Cover

Leseprobe

Mila Summers

Küsse unter dem Mistelzweig

 

 

 

Über das Buch:

Eine magische Reise in die verschneiten Highlands

Nach fünf Jahren Beziehung wird Emily wenige Tage vor Weihnachten gegen ein brasilianisches Unterwäschemodel eingetauscht. Kurzerhand entflieht sie dem hektischen Trubel Londons in die Einsamkeit der schottischen Highlands, um sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Doch in dem Cottage, in das sie sich zurückzieht, wartet ein geheimnisvolles Tagebuch auf sie. Was hat diese Geschichte mit dem eigensinnigen Gutsbesitzer Ben zu tun, dessen Anziehungskraft Emilys Herz mehr als einmal höherschlagen lässt? Emily wollte doch in Mìorbhail, dem Ort der Wunder, einfach nur zur Ruhe kommen. Als dann auch noch ihr Ex Tom eines Tages bei ihr vor der Tür steht, ist das Chaos perfekt.

 

 

Über die Autorin:

Mila Summers, geboren 1984, lebt mit ihrem Mann und der kleinen Tochter in Würzburg. Sie studierte Europäische Ethnologie, Geschichte und Öffentliches Recht. Nach einer plötzlichen Eingebung in der Schwangerschaft schreibt sie nun dramatische und humorvolle Liebesromane mit Happy End und erfreut sich am regen Austausch mit ihren LeserInnen.

Bisher von der Autorin erschienen:

»Liebe ist«-Reihe

Liebe ist nur mit Dir

Liebe ist ein Glücksfall

Liebe ist ganz nah

Liebe ist ein Wunder

Liebe ist nicht nur ein Gefühl

 

»Geschichten aus Port Isaac«

Der erste Sommer mit dir

Zuckersüßer Sommer

Weihnachten in Cornwall

Frühlingsküsse in Cornwall

Sommerküsse in Cornwall

 

»Manhattan Love Stories«

Irresponsible desire

Irrepressible desire

Irresistible desire

 

»Tales of Chicago«

Küss mich wach

Vom Glück geküsst

Ein Frosch zum Küssen

Küsse in luftiger Höhe

Zum Küssen verführt

 

»Social Media Love«

Instafame oder Gummistiefel in Acryl

Facebook Romance oder nach all den Jahren

Twinder oder die Irrungen und Wirrungen der Liebe

 

»Weihnachten im Ort der Wunder«

Küsse unter dem Mistelzweig

Liebe und andere Weihnachtswunder

 

Alle Teile sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. Allerdings gibt es ein Wiedersehen mit den Protagonisten der vorhergehenden Bücher.

 

Weitere Bücher der Autorin:

Vielleicht klappt es ja morgen. Liebe in …

Rettung für die Liebe

Liebe lieber einzigartig

Auf einmal Liebe

Sommer, Sonne, Strand und Liebe – Nele & Josh

Ein zauberhaftes Weihnachtsgeschenk

Verloren sind wir nur allein

Ein Sommer in Schottland

Weihnachten in Cornwall

Mit dir bin ich unendlich

Wie das Leuchten von Bernstein (erschienen im Heyne-Verlag unter dem Pseudonym Nele Blohm)

Schneegestöber (Charity-Buchprojekt für die Stiftung Bärenherz in Wiesbaden)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

MILA

SUMMERS

 

 

Küsse unter dem Mistelzweig

Roman

 

 

 











 


Deutsche Erstauflage Oktober 2017

Copyright © Mila Summers

Lektorat: Dorothea Kenneweg

Korrektorat: SW Korrekturen e.U.

Covergestaltung: Nadine Kapp

Covermotiv: Fotolia © drogatnev / OlgaZ / Kathie Nichols / Yuliya Yurchenko

 

Impressum: D. Hartung

Frankfurter Str. 22

97082 Würzburg

 

 

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder teilweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

mila.summers@outlook.de

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Liebes Tagebuch

Kapitel 6

Liebes Tagebuch

Kapitel 7

Kapitel 8

Liebes Tagebuch

Kapitel 9

Kapitel 10

Liebes Tagebuch

Kapitel 11

Liebes Tagebuch

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Liebe Emily

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Epilog

Danksagung

Weihnachtszauber – Bücher zur Adventszeit

Weitere Bücher der Autorin

 

Kapitel 1

 

 

Wahllos warf ich ein Kleidungsstück nach dem anderen in meinen Koffer. Meine Lippen bebten vor Erregung, doch ich zwang mich dazu, nicht zu weinen. Ich wollte nur weg. Weg von ihm. Wie konnte Tom mir das nach all den Jahren bloß antun?

»Emily, willst du es dir nicht noch mal überlegen? Es ist doch bald Weihnachten.« Vor Wut schnaubend warf ich den Deckel meines Hartschalenkoffers zu und setzte mich darauf, um die Laschen des prall gefüllten Gepäckstücks zu verschließen.

»Das kann ich doch machen«, kommentierte Tom wenig glaubhaft meinen Versuch, aus seinem Leben zu verschwinden, während er noch immer mit den Händen in den Hosentaschen im Türrahmen stand. Ohne ein Wort zu erwidern, hantierte ich weiter an den Verschlüssen des Koffers, die sich einfach nicht richtig schließen lassen wollten. Mein blondes langes Haar fiel mir dabei immer wieder ins Gesicht und nahm mir die Sicht auf den Mann, den ich die letzten fünf Jahre aus vollem Herzen geliebt hatte. Fünf Jahre, und wenn es nach mir gegangen wäre, auch noch für die Ewigkeit.

Doch Tom hatte mich gegen ein jüngeres Exemplar ausgetauscht. Brasilianisches Model. 90-60-90. Da konnte ich mit meinen 1,68 m und den fünf Kilo zu viel auf den Hüften beim besten Willen nicht mithalten.

Endlich war das erlösende Klacken zu hören. Müde wischte ich mir mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Jetzt würden mich keine zehn Pferde mehr davon abhalten, die Wohnung nahe dem Hyde Park, die in den letzten fünf Jahren zu meinem Zuhause geworden war, zu verlassen.

»Emily, ich finde es wirklich schade, dass wir nicht wie Erwachsene über die Sache reden können.«

Über die Sache. Bei Toms Worten kam mir beinahe die Galle hoch. Wie konnte dieses Arschloch die mehrmonatige Affäre mit dieser rassigen Schönheit, die aktuell Unterwäschemodel bei Victoria’s Secret war, als Sache bezeichnen? Sie war keine Sache. Sie war ein Hurrikan. Eine Naturkatastrophe oder ganz einfach: mein Untergang.

Dabei hatte noch am Morgen nichts darauf hingewiesen, dass heute, nach dem viel zu frühen Unfalltod meiner Eltern vor knapp zehn Jahren, einer der schwärzesten Tage in meinem Leben werden würde. Wie jeden Morgen hatte ich mir eine Müslischale aus dem Hängeschrank über der Spüle genommen und Porridge mit Milch aufgekocht. Tom war Langschläfer und damit frühstückte ich mal wieder allein. Doch das war okay. Nach fünf Jahren musste man nicht mehr ständig aufeinander hocken. Schließlich wusste man auch so, was man an ihm hatte. Gegen seine Gewohnheit hatte Tom plötzlich hinter mir in der Küche gestanden. Er müsse mit mir reden, hatte er gesagt und war sich dabei verlegen durchs Haar gefahren. Nachdem ich das Porridge vom Herd gezogen hatte, sah ich ihn erwartungsvoll an. Dabei war ich mir ganz sicher, dass jetzt endlich der Moment gekommen war, auf den ich schon so lange gewartet hatte. Ich glaubte mich bereits im siebten Himmel.

Schließlich waren wir ziemlich genau auf den Tag vor fünf Jahren zusammengekommen. Für gewöhnlich vergaß Tom Jahrestage jeder Art. Sogar an die Geburtstage seiner Eltern und seiner Schwester musste ich ihn erinnern. Umso glücklicher war ich also, als er dieses Jahr daran dachte.

Das konnte letztlich nur bedeuten, dass es heute endlich so weit war. Endlich würde Tom mir den langersehnten Antrag machen, auf den ich bereits sehnsüchtig wartete. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätten wir längst geheiratet. Für mich stand schon früh fest, dass Tom der Mann war, mit dem ich alt werden wollte. Mit ihm an meiner Seite hatte ich mich weniger einsam gefühlt. Bei ihm hatte ich endlich wieder Halt gefunden. Mit ihm war ich einfach komplett.

Neben Mum und Dad hatte ich keine lebenden Verwandten mehr gehabt. Nach ihrem Tod stand ich plötzlich ganz allein da. Das war die dunkelste Zeit meines Lebens. Als Tom unerwartet vor mir auftauchte und mich nach einem Benzinkanister für sein liegen gebliebenes Auto fragte, hatte sich der Wind gedreht. Wir beide hatten uns so gut verstanden, dass ich, ohne mit der Wimper zu zucken, mit ihm in das quirlige London gezogen war, das mir anfangs viel zu groß und zu laut erschienen war. Seine Eltern hatten mich wie eine zweite Tochter in der Familie willkommen geheißen. Alles war perfekt. Unsere 4-Zimmer-Wohnung in der Nähe des Hyde Parks war perfekt. Mein kleiner Buchladen, den ich dank Toms finanzieller Unterstützung vor drei Jahren in der Carnaby Street eröffnet hatte, war perfekt. Und ja … eigentlich war auch die Beziehung zu Tom perfekt. So glaubte ich zumindest bis zu diesem Freitagmorgen.

Als ich mich zu ihm umwandte und ihn anstrahlte, fuhr er sich gerade abermals aufgeregt durch das blonde lockige Haar. Ich fand es regelrecht süß, wie er vor mir stand und nicht wusste, wie er mit dem Antrag beginnen sollte.

Als er schließlich offenbarte, was ihm wirklich auf dem Herzen lag, war mir die Müslischale samt dem heißen Porridge darin zu Boden geglitten und gleich meinem Herzen in tausend Einzelteile zersprungen. Mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen hatte ich den Mann angestarrt, der bis zu diesem Moment meine Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft bedeutet hatte. Plötzlich war alles weg. Der Halt im Leben, den ich eben noch ganz deutlich gespürt hatte, war von jetzt auf gleich verschwunden. Ich war wieder allein.

Tom hatte mich nach seiner Offenbarung in seine Arme ziehen wollen und mir immer wieder erklärt, dass ich gerne noch einige Tage in der Wohnung bleiben könnte. Er würde so lange bei Geraldine, seiner neuen Flamme, wohnen, bis sie zu seinen Eltern fuhren, und erst nach Neujahr zurück sein. Ein Stich durchfuhr mein Herz, als mir unvermittelt vor Augen geführt wurde, wie ich praktisch über Nacht ausgetauscht worden war und neben Tom auch gleichsam seine ganze Familie verloren hatte.

Grandpa Eddi, Grandma Leonore, Großonkel Sam mit seinen anrüchigen Anglergeschichten und auch Toms Schwester Lilly, mit der ich mich immer ausgesprochen gut verstanden hatte, waren plötzlich kein Bestandteil meines Lebens mehr. Wie eine Marionette in einem Puppenspiel war ich einfach aus dem Schaukasten gezerrt worden, der meine Bühne dargestellt hatte. Die anderen Puppen würden weitertanzen. Auch ohne mich.

Plötzlich überkam mich eine Gänsehaut, als ich an den Moment zurückdenken musste, in dem mir der Officer erklärt hatte, dass meine Eltern nicht mehr zu mir zurückkommen würden. Sie waren nur kurz zum Einkaufen in den Supermarkt gefahren, um ein paar Besorgungen zu machen. Als sie den Parkplatz wieder verlassen wollten, hatte ihnen ein betrunkener Trucker die Vorfahrt genommen. Sie waren noch am Unfallort verstorben, ohne dass ich die Möglichkeit gehabt hätte, mich von ihnen zu verabschieden.

»Kann ich dir vielleicht wenigstens mit dem Koffer helfen? Wo willst du denn jetzt hin?«

Bloß weg von dir, ging es mir immer wieder durch den Kopf. Keine Sekunde länger würde ich Toms Gegenwart ertragen können. Beherzt packte ich den Griff des Koffers und eilte aus dem Schlafzimmer, in dem ich noch am heutigen Morgen neben Tom aufgewacht war. Seine Hälfte des Bettes war wie immer nicht gemacht. Doch das hatte mich nie gestört.

Ich wusste, dass es nichts brachte, um ihn zu kämpfen. Tom hatte mit diesem Leuchten in den Augen von Geraldine erzählt, mit dem er mich zu Beginn unserer Beziehung immer angesehen hatte. Jetzt blieb mir nur noch, das Feld für meine Gegnerin zu räumen, von der ich bis vor wenigen Minuten nicht einmal geahnt hatte, dass es sie gab.

Tom und ich waren doch glücklich gewesen. Oder? Klar, nach fünf Jahren Beziehung war die anfängliche Verliebtheit einem Alltag gewichen, der nur wenig Platz für Romantik ließ. Aber daran war nicht nur ich schuld gewesen. Schließlich hatte Tom als Broker an der Londoner Börse oft bis spät in die Nacht arbeiten müssen, während ich am frühen Morgen rausmusste, um meinen kleinen Buchladen zu öffnen. Dabei konnte es schon mal sein, dass wir uns einige Tage nicht viel sahen. Aber wir beide wussten dennoch stets, was wir aneinander hatten. Zumindest hatte ich das all die Zeit gedacht.

Dafür hatten wir unsere gemeinsame Freizeit, in der Tom nur für mich da gewesen war, in vollen Zügen genossen. Zumindest hatte ich geglaubt, dass es ihm auch so ergangen wäre. Offensichtlich hatte ich mich dabei geirrt.

Scheppernd stellte ich den Koffer an die Eingangstür der Wohnung, die ich gleich für immer verlassen würde. Mein Herz schlug mir bei diesem Gedanken bis zum Hals. Sobald ich über die Schwelle getreten wäre, gäbe es keinen Weg zurück. Mein Zuhause läge dann für immer hinter mir. Doch es gab keine Alternative. Ich konnte nicht bleiben.

Während ich die dicken Boots anzog, die im Flur bereitstanden, legte ich schweren Herzens die Schlüssel in das Schälchen auf der Kommode. Ich hielt einen Augenblick inne, ehe ich schließlich die Kraft fand, mit dem kläglichen Rest meines Lebens in Form von einem Koffer von dannen zu ziehen.

Vor fünf Jahren war ich mit einem einzigen Koffer zu Tom gezogen, und nach all diesen Jahren ging ich wieder mit exakt diesem einen Gepäckstück. Ganz so, als hätte es mich in Toms Leben nie gegeben.

Kapitel 2

 

 

Tränenüberströmt stand ich vor meinem Laden und kramte in der übergroßen Handtasche nach dem Schlüssel. Leise fluchte ich vor mich hin. »Scheiße, scheiße, scheiße.« Für einen Moment glaubte ich schon, ihn am Bund in Toms Wohnung zurückgelassen zu haben. Mein Herz setzte für einen Schlag aus. Doch dann fiel mir wieder ein, dass ich ihn kurz zuvor im Schlafzimmer von diesem abgenommen und achtlos in meine Tasche geworfen hatte.

Der Regen lief mir unnachgiebig in den Kragen meines pitschnassen Wintermantels und rann mir den Rücken hinunter. In der Glasscheibe der Eingangstür konnte ich mein langes blondes Haar in dünnen Strähnen nach unten hängen sehen. Ich sah aus wie eine dieser Wasserleichen, die man Wochen nach ihrem Verschwinden aus der Themse zog. Unterstrichen wurde dieser Look noch von den schwarzen Striemen. Die verlaufene Mascara rann stetig über meine Wangen bis zu meinem Kinn, benetzte mittlerweile mein ganzes Gesicht und verlieh mir beeindruckende Ähnlichkeit mit einem dieser Horrorclowns. Mit vor Kälte zitternden Händen kramte ich immer weiter in meiner Tasche, während ich mich am liebsten an der Tür nach unten gleiten lassen wollte, um auf dem kalten Steinboden auf mein Ende zu warten.

»Hey, Emily, du bist heute früh dran. Wolltest du nicht erst um elf kommen?«, ertönte hinter mir Maggys fröhliche Stimme.

Ich verharrte einen Moment an Ort und Stelle, atmete mehrmals tief durch, ehe ich Mut fasste und mich langsam zu meiner Angestellten umwandte. Dabei wagte ich es nicht, in ihre Augen zu sehen. Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe, um ein neuerliches Aufschluchzen zu verhindern.

Bevor ich etwas sagen konnte, strich Maggy mir einfühlsam über den tropfnassen Mantelärmel, verzog dabei jedoch keine Miene. »Komm, wir gehen erst mal rein. So durchnässt, wie du gerade bist, holst du dir hier draußen sonst noch den Tod.« Maggy duldete keine Widerworte und schob sich an mir vorbei zur Tür. Sie griff in ihre Manteltasche und angelte ihren Schlüssel daraus hervor. Wenig später war der Eingang geöffnet.

Als ich noch immer keine Anstalten machte, mich in Bewegung zu setzen, zog mich meine Angestellte regelrecht in den dunklen Raum, der mir in den letzten Jahren zu einer Art zweiten Heimat geworden war. Wieder setzte sich das Gedankenkarussell in meinem Kopf in Bewegung. Was würde aus all den Büchern werden? Was würde mit Maggy passieren, wenn Tom mir den Kredit für meinen Laden streichen würde?

Es bestand schließlich keine Notwendigkeit mehr für ihn, mich in dieser Hinsicht zu unterstützen. Leider warf meine Buchhandlung jedoch noch immer nicht genug ab, um all die täglich aufschlagenden Rechnungen und Maggys Gehalt zu bezahlen und Toms Kredit zu bedienen. Schon sehr bald würde ich mich also auch von diesem Rückzugsort verabschieden müssen. Dann stünde ich wirklich vor dem Nichts.

Abermals bahnte sich eine Flut von Tränen ihren Weg. Ich hatte keine Ahnung, woher diese noch kommen konnte, ließ sie jedoch gewähren. Während Maggy den dunklen Raum erleuchtete, stand ich noch immer wie angewurzelt da. Ganz so, als könnte ich all das, was mir nun bevorstand, einfach aussitzen.

Natürlich wusste ich, dass das nicht möglich war. Ich wusste, dass ich mich von all dem hier trennen musste. Schon sehr bald. Mein Blick schweifte durch den kleinen Laden, der an den Wänden komplett mit deckenhohen Regalen versehen war. An die aktuellen Bestseller reihten sich die Liebes- und Fantasyromane. Danach folgten die Thriller und Krimis. Koch- und Handarbeitsbücher an der Wand mir gegenüber. Die Kinderbücher zu meiner Rechten. Viele Kinderbücher. Ich liebte sie. Ich liebte Kinder. Abermals schluchzte ich auf, als ich daran denken musste, dass mein Kinderwunsch nun sicher in weite Ferne gerückt war.

»So, jetzt komm erst mal mit in die Küche. Ich schließe den Laden noch mal ab und hänge das Geschlossen-Schild hin. Ich mache dir gleich eine schöne Tasse Tee, und dann erzählst du mir, was passiert ist. Okay?«

Ich war nicht in der Lage zu sprechen, also nickte ich Maggy nur kurz zu. Auf dem Weg zur Küche hängte ich meinen Mantel an der Garderobe auf. Maggys üppige kastanienbraune Locken schwangen vor mir übermütig auf und nieder. Nahezu feengleich schritt sie vor mir, während ich in meinen nassen Boots schlurfende Geräusche verursachte.

»Earl Grey oder English Breakfast? Worauf hast du Lust?« Auf einen Strick, an dem ich mich aufhängen konnte, wollte ich im ersten Moment erwidern, deutete dann jedoch auf den Earl Grey.

Maggy löcherte mich noch immer nicht mit Fragen. Wofür ich ihr wirklich dankbar war. Erschöpft ließ ich mich in den weinroten Sessel fallen, den Tom aus seiner Wohnung ausgemustert hatte. Da ich ihn noch viel zu schön fand, um ihn auf dem Sperrmüll verrotten zu lassen, hatte ich mich ihm angenommen.

Maggy weckte mich aus meinen Erinnerungen. »Soll ich uns noch ein paar Scones holen? Hast du denn schon gefrühstückt?«

»Danke, Maggy, das ist nicht nötig.« Ich nahm die heiße Tasse Tee, die sie mir reichte, zwischen meine beiden Handflächen und versuchte mich etwas daran zu wärmen. Erst jetzt fiel mir auf, wie die nasse Kälte dieses Dezembermorgens mir in die Knochen gestiegen war.

Zaghaft nippte ich daran, nur um mir im nächsten Moment die Zunge an dem Heißgetränk zu verbrennen. Doch ich spürte den Schmerz fast gar nicht. Wie betäubt saß ich da. Dabei war ich mir nicht einmal sicher, ob ich da wirklich saß. Es erschien mir fast so, als wäre ich ein stiller Beobachter und würde wie von oben herab auf diese Situation sehen. Denn das, was der jungen Frau in dem Sessel widerfahren war, konnte einfach nicht mein Schicksal sein. Nein, es durfte einfach nicht so sein.

»Magst du darüber reden?«, begann Maggy ganz leise zu fragen.

Ich atmete tief durch, schloss für einen Augenblick meine Lider. »Tom … Er hat … Es ist …« Doch ich brachte es einfach nicht über die Lippen. Es war das eine, am frühen Morgen mit einer derartigen Hiobsbotschaft konfrontiert zu werden, aber es war etwas ganz anderes, wenn man das, was vorgefallen war, einer dritten Person offenbarte. Damit wurde das Ganze real, greifbar, unverrückbar. Die Situation, die mir gerade mehr als abstrus vorkam, wurde zur traurigen Gewissheit.

In meinem Hals bildete sich ein dicker fetter Kloß, der mich nicht nur daran hinderte, die Worte hervorzubringen, er nahm mir auch die Luft zum Atmen. Wie eine Erstickende stellte ich hastig meine Tasse beiseite und griff mir an den Hals. Maggy sah mich derweil aus schockgeweiteten Augen an.

»Beruhige dich, Emily. Es ist alles gut. Langsam ein- und ausatmen.« Einfühlsam strich sie mir immer wieder über den Rücken und redete unermüdlich mit ganz leiser Stimme auf mich ein. Mein Brustkorb hob und senkte sich abwechselnd im Sekundentakt, während ich immer wieder nach Luft rang. Maggys ruhige Art half mir schließlich, die Panikattacke zu überwinden.

»Tom … Er hat … Er hat mit mir Schluss gemacht«, kam es mir nach einer gefühlten Ewigkeit schließlich über die zittrigen Lippen. Meine Hände presste ich dabei fest gegen meine Oberschenkel, um etwas Halt zu bekommen. Ich spürte, wie mein Körper erschlaffte. All das Adrenalin, das in den letzten Stunden meine Blutbahnen geflutet hatte, ebbte ab.

»Er hat was?« Maggy schaute auf mich mit einer Mischung aus Verwunderung und Unglauben drein. Ich konnte sie gut verstehen. Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, würde ich mir auch kein Wort glauben.

Tom und ich waren seit Jahren das Vorzeigepärchen schlechthin. Es gab wenig bis keinen Streit, wir respektierten die Wünsche des anderen, halfen uns gegenseitig, wo immer es nur ging. Außerdem waren wir ein tolles Team. Zwei Menschen, die durch dick und dünn gingen – oder sollte ich sagen, gegangen waren – und dem Schicksal müde lächelnd zunickten. Egal, was wir beide angepackt hatten, es wurde ein Erfolg.

»Brasilianisches Model«, fiepte ich leise, als neuerlich einzelne Tränen über meine Wangen liefen und ein Schluchzer meiner Kehle entwich.

»Was für ein Arschloch«, rief Maggy nun aufgebracht. Ich erschrak dermaßen, dass ich regelrecht zusammenzuckte. »Wie kann er dir das nur nach all den Jahren antun?«

Ja, das fragte ich mich auch, seit er mir von seiner Affäre erzählt hatte. Wie konnte es nur dazu kommen, dass dieses rassige Unterwäschemodel sich zwischen uns gedrängt hatte?

»Maggy, ich muss für einige Zeit weg. Weg aus London. Könntest du den Laden so lange übernehmen?«

Überrumpelt sah sie mich an. »Ähm, klar. Die paar Tage bis Weihnachten schaffe ich spielend und danach wärst du ja sowieso mit Tom …« Dann brach sie ab. Ja, wir wären gemeinsam zu seinen Eltern nach Eaton gefahren, um dort mit all seinen Verwandten Weihnachten und Neujahr zu feiern. So hatten wir es in all den Jahren gehandhabt.

Ich wischte den Gedanken wie eine leidige Fliege beiseite. »Das wäre sehr lieb von dir. Ich muss erst mal über alles nachdenken und überlegen, wie es jetzt weitergehen soll. Dazu brauche ich Zeit und Abstand.« Fahrig fuhr ich mir durch das noch immer klamme Haar.

Die eben noch dampfende Tasse Tee war erkaltet, als ich sie erneut an die Lippen führte. Gedankenversunken überlegte ich, wohin ich gehen sollte. Ich hatte nichts und niemanden, den ich besuchen konnte, und das wenige, was auf meinem Girokonto schlummerte, würde mir keine allzu großen Sprünge erlauben.

»Das verstehe ich natürlich voll und ganz.« Maggy bemühte sich, mich nicht mit diesem mitleidigen Blick anzusehen. Dafür war ich ihr sehr dankbar. Mitleid war nichts, was mir in meiner jetzigen Situation sonderlich weiterhelfen würde. »Hast du denn schon eine Idee, wo du hinfahren möchtest? So kurz vor den Weihnachtsfeiertagen sind die meisten Unterkünfte bestimmt schon ausgebucht. Ich kann meinen Onkel Matthew mal fragen, ob er jemanden weiß, der außerhalb von London noch eine günstige Unterkunft vermietet. Wenn uns einer helfen kann, dann er.«

Ich lächelte Maggy dankbar an. »Nein, ich werde selbst gleich mal im Internet recherchieren. Ich brauche etwas Ablenkung. Könntest du bitte den Laden aufschließen und dich um die Kunden kümmern? Ich mag mich so, wie ich im Moment aussehe, keinem zeigen.«

Maggy wischte mir mit ihren Händen liebevoll die schwarzen Mascara-Striemen aus dem Gesicht. »Nimm dir alle Zeit der Welt.« Vor Rührung zog ich sie in meine Arme und drückte mich ganz fest an sie. Es tat gut, nach dem katastrophalen Morgen etwas Halt zu finden.

Maggy war mir in den letzten Jahren von einer Angestellten immer mehr zu einer Freundin geworden. Wir verstanden uns blendend, und oft hatte ich mit ihr mehr Zeit des Tages verbracht als mit Tom. Sie hatte einen ganz ähnlichen Humor wie ich, verstand auch ohne viele Worte, was zu tun war, und verströmte mit ihrer Lebensfreude eine unglaublich heimelige Atmosphäre.

Als Maggy in den Verkaufsraum gegangen war, blieb ich noch einen Augenblick sitzen. Wie gelähmt starrte ich nach draußen auf das miese Wetter, das ausgesprochen gut meine aktuelle Gefühlslage widerspiegelte. Grau in Grau schoben sich die satten Regenwolken über den Londoner Himmel, ehe sie sich in vollen, stürmischen Güssen über der Stadt entluden.

Am heutigen Morgen waren mir kaum Passanten auf dem Weg zu meinem kleinen Buchladen begegnet. Dies würde wieder einer dieser Tage werden, an denen ich kaum fünfhundert Pfund in die Kasse bekäme. Doch um über die Runden zu kommen und meine offenen Rechnungen begleichen zu können, brauchte ich rund tausend Pfund am Tag. Ich seufzte, als ich mir bewusst wurde, wie abhängig ich von Tom war.

Er hatte nicht nur den Kredit für den Laden übernommen, sondern mich auch mit monatlichen Zahlungen unterstützt, wenn es mal wieder eng wurde. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte er mir die Pfundnoten zugeschoben. Damals war er noch der Meinung gewesen, dass das, was sein war, auch mein sein sollte.

Ein Läuten erklang aus dem Buchladen. Die alte Glocke, die über der Eingangstür hing, war Toms Idee. Er war der Meinung, dass ein kleines antiquiertes Glöckchen über der Tür genau das war, was dieser Laden brauchte, und ich hatte ihm recht gegeben. Es war gar nicht so einfach gewesen, solch ein Eingangsglöckchen zu finden. Erst auf einem Flohmarkt waren wir schließlich fündig geworden. So wie mit dem Glöckchen hatte es sich mit den meisten Einrichtungsgegenständen des Ladens verhalten.

Wochenlang waren Tom und ich auf der Suche nach allem Nötigen und vielem Unnötigen, bis der Buchladen schließlich den Charme versprühte, den ich mir bereits bei der Besichtigung der Räumlichkeit gewünscht hatte.

Neben den wuchtigen dunklen Holzregalen hatten wir einige Sessel mitten im Raum aufgestellt, in denen die Kunden gemütlich in dem Buch schmökern konnten, das sie näher ins Auge gefasst hatten. Die breite Fensterfront war keine Werbefläche wie bei den meisten anderen Läden der Straße. Gut gepolstert hatten unsere Kunden auch hier die Möglichkeit, sich niederzulassen, für den Moment zu verweilen und sich dem trubeligen London zu entziehen.

Maggy hatte irgendwann angefangen, Tee auszuschenken. Das machte sie so gut, dass wir mittlerweile schon einige Stammkunden hatten.

Mein Blick streifte den Verkaufsraum, als ich mich mühselig von meinem Sessel erhob. Dabei erkannte ich Harry, einen unserer treuesten Kunden. Der Witwer war seit einiger Zeit in Rente und las seine Zeitung vorzugsweise in unserem Laden. Er war ein gutmütiger alter Mann mit Nickelbrille und Halbglatze, der uns beiden Frauen schon des Öfteren in handwerklichen Dingen zur Hand gegangen war.

»Hey, Harry, wie geht es dir heute?«, hörte ich Maggy den alten Mann begrüßen, der wie immer tadellos mit Anzughose, weißem Hemd und Sakko gekleidet war. Seine triefende Regenjacke hängte er neben meinen Mantel an die Garderobe.

»Abscheuliches Wetter heute«, gab er Maggy zur Antwort, während er sich in die Hände pustete, um die von der Kälte gerötete Haut etwas zu wärmen. »Ganz meine Kragenweite.« Dabei zwinkerte er Maggy freudig zu. »Ich liebe es, wenn draußen die Welt fortzuschwimmen droht und ich im Trockenen bei einer Tasse Earl Grey sitzen kann.«

»Na, dann werde ich mal in die Küche eilen und dir eine Tasse holen.« Maggy lachte, als sie sich von dem Mann abwandte, um ihm den Gefallen zu tun.

Um an den Laptop in meinem Büro zu gelangen, musste ich durch den Laden gehen. Da führte kein Weg dran vorbei. Als Maggy die Tasse Tee für Harry aufgebrüht hatte, lief ich dicht hinter ihr aus dem Raum. Nicht, dass ich Harry nicht leiden konnte. Ich mochte ihn sogar. Aber ich wollte in meiner derzeitigen Verfassung mit keinem Menschen reden. Belangloser Small Talk war gerade das Letzte, was ich ertragen würde.

»Ach, da ist ja auch die Chefin.« Zu spät. Harry hatte mich entdeckt. Jetzt würde ich nicht einfach durch die weiße Tür, an der ich bereits stand, schreiten können, ohne wenigstens ein paar Worte über das Wetter im Allgemeinen und die politische Lage des Landes im Besonderen verlieren zu müssen.

»Guten Morgen, Harry.« Ich rang mich zu einem Lächeln durch, auch wenn sich meine Gesichtsmuskeln dagegen zu sperren versuchten.

Harry schritt die wenigen Meter, die zwischen uns lagen, auf mich zu. Dabei schleifte er das rechte Bein etwas hinter sich her.

»Was ist denn mit dir passiert?«, fragte er unumwunden, als er vor mir zum Stehen kam. Seine leicht wässrigen blauen Augen musterten mich kritisch, während ich nach wie vor darum bemüht war, mein freudiges Lächeln aufrechtzuerhalten.

»Ich habe schlecht geschlafen«, log ich. »Ist sicher Vollmond«, schob ich schließlich nach, als ich bemerkte, dass Harry mir nicht glauben wollte.

»So. Vollmond. Du kannst mir ja viel erzählen, aber ich sehe, wenn ein Mädchen an einem gebrochenen Herzen leidet. Ich war nicht umsonst fünfzig Jahre Lehrer in einem Internat. Was ist los?«

Ich seufzte, als Harry einfach nicht lockerlassen wollte. »Ich muss für einige Zeit aus der Stadt verschwinden. Frag nicht warum.«

»Hast du schon eine Idee, wohin es gehen soll?« Harry schob sich die Nickelbrille, die ihm etwas nach unten gerutscht war, wieder nach oben.

»Nur weg«, erwiderte ich angespannt, während ich die rechte Hand auf die Türklinke in meinem Rücken legte.

Harry nickte verstehend. »Wie wäre es mit Schottland? In den Highlands kommt man prima zur Ruhe. Dort oben wohnen so wenige Menschen, dass man nicht Gefahr läuft, von irgendjemandem gestört zu werden. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mich dort nach einem Zufluchtsort umsehen.«

Ich lächelte dem alten Mann dankbar zu. »Das werde ich.«

»Was ist mit meinem Tee? Bekomme ich den auch, wenn du nicht da bist? Wirst du den Laden schließen?« Auf Harrys faltiger Stirn war plötzlich eine tiefe Sorgenfalte zu sehen. Man konnte dem Mann überdeutlich ansehen, dass ihm die Vorstellung nicht behagte, morgen womöglich vor geschlossenen Türen zu stehen.

»Ich bleibe hier, Harry, und erwarte, dass du mich täglich besuchst und mir hier etwas unter die Arme greifst.«

Maggy stand in Harrys Rücken und zwinkerte mir verschwörerisch zu.

Man konnte den Stein sprichwörtlich von Harrys Herzen fallen hören.

Während sich dieser an die Lektüre seiner Zeitung machte, überschritt ich die Schwelle zu meinem Büro. Schottland also. Gut. Warum nicht?

Kapitel 3

 

 

»Das macht dann fünfundfünfzig Pfund.« Mit diesen Worten drehte sich der Taxifahrer mit der grau-beige karierten Schirmmütze und dem akkurat gezwirbelten Schnauzbart zu mir um und sah mich mit gerunzelter Stirn an.

Mir war bei dem Anblick des kleinen Cottages auch nicht ganz wohl bei der Sache. Der kalte graue Naturstein, mit dem das Haus vor einer Ewigkeit gebaut worden sein musste, erweckte auf mich nicht unbedingt den Anschein, als würde ich mich dort drinnen sonderlich wohlfühlen können. In nächster Nähe war auch kein anderes Haus zu sehen. Es stand dort mutterseelenallein auf weiter Flur.

Aber was sollte ich denn tun? Die Unterkunft war schon komplett bezahlt. Darauf hatte der Eigentümer bestanden, und eine Alternative hatte ich nicht. So kurz vor Weihnachten grenzte es an ein Wunder, dass ich überhaupt noch etwas gefunden hatte.

»Also wenn Sie es sich noch einmal anders überlegen wollen, kann ich Sie auch wieder mit in die Stadt nehmen. Ich würde Ihnen auch einen Freundschaftspreis machen. Ich habe Kinder und sogar schon Enkelkinder, wissen Sie? Ich würde nicht wollen, dass diese über Weihnachten allein am Ende der Welt in einem … Nun, alleine sind.«

Ich lächelte den Taxifahrer dankbar an. Ohne mich zu kennen, war er besorgt um mich. Das fand ich irgendwie rührend. Schließlich konnte es ihm ganz egal sein, was nach dieser Fahrt aus mir wurde.

Die Kälte und das Unnahbare, das dieses Haus ausstrahlte, war mit Worten gar nicht zu erklären. Auf den ersten Blick wirkte das Steingebäude in die Jahre gekommen, aber nicht unbedingt verwahrlost. Wenn man es so ansah, konnte man allerdings gleich erkennen, dass ihm etwas fehlte. Etwas, was ich allerdings nicht greifbar machen konnte.

Da sich der Eigentümer nicht die Arbeit gemacht hatte, Bilder von dem Ferienhaus ins Netz zu stellen, konnte ich nur hoffen, dass das Innere nicht einer Bruchbude glich. Wie verzweifelt konnte ich nur sein, um mir solch ein Ferienhaus zu mieten? Die Frage konnte ich mir selbst am besten beantworten.

Als ich am Freitagabend den Laden zugeschlossen hatte, war ich schnurstracks in Toms und Geraldines Arme gelaufen. Die beiden waren eng umschlungen unter einem Regenschirm verliebt kichernd durch die Stadt gelaufen. Für einen Moment konnte ich nicht anders, als sie anzustarren. Sie sahen so perfekt aus. Tom und das brasilianische Unterwäschemodel waren wie füreinander geschaffen. Geraldine war nur wenige Zentimeter kleiner als Tom, beide waren hochgewachsen und schlank. Neben Geraldine sah ich aus wie eine Tonne. Dabei waren es wirklich nur fünf Kilo zu viel auf den Hüften, zumindest laut BMI.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Mila Summers
Cover: Nadine Kapp
Lektorat: Dorothea Kenneweg
Korrektorat: SW Korrekturen e.U.
Tag der Veröffentlichung: 15.07.2021
ISBN: 978-3-7487-8846-1

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /