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Wenn ich mich daran zurück erinnere, kommt es mir so vor, als wäre es die Geschichte einer Fremden und nicht meine eigene.
Man sagt ja, jede Geschichte hat einen Anfang und ein Ende, aber was ist, wenn man nicht weiß, wo die Geschichte Ihren Lauf nimmt? …


Es muss der dreißigste Oktober gewesen sein, der mein Leben verändern sollte. Jedes Jahr im Oktober findet in unserer Stadt eine Party statt, die wirklich jeder besucht. Das ist praktisch schon Tradition unter den Jugendlichen. Auch ich und meine Freunde mussten natürlich dabei sein. Wir trafen uns alle bei Claudia, meiner damals besten Freundin, um uns fertig zu machen. Es war noch relativ früh, also hatten wir eine Menge Zeit. Wir tranken schon recht gut vor um schon mal in Stimmung zu kommen. Um acht gingen wir dann los, vorher holten wir allerding noch Claudias Freund und ein paar Kumpels von ihm ab. Es dauerte ungefähr eine Stunde, bis wir da sein würden. Unterwegs lachten wir so laut, dass wir beinahe die ganze Stadt unterhielten. Ich muss zugeben, wir hatten es wohl etwas übertrieben mit dem Vortrinken. Ich ging mit Claudia voraus und bald hatte uns Dennis, Ihr Freund, eingeholt und sagte wie aus dem Nichts zu mir: „ Carry, du brauchst auch endlich mal einen Freund, gibt’s da nicht vielleicht jemanden den du toll findest?“ Und ohne zu zögern oder überhaupt nachzudenken sagte ich: „ Ja, gibt es, kennst du Marcel Wendegart?“ Dennis fing an zu lachen und meinte: „ Sag jetzt nicht, dass du den geil findest? ... Ich sagte darauf nichts, ich grinste bloß. Ich nehme an, ab jetzt hat nimmt die Geschichte erst richtig Ihren Lauf.
So unglaublich es mir in dem Moment auch erschien, aber nur wenige Meter vor uns stand er mit ein paar Freunden. Ich erkannte ihn sofort. Er war groß, größer als ich und ich erkannte sein Lachen, seine Stimme. All das konnte ich erkennen, weil ich ihn schon lange genug kannte. Vor etwa zwei Jahren waren wir sehr gute Freunde gewesen, ich war schon damals ein wenig verliebt in ihn, ich habe mich allerdings nie getraut ihm davon zu erzählen. Dafür war mir unsere Freundschaft dann doch zu wichtig.

Ohne zu zögern schnappte Dennis meine Hand und wir liefen zu Ihm rüber. Auch Claudia und die anderen kamen uns hinterher. Als wir vor Ihnen standen kam Marcel auf mich zu und umarmte mich zur Begrüßung, so als hätten wir uns damals nicht gestritten. „ Hay Carry, was macht Ihr denn hier, wollt ihr auch auf die Party? Ich bejahte und wir einigten uns darauf, dass wir alle zusammen hingehen würden. In Gedanken ging mir immer noch seine Umarmung durch den Kopf. Sie war so vertraut. Ich spürte wie es in meinem Bauch anfing zu kribbeln, das passiert immer, wenn ich nervös oder aufgeregt bin. Kurze Zeit später unterhielten wir uns wieder wie damals und ich brauchte nur in seine Augen zu sehen, schon wurde mir ganz warm. Als mein Lieblingslied ertönte, schnappte ich ihn mir um mit ihm zu tanzen, das erwies sich jedoch als Misserfolg. Wie konnte ich nur vergessen, dass er nicht unbedingt der „Tanztyp“ ist, sondern mit ganzem Herzen den Heavy Metal lebte? Und überhaupt waren wir total verschieden. Wir teilten einen verschiedenen Musikgeschmack und während er auf Schwarze Klamotten abfuhr, bevorzugte ich eher die hellen Jenas und ein pinkes Oberteil, typisch Mädchen eben. Trotzdem hatten wir uns immer gut verstanden. Es wurde spät und wir hatten alle bereits sehr viel Alkohol intus. Ich wahrscheinlich noch mehr als er, aber das war an dem Abend sowieso nicht so wichtig. Irgendwann gegen Mitternacht küssten wir uns. Um ehrlich zu sein, habe ich darauf schon den ganzen Abend gewartet. „ Lass uns zu dir“, flüsterte ich ins Ohr und war selber total überrascht von mir, da ich sowas normalerweise nicht mache. Er schien genauso überrascht, denn er fragte mich, ob ich mir wirklich sicher sei. Als ich bejahte, gingen wir auch schon los, nein, wir liefen beinahe. Auf dem Weg fiel mir ein, dass ich meinen Freundinnen gar nicht Bescheid gesagt habe, dass ich gehe, aber die waren wahrscheinlich sowieso schon so stramm, dass die das so oder so nicht bemerken würden.

Bei ihm zu Hause angekommen, gingen wir in sein Zimmer. Es sah noch genauso aus wie damals. Überall hingen Poster von bekannten Rockbands, Fotos und alles Mögliche. Wir waren beide müde, also legten wir uns aufs Bett, deckten uns zu und machten den Fernseher an. Der allerdings wurde allerding total überflüssig, denn schon bald darauf lagen wir wild knutschend unter der Decke. Wir machten eine Weile rum, bis ich ihn irgendwann darauf aufmerksam machte, dass ich gehen muss. Ich gebe zu, dass war etwas unromantisch oder so, aber es war mittlerweile 4 Uhr und mein letzter Bus würde in zehn Minuten kommen. Wir machten uns also auf den Weg und lachten auf dem Weg zur Haltestelle so laut das einige Leute ihre Fenster aufrissen. Es war einfach unglaublich. Als wir ankamen stand mein Bus bereits da und ich musste mich ziemlich beeilen um ihn zu kriegen. Ich gab ihm einen flüchtigen Kuss und stieg in den Bus.

Im Bus musste ich plötzlich weinen. Ich weiß auch nicht warum, es kam einfach so. Mir ging plötzlich durch den Kopf, dass sowieso nichts aus uns wird und dass er sich morgen sowieso nicht daran erinnern würde, das machte mich irgendwie traurig. Aber vielleicht lag es auch einfach an dem vielen Alkohol, ich weiß es nicht. Ich weinte bis ich zu Hause angekommen war. Zu Hause wartete meine Vater bereits auf mich. Verdammt, ich hatte total vergessen, dass ich schon um eins zu Hause sein musste. Er wird mich umbringen. Und es kam wie es kommen musste. Mein Vater brüllte mich wie jeden Tag zusammen und dann schubste er mich. Ich stieß mit meinem Hüftknochen gegen die Ecke unsere Treppe…

Als ich aufwachte hatte ich unglaubliche Kopfschmerzen, außerdem konnte ich jetzt einen großen blauen Fleck an der Stelle sehen, an der ich mich gestern gestoßen habe als mein Vater mich geschubst hat , aber das war nicht so wichtig, denn das nächste woran ich denken musste war der gestrige Abend. Plötzlich musste ich grinsen. Ob er sich wohl daran erinnert? Und wenn ja, was denkt er wohl?
Als ich später bei ICQ online ging, konnte ich es kaum fassen, er hatte mir eine Nachricht hinterlassen.
Gleich nach dem ich weg gewesen bin hat er mir die Nachricht geschrieben.

„Es war schön dich mal wieder getroffen zu haben,
ich würde mich freuen, wenn wir uns bald wieder treffen könnten“

Oh mein Gott, dachte ich mir nur. Ich schrieb ihm sofort zurück. Natürlich hatte ich Lust ihn wieder zu sehen. Am nächsten Wochenende hatte er vor ein paar Leute zu sich einzuladen und ich sollte auch kommen. Ich war mir allerdings nicht sicher, was das denn für Leute waren, also fragte ich ihn, ob ich Claudia mitnehmen dürfe.
Samstag war es dann soweit. Wir sollten um neun bei ihm sein. Ich war schon den ganzen Tag über aufgeregt und jetzt stand ich vor seiner Haustür. Als er aufmachte küsste er mich zur Begrüßung. Meine Freundin war genauso überrascht wie ich, allerdings ließ ich mir nichts anmerken. Was bedeutete das? Waren wir jetzt ein Paar? Ich war glücklich und verwirrt zugleich. Wir gingen hoch in sein Zimmer und als wir eintraten, war ich erstmal ziemlich baff!


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.06.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Die Widmung dieser Geschichte geht an meine Mutter,die mit mir eine harte Zeit durchstehen musste. Ich danke ihr dafür, dass sie trotz allem so stark geblieben ist.

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