Sie schloss die Augen und zog den Duft des See’s tief in ihre Nase ein. In Gedanken durchging sie jede einzelne Minute, die sie hier mit ihm verbracht hatte. Es schien eine Ewigkeit her, doch letztendlich war es ein Jahr. Zärtlich strich ihr der Wind durch das schwarze Haar und eine Träne streichelte ihr über die Wange. „Cherié, wein doch nicht das gute Make-up“, murmelte sie und sie lächelte verbittert. Die Frauen die neben ihr saßen, starrten sie mit schiefen Blicken an. Sie wendete den Blick vom See zu den Frauen, die sich schnell weiter unterhielten, als sie die Traurigkeit in ihren großen, braunen Augen sahen. Ein Mann lief vorbei, der ihm ähnlich sah. Sie zuckte zusammen vor Schmerz.“ Es begann zu regnen und zu donnern. Die zwei Frauen eilten davon, ebenso wie die anderen Badegäste. Als sie sicher war, dass niemand mehr an diesem Teil des See’s war, stand sie auf und lief zu einer Treppe, die in den See führte. Sie atmete tief aus, die Wellen wurden stärker. Doch zu diesem Zeitpunkt war ihr das egal. Eine Windböe wirbelte ihr beiges Seidenkleid etwas nach oben, doch sogleich kam eine Welle und das Kleid klebte an ihr. Ihre Haare waren längst feucht vom Regen und im Ganzen interessierte sie nicht wie sie aussah. Sie nahm das Bild von ihm, dass sie die ganze Zeit in ihrer Hand hielt und ließ es treiben. Eine Welle nahm es mit und sie wusste jetzt ist sie frei. „Ich komme, Liebling.“, flüsterte sie. Sie war bis zur Mitte des See’s geschwommen als eine Welle kam, die sie nach unten riss. Eine Spur von Vorfreude machte sich breit.
Sie spürte wie ihre weißen Flügel wuchsen.
* * *
„Mama, hör auf zu weinen. Du weißt selber, dass Calla nicht ohne ihn leben hätte können. Du weißt selber wie sie war nach diesem..Tag. Wir haben es alle gewusst. Und sie passt auf uns auf. Calla hat uns immer geliebt. Sie will dich bestimmt nicht so unglücklich sehen!“
Tara unterdrückte ihre Tränen, denn es war wichtig in erster Linie jetzt für ihre Mutter Aletta da zu sein. Sie lagen sich in den Armen und versuchten mit Worten die andere zu trösten.
„Sie war noch so jung...“, flüsterte Aletta mit zittriger Stimme. Sie schaute ihrer Tochter ins Gesicht und eine weitere Welle Schmerz überrumpelte sie. Calla und Tara sahen sich beide so ähnlich. Als Tara fünf Jahre nach Calla auf die Welt kam, scherzte sie, endlich sei Calla’s Zwillingsschwester auch auf der Welt.
„ Mom, die Besten sterben bekanntlich jung. Desweg’n ist sie ja weg, oder?“ Tara und Aletta’s Blicke huschten beide zu Ryan, der auf dem Wohnzimmersessel saß und ein Sandwich aß. Er schien es überhaupt nicht verstanden zu haben, dass seine eigene Schwester nicht mehr unter ihnen weilte. Dass sie am Tisch nur noch zu dritt saßen und die Leere des vierten Stuhls Aletta abgöttisch schmerzte. Gut, die zwei hatten nie viel am Hut. Meistens haben Calla und Tara Modenschau gespielt, sich übertrieben geschminkt und die größte Freude gehabt, so zu tun als seien sie Topmodels. Wenn Ryan ins Zimmer kam, bemerkte Tara sofort, dass das Spiel nichts für Jungs sei und er solle was alleine spielen. Er ist dann traurig in sein Zimmer gegangen und spielte Autos.
Im Teenager-Alter erzählten Calla und Tara sich alle ihre Geheimnisse und Erkenntnisse über Jungs, schwiegen aber vor Ryan wie zwei Gräber.
Tara schüttelte den Kopf und kochte in der Küche Tee. Zwei Tassen, eine davon brachte sie ihrer Mutter und eine trank sie. Es war schon spät und sie beschloss ins Bett zu gehen. Tara gab ihrer Mutter ein Kuss und als sie die Zimmertür schloss, begann sie zu weinen. Leise versuchte sie all den Schmerz aus ihren kleinen Körper herauszudrücken. Weinend fiel sie in den Schlaf.
* * *
Tara eilte zwischen hohen, grauen Gebäude umher. Sie lief in eine Gasse und sah sich selber im Spiegel. Trotz der deutlichen Unruhe, die sie in sich spürte, sah sie so beruhigt im Spiegel aus. Die schwarzen, langen Haare ganz glatt. Die braunen Augen strahlten Ruhe aus. Warum ist ihr noch nie aufgefallen wie ähnlich sie und ihre Schwester sich sahen?
Ein paar Unterschiede gab es dennoch. Calla war groß, hatte lange Beine, während Tara klein und zierlich war.
Von weit her donnerte es und ein heller Blitz, riss Tara aus den Tagträumen. Sie rannte an den Ort, wo sie den Blitz sah, bis sie an einen See kam. Es regnete. Der Himmel war leicht lila gefärbt. Tara setzte sich auf die alte, steinige Mauer, die See und Land grenzte. Da wurde ihr klar, wo sie sich befand. Sie sah Calla. Im weißen Seidenkleid. Tara erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem sie dieses Kleid das erste Mal gesehen hat. Sie und ihre Schwester waren auf der Suche nach einem Hochzeitskleid. Die Schwestern verliebten sich in dieses Kleid und Calla hat es zurücklegen lassen.
Tara schrie den Namen ihrer Schwester, doch die ignorierte Tara einfach. Eine Welle kam.
„Man, scheiße Calla! Komm zurück. Du darfst nicht gehen. Ich brauch dich, Mom braucht dich!“ Calla drehte sich um und sah ihrer kleinen Schwester einen Sekunde lang in die Augen. Dann lächelte sie und nickte ihr zu. Tara kreischte und weinte als Calla unterging, doch sie verstummte sogleich. Aus dem Wasser prangten zwei riesige Flügel. Und ein Engel. Die Wassertropfen auf den Körper dieses Engels, glänzten wie Perlen. Es war das schönste Wesen das Tara je sah. Der Engel winkte Tara zu und flüsterte: „Ich pass auf dich auf, kleine Schwester.“ Tara murmelte: „Calla, mein Engel.“ Der Engel nickte und kicherte ein glockenhaftes Lachen.
* * *
Tara blickte auf die Uhr. 6:30 Uhr. Es war Freitag, doch sie konnte nicht mehr schlafen. Müde stolperte sie ins Badezimmer, duschte und putzte sich die Zähne. Sie kämmte ihre feuchten Haare und föhnte sie. Danach ging sie zum Kleiderschrank und zog ein schwarzes Kleid an. Tara zog die Haustür leise zu und fuhr zum Bestattungsunternehmen die Beerdigung organisieren. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter das nicht tun musste. Es würde die Situation realisieren. Aus Calla nur ein Grab und ein Grabstein machen. Das hatte Zeit bis zur Beerdigung.
* * *
Ryan war schon lange vor Tara wach. Mit roten, schmerzenden Augen las er immer wieder dieselben Zeilen.
Ryan.
Ich weis wir haben nie viel miteinander gemacht. Und dennoch musst du wissen, bedeutest du mir viel. Erinnerst du dich noch an deine Geburtstage? Ich habe dir immer diese kleinen Briefchen gegeben. Hast du sie noch? Wenn du mich vermisst dann lies sie durch. Ich wird dich vermissen mein Kleiner. Aber ich pass auf dich auf. Ich weis, dass immer wenn wir Streit hatten, du meine Briefchen durchgelesen hast. Obwohl in jedem wohl die gleichen Dinge geschrieben waren.“Entschuldigung, du musst wissen egal was ist, ich mag dich sehr.“
Ich ertrage den Schmerz nicht mehr, deshalb werde ich gehen.
Pass auf Mama und Tara auf. Calla
Er faltete den Brief und versteckte ihn unter seinen Kopfkissen. Niemand darf ihn lesen. Die Zettelchen zum Geburtstag, ja das war allein Calla und Ryans Geheimnis. Calla und Tara hatten so viele, aber niemand, nicht mal seine eigene Mutter hatte sein und Callas Geheimnis etwas mitbekommen. Es war kindisch. Aber es war eben ein reines Calla-Ryan-Ding, nichts mit Tara. Er dachte nach und frage sich, ob Tara auch einen Brief bekommen hatte. Oder Seine Mom.
* * *
„…die Beerdigung findet dann am 13.Oktober statt.“, sagte Herr Knauser. „Okay.“, antwortete Tara. In 3 Tagen würde sie das letzte Mal das Gesicht ihrer Schwester sehn. Da Calla schnell von einem Anglerboot entdeckt wurde, war sie nicht zu aufgequollen.
Tara verabschiedete sich und begann alle Verwandten und Freunde von Calla anzurufen. Sie selbst wird eine Rede halten an dem Trauergottesdienst. Als sie fertig mit telefonieren war, sind schon zwei Stunden vergangen. Als entschied ein wenig rumzuschauen im Einkaufscenter. Einfach mal andere Gedanken haben. Ein Geschäft stich ihr die ganze Zeit über ins Auge. „Rietaz’ Reisen“. Die Leuchtreklame reizte Tara solange, bis sie spontan in das Reisebüro herein trat. Eine blonde Frau schenkte Tara sofort Aufmerksamkeit..
* * *
Aletta saß auf der Couch. Unter einer Decke versuchte sie, sich vor dem Schmerz in ihrer Seele zu verstecken. Langsam sollte sie einsehen, dass das kindisch war. Aber sie brauchte es. Sie möchte nicht mehr weinen. Es ist für sie so komisch, dass ihre Kinder sie in diesem Zustand sahen. Eigentlich ist sie doch groß. Sie müsste für ihre Kinder da sein. Und nicht die sein, die hier mit einem Berg Kummer vor sich hin lebte. Aletta konnte es nicht begreifen. Nie dachte sie, den Tod einer ihrer Kinder miterleben zu müssen. Schließlich war sie 21 Jahre älter als Calla es war. Calla. Eine weitere Welle Schmerz überschwemmte sie. „Sie war doch immer so ein gutes Mädchen“, dachte Aletta. Sie schaute aus dem Fenster. Kaum zu glauben, dass in so einer Zeit die Sonne scheint. So schadenfroh strahlte sie sie an. Einen kurzen Augenblick bekam Aletta einen Hass auf die Sonne, bis sie bemerkte dass dies kindisch sei.
Immer wenn man denkt das Leben sei gerade einigermaßen okay, klingelt das Leben an der Tür und übergibt dir ein Päckchen Unglück. Fettes, schwarzes Unglück.
Das Schloss der Haustür klackte und Tara kam herein. Als sie ihre Mutter sah, setzte sie sich zu ihr auf die Couch und legte eine Hand auf Aletta’s Schulter. „Mom, ich fall gleich mit der Tür ins Haus. Ich hab dir für dieses Wochenende in einem Wellness-Hotel in der Nähe ein Zimmer gebucht. Und das volle Programm. Kein Widerspruch. Ich möchte dass du dich vor der Beerdigung ausruhst. Und nachdenken kannst. Und vor allem, dass du hier raus kommst, ich sehe deine Blicke auf der vierten, leeren Stuhl der einst Calla ihrer war. Und ich weiß auch dass du jeden Tag vor ihrem Zimmer stehst, aber die Tür nicht öffnest.“ Aletta tat unschuldig. Sie wusste ganz genau warum sie die Tür nicht öffnet. Sie konnte es nicht. Es war noch zu früh. „Mh. Kein Widerspruch?“, fragte Aletta und lächelte schwach. „Absolut kein kleines bisschen nicht mal so viel!“ Tara machte einen Abstand von ungefähr ein Zentimeter zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger und dabei ein professorisches Gesicht. Sie nahm ihre Mutter in die Arme und beide lächelten. „Du kleine Nervensäge“, sagte Aletta liebevoll. „Bitteschön“, lächelte Tara „aber jetzt packen wir deine Koffer! Es ist Freitag und das Zimmer ist schon für heute Nacht gebucht. Ich fahre dich.“
* * *
Als Tara ihre Mutter verabschiedet hatte, fuhr sie shoppen. Sie brauchte etwas für die Beerdigung. Was sie nicht wahrhaben wollte war, dass sie nur ständig irgendwelche Dinge tat, um keine Zeit zum Nachdenken zu haben. Sie bekam ein schlechtes Gewissen. Ihre Mutter schickte sie auf ein Wochenende um das zu tun, wovor sie Angst hatte. Nachdenken. Vielleicht auch abschließen. Ihre Mutter war so stark. Und Tara tat nur so, um ihre Mutter zu beruhigen. Es war Zeit, dass Tara sich dem Problem stellte, jetzt ohne Calla leben zu müssen. Tara parkte in einem Parkhaus. Und fing an zu weinen. Sie weinte so lange, bis sie Kopfweh bekam. Danach wischte sie ihre Augen mit Kosmetiktüchern ab, die sie immer in ihrer Tasche hatte. Tara schminkte sich nach und ging dann ins Einkaufscenter. Sie steuerte direkt einen Blumenladen an. Sie betrat diesen und bestellte 50 weiße Rosen auf Oktober, den 13. Für Callas Beerdigung. Zwar hatte der Mann von der Bestattungsfirma gesagt, er würde sich um alles kümmern, aber Tara wusste dass Calla diese Blumen geliebt hatte. Als sie dies erledigt hatte kaufte sie sich für die Beerdigung ein Outfit.
Tara verließ das Einkaufscenter und spürte feine Regentropfen auf ihrer Haut. Sie blickte zum Himmel und hoffte morgen würde ein besserer Tag werden.
* * *
Am nächsten Tag, stand Tara auf und sah aus dem Fenster. Die letzte Nacht brachte Regen mit sich, deshalb war es nicht sonderlich warm draußen. Die Wolken waren grau und trist. Dennoch riss sie sich zusammen und rief alte Freundinnen an. Nur wenige hatten Zeit aber wenigstens etwas. Sie wollten heute gemeinsam ein Kaffee trinken.
Tara machte sich besonders hübsch, denn sie wollte nicht zu fertig aussehen. Bevor sie dann gegen Nachmittag ging hinterlegte sie Ryan ein Zettelchen und rief bei ihrer Mutter an.
„Hey Mom. Ich dachte ich ruf mal an, zum schau’n ob alles okay ist.“
„Hallo Tara, ja alles in Ordnung. Ich bin dir wirklich dankbar für das Wochenende. Aber ich muss die ganze Zeit über Calla nachdenken. Kindchen, ich weiß ich hätte nichts ändern können, aber wieso ist mir das nie aufgefallen, dass es ihr so schlecht geht?“
„Wir konnten ja nicht ahnen. Mom du hast alles richtig gemacht.. Hör auf damit dir selber ein schlechtes Gewissen einzureden.. Du machst dich nur selber fertig.. Es war ihr Wille.. Sie hat sich.. Ich vermiss sie so..“ Heiße Tränen rannen über Tara`s Gesicht
„Ich auch.. “ Ein Moment lang herrschte Stille
„Mom, ich eh heute mit Anna und Hannah und ein paar anderen ein Kaffee trinken.“
„Tu das, es wird dich auf andere Gedanken bringen. Viel Spaß, Hübsche“
„Dir auch, tschüß“
„Tschau“
* * *
Ryan schaute aus dem Fenster und fluchte leise vor sich hin: „Was für ein scheiß Wetter!“ Er schmollte und als er darauf schwören hätte können, dass die Wände seines Zimmers näher kamen. Er flüchtete aus dem Haus und steckte seine Hände in seine Kapuzenjacke. Er kickte ein paar Dosen die er auf dem Weg zum Park sah. Als er dort angekommen war setzte er sich auf eine Band und senkte den Blick. Falls ihn doch ein paar Tränen kamen, sollten sie wenigstens nicht gesehen werden. Er schluchzte. Es war kalt und es nieselte ein wenig. Die Blätter der Bäume raschelten. Ryan wollte gerade wieder gehen, als er ein leises Wimmern hörte. Er schaute auf und sah auf einer gegenüberliegenden Bank ein Mädchen. Sie hatte die Arme um ihre Beine geschlungen und sie weinte. Da sie ihn noch nicht gesehen hatte überlegte Ryan, ob er einfach schnell gehen sollte. Doch dann kam ihm wieder die Erinnerung an das Gefühl, wenn er alleine war und keinen Menschen mehr hatte.
Er ging zu ihrer Bank, doch sie bemerkte ihn gar nicht. Das Mädchen hatte den Kopf geneigt. Ryan räusperte sich, doch sie hörte ihn gar nicht. Nachdem er eine Minute vor ihr stand, stupste er sie letztendlich an. Sie schaute zu ihm auf, das Gesicht voller verlaufener Schminke. „Hey, ist neben dir noch n’ Platz frei?“, fragte er sie. „Es sind noch vier Bänke frei, warum setzt du dich nicht einfach auf die?“, zischte sie ihn an. Ryan grinste. Das Mädchen sah ihn an: „Warum lachst du jetzt, bitte? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich gescherzt habe.“ Sie wendete den Blick von ihm und tat so als wäre er nicht hier. Ryan setzte sich neben ihr hin. „Also doch nicht einer von den anderen vier Parkbänken..“ , sie klang enttäuscht. Er grinste wieder und sagte: „ Ich bin Ryan, wie heißt du?“ „Minnie Mouse, weist du.“ Das Mädchen starrte wieder stur gerade aus und bot somit Ryan genug Zeit um sie zu mustern. Das Mädchen hatte braune wellige Haare, eine kleine spitze Nase und lange Wimpern. Sie war ein wenig blass im Gesicht und trug eine graue Sweatjacke und eine Jeans. „Willst du ein Passbild, oder wie lang willst du mich noch anstarren?“ Sie drehte den Kopf zu Ryan und jetzt lächelte sie sogar ein wenig. „Mh, lass mich raten.. Nettigkeit ist nicht deine Stärke?“ Sie lächelten beide.
Eine kalte Windbrise wehte an ihnen vorbei und das Mädchen zitterte. Ryan zog seine Jacke aus und legte es ihr über die Schultern. Sie zog die Jacke an, die ihr ein paar Nummern zu groß war und flüsterte: „Ich bin Selina.“ Ryan lächelte. „Gut gut. Aber mir ist ehrlich gesagt etwas kalt nachdem ich einer fremden meine Jacke gegeben habe. Ich denke ich geh nach Hause. Wir sind eh die einzigen die bei Regen im Park sitzen.“ Selina sah ihn enttäuscht an: „Gehst du wieder nach Haus?“ „Jop.“, antwortete er. „Oh. Okay. Also dann war schön dich getroffen zu haben. Hier deine Jacke.“, sagte sie, zog ihre Jacke aus und gab sie ihm wieder. Er stand auf murmelte: „Ja, schön war’s. Tschüß“
Ryan ging ein paar Schritte und drehte sich dann nochmals um. Selina saß da wie am Anfang. „Hast du nicht irgendwie Lust auf ne Cola mitzukommen?“, fragte er sie. Selina stand auf und fragte: „Macht es deinen Eltern denn nichts aus, wenn du irgendwelche Mädchen aus dem Park auf einmal mitbringst, oder machst du das öfters?“ „Nein, dass ist das erste Mal. Aber bei mir ist gerade niemand zuhause. Bevor du hier in der Kälte rumsitzt“, antwortete er und beide gingen heim.
* * *
„Hey Tara, schon ewig nicht mehr gesehen“ Anna lächelte Tara an. „Ja, war wohl nichts mit „Wir treffen uns jede Woche einmal nach der Schule mal!“ “, sagte Tara bedauernd. „Ihr habt bestimmt viel zu erzählen!“ Hannah, die auch schon in der Schule immer sehr gesprächig war erzählte über dies und das und jenes voller Begeisterung. Die Mädchenrunde saß im Café und Tara hoffte inständig niemand würde sie nach ihrer Schwester fragen. Doch diese Hoffnung wurde auch schnell zerstört. „Sag mal, Tara, wie geht’s eigentlich Calla? Was macht sie so“, fragte Elli, die sich früher auch immer gut mit Calla verstanden hat. Tara schluckte. „ Sie hat sich am Donnerstag das Leben genommen.“ Die fröhliche Mädchenrunde schwieg. Mitleidige Blicke trafen Tara. „Oh. Das.. das tut mir leid..“, stotterte Elli. Wieder Schweigen, das für Tara höchst unangenehm war. Sie wollte Ablenkung und kein Mitleid. Doch Helle lenkte schnell vom Thema ab, indem sie begann über eine dicke Dame, die schrill und bunt gekleidet war zu lästern. Die jungen Frauen kicherten und Tara warf Helle einen dankenden Blick zu. Sie war froh, dass während des ganzen Treffens keine Calla-Fragen mehr gestellt wurden.
* * *
Ryan stand vor dem Reihenhaus, indem seine Wohnung lag. Er schloss die Haustür auf und bat Selina herein, brachte ihr eine Cola und Abschminktücher seiner Schwester, für ihre verschmierte Schminke. Dann führte er sie in sein Zimmer. Er setzte sich auf seinen Sessel und macht leise Musik an, während sie inmitten des Zimmers stand und ihn ansah. Er grinste und sagte: „Du kannst dich aufs Bett setzten.“ Selina nahm die Abschminktücher, setzte sich aufs Bett und schminkte sich ab. Die schwarzen, länglichen Überreste ihres Augen Make-ups die von der Kombination Wimperntusche trifft Tränen kamen, ließen sich gut abwischen. Als ihr Gesicht wieder schwarzfrei war, bemerkte Ryan wie hübsch sie ist. Sie hatte große graue Augen und ein sympathisches Lächeln. „Du starrst mich schon wieder an“, bemerkte sie und lächelte dabei. „’Tschuldigung“, murmelte er. Selina sah sich um. Ryans Zimmer war weiß tapeziert und er hatte einen Dunklen Holzboden. An seinen Wänden hingen Poster von Frauen in Unterwäsche. Er hatte ein Doppelbett. „Hast du eine Freundin, oder warum ein Doppelbett?“, fragte Selina. „Ähm, nein hab ich nicht. Wir hatten das Bett übrig. Dann hab ich’s genommen. Du bist neugierig.“, stellte Ryan fest. „ Dann darf ich jetzt aber dich auch mal was fragen. Warum hast du heute im Park geweint?“ Sie schaute ihn kurz an und senkte den Blick dann. Das war nicht gerade die Frage, die sie unbedingt beantworten will. „Meine Eltern lassen sich scheiden“, antwortete sie nur kurz, schaute ihn wieder kurz an und senkte dann wieder den Blick. Ryan stand auf setzte sich neben ihr auf das Bett und sagte: „Oh.“ Sie sah ihn an, schon wieder ein wenig Tränen in den Augen und sagte: „ Ich werde bei meiner Mutter bleiben, weil mein Vater will weiter wegziehen und ich hab hier meine Freunde. Ich werd ihn also nicht wirklich oft sehen.“ Ryan legte einen Arm um Selina. „Und was hast du an einem Regentag, in einem nassen, matschigen Park gemacht?“ Ryan schluckte auf: „Ich musste weg von hier. Meine Schwester. Sie ist gestorben. Donnerstag.“ Selina blickte erschrocken auf. Wie konnte sie nur mit einer lächerlichen Scheidung kommen, während seine Schwester tot ist? „An was ist sie gestorben?“, flüsterte sie. „Sie hat sich das Leben genommen.“ Selina umarmte Ryan in den Arm, der hütete sich aber davor auch nur eine Träne vor ihr zu vergießen. „Es tut mir leid, ich wusste nicht..“, stammelte sie. „Schon ok.“
Es tat ihm gut, dass jemand auch für ihn da war. Sie ließ ihn wieder los, um auf die Uhr zu schauen. “Verdammt, schon so spät? Ryan, ich muss gehen“. Er folgte ihr bis zum Haustür, sie tauschten ihre Handynummern und sie verabschiedeten sich.
* * *
„Ryan, ich bin wieder da“, rief Tara. „Ist ok“, antwortete er. Tara ging in sein Zimmer, wo sie ihn mit dem Handy in der Hand auf auf dem Bett liegen sah. „Na, was hast du heute gemacht?“ Er grinste übers ganze Gesicht. „War im Park. Hab jemand kennengelernt.“ Tara lächelte: „Gut gut. Ich hol Mama morgen Abend ab. Hast du was für die Beerdigung?“
Ryan ging zu seinem Kleiderschrank und zog eine dunkele Jeans und ein schwarzes Jacket raus. Tara schaute es prüfend an: „Ja, das dürfte gehen.“ „Was ziehst du an?“, fragte er eher aus Höflichkeit als aus Interesse. Tara huschte aus dem Zimmer und kam sofort wieder mit einer gelben Plastiktüte. Sie zog eine schwarze edle Hose und eine schwarze Bluse heraus. „Hübsch“, antwortete Ryan kurz. „Ja, die Hose war billig, aber die Bluse hat um die fünfzig Euro gekostet. Stell die vor für so ein Stücken Stoff. Nur weil es eine Markenbluse ist. Und die Verarb..“, sie stockte. Früher erzählte sie Calla so was. Als würde es Ryan interessieren ob ihre Bluse jetzt aus Seide oder aus Baumwolle ist. „Was ist los?“, fragte er. „Nichts..ist egal“, antwortete sie und ging langsam aus seinem Zimmer. Als Tara die Tür geschlossen hatte, rannte sie in ihr Zimmer und weinte. Sie fiel ins Bett, faltete die Hände und betete: „Gott, warum hast du sie mir weggenommen, ich brauche sie doch“
Ryan hörte ihr Wimmern aber er wusste er konnte ihr nicht wirklich helfen. In im selber wurde etwas herausgerissen, dass er nie mehr bekommen würde. Er stand von seinem Bett auf ging in die Küche und schob zwei Pizzas in den Backofen. Nachdem sie fertig waren, viertelte er sie und klopfte leise an Tara’s Zimmertür. Als er ein leises Wimmern hörte, deutete er es als Ja. Er öffmete die Türe und Tara sah ihn mit rot-geweinten Augen an. „Pizza?“, sagte er nur und grinste. „Immer“, antwortete Tara und lächelte. Er stellte den Teller auf das Bett und beide begannen zu Essen. Tara erzählte von ihren Treffen mit ihren damaligen Schulfreundinnen und Ryan tat so als interessierte es ihn. Als sie fertig gegessen haben beugte Tara die Teller auf und verkündete, dass sie abräumen würde. Ryan ging in sein Zimmer und nahm sein Handy in seine Hand. Immer wieder schrieb er Kurzmitteilungen, aber schickte sie nicht ab. Er schmiss das Handy auf seinen Nachttischschrank. Er war müde, zog sich aus und legte sich in sein Bett. Er dachte an Tara, an seine Mom und natürlich an Calla. Calla. Komisch, als Selina bei ihm war konnte er für ein paar Augenblicke den Schmerz vergessen. Selina. Das Mädchen mit den großen grauen Augen. Plötzlich hörte Ryan ein Geräusch. Er schrak auf und schämte sich ein wenig für sich selber als er sah, dass es nur sein Handy war. Auf dem Display stand „Sie haben eine neue SMS“. Darunter stand Selina. Er grinste. Mit dem Daumen drückte er auf eine Taste und die SMS öffnete sich. „Hey, ich würde morgen voll gern schwimmen gehen? Hab echt keine Lust zuhause zu chilln,du weißt ja, und meine Freundinnen haben alle schon was vor..Sel♥“ Ryan lächelte zufrieden und schrieb ihr: „Hey, könnte auch ein wenig Ablenkung gebrauchen..Um zwei Uhr bei mir? R.“ Und als sie Ja schrieb lächelte Ryan und konnte beruhigt schlafen.
* * *
Es war schon dunkel als Tara nochmals ein paar Gassen entlanglief. Die frische Luft machte ihren Kopf klarer. Übermorgen ist Callas Beerdigung. Und es würde ihr die Seele heraus reißen. Sie hatte Calla warm, weich und voller Leben in Erinnerung. Auch wenn sie die letzten Monate ihres Lebens schon wie eine Leiche benommen hatte. Tara stiegen die Tränen in die Augen vor Wut. Sie hatte jede einzelne Sekunde mit Calla gelitten und jetzt hat sie es sich so einfach gemacht. Sie ist einfach gegangen. Sie hat ihre Schwester einfach im Stich gelassen. Tara musste jetzt mit all der Trauer und all dem Schmerz klarkommen. Und sie würde nicht aufgeben können. Allein ihrer Mutter könnte sie das nicht antun. Als sie die letzte Straße bis zu ihrem Haus gejoggt war, schloss sie die Tür auf und ging hinein. Vor dem Spiegel am Flur blieb sie stehen. Ein Mädchen, ganz blass mit langen glatten Haaren starrte sie an. Sie sah kränklich aus. Und todtraurig. Todtraurig, was für eine Ironie. Sie lächelte bitter und ging zum Kühlschrank. Tara schaute hinein und sah eine Weinflasche, die sie auch einmal mit Calla getrunken hat. Als sie sie herausgezogen hatte, öffnete sie die Flasche und trank sie ohne Glas. Tara setzte sich vor den Fernseher und schaute eine Krimiserie. Sie war Alkohol nicht gewöhnt und so spürte sie schon beim ersten Schluck, die Wirkung.
Als sie ungefähr die halbe Flasche getrunken hatte, schaltete sie um auf einen Musiksender und drehte voll auf als ein gutes Lied kam. Ryan kam ebenfalls auf seinem Zimmer und sie grinste ihn an. „Ähm, eigentlich wollte ich ja schlafen..“ Aber damit war Tara nicht einverstanden. Sie ging erneut zum Kühlschrank und holte eine paar kleine Liköre heraus.
„Dann wurden deine Pläne soeben durchkreuzt.“ Ryan nahm sich einen und stieß mit Tara an. „Auf Calla.“
* * *
Ryan stand auf und sein Kopf hämmerte. Wie viel hatte er gestern noch mal getrunken? Genug, da war er sich sicher. Er machte sich Frühstück, aß, putze sich seine Zähne und richtete sich. Als er auf die Uhr schaute erschrak er. 13.30 Uhr. Um 14 Uhr wird Selina da sein. Schnell sprang er unter die Dusche. Als er gerade fertig war klingelte es an der Tür. Er öffnete sie und vor ihm stand Selina: „Verdammt was hast du getan. Du siehst leicht fertig aus.“ Als sie an ihm vorbeischaute war der Grund dafür klar. Im Wohnzimmer lagen Schnapsflaschen und Bierflaschen. Und eine Weinflasche. Sie sah Ryan fragend an. „Passiert“, erklärte er und grinste. „Dann lass uns gehen.“
Sie fuhren mit dem Bus in die Innenstadt und liefen gemeinsam ins Bad Hellenstein. Ryan kaufte 2 Tickets und Sel bedankte sich. Als sie in den Umkleidekabinen gelandet waren schaute Selina Ryan an. „Bis gleich.“ Sie zogen sich um und marschierten in das Bad. Wegen des sonnigen Wetters, war es voll.
Ryan ergattere aber noch zwei, gerade frei gewordene Liegen. „Woher wohnst du eigentlich?“, fragte er. „In der Weststadt.“, antwortete sie ihm. „Bei den ganzen Reichen?“
„Naja. Mein Dad ist Leiter einer Firma. Reich sind wir deswegen schon lange nicht.“ Er grinste und stupste sie mit dem Ellenbogen leicht in die Seite: „Gib’s zu, ihr seit stinkreich, habt ne Villa und ein Privatjet. Und du lässt mich im Gegensatz armer Junge zahlen“ Sie lächelte. „Ok, ja ich gib’s zu. Neben dem Privatjet stehen natürlich auch noch drei Häuser, fünf Pools und natürlich noch unsere zehn Autos. Gehen wir ne Runde Schwimmen?“ Ryan bejahte und sie zog ihren weißen Bademantel aus. Sel lief zum Wasser tauchte ganz vorsichtig mit einem Zeh ins Wasser, um die Temperatur abschätzen zu kommen. Auf einmal packte Ryan sie, nahm sie auf den Arm und sprang mit Anlauf ins Wasser. Als die beiden wieder aufgetaucht waren, funkelte sie ihn böse an. Er lachte. „Sorry. Musste sein“, entschuldigte er sich. Sel spritze ihn mit Wasser an und schmiss sich auf ihn um ihn zu tunken. Sie schaffte es, wenn auch nur für zwei Sekunden. Er tauchte wieder auf zog sie zu sich hin und flüsterte: „Jetzt sind wir aber quitt, kleine Meerjungfrau.“ Sie lächelte: „Wasserrutsche?“ - „Klar“. Sie lief voraus und er fragte sich warum sein Herz so schnell schlug. Das war verrückt. Er kannte sie erst zwei Tage. Und dennoch sah sie umwerfenden aus mit ihrem schwarzen kleinen Bikini und ihrer noch vom Sommer leicht gebräunten Haut. Mit nassen, jetzt leicht gelockten Haaren hatte sie so etwas Süßes an sich.
Als sie endlich an der Reihe waren setzten sie sich in einen Reifen und rutschten. Sel flog vom Reifen und sie fluchte. Ryan hüpfte ebenfalls vom Reifen, da er sich alleine auf ihm dumm vorkam. Jetzt lag er halb auf ihr. Er grinste als sie sagte: „Aber doch nicht hier in der Rutsche. Es könnte jeden Moment ein Kind von oben her kommen!“
Und dann war das Ende der Rutsche. Selina stand auf und rückte ihren Bikini zurecht, während Ryan den schon vorgeschwommenen Reifen abgab. „Heißes Becken draußen?“, fragte er. „Was? Bist du etwa schon kaputt? Ok, aber nur weil du es willst“, sagte sie.
Auch in den Außenbecken waren nicht gerade wenig Menschen. Sie legten sich zu zweit auf einen freigewordenen Platz, auf den gelegentlich ein paar Sprudel hinaus kamen. Selina drehte sich leicht zur Seite und stütze ihren Kopf auf ihren angewinkelten Arm ab. Ryan schloss seine Augen, döste ein wenig und gab ihr somit Zeit ihn anzuschauen. Er war muskulös. Seine braunen Haare waren feucht und leicht zerwuschelt. Sie stocherte mit ihrem Finger auf seinen Bauchmuskeln herum. Er grinste. Auf der gegenüberliegenden Seite starrten zwei Mädchen Ryan an. Sel bekam leichtes Bauchweh als sie sah wie hübsch die beiden waren. Instinktiv versuchte sie nicht mehr hinzuschauen und konzentrierte sich deswegen auf Ryans Gesicht, der immer noch die Augen geschlossen hatte. „Hör auf mich anzustarren“, sagte er, schlug die Augen auf und grinste.
„Ich geh schnell rein was trinken“, meinte er. „bleibst du hier, ich bin gleich wieder da.“ Sie nickte und legte sich auf den Platz auf dem Ryan vorher lag. Er stieg aus dem Becken und ging herein. Die zwei Mädchen kicherten und folgten ihm.
Sie wartete. Als er nach fünf Minuten nicht zurückkam beschloss sie ebenfalls herein zu gehen und zu sagen sie hätte keine Lust mehr auf draußen gehabt. Am Platz angekommen stand Ryan mitsamt den zwei Mädchen. Eine war blond und die andere schwarzhaarig. Er sagte irgendwas und lächelte, während die Blonde ihre Haare zurückkämmte mit den Fingern und ihn angrinste. Selina’s Atem wurde schwerer. Schließlich hastete sie an ihre Liege mit den bösen Blicken der Mädchen. „Also ruf dann mal an oder schreib uns mal, ja?“, flüsterte die Schwarzhaarige. Ryan lächelte und antworte: „Ja, sobald wie möglich. Dann bis bald“
Die zwei Mädels stolzierten los. Bei dem Anblick wie sie ihre Ärsche hin und her wackelten wurde Selina schlecht. Als die Blonde dann aber stehen blieb und Ryan nochmal ein klein wenig zuwinkte, stand Sel auf, legte Ryan eine Hand an seine Wange und küsste ihn. Er legte seine Hände um ihre Taille und zog sie zu sich hin. Selina schritt ein Schritt zurück hielt Ryans Hand und schaute sich noch einmal nach den Mädchen um. Sie sah gerade noch wie die Blonde sie anfunkelte und dann von dannen zog.
Sel setzte sich hin und wickelte sich in ihren Bademantel. Sie lächelte zufrieden.
***
„Hey Mom! Gut siehst du aus, richtig erholt!“, stellte Tara fest. Aletta scherzte: „Die Hände meines Masseurs waren die Gottes“ „Also hat es dir gefallen?“ Tara grinste.
„Mehr als gefallen, danke Liebes!“ Doch als Tara in Alettas Augen sah, sah sie die Trauer. Sie war nicht zu verbergen. „Wie geht’s Ryan“, fragte ihre Mutter. „Gut unter den Umständen. Er ist heute im Schwimmbad mit einem Kumpel. Hat er im Park kennengelernt“, antwortete Tara und dachte grinsend an die kleine Party des Vorabends.
„Ok. Ich mach heute Abendessen. Wie wäre es mit Spagetti?“, fragte Aletta.
„Ja, müssten wir zuhause haben. Okay dann leg ich mich ein wenig hin. Ich bin ziemlich müde“, meinte Tara. Dann verfielen sie beide in Gedanken, die sie nicht teilen wollten. Calla-Gedanken.
***
Ryan setzte sich auf den weißen Liegestuhl. Er sah Selina an. Sie hatte die Augen geschlossen und ein Lächeln im Gesicht. Immer wieder streifte er mit den Fingern an seinen Lippen entlang. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Und er schwitze vor Hitze die aus seiner Brust ausströmte. „Selina? Ich geh kurz `ne Runde schwimmen.“ Sie summte nur ein leises „mhmm“ und er stand auf. Er hechtete in das kühle Wasser. Um ihn herum waren viele Familien und Kinder, Jugendliche und allerlei Geräusche. Doch es war als wäre er taub. Er schwamm zwei Runden und stieg wieder aus dem Becken. Schließlich fragte er sie einfach: „Selina?“ Sie öffnete die Augen und sah ihn an als wäre gar nichts gewesen. „Was war das..gerade?“ Sie grinste und murmelte nur: „Was kann ich dafür, die zwei Tussi’s haben mich genervt!“ Er grinste sie an. „Wollen wir gehen?“, fragte er sie. „Können wir. Wenn du willst“, antwortete sie. Die beiden duschten sich und warteten auf dem Bus.
„Morgen ist die Beerdigung von Calla“, erzählte er ihr. „Du wirst das schon machen“ Sie sah ihm tief in die Augen und grinste. Eine Windbrise wehte eine Strähne ihres Haares in ihr Gesicht. Er strich es ihr mit einen Finger nach hinten. „Bus kommt“, stammelte sie und sie stiegen ein. Als ihre Haltestelle gekommen war, verabschiedete sie sich und stieg aus.
***
„Mom,Tara, ich bin wieder da!“
Ryan betrat die Wohnung und sah seine Mutter in der Küche kochen. „Wie war dein Wochenende?“, fragte er sie. „Oh, hallo Schätzchen. Ich hab dich gar nicht kommen gehört! Klasse“, sagte sie.
Interessiert schaute er auf die Herdplatten, auf denen Töpfe standen. „Spagetti. Endlich wieder richtiges Essen“, meinte er und setzte sich auf das Sofa.
Die Familie aß und ging mit mulmigem Gefühl ins Bett. Denn der nächste Tag sollte einer der traurigsten ihres Lebens werden.
-> Fortsetzung folgt
Tag der Veröffentlichung: 22.11.2010
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Widmung:
Für meine Schwester die mir alles bedeutet und meine Tante die mir alles bedeutet hat.