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Sehnsucht
Gedanken einer Frau über ihr Leben
Copyright by D.Neumann
Die Möwen kreisen über dem Wasser. Die Wellen peitschen gegen den Strand. Die Sonne scheint auf meinem Körper. Da ist es: mein Meer, der schöne Strand und ich mittendrin. Ich sitze im Sand schaue auf das Wasser genieße die Ruhe.
Dieses verlängerte Wochenende am Weissenhäuser Strand gehört nur mir. Ich habe ein Zimmer im Strandhotel gebucht. Einfach mal ausspannen. Dazu ein paar Anwendungen wie Massagen und Entspannungsbäder. Dem Alltag entfliehen. Einfach raus, das brauche ich. Allen Ärger und Stress hinter mir lassen.
Während ich im Sand sitze eine rauche, denke ich über mein Leben, meine Familie sowie meine Ehe nach.
Ich bin fünfzehn Jahre verheiratet. Nichts ist mehr so wie am Anfang der Ehe. Als vollkommene Ehefrau fühle ich mich seit Jahren nicht mehr. Was ist mit uns passiert? Wo ist die Liebe hin? Alles weg?
Ich glaube wir haben den Fehler gemacht, dass wir nie über unsere Probleme, Bedürfnisse geredet haben. In uns hinein geschluckt haben wir den Frust und Ärger. Mit der Zeit hat sich alles aufgestaut. Wir haben, um uns herum, jeder für sich eine Mauer gebaut. Das was uns verbindet sind die Kinder. Die werden jetzt flügge und gehen allmählich ihren einen Weg. Das Ende vom Lied: man sitzt vor einem Scheiterhaufen. Die Ehe zum Ende verurteilt. Ist es schon soweit oder gibt es vielleicht ein Funken Hoffnung?
Mensch ganz schön warm. Ich ziehe erst mal meine Jacke aus. Dann ein Schluck aus der Seltersflasche. Ob er mich noch liebt? Findet er mich noch begehrenswert? Er redet sehr wenig über seine Gefühle, seine Bedürfnisse oder einfach darüber was wir ändern sollten. Er redet eigentlich kaum noch. Wenn ich mal was erzähle hört er nicht mal zu. Immer wieder nachbohren mag ich nicht mehr. Ich bin es leid. Wie viele andere Dinge auch. Keiner hilft großartig im Haushalt. Nur wenn man besonders drängt. Es müsste so vieles am Haus gemacht werden. Ich glaube er hat nicht mehr die rechte Lust dazu. Von mir wird jedoch immer verlang, dass alles perfekt ist. Kein Lob. In anderen Familien klappt es doch auch, wenn es darum geht den Haushalt zusammen zu machen. Warum bei uns nicht? Hab ich alle da zu sehr verwöhnt? Wahrscheinlich. Von der Familie kommt da sehr wenig. Ziemlich frustrierend das Ganze. Man kommt sich vor wie die Hausangestellte.
Wahrscheinlich ist es so, wenn man so lange verheiratet ist.
Seufz. Wenn ich hier am Strand all die Pärchen sehe, die händchenhaltend laufen. Ich sehne mich sehr nach Liebe, Geborgenheit, Zärtlichkeit, Wärme und eine schöne Zweisamkeit. Ein kuscheln am Abend. Küssen auf offener Straße. Sich begehrt fühlen. Danach sehne ich mich. Eine vollkommene Frau möchte ich sein. Ich weiß, er tut sich schwer mir seine Liebe zu zeigen. Meine Liebe würde ich ihm so gerne zeigen aber wo ist sie nur? Ist sie ganz tief drinnen in mir und ich weiß es nicht? Wahrscheinlich liegt sie in mir auf Eis und wartet darauf zum Schmelzen gebracht zu werden.
Wenn ich so nachdenke: Ich habe ja selbst genug Fehler gemacht. Wenn ich könnte würde ich alles wieder rückgängig machen. Aber was passiert ist ist passiert. Ich habe sein Vertrauen missbraucht. Dieses wieder aufzubauen ist schwer. Nur er macht mir es auch schwer. In jeder Hinsicht. Seine Kontrollanrufe auf der Arbeit. Die Telefonnummern nachforschen, mit wem ich telefoniert habe. Mit alldem hört er ja nicht auf. Ich gehe ja schon gar nicht mehr raus. Pflege meine Kontakte kaum, weil ich Angst habe einen Fehler zu machen. Dabei ist es jetzt über ein Jahr her, wo ich fremd gegangen bin. Dass, das passiert ist, dazu gehören immer zwei Parteien. Geredet haben wir darüber. Er hat es verstanden und mir verziehen. Nur viel hat sich seitdem nicht geändert. Im Gegenteil noch weniger reden. Jeder lebt sein Leben. Nur die Mahlzeiten werden gemeinsam eingehalten. Es muss was passieren. So kann es nicht weitergehen.
Hm! Ganz schön warm hier am Strand. Das für Mai. Damit habe ich gar nicht gerechnet. Die Zeit hier werde ich nutzen über alles noch einmal nachzudenken. Ich glaube ich muss eine Entscheidung treffen. Wenn ich wieder zu Hause bin werde ich ein letztes Mal mit ihm sprechen. All die Dinge, die mir am Herzen liegen noch einmal zur Sprache bringen.
Hier an der Ostsee werde ich die Zeit für mich nutzen und in mich hineinsehen, ob da noch Gefühle für ihn sind und wie stark.
Entweder wir starten einen Neufang oder wir ziehen die Konsequenzen.
Jetzt aber stehe ich auf und gehe ins Hotel zurück. Um 18.00 habe ich eine Entspannungsmassage.

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Texte: copyright by Engel1000 Cover von Engel1000
Tag der Veröffentlichung: 15.03.2011

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