Endlich!
Die elektronische Buchungsbestätigung lag in meinem Email Postfach.
Es war Ende Januar. Die Reise würde ich erst im August antreten. Ich wollte sicher gehen, dass ich auch noch einen Platz in der Gruppe bekomme, schließlich war die Teilnehmerzahl auf sechs Personen begrenzt. Einige Wochen vorher sollte ich das komplette Ablaufprogramm bekommen.
Ich hatte keine Vorstellung, was auf mich zukommen würde. Die wenigen Berichte, die ich auf der Homepage las, brachten wenig Aufschluss darüber, was dem Teilnehmer erwartet.
Ich musste mich also in Geduld üben. Hoffentlich ertrage ich die Spannung, bis ich endlich einen Orca zu sehen bekomme.
Die Koffer waren gepackt.
Am liebsten hätte ich meine Aufregung mit in dem Koffer verstaut, doch dieser ächste bereits beim schließen und war wegen Überfüllung geschlossen.
Ich rief mein privates Taxi. Mein Mann war noch ziemlich müde und so gar nicht erfreut darüber, dass ich ihn nun für eine Woche verlassen würde.
Da er ein Morgenmuffel ist, verlief die Fahrt zum Flughafen ruhig. Hinzu kam noch wenig Verkehrsaufkommen, was für Hamburger Verhältnisse eher selten ist.
Mein Flieger sollte erst gegen 11:00 Uhr abheben. Somit hatte ich noch genügend Zeit und mein Göttergatte half mir, die Koffer zum Check-In zu tragen, dann ein Küsschen zur Verabschiedung und ich holte meinen Boardingpass ab.
Zollkontrolle. Passkontrolle. Alles rutschte wie Seife. Ich genehmigte mir noch einen Latte Macchiato und wartete darauf, dass ich endlich in den Flieger einsteigen konnte für den dreistündigen Flug nach Malaga.
Leider kam der Flieger bereits in Hamburg zu spät an und ich betete, dass wir die Verspätung unterwegs wieder aufholen würden, doch meine Hoffnung wurde zerschlagen und wir landeten mit einer halben Stunde Verspätung.
Während des Fluges rutschte ich ungeduldig auf meinem Sitz hin und her und machte mir Gedanken, ob die anderen auch auf mich warten würden, denn das Handy durfte ich ja leider nicht benutzen.
Nachdem ich meinen Koffer abgeholt hatte, war es schon nach 15:00 Uhr. Über eine Stunde später als geplant.
Uff! Erleichterung. Ein Mann, ich schätzte ihn auf Ende Zwanzig, stand am Ausgang mit einem Schild. Wir begrüßten uns.
„Entschuldige bitte die Verspätung, doch darauf hatte ich leider keinen Einfluß.“
Jerome lächelte. „Das ist kein Problem. Wir müssen sowieso noch auf einen Teilnehmer warten. Der wird erst gegen 17:00 Uhr landen.“, klärte er mich über die Situation auf.
Ich glaube, er konnte den Ziegelstein plumpsen hören, als dieser beim Aufschlag auf den Boden in Millionen Teilen zerbrach.
Nachdem wir alle vollständig waren, teilten wir uns auf zwei Wagen auf und fuhren auf der Autobahn von Malaga nach Tarifa. Die Straße führte uns entlang der Küste. Eine traumhaft schöne Aussicht, gefolgt von herrlichen Sonnenschein begleitete uns des Weges. Nach ca. 45 Minuten legten wir eine kurze Pause ein und genossen erst einmal den Ausblick.
Was ich sah, war herrlich! Vor mir lag die Straße von Gibraltar und ich konnte direkt auf die marokkanische Küste schauen.
Nachdem wir uns alle kurz die Beine vertreten hatten und mit Getränken versorgt wurden, ging es auch schon weiter.
Nach weiteren 90 Minuten Autofahrt erreichten wir unsere Unterkunft. Jeder von uns bekam sein Zimmer zugewiesen. Ich hatte Zimmer Nr. 5. Die Anlage war sehr schön, die Zimmer einfach und zweckmäßig im polynesischem Stil eingerichtet.
Wir erfrischten uns kurz und trafen uns dann an der Bar, um uns besser kennen zu lernen und den kommenden Tag zu besprechen. Es war eine illustre Gruppe. Da diese Forschungsreisen von dem englischen Zweig der Organisation veranstaltet wurde, sprachen wir alle Englisch. Außer Jerome, unseren Meeresbiologen und gleichzeitig Tierarzt und mir, kamen alle anderen Teilnehmer aus England. Da waren noch Oscar, Alice und Kate, sowie Will mit seinem Sohn Jerry, und zu guter Letzt Nicole, die ebenfalls bei der Organisation arbeitet und mit ihrem Mann uns für ein verlängertes Wochenende begleiten wollte um Fotos zu machen.
Jerome war freier Mitarbeiter und sollte uns die Woche über begleiten, uns als Tourguide dienen und uns die Tiere und deren Erforschung näher bringen.
Gegen 22:00 Uhr verabschiedeten wir uns voneinander und gingen ins Bett.
Um 7:30 Uhr klingelte der Wecker meines Handys. Ich hatte gut schlafen können, trotz der Aufregung. Ich machte mich fertig und ging zum Frühstücksraum. Alle anderen waren bereits da und schon fast mit ihrem Frühstück fertig. Jerome begrüßte mich und begleitete mich zum Tisch. Ich brauchte nicht viel. Eine riesen Tasse Kaffee und ein Croissant oder Brötchen. Hauptsache Kaffee.
Ich ging zum Tresen und bat den Kellner freundlich, im gebrochenen Spanisch, um eine Tasse dieses köstlichen schwarzen Gebräus. Er lächelte mich an und wenig später hatte ich meinen Wachmacher intus und bat um eine weitere Tasse, die ich diesmal sogar an meinem Platz geliefert bekam. Lächelnd bedankte ich mich. Jerome sah mich erstaunt an. Ich wusste nicht warum, es war mir auch egal, denn es war noch sehr früh.
Wir verteilten uns schließlich auf die Autos und fuhren zum Hafen von Tarifa. Dort erwartete uns die „Rainbow“, unser Boot für die kommenden Tage.
Der Wind war nicht ganz ohne. Wir mussten gut aufpassen, als wir das Boot betraten, dass wir nicht ins Wasser fielen. Der Kapitän half uns, wir legten unsere Rettungswesten an und verließen den Hafen von Tarifa. Dabei passierten wir eine Statue, die den Fischern beistehen sollte.
Nebenbei hörten wir immer wieder, wie sich unser Kapitän mit anderen Kapitänen über Wal- und Delfinsichtungen unterhielt.
Wir waren bereits einige Stunden unterwegs, als uns das Glück endlich hold wurde.
„Da! Da hinten! Ich sehe was!“, rief Oscar ganz aufgeregt.
Wir schauten alle gespannt in die Richtung, in der sein Finger zeigte. Und tatsächlich, da war etwas. Es sah aus wie ein Baumstamm, der im Wasser trieb.
Der Kapitän schaltete den Bordmotor ab und wir ließen uns ein wenig treiben. Die Strömung war uns gnädig und wir konnten uns so, sehr ruhig, dem Baumstamm nähern.
„Ein Pottwal. Er scheint gerade zu schlafen“, klärte Jerome uns auf. Gebannt schauten wir auf das treibende Tier. Keiner von uns wagte auch nur einen Mucks von sich zu geben und wir hielten unserem Atem an. Schließlich wollten wir das Tier nicht in seinem Schlaf stören.
Doch es war bereits zu spät. Er erwachte, buckelte
und tauchte ab, während er uns seine wundervolle Fluke zeigte.
Wir waren alle hin und weg und redeten wild durcheinander. Jerome war mehr als amüsiert und brachte uns kurzer Hand zur Ruhe. „Dies war ein Männchen. Wenn ihr mehrere Pottwale zusammen seht, dann sind das Weibchen mit ihren Kindern. Die Bullen trennen sich nach der Paarung von den Weibchen und ziehen alleine weiter.“
Er wurde vom Kapitän unterbrochen und wir machten uns unsere Notizen.
„Jedes Tier hat spezielle Merkmale. Sei es eine Einkerbung an der Fluke, oder spezielle Markierungen, die von Kämpfen mit anderen Meerestieren oder Kollisionen her zeugen. Dies ermöglicht es uns, die Tiere wieder zu erkennen und ihre Reisen zu verfolgen. Jedes Forschungsschiff macht Fotos und Notizen, die dann in einem Computersystem gesammelt und ausgewertet werden. Also, macht schöne Fotos, dann können wir sie später verwenden und ebenfalls auswerten.“
Hatte ich mich da eben verhört? Wir sollen Fotos schießen? Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Endlich konnte meine Kamera zeigen, was sie drauf hatte.
„Der Wind wird stärker. Wir müssen wieder zurück.“, teilte Jerome uns mit.
In der Tat, die Rückfahrt wurde ziemlich wild! Der Wind blies sehr stark, sodass unser kleines Boot Schwierigkeiten hatte, den Hafen überhaupt anzulaufen.
Die Rainbow schaukelte und schwankte wie eine kleine Nußschale im Wasser. Manchmal machte sie auch einen Satz oder 'sprang' in die Luft. Wir mussten uns alle sehr gut festhalten, damit niemand über Bord ging. Was uns alle besonders erstaunte, niemand von uns wurde Seekrank. Den Rest der Fahrt über griffen unsere Hände krampfhaft nach jedem festen Teil des Bootes, um nicht doch noch Bekanntschaft mit dem Meer zu machen.
Die Wellen schwappten über Bord und wir mussten unsere Ausrüstungen in Plastik einwickeln und in Sicherheit bringen, um die empfindlichen Teile vor dem Wasser zu schützen. Bei diesem Seegang kein einfaches Unternehmen. Niemand von uns blieb trocken.
Zum Glück war ich gut ausgerüstet. Mein Rucksack war sogar Wasserdicht. In diesem Moment dankte ich heimlich meinem Mann für seine Umsicht und dass er mich beim Kauf so gut beraten hatte. Sein Wissen als Outdoorprofi kam mir in diesem Fall sehr zu Nutze.
Nachdem wir gegen 17:00 Uhr den sicheren Hafen erreicht hatten, gingen wir von Bord.
Unsere Seetrauglichkeit hatten wir bei diesem Ausflug wohl bewiesen.
Nun mussten wir erst einmal unsere klatsch nassen Klamotten los werden. Natürlich hatte niemand von uns daran gedacht eine zweite Garnitur mitzunehmen...
Jerome begleitete uns zum Center. Dort kauften wir uns erst einmal ein paar trockene T-Shirts, zogen uns um und trockneten uns ab, so gut es eben ging.
Danach spazierten wir ins Restaurant nebenan. Wir hatten alle mächtigen Kohldampf!
Abgekämpft aber glücklich rückten wir einige Tische zusammen und machten es uns in der Abendsonne gemütlich. Der Kräfte zehrende Rückweg ist an niemanden von uns einfach so vorüber gegangen.
Die nassen Klamotten hingen wir über den Zaun. Sonne und Wind sorgten dafür, dass sie schnell wieder trocken wurden.
Gemütlich saßen wir zusammen, aßen leckeres Essen, diskutierten über unseren ersten Ausflug und machten uns auf den Weg zurück ins Hotel. Jerome wollte am nächsten Morgen früh herausfahren. Der Wetterbericht hatte ruhigere See angekündigt.
Kickerikiiii! - Kickerikiiii!
Ich schlug langsam meine Augen auf. Was zur Hölle.... Ach ja, richtig.
Meine Erinnerung wurde langsam in mir wach. Es war 6:00 Uhr morgens!
Eigentlich hatte ich gedacht, ich mache Urlaub. Mir schwante, das würde kein gewöhnlicher Urlaub werden.
Kickerikiiii!
Schnaubend drehte ich mich um und stellte meinen Handywecker ab. Als ich raus schaute, sah das Wetter alles andere als nach einem sonnigen Morgen aus. Es war grau und trüb, wie meine derzeitige Verfassung.
Ich duschte und hörte bereits die anderen draußen überschwenglich miteinander reden. Ich zog mich an und trat vor die Tür, als mir Alice und Kate ein herzliches „Guten Morgen“ an den Kopf warfen. Ich winkte ab. Ich gebe es zu, ich bin ein Morgenmuffel!
Jerome kam und bat uns zu den Autos zu gehen.
Im Hotel gab es zu dieser Zeit noch kein Frühstück.
Damit wir nicht mit leeren Magen aufs Boot gingen, fuhren wir zu einem kleinen Cafe am Hafen. Dort bekamen wir unser erstes spanisches Frühstück serviert.
Kaffee mit Churros in Schokoladensoße und, wer wollte, Zucker.
Mein Magen überlegte, ob er rebellieren sollte, als mein Blick auf die vor Fett triefenden Teigschlangen fiel.
Ich überlegte, ob ich das Risiko eingehen wollte. Als ich so in die Runde sah, bemerkte ich, dass alle es probierten und einige genüßlich kauten. Gruppenzwang! Ich nahm ein Stück. Erstaunlicher Weise waren sie, in bitterer Schokoladensoße getunkt, gar nicht so übel. Ich entschied aber, dass sie definitiv nicht zu meiner Lieblingsspeise avancieren würden.
Nachdem wir fertig waren, ging es wieder zur Rainbow. Der Kapitän begrüßte uns freundlich. Zu so früher Stunde war er verdammt gut gelaunt.
Wir verließen den Hafen und verabschiedeten uns von Jesus, der Statue am Hafeneingang.
Einige Fischer waren bereits draußen und hofften auf einen guten Fang. Wir sahen große Fischerboote und ganz kleine Schaluppen.
„Jerome, was fangen sie in den kleinen Booten?“, wollte ich wissen.
„Die großen Fischerboote gehören den Spaniern. Sie fangen mit riesigen Netzen während die Marokkaner mit den kleinen Booten raus fahren. Sie fangen den Thunfisch noch mit einer Schnur.
Wir näherten uns eines der Fischerboote. Jerome grüßte und sprach den einen Fischer im fließenden Französisch an. Er wollte wissen, ob sie heute bereits Orcas gesichtet hätte, doch der Fischer schüttelte nur den Kopf.
Wir ließen sie in Ruhe weiter nach Thunfisch angeln und fuhren zu den spanischen Fischerbooten.
Diese waren uns eher unfreundlich gesonnen und wiesen uns an, nicht näher zu kommen, damit wir ihren Fang nicht störten.
Wir kamen der 'freundlichen' Bitte nach und fuhren aufs Meer, um sogleich mit der Sichtung einer Gruppe Pilotwale belohnt zu werden.
Wir knipsten wie wild, als Jerome plötzlich rief „Blas voraus auf 13 Uhr!“
Wir alle starrten gebannt in Richtung 13 Uhr.
Tags zuvor klärte uns Jerome auf, bei einer Sichtung immer anzugeben, auf wieviel Uhr man etwas gesehen hat. Dabei orientiert man sich am Schiff. 12 Uhr ist der Bug des Schiffs während das Heck 6 Uhr darstellt. Dazwischen liegen die anderen Zahlen, wie bei einer Uhr.
Und tatsächlich. Ein Blas!
Wir fuhren auf das Tier zu. Unser nächster Pottwal! Der Motor verstummte.
Doch kaum waren wir angekommen, buckelte das Tier und....
…. schon war er in den Tiefen des Meeres entschwunden.
Wir suchten weiter, als plötzlich ein paar Delfine auftauchten.
So schnell sie aufgetaucht waren, hatten wir sie auch schon wieder aus den Augen verloren. Diese Tiere sind einfach verdammt flink!
Es wurde Zeit wieder zurück zu fahren.
Im Hafen angekommen, suchten wir ein anderes Restaurant auf, um unseren Hunger zu stillen.
Diese Nacht konnte kaum jemand von uns richtig schlafen. Die vielen Eindrücke hielten einige von uns noch lange wach. Ich gab es schließlich auf, zog mich wieder an und ging in die Hotelbar. Draußen war es noch nicht wirklich dunkel und mild.
In der Bar traf ich auf Alice und Kate. Wir unterhielten uns noch angeregt über den wundervollen Tag, bis wir gegen Mitternacht dann doch das Bett aufsuchten, um noch etwas Schlaf zu bekommen. Der Wind frischte auf.
9:00 Uhr. Endlich mal eine zivilisierte Uhrzeit zum Frühstücken.
Ich ging zum Buffet, holte mir etwas zu essen, um mir danach einen Kaffee zu holen. Der Kellner lächelte mich freundlich an und wir wechselten ein paar Worte. Er hieß Jaime und arbeitete nur über den Sommer in dem Hotel.
„Wir haben gerade Levante. Da können wir leider nicht raus fahren“, erklärte Jerome, als ich gerade im Begriff war mich zu setzen.
Ratlosigkeit stand uns wohl in den Gesichtern geschrieben. Schließlich fragte Will: „Was ist Levante?“
Jerome lächelte verschmitzt.
„Auf Tarifa gibt es zwei Winde, den Levante, er kommt von der Landseite und ist meist ziemlich kräftig. Den hattet ihr bereits bei eurer ersten Ausfahrt kennen gelernt. Wir hätten heute wieder große Probleme mit dem Boot in den Hafen ein zu laufen. Und dann gibt es noch den Poniente, der von der Wasserseite kommt. Er ist meistens schwächer als der Levante.“
Aha, wieder etwas gelernt.
„Also, was machen wir?“, wollte Alice wissen.
„Wir machen einen Landausflug. Zuerst fahren wir nach Baelo Claudia, zu den Ruinen und der Düne.
Dort angekommen, sahen wir uns die Ruinen an. Uns fiel sofort die riesige Düne auf, die sich durch das Gebirge ihren Weg bahnte.
Reinster, feiner, weißer Sand – und das mitten durch die grüne Landschaft.
„Wie kommt die Düne dahin?“Staunte ich über das Naturereignes.
„Um das Meer zu brechen, hatte man vor vielen Jahren große Felsen entlang der Küste versenkt. Dies hatte zur Folge, dass sich mehr Sand ins Landesinnere ablagerte und somit nicht mehr ins Meer konnte. Die Düne wächst und wächst. Jedes Jahr wird sie etwas größer.“
Skeptisch blickte ich auf breite Sandband. Das war mal wieder ein Beispiel dafür, wenn der Mensch in die Natur eingreift. Die Folgen konnten damals noch nicht erahnt werden.
Wir fuhren weiter ins Landesinnere.
Unterwegs mussten wir einen Stopp einlegen, da eine Herde Ziegen uns die Weiterfahrt verwährte.
Neben den Ziegen erweckten ein paar Geier unsere Aufmerksamkeit, die gerade gejagt hatten.
Tarifa leidet, wie die meisten Teile in Spanien, unter Wassermangel. Desto mehr waren wir überrascht, als wir plötzlich ein Reisfeld entdeckten.
Am Ende des Ausflugs stand noch ein Besuch im Theater an.
Natürlich war auch dies eine Ruine. Jedoch von der besonderen Art. In dieser Ruine finden immer noch Konzerte statt.
Bei dieser Kulisse! Da würde ich gern mal dabei sein.
Zurück im Hotel, legten wir eine Pause ein und kühlten uns erst einmal im Pool ab.
Abends waren wir zum Essen verabredet. Diesmal ging es ins 'Casa Amarilla', welches ich später zu meinem Lieblingsrestaurant erklärte. Ausgezeichnetes Essen und Weine. Besser konnte der Tag nicht ausklingen.
Heute morgen ging es wieder früh aus den Federn. Nach Kaffee und Churros wollten wir nun endlich einmal Orcas sichten.
Daher wollten wir die Straße von Gibraltar herunterfahren.
Ob uns diesmal das Glück hold sein würde?
Als wir bereits drei Stunden auf See unterwegs waren, begann ein wenig Frust uns zu übermannen. Nicht eine Sichtung. Keine Delfine. Keine Wale. Nichts. Oh. Doch. Müll! Mitten auf dem Meer fanden wir Müll.
Eine Schande! Wieso entleert ein Schiff einfach seinen Müll mitten im Meer? Es ist doch bekannt, dass viele Tiere durch diesen Unrat elendiglich verrecken müssen!
Wir schüttelten ungläubig die Köpfe und sammelten den Müll ein, um ihn später im Hafen zu entsorgen.
Das Mittelmeer war ruhig. Sehr ruhig! Wer glaubt, es gibt immer Wellen, der täuscht.
Plötzlich begrüßte uns eine Wasserschildkröte.
Endlich! Unser Laune besserte sich.
Am Horizont erblickte Jerome plötzlich einen unruhigen Streifen. Wir holten unsere Ferngläser hervor oder schauten durch die Teleobjektive unserer Kameras, konnten jedoch den Grund nicht erkennen, warum der Wasserstreifen dort so flimmerte. Eine Fatamorgana kam nicht in Frage. Wir fuhren hin.
Ehe wir uns versahen, waren wir in mitten einer Horde Delfine, die sich gerade an ihrem Mittagsbuffet vergnügten.
Sie waren plötzlich überall! Wir wussten gar nicht, wo wir unsere Kameras zuerst hinhalten sollten.
Sie sprangen um uns herum und machten Kapriolen. Unsere Herzen schlugen bis zum Hals. Jeder von uns versuchte Fotos zu machen, doch das war leichter gesagt als getan. Erwähnte ich schon, dass diese Tiere flink sind? Und, sie waren in ihrem Element! Keine Barriere, die sie aufhielt. Sie konnten tun und lassen was sie wollten, wann sie wollten und wie sie es wollten. Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus.
Wir begeleiteten die Delfnine noch ein wenig. Wir schätzten die Anzahl auf 250 - 300 Tiere. Schließlich waren sie so schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht waren. Langsam wurde es spät und wir mussten uns wieder auf den Heimweg machen.
Der heutige Tag stand uns zur freien Verfügung und der Wettergott uns wohl gesonnen.
Da unser Hotel etwas außerhalb der Stadt lag, wollten wir uns mal ein wenig in der Stadt umsehen und hinterher Baden gehen.
Schließlich liegt Tarifa zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantischen Ozean.
Wir entschieden uns zuerst Baden zu gehen.
An der äußersten Spitze treffen die beiden Meere zusammen. Ich stand tatsächlich mit einem Bein im Mittelmeer und mit dem anderen im Atlantischen Ozean.
Wann bekommt man das schon geboten?
Ich machte mich fertig und wollte im Mittelmeer schwimmen gehen, entschied mich dann aber doch erst einmal für einen Spaziergang vom Mittelmeer in den Atlantik. Meine Überraschung war umso größer, als ich feststellte, dass der Atlantik um einiges wärmer war, als das Mittelmeer.
Das liegt darin begründet, dass es im Mittemeer einige kühle Strömungen gibt, die das Wasser etwas herunterkühlen.
Also, Schwimmen im Atlantischen Ozean. Wundervoll!
Gegen Mittag machte ich dann einen Streifzug durch die Stadt.
Tarifa ist ein Surfer und Kite-Surfer Paradies.
Die starken Winde ermöglichen jeden Surf-Begeisterten einen aufregenden Ritt auf den Wellen. Allerdings sollte man die Winde nicht unterschätzen. Ich hatte mir sagen lassen, dass dieses Territorium eher etwas für "Könner" oder Fortgeschrittene sei.
Hier noch einige Impressionen, die ich nicht vorenthalten möchte.
Der Strand vor unserem Hotel
Ein Surfer
Fischerboote im Hafen von Tarifa
Delfin, der mit der Bugwelle spielt
Sonnenuntergang vor der Hafeneinfahrt von Tarifa
Sonnenuntergang am Strand
Flora und Fauna
Die Koffer waren gepackt und im Gepäck hatten wir noch viele schöne Erinnerungen verstaut.
Es würde einige Zeit in Anspruch nehmen, bis ich zu Hause alle Fotos verarbeitet und sortiert hatte.
Ein letztes Mal Frühstück. Jaime brachte mir meinen Kaffee an den Tisch. Jerome schaute mich verdutzt an.
"Wie hast Du das gemacht?", fragte er mich überrascht.
Ich wusste nicht, was er meinte. "Was? Wie gemacht?", wollte ich wissen.
"Normaler Weise bekommt man den Kaffee hier nicht an den Tisch gebracht."
Ich lächelte verschmitzt und zuckte mit den Schultern. "Ich war einfach nur freundlich zu ihm." Gab ich als banale Antwort. Jeromes Augen wurden größer und ich konnte seine Gedanken erahnen.
"Nicht was du jetzt vielleicht denkst!", beruhigte ich ihn. "Manchmal hilft ein kleiner Plausch und ein wenig Freundlichkeit kann Wunder bewirken."
Ich stand auf und versorgte mich mit einer weiteren Tasse Kaffee und verabschiedete mich von Jaime.
Mir war aufgefallen, dass sehr viele Hotelgäste, die überwiegend aus Kite- und Windsurfern bestanden, das Personal hauptsächlich ignorierten.
Sicherlich, es ist ihr Job den Kaffee auszuschenken, die Milch parat zu haben oder das Buffet wieder zu vervollständigen. Die Gäste stürzen sich darauf, doch danken tut es den Angestellten keiner.
Ein freundliches Lächeln und ein wenig Wertschätzung und Respekt tun nicht weh. Für diese kleine Geste brachte man mir meinen Kaffee an den Tisch.
Gegen 16:00 Uhr sollte mein Flugzeug mich wieder nach Hause bringen. Mein Mann holte mich ab und auf dem Weg nach Hause, im Auto, sprudelte es nur so aus mir heraus.
Leider hatte ich keine Orcas gesehen. Doch dafür wundervolle Begegnungen mit Pilotwalen, auch die Geparden des Meeres genannt, Streifen Delfinen, Gemeinen Delfinen, Pottwalen, Meeresschildkröten und sogar einen springen Schwertfisch hatte ich vor die Linse bekommen, doch als ich den Auslöser meiner Kamera bediente, war er bereits wieder im Wasser verschwunden. Zumindest konnte ich keinen Schwertfisch mehr auf meinen Bildern entdecken. Schade.
Zu langsam.
Die Gruppe, die eine Woche vor uns da war, hatte Orcas gesichtet.
Leider blieb uns dieses Vergnügen verwährt.
Tiere in freier Natur kann man nicht berechnen. Doch auch die anderen Meeresbewohner sind es wert, dass man ihnen Aufmerksamkeit schenkt.
Wer einmal dieses Erlebnis hatte, möchte dies nicht mehr missen.
Garantiert!
Die marokkanischen Fischer sind über die Anwesenheit von Orcas nicht sonderlich erfreut, denn Orcas LIEBEN Thunfisch und die Fischer angeln diese Orca-Spezialität.
Es geschieht nicht selten, dass ein Orca sich den schwer erarbeiteten Thunfisch einfach von der Leine stibizt....
Man sagt, dass Orcas bei ihrem Thunfischraub das kleine Fischerboot angreifen und versenken. Das jedoch gehört ins Land der Märchen.
Texte: Maren Bergmann
Bildmaterialien: und Cover: Maren Bergmann
Tag der Veröffentlichung: 17.06.2013
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