Inhalt

Cover

Impressum

Stephen Urbanski

 

ALPHA URBANSKI

 

Elektrobuch

 

Redaktion: Emmi Raclette

 

Coverdesign: Tom Möller

 

Titelfoto: MSSM

 

Wortmarke: Philipp Wolgast

 

Support: Jason B. Saiks

 

Best Girl: Utta Sanella

 

Best Boy: Latte Artist

 

© Urbi et Urbanski Hamburg 2018

 

Elektrobücher /

 

TODE$$CHLAGER – Die Charts der Neuen Armut:

 

TAUBENHHEIM – Erstes Buch Armut

HHAU – Zweites Buch Armut

HHÄRTZCHEN IN DER GRUBE – Drittes Buch Armut

ABSCHAUMDÖRFER – Viertes Buch Armut

DER GESTANK DER GROSSEN WIESE – Letztes Buch Armut

 

ZWEIEINHALB FIBELN ANMUT – Hamburger Realgrotesken:

 

GRUHHL (Private Poverty)

HHOOLAHOP (Momentum)

HHUG (Van Hool)

 

HASPDEHHXXX – Ein Facialbook in Echtzeit

 

NUUL – Poetry

 

MAN HUMAN HERE – Ein elftes Hamburger Elektrobuch

 

PRO MONO – Ein zwölftes Hamburger Elektrobuch

 

KNSTNGGR – Neue Dramen Hamburg-Nord

 

OINOWSKI – Elektrobuch

 

BAAL III – Elektrobuch

 

FUSSBALL UND TOD – Elektrobuch

 

ELISABETH WELTKRIEG – Elektrobuch

 

HERINGSKUSS – Elektrobuch

 

STEPHEN URBANSKI UNBUCH

 

INSTANT TAMA – Elektrobuch

 

facebook.com/stephen.urbanski.75

hamburgwortauthority.tumblr.com

urbi-et-urbanski.tumblr.com

instagram/urbieturbanski

@urbieturbanski

Ohr

Frauchen zum Hündchen: Ernsthaft, Alpha, sieh zu jetzt hier!

 

Irgendwo vernommen, irgendwo dort draußen.

Chor

Kapitel 1: Endlich Januar 2018

 

Kapitel 2: Endlich Februar 2018

 

Kapitel 3: Endlich Peggy March

 

Epilog: Deckweiß / Dolce Land

Kapitel 1: Endlich Januar 2018

Tonarm (1)

 

Tonarm (2)

 

Tonarm (3)

 

Blutbuche (1)

 

Blutbuche (2)

 

Blutbuche (3)

 

Französisch ohne Stottern (1)

 

Französisch ohne Stottern (2)

 

Französisch ohne Stottern (3)

 

GSG20 versus Lagerhaus G (1)

 

GSG20 versus Lagerhaus G (2)

 

GSG20 versus Lagerhaus G (3)

 

Triple Willy (Kellersituation) (1)

 

Triple Willy (Kellersituation) (2)

 

Triple Willy (Kellersituation) (3)

 

Versichertenstatus (1)

 

Versichertenstatus (2)

 

Versichertenstatus (3)

 

Szeneast (1)

 

Szeneast (2)

 

Szeneast (3)

 

DO-KU 1612, deutsches Kennzeichen (1)

 

DO-KU 1612, deutsches Kennzeichen (2)

 

DO-KU 1612, deutsches Kennzeichen (3)

 

Gebratene Sahne (1)

 

Gebratene Sahne (2)

 

Gebratene Sahne (3)

 

Alswie (1)

 

Alswie (2)

 

Alswie (3)

 

Randstunden (1)

 

Randstunden (2)

 

Randstunden (3)

 

EIN-D 990, deutsches Kennzeichen (1)

 

EIN-D 990, deutsches Kennzeichen (2)

 

EIN-D 990, deutsches Kennzeichen (3)

 

KRRPT (1)

 

KRRPT (2)

 

KRRPT (3)

 

VRRCKT (1)

 

VRRCKT (2)

 

VRRCKT (3)

 

KRRKT (1)

 

KRRKT (2)

 

KRRKT (3)

Tonarm (1)

Elektrisch.

 

Chor flüstert.

 

Erste Stimme, Alt:

 

Urbanski sterben lassen.

 

Zweite Stimme, Bariton:

 

Er sollte schreiben.

 

Dritte Stimme, Sopran:

 

Flaschensammler am Hauptbahnhof.

 

Erste Stimme, Alt:

 

Thema, kein Thema.

 

Zweite Stimme, Bariton:

 

Auf der Plattform.

 

Dritte Stimme, Sopran:

 

Gleis 6, Zug fährt ein.

 

Chor: Vorsicht an der Bahnsteigkante.

 

Elektrisch.

 

Vorsicht, Dosenpfand.

 

Elektrisch.

 

Es hat zu schneien begonnen.

 

Vor wenigen Minuten.

 

Chor: Sie haben Anschluss.

 

Flaschensammler am Hauptbahnhof.

 

Sie sind nicht von hier.

 

Sie sind nicht elektrisch.

 

Chor: Unter anderem ein Kilo Oliven.

Tonarm (2)

Der neue Buchkalender.

 

2018, Schwarz auf Weiß.

 

Jungfräulicher Beischlaf.

 

Einige Geburtstage übertragen.

 

Einige Daten geflissentlich ignoriert.

 

Keine Antworten auf meine Einlassungen.

 

Wünsche wurden nicht erwidert.

 

In den Jahren zuvor.

 

Der neue Buchkalender.

 

2018, Schwarz auf Weiß.

 

Jungfräulicher Beischlaf.

 

Einige Todestage übertragen.

 

Einige blieben unberücksichtigt.

 

Das Papier, es schweigt sich aus.

 

Das Papier, es ist so still wie ein Grab.

 

Der neue Buchkalender.

 

2018, Schwarz auf Weiß.

 

Jungfräulicher Beischlaf.

 

Urbanski machen lassen.

 

Urbanski schreiben lassen.

 

Urbanski sterben lassen.

 

Das Papier ist noch neu.

 

Das Papier ist geduldig.

 

Das Jahr ist noch jung.

Tonarm (3)

Pullover, deren zwo.

 

Der Marke Bench.

 

Edelstrick. Mit Kapuze jeweils.

 

Farbe: Oliv, ein Kilo davon.

 

Farbe: Schwarz, zwei Pfund davon.

 

Pullover, deren zwo.

 

Totalverlust durch Schädlingsbefall.

 

Du kriegst die Motten.

 

Unrettbar verloren.

 

Tonarm, elektrisch.

 

Tonarm senkt sich.

 

Die Rille singt:

 

Es bleibt noch einer dir.

 

Der vom Militär in Dunkelblau.

 

Norwegische Marine.

 

Ebenfalls in Strick.

 

Hüte ihn.

 

Verstecke ihn.

 

An deinem Körper.

 

Tonarm, elektrisch.

 

Tonarm senkt sich.

 

Die Rille singt:

 

Eine andere Platte, bitte.

 

Bitte eine andere Platte.

Blutbuche (1)

Am 30.12.2017.

 

Neuneinhalb Jahre trocken gewesen.

 

Keinen Tropfen Alkohol.

 

Darauf einen Dujardin.

 

Am 30.12.2017.

 

Vor einem Regal gestanden.

 

Lufthansa Cocktail.

 

In irgendeinem Supermarkt.

 

Plötzlich dran gedacht.

 

Neuneinhalb Jahre trocken.

 

Keinen Tropfen Alkohol.

 

Stolz empfunden.

 

Denn im Asbach Uralt.

 

Liegt der Geist des Weines.

 

Am 30.12.2017.

 

Einen Tag vor Silvester.

 

Zwei Tage vor Neujahr.

 

Dreimal Schwarzer Kater.

 

In INSTANT TAMA heißt es:

 

„Licht wie in Gefängniszellen.“

 

Plötzlich dran gedacht.

 

Jever – kein anderes Bier.

 

Ein Prosit der Gemütlichkeit.

 

Frei davon seit neuneinhalb Jahren.

Blutbuche (2)

Chor: Keine Wunderkerzen mehr.

 

Sind allesamt erloschen.

 

Sie und ich, wir zünden Raketen.

 

Eine für uns, für ein glückliches neues Jahr.

 

Eine für ihre Familie.

 

Eine für meine Familie.

 

Oder das, was davon noch übrig ist.

 

Eine für ihre Kinder.

 

Eine für unsere Lieben.

 

Für unsere Freundinnen und Freunde.

 

Eine für alle Lebenden.

 

Keine für unsere Toten.

 

Chor: Zeit ist eine Demütigung.

 

Chor: Altern ist eine Demütigung.

 

Chor: Sterben ist eine Demütigung.

 

Die Welt, sie ist ein Feuerwerk.

 

Ein einzig Acid-Holocaust.

Blutbuche (3)

Demut, sie kommt nach dem Fall.

 

Und dann diese Stille, die sich Alltag nennt.

 

Bundesrepublik Ballermann.

 

Die Feiertage sind vorüber.

 

Das Land gleicht einer Müllhalde.

 

Sekunde, alte Redewendung:

 

Außen hui, innen pfui.

 

Sekunde, neue alte Wörter:

 

Zankapfel; Steckenpferd.

 

Sekunde, und nun?

 

Stephen Urbanski, geborener Romantiker.

 

Stephen Urbanski, gelernter Melancholiker.

 

Stephen Urbanski, Existenzialist.

 

Ehrfurcht ist sein Hobby.

 

Stress, sein täglich Früchtekorb.

 

Unentwegt im Clinch mit.

 

Den bestehenden Verhältnissen.

 

Darmausgang liegt hinten.

 

Chor: Du musst erst tief gefallen sein.

 

Chor: Du musst sehr hart gelandet sein.

 

Chor: Du musst viel Blut verloren haben.

 

Even Urbanski; Event Urbanski.

 

Und dann diese Stille, die sich Anfang nennt.

 

Und dann diese Leere namens Neubeginn.

Französisch ohne Stottern (1)

Hausstaub.

 

Dieses neue Jahr gebe ich mir noch. Drei Bücher 2018. In der womöglich irrigen Hoffnung, doch noch die Wende zu schaffen, meine Werke zu verkaufen, E-Books; Elektrobücher, wie ich sie nenne. Online zum Star zu werden, online Staub aufzuwirbeln, Feinstaub, Goldstaub. Es wird dazu flankierende Maßnahmen geben: Charts. Einwortbomben wie „SSUV“, „NSAfD“, „€-KZ“. Oder kurze Sätze wie „Gott hasst Erinnerungen“, „Man hält sich Blut“, „Ich kaufe, also billig“. Charts: Typo Helvetica in einem eleganten Grauton auf Weiß, mit minimalen Fotoecken versehen, damit die Bildchen gut stehen. Via Instagram veröffentlicht in losen Zeitabständen. Instagram, die Reichweitenschleuder. Eine weitere, eine wirklich sehr, sehr hübsche Idee von Stephen Urbanski, Charterpilot des Grauens. Über alle Abgründe hinweg. Hausstaub, Feinstaub, Goldstaub.

 

Ende.

Französisch ohne Stottern (2)

Matratze.

 

Sie liegt im Weg. Sie liegt im Wind, sie liegt im Regen, gesellt sich zum Silvestermüll, zum Feierdreck. Jemand hat sie über Nacht auf die Straße geworfen: gefeuert. Jemand wollte sie loswerden; war sie durchgelegen? Diese Kassiererin gestern Abend bei Rewe; ich war kurz dort, um einen Sechserträger Wasser zu holen, diese Kassiererin, sie war blutjung, sie war bildhübsch, sie wirkte wie einer Puppenstube entnommen. Perfekt geschminkt, perfektes Blond, perfekte Sitzhaltung, sehr aufrecht, den Rücken gerade, die Schultern zurück, die Brust voran. Wussten Sie, dass Elefanten über eine emotionale Intelligenz verfügen? Hätte ich sie gern gefragt; harmlos, unverfänglich zum Einstand. Französisch ohne Stottern; kennen Sie diesen Spruch aus dem antiken Hamburger Milieu? Hätte ich sie gern gefragt. Dürfte ich wohl Ihr Make-up ruinieren? Dauert auch nicht lang, geht schnell, hätte ich ihr gern gesagt. Eine dieser drei Fragen hätte sie sicherlich bejaht, dachte ich, grinste und ging. Eine dieser drei Fragen liegt im Weg, dachte ich. Liegt im Weg, sie liegt im Wind, eine dieser Fragen liegt im Regen. Jemand hat sie auf die Straße geworfen, einfach so. Wollte sie loswerden, da voller alter Flecken.

Französisch ohne Stottern (3)

Testexemplare.

 

Ziehen wir mal deines und meines ab, bleiben dreihundertfünfundsechzig Downloads binnen einer Woche, sagt Jason. Einer für jeden Tag des neuen Jahres, vorweggenommen quasi, sagt Jason. INSTANT TAMA, sage ich, meine kleine Weihnachtsfibel. Free Download, One-Click-Hoster, sagt Jason. Freiexemplare, Werbeexemplare, sage ich. Kostenlos, aber nicht umsonst, sagt Jason. So tickt das Netz, sage ich, gratis gern, aber dafür zahlen? Wir sollten mit deinen drei Büchern dieses Jahr ähnlich verfahren, sagt Jason. Reichweiten generieren, Geld lässt sich damit ohnehin nicht verdienen, sagt Jason. Vergiss das Geld, sagt Jason, freue dich auf neue Fangemeinden stattdessen, auf Klicks und Likes und Kommentare, sagt Jason. Etwas für die Seele, sinniere ich. Guten Tag, ich interessiere mich für Streicheleinheiten, grinse ich. Geld ist nicht alles, grinst Jason. Du verschaffst dir soeben einen frischen Feind, grinse ich. Das ist Gemeinde, grinst Jason. Wir legen auf.

GSG20 versus Lagerhaus G (1)

Neues Happening: Schwarze Wäsche!

 

In stockfinsteren Räumlichkeiten aufhängen!

 

Chor: Wehe allen Wäscheständern!

 

Richtig, denn Licht wäre zu leicht!

 

Keinerlei Konzessionen!

 

Wir beugen uns nicht!

 

Dem Lichte? Niemals!

 

Chor: Sie muss tropfen, sie muss nass sein!

 

Richtig, passend zum Orkantief da draußen!

 

Chor: Das Äquivalent zum Weltuntergang!

 

Richtig, denn wir haben ja sonst nichts!

 

Chor: Dies Gefälle, es gefällt uns sehr!

 

Sekunde, was soll das denn jetzt!?

 

Das macht doch gar keinen Sinn!

 

Chor: Du siehst so holländisch aus!

 

Chor: Du musst noch holländischer aussehen!

 

Sekunde, das ergibt doch gar keinen Sinn!

 

Chor: Neues Happening! Nasse Niederländer aufhängen!

 

Chor: Javaanse Jongens! Meidet das Licht!

 

In stockdunklen Räumen, richtig!

 

Chor: Wehe allen Drehtabaken!

 

Richtig, keinerlei Zugeständnisse!

 

Wir konzedieren nie!

 

Chor: Even Urbanski! Event Urbanski!

 

(Alles nur Schall und Rauch. Alle abwinkend ab.)

GSG20 versus Lagerhaus G (2)

Es stürmt, es regnet ununterbrochen.

 

Das Wasser weicht die Wände auf.

 

Die Wände werden feucht.

 

Die Hausverwaltung ist entzückt.

 

Die Tage sind wie Nächte.

 

Es wird und wird nicht wirklich hell.

 

Halbes Dunkel, viertel Licht.

 

Viertel Urbanski.

 

Die Atmosphäre, sie ist unruhig.

 

Die Atmosphäre, sie ist feindlich.

 

Sekunde, der Chor meldet sich zu Wort.

 

Chor: Definiere den Monat Januar!

 

Feindselig.

 

Chor: Genauer, bitte!

 

Maßnahmen zur Durchführung des Luftraumes.

 

Chor: Konkreter, bitte!

 

Prostata, die Post ist da.

 

Chor: Drastischer, bitte!

 

Rache ist Blutwurst.

 

Chor: Da bleibt kein Auge trocken!

 

Richtig.

 

Chor: Gut so, richtig so!

 

Chor?

 

Chor: Was brauchst du?

 

Maßnahmen zur Durchführung des Unterleibes.

GSG20 versus Lagerhaus G (3)

Maßnahmen zur Durchführung des Ultraschalls.

 

Termin beim Urologen vereinbart.

 

Prostata hat sich vergrößert.

 

Unerlaubterweise.

 

Harn tröpfelt.

 

Altmännerthemen.

 

Unsexy, unjung.

 

Maßnahmen zur Durchführung der Mundhöhle.

 

Ein Zahn muss überkront werden.

 

Überlastungsbruch; siehe INTANT TAMA.

 

Hin zur Techniker Krankenkasse.

 

Härtefallantrag stellen.

 

Stahl.

 

Chor: Was brauchst du?

 

Maßnahmen zur Durchführung der Beleuchtung.

 

Niedervoltanlagen sind defekt.

 

Neu: Wohnzimmer.

 

Alt: Schlafzimmer.

 

Maßnahmen zur Durchführung der Wiederherstellung.

 

Die Familie könnte dies ermöglichen.

 

Mal die Familie konsultieren.

 

Gott ist eine günstige Bereitschaftspolizei.

 

Chor?

Triple Willy (Kellersituation) (1)

Wäre ich liquide, würde ich „Peter Kabel“ beauftragen, sich der Beleuchtungen anzunehmen, meine heißgeliebten und so dringend benötigten Lichtinstallationen instand zu setzen. Und ja, der Betrieb heißt tatsächlich so, er liegt nur wenige hundert Meter von meiner Heimstatt entfernt. So muss ich mich mit einer antiken Schreibtischlampe behelfen, die ich reaktiviert habe, die ich noch besaß, irgendwann bei irgendeinem Trödler erstanden, vielleicht auch auf dem Flohmarkt, vielleicht aus Beständen eines Kommissariats, ausgemustert, Verhöre abgeschlossen, Berichte getippt, mit ein, zwei Fingern in die Schreibmaschine gehackt; Adlerauge.

 

Sei wachsam. Wäre ich solvent, würde ich „Peter Kabel“ kommen lassen, die Maler anschließend, die Parkettpfleger, die Raumpfleger, die Inneneinrichter, die Experten für Küche, Bad und Sanitär, die Fachleute für Computertechnik und Unterhaltungselektronik, würde ich mir einen Friseur zulegen, dem ich all diese Wünsche und Gedanken anvertrauen kann. Und wäre nicht auf einen betagten Rechner angewiesen, auf einen Unbeseelten im Dämmertörn quasi, einen, der nichts sehen kann.

 

Der Chor singt: Was brauchst du?

 

Licht, Chor, Tageslicht.

Triple Willy (Kellersituation) (2)

Plakat sagt: Deutschland sucht den Impfpass. / Nein. / Wenn Deutschland derzeit etwas nicht tut, dann das. / Deutschland sucht den Streit. / Gestern, ich schrieb auf Facebook: „Musste an einen Bekannten denken, der sich in der Neujahrsnacht zur Aral aufmachte, um seiner Liebsten eine Flasche Cola Zero zu besorgen. Mit der Bemerkung, sie hätte dieses Jahr noch keine gehabt. Die Menschen, sie sind gut.“ / Einer kommentierte: „Das ist deprimierend, da hätte ich lieber nichts.“ / Ich antwortete: „Wir kommen nicht umhin, auch einmal über Ritterlichkeiten nachzudenken.“ / Kommentator antwortete: „Als Ritter kaufte man einen anderen Trunk, oder man hätte eine andere Geliebte.“ / Ich schrieb: „Zeitpunkt und die dazugehörige Aussage haben mich amüsiert; alles andere ist Geschmacksache.“ / Eine Unbekannte brachte sich ein, schrieb: „Ich auch lieber nichts. Beziehungsweise einen großen Schluck Wasser.“ / Ich zickte: „Wer hat Sie denn gefragt?“ / Der Erste meinte: „Dies ist ein Beispiel für das Unritterliche. Wir sind hier nicht im Separee.“ / Ich war angefressen, angepisst und schrieb: „Woher eigentlich dieser plötzliche, nun ja, besondere Tonfall in den Kommentaren zu einem an sich harmlosen Posting?“ / Der Erste meinte daraufhin: „Vielleicht ist es das Neujahrsunbehagenekel.“ / Ich schrieb zurück: „Womöglich, ja. Wir wollen es vertreiben. Geben wir dem Jahr eine faire Chance.“ / Der Erste schrieb: „Dir auf jeden Fall ein unverdrossenes und gesundes 2018.“ / Ich antwortete: „Dito, Umarmung.“ / Deutschland sucht die Deeskalation. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Kommen wir nun zur Cliquenwirtschaft. /

Triple Willy (Kellersituation) (3)

Was will man denn, denkt Triple Willy. / Aufstehen des Morgens ohne Angst vor dem Tage. / Aufstehen und den kleinen Kaffee. / Aufstehen und den kleinen Stick, um auf Betriebstemperatur zu kommen. / Rechner hochfahren lassen und dann schauen, was so ist. / Schreibprogramm an und dann loslegen mit den guten Gedanken, diese zu Datei bringen, ein Elektrobüchlein daraus machen. / Für kleine Jungs, für große Jungs. / Wasser und die Dusche sowie eine elektrische Zahnbürste. / Gesunde Haut, gesundes Haar, gesunde Zähne, einen gesunden Geist. / Einen Joghurt pur, ein Müsli dazu. / Aus dem Hause und die Dinge erledigen, die zu erledigen sind. / Zurück ins Haus und telefonieren mit seinen Leuten. / Hören, was so ist. / Später seine Leute treffen, seinen schönen schwarzen Mond. / Ein gutes Essen zubereiten, somit dem Sex des Alters frönen. / Sex mit Sauerkraut. / Sex mit Curry. / Gekocht wie besehen. /

 

Zartbittere Stunden des kleinen Glücks. / Bevor einem alles über den Kopf wächst erneut. / Was will man denn, denkt Triple Willy. / Die Wohnung klar Schiff. / Bei Störungen, bei Eingriffen in den häuslichen Funktionsfrieden die Profis um Abhilfe bitten. / Dazu braucht es Geld. / Willys wunder Punkt. / Ich kann es nicht mehr hören, denkt Triple Willy. / Ich habe es satt, ständig mit leeren Händen dazustehen. / Der Chor fragt: Was brauchst du? / Stechgroschen, denkt Triple Willy. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Kommen wir nun zur Herrenstehlampe. /

Versichertenstatus (1)

Chor: Trauerjahre!

 

Sind keine Herrenjahre!

 

Kein schlechter Satz, Chor, Respekt.

 

Dennoch, die Weisheit aller Weisheiten.

 

Sie stammt von einer Dame hinterm Counter:

 

Der Techniker Krankenkasse, Hauptgeschäftsstelle.

 

„Ich sehe nur das, was ich hier sehe.“

 

Kopf hoch, Chörchen.

 

Die arbeitende Bevölkerung, sie.

 

Macht es uns doch vor.

 

„Ich sehe nur das, was ich hier sehe.“

 

Chaos durch Sicherheiten.

 

Keinerlei Abschweifungen.

 

Keinerlei Gedöns.

 

Klare Strukturen indes.

 

„Ich sehe nur das, was ich hier sehe.“

 

Ganze Sätze, deutsche Sätze.

 

Daran sollten wir uns halten, Chor.

 

Vollmilch mit Zitronensaft.

 

Wie geronnen Blut.

 

Draußen Minusgrade; und jetzt.

 

Kommst du.

Versichertenstatus (2)

Lichtverlust, Bedrohungslage. Unwohlsein, Unbehagen. Unter schwierigen Bedingungen zwanzig Charts ausgewählt: „€-KZ“, „SSUV“, „Betendes Blei“, „NSAfD“, „Gott hasst Erinnerungen“, „Ortszön“, „Fjällräven ist das neue Hakenkreuz“, „Weißer Wind“, „Gedankenstricher“, „Kitschfotze“, „Das Glas ist halb toll“, „Szeneast“, „Ich kaufe, also billig“, „Noch bin ich Kunde dieser Stadt“, „Lidl ist nur ein Wort“, „Kunst kann nichts“, „Jetzt schon an Höhere Töchter denken“, „Fresseausweis“, „Fakealien“, „Elbvieh“. Zwanzigmal gehobene Albernheiten. Zwanzigmal die Verzweiflung über ein Leben im gesellschaftlichen Exil. Zwanzigmal der Versuch, auszubrechen via Wortmacht; Satzprägungen, Wortschöpfungen zwischen meinethalben politischer Brisanz und asozialer Intoleranz, zwischen Trivialitäten des Alltages und bedingungsloser Grundeinkommensangst zur Nacht, kleindeutsch, kleinbürgerlich in höchstem Maße. Wortwertschöpfungen im Zweifel, so die Täfelchen denn im Netz funktionieren, viral steil gehen, flatulieren, für schlechte Luft sorgen, Fenster auf und, oder, aber: Tom Möller möchte jedes Quadrat individuell gestalten, sagt er. Sonst wird’s langweilig, sagt er. Negativ, sagt er, Weiß auf Schwarz. Negativ; ich wage nicht zu widersprechen.

 

Das Projekt Urbanski ist auf ganzer Linie gescheitert, er und ich, wir wissen das. Es liegt nicht an uns, es sind die Gesetze des Marktes. Klassische Verlage, sie beißen nicht an. Soziale Netzwerke, darin tummeln sich zu viele, die gehört werden wollen. Und Performances in Fleisch und Blut, sie liegen mir nicht, ich mag mich nicht verlesen, ich scheue den Kohlenstoff. Also besagte drei Bücher noch schreiben, Charts in loser Folge via Instagram dazu, die eine oder andere: Kreatur. Lichtverlust, Bedrohungslage. Unwohlsein, Unbehagen.

 

Skepsis, Nausea. Drohgebärden, Provokationen?

 

Sicherheit durch Chaos?

Versichertenstatus (3)

Schild sagt: Rauchen polizeilich verboten. / Lucky Strike nimmt die Sorte „Columbia Dark“ vom Markt. / Wird durch „USA Red“ ersetzt. / Noch nicht probiert; „Brazil Bright“ versucht. / Zu hell, sie teert und federt nicht genug. / Oder wir kabbeln uns: Sei bitte nicht immer so nervös, meint sie. / Schon wieder die Familie nötigen, sage ich, die wird sich freuen, die Familie, schon wieder etwas tun müssen, etwas, das Zeit und Geld und Aufwand kostet. / Und was ist der Dank? / Wird schon alles gut, meint sie. / Nichts ist gut, sage ich. / Das mit dem Licht ist eine Katastrophe. / Eine Frage des Bewusstseins, denke ich. / Die Wahrheit, sie wird einem höchst brutal vor Augen geführt: Kein Geld, keinerlei Gestaltungsmöglichkeiten. / Kein Geld, keinerlei Bewegungsfreiheit. / Kein Geld: Zero Autonomie. / Stattdessen Abhängigkeiten. / Bettelgänge. / Bittgesuche. / Es zermürbt mich, sage ich. / Du bist immer so deutsch, seufzt sie. /

 

Schild sagt: Rauchen feuerpolizeilich untersagt. / „Versichertenstatus (3)“ ist mein vorerst letzter gedopter Eintrag, das Schreibgras ist am Ende. / Heute Morgen den letzten kleinen Stick genossen. / Donnerstag, den 11. Januar 2018, 10:45 Uhr. / Hamburg bei bedeckten null Grad Celsius. / Draußen werden Wälder gehäckselt, Tannenbäume, sie liegen am Straßenrand. / Draußen werden Küken geschreddert. / Wir sind alle freiwillig hier, denke ich. / Treppenfluchten sind auch keine Lösung, denke ich. / Und, oder, abermals, denke ich. /   

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Kommen wir nun zur Ausnüchterung. /

Szeneast (1)

Draußen alles voller Tannennadeln; der Rest vom Schützenfest, von Weihnachten. Bilder, sie kehren zurück, Bilder aus der Vorweihnachtszeit, „Stricken für Obdachlose“, scheinheiliger Scheißdreck. Was kommt danach, ihr Lieben? Nicken für Obdachlose? Zicken für Obdachlose? Ficken für Obdachlose? Sekunde, es gibt zwanzig weitere Charts: „Alswie“, „Sprung buchen“, „Glücksgas“, „Es müsste in jedem Haus einen Arzt geben“, „Guten Tag, ich interessiere mich für Tote“, „Hätte, hätte, Hippiekette“, „Wäre, wäre, Hafenfähre“, „Legalisiert den Alkohol“, „Elegante Jüdin“, „Draußen sehr ernste Uggs“, „Bombenteppich Kibek“, „Dankbar zahlen“, „Auch du, mein Sohn Brutalismus“, „KRRPT“, „Dichter und Henker“, „Ich sehe glühende Röcke“, „Dem diplomatischen Chor beigetreten“, „Maßnahmen zur Durchführung des Unterleibes“, „Dem ADHS beigetreten“, „Nach Diktat vereist“. Herrlich, welch ein Spaß.

 

Und tatsächlich überlege ich, wie sich „Nicken für Obdachlose“, „Zicken für Obdachlose“ oder „Ficken für Obdachlose“ wohl als Texttäfelchen machen würden. Und tatsächlich hörte ich, dass Instagram sämtliche Schattenseiten des Lebens wegfiltere, da man sich als Plattform fürs fröhliche, fürs, nun ja, eher dümmliche Konsumentenfleisch verstünde. Als Forum für Poser, die mehr oder weniger augenzwinkernd vom oberflächlichen Augenblick zehren. Möglicherweise wird Instagram also sämtliche meiner Charts sperren oder gar gleich löschen. Und allein dafür, allein für diesen unverschämten, für diesen unverfrorenen Akt der Zensur hätte sich das Ganze schon gelohnt. Und ja, man beachte die Logik. Und tatsächlich überlege ich, wie sich „Instagram muss vernichtet werden“ wohl als Chart machen würde. Und tatsächlich überlege ich, wie sich „Facebook muss vernichtet werden“ wohl als Chart machen würde. „Twitter muss“; und wie sie alle heißen. Beißen, reißen, scheißen. Ich schreibe dies nackt, nur mit einem Schmierfilm bekleidet; Spucke vielleicht.

Szeneast (2)

„Instagram delenda est.“ / „Facebook delenda est.“ / „Twitter delenda est.“ / „Internet delenda est.“ / „Esst mehr Pizza.“ / „Urologen gegen Gewalt.“ / „CUXDU.“ / „Dem Neuen Volke.“ /

 

Da hat er was, der Szeneast. / Dem Grau des Januars entgegenzusetzen. / Vielleicht ist es die neue Nüchternheit. / Ausgenüchtert, ausgeschlafen. / Ausgeschlafen, ausgeruht. / Ernüchterung trifft Tatendrang. / Noch hat er keinen Account angelegt. / Noch wartet er ab. / Bis die fertigen Charts vorliegen. / Aber dann. / „Urbi et Uzi.“ / Aber dann. / Feuer frei. / Aber dann. / Streumunition. / „Ganze Sätze, deutsche Sätze.“ / „Test: Elisabeth Weltkrieg.“ / „Check: Neulich im Massengrab.“ / Negativ, negativ, negativ, negativ. / Der Szeneast, er schreibt dies nackt. / Nur mit einem Film vor Augen bekleidet. / Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Kommen wir nun zum Völkerball. /

Szeneast (3)

G-AR 5, deutsches Kennzeichen. / Gekocht wie besehen, denke ich. / Porsche 944, ein sogenannter Youngtimer. / Silbermetallic, sehr gepflegter Zustand. / Sieht aus wie geleckt. / Ich hätte nicht übel Lust, ihn in Brand zu setzen. / Meine Notdurft zu verrichten, ein Ei zu legen, es zu braten auf heißem Blech. / Auf rauchende Trümmer in zweiter Reihe zu urinieren. / Ich bin nicht eifersüchtig, nur neidisch zuweilen. / Völkerball, Völkerbund, Volksfront, denke ich. / Deren Autos, ich mag sie nicht. / Immerhin ein Dach überm Kopf, denke ich. / Immerhin frisiert, denke ich. / Immerhin etwas gegessen, denke ich. / Die Kriminalpolizei Hamburg rät: Vertrauen Sie einfach Ihrem Bauchgefühl. / Wird gemacht, Herr Kommissar, denke ich und hole meinen kleinen Freund heraus. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Schreiten wir nun zur nächsten guten Tat. /

DO-KU 1612, deutsches Kennzeichen (1)

Ein schönes neues Jahr noch. / Schönen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus noch. / Schönen Rosenmontag noch. / Schöne Fastnacht noch. / Schönen Aschermittwoch noch. / Schönen Valentinstag noch. / Schönen Gründonnerstag noch. / Schönen Karfreitag noch. / Schöne Ostern noch. / Schönen Geburtstag noch. / Schönen Maifeiertag noch. / Schönen Himmelfahrtstag noch. / Schönen Muttertag noch. / Schöne Pfingsten noch. / Schöne Sommerferien noch. / Schönen Siebenschläfer noch. / Schöne Herbstferien noch. / Schönen Tag der deutschen Einheit noch. / Schönes Erntedankfest noch. / Schönes Halloween noch. / Schönen Reformationstag noch. / Schönen Volkstrauertag noch. / Schönen Totensonntag noch. / Schönen Advent noch. / Schönen Nikolaus noch. / Schöne Weihnachten noch. / Guten Rutsch noch. / Schönen Abend noch. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Kommen wir nun zum nächsten guten Start. /

DO-KU 1612, deutsches Kennzeichen (2)

Chor: Ein schönes neues Jahr noch!

 

Ich schlage hier gleich alles kurz und klein, Chor. Möglicherweise. Eventuell. Vielleicht.

 

Chor: Einen schönen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus noch!

 

Siege, sie werden sich nie ganz vermeiden lassen, Chor.

 

Chor: Schönen Rosenmontag noch! Schöne Fastnacht noch! Schönen Aschermittwoch noch!

 

Bin ich Rheinmetall, oder was, Chor?

 

Chor: Schönen Valentinstag noch!

 

Bist du schwul, Chor?

 

Chor: Einen schönen Gründonnerstag noch! Einen schönen Karfreitag noch! Schöne Ostern noch!

 

Hase Cäsar, Chor.

 

Schönen Geburtstag noch!

 

Löslicher Bohnenkaffee von Aldi, Chor, auf Dauer preisreduziert.

 

Chor: Schönen Maifeiertag noch!

 

Hat er Arbeit, Chor?

 

Chor: Schönen Himmelfahrtstag noch!

 

Kommando zurück, Chor.

 

Chor: Schönen Muttertag noch!

 

Mütter müssen schreien, Chor.

 

Chor: Schöne Pfingsten noch!

 

Auf Lunge, Chor.

 

Chor: Schöne Sommerferien noch!

 

HH, der war gut, Chor.

 

Chor: Schönen Siebenschläfer noch!

 

Leben frisch, Haltefolie.

 

Chor: Schöne Herbstferien noch!

 

HH, der war gut, Chor.

 

Chor: Schönen Tag der deutschen Einheit noch!

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge, Chor.

 

Chor: Schönes Erntedankfest noch!

 

Es bediente Sie Herr Kasse 23.

 

Chor: Schönes Halloween noch!

 

Sharan, Digger, Sharan.

 

Chor: Schönen Reformationstag noch!

 

Golan, Digger, Golan.

 

Chor: Schönen Volkstrauertag noch!

 

Deutschland, wir weben dein Leichentuch.

 

Chor: Schönen Totensonntag noch!

 

Wir sind ja nicht aus der Welt, Chor.  

 

Chor: Schönen Advent noch!

 

Advent, Advent, ein Porsche brennt.

 

Chor: Schönen Nikolaus noch!

 

Knecht Aufrecht, Chor.

 

Chor: Schöne Weihnachten noch!

 

Wir sind ja nicht aus Zucker, Chor. 

 

Chor: Guten Rutsch noch!

 

Uran, Digger, Uran.

 

Chor: Schönen Abend noch, Urbanski.

DO-KU 1612, deutsches Kennzeichen (3)

Chor: Ein schönes neues Jahr noch!

 

Hamburg ist die schönste Stadt der Welt, Chor.

 

Chor: Einen schönen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus noch!

 

Hamburg ist die schönste Stadt, Sekunde, Chor.

 

Chor: Schönen Rosenmontag noch! Schöne Fastnacht noch! Schönen Aschermittwoch noch!

 

Hamburg ist die schönste Stadt, Moment mal, Chor.

 

Chor: Schönen Valentinstag noch!

 

Hamburg ist die schönste Stadt mit Geld, Chor.

 

Chor: Einen schönen Gründonnerstag noch! Einen schönen Karfreitag noch! Schöne Ostern noch!

 

Hamburg ist die schönste Stadt der Welt, Chor.

 

Schönen Geburtstag noch!

 

Hamburg ist die schönste Stadt mit Geld, Chor.

 

Chor: Schönen Maifeiertag noch!

 

Hamburg ist die schönste Stadt der Welt, Chor.

 

Chor: Schönen Himmelfahrtstag noch!

 

Hamburg ist die schönste Stadt mit Geld, Chor.

 

Chor: Schönen Muttertag noch!

 

Mütter müssen schreien, Chor, Schönheitsköniginnen.

 

Chor: Schöne Pfingsten noch!

 

Hamburg ist die schönste Stadt der Welt, Chor.

 

Chor: Schöne Sommerferien noch!

 

HH, der war gut, Chor.

 

Chor: Schönen Siebenschläfer noch!

 

Leben frisch, Haltestelle.

 

Chor: Schöne Herbstferien noch!

 

HH, der war gut, Chor.

 

Chor: Schönen Tag der deutschen Einheit noch!

 

Brot für die Welt, Chor.

 

Chor: Schönes Erntedankfest noch!

 

Entdecke dein Brotential, Chor.

 

Chor: Schönes Halloween noch!

 

Versuch macht klug, Chor.

 

Chor: Schönen Reformationstag noch!

 

Leben frisch, Halteverbot.

 

Chor: Schönen Volkstrauertag noch!

 

Nicht eine Rakete für unsere Toten, Chor.

 

Chor: Schönen Totensonntag noch!

 

Hörst du mir nicht zu, Chor!? 

 

Chor: Schönen Advent noch!

 

Advent, Advent, ein Rewe brennt.

 

Chor: Schönen Nikolaus noch!

 

Schnarr, der vermeintliche, der mutmaßliche Täter, Chor.

 

Chor: Schöne Weihnachten noch!

 

Hamburg ist die schönste Stadt mit Geld, Chor.

 

Chor: Guten Rutsch noch, Urbanski!

 

Gebratene Sahne, Chor.

Gebratene Sahne (1)

Koran, Digger, Koran.

 

Was braucht man? Zwei Paar wirklich guter Schuhe, Dockers ganzjährig, Chucks für die wärmeren Tage. Was braucht man? Zwei Paar 501 in Dunkelblau, einen Stapel schwarzer Socken, Boxershorts, Langarmshirts, Pullover, je schlichter, desto edler, je grauer, desto kleidsamer. Einige gute Jacken, Fred Perry, Polo Ralph Lauren, einen Kurzmantel für den Winter, hoch den Kragen, hoch das Bein. Und dann laufen, laufen, laufen, rennen für den Weltfrieden; Warane gegen Gewalt.

 

Touran, Digger, Touran.

 

Ganzjährig diverse Seidenschals. Handschuhe dann und wann, Wildleder. Alle Sex Wochen einen Friseurtermin. Gute Ärzte. Gute Supermärkte. Gute Kioske. Die Gegend zwischen Alster und Stadtpark. Alster; der fette alte Ball geht unter, über ihm drei zarte Wölkchen in einer Phalanx, Stadt bildet Kulisse, Möwenschwärme auf dunklem Wassergrund, sie kreischen urban. Keinerlei Schwanengesang im Stadtpark, dafür jede Menge Hunde. Angeleint, nicht angeleint. Sie zu grillen ist feierpolizeilich verboten. Dackelnacken, Schäferhundkeulen. Golden Retrieversteaks, Promenadenmischungsjagdwürstchen.   

 

Schalalan, Digger, Schalalan.

 

Gute Leute in den Sozialen, die mich inspirieren und vice versa. Sowie gute Leute analog, echte Menschen, gute Nachbarn; einer übernimmt die Reparatur meiner Lichtquellen, im Gegenzug bin ich ihm anderweitig behilflich, darauf haben wir uns verständigt. Das Leben, es ist ein ständiges Geben und Nehmen, eine Hand wäscht die andere. Was braucht es also noch zum Glück? Chiwawa, Digger, Chiwawa. Draußen wüten Minuswinde.

 

Drinnen ist es räumlich warm.

Gebratene Sahne (2)

Das elektrische Licht ist zurück, zwei Dimmer wurden ausgewechselt, ausgetauscht, ersetzt, Problem gelöst, welch ein Hochgefühl. Sekunde, es gibt einige neue Charts: „Check: Neulich im Massengrab“, „Ich habe noch nie Musik gehört“, „Esst mehr Pizza“, „Bukkake gegen Gewalt“, „Die Letzte Ölung war schlecht“, „Draußen wüten Minuswinde“, „Alle brauchen alles noch sofort“, „Ans Verdienstkreuz: genagelt“, „Mütter müssen schreien“, „Im Zweifel bin ich“, „Gebratene Sahne“.

 

Wie ich es liebe, zu tun, was ich tun muss, wie ich solche Zeilen liebe, obige; solcherlei Widersinnigkeiten, Irrsinnigkeiten, Abstrusitäten: Verzerrungen, Überzeichnungen, Übersteuerungen; Effekthascherei, Schaumschlägerei? Das Licht, es ist zurück, und nun. Wollen wir quietschvergnügt sein. Für den Moment, es gilt, ihn auszukosten, diesen. Denn das nächste Drama, es kommt bestimmt, das Böse, es lauert überall, es schläft nicht, es findet keine Ruhe, eigentlich gut; Sekunde, es schneit, wir wollen vom Himmel trinken, wir wollen ersaufen in Flocken, Schneeweißchen und Rosenrot, „Haithabu rasant“.

 

Neues Chart, Sekunde.

Gebratene Sahne (3)

Weibliche Automatenstimme sagt: „Liebe Gäste, aufgrund eines technischen Defektes bitten wir Sie, das Einkaufszentrum unverzüglich zu verlassen. Bitte benutzen Sie weder Fahrstühle noch Rolltreppen. Bitte beachten Sie die Hinweise unseres Sicherheitsdienstes. Bitte bewahren Sie Ruhe.“ „Bitte dies, bitte das“, sage ich, derweil wir die nächstgelegene Rolltreppe ansteuern. „Liebe Gäste“, knurre ich, „wenn ich das schon höre“, spucke ich aus. „Erleben wir das auch einmal“, sagt mein schöner schwarzer Mond. „Gar nichts erleben wir“, sage ich, „in jeder Weltstadt wäre die Bombe längst hochgegangen, aber hier? In Hamburg? Nicht mal das können wir, selbst dazu sind wir zu langweilig“, sage ich. „Selbst dazu sind wir zu provinziell“, setze ich nach. „Alles in Ordnung bei dir?“, grinst mein schöner schwarzer Mond und reicht mir ein weiteres Stück Pizza. „Knusprig geht anders“, meutert sie.

 

„Schnarr, den Anweisungen der Einsatzkräfte ist Folge zu leisten!“, brülle ich auf der Rolltreppe. „Schnarr, Zuwiderhandlungen werden zur Anzeige gebracht!“, brülle ich auf der Rolltreppe. „Schnarr, Zeugen werden in den Stand berufen!“, brülle ich auf der Rolltreppe. „So gehen Durchsagen!“, brülle ich auf der Rolltreppe. Was niemanden interessiert. Mein Mond wischt sich die Finger ab. „Siehst du hier irgendwo einen Papierkorb?“, fragt sie. „Draußen“, sage ich. Draußen eilen Peterwagen herbei, Kerzen an, Quarten erklingen schief und misstönend. Wuling, Menschen, die herausströmen, Menschen, die hineinwollen. Von den erwähnten Sicherheitskräften keine Spur. Stattdessen Gehupe. Stattdessen Stau. „Komm“, sagt sie, „lass uns zu Burger King gehen und von dort aus die Show genießen“, schlägt sie vor. „Pole Position“, grinse ich, schließlich liegt dies, nun ja, Grillrestaurant genau gegenüber der „Hamburger Meile“, dem €-KZ. Die weibliche Automatenstimme ist immer noch zu vernehmen, sogar hier draußen bei dem Radau. „Sie hören eine Durchsage der Polizei Hamburg!“, brülle ich. „Sie hören eine Durchsage der Bundeswehr Hamburg!“, brülle ich. „Sie hören eine Durchsage der Elbphilharmonie Hamburg!“, brülle ich. „Ende der Durchsage!“, brülle ich. „Ich muss mal“, meint mein schöner schwarzer Mond. Ich auch, denke ich. „Mistwetter“, stöhne ich, „sogar der Regen wirkt niedergeschlagen“, seufze ich. „Es schneit, wenn ich mal dran erinnern  darf“, grinst sie. Auch das noch, denke ich. „Ich liebe dich“, sage ich. Sie lächelt, die Schneeflocken lächeln, die Gehwegplatten lächeln. Und der Papierkorb an der Einfahrt zum Parkhaus quillt über vor Müll.

Alswie (1)

Instagram war der berühmte Schuss in den Ofen, Instagram lässt das Hochladen von Fotos oder Videos nur über Smartphones zu, nicht vom PC. Mein Handy wiederum kann nur telefonieren und SMS, und das ist auch gut so, und das soll auch so bleiben in absehbarer Zeit. Also bin ich hingegangen und habe kurzerhand einen weiteren Blog auf Tumblr eröffnet, habe ihn „Hamburg Wort Authority“ getauft und die ersten zwanzig Minen explodieren lassen. Mit umwerfendem Ergebnis, null Reaktionen auf Tumblr, null Reaktionen auf Twitter. Zwei Daumen schnellten immerhin hoch auf Facebook für „Kitschfotze“; der eine Abdruck stammt von einem Berliner Regisseur, der andere von einem emeritierten Professor für Kunstgeschichte an der hiesigen HafenCity-Universität. Darüber hinaus ließ sich ein Journalist für „Gedankenstricher“, „Kunst kann nichts“ und „Lidl ist nur ein Wort“ begeistern. Einer Frankfurter Autorin wiederum gefiel „Fakealien“, einer Övelgönner Künstlerin „Jetzt schon an Höhere Töchter denken“ sowie „Das Glas ist halb toll“. Mehr kann man nicht erreichen in diesem kleinen deutschen Dasein. Mehr kann man nicht erreichen in diesem kleinen deutschen digitalen Leben. „Tumblr ist die schönste Frau der Welt“, neues Chart. Oder auch nicht. „Und immer schön eincremen“, neues Chart. Oder auch nicht. Bombenstimmung?

 

Oder mal gar keine?

Alswie (2)

„Und wie alt bist du jetzt?“ „Nichts.“ „Und wie ist es dir so ergangen?“ „Nichts.“ „Und wie ist die Lage sonst so?“ „Nichts.“ „Und wie lautet das Zauberwort?“ „Nichts.“ „Und immer schön sinnlos bleiben regional?“ „Nichts.“ „Und immer schön sinnlos bleiben national?“ „Nichts.“ „Und immer schön sinnlos bleiben weltweit?“ „Nichts.“ „Ich kann gut fernsehen?“ „Nichts.“ „Verwarngeldangebot?“ „Nichts.“ „Nase?“ „Nichts.“

 

„Slanguistik?“ „Interessant.“ „Nichts?“ „Auch okay.“

 

„Und wie fett bist du jetzt?“ „Nichts.“ „Und wie ist es dir so ergangen?“ „Nichts.“ „Und wie ist die Lage sonst so?“ „Nichts.“ „Und wie lautet das Zauberwort?“ „Nichts.“ „Und immer schön hektisch bleiben regional?“ „Nichts.“ „Und immer schön hektisch bleiben national?“ „Nichts.“ „Und immer schön hektisch bleiben weltweit?“ „Nichts.“ „Ich kann gut chatten?“ „Nichts.“ „Avatare?“ „Nichts.“ „Halsschlagader?“ „Nichts.“

 

„Slanguistik?“ „Interessant.“ „Nichts?“ „Auch okay.“

 

„Und wie historisch bist du jetzt?“ „Nichts.“ „Und wie ist es dir so ergangen?“ „Nichts.“ „Und wie ist die Lage sonst so?“ „Nichts.“ „Und wie lautet das Zauberwort?“ „Nichts.“ „Und immer schön kryptisch bleiben regional?“ „Nichts.“ „Und immer schön kryptisch bleiben national?“ „Nichts.“ „Und immer schön kryptisch bleiben weltweit?“ „Nichts.“ „Brille?“ „Fielmann.“ „Perspektivwechsel?“ „Nichts.“ „Weichteile?“ „Interessant.“

 

„Slanguistik?“ „Interessant.“ „Nichts?“ „Auch okay.“

 

„Oi?“ „Nichts.“ „Dafür nichts?“ „Wie gesagt.“

Alswie (3)

Mein Kopf ist voller Charts. / Mein Kopf ist voller Flausen, Banausen wie „Omaschenkelhalsbruch“, „Spinnenwehen“, „Trick 16“. / Und wie dann dieser Mann, dieser Securitymensch herausgeschossen kam aus irgendeiner Ecke beim Bombenalarm im €-KZ. / Peter Paul Anton Plauze, Mister 987 Netto. / Wie er sich noch hastig die Hosen hochzog, im Ziehen auf die beiden Mädels zustürzte. / Die auf einer Bank vorm Fenster saßen, ungerührt herumwischten auf ihren Geräten. / Verstöpselt waren. / „Diesen Ton kann man gar nicht überhören!“, wurden sie angeherrscht. / Von Peter Paul Anton Plauze, Mister 987 Netto. / Von ihm von ihren Plätzen vertrieben, unwirsch. / Gut, der Alarmton, er klang aber auch wirklich sehr, sehr amerikanisch. / Durchdringend nach wirklich sehr, sehr schlechten Filmen aus Übersee. / Geradezu aufdringlich, der war nun wirklich nicht zu überhören, da muss ich Herrn Peter Paul Anton Plauze, Mister 987 Netto Recht geben. / Aber was ging das die beiden Mädels an? / Richtig, nichts. / Denn die Realitäten, sie nerven. / Realitäten sind so dröge. / Das Netz ist so viel cooler, ist ungleich irrer, aufregender, quietsch. / Das Netz ist so geil an, kreisch. / Bombenalarm, welcher Bombenalarm? / Ist so. / Oder in Hamburg platzt ein Präser. / Ist so. / Oder die Klippen hinunter, Jim, mein Junge. / Oder die Rolltreppen hinunter, Mister Peter Paul Anton Plauze. /

 

Mein Kopf ist voller Charts. / Mein Kopf ist voller Flausen, Banausen wie „Eisbombe“, „Bombe Bernd“, „Bombast“. / Aus mir hätte ein gutes Mädchen werden können, eines in kurzem Jäckchen mit Kunstpelzbesatz, dreißig Meter Stoff ums junge Hälschen, Phönchen mit Kunstpelzbesatz in der Hand, permanent wischend, ständig so geil an. / In engen Höschen, Fesselchen frei, Sneakerchen fürs Ständchen. / Oder Läufchen, oder Sitzchen, je nachdem. / Aus mir hätte sogar meine beste Freundin werden können, ist so. / Schrägstriche wie Handkantenschläge. / Kommen wir nun zu den Randstunden. /

Randstunden (1)

Chor: Neu! Sei bald bitte nicht so undurchsichtig!

 

Draußen Nebel, Chor, man sieht die Hand vor Augen kaum.

 

Chor: Neu! Sei bald bitte nicht so blind!

 

Heute in drei Monaten werde ich zweiundsechzig, Chor.

 

Chor: Neu! Sei bald bitte nicht so alt!

 

Sagte neulich zu meinem schönen schwarzen Mond, du, ich habe von deiner Hand geträumt. Sie lachte lauthals und meinte, mal was anderes als die sonst üblichen Albträume, oder?

 

Chor: Neu! Sei bald bitte nicht so witzig!

 

Ihr O-Ton vorhin: „Ich sollte mal raus vor die Tür, würde mir sicherlich gut tun, auf der anderen Seite, wieso eigentlich?“

 

Chor: Neu! Sei bald bitte nicht so unternehmungslustig!

 

Dieses Jahr noch, Chor, wer weiß, was aus uns wird.

 

Chor: Neu! Sei bald bitte nicht so eingenässt!

 

Es fallen immer wieder gewisse Andeutungen, Chor.

 

Chor: Neu! Sei bald bitte nicht so vage!

 

Eventuell verlässt sie mich.

 

Chor: Neu! Sei bald bitte nicht so nebulös!

 

Richtig, kommen wir nun zur Wochenplanung: Als Teilgebiet der Medizin widmet sich die Urologie den harnbildenden und harnableitenden Organen. Nun, nächste Woche muss ich hin, und natürlich habe ich einen Termin bei der einzigen, der alleinsten Urologin hamburgweit, natürlich, Chor. Männer gehen zu Männern, Urbanski geht wohin? Zur Frau natürlich, der einzigen, der alleinsten Fachärztin Hamburgs auf diesem Gebiet, so weit und breit das Auge reicht, Chor, wieso eigentlich? Eventuell verlässt sie mich, Chor. Chor?

 

Chor: Neu! Sei bald bitte nicht so negativ!

 

Jetzt machst du mich glücklich, Chor.

Randstunden (2)

Das Altern, es macht mir schwer zu schaffen. / In meinen Träumen bin ich in früheren Begebenheiten, ich träume von früheren Örtlichkeiten, ich träume von den Menschen meiner Vergangenheit. / Ich habe Sex mit Verflossenen, ich verspüre Sehnsucht nach ihnen, sie zerreißt mich geradezu. / Hallo, Astrid. / Hallo, Birgit. / Hallo, Natali. / Hallo, Sabrina. / Hallo, Mama. / HH, kleiner Scherz. / Ich stelle Fragen: Hier noch jemand ohne Nabelschau? / Ich stelle Fragen: Hier noch jemand ohne Begierden? / Ich stelle Fragen: Ich rauche gut? / Die Zigarette danach? / In meinen Träumen höre ich die Musik vergangener Tage. / Beispiel; keine Beispiele. / Ich habe von deinem Duft geträumt. / Ich habe von deinem Lachen geträumt. /

 

Neu: Du hast mich verlassen, es hat mich zerrissen. /

 

In meinen Träumen kehre ich zurück zu früheren Tätigkeiten. / Ich bin in Jobs. / Ich fahre Taxi. / Ich stelle Fragen: Angst, oder was? / Nervös, oder was? / Student, oder was? / Turnschuh, oder was? / Nachtschicht, oder was? / Ich bin in Clubs. / Fans kollabieren vor den Bühnen. / Beispiel; keine Beispiele. / Ich lasse Gästebücher herumgehen. / Ich stelle folgende Frage: Wer will noch mal, wer hat noch nicht? / Ich bin auf Papier, ich arbeite für die Magazine. / Ich bin ständig auf der Jagd nach der nächsten besten Headline: „Hier noch jemand ohne Avon-Beratung?“ / HH, kleiner Scherz. / Ich bin in Produkten, ich arbeite für Marken. / Ich texte: „Amazon delenda est.“ / „Faxfrischer Geschmack.“ / „Rucksackträger, Fuchssackträger, hey, hey!“ / Ausgedachte Beispiele; keine weiteren Beispiele. / Der Gerichtsvollzieher kommt. / Neu: Alles vorüber, alles vorbei, und es zerreißt mich vollends. /

 

Chor: Neu! Sei bald bitte nicht so rückwärtsgewandt! /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Kommen wir nun zu den Pflegehäfen. /

 

Ich texte: „Alt, stopp, wohin?“ /

Randstunden (3)

Hier noch jemand ohne Intensivfahrschule?

 

Was mag das denn nun wieder bedeuten?

 

Führerschein verloren; Nachschulung?

 

Führerschein verloren: Alkohol am Steuer?

 

Oralsex, Drogen, Waffengebrauch?

 

Sekunde, am Hansaplatz die trinkenden Neger.

 

Holsten Edel, das macht sie so sympathisch.

 

Auf dem Hansaplatz die telefonierenden Neger:

 

Kwa, zuhause alle brav? Sind auch alle angemeldet?  

 

Im Busch akkreditiert? Bei Airbnb?

 

Kwa und dort die Nutten vom Balkan.

 

Augenpaare freudlos, die Augen flüstern:

 

Na, Meister? Alles in deutscher Hand?

 

Einwurfschlitze, sie stehen bereit.

 

Von oben, von unten, von hinten, von vorn.

 

Und zwar exakt in dieser Reihenfolge.

 

Am Steindamm, die Moschee pausiert.

 

Allah hat Hunger, Murukistan geht einkaufen.

 

Hammel, Hammel, Mors, Mors.

 

Wenn Blicke töten könnten.

 

Chor: Neu! Sei bald bitte nicht so zynisch!

 

Stimmt, wir kommen vom Thema ab.

 

Worum geht’s hier eigentlich?

 

In diesem gottverdammten Rant?

 

Sonst noch jemand ohne roten Faden?

EIN-D 990, deutsches Kennzeichen (1)

Zahntaschen, Entzündungsherde. / Einer oben links ganz hinten. / Am Weisheitszahn, der kann nicht raus, da vor einer Brücke sitzend. / Zahnarzt desinfiziert, spritzt irgendeine Salbe. / Muss gemacht werden, sagt er. / Könne er nicht, müsste ein Kollege vom Fach übernehmen. / Zahnarzt redet was von Zuzahlungen; ist nicht, sind nicht, Thema somit erledigt. / Zahntaschen, Entzündungsherde. / Einer unten rechts ziemlich hinten mittig. / Zahnarzt desinfiziert, spritzt irgendeine Salbe. / Bekäme er womöglich mit Bordmitteln hin, meint er. / Nächste Woche erster Termin, besagter Überkronung wegen. / Baustelle liegt direkt über eben jener Zahntasche, ziemlich hinten mittig. / Macht alles keinen Spaß, wir werden noch viel Spaß haben, er und ich die Tage. / Sekunde, Hamburg Energie will den Zählerstand wissen. / Jahresabrechnung. / Urbanski zittert. / Hoffentlich keine zu hohe Nachzahlung. / Sonst wird’s zappenduster. / Strom abgestellt; die Drohkulisse. / Alles aus. / Inklusive Heizung. / Denn auch die Nachtspeicher, sie hängen am Tropf. / Alles elektrisch. / Alles kalt. / Zweiklassenmedizin, Zweiklassengesellschaft. / HH, hier noch jemand ohne Grundrechte? / Auf Wohnen, Essen, Kleidung? / Auf medizinische Versorgung? / Auf soziale Sicherheit? / Aller guten Dinge sind drei? / Hass IV, Floskelalarm. / Phrasenfelder, Ackerbau und Viehzucht. / Auf dich, EIN-D. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Kommen wir nun zur Herdprämie. /

EIN-D 990, deutsches Kennzeichen (2)

Hu, Ha! / Gruppierung vor einer Karateschule für Kinder, sie versperrt den Bürgersteig. / Versammlung; die Öffnungszeiten, sie werden erwartet. / „Polizei Hamburg, machen Sie den Weg frei!“, brülle ich. / Funktioniert immer, denke ich. / Und siehe, all die Bessermütter, sie weichen zurück. / Und siehe, all die Kinderchen auf ihren teuren, weil auf ungedüngtem Boden gewachsenen Holzfahrrädern, sie weichen zurück. / „Und immer schön dreisprachig gebären!“, brülle ich. / „Und dann mal zügig ab mit dem Zeug in die Karatekrippe!“, brülle ich. / „Damit die Dinger lernen, sich zu verteidigen!“, brülle ich. / „Pa-Kua mit dem Sonnenstern!“, brülle ich. / „Ausfahren die Ellenbogen im globalen Wettbewerb!“, brülle ich. / „Frühzeitig!“, brülle ich. / „Ruhig mal einen Zug früher nehmen!“, brülle ich. / „Geht ja gleich weiter mit eurem doofen Holocaust!“, brülle ich. / „Je später der Abend, desto vornehmer die Gäste!“, brülle ich. / „Schönen Abend noch!“, brülle ich. / Hass IV, Floskelalarm, denke ich. / Mir doch egal, denke ich. / Mir doch einerlei, denke ich. / Macht doch, was ihr wollt, denke ich. / Auf dich, EIN-D, denke ich. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Kommen wir nun zum Murmelstein. /

EIN-D 990, deutsches Kennzeichen (3)

Hu, Ha. / Zahntaschen, Entzündungsherde. / Einer oben links ganz hinten. / Am Weisheitszahn, der kann nicht raus, da vor einer Brücke sitzend. / Zahnarzt desinfiziert, spritzt irgendeine Salbe. / Muss gemacht werden, sagt er. / Könne er nicht, müsste ein Kollege vom Fach übernehmen. / Zahnarzt redet was von Zuzahlungen; kann ich nicht leisten, Thema somit erledigt. / Zahntaschen, Entzündungsherde. / Einer unten rechts ziemlich hinten mittig. / Zahnarzt desinfiziert, spritzt irgendeine Salbe. / Bekäme er womöglich mit Bordmitteln hin, meint er. / Nächste Woche erster Termin, besagter Überkronung wegen. / Baustelle liegt direkt über eben jener Zahntasche, ziemlich hinten mittig. / Macht alles keinen Spaß, wir werden noch viel Spaß haben, er und ich die Tage. / Hu, Ha. / Sekunde, Hamburg Energie will den Zählerstand wissen. / Jahresabrechnung. / Urbanski zittert. / Hoffentlich keine zu hohe Nachzahlung. / Sonst wird’s zappenduster. / Strom abgestellt; die Drohkulisse. / Alles aus. / Inklusive Heizung. / Denn auch die Nachtspeicher, sie hängen am Tropf. / Alles elektrisch. / Alles kalt. / Zweiklassenmedizin, Zweiklassengesellschaft. / Hu, Ha. / Sekunde, Gruppierung vor einer Karateschule für Kinder, sie versperrt den Bürgersteig. / Versammlung; die Öffnungszeiten, sie werden erwartet. / „Polizei Hamburg, na los schon, machen Sie den Weg frei“, raune ich. / Funktioniert immer, denke ich. / Und siehe, all die Bessermütter, sie weichen zurück. / Und siehe, all die Kinderchen auf ihren teuren, weil auf ungedüngtem Boden gewachsenen Holzfahrrädern, sie weichen zurück. / „Und immer schön dreisprachig gebären“, raune ich. / „Und dann mal zügig ab mit dem Zeug in die Karatekrippe“, raune ich. / „Damit die Dinger lernen, sich zu verteidigen“, raune ich. / „Pa-Kua mit dem Sonnenstern“, raune ich. / „Ausfahren die Ellenbogen im globalen Wettbewerb“, raune ich. / „Je früher, desto besser“, raune ich. / „Ruhig mal einen Zug früher nehmen“, raune ich. / „Geht ja gleich weiter mit eurem doofen Holocaust“, raune ich. / Hu, Ha. / Hier noch jemand ohne Grundrechte? / Auf Wohnen, Essen, Kleidung? / Auf medizinische Versorgung? / Auf soziale Sicherheit? / Hass IV, Floskelalarm. / Phrasenfelder, Ackerbau und Viehzucht. / Mir doch egal, denke ich. / Mir doch einerlei, denke ich. / Macht doch, was ihr wollt, denke ich. / Hu, Ha, auf dich, EIN-D. / Zwischen uns passt kein Blatt. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

KRRPT (1)

Plakat sagt: Happy New You. / Fitnesscenter. / Wellnesstempel. / Happy New You: Bildmotiv zeigt eine Blondine, porentief rein, kein Gramm Hirn zu viel. / Happy New You: Toller Körper; eine solch perfekte Figur schreit geradezu nach Peitschenhieben. / Happy New You: 2018 greifen sie an, die Körper mit den durchtrainierten Schädeln. / Ende dieser Kampagne. / Happy New You To You. / Gesang. / Meiner. / Bitte verblödet mich, denke ich. / Ich will so werden wie ihr, denke ich. / Seelenfrieden durch Fügsamkeit. / Opfer. / Ich will ein willfähriges Opfer werden. / Verführungsopfer. / Bitte verblödet mich. / Sekunde, meine Kioskbesitzerin sagt: Dass die sich trennen. / Pärchen in der Nachbarschaft ist gemeint. / Dazu gehören auch immer zwei, sage ich. / Richtig, aber dann schaffe ich mir doch nicht erst drei Kinder an, meint sie. / Und ich muss so herzhaft lachen. / Denn ja, man beachte die Logik. / Bestechend; sie macht mir den Tag. / Schrägstriche wie Handkantenschläge. / Kommen wir nun zur Fettverbrennung. /

KRRPT (2)

Neue Sendereihe: Warum werde ich obdachlos? / Antwort: Gut, warum nicht? / Neue Sendereihe: Warum bin ich obdachlos? / Antwort: Gut, einer muss es ja sein. / Neue Sendereihe: Wann werde ich denn nun endlich obdachlos? / Antwort: Bald, mein Freund, sehr bald. / Karrieretipp: Zum Vorzeige-Obdachlosen avancieren. / Dem Herrn Bundespräsidenten ein Vogelhäuschen bauen. / „Happy Me Too To You“ drauf schreiben. / So als kleine Widmung. / Macht sich sicher gut im Garten. / Des Herrn Bundespräsidenten. / Im Schloss Bellevue. / Vogelhäuschen wird feierlich überreicht. / Kameras klicken. / Mikrofone werden ausgerichtet. / Sprich hinein: Warum bin ich obdachlos? / Antwort: Nun gut, einer muss es ja sein. / Sekunde, der Herr Bundespräsident möchte dir noch etwas sagen. / Dein Staatsoberhaupt hat noch etwas auf dem Herzen. / Ja, bitte? / Sie endlich einmal wahrzunehmen. / So als Mensch. / Subjekt, Prädikat, Objekt. / Brauchen Sie noch irgendetwas? / Leichte Lektüre vielleicht? / Eine Illustrierte? / Oder ein schönes Reisemagazin? / Denken, darstellen, begreifen. / Schrägstriche wie Handkantenschläge. / Kommen wir nun zur Bastelanleitung. /

KRRPT (3)

Die urologische Tresenkraft heißt Baby Puder und sagt solche Sachen wie „Sie dürfen die Karte jetzt wieder einstecken“, „Sie dürfen das Blatt im Wartezimmer ausfüllen“, „Sie dürfen dann dort solange Platz nehmen“. Sie dürfen die Haut jetzt küssen, denke ich. Die Urologin heißt Lady Maybe und will eine Sonde von hinten durch die kalte Küche einführen, um die Vorsteherdrüse optimal untersuchen zu können, wie sie behauptet. Die große Hafenrundfahrt also, denke ich. Reine Geldschneiderei, denke ich. Nix da, denke ich. Nix da, sage ich, darauf war ich nicht eingerichtet. Also Ultraschall. Ergebnis: Nieren, Blase, Prostata soweit okay. Rezept: Medikament namens Urorec soll die Muskulatur stärken, somit das Wasserlassen erleichtern. Hartkapseln kosten knapp zwanzig Euro Zuzahlung. Nix da, denke ich. Sekunde, wichtig ist ja jetzt mit Konfetti, Reste davon liegen überall umher auf den Straßen. In Gold, Silber, Bronze. Die Spiele, sie wurden eröffnet. Die Olympischen Spiele: Das neue Bürgertum findet anscheinend permanent gute Gründe, sich und andere Highlights sportlich abzufeiern. Wettbewerb: Es wird permanent geheiratet. Medaillen: Es werden permanent Kinder in die Welt gesetzt. Wettbewerb: Es werden permanent Belobigungen ausgesprochen im Job. Medaillen: Es regnet bedruckte Folien.

 

Die urologische Tresenkraft heißt Baby Puder und sagt solche Sachen wie „Sie dürfen die Urinprobe“. Weiter kommt sie nicht; ich bewerfe sie mit Hartkapseln. Die Urologin heißt Lady Maybe und sagt solche Sachen wie „Sie dürfen sich nun damit abwischen“. Ich lasse sie ausreden. Es regnet Altmännerpisse.

 

Bis immer, bis nie, bis alle.

VRRCKT (1)

Alle meine Schmerzen, sie tun sich gegenseitig weh. / Linke Schulter: Sehnenteilanriss. / Hergang beschrieben in STEPHEN URBANSKI UNBUCH, der Schwarzen Witwe unter den Elektrobüchern, der Schwarzen Mamba unter den Elektrobüchern, dem Schwarzen Gürtel unter den Elektrobüchern. / Mehrere Cortisonspritzen erhalten, nun muss abgewartet werden. / Hausarzt spricht von einer „Tendenz zur Spontanheilung“. / Alle meine Schmerzen, sie tun sich gegenseitig weh. / Zahnarzt meint, dies Gesicht wirke blass und eingefallen. / Zahnarzt empfiehlt, sich schleunigst auf mögliche Infektionsherde untersuchen zu lassen. / Im Körper. / Blutabnahmen, Vampire nach Sonnenaufgang. / Auch das noch, denke ich. / Alle meine Schmerzen, sie tun sich gegenseitig weh. / Ilka I: Prekäre Lebensverhältnisse, mein eigentlicher Entzündungsherd. / Im Kopf. / Ilka II: Prekäre Lebensverhältnisse, sie machen mich krank. / Ilka III: Prekäre Lebensverhältnisse, sie machen mich wütend. / Die einzig gute Nachricht. / Denn dieser unbändige Hass erhält mich jung, erhält mich alert. / Ilka I – IV: Tagesfrischer Hass auf dieses System. / Menschenverachtend, es lässt mich am ausgestreckten Arm verhungern. / HH, schlechter Treppenwitz. / ALPHA URBANSKI, mein Rosenkavalier, mein Heiler, mein Heiland, mein einziges Mittel dagegen, mein einziges Antidot. / Polemisch, politisch, poetisch. / Subjekt, Prädikat, Objekt. / Brauchen Sie noch irgendetwas? / Leichte Lektüre vielleicht? / Eine Illustrierte? / Oder ein schönes Tittenmagazin? / Lesen, darstellen, begreifen, bekämpfen. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Ilka I – IV, kommt ihr bitte? /

VRRCKT (2)

Antidot; Idiot, ich bin doch nicht verrückt.

 

Ich kannte sie aus dem Fernsehen.

 

Halb Kielerin, halb Inderin.

 

Eine brünette Schönheit.

 

Verheiratet, zwei Kinder.

 

Allein in ihrer sturmfreien Bude.

 

Das dürfen wir nicht, meinte sie.

 

Und drehte sich um Achsen.

 

Und öffnete ihr Haar.

 

Rehrücken.

 

Busen voll.

 

Bitte langen Sie hin.

 

Antidot; Idiot, ich bin doch nicht verrückt.

 

Körper müssen leben, was die Seele nicht vermag.

 

Spannkraft, Libido, Prostata.

 

Was habe ich übersehen?

 

Womit habe ich nicht gerechnet?

 

Partout nicht im Alter; das Altern.

 

Das war so nicht abgemacht.

 

Du lügst, meinte der Schwindel.

 

Und zog mich zur Verantwortung.

 

Antidot; Idiot, ich bin doch nicht verrückt.

 

Ich habe von dieser Glut geträumt.

 

Von ihren Augen ohne Abschied.

VRRCKT (3)

Denke. Aber.

 

Denke. Aber.

 

Denke. Aber.

 

Denke. Aber.

 

„Denke, für ihn wäre es gut, mal wieder gebraucht zu werden.“

 

Denke. Aber.

 

Denke. Aber.

 

Denke. Aber.

 

Denke. Aber.

 

„Für mich wäre es gut, mal wieder gebraucht zu werden. Aber.“

 

Denke. Aber.

 

Denke. Aber.

 

Denke. Aber.

 

Denke. Aber.

 

„Abenteuer Arbeitsmarkt.“

 

Denke. Aber.

 

Denke. Aber.

 

Denke. Aber.

 

Denke. Aber.

 

„Wo bleibt sie nur?“

KRRKT (1)

Orkan. / Sturmböen. / Regen. / Reflexonanie. / Das dürfen wir nicht, meinte sie. / Und drehte sich um Achsen. / Und öffnete ihren BH. / Rehrücken. / Busen voll. / Bitte greifen Sie zu. / Bitte küssen Sie mich. / Ganz zwanglos. / Musik, ich hörte die Englein singen: „Körper müssen leben, was die Seele nicht vermag.“ / Der Tod und die Liebe. / Unsterblichkeit. / Der Tod und das Verlangen. / Alt, Alter, Altertum. / Jung, Jugend, Jungbrunnen. / Ewigkeiten, Vergänglichkeiten. / Betrug, Schwindel, Schwindelgefühl. / Der Anfang. / Und kein Ende. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Hossa. / Hossa. / Hosianna. /

KRRKT (2)

„Sehr geehrte Kunden, wir öffnen Kasse Fußball, Bee Gees, Nazis für Sie“, sage ich und höre Nickel am anderen Ende der Leitung lachen. „Du musst übrigens mein Freund sein“, füge ich hinzu. „Kein Thema“, meint Nickel, „wie kann man übrigens Zweiter werden beim Biathlon, wenn man doch ein Gewehr mit sich führt?“ „Interessant“, grinse ich. „Denk mal drüber nach“, meint Nickel. „Die Athleten“, stöhne ich. „Konkurrenten über den Haufen schießen“, stöhnt Nickel. „Die Gewinner, die Sieger, wehe den Besiegten“, stöhne ich. „Apropos“, meint Nickel, „sagt dir »Fische Faerber« in Barmbek-Nord noch etwas? Die Familie wurde im Krieg zweimal ausgebombt, und das auch noch in ein und derselben Straße, der Drosselstraße nämlich, allein schon“, meint Nickel. „Großartig“, pruste ich los, „erst mal alles schön in Ruhe verlieren und dann zehn Meter weiter nochmals alles schön in Ruhe verlieren, wie geil ist das denn bitte!?“, rufe ich entzückt. „1945, die Faerbers haben die Fischhütte an der Fuhle eigenhändig aus Trümmersteinen errichtet. Einstöckig, Flachdach, du weißt schon, davon gab es in Hamburg viele. Jetzt ist jedenfalls Schluss damit nach dreiundsiebzig Jahren. Ein Investor hat das Grundstück von der Stadt gekauft, pflanzt dort ein schickes Hotel mit hundertachtzehn Zimmern hin“, meint Nickel. „Gut so!“, brülle ich, „wir wollen darin übernachten! In der Kabeljau-Suite!“ „Und da sie den Laden seinerzeit selbst aufgebaut haben, müssen sie ihn nun auch selbst wieder wegreißen. Auf Geheiß der zuständigen Baubehörde. Bei denen kommt nämlich nichts weg, die vergessen nie“, meint Nickel. „Abreißen, wer jetzt, die Faerbers?“, frage ich entgeistert. „Richtig, müssen sie, und die Familie hätte sich schon so etwas mehr Unterstützung seitens der Freien und Hansestadt Hamburg gewünscht, heißt es“, meint Nickel. „Herrlich!“, kreische ich und klatsche mir begeistert auf die Schenkel, „das wird ja immer besser! Was für eine perfide Steigerung: Zweimal nacheinander an einer Stelle ausgebombt! Alter, diese arrogante, diese blasierte Schnalle von Stadt, eine einzige gottverdammte Trümmerwüste! 1945 dann das Fischgeschäft selbst hochgezogen! Inmitten all des Elends! Jahre, Jahre, Jahre, Aale, Aale, Aale, Eiersalat! Dann der Investor, ein Investor, Alter, allein der Begriff reicht schon! 2018: Ausverkauf, Winterschlussverkauf, Fischfiletgrundstücke immer zu uns! Einstöckig verdient kein Geld! Und genau deshalb, und zur Strafe müssen sie die Nummer nun auch noch selbst wieder wegmachen, herrlich! Wie hundertachtzehn Prozent ungerecht ist das denn bitte!? Alles, was rechts ist, ich komme gleich, ich spritze ab, ich lasse unter mich!“ „Dann möchte ich dich dabei auch nicht länger stören“, grinst Nickel. „Richtig“, sage ich, „denn Reißende soll man ja nicht aufhalten bekanntlich.“

 

Wir unterbrechen das Gespräch, wir vertagen uns.

KRRKT (3)

„Sauwetter!“, schimpft einer draußen wie ein Rohrspatz.

 

„Mindestens kein Glatteis“, antwortet ein anderer.

 

Und ich muss schon wieder so doll lachen.

Kapitel 2: Endlich Februar 2018

Weltvertrieb (1)

 

Weltvertrieb (2)

 

Weltvertrieb (3)

 

COC-K 9, deutsches Kennzeichen (1)

 

COC-K 9, deutsches Kennzeichen (2)

 

COC-K 9, deutsches Kennzeichen (3)

 

Frühlingsquark (1)

 

Frühlingsquark (2)

 

Frühlingsquark (3)

 

Abpausen (1)

 

Abpausen (2)

 

Abpausen (3)

 

Jeton (1)

 

Jeton (2)

 

Jeton (3)

 

Altes Testament (1)

 

Altes Testament (2)

 

Altes Testament (3)

 

Zwischen Hamburg und Haiti (1)

 

Zwischen Hamburg und Haiti (2)

 

Zwischen Hamburg und Haiti (3)

 

Denns (1)

 

Denns (2)

 

Denns (3)

 

Agiles Arbeiten (1)

 

Agiles Arbeiten (2)

 

Agiles Arbeiten (3)

 

Salbe Cäsar (1)

 

Salbe Cäsar (2)

 

Salbe Cäsar (3)

 

Lebensläufer (1)

 

Lebensläufer (2)

 

Lebensläufer (3)

 

Lukenvize (1)

 

Lukenvize (2)

 

Lukenvize (3)

 

Volksschule (1)

 

Volksschule (2)

 

Volksschule (3)

 

Das selbstbewusste Bürgertum (1)

 

Das selbstbewusste Bürgertum (2)

 

Das selbstbewusste Bürgertum (3)

 

Fortpflanzung folgt (1)

 

Fortpflanzung folgt (2)

 

Fortpflanzung folgt (3)

 

Einfaltspinsel (1)

 

Einfaltspinsel (2)

 

Einfaltspinsel (3)

Weltvertrieb (1)

Kurz vor Kriegsende, Todeszug mit siebenundsiebzig Waggons hält an einem tschechischen Bahnhof. / Tausende KZ-Häftlinge in den Viehwagen. / Am Ende ihrer Kräfte. / SS-Kommandant lässt Maschinengewehre aufstellen. / SS-Kommandant samt Gattin finden sich am Bahnhof ein. / Verdiente Kameraden samt Ehefrauen gesellen sich hinzu. / Halbstündiges Dauerfeuer, Waggons werden zersiebt. / Lustiges Turteltäubchenschießen. / Es zieht. / Wie Hechtsuppe. / HH, kleiner Scherz. / Hernach werden die Damen herzlich beglückwünscht. / Zum einen oder anderen gelungenen Abschuss. / Gelöstes Gelächter erklingt. / Geistige Getränke werden gereicht. / Zur Erfrischung. / Mitternacht. / Frühlingsgefühle, sie liegen in der böhmischen Luft. / EK I, Ilka I. / Man muss das alles wissen, denkt Urbanski. / Um Verhältnismäßigkeiten herzustellen. / Bundesrepublik Deutschland, Deutsches Reich. / Es hat sich nichts geändert. / Es ist der Apparat. / Apparat führt aus. / Kommandostrukturen, Befehlsstrukturen. / Apparat führt aus. / Industrien, Schlüsselindustrien. / Aufzählung folgt. / Nicht. / Geld. / Die Gier, sie wirft Maschinen an. / Schlüsselfertig, unbarmherzig. / Kalt. / Apparat führt aus. / Sehr geehrte Kunden, wir öffnen Kasse Fußball, Bee Gees, Nazis für Sie. / Wer die Klasse nicht hat, steigt ab. / Wie beim Rasenschach. / Wer die Kasse nicht hat; Sekunde, Wein, Weib und Gesang? / Ob blond, ob braun, wir lieben Adolf Schnitter. / Eröffnet das Feuer. / Bringt mehr Munition. / Kühlt die Läufe. / Noch ein Sektchen, Liebes? / Hör mal, wie sie wimmern. / Es zieht. /  

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Bee Gees: How Deep Is Your Love? /

Weltvertrieb (2)

Urbanski, NS-krank. / Urbanski, NS-Patient. / Urbanski, er läuft durch die Wohnung, vogelwild, aufgekratzt. / Urbanski, er bleibt stehen hier und dort, lässt die Hacken zusammenknallen, reißt den linken Arm zum neudeutschen Gruße hoch und brüllt: Hi! / Aus Leibeskräften. / Hi! / Mal sehen, was passiert, denkt er. / Nichts passiert. / In jedem anständigen Hause wäre längst die Polizei Hamburg aufgekreuzt. / In jedem anständigen Hause wäre längst die Bundeswehr Hamburg aufgekreuzt. / In jedem anständigen Hause wäre längst die Bürgerwehr Hamburg aufgekreuzt. / Doch nichts dergleichen geschieht. / Langweilig, denkt Urbanski. / Und du kommst in die Hölle, denkt Urbanski. / Sekunde, draußen. / Neu bei den Puppen ist ja jetzt mit gezogener Kapuze. / Püppchen steckt sich eine gottverdammte Banane in den Mund und glotzt herausfordernd. / Unter Kunstpelz hervor, über den Kopf gezogen. / Hi! / Augenfick mal, denkt Urbanski. / Auch du kommst in die Hölle, denkt Urbanski. / Lustiges Vogelschießen mit den Offizieren, denkt Urbanski. / Gattinnen laden zum Federball, denkt Urbanski. / Urbanski, NS-krank. / Urbanski, NS-Patient. / Hi! / Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Bee Gees: Tragedy. /

Weltvertrieb (3)

Schwarzer Bordstein.

 

Es ist der Apparat.

 

Repetition, Repetition, Repetition.

 

Apparat führt aus.

 

(Sei still.)

 

Schwarzer Fahrschein.

 

Es ist der Apparat.

 

Repetition, Repetition, Repetition.

 

Apparat führt aus.

 

(Sei still.)

 

Schwarzer Kantstein.

 

Es ist der Apparat.

 

Repetition, Repetition, Repetition.

 

Apparat führt aus.

 

(Sei still.)

 

Schwarzer Wahlschein.

 

Kopf oder Zahl.

 

Schornstein oder Stacheldraht.

 

(Sei still.)

 

Schwarzer Führerschein.

 

Schwarzer Grabstein.

 

Repetition, Repetition, Repetition.

 

Bee Gees: World.

 

(Sei still.)

COC-K 9, deutsches Kennzeichen (1)

„Mein Arbeitslosengeld liegt ja sogar noch unter dem Hartz-IV-Satz, dem Höchstsatz.“ „Dann müssen Sie halt aufstocken gehen.“ „Und wie?“ „Jobcenter, Leistungen beantragen.“ „Aber dann muss ich ja alles aufdecken, Vermögensverhältnisse, Kontoauszüge und so weiter.“ „Richtig, vor allem die der vergangenen letzten Jahre. Dafür haben Sie sicherlich Verständnis.“ „Diese scheiß Hartzer, ich will Ihnen mal was sagen, die sollen bloß aufhören zu jammern! Wenn hier einer die ärmste Sau ist, dann ja wohl ich!“ (So, es reicht. Wir unterbrechen an dieser Stelle, und ja, obiger Dialog hat so oder so ähnlich tatsächlich stattgefunden. Bemerkenswert, wie sich die Unterschichten gegenseitig zerfleischen, das Prekariat, das Proletariat, nicht wahr? Nicht wahr. Was uns in der Annahme bestätigt, dass mit diesen Leuten kein Staat zu machen ist. Geschweige denn, eine Revolution anzuzetteln. Einen Umsturz, einen Aufstand gegen die bestehenden Verhältnisse von unten wird es nie geben, dazu sind diese Milieus schlicht zu deutsch. Es ist der Apparat. Gelernt ist gelernt. In den „vergangenen letzten Jahren“. Zum Schreien.)

COC-K 9, deutsches Kennzeichen (2)

Schwarzer Zahnstein also, die aggressive Variante des, nun ja, normalen Zahnsteins, er hatte sich unter dem Zahnfleisch gebildet und dieses entzündet. Innen am Weisheitszahn musste einiges weggeschnitten werden, im Anschluss kamen Instrumente zum Einsatz. Wundschmerz, Grundschmerz; es fühlte sich seltsam an, es fühlte sich komisch an, wie teilamputiert. Schätze, wir können den Zahn retten, meinte der Zahnarzt. Hoffentlich, dachte ich. Oder aber dunkle Gedanken dann doch vielleicht, böse Geister, die ich rief mit all meinen kranken NS-Fantasien, denn als ich gestern nach einem gemütlichen Fernsehabend bei Rampensau und Hinrichtungen in die Küche ging, war ein Seil der Niedervoltanlage durchgebrannt, verschmorte Enden samt Lampen hingen herab. Na, meine kleine Ruine? Dachte ich. Und. Oder. Aber. Öfter mal was Neues, meinte mein Nachbar heute Morgen. So was kommt von so was, meinte mein Nachbar. Wer keine Arbeit hat, der macht sich welche, meinte mein Nachbar. Und wer kein Geld hat, dachte ich. Und wer die Klasse nicht hat, dachte ich. Ersatz zu beschaffen wird nicht einfach sein, Bau- oder Elektrofachmärkte führen fast nur noch LED-Zubehör. Halogen läuft aus. Öl läuft aus. Diesel läuft aus. Der Balkon des Kollegen ein Stockwerk höher also. Der ist leck, da läuft Wasser durch, meinte der Generalunternehmer, der Handwerksmeister aus der Abteilung „Alles aus einer Hand“, als er neulich vor Ort war, sich den Wandschaden im Bad anschaute. Müssen wir als Erstes machen, meinte er, muss ich checken. Okay. Aber hören Sie, schauen Sie, die Duschstange hängt durch, ja, die da im Winkel, die da über Eck, können Sie die gleich mitmachen, einmauern, was weiß ich? Unbedingt, meinte er, da kommen wir Ihnen gern entgegen. Da machen wir Ihnen ein gutes Angebot, dachte ich. So fang mal an, dachte ich. Nix da, sagte ich, das können Sie gleich mit auf die Rechnung für die Hausverwaltung setzen, und zwar so, dass der Posten erst gar nicht auftaucht. So geht das, dachte ich. Durchmogeln, dachte ich, nur so kann es jetzt noch gehen. Nur darum kann es jetzt noch gehen, dachte ich. Wichtig ist ja jetzt mit offenem Visier, dachte ich. Und oder mit gezogener Kapuze, dachte ich.

 

Aber.

COC-K 9, deutsches Kennzeichen (3)

Bondatum entspricht Leistungsdatum.

 

Seilschaften, wir hätten etliche Meter benötigt. Nicht mehr erhältlich im einschlägigen Fachhandel. Wir nehmen die Reste der Installation ab; wir spielen Aschenputtel, wir stecken die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen, wir bewahren das eine noch intakte Seil auf, falls mal was ist, falls mal ein Fallstrick vonnöten sein sollte. Natron entspricht Platon. Nachbar schenkt mir einen gebrauchten Baustrahler, klein, kompakt, taghelles Licht. Schraubt ihn an die Decke: funktioniert, sieht funktionell aus, sieht industriell aus. Hat nicht jeder. Problem: Lösung. Platoon entspricht Gudrun.

 

Es geht weiter. Ich umarme meinen Nachbarn.

Frühlingsquark (1)

Hamburg Energie: Zweihundert Euro Nachzahlung. / Fällig Mitte des Monats. / Neuer Abschlag: Einundfünfzig Euro. / Fällig Mitte des Monats jeweils. / Um Ratenzahlung gebeten. / Siebzehn Euro wären knapp zu schaffen. / In zwölf Raten. / Plus Bearbeitungsgebühr? / Wie hoch, wie hoch, wie hoch? / Wir warten. / Auf die Reaktion. / Los, meldet euch. / Was ist? / Warum dauert das? / Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Tourette: Heute ist ein schöner Tag! /

Frühlingsquark (2)

Oil doch, Kleines.

 

Oil doch, Spießer.

 

Du hängst dein Herz an Dinge.

 

Du klammerst dich an Luxusgüter.

 

Wozu denn eine Wohnung?

 

Wohnen muss kein Mensch.

 

Messer, Gabel, Schere, Licht.

 

Sind für Adolf Walmdach nicht.

 

Oil doch, Alimentierter.

 

Staatlich annulliertes Nichts.

 

Du bist so böse und gemein.

 

Im Aquarium deiner Seele.

 

Tummeln sich Piranhas.

 

Raubfische, verdrießlich.

 

Man verschluckt sich allzu leicht.

 

An den vielen Gräten.

 

Sekunde, sieben Minuten vor Geschäftsaufgabe.

 

Bei „Fische Faerber“ aufgeschlagen.

 

Gab aber nichts mehr.

 

Nach dreiundsiebzig Jahren.

 

Oil doch, Trümmerfrau.

 

Zieh doch ins Hotel.

 

Heute ist ein deutscher Tag!

 

Roulette?

 

Tourette.

Frühlingsquark (3)

„Neu, oder was!?“, brülle ich. „Nomaden, oder was!?“, brülle ich. „Zigeuner, oder was!?“, brülle ich. „Was ist denn nun schon wieder los?“, fragt sie. „Hast du die da eben gesehen?“, frage ich. „Wen, diese Leute da eben?“, fragt sie. „Genau die da eben“, sage ich, „kommen da raus, kommen uns entgegen, sodass wir ausweichen müssen, also ich“, sage ich, „nur, um hinter uns in einem anderen Hause gleich wieder zu verschwinden“, stöhne ich. „Geht’s noch, oder was!?“, brülle ich. „Lasst das nach, bringt doch nichts“, sage ich stöhnend. „Schnee stört“, sagt sie und ich nicke. „Minusgrade, Minusgrade, hey, hey“, sage ich. „Du hast dich doch jetzt nicht extra deretwegen umgedreht, oder etwa doch?“, fragt sie. „Sicher, denn dies ist dein freies Land“, grinse ich. „Heute ist mein guter Tag!“, brülle ich. „Tourette, oder was?“, grinst sie und ich mit ihr. Du bist irre, Urbanski, denkt sie.

 

Du bist Schnee, Urbanski, im Minus, denke ich. Und.

 

„Normal, oder was!?“, brülle ich. Oder. Aber.

Abpausen (1)

Oder aber Schnee, denke ich. / Stört wirklich, denke ich. / Pulver fällt. / Vom Himmel hoch. / Gefährlich. / Gefahr im Verzuge, denke ich. / Mutmaßlich, vermeintlich, denke ich. / Die Polizei Hamburg bittet um Ihre Mitarbeiterinnen, grinse ich. / Wortspielintelligenz. / Und wenn schon, denke ich. / Gestern einen getroffen, der von der Wohnungssuche berichtete. / Gruselig. / Schlange stehen wie Kaninchen. / Dreiköpfige Familie mit 500.000 Jahreseinkommen findet nichts. / Oh. / Er selbst saß einem Arschloch gegenüber, welches ein regelrechtes Casting veranstaltete. / Oh. / „Wie lange, sagten Sie, sind Sie jetzt verheiratet, ein halbes Jahr? Zum Schein? Scheinehe, weiß das Finanzamt davon?“ / Oh. / „Was, so viel verdienen Sie? Ihr Arbeitgeber, der muss doch irgendwann pleite gehen!“ / Oh. / Arschlappen wollte seine Eigentumswohnung vermieten. / Warum nicht gleich als Feriendomizil? / „Haben Sie sich schon angemeldet? Bei Airbnb Berlin?“ / Wortspielintelligenz. / Oh. / Die Polizei Hamburg bittet um Ihre Mitarbeiter, denke ich.  / Sachdienliche Arschgeigen nimmt jede Polizeidienststelle entgegen; Wortspielintelligenz. / Denke ich. / Oh. / Uh. / Und. / Schrägstriche wie Handkantenschläge. / Bee Gees: Sinking Ships. / Schluss jetzt mit dem Unsinn, Beschlussfassung. / Mutmaßlich, vermeintlich, denke ich. /

Abpausen (2)

Schneeglöckchen, Weißröckchen; was denn jetzt? / Frühling oder Winter? / Schnee oder Regen? / Pulver oder Dampf? / Das Wetter kann sich nicht so recht entscheiden, heißt es. / Gestern Wasser. / Heute Eis. / Heißt es. / So schnell gibt der Winter nicht auf, heißt es. / Sekunde, ein jeder Mann kriegt es. / Spätestens mit neunzig, heißt es. / Ja, sie, die Prostatavergrößerung. / Morgen Termin beim Heiler. / Heiler kann das Thema therapieren, sagt er. / Heiler hat Globuli. / Heiler ist ein alter Bekannter. / Heiler macht den Freundschaftspreis. / Sekunde, draußen neues Tag entdeckt: Antifa-Hooligans. / Wenn man Angst hat. / Spätestens mit neunzig. / HH, kleiner Scherz. / Antifa-Hooligans: NSCI. / Antifa-Hooligans: NSBRD. / Antifa-Hooligans: NSHH. / Kannst du tanzen, während du schießt? / Kannst du lachen, während du mordest? / Kannst du singen, während du pinkelst? / Draußen HU-ND 311, deutsches Kennzeichen. / SSUV: Parkt im Park. / SSUV: Elektrische Leute mit Führerschein. / SSUV: Wir alle müssen Opfer erbringen, so auch der Rasen. / SSUV: Raser. / SSUV; Antifa-Hooligans: Rasende. / Krumme Hunde sind an der Leine zu führen. / Antifa-Hooligans: Ist Heilfleisch nazistisch? / Heilbutt, Heilbronn? / Der Heiland? / Harrt der Führerschein nicht auch seiner längst überfälligen Entnazifizierung? / Überfall. / Kommando. / Betrifft mich, betrifft mich nicht, betrifft mich, betrifft mich nicht, betrifft mich, betrifft mich nicht; betroffen. / In Schwarze. / Getroffen. / Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

Abpausen (3)

Minusgrade, Minusgrade, hey, hey.

 

Check 06.02.2018:

 

Immerhin ein Dach über dem Kopf.

 

Miete wurde abgebucht.

 

Heizung wurde abgebucht.

 

Wasser wurde abgebucht.

 

Strom wird abgebucht.

 

Flatrate wird abgebucht.

 

Dispo: Einhundertfünfzehn Euro Bankreserve.

 

Mäppchen: Zweihundert Euro Bargeldreserve.

 

Sie werden wohl dran glauben müssen.

 

Jemanden um Hilfe bitten punktuell?

 

Die Familie: eventuell?

 

Treffe mich heute mit ihr.

 

Vielleicht fasse ich mir ein Herz.

 

Vielleicht nehme ich es in die Hand.

 

Kommt ganz darauf an.

 

Auf die Situation.

 

Auf die Atmosphäre.

 

Auf mich und meine Tagesform.

 

Dreihundertfünfzehn Euro zum Leben.

 

Potzblitz: Schockschwerenot.

 

Draußen Birkenau, draußen Eiseskälte.

 

Platoon entspricht Heidrun.

Jeton (1)

„Als du vor Jahren das erste Mal bei mir warst, ging es um die Zähne, um den einen Weisheitszahn, erinnerst du dich? Das war nach deinem Absturz in Hartz.“ Ich nicke, das Thema ist mir unangenehm. Weiter, denke ich. „Dann diese Analfissur, wie verhält es sich mit der inzwischen?“ Druck, Druck, Druck, denke ich. Mir stand die Scheiße buchstäblich bis zum Hals, denke ich. „Vernarbt verheilt. Schmiert da was oder juckt da noch was, dann werfe ich eine halbe Ibu und gut ist.“ „Leck mich am Arsch also, okay. Prostata und Popöchen liegen im Übrigen auf gleicher Ebene.“ Ich nicke. „Wie sieht’s denn mit der Lust aus?“ Lust auf was? „An alle Hysterischen: Hindenburghaus am Großen Burstah umbenennen?“ „In was, Steigbügelhalterhaus? Im Ernst, bitte beantworte meine Frage.“ „Früher war alles lustiger.“ „Zwischenzeitlich der Trauerschmerz nach dem Tode deiner Mutter. Wie geht’s dir heute damit?“ Ich breche in Tränen aus. Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Überhaupt war ich von einem eher knackigen Termin ausgegangen, eine halbe Stunde dieses und jenes kurz mal anreißen, kurz den Harndrang erörtern, Themen wie Restharnbildung umreißen und dann zack, Globuli und raus. Doch nix da. „Sie hat dich unterstützt, nicht wahr?“ Nicht wahr. „Ist natürlich auch tragisch, wenn die Eltern nicht mehr da sind, besonders in einer Lage wie deiner.“ „Einzahlen geht immer, meinte neulich eine Haspa-Mitarbeiterin.“ Ich wische mir die Tränen ab, das Ganze ist mir hochnotpeinlich. Platoon entspricht Sigrun, denke ich. „Bist du eigentlich leicht erregbar?“ „Stets und allzeit bereit.“ „Wofür?“ Das möchtest du nicht wissen, denke ich. „Wozu bereit?“ Ich zögere. Ich warte. Ich antworte: „Hör mal, vor Abriss braucht ihr nun wirklich keine Angst zu haben, euer historischer Posthof hier in der Bernstorffstraße, der sieht ja sehr, nun ja, pittoresk aus. Ihr seid eine eingeschworene Gemeinschaft. Und dieser neue Investor weiß so etwas durchaus zu schätzen, der wird euch nun entweder hinausekeln oder abfinden lassen. Danach wird luxussaniert, die Fassaden bleiben bestehen. Walmdächer weg, Efeu weg, kubische Aufstockung, LED-Moderne, viel Glas, viel Stahl. Kernsanierung innen, Eigentumswohnungen. Kleine Ladenzeile. Sekunde, was brauchen wir? Shops: Fjällräven, Fuchssäcke für die neuen Pussys, da stehen die drauf. Kindergondeln. Gleich mit großer Leuchthelmauswahl. Wird übrigens allerhöchste Zeit, dass die Stadt mal beigeht und die Gehwege planiert, mal sämtliche Unebenheiten beseitigt, damit sich die Gondelgeburten keinerlei Gehirnerschütterungen zuziehen oder eine Meningitis gar, fehlte noch, Mongos mag nämlich keiner.“ Baumwurzeln können Ihr ungeborenes Kind beschädigen, denke ich. Der Heiler grinst. „Eine Kita mit angeschlossenem Café, Kette, Balzac oder so, die können mehr, die sind finanziell ganz ordentlich aufgestellt. Oder irgendetwas aus dem Viertel. Genuin seit 2016, authentisch seit 2017: Ein sogenannter Latte Artist verwandelt den Milchschaum in einen Alsterschwan. Auf Sankt Pauli.“ „Budni nicht zu vergessen, vegane Waschmittel, Verpackungen ohne Verpackung.“ „Rewe to go nicht zu vergessen, Einkaufserlebnisse mit sanfter Seelenbeschallung werktäglich bis 23:30 Uhr, gern und bald auch sonntags. Uhrzeiten haben was mit Arbeitszeitregelungen zu tun, flexibler Feierabend noch deutlich halb vor Mitternacht und alles. Babypausen, urbane Menopausen und so und alles. Auf die Fresse.“ Der Heiler bläst die Backen auf. „Ich gebe dir mal Stephanskraut, es soll dein Mütchen kühlen. Ruf mich in zwei Wochen an. Geld lass stecken.“ „Nix, so etwas mache ich nicht. Leistung muss sich wieder lohnen.“ Wir grinsen und umarmen uns zum Abschied.

Jeton (2)

In den Wartezonen hockten damals ja nur Russen und Neger, gut, nichts gegen diese Leute, die haben ja auch so ihre Probleme, meinte neulich einer draußen. Wie auch immer, das hat sich geändert, meinte neulich einer draußen. Jedenfalls, die machten Alarm beim Sozialamt, die wollten alle eine neue Waschmaschine, meinte neulich einer draußen. Nun, auch das hat sich geändert, dachte ich. Waschmaschinen gibt’s nicht mehr. Kühlschränke gibt’s nicht mehr. Nichts gibt’s mehr, auf die Fresse kann man kriegen. Sekunde, die Familie hat die Stromnachzahlung übernommen, hat sogar noch einen Hunderter in Cash obendrauf gelegt. Auf die Faust, auf den Tisch des Hauses. Ich war sehr dankbar. Ich umarmte meine Familie. Vor lauter Erleichterung. Wieder einen Monat geschafft, dachte ich. Wobei man den Tag ja bekanntlich nicht vor dem Abend loben sollte. Sekunde, Hamburg heute bei acht Grad minus und strahlendem Sonnenschein. O.B. – auch während der Kälteperiode wärmstens zu empfehlen, denke ich. Hier noch jemand ohne Einführungsvermögen? Hier noch jemand ohne tiefere Mächte?

 

Wortspielintelligenz, diese? Und wenn schon, denke ich.

Jeton (3)

In grauer Vorzeit. / Da ging Mann hin und zahlte. / Für den Korb. / Erhalten von einer Dame. / Mann legte ein Geldstück auf den Tisch. / In grauer Vorzeit. / In den Tanzlokalen. / Korb bekommen, Korb bezahlt. / Nach guter alter deutscher Sitte. / Support. / Damit die Holde nicht leer ausging. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

Altes Testament (1)

„Der neue Ferrari Fiesta!“, brülle ich. „Der neue Jaguar Jazz!“, brüllt Jason zurück. „Na, meine kleine Made?“, sage ich. „Na, mein kleiner Parasit?“, sagt Jason. „Na, mein kleiner Gemeinschaftsschädling?“, sage ich. „Na, mein kleiner Nassauer?“, sagt Jason. „Na, mein kleiner Schnorrer?“, sage ich. „Na, mein kleiner Nutznießer?“, sagt Jason. „Na, meine kleine Krätze?“, sage ich. „Na, mein kleines Schrottkind?“, sagt Jason. „Der neue Maserati Corsa!“, brülle ich. „Der neue Lamborghini Up!“, brüllt Jason zurück. „Na, mein kleiner Krankheitsherd?“, sage ich. „Na, mein kleiner Seuchenherd?“, sagt Jason. „Na, mein kleiner Keuchhusten in spe?“, sage ich. „Na, mein kleiner Geisteskranker?“, sagt Jason. „Na, mein kleiner Aussätziger?“, sage ich. „Na, meine kleine Pestilenz?“, sagt Jason. „Na, mein kleiner hoffnungsloser Fall?“, sage ich. „Der neue Hummer Polo!“, brüllt Jason. „Der neue Mini Zwölfzylinder!“, brülle ich zurück. Wir lachen und legen auf. Na, mein kleiner Überlebensläufer? Denke ich und.

 

Oder, aber.

Altes Testament (2)

„Unsere Gastarife!“, brüllt Stephen Urbanski und erleidet einen ganz schlimmen NS-Rückfall. / „NSCI!“, brüllt Stephen Urbanski. / „NSBRD!“, brüllt Stephen Urbanski. / „NSHH!“, brüllt Stephen Urbanski. / „Unsere Gastarife!“, brüllt Stephen Urbanski. / „Es geht uns sehr schlecht!“, brüllt Stephen Urbanski. / Das Lagerorchester formiert sich, das Lagerorchester stimmt „How Deep Is Your Love?“ von den Bee Gees an. / Das Lagerorchester stimmt „Tragedy“ von den Bee Gees an. / Das Lagerorchester stimmt „World“ von den Bee Gees an. / „Schwarz hören und sehen kommt teuer zu stehen!“, brüllt Stephen Urbanski. / „Das ist nazistisch!“, brüllt Stephen Urbanski. / „Was ist mit Weiß hören!?“, brüllt Stephen Urbanski. / „Was ist mit Gelb hören!?“, brüllt Stephen Urbanski. / „Was ist mit Rot hören!?“, brüllt Stephen Urbanski. / „Häute sind, ist, werden, wird mein bester Tag!“, brüllt Stephen Urbanski. / Das Lagerorchester stimmt „Sinking Ships“ von den Bee Gees an. / „Schluss jetzt mit dem Unfug!“, brüllt Stephen Urbanski. / „Unfuggebühren! Erheben!“, brüllt Stephen Urbanski. / Die Nacht bricht an, erste Schneefälle drohen. / Weiß, weiß, weiß, denkt Stephen Urbanski. / Herrenrasse, Herrenschnee, denkt Stephen Urbanski. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

Altes Testament (3)

Neuen Namen entdeckt. / Auf irgendeinem Klingelschild, irgendwo dort draußen. / Stutzki. / Super. / Sofort ins Herz geschlossen. / So als gelernter Stutzer. / Dem man gehörig die Flügel gestutzt hat. / Vor einigen Jahren. / Dennoch, dazu gehören auch immer zwei, nicht wahr? / Nicht wahr. / Ich mag gute Namen. / So als gelernter Wortakrobat. / Wie finde ich Prosa Luxemburg zum Beispiel? / Wie finde ich Prosa von Praunheim? / Wie finde ich Prosamunde Pilcher zum Beispiel? / Diese neuen Wortschöpfungen gekugelt, und siehe, Prosa Luxemburg gibt es noch nicht. / Die anderen beiden schon. / Apropos, sollte es mich im kommenden Jahre noch geben, und sollte ich mich in 2019 tatsächlich dazu aufraffen, den einen Titel noch zu schreiben, den einen, der hier nach wie vor auf Halde liegt, STAAT UP nämlich, dann wird Prosa Luxemburg die redaktionelle Leitung übernehmen. / Passt wie die Faust aufs Auge. / Auge entdeckt die guten Namen. / Herz schließt sie ein. / Kopf arbeitet. / Wenigstens der, denke ich. / Gestatten: Stutzki, Steffen Stutzki. / Beruf: Wortspieler. / Meisterbrief seit 2019. / Draußen Schneeregen bei null Grad. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

Zwischen Hamburg und Haiti (1)

Draußen Glatteisbildung aufgrund überfrierender Nässe, und nein, ich werde den Teufel tun, das Haus zu verlassen, im Gegenteil, ich gehe nicht einmal unter die Dusche, Teufel auch. Im Ernst, es gibt keinen Grund, sie ist nämlich weg, verreist für ein paar Tage, wohin spielt keine Rolle. Schließlich und endlich leben und agieren wir in Hamburg, der schönsten Stadt der Welt und somit der Mittelpunkt des bekannten Universums. Laut Finanzbehörde. Laut Senatskanzlei. Laut Wirtschaftsbehörde. Wozu sich also an Nebenschauplätzen wie Berlin abarbeiten? Da bleiben wir doch lieber zuhaus und lauschen dem grauen Echo der Heimat, freuen uns auf den Sprung über die Elbphilharmonie, auf die Vertiefung des Niendorfer Geheges, auf die Erhöhung der Boberger Dünen. Berlin ist ja so viel größer als Hamburg, meinte sie kürzlich am Telefon, alles liegt hier eine halbe Stunde entfernt. Mit dem Auto, fügte sie noch hinzu. Besser, weil lyrisch korrekter lassen sich die Unterschiede zwischen den beiden, nun ja, Metropolen kaum beschreiben, dachte ich und legte auf. Denn es gibt Grenzen, selbst ich habe welche. HH, kleiner Scherz natürlich. Wie auch immer, morgen kehrt sie zurück, und ich, ich werde sie abholen. Vom Hamburger Hauptbahnhof, der mit den schönsten Schienensträngen der Welt. Schaffnerwissen, sagst du? Möglich.

Zwischen Hamburg und Haiti (2)

Du arbeitest nicht, du bist tot. Was hat dich so plötzlich auferstehen lassen? War es mein Gesang, „Lamplight“? Ich habe mich daran versucht, an deinem Lied, eines meiner Kindheit in den Sixties. Es hat mich ergriffen damals, ich wusste gar nicht so recht, warum. Vielleicht habe ich es gespürt als Junge, vielleicht war da so eine Ahnung, ein Vorwegnehmen des Schmerzes, des unwiederbringlichen Verlustes. Eine frühe Form der Sehnsucht, noch unvernarbt. Du wolltest dieses Lied zur A-Seite machen, habe ich viel später erfahren, doch dein Bruder hat sich durchgesetzt mit „First of May“, sehr zu deinem Verdruss. Tröste dich, mich hat „Lamplight“ wirklich tief berührt. Es war deine Stimme, es war immer diese eine Stimme.

 

Du und dein älterer Bruder, ihr wohnt auf der Matratze unter meiner, wir teilen uns ein Etagenbett. Kleine Rolle vorwärts über die Stange und schwupps, schon bin ich bei euch. Du siehst gut aus, wenn auch ziemlich blass um die Nase. Sarg, was ist mit deinem Zwillingsbruder? Bleibt der wenigstens weg? HH, kleiner Scherz, bitte verzeih mir. Ist nur mein kranker Humor, ist meine schräge Art, mit dem Grauen umzugehen, zieht sich durch mein gesamtes Schaffen. Ist später entstanden, ist mit den Narben gekommen. Ich träume dies, ich weiß es, ich weiß darum. Du lächelst. Dieser Zahnstand, Überbiss genannt. Es war deine Stimme, es war immer diese eine Stimme, ich habe sie geliebt. Bis dann, Robin Gibb, wir sehen uns im Himmel.

Zwischen Hamburg und Haiti (3)

Seidenweiße Laken, die drei, vier Kissen groß und von gleichem Material. Barry Gibb, ein einziger Muskelstrang, bedeckt von goldener Haut, unbehaart, der Schädel ebenfalls kahl, die Augen gütig, die Augen, sie sprachen: Es geht ihm schon viel besser. Kannst du es noch einmal singen, Robin, aus dem Stegreif, aus dem Sarg heraus? Natürlich könntest du, so du es nur könntest. Und vielleicht ist es das Stephanskraut, welches mich der Heiler schlucken ließ, es möge mein Mütchen kühlen, sagte er; und ja, vielleicht führt es mich zurück zu alten Häfen voller Wärme und Geborgenheit, zurück nach Haus in die Bettstätten elterlicher Fürsorge, irgendwoanders, irgendwo im Himmel vielleicht. Denn die Zeit, sie läuft mir davon, Jahrzehnte scheinen inzwischen wie Stunden, manche Minuten, sie ticken zuweilen laut wie Wochen, und ja, es gibt sie zuhauf, jene Sekunden, die nie enden wollen, da helfen auch keinerlei Wortspielereien mehr; Sekunde: Gewohnt wie besehen. Nett. Apropos, sollte ich bis zum 31. Mai 2018 durchhalten, dann werde ich so alt sein wie mein Vater, der an eben jenem Tage im Jahre 1988 qualvoll an Lungenkrebs verstarb. Nett? Was soll das werden, eine Lanze brechen für unsere gemeinsamen zweiundsechzig Lenze, seine und meine dann; nett? Gewohnt wie besehen? Kannst du es noch einmal sagen, Vater, aus dem Stegreif, aus dem Sarg heraus? Steffen Stutzki: Stephanskraut?

 

Steffen Stutzki sagt: Das Leben ist kein Ponyschlecken. Stephen Urbanski sagt: HH, der war gut, den kriegst du wieder.

Papa Urbanski sagt: Gewohnt wie besehen? Verstehe ich nicht.

Denns (1)

Verwohnt wie besehen: Hier müsste einiges passieren in der Wohnung. Allein die Kachelfugen im Bad sind mittlerweile so schwarz wie Afrika. Und zwar an jenen Stellen, wo die Feuchtigkeit durchkommt; vielleicht kann ich auch dies der Hausverwaltung aufs Auge drücken, kann ich den selbstverschuldeten Schaden damit tarnen, mit dem Feuchtigkeitsbefall nämlich, und ja, selbstverschuldet, weil seit Jahren von meiner Seite nichts dagegen unternommen wurde; Domestos drauf und dann und wann, das war’s auch schon. Vielleicht kann ich mit dieser, nun ja, Notlüge meinen Kopf erneut aus der Schlinge ziehen, denn mir fehlt das Geld, zur umfassenden Renovierung ist schlicht und einfach keines da. Gut, bei diesen anhaltenden Minustemperaturen können die Handwerker ohnehin nicht starten, meinte der Trocknungstechniker, der mich unlängst beehrte, eine Art Laserpistole zog, Sekunde, den roten Punkt auf entsprechende Flächen richtete, ungläubig den Kopf schüttelte, als er die Werte sah auf dem Display. Cooles Teil, dachte ich, will auch so eines haben, denn mir fiele durchaus die eine oder andere Person ein, deren Feuchtigkeitsgrad ich gern mal in Erfahrung bringen würde. Ob noch alles frisch ist da oben im Denkungsapparat. Dann fang mal gleich mit dir an, Urbanski, dachte ich und grinste. Sekunde, draußen das Überbein. Das Überbein steht im dichtesten Schneetreiben, Kapuze gezogen, hundert Meter Stoff um den Hals, Fesselchen frei, kalkweiße Stelzen, kein besonders schöner Anblick. Und die Fingerchen, wie sie huschen, sie wischen wie wild übers Handgerät. Dass diese Puppen nicht umkippen, schon irgendwie irre. Ich könnte keinen Moment lang so stehen, nicht in dieser Haltung, ich würde auf der Stelle das Gleichgewicht verlieren. Moderne Puppen, sie sind so erfrischend anders, das Netz scheint ungleich faszinierender zu sein als die schnöde Realität, Facebook und Fesselchen frei sind allemal aufregender als solch ein profaner, solch ein uncooler Schneefall. Irre. Sekunde, Überbein ist das neue L; nix mehr mit weit abgespreiztem Fuß wie früher, denke ich. Roter Punkt, denke ich, ein Königreich für diese Laserpistole, diese Machtknarre.

Denns (2)

Dieses Haus ist alt, dieses Haus, es ist sehr hellhörig. Ich kann sie husten hören, die Nachbarin unter mir, husten hören des Nachts, er klingt nicht gut, der Husten, er klingt nach ungesundem Bronchialsekret, nach Lungenentzündung. Und ich überlege, hinunterzugehen und Zigaretten anzubieten, sie dürfte wählen zwischen einer Selbstgedrehten und solchen aus der Fabrik, die müsste ich allerdings erst besorgen, sie müsste mir das Geld auslegen, vorstrecken zu diesem Zwecke. 6,50 pro Schachtel derzeit, demnächst sieben Euro, hörte ich. Was ich gut finde, sehr gut, erhöht die Preise, macht alles teurer, erhöht das Risiko, die Lebensversicherungen, erhöht vor allem die Temperaturen endlich, damit die Arbeiten am und im Hause beginnen können, die Balkone neu, die Bäder neu, alles neu. Raucher würden Ketten kaufen, denke ich und grinse.

 

Kühl, so kalt wie eine Katze.

Denns (3)

Die gute deutsche Benchmark, wir wollen sie zurück! / Harte Währung, reell! / Die gute deutsche Butter, reell! / Das gute Service, reell! / Der gute Sonntagsanzug, reell! / Bein zeigen, reell! / Zieh dich ordentlich an, reell! / Was sollen bloß die Nachbarn denken, reell! / Mit Samen spielt man nicht, reell! / Davon läuft das Rückenmark aus, reell! / Das gute deutsche Rückenmark, wir wollen es zurück, reell! / Verwohnt wie geschehen, reell! / Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Nimm die Wäsche ab, die Komödianten kommen. /

Agiles Arbeiten (1)

Reell die Obdachlosen vor ehemals Horten am Klosterwall. Sie schlafen hinterm Bauzaun, sie schlafen, zwanzig, dreißig vielleicht, Urinpfützen hier und dort, Urinlachen, reell. Hier fehlt die Frau am Haus, denke ich, hier müsste mal Hand angelegt werden, denke ich, stinken muss ja niemand auf der Straße, heißt es. Und die Kälte, der Abfall, die Nacht und der Müll, Papierfetzen fliegen umher, Plastikreste liegen herum, reell. Die Kälte, der Abfall und die Nacht, reell, der Verkehr brüllt vierspurig, Schwerlaster aus Rumänien auf dem Wege zum Containerhafen, Schnellbusse auf der Route gen Kirchdorf-Süd, ein Räumfahrzeug der Polizei Hamburg, eine Art Über-Unimog, Schaufel vorn, hochgefahren, Kran hinten, eingeklappt, die Fahrschule des staatlichen Gewaltmonopols auf Nachtfahrt. Die Kälte, der Abfall und die Gästeliste, reell, die eine Hälfte der denkmalgeschützten Halle umgebaut zum Musicaltheater, drinnen der Dandy aus Berlin samt seines Palast Orchesters, Schlager der Zwanziger, Dreißiger Jahre, happy Weimar, happy Weltwirtschaftskrise, happy Machtergreifung, „Roter Mohn“, Baujahr 1938, Hitlers Liebling. „Ich bin das einzig schwarze Mädchen hier“, meint mein schöner schwarzer Mond und lächelt ins ausverkaufte Rund, altweiß das Publikum, die Haare schütter, „Kein Schwein ruft mich an“. Reell? Großmarkt, Blumengroßmarkt daneben, reell. „Ich war die Quoten-Josephine heute Abend“, grinst sie draußen nach dem Konzert, und die Kälte, der Abfall und die Nacht, reell, und sie und ich, Josephine Baker, Stephen Urbanski, reell. Und Hamburg baut Hammerbrook neu, vollständig. Nach dem Kriege, nach den Bombardements, und „Wenn du mal in Hawaii bist“, und die Kälte, der Abfall und die Nacht, reell, sie und ich. Und die Kälte, der Abfall und die Gästeliste, reell, sie und ich. Und die Kälte, der Abfall und die Nacht, reell, sie und ich. Und die Kälte, der Abfall und die Nacht, und die Kälte, der Abfall und die Gästeliste, und die Kälte, der Abfall und ich, alles sehr reell, und sie und ich und sie, denke ich, Stephen Urbanski, gelernter Impressionist, passionierter Expressionist dessen, was ist; Eindrucksammler, reell, Ausdrucksammler, sehr reell und die und ich und die Kälte, der Abfall und die Nacht.

Agiles Arbeiten (2)

Müssen wir das erklären mit der Gästeliste?

 

Nein, wir standen halt drauf.

 

War ja schließlich Valentinstag.

 

Seiner Liebsten einen Dienst erweisen.

 

Alte Kontakte wiederaufleben lassen.

 

Reisekosten hin und zurück hätten uns beinah ruiniert.

 

Gästeliste gegen Spende, fünf Euro pro Person.

 

Garderobenzwang. Zwei Euro pro Person.

 

In der Pause: Brezel 2,50. Gummibärchen dito.

 

Konzertluft ist trocken, da braucht man was zu naschen.

 

Mond hatte eine kleine Flasche Wasser hineingeschmuggelt.

 

Ist aus meiner Leitung, raunte sie. Wir lachten.

 

Und die Kälte, der Abfall und die Nacht, reell.

 

Sekunde, der neue Ford Kalauer!

 

Der neue VW Rolf, reell!

 

Der neue Renault Bingo!

 

Und die Kälte, der Abfall und die Gästeliste, reell.

 

Wir standen halt drauf.

 

Auf Max Raabe samt Palast Orchester.

 

Mein schöner schwarzer Mond und ich.

 

„Wenn du mal in Hawaii bist“; was haben wir gelacht.

 

Da kommen wir niemals hin, lachten wir.

 

Daran werden wir noch zu knabbern haben, lachten wir.

 

Der neue Toyota Yo, lachten wir.

 

Einfach so, völlig aus der Spur geraten.

Agiles Arbeiten (3)

Schneetreiben, wenn man es im Schnee treibt?

 

Oder Schneetreiben, weil man es im Schnee treibt?

 

Schwierig. Schnee ist schwierig. Im Schnee.

 

Ist es schwierig. Rutschgefahr. Salz hilft auch nicht.

 

Neulich, die Hausverwaltung hatte streuen lassen.

 

Großes Salz, wie eine Nachbarin meinte.

 

Sie war empört, sie zeigte sich besorgt.

 

Heutzutage wird doch nur noch Sand gestreut, meinte sie.

 

Die rufe ich an, die zeige ich alle an, meinte sie.

 

Nun, wer keine anderen Sorgen hat, der macht sich welche.

 

Dachte ich und musste an die Umwelt denken.

 

Umwelt sind immer nur die anderen, dachte ich.

 

Sekunde, Schneegestöber: Suchfunktion?

 

Der macht sich ja ganz klein im Schnee.

 

Schwierig. Schnee ist schwierig. Im Schnee.

 

Ist es schwierig. Das beste Stück, es macht sich klein.

 

Obwohl der Schnee als solcher nie was drunter trägt.

 

So als Geschlecht. Nichts drunter hat. Weder Sackschutz.

 

Noch Gefrierbeutel. Hilft ja alles nichts.

 

Schwierig. Schnee ist schwierig. Im Schnee.

 

Ist es schwierig. Mann würde ja gern, Frau auch.

 

Dennoch. Schwierig. Schnee ist schwierig. Im Schnee.

 

Ist es schwierig. Schneeketten. Oder grober Schotter.

 

Helfen auch nicht wirklich weiter.

Salbe Cäsar (1)

Schnee trägt zwar nichts drunter, ist aber auch nicht nachtragend. Erkenntnis. Das muss man auch mal anerkennen. Sekunde, heute werden 200,46 Euro abgebucht. Familie hat nur zweihundert zugeschossen, fehlen also noch sechsundvierzig Cent. Inkasso, denke ich. Da mal jemanden vorbeischicken, denke ich. So geht das alles nicht, denke ich. Hamburg Energie: 200,46 Euro Nachzahlung Strom. Hamburg Energie hat auf meine Anfrage wegen Ratenzahlung nicht reagiert. Hamburg Energie wollte das nicht. Hamburg Energie will die gesamte Summe. In einem Stück. Das muss man akzeptieren. Das muss man auch mal so hinnehmen. Als Mann. Wie ein Mann. Seinen Mann stehen sozusagen, geht ja nicht anders. Es ist, wie es ist, es ist nun mal so. Da beißt die Maus keinen Faden ab, da sollte man sich kein Hamburg für eine Energie vormachen. Sozusagen. Keine Rate für eine Nachzahlung vormachen, sozusagen. Nix mit Tricksen und Täuschen. Ist nicht. X für ein U. Ist nicht, läuft nicht. Noch dreizehn Tage Februar überstehen. Wie ein Mann. Seinen Mann stehen sozusagen, geht ja nicht anders. Es ist, wie es ist, es ist nun mal so. Da beißt die Maus kein bestes Stück von ab, da sollte man sich keinen Stephen für einen Urbanski vormachen, keinen Steffen für einen Stutzki.

 

Es liegen noch einige Headlines an, Salbe Cäsar (2), Salbe Cäsar (3), Lebensläufer (1), Lebensläufer (2), Lebensläufer (3), Lukenvize (1), Lukenvize (2), Lukenvize (3), Volksschule (1), Volksschule (2), Volksschule (3), Das selbstbewusste Bürgertum (1), Das selbstbewusste Bürgertum (2), Das selbstbewusste Bürgertum (3), Fortpflanzung folgt (1), Fortpflanzung folgt (2), Fortpflanzung folgt (3), Einfaltspinsel (1), Einfaltspinsel (2), Einfaltspinsel (3).

 

Hoffentlich ausreichend für den Rest des Monats.

 

Sekunde, die neue deutsche Kommasetzung,

Salbe Cäsar (2)

Cremiger Weichkäse, naturgereift und somit laktosefrei. Sanft und sicher ist sie, die Hygiene fürs Leben. Wie wärs mit einer flotten Landpartie, denn schau, dort tanzt Lulu. Schöne Beine hat sie, Sekunde, magst du Motoren? Komm, wir gehen raus und stechen Tintenfische. Morgen leider keine Zeit, dir zum Geburtstag zu gratulieren, ich habe nämlich noch nichts vor.

 

Die neue deutsche Kommasetzung,

Salbe Cäsar (3)

Cremiger Weichkäse, naturgereift und somit laktosefrei. Sanft und sicher ist sie, die Hygiene fürs Leben. Wie wärs mit einer flotten Landpartie, denn schau, dort tanzt Lulu. Schöne Beine hat sie, Sekunde, magst du Motoren? Komm, wir gehen raus und stechen Tintenfische. Heute leider keine Zeit, dir zum Geburtstag zu gratulieren, ich habe nämlich noch nichts vor. Sekunde, was ist ein Schnellfilter? Nun, ein Schnellfilter ist ein Schnellfilter. Und Wildtomaten? Nun, Wildtomaten sind halt Wildtomaten. Hurtigruten: sexistisch oder nur zu stürmisch? Nun, dieser Bereich wird videoüberwacht, denn Babel verpflichtet, erstens, und zweitens geht es hier um nichts weniger als um die Sicherung des rhetorischen Weltfriedens, und drittens, Sekunde, die neue deutsche Kommasetzung, der neue Leopard Bluemotion, der neue Leopard Soul, der neue Leopard Helene Fischer, der neue Leopard Proud To Share, der neue Leopard Dienst Ist Dienst Und Schnaps Ist Schnaps! Wie wärs mit einer flotten Landpartie zur See, denn schau, dort tanzt der wilde Tintenfisch im Stechschritt, im Sekundentakt, und ja, dies ist der neue Leopard Minutenroman. Salbe Cäsar, neues Thema: Parfüms, be- oder ausnutzen? Neue Problemstellung: Flakons, be- oder entladen? Düfte besorgen oder entsorgen? Paco Rabanne, Poco Rabanne; Brust oder Keule?

Lebensläufer (1)

Sonne, Sonntag, Sonnenschein. / Du guckst aus dem Fenster, was siehst du? / Richtig, Väter am Smartphone, Kinderwagen schiebend. / Mütter am Smartphone, Kinderwagen schiebend. / Mehr Kinder wagen. / Smartphones sind die neuen Kinder. / Kinder sind die neuen Kippen; Vorsicht, Suchtgefahr. / Tausend Euro pro Jahr für Zigaretten, meint sie. / Für Zeugs, das unseren Körper vergiftet, sagt sie. / Und unseren Geist, denke ich. / Und das, was uns umgibt, fügt sie hinzu, sie, die selbst Raucherin ist. / Aufhören, sagt sie. / Richtig, denke ich. / Vielleicht werde ich der Haspa eines Tages sogar dankbar sein, denke ich. / Dass sie mir den Hahn abdreht, sukzessive. / Die Schlinge um den Hals legt. / Die sich zuzieht, Monat für Monat. / Mir die Luft abschneidet. / Vielleicht habe ich genau dies gebraucht, denke ich. / Druck von außen. / Kein Geld mehr für die Gier. / Obgleich. / Nicht mehr rauchen zu können würde mich unglücklich machen, würde mich ärgerlich stimmen. / Dem Alkohol abgeschworen. / Aus eigener Kraft. / Geschafft. / Aber Tabak? / Schwierig. / Und dann, was wäre dann? / Was ist mit meiner Räucherkammer, was ist mit meinem Zuhause? / Wäre dann? / Genug Geld da? / Um renovieren zu können? / Wäre dann? / Genug Geld da? / Für neue Geister, neue Klamotten? / Sonne, Sonntag, Sonnenschein. / Du guckst aus dem Fenster, was siehst du? / Fjällräven ist das neue Hakenkreuz, das siehst du. / Canada Goose ist der neue IS. / Das siehst du. / Tugendzentrum Hamburg, Deutschland, das siehst du. / Mehr Helden sagen, mehr Heuschrecken plagen. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

Lebensläufer (2)

Kommt ein Motor zum Friseur.

 

Definitiv, im Endeffekt.

 

Die deutschen Athleten, lecker.

 

Die Herausforderung.

 

Spannend, spektakulär, kreativ.

 

Aufgestellt, verrückt.

 

Ich persönlich.

 

Ich glaube wirklich.

 

Ich bin der festen Meinung.

 

Ich bin der festen Überzeugung.

 

Empfangsbereitschaft: Dein Bauch gehört mir.

 

Dialogbereitschaft: Mein Rauch gehört dir.

 

Elektromobilität: Solidarität statt Hetze.

 

Nachhaltig, sozialverträglich.

 

Emotional.

 

Baukindergeld.

 

Nur gegen Quittung.

 

Ich persönlich.

 

Ich glaube wirklich.

 

Ich bin der festen Meinung.

 

Ich bin der festen Überzeugung.

 

Kommt ein Blinder in den Fischladen.

 

Ich bin ein Investor, sagt er.

 

Sagt, ich bin da guter Dinge.

Lebensläufer (3)

Feiern, Gänsehaut pur.

 

Am Start, authentisch.

 

TV pur.

 

Freude pur, Spielfreude pur.

 

Eiskanal pur.

 

In erster Linie.

 

Frauenpower.

 

Sanft und sicher.

 

Und mehr.

 

Wahnsinn, dieser.

 

Pur.

 

Syndesmoseband und somit pur.

 

Feiern, Massenstart.

 

Abenteuer pur.

 

Emotional, authentisch.

 

Pur.

 

Freude pur, Natur pur.

 

Medaillenhoffnung pur.

 

In erster Linie.

 

Manpower.

 

Hart arbeiten. Und mehr.

 

Die deutschen Athleten.

 

Am Start, authentisch.

 

To go.

Lukenvize (1)

„Liebe Notarinnen und Notare, wir starten durch! Tabakrauch enthält über siebzig verschiedene Stoffe, die einigermaßen krebserregend sind!“ „Wem?“ „Liebe Fixerinnen und Fixer, wir starten durch und erklären den Monat Februar zum offiziellen Feiertag!“ „Wem?“ „Liebe Architektinnen und Architekten, wir starten durch und treten in einen frischen fetten Haufen, um endlich unsere anale Phase nachzuholen!“ „Wem?“ „Liebe Beitragszahlerinnen und Beitragszahler, sollten Sie vorhaben, demnächst von Hamburg nach Deutschland zu ziehen, dann starten Sie durch!“ „Wem?“ „Liebe Dienerinnen und Diener, Sie haben eine ganz andere Hitze, zu der wir Sie recht herzlich begrüßen dürfen!“ „Wem?“ „Liebe Soldatinnen und Soldaten, möchten Sie den Tintenfisch noch einmal sprechen, dann starten Sie durch!“ „Wem?“ „Sind Sie auch so gern in ungebeizten Räumen wie wir? Dann tun Sie sich keinen Zwang an und starten Sie durch!“

 

„Kommt ein Sprung zur Schanze, kennen Sie den?“

 

Wem die Stunde schlägt, denkt Stephen Urbanski und unterbricht diesen interessanten, da höchst unterhaltsamen Selbstgesprächsfluss. Durchhalten, denkt er, diesen Februar noch, dieses Jahr noch überstehen, diese drei Bücher noch vollenden in 2018, denkt Stephen Urbanski und erbricht sich.

Lukenvize (2)

Sensibel. / Sauertöpfisch. / Sonne, du Arschloch. / Sekunde, benimm dich. / Mach was. / Schreib was, häng ein Transparent vor den Balkon: Sie dürfen Ihr Smartphone jetzt küssen! / Schreib was, häng ein Transparent vor den Balkon: Puff, die neue Ruhe im Karton? / Schreib was, häng ein Transparent vor den Balkon: Diese Wohnung ist besetzt! / Widerstand zeigen, Farbe bekennen! / Der zunehmenden Gentrifizierung entschlossen entgegentreten! / Ja, diese Wohnung ist besetzt! / Von einem verschissenem Grundgesicherten! / Von einem verkackten Sozialhilfeempfänger! / Von einem dreckigen Wohlstandsversager! / Hier, das unwerte Leben! / Finanziert es! / Pampert es! / Versorgt es! / Tausend saure Töpfe! / Sonne, du Arschloch! / Sekunde, bleibe empfindsam. / Benimm dich, du hast doch Humor. / Beweis: Betäubung wirkt, meinte dein Zahnarzt gestern. Und das bei der geringen Dosis, jubilierte er. / Stimmt, Drogen kann ich, sagtest du. / Und alle haben gelacht. / Die Laune war gut. / Also mach was, mach so weiter. / Schreib was, häng ein Transparent vor den Balkon: Der neue Porsche Kita! / Der neue Smart Discovery! / Schreib was, häng ein Transparent vor den Balkon: Der Niederadel muss weg! / Geht doch, zieht doch, wo ihr wohnt! / Widerworte finden: Mauern mögen brechen, doch unsere Herzen nie! / Ups. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

Lukenvize (3)

Ich hatte es im Kreuz.

 

Auf dem Stuhl beim Zahnarzt.

 

Liegen zu müssen, während er.

 

Und die Assistentin, sie kam mir sehr nah.

 

Fuhrwerkte herum, dicht vor meiner Nase.

 

Dicht vor meinem Mund, Schlund.

 

Zirkus Krone, dachte ich.

 

Sind Implantate die Krone der Schöpfung?

 

Fragte ich mich.

 

Halb betäubt, der Mund hing schief.

 

Wie nach einem Schlaganfall.

 

Abdrücke wurden genommen.

 

Welche Körbchengröße brauchen wir?

 

Fragte der Zahnarzt und grinste anzüglich.

 

Wird Frühling, dachte ich.

 

Zirkus Krone, dachte ich.

 

Substanzverlust, Verfall.

 

Rückenschmerzen.

 

Welch eine Tortur, dachte ich.

 

Eigentlich gut, dachte ich.

 

Neulich eine Uhrmacherin entdeckt.

 

Christine Genesis, Luxusuhren in Handarbeit.

 

Christine Genesis, welch ein Name.

 

Tage gebraucht, um darüber hinwegzukommen.

Volksschule (1)

Ich hatte es im Kreuz.

 

Auf dem Stuhl beim Zahnarzt.

 

Liegen zu müssen, während er und diese Assistentin.

 

Sie kam mir gefährlich nah, sie machte mich nervös.

 

Fuhrwerkte herum, dicht vor meiner Nase.

 

Dicht vor meinem Schlumpf.

 

Ihre Haut, sie war noch jung.

 

Zirkus Krone, dachte ich.

 

Sind Implantate die Krone der Schöpfung?

 

Fragte ich mich.

 

Halb betäubt, der Mund hing schief.

 

Wie nach einem Schlaganfall.

 

Zahnstand, Gebissabdrücke.

 

Formlinge, welche Körbchengröße brauchen wir?

 

Scherzte der Zahnarzt und grinste frivol.

 

Ist ja gut jetzt, dachte ich.

 

Treibt es nicht zu weit, dachte ich.

 

Substanzverlust, Verfall.

 

Rückenschmerzen.

 

Welch eine Tortur, dachte ich.

 

Eigentlich gut, dachte ich.

 

Neulich eine Manufaktur entdeckt.

 

Christine Genesis, Luxushuren in Handarbeit.

 

Tage gebraucht, um darüber hinwegzukommen.

Volksschule (2)

Der neue BMW Klischee! / Der neue Range Rover Nachbarschaft! / Der neue Volvo Yoga! / Der neue Dodge Madame! / Der neue Lexus Gloryhole! / Der neue Chrysler Shitstorm! / Der neue Cadillac Shithole! / Der neue Leopard Love! / Der neue Abrams Poetry! /

 

Ich schlage hier gleich alles kurz und klein, Steffen! /

 

Steffen? / Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

Volksschule (3)

Diese Wohnung ist besetzt, die kriegt ihr nicht.

 

Dieses Jahr noch durchhalten, diese drei Bücher noch.

 

ALPHA URBANSKI werde ich Ende März abschließen.

 

Korrekturlesen; ALPHA URBANSKI soll Anfang April erscheinen.

 

Die Nachfahren ehemaliger Sklavenhalter treffen die Überlebenden ehemals unfreier Menschen. Zum Lunch, denn zu Mittag lässt sich leichter plaudern; es bleibt noch der Nachmittag zur Verdauung. Ein Abendessen wiederum läge ungleich schwerer im Magen, was wiederum zu einer unruhig verbrachten Nacht führen kann, was wiederum niemand möchte. Eine gewisse Lady Lydia Lunch sagt: Ernsthaft, Alpha, sieh zu jetzt hier. Ein ehemaliges Kettenglied sagt: Schrägstriche wie Handkantenschläge. Aus diesen beiden Komponenten entsteht ein PDF. PDF kann kostenlos über einen sogenannten Sharehoster heruntergeladen werden. PDF treibt im Darknet, auch eine Möglichkeit. Will dort lediglich gefunden werden, gerettet werden. Denn das PDF trägt keinerlei Schwimmweste, wozu auch?

 

Die Arbeit an KITSCHFOTZE beginnt unmittelbar danach.

 

KITSCHFOTZE werde ich Ende August abschließen.

 

Die Arbeit an ROCK END ROLL beginnt unmittelbar danach.

 

ROCK END ROLL werde ich irgendwann abschließen.

 

Ein Notarzt kommt in Hamburg innerhalb von acht Minuten.

 

Garantiert. Die Untersuchung beginnt unmittelbar danach.

Das selbstbewusste Bürgertum (1)

„Sibirische Kaltfront“, sage ich. „Gibt’s irgendwelche Veränderungen?“, will der Heiler wissen. „Nicht, dass ich wüsste“, sage ich. „Musst du noch nachpressen?“ Fracking, sinniere ich. „Nein“, lüge ich. „Immerhin“, meint der Heiler. „Was genau soll dieses Kraut eigentlich bewirken?“, frage ich. „Nun, es soll deine Prostata verkleinern“, meint der Heiler, „den Kränkungen entgegenwirken. Hast du noch Wutgefühle manchmal?“ Der neue Audi Antifa, denke ich, der neue Bentley Paderborn, denke ich, der neue Infiniti Intifada, denke ich. „Neulich wurde ich auf der Straße angeraunzt, weil ich eine Kippe weggeschnippt hatte, noch Fragen?“, frage ich. „Stimmt, da ändert sich was gesellschaftlich“, meint der Heiler. „Humanismus mit menschlichem Antlitz“, grinse ich. „Systemisch bedingt, politisch gewollt“, grinst der Heiler. „Kunst-Kitas“, grinse ich, „Michelangelo mit sechs.“ „Der kleine Neo Rauch möchte am Bilderbad abgeholt werden“, grinst der Heiler. „Gab es früher alles nicht“, seufze ich. „Gab ja auch keine Titten in den Achtzigern“, meint der Heiler, „Titten galten als unschicklich in den Achtzigern, Titten hatte man nicht in den Achtzigern. Sondern Schulterpolster“, meint der Heiler. „Interessant“, sage ich. „Ich hab’s im Rücken“, sage ich. „Existenzebene“, meint der Heiler. „Seit wann, wie fühlt sich das an?“, fragt der Heiler. „Seit einigen Tagen, unschön“, antworte ich. „Etwas genauer, bitte“, drängt der Heiler. „Blockade“, sage ich. „Wofür stehen eigentlich Zähne in der Homöopathie?“, frage ich, „Zähne zusammenbeißen? Einen Zahn zulegen? Steiler Zahn? Auf dem Zahnfleisch gehen?“ „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, grinst der Heiler, „Rückgrat, Existenzebene.“ „Schleppe mich nachher zum Arzt und lasse mich spritzen“, sage ich. „Schulmedizin, Chemiewaffen“, meint der Heiler zweifelnd. „Nimm im Anschluss noch mal drei Kügelchen von dem Zeugs, aber bitte nicht vorher“, ordnet der Heiler an. „Und ruf mich auf alle Fälle kommende Woche an, ich will wissen, was da geht“, setzt der Heiler nach. „Du bist ein guter Junge“, sage ich, „deine Freundschaft gereicht mir zur Ehre“, sage ich. „Allein dieser Telefonservice, damit Leute wie ich nicht extra zu kommen brauchen, großartig, Umarmung“, sage ich. „Deswegen wird ja auch nichts mehr aus mir“, grinst der Heiler. „Da kenne ich noch so einen“, grinse ich zurück.

 

Wir lachen und legen auf.

Das selbstbewusste Bürgertum (2)

Hamburg bei klirrender Kälte, Freitag, den 23. Februar 2018, es ist halb zehn am Morgen, das Telefon klingelt, die Nummer sieht echt aus, weder nach Fake noch nach Betrug. Ich nehme ab, ein junge Dame ist dran, sie spräche im Namen der Blindenwerkstatt, meint sie, die Einrichtung sei in Schwierigkeiten, „und da wollte ich einmal ganz lieb fragen, ob nicht eines unserer blinden Mädchen eine Web- oder Strickarbeit für Sie erledigen dürfte?“ Ich lehne bewegt ab. Sie insistiert auch nicht; wir beenden das Gespräch angemessen angefasst, nicht zu schnell und schon gar nicht abrupt. Ich gehe in die Küche und nehme Platz auf einem meiner Korbstühle.

 

Und heule wie ein Schlosshund.

Das selbstbewusste Bürgertum (3)

Hamburg bei klirrender Kälte, Freitag, den 23. Februar 2018, es war halb zehn am Morgen, das Telefon klingelte, die Nummer, sie sah echt aus, weder nach Fake noch nach Betrug. Ich nahm ab, ein junge Dame war dran, sie spräche im Namen der Blindenwerkstatt, sagte sie, die Einrichtung sei in Schwierigkeiten, „und da wollte ich einmal ganz lieb fragen, ob nicht eines unserer blinden Mädchen eine Web- oder Strickarbeit für Sie erledigen dürfte?“ Ich lehnte bewegt ab. Sie insistierte auch nicht; wir beendeten das Gespräch angemessen nachdenklich, nicht zu schnell und schon gar nicht abrupt. Ich ging ins Bad und nahm Platz auf einem elektrischen Stuhl. Und zitterte wie Espenlaub. Rettung, wem Rettung gebührt, dachte ich. Ich sehe das, was du nicht siehst, dachte ich und schämte mich sehr. In Hamburg bei klirrender Kälte.

Fortpflanzung folgt (1)

Ich möge mit dem Heiler auch mal übers Alter, übers Altern sprechen, meint sie, rät sie mir. / Ich hätte Probleme damit, meint sie. / Mir tut alles weh, sage ich. / Schulter links, linker Arm, linkes Daumengelenk, sage ich. / Links, links, wenn der Hauptmann kommt, dann stinkt´s, singe ich. / Erstverschlimmerung nach Einnahme weiterer drei Globuli. / Wirkstoffe, sie docken an. / Körper reagiert. / Plus BASF, sage ich. / Will gar nicht wissen, was mein Hausarzt da gespritzt hat. / Hochkonzentriertes Gift. / Alter Schwede, sage ich. / Alter Falter, sage ich. / Alter Verwalter, sage ich. / Alter Urbanski, sage ich. / Die Sonne, sie schreit uns an, die Sonne, sie ist laut und es ist lausig kalt. / ALPHA URBANSKI, denke ich. / Das Buch der Phrasen und der Floskeln, denke ich. / Das Buch der leeren Worthülsen, denke ich. / Der neue Alfa Romeo Al-Shabaab, denke ich. / Der neue Lancia Taliban, denke ich. / Der neue Mercedes-Benz Al-Qaida, denke ich. / ALPHA URBANSKI, das Buch der Bilder, das Buch der Idiotien, sie prallen aufeinander, ergeben dadurch Sinn. / Denn die Zeiten, sie spielen verrückt. / Die Zeiten spielen Brett, die Türme rücken vor und setzen den König schachmatt. /

 

ALPHA URBANSKI, denke ich. / Das Buch der Phrasen und der Floskeln, das Buch der leeren Worthülsen. / Im Wald, da sind die Räuber. / Waldemar, weil es im Wald geschah. / Rettet den Wald. / Bis bald, Wald. / Laub und Sägen auf all deinen Wegen. / Wer wird zuerst dran glauben müssen, du oder ich? / Wirst du um mich weinen? / Werde ich um dich trauern? / Werden wir uns wiedersehen? / Wenn ja, wieso? / Und was bitte ziehen wir an? / Habe ich dir vom schwarzen Damenslip berichtet, über ein Schild gestreift? / Neulich erst gesehen. / Im Licht der kalten Sonne. / Das Schild war gelb, ein sogenanntes Gas-Schieber-Schild. / Erdgasleitungen. / Unterirdisch. / Wer wird zuerst das Zeitliche segnen, du oder ich? / Sie oder ich? / Wird sie um mich weinen? / Werde ich um sie trauern? / Werden wir uns wiedersehen? / Werden wir uns küssen, wäre das noch möglich? / Oder sind wir nur noch Luft füreinander? / Dann? /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

Fortpflanzung folgt (2)

Was soll er mir denn verabreichen, Süße?

 

Kügelchen gegen das Verwelken?

 

Globuli zur Wahrung des Status Quo?

 

Du bist vielleicht naiv.

 

Und was meinen Hausarzt betrifft:

 

Der wollte plötzlich ganz viel wissen.

 

Wie es denn liefe mit der Schreiberei.

 

Wie es denn liefe mit den Büchern.

 

Ob auch wir über den Tisch gezogen würden.

 

Autoren, Künstler, Musikanten. Hätte er gehört.

 

Die verdienten ja nicht viel. Hätte er gehört.

 

An der Digitalisierung. Die wiederum:

 

Unaufhaltsam voranschreite.

 

Auch in seinem Beritt.

 

Man fabuliere bereits über Telemedizin.

 

So von Bildschirm zu Bildschirm.

 

Dann bräuchte ich nicht mehr zu kommen.

 

Die Sonne, sie schreit uns an.

 

Die Sonne, sie ist laut und es ist lausig kalt.

 

Was soll er mir denn verabreichen, Süße?

 

Der Heiler gibt sein Bestes.

 

Globuli als Frustschutzmittel.

 

Kügelchen zur Konservierung.

 

Des Schneefalls, mein Herz.

 

Ich liebe dich.

Fortpflanzung folgt (3)

Und was meinen Zahnarzt betrifft:

 

Dieser Mantel von der U.S. Army.

 

Dieser Kurzmantel, dereinst in forschem Feldgrau.

 

Als ich ihn erstand vor hundert Jahren.

 

Sieht nur noch schäbig aus.

 

Obwohl gereinigt mehrmals.

 

Hat seine besten Tage hinter sich.

 

Wie sein Besitzer, ähnlich wie sein Träger.

 

Da machen wir uns bitte mal nichts vor.

 

Wie er da so hing am Haken.

 

Im Behandlungszimmer zwei.

 

Im eisblauen Licht des Deckenneons.

 

Abgerissen, prunklos.

 

Ehrvergessen, ehrlos.

 

Mit Rückenschmerzen auf dem elektrischen Gestühl.

 

Liegen zu müssen, eigentlich gut.

 

Mantel, Mäntel einfach hängen lassen.

 

Hinaus in die Welt, lediglich.

 

Mit einem Häufchen Eigenlaub bekleidet, spärlich.

 

Nur darum kann es jetzt noch gehen.

 

Wenn wir hier mal weiterkommen wollen.

 

Da, der neue Mustang Bio.

Einfaltspinsel (1)

Ja, mein Sohn und ich.

 

Wir fliegen ja jetzt nach Myanmar zum Tauchen.

 

Wir übernachten in betreuten Klöstern.

 

Bewacht von buddhistischen Mädchen.

 

Ich war ja immer Kommunistin.

 

Braun war nie so meine Farbe.

 

Insofern.

 

Ja, mein Sohn und ich.

 

Wir freuen uns wie Bolle.

 

Auf tolle Straßen, tolle Märkte.

 

Auf tolle Strände, tolle Einheimische.

 

Auf die vielen, vielen bunten Fotos.

 

Von den Fischen und Korallen.

 

Die zeigen wir zuhause dann.

 

Beim Brunch.

 

In der Fürst-Pückler-Passage.

 

Beim Jazzfrühschoppen.

 

Mit Freunden.

 

In meinem Herzen bin ich orange.

 

Achtsamkeit, mein zweiter Vorname.

 

Man sollte schon genauer hingucken.

 

Und nicht immer nur zur Seite.

 

Im Flugzeug aus dem Fenster schauen.

 

All die vielen Wolken und der Brodem.

 

Vielleicht kann man den noch brauchen.

Einfaltspinsel (2)

Im Flugzeug aus dem Fenster schauen.

 

Die vielen interessanten Impressionen.

 

Vielleicht kann man die noch brauchen.  

 

Um damit anzugeben.

 

Zuhause in der Fürst-Pückler-Passage.

 

In Cottbus.

 

Allein Fürst-Pückler-Passage.

 

Drei Farben, ein Begriff.

 

Exklusiv in Cottbus.

 

Kolorierter Sound, markant.

 

Wobei Cottbus schon ein bisschen lesbisch klingt, oder?

 

Schon ein wenig nach Eckenpinsel klingt.

 

Ja, mein Sohn und ich.

 

Wir beschicken uns mit Lebensläufen.

 

Eckdaten, ich erzähle ihm von mir.

 

Er erzählt mir nichts von mir.

 

Wozu auch?

 

Wir haben ja den Blues.

 

Beim Folklorefrühschoppen.

 

Mit Freunden.

 

Da wird nicht viel geredet.

 

Worüber auch?

 

Wir haben ja Motive.

 

Die Fotos sagen alles.

 

Im Osten geht die Sonne auf.

Einfaltspinsel (3)

Ja, mein Sohn und ich.

 

Beim Strumpf-Shopping.

 

In der Fürst-Pückler-Passage.

 

Zuhause in Cottbus.

 

Zurück aus Myanmar.

 

Dort waren wir nämlich.

 

Zum Tauchen.

 

Angereist per Flugzeug.

 

Abgereist per Flugzeug.

 

Tolles Wasser, tolle Algen.

 

Dann und wann ein Torso.

 

Der eines muslimischen Mädchens.

 

Harpuniert, sozusagen.

 

Aufgespießt, mit anderen Worten.

 

Fischfutter auf dem Meeresgrund.

 

Ansonsten nicht mehr zu gebrauchen.

 

Ja, mein Sohn und ich.

 

Zurück aus Myanmar.

 

Zurück in Cottbus.

 

Willkommen in der Fürst-Pückler-Passage.

 

Willkommen zur Volksmusik beim Strumpf-Shopping.

 

Er steht ja so auf Halterlose.

 

Sie stehen ihm, die Halterlosen.

 

In der Passage: irgendwelche Sonderangebote?

 

Aber da doch: „Schüler-Döner nur 3,50!“

Kapitel 3: Endlich Peggy March

Ein März und eine Seele (1)

 

Ein März und eine Seele (2)

 

Ein März und eine Seele (3)

 

Energiebeschäftigte (1)

 

Energiebeschäftigte (2)

 

Energiebeschäftigte (3)

 

Linoleumhafen (1)

 

Linoleumhafen (2)

 

Linoleumhafen (3)

 

Uomo (1)

 

Uomo (2)

 

Uomo (3)

 

Deutsches Qualitätsfleisch (1)

 

Deutsches Qualitätsfleisch (2)

 

Deutsches Qualitätsfleisch (3)

 

Nazis gegen Gewalt (1)

 

Nazis gegen Gewalt (2)

 

Nazis gegen Gewalt (3)

 

Professionelle im Berufsverkehr (1)

 

Professionelle im Berufsverkehr (2)

 

Professionelle im Berufsverkehr (3)

 

HH-UA 3784, deutsches Kennzeichen (1)

 

HH-UA 3784, deutsches Kennzeichen (2)

 

HH-UA 3784, deutsches Kennzeichen (3)

Ein März und eine Seele (1)

Huch, Huch der Karibik?

 

Im Gegenteil, zweistellige Minustemperaturen. Schockgefroren, die Stadt. Tiefgefroren die Häuser, die Straßen, die Autos auf den Seitenstreifen, die Wege und die Grünflächen, erfroren der Boden und die Erde samt Flora und Fauna. Lidl hat seine Tiefkühltruhen vor die Tür gestellt, um Energie zu sparen. Eisheilige sind bereits ausverkauft. Eiszapfen sind bereits ausverkauft. Eisweine dito. Eisbein dito, Eisberge dito, Eisbrecher dito, was an Unverfrorenheit grenzt, wie ich finde.

 

Eisdielen dito, was ich ausverschämt finde.

 

Huchseefischerei. Auf Eis gelegt, die Schiffe bleiben im Hafen. Vitaminmangel droht, Lebertran ist aus. Lager ebenfalls. Schuppen ebenfalls. Huch- und Deutschmeister; wir werden alle sterben. Huch und Tief, der Bau liegt still. Keine neuen Wohnungen mehr. Keinerlei Renovierungen, keinerlei Ausbesserungen, nicht einmal mehr Sprengungen. Wir werden alle obdachlos. Wir landen auf der Straße. Und erkalten tödlich.

 

Huch mit sieben Siegeln. ALPHA URBANSKI, „Endlich Peggy March“, letztes Kapitel. KITSCHFOTZE folgt diesem Büchlein, wird ein feuchter Sommerroman. Vielleicht schiebe ich noch STAAT UP ein im Herbst, vor ROCK END ROLL. Vielleicht verfahre ich mit ROCK END ROLL ähnlich wie mit INSTANT TAMA. Und mache das Projekt zu einer kleinen Dezemberfibel. Reizvoll wäre es allemal. Sämtliche zur Verfügung stehenden Titel somit zum Einsatz gebracht in 2018. Letztmalig gut. Wobei: Nur keinen Eid, denke ich. Denn ein Stephen Urbanski pflegt sich auch in Zeiten wie diesen nicht festzulegen, sondern stets einen kühlen Kopf zu bewahren, das schätzen wir so sehr an ihm, das macht ihn so unwiderstehlich, so unausstehlich unangreifbar.

 

Huch soll er leben, man muss ihn einfach lieben.

Ein März und eine Seele (2)

Ich habe absolut kein Mitleid mit denen.

 

Meinte die Sachbearbeiterin eines Sozialamtes.

 

Irgendwo in den deutschen Ostgebieten.

 

Im Zuge einer ZDF-Dokumentation.

 

Über Menschen und deren Schicksale.

 

Irgendwo in Cottbus.

 

Sie hätte absolut kein Mitleid mit denen.

 

Sondern bewundere die Tatsache.

 

Dass diese Leute: trotz überschaubarer Mittel.

 

Versuchen, ein ganz normales Leben zu führen.

 

Ja. Nein, ich wiederum empfinde ebenfalls nichts.

 

Hege keinerlei Mitgefühl, ich möchte nicht so aussehen müssen.

 

Wie die: sportlicher Kurzhaarschnitt, rot gefärbte Haare.

 

Freche Fransen, figürlich an der Grenze.

 

Ostzone eben.

 

Und dann noch dieser missgünstige Dialekt.

 

Und dann noch dieser amoralische Job.

 

Hartz IV, beabsichtigt: demütigend.

 

Sie sei mit Leidenschaft dabei, meinte sie.

 

Deutschland, Deutsches Reich.

 

Nach wie vor, immer noch, meinte sie.

 

Stattgegeben, darin wären wir uns einig.

 

Ausnahmsweise, sie und ich.

 

KMFDM: Kein Mitleid für die Mehrheit.

 

STAAT UP: Im Westen geht die Sonne unter.

Ein März und eine Seele (3)

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Der November war lang und stockfinster. / Der Dezember war ein beleuchteter Shoppingmonat. / Kassensturz mit Polenböllern. / Der Januar wurde lang und ging mit dem Februar nochmals in die Verlängerung. / Eisblumen, Eiszapfen, Moonboots. / Zweistelliges Leningrad. / Die sibirische Faust, die russische Rache. / Eisenwinter. / Trocken Brot aus Blut und Stahl. / Deutschland, eine Totenfestung. / Sowjetische Vergeltung. /

 

Jetzt. / Der Mond nimmt zu. / Ist er voll, ist es vorbei. / Die Totenburg zurück im Plus. / Blühende Krokusse inmitten all der Dieselschwaden. / Deutschland, Deutsches Reich. / Die Menschen, sie suchen die Idylle. / Einmal Pommes rotweiß, bitte. / Einmal Schweinskopfsülze, bitte. / Senf dazu? / Die Menschen, sie sehnen sich nach Harmonie und einem optimalen Blutdruck. / Werden sie die Nerven verlieren, den Verstand? /

 

Oder nur die rechte Hand? /

 

Da, der neue Leopard Disco. /

 

Huch das Bein, Hammonia. /

Energiebeschäftigte (1)

Ich bin verrückt nach deinem Judenmund. / Ich bin verrückt nach deinem Türkenmund. / Ich bin verrückt nach deinem Negermund. / Urbanski, ein Rassist, ein Nazi? / Mitnichten. / Es ist nur so: Das Böse fasziniert ihn, das Böse unterhält ihn bestens. / Hassen kann jeder. / Ist oft wenig amüsant. / Kluge Verachtung indes, um die zu beherrschen, muss man etwas wissen wollen. / Informationen filtern, dazu muss man mit Sprache umgehen können. / Ist und bleibt eine Sache der Eliten. / Ist und bleibt ein Privileg. / Der Gewandten, der Gebildeten. /

 

Draußen reiche Kanaken in italienischen Boliden. / Von Kopf bis Fuß behaart. / Reste einstiger Trainingsanzüge an deren gedrungenen Körpern. / Die sie zu tragen pflegten, bevor sie irgendwie zu Geld kamen. / Indem sie Handyshops eröffneten. / Oder Boxställe. / Indem sie Mädchen verkauften, indem sie Kokain verschacherten, indem sie Flüchtlinge verschoben. / Reiche Kanaken in italienischen Boliden. / Nur keinen Neid, Deutschland. / Neidgesellschaft, Neiddebatte. / Neid and Day, Deutschland, Deutsches Reich. / Ich bin verrückt nach deinem Kanakenmund. / Ich bin verrückt nach deinem Sklavenmund. /

 

So wild nach einer Mundspülung mit Alkohol. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

Energiebeschäftigte (2)

Nackenschmerzen, ein Reißen, was Wunder, denke ich. Vielleicht sollte ich den Stahlhelm mal absetzen des Nachts. Entspannen, mal loslassen, schließlich gilt es, ein Werk zu vollenden, geschliffen, geschmeidig, um einige unschöne Wörter bereinigt, das böse N-Wort, das böse K-Wort, das böse F-Wort. Sollte ich Nutten wieder als Prostituierte bezeichnen und nicht als Einwurfschlitze, denke ich. Wenn wir hier mal weiterkommen wollen mit der Belagerung, denke ich. Er schrecke hoch jede Nacht gegen vier, erzählt er, könne nicht mehr schlafen, stünde irgendwann auf, liefe durch die Wohnung wie ein Geist, erzählt er, Zigarette oder Schnupftabak, je nachdem. Alles still. Kein Geräusch. Nur die Küchenuhr, sie tickt, tickt, tickt. Batteriebetrieben, erzählt er, konnte ja keiner ahnen, das mit seiner Frau, das mit der Demenzerkrankung. Seit sie weg sei, weggesperrt in der Geschlossenen, käme er nicht mehr zur Ruhe, erzählt er. Des Nachts, erzählt er, und dass man den Maschinen gut zureden müsse, bevor sie in Betrieb genommen würden, seien schließlich von Menschenhand gebaut, die hätten auch eine Seele, erzählt er. Männer machen das, sage ich. Richtig, die reden mit ihren Autos, sagt er. Sie geben ihnen Namen, denke ich, hätte da den einen oder anderen anzubieten, denke ich. Innovationen, denke ich. Wenn wir hier mal weiterkommen wollen mit der Belagerung, denke ich. Hier riecht´s nach Kohlrouladen, denke ich. Aus der Dose, polizeilich gesucht, denke ich, und ob. Hier liegt ein Misstrauen in der Luft, eine geradezu ungeheure Skepsis, ein Höchstmaß an Unlust, beizeiten zum Glasreiniger zu greifen und sich den so dringend benötigten Durchblick zu verschaffen. Kann aber auch an der Heizung liegen, und wie. Denke ich, erhebe mich und drehe sie höher. Und dann ein Reißen, dieses.

Energiebeschäftigte (3)

Fällt die Lenkradheizung aus, kommt sehr kaltes Wasser, denkt Utz von Nunan. Aus dem Hahn, denkt Utz von Nunan, ein Gebildeter, ein Gewandter. Wir, die Menschen dieses Fleckchens Großstadt, haben all unsere Hoffnung auf den Mond gesetzt, oder heißt das in, denkt Utz von Nunan, ein Mann von Welt und Liebhaber der deutschen Sprache. Nun ist er zwar voll, doch nichts hat sich geändert. Die Antarktis, denkt Utz von Nunan, ein Schampatient. Der er gar nicht ist, nur das Wort, es gefällt ihm sehr. GMX sendet nachts gegen vier zuverlässig den sogenannten Spam Report, denkt Utz von Nunan, ohne auf diesbezügliche Inhalte einzugehen. Botschaften bleiben dem Pöbel überlassen, denkt Utz von Nunan, ein Mann von Adel. Noch ist Polen nicht verloren, denkt Utz von Nunan, alterslässig ans BMX-Rad gelehnt. In seiner Villa. Auf dem Hügel. An der Elbe. Von dort sieht man das Eis, den Eisgang. Fischers Fritz fängt täglich frische Fische, denkt Utz von Nunan. Pustekuchen. Zu kalt. Also Pizza. Hat Aldi noch auf? Thunfisch. Oder Räucherkind mit Tomaten und Chili. Reis dazu? Wäre eine Idee. Man muss nur zu improvisieren wissen, denkt Utz von Nunan, ein Mann von Stand und erlesenem Geschmack. Wenn man also nicht einmal den Mond für voll nehmen kann, wen dann? Fragt sich Utz von Nunan. Parkett müsste mal wieder, denkt er. Vorsicht, frisch gebohnert, lacht Utz von Nunan. Hach ja, die Frauen, denkt Utz von Nunan. Ein Mann mit Humor, das muss ihm der Neid lassen. Fällt die Lenkradheizung aus, kommt sehr kaltes Wasser, denkt Utz von Nunan und lacht sich ins Fäustchen. Der Hahn, immer wieder dieser Hahn, lacht Utz von Nunan. Ach ja, die Frauen, denkt er. Okay, denkt Utz von Nunan. Frauen sind in Ordnung, solang sie nur gepflegt sind.

 

Parkett müsste mal wieder, denkt er. Und der Hügel, immer dieser Hügel. Obenauf, lacht Utz von Nunan. Oben angekommen. Lacht Utz von Nunan und zieht einen Schlussstrich hinter sich her. Strich durch die Rechnung quasi, einen Schlussstrich mit drei s. Schon komisch, sieht komisch aus, denkt Utz von Nunan.

 

Ein klarer Fall für den Spam Report, ein weiterer.

Linoleumhafen (1)

Ernsthaft, Alpha, sieh zu jetzt hier. 

 

Denkt Utz von Nunan, toller Name, ausgedacht.

 

Hirngespinst, ich denke gern.

 

Über zehn Geburten nach.

 

Erste Geburt: Da, der neue Subaru Dschihad.

 

Missgeburten, Fehlgeburten, Notgeburten, Totgeburten.

 

Ausgeburten, Sturzgeburten; sollte ich sie auflisten?

 

Ernsthaft, Alpha, sieh zu jetzt hier. 

 

Zehn Grad minus draußen, stressig.

 

Das Knirschen der Reifen über ungeborene:

 

Eingeborene. Die Wut der kalten Diesel.

 

Hochwohlgeborene, gezogene Kapuzen, wohin das Auge blickt.

 

Angeborene, den Gören gefriert das Greinen im Rachen.

 

Die russische Rache, die sibirische Faust.

 

Temperaturen, die ich rief:

 

Wie werde ich sie wieder los?

 

Denkt Utz von Nunan, toller Name, ausgedacht.

 

Canada Goose ist der neue IS.

 

Da, die neue Kalaschnikow to go.

 

Zum Mitnehmen in den Supermarkt.

 

Auf Tiefkühltruhen schießen.

 

Auf Räucherkinder, Pökelmütter.

 

Die zehn Geburten lauten wie?

 

Ernsthaft, Alpha, sieh zu jetzt hier.

Linoleumhafen (2)

Ernsthaft, Alpha, sieh zu jetzt hier. 

 

Denkt Utz von Nunan, toller Name, ausgedacht.

 

Kopfgeburt, ich denke gern.

 

Trotz des Madenmeeres meiner Seele.

 

Die Sonne ist wie reines Kokain.

 

Sie brennt wie Schnee in Augenhöhlen.

 

Wie dumm von ihr, wie einfältig.

 

Ich setze eine Brille auf und denke:

 

Ist sie zu grell, bist du zu weich.

 

Die Strahlung, sie legt noch eine Schippe drauf.

 

Legt den Bikini ab, zeigt ultraviolettes Sternum. 

 

Ernsthaft, Alpha, sieh zu jetzt hier. 

 

Ist noch etwas Suppe da?

 

Ich hätte durchaus Appetit.

 

Auf irgendwas vom Eisbären.

 

Auf irgendwas vom Eisvogel.

 

Auf Brustbein aus den Tiefkühltruhen.

 

Vor den Toren Lidls.

 

Szenarien sind ausgedacht.

 

Fantastereien, ich schwärme gern.

 

Trotz des Madenmeeres in meinen Höhlen.

 

Ernsthaft, Alpha, sieh zu jetzt hier. 

 

Pack die Brillengläser weg und wisse:

 

Ist es zu kalt, bist du schon tot.

Linoleumhafen (3)

„Wie bitte!?“, brülle ich, „seit wann das denn!?“ „Immer schon“, sagt sie. „Lasst das nach, bringt doch nichts!“, brülle ich. „Die kriegen den Hals nicht voll!“, brülle ich. „Immer mehr, mehr, mehr!“, brülle ich. „Ich meine, mal ehrlich jetzt“, sage ich, „der Dezember hatte schon einunddreißig Tage, der Januar dito, der Februar dito. Und jetzt auch noch der März, hallo, geht’s noch!?“, brülle ich. „Das haben die sich doch ausgedacht, nur, um mich zu ärgern!“, brülle ich. „Das hast du dir doch ausgedacht, nur, um mich zu ärgern!“, brülle ich. „Warum, warum, warum?“, heule ich den abnehmenden Mond an. „Wieso Februar?“, fragt sie. „Stimmt“, sage ich, „der hat ja nur dreißig. Wir sollten den 30. Februar zum Feiertage erklären“, sage ich. „Tag der Verwirrten“, sage ich. „Wir wollen auch mal einen Feiertag haben, einen nur für uns!“, brülle ich. „Wir haben auch Rechte!“, brülle ich. „Komm in die Gänge, Refugees welcome!“, brülle ich. „Mann, Mann, Mann“, seufzt sie. Und ja, mitunter werde ich mir selbst zu viel, bisweilen verstehe ich mich selbst nicht. Wobei, denke ich, Glaukom, denke ich, Glaukom wäre ein guter, mehr noch, Glaukom wäre der perfekte Name für ein neues Telekommunikationsunternehmen, denke ich. Glaukom, präsentiert vom grünen Star der Empathie, denke ich. Glaukom, für eine bessere Verständigung zwischen Hirn und Lappen, so von Hälfte zu Hälfte, denke ich. Glaukom, bessere Hälften, denke ich. Flugs, denke ich. Wage aber nicht, ihn auszusprechen, den Gedanken, man kann ja nie wissen, denke ich. Vielleicht sieht sie das ja nicht so, denke ich. Eventuell sieht sie das ja auch völlig anders, denke ich. Inzwischen, denke ich. Das grüne Band der Sympathie, denke ich. Kämpfe unter Flüchtlingen veranstalten, denke ich. Bis aufs Blut, denke ich. Tränen gegen Geld, denke ich. Entsprechende App kreieren, denke ich.

 

Geschäftsideen muss man haben, denke ich und.

 

Und da, der neue Fiat Guantanamo.

Uomo (1)

Hart arbeiten, hart wohnen. HafenCity bleibt. / Wie du kommst gegangen, so wirst du auch empfangen. HafenCity bleibt. / Der Nothahn und die Mängelhenne. HafenCity bleibt. / Zeugen Dilemmaküken, gebären Schlamasselkinder. HafenCity bleibt. / Wer nichts taugt, wird abgesaugt. HafenCity bleibt. / Oil doch, Schrottkind. HafenCity bleibt. / Jedes Häuschen hat sein Kreuzchen. HafenCity bleibt. / Viele wissen das nicht. /

 

Arbeiter, Arbeiterklasse. HafenCity bleibt. / Die Arbeiter, sie arbeiten zu viel. / Sie sind oft überarbeitet. / Machen dumme Fehler, begehen häufig Dummheiten. / Werden arbeitslos. / Was nur konsequent ist. / Werden wohnungslos. / Was nur konsequent ist. / Gut speisen, frei sprechen, HafenCity bleibt. / Nett klönen: HafenCity bleibt. / Irgendwas mit Menschen, meinte der Henker. / Dann doch lieber zum Workout. HafenCity bleibt. / Gut stemmen, gut trainieren, HafenCity bleibt. / Denn wer Arbeit sucht, der findet auch welche. HafenCity bleibt. / Denn Gleich und Gleich gesellt sich gern. HafenCity bleibt. / Denn wer nichts taugt, wird abgesaugt. /

 

Klasse. / Stephen Urbanski sagt: Hier stehe ich in Hut und Mantel. / Viele wissen das nicht. / Stephen Urbanski geht hin und eröffnet ein neues Restaurant in der HafenCity Hamburg. / Zur lustigen Tellermine. / Zur freundlichen Tellermine. / Zur fröhlichen Tellermine. / Bitte wählen Sie aus vielen explosiv leckeren Gerichten, garantierte tausend Jahre alt. / Stephen Urbanski, neofaschistischer Nationalkapitalist. / Viele wissen das nicht. / Wohlstandsversager, Unfeinschmecker. / Bau auf, bau auf, bau auf dein Zelt. / Denn nachts ist es oft draußen. / Irgendwas mit Menschen, meinte der Henker. / Oil doch, Held der Arbeit, klasse. / Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

Uomo (2)

Die erste Schlange entdeckte Utz von Nunan alias Steffen Stutzki alias Stephen Urbanski nur per Zufall, sie lag getarnt auf dem Parkett, Ton in Ton mit diesem quasi. Eine Kreuzotter vielleicht, dachte Utz alias Steffen alias Stephen. Eine Nordnatter vielleicht, dachte er, wobei er gar nicht wusste, ob Nordnattern überhaupt existierten, es war dieses Wort, wie immer, wortaffin, begriffsgeil, wie immer, so war er. Die zweite Schlange war ungleich größer, sie hatte es sich auf dem Vitra am Schreibtisch bequem gemacht, lag dort eingerollt, augenscheinlich mit sich und der Welt zufrieden. Eine Boa. Boa, dachte Utz alias Steffen alias Stephen, das geht ja gar nicht, das ist mein Platz. Ich arbeite, dachte Utz alias Steffen alias Stephen, und zwar täglich, und zwar hart. Was man von dir ja nicht gerade behaupten kann, so, wie du da liegst und den, nun ja, Maulaffen feilhältst. Gut, kümmere ich mich später drum, dachte Utz alias Steffen alias Stephen, denn er verspürte ein Bedürfnis. Nicht: Bedürftigkeit, hierin muss man auch einmal ganz deutlich unterscheiden. Und auch keinerlei Bedarf, einen solchen erst recht nicht. Nein, er musste schlicht mal, wich dem Python aus, der missgestimmt im Flur von der Lampe hing; was los? Dachte Utz alias Steffen alias Stephen, es gibt partout keinen Anlass zur schlechten Laune, die Sonne scheint, die Temperaturen sind im Plus, der Frühling, er naht schnellen Schrittes. Bald: Miniröcke. Bald: Einsichtige Blusen. Bald: Autos oben ohne, lachte Utz alias Steffen alias Stephen; alter Scherz, dachte Utz alias Steffen alias Stephen und nahm Platz. Als er. Also plötzlich: Unvermittelt gepiekt wurde, und zwar unten, und zwar dort, wo es nicht schön war. Erst kamen die Krämpfe, dann der Schaum.

 

Nicht: vom Rasierzeug, das muss man an dieser Stelle auch einmal ganz klar sagen dürfen. Später hinzugezogene Ermittler bestätigten dies, gaben zudem zu Protokoll, dass es sich bei den in der Wohnung des Geschädigten vorgefunden acht Schlangen um insgesamt acht Schlangen gehandelt habe, allesamt von unklarer Provenienz, sprich: Nationalität; entsprechende Befragungen hätten jedoch noch nichts Nennenswertes ergeben, allerdings wolle man den derzeit laufenden Ermittlungen nicht zuvorkommen, meinten die Ermittler und baten um Verständnis. Nur so viel ließe sich zum jetzigen Zeitpunkt sagen, nämlich so viel, dass es sich bei dem mutmaßlichen Besitzer besagter acht Schlangen um einen vermeintlichen Nachbarn handeln dürfte, welchem man den Strom abgestellt hätte vonseiten des wahrscheinlichen Anbieters. Gründe hierfür seien indes noch nicht bekannt, allerdings sah sich jener Nachbar dadurch wohl gezwungen, seine Terrarien zu öffnen und die acht mutmaßlich Verdächtigen freizusetzen, darunter die genannten Tiere. Vorgeblich unklarer Herkunft, die wiederum dem Geschädigten, schnarr, der geschädigten Person, pieks, also eines, und zwar nicht vom Rasierzeug, angenommen, das muss man an dieser Stelle auch einmal ganz klar sagen dürfen: HafenCity bleibt.

Uomo (3)

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Von Schlangen träumen: Sündenfall. / Gespaltene Zungen. / Verführung, Beschwörung, die Flötentöne. / Sex, Lust, Tod, Befreiung. / Hellwach. / Pass auf, wo du hintrittst. / Schlangen, Kriechtiere. / Ein Leben im Staub. / Kriecher mit Biss. / Letal. / Lähmungserscheinungen. / Würgeschlangen, Strangulationswerkzeuge. / Urbanski: erdrosselt, erstickt. / ALPHA URBANSKI: Leichenfledderei. / Verwesungsgeruch. / Müll riecht nie gut, meinte mein schöner schwarzer Mond neulich. /

 

Also schaffte ich ihn fort. /

Deutsches Qualitätsfleisch (1)

Irgendwas mit Menschen, meinte der Henker. Denn wer Arbeit sucht, der findet auch welche, meinte der Henker. Möglichst an der frischen Luft, meinte der Henker. Gern auch in idyllischer Umgebung, meinte der Henker. Ambiente ist ja alles heutzutage, meinte der Henker. Geregelte Arbeitszeiten, meinte der Henker. Mehr Zeit für Freunde und Familie, meinte der Henker. Kinder sind ja unsere Zukunft, meinte der Henker. Insbesondere im Frühling heutzutage, meinte der Henker. Tulpen aus Amsterdam, meinte der Henker. Ist ja gut, geht ja gleich weiter mit euren komischen Roggenbrötchen, meinte der Henker. Zwei Stück: eins achtzig, meinte der Henker. Da kann man doch nur noch mit dem Kopfe schütteln, meinte der Henker. Kaum zu glauben, nicht zu fassen, meinte der Henker. Die reinsten Konditoreipreise, meinte der Henker. Völlig überteuert, meinte der Henker. Unverhältnismäßig, meinte der Henker. Unvorstellbar, meinte der Henker. Die kleinen Einkommen, meinte der Henker. Bares für Rares, meinte der Henker. Die grünen Unternehmerinnen, frisch von der Uni, meinte der Henker. Die alleinerziehende Krankenschwester mit Kind, meinte der Henker. Nun ja, unverhofft kommt oft, meinte der Henker. Wie gewonnen, so zerronnen, meinte der Henker. Wo gehobelt wird, da fallen Späne, meinte der Henker. Handwerk hat ja goldenen Boden, meinte der Henker. Am Gelde hängt es, zum Gelde drängt es, meinte der Henker. Die kleinen Kneipen in unseren Straßen, meinte der Henker. Die Menschen, sie sehnen sich nach spiritueller Harmonie, meinte der Henker. Naturgemäß, meinte der Henker. Draußen bei Kuchen und Tee, meinte der Henker. Möglichst an der frischen Luft, meinte der Henker. Gern auch in idyllischer Umgebung, meinte der Henker. Ambiente ist ja alles heutzutage, meinte der Henker. Frau dich des Lebens, meinte der Henker. Erasco deckt den Tisch, meinte der Henker. Halt mal, meinte der Henker und drückte mir das Haupt der Medusa in die Hand. Schlangenfraß, dachte ich angewidert und.

 

Und da, der neue Renault Vegan.

Deutsches Qualitätsfleisch (2)

Hafenstraße bleibt, meinte der Henker. Lockruf des Goldes, meinte der Henker. Gleich und Gleich gesellt sich gern, meinte der Henker. Wer nichts taugt, wird abgesaugt, meinte der Henker. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr, meinte der Henker. Es ist schon so mancher erfroren, aber noch keiner erstunken, meinte der Henker. Es gibt keinen Rauch ohne Feuer, meinte der Henker. ALPHA URBANSKI, das Buch der Phrasen und der Hohlmantelmunition, dachte ich. Da, der neue Tesla Plumbum; es wird scharf geschossen, der Wagen fährt in Schlangenlinien. Kann Gott sterben? Kann Er? Es wird ein Umbruch stattfinden, meinte der Henker. Wat Nuss, dat Nuss, meinte der Henker. Die Welt ist im Wandel, meinte der Henker. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, meinte der Henker. Hier, halt mal, meinte der Henker und drückte mir den Kopf der Bande in die Hand. Habe ihn kaum wiedererkannt, habe mich kaum wiedererkannt. Hier, meinte der Henker und drückte mir das Hauptquartier in die Hand. Die Schlangengrube, dachte ich bestürzt. Gott fährt in Schlangenlinien. Kann Gott sterben, kann Er? Auf Ihn wird scharf geschossen. Von Schlangen träumen: Sündenfall. Verführung, Beschwörung, die Flötentöne:

 

Beibringen den Eilfertigen. Kann Er?

Deutsches Qualitätsfleisch (3)

Wir haben das Glück erfunden.

 

Maschinen sind der Lohn.

 

Autos und die Kraftfahrzeuge.

 

Zeugen unserer Arbeit ehrlich.

 

Deutschland, einig Autobahn:

 

Da, der neue Leopard Art.

 

Diesel den Höfen, Eleganz dem Fuhrpark.

 

Nazis gegen Gewalt.

 

Die Schmerzen klingen ab.

 

Beschwerden lassen nach.

 

Dank Daumenschrauben.

 

Welche ziehen wir heute an?

 

Und wem?

 

Wir säßen so gern neben uns.

 

Wäre dies nur möglich.

 

Besetzten auch noch diesen Platz.

 

Auf sicher, auf Verdacht.

 

Dem Nebenmann, der Nebenfrau.

 

Die Butter vom Brot.

 

Ein kluges Volk baut vor.

 

Deutschland, Deutsches Reich:

 

Anständig bleiben.

 

Hart arbeiten, hart wohnen.

 

Ein Leben für die Glücksspirale.

 

Versagen untersagt.

Nazis gegen Gewalt (1)

Die Schmerzen klingen ab.

 

Beschwerden lassen nach.

 

Es wird zum Buch kommen.

 

Der eiserne Vorhang.

 

Versenkt sich.

 

Die eiserne Vorhaut.

 

Sie zieht sich zurück.

 

Die eiserne Jungfrau.

 

Bleibt vornehm.

 

Sie öffnet ihre Pforten.

 

Zum Paradies der Pein.

 

Es wird zum Buch kommen.

 

Wir schreiben mit Herzblut:

 

Die Wirtschaft ist tot.

 

Wir schreiben mit Urin:

 

Der Esel nennt sich selbst zu spät.

 

Wir schreiben mit Sekreten:

 

Reell ne va plus.

 

Es wird zum Buch kommen.

 

Wir schreiben mit Bedacht:

 

Da, der neue Bugatti Girl.

 

Die Schmerzen klingen ab.

 

Beschwerden lassen nach.

 

Dank Mädchen in Dosen.

 

In Rosenanzügen.

Nazis gegen Gewalt (2)

Ich hole das Gerät, sagt die Kellnerin. / Der Mann, der gemachte Mann. / Der Mann, das ungemachte Bett. / Das Nest, das gemachte Nest. / Hinein über altes Kopfsteinpflaster. / Drinnen: Hintergrundmusik. / Wie geht es dir? / Gut, und selbst? / Gut. Wie ist dein Steak? / Okay, und deins? / Okay. / Dir schon klar, dass wir hier das große Gletschersterben vorantreiben? / Ja, die Kühe und der Stromverbrauch. / Stimmt, die Kühe und der neue Lotus Peace. / Richtig, Gas ist rechts. / Glücksgas, unbedingt. Und sonst? Heim und Welt bestellt? / Danke, ja, Friede dem Reich, Ruhe im Haus. / Das freut mich. Keinerlei Gefährderansprachen? / Nun, sie wird vierzehn. Und die Shisha-Bar ist nicht weit weg. / Interessant, heißt? / Kalaschnikow Shisha. / Holzauge, sei wachsam. / Ich sage es dir. / Matador: Dark Mix. / Was ist das, Hintergrundmusik? / Nein, Lakritz von Haribo. / Interessant. / Und sonst? Irgendwelche Senkungen, Verengungen, Erschlaffungen? / Nein, aber es gibt einen neuen Faschistengruß. / Interessant, und der wäre? / Hoch mit dem kleinen Finger der rechten Hand. / Interessant, das halbe Teufelszeichen also? / Korrekt. /  

 

Ich hole das Gerät, sagt die Kellnerin. /

 

Deine Haare sehen gut aus. / Danke, ich war gerade aufgestanden. Deine aber auch. / Danke, habe ich machen lassen. Alle vier Wochen zum Friseur. / Interessant. Ich habe eine neue Tätowierung: Love Fascism, Hate Nature. Habe ich mir machen lassen. Alle vier Wochen zum Stecher. / Interessant, mit Kommasetzung, sehr schön. Sag mal, du kommst doch rum, du kennst dich doch aus, ich hätte da gern mal eine Frage. / Immer zu. / Kastenweizen: antidemokratisch? / Nein, alkoholisch. / Danke. / Bitte. / Habe ich dir vom bis dato besten Dialog des noch laufenden Monats März erzählt? / Nein. / Soll ich? / Immer zu. / Kunde: Was kriegen Sie denn? Bedienung: Geld. Gehört in einer Shisha-Bar neulich. / Interessant. / Nicht wahr? Nicht wahr. Hallo, ich würde gern zahlen! Mit Karte! / Ich hole das Gerät, sagt die Kellnerin. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

Nazis gegen Gewalt (3)

David raucht Davidoff.

 

Peter raucht Stuyvesant.

 

Peer raucht 100.

 

Juno raucht nicht.

 

David raucht Davidoff.

 

Und liest den „Stern“.

 

Ernte raucht 23.

 

Pall raucht Mall.

 

Benson raucht Hedgefonds.

 

Kim raucht nicht.

 

David raucht Davidoff.

 

Und liest den „Stern“.

 

Kopf an die Mauer gelehnt.

 

Lord raucht Overstolz.

 

Marlboro raucht Cowboyhüte.

 

Vogue raucht Moden.

 

Eve raucht nicht.

 

David raucht Davidoff.

 

Und liest den „Stern“.

 

Kopf knallt gegen Mauern.

 

In religiöser Verzückung.

 

Klagerufe werden laut.

 

Mauern fragen: Kyffhäuser?

 

Sind die illegal?

 

Camel raucht Shit.

Professionelle im Berufsverkehr (1)

Ich hole den Aschenbecher, sagt die Kellnerin. /

 

Der Mann, der gemachte Mann. / Der Mann, das ungemachte Bett. / Das Nest, das gemachte Nest. / Hinein über altes Kopfsteinpflaster. / Drinnen: Nachrichtensperre. / Wie geht es dir? / Gut, und selbst? / Gut. Wie ist dein Steak? / Blutig, und deins? / Durch. Was ist das eigentlich mit diesen Brillen immer? / Du meinst die der Kellnerin? Ja, lass sie auf, Schätzchen, lass sie auf. / Hat so was von gebildeter Schmutzsau, oder? / Richtig, denn Einbildung ist ja schließlich auch eine Bildung, wie man weiß inzwischen. / Man? Na gut, apropos belesen, wie mag so ein Steakhaus wohl von innen aussehen? / Blutig, und deins? / Durch. Attika raucht übrigens Oliven. / Richtig, und Lucky raucht Strike. Nebel über den Kanälen, mein Freund. / Sorry, aber ich bin nicht dein Freund. Eine reine Wohltat übrigens, hier an Ort und Stelle einmal ganz offen sprechen zu können, so völlig ohne Druck. / Zwangsehen, Druckbetankung, hauchdünne Resteisflächen, auf denen Blesshühner schlafen im Stehen, Gott segne ihre Träume. Wobei die Moderne inzwischen für die Post arbeitet. / Richtig, wobei das Scriptum inzwischen für die Post arbeitet. / Richtig, wobei die Produktion inzwischen für die Post arbeitet. / Punk arbeitet inzwischen für die Post, die Beweislage ist in der Tat erdrückend. / Apropos, liest du eigentlich noch den Spam Report von GMX jeden Morgen pünktlich gegen vier? / Nein, ich habe noch nie etwas gelesen, weder Hände noch Kaffeesätze. Gegenfrage: Fährst du eigentlich noch BMX-Rennen? / Selbstredend, denn wer es nicht im Kopf hat, der hat es in den Beinen, weiß man doch. / Man? Na gut, wie auch immer. Hallo, Bedienung? Ich würde gern eine rauchen, und zwar auf Lunge, wenns beliebt! / Lunge, komm bald wieder, mein Freund. / Sorry, wirklich, aber ich bin nicht dein Freund. /

 

Ich hole den Aschenbecher, sagt die Kellnerin. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

Professionelle im Berufsverkehr (2)

Menschentrauben. Overkill. Steine. Dem Gleisbett. Entnehmen. Schleudern, werfen. Auf, Sekunde, liebe Polizistinnen und Polizisten der Polizei Hamburg. Kurden. Demonstrieren. Sekunde, liebe Kurdinnen und Kurden. Keine besonders gute Idee, die Hüter der Ordnung öffentlich steinigen zu wollen. Kurdische Köpfe zu Brei. Geschlagen. Zähne liegen verstreut. Darunter Keramik. Darunter Gold. Zungenspachtel: Öcalan, Digger, Öcalan. Sitzblockaden, S-Bahngleise. Starkstrom. Hunde. Schlagstöcke. Helme. Blutlachen. Hamburger Acht. Reporter rücken an, der Kampf um die besten Bilder ist entbrannt. Newsportale, sie stehen hell in Flammen: Bla, bla, bla. Esperanto, Schaumschlägerei. Leuchtwesten, Bahnwachen, Mahnwachen. Kerzen. Plüschtiere. Karten, Handgeschriebenes: Sekunde, liebe Menschenopfer, wo Gewinner, da auch Verlierer. Handgeschriebenes: Sekunde, Fett schwimmt oben, weiß man doch. Man? Doch? Handgeschriebenes: Sekunde, liebe Menschenopfer, so schmeckt die Milch der frommen Denkungsart. Bla, bla, bla. Da, die Feuerwehr Hamburg rückt an. Schläuche. Tragen. Funk. Wehrführer. Da, die Bundeswehr Hamburg rückt an. Da, der neue Leopard Erdogan, schweres Gerät, um ethnischen Minderheiten auf den Zahn zu fühlen. Und zwar gründlich. Parole: Beim Barte des Proleten. Parole: Durch das wilde Kurdistan. Parole: Reisende soll man nicht aufhalten. Hauptbahnhof Hamburg: Taxen streiken. Zu viele Krankentransporte, liegend. Kassen streiken, zu hohe Kosten. Notaufnahmen streiken: Bitte koten Sie den Gang nicht voll. Bitte weitergehen, hier gibt’s nichts zu sehen. Da, Heidi Kabel. Als Statue. Vor dem Ohnsorg Theater am Heidi-Kabel-Platz; da, das Bieberhaus am Hachmannplatz. Hach, „hart arbeiten, bis uns das Blut aus den Fingern spritzt“. Hach, „nicht wissen, wie man vor Hunger in den Schlaf kommt“. Man? Hunger? Hach, Gewaltspiralen. Hach, Quarten, Blaulichter, Einsatzkräfte. Mannschaftstransporter. Darin Junggesellen, Abschiedsfeiernde. Darin, Sekunde, liebe Junggesellinnen: Sie werden nun penetriert. Qua Mannschaftsfleisch. Sekunde, Sie werden nun von hinten und von vorn gestopft, denn doppelt genäht hält besser, weiß man doch. Man? Besser? Geschlechtsakte, sie werden gefilmt. In 3D. In HD. HH: Menschenmüll, Alkoholiker. Sie, Mitte vierzig. Sieht aus wie Ende siebzig. Bierflasche in der Hand, geöffnet. Redet trunkenes Zeug. Redet auf einen jungen Typen ein, eingenässt, Hose voll, ebenso benebelt. Rall, rall, rall. Dumm, dumm, dumm. Biernot, Magen übersäuert, der Junge übergibt sich.

 

Sekunde, sehr gern hole ich dich ab, Liebes. Wann kommt dein Zug? Wieso Verspätung? Welches Gleis? Hast du viel Gepäck dabei? Handgranaten im Rollkoffer? Einen Döner zur Begrüßung?

Professionelle im Berufsverkehr (3)

Sekunde, ich überhole, sagt die Kellnerin. /

 

Der Mann, der gemachte Mann. / Der Mann, das ungemachte Bett. / Das Nest, das gemachte Nest. / Hinein über altes Kopfsteinpflaster. / Drinnen: Glückliche Kühe. / Wie geht es dir? / Gut, und selbst? / Gut. Wie ist dein Steak? / Mittig, und deins? / Mutig. Da, der neue Pontiac Cunt! / Richtig, da, der neue Abrams Gay! / Richtig, apropos nuttig, wie war denn das „Frauenpolitische Frühstück“ der Blut-und-Boden-Grünen neulich? / Interessant, es wurden einige höchst brisante Themen erörtert. / Interessant, und die wären? / Ob man bei Anstreicherinnen Abstriche in Kauf nehmen müsse, oder ob man bei Stricherinnen Abstriche vornehmen sollte. Man? / Landstreicherinnen? / Richtig, in diversen Landstrichen. / Ob es sie wohl noch gibt, die guten Dinge? / Richtig, die guten Dinge, das einfache Leben, die anständigen Randständigen. / Wichtig ist ja nun die gleiche Bezahlung für niemanden, nur darum kann es jetzt noch gehen. / Richtig, dann kann sich auch niemand beschweren folglich, definitiv, im Endeffekt, in letzter Instanz. Apropos, darf ich dich mal was fragen? / Immer zu. / Warum bist du eigentlich ständig pleite? /

 

Sekunde, ich hole den Geier, sagt die Kellnerin. /

 

Apropos, wusstest du, dass der Mann früher für den Korb bezahlte, den er von einer Dame erhielt? So geschehen in Hamburger Tanzlokalen. / Hamburger Tanzlokale? Hat es nie gegeben meines Wissens. / Wohl! Denk nur an den Fürstenhof! / Richtig, denk nur an den Reichshof! / Richtig, denk nur an den Baseler Hof! / Richtig, denk nur an den Recyclinghof! Sekunde, wann soll das denn gewesen sein, 1887? / Nein, 1987. / Okay, interessant, direkt mal überlegen, wie alt ich da war. / Sag jetzt einfach mal gar nichts zur Abwechslung, okay, interessant? / Richtig, hallo, Fräulein, Bedienung! Wir würden gern ein Ei legen, Sie wissen schon, wo kommen wir denn da hin? / Sekunde, ich hole den Korb, sagt die Kellnerin. /

 

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

HH-UA 3784, deutsches Kennzeichen (1)

Blasmusik, ich habe sie noch nie gehört.

 

Die Kellnerin, sie lächelt.

 

Und schlägt die Augen nieder.

 

Und zieht den Lippenstift nach.

 

Die Wasserrechnung wird sehr hoch ausfallen.

 

Müssen, müssen, müssen, müssen.

 

Ich füge mich, ich muss es wohl.

 

Verabschiede mich von aller Jugend:

 

Mittenkraft.

 

Draußen, die Antarktis ist zurück.

 

Eisige Winde, sie blasen zum Angriff.

 

Draußen, die Dächer werden frisch geteert.

 

Drachen lachen, Glücksgasbrenner fauchen.

 

Pech für Dachau; HH, kleiner Scherz.

 

Der Winter findet das nicht witzig.

 

Der Winter bläst zur letzten Attacke.

 

Auch wir sind noch nicht durch mit uns.

 

Ernsthaft, Alpha, sieh zu jetzt hier.

 

Nur noch wenige Zeilen zu gehen.

 

Doch wenn man dauernd pinkeln muss.

 

Gerät man schnell mal aus dem Tritt.

 

Man? Ich war noch nie beim Tanztee.

 

Ich wurde noch nie um einen Engtanz gebeten.

 

Sekunde, ich hole das Körbchen, sagt die Kellnerin.

HH-UA 3784, deutsches Kennzeichen (2)

Schrägstriche wie Handkantenschläge. /

 

Aufschnitt Birkenau: geschmacklos? / Dann wollen wir sie verwenden. / Die Allegorie. / Einsetzen im Gruselkabinett. / Als Spiegelbild des kalkulierten Schreckens. / Irgendwas mit Mädchen, meinte der Henker. / Eisdrachen lachen, toben, kreischen. / Eiseskälte, weißer Wind. / Weltenekel, Menschenhass. / Höllenritt auf Messers Schneide. / Die Schlange, sie häutet sich. / Sie windet sich. / Und macht sich aus dem Staub. / Da, der neue Rolls-Royce Oi! / Gemeinschaftskunde: Fehlgeleitete, sie tappen in die Falle. / Sie hören „Mein Kampf“. / Podcast. / „Mein Kampf“, gelesen von einem Weib. / Gelesen von Uefa Braun. / Die Stimme überschlägt sich. / Weltenekel, Menschenhass. / Gemeinschaftskunde: Entfesselte Gewalt. / „Mein Kampf“ zur Nacht. / Sie dürfen die Kapseln nun zerbeißen. / Walkürenritt auf Zyankali. / Aufschnitt Birkenau: geschmacklos? / Dann wollen wir es verwenden. / Das Bildnis. / Als Gleichnis. / Irgendwas mit Mädchen, meinte der Henker. / Frauenpolitisches Frühstück? /

 

Spiegeleier ohne Zukunft. /

HH-UA 3784, deutsches Kennzeichen (3)

Du solltest mal einen Perspektivwechsel vornehmen, sagte ich zum Obdachlosen. Du solltest mal einen Perspektivwechsel vornehmen, sagte ich zum Sterbenskranken. Du solltest mal einen Perspektivwechsel vornehmen, sagte ich zum Missbrauchsopfer. Einen Humor hat dieser Urbanski, so schwarz wie ein Gedankenstrich, schrieb jemand die Tage auf Facebook. Nun, das mag ja alles sein, dachte ich geschmeichelt, dennoch.

 

Auch.

Epilog: Deckweiß

Umarmung: Ute Cohen, Ulrich Dörrie, Karl Burkhard Timm, Martin Westenberger, Philipp Wolgast. Chor: Angst vor der Zukunft, sobald ich nur an sie denke! Soundtrack: „Mach dir nichts daraus“, tröstet Marika Rökk, sekundieren Laibach. Und ja, ich schreibe dies quasi nackt, nur mit meinem kleinen deutschen Leben bekleidet, aus dem es kein Entrinnen gibt. Und da, der neue Aston Martin Deckweiß! Jubelschreie erklingen, Standing Ovations auf dem Obersalzberg und die Kuhmilch, sie heißt H.

 

Vulva: Ende dieses Büchleins mit der Rosenblüte.

Epilog: Dolce Land

Urbanski kehrt zurück in KITSCHFOTZE.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.04.2018

Alle Rechte vorbehalten

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