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„Ryan! Mann, beeil dich doch mal wir kommen noch zu spät“, sagte Tara. Es war Nachmittag. Sie hatte, wie ihre Mutter die ebenfalls wartend neben ihr stand, eine schwarze Hose und einen Blazer an. Da kam auch schon Ryan. Tara öffnete die Tür und murmelte nur etwas wie ja endlich. Die Fahrt zum Friedhof zog sich, obwohl dieser im selben Ort war. Tara hatte sich geschminkt, da dies ein Grund wäre nicht zu weinen. Es würde ja das Make-up verschmieren.
Sie stiegen aus dem Auto und es standen Verwandte der Familie und Freunde von Calla da. Still schweigend rollten Tränen von den Gesichtern, mit denen Calla einst gescherzt und geredet hatte. Die Familie betrat die Kirche. Alle Augen waren auf Tara, ihre Mutter und Ryan gerichtet. Es spielte Musik, die Calla einst geliebt hatte. Tara hat sie ausgesucht. Es war als wollten die anderen Trauernden sich damit trösten, dass es ihnen viel schlechter geht als ihnen selbst. Es herrschte Schweigen. Ganz vorne ein weißer Sarg der offen war. Daneben ein Bild von Calla. Sie lächelte. Aletta trat als erste an den Sarg heran und blickte in die Augen ihrer eigenen Tochter. Sie berührte ihre Hand und schrak vor der eisigen Kälte die ihren Körper erfüllte zurück. Ihre Augen waren geschlossen. Sie sah aus wie ein Engel, wie sie dort lag mit einem angedeuteten Lächeln. „Liebling, wir vermissen dich“, schluchzte Aletta kurz, bis sie keine Worte mehr fassen konnte vor Tränen. Sie lief zurück und Ryan legte einen Arm um sie. Tara trat hervor und sah ihre Schwester. Sie sagte kein Wort und lief mit einem schmerzenden Herz in die erste Reihe der Bänke, wo auch ihr Bruder und ihre Mutter saßen. Dort setzte sie sich und schloss die Augen. Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Aber sie wollte sie nicht aussprechen.
Die Kirchenorgel begann ein Lied zu spielen. Tara musterte ihre Umgebung. Fünfzig der wunderschönsten, weißen Rosen waren aufgestellt worden. Rein wie Calla es war strahlten sie in voller Blüte. Die Orgel verstummte und der Pater sprach Standartzeugs, das eigentlich niemand hören wollte. Nach dem er damit fertig war rief er Tara auf ein paar Worte zu sagen. Ihre braunen Augen blickten kalt als wäre ihr Herz eingefroren. Sie stellte sich auf das Potest des Pfarrers und blickte in die Menge. Wie sie die ganzen mitleidigen Blicke hasste.
Dann begann sie zu sprechen in leisen Worten.
„Calla, war nicht nur eine Schwester für mich. Sie war wie meine beste Freundin. Sie war ein reiner Mensch, nie hatte sie irgendwas Böses getan oder Böses gesagt. Wenn ihr mich fragt, war sie ein Engel. Jeder, der Calla kannte weiß was ich sagen will. In ihrer Nähe fühlte man sich wohl. Sie war sympathisch. Ihr Lachen war ansteckend und sie war voller Freude. Sie hatte ein Riesenherz. Wenn ein Mensch geht, der einem alles bedeutet hat, dann ist das wie ein eigener Tod. Etwas ist mit ihr gegangen. Aber es ist auch etwas von ihr da geblieben. Sie ist jetzt ein Engel, aber sie war das immer schon. Sie besaß keine Flügel und doch ist sie das Wundervollste was mir Gott geben konnte. Sie hatte eine sanfte Seele und sie wird für immer in unseren Herzen sein. Und ich wette sie ist im Moment unter uns und...“ Tara’s Stimme brach ab. Dicke Tränen rollten von ihren Wangen. Alle Vorsätze des Nichtweinens waren vergessen. Sie wischte sich notdürftig die Tränen ab und sprach mit heiserer Stimme: „..und fühlt sich ganz schrecklich weil wir wegen ihr weinen. Ich dachte nie, dass sie so schnell einfach weg sein würde. Und ich hatte nie Zeit mich zu bedanken. Danke... Danke für alles was du getan hast. Ich hoffe ich werde mal ein Mensch wie sie es war.“
Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte sie sich. Der Sarg wurde geschlossen und die Menschen standen auf, folgten dem weißen Sarg der von vier Männern geschoben wurde. Direkt hinter dem Sarg liefen Arm in Arm Ryan, Tara und Aletta. Wieder waren so viele Augenpaare auf die Drei gerichtet, die Calla wohl am nächsten standen.
Es war ein erbärmlicher Marsch zum Grab. Die Menschen weinten und die Drei versuchten stark zu sein.
Ein Lied erklang gespielt von Trompeten. Die Männer legten den Sarg eine Trage, mit dem sie ihn herunterlassen konnte. Tara sah ihnen dabei zu. Sie fühlte nichts mehr. In diesem Sarg war niemand. Calla war nämlich nicht mehr in diesem Körper der wie Calla aussah. Calla war schon längst so wunderschön wie in ihrem Traum. „Nein!“, schrie jemand rechts von Tara.

* * *


Die Trompeter verstummten. Ryan rannte los. Er musste weg. Sein Gedanke war weg hier. Einfach weg. Ihm war es egal, wohin er rannte. Einfach nur weg. Als er sich sicher war, dass er weit genug gerannt war und ihm niemand gefolgt ist, blieb er stehen. Er blickte sich um. Weststadt. Er war zu Selina gerannt. Doch er hatte keine Ahnung, in welchem Haus sie wohnt. Also begann er an den Häusern zu klingeln. Nach dem dritten Haus hatte er Glück, die Frau die dort wohnte erklärte ihm wo sie wohnte.
Ryan folgte der Beschreibung und stand vor einen schönen, großen Haus. Er klingelte und Selina öffnete die Tür. Fragend blickte sie ihn an. Seine schwarzen Haare waren verstrubbelt. „Hey“, sagte er und grinste sie an. „Hi“, antwortete sie ihm und grinste zurück. Sie bat ihn herein und er folgte ihr in ihr Zimmer. Es war zweimal so groß wie seins. Die Wände waren in einem zarten Rot-Ton gestrichen. Sie hatte einen riesigen Kleiderschrank und ein Doppelbett stehen. Zwischen ihrem Bett und ihrem Schrank stand ein hellbraunes Sofa. Darauf setzte sie sich und er sich neben sie. „Sorry, ich dachte nicht, dass du mich heute besuchst. Deswegen hast du jetzt als Erster die Ehre mich total ungerichtet zu sehen. Schicker Anzug“, sagte Sel und lächelte. Er sah sie an. Sie trug eine Jogginghose und ein weißes Top. Die Haare hatte sie mit einer Haarspange hochgesteckt, nur einzelne Strähnen fielen ihr leicht gelockt auf ihre Schultern. Ryan grinste: „Ich fühl mich glatt wie ein VIP. Danke.“
„Also, eine Frage. Woher weißt du wo ich wohn?“ – „Hab die Nachbarschaft durchgeklingelt“
Sie lächelte und er zog sich sein Jackett aus. „Willst du was trinken?“, fragte sie „Wir hätten Bier und Kirschsaft und Mineralwasser und…“
„Bier“, sagte er und grinste. Sie stand auf und ging aus dem Zimmer. Er schaute sich um und sah einen Zettel. Er schaute darauf und sah seinen Namen in schöner Schreibschrift. Sel kam ins Zimmer, er drehte sich um, grinste und hob den Zettel hoch. „Gib das her“, sagte sie, nahm ihm den Zettel weg und gab ihm dafür das Bier.
„Solln wir ein Film schauen?“, fragte sie ihn. „Können wir, ich schreib nur schnell meiner Schwester ne Sms nicht dass die und Mom sich Sorgen machen“ Während er an seinem Handy herum hantierte schob sie eine DVD mit einem Comedyfilm an. Zärtlich legte er seinen Arm um sie und sie kuschelte sich an ihn.
Den Film bekam sie gar nicht richtig mit, sie hatte die Augen geschlossen und ihren Kopf an seiner Brust. Sie hörte seinem Herzschlag zu.
Inzwischen war es draußen dunkel.
„Wollen wir Abendessen?“, fragte sie ihn. „Wär’ nicht schlecht“, meinte er und sie nahm ihn an der Hand und führte in die Küche. Auch diese war größer als bei ihm Zuhause in dem Reihenhaus in der Innenstadt. „Also ich könnte Pizza anbieten und Pizza. Aber vielleicht willst du auch Pizza?“, scherzte sie und lächelte. „Dann essen wir Pizza“, beschloss Ryan.
Sie holte die Pizzas aus der Kühltruhe und schob sie in den Backofen. Die Haustür klingelte. „Ich geh schnell hin“, meinte Selina und lief zur Tür. Sie kam wieder mit einer Frau. „Mom, das ist Ryan. Ein Kumpel von mir.“ Sie begrüßte ihn und musterte ihn mit fragendem Blick. Er erklärte schnell: „Ich bin bevor ich hergekommen bin auf einen Fest gewesen. Deshalb der Anzug“
„Achso. Du kannst mich übrigens Eva nennen. Ich hab’s nicht so mit „Frau Daruf “ genannt zu werden im eigenen Haus. Schläfst du heute hier?“, fragte die braunhaarige Frau mit den grauen Augen Ryan. Der blickte fragend zu Selina. Sie lächelte ihn an. „Also, wenn ich darf dann ja“, grinste er.
„Zahnbürsten haben wir welche da, du musst nicht mehr extra nach Hause“, grinste Eva ihn an. Die Pizza war fertig und die beiden verschwanden wieder in Sel’s Zimmer. „Deine Mom ist voll locker“, bemerkte Ryan. „Ja, schon. Aber sie kann manchmal ne richtige Zicke sein. Glaub mir“, grinste sie. Sie aßen und Selina ging zum Schrank und zog eine Packung voller kleinen Schnapsflaschen raus. „Hab ich zum Geburtstag mal bekommen“, sagte sie und gab ihm einen. Sie tranken sie und Ryan bemerkte: „Ich habe auch bald Geburtstag. Dann kann ich endlich Auto fahren“ - „Echt? Wann?“ – „Am 1. Juli. In vier Tagen also. Dann machen wir einen Ausflug“, schlug Ryan vor. Selina nickte und grinste ihm zu. Sie öffnete das Fenster und schaute heraus. Er stellte sich neben sie und schaute auch heraus. „Die Sterne leuchten heute voll schön“, meinte sie und schaute in seine Augen. Er legte seine Hände an ihre Hüfte und umarmte sie.
„Eigentlich geht es mir dreckig. Aber wenn du da bist, dann scheint es mir so als sei alles kaum so schlimm“, erklärte er ihr.
„Genauso ist’s bei mir auch. Nur nicht so schlimm wie bei dir. Du weißt ja was ich mein..“
Er drückte sie fest an sich und küsste sie auf die Stirn. Sie grinste ihn an und er schaute ihr tief in die Augen. „Starr mich nicht so an“, scherzte Selina.
„Ich zieh mich jetzt schnell um, und du schaust solang die schönen Sterne an“, befahl sie.
Er drehte sich um und sie huschte zum Kleiderschrank. Sie zog eine schöne Pantie an und ließ ihr Top an. Dann legte sie sich auf das Bett und schaltete den Fernseher an. Ryan stand immer noch und sah sich die Sterne an. „Du kannst dich ruhig umdrehen“, sagte sie und er drehte sich um. Er zog seine Hose aus und sein Hemd und hing beides über ihren Schreibtischstuhl. Dann schloss er das Fenster und legte sich neben sie. Sie streichelte ihm zärtlich über den Rücken und er legte seine Arme um sie. Dann schauten die beiden einen Film an und er schlief ein.

FORTSETZUNG FOLGT SOBALD WIE MÖGLICH!!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.01.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
In diesem Teil hab ich mich mehr mit Ryan beschäftigt, da Selina und Er schon im Teil eins ein wenig "geflirtet" haben und ich die Geschichte forfahren lassen wollte..

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