ängstlich. Wir wissen natürlich, dass ihr Vater das nicht ernst meinte, die Nachbarin war keine Hexe, er hatte nur geschimpft, aber Katrin nahm alles genau. Sie glaubte alles was sie hörte immer aufs Wort.
Warum? Katrin war erst drei Jahre alt.
Nach dem Frühstück fuhr ihr Vater Katrin und ihre ältere Schwester Tina zum Kindergarten. Katrin dachte den ganzen Weg über die Worte ihres Vaters nach:
„Wir haben eine Hexe nebenan! WOW! Vielleicht kann die Hexe eine Katze für mich zaubern? Sie hat ja selber drei, dann wird es für sie bestimmt nicht schwer, für mich auch ein Kätzchen zu zaubern! Ach, alle haben ein Haustier. Kevin und Maxi haben einen Hund, Lisa hat einen Hasen im Garten, Lena und Peter einen Hamster. Nur wir, ich und Tina, haben kein Haustier! Wir wollten einen Hund, aber unsere Mutter hat gesagt, dass das zu viel Arbeit und Dreck macht. Am meisten mag ich ja Katzen. Sie sind so putzig! So ein kleines, süßes Kätzchen! Vielleicht kann mir diese Hexe ja helfen…ein kleines Kätzchen für mich zaubern…“
Katrin hatte Angst von den Hexen, seitdem ihre Mutter ihr „Hänsel und Gretel“ vorgelesen hatte, wo die Hexe Hänsel im Ofen braten wollte. Sie fürchtete sich zwar sehr vor Hexen, doch ihr Wunsch, eine Katze zu haben, war größer als die Angst. Im Kindergarten schmiedete sie einen sehr raffinierten Plan: Zur Hexe gehen und sie höflich bitten ein kleines Kätzchen für sie zu zaubern! Das könnte klappen!
Als sie wieder nach Hause kam, aß sie schnell zu Mittag und ging dann sofort hinaus. Katrin nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging entschlossen zur Hexe-Nachbarin.
Das Haus der alten Dame hatte einen großen Garten in dem viele Blumen wuchsen, aber, Gott sei Dank, stand im Garten kein Ofen, wo Kinder gebraten werden sollten, wie bei „Hänsel und Gretel“! Sie ging zur Haustür und klingelte. Mit einem gutmütigen Lächeln öffnete die Nachbarin die Tür.
„Katrin! Was willst du, Liebes?“, begrüßte die Dame sie freundlich. Eine weiße Katze äugte zwischen den Beinen der alten Frau hindurch, flitzte die Stufen hinunter und verschwand im Garten.
„Liebe Hexe! Oder soll ich lieber Zauberin sagen?“, begann Katrin unsicher, sie hatte viel zu viel Angst.
„Wie kommst du darauf, dass ich eine Hexe bin? Sehe ich etwa so aus?“, fragte die alte Dame überrascht. Katrin sah die alte Nachbarin genauer an: Sie hatte ein rundes, freundliches Gesicht, ihre Haare waren kurz geschnitten und sie trug eine Brille, die ihr fast von der Nase fiel.
„Nein, nein, sie sehen nicht wie eine Hexe aus, sie haben sich gut getarnt!“, versicherte Katrin der Dame schnell und redete weiter: „Aber mein Papa sagte, dass du eine Hexe bist, ich habe das belauscht. Ich weiß, dass man nicht lauschen darf, ich habe zufällig gelauscht. Ich liebe Hexen… Sei mir nicht böse…“
„Aha, dann komm erstmal rein und erzähl mir alles!“, schlug die Nachbarin vor, sie schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und ließ einen Seufzer hören.
„Hab ich sie etwa verärgert?!“, dachte Karin ängstlich. Schüchtern folgte Katrin der alten Dame ins Haus. Die Frau führte Katrin durch einen Gang mit vielen Bildern in ein Wohnzimmer. Das Zimmer war nicht groß, in ihm standen ein Sofa, ein Tisch mit Stühlen und ein kleiner Fernseher.
„Dieses Haus sieht aber nicht aus wie ein Hexenhaus. Bestimmt, dürfen die Hexen ihr ganzes Hexenzeug in der Stadt nicht haben!“, überlegte Katrin.
Sie war schrecklich aufgeregt! Die alte Frau sagte, „Setz dich!“ und Katrin ließ sich auf dem Sofa nieder.
„Also, was willst du, Liebes?“, fragte die alte Frau liebevoll.
„Liebe Hexe, könntest du mir vielleicht ein kleines Kätzchen zaubern?“, fragte Katrin kleinlaut. Die alte Frau unterdrückte ein Lachen, stand auf und befahl: „Warte kurz!“
Sie verschwand im Nebenzimmer. Katrin hielt den Atem an und hörte, wie die Hexe laut sagte: „Hex, Hex!“
Dann kam sie mit einem grau-schwarz gestreiften Kätzchen wieder und reichte es Katrin. Das ging aber schnell!
„Und, liebe Hexe, kannst du machen, dass meine Eltern mir die Katze behalten erlauben?“, bat Katrin. Die alte Dame überlegte kurz und sagte schließlich mit einem Lächeln zu Katrin:
„Nichts leichter als das! Sag deinen Eltern: Wenn sie dir nicht erlauben das Kätzchen zu behalten, wird die alte Hexe-Nachbarin sie in Frösche verwandeln!“
„Danke, du bist eine tolle Hexe!“, rief Katrin glücklich und drückte das kleine Kätzchen an sich.
Als sie draußen waren, verabschiedete sich die Frau von Katrin:
„Komm morgen vorbei, ich werde einen Apfelkuchen zaubern!“
„Gut!“, rief Katrin und rannte schnell nach Hause.

Als Katrin wieder zu Hause war, sah ihre Mutter das Kätzchen und fragte sofort:
„Katrin, woher hast du denn dieses Kätzchen?“
„Das hat mir die Hexe-Nachbarin gegeben“, Katrin sah ihre Eltern streng an und redete weite, „und gesagt, wenn ihr mir nicht erlaubt sie zu behalten, verwandelt sie euch in Frösche!“ Katrins Vater wurde sofort rot wie eine Tomate. Katrins Mutter verpasste ihm einen kurzen, vorwurfsvollen Seitenblick.
„Du darfst die Katze behalten“, seufzte sie, dann wandte sie sich an Katrins Vater, „Und du kommst mal mit mir. Ich muss mal ein Hühnchen mit dir rupfen!“ Sofort verschwanden Katrins Eltern in ihrem Schlafzimmer.
„Wir dürfen es behalten! Wir dürfen es behalten!“, schrie Katrin und rannte mit dem Kätzchen ins Zimmer ihrer Schwester Tina. Als Tina die Katze sah, brach sie in Jubelgeschrei aus und fragte:
„Wie hast du das geschafft?!“
„Es ist sehr praktisch, eine Hexe als Nachbarin zu haben!“, begann Katrin überglücklich und erzählte Tina alles was ihr passiert war.

Impressum

Texte: Illustrationen von meiner Mutter
Tag der Veröffentlichung: 25.02.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
"Das Kätzchen" - Erstveröffentlichung in der Anthologie "Pfötchen, Huf und Ringelschwanz" Verlag Pia Bächtold "Die Hexe" - Erstveröffentlichung in der Anthologie "Katzensch(w)ätzchen", Schmöker Verlag

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