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Feder und Schwert

In der Ecke eines Zimmers stand ein Schwert. Die helle, stählerne Fläche seiner Klinge erglänzte, vom Strahle der Sonne berührt, in rötlichem Scheine. Stolz hielt das Schwert Umschau im Zimmer; es sah, dass alles sich an sei­nem Glasten weidete. Alles? — Nicht doch! Dort auf dem Tische lag, müßig an ein Tintenfass gelehnt, eine Feder, der es nicht im Mindesten einfiel, sich vor der glitzernden Majestät jener Waffe zu beugen. — Das ergrimmte das Schwert und es begann also zu sprechen:

»Wer bist du wohl, nichtswürdig Ding, dass du nicht gleich den andern vor meinem Glanze dich beugst und ihn bewunderst? Sieh nur um dich! Alle Geräte stehen ehr­furchtsvoll in tiefes Dunkel gehüllt. Mich allein, mich hat die helle beglückende Sonne zu ihrem Liebling erkoren; sie belebt mich mit ihrem wonnigen Flammenkusse, und ich lohne ihrs, indem ich ihr Licht tausendfach widerstrahle. Mächtigen Fürsten nur ziemt es, in leuchtendem Gewande daherzuschreiten. Die Sonne kennt meine Macht, darum legt sie mir den königlichen Purpur ihrer Strahlen um die Schultern.«

Lächelnd erwiderte drauf die besonnene Feder:

»Sieh doch, wie eitel und stolz du bist und wie du dich brüstest mit dem erborgten Glanze! Sind wir doch beide —besinne dich — ganz nahe Verwandte. Beide hat uns die sor­gende Erde geboren,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Bildmaterialien: iStock/Getty Images
Cover: Bernd Mannhardt
Satz: Bernd Mannhardt
Tag der Veröffentlichung: 20.08.2023
ISBN: 978-3-7554-5040-5

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
"Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin." Carl Sandburg (1878-1967) war ein US-amerikanischer Dichter, Romanautor, Journalist und Historiker.

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