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Dies ist die Geschichte einer alten Prophezeiung. Sie erzählt von vier Menschen, die das Schicksal zusammen bringt. Ein Schicksal, dass das Leben aller Menschen völlig verändert. Das ist der Anfang eines unvergesslichen Abenteuers, voller Liebe und Gefahr.


1.Kapitel

Es war kurz nach Mitternacht, als sich zwei Gestalten, ein junger Mann und seine Schwester, in das Haus eines Grafen schlichen. Er hatte blonde Haare und Augen so grün wie Smaragde, seine Schwester war eine Schönheit mit langem, dunkelblondem Haar, das ihr wellig über den Rücken fiel. Ihre Augen erinnerten an Saphire, deshalb war ihr Name auch Saphira. „ Nun komm schon Legolas oder willst du das die Sonne aufgeht, bevor wieder daheim sind?“, fragte Saphira ihren Bruder leise. Ohne zu antworten folgte er ihr in das Badezimmer des Grafen. Vorsichtig durchsuchten die Geschwister den Raum. „Schwester, hier!“, flüsterte Legolas. Er hatte eine kleine Truhe gefunden, in der lag der Schmuck der Gräfin. „ Nimm sie mit und lass uns gehen, ich habe ein ungutes Gefühl.“, sagte das Mädchen zu ihm. Schnell huschten sie in die Küche. Gerade als die Geschwister aus dem Fenster und hinaus ins Freie klettern wollten, betrat der Graf das Zimmer. Sofort versteckten Legolas und seine Schwester sich in der Vorratskammer. Sie waren zwar schon öfter eingebrochen und hatten Schmuck gestohlen, doch bisher waren sie noch nie so kurz davor gewesen erwicht zu werden. Die Diebe waren nicht ängstlich, aber ihr Herz klopfte trotzdem laut. Die Beiden hofften nur, dass der Adlige es nicht hörte. Sie standen wie unter Strom, bis der Mann endlich wieder ins Bett ging. Rasch gingen sie ans Fenster und raus in den Garten des Anwesens. Den Rest des Weges rannten sie nach Hause. Als sie endlich in ihrer gemeinsamen Hütte ankamen, atmeten sie erst mal tief durch. „ Puh, das war knapp“, meinte Saphira grinsend. Ihr Bruder warf ihr einen bösen Blick zu: „ Da hast du ganz recht und deswegen gehst du auch nicht mehr mit! Das ist viel zu gefährlich für eine 17-Jährige!“ „Aber du bist nur vier Jahre älter als ich und du brauchst mich, immerhin bin ich die jenige die Gedanken lesen kann!“, entgegnete sie empört. Legolas seufzte und rieb sich die Schläfen. Kinder sind echt anstrengend, dachte er. „Ich bin kein Kind mehr!“, beschwerte sich Saphira, die natürlich seine Gedanken belauscht hatte. „ Na gut“, sagte er besänftigend: „ Ich bin müde, lass uns das morgen klären und jetzt schlafen gehen. In Ordnung?“ Seine Schwester knurrte etwas, was sich nach einem JA anhörte und ging auf ihr Strohbett schlafen.

Am nächsten Morgen war Saphira schon früh wach und ging in den Wald, in dem ihre Hütte stand, zu einem See.Dieser war umgeben von hohen Bäumen ,die etwas Schatten spendeten und in ihren Zweigen saßen und hüpften die verschiedensten Vögel, während sie fröhlich vor sich hin zwitscherten. Dort hängte sie ihre Sachen über einen der Äste und stieg in das Wasser um sich zu baden. Nachdem sie eine Zeit lang im kühlen Nass geplanscht hatte und sich gerade abtrocknen und anziehen wollte, bemerkte sie eine Bewegung hinter einem Strauch. Blitzschnell sprang sie aus dem See und verwandelte sich: In einen weißen Wolf mit dem blauen Zeichen für das Wasser auf der Stirn. Doch zu ihrer Überraschung kam aus dem Busch ebenfalls ein Wolf, auf der Stirn hatte er das rote Zeichen für das Feuer, gesprungen. Seine Augen waren Rubinrot und leuchteten gefährlich. Knurrend landete er vor ihr.
Wenn es zu einem Kampf kam, würde Rubin ihn verlieren, das wusste er, denn er hatte am rechten Hinterbein eine Verletzung von seinem letzten Kampf. Als der andere Wolf nicht angriff hörte er auf zu knurren und setzte sich vorsichtig hin. Misstrauisch beobachtete er seinen Gegenüber. Sie sah wie eine starke Wölfin aus, kleiner und jünger als er, aber mächtig. In ihrer Wolfsgestalt sah sie genauso schön aus wie in ihrer menschlichen Gestalt. Wenn er nur daran dachte wie sie da in dem Wasser geschwommen war, da begann sein Bauch zu kribbeln. Aber das war total absurd. Er hatte sich noch nie verliebt und auch dieses Mädchen liebte er nicht, obwohl er zugeben musste, dass sie wirklich gut aussah. Doch seine Gedanken wurden gerade von einer wütenden Stimme unterbrochen: „ Was hattest du da hinter diesem Strauch zu suchen?“. Als er zu einer Antwort ansetzen wollte unterbrach sie ihn wieder: „ Vergiss es! Ich kann es mir denken! Und hör endlich auf mich anzustarren!“ Böse funkelte sie ihn an und stapfte davon. „Hey, Moment mal!“, rief Rubin. Genervt drehte sie sich um: „Was ist denn? Soll ich mich etwa noch mal für dich ausziehen? Du Idiot! Mein Bruder bringt dich um, wenn er das erfährt!“. Sie sah aus als wollte sie noch mehr sagen, doch plötzlich hielt sie inne: „ Oh mein Gott! Du bist ja verletzt! Es tut mir wirklich leid, dass ich dich so angeschrieen habe, aber alles was ich gesagt habe stimmt!“. Seufzend schüttelte die Wölfin, ihre erneut aufgekommene Wut, ab: „Na ja, egal jetzt. Komm, ich bringe dich zu meinem Bruder der wird sich um deine Wunde kümmern.“
„Wollte mich dein Bruder nicht umbringen?“, fragte der Fremde sarkastisch und gegen ihren Willen musste Saphira lachen.

Als sie an ihrer Hütte ankamen, hatten Saphira und der junge Mann, namens Rubin, ihre menschliche Gestalt wieder angenommen. Er war kaum älter als sie und hatte braune Haare, die sehr gut zu seinen Augen aussahen. Er hatte nur als Wolf rote Augen gehabt, jetzt waren sie eher von einem rot-braun. Er war groß und hatte einen muskulösen Körper. Auch wenn sie, dank ihrem Bruder, keine Erfahrung mit Männern hatte, hätte wahrscheinlich jede Frau ihn als äußerst attraktiv beschrieben. „Legolas! Ich bin wieder da!“, rief Saphira. „ Endlich. Wo warst du denn?“ ,hörte sie die besorgte Stimme ihres Bruders: „ Dir hätte sonst was passieren können!“ Ihr Bruder, der übrigens auch ein Wolf – der Wolf der Erde war, kam mit zwei, bereits gehäuteten, Kaninchen im Arm aus dem Wald. „ Was soll mir schon passieren, vielleicht das mich ein Reh angreift“, wollte sie ihn beruhigen, wobei sie demonstrativ mit den Augen rollte.„ Du weißt genau was ich meine! Du hättest...“, als Legolas Rubin sah stoppte er seinen Vortrag. „ Genau das meine ich!“, bei diesen Worten zeigte er auf Rubin: „ Wer ist das? Du sollst doch niemanden hier her bringen!“ „ Was sollte ich denn machen? Er ist verletzt!“, erwiderte Saphira. Sofort wurde ihr Bruder wieder zu dem verständnisvollen Arzt den sie liebte. Er legte die Kaninchen zur Seite und kniete sich neben Rubin, der es sich mittlerweile auf Saphiras Strohbett bequem gemacht hatte, und untersuchte die Verletzung mit geschultem Blick. „Es sieht schlimmer aus als es ist. Nur eine Bisswunde. Ein paar Heilkräuter und viel Ruhe und die Wunde wird bald zuwachsen. Am Besten machen wir noch einen Verband darum, dass es sich nicht entzündet“, diagnostizierte er. Legolas ging in den Wald, um die Kräuter zu suchen. Da Saphira Gedankenlesen konnte, wusste sie genau was sie machen sollte. Die Gedanken ihres Bruders waren sehr geordnet und immer bemüht eine Lösung, die zu Saphiras Wohlergehen führte, zu finden. Sie ging zu dem jungen Mann, der auf ihrem Bett saß. Ironie des Schicksals. Mein Bruder ist nicht da und ein gutaussehender, junger Mann hockt auf meiner Strohliege, dachte Saphira glücklich und versank augenblicklich in wundervolle Tagträume. Bis sich jemand räusperte und sie ein unterdrücktes Lachen hörte. Sie blinzelte schnell und stellte fest, dass sie die ganze Zeit Rubin angeschaut hatte. Zum Glück kann er keine Gedanken lesen. Bei dem Gedanken wurde sie rot. Bevor noch schlimmeres passieren konnte, setzte sie sich neben ihn und mit ihrer Fähigkeit Wasser zu bändigen säuberte sie seine Wunde. Nachdem sie fertig war und aufstehen wollte, schaute sie ihn noch mal an und stellte fest, dass er ihr viel zu nah war. Trotzdem schaute sie ihm in seine schönen Augen, doch als er sich noch weiter zu ihr hin beugte, sprang sie auf und ging aus der Hütte und beschloss die Kaninchen zubraten. Dieser Mann verwirrte sie und das machte ihr Angst. Er zog sie magisch an und sie konnte sich nicht dagegen wehren.


2.Kapitel

Rubin fühlte sich zu ihr hingezogen, mehr als je zu einer anderen Frau und wäre sie nicht aufgesprungen, dann hätte er endlich ihre weichen Lippen auf seinen gespürt. Er war noch nie so glücklich gewesen, wie in dem Moment, als sie errötet war. Nun war er sich sicher, dass sie ihn auch begehrte. Wahrscheinlich war es besser, dass sie auf gesprungen war, denn gerade kam ihr Bruder wieder und Rubin wusste jetzt auch was sie am See damit meinte, dass ihr Bruder ihn umbringen würde, wenn er wüsste was dort passiert war. Legolas betrat die kleine Hütte und kümmerte sich um die Verletzung. Danach verschwand er. Rubin musste zugeben, dass es seinem Bein schon etwas besser ging. Bestimmt hatte Legolas mit seinen Fähigkeiten, wie genau die auch immer aussahen, nach geholfen. Legolas betrat, zusammen mit seiner Schwester die Hütte, und gab Rubin etwas zu Essen. Als er und Saphira sich gesetzt hatten fragte er: „Von
wem oder was wurdest du eigentlich verwundet?“. „Ob du mir glaubst oder nicht. Es war ein riesiger, schwarzer Wolf und er hat mein ganzes Feuer einfach verschlungen!“ Alarmiert drehte sich Legolas zu seiner Schwester um. Sie hatte sich ebenfalls umgewandt: „Wie in meiner Version!“. Ihre Augen wurden immer größer und dann ängstlich: „ Ein großer, schwarzer Wolf hat meine Angriffe einfach eingesaugt und ich war kurz davor zu sterben. Auf einmal legte sich Nebel über die Lichtung und ich konnte fliehen!“ Sie war kreidebleich und zitterte, langsam ließ sie sich zu Boden sinken, die Arme um sich geschlungen. Ein starker Instinkt sie zu beschützen und zu trösten überkam Rubin.
Ihr Bruder Legolas kam zu ihr und legte die Arme um sie: „ Wir müssen unbedingt etwas wegen diesem schwarzen Wolf unternehmen!“ Plötzlich erstarrte Saphira, ihre Augen wurden trüb und sie sprach als wäre sie weit weg: „ Der schwarze Wolf ist der Tod selbst. So wird er auch genannt. Doch sein richtiger Name ist Shadow. Seine Augen sind schwarz wie die Nacht und wer einen Blick in sie wirft, wird sich selbst vergessen.“ Sie kam in die Gegenwart zurück, stöhnte erschöpft auf und brach zusammen.

Rubin hatte, trotz seiner jungen 19 Jahre, schon viele Frauen gehabt, aber noch nie begehrte er eine sosehr wie Saphira. Deshalb war er auch heilfroh, als sie endlich ihre Augen öffnete. Er nahm ihre Hand in seine, verwirrt blickte sie zu ihm auf: „ Was ist passiert?“ „Du hattest eine Vision und bist dann ohnmächtig geworden“, antwortete er. Als sie aufstehen wollte, drückte er sie vorsichtig wieder zu Boden: „Legolas sagte, du sollst noch etwas liegen bleiben.“ Saphira lachte müde auf: „ Das hört sich ja fast an, als wärt ihr beiden Freunde.“ „ Auf jeden Fall will er mich nicht mehr umbringen“, meinte er. „ Wow, so weit ist bei ihm noch niemand gekommen“, staunte sie. In diesem Moment kam Legolas durch die Tür herein und blickte auf die ineinander geschlungenen Hände. Schnell huschte sein Blick zwischen Saphira und Rubin hin und her. Bei ihr waren seine Augen besorgt und bei ihm durchbohrend. Wenn Blicke töten könnten, dachte Rubin und ließ schnell die Hand von Legolas Schwester los. Als wäre nichts gewesen bettete Saphira ihren Bruder: „Darf ich jetzt bitte wieder aufstehen. Mir geht es wirklich wieder besser.“ Mit einem Hundeblick schaute sie Legolas an: „ Bitte.“ Es schien als würde ihr Bruder ewig überlegen und Rubin hätte nicht gedacht, dass er ihr es erlauben würde. Obwohl sie ja “nur“ ohnmächtig geworden war. Schließlich willigte der andere Mann ein.
*
Vorsichtig stand Saphira auf und kämmte sich mit den Fingern durch die Haare. Ihr war anscheinend doch noch etwas schwindelig, denn nach ein paar Schritten, wäre sie umgekippt, wenn Rubin sie nicht aufgefangen hätte, indem er im letzten Moment seinen Arm um ihre Hüfte gelegt hatte. Bevor einer der beiden etwas sagen konnte, beteuerte Saphira: „ Mir geht es gut wirklich. Ich bin nur etwas zu schnell aufgestanden.“ „Na gut, wenn dir nicht mehr schwummrig ist. Dann lass uns kämpfen“, forderte Rubin sie heraus. „ Was?!“, riefen Saphira und ihr Bruder wie aus einem Mund. „ Sag mal spinnst du! Jetzt reicht es! Ich bring dich!“, knurrte Legolas während er sich gerade auf Rubin stürzen wollte. „ Komm nur her!“, sagte Rubin angriffslustig und griff ebenfalls an. Abrupt blieben die beiden Streithähne stehen, da sich Saphira mit ausgestreckten Armen zwischen sie gestellt hatte und sie war wütend: „ Hört auf! Alle Beide! Ihr solltet euch was schämen! Immerhin seid ihr erwachsene Männer und solltet Streit mit Worten klären können. Außerdem was ist eigentlich so schlimm daran, wenn ich gegen Rubin kämpfe? Du behandelst mich immer wie eine Fünfjährige! Ich habe das satt und solltet ihr euch nicht auf der Stelle die Hand reichen und Frieden schließen, dann mache ich bei eurem kleinen Kampf mit! Und glaubt mir, ich bin euer schlimmster Albtraum!“ Das ganze sah zwar nicht sehr bedrohlich aus, da sie den Beiden kaum bis zum Kinn ging, aber trotzdem hatten Legolas und Rubin Respekt vor ihr und taten was sie gesagt hatte. Sie stemmte die Hände in die Hüften und ging ihre Tasche aus Tierleder holen: „ Wo bleibt ihr denn? Wir müssen immerhin noch den Tod töten.“ Die Beiden schnappten sich ebenfalls ihr Hab und Gut und folgten Saphira.


3.Kapitel

Schweigend liefen die drei durch den Wald, nur Saphira versuchte ab und zu ein Gespräch anzufangen, aber Legolas war zu sehr in Gedanken versunken, als das er ihr auch nur ein bisschen zuhörte und Rubin gab nur knappe antworten von sich , man konnte meinen er befürchtete hinter jedem Baum Gefahr. Irgendwann gab sie es schließlich auf und so gingen die drei weiter in nach Norden. Erst am späten Abend erreichten sie eine kleine Stadt. Rubin kümmerte sich um eine Unterkunft für die Nacht, im Gegensatz zu Saphira und Legolas besaß er anscheinend eine Menge Geld, währendessen ging Legolas los um etwas proviant für den nächsten Tag zu besorgen. In der zwischen Zeit schlenderte Saphira durch die Stadt. Sie folgte der Hauptstraße, die Häuser um sie herum waren aus hellem Stein und standen so eng aneinander, dass nur ein paar schmale Gässchen dazwischen waren. Kurzerhand entschloss sie sich einer dieser Gassen zu folgen, also bog sie nach den nächsten Haus rechts ab. Sie kam zu einen großen Platz, auf dem ein prächtiges Gebäude mit einem großen Turm und bunten Glasfenstern stand. „Eine wirkliche schöne Kirche, findest du nicht?“, fragte sie eine tiefe Stimme hinter ihr. Erschrocken drehte sich Saphira um und schaute geradewegs in die pechschwarzen Augen eines großen Mannes. Er musste ungefähr 20 Jahre alt sein. Der Fremde sah wirklich gut aus und irgendwie hatte er Ähnlichkeit mit Rubin. Der Unterschied zwischen Rubin und dem Mann, der ihr gegenüberstand, hätte nicht größer sein können und trotzdem könnte sie schwören können, mal abgesehn von den Augen und den schwarzen Haaren, sie hätte Rubin vor ihr stehen.. Aber er erinnert sie noch an jemand anderen, ihr wollte nur nicht einfallen an wen. „Ähm…ja wirklich ein schönes Gebäude. Wer bist du eigentlich?“, fragte Saphira neugierig. „Ich bin …“, fing er gerade an, da sprang Saphira einen Schritt zurück und schrie entsetzt: „ Du bist der Tod, der schwarze Wolf!“ „ Und außerdem bin ich der älteste Sohn des Königs. Bitte sag meinem Bruder Rubin, dass er zurück ins Schloss kommen soll und sich seiner Verantwortung stellen muss. Immerhin wird er mal König, obwohl er der jüngerer ist, da muss er doch endlich heiraten und auf unserm Schloss ist mitlerweile seine Verlobte eingetroffen. Also sagst du ihm das bitte. Vielen Dank. Auf wiedersehen.“ Saphira merkte wie in ihr die Tränen hoch stiegen. Rubin hatte sie belogen und sie hatte sich auch noch in ihn verliebt! Als Shadow weg war konnte sie die Tränen nicht mehr zurück halten.. Sie rutschte an der Wand des Gebäudes runter, blieb dort sitzen und weinte ihren Schmerz heraus.
*
Saphira war jetzt schon seit einigen Stunden verschwunden und so langsam machte Rubin sich sorgen um sie. Verdammt, was wenn ihr etwas passiert war. Vor allem da er gerade seinen Bruder gesehen hatte. Er konnte sich gerade noch so hinter einer Ecke verstecken. Sofort machte er sich auf die Suche nach ihr. Hoffentlich fand er sie vor seinem Bruder. Als er aus dem Wirtshaus, in dem sie in dieser Nacht schlafen werden, hinaus stürmte schaute ihm Legolas verwundert hinter her. Doch noch bevor dieser etwas sagen konnte war er auch schon draußen auf den Straßen, auf denen, obwohl es bereits dunkel war, noch buntes Treiben herrschte. Gaukler, Händler, Spielleute und sogar einige Soldaten. Wie sollte er sie nur finden. Verzweifelt blieb er stehen und konzentrierte sich und tatsächlich hörte er sie, dank seiner guten Ohren, in einiger Entfernung weinen. Aber wer oder was hatte sie so traurig gemacht. Schnell eilte er in die Richtung aus der er das Schluchzen vermutete. „Endlich habe ich dich gefunden. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht“, rief Rubin erleichtert, als er sie zusammengesunken an einer Hauswand fand. Erschrocken schaute sie ihn an und mit dem was jetzt passierte hätte er nie gerechnet: „ Was machst du denn hier!“, schrie sie ihn an: „ Verschwinde! Ich will dich nie wieder sehen!“ Er verstand die Welt nicht mehr. Was war auf einmal mit ihr los? „ Warum? Was habe ich denn getan“ „ Du hast auch noch die Frechheit zu fragen was los ist! Das weißt du ganz genau! Geh nach Hause in dein Schloss und frag deine Verlobte, wenn du es unbedingt wissen willst!“ Bevor er reagieren konnte war sie aufgesprungen und im Wald verschwunden. Fassungslos starrte er ihr nach. Woher wusste sie das? Verdammt daran war bestimmt sein Bruder Schuld.
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Heimlich hatte er alles beobachtet. Keiner der Beiden hatte ihn bemerkt. Alles verlief nach Plan. Das hatte sein Bruder verdient, was fand die Kleine nur. Hmm, die Kleine tat ihm schon fast Leid. Er wollte sie schon trösten. Sie war aber auch eine Schönheit. Bei dem Gedanken an sie kribbelte seine Lendengegend. Na ja ich kann mich nicht mit ihr aufhalten. Ich habe wichtigeres zu tun und mit diesem Gedanken drehte er dem großen Platz den Rücken zu und verschmolz mit der Dunkelheit.
*
Laufen, einfach nur laufen. Immer schneller. Mein ganzes Denken wurde animalisch. Das einzigste was ich spürte war der weiche Boden unter meinen Pfoten, meine Muskeln, die in meinem Körper vibrierten , der Wind ,der durch mein seidiges Fell strich und meine Sinneswahrnehmungen, wie der Geruch nach feuchter Erde und Laub. Ich merkte meine eigene Trauer, die als Regen vom Himmel viel, kaum. Ich blendete alle Gefühle aus. Ich überlies mich ganz meinen Instinkten. Plötzlich stieg mir ein Geruch in die Nase, der mir irgendwie bekannt vorkam. Ich lief in die Richtung aus der der Geruch kam. Desto näher ich kam desto stärker wurde er. Als ich nur noch 200 Fuß entfernt war fiel mir ein woher ich ihn kannte - Wolf. Sofort bremste ich meinen Lauf und schnüffelte. Es roch nach Wolf und…Luft? Also auch ein Elementwolf. Na mal sehen was mich erwartet.
*
Der Wind drehte und mir drang ein bekannter Geruch in die Nase. Auch wenn ich nichts sehen konnte wusste ich, dass mich ein anderer Elementwolf, eine Wölfin, musterte, nachdem sie eine Vollbremse gemacht hatte. Sie roch nach einer leicht salzigen Meeresbrise. Fast schon meinte ich das Schlagen von Wellen an einem weit entfernten Strand zu hören. Langsam wurde ich weiter und weiter in diese blaue, klare Aura gezogen und ganz kurz hatte ich einen Einblick auf ihre Gefühle. Sie war durcheinander und zutiefst traurig. Sie fühlte sich durch irgendwen verraten und betrogen. Ich wüsste gerne was ihr wiederfahren war, was sie so aus der Bahn warf. Gegenüber mir spürte sie nur Neugier und Vorsicht. „ Hallo, mein Name ist Diamond“, abwartend sah ich sie an, ob sie mir antworten würde. Sie tat es: „ Mein Name ist Saphira. Jahrelang sieht man keinen einzigen Elementwolf und dann trifft man gleich zwei in wenigen Tagen.“ Bei ihren letzten Worten verdüsterte sich ihre Aura. Anscheinend hatte ihre Trauer etwas mit diesem anderen Wolf zu tun. Mmh.. Vermutlich ein Kerl. Ich verwandelte mich zurück und ging einige Schritte auf sie zu. Auch sie nahm ihre menschliche Gestalt an.
*
Die junge Frau ,die vor mir stand, war wirklich hübsch. Sie hatte silber-weiße Augen, die manchmal ein fast weißes Eisblau annahm. Saphira war schon eine ziemlich kleine Frau, aber Diamond war fast genauso klein und sehr zierlich gebaut. Saphira hatte schon fast den Drang sie zu beschützen. Sie sah so wehrlos aus, obwohl sie das bezweifelte. Sie musste schmunzeln. Kurz huschte ein Bild an ihrem inneren Auge vorbei, eine kurze Vision, ihr Bruder wie er diese fremde umarmte und liebevoll ansah. Oh diese andere Wölfin würde ihrem Bruder gefallen. „Wie alt bist du?“ , fragte Saphira mit großer Neugier. Die blonde Frau lachte: „ Das fragt mich jeder. Sehe ich wirklich so jung aus? Ich bin 20 Jahre alt.“ Saphira war überrascht. 20? Sie hätte sie eher auf 16 oder 17 geschätzt.


4.Kapitel

Auf dem Weg zurück in die Stadt erfuhr ich noch, dass sie seit 12 Jahren blind war. Wie das passiert war wollte sie mir (noch)nicht sagen. Auf jeden Fall war sie wirklich nett und wir würden bestimmt gute Freundinnen werden. Gott sei Dank! Endlich weibliche Unterstützung. Als wir die Stadt erreicht hatten fiel mir bestürzt ein, dass ich gar nicht wusste wo sich mein Bruder und Ru …, dieser Arsch, befanden. Ich blieb stehen und fing lauthals an zu fluchen. So stand ich einige Minuten bis mich etwas zur Seite schubste und ich unsanft landete. Hätte ich mich nicht abgerollt hätte ich mir bestimmt was gebrochen. „Sag mal spinnst du! Du wärst beinahe überfahren worden!“, Legolas war auf 180. Weil ich mich innerlich selbst geohrfeigt hatte für meine Dummheit, hatte ich ganz vergessen, dass ich mitten auf der Straße gestanden hatte und ich hatte nicht mitbekommen wie eine Kutsche, viel zu schnell!, um die Kurve gefahren war. Eigentlich hätte ich sie schon von weitem hören müssen aber ich war zu sehr in Gedanken. Da fiel mir gerade ein ich hörte meinen Bruder gar nicht mehr schimpfen, ich glaube sogar er hatte mich was gefragt. „Äh…was?“, fragte ich immer noch nicht ganz bei mir. Ich folgte dem Blick meines Bruders und sah wie er unverhohlen Diamond musterte. Ha, ich habe es doch gewusst! Ich ging zu meinem Bruder, legte meinen Arm um ihn, führte ihn näher zu meiner neuen Freundin und klärte ihn auf: „ Also darf ich vorstellen mein liebster Bruder das ist Diamond, sie ist 20 Jahre alt, auch wenn sie jünger aussieht. Ich habe sie vorhin im Wald getroffen. Sie ist übrigens…“ „ Momentmal du warst im Wald? Doch nicht etwa alleine, oder!?“ , erwachte mein Bruderherz wieder aus seiner Starre. War ja klar, als ob ich nicht auf mich selbst aufpassen könnte. Genervt rollte ich mit den Augen. Diamond, die uns die ganze Zeit still zugehört hatte als würde sie das alles nichts angehen, musste lachen. Hey woher wusste sie denn, dass ich genervt von meinem Bruder war, sie konnte doch überhaupt nichts sehen. „ Ich habe gemerkt, dass du genervt bist.“ „ Wie…“, ich wollte gerade fragen woher sie wusste, dass ich mich das gefragt hatte, da antwortet sie mir bereits: „Ich dachte es mir, weil du verwirrt warst.“, und sie kam mir wieder zuvor: „ Ich kann die Gefühle oder wie du willst die Aura anderer Menschen spüren. In gewisser Weise kann ich also sehen.“ Diesmal war es Legolas der etwas fragen wollte. Tja und da ich wusste was, hab mal wieder seine Gedanken gelesen, antwortete ich ihm bevor er überhaupt den Mund aufmachen konnte: „ Was ich dir vorhin noch sagen wollte, bevor du mich wegen dieser Waldsache unterbrochen hast.“ Anscheinend hatte ich ihn gerade daran erinnert. Na toll. „Erklär ich dir später. Sie ist auch ein Elementwolf und ja sie ist blind.“

Die beiden waren wirklich nett. Vor allem Legolas. Ich musste schmunzeln. Leider wusste ich nicht wie er aussah, jedoch vermutete ich, aufgrund seiner bezaubernden Stimme und seinem angenehmen Duft nach Wald, dass er wirklich gut aussah. Was soll ich über Saphira sagen? Sie ist ganz schon taff und selbstbewusst. Ich hatte sie bereits ins Herz geschlossen. Eines Tages werden wir bestimmt mal gute Freundinnen werden. Das einzigste, das mich etwas stört ist, dass sie redet wie ein Wasserfall. Auf dem gesamten Weg zum Gasthof, indem ein andere Elementwolf namens Rubin, der ebenfalls zu dieser Gruppe gehörte, ein Zimmer und ein Doppelzimmer reserviert hatte, stellte sie mir eine Frage nach der anderen. Die meisten versuchte ich ihr zu beantworten, aber andere konnte ich einfach nicht. Zu sehr schmerzte die Erinnerung an das, was vor 12 Jahren passiert war. Irgendwann musste ich mit jemandem darüber reden, denn ich würde niemals alleine damit fertig werden. Aber noch nicht, es war zu früh.
Als wir an dem Gasthof ankamen gab es nur ein Problem. Ich hatte kein Geld für eine Unterkunft und da wir jetzt zu viert waren, denn wir hatten schon geklärt, dass wir zusammen weiterreisen würden, mussten zwei Personen in dem Zimmer, in dem nur ein Bett stand, schlafen. Mir war egal wo ich schlafen würde, allerdings hätte ich nichts dagegen wenn Legolas diese Nacht bei mir wäre.
*
Kurz schnappte ich einen Gedanken auf. Gerne würde ich Diamond ihren Wunsch erfüllen immerhin wusste ich, dass mein Bruder ebenso empfand. Doch dann dachte ich daran, dass das hieße, dass ich mit Rubin in einem Raum übernachten müsste. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Nein, das konnte ich einfach nicht. „ Verdammt, wo steckt dieser Kerl nur? Wir wollten uns doch hier treffen“ , suchend schaute sich Legolas um. Hoffnung keimte ihn mir auf. Vielleicht würde er ja gar nicht mehr kommen. Beflügelt von dieser Vorstellung fasste ich einen Entschluss. Ich würde es riskieren.


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Tag der Veröffentlichung: 24.08.2010

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